Cover

Kapitel 1

Es gibt Momente im Leben wo man denkt das man alles verloren hat.

Jeden Besitz..
Jedes Gefühl..

Dann gibt es diese Momente wo man denkt man hätte alles.

Jeden Besitz..
Jedes Gefühl..

Zerstörung und Perfektion machen vieles aus, in unserem Leben.

Nicht jeder versteht das , doch diejenigen, die das verstehen, merken das Gefühl des Glücks.

Es war lange her das ich darüber nach dachte. Ich lebte mit meiner Mutter in Kalifornien. Mein Vater starb früh.. gerade als ich 1 Jahr alt wurde, bei einem Autounfall. An meinem Geburtstag. Meine Mutter hatte mir erzählt das er gegen einen Lastwagen gecrasht ist, auf dem weg nachhause. Er war viel zu schnell gefahren, damit er rechtzeitig bei meinem Geburtstag war. Doch er hatte damit das Gegenteil erreicht. Er starb. Ich hatte ihn nie richtig kennengelernt.

Ich war schon darüber hinweg, doch hatte ich immer so ein Gefühl, das jedes mal schmerzte wenn ich an ihn dachte.

Ich hätte ihn gerne kennengelernt.

Ich blickte immer noch den Spiegel im Badezimmer türkis-blaue Augen schauten mir im Spiegel entgegen. Ich sah furchtbar aus. Schwarze, zerzauste Haare , durch Wimperntusche verschmiertes Gesicht, naja wie man eben aussah wenn man von seinem Freund verlassen wurde und die ganze Nacht geflennt hat. Nur das Gesicht zu waschen würde nicht helfen, deswegen zog ich mich aus und drehte den Wasserhahn der Dusche auf und stieg hinein.

Ich dachte viel nach.

Nicht weil ich Liebeskummer hatte (vielleicht auch ein Bisschen deswegen) sondern weil ich zerstört war. Ich dachte wirklich das ich diesmal Glück haben würde. Aber nein, das Schicksal spielte einfach sein Spiel mit mir.

Wie auch immer , ich müsste endlich darüber hinwegkommen. Liebe tat immer weh. Aber wenn es wahre Liebe gewesen wäre , hätte mein "Freund" mich nicht betrogen. Jedoch tat es am meisten weh, mit wem er mich betrogen hatte.

Mit meiner besten Freundin..

Ex-beste Freundin.

Ich erwischte sie im Bett meiner Ex-besten Freundin , als ich zu ihr nachhause ging, da sie auf meiner Anrufe und SMS nicht geantwortet hatte. Ich hatte mir Sorgen um sie gemacht , weil wir uns eigentlich an dem tag verabredet hatten, doch das hatte sie wohl mit "Vergnügen" vergessen.

Ich platzte in ihrem Zimmer rein und fand die beiden knutschend in ihrem Bett. Als die beiden mich bemerkten , grinste Helen (so hieß meine Ex beste Freundin) höhnisch als ob sie eine Trophäe gewonnen hätte. Mike dagegen schaute mich erschrocken an. Mir stiegen sofort Tränen in die Augen, aber nicht vor Trauer, sondern vor purer Wut. Ich machte auf dem Absatz kehrt und lief die Treppen runter zum Eingang des Hauses, der sehr edel dekoriert war. Helen war reich. Ich auch, aber Helen hatte immer mit ihren Geld angegeben, ich dagegen ließ mir nie anmerken das ich reich war. Ich mochte es nicht mit meinem Geld anzugeben, da es eigentlich nicht mein Geld war, sondern das meiner Mutter. Sie arbeitete hart, obwohl wir genügend Geld für den Rest unseres Lebens hatten. Als Informatik Kauffrau arbeitete sie in den größten und teuersten Autofirmen ganz Kaliforniens. Sie verkaufte Lamborghinis und Porsche und bekam dafür den halben Wert des Autos.

Doch ich mochte unseren Reichtum nicht.

Ich wollte nicht wegen des Geldes besser behandelt werden..

Ich stieg aus der Dusche und wickelte mich in ein großes, blaues Handtuch ein. Unser Haus war viel zu groß für zwei Leute. Anfangs war es mir unangenehm hier zu wohnen, da meine Mutter selten Zuhause war. Naja, es gibt in diesem Haus Angestellte, doch irgendwann mussten diese auch gehen.

Doch trotzdem hatte ich mich daran gewöhnt alleine zu sein, aber ich hasste es weiterhin. Ich unternahm deswegen viel mit Freunden, die aber auch nicht jeden Tag Zeit hatten. Meine Zukunft war schon gesichert.. Ich musste mich also nicht um gute Noten bemühen, aber wichtig war es mit trotzdem.

Ich betrachtete mich noch mal in dem Badezimmerspiegel. Jetzt sah ich ja viel besser aus. Zumindest nicht mehr so fertig. So war ich mit meinem Aussehen zufrieden.

Ich liebte es mich zu schminken, jedoch hatte ich keine Lust es jeden Tag zu tun.

Nachdem ich meine beste Freundin verloren hatte, war mir zumindest noch mein bester Freund Liam geblieben.

Nachdem ich Helen und meinen Ex erwischt hatte, war ich sofort nach Hause gelaufen, um ihm alles zu erzählen. Er war sprachlos, als ich ihm die ganze Geschichte erzählte und doch hielt er zu mir. Er tröstete mich mit seinen Worten wie "Dieses Arschloch hatte dich sowieso nicht verdient". Er wollte sofort Kontakt mit Helen abbrechen, doch vorher wollte er sie noch zur Rede stellen. Es war mir egal was er mit ihr geredet hatte. Ich war froh das ich noch meinen besten Freund hatte. Er hatte IMMER zu mir gehalten. Liam war richtig beliebt in der Schule. Fast jedes Mädchen stand auf ihn. Ich sah in ihn eher den großen Bruder, den ich nie gehabt hatte.

Ich ging in den Flur hinaus, auf die gegenüberliegende Seite, wo mein Zimmer lag. Es war mein eigenes Badezimmer und neben meinem Zimmer lag noch eine Tür die zum Gästezimmer führte. Es kamen fast nie Gäste. Nur einmal vor drei Jahren kam meine Tante Amelia von Süd Afrika mich besuchen. Sie mochte meine Mutter nicht. Ich wusste nie wieso , deswegen kam sie auch selten hier her. Sie hatte zwar genug Geld, jedes Wochen Ende hier her zu kommen , aber sie verzichtete darauf meine Mutter zu sehen.

In meinem Zimmer angekommen , betrachtete ich das, was ich gestern angerichtet hatte.

Rechts von meiner Tür hatte ich die ganzen Bücher aus dem neumodischen, weißen Regal geschmissen. Eigentlich gefiel mir das Regal, denn wenn die Bücher drin standen und die Lampen sie beschienen, sah es aus als wären sie Heilig. Ich liebte meine Bücher und deswegen mochte ich es auch das es aussah als wären sie heilig.

Jedoch gestern war ich, nach dem ich die ganze zeit geweint hatte , wütend.

Ich konnte an nichts mehr denken, außer der Wut die in mir brodelte.

Meine ganzen Papiere, die auf dem genauso weißen Schreibtisch lagen, lagen wie die Bücher verstreut auf dem Boden. Ich hatte eigentlich ein sehr schönes Zimmer, wenn hier natürlich Ordnung herrschen würde. Ganz in der rechten Ecke stand mein großes Doppelbett, in dem ich natürlich alleine schlief. Links daneben stand meine weiße Kommode, doch oben drauf war sie Lila.

Ein Buch, was ich vor zwei Tagen begonnen hatte, lag auf der Kommode, doch ich war nicht in der Stimmung zu lesen.

Neben der Kommode, trennte eine Wand das "Schlaf-Gebiet" und das "Wohnzimmer", das mit einer lilafarbenen Couch und einem großen HD-Fernseher der an der Wand befestigt war. Vorne links neben der Tür stand mein Schreibtisch an der Wand. Rechts neben der Tür stand mein Regal. Im großen und ganzen hatte ich ein wirklich großes Zimmer. Die Wände waren Lila gestrichen, aber die Decke war weiß. Dort hatte ich kleine Sterne hingeklebt, die in der Nacht leuchteten und eine gewisse Atmosphäre ergaben. Eine weitere Tür führte zu meinem Ankleidezimmer, in dem viele meiner Klamotten platz fanden.

Ich wusste das viele von solch einem Zimmer träumten und umso glücklicher war ich, solch einen Traum zu leben..

~Katy

Das ist dann der erste Kapitel

Es werden zwei Leute an dieser Geschichte Schreiben

Die erste Person (Also ich :D) wird sich ~Katy nennen

Die zweite Person wird sich

~Caroxoxo1 nennen .

Bitte seid nicht so streng mit uns weil es unsere erste Geschichte hier ist.

Vergisst bitte auch nicht zu Voten und Zu Kommentieren. ♡♡♡ (Diese Geschichte befindet sich      auch im Wattpad)

Kapitel 2

 

Da ich keine sonderliche Lust hatte mich anzuziehen, blieb ich vorerst in dem blauen Handtuch gewickelt und beschloss mir erstmal das schwarze Haar zu föhnen.

Der Föhn blies angenehm warme Luft um meine Ohren und es fühlte sich an als würden meine Gedanken wie weggeblasen.

Auch wenn es nur für einen kurzen Moment anhielt, so war ich Gedankenlos.

Nachdem meine Haare trocken, und meine Gedanken zurück waren, hatte ich mich schließlich doch angezogen.

Ich trug eine dunkelgraue Jogginghose und ein schwarzes Top.

Meine Haare hatte ich zu einem ordentlichen Pferdeschwanz gebunden, der locker über meine karamellfarbene Haut fiel.

Ich ließ mich auf die Couch sinken und schaltete den Fernsehr an.

Überall liefen (so kam es mir zumindest vor) Liebesschnulzen, wo es nur um den einen richtigen ging.

So ein Müll!, dachte ich und schmiss die Fernbedienung aufs Sofa.

Reiß dich zusammen! Jetzt räum erstmal dein Zimmer auf!, na wenigstens konnte ich mich damit ablenken.

Ich schaltete die Musik an. Ein ziemlich altes Lied von Bonnie Tyler, in dem es um Abschied und Wiedersehen ging, war das erste in meiner Playlist.

Ich nahm die Fernbedienung der Stereoanlage und schaltete zwei Lieder weiter, sodass ein etwas schnelleres Lied, dessen Titel ich nicht kannte, erschien.

Mit solch einer Musik lässt es sich doch gleich besser aufräumen.

Kaum hatte ich die ersten Bücher in mein Regal eingeräumt, wurde ich auch schon unterbrochen.

Meine Tür wurde ein Stück geöffnet und Limera, eines unserer Hausmädchen lugte durch den Türspalt.

"Mrs. Cole?", fragte sie vorsichtig.

"Limera? Wie oft habe ich dir gesagt, sie sollen mich Livvy oder Liv nennen?", ich versuchte ruhig zu bleiben, denn ich wollte meine Wut nicht an ihr auslassen. Ich mochte sie von allen Angestellten am meisten.

"Entschuldigen Sie Mi... Livvy.", bevor sie fortfuhr machte sie eine kleine Pause,

"Ich habe mich gefragt, ob sie etwas Essen möchten oder sonst einen Wunsch haben."

Während sie sprach, trat sie einen kleinen Schritt hinein, sodass ich sie sehen konnte.

Sie war eine große Frau, ca. 25 - 30 Jahre alt und hatte so lange Beine, das manche Frauen neidisch wurden, wenn sie diese sahen.

Limera war von der Hautfarbe ein sehr dunkler Typ und so kam die weiße Schürze, die sie am liebsten trug, sehr gut zu Geltung.

Ihr Gesicht war zu mir gedreht und ihre dunklen Augen fixierten mich.

Sie öffnete kurz den Mund, als wollte sie etwas sagen, doch schloss ihn gleich wieder.

"Nein, Danke. Ich gehe später mit Mom in ein Restaurant.", sagte ich mit leisem Bedauern. Limera's Essen war immer Super.

"Ok, das ist kein Problem.", nuschelte sie mit ihrem leichten, spanischem Akzent und verschwand zur Tür hinaus.

Also machte ich mich ran und räumte weiter mein Zimmer auf.

Ich war gerade fertig geworden, als mein Handy klingelte und meine Mutter mich anrief.

"Hallo, Liv?", fragte sie und klang erstaunlich beschäftigt.

"Mom? Alles okay?", fragte ich durch den Höhrer.

"Ja alles ok. Ich schaffe es nicht dich abzuholen, deshalb treffen wir uns in einer Stunde beim Restaurant 'The golden Wood'. Ich habe dir ein Taxi bestellt was in ca. einer halben Stunde bei dir ist."

"Ich habe auch ein eigenes Auto. Ich kann selber fahren.", sagte ich langsam und mit bittendem nachdruck.

"Nein. Nein ist ok. Also wir sehen uns später.. und zieh dir was schickes an, in Ordnung?"

Seit dem Unfall von meinem Vater hatte sie andauernd Angst mich alleine fahren zu lassen.

Seufzend gab ich ihr schließlich nach, da es sowieso keinen Zweck hatte zu diskutieren.

"Ist ok. Kann ich Liam mitbringen?", fragte ich sie.

Nach einer kurzen Pause ihrerseits antwortete sie dann endlich: "Du weißt du kannst ihn immer mitbringen, aber heute muss ich persönlich etwas mit dir besprechen.", ihre Stimme war ziemlich kühl, was mir erneute Sorgen in den Hinterkopf rief.

"Ist wirklich alles in Ordnung?", fragte ich noch einmal nachdrücklich.

"Ja. Es ist alles in Ordnung. Also bis später.", bevor ich etwas erwidern konnte, hatte sie aufgelegt.

Mit einem mulmigen Gefühl ging ich zum Kleiderschrank und zog mir, wie meine Mutter meinte, etwas schöneres an.

Ein dunkelblaues, ziemlich Figurbetontes Kleid sollte es nach einer kurzen Auswahl sein.

Ich fragte mich wirklich wie ich es in 15 Minuten schaffen sollte, mir noch die Haare zu machen. So beschloss ich sie einfach zu einem schöneren Pferdeschwanz zu binden und die spitzen zu locken.

Für Schminke hatte ich kaum noch Zeit, so bürstete und malte ich nur schnell die Augenbrauen und tuschte die Wimpern, sodass sie voller aussahen.

Kaum war ich fertig, so kam auch Alliot, ein weiteres Hausmädchen, in mein Zimmer und meldete das mein Taxi angekommen war.

Schnell legte ich noch etwas Parfüm auf und verließ das Haus.

***

Die Straßen zogen nur so an mir vorbei.

Das Fenster auf meiner Seite hatte ich ein Stück geöffnet, sodass der warme Geruch von Asphalt in meine Nase drang.

Ich genoss die letzten paar Sonnenstrahlen, die so langsam hinter dem Horizont verschwanden, um das Nachtleben in Kalifornien anzukündigen.

Etwa 20 Minuten später erreichte das Taxi ein kleines, jedoch schickes Restaurant, dessen Fassaden von Efeu überwuchert waren.

Vor der Tür stand ein kleiner, kahlköpfiger Mann, der Gästen die Türen aufhielt und darauf achtete wer hinein gelassen wurde.

Ich hielt ausschau nach meiner Mutter, schließlich hatte ich kein Geld dabei, doch der kleine, kahlköpfige Mann kam auf das Taxi zu, öffnete die Tür und lächelte strahlend.

"Mrs. Cole? Ihre Mutter erwartet sie bereits drinnen.", während ich verdutzt ausstieg, reichte der Türsteher dem Taxifahrer sein Geld, welcher dann davon fuhr.

Der kleine Mann folgte mir und öffnete mir die Tür.

"Sie sitzen schon ganz hinten in der Ecke, bei dem Aquarium.", meine er ruhig und wies mit der Hand zu dem Platz.

"Sie?", fragte ich erschrocken.

"Ja..", meinte er nur nachdenklich und führte mich um einige, goldverzierte Tische herum, bis ich sie sah.

Das ganze Ambiente verschwamm und ich hatte nur Augen für die zwei Fremden am Tisch meiner Mutter.

Beide saßen mit dem Rücken zu mir, wobei ich ehrlich zugeben musste, der kleinere Typ sah von hinten ziemlich scharf aus.

Ich sah zwar nur seine Lederjacke, die breiten Schultern, den blassen Nacken und das schwarze gekräuselte Haar, aber mir gefiel was ich sah.

Der Mann neben ihm hatte eine ähnliche Statur, jedoch trug er ein weißes Hemd und hatte glatte, schwarze Haare die ziemlich kurz waren.

Meine Mutters Blick glitt über mich hinüber und sie winkte mich zu sich.

Vorsichtig ging ich auf sie zu und überlegte was ich zu ihr sagen sollte.

Eine gefühlte Ewigkeit verging bis ich bei dem Tisch angekommen war, doch was ich sah verschlug mir den Atem.

Das blasse Gesicht mit den grauen Augen und der Nase, die aussah als wäre sie mal gebrochen gewesen.

Das schmale, verschmitzte und doch charmante Grinsen auf den Lippen.

Die schmalen, langen Finger die durch das leicht lockige Haar fuhren.

Der Typ, der auf dem Stuhl vor dem leeren Platz meiner Mutter saß, war kein anderer als Macon Chandler.

Der Typ, der mir seit Jahren komische Spitznamen gab, fast immer allein unterwegs war und sich auf der Schule für etwas besseres hielt..

 

 

~ Caroxoxo1

Kapitel 3

 

Ich hasste Macon Chandler.

Und ausgerechnet mit diesem Typen musste ich mich an einen Tisch setzen.

Ich hoffte das meine Mutter mir das erklären konnte , sonst würde sie was erleben.

Vor einem Jahr musste ich mich im Unterricht neben diesen Macon setzen und jedesmal wenn sich unsere Arme beim schreiben berührten, beleidigte er mich. Es war ein Albtraum.

Zum Glück musste ich seitdem nie wieder einen Platz mit ihm teilen, doch so wie es aussah würde ich in Zukunft etwas größeres mit ihm teilen...

''Mum ? Was geht hier vor sich?'' , ich hatte mich noch nicht an den Tisch gesetzt, stattdessen stand ich neben ''meinem'' Platz und schaute alle misstrauisch an.

''Schatz , setz dich bitte, dann können wir darüber reden'' .

Ich wollte nicht wie ein bockiges Kind aussehen, deswegen setzte ich mich wiederwillig neben meiner Mutter. Gegenüber dem verboten gut-aussehenden Macon.

Scheiße was denk ich da?!?!.

Sofort verdrängte ich den Gedanken an Macon und das er ziemlich heiß war.

Verdammt! Schon wieder.

Er ist einfach ein arrogantes Arschloch und das war's auch schon.

Ich blickte zu ihm hinüber und sah sein selbstgefälliges Grinsen. Wie gerne würde ich ihm in seine schöne Visage reinhauen.

Meine Mutter räusperte sich ''Schatz,..... es ist so...dieser Mann...ähmmmm..Nathaniel und ich sind seit einer Weile zusammen und sie werden ab nächste Woche bei uns wohnen.''

Verdammte Scheiße. Geschockt blickte ich zu meiner Mutter, die erleichtert ausatmete.

''Das ist jetzt ein Witz oder? Wenn das einer ist, ist das nicht witzig!''

Macon wusste das alles also schon , deswegen reagierte er nicht so geschockt oder sonst etwas, sondern grinste immer noch selbstgefällig.

Gerade als meine Mutter etwas sagen wollte, nahm ihr Macon das Wort ab: ''Sieht sie so aus als ob sie scherzen würde?''

''HALT DEN MUND MACON!'' murrte ich wütend und schlug mit der Faust auf den Tisch.

''Nicht in diesem Ton, junge Dame!'' Aaach jetzt tat sie einen auf Mutter?

''Wie lange geht das schon so?'', fragte ich meine Mutter ruhig.

''Nathaniel und ich sind seit einem halben Jahr zusammen..'', ihr Blick blieb fest auf mir ruhen.

''Ach und du fandest es nicht wichtig es deiner Tochter zu erzählen?''

''Wenn das so wäre, würden wir jetzt nicht hier sitzen!''

''ICH WERDE BESTIMMT NICHT MIT DEM DA WOHNEN!!'', ich zeigte mit meinem Zeigefinger auf Macon, stand wutentbrannt auf und verließ das Restaurant.

Es war mir egal, das ich mich wie eine kleine Heulsuse benahm.

Meine Mutter konnte von mir nicht verlangen, das ich mit diesem Arschloch ein Haus teilte!

Ich hatte nichts gegen Nathaniel , vielleicht war er sogar ganz nett, doch Macon... schon wenn ich an ihn dachte könnte ich ihn erwürgen.. und selber würgen.

Ich stieg in das Taxi, das auf mich immer noch wartete.

(Wieso hatte es eigentlich auf mich gewartet?)

Das war mir auch jetzt egal.

Ich stieg in das Taxi ein und sagte er sollte mich sofort wieder nach Hause fahren.

Der Fahrer wollte gerade auf das Gaspedal treten, als jemand einstieg und der Taxifahrer los fuhr, bevor ich realisieren konnte, wer es war..

~Katy

Kapitel 4

 

"Verschwinde!", knurrte ich, ohne auch nur aufzusehen. Ich wusste wer es war und das reichte mir.

"Denkst du mir gefällt das mit jemandem wie dir zusammen zu wohnen und mein schönes Zimmer aufzugeben?", fragte er gereizt.

Ich ließ nur ein genervtes Zischen hören und drehte mich dann von ihm weg.

Eine ganze Zeit lang sagte niemand was, bis wir in die belebte Innenstadt kam.

Trotz der Dunkelheit herrschte hier bunter Trubel.

Geschäfte, Leuchtreklamen, Pubs und Diskos erleuchteten den Nachthimmel so stark, das es fast wie Tag schien.

Viele Menschen waren auf der Straßen, lachten und feierten.

"Sie sind glücklich.", raunte nun eine Stimme neben mir.

Leicht verdutzt sah ich zu Macon, der mich noch immer mit seinen grauen Augen musterte.

"Was?", fragte ich verwirrt.

"Mein Dad und deine Mom. Sie sind glücklich miteinander und das sollten wir akzeptieren."

"Meine Mutter kann glücklich sein mit wem sie will, solange ich nicht mit dir zusammen wohnen muss. Du bist ein arroganter, kaltherziger Mistkerl.", fauchte ich ihn an.

Er lächelte matt, doch wand seine Augen kaum von mir ab.

"Arrogant, vielleicht, aber kaltherzig? Nein.", eine Art Belustigung lag in seiner Stimme und er grinste mich weiterhin an.

"FINDEST DU DAS AUCH NOCH WITZIG?", meine Stimme überschlug sich beinah.

"Witzig? Nein, amüsant? Ja, schon etwas.. Hast du was dagegen, Wieselgesicht?"

"Steig. Sofort. Aus.", knurrte ich ihn an.

"Was sonst? Willst du mich etwa hauen?", er provozierte mich, indem er mit mir Sprach wie mit einem Kind.

Meine Hand zuckte schon nervös, sie wollte ihm unbedingt das Lachen aus dem Gesicht schlagen.

Die nächsten Worte sollte ich noch bereuen und könnte ich die Zeit zurückdrehen, würde ich es auch tun, doch ich konnte nicht.

"Hat deine Mutter dich nicht erzogen oder wollte sie keinen Mistkerl wie dich haben?", meine Stimme war während dieser Worte unglaublich ruhig geblieben, doch kaum hatte ich ausgesprochen, passierte etwas unfassbares.

Mitten auf einer verlassenen Straße zerbrachen die Scheiben des Taxis und der Fahrer geriet ins Schleudern. Ich spürte wie Glassplitter mir in den Schoss und auf die Arme gefallen waren und presste meine Augen ganz fest zu, ich wollte das nächste was geschieht nicht sehen.

Ich erhaschte nur noch einen kurzen Blick auf Macon, dessen Augen nun die Farbe grün angenommen hatten.

Erschrocken presste ich die Augen fester zu und spürte wie das Auto sich überschlug.

Dann ganz plötzlich wurde es still, man hörte nur noch das Japsen des Taxifahrers, der mit zitterigen Händen versuchte seinen Gurt zu lösen.

Ich wollte es ihm gleichtun, doch eine kalte Hand legte sich auf meine Finger und verhinderten das ich los kam.

Ich versuchte aufzusehen, doch mein Nacken schmerzte furchtbar und doch erhaschte ich einen kurzen Blick auf Macons Augen.

Sie waren grau, wie schon die ganze Zeit.

Hatte ich es mir eingebildet das seine Augen grün waren?

Ich versuchte mir die Umgebung anzusehen, doch stellte verwundert fest das alles falsch herum war.

Anscheinend brauchte mein Gehirn in dieser Position etwas länger und so begriff ich das das Taxi auf dem Dach lag.

Plötzlich machte sich die Panik in mir breit und ich begann zu hyperventilieren.

"Beruhig dich!", flüsterte Macon, seine Hand lag immer noch auf der meinen.

Meine Kehle war wie zugeschnürt, Tränen der Panik entglitten mir und dann spürte ich wie sich das Taxi bewegte.

Ich schloss erneut meine Augen und hoffte wir würden nicht irgendeine Klippe hinunter stürzten.

Doch dann spürte ich einen Windstoß und zwei kräftige Arme zogen mich aus dem Auto.

Ich merkte wie ich sanft auf feuchten Rasen gelegt wurde und genoss die frische Luft die nun um mich herum wehte.

Als die Übelkeit und das Schwindelgefühl, was sich mittlerweile in mir ausgebreitet hatte, nachließ, versuchte ich aufzustehen, doch erneut wurde ich zu Boden gedrückt. Ein angenehmer Geruch drang in meine Nase und ich wusste das er zu Macon gehörte.

Es sollte verboten sein so gut zu riechen, dachte ich doch schlug mir den Gedanken schnell wieder aus dem Kopf.

"Bleib liegen, ich weiß nicht wie schlimm deine Verletzungen sind.", es war eindeutig Macons Stimme, doch sie klang so kehlig und rau, als wäre er selbst schlimm verletzt.

Ich öffnete kurz die Augen und erblickte erneut seine grauen Augen, doch sein Gesicht war Aschfahl und er hatte eine Platzwunde an seinem Kopf, aus der ein dünnes Blutgerinnsel hinaus lief.

"Du blutest.", stöhnte ich und wollte meinen Arm heben, doch er brannte wie Feuer.

"Tolle Neuigkeiten, du auch.", selbst in diesem Moment war er noch ein Arsch.

Vorsichtig bewegte ich meinen Kopf nach links, wo der Taxifahrer lag und schwer atmete.

"Ist er ok?", meine Stimme war vom Schock ziemlich dünn.

"Er hat nur einen Schock. Ich denke sonst ist alles in Ordnung..."

Ich bekam nur noch ein schwaches Mhm heraus, dann packte mich die Müdigkeit und zog mich in einen dunklen Sog.

"Hey! Liv! Es ist KEINE Schlafenzeit.", dröhnte Macons Stimme, doch es hörte sich eher so an, als wäre sie in Watte verpackt.

"Liv' dürfen mich nur meine Freunde nennen.", nuschelte ich noch, doch ich war mir nicht sicher ob er es gehört hatte.

Bevor ich einschlief stellte sich mir noch eine Frage:

Hatte mein Vater sich genauso gefühlt, bevor er gestorben ist?...

Ich durchlief eine scheinbar Endlosschleife des schwarzen nichts.

Kein Traum wollte auf mich zu geschwebt kommen und mich in seine wohligen, weichen Arme nehmen.

Ich schwebte eigentlich auf Wolke 7, doch Stimmen unterbrachen andauernd meine Entspannung im schwarzen Nichts.

"Ich will nicht das meine Tochter mit Schmerzmitteln zugepumpt wird, sondern das sie aufwacht.", keifte eine Frauenstimme, die ich eindeutig als die von meiner Mutter identifizierte.

"Hören sie, Miss. Sie wollen doch nicht das, wenn sie aufwacht, sie Schmerzen erleidet.", die harsche Stimme einer weiteren Frau ertönte, doch diese kannte ich nicht.

"Anstatt hier große Töne zu spucken, könnten sie mal etwas daran legen, DAS sie aufwacht.", die Stimme von meiner Mutter schrie die andere Frauenstimme an.

"Wenn sie nicht aufhören so einen Aufstand zu machen, muss ich sie bitten zu gehen!", die Stimme der weiteren Frau war ein paar Oktaven zu hoch.

Dann folgte kurze Stille und ich freute mich endlich weiter zu schweben, als eine Männerstimme leise raunte: "Kat' beruhig dich. Es wird schon werden."

Nun war ich mir nicht Sicher, aber ich ahnte das es Nathaniel war.

Ich wollte es wirklich unterdrücken, doch ich spürte wie die Kraft in mir zurück kam und ich vorsichtig die Augen öffnete.

Das erste was ich sah, war natürlich wieder: Macon!

"Willkommen zurück im Reich der Lebenden, Dornröschen mit dem Wieselgesicht."

So ein Arschloch..

 

~ Caroxoxo1

Kapitel 5

 

''Halt die Klappe MAC-book!'' yeaah endlich hatte ich auch einen Spitznamen für Macon.

''Macbook?'' fragte Macon ziemlich amüsiert über seinen Spitznamen.

''JA! Weil du so eine Breite Fresse wie die eines Laptops hast!'' sagte ich ihm zuckersüß entgegen.

Sofort verschwand sein Grinsen , er wollte noch etwas entgegen setzen, da ertönte es hinter ihm ein Lachen.

Ich wusste sofort wem es gehörte.

Liam.

''Sie hat es dir gegeben, du Arschloch!''

Macon ballte seine Hände zu Fäusten und das Licht in meinem Krankenhaus Zimmer begann zu flackern.

Die Tür ging auf und Nathaniel rang erschrocken nach Luft.

''Macon kommt sofort raus! Ich muss mit dir was besprechen!'' sagte Nathaniel sichtlich wütend zu seinem Sohn.

Was geht denn bei denen schief?

Macon schaute Liam noch einmal wutentbrannt an und folgte seinem Vater auf den Flur.

Ich war so froh Liam zu sehen. Meine Mutter stand neben Liam und hatte das ganze schockiert mit angesehen.

Wieso hatte sie eigentlich nichts gesagt?

Ich hätte gedacht da würde wieder so ein Vortrag kommen, wie Sprich nicht so mit deinem Stiefbruder!

Liam und meine Mutter stellten sich Links und Rechts neben''mein'' Bett und meine Mutter fragte mich die ganze Zeit, noch immer sichtlich besorgt, ob es mir gut ginge, ob ich schmerzen hatte..

Es ging mir auf die Nerven, das sie einen auf besorgte Mutter tat.

Wenn sie nicht mit Nathaniel und seinem arroganten Sohn angekommen wäre, wäre das nicht geschehen.

Warum eigentlich ausgerechnet DER?

''Mum es reicht. Ich habe schon Kopfschmerzen! Kannst du mich bitte mit Liam alleine lassen?''

''Es tut mir leid mein Schatz. Ich hätte dich nachhause fahren sollen und nicht zulassen sollen, das du in diesem Taxi einsteigst..'', sie war kurz davor in Tränen auszubrechen. Sie tat mir schon leid aber ich würde nicht nachlassen. Ich musste schließlich wegen ihr unser Haus mit Macon teilen!

''MUM! ES REICHT!'' Meine Kehle war immer noch rau und es kostete mich viel Kraft zu sprechen. Diese Frau hatte mich nun auch noch zum brüllen gebracht!.

Sie schaute mich noch einmal besorgt an , sagte aber Gott sei Dank nichts mehr und ging aus dem Zimmer.

Liam der alles ruhig beobachtet hatte, nahm jetzt meine Hand.

''Wie geht es dir?'', fragte er mich sanft.

Zu sanft.

Ich machte mir aber deswegen nicht allzu viele Gedanken und antwortete ihm mit einem krächzen in der Stimme.

''Beschissen.''

Ich war wirklich müde und das Brüllen hatte mir meine letzten Kräfte geraubt. Ich konnte nur noch sagen: ''Ich bin froh das du hier bist Liam, aber bin so müde'',die letzten Worte flüsterte ich nur und so fiel ich erneut in Schlaf.

~Katy

Kapitel 6

 

Morphium war eine tolle Sache. Sie ließ einen immer abschalten und auf Wolke 7 schweben, doch wenn man aus dem Krankenhaus entlassen wurde, war es immer wie ein kleiner Entzug.

Schon seit ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, hatte ich schlechte Laune, denn in meinem Haus würde Macon warten, jeden Tag aufs Neue.

Der Einzug gestaltete sich schwieriger als ich dachte, denn meine Mutter hatte ernsthaft noch verlangt, das ich mein Badezimmer mit Macon teilte. Ich war natürlich wieder ausgetickt, hatte Vasen und Gläser an die Wand geworfen und erneut mein Zimmer auseinander genommen, doch meine Mutter war streng geblieben. So hatte ich einen der Badezimmerschränke frei machen müssen und mein Parfüm woanders hin getan.

Auch an dem Montag danach, der erste Tag der Schule, gestaltete sich als nicht sonderlich toll. Gleich Morgens musste ich mit Macon fahren, was für außenstehende so aus sah, als wären wir in einer Beziehung. Wenn er mich während der Fahrt doof angrinste, bekam er einen doofen Spruch entgegen gepfeffert.

An der Schule angekommen, sprintete ich sofort aus seinem Auto und lief zu Liam rüber, der lässig an seinen schwarzen Audi lehnte und sich die Sonne auf das Gesicht und das blonde Haar scheinen ließ.

"Es ist schon merkwürdig, dass deine Mutter dich mit dem fahren lässt, aber mit mir nicht.", seine Stimme war nun schon fast beleidigt und ich musste Lächeln. "Ach komm. Meine Mutter will nur das ich ihn mag, aber das wird eh nicht passieren.", mit einer winkenden Handbewegung verabschiedete ich den Gedanken und wir gingen in die Schule hinein.

Schon alleine die Gänge waren so bekannt, das ich jeden Kaugummi an der Wand hätte benennen können und von welchem Jahr er war. Ich kannte die meisten Schüler mindestens vom sehen her und viele begrüßten mich auch freundlich, andere sahen mich bemitleidenswert an. Anscheinend hatte sich die Nachricht von mir und meinem "geliebten" Ex sehr schnell rumgesprochen.

Ich ging zu meinem Spint und holte die Sachen für englische Literatur heraus. Ich hasste dieses Fach, es war ziemlich langweilig und doch hatte ich es Montagmorgen in den ersten beiden Stunden. Seufzend machte ich auf dem Absatz kehrt und ging schnellen Schrittes in den Kurs, wo Liam mir schon einen Platz freihielt und grinsend wartete. Ich fragte mich wirklich wieso er so grinste, aber fragen wollte ich ihn auch nicht, dafür war ich zu müde. Mr. Corner, mein Lehrer für englische Literatur, kam ein paar Minuten zu spät, entschuldigte sich und schrieb dann ohne Punkt und Komma einen komischen Text an, den wir in den zwei Stunden ausarbeiten sollten. Ich hatte nun wirklich an diesem Tag etwas anderes im Kopf und kritzelte (während ich "total" unauffällig in die Luft starrte) auf meinem Block herum. Mir war so langweilig, das ich beinahe eingeschlafen wäre, doch dann ertönte die Stimme des fast kahlen Mr. Corner. "Mrs. Cole! Wenn sie nur hier rumsitzen können sie auch verschwinden. Ich bin hier nicht zum Spaß oder um ihnen eine Stunde zum Träumen zu geben!", während er wieder meckerte, spuckte er immer wieder kleine Tröpfchen Spucke auf die vorderen Reihen. Mich wunderte es das sie noch keinen Regenmantel mitnahmen. Seufzend entschuldigte ich mich bei ihm und sah runter auf mein Blatt. Erst jetzt viel mir auf das mein ganzes Blatt voller Zahlen war, wobei es sich eigentlich nur um zwei winzige Ziffern handelte: 64. Auf dem ganzen Blatt war die Zahl 64 verteilt. Mal groß, mal klein, mal kursiv, mal fett, mal ziemlich dünn. Ich schüttelte meinen Kopf und fragte mich, ob ich nicht doch was bei dem Unfall abbekommen hatte, doch meine Hand zuckte noch immer nervös übers Blatt und malte kleine 64en. Irgendwie beunruhigte mich das und ich legte fest entschlossen meine Hand auf die andere und damit war auch für die restliche Stunde ruhe. Schweigend liefen ich und Liam nebeneinander her. Irgendwie war er seit dem Besuch im Krankenhaus merkwürdig drauf, doch ich fragte nicht, vielleicht war es auch nur eine Phase.

Ich öffnete meinen Spinnt erneut und kramte die Sachen für Biologie heraus. Wieder eine Doppelstunde und dieses Mal war ich nicht mit Liam in einem Kurs, denn ich war in einem höheren Kurs mit Mike.

So langsam wie es ging, lief ich die Treppen hinunter in den Biologieraum. Willy, das Skelett der Schule begrüßte mich mit seinem forschen Lächeln. Ich betrat den Raum als letzte und alle starrten mich an, eingeschlossen Macon und Mike. Ich setzte mich auf meinen Platz neben Mike, der bedrückt die Luft anhielt. Ich spürte seinen starren Blick auf mir ruhen und betete das er mich bloß nicht ansprach.

Wenige Minuten später trat Mr. Patil ein. Er war ein kleiner, indischer Lehrer, der immer etwas nach Schweiß roch und einen fiesen Akzent hatte. Trotzdem zählte er zu einem meiner liebsten Lehrer, da er mir immer ausgezeichnete Noten gab. "Heute habe ich vor mit ihnen ein Schweineherz zu sezieren, bitte schließen sie sich mit ihrem Sitznachbarn zusammen und holen Sie aus dem hinteren Schrank Besteck, sowie ein Tablett und ein Mikroskop." Viele der Mädchen aus meiner Klasse machten würgende Geräusche und weigerten sich fast seinen Anweisungen zu folgen, doch ich freute mich irgendwie darauf. In einem Herzen rumzustochern mochte nicht für jeden etwas sein, aber ich konnte dabei so richtig meinen Frust ablassen. Ohne ein Wort zu sagen, stand ich auf und holte die Arbeitsmaterialien.

Macon stand am Schrank neben mir und seine blassen, langen Finger zogen zwei Tabletts heraus, an die ich nicht dran gekommen wäre. "Hier, Wieselgesicht.", ein hämisches Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus. Ich starrte ihn für einen kurzen Augenblick an und schon wieder schlich sich der Gedanke ein, das er ziemlich gut aussah. NEIN! Er ist ein Arschloch und mein Stiefbruder!

Ohne Worte nahm ich das Tablett aus seinen Händen, bedacht darauf sie bloß nicht zu berühren und ging wieder zurück zum Tisch. Als alle saßen, verteilte Mr. Patil seine Herzen (und eine Schweißwolke) an die Klasse. Mittlerweile hatte er alle Schritte an die Tafel geschrieben und ließ uns dann frei arbeiten. Ich nahm den Skalpell in die Hand und wollte gerade drauf los schneiden, als eine dünne Stimme neben mir erklang: "Liv'?" "Sprich. Mich. Nicht. An.", knurrte ich. "Bitte lass uns reden.", meinte er etwas traurig. "Was hast du mir zu sagen?", meine Stimme war messerscharf und meine Finger schlossen sich dichter an den Griff des Skalpells. "Ich wollte wirklich nicht das du es so erfährst, nur ich dachte es wäre eine einmalige Geschichte. Ich wollte dich nicht verlieren. Ich liebe dich noch immer. Bitte, du musst mir verzeihen.", er war ganz wehleidig und seine Augen waren total verwässert. "Halt bloß deine dreckigen Griffel von mir oder ich schneide sie mit diesem Skalpell ab. DU sagst es tut dir Leid? Los geh dich wieder mit einer anderen Vergnügen, du dreckiger Mistkerl!", meine Stimme war nun so laut, das alle, eingeschlossen Mr. Patil, es hörten. "Bitte, Liv'", raunte und seine Hand streifte die meine, die locker auf dem Tisch lag. Mit einem hieb rammte ich die Spitze des Skalpells in den Tisch, sodass er nur knapp Mikes Hand verfehlte. Erschrocken zuckte er zurück und ich spürte die Blicke auf uns Ruhen, doch es interessierte mich nicht. Ich war froh das ich endlich ein Ventil hatte, an dem ich meinen ganzen Frust ablassen konnte. "Wagst du es mich noch einmal anzusprechen, verfehlt der nächste, spitze Gegenstand nicht.", ich war wirklich stolz auf mich das erstens meine Stimme so fest und kalt blieb und zweitens ich mich nicht von ihm hatte erweichen lassen.

Auch den Rest der Stunde schwieg er und wir sahen abwechselnd durch das Mikroskop. Er wagte es nicht einmal mehr mich anzusehen, doch der größte Triumph war, das ich keinen Ärger von Mr. Patil bekommen hatte, der sowohl alles mitbekommen hatte. Als ich den letzten Blick ins Mikroskop warf, fiel mir etwas auf. Das kleine Stück der Aorta, was wir soeben darunter gelegt hatte, war gespickt von vielen, kleinen 34en. Mit einem Ruck schob ich das Mikroskop an den Tischrand und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Du drehst durch! Siehst Gespenster! Das ist der Stress! Ich werde Verrückt! Doch bevor ich den Gedankengang zu Ende bringen konnte, klingelte es und Mr. Patil sah gelangweilt von seinem Pult auf und rief uns zum aufzuräumen auf. Ich schmiss das Besteck auf das Tablett und brachte alles zum Sterilisieren. Als ich mich umdrehte stand auf einmal Macon hinter mir. Sein Gesicht war so nah das ich seinen Atem auf meinem Gesicht spürte (roch ziemlich nach Minze) und seinen frischen Geruch nach Ingwer und Zimt in meiner Nase hatte. Selbst die Hitze, die er ausstrahlte, spürte ich auf meiner Haut. Er räusperte sich kurz und trat einen Schritt zurück. "'schuldigung.", meinte er nur grinsend und warf seine Sachen ebenfalls in die Maschine. Verdattert sah ich ihn noch einen Moment an, dann drehte er sich (falls es noch ging) noch breiter grinsend um und flüsterte: "Echt coole Aktion, Wieselgesicht. Hast es ihm gezeigt." Ich brauchte einen Moment, um zu reagieren, denn ein warmes, flauschiges Gefühl machte sich in mir breit, so als würde er meine Gedanken vernebeln. "Könntest du ein Stück von mir wegrücken? Ich will nicht das man uns für Freunde oder so was hält.", dann drehte ich mich um und ging auf den Flur. Die Gänge waren voll und ich hatte große Mühe mich hindurchzuzwängen, doch dann sah ich etwas, was meinen glänzenden Erfolg von vorhin niederbrannte. Mike stand an seinem Spinnt und saugte förmlich Helen aus. Für einen kurzen Moment glaubte ich Helens Zunge aus seinem Mund herauskriechen zu sehen. Ich schloss die Augen und wollte es nicht wahr haben, da packte mich jemand von hinten, drehte meinen Kopf zu sich und küsste mich leidenschaftlich. Die Lippen der Person schmeckten nach Kippen und Zitronenkaugummi. Bevor ich realisieren was geschah, war es auch wieder vorbei (auch wenn es mir so vorkam, als wäre es eine halbe Ewigkeit gewesen). Ich öffnete die Augen und sah Liam. Verwirrt starrte ich ihn an, doch bevor ich irgendwas sagen konnte, zog er mich durch die Gänge voller Menschen die uns allesamt anstarrten.

 

Er lehnte sich auf dem Schulhof gegen eine Bank, auf der mehrere Zigarettenstummel lagen und zündete sich selber noch eine an. Eine lange Schweigepause folgte, bis ich es nicht mehr aushielt. "ERKLÄRST DU MIR BITTE WAS DAS SOLLTE?", meine Stimme klang mehr als hysterisch. Er holte tief Luft, doch lächelte. "Pansy hatte mir im Unterricht über Mike und dein Gespräch erzählt und ich wusste wenn du die beiden so siehst, würde deine Entschlossenheit brechen. Also bedank dich lieber, er wird diesen Anblick noch lange in Erinnerung haben.. Naja und Helen hatte mich auch des öfteren Mal angeflirtet. Jetzt haben also beide ein kleines Stück ihrer Rachetorte bekommen." Auch auf meinem Gesicht breitete sich ein breites Grinsen aus. "Danke.", wisperte ich und gab ihm eine Umarmung.

Der restliche Schultag blieb Ereignislos und ich sprang nach der Schule schnell in das Auto von Macon, der dieses Mal jedoch nicht grinste. Ohne weitere Worte startete er das Auto und fuhr den Highway entlang. Als ich wir eine kleine Seitenstraße passierten, drückte er ganz plötzlich auf die Bremse. Viele Autos reihten sich ein paar Autos vor und ein viele mehr hinter uns ein. Ich reckte meinen Hals, um zu sehen was passiert war und erkannte einen dunkelblauen Van auf der Straße, von dem jedoch nicht mehr viel übrig war. Macon schluckte schwer und sah mich an. "Kennst du Margot Silverling?", fragte er. Ich brauchte einen Moment bis ich ihren Namen zuordnen konnte. "Ja, sie hat englische Literatur und Biologie mit mir zusammen, wieso?" "Es ist ihr Van. Das weiß ich weil dieser meinen Wagen mal gestreift hatte und wir etwas aus Versicherungsgründen klären mussten." Mein Blick fiel noch einmal auf den blauen Van, es war kaum möglich das jemand daraus überlebt haben konnte. Wie durch Zufall sah ich die Straßennamen: "64. Northway - Ecke 34. Buckinghamstreet". Die Zahlen in den Straßennamen gab mir den Rest. Mein Hals schnürte sich zu und ich bekam kaum noch Luft. Es ist ein Zufall! ES IST EIN VERDAMMTER ZUFALL!

 

 

~Caroxoxo1

Kapitel 7

 

Ich beschloss niemandem von dem Ereignis, mit dem Zahlen und dem Van, zu erzählen. Würde ich es jemandem erzählen, würde er es sowieso nicht glauben. Sie würden sofort sagen das ich verrückt wäre und am Ende würde ich in einer Psychiatrie landen.
Vielleicht war das auch der richtige Ort?

Nachdem wir eine Stunde im ''Stau'' standen, konnte Macon endlich in normaler Geschwindigkeit nachhause fahren. Naja Macon's Fahrstil war eigentlich ganz und gar nicht normal . Er fuhr so schnell, dass mir nach zwei Minuten schlecht wurde. Ich wusste nicht wieso ihn noch kein Polizist angehalten hatte.

Endlich konnte ich ''unser'' Haus erblicken. Ich wollte gerade aussteigen, da hielt mich Macon an meinem Arm fest.

''Wieselgesicht?''

''MACbook?''

Die ganze Autofahrt lang hatte er mich nicht angegrinst oder sonst eine dumme Bemerkungen gemacht.

Vielleicht hatte er ja seine Tage?
Kann ja sein dass er heimlich ein Mädchen ist.

Ich prustete los. Macon schaute mich wütend an und zog eine Augenbraue hoch.
Wie konnte man Wütend sein und dabei eine Augenbraue hochziehen?

Nun grinste er mich an.

Okay vielleicht ist er wirklich ein Mädchen und ''er'' hat seine Tage.

Ich bemerkte es erst jetzt das wir uns anstarrten.
Wieso starrt er mich eigentlich an?

''Ist mein Anblick so schön, dass du keine Worte findest Mac?'', fragte ich mit provozierender Stimme.

''Nein, eigentlich habe ich mich gefragt, wie Mutter Natur nur sowas hässliches erschaffen konnte.'' er hatte wieder dieses höhnische Lächeln auf den Lippen.

Okay das reichte mir! Was bildet sich eigentlich dieses Arschloch ein ?!?.

Ich versuchte wieder auszusteigen, da sagte er: ''Warte, es tut mir leid''

Hatte er sich gerade bei mir entschuldigt oder hatte ich mir das nur eingebildet?

''Was hast du gesagt?'', fragte ich leicht verwirrt.

''Ich sag es nicht nochmal!'', knurrte er.

''Ja okay, sag jetzt was du willst! Ich kann hier kein Jahrhundert warten!''

''Naja, möglich wäre es'', wisperte er.

Ich muss Nathaniel fragen, ob er vielleicht wirklich eine Tochter hatte, die sich entschied ein Junge zu sein.

''Mein Gott , spuck es jetzt aus MACON!!'', langsam aber Sicher riss mein Geduldsfaden.

''Ach egal , ist doch nicht so wichtig'', er grinste mich wieder an.

Wie gerne würde ich ihm dieses grinsen aus seinem Gesicht reißen.

Rasend vor Wut stieg ich aus und klingelte an unserer Haustür.

Ein Hausangestellter öffnete die Tür und wollte mich grad begrüßen, da lief ich auch schon rechts die Treppen hoch, in meinem Zimmer.

Ich entschied mich zu duschen und danach Schlafen zu gehen.
Vielleicht würde ich aber auch noch ein Buch lesen..

Ich ging in meinen begehbaren Kleiderschrank und kramte eine hellblaue Jogginghose und ein schwarzes Top heraus, dann verschwand ich im Badezimmer..

***

Geduscht, angezogen und die Haare geföhnt, ging ich wieder in meinem Zimmer.
Lustlos warf ich mich aufs Bett und spürte die Müdigkeit an mir zerren.
Deshalb entschied ich mich doch kein Buch mehr zu lesen.

Ich kroch unter die Bettdecke und legte mich auf den Rücken.
Grade als ich meine Augen schließen wollte, sah ich ein vertrautes Krabbeln an der Decke.

Eine Spinne!

Eigentlich hatte ich keine Angst vor Spinnen, aber diese hier war verdammt groß!
Wie kommt das Vieh in mein Zimmer?

Ich stand sofort auf und tat etwas, wobei ich am liebsten Selbstmord begannen hätte.

Ich musste Macon um Hilfe bitten..

Ich wollte keine Hausangestellte bitten, dieses Vieh aus meinem Zimmer zu schaffen. Sie würden bestimmt denken, dass ich mit solch einer Winzigkeit nicht alleine fertig wurde und würden den Respekt verlieren. Und da Macon sowieso kein Respekt mir gegenüber zeigte, war er der einzige, den ich um Hilfe bitten konnte.

Ich rede hier auch noch von "um Hilfe bitten", nur wegen einer winzigen Spinne! Wie tief konnte ich nur sinken ?

Wiederwillig klopfte ich an Macon's Zimmer Tür, die nach langer Zeit geöffnet wurde.

Macon schaute mich überrascht an, als er feststellte wer an der Tür geklopft hatte.

Seit dem er in diesem Haus eingezogen war, hatte ich noch nie an seiner Tür geklopft.

Okay, solange war das zwar auch noch nicht her, aber trotzdem..

''Was willst du?'' fragte er mich schroff.

Ich dachte nochmal darüber nach, ob ich Ihn wirklich fragen sollte , doch ich könnte dieses Vieh nie und nimmer anfassen.

''AnMeinerWandIstEineSpinneIchWollteFragenObDuVielleichtMirHilfstDiesesViehDaWegzumachen'' erst jetzt merkte ich das ich ohne Pause geredet hatte.

''Langsam, langsam , Wieselgesicht. Sprich jetzt bitte ruhig und verständlich''

Fick dich.

''Ich werde dich nicht noch mal fragen! Du hast mich schon verstanden!''

''Wenn du es mir nicht nochmal sagst, dann kann ich dir nicht weiterhelfen..'' er grinste wieder mit diesem Macon-Grinsen.

Ich kochte vor Wut, aber entweder ihn fragen und ruhig schlafen können oder mit einer Spinne kuscheln..
Einer fetten, großen Spinne..

Okay ich entschied mich für das erste.

''In meinem Zimmer ist eine große, fette Spinne. UND JA SIE IST WIRKLICH GROß UND FETT UND ES KOMMT MIR NICHT NUR SO VOR WEIL ICH EIN MÄDCHEN BIN! ... und ... ich wollte dich fragen.. ob du sie für mich....wegmachst?'' ich schaute nervös auf den Boden.

Warte , wieso war ich nervös? Naja jetzt auch egal.

''Na gut, aber nur weil du so nett gefragt hast.'' er grinste mich dreckig an und am liebsten würde ich ihm jetzt eine Ohrfeige geben.

''Wo ist sie?''

''An der Wand .. über meinem Bett.''

''Okay, du kannst in meinem Zimmer warten, wenn du willst.'', fügte er noch immer grinsend hinzu.

~Katy

Kapitel 8

Macon war schon in meinem Zimmer verschwunden, als ich in sein Zimmer trat.

Eigentlich hatte ich unser altes Gästezimmer gekannt, doch er hatte es völlig verändert.

Die hellen, beigefarbenen Laken auf dem großen Doppelbett, wurden gegen schwarze, musterlose Bezüge eingetauscht.

Der große Fernsehr hing immer noch an der nun schwarzen Wand.

Alles in allem strahlte das Zimmer eine düstere Atmosphäre aus, die irgendwie zu Macon passte.

Sein Zimmer ist ein Spiegelbild seiner selbst., schoss es mir in den Kopf.

Ich ging einen Schritt in das Zimmer hinein und sah auf die zugezogenen Gardienen. Sie waren genauso makellos schwarz wie der Rest des Zimmers.

Vorsichtig ging ich an dem kleinen Regal unter dem Fernsehr lang, wo einige Fläschchen Parfüm standen.

Darunter lag ein aufgeschlagenes Buch auf dem Rücken, auf dem ein großes Pentagramm prangte.

Ich schauderte allein bei dem Anblick und wollte gar nicht wissen was darin stand.

Ich sah mich weiter um, doch es gab nicht viel interessantes, da sein Zimmer nur halb so groß war wie meins.

Ich ließ mich auf sein Bett sinken. Es roch nach ihm.. Irgendwie nach Ingwer und Minze.

Ich bin so müde... Hoffe er beeilt sich., waren meine letzten Gedanken, bevor ich doch tatsächlich in seinem Bett einschlief.

Mein Traum war eine verwirrende Mischung aus Horror und Fantasy.

Ich stand in einer dunklen Gasse. Regen prasselte auf meine Haut nieder und ließ mich erzittern.

Ich sah mich um. Es war dunkel und kalt. In dieser Gegend war ich noch nie gewesen, doch sie war schäbig, dreckig und irgendwie hatte sie auch einen ziemlich dunklen Flair .

Nun sah ich an mir herab. Ich trug eine schwarze Lederjacke, die an den Schulter gepolstert war.

Ich sah weiter herunter zu meinem schwarzen Oberteil und der schwarzen Jeans und das einzige was mir in den Kopf schoss war: 'Ich sehe aus wie eine weibliche Version von Macon.'

Ich trat einige Schritte aus der Gasse raus, auf eine dunkle Straße, dessen Laternen in einem milchigen Gelb etwas Licht spendeten..

Genug um das Chaos zu sehen.

Wie in einem schlechten Spielfilm standen Autos quer über die Straße hinweg, dessen Türen und Fenster verbeult oder komplett zersprungen waren.

An den kleinen, ausländischen Läden waren die Jalousien herunter gekurbelt, doch über all waren Einschusslöcher.

Ich erschauderte ein weiteres Mal, dieses Mal aber nicht wegen der Kälte.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße, stand ein im Schatten gehüllter Mann und beobachtete mich.

Als er meinen Blick sah, begann er sich vorwärts zu bewegen. Sein eines Bein zog er auf eine merkwürdige Weise hinterher.

Ich wollte weglaufen, doch meine Beine waren wie angewurzelt. Ich sah mich um, doch es war nichts in der Nähe womit ich mich wehren konnte.

"Verschwinde.", wimmerte ich in die kalte Nachtluft hinein.

Je näher er kam, desto deutlicher hörte ich seinen keuchenden Atem und das Bein, was auf der unebenen Straße hinterher gezogen wurde.

Er stand nun unter einem gelben Lichtstrahl einer Laterne. Ich konnte zwar nur sein Kinn und die lange Narbe erkennen, doch ich er kam mir schrecklich bekannt vor.

Mit einer dünnen Hand zog er seinen Kapuze dichter ans Gesicht und schlürfte weiter auf mich zu.

Plötzlich flog der Mann weit über die Straße und landete wie ein Käfer auf dem Rücken.

Für einen Sekundenbruchteil hatte ich die Luft zerreißen sehen, wie etwas unsichtbares, was auf den Typen zu gestürmt war.

Ich sah mich erneut um, doch konnte keinen Ursprung der Energiequelle erkennen, doch der Mann schien sich wieder aufzurappeln, wütender als zuvor.

Er schnaubte regelrecht vor Wut.

Und gerade als er wieder begann auf mich zu zu humpeln, traf ihn wieder eine dieser Energiequellen.

Erstaunt sah ich zu, wie er mit den Beinen ruderte, um sich dagegen zu wehren, doch er flog im hohen Bogen auf eines der Autos.

Ich war zu dem Mann gedreht, als mich jemand an der Schulter packte und seine Hand auf meinen Mund drückte.

Erschrocken wehrte ich mich gegen die Berührung und versuchte zu schreien, als die Person mich zu sich umdrehte.

'Macon! Gott sei Dank! Doch wieso hatte ich dieses komische Gefühl in der Magengegend, wenn ich ihn ansehe?'

Mit entsetztem Gesichtsausdruck musterte er mich.

"Wir müssen von hier verschwinden!", seine Stimme war nicht ruhig und gelassen, wie ich sie kannte, sondern voller Panik.

Er zog mich so schnell hinter sich her, das ich beinahe den Halt verlor.

"Macon! Was ist los?", rief ich irgendwann und versuchte mich aus seinem festen Griff zu entfliehen, doch es gelang mir nicht.

Macon sah mich bemitleidend an, sagte aber nichts.

Als wir aus der dunklen, dreckigen Gasse raus waren, blieb ich stehen.

Macon bemerkte es erst nicht, sodass ich beinahe umgefallen wäre, doch dann sah er mich mit einem traurigen Blick an.

"Bitte, du musst mit mir kommen.", flehte er.

"Wohin?", wie ein trotziges Kind blieb ich mit verschränkten Armen stehen, seine Hand war noch immer um mein Handgelenk geschlungen.

Seufzend sah er mich an. Seine Augen waren merkwürdig glasig und ich hätte schwören können sie waren eine Mischung aus grau und grün.

"Bitte, Liv'.", antwortete nur mit einer kratzigen Stimme und trotzdem blieb ich wie ein Fels in der Brandung stehen.

Er ging einen Schritt auf mich zu. Sein Blick war gequält. Seine Hand, die nicht an meinem Handgelenk ruhte, streifte langsam durch mein Haar.

Mechanisch legte ich meine Hand auf seinen Brust. Ich spürte seine Muskeln, seine Wärme, seinen Herzschlag...

"Du vertraust mir, richtig?", fragte er und seine Stimme hatte einen rauen Unterton angenommen.

Ich nickte und blickte in seine grauen Augen, die mich liebevoll ansahen...

MOMENT MAL? MACON? LIEBEVOLL? ICH GLAUBE ICH BIN IM FALSCHEN FILM', erst jetzt bemerkte ich, dass ich keine Kontrolle über meinen Körper hatte.

"Ich liebe dich, Macon.", hauchte meine Stimme und mein Gedanken-Ich begann zu würgen.

"Ich liebe dich auch und deshalb musst du von hier verschwinden... von mir verschwinden, Liv."..

Das nächste was ich hörte, war das vertraute klingeln meines Weckers.. Nur war er so leise..

Ich riss die Augen auf und fuhr erschrocken hoch.

ICH HATTE DIE GANZE NACHT IN MACONS BETT VERBRACHT!

Ich sprang auf und suchte nach meinem Handy, als sich auch schon langsam die Tür öffnete.

"Wieselgesicht! Ich dachte ich müsste mir schon echt Sorgen machen, so lange wie du geschlafen hast.", und da war wieder dieses spöttische Lachen.. Doch auch sein Gesicht allein rief eine dunkle Erinnerung an den Traum der letzten Nacht in mir hoch und bemerkte wie meine Wangen begannen zu brennen.

Ich senkte meinen Blick und nuschelte nur schnell "'tschuldigung" und lief in mein Zimmer.

Ich war schon ziemlich spät dran, sodass ich mich nur schnell anzog und mir die Haare zu einem ordentlichen Pferdeschwanz band.

Als ich die Treppen hinunter kam, stand Macon schon dort und wartete.

Er sah mal wieder verdammt gut aus.

Ein weißes T-Shirt, was seine Brust- und Bauchmuskeln betonte, eine schwarze Jeans, die alte Lederjacke und eine Ray-Ban-Sonnenbrille.

Er grinste schon wieder, doch schien er es dieses Mal verstecken zu wollen, denn sein Vater stand gleich um die Ecke und musterte ihn genau.

Macon öffnete mir die Tür und sah seinen Vater mit einem gespielten Lächeln an, dann folgte er mir.

Ich ließ mich in die weichen Ledersitze seines Autos fallen und wartete, dass ich wieder die Angst meines Lebens bekommen würde.

Er ließ sich langsam neben mich sinken und startete das Auto...

Ich wusste nicht Mal ob Macon das Wort "Geschwindigkeitsbegrenzung" kannte, denn anscheinend hatte er noch nie was davon gehört.

"Na? Gut geschlafen, Wiesel?", fragte er provokant.

Für einen kurzen Moment stockte mein Atem.

Er konnte es einfach nicht wissen!

Um ihn von dem Thema abzulenken, fragte ich ihn: "Du interessierst dich auch für Bücher?"
"Wie kommst du darauf?", antwortete er gelassen.
"Naja, ich habe gestern Abend dieses Buch auf deinem Schrank gesehen, das mit dem Pentagramm."
Er schürzte die Lippen und schwieg einen Moment.
"Du hast also das Pentagramm gesehen?", seine Stimme war ruhig, doch mit einem merkwürdigem Unterton.
"Natürlich hab ich das! Es war auf dem Cover.", irgendwas in mir war verwirrt, doch ich wusste nicht wieso.
"Ja natürlich hast du das.", seine Stimme war nun wirklich beängstigend rau..
Damit schien das Gespräch auch beendet zu sein, denn er bog etwas zu schnell auf den Parkplatz der Schule..

~Caroxoxo1

Kapitel 9

 

Ich wollte nicht in die Schule.

Am liebsten würde ich Zuhause in meinem Zimmer sitzen, ein gutes Buch lesen und eine Tasse Erdbeer-Tee trinken.

Aber nein , das Schicksal wollte ja unbedingt das ich unnötige Sachen lernte und dabei auch noch Mike und Helen zu Gesicht bekam.

Ich hatte nicht mal Lust Liam zu sehen, seit unserem Kuss hatte er mir tausende SMS geschickt, dass er ein schlechtes Gewissen habe und er mich nicht verlieren wollte.

Und schon kam er auch gleich zu mir gelaufen. Ich wusste, dass er den Kuss nur gut gemeint hatte, aber es fühlte sich nicht mehr so an, als wären wir noch beste Freunde.

Ich konnte das Gefühl einfach nicht beschreiben.

Früher hatte ich mich geborgen bei ihm gefühlt, doch dieses Gefühl empfand ich nur noch bei Macon.

Macon? !?! Okay. Ich sollte meine Mum anrufen und sie fragen ob ich doch noch zum Psychiater sollte..

"Hi!", sagte Liam, der neben mir angekommen war.

Ich erwiderte auch ein Hi und zwang mich zu einem Lächeln.

Es würde gleich zum Unterricht klingeln, deswegen konnte Liam mich nicht mehr  ausfragen, wieso ich seine SMS nicht beantwortet hatte.

Zum ersten mal in meinem Leben wollte ich die Schule schwänzen.

"Kommst du? " fragte Liam mich und man sah auch ein bisschen die Verärgerung in seinem Gesicht stehen.
Wenn er jetzt sauer ist, weil ich ihm nicht geantwortet habe, dann kann er was erleben.
Okay vielleicht doch nicht... aber ich wäre mit Sicherheit sauer auf ihn.

Doch Liam schaute mich gar nicht an, sondern sein Blick fiel über meine Schultern hinweg.

Ich drehte mich um und sah warum er verärgert war.

Macon stand am Eingang unserer Schule und blickte zu uns hinüber.. Direkt in meine Augen..

Ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen.

Arschloch! Wieso grinst er wieder so blöd?

Trotzdem wusste ich nicht wieso Liam so verärgert war.

War zwischen Macon und Liam etwas vorgefallen?

Oder war er doch sauer weil ich ihm nicht geantwortet hatte?

Ich löste mich also von meiner starre und sagte zu Liam das er schon vorgehen sollte und ich nach kommen würde.

Als ich mich erneut zu Macon wand, war dieser verschwunden, genauso wie die anderen Schüler.
Sie waren alle schon zu ihrem Unterricht gegangen.

Ich konnte nicht anders.

Okay... eigentlich schon, aber heute hatte ich einfach keine Lust auf Unterricht.

Ich ging also geradewegs zum Ausgang der Schule und dann links zum Parkplatz.

Unsere Schule war groß und richtig hübsch von außen.

Sie hatte sogar einen eigenen Parkplatz, einen Park, ein Football-Feld, ein Schwimmbad und einen Campus. Es war klar, dass ich in so eine Schule ging. Wenn meine Mutter nicht so viel verdienen würde, würde ich wahrscheinlich auf eine staatliche Highschool gehen..

Ich liebte den Park unserer Schule. Dort konnten wir auch unsere Pausen verbringen, doch meistens war niemand dort. Fast alle verbrachten ihre Pausen im Cafeteria, doch ich war nur zu gerne in dem Park.

Helen und Liam hatten mich früher oft gefragt, wo ich in der Pause gesteckt hatte, ich hatte oft gelogen, dass ich noch was im Klassenzimmer erledigen musste.
Ich wollte nicht das sie über meine Geheimverstecke bescheid wussten. Ich war lieber alleine, in dem schönen Park und konnte unter großen Kirschbäumen auf einer Bank sitzen und lesen. Dabei hatte ich immer meine Ruhe..

Okay, vielleicht war es doch kein geheimer Ort, doch wenn viele dorthin kommen würden, hätte ich in manchen Pausen, in denen ich meine Ruhe haben wollte, keine bekommen.. und das war das einzig schöne an dieser Schule..

Ich wusste nicht wieso ich zum Parkplatz gekommen bin.

Wäre ich nur nicht mit Macon gefahren, sonst hätte ich mit meinem Wagen abhauen können!

Meine Mutter wollte unbedingt das ich mit ihm fahre , damit wir uns besser "kennen lernten".
Als ob sie keine Angst hatte mich selber fahren zu lassen..

 

Plötzlich legten sich zwei Hände auf meine Schultern.
Erschrocken fuhr ich herum, doch es war nur Liam.

"Läufst du von mir weg ?" fragte er mich sanft.

"Ich kann mich nicht erinnern, dass ich weg gelaufen bin.", antwortete ich ihm und eine gewisse, ungewollte Schärfe lag in meiner Stimme.

"Was ist los?", war seine erste Frage.
"Wieso antwortest du auf meine SMS nicht ?", war die zweite und ohne mich auch nur zu Wort kommen zu lassen, sprach er weiter, "Liv.., es tut mir Leid, dass ich dich geküsst habe."

"Darum geht's nicht Liam..

Ich bin deswegen nicht sauer..

Ich bin dir eigentlich überhaupt nicht sauer, aber bitte lass mir ein bisschen Zeit. Ich wurde vor knapp zwei Wochen von meinem Freund betrogen und als würde das nicht genügen ist Macon mein neuer "Bruder". "

"Natürlich verstehe ich das alles Livvy, aber ich vermisse meine beste Freundin.", irgendwas an seiner Stimme verletzte mich zu tiefst..

Unwillkürlich tauchten vor mir Bilder auf, wie wir in meinem Zimmer, auf dem Sofa saßen und überall Chips, Popcorn und andere Snack verstreut lagen. Wir waren vertieft in einen Film und ich kuschelte mich Freundschaftlich an Liam.

Wir hatten so lange schon nicht mehr Zeit miteinander verbracht.

Ich hatte den Ersatz-Schlüssel von Macons Auto und geradewegs brütete mein Gehirn eine Idee aus.

"Du hast Recht, Liam. Wir haben schon lange nichts zusammen gemacht. Verzeih mir.
Ich lade dich jetzt zum Eis essen und ins Kino ein, wie wir es immer getan haben, nur dieses Mal schwänzen wir die Schule dabei .", ein verschmitztes Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus..

"Einverstanden.", sagte er und in seiner Stimme lag Freude

"Bist du mit deinem Auto in die Schule gekommen?", fragte ich, in der Hoffnung ist müsste doch nicht Macons Auto stehlen..

"Nein, Nick hat mich gefahren.." entgegnete Liam.

"Okay. Ich habe den Ersatz-Schlüssel von Macons Auto.
Er wird mich zwar töten, wenn wir das tun, aber was solls.", entgegnete ich.

Liam schaute mich entgeistert an.

"Was ist ?"

"Ich wusste nur nicht, dass du sowas wirklich durchziehen kannst."

~Katy

Kapitel 10

 

Menschen sind wie Glas, wir brechen und können nicht wieder repariert werden..

 

Die Sonne schien grell auf die Wiese und die schönsten Blumen begannen zu blühen.
Hier und da schwirrte eine Hummel oder ein Schmetterling durch die Gegend und ließ mit dem rauschen eines Baches eine wundervolle Melodie erklingen.
Ich ließ mich auf die Wiese fallen, direkt neben Liam, der schon zu den Wolken starrte.
Aus weiterer Entfernung hörte ich ein leises Stimmengewirr, sowie Musik.
Der frische Duft von Sonne, Wind und Gräsern ließ mein Gemüt sich beruhigen.
Ich dachte gar nicht an Zuhause, denn dort würde es einen riesen Aufstand geben.
Die liebe, brave Livvy, die nie auffällig war, hatte die Schule geschwänzt und ein Auto geklaut. Ohje, wann kommt denn wohl die Abhängigkeit.
Meine Mutter hatte ja schon einen Aufstand gemacht, als Liam angefangen hatte zu Rauchen. Sie meinte das solch ein Umgang mich auch zum Rauchen verführen würde.
Ein breites Grinsen lag auf meinen Lippen. Was wäre wohl wenn?
Doch ich schlug mir den Gedanken schnell wieder aus dem Kopf. Rauchen war ungesund..

Seufzend stützte ich mich auf die Ellenbogen und sah Liam an, der sich die Sonne auf sein Gesicht scheinen ließ.
Unauffällig pflückte ich ein Gänseblümchen und kitzelte ihn an der Nase.
Er lächelte nun auch, aber ließ die Augen geschlossen.
"Wir sollten das öfters machen.", flüsterte ich.
"Was?"
"Naja, die Schule schwänzen, um irgendwo abzuhängen.", meine Stimme hatte einen leicht aufgedrehten Unterton angenommen.
Liam sah mich nun an.
"Wolltest du nicht auf ein gutes College gehen?", fragte er grinsend.
"Diese paar Fehltage.", meinte ich nur und wischte den Gedanken damit weg.
"Was kommt als nächstes, Liv? Kokain schnupfen auf dem Schulklo?", er grinste mich noch breiter an.
Sanft knuffte ich ihm in die Seite.
"Du hörst dich an wie meine Mutter!"
"Oh Liv' du darfst kein Auto fahren, zu gefährlich. Liv' du hast die falschen Freunde, sie sind ein schlechter Umgang. Liv', mach nur das was Mami will.", in seiner Stimme lag etwas gehässiges.
Verwundert setzte ich mich auf.
"Ich dachte du magst meine Mom?", fragte ich etwas verwirrt.
"Klar mag ich deine Mutter, aber seit die Parasiten bei euch wohnen, hat sie sich noch mehr verändert."
Ich murmelte nur etwas in mich hinein und ließ mich wieder auf den Rücken fallen.
In diesem Moment nahm Liam meine Hand.
Es war nichts ungewöhnliches, wir hatten schon früher Händchen gehalten, doch dies war anders.. und nicht nur auf eine gute Art.
"Weißt du Livvy, du bist alt genug um selber zu entscheiden was du machst.. Das muss deine Mom auch mal akzeptieren.", Liams Tonfall gefiel mir überhaupt nicht.
"Willst du jetzt ernsthaft über meine Mutter sprechen?"
"Nein..", dann schwieg er und sah mir lange in die Augen.
Irgendwas an dieser Geste schnürte mir den Hals zu.
Liam sah mich immer noch an, dann nahm er eine von meinen Haarsträhnen und spielte damit.
Sanft fuhr er über meine Wange, sodass seine Finger nur haarscharf mein Gesicht berührten. Ein merkwürdig warmer Schauer lief mir über den Rücken.
Mir wurde ganz Flau im Magen, als ich seinen Blick sah.
Er konnte doch nicht ernsthaft das versuchen, was ich dachte?
Liam war wie ein Bruder für mich... Er konnte doch nicht ernsthaft mit mir flirten.
Plötzlich näherte sich sein Gesicht dem meinen. Ich spürte für einen kurzen Moment seinen Atem, seine Hitze.
Oh Gott! Bitte nicht!
Dann legten sich seine Lippen sanft auf meine.
Es war wie etwas feuchte Zuckerwatte. Süß, weich, klebrig und doch abstoßend.
Seine dürren, nach Nikotin riechenden Finger fuhren sanft durch mein Haar.
Er schien es kaum zu merken, dass ich versuchte mich aus dem Kuss herauszuwenden.. 

Viele Mädchen würden alles dafür geben, an meiner Stelle zu sein.
Liam der hübsche Typ von nebenan..
Aber es war Liam..
Liam den ich aus Kindertagen kannte.
Liam der immer alles von mir wusste.
Meine tiefsten Geheimnisse, meine versteckten Gefühle..
Er wusste alles von mir. Er war der Bruder den ich niemals hatte..

 

Und nach einer gefühlten Ewigkeit ließ er endlich von mir ab.
Er sah meinen entsetzten Gesichtsausdruck und schien schon fast etwas beleidigt, dann setzte er sich auf und starrte in die Luft.
Ein kühlen, verachtendes Lachen lag auf seinen Lippen.
"Liam..", hauchte ich und in meiner Stimme lag tiefe Verzweifelung.
"Was willst du mir jetzt sagen, Liv? Das ich nur wie ein Bruder für dich bin? Das du mich liebst, aber nicht so?.. Ich habe so lange darauf gewartet, dass du diesen Idioten verlässt und jetzt merke ich an deiner Art, dass du nicht das selbe willst.", seine Stimme klang nicht mehr so lieb und nett, wie sonst immer, sonder verachtend, schneidend und kühl.
Ich spürte wie meine Augen sich mit Wasser füllten und ich den Tränen nahe stand.
"Ich..", meine Stimme brach ab.
"Was? Was willst du sagen? Du willst mich nicht als Freund verlieren? Komm! Red nicht um den heißen Brei herum, sag was du denkst.", er war Sauer.. vielleicht aber auch verletzt.
"Du bist mein bester Freund. Das würde alles zerstören. Ich kann keine Beziehung mit dir führen.. vor allem nicht nachdem mit Mike.", die letzten Worte waren kaum mehr als ein Flüstern.
"Das ist dein Problem, Liv'.", während er sprach, war er aufgesprungen.
Seine Augen funkelten mich böse an, dann fuhr er im harschen Ton fort: "Ich will nicht nur Freundschaft, verstehst du? Denkst du allen ernstes... ich würde Jahrelang dein Freund sein.. ohne einen Hintergedanken?"
In diesem Moment brach etwas in mir, wie ein Stück dünnes Glas.
Meine Augen begannen heftig zu brennen und es war, als würde mein Herz Feuer fangen.
"Hör auf!", wisperte ich.
"Seit ich denken kann.. warst du das eine Mädchen.. UND DU? Du suchst dir einen Vollidioten wie Mike, der dich vernachlässigt, dem seine Freunde wichtiger waren als du, der dich Nachts alleine durch die Gegend laufen lässt. DU! DU bist der Grund wieso ich jeden Scheiß angestellt habe, nur um dieses Gefühl aus meinem Körper zu bekommen!", wären Menschen auf der Wiese gewesen, hätten sie wohl jedes Wort mitbekommen.
Und diese Anschuldigungen, waren der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte.
"HÖR AUF!", schrie ich ihn zurück an, "Wieso machst du alles kaputt?"
Tränen liefen unkontrolliert über meine Wange.
"Ich? Ich mach also alles kaputt, Liv? Na dann. Dann geh ich jetzt besser und stehe dir nicht mehr im Weg! Los. Geh zu Macon, ich weiß doch was da läuft.", noch einmal sah mich Liam wutentbrannt an, dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging schnellen Schrittes davon.
"WAS DA LÄUFT? DU HAST DOCH KEINE AHNUNG!", brüllte ich und ein erneuter Schwall Tränen lief über meine Wange.
Lange sah ich ihm hinterher, bis der kleine Punkt am Horizont verschwunden war, dann packten mich die Gefühle.
Wie aus einem Springbrunnen liefen Tränen über mein Gesicht und tropften auf mein T-Shirt. Ich konnte mich kaum bewegen, zitterte stark und mir wurde übel. Solch eine Trauer hatte ich das letzte Mal verspürt, als mein Vater starb.
Ich verbarg mein Gesicht in den Händen und weinte stumm.

Unzählige Minuten vergingen, bis ich mich einigermaßen beruhigt hatte.
Zwar wollten die blöden Tränen nicht aufhören zu kullern, doch ich war wieder in der Lage aufzustehen und zum Auto zu laufen.

Ich ließ mich auf den Fahrersitz sinken und spürte wie der nächste Zusammenbruch, wie ein Erdbeben, sich anbahnte.
Ich drehte den Schlüssel im Zündloch um und fuhr etwas zu schnell nach Hause.
Mir war es Egal. Vielleicht würde ich einen Unfall bauen... und sterben. Wenigstens hatte er dann ein schlechtes Gewissen.. und ich wäre endlich frei von dem ganzen Ärger.
Ohne Liam hatte ich doch sowieso niemanden mehr.

Leider unversehrt, kam ich bei mir Zuhause an.
Ich wartete einen Moment, trocknete meine Tränen und lief dann zur Tür hinaus.
Bevor ich versuchen konnte, den Schlüssel überhaupt herauszusuchen, öffnete mir Macon schon die Tür.
Er setzte gerade an, um mich anzuschreien, doch schloss seinen Mund bei meinem Anblick wieder und schwieg.
Wortlos ließ er mich in die Eingangshalle treten.
Aus der Küche heraus hörte ich ebenfalls schon eine aufgebrachte Stimme
Mom!

Ich wollte sie nicht sehen, ich wollte niemanden sehen. Ich wollte allein sein und in meiner Trauer versinken..
Grade ging ich die erste Stufe nach oben, als Macons Stimme ertönte.
"Alles in Ordnung?", fragte er und in seiner Stimme lag mal kein Spott, so wie sonst, sondern ernsthaftes Mitgefühl.
Ich drehte mich kurz um, schluckte schwer und antwortete ihm dann gereizt: "Sieht man das nicht, hm? Los! Wo bleibt der dumme Spruch!"
Er lächelte, aber kein freudiges Lächeln. Er sah mich nicht einmal an, dann schwieg er.
Erneut setzte ich zum gehen an, als seine Stimme erneut zu mir sprach.
"Wenn du jemanden zum Reden brauchst.."
Für einen Augenblick dachte ich, ich hätte mich verhört, doch es war klar und deutlich gewesen.
Ich murmelte schnell ein Dankeschön und lief dann in mein Zimmer.

Kaum hatte ich mich auf mein Bett geworfen, quälten mich wieder Liams Worte.
Er mochte dich nicht aufgrund deiner Freundschaft.. Du Idiot, wieso hast du das nicht eher kommen sehen..
Aber du liebst ihn nicht so.. oder doch?
Willst du ihn denn verlieren? Vielleicht kann man lernen jemanden zu lieben. Aber willst du das wirklich? Ihn für den Rest deines Lebens belügen? Schauspielern?

Egal wie sehr ich darüber nachdachte.. Seine Worte schmerzten so stark, dass ich mir am liebsten das Herz herausgerissen hätte, um es dann in irgendeinem See zu ertränken.
Ich liebte Liam, da hatte er Recht, da hatten alle Recht.
Aber war es die Art und Weise? War es eine tiefere Liebe als die Freundschaft?
Konnte ich ihm nach diesen Worten überhaupt nochmal vertrauen?
Und was meinte er mit Macon?

Doch die wichtigste Frage war: Konnte ich überhaupt ohne ihn existieren?

 

~Caroxoxo1

 

Kapitel 11

 

Liam bedeutete mir richtig viel.

Ich konnte mir kein Leben ohne ihn vorstellen..

Aber er empfand viel für mich.

Zu viel..

Es tat mir weh ihn zu verletzen, aber er sollte zur Vernunft kommen.

Ich hatte nie mehr als Freundschaft für ihn empfunden.

Ich war nun auch zu Stolz, um mich bei ihm zu entschuldigen..

Langsam versiegelten sich meine Tränen und es klopfte an meiner Tür.

Ich hatte auf niemanden Lust. Auf wirklich NIEMANDEN!

Zum Glück habe ich zu gesperrt.

Hinter der Tür klang Macon's Stimme: ''Liv' , ich bin nicht hier um dich zu provozieren... Aeh...Ich wollte sagen,..wenn du was brauchen solltest...dann ruf mich...

Ich bin dir auch nicht mehr böse, wegen der Sache mit dem Auto..''

Das letzte was ich brauchte war Macon.

Er log doch nur damit ich meine Tür aufmachen würde und er mir eine verbale Ohrfeige verpassen könnte.

''Verpiss dich!'' schrie ich.

Dann hörte ich wie er den Absatz kehrt machte und seine Tür zu schlug.

Doch im nächsten Moment hörte ich, dass er wieder seine Tür aufmachte und versuchte meine Tür aufzuschlagen.

''Spinnst du???'' brüllte ich.

Ich erhob mich vom meinem Bett und ging zu meiner Tür.

''Wenn du die Tür jetzt nicht aufmachst, dann mach ich sie kaputt!'', seine Stimme klang aufgebracht.

Ich seufzte und machte meine Tür auf.

''Was willst du Macon?

Vorhin sagst du noch, dass ich dich rufen könnte, wenn ich etwas brauche. Jetzt kommst du wie ein wütender Neandertaler und willst meine Tür kaputt schlagen!''

Anscheinend fand er meine Aussage nicht so interessant und stellte deshalb eine Gegenfrage: ''Wo wohnt Liam?''

Im ersten Moment war ich ziemlich perplex, doch fing mich schnell wieder: ''Was willst du von Ihm?''

'' Er hat dich doch in diesen Zustand befördert, hab ich Recht?''

Ich zögerte einen kurzen Moment..

''Na und? Als würde es dich interessieren!'', gab ich zurück, nachdem ich meine Stimme wiedergefunden hatte.

Er sagte etwas, so leise das ich es kaum verstanden hätte: ''Mich interessiert alles was du tust..''

Was meint er nur damit?

''Du hast meine Frage nicht beantwortet..''

''Ich will mit Liam ein ernstes Wörtchen reden.'', seine Stimme klang dunkel.

Will er etwa einen auf Bruder tun?

''Das ist doch nicht dein Problem! Halt dich von Liam fern! Ich liebe Ihn!''

Moment! Was hab ich gerade gesagt??

Macon musterte mich schockiert, dann blitzte etwas in seinen Augen auf.

War es Schmerz oder Wut? Ich konnte es nicht deuten.

''Deswegen weinst du also die ganze Zeit?'', fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.

''Du musst nicht alles von mir wissen! Wenn ich weine, dann weine ich. Es reicht schon, dass ich mit DIR in einem Haus wohnen muss!'', gab ich bissig zurück.

Er zog eine Augenbraue hoch "Aha..", von dem, was auch immer in seinen Augen war, war nun nichts mehr zu sehen.

Er machte mich so wütend, dass ich ihm am liebsten seine Kehle rausreißen würde.

Oh man.

Früher wurde ich nicht so schnell wütend.

Was machte der Kerl bloß mit mir.

"Okay Macon.. Du stehst hier herum und wolltest mich einfach so nach Liam's Adresse fragen.  Ich frage mich ehrlich wieso, denn ich weiß ganz genau, dass ich dir völlig egal bin und nicht zu vergessen: Du mir auch. Ich mache dir jetzt einen Vorschlag , entweder verpisst du dich jetzt oder du kannst etwas erleben!

Du störst hier nicht nur meine Ruhe sondern auch.. nun ja, egal. Also mach die Fliege!", mit einer Handbewegung wies ich ihn zurück.

Ich glaube, ich bekomme meine Tage.

Doch Macon hörte nicht auf mich , stattdessen trat er in meinem Zimmer ein (Ich hätte neben mir kein Platz machen sollen) und ging zu meinem Bett.

"Oh Nein! Das tust du jetzt nich!", meine Stimme klang leicht hysterisch, "Sei ein braver Macon! Sei brav und geh jetzt!"

Doch dem Anschein nach, war er taub.

Er reagierte auf gar nichts was ich sagte, dafür zog er sich aber seine Socken aus und wollte sich grade an die Hose ranmachen.

Das konnte er nicht ernst meinen!

Okay... Ich werde ausrasten, doch dafür wollte ich erst wissen, was er vor hat.

Er zog auch noch seine Hose aus und war nur noch mit einem T-shirt und Boxershorts bekleidet.

Das ist nicht sein ernst!

Als letztes war sein T-Shirt an der Reihe.

Oh Gott Nein!

Ich will seinen Körper nicht sehen!

Ich konnte mir denken, wie es war und kam mir etwas wie in einer Piep-Show vor.

Nicht sabbern Livvy!, mahnte ich mich selber.

 

Ich schielte kurz aus meinem Fenster, das rechts neben meinem Bett stand.

Scheiße. Es war doch zu dunkel, ich würde nicht mehr zu Liam können.

Beim Gedanke an Liam, stach es fies in meinem Herzen.

Meine Mutter würde mich wortwörtlich umbringen. Schließlich war sie ja noch sauer.

Ich blickte zu Macon.

OH. MEIN. GOTT.

Jedes Mädchen würde für ein Model von Abercrombie oder aus der Vogue töten..

Das Problem war, dass Macon den Körper eines solchen hatte.. und er ausgebreitet in meinem Bett lag und mir zu grinste.

Wahrscheinlich sah ich aus wie ein Psychopat, der noch nie einen Menschen gesehen hatte, doch innerlich kochte ich vor Wut.

Was dachte Macon, was ich jetzt tun würde?

Wie eine Schlampe auf ihn springen und ihn um eine Nacht anbetteln.

Selbst grinsend trat ich an mein Bett.

"Na, Macon? Ist es schön bequem?", meine Stimme klang aufgesetzt freundlich.

Das Licht in meinem Zimmer flackerte.

Ich sollte echt mal mit einem Angestellten sprechen, wieso das Licht andauernd flackert.

Macon schien mein Grinsen wohl noch mehr zu amüsieren und lächelte nun wie ein Honigkuchenpferd.

Gleich wirst du nicht mehr Lächeln.

Ich schielte kurz zu meiner Kommode und sah das die alte Vase noch immer dort stand.

Macon folgte meinem Blick und wollte gerade aufspringen, als ich schon das alte Ding in der Hand hatte.

Doch irgendetwas veränderte sich.

Es fühlte sich an, als würde ich mich in Zeitlupe bewegen können.

Ich schaute zu Macon und stellte fest, dass er sich in ganz normaler Geschwindigkeit bewegte. Ich hingegen ganz unnormal.

Meine Hand bewegte sich so langsam, dass ich noch nicht mal annähernd seinen Kopf erreicht hatte.

Er konnte so schnell ausweichen, dass ich dachte ich träumte.

Das konnte auf keinen Fall real sein. Dann ging alles sehr schnell.

Die Vase flog zerschellend an die Wand, Splitter sprühten in alle Richtungen.

Und dann wurde mir schwarz vor Augen..

~Katy

Kapitel 12

 

Als ich aufwachte lag der Himmel in einem milchigen hellblau.

Vereinzelt leuchteten noch Sterne und auch der Mond schien silbrig in mein Zimmer.

Blinzelnd blickte ich in die langsam verschwimmende Nacht.

Schnell gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit, doch ich war einfach zu Müde, um nun aufzustehen.

Plötzlich spürte ich etwas hartes an meiner Seite.

Schnell wand ich mich um und entdeckte den schlafenden Macon, der mich mit seinen kräftigen Armen umschlang.

Selbst seine nackten, muskulösen Beine umschlossen die meinen und ich fragte mich, wie ich mich überhaupt bewegen sollte.

Sein warmer Atem streifte abermals mein Gesicht und für einen kurzen Augenblick betrachtete ich ihn.

Er sah so.. friedlich aus.

So als könnte er keiner Fliege etwas zuleide tun.

Ich unterdrückte den Drang ihm mit dem Finger übers Gesicht zu streichen, auch wenn es mich beinahe zerriss.

Wieso hatte ich plötzlich diesen Drang? In Wahrheit hasste ich ihn doch abgrundtief..

Erneut verspürte ich diesen Drang meinen Kopf in die Kuhle zwischen seinem Hals und seiner Schulter zu legen.

Dabei biss ich mir so fest auf die Lippe, dass ich den kupfernen Geschmack von Blut schmeckte.

Innerlich schmerzte es mich, mit einem Typen, den ich eigentlich nicht mal mochte, so innig zu sein.

Ich hatte mir bis jetzt nur mit drei Typen ein Bett geteilt.

Meinem Vater, Liam und Mike..

Und das... das war einfach nur merkwürdig. Macon, der mich immer hasste, mich immer versuchte runterzumachen, war plötzlich nett zu mir.

Was sollte der Sinneswandel? Wollte er ein besserer Mensch werden? Dafür war es aber eindeutig schon zu spät.

Doch während ich darüber nachdachte, wie sehr ich ihn hasste, erwischte ich mich selber beim schmachten.

Seine dunklen Haare, die in einem perfekten Kontrast zu der hellen Haut standen.

Die langen, dunklen Wimpern, für die jedes Mädchen töten würde..

Und diese Lippen... die Lippen die einfach nur zum Küssen einluden.

Oh. Mein. Gott.. Ich denke nicht wirklich daran ihn zu küssen, oder?

Abwechselnd wurde mir heiß und kalt und ich fühlte mich, als würde ich gerade einen langen Weg in einer Wüste zurück legen.. in einer Wüste in der ich jeglichen Drang widerstehen musste, Macon zu berühren...

Seufzend ließ ich mich wieder ins Kissen sinken, mit bedacht darauf, ihm bloß nicht zu nahe zu kommen..

Aber seine Umarmung ist so warm und angenehm..

Beinahe hätte ich einen Wutanfall auf mich selber bekommen. Wie konnte ich nur so von ihm denken? Niemals. Wirklich niemals könnte ich auf einen Typen wie den stehen.

Vielleicht war ich verrückt? Jedes Mädchen würde ihren wertvollsten Besitz für einen wie Macon geben.. vom rein äußerlichen her zumindest..

Nein, ich nicht. Ich durfte mich auf keinen Fall auf sowas einlassen.

 

Vorsichtig versuchte ich mich aus dieser.. Position herauszuwinden, was allerdings zur Folge hatte, dass Macon sich zwar bewegte, aber in die falsche Richtung. Nun lag er mit seinem Kopf auf meiner Brust und presste seinen Arm um meine Taille.

Erschrocken sog ich nach Luft, da diese .. POSITION noch schlimmer als die vorherige war.

Nun stand ich im Zwiespalt mit mir selber.

Sollte ich ihn aufwecken oder einfach so bleiben und ihn friedlich im Land der Träume lassen?..

Und während ich das selber ausdiskutierte, hatte ich kaum bemerkt wie meine Finger mit seinem Haar spielten.

Es war ein... angenehmes Gefühl.

Einerseits wollte ich nach Mike diese Nähe nicht mehr, doch andererseits tat sie verdammt gut..

Doch dann fiel es auf mich, wie ein harter, nasser Sack voller Katzenbabys.

Er hatte gestern irgendwas mit mir angestellt!

 

Mit Schwung schubste ich ihn von mir weg und war in der selben Bewegung aufgesprungen.

Verschlafen rieb sich Macon die Augen und grinste dann schief.

"Was los, Wiesel? Wurde es dir zu erotisch?"

Sarkastisch lachte ich auf.

"Erotisch, Ja klar!"

Langsam und verschlafen setzte er sich auf.

"Wieso springst du mitten in der Nacht, wie eine wild gewordene Lamaherde durch die Gegend?", raunte er und musterte mich skeptisch.

"Was hast du gester Abend mit mir angestellt?", wollte ich wissen.

Langsam und provozierend zog er eine Augenbraue hoch.

"Süße, werd' mal nicht gleich überheblich.", sagte er schnippisch.

"Ich bin weder deine Süße, noch sonst irgendwas! Ich will wissen wie du das

angestellt hast!", meine Stimme ging leicht in ein Kreischen über.

"Liv jetzt mal im ernst.. Hast du irgendwas geschluckt? Du bist wie ein wild gewordenes Bison auf mich zu gestürmt und hast mich mit einer Vase beworfen.. Dann bist du einfach zusammengeklappt.. Ich dachte schon ich müsste dich wiederbeleben.", nachdem er den letzten Satz ausgesprochen hatte, zwinkerte er mir zu.

"Aber ich habe es doch gesehen!", meine Stimme wurde langsam leiser.

"Egal was du nimmst, nimm weniger. Das hört sich absolut nicht Gesund an.", langsam schüttelte er den Kopf.

Auf dies hatte ich keine Antwort mehr und ließ mich auf mein Bett fallen.

Macon saß nun neben mir. Die Luft schien eine gewisse Spannung zu haben, bei der ich nicht verleugnen konnte, dass ich sie anziehend fand.

Ich blickte in seine ruhigen, grauen Augen und mein Herz schien sich für einen Moment zu verabschieden.

"Wie ein wild gewordenes Bison, also?", fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen.

Er lachte kurz auf. Ein aufrichtiges, melodisches Lachen, was mein Herz wie Butter auf Toast zum schmelzen brachte.

 

Tatsächlich musste ich noch einmal eingeschlafen sein..

Am nächsten Morgen war Macon schon verschwunden, worüber ich mehr als froh war.

Ich schob es auf die Müdigkeit, dass ich mich so zu ihm hingezogen gefühlt hatte.

Langsam kramte ich auf meinem Nachttisch nach meinem Handy und blickte mit verschlafenen Augen darauf.

Eine neue Mitteilung.

Hoffnung keimte in mir auf, dass es vielleicht Liam war, der sich einfach entschuldigen wollte..

Doch so schnell sie kam, ging sie auch wieder.

Es war nur Lisa, ein Mädchen aus einem meiner Kurse. Ich hatte eigentlich nie wirklich etwas mit ihr zu tun gehabt.

Es war eine Rundmail, die alle zu einer ach so tollen Party am Steinbruch einlud.

Party. Eigentlich wollte ich meinen Samstagabend lieber mit einem guten Buch und Tee verbringen, aber vielleicht war ausgehen genau das richtige.

Ich musste mal wieder raus und so sagte ich kurzer Hand zu.

 

Nachdem ich duschen war, begab ich mich in die Küche.

Ganz überrascht, dass ich an diesem Samstag Morgen nicht alleine war, ließ ich mich auf einen der geflochtenen Stühle sinken.

Vor mir saß Nathaniel und irgendwie herrschte eine bedrückende Stimmung.

Allein der Gedanke, dass ich die letzte Nacht mit seinem Sohn in einem Bett verbracht hatte, trieb mir die röte ins Gesicht.

Er lächelte mich nur verlegen an.

Wir sprachen gar nicht und ich schlang schnell einen Buttertoast und eine Grapefruit hinunter, bevor ich mich vom Tisch entschuldigte.

 

Ich trat in mein Zimmer ein, sank auf mein Bett und ließ den gestrigen Tag und die Nacht noch einmal Revue passieren.

Schlimmer geht's nicht mehr.

Das kann einfach nicht wahr sein.

Ich werde verrückt!

 

Als es dann klopfte ging ich missmutig zur Tür.

Ich blinzelte zweimal und hielt mir dann die Hände vor die Augen - herrje manchmal benahm ich mich echt wie ein Kind.

Ein kehliges Lachen ertönte und ich spürte wie Macon sich an mir vorbeidrückte.

Das Ding bei der Sache war: Um seine Hüfte schlang sich nur ein Handtuch.

Ich wagte einen Blick auf und sah in ein schiefes Lächeln und die nassen, dunklen Löckchen.

Er sah aus wie ein gefallender Engel, von der dunklen Seite.

"Na du Würmchen. Gehst du heute Abend auch zu der Party?", fragte er und fuhr sich mit der Hand durch das wuschelige Haar.

Ich nickte nur, denn sein Anblick raubte mir den Atem

Plötzlich kam er näher, bis er direkt vor mir stand.

Sein Gesicht war herunter zu meinem gebeugt und spürte seinen kühlen, minzigen Atem auf meinem Gesicht.

Sein Körper strahlte eine gewisse Elektrizität aus, so als sollte man ihn nicht berühren, obwohl man es wollte.

Meine Augen fuhren über die glatte Haut und blieben bei den dunklen Bartstoppeln hängen.

Er sah einfach wie ein Model aus und das machte mich fertig.

Einfach aus dem Grund, dass ich wie eine Kartoffel aussah.. zumindest im Vergleich zu ihm.

Ich blickte wieder in seine Augen, doch dieses Mal lag etwas darin.

Kälte, Ferne und doch Schmerz.

Ich schloss für einen Moment die Augen, als ich spürte wie die Knöchel seiner Hand über mein Gesicht strichen.

Ich musterte ihn einen langen Moment, denn auch in seinem Blick lag nun Verständnislosigkeit.

Dann biss er sich auf die Lippe und wand sich zu meinem Fenster.

Schnell ließ ich die Luft aus meinen Lungen weichen, von der ich nicht mal wusste, dass ich sie angehalten hatte.

"Alles in Ordnung?", fragte ich zögernd, als ich sah wie er an meinem Vorhang nestelte.

"Es ist alles grade ein wenig verwirrend.", seine Stimme klang tief und rau.

"Was ist verwirrend?", fragte ich sanft, denn er sah noch immer aus dem Fenster.

"Du würdest es nicht verstehen.", kaum hätte ich seine Worte nicht verstanden.

"Wenn es darum geht, dass dein Vater jemanden neuen hat.. Das ist für mich auch nicht gerade angenehm, vor allem mit so einem Stinker wie dir zusammen zu wohnen."

Plötzlich drehte er sich um, ein breites Lächeln lag auf seinen Lippen.

Misstrauisch musterte ich ihn, als er unerwartet auf mich zu kam, nach meinen Hüften griff, mich aufs Bett warf und über mir lag.

Mit großen Augen sah ich ihn an.

Um Gottes Willen!

"Macon!", meine Stimme war nicht mehr als ein Hauchen.

Ich spürte seinen Atem, wie er an meinem Ohr kitzelte, als er sprach:

"Hast du mich gerade 'Stinker' genannt?"

Dann hielt er einen Moment inne, musterte mich, spürte meinen unregelmäßigen Herzschlag..

"Nicht alles was du siehst ist real, Würmchen..", flüsterte er und strich mir mit dem Finger übers Gesicht.

Erneut hielt ich den Atem an, doch dann stand er plötzlich auf und verließ ohne ein weiteres Wort mein Zimmer.

Einige Sekunden blieb ich atemlos auf meinem Bett liegen.

Was war das denn?

 

 

 

Laute, basslastige Musik ertönte schon vom weiten, als ich aus dem Taxi ausstieg und Richtung Steinbruch lief.

Macon hatte ich seit seiner Flucht aus meinem Zimmer nicht mehr gesehen, doch seine Worte hallten noch immer in meinem Kopf.

Nicht alles was du siehst ist real, Würmchen.

Was hatte das zu bedeuten? War er völlig übergeschnappt? Hatte er Drogen genommen, weil das wäre die einzig logische Erklärung für sein Verhalten.

Die Geschehnisse am Vormittag saßen mir noch tief in den Knochen, sodass ich mich in meinem dunkelblauen, kurzen Seidenkleid nicht wohl fühlte.

Ich liebte dieses Kleid, aber an diesem Abend schien auch das nicht mehr beständig. Meine Haare jedoch, waren mir gelungen. Ich hatte sie leicht gelockt, was mir ziemlich gut gefiel.. und es passte irgendwie zu meinem Make up.

Kurz vor dem Steinbruch legte ich meinen Kopf in den Nacken und sah zu den Sternen.

Dad, wenn du irgendwo da oben auf mich runter siehst, sag mir ob ich das richtige tue..

 

In diesen Tagen vermisste ich meinen Vater mehr als schmerzlich. Ich vermisste es jemanden zu haben, der mir sagen könnte das alles gut werden würde.. Denn das hatte ich nie aus seinem Mund gehört.

Meine Mutter jedoch hatte mir erzählt, dass er gesagt hatte, dass er immer für mich da sein würde.

Immer.. Das hast du nicht eingehalten.

Zum ersten Mal in meinem Leben wies ich meinem Vater die Schuld zu, dass ich wegen ihm auf ein "Für immer" nicht mehr vertrauen konnte.. Vielleicht war es aber auch einfach Mikes Schuld.

Ich wischte mir die einzelne Träne von meiner Wange und stakste weiter zum Steinbruch.

Viele Jugendliche waren schon anwesend, tanzten, lachten und tranken..

Besoffene Menschen.. Super.

Natürlich hatte ich auch schon Mal billigen Waldmeistervodka und super billigen Wein auf Liams Terrasse getrunken, aber am nächsten Tag ging es mir so Übel, das ich eigentlich nie wieder trinken wollte..

Ich gesellte mich zu ein paar Menschen, denn der Gedanke an Liam schmerzte.

Hier, so ganz allein, ohne ihn, kam ich mir doch schon ziemlich einsam vor.

Ich ging durch die Menge, hier und da würde ich begrüßt, umarmt oder mir wurde ein Becher mit einer braunen Flüssigkeit, die stark nach Rum roch, in die Hand gedrückt.

Um nicht wie der letzte Idiot dazustehen, nippte ich hier und da mal an dem Getränk.

Bei dem ersten Schluck hätte es mir beinahe die Speiseröhre und den Magen weggeätzt, doch danach ging es.

Tatsächlich war es gar nicht so schlimm wie damals.

Nachdem ich ein paar Becher getrunken hatte, fühlte ich mich so gleich beschwingter und offener.

Ich redete mit Leuten, auf die ich sonst nie zugegangen wäre, aber das beste war, ich vergas für einen Moment meine Probleme.

 

Als die Stimmung schon etwas tiefgehender wurde, ging ich auf einen kleinen Spaziergang.

Ich ging ein ganzes Stück und kam in die Nähe des anliegendem Wasserfalls (oder auch das Knutsch-Gewässer genannt ), vernahm ich zwei dunkle Gestalten. Ihre Lippen klebten aneinander wie ein Goldfisch am Glas.

Wenn sie meinen.

 

Auf einmal hörte ich etwas hinter mir knistern.

Erschrocken fuhr ich herum, doch es waren nur zwei weitere Jugendliche, auf dem Weg zum Ungestört sein.

Der Schein einer Taschenlampe fiel auf das erste Pärchen und der Atem blieb mir im Hals stecken.

Liam machte rum mit.. oh Gott das kann nicht wahr sein.. Helen!

Sofort stiegen mir Tränen in die Augen und ich konnte ein Schluchzen nicht unterbrechen.

Genau in diesem Moment blickten beide auf.

Helen hatte wieder diesen.. triumphierenden Ausdruck im Gesicht, wohingegen Liam nur ausdruckslos drein starrte.

Ich stolperte rücklings, doch raffte mich wieder auf die Beine und rannte davon, was mit hohen Schuhen nicht ganz einfach war.

Eigentlich hätte ich nicht erwartet das der Abend noch schlimmer werden könnte, doch man wusste nie.

 

Ich wusste nicht wieso, aber ich hatte das fürchterliche Bedürfnis mit Macon zu sprechen.

Er war ein verdammt guter Zuhörer und ich wollte es schamlos ausnutzen.

Als ich um das Feuer ging, entdeckte ich ihn, doch auch an ihm klebte ein äußerst hübsches Mädchen.

Sie hatte kirschrote Haare und volle, dunkelrot-schimmernde Lippen. Ihre Haut war so blass wie seine, doch in ihren Augen tobten goldene Flammen.

Meine Güte, sie war genauso hübsch wie er und auch ihr Körper war perfekt.

Ihr Po und ihre Brüste hatten das perfekte Maß zwischen nicht zu groß und nicht zu klein. Ihr Bauch war flach, doch sie besaß noch einige Kurven, die sie auf keinen Fall dick aussehen ließen.

Neid keimte in mir auf, denn sie sah aus wie eine Göttin.

Macon flüsterte ihr etwas ins Ohr, woraufhin sie seine Hüften fester umschloss und beide zu mir aufsahen.

Und in diesem Moment wurde mir eins schlagartig klar.

Egal was ich dachte, was zwischen mir und Macon lief, es war nichts.

Weder Freundschaft, noch irgendwas von Halbgeschwistern.. keine Anziehungskraft.

Es fühlte sich an, als würde sich ein Fels um mein Herz schließen, um es dann anzuhalten.

Die Welt um mich herum drehte sich und ich wünschte im Erdboden zu versinken.

Was habe ich mir nur dabei gedacht?

Ich machte auf dem Absatz kehrt und lief ein Stück in den Wald hinein.

Der Abend war für mich versaut. Das wusste ich.

Insgeheim wünschte ich mir nun einfach vom Blitz getroffen zu werden, doch dann passierte das, was meine Verzweifelung in puren Hass änderte.

Helen kam hinter einem Baum hervor geschlendert und blickte mich listig an.

Du kleine, miese...

"Hallo, Liv' Schätzche, wie geht es dir?", fragte sie mit zuckersüßer Stimme.

"Verpiss dich, du Bitch!", schrie ich.

"Na, na. So beleidigt man doch keine Freunde."

In dem Moment hätte ich ihr am liebsten ins Gesicht gespuckt.

"Freunde. Ha. Ha.", der Sarkasmus war mehr als nur ein bisschen rauszuhören.

"Ach, Schätzchen. Sieh es ein. Jeder wird irgendwann zu mir kommen. Erst dein Ex, dann Liam und letztendlich auch Macon."

Autsch. Ihre Worte trafen mich hart, auch wenn es dabei eher um Mike und Liam ging.

Mechanisch bewegte ich mich auf sie zu, während sie noch immer hämisch grinste.

"Was willst du jetzt, Livvy? Willst du mich mit deinen dünnen Ärmchen schlagen?", sie machte eine merkwürdige Bewegung mit ihren Armen.

Ich spürte etwas durch meine Adern fließen, was warm wie Sonnenstrahlen und doch elektrisch oder gar toxisch war.

Ich holte zum ersten Schlag aus. Verfehlt.

Ich holte zum nächsten aus. Wieder traf ich mein Ziel nicht. Helen war mir immer einen Schritt voraus.

Doch dann erwischte ich ihren Arm und drückte fest zu.

Ich spürte wie die eigenartige Mischung aus Sonnenstrahlen und Elektrizität durch meine Fingerspitzen liefen und plötzlich heulte Helen auf.

Ihr Schrei war so makaber, doch ich wollte meine Finger nicht von ihr lösen.

Sie versuchte sich gegen meinen Griff zu wehren, doch schaffte es nicht.

Dann spürte ich wie aus dem nichts eine warme Flüssigkeit meinen Arm hinunter lief und sah darauf hinab.

Erst konnte ich nichts erkennen, doch dann lichteten sich die Wolken und der Mond schien auf uns.

Eine dunkelrote, dickflüssige Flüssigkeit tropfte über Helens Handgelenk, an meinem Arm hinunter.

Erschrocken ließ ich sie los, worauf hin sie rücklings, schluchzend zu Boden fiel.

Ihre Augen waren geweitet vor Angst, dann sprang sie auf und war im Begriff fort zu laufen.

Ich schloss meine Augen und zitterte stark. Der Schock saß tief in meinen Knochen..

Ich wusste nicht genau wie, doch ich hatte Helen die Haut wegge.. ätzt? Verbrannt?

Auch meiner Kehle entfloh ein Schluchzen, doch ich wurde schnell aus meinen Gedanken gerissen, als Helen ein weiteres Mal aufschrie. Sie war nicht weit gekommen, so sah ich wie eine dunkle Person sie an den Armen hielt und ihr tief in die Augen blickte.

"Du standest zu nah am Feuer und hast dich verbrannt. Du hattest einen schönen Abend mit Liam verbracht, der ohne Unterbrechungen geendet hatte. Leider kannst du dich an kaum was erinnern. Du hast an diesem Abend kein Wort mit Livvy gewechselt. Jetzt verschwindest du von hier. Du warst nie hier gewesen.", ich erkannte die Stimme sofort, doch sie war ruhiger und melodischer als sonst.

Macon.

Ich sah wie er von Helen abließ, die ohne ein weiteres Wort verschwand, dann stand er vor mir.

Ich wimmerte noch immer und wusste, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen war, wo ich in die Klapse gehen müsste. Genau! Dort war ich richtig aufgehoben.

Und dann kamen die Tränen, die ich den ganzen Abend versucht hatte aufzuhalten.

Und sie flossen.. unaufhaltsam, wie ein Wasserfall.

 

Macon kniete vor mir und schob mir eine Locke hinters Ohr, dann legte er einen Finger unter mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen.

"Du bist noch nicht bereit dafür.", flüsterte er, doch bevor ich etwas sagen konnte, berührte er mich wie Helen, an den Schultern und sah mir ebenfalls tief in die Augen.

"Du hattest zu viel getrunken und hast im Wald Helen mit Liam gesehen, daraufhin bist du durchgedreht, wolltest nach Hause, hattest aber niemanden der dich fährt. Du wolltest zu mir, hast mich aber mit Angel gesehen, daraufhin bist du in den Wald gelaufen und zusammengebrochen. Ich habe dich gefunden und dich nach Hause gebracht.", erneut klang seine Stimme so melodisch und ruhig.

Plötzlich fuhr mir ein Schmerz durch den Kopf, als würde jemand immer wieder mit einem Messer darauf einstechen. Ich spürte mit jeder Zelle meines Körpers wie etwas aus mir ausgelöscht wurde. Ich wehrte mich dagegen und der Schmerz wurde schlimmer.

"Wehr dich nicht, Würmchen.", flüsterte Macon, doch sein Gesicht war schmerzverzerrt.

Sanft berührte er mein Gesicht, dann verschwamm die Welt um mich herum, bis sie komplett in sich hinein stürzte..

 

 

-Caroxoxo1

Kapitel 13

 

Erschrocken fuhr ich hoch.

Ich lag in meinem Bett.

Wie bin ich hierher gekommen?

Wie war ich in meinem Bett gelandet? Seit wann habe ich geschlafen?

Doch trotzdem konnte ich mich an die Geschehnisse des gestrigen Abends erinnern.

Den Schmerz, den mir Macon zugefügt hatte, als er in meinem Kopf eingedrungen war und versucht hatte meine Erinnerung auszulöschen, an die sanfte Sprache, die er sprach.. An alles!

Es war unerklärlich und einfach total verkorkst.. Macon konnte nicht normal sein..

Vielleicht war er so ein Voodoo Typ ?

Das wäre die einzige, logische Erklärung. Aber wie war er in meinem Kopf eingedrungen? Wie konnte er meinen Kopf nur so durcheinander bringen und vor allem, was wollte er erreichen?

Wollte er meine Erinnerungen löschen?

Das ist unmöglich. 

Starke Kopfschmerzen durchfuhren meinen Kopf, als würde eine fiese, kleine Kreatur immer wieder seine Reißzähne hinein schlagen.

Sanft beleuchteten die Klebesterne mein Zimmer, doch selbst dieses Licht schien meinen Kopfschmerz zu unterstützen.

Es fiel mir schwer ruhig da zu liegen, während der hämmernde Kopfschmerz immer stärker wurde.

Als ich versuchte mich aufzusetzen, wurde mir Schwindelig.

Auch wenn es dumm schien, so stand ich auf, aus Angst ich würde erneut ins schwarze Nichts sinken.

Ich muss mit Macon reden!

Mit langsamen Schritten durchquerte ich mein Zimmer und ging auf den Flur hinaus.

Vorsichtig klopfte ich an seine Tür.

Ach Scheiß auf die Förmlichkeiten!

Ich riss seine Tür auf.

Verdutzt starrte mich Macon an, der wie immer nur spärlich bekleidet war.

Mein Blick blieb auf seinem einzigen Kleidungsstück, der blauen Boxershorts, hängen und ich hätte fast angefangen zu Sabbern.

Reiß dich jetzt zusammen, Livvy!

Ich holte aus und gab ihm eine saftige Ohrfeige.

Überrascht sog Macon die Luft in seine Lungen und sah mich mit seinen schönen, grauen Augen an.

"Was willst du ?" brummte Macon, kochend vor Wut, doch das interessierte mich nicht.

Ich war kurz davor zusammenzubrechen, die Kopfschmerzen wurden noch schlimmer, als zuvor und langsam verschwamm alles vor meinen Augen.

"Ich weiß alles." bekam ich nur noch raus.

Dann landete ich in Macon's Armen.

*****

Sein Atem streifte mein Gesicht. Ich spürte die Müdigkeit an mir. Sein Gesicht erkannte ich nicht, er war zu groß.

Deswegen legte ich meinen Kopf in den Nacken und schielte hoch, doch es war zu dunkel.

Ich schloss meine Augen und spürte zwei Arme an meiner Taille die langsam, über meinen Körper, hoch zum Gesicht fuhren.

Mein Herz drohte aus meiner Brust zu springen. Auch wenn ich nicht wusste, wer mich da berührte, fühlte ich mich so geborgen wie noch nie.

Ich versuchte wieder zu erkennen, wer vor mir stand und öffnete meine Augen. Langsam erkannte ich seine Gesichtszüge weich und doch so hart.

Dann verschwamm wieder alles und ich blieb alleine , reglos in tiefster Nacht liegen. Ich spürte den Regen, der auf mich herab prasselte. Ich konnte mich nicht bewegen. Alles schmerzte . Jede Faser meines Körpers.

Plötzlich bekam mein Körper einen heißen Energieschub, der mich vom Mark an erzittern lies.

Doch bevor ich realisieren konnte, was geschah und woher es kam, war es auch schon wieder vorbei. Die Welt um mich verschwamm - schon wieder..

*****

Langsam kam ich zu mir.

Ich konnte nicht erkennen wo ich war, doch ich hörte dieses leise, taktvolle Bip-Bap. Ich konnte mir nichts anderes vorstellen, als das ich in einem Krankenhaus war.

Mein Kopf fühlte sich an, als hätte ein Orkan aus heißer Lava darinnen getobt.. Ich versuchte mich aufzusetzen, doch die komischen Schläuche. die an meinem rechten Arm befestigt waren, hinderten mich daran.

Mit der anderen Hand tastete ich meine Stirn ab. Sie war kühl.

Aber wieso fühlte ich mich dann, als würde ich innerlich verbrennen?

Langsam packte mich erneut die Müdigkeit. Ich wehrte mich dagegen an, denn ich wollte nicht an den dunklen Ort meiner Träume zurückkehren..

*****

Der dunkle Mann mit Narben und Tattoos im Gesicht kam immer näher. Ich lag auf den Boden, einer Zelle und es roch nach Kanalisation und Fäkalien.

Ich war wie gelähmt.

Es gab keine Chance zu entkommen.

Der Mann vor mir war nur noch einen Schritt von mir entfernt.

Wie aus dem Nichts tauche ein grelles Licht aus einem der Fenster neben mir auf.

Auch wenn es relativ winzig war, so füllte es den Raum mit Energie . Sonnenlicht.

Die Energie strömte so stark in meinen Körper, dass es beinahe schmerzte.

Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Wieso lächelte ich?

*****

Ich öffnete Langsam meine Augen und der Geruch von Desinfektionsmittel drang in meine Nase.

Was war eigentlich alles Passiert?

Liam! Ich muss ihn anrufen!

Doch nein!

Ich war auf der Party am Steinbruch. Nur mit mühe erinnerte ich mich an die Details von diesem Abend.

Wut durchfuhr meinen Körper und das Piep-Teil wurde schneller.

Was für ein Mistkerl! Wie konnte er nur.. gerade mit HELEN!

Aber was war danach passiert? Oder davor?

Ich konnte mich erinnern, dass ich ein Gespräch mit Macon hatte.

Aber um was ging es da?

Beim Gedanken daran, drohte mein Kopf zu zerbersten.

Also wollte ich vorerst nur wissen, was ich hier zu suchen hatte.

Ich hörte Geräusche. Doch es kam von außerhalb des Zimmers. Es war ein leises Raunen von zwei Personen

''Stell dir vor sie erinnert sich jetzt noch? Was willst du dann machen? Sie umbringen? Ein weiterer Fehler und ich melde dich dem Clan''

Diese Stimme gehörte eindeutig zu Nathaniel, doch seine Worte ergaben keinen Sinn. Wahrscheinlich hatte ich irgendwelche Schmerzmittel zugeführt bekommen und war in einem merkwürdigen Dämmerschlaf.

''Schssst! Sie ist wach.'', flüsterte jemand anders. Die Stimme kam mir seltsam vertraut vor, doch ich konnte sie in diesem Moment nicht mehr identifizieren. Ich war zu Müde.

Verdammt! Dieses mal wehrte ich mich mit voller Kraft gegen den Schlaf, denn das konnte nun wirklich nicht wahr sein. So viel und so schnell konnte doch kein Mensch schlafen!

 

*****

Ein warmes Licht kitzelte meine Augenlider.

Sofort schlug ich die Augen auf.

VERDAMMT! Wieso schlafe ich immer wieder ein?

Ich blickte in die Sorgenvolle Augen meiner Mutter.

''Livvy!'' flüsterte sie aufgebraucht und dennoch so erleichtert.

Sie umarmte mich Langsam.

''Mom..'' krächzte ich.

Meine Stimme hörte sich furchtbar an.

Naja, sobald ich etwas Wasser bekommen würde, könnte ich auch wieder einigermaßen sprechen.

''Wasser.'' erklärte ich mit einem Wort.

Meine Mutter schien sofort wieder aufrecht zu stehen und ging zu einem Tresen vor meinem Bett , dort wo sich auch ein großes Fenster befand und die Aussicht auf einen grünen Rasen zeigte.

Meine Mutter goss mir Wasser in einen kleinen Becher und reichte diesen mir.

''Wir haben sehr viel zu besprechen, Fräulein. Wenn du erstmal zu Kräften kommst, dann sei darauf gefasst, dass es Konsequenzen geben wird! Du hast uns so ein Schrecken eingejagt!''

Uns...

Was habe ich denn angestellt?

Immer diese Fragen...

Langsam kam ich mir wie ein Neugeborenes vor, dass die Welt noch einmal von vorne kennen lernen musste.

Ich erwiderte nichts auf die Ansprache meiner Mutter.

Sie reichte mir das Glas mit Wasser, welches ich gierig und in großen Schlücken austrank.

Jetzt ging es mir wesentlich besser!

''Was ist passiert?'' fragte ich neugierig und dennoch so verstört von meinem Zustand.

''Das fragst du auch noch? Wie kamst du darauf Drogen zu nehmen? Hast du deinen gesunden Menschenverstand verloren? Hab ich dir nicht oft genug erklärt, dass Drogen nichts Gutes sind?", dann machte meine Mutter eine kurze Pause, "Macon hat mir alles erzählt, was du auf der Party angestellt hast''

Mit einem bösen Blick musterte sie mich.

 

Dieses Arschloch! Ich konnte mir schon denken, was für Lügen er erzählt hat.

Aber ich wusste alles was ich jetzt verneinen würde, würde mir sowieso niemand mehr glauben.

Stattdessen fragte ich etwas anderes, um das Thema so schnell wie möglich zu beenden.

''Wann komme ich hier raus?''

''Morgen oder im laufe der Woche. Je nach dem wie dein Zustand ist'' antwortete sie, mit einem durchbohrenden Blick.

Die komischen Schläuche an meinem rechten Arm waren nicht mehr da.

Gott sei dank.

Ich setzte mich aufrecht hin.

''Kannst du den Arzt jetzt rufen? Ich will so schnell wie möglich hier raus.''

Meine Mutter nickte mir kurz zu und verschwand in dem Korridor des Krankenhauses.

Mich wundert es das Nathaniel und Macon nicht hier aufgetaucht waren.

Ist doch klar. Ich bin denen sowieso egal.

 

Eine weitere Nacht musste ich noch dort zur "Beobachtung" bleiben. Sie wollten doch nur nicht einen potenziellen Junkie raus lassen.

Am nächsten Tag wurde ich nun endlich entlassen und saß neben meiner Mutter in unserem nagelneuen Audi R8.

 

 

-Katy

 

Kapitel 14

 

In den letzten Tagen ging es mir nicht gut, was man mir auch ansah.

Meine Laune hatte schon lange ihren Tiefpunkt erreicht, dazu trug meine Familie nicht wenig bei.

Meine Mutter starrte mich immer mit diesem "Was-hab-ich-nur-falsch-gemacht" Blick an und ich wünschte sie würde einfach mal für eine Woche in den Urlaub fahren.

Zudem war andauernd diese Angel zu besuch, die nicht gerade eine Frohnatur war. Jedes Mal wenn wir uns trafen, warf sie mir hasserfüllte Blicke zu, wobei sie mich nicht einmal kannte..

Jedes verdammte Mal schaute sie, als würde sie gleich ein Messer auf mich werfen..

So kam es, dass ich mich nicht mal mehr in meinem eigenen Haus wohlfühlte, doch was sollte ich tun?

Vielleicht würde ich mich ja zu Tode ärgern, was keine schlechte Alternative wäre.

Vor allem weil ich in den letzten Wochen alles verloren hatte, was mir wichtig war.

 

Seufzend rollte ich auf die Seite und betrachtete eines meiner Bücher.

Es war eine klassische Liebesromanze. Er liebt sie, sie liebt ihn, sie ist jemand anderem versprochen, happy End.

Vorsichtig fuhr ich mit dem Finger an den Rändern des Papiers entlang, so wie ich es immer machte.

Aber gab es im Leben immer ein Happy End? Definitiv nicht. Mein Leben war das beste Beispiel dafür.

Bücher waren in solchen Zeiten das einzig Konsequente, doch auf einen Liebesroman hatte ich keine Lust.

Eigentlich hatte ich zeitlich überhaupt keine Lust zu lesen.

Ich wollte eher etwas erleben, etwas Verbotenes tun, doch was sollte ich tun?

Etwas Verbotenes!

Wahrscheinlich war ich nun völlig durchgedreht, doch ich schnappte mein Handy und rief die Person an, die mich am meisten verletzt hatte.

Liam!

 

Es dauerte nicht lange, bis seine raue, verschlafene Stimme sich meldete.

Hatte er schon geschlafen?

Ich bat ihn um ein treffen und zu meiner Überraschung stimmte er sofort zu.

 

Schnell streifte ich mir einen dünnen Pullover über und zog mir eine Jeans an.

Meine dunklen Haare waren zu einem langen, glatten Pferdeschwanz gebunden und irgendwie fühlte ich mich wie ein Ninja, der aus dem Haus schlich.

 

Vorsichtig schlich ich in die Garage und entdeckte ein funkelndes Motorrad.

Ich fragte mich wem es gehörte, denn ich wusste wie meine Mutter zu Motorrädern stand.

Ein fieser Gedanke schlich sich in meinen Kopf und ich trat näher an es heran.

Der rot-weiße Lack schimmerte hell in dem gelblichen Licht der Lampe und es rief mich förmlich zu sich.

Wie als wäre es meine Bestimmung, steckte der Schlüssel noch.

 

Kurz entschlossen öffnete ich das Garagentor und schob es hinaus.

Ich fragte mich wirklich was in mich gefahren war, aber ich musste es tun.

Es war wie ein Zwang, als würde mein Leben davon abhängen.

 

Als ich den Schlüssel umdrehte, ertönte das sanfte Schnurren des Motorrades, so als hätte es mich erwartet und wollte, dass ich damit fahre.

 

Als ich dann Gas gab und die Hauptstraße entlang fuhr, fühlte es sich an, als würde ich zum ersten Mal seit Wochen atmen.

Die kühle Nachtluft peitschte in mein Gesicht, meine Klamotten klatschten immer wieder an meinen Körper und doch fühlte ich mich frei.

Lebendig.

 

Die Fahrt ging so schnell vorüber, dass ich mir insgeheim wünschte, Liam würde weiter von mir weg wohnen.

Doch als ich in die Straße rollte und sein Gesicht sah, wurde mir übel.

Was sollte ich sagen? Sollte ich mich entschuldigen? Wie würde er reagieren?

Ich stellte das Motorrad ab und ging auf ihn zu.

Ein herber Geruch nach Apfel und Zigaretten flog mir entgegen und ich hätte ihn wahrscheinlich selbst Blind erkannt.

 

Er lächelte nicht, sondern seine Lippen waren zu einer harten Linie verformt.

"Hey.", hauchte ich in die kühle Nachtluft hinein.

Mein Atem hinterließ kleine Wölkchen in der Dunkelheit.

Er nickte nur zur Begrüßung und zog eine Augenbraue hoch.

"Lass uns ein Stück gehen, dann können wir reden.", meinte ich schnell und ging ein Stück vor.

Ich brauchte mich nicht umdrehen, denn ich wusste er folgte mir und irgendwie fühlte ich mich in diesem Moment wie Bella von Twilight. Mit dem einzigen Unterschied, dass Liam kein Vampir war und ich ihn auch nicht so geliebt hatte.. Liam war eher wie Jacob gewesen und nicht wie Edward. Meinen heißen, liebevollen, verständnisvollen Vampirtypen mit seinem sexy Vampirmojo hatte ich noch nicht kennengelernt, oder doch?

 

Vor einem alten Gebäude, was von gelblichen Laternen beschienen wurde, blieb ich stehen und atmete tief durch, dann drehte ich mich zu ihm.

"Ich vermisse dich.", wisperte ich.

Er öffnete den Mund um zu Antworten, doch ich ließ ihn durch ein Handzeichen verstummen.

"Aber", fuhr ich fort, " du hast mich verletzt. In so vielen verschiedenen Aspekten. Ich will nicht ohne dich sein, aber ich will dir auch nicht verzeihen. In meinem Kopf hat sich ein Zwiespalt gebildet, den ich nicht überwinden kann.

Ich liebe Dich, Liam. Aber nicht so wie du es willst. Du bist mein Bruder, mein bester Freund, du bist mein Jacob."

Er blickte mich für einen Moment merkwürdig an, dann antwortete er trocken: "Jetzt denkst du vielleicht, dass du mich nicht liebst, aber auch Bella hat Jacob geliebt, wäre da nicht Edward gewesen. Ohne Edward wären die Beiden eine tiefere Beziehung eingegangen. Du hast keinen Edward, Liv'. Das ist eine Geschichte. Glaub mir, du würdest keinen besseren finden. Nein. Du findest keinen besseren."

Für einen Moment erstarrte ich, doch dann keimte Wut in mir auf.

Seine Worte schnitten tief in mein Herz und es fühlte sich an, als würde es in zwei Hälften getrennt, um es mit einer schwarzen Flüssigkeit zu füllen.

Die schwarze Flüssigkeit war Hass, gemischt mit Gift, damit es schmerzte.

Tränen stiegen in meine Augen und für einen kurzen Moment wusste ich nicht, was ich sagen sollte.

"Livvy, du kannst nicht ernsthaft erwarten, dass alles wie vorher wird. Denkst du, du kannst dich mit deinem Wissen über meine Gefühle, so ungezwungen verhalten?So wie früher? Jede Berührung, jedes Wort, allein jeder Gedanke hätte für dich eine andere Bedeutung. Ich liebe dich, schon immer. Aber für dich war ich nie mehr als ein Lückenbüßer.", die kälte seiner Stimme war, als würde jemand mit einer Nadel in mein Gehirn stechen. Seine Worte waren gewählt und doch breitete sich die Hitze der Wut in meinem Körper aus.

Nach all den Jahren behauptete er, dass ich ihn nur ausgenutzt hatte?

"Merkst du überhaupt, was du da faselst?", brachte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Mir wurde heiß, so schrecklich heiß, dass ich mich am liebsten meiner Kleider entledigt hätte. Adrenalin pulsierte in meinen Adern und ich war nur einen Schritt davon entfernt ihn zu Ohrfeigen.

Doch diese Hitze war lähmend..

"Du redest von Liebe, Liam, aber steigst mit Helen ins Bett, der Hur.. die mir mein Leben kaputt gemacht hat. Ich dachte gerade du wärst auf meiner Seite.", meine Stimme war erstaunlich fest und doch konnte man genau das Zittern der Wut darin hören.

"Ach, Helen hat dir dein Leben zerstört? Wärst du nicht..Egal jetzt.

Erstens ist es meine Sache mit wem ich etwas mache und zweitens hast du es nicht besser verdient."

Und diese kleinen, letzten Worte waren eindeutig zu viel.

Ich hatte meine Wut nicht mehr unter Kontrolle und die Hitze stieg mir in den Kopf. Meine Hände kribbelten voller Energie und ich starrte Liam wutentbrannt an.

Plötzlich explodierten die Laternen, eine nach der anderen. Funken sprühten, wie in einem Film.

Erschrocken sah sich Liam um, doch meine Wut war so auf ihn fixiert, dass ich es kaum mitbekam.

"Du! Du sagst ich hätte es verdient? Was zur Hölle ist denn falsch in deinem Kopf? Was ist dein beschissener Auftrag? Willst du mein Leben zerstören? Willst du mich noch mehr kaputt machen? Du warst mein verdammter, bester Freund. Meine blöde, bessere Hälfte. Ich dachte ich würde dich kennen, aber ich hatte mich geirrt. DU BIST NICHT BESSER ALS ALLE ANDEREN!", schrie ich.

Im nächsten Moment flogen alle Türen der Hausreihen auf und schlugen gegen die Wände.

Liams Erschrockenheit verwandelte sich in Entsetzen, dann in Angst.

"Du hast doch keine Ahnung wie man sich in solchen Situationen fühlt, du denkst auch nur noch an dich! Du bist ein egoistischer, falscher Bastard geworden! Für jede einzelne Träne, die ich vergossen hab, für jedes Wort was du gesagt hast, hasse ich dich immer mehr!", meine Stimme überschlug sich beinahe und dann ertönte ein ächzendes Knacken.

"Liv'", krächzte er und hob schützend die Hände.

"Liv' dürfen mich nur meine Freunde nennen!", fauchte ich ihn an und dann passierte es.

Fenster explodierten, egal ob Autofenster oder die normalen. Alarmanlagen sprangen schrillend an. Kleine Splitter erfüllten die Luft und ergossen sich in einem Schauer auf der Straße.

Liam war blass geworden und hob schützen die Arme vors Gesicht, doch es war zu spät.

Größere Splitter stürzten auf ihn ein, verfingen sich in seiner Kleidung und schnitten in seine Haut.

Einer der Splitter fiel unglücklich und blieb in seinem nackten Arm stecken.

Liam schrie vor Schmerz auf und taumelte dann zurück.

Sofort sickerte rotes Blut aus der Wunde und lief in einem dünnen Rinnsal seinen Arm hinunter.

Er starrte mich mit großen Augen an, denn erst jetzt realisierte ich, was passiert war und ging einen Schritt auf ihn zu.

"Komm mir nicht zu nah!", schrie er und beinahe hätte ich angefangen zu lachen. Diese Situation war zu grotesk.

Ich kniete mich zu ihm nieder, kleinere Glassplitter schnitten in meine Haut, dann sah ich mir die Wunde an.

In diesem Moment spürte ich .. nichts. Keine Angst, keine Panik, kein Entsetzen.. Als wäre das mein Alltag.

"Der Splitter hat eine Arterie getroffen.", sagte ich nüchtern und selbst für mich klang es surreal.

Als würde meine Stimme nicht mir gehören.

"Du bist ein Monster, Livvy! Du wolltest mich umbringen!", schrie er.

"Sei nicht albern.", antwortete ich ihm ruhig.

Mit einer schnellen Handbewegung streifte ich meinen dünnen Pullover ab, Gott sei Dank hatte ich ein Top darunter, dann zog ich ihm den Splitter aus dem Arm, der sich mittlerweile schon rosa gefärbt hatte.

Viel Blut schoss aus seiner Wunde, ähnlich wie bei einem Springbrunnen, und für einen kurzen Moment hatte ich Angst, dass er einfach Ohnmächtig werden würde, denn danach sah er aus.

Mit einer fixen Handbewegung, wickelte ich den alten Pullover um die Wunde, sodass er wenigstens nicht so viel Blut verlor.

Im nächsten Moment passierten zwei Dinge.

Erstens: Liam übergab sich zur Seite hin.

Zweitens: Macons Wagen fuhr die Straße hinauf.

Als hätte der mir noch gefehlt.

Ohne überhaupt das Auto abzuschalten, sprang er heraus.

Er sah furchtbar wütend aus, so als würde er mich gleich umbringen wollen und doch kam er wortlos auf, den noch immer kotzenden, Liam und mich zu.

Er musterte die Straße, dann den lebendigen Brunnen neben mir und als letztes mich.

Seine grauen Augen ruhten eine lange Zeit auf mir, dann fragte er in aller Seelenruhe: "Bist du verletzt?"

Schnell schüttelte ich meinen Kopf und ignorierte die schmerzenden Handflächen und Knie.

Er atmete einmal tief durch, dann wand er sich an Liam.

"Sei nicht sone Heulsuse. Steh auf, ich bring dich ins Krankenhaus.. und wehe du kotzt in mein Auto, dann bringe ich dich nämlich eigenhändig um."

Mit dem Grauen ins Gesicht geschrieben, stand Liam auf und folgte ihm humpelnd.

Na schön! Jetzt übertreibt er aber!

 

Macon wand sich noch einmal zu mir um:

"Warte hier, das wird nicht lange dauern! Ich hole dich dann ab."

Dann verschwand er in seinem Wagen und plötzlich rollten die Gefühle auf mich ein, wie bei einem Erdbeben.

Ich war Schockiert, Verwirrt, Wütend und Traurig..

Wie als wäre mein liebster Charakter gestorben..

Ich ließ mich in einem Vorgarten auf den Rasen nieder und schlang die Arme um die Knie, weinen musste ich nicht.

Ich war leer...

 

 

 

 

 

Macon

 

Wieder musste ich Liv' aus so einer beschissenen Situation holen.

Langsam war ich genervt und ehrlich gesagt verbesserte sie die Situation auch nicht.

Ich konnte sie nicht für immer manipulieren, dafür war sie einfach zu stark..

Und ihre Mutter? Wenn das so weiterginge, würde sie Liv' wegschicken. Eigentlich konnte ich es mir kaum erlauben, einen weiteren Fehltritt zu wagen.

Mein Vater und auch Angel saßen mir Beide im Nacken.. Aber ich wollte ihre heile, kleine Welt nicht zerstören.. Aber wie lange konnte ich es wirklich noch Geheim halten?.. Und konnte sie es Geheim halten? Sie war unwissend, genau wie ihre Mutter.

Hatte Ciaran ihnen wirklich alles verheimlicht? Ich fragte mich wie er es wohl geschafft hatte, denn selbst meinem Vater entgleisten manchmal die Kräfte.

 

Ich blickte auf den Beifahrersitze, wo der blasse Liam saß. Er umklammerte sein Handgelenk und schaukelte vor und zurück. Er stand kurz vorm durchdrehen.

Er hatte es verdient, aber es würde sie in Gefahr bringen und das konnte ich auf keinen Fall zulassen.

Ich hielt an einer Straßenseite an und fixierte Liams Blick.

Ich spürte das vertraute Brennen in meinen Augen und wie sich langsam meine Stimme veränderte.. manche sagten sie würde melodischer werden, aber mir selbst kam sie träge und zu weich vor.

"Du warst nie in der Straße, du und Liv' habt euch getroffen und es hat kein gutes Ende genommen, weil du ein Idiot warst. Sie hat dir eine verpasst und du hast es verdient. Als du nach Hause gekommen bist, wolltest du etwas trinken und dir ist das Glas zerbrochen, weil du ungünstig gestürzt bist. Es gab viel Blut. Du weißt nicht mehr, wie du ins Krankenhaus gekommen bist. Du sprichst mit niemanden über diesen Abend."

Dann sah ich ihn an und wusste es hatte wiedereinmal funktioniert.

Doch im nächsten Moment schlug ich ihm mitten ins Gesicht.

Einmal weil es sonst unglaubwürdig war und zweitens weil er es mehr als verdient hatte. Er hatte das kleine Würmchen verletzt..

Dann fuhr ich weiter und schmiss ihn in der Einfahrt vom Krankenhaus raus.

 

Auf dem Weg zurück zu Liv' gingen mir so viele Fragen und Gefühle durch den Kopf.

Ich hätte es nie in Worten ausdrücken können, wie ich mich fühlte. Eine große Aufgabe stand mir bevor, aber ich wollte sie nie in diese Sache mit reinziehen.

Ich hasste es von ganzem Herzen. Sie sollte nicht Enden wie Elain.

 

Dann fuhr ich auf die Straße, an der Livvy wartete und ihr Anblick zerbrach mir das Herz.

Sie saß zusammengekauert auf dem Boden und hatte den Kopf auf die Knie gelegt.

Nie im Leben war sie Stabil genug, für die vollendete Erklärung.

 

Langsam stieg ich aus und ging auf sie zu.

Sie sah mich an, aber sie sah nicht aus als hätte sie geweint, sondern eher als wäre ihre Welt zusammengebrochen.

"Wirklich alles okay?", fragte ich sie noch einmal, denn ihre Hautfarbe hatte eine ungesunde Farbe angenommen.

Sie nickte nur kurz und erhob sich dann, doch sie schwankte.

Bevor sie zur Seite umfiel, fing ich sie auf.

Ihr Geruch, der Geruch nach Rose, hing in der Luft, als sie mich aus müden Augen anstarrte.

"Willst du nach Hause?"

Sie zuckte nur mit den Schultern.

Ich wusste nicht, wie lange sie sich noch auf den Beinen halten würde, deshalb schaffte ich sie schnell ins Auto.

Ich ließ mich neben ihr auf den Fahrersitz sinken und eine Weile sagte niemand etwas.

"Was ist nur falsch mit mir?", murmelte sie zum Fenster gewand, dann sah sie mich an.

Ohne groß Nachzudenken, legte ich zwei Finger an ihr Kinn, sodass sie mich ansehen musste.

"Du wirst bald eine Erklärung bekommen, aber bis dahin musst du dich gedulden, in Ordnung?", flüsterte ich und unsere Blicke trafen sich.

Livvy war eindeutig schön. Nicht so übernatürlich wie Angel, sondern eine menschliche, natürliche Schönheit.

Und dann waren unsere Gesichter ganz nah. Ich spürte ihren Atem auf meiner Haut und konnte beinahe ihr Herz schlagen hören.

Ich fuhr mit dem Daumen über ihre rosige Wange

Ihre Lippen streiften die meinen und ich wollte nichts mehr, als sie zu küssen.. aber ich konnte nicht. Es würde alles von vorne beginnen.. Ich wollte nicht, dass sie das Selbe wie Elain durchmachen musste. Das wäre ihr gegenüber einfach nicht fair.

So wand ich meinen Kopf zur Seite und fuhr weiter die spärlich beleuchtete Straße hinunter.

 

 

 

~Caroxoxo1

Kapitel 15

 

Livvy

 

Zu spät merkte ich, dass wir Zuhause angekommen waren.
"Macon?"
"Hmm?'"
"Ich will da jetzt nicht rein.", sagte ich mit zittriger stimme.
"Na gut. Was willst du sonst tun?"
"Ich weiß nicht. Können wir zu Starbucks, oder so?"
"Weißt du was? Wie wäre es, wenn wir uns ein Pizza bestellen und uns es mit einem Film gemütlich auf deiner Couch machen?"
Hatte mir Macon ernsthaft jetzt ein Angebot gemacht? Der Arrogante Mistkerl?
Macon verzog sein Gesicht.
Wieso tat er das immer wenn ich an ihn dachte?
Immer diese fragen.

''Aber ich sagte doch, ich will da nicht rein.'', erwiderte ich.

''Ich habe dich ja verstanden, aber du siehst wirklich nicht gerade gut aus. Was ist, wenn du auf einmal fällst? Ich will dich nicht schon wieder ins Krankenhaus bringen müssen.''
Da war es wieder. Das Arschloch.
"Ja ja ich will dir ja keine Probleme bereiten", die Ironie war kaum überhörbar.

Ich stieg aus, ohne mich noch mal nach Macon umzuschauen und ging in die Villa rein. Kein Hausangestellter weit uns breit. Sie mussten alle wohl Zuhause sein.

Bevor ich in meinem Zimmer gehen konnte, meldete sich mein Magen.
Macons Angebot, wäre jetzt eigentlich richtig gut, abgesehen davon mit ihm ein Film anzuschauen. Mit ihm ein Film anschauen? Das konnte doch nur schlecht enden.
 Ich ging in die Küche.
 Zuletzt war ich hier bestimmt vor über einem Monat.

 Da die Küche von unseren Hausangestellten benutzt wurde, war es für mich nicht nötig, hier herein zu gehen und meine Mutter kochte  nie. Selbst der Gedanke an Kochen bereitete mir ein schlechtes Gewissen. Einmal hatte ich es versucht, aber ich hatte nicht mal die Spaghetti hinbekommen.
Unser Koch hatte sich sichtlich gefreut danach alles sauber zu machen.
Unsere Küche war groß und weiß, bis auf die türkisen Wänden.
Erstmal riss ich alle Schränke auf, um etwas Essbares zu finden, denn ich hatte keinen blassen Schimmer, wo sich alles befand.
Im ersten Schrank befanden sich nur Teller.
 Na toll.
Im nächsten Schrank fand ich dann endlich etwas. Etwas gutes. Ein Glas Nutella.
Bingo!

Bis ich einen Löffel gefunden habe, kann ich auch gleich meine Finger benutzen,  dachte ich.
Mich würde eh niemand sehen.

Ich ging zum Waschbecken und wusch mir erst die Hände, die wegen des Vorfalls noch sehr verschmutzt waren.
War ich nicht Verletzt gewesen?
   
Nach dem Händewaschen waren meine Hände weich und sauber., als ob nichts geschehen wäre. Meine Knie taten auch nicht mehr weh.
Alles ist einfach so verdammt merkwürdig. Wieso geschieht das mir ?

DOCH JETZT WERDE ICH MEINE NUTELLA GENIEßEN!

Ich setzte mich auf eine der Kücheninseln, öffnete das Nutellaglas und steckte meinem Zeigefinger hinein. Ich kam mir vor wie ein bockiges Kind, das etwas heimliches tat.
 Nach ein paar Mal lecken war ich auch schon satt.
 Ich stand wieder auf und schmiss das Nutellaglas weg, damit es niemand anderes essen konnte. Obwohl... Ich hätte es auch Macon geben können.

Klar. Sobald ich an ihn dachte, war er da. Wie mich das aufregte! Aber auch freut..
 Okay. Ich wusste, dass meine Gedanken nicht normal waren. Zum Glück bekam die sonst Niemand mit.
Macon musterte mich vom Kücheneingang aus. Sein Blick war nicht zu deuten , dann fing er auf einmal schallend an zu Lachen.
 Ich blickte runter zu meinem Hand, mit der ich vorhin in das Nutellaglas gegrabscht hatte. Sie war voller Schokoladencreme.
Und langsam spürte ich auch was an meinem Mund und meiner Wange.
Mit der sauberen Hand touchte ich an meinem Mund und meiner Wange. Oh Gott.

Wie ich wohl aussehen mochte?

Macon lachte immer noch und ich ging raus, in meinem Zimmer.
 Dumme Entscheidung.
 Ich muss ins Badezimmer.
Schnell suchte ich mir etwas Sauberes zum Anziehen.
Im Gang zum Badezimmer griff plötzlich jemand an meinem Oberarm.
Wer konnte das wohl sein?
Macon natürlich.
 Ich blickte in seine Augen und mir fiel wieder ein, wie ich wohl aussah, aber seit wann kümmert das mich das eigentlich in seiner Nähe?

In mir brodelte ein warmer Sturm , von dort wo er mich anfasste,  zu meiner Brust und meinem Bauch.
Ich konnte nicht länger verleugnen, dass ich ihn mochte. 
.. Vielleicht sogar mehr, als ich je zugeben würde. Aber in diesem Moment konnte ich das nicht mehr beurteilen.
 Seine Augen zogen mich in einen Bann. Sturmgrau, aber doch mit Wärme, so wie ich mich gerade fühlte.

"Du brauchst dich vor mir nicht zu verstecken.", hauchte er auf meine Wange, von der ich wusste, dass sie mit Schokolade beschmiert war.
"Ich verstecke mich nicht vor dir!", meine Stimme klang wie die eines trotzigen Kleinkindes und ich begann leicht zu schmollen.

''Liv', bitte. Mach nicht diesen Schmollmund, wenn du nicht willst, dass ich direkt wieder anfange zu Lachen. Du siehst so verdammt süß aus!.''

''Das ist nicht witzig!'' schrie ich ihm entgegen.

Moment! Hatte ich mich gerade verhört?

Ich sehe verdammt süß aus? Doch galt es eher als Beleidigung, als ein Kompliment.
Er würde nie in mir ein hübsches Mädchen sehen, sondern immer nur das kleine, trotzige Kind.

''Liv! Du verstehst mich immer falsch!'', seufzte er.

''Stimmt... Ich kann dich ja nicht verstehen.''

Nachdem ich das gesagt hatte, ging ich ins Badezimmer.

 

**************

 

~Katy

Kapitel 16

 

Während ich unter der Dusche stand, klarten meine Gedanken auf und der Abend rollte auf mich ein, wie ein Felsbrocken. 
Selbst unter dem fast kochendem Wasser begann ich zu zittern und die Bilder tauchten wie Blitze hinter meinem inneren Auge hervor. 
Liam, der unter einem Regen von Glasscherben, auf dem Boden lag und mich als Monster bezeichnete.
Das viele Blut.
Die Schmerzen.
Macons warmer Atem, seine Lippen, die beinahe auf meine getroffen haben.
Ich hatte beinahe Macon geküsst!
Erneut lief mir ein Schauer über den Rücken, aber einer von der guten Art.
Mein Kopf weigerte sich zu denken, dass an Macon etwas gut war, aber mein Körper schien das völlig anders zu sehen.
Ich stützte meinen Kopf gegen die Wand in der Dusche, als könnte die Wand eine Barriere für meine Gedanken bilden, doch es klappte nicht. 
Schweren Herzens drehte ich das Wasser ab, trocknete mich ab und zog mich an.
Gott sei Dank waren alle Schokoflecken aus meinem Gesicht entfernt.

Langsam ging ich in mein Zimmer.
Immer wieder hallten Liams Worte in meinem Kopf.
Du bist ein Monster, Livvy! Du wolltest mich umbringen
Wollte ich das wirklich? 
Ich war so sauer auf ihn, doch war ich wirklich in der Lage, so etwas zu tun?
Fenster zum zerbarsten zu bringen?
Niemals.

Ich öffnete die Zimmertür und alles was ich wollte, war ein kleines Bisschen Ruhe. 
Diese sollte mir jedoch nicht gegönnt sein.
Macon saß auf meinem Sofa.
Seinen Kopf hatte er in die Handflächen gelegt und kleine Strähnen seines schwarzen Haares fielen ihm ins Gesicht.
Ich blieb stehen und musterte ihn verwirrt.

In dem Moment hob er seinen Kopf und unsere Blicke trafen sich.
Graue Augen, genauso undurchdringlich wie ein bewölkter Himmel, genauso kalt wie Schnee.
Doch so waren sie nicht immer. Manchmal waren sie wie ein Sommergewitter. Stürmisch, prickelnd und doch warm. 
Und wieder manchmal sah ich sie grün, wie einen Tümpel voller Algen, doch ich wusste nicht, ob dies nicht nur Einbildung war. 

Meine Lippen wollten gerade ein Paar Worte bilden, doch da stand er schon vor mir.
Wir blickten uns noch immer intensiv in die Augen, als würde unser Leben davon abhängen. 
Ich unterdrückte es zu blinzeln, bis meine Augen anfinge zu Tränen. 
Es war genauso wie damals, als ich gedacht hatte, wenn ich blinzelte, würde jedes Mal ein Einhorn sterben. 

Keiner von uns sagte etwas, es existierte nur unser Blick und die knisternde Luft um uns herum. 
Ungeduldig wartete ich darauf wieder seine Stimme zu hören, doch es kam nichts, außer sein Atem.

"Was willst du?", brachte ich gerade so heraus, denn ich wollte auf ihn sauer sein, ich wollte ihn hassen.
Ich wünschte es wäre so, genau wie am Anfang, denn da hatte ich ihn wirklich gehasst, aber er war immer da, als die Anderen gegangen waren.
Aber das hatte ich auch von Liam gedacht..

"Hör auf damit.", seine Stimme war scharf und irgendwie fühlte ich mich sofort wieder verletzt.
"Womit?"
"Mir jedes Wort im Mund umzudrehen.", ich fragte mich, wo plötzlich die Härte aus seiner Stimme herkam.
Sofort schossen mir wieder Tränen in die Augen, obwohl ich nicht mal wusste wieso.
Ich litt unter extremen Stimmungsschwankungen.  Vielleicht war ich Schwanger? Aber woher? Luftbestäubung? 

Ich merkte nicht einmal, dass mir Tränen über das Gesicht rollten, bis seine Züge plötzlich wieder weicher wurden.
Er machte ein komisches Geräusch und zog mich unerwartet an sich heran. 
Mein Gesicht lag an seiner Brust und seine schweren Arme fuhren beruhigend meinen Rücken auf und ab, während ich ihn unkontrollierbar vollheulte. 
Eindeutig Luftbestäubung!

"Ich weiß es war heute viel auf einmal.", sein warmer Atem kitzelte mein Ohr.
Aber er hatte unrecht. Nicht nur dieser Tag war mir zu viel, sondern allgemein die letzten Tage.
Jeden Tag aufs Neue passierte etwas, was entweder mir oder anderen Schadete.
Macon löste seinen Arm und strich mir stattdessen mit dem Finger über das Gesicht, als wäre er ein Scheibenwischer für meine Tränen. 

Sein Finger blieb unter meinem Kinn hängen und drückte es leicht nach oben, sodass ich gezwungen war ihn anzusehen.
Erneut trafen sich unsere Blicke, was aber etwas anderes in mir auslöste.
Eine tiefe, dunkle Stimme in mir schrie: "TU ES ENDLICH!"
Er lächelte breit und seine Finger umschlossen mein Gesicht. 
Diese einzige Bewegung raubte mir den Atem.
Es war wie ersticken und gleichzeitig anfangen zu leben. 
Meine Finger umschlossen den Saum seines T-Shirts und ich zog ihn näher, um genau zu sein so nahe, dass seine Lippen auf meine trafen. 
Seine Hände wanderten von meinem Gesicht, über die Schultern auf die Hüften, von wo er mich dann sanft an die Wand drückte.
Es war perfekt. 
Sanft, doch mit Leidenschaft, Verzweifelt und doch erfüllend. 
Das einzige was nicht passte war Ort und Zeit.
Ich war verwirrt und vielleicht brauchte ich sowas in diesem Moment.. aber was wäre, wenn es das richtige ist und es einfach so sein sollte?

Macon löste sich leicht von mir, sein Atem kitzelte auf meiner Nase.
"Hör auf so viel zu denken!", raunte er, doch ließ mir keine Zeit zum Antworten. 
Ich konnte nicht einmal über seine Worte nachdenken, denn er raubte mir jede Konzentration.

Ich weiß nicht, wie lange wir dort standen und uns küssten. 
Zeit und Raum verschwammen, doch irgendwann, als meine Lippen schon geschwollen waren, wich er ein kleines bisschen von mir ab.
Seine Hände fuhren durch meine Haare und schmiegten sich dann an meine Wangen.
Er sah mir direkt in die Augen und für einen kurzen Moment hatte ich Angst, dass er wieder sein Voodoo-Ding durchzog und mir jegliche Erinnerungen nahm.
Seine ebenfalls geschwollenen Lippen öffneten sich, doch ihm schienen die Worte im Hals stecken zu bleiben.
Er stand einfach da, seine Hände an meinem Gesicht, dessen Daumen kleine Muster auf meine Wangen zeichneten.

Irgendwas in mir hatte sich verändert. Ich hätte nie im Leben an etwas anderes als Hass gedacht, wenn ich an Macon dachte, aber jetzt..
Ich hätte gedacht, ich wäre immer nur das hässliche Entlein für ihn, aber er stand hier..

"Du bist schön, Liv. Wunderschön. Ich habe selten etwas so schönes gesehen, wie dich.", seine Worte klangen rau, so als würde er es ernst meinen. 
Diese Worte ließen wieder Tränen in meine Augen schießen, doch dieses Mal waren es Tränen der Rührung. 
"Nicht wieder weinen.", flüsterte er.
"Aber.. deine Worte.. sooo schön.", mehr bekam ich nicht raus, denn die Tränen begannen über meine Wange zu laufen - schon wieder. 
Seufzend schüttelte er den Kopf, küsste meine Wange, meine Nase und meine Stirn - was mein Herz einen Aussetzer machen ließ. 

Lächelnd, aber wiederwillig ging er einen Schritt von mir weg.
"Du solltest jetzt schlafen gehen..", meinte er.
"Bleib bei mir.", meine Stimme war kurz vorm ersterben. 
"Wow, Würmchen. Ich glaube deine Mutter wäre nicht gerade erfreut, wenn du dir mit mir ein Bett teilst.", dabei zwinkerte er.
Ich schlug ihm auf die Schulter, musste dann aber selber Lachen.
"Denkt doch nicht immer gleich an das eine, du Idiot.. Ich will nur nicht alleine sein."
Sein Grinsen wurde zu einem weichen Lächeln und er nahm mich noch einmal in den Arm.
Ich spürte wie er mir einen Kuss auf die Haare gab und mich dann mit sich zog.

Durch ihn wurde es in meinem Bett erst wieder richtig warm. 
Ich kuschelte mich an seinen festen Oberkörper, meine Beine umschlangen die seinen und seine Arme lagen um meinen Oberkörper.
Ich hörte seinen ruhigen Atem und schnell holte mich der Schlaf.
Ein erholsamer, ruhiger Schlaf, der mich seit der Trennung von Mike nicht mehr eingeholt hatte und nun wieder in seine warmen Arme schloss.

Der nächste Morgen war etwas Merkwürdig.
Als ich aufwachte, lag Macon immer noch neben mir, genauso verschlungen wie in der Nacht, aber er schlief.. und sah dabei aus wie ein Engel.
Endlich konnte ich mit den Fingerspitzen über sein zarten Wangenknochen fahren, ohne dass ich ein schlechtes Gewissen haben musste. 
Das Gefühl war überwältigend, so.. voller Energie. 

Kurz darauf öffnete er die grauen Augen und sah mich an. 
Er streckte sich und brummte dabei und dann küssten wir uns auch schon wieder. 

"Weißt du was?", fragte er, als er sich von mir löste.
Fragend sah ich ihn an.
"Du pupst in der Nacht."
Sofort wurde mein Gesicht rot und ich wäre am liebsten im Boden versunken, Macon jedoch lachte. 
"War nur ein Scherz."
Ich boxte ihn auf die Schulter und erneut trafen sich unsere Lippen, doch dieses Mal war mehr Leidenschaft und Feuer darin.
In meinem Bauch begannen mehr und mehr Schmetterlinge zu schlüpfen, sodass ich beinahe angefangen hätte, wie eine Gestörte zu Lachen. 
Doch plötzlich hielt er inne und wirbelte aus der Decke hinaus.
Er küsste mich noch einmal, dann wisperte er: "Ich bin gleich zurück, lauf nicht weg." und verschwand aus dem Zimmer. 
Verwirrt ließ ich mich ins Kissen fallen und wartete... bis es mir zu lange dauerte.
Ich streckte meine Beine aus  und wurschtelte mich dann aus der Decke heraus. 
Ich war etwas wackelig auf den Beinen und doch schaffte ich es aus der Zimmertür zu kommen.
Ein aufgebrachtes Raunen erweckte meine Aufmerksamkeit und ich ging in Macons Zimmer, dessen Tür offen stand. 

Mein Kopf verarbeitete das Bild etwas zu langsam.
Angel stand an die Wand gelehnt, ihre Augen funkelten wütend zu Macon, dessen Arme neben ihren Kopf gestemmt waren.
Plötzlich erschien mir die letzte Nacht surreal. 
Mein Gehirn malte ich die wildesten Dinge aus, die er grade versuchen könnte mit ihr zu machen und Wut stieg in mir auf.

In diesem Moment sah Macon zu mir auf, legte den Kopf schief, schloss die Augen und nuschelte: "Liv! Es ist nicht so wie du denkst."
Aber was dachte ich denn? 
Sie war hübsch, zu hübsch und er stand ähnlich vor ihr, wie er gestern Abend noch vor mir gestanden hatte. 
Mike hatte etwas ähnliches, wenn nicht das Selbe, zu mir gesagt.
Sie waren alle gleich. Alle Lügner..

Ich schnaubte, schüttelte meinen Kopf und eilte wieder in mein Zimmer.
Ich bin so ein Idiot! Wie konnte ich nur glauben, dass er etwas für MICH empfinden würde?

Ich verschloss die Tür, ließ mich in mein Bett fallen und schaltete die Musik so laut, dass sein Klopfen  und Rufen beinahe übertönt wurde..

 

- Caroxoxo1

Kapitel 17

 

Alles wiederholte sich. Was ist aus dem Versprechen an mich selbst geworden?
Dass ich nie wieder so schnell nachgeben  würde?
 Doch dann fiel ich schon wieder auf ein Arschloch rein. Aber Nein.. das war nicht seine Schuld. Das war alles meine Schuld , ich wusste doch schon von Anfang an das ich insgeheim zu hässlich für ihn war.
Was hatte ich mir nur dabei  gedacht? Dass er mich lieben würde? 

Unter Tränen lachte ich laut auf. Ich kam mir wie eine Verrückte vor... Vielleicht war ich das auch. 

Das klopfen, nein das Hämmern, an meiner Tür hörte auf. Die Versprechungen die er durch meine Tür geschrien hatte , die Lügen hörten endlich auf. Dann schlief ich unter meinen erstickten Tränen und mit Kopfhörern in meinem Ohr leise und doch schluchzend ein. 

In meinem Traum hörte ich immer noch das Lied was ich als letztes gehört hatte. 

A thousand Years von Christina Perri. Das Lied schien so unbefleckt zu sein , obwohl es um ewige Liebe , ewiges Leben ging. Es war sauber. Es war echt. 

Ich lag an einer Blumenwiese , wo die Blumen um mich herum wuchsen statt das ich auf ihnen lag. Die Sonne ging auf und erfüllte mich mit Energie. Unwillkürlich erinnerte mich das alles an Twilight. Mein Edward war nicht ein romantischer und gefühlvoller Kerl , er war ein Arschloch. Mir kam es vor das ich nur jetzt, in diesem Traum, wirklich klar denken konnte. Ich fragte mich wie ich mutig sein sollte, wenn ich in so einen verliebt war. Dieses mal  schien ich hier in Sicherheit zu sein und wünschte mir, niemals wieder aufzuwachen.

Es war zu schön um wahr zu sein.
Im ersten Moment war ich an diesem wunderschönen Ort, dort wo ich klar denken konnte und jegliche Gefühle ausweichen konnte.
 Im nächsten Moment überkam mich die Realität.
 Das Hämmern an meiner Tür fing wieder an, nein es kam nicht von meiner Tür, sondern es hörte sich so an, als würde jemand im Nebenzimmer randalieren. Die Kopfhörer hatte ich wohl beim schlafen irgend wie verloren.

Shit. So kam ich nicht ins Bad.
Macon jetzt zu begegnen wäre schlimmer, als das ich von einer Brücke runter fliegen würde.
 Doch eine Wahl schien ich nicht zu haben, ich musste Duschen!

Ich schielte auf die Uhr an meinem Nachttisch , 7:16 Uhr. Nachdem ich aufgestanden war, kramte ich alle Dinge die ich brauchen würde heraus. Darunter Klamotten, Autoschlüssel, Kreditkarte... Ich verstaute alles in meiner Handtasche, nahm aber die Klamotten in meine Hand und holte noch schnell aus meinem Ankleideraum Handtücher.
Ich flüchtete schnell ins Badezimmer und sperrte ab.
 Macon schien mich wohl gehört zu haben denn dann Klopfte es am Badezimmer Tür.  

"Liv?" kam es durch die Tür.

"Halts. Maul. Macon!" schrie ich ihm entgegen. Ich hoffte nur, dass er das Zittern in meiner Stimme nicht gemerkt hatte.
 Bevor er noch was sagen konnte, dass ich es hören würde, stieg ich in die Dusche.
Nachdem ich fertig war,  schien er nicht mehr auf dem Flur zu sein , was mir eine Gelegenheit verschaffte, um abzuhauen. Eins wusste ich, was jetzt zwischen mir und Macon geschehen würde, würde nicht gut Enden. Es herrschte Krieg.
Er sollte nie wieder denken, dass ich völlig ihm verfallen war oder das er mein Atem raubte,  wenn er in meiner Nähe war.
 Er sollte denken dass ich ihn hasste und das tat ich ja auch.
Auch wenn ich mir das ganze nur einredete, schien es mir zu gelingen es auch zu fühlen. Die ganze Verletzlichkeit, die ich gestern gezeigt  hatte, keimte in mir zu einem großem Ball auf und wurde voller Wut.
Wut auf Macon, meiner Mutter... auf die Menschheit  

Nachdem ich in mein Auto gestiegen war und irgendwo hin fuhr, weinte ich nicht mehr.  Ich würde nie wieder weinen, zumindest nicht wegen ihm. Die Highways in Kalifornien waren ziemlich lang und ich bekam auch schon kurz darauf Hunger. Ich hielte ausschau nach einem Cafe, in dem ich ausgiebig Frühstücken konnte. 

Endlich kam mir eins ins Blickfeld.
Ich bog in die Seitenstraße ab und parkte bei einem kleinen Parkplatz vor dem Cafe.
 Es nannte sich "Caffe Trieste" und sah  vom außen sehr gemütlich aus. Innen drin schmückten Poster von altem Band's und Sänger den Laden , die Stühle waren aus Holz , die Tische rund und rechts am Tresen schien eine kleine Jukebox zu stehen, in der man 1 Dollar rein wirft und ein Song abgespielt wird. Da ich Lust auf eines hatte, warf ich ein Dollar münze rein und wählte von Elton John-Somenthing about the way you look tonight . 

Gleich darauf kam auch schon eine Kellnerin die in meinem Alter zu sein schien. 

''Was hätten sie denn gerne?'' fragte mich die Rothaarige mit einer süßen Stupsnase. 

'' Das beste was sie mir als Frühstück anbieten können.'' ich lächelte sie an. Es tat gut wieder mal zu lächeln. Ich hatte es vermisst. 

''Kommt sofort!'' grinste sie und ging durch eine Tür, bei dem ich vermutete das es in die Küche ging. Ich machte es mir bei einem Holzstuhl bequem und wartete auf meine Bestellung. Eine Glocke läutete und ein Mädchen mit Blonden haaren kam ins Cafe herein. Ich nahm an, dass sie betrunken war, da sie nicht einmal aufrecht stehen konnte.
Kurz darauf kam die junge Kellnerin und brachte mir ein Teller mit Speck und Eiern, die sehr köstlich aussahen.
"Isabelle , was machst du den hier?. Komm setz dich hier irgendwo hin, ich bring dir einen Kaffee und ein glas Wasser." rief die Kellnerin, bei der ich jetzt erst das Namensschild an ihrer Brust bemerkte und annahm das sie Violet hieß, zu Isabelle.
 Kopfschüttelnd ging Violet wieder in die Küche.
 Isabelle kam zu meinem Tisch und setzte sich vor mir hin. Erst jetzt konnte ich sie richtig mustern. Ihre blonden offenen haare waren keineswegs gefärbt weil man so eine Farbe nie genau so hinbekommen könnte.
Ihre Augen waren blau und ging Richtung Türkis. Ihre Wangen waren gerötet was man bei ihrem Hellen haut gut erkennen  konnte. Sie war wunderschön.

"Na ? Was hat dich hierher verschlagen, Süße?" nuschelte sie. Ich musste erst meinen vollen Mund frei bekommen um richtig Antworten zu können. 

Da ich sie nicht kannte , fand ich es auch nicht schlimm ihr die Wahrheit zu erzählen. Weil sie es eh niemandem erzählen konnte. Auch wenn vor mir nur eine Betrunkene saß, fühlte es sich gut an alles ihr zu offenbaren. Alles außer die paranormalen Sachen mit Macon.

"Wow. Bei dir geht es ja Zuhause richtig ab!" 

"Was du nicht sagst. Und warum bist du Betrunken?" Jetzt musterte sie mich richtig. Wir merkten gar nicht das Violet gekommen war und ihr den Kaffee brachte. 

Isabelle fing an zu erzählen. Von ihrer andauernd betrunkenen Mutter und ihrem Freund, der sie dazu jedesmal anmachte wenn sie Zuhause war,  biss sie es nicht mehr ausgehalten hatte und abgehauen war.
Was danach passierte, wusste ich ja. 

Nach dem sie mir das alles erzählt hatte, kam mir mein Leben mir nicht annähernd so schlimm  vor. Violet bediente jetzt eine andere und ich bot Isabelle an, bei mir zu übernachten.
 Zimmer hatten wir genug. Sie war schockiert, dass ich ihr so ein Angebot machte und sagte erst nein aber nachdem ich fertig war mit meinem Frühstück fragte ich sie nochmal.
Sie hatte es sich in der Zwischenzeit überlegt und nahm mein Angebot an, aber sagte darauf das es höchstens nur für ein Monat werden würde. (Ich hatte ihr zwar vorher nicht gesagt das sie so lange bleiben könnte aber ich fand die Idee trotzdem toll) Ich freute mich endlich jemandem gefunden zu haben mit der ich über alles reden konnte. Auch wenn ich sie noch nicht so lange kannte. "Ciao Violet!" sagte sie ihr als sie meinen leeren Teller nahm. 

Bei Isabelle schien der Rausch nachzulassen, sodass sie normaler gehen konnte.

Auf dem Parkplatz fragte ich sie, ob sie was zum anziehen mitgenommen hatte. 

"Die hab ich in meinem Auto verstaut." sagte sie.

"Du bist auch noch Betrunken Auto gefahren?" 

"War ja nicht so schwer. Nur bei dem Kurven...." mein Handy unterbrach das Gespräch indem es klingelte. 

MACON. 

Stand auf dem Display. Ich war so genervt von seinen Anrufen, dass ich abhob um ihm zu sagen, dass er mich in Ruhe lassen soll. Naja so nett würde ich es ihm nicht sagen.

"WAS!" schrie ich ins Handy und Isabelle zuckte neben mir zusammen. Doch kurz darauf lächelte sie, weil sie die Geschichte kannte. Sie hatte auch im Cafe gemeint, dass ich ihn nicht mehr so leicht an mich ranlassen sollte. Ich versprach mir ihn nie wieder an mich ran zulassen. Wie es sonst endet hatte ich ja erlebt.  

"Liv! endlich gehst du ran. Ich kann dir das alles erklären..." Ja klar! Er wollte mir erklären, was er alles mit ihr machen wollte! Schon bei dem Gedanken musste ich würgen. Isabelle nahm mein Handy aus meiner Hand und sprach ins Hörer. "Lass sie in Ruhe du Neandertaler!.", dann legte sie auf. 

Ich war ihr so Dankbar,  dass ich sie in den Arm nahm.
Es war zwar kindisch, aber es schien als hätten wir uns beide sehr danach gesehnt.
 Dann ging wir zu ihrem  Auto  , nein das war nicht mal ein richtiges Auto. Es war so verrostet das man sich kaum vorstellen konnte, dass es überhaupt noch fährt.
"Den können wir ruhig hier lassen , der kann eh nur noch ne Stunde fahren."
Obwohl Isabelle so wunderschön und niedlich aussah, war sie eigentlich ganz anders.  In der kurzen Zeit in der ich sie kannte (circa 2 Stunden), hatte ich gemerkt, dass sie eher eine harte Nuss war, anstatt das süße Püppchen.
Ich begann zu Lachen.

"Was?" fragte sie verwirrt.
"Nichts schon gut" sagte ich , musste sie aber dabei angrinsen.
Sie holte von ihrem Kofferraum einen großen Beutel heraus dann gingen wir zu meinem Auto. Als sie es sah machte sie große Augen.
"Mit dem werden wir jetzt fahren?" sie fing beinahe an zu sabbern. "Jaaaa.." sie quikte los und sprang zum Beifahrersitz meines  Audi R8 spyder's. 

Ich machte die Tür zum Fahrersitz auf und setzte mich rein. Mit lauter Musik fuhren wir zu mir nach hause. 

- Katy 

Kapitel 18

Macon

 

 

Der Schock saß tief in meinen Knochen. 

Gerade erst war das Glück zu mir zurückgekehrt, doch schon floss es wieder durch meine Hände, wie Sand. 

Vor wenigen Stunden hatte ich sie geküsst. Das Mädchen, was so unnahbar schien.

Doch Angel musste alles kaputt machen.

Ich hatte ihre Gedanken schon am Fuß der Treppe gehört und war in mein Zimmer geeilt.

Ich wusste, dass sie es wusste, aber ich wollte nicht, dass Liv' etwas mit bekam.

Sie war einfach noch nicht so weit.

Wie eine Furie schrie Angel mich mit ihrer schneidenden Stimme an.

Gott ich betete das Livvy nichts mitbekam. 

"Macon! Wir haben es dir gesagt, du sollst die Finger von dem Mädchen lassen!", nun wurde ihre Stimme leiser, doch sie klang wie zerberstendes Eis. 

"Neidisch, Angel?", ich versuchte gelassen zu bleiben.

"Spiel hier nicht den Idioten! Wenn Mathias das erfährt, wird er dich bestrafen!"

"Wie soll er davon erfahren?", plötzlich wurde ich misstrauisch.

Angel biss sich nervös auf der Unterlippe herum.

"Du weißt..", fuhr sie fort, " was mit Elain passiert ist! Wir brauchen sie, Macon."

Wut kochte in mir auf und ich presste Angel gegen die Wand.

"Was mit Elain passiert ist.. hat nichts mit Liv' zu tun! Nimm. Nie. Wieder. Ihren. Namen. in den Mund.", brachte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, dann schlug ich mit einer Hand gegen die Wand.. wenige Zentimeter neben Angels Kopf. 

In dem Moment begannen Lampen zu flackern und ich hörte ein seltsames Knistern.

"Bitte beruhig dich, Macon", flehte sie, doch die Wut pulsierte in meinen Adern.

"Du.. Du hast es Mathias gesagt!", raunte ich, doch in diesem Moment hörte ich sie, ihre Gedanken waren so klar wie Kristalle. 

Langsam drehte ich mich um, doch es war zu spät.. 

 

Ich versuchte mit ihr zu sprechen, doch sie war Verletzt. 

Ich wartete an ihrer Tür, bis ihre Gedanken verstummten und in einen silbrigen Traum hinüber glitten. 

Ich hätte ihnen für immer zusehen können.

 

Der nächste Tag gestaltete sich genauso schwierig.

Ich hatte kaum die Möglichkeit mit ihr zu sprechen und wenn blockte sie sofort.

Dann verschwand sie für eine Weile und kam mit diesem Mädchen wieder.

Es gab einen großen Streit zwischen ihr und ihrer Mutter, denn das Mädchen war nicht besonders wohlhabend und neigte wohl auch zum Alkoholkonsum.

Ich wusste das Lisa es nicht mochte, wenn Liv' mit solchen Menschen abhing und irgendwie konnte ich das verstehen.

Dieses Mädchen, Isabelle war ihr Name, starrte mich andauernd an, doch ich konnte ihren Blick kaum deuten.

Ihre Gedanken waren an ein anderes Thema gewand, woraufhin ich schloss, dass sie kein normaler Mensch war, genau wie ich.

Sie wusste Bescheid. Sie kannte meine Gaben, unsere Gaben.

Ich ließ das Mädchen kaum aus den Augen, was auch Liv' auffiel, denn sie warf mir bei jeder Gelegenheit einen bösen Blick zu.

 

Am Nachmittag ging ich in die Küche und holte mir ein paar Eiswürfel für meinen Eistee. 

Ich wollte keine Angestellten mit solch einer belanglosen Sache beauftragen. 

Als ich mich umdrehte stand sie auf einmal hinter mir. 

Ihr blondes Haar wickelte sie um ihren Finger und sie war komplett in Liv's Sachen eingekleidet.

Klar war sie attraktiv, aber das spielte für mich keine Rolle.

Ihre blauen Augen wanderten über meinen Körper und blieben an bestimmten Stellen stehen, dann trat sie einen Schritt näher an mich heran.

Ich konnte ihren Herzschlag hören, spürte ihre Wärme unter meinem Kinn.

Vorsichtig legte sie mir eine Hand auf die Brust und zerknitterte den Stoff meines T-Shirts.

"Livvy hat tatsächlich nicht übertrieben, als sie sagte, du siehst aus wie ein Model.", hauchte sie.

Ich blickte sie eine lange Zeit an und überlegte was ich tun sollte.

Ja, früher wäre ich auf diese Anspielung eingegangen, doch zur Zeit schwirrten mir ganz andere Dinge im Kopf herum.

Als sie bemerkte, dass ich meinen Blick ab wand, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und flüsterte mir ins Ohr: "Glaub mir, ich kann dir zeigen wie du sie vergisst.", ihre Stimme zitterte.. und ich brauchte gleich eine kalte Dusche..

Ich schüttelte meinen Kopf und drückte sie sanft von mir weg, doch Isabelle ließ nicht locker, sie kam immer näher. 

Ein verführerisches Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie raunte: "Sie würde nie davon erfahren.. ich weiß, dass du mir nicht widerstehen kannst."

Tatsächlich hatte sie recht. Es war lange her, seitdem ich was mit einem Mädchen hatte. 

Nach Elain hatte ich viele Mädchen, nur um den Schmerz zu vergessen und etwas anderes zu spüren, aber keine hatte es so weit gebracht, außer Liv'.

Alle Mädchen waren wie eine Sternschnuppe, sie machten mich nur für kurze Zeit glücklich, doch Liv' war wie die Sonne.

Jedes Mal wenn sie bei mir war, fühlte ich mich besser und meine kleine, dunkle Welt wurde etwas heller.

Deshalb wusste ich nicht, wieso ich im nächsten Moment Isabelle an die Theke drückte und mit ihr rummachte. 

Klar, sie war attraktiv, sehr sogar, aber ich empfand rein gar nichts für sie.

Sie war höchstens etwas für eine Nacht, eine aus der Reihe von Mädchen, die in meinem Bett (oder sonst wo) gelandet sind. 

Ihre knochigen Hände griffen in meinen Nacken und zogen mich noch näher an sie.

Es war irgendwie, als wollte sie mich in sich hineinsaugen.

Dann wurden wir intensiver, die Küsse begannen forschender zu werden, anstatt begierig. 

Dann löste sie sich von mir und flüsterte: "Lass uns das in dein Zimmer verlegen."

In dem Moment war ich kaum von mir selbst gesteuert, denn ich umfasste mechanisch ihren Arm und bevor ich irgendwas realisieren konnte, lagen wir in meinem Bett und machten weiter rum.

Tatsächlich vergas ich einen Moment meine Probleme.

Nach kurzer Zeit begann Isabelle sich an meinem T-Shirt zu schaffen zu machen und zog es kurzer Hand über meinen Kopf, genau das selbe tat sie mit ihrem.

Ich wusste zwar, dass ich schon Stress mit Liv' hatte, aber wenn ich jetzt nicht aufhören würde, würde sie mich gänzlich hassen. 

 

Isabelle merkte, dass ich abwesend wurde und sah mir tief in die Augen.

"Sie wird nichts davon erfahren.", flüsterte sie.

Ich schüttelte sanft den Kopf und drückte mich langsam von ihr weg. 

Isabelles Augen wurden zu schmalen Schlitzen. 

"Sie hasst dich sowieso! Bilde dir nichts in ihr ein!", fauchte sie.

"Trotzdem werde ich sie nicht betrügen, Sorry.", raunte ich. 

Isabelle machte eine abwertende Handbewegung und sah mich wütend an.

"Du weißt gar nicht was du dir entgehen lässt!", zischte sie. 

"Kann schon sein.", murmelte ich, zog mir mein T-Shirt wieder an und verließ den Raum. 

Es war Zeit, dass ich wieder an einem Clantreffen teilnahm. 

Ich setzte mich in mein Auto und fuhr mit 120km/h durch einen Ort. 

Wenn die Bullen mich erwischen würden, wusste ich ja was zu tun ist. 

Einfach ein wenig manipulieren, dann war die Sache erledigt. 

 

Als ich unseren "Unterschlupf" erreichte,  waren nur die 4 obersten Ratsmitglieder und Angel anwesend. 

Sie sah mich nicht an, sondern blickte zu Boden. 

Silas, Tahariel, Kartal und Amalric, die obersten Clanmitglieder, waren eher gruselige Gestalten, anstatt ein Sonnenkind, was aber eher an ihrem Verhalten, als an ihrem Aussehen lag.

Mathias, das Clanoberhaupt, war allerdings nicht anwesend, worüber ich ziemlich froh war.

Silas war der Bruder meines Vaters, also mein Onkel, doch ich vertraute ihm am wenigsten von den vieren. 

Ich hatte schon immer das Gefühl, dass er die Menschheit und auch die Naturgeborenen hasst. 

Ich wusste nicht wieso, aber ich befürchtete immer, er würde etwas im Schilde führen. 

Tahariel war der Stille, der nur selten sprach, aber wenn war er sehr weise. 

Er hatte geschorenes, dunkles Haar und ein rundes Gesicht, aber dafür hatte er wahnsinnig schöne Augen, so als würde sich der Himmel in ihnen spiegeln. 

Amalric war der gute, der für jeden ein offenes Ohr hatte und immer Verständnis zeigte.

Ich konnte mir ihn sehr gut als Vater vorstellen, denn er sah auch schon so aus.

Rotbraunes Haar, das von einigen grauen Strähnen durchzogen wurde.

Grünbraune Augen leuchteten in seinem weichen und doch kantigen Gesichtszügen.

Leider hatte er seine Tochter Aver und seinen Sohn Jonah bei einem Überfall unserer Feinde verloren, genau wie auch Ciaran sein Leben dort gelassen hatte. 

Ich sah Kartal an. 

Er war der jüngste, gerade Mal 21 Jahre alt, und hatte Ciarans Platz eingenommen. 

Er sah ihr wie aus dem Gesicht geschnitten, denn sie kamen beide nach ihrem Vater. 

Bis auf die dunklen Haare sah er wie eine männliche Form von Elain aus.

Elain war die Halbschwester von Kartal gewesen, doch Elains Mutter war menschlich, Kartals eine von uns. 

Ich wand meinen Blick von ihm ab, er erinnerte mich zu sehr an sie. 

Almaric bat mich Platz zu nehmen und die vier starrten mich an, dann räusperte sich Silas und begann zu sprechen:

"Du machst wieder die selben Fehler, Macon. Wir haben es dir oft genug gesagt und wenn du dich nicht an die Regeln hältst, werden wir jemand anderen für die Aufgabe aussuchen. Noch einmal werden wir niemanden verlieren, nur weil dich nicht kontrollieren kannst.  Wir geben dir noch einen Versuch, ansonsten werden wir einen Sucher schicken."

Almaric funkelte Silas wütend an, dann ging eine Stille durch den Raum.

Sucher. Ich würde nie zulassen, das einer von ihnen Liv' auch nur zu Nahe kommt. Sie waren brutal und konnten sich kaum beherrschen. Sie würden ihr weh tun und das würde ich nie verkraften. 

"Silas, Bruder. Ein Sucher? Das ist etwas zu hart. Sie ist doch noch fast ein Kind und außerdem... sie ist Ciarans Tochter.", sagte Almaric ruhig.

"Almaric, du bist zu weich. Wir brauchen sie und das weißt du! Willst du wieder eine verlieren, weil dieser Junge zu dumm für seine Aufgabe ist. Je mehr er mit ihr abhängt, desto eher finden die sie.

Wir brauchen sie. Gerade weil sie Ciarans Tochter ist.", knurrte Silas. 

"Almaric, Silas hat Recht. Wir können nicht schon wieder eine verlieren. Wir haben nicht mehr die Zeit.", meldete sich Kartal zu Wort.

Es war schon erstaunlich, wie aus einem Jungen wie diesem, so ein verantwortungsbewusster Mann geworden war. 

"Ich kann nicht zulassen, dass ihr geschadet wird.", knurrte ich und 5 Augenpaare richteten sich auf mich.

Plötzlich schlug Silas wütend auf den Tisch, sodass dieser begann zu reißen. 

"DU! Du würdest für dieses Mädchen alle verraten? Deinen Clan, deine Familie, dein Blut?", schrie er. 

"Ich wiederhole: Ich lasse nicht zu, dass ihr geschadet wird; egal was ich dafür tun muss.", die letzten Worte blieben mir fast im Hals stecken. 

Dann räusperte sich Tahariel.

"Macon, wir geben dir noch 24 Stunden, sonst wird einer der Sucher kommen und sie holen."

Mit diesen Worten war das Gespräch beendet. Was Tahariel sagte, war Gesetz.

Ich wusste, ich würde etwas finden, damit Livvy außer Gefahr ist, selbst wenn ich sie ans Ende dieser Welt tragen müsste, ich würde es tun...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

- Caroxoxo1 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 06.07.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Wir widmen dieses Buch allen unseren Lesern.

Nächste Seite
Seite 1 /