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Die Folgen der Rettung von Eugen für Margarete

Ihre beiden Kinder wurden von ihrer Nachbarin Rosi Hasler versorgt. Sie hatte sie gebeten sich um die Kinder zu kümmern, ohne ihr den Grund zu verraten. Sie würde vermutlich schon das schlimmste befürchten, denn Margarete wollte ihr, obwohl sie ihr vertraute, nicht den Grund ihrer Abwesenheit anvertrauen, Sie verabschiedete sich von Margit und Werner: „kann ich euch irgendwie erreichen, ist der Gemüsehändler, über den ich euch in schwierigen Fällen erreichen konnte, zuverlässig“? „Ja, rufe morgen Vormittag an, dann wissen wir mehr“. Sie umarmten sich, die Sorge um Eugen vertiefte ihren bislang recht oberflächlichen Kontakt. Margarete merkte jetzt erst so richtig, dass sie mit der schwesterlichen Zuneigung zu Erna auf das falsche Pferd gesetzt hatte. Ihr war klar, dass Erna nie etwas von ihrer jüdischen Verwandtschaft erfahren durfte.

Am nächsten Tag kümmerte sich Margarete erst um ihre Kinder, um danach die Treppe zu reinigen. Herr Wilke kam aus seiner Wohnung und begrüßte sie wie immer auffallend freundlich, es war seine Taktik auf diese Weise möglichst alles zu erfahren, was im Haus so vor sich ging. „Hatten sie Gestern Besuch? Ich glaubte gestern einen jungen Mann bei Ihnen gesehen zu haben. Wollen sie die BZ haben? Ich habe sie schon gelesen“. Margarete wurde Blass, sie hatte nicht bemerkt, das der Wilke, Eugen bemerkt hatte. Eigene Zweifel daran richtig gehandelt zu haben, konnte sie aufgeben. Sie hatte die Aufgabe an ihre Kinder zu denken. Nachdem sie die Treppe gereinigt hatte, ging sie in die Wohnung, um zu erfahren ob der Vorfall, der Zeitung für einen Bericht wichtig war. Auf der letzten Seite war ein Bericht über den Vorfall: Ein zweifelhaftes Element, vermutlich jüdischer Herkunft hatte sich den polizeilichen Ermittlungen durch Flucht entzogen! Es kommt immer wieder vor, dass sich Juden ihrer geplanten Umsiedlung entziehen. Der in Frage kommende Täter hat sich im Bereich des Potsdamer Platzes der Verhaftung entzogen. Die Bürger werden aufgefordert besonders Aufmerksam zu sein.

Margarete hatte eine Idee. Sie rief bei der BZ an und gab sich als Augenzeugin des Vorfalles aus. Vielleicht konnte sie so erfahren, ob Eugen noch frei war. Der Reporter war begeistert und ließ sich die Adresse von Margarete geben. Margarete gab an, durch Zufall Zeugin des Vorfalles gewesen zu sein. Sie berichtete über die Kontrolle und erfuhr dass Eugen noch nicht verhaftet wurde. Hoffentlich hat er sich gut versteckt, ging es ihr durch den Kopf.

Der Reporter besuchte sie am Nachmittag und Margarete erzählte ihm haargenau den Ablauf der Ereignisse. Am Abend rief sie Marlies über den Gemüsehändler an. Es hatte sich leider nichts Neues ergeben, sie verabschiedeten sich mit dem Versprechen weiterhin in Verbindung zu bleiben. Am nächsten morgen, es war Montag, standen zwei junge Männer bei Margarete auf der Schwelle. „Sie haben der BZ sehr gute Informationen über den Vorfall in der Straßenbahn Nr. 74 gegeben. Wir möchten gerne von ihnen wissen, ob ihrerseits Verbindungen zu den Gesuchten bestehen“. Er zeigte ihr seinen Ausweis. Margarete erschrak: Geheime Staatspolizei der SS stand dort. „Man hat beobachtet, dass sie zusammen mit dem Objekt in die Bahn eingestiegen sind. Der Täter ist vermutlich nicht allein gewesen, sie sind höchst verdächtig. Warum haben sie sich nicht sofort den polizeilichen Ermittlungen zur Verfügung gestellt, sondern die Zeitung angerufen. Es ist ihre Pflicht, als reine arische Deutsche, Ermittlungen zu unterstützen, oder sind sie etwa über die Gesetze zur Verbesserung der deutschen Rasse nicht informiert? Wir bemühen uns die deutsche Rasse rein zu halten. Juden führen einen eigenen Staat in unserem Land und sind somit nicht als deutsche Bürger zu bezeichnen. Der Jude ist eine Filzlaus, die uns durch betrügerische Manipulationen den Lebenssaft aussaugt! Wenn sie denen helfen, haben sie es verwirkt, sich als deutsche Frau zu bezeichnen. Wenn sie uns nicht unterstützen, riskieren sie langjährige Strafen bis hin zur Todesstrafe“. Margarete bestritt etwas mit den Gesuchten zu tun zu haben. Die Argumentation der beiden jungen Männer ließ ihr das Blut im Laib frieren. Es war erschreckend mit welcher schizophrenen Argumentation die Verfolgung der Juden begründet wurde. Die beiden Männer verabschiedeten sich freundlich und gaben Margarete den Tipp sich in Zukunft ihrer politischen Verantwortung nicht zu entziehen. Ihr Abschiedssatz: „Warum sind sie nicht Mitglied in der NSDAP, dass würde sich für sie auszahlen“. Margarete wusste, dass ihre Schwester, Erna schon lange in der Partei war, aber für sie kam dieser Schritt nicht in Frage, oder sollte sie dem gegenwärtigen Druck nachgeben? Entscheidungen unter Druck zu vollziehen widerstrebte ihrem Stolz und ihrem Ehrgefühl. Am Dienstag früh kam Frau Klein um über die Unterbringung der Kinder zu sprechen. „Wir haben einen geeigneten Vorschlag für sie erarbeitet, für ihre Tochter können wir einen Kindergartenplatz anbieten, für ihren Sohn steht zur Zeit kein Kindergartenplatz zur Verfügung, ich

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 07.01.2015
ISBN: 978-3-7368-6921-9

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Diese Buch wird allen politisch Verfolgten gewidmet. Es ist zur Zeit der Pegida Demonstration ein Buch das zum Nachdenken anregen sollte. Es beschreibt wie gefährlich Gewaltherrschaften sind. Egal ob von Rechts oder Links.

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