Sonja schlich barfuss zur Garage. Heute war es soweit. Dirk ihr angetrauter würde dort sterben, wo er sich sowieso am liebsten aufhielt, in der Garage unter seinem geliebten Oldtimer. „So ein flacher Sportwagen mit seiner extrem geringen Bodenfreiheit hat schon seine Vorteile“ , dachte Sonja. Man brauchte nur den Wagenheber ruckartig abzulassen und schon war‘s das mit dem Ehemann. Noch ein paar Schritte , gebückt unter dem halboffenen Tor durch, und da ragten auch schon seine Beine unter seinem Heiligtum hervor. Dirk würde sie nicht bemerken, er bemerkte nie etwas wenn er unter der Karre lag. Sie griff nach der Stange des Rangierwagenhebers und war sich sicher, dass der Oldtimer Club Ostbelgien in wenigen Minuten über ein Mitglied weniger verfügen würde. Sonja wunderte sich ein Bisschen das Dirk keinen Ton von sich gab, als die Getriebeglocke ihn genau auf der Höhe seines Brustkorbs zusammenquetschte. Nicht mal ein Stöhnen, seltsam, wahrscheinlich der Schock. Sonja verließ die Garage durch die kleine Seitentür die in den Garten führte. „Ob Dirk jetzt tot ist?“ ging es ihr durch den Kopf. Aber wie dem auch sei, spätestens morgen früh würde er es sein. Sie musste sich beeilen, denn gleich würde sie Pascal treffen. Pascal war Dirks bester Freund, hatte ihr Mann jedenfalls immer geglaubt, dieser Trottel. Sonja zog ihre Schuhe an, nahm ihre Handtasche und ging zu ihrem Auto, dass hinter dem Haus geparkt war. Während der Fahrt pfiff Sonja vor sich hin, ihr Radio hatte schon vor einiger Zeit den Geist aufgegeben. Am Ortsausgang von Roetgen verstärkte sich das Kribbeln im Bauch, gleich war sie am Fringshaus wo Pascal auf sie warten würde, er war schon ein toller Typ. Pascals alter blauer Golf war das einzige Auto auf dem Parkplatz vor dem Restaurant Fringshaus. Sonja parkte neben dem Golf, sprang aus dem Auto und rannte voll freudiger Erwartung um das Heck ihres Wagens herum. Der Golf war leer, die Türen abgeschlossen, kein Pascal weit und breit. Sonja fröstelte, es war schon dunkel und kein Mensch in der Nähe. Wenn das ein schlechter Scherz war, könnte Pascal was erleben. Ein Geräusch ließ Sonja herumfahren. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, Dirk!, Nein! Das war unmöglich. Ihre Coolheit hatte sie schlagartig verlassen und sie versuchte die Kontrolle zu behalten, um nicht laut zu schreien. Dirk grinste breit, „Na mein Schatz, kann es sein das du jemand anderen erwartest hast? Manchmal ist schweigen eben doch Gold. War ziemlich blöd von dir Pascal zu erzählen was du vorhast und dann auch noch in allen Einzelheiten. Er ist nun mal mein bester Freund und hat natürlich ein schlechtes Gewissen bekommen und mir alles gebeichtet. Hab echt lange gebraucht um ne vernünftige Puppe zu basteln. Nur leider können Puppen nicht schreien, machte aber in diesem Fall nix, du bist ja so bescheuert!“ Sonja wurde übel und sie rang nach Luft. „Und jetzt wirst du die Polizei rufen?“ flüsterte sie mit der letzten Beherrschung die sie noch aufzubringen imstande war. Dirk lachte schallend, „ Aber nein mein Schatz, der Knast reicht für so eine hinterhältige Schlampe bei weitem nicht.“ Langsam streifte er sich ein Paar dünne, schwarze Lederhandschuhe über.
Tag der Veröffentlichung: 13.11.2014
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