//Chris//
Müde kuschle ich mich noch dichter an den warmen Körper neben mir und vergrabe die Nase in der weichen Haut. "Wie ist es gelaufen?", fragt Peer murmelnd während er sich zu mir dreht. Seine Augen sind noch ganz klein und das verwuschelte Haar gibt ihm einen wilden Charme. Lächelnd hauche ich ihm einen Kuss auf die Nasenspitze und antworte ebenso leise wie er seine Frage gestellt hat: "Gut. Der Ehemann muss die Hälfte seines Geldes an meine Mandantin überweisen und das Haus ist auch ihr zugesprochen worden. Außerdem wollten beide Kinder bei ihr bleiben weshalb sie nun das Sorgerecht hat."
Peer weiß immer über die Fälle bescheid welche ich gerade bearbeite. Denn er hört mir zu wenn ich Sorgen habe und berät mich manchmal sogar, was in seltenen Fällen sogar etwas bringt.
"Und wieso kommst du so spät?", schmollt mein Engel und seine Augen senden kleine Giftblitze auf mich. Lachend zerwuschle ich seine Haare noch mehr was ihn grummeln lässt.
Früher haben wir an solchen Stellen stundenlange Diskussionen geführt, wo ich war und wieso ich mich nicht gemeldet habe.
Aber das ist Vergangenheit, ebenso wie Peer seine, manchmal wirklich unsinnige, Eifersucht.
"Habe noch etwas für dich besorgt mein Engel!", kontere ich und sehe am neugierigen Strahlen in seinen blauen Augen, dass er nun gänzlich wach ist.
Ich taste jedoch nach dem Lichtschalter und drehe mich bemüht gleichgültig auf die andere Seite und kuschle mich tiefer in die Decken.
Wenn ich jetzt gehofft habe, Peer lässt mich bis Morgen in Ruhe, liege ich komplett falsch. Mein Engel schiebt sich von hinten an meinen Rücken und bläst mir ins Ohr. Er weiß, dass ich dort verdammt kitzelig bin und das nutzt er gnadenlos aus.
"Ich sag es dir nicht!", kichere ich und halte seine Hand auf die sich selbstständig gemacht hat und auf dem Weg in meine Hose ist.
Peer versucht meinem Griff zu entkommen aber ich bin stärker wie er, war ich schon immer. "Komm schon alter Mann, sag's mir!", murmelt er und beißt mir etwas heftig ins Ohrläppchen.
Ich schwöre, wäre Peer nicht der Mann meines Lebens, würde ich ihn in solchen Momenten am liebsten aus dem Fenster schmeißen.
"Du sollst mich nicht immer so nennen!", beschwere ich mich und lege mich auf den Rücken zurück um ihn böse anzuschauen.
Immer spielt er darauf an, das ich doch etwas älterer bin wie er, und das macht er dann, wenn er was wissen will.
Peer kichert leise und schmiegt seine Wange an meine: "Ach komm schon Chris!"
Warum kann ich ihm nie länger wie wenige Minuten böse sein? Wieder einmal bin ich es, der nachgibt und ihn anlächelt.
"Jetzt kann ich es dir sowieso nicht geben mein Engel. Das muss warten bis es draußen hell ist!", versuche ich ihn zu beruhigen, weiß ich doch wie ungeduldig Peer manchmal ist.
Das liegt dann aber tatsächlich am Alter. Mit fünfundzwanzig ist man halt doch noch etwas mehr Kind wie man sich eingestehen will. Und besonders Peer ist dann noch ein Kind, wenn es um Überraschungen geht.
Theatralisch seufzend meint er: "Und was ist die Entschädigung dafür, dass ich heute den ganzen langen Tag auf dich gewartet habe?"
Lachend umarme ich mein Engel und hauche in sein Ohr: "Die bekommst du auch Morgen!"
Ich spüre richtig, wie er aufgibt und sich entspannt. "Und jetzt schlaf, dann ist der Morgen auch schneller da!", flüstere ich und drücke einen zärtlichen Kuss auf seinen Scheitel. Peer kuschelt sich enger an mich und schiebt sein eines Bein zwischen meine wodurch er halb auf mir zum liegen kommt.
"Lieb dich!", murmelt er schon wieder halb schlafend weshalb ich mir sicher bin, dass er meine Erwiderung nicht mehr hört.
Erschöpft von dem langen und nervenzerrenden Tag, schlafe ich dann auch endlich ein.
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//Peer//
Noch bevor die Sonne wirklich aufgegangen ist bin ich schon hellwach. Neben mir schnarcht Chris noch leise vor sich hin. Er sah gestern wirklich verdammt erschöpft aus und braucht jetzt seine Ruhe.
Das kann sogar ich verstehen weshalb ich lieber schleunigst aus dem Bett verschwinde bevor ich meine Finger nicht zurückhalten kann. Würde nicht zum ersten mal passieren, dass ich ihn so lange ärgere, bis er aufwacht.
Aber Chris ist auch zu verführerisch am frühen Morgen. Er hat einen Dreitagebart und den Mund leicht geöffnet.
Da wir beide keine Shirts zum schlafen tragen, kann ich seinen nackten Oberkörper bewundern. Ich kann mich einfach nicht satt sehen, egal um was es an seinem Körper geht. Nun gut, Chris ist kein Muskelprotz aber man kann die Ansätze eines Sixpacks sehen und auch sonst, ist er gut in Form.
Da sich meine Finger schon wieder verselbstständigen wollen hüpfe ich lieber aus dem kuscheligen Bett unter die Dusche. Dabei bin ich am Grübeln, was genau er gestern besorgt hat.
Seit ich jetzt mit Chris zusammen bin, immerhin schon drei Jahre, hat er mir Haufenweise Zeug geschenkt und mir zahlreiche Überraschungen gemacht. Aber irgendwie fühle ich, dass es dieses mal etwas ganz besonders sein muss. Keine Ahnung warm, aber mein Bauchgefühl hat mich bisher noch nie betrogen.
Nach der Dusche gehe ich in die Küche um das Frühstück vorzubereiten. Dabei fällt mein Blick auf den Umzugskarton welcher noch immer im Flur steht.
Dieser Karton ist vor zwei Tagen in Chris' Wohnung gelandet und beherbergt all meine Sachen die ich aus meiner Bude retten konnte.
Nein, ich wohne nicht bei Chris. Zumindest nicht freiwillig. Zwar war ich in den drei Jahren unserer Beziehung nur mehr in meiner Einzimmerwohnung wenn Chris auf einem Seminar war, aber irgendwie hat es mir mehr Selbstständigkeit vermittelt, eine eigene Wohnung zu haben.
Denn früher habe ich es nie geglaubt, dass ich wirklich einmal auf eigenen Beinen stehen würde, mit eigener Wohnung und allem drum und dran.
Gut, so eine riesige Wohnung wie die von Chris hat viel mehr zu bieten und schon länger habe ich mit dem Gedanken gespielt, ihn einfach mal zu fragen, ob wir zusammenziehen wollen.
Denn für mich steht fest, Chris ist der Mann meines Lebens. Wieso sollte ich mir also Gedanken darum machen, dass unsere Beziehung irgendwann mal zu Bruch gehen könnte?
Immerhin will ich mit Chris alt werden, noch viel erleben und da gehört auch eine gemeinsame Wohnung dazu.
Jetzt wohne ich bei Chris, aber nur weil in dem Wohnhaus wo meine Wohnung liegt, ein großer Brand ausgebrochen ist. Der Vermieter hat das Haus zum Abriss freigegeben und ich habe nur noch die wenigen Sachen welche überlebt haben, gerettet.
Meine Klamotten waren davor schon bei Sam aber Gegenstände die ich noch von meiner Mutter habe, die musste ich holen.
Zum Glück waren einige wirklich noch unbeschädigt. Gut das die Wohnung unter dem Dach lag, denn die Feuerwehr hat das Feuer schnell in den Griff bekommen.
Natürlich kann ich hier bleiben, aber ob ich mir eine neue Wohnung suchen soll, darüber haben wir noch nicht geredet.
Arme schlingen sich um mich und Chris sagt, die Nase in meine Halsbeuge drückend: "Du bist ja schon wach!"
Ich lache leise und antworte: "Na klar! Du bist ja hier der Langschläfer!"
Das ist eine glatte Lüge, normalerweise schaffe ich es nicht, vor zehn Uhr aus dem Bett zu kommen, aber heute ging es nun mal nicht anders.
"Du willst doch nur deine Überraschung!", lacht er leise. Chris hat mich erneut durchschaut, aber das ist ja auch nicht schwer gewesen.
Ich drehe mich in seinen Armen um und schaue ihn verliebt in die Augen. Chris lächelt warm und legt seine Stirn an meine, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen.
"Peer, du bist der Mann meines Lebens. Wenn du nicht bei mir bist, dann fehlt etwas und mein Herz schmerzt unerträglich. Jeden Moment welchen ich in deiner Nähe verbringe, zeigt mir, wie sehr ich dich liebe. Wärst du damals nicht in mein Leben gestolpert, wüsste ich heute noch nicht, was es bedeutet glücklich zu sein. Deshalb frage ich dich, willst du mich heiraten? Mit mir alt werden und den Rest meines Lebens an meiner Seite verbringen?", fragt er leise und ich sehe in seinen Augen, dass er schweiß nervös ist.
Meine Augen sind währenddessen so groß geworden wie Teller und ich bringe keinen Ton heraus. Meine Kehle ist zugeschnürt und ich spüre wie Tränen in mir aufsteigen.
Als Chris dann noch eine kleine, rote Schachtel vor mich hält und sie öffnet, glaube ich an Sauerstoffmangel sterben zu müssen.
Auf rotem Samt gebettet liegt ein zwei Zentimeter dicker Ring aus purem Gold. Ich sehe ein Gravur in der Innenseite und die einzige Verzierung am Ring ist eine dünne, silberne Linie.
Fassungslos starre ich abwechselnd von dem Ring zu Chris der langsam etwas unruhig wirkt.
"Ist bestimmt eine blöde Idee gewesen, ich kann verstehen wenn du nicht wil...-", fängt Chris an aber ich unterbreche ihn durch einen stürmischen Kuss.
Während sich unsere Lippen liebkosen laufen mir die Tränen über die Wangen. "Ich will den Mann werden Chris!", schluchze ich und versuche trotzdem zu lächeln.
Chris beginnt befreit zu lachen, steckt mir den Ring an und dann sehe ich, das auch er einen trägt.
Vor Glück zerspringt mir mein Herz sicherlich gleich, aber das ist nebensächlich. Jetzt zählt nur noch, dass Chris mich zu seinem Mann will, vor Gott und der Welt.
Wieder treffen sich unsere Lippen zu einem zärtlichen Kuss und dann fragt er schelmisch grinsend: "Dann darf ich dich jetzt ab sofort Verlobter nennen?"
Ich kichere und ziehe Chris zu einem weiteren Kuss hinunter.
Das ist sein Zeichen und er legt seine Hände auf meinen Arsch und hebt mich hoch. Ich schlinge die Beine um seine Hüfte und lasse nicht von seinen Lippen ab.
Denn sein Herzschlag welchen ich stark spüre, sagt mir genau das, was auch mein Herz ihm sagen möchte: Ich liebe dich.
Texte: Melian van Delan
Bildmaterialien: Melian van Delan
Tag der Veröffentlichung: 09.09.2014
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