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Kapitel 1

Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet ich mir von meinen Freunden Beziehungstipps holen muss?

Genau niemand. Okay zugegeben sie meinten es nur nett und immerhin wussten sie ja nicht weshalb ich solo war.

Naja mein Problem? Ganz einfach ich war schwul und hatte es meinen Freunden noch nicht gesagt.  So hatten sie natürlich auch keine Ahnung dass meine letzte Beziehung gerade mal 3 Wochen zurück lag.

Außerdem waren sie der Meinung, dass man mit 17 Weihnachten nicht mehr alleine mit der Familie feiern sollte, sondern mit dem Partner.

Fazit: die Jungs wollten mich verkuppeln.

Im Grunde fand ich das auch ganz niedlich. Wirklich, wäre es nicht das falsche Geschlecht.

„Chris, sieh dir die mal an. Die ist doch echt niedlich!“, sagte Lukas und zeigte dabei auf ein Mädchen.

Ich fand sie schrecklich, sie war etwa genauso groß wie ich. Sie hatte lang gewellte dunkelrot gefärbte Haare und war schlank, die einzigen positiven Sachen an ihr.

Ansonsten war sie viel zu aufgetakelt. Sie hatte ungefähr 12 Pfund Make-up im Gesicht, außerdem war der Lidschatten in einem peinlichem grün geschminkt. Das sich furchtbar mit ihren blauen Augen, die übrigens viel zu groß geschminkt waren, biss. Ihre Wimpern wirkten falsch und auch so wirkte sie in ihrem pinken Minnikleid recht billig.

„Oh mein Gott, was soll an der bitte niedlich sein? Nuttig trifft es eher!“, entgegnete ich.

Lukas rollte mit den Augen uns sagte: „Mensch Chris, wenn du weiter so anspruchsvoll bist, bleibst du über Weihnachten noch alleine!“

Ich schüttelte nur den Kopf, dann merkte ich wie mir freundschaftlich den Arm um die Schulter gelegt wurde.

„Lass ihn Lukas, er hat vollkommen Recht. Das billige Parfüm riecht man ja schon 5 Meter gegen den Wind.

Außerdem darf Chris anspruchsvoll sein. Hast du dir ihn schon mal angesehen, er könnte jede haben!“, verteidigte mich Phillip.

Und dabei hatte er nicht ganz Unrecht. Ich hätte vielleicht nicht jede haben können. Aber hässlich war ich nun wirklich nicht.

Ich war etwa 1,70 groß, hatte breite Schultern und ein schmales Kreuz.

Sogar lange Beine hatte ich. Mein Gesicht war eher schmal geschnitten mit einer markanten Nase und hohen Wangenknochen. Ich hatte honigbraune Augen und dunkelbraune Haare, die immer etwas verwegen aussahen. Mein großes Glück war, dass ich keinen wirklichen Bartwuchs hatte, so dass mein Gesicht schlicht und elegant wirkte, ohne irgendwelche Schattierungen.

Im Großen und Ganzen war ich gut aussehend, was auch meine Exfreunde bestätigten.

„Tja dann verstehe ich erst recht nicht weshalb er keine Freundin hat.“, motze Lukas.

Ich musste mir das Grinsen verkneifen. Lukas war wirklich eine Nummer für sich.

Es war immer so, wenn er glücklich war, sollten es auch die Leute in seinem Umfeld sein, dabei vergas er oft, das die Menschen in seinem Umfeld meistens glücklich waren. So ging er immer mit zu viel Eifer rann.

Phillip war da das genaue Gegenteil. Er versuchte schon auch, die Leute in seinem Umfeld glücklich zu machen, aber er ging mit mehr bedacht ran.

„die sollte sogar dir gefallen Chris.“, mit diesen Worten riss mich Lukas mal wieder aus meinen Gedanken.

Meinem Schicksal ergebend, schaute ich in die Richtung, in die Lukas deutete.

Zugegeben, wenn ich hetero gewesen wäre, hätte sie mir gefallen.

Sie hatte lange dunkelblonde Haare, die sie zu einem lockeren Zopf geflochten hatte.

Ich vermutete, dass sie braune Augen hatte, aber ich konnte es nicht genau sehen.

Ihr Kleidungsstil war eher unauffällig. Jeans, und einem langen dunklen Mantel drüber.

Ich zuckte nur mit den Schultern und enthielt mich meiner Meinung.

Der Typ neben ihr regte viel zu sehr meine Aufmerksamkeit.

Ich vermutete dass es ihr Bruder war, da die beiden sich ziemlich ähnlich sahen.

Der Typ war aber auch wirklich ein Traum.

Er hatte etwas längere dunkelblonde Haare, die nach dem Out-of-bed lock gestylt waren.

Mit seiner weißen Hose und braunen Schuhe war er auch sonst gut gestylt.

Er war ziemlich schmal gebaut, fast schon feminin, aber dafür war er sehr groß, ich schätze ihn so auf 1,85.

Unwillkürlich biss ich mir auf die Lippe um nicht zu seufzten.

„Na habe ich dein Typen getroffen?“, fragte mich Lukas hoch erfreut.

„Wenn du nur wüsstest wie sehr!“, dachte ich mir.

„Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass du auf so unauffällige Frauen stehst, Chris.“, erklärte mir Philipp.

Nun musste ich doch seufzten.

Vermutlich war es an der Zeit, mit meinem Geheimnis raus zu rücken.

Aber irgendwas in mir weigerte sich, ich konnte leider nicht genau sagen was es war.

„Wie heißt es so schön, stille Wässer sind tief. Also nur weil sie unauffällig aussieht, muss sie es noch nicht sein.“, erklärte Lukas Philipp.

Am liebsten hätte ich den beiden gesagt, dass der Typ gar nicht so unauffällig war. Immerhin konnte ich mir sehr gut vorstellen, dass ihn so einige Mädchen hinterher sahen.

Aber ich ließ es bleiben und zuckte nur mit den Schultern.

Die beiden überquerten die Straße und gingen weiter. Dadurch, dass die beiden uns den  Rücken kehrten, konnte ich den Hintern des Jungen nur zu gut betrachten.

Unwillkürlich musste ich nun doch seufzten.

„Wow Chris ich hätte nicht gedacht, dass du den Frauen so auf den Hintern starrst, aber du hast Recht, sie hat einen tollen Hintern.“ Meinte Lukas.

Ich warf ihm nur einen skeptischen Blick zu, den er nicht zu deuten wusste. Aber natürlich hatte ich auch kurz auf ihren Hintern geschaut und ihn als nicht so ansprechend empfunden, wie den des Jungen. Weshalb ich Lukas Aussage nicht nachempfinden konnte.

Als ich mich wieder den Jungen zuwenden wollte, war er leider schon um die Ecke verschwunden.

Es ärgerte mich etwas, aber was sollte man machen.

„Leute wir sollten weiter gehen wenn wir noch rechtzeitig zu Marcel kommen wollen.“, sagte Philipp mit einem Blick auf seine Uhr.

So machten wir uns auf dem Weg.

Auf dem Weg zu Marcel gab es noch ein paar Mädchen die ich abchecken sollte, dabei wurde mir wieder mal bewusste, dass es besser war, das ich schwul war als hetero.

Ich mein mal ehrlich, wer steht schon auf Weiber, die 12 Pfund Schminke im Gesicht haben?

Grausam!

Der Weg zu Marcel hatte auch ein gutes, es gab jede Menge gut aussehender Typen.

Zum Beispiel Roger, ein Ex von mir. Er war ei richtiger Sunnyboy. Dunkelbraue, lockige und kinnlange Haare. Blaue Augen, leicht gebräunte Haut und ein Lächeln zum verlieben.

Natürlich ließ auch sein Körper keine Wünsche übrig.

Kein Gramm Fett und gut proportionierte Muskeln. Und wenn der  Schweiß seiner Brust entlang lief… .

Ich musste mich zusammenreißen um im hier und jetzt zu bleiben, sonst hätte ich wohl noch laut gestöhnt. Was neben Philipp und Lukas wirklich nicht so gut gekommen wäre.

 

Bei Marcel hatten wir so einen richtigen Männerabend, mit Aktionfilme und als krönenden Abschluss Fußball.

Ja ich war ein großer Fußballfan, was nicht zuletzt dran lag, dass bei fast jedem Spiel irgendein Typ sein T-Shirt auszog.

 

Auf dem Weg nach Hause, waren Lukas und Philipp mir schon etwas voraus, was daran lag, dass ich einer ältern Dame noch den Weg beschrieb.

So schlenderte ich den beiden eben hinterher.

 

An einem Zaun nähe der Kreuzung lehnte ein Typ, der einfach nur göttlich aussah.

Er war schlank und groß, wirklich sehr groß, locker 1,90m. Er hatte breite Schultern und ein schmales Becken, außerdem hatte er lange tolle Beine, die von der Hose nur noch mehr betont wurden.

Da er keine Handschuhe trug, konnte man sehen, dass er lange, dünne, aber trotzdem kräftige Hände und Finger hatte.

Man konnte trotz der Jacke erkennen, dass er Muskeln hatte.

Sein Gesicht, war sehr markant geschnitten, aber irgendwie dennoch weich.

Er hatte ein spitzes Kinn und markante Wangenknochen, dafür war seine Nase sehr weich geformt. Seine Lippen waren klein, aber sehr voll. Und seine Augen! Sie waren sehr groß, aber wenn man hineinschaute, hatte man das Gefühl sich in ihnen zu verlieren.

Vor allem wenn er so schaute wie gerade.

Seinen Blick nach zu Urteilen, würde er mir gerade am liebsten sämtliche Kleidung von Leib reißen und sonst was mit mir anstellen.

Ich fragte mich wie er wohl ausgestattet war.

Sobald dieser Gedanke in meinem Kopf war, zierte ein spöttisches Lächeln sein Gesicht.

Bei diesem Lächeln wäre ich am liebsten sofort vor ihn in die Knie gegangen und hätte mich davon überzeugt wie er ausgestattet war.

Der Typ machte mich einfach wahnsinnig, obwohl er noch kein Wort sagte.

Ob er sich seiner Wirkung klar war?

Aber nichts desto trotz war das Beeindruckendste  wohl seine Augen und seine Haare.

Seine Augen waren violett. Damit war er schon ein absoluter Exot. Und seine Haare waren ein ganz sanftes rosa, die ihn bis zu den Schultern gingen.

Ich wusste das Lukas und Philipp (leider) auf mich wartenden, weshalb ich an ihn vorbei ging. Zumindest wollte ich es. Natürlich musste ich ausrutschen und wurde von starken Armen aufgefangen und an eine starke Brust gedrückt.

„Sei vorsichtig mein Engel, du könntest noch dein hübsches Gesicht verletzten.“, flüsterte er mir ins Ohr.

Diese Stimme!

Sie war tiefer als ich vermutete und klang wie flüssige Seide.

Allerdings störte es mich, was er sagte. So machte ich mich los und sagte ihn: „Ich bin nicht dein Engel!“, bevor ich ging.

„Das werden wir ja noch sehen.“ Entgegnete er nur.

Kapitel 2

Es war nun zwei Wochen her, dass ich diesen tollen Typen begegnet bin, allerdings sah ich ihn nicht wieder.

Ich glaube ich war noch nie sooft bei Marcel, wie in den vergangene zwei Wochen.

Natürlich ärgerte ich mich auch darüber, wie selbstverständlich er mich seinen Engel nannte, aber tief in mein Inneren wünschte ich, ich wäre genau das.

Dazu kam, dass meine Laune so drei Wochen vor Weihnachten an ihren Tiefpunkt angelangt war.

Der Grund, mein Ex Roger.

Ich hatte so die Hoffnung, dass es zwischen uns vielleicht noch mal was werden könnte.

Gestern stellte er mir seinen neuen vor.

Und zerplatzte die Seifenblase.

Dazu kam, dass mir meine Eltern eröffneten, dass ich Weihnachten alleine wäre, da sie ihren 20. Hochzeitstag feiern möchten, und zwar alleine.

Ich konnte auch nicht mit Lukas oder Philipp feiern, da beide eine Freundin hatten.

Also blieb mir wohl nichts anderes übrig, als alleine zu sein.

Ach ja Philipp und Lukas, mit den beiden war ich gerade auf dem Weg zur Schule.

Lukas redete über irgendwas, er merkte nicht mal, dass ich ihm nicht zuhörte.

Als ich den Typen von neulich wieder sah.

Diesmal lehnte er an einer Straßenlaterne.

Wir mussten direkt an ihn vorbei. Als wir dann auf seiner Höhe waren, zwinkerte er mir zu und sagte: „Na mein Engel, wie geht es dir so?“, zum Schluss schenkte er mir noch ein unverschämtes und entwaffnetes Lächeln.

Ich blieb sofort stehen und warf ihn einem bösen Blick zu.

„Ich hatte dir schon mal gesagt, dass ich nicht dein Engel bin!“, merkte ich ihn an.

Nun wurde sein Lächeln etwas spöttischer.

„Und ich hatte dir drauf geantwortet, dass wir das noch sehen werden!“, erklärte er mir ganz lässig.

Ich kniff meine Augen zusammen und stapfte mit dem Fuß, dass tat ich nur wenn ich wirklich angepisst war.

„Wir werden gar nichts sehen!“, rief ich fast.

Der Kerl hob seine Hand.

„Aber, aber Chris. Ich  habe dein Blicke gesehen. Du willst mich ebenso sehr wie ich dich! Als was hält dich auf?“, nun wurde sein Blick durchdringend.

Ich kniff meine Augen  ein wenig mehr zusammen.

„Woher kennst du meinen Namen?“, fragte ich mit zusammen gebissenen Zähnen.

Er zuckte lässig mit den Schultern.

„Ich kenne die Namen von allen Personen.“, so wie er es sagte hätte man es ihn fast glauben können.

Tat ich aber nicht, im Gegenteil.

Ich drehte mich einfach um und ging.

„Ach Chris, falls es dich interessiert, mein Name ist Niklas!“ wurde mich hinterher gerufen.

Meine einzige Reaktion bestand darin, dass ich meinen Mittelfinger hob und ihn hingegen streckte.

Ich merkte dass mich Lukas und Philipp etwas merkwürdig ansahen, dachte mir aber nichts dabei, immerhin würde ich es an ihrer Stelle auch tun.

Als ich allerdings merkte, dass sie nach fünf Minuten immer noch nicht aufgehört hatten fragte ich nach.

„Naja weißt du Chris, wir sind es eben nicht hat gewohnt das du Selbstgespräche machst.“, versuchte Philipp ruhig zu erklären.

„Ja man, das kommt echt bescheuert, du weißt gar nicht wie du ausgesehen hattest.“ Unterbrach ihn Lukas.

Ich kniff mal wieder meine Augen zusammen.

„Ich habe keine Selbstgespräche gemacht. Da war ein Typ mit den ich mich unterhalten habe!“, meckerte ich herum.

Lukas und Philipp warfen sich einen viel sagenden Blick zu und schwiegen.

Sie wussten genau, wann man mit mir reden konnte und wann nicht.

 

Seit diesem Tag waren wieder zwei Wochen vergangen und mittlerweile war es der erste Dezember.

Natürlich konnte ich Philipp und Lukas nicht davon überzeugen, dass da jemand war, mit dem ich geredet hatte.

Vor allem niemand der aussah wie Niklas.

Ja dieser Name verfolgte mich ständig. Es war das letzte an das ich dachte bevor ich schlafen ging und das erste an das ich denke wenn ich aufwache.

Ich hatte zwar wirklich nicht vor zuzugeben, aber Niklas hatte was an sich das mich reizte.

 

In meinen Gedanken versunken ging ich die Straßen entlang.

Da schon Schnee lag, machte ich ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.

Ich hasste Schnee und die Vorweihnachtszeit, das lag einfach daran das ich eher ein Sommer Mensch war.

Ich war so versunken, dass ich die Gestallt neben mir nicht bemerkte.

„Na Prinzessin an was denkst du so angeregt?“, wurde ich gefragt.

Bei dieser Anrede musste ich die Stirn runzeln und drehte mich zu dem Sprecher um.

Es war Niklas, ich hätte es mir auch denken können.

„Ich bin weder dein Engel noch eine Prinzessin, also lass den Quatsch. Und verrate mir lieber warum dich meine Freunde nicht sehen konnten!“, verlangte ich.

Niklas sah mich mit einem ungewohnten ernsten Blick an und legte den Kopf schief und fragte:

„Warum bist du so angespannt?

Es ist die Vorweihnachtszeit und es liegt Schnee, dass zusammen ist doch eher ein Grund zur Freude und nicht ein Grund zur Trauer.“

Ich setzte meinen skeptischen Blick auf und erwiderte: „Ach ja was soll daran toll sein?

Schnee ist kalt nass uns widerlich und an Weihnachten tun alle so als würden sie sich mögen, hassen sich aber in Wahrheit.

Also meiner Meinung nach sollte das genug Grund zur Trauer sein!“

Viele nannten mich aufgrund meiner Einstellung zu Weihnachten einen Pessimisten, aber das war eben mein Standpunkt.

Niklas sah mich mit so einem milden Gesichtsausdruck an. So einen den man von den Weihnachtsmännern in den Einkaufscentern erwartet.

„Und was ist mit den positiven Aspekte, Chris?

Natürlich ist nicht immer in allen Familien alles gut, aber dennoch rückt man an Weihnachten etwas näher zusammen.

Die Kälte und der Winter sind doch auch super.

Man kann sich zusammen unter eine Decke kuscheln. Und auch die Kinder haben ihren Spaß, für sie ist der Winter die schönste Jahreszeit.

Und weißt du was das tollste an Weihnachten ist?“, fragend sah er mich an.

Ich schüttelte nur den Kopf. Dann beugte er sich zu mir und flüsterte mir ins Ohr:

„Der Weihnachtsmann!“

Ich begann schallend zu Lachen.

„Wow Niklas nicht dein Ernst, oder?

Verdammt. Du kannst doch nicht ernsthaft noch an den Weihnachtsmann glauben.

Ich hab damit aufgehört als ich drei war!“

Nun sah Niklas etwas schmollend aus.

„Na vielleicht ist das genau dein Problem!“, zickte er

Ich schüttelte nur den Kopf.

„Na klar, er kommt zu allen 3,2 Milliarden Menschen auf den Planeten und vergibt Geschenke, schon klar.“, ich musste dabei wieder lachen.

Ich schätzte dass Niklas etwas älter war als ich, und mit diesem Alter glaubte man nicht mehr an dien Weihnachtsmann, so war zumindest meine Meinung.

Nun legte er wieder den Kopf schief und sah mich abwartend an.

„Und weshalb glaubst du, dass der Weihnachtsmann materielle Dinge verschenken würde? Es gibt wichtigeres.“

Ich musste es mir wirklich verkneifen, dass ich nicht nochmals anfange zu lachen.

„Ach komm schon Niklas, wird erwachsen. Den Weihnachtsmann gibt es nicht!“

Er schenkte mir nur ein mildes Lächeln und sagte: “Doch Chris, es gibt ihn und dieses Jahr bekommst du dein Geschenk!“, bevor er sich umdrehte und wegging.

Kapitel 3

In der Nacht hatte ich einen komischen Traum. Ich träumte von Weihnachtsmännern und Rehntiere.

Ich träumte von viel Schnee und ein schönes Weihnachten, als ich dann aber aufwachte fluchte ich.

Es konnte wirklich nicht angehen, dass ich mit 17 Jahren noch vom Weihnachtsmann träumte! “Verfluchter Niklas!“

 

Denn ganzen Weg zur Schule war ich ziemlich mürrisch.

Philipp und Lukas störten sich wenig dran, sie versuchten zwar mich aufzuheitern, wussten allerdings auch das ich vor Weihnachten immer so drauf war.

Das war auch der Grund weshalb sie nicht sauer waren, als ich sie an pflaumte.

„Vielleicht würde eine Freundin dich besänftige?“, fing Lukas mal wieder an.

Leider hatte ich an diesen Tag nicht wirklich die Nerven für so was.

Also drehte ich mich wütend zu ihn herum und giftete ihn an: „Nein Lukas mir würde eine Freundin nicht helfen, weil eine Freundin mir nie helfen würde!

Ich bin nämlich schwul! Ich stehe also so gar nicht auf Mädchen, sondern auf Jungs, also lasst eure Kuppelversuche!“.

Eigentlich wollte ich es ihnen nicht sagen, da ich absolut nicht wusste wie sie darauf reagieren würden.

Aber ich hatte mir umsonst Sorgen gemacht.

Lukas und Philipp tauschten nur einen viel sagenden Blick. Dann wendete sich Philipp mir zu.

„Naja Chris wir sollten dir auch was sagen. Nun du bist beim flirten nicht wirklich diskret. So das wird es schon ziemlich bald mitbekommen hatten. Wir wollten dich allerdings nicht drauf ansprechen, weil wir warten wollten bis du es uns selbst sagst.“

Nun war ich, um es milde auszudrücken, ziemlich baff.

Natürlich wusste ich, dass ich es nicht ewig verheimlichen konnte, aber dass sie es schon wussten.

Tja erleichterte vieles, so musste ich wenigstens keine Angst haben das die beiden meine Freundschaft kündigen würden.

Plötzlich legte mir Lukas einen Arm um die Schulter und sagte fröhlich: „dann suchen wir dir eben einen Freund. Du bist nämlich unausstehlich.“

Ich konnte nicht anderes als gequält zu stöhnen.

 

Der Rest der Woche war ziemlich anstrengend, Philipp und Lukas wollten mit mir unbedingt in einem Schwulenclub, leider konnte ich sie von der, ihrer Meinung nach genialen, Idee abbringen.

Ich wusste, dass es böse Enden würde, aber die beiden waren guter Dinge.

So gingen wir also rein und nach einer halben Stunde, und nachdem ein Typ Lukas ziemlich dreist in den Schritt gegriffen hatte, wieder raus.

Lukas fand es gar nicht so komisch, dass ich mich aus seine kosten tierisch amüsierte.

Aber man konnte nicht anderes als lachen, vor allem da ich die ganze Zeit sein rotes Gesicht vor Augen hatte.

Philipp konnte sie da schon etwas mehr beherrschen, aber auch er tat sich schwer nicht zu lachen.

Dafür endete der Abend richt schön gemütlich in einer Sportbar mit einem kühlen Bier.

Für mich endete der Abend etwas früher da ich schrecklich müde war.

So ging ich nach Hause, wo eine Überraschung auf mich wartete.

 

Gerade als ich die Tür meines Zimmers schloss, fiel mir auf das ich nicht alleine im Raum war.

Ein gewisser Herr mit rosa Haaren hatte es sich in meinem Bett gemütlich gemacht.

Zähne knirschend wand ich mich zu ihm.

„Wie zur Hölle bist du in mein Zimmer gekommen?!“, fragte ich ihn.

„Oh hallo Chris, ich hab dich gar nicht kommen hören. Gemütlich hast du es hier. Wirklich!“

Dieser aufgeblasene Sack tat so als könnte er kein Wässerchen trüben, während ich kurz vor einer Explosion stand.

„RAUS HIER!!!“ schrie ich ihn entgegen.

Er hin doch bewegte sich keinen Millimeter.

Dafür hatte meine laute Stimme, dafür gesagt, dass mein Vater die Treppen hoch kam.

„Christian, ist alles in Ordnung? Ich habe dich schreiben hören.“ , fragte er während er sich suchend in meinem Zimmer umsah.

„Alles in Ordnung? Nein natürlich nicht! Wie kommt ihr dazu einen völlig fremden in mein Zimmer zu lassen?“, fragte ich fassungslos.

Mein Vater schaute mich nun merkwürdig an.

„Das haben wir doch gar nicht.“, erklärte er.

Langsam aber sicher ging es mit meinen Nerven zu Ende.

„Dann kannst du mir sicher erklären was das soll!“, „das“ war Niklas der auf mein Bett lag und sich köstlich amüsierte, während ich mit den Finger auf ihn deutete.

„Ich kann nichts verwerfliches an dein Bett sehen!“, sagte mein Vater mit einer leichten Spur von Ungeduld.

„Eben Chris, hier ist auch nichts Verwerfliches!“, spottete Niklas.

„Oh halt doch die Klappe!“, fuhr ich ihn an.

„Christian, mit wem redest du?“, verlangte mein Vater zu wissen.

Ungläubig sah ich meinen Vater an.

„Mit den rosa haarigen Typen auf meinem Bett, der dürfte sogar dir aufgefallen sein.“, sagte ich. Der blick meines Vaters nahm mir jedoch allen Wind aus den Segeln, den er sah mich an als wäre ich verrückt.

„Stimmt eigentlich sollte ich ihn auffallen. So unauffällig bin ich dann doch nicht!“, überlegte Niklas laut.

„Ich will sofort wissen mit, oder besser gesagt, mit was du redest!“, schrie mir mein Vater entgegen.

Sauer sah ich ihn an.

„Ich kann dir doch sagen was ich will du glaubst mir doch eh nicht! In deinen Augen mach ich eh alles falsch!

Aber wenn du es genau wissen willst ich reden mit den Weihnachtsmann, ist dir diese Antwort recht?!“, kaum das ich geendet hatte, brannte meine Wange und ein lautes Klatschen lag in der Luft.

„Du hast die nächste Woche Hauserrest. Das nächste Mal überlegst du dir mit wem du redest!“, und damit zog mein Vater ab.

Ich sah noch kurz auf die Tür bevor ich an mein angrenzendes Badezimmer ging und mir einen kalten Lappen an die Wange legte.

Mit fiel erst auf das Niklas mir gefolgt war, als sie eine warme Hand auf meine Schulter legte.

„Manchmal hilft weinen.“, schlug er mir vor.

Ich schüttelte nur den Kopf und schwieg.

Nach einer Zeit setzte ich mich auf den Boden, Niklas tat es mir gleich, ohne mich jedoch zu berühren.

 

Wir saßen bestimmt eine Stunde auf dem kalten Boden, solange bis ich mich erhob.

Niklas reichte mir helfend eine Hand. Ich sah ihn dankend entgegen und sagte: „Tut mir leid, dass du das mit erleben musstest“.

Er lächelte nur milde und schüttelte den Kopf während er erwiderte: „Mir nicht, im Gegenteil. Mir tut es leid, dass ich es erst jetzt mitbekommen habe!“.

Ich sah ihn seltsam an.

„Was willst du damit sagen?“, fragte ich.

„Nur das es endlich Zeit wird das du jemanden lieben lernst, an den du dich jederzeit anlehnen kannst. Ohne vorbehalte. Jemanden der dir das Gefühl zurückgibt, das du ihn gibst.

Es wird Zeit das du endlich lernst wie wertvoll du bist. Und ich habe das Gefühl, das es blad soweit ist!“

In der Zeit, in der er es sagte, lag ein glänzen in seinen Augen. Eines das einen alles glauben lässt.

Eines das ihn sofort mein komplettes Vertrauen schenkte.

Seine Worte trieben mir Tränen in die Augen und ich warf mich in seine Arme. Er sagte nichts sondern wärmte mich  nur.

Ich wusste dass meine Eltern mich liebten, aber sie konnten es nur selten zeigen.

Es war nie leicht für mich. Meine Verwandten konnten mich nicht leiden, da ihre eigenen Kinder ja immer soviel besser waren als ich.

Um mir dennoch alles zu geben arbeiten meine Eltern sehr viel, so dass sie kaum zuhause waren.

Dass sie mich wirklich liebten, merkte ich daran, als ich ihnen vor zwei Jahren sagte das ich schwul sei. Meine Mutter nahm mich in den Arm und auch mein Vater tat ihr gleich.

Es waren seltene Momente, aber sie waren da. Leider zweifelte ich häufig daran, dass sie wirklich da waren.

Umso mehr genoss ich die Umarmung von Niklas.

„Chris es wird Zeit, du solltest zu Bett gehen. Du musst morgen zur Schule.“, mit diesen sanft gesprochenen Worten riss er mich aus meinen Gedanken.

Ich schüttelte nur den Kopf, dieser wurde daraufhin sanft gestreichelt.

„Ich kann auch da bleiben wenn du magst. Aber schlafen musst du!“, seine Stimme hatte eine sanfte schärfe und ich bezweifelte nicht, dass sie auch energischer werden könnte.

Also gab ich mich geschlagen und nickte, während ich an seiner Brust nuschelte: „Aber nur wenn du wirklich da bleibst!“

„Ich verspreche es!“, flüsterte er.

Dann hob ich mir hoch und trug mich in mein Bett. Kurz darauf krabbelte ich neben mich. Ich kuschelte mich sofort an ihn und schlief ein.

 

Am nächsten Morgen wunderte ich mich, warum mir so warm war.

Bis ich merkte das mir jemand die Haare aus der Stirn strich.

„Morgen Prinzesschen, aufgewacht!“, flüsterte eine liebliche Stimme.

Sofort war ich hellwach und blickte in die violetten Augen von Niklas.

Eigentlich wollte ich ihn zuerst anmeckern, bis mir alles vom Vortag einfiel.

So blieb ich also stumm.

„Möchtest du mir keinen guten Morgen wünschen?“, fragte er frech grinsend.

Ich wurde etwas rot um die Nase und nuschelte einen guten Morgen.

Daraufhin wurde mir die Haare verwuschelt.

„Du Niklas es tut mir wirklich leid, wegen der Sache gestern.“, meinte ich etwas verlegen.

„Chris, da ist überhaupt nichts was dir leid tun muss. Ich bin gerne für dich da!“, wie auch am Tag zuvor hatten seine Worte etwas unglaublich tröstliches.

„Immer wenn ich dich brauche?“, platze es aus mir heraus.

Ich kam mir vor als wäre ich ein fünf jähriger Junge.

„Immer wenn du mich brauchst und öfters.“ Antwortete mir Niklas.

„Aber jetzt steh auf, kleine Schlafmütze!“, setzte er hinten dran.

 

Niklas war so nett mich zur Schule zu begleiten, da ich es nicht mehr geschafft hätte mich mit Lukas und Philipp zu treffen.

Kurz vor der Ecke zur Schule hielt mich Niklas auf.

„Chris schau nicht so grimmig. Lass den Geist der Weihnacht in dein Herzen!“, eindringlich schaute er mich bei diesen Worten an.

Ich schnaubte nur abfällig.

„Niklas wie oft noch? Ich kann mit Weihnachten absolut nichts anfangen. Bitte lass mich damit in ruhe. Ich glaube nicht an den Geist von Weihnacht und noch weniger an den Weihnachtsmann!“

Niklas seufzte nur kopfschüttelt, dann grinste er verschmitzt.

„Lass mich dir beweisen, dass es den Geist der Weihnacht gibt!“, verlangte er.

„Nur zu, tu dir keinen Zwang an!“ erwiderte ich.

„Gerne.“, sagte er bloß, bevor seine Lippen meine berührten.

Seine Lippen waren warm und weich, außerdem hatte ich das Gefühl das es um uns herum knistert. Ich schloss meine Augen und lies mich fallen.

Anfangs schmusten seine Lippen mit den meinen. Bis sich seine freche Zunge ihren Weg zwischen meinen Lippen bahnte und meine Zunge zum Duell herausforderte.

Ich ging sofort drauf ein, bald merkte ich, dass ich ihn gnadenlos unterlegen war.

Kurz lösten wir uns voneinander um Luft zu holen, küssten uns aber sogleich weiter.

Nachdem wir uns ein zweites Mal lösten, öffnete ich meine Augen wieder und sah in seine wunderschönen Augen.

„Und überzeugt?“, fragte er mich.

Ich konnte nicht anderes als zu nicken.

Es musste der Geist der Weihnacht sein, was sonst könnte mitten im Dezember drei dutzend Raupen in meinem Bauch dazu bewegen, sich zu Schmetterlinge zu verpuppen und wild herumzuflattern.

Ganz zu schweigen von dem Feuerwerk in meinem Magen und meinen weichen Knie.

„Ich muss jetzt leider weiter, aber ich hoffe wir sehen uns heute Abend?“, in seiner Stimme lag Hoffnung.

Wieder einmal konnte ich nichts anderes tun als zu nicken.

Ich hatte das Gefühl, dass seine bloße Anwesenheit mir en Atem raubte.

„sehr schön!“, mit diesen Worten und noch einen letzten gestohlenen Kuss ging er.

 

Mit zitternden Beinen ging ich zur Schule, vor dem Tor warten tatsächlich  Philipp und Lukas noch auf mich.

„Wow Chris, du siehst aus als wärst du deinen Traummann begegnet.“, sagte Philipp.

„Das bin ich!“, antwortete ich sofort.

„Du bist also scher verliebt!“, schlussfolgerte Lukas und legte mir seinen Arm um die Schulter.

Ich konnte wieder nur nicken.

Es stimmte ich war in Niklas verliebt. Ich wusste allerdings nicht, wann, wie und warum es passierte.

Ich kannte diesen Mann überhaupt nicht.

Aber ich wusste, dass ich niemanden anderen wollte.


tbc...

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Tag der Veröffentlichung: 04.12.2013

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