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Der Flughafen war überfüllt und die Menschenmassen setzten Cordelia irgendwie zu, während Wesley es scheinbar genoss.
"Ich bin schon völlig durchgeschwitzt. Dass die hier auch keine Klimaanlagen haben!", angewidert zupfte sie an ihrem T-Shirt.
"Natürlich haben die Klimaanlagen, aber was erwartest du in diesen großen Räumen und bei diesen Menschenmassen?" Wesley bot ihr seinen Handventilator an, den sie mit gerümpfter Nase ablehnte.
"Ach ja, ich wollte dir noch danken, dass du mitgekommen bist. So wie Sheryl sich ausgedrückt hat, hat sie jede Menge Souvenirs und Koffer dabei, die wir vermutlich nie allein tragen könnten." Sie lächelte ihn dankbar an.
"Kein Problem", lamentierte er und hoffte insgeheim, dass die Anzahl und das Gewicht der Koffer ihn nicht bloß stellen würden. Es gab nichts peinlicheres, als bei so einer Aktion zu versagen.

~

Sheryl hatte nur fünf Koffer mit und zwei Taschen als Handgepäck. Wesley stöhnte unter der Last, aber er schaffte es... irgendwie...
Die beiden Freundinnen unterhielten sich auf dem Weg nach draußen und Sheryl schien ganz angetan von Wesleys Stärke.
"Dein Kollege ist aber mächtig süß!", meinte sie zu Cordi und schmunzelte dabei.
"Der ist nicht süß. Der ist einfach nur… nur Wesley halt, der Typ, mit dem ich zusammen arbeiten muss!", entgegnete Cordelia, konnte aber nicht umhin, Wesley einmal genauer zu betrachten, wenngleich sie es heimlich tat.
"Wohin?", hörte sie ihn vom Kofferraum her rufen, nachdem er das Gepäck in Angels Wagen verstaut hatte.
"Erstmal zu mir in die Wohnung!", erwiderte Cordelia und schwang sich auf die Beifahrerseite, während Sheryl auf die Rückbank kletterte.
Wesley seufzte und schloss den Kofferraum.


Während der Fahrt waren Wesley und Sheryl ins Gespräch gekommen. Er war erstaunt, dass Sheryl scheinbar so anders war wie Cordelia. Es machte ihm sogar Spaß, sich mit ihr zu unterhalten.
"Und dann habe ich eine Expedition in den Dschungel mitgemacht. Das war wirklich faszinierend, vor allem die Ruinen, die wir entdeckten. Man sagte mir, dass es sich um Inka-Ruinen handelt, aber wenn ich an meine Geschichtslehrgänge denke, dann bin ich mir nicht sicher, ob es sich tatsächlich um Inkas gehandelt hat. Es war so gar nicht ihre Bauweise", redete Sheryl ganz fröhlich drauf los und bald wurde es Cordelia zu langweilig und sie schloss die Augen, um den Fahrtwind und die Sonne zu genießen. Wesley hingegen hörte angeregt zu. Es war wirklich erfrischend eine so intelligente junge Frau in der Nähe zu haben.
"Ich habe mir eine Statue mitgenommen, um herauszufinden, welcher Epoche diese Ruinen angehören und vielleicht bekomme ich so auch raus, welcher Stamm sie gebaut hat", sprudelte es weiter aus Cordelias Freundin hervor.
Cordelia zuckte zusammen und beugte sich nach vorn mit den Worten: "Du hast aber nichts davon am Telefon erzählt. Ist das nicht illegal?"
Sie sah zu Wesley, doch der zuckte nur mit den Schultern: "Wenn sie eine Erlaubnis hatte, dann ist es wohl legal!"
"Hatte sie?" Ihr Blick wanderte zurück zu Sheryl, die jedoch nur verlegen mit den Schultern zuckte.
"Sie ist durch den Zoll durch... ich denke alles andere ist egal!"
Wesley gefror das Lächeln im Gesicht, aber er sagte nichts. Cordelia nickte wissend und drehte sich wieder nach vorne. Ihre Stimme war leise, aber dennoch für Wesley zu verstehen: "So etwas hatte ich befürchtet..."
"Es war ja auch zu verführerisch, die Statue lag zwischen lauter anderen Statuen und ich konnte nicht widerstehen. Das fällt dort gar nicht auf und ich kann meinen Forschungen nachgehen."
Sheryl sah treuherzig zu Wesley, doch der zuckte nur mit den Schultern. "Ich kenne solche Sachen, man bekommt die Rechnung meistens schneller als man denk!"

~

Erschöpft ließ Wesley sich auf Cordelias Couch fallen. Er fragte sich wirklich, ob Sheryl nicht viel eher hunderte von Statuen eingesteckt und diese dann in den Koffern verteilt hatte. Seine Arme kamen ihm jedenfalls zwei Meter länger vor.
Sheryl war Wesley so dankbar für das Koffer schleppen, dass sie ihn für den Abend zum Essen in ein Restaurant seiner Wahl eingeladen hatte. Wesley wusste gar nicht wie ihm geschah, war er doch in solchen Sachen eher langsam.
"Bist Du so gegen 20:00 Uhr hier?" Sheryl grinste an Cordelia vorbei, die ihren Kollegen so freundlich wie möglich aus der Wohnung zu bugsieren versuchte.
"Ich werde hier sein!", lächelte Wesley zurück und erntete ein verdrehtes Paar Augen von Cordelia, der es nicht besonders Recht war, dass Wesley sich mit ihrer Freundin abgab.
Als die Tür hinter Wesley endlich ins Schloss fiel, drehte sich Cordelia lächelnd zu ihrer Freundin um. "So, zeigst du mir jetzt die Statue?"

~

Wesley war Punkt 20:00 Uhr vor der Tür und klingelte. Keine Reaktion. Er klingelte erneut, versuchte es mit Klopfen und wurde zusehends unruhiger. Nach mehreren Minuten, Wesley war schon kurz davor gewesen, Angel anzurufen, öffnete Sheryl die Tür. Sie war blass, verschreckt und glich so gar nicht mehr dem fröhlichen Wesen, das er am Vormittag kennen gelernt hatte.
"Komm rein! Cordelia geht es schlecht! Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll!" Sheryl zog ihn förmlich in die Wohnung und als er Cordelia am Boden sah, geschüttelt von Krämpfen, fielen die Blumen für Sheryl achtlos zu Boden.
Mit zwei Schritten kniete er bei Cordelia, strich ihr die Haare aus der Stirn und zog sie hoch. "Cordi, rede mit mir, was ist los?"
"Visionen...", stöhnte sie, "es hört gar nicht mehr auf."
Sheryl hatte gehört, dass Cordelia das Wort Visionen gebraucht hatte und konnte nun verstehen, was mit Cordelia los war. Sie hatten in einem ruhigen Moment, es musste kurz nach Doyles Tod gewesen sein, ein langes und intensives Gespräch geführt. Und Cordelia hatte ihr davon erzählt, das Doyle seine Fähigkeiten, was auch immer sie gewesen waren, auf Cordelia übertragen hatte.
Cordelia hatte ihr die Schmerzen beschrieben, aber erst jetzt, wo sie sah, wie ihre Freundin darunter zu leiden hatte, begriff sie die Schwere dieser Gabe.
"Wann fingen die Visionen an?" Wesley hatte sich Sheryl zu gewandt, die nun zusammenzuckte.
"Vor einer halben Stunde etwa. Sie hat die Statue mit mir zusammen angesehen und plötzlich ist es passiert." Sie schien den Tränen nahe.
Wesley zückte sein Handy, wählte Angels Nummer und hoffte, sein Chef würde ausnahmsweise mal sein Funktelefon eingeschaltet haben.
Zum Glück war dieses eingeschaltet und Angel ging auch sofort ran. Seine Stimme ließ darauf schließen, dass er schon ahnte, dass etwas geschehen sein musste. Wesley rief nicht umsonst auf seinem Handy an, wo er doch genau wusste, dass er diesen technischen Krimskrams hasste.
Wesley informierte ihn über Cordelias Zustand und versetzte ihn in Alarmbereitschaft. Er versprach seinem Freund so schnell wie möglich zu Hilfe zu kommen und legte wieder auf.
Wesley verstaute das Handy ebenfalls wieder und beugte sich erneut zu Cordelia hinab, die noch immer mit Krämpfen und Visionen zu kämpfen hatte.
"Angel wird gleich hier sein und dann werden wir dir helfen können!", versuchte er sie zu beruhigen, doch seine Stimme klang so unglaubwürdig, dass er sich selbst nicht geglaubt hätte.
"Wo ist diese Statue?" Einer Eingebung folgend, verlangte er nach dem Relikt. Vielleicht lag Cordelias Zustand an etwas, das diese Statue auslösen konnte?!
"Hier drüben", lotste ihn Sheryl, ließ aber ihren entsetzten Blick nicht von Cordelia, die sich weiterhin am Boden krümmte.
Wesley langte mit der Hand zur Statue und hörte Cordelias verzweifelten Ruf, "Neiiiiin, nicht Wesley!", zu spät. Seine Finger hatten bereits den Torsos der Figur umschlungen.
Jetzt erlebte auch Wesley einen Höllenritt. Sheryl stand daneben und schrie. Er bekam Schüttelfrost und konnte die Figur nicht mehr festhalten.
Angel, der just in diesem Augenblick durch die Tür kam, sah das Spektakel und hastete zu Wesley, nicht aber, um ihn zu stützen, sondern, um die Figur aufzufangen, die auch er für den Schlüssel des Problems hielt.
Cordelia kniff nur noch die Augen zusammen. Ihr Ruf wäre eh zu spät gekommen. Mit erstaunlicher Präzision kam die Figur in seiner Hand zum Halten und einige Augenblicke hielten Sheryl und Cordelia den Atem an.
"Verdammt, was geht hier vor?" Angel richtete sich wieder auf und stellte die Statue auf den Tisch.
"Die Statue ist verflucht!", jammerte Sheryl und schlug ihre Hände vor das Gesicht. Es tat ihr ja so leid, so verdammt leid. Hätte sie doch geahnt, was passieren würde...
"Sind Sie Cordelias Freundin?" Angel wirkte ein wenig irritiert.
"Ja... ja, die bin ich. Jedenfalls hoffe ich, dass ich es immer noch bin nach alle dem…" Er konnte den Kummer in ihrer Stimme hören.
"Angel", keuchte Cordelia und zog sich an der Couch hoch, "diese Statue ist verhext! Ich habe Visionen... Visionen über Visionen, unverständlichen Zeugs, die mich plagen und meinen Kopf zu zerbrechen drohen. Oh Gott, ich kann nicht mehr!"
Angel trat zu ihr hinüber und strich ihr über die Haare. "Wann hat es begonnen?"
"Als ich die Statue berührte. Verdammt... kann das nicht jemand abstellen!" Sie fluchte und Tränen schossen ihr in die Augen, als eine neue Vision sich ankündigte.
Angel warf einen Blick zu Wesley, der unterdessen wieder relativ normal aussah. Der Schmerz schien vergangen.
"Alles klar bei Dir?"
Wesley nickte: "Scheint so. Ich weiß nicht was los war, aber der Schmerz ist vorüber."
"Wahrscheinlich leiden nur die Seher besonders unter dieser Statue!", überlegte Angel laut. Sheryl zuckte zusammen und fing jetzt noch lauter an zu weinen. Cordelia krümmte sich, als Angel sie anhob, um sie auf das Sofa zu heben.
Wesley stand Sheryl gegenüber und wusste nicht so genau, was er tun sollte. Hatte er sie am Anfang noch sympathisch gefunden, so war in seinem Inneren unterdessen ein Gefühl wie Abneigung entstanden.
"Ich habe nur Unglück, seit ich diese Statue habe...", brachte Sheryl in einem unangenehmen Heulton hervor, der Wesley eher noch mehr verschreckte, als dass er in ihm Mitleid hervor rief.
"Das ist schön für Sie, hilft uns aber nicht bei Cordelias Visionen weiter", brummte Angel und beugte sich wieder zu Cordelia runter.
"Ich denke unter den gegebenen Umständen lassen wir das Essen ausfallen!" Wesley zuckte mit den Schultern.
Angel strich Cordelia über das Haar und horchte dann auf. Was hatte Sheryl da noch gesagt? Sie hatte nur Unglück seit sie die Statue besaß?
"Moment", wie aus einem Munde schoss es plötzlich aus Angel und Wesley hervor, "die Statue ist verflucht?"
"Wie kommt ihr denn... was...?" Sheryl sah verwirrt in die Runde.
Angel sprang auf und griff sich die Statue. Ungläubig betrachtete er sie. "Warum passiert uns denn dann nichts?" Wesley sah ihn fragend an.
"Mit vielleicht, weil ich ein Vampir bin, aber du…?" Angel sah auf.
"Ihr meint, mein Unglück hängt mit diesem Ding zusammen?" Sheryl starrte die Statue an.
"Durchaus möglich", erwiderte Wesley, "in der alten Mythologie gab es unzählige von verfluchten Gegenständen."
"Ach Du Scheiße!", kam ein Kraftausdruck, geflucht von Cordelia.
Sie wandte sich immer noch, hatte aber doch gerade eine Sekunde lang Ruhe gehabt, bevor der nächste Schub kam.
"Okay, es reicht. Ich werde jetzt ins Büro fahren und die alten Schriften durchwühlen. Irgendwo werden ich sicherlich einen Hinweis auf diese Statue finden und damit auch eine Lösung für unsere Probleme." Wesley stand auf und schnappte sich sein Jackett, das er vor einiger Zeit abgelegt hatte.
"Ich komme mit, Sheryl, kommen Sie allein mit Cordelia klar?" Angel sah das Mädchen fragend an.
"Ja, ich werde das schon hinkriegen", erwiderte diese, jetzt ein wenig beruhigter, weil sie wusste, die zwei Männer würden alles versuchen, um diesen Zustand rückgängig zu machen.
Angel stand auf, strich Cordelia noch einmal liebevoll über die Stirn: "Wir werden dafür sorgen, dass es dir bald besser geht."
"Na hoffentlich, ein zweites Mal halte ich diese Tortouren nicht mehr aus!", erwiderte sie, presste sich erneut die Hände an die Stirn und verzog das Gesicht. Angel wusste, sie spielte auf ihre Begegnung mit dem Vocah Dämonen an.
Er küsste sie auf die Stirn und stand auf, Wesley folgend, doch als er durch die Tür gehen wollte, prallte er zurück.
Angel sah Wesley verdattert an, startete einen weiteren Versuch und prallte wieder ab.
"Was zum..." Nichts, er kam einfach nicht durch die Tür.
"Vielleicht wirkt der Fluch ja doch bei dir", unkte Wesley leicht amüsiert, auch wenn die Situation gar nicht danach war.
"Sehr komisch, Wes, tu gefälligst was!", knurrte der Vampir ärgerlich.
Wesley dachte kurz nach und ging dann nach draußen und sah Angel aufmerksam an.
"Was soll das denn jetzt?", schimpfte dieser.
"Wenn du hereingebeten werden musst, um eine Wohnung oder einen Raum zu betreten, vielleicht hat der Fluch diesen Effekt jetzt umgekehrt, so dass man dich einladen muss, den Raum zu verlassen?" Wesley sah ihn grübelnd an.
"Okay, könnte logisch sein, versuchen wir's!", erwiderte Angel.
"Du darfst heraustreten!", gab Wesley hochtrabend von sich und unterstrich dies in einer sehr theatralischen Geste.
Angel verkniff sich jeglichen Kommentar und startete stattdessen einen neuen Versuch die Tür zu durchschreiten, doch es gelang ihm immer noch nicht.
"So viel zu Deiner Theorie", brummte er und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Tja", sein Freund sah ihn nachdenklich an, "dann werde ich wohl alleine gehen müssen."
"Ich kann dir helfen!", ereiferte sich Sheryl im Hintergrund.
"Wie kannst du mir helfen?" Angel sah fragend zu Sheryl hinüber. "Na, ich habe dich herein gebeten, also muss ich dich vielleicht auch wieder heraus bitten!" Sheryl grinste leicht und wurde dann aber sofort wieder ernst.
Angel sah sie skeptisch an, zuckte dann jedoch nur mit den Schultern. "Na bitte, dann versuch es halt!"
Mit Feuereifer eilte sie aus der Tür und stellte sich in Pose. Auch sie agierte sehr pathetisch: "Tritt heraus!", und Angel verdrehte sogleich wieder die Augen.
Er seufzte und startete erneut einen Versuch, doch es gelang wieder nicht. Resigniert verschränkte er die Arme vor der Brust und sah Wesley an. "Ich denke, du musst alleine gehen. Ich werde wohl nicht hier herauskommen bis du eine Lösung gefunden hast für die Auflösung dieses Fluches."
"Soll ich mitgehen?" Sheryl sah von einem zum anderen.
Angel machte eine abfällige Handbewegung, während Wesley sie nur skeptisch ansah.
"Meine Güte, nimm sie mit! Seht zu, dass ihr eine Lösung findet, ich halt das nicht mehr lange aus!", beschwerte sich Cordelia entnervt.
"Gut dann brechen wir eben zusammen auf!" Wesley sagte das so, als sei es eine Todesstrafe.
Angel machte eine abfällige Handbewegung, ehe Cordelia wieder stärker in sich zusammen sackte und schrie: "Geht jetzt endlich!"
Wesley und Sheryl ließen sich kein weiteres Mal auffordern und eilten los.

~

Angels Büro war dunkel. Wesley wusste, dass Angel es so mochte, doch ihm persönlich verursachte es Unbehagen.
Sheryl kramte im vorderen Büro in einigen Büchern und ließ nebenbei den Rechner nach Lösungen suchen, während er den Schutz von Angels Büro aufgab und sich in dessen Wohnung begab, wo noch mehr Bücher standen.
Angels Fundus an alten Schriften und Büchern war so umfangreich, dass Wesley hier die Lösung vermutete.
Als der Fahrstuhl stoppte, überkam ihn erneut ein unangenehmes Gefühl. Es war, als ob sich ihm alle Nackenhaare spreizten.
Dass es auch hier unten sehr dunkel war, machte ihn nicht unbedingt glücklicher. Er eilte mit schnellen Schritten auf den Bücherschrank zu und flog über die Rücken der Einbände.
Plötzlich hörte er ein Rascheln.
Wesley horchte auf. Sein Kopf ruckte hoch und er lauschte.
Da! Da war dieses Rascheln wieder!
Mit Argusaugen durchsuchte er den Raum und blieb schließlich an einem der Schatten hängen. Hatte sich dort nicht etwas bewegt?
Ehe er schalten konnte, trat eine Gestalt aus der Dunkelheit und ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Ein Keuchen entkam seiner Kehle, doch es waren die einzigen Laute, die er von sich gab oder geben konnte.
"Hallo Wesley", erklang eine weibliche Stimme und schlagartig wich er einen Schritt zurück.
Seine Zunge löste sich wieder und aus dem Keuchen wurde ein entsetzter Ausruf: "Drusilla!"
Die Vampirin lächelte und ihre spitzen Eckzähne kamen zum Vorschein.
"Du erinnerst Dich also!" Drusilla lächelte hämisch und kam immer weiter auf Wesley zu, "Ich will nur etwas zurück, das mir gehört hat!"
"Ich habe nichts, was dir gehört haben könnte!", erwiderte er in der Hoffnung, sie würde verschwinden.
"Aber aber, Wesley, du gehörst doch mir!", lachte sie und fuhr sich mit der Zunge über die Eckzähne.
Wesley tat das einzige richtige und floh. Drusilla hatte ihn schon einmal fast zu einem Vampir gemacht, noch einmal würde er ihr wahrscheinlich nicht entkommen, hatte sie ihn schon so fest in ihren Fängen.
Er erinnerte sich. Damals war er feige gewesen, ein feiger Wächter, der es nicht geschafft hatte Buffy und Faith unter einen Hut zu bekommen. Sie hatte ihn zu einem Vampir machen wollen, um den beiden Jägerinnen eins auszuwischen, doch er war entkommen.
Jetzt schien sie ihre Rache zu suchen oder zumindest das fortsetzen zu wollen, was nie geendet hatte - seine Verwandlung in ein Geschöpf der Nacht. Doch er würde es nicht zulassen!
Sheryl wurde im oberen Teil des Appartements unruhig und wollte nachschauen wo Wesley blieb, als sie einen wütenden Schrei vernahm.
"Ich werde dich kriegen, Wesley, und wenn es das letzte ist, was ich tun werde", fauchte Drusilla.
Wesley seinerseits stand neben einem von Angels Regalen und zog Bücher hervor, mit denen er nach Drusilla warf. Nebenbei betrachtete er die Buchtitel und hoffte, auch noch das richtige Buch für Flüche zu finden.
"Was ist hier los?" Sheryl starrte irritiert von der Vampirin zu Wesley.
"Lauf weg, Sheryl! Lauf und hol mir von oben aus der Küche die blaue Karaffe, die im Regal steht!", schrie Wesley sie an. Sheryl noch ganz verdutzt, kam seinem Ruf völlig perplex nach und verschwand wieder nach oben.
Drusilla hatte sich währenddessen noch näher an Wesley heran getastet, aber der hatte mittlerweile das richtige Buch der Flüche gefunden und suchte schon nach einem wirksamen für Drusilla.
"Mein lieber Wesley, du weißt doch ganz genau, dass du mir nicht mehr entkommen kannst!", zischte sie und lachte.
Und tatsächlich schien es keinen Spruch zu geben, der die Vampirin außer Gefecht setzen konnte, nicht in diesem Buch.
Sheryl tauchte unterdessen wieder von oben auf und hielt eine blaue Karaffe in der Hand.
"Was soll ich jetzt damit machen?", schrie sie fragend zu Wesley.
Dieser sah Drusilla nun mit einem gewinnenden Lächeln an: "So Dru, jetzt bist du dran!"
Die Vampirin starrte ihn irritiert an, dann kam ihr die Erkenntnis, doch zur Flucht war es zu spät. Wesley schrie Sheryl zu: "Schütt das Weihwasser über sie!", und diese befolgte seinen Befehl und entleerte den Krug in Drusillas Richtung.
Wesley nahm den Moment der Verwirrung für seine Flucht wahr und rannte zu Sheryl, die der Vampirin fasziniert zu sah, wie diese sich schreiend und windend unter dem Wasser wandte.
Wesley packte Sheryl am Arm und zog sie mit sich die Treppe hinauf. Drusilla würde schnell merken, dass er nur geblufft hatte und sich einfaches Wasser in der Karaffe befunden hatte. Er musste den Augenblick nutzen.

~

Angel tigerte nervös auf und ab. Da kein Schritt aus der Wohnung möglich war, kam er sich vor wie ein eingesperrtes Tier. Keine sehr schöne Vorstellung.
"Bleib doch mal stehen, Du machst mich noch wahnsinnig!" schimpfte Cordelia, deren Nerven schon durch die andauernden Visionen sehr gereizt waren.
"Ich kann nicht!" Angel lief weiter "Ich hoffe, dass Wesley und Sheryl endlich bald wieder hier sind und uns erlösen können!"
Er stoppte bei ihr, um ihr über das Haar zu streicheln, wie um sich und sie selbst zu beruhigen.
Sie reagierte leicht aggressiv, packte seine Hand und hielt sie fest. Dann zog sie ihn zu sich hinab und funkelte ihn aus entkräfteten Augen heraus an: "Ich halte das langsam nicht mehr aus!"
"Oh man", er ließ sich neben sie auf das Sofa fallen und nahm sie tröstend in die Arme, "es wird alles gut, Kleines, es wird alles wieder gut!"
"Gunn hat es gut. Er hat sich zur rechten Zeit ein paar Tage Urlaub gegönnt", seufzte sie, "und wir können froh sein, dass du dich nicht in Angelus verwandelt hast," lächelte Cordelia ein wenig gequält und Angel nickte bedächtig. Ja, in dieser Hinsicht konnten sie ausnahmsweise mal wirklich glücklich sein...

~

Wesley war völlig außer Atem, als er den Wagen erreichte. Zu seinem Glück hatte er bei der Ankunft die Schlüssel stecken gelassen und brauchte so nur noch starten. Er hatte Sheryl ganz vergessen, ging er doch davon aus, dass sie die Situation richtig einschätzte und das machte, was er ihr sagte oder tat, wie er ihr befahl.
So kam es, dass er fast ohne sie losgefahren wäre. Ihr Ruf ergellte hinter ihm und er stieg auf die Bremsen, sah zurück, sah wie sie auf ihn zu rannte und dann in den Wagen sprang. Kaum war sie drin, gab er Gas. Sie fuhren los wie von Furien gehetzt.
Zu ihrem Glück, denn Drusilla hatte mittlerweile festgestellt, dass es kein Weihwasser gewesen war. Wütend erklang ihr Schrei aus Angels Wohnung, doch Wesley und Sheryl hörten es nicht mehr. Ihre Flucht war vorerst gelungen...

~

Angels Blick blieb an der Statue hängen. Der Drang, sie aufzunehmen und gegen die Wand zu werfen, war fast unerträglich. Dieser dämliche Fluch. Noch nie hatte er sich so eingeschränkt gefühlt.
Wesley und Sheryl kamen in die Wohnung zurück und Angel fluchte, als Wesley ihm erzählte, dass Drusilla wieder aufgetaucht war.
"Was will Drusilla hier?" Cordelias Frage schien berechtigt. Noch vor nicht all zu langer Zeit war Drusilla geflohen, hatte sich von ihnen zurückgezogen. Cordelia erinnerte sich noch genau an den Ausbruch von Spike, als Dru ihn verlassen hatte.
"Dru hat keinen Grund, aber den brauchte sie ja auch noch nie", begann Angel, wurde jedoch von Wesley unterbrochen.
"Das stimmt nicht ganz, Angel. Ich bin der Grund!"
"Du?" Cordelia und Angel sprachen ihre Gedanken gleichzeitig aus und es klang äußerst ungläubig.
"Ja, ich!" Wesley setzte sich zu Cordelia und erzählte dann weiter. "Sie will mich in einen Vampir verwandeln, weil ich ihr einmal die Tour vermasselt habe."
Angel und Cordelia sahen sich nach dieser Eröffnung erstaunt an.
Sheryl schrie erschreckt auf: "Nein, das kann ich nicht glauben!", und verzog sich in die Küche.
Cordelia und Angel fingen gleichzeitig an zu sprechen und wurden von Wesley unterbrochen: "Stop!!!"
Entgeistert starrten sie ihn an.
"Hört mal zu, ich denke Drusillas Erscheinen ist mein Fluch." Er zuckte zusammen, als er ihren Schatten am Fenster vorbei huschen sah. "Und mein schlimmster Alptraum!" Letzteres knirschte er zwischen den Zähnen hervor.
"Du meinst, ich bin in diesen Räumen gefangen, Cordelia hat ihre Dauervisionen und du musst Dich mit Drusilla herumschlagen?" Angel sah ihn erstaunt, aber auch begreifend an.
"So ist es! Ich kann Euch im Moment nur begrenzt helfen, werde aber mein möglichstes tun!" Wesley sah seufzend und zähneknirschend zu Angel und Cordelia.
"Bleibt uns nur eine Möglichkeit", wie auf Kommando ruckten alle drei Köpfe in Sheryls Richtung.
Diese hatte sich unterdessen wieder beruhigt, versuchte zu begreifen, dass es Vampire gab und starrte ihre drei gegenüber irritiert an.
Erst wollte sie protestieren, dann sah sie drei sich entgeistert anstarrende Freunde und japste nach Luft - sie trauten ihr das nicht zu!
"Na ja, obwohl...", begann Wesley.
Und Cordelia fügte ein: "Ich weiß ja nicht...", hinzu, ehe eine neue Vision sie attackierte.
Angel und Wesley hechteten zu ihr, da fing Cordelia auf einmal an, zu schreien: "Lasst mich, bitte lasst mich doch gehen!", und war dann plötzlich wieder still. Sie fiel richtig in sich zusammen und wurde ohnmächtig.
Angel und Wesley starrten einander besorgt an. Jetzt wurde es Zeit, endlich etwas zu unternehmen. Ihre Blicke wanderten erneut zu Sheryl, die entsetzt zu ihnen hinüber starrte.
"Traust du dir zu, uns zu helfen?", ertönte Angels Stimme und sie musste überlegen, ob sie wirklich bereit war, sich in Gefahr zu begeben und Verantwortung zu übernehmen.
Sie zögerte nur kurz, ehe sie antwortete: "Ich werde Euch helfen, so gut ich kann!" Fest sah sie Angel in die Augen.
Dieser nickte nur kurz und überließ es Wesley, ihr zu sagen, was sie zu tun hatte.
Währenddessen schweifte Angels Blick zum Fenster und seine Augen trafen sich mit denen von Drusilla. Sie bleckte ihre Zähne und fuhr sich mit der Zunge darüber. Angewidert sah er wieder weg. Wie hatte er je etwas für Drusilla empfinden können...
Drusilla fauchte draußen die Scheibe an, als sie sah, wie Angel angewidert den Kopf zur Seite drehte. Cordelia, die gerade mal wieder ein wenig Luft zwischen zwei Visionen hatte und wieder zu sich gekommen war, bemerkte Angels Reaktion und stupste ihn leicht an.
"Du etwa auch, Angel?" Sie blickte fragend zu ihm hin.
"Ich auch, was?" Er sah sie irritiert an.
"Hast du Drusilla etwa auch die Tour vermasselt?"
"Das wohl mehr als einmal, aber ich nehme an, dass es sie am meisten ärgert, dass ich ihr widerstanden habe", entgegnete er und strich Cordelia leicht über den Arm, "weißt du eigentlich, dass wir uns ordentlich Sorgen um dich gemacht haben?"
"Du lenkst vom Thema ab, großer Vampir!", fotzelte Cordelia und sah ihm in seine undurchdringlichen Augen.
"Na gut, dann lenke ich vom Thema ab. Aber es ist die Wahrheit!" Angel verdrehte im Spaß die Augen, als er antwortete.
Wesley, der den letzten Teil mit bekommen hatte sagte: "Wer lenkt vom Thema ab?"
"Niemand!", entgegnete Angel, während Cordelia zeitgleich auf Angel zeigte und: "Er!", rief.
Wesley schüttelte verwirrt den Kopf und sprang erschrocken zurück, als Drusillas Gesicht wieder am Fenster auftauchte: "Mein Gott!"
"Wohl eher nicht", kommentierte Cordelia und wurde durch ein schiefes Grinsen von Angel unterstützt.
"Mich bringen keine zehn Pferde mehr vor die Tür, so lange dieses Miststück da draußen herum turnt. Nur gut, dass sie hier nicht rein kann", erklärte Wesley und hielt sich noch immer vor Schreck die Hand an die Brust.
"Solange sie keiner rein bittet", warf Angel ein und sah Cordelia an.
"Sieh mich nicht so an", sie verschränkte die Arme, "ich werde diese Verrückte hier garantiert nicht rein lassen!"
"Und ich erst recht nicht!", rief Sheryl aus. Langsam begriff sie, worum es ging.
Alle sahen sich einig an.
Wesley widmete sich wieder Sheryl und schrieb ihr auf einem Zettel die Zutaten für einen Zauberspruch auf.
"Und wo krieg ich das her?" Sheryl sah ein wenig verzweifelt auf den Zettel. Diese merkwürdigen Dinge hatte sie noch nirgends gesehen.
"Ich gebe dir die Adresse des Zauberladens mit, dort bekommst du alles, was du brauchst", entgegnete Wesley.
"Aber wird mich dieses Vieh", sie deutete zum Fenster, wo mal wieder Drusilla hereinspähte, "nicht angreifen?"
"Wohl kaum", erwiderte Cordelia und drückte ihrer Freundin einen Pflock und ein Kreuz in die Hand.
"Hast du nicht auch noch Knoblauch?", lamentierte Sheryl mit hochgezogenen Augenbrauen und überlegte krampfhaft, wo sie die ganzen Utensilien lassen sollte.
"Nimm eine Tasche mit, das hilft bekanntlich beim Tragen!" Cordelia grinste sie an und zwinkerte ihr zu.
"Super Idee, Freundin und wie soll ich das dann alles schnell zücken, wenn ich erst in der Tasche kramen muss?" Sheryl streckte ihr die Zunge raus und die beiden Männer sahen sich entnervt an.
"Okay, Ladys, wenn sie dann jetzt bitte zum Abschluss kommen könnten, wir wollen hier irgendwann auch mal raus!" Wesley versuchte sie aufzuziehen.
"Oh, bekommen wir jetzt eine leichten Anfall von Panik?", witzelte Cordelia und verschränkte die Arme vor der Brust.
Wesley schnaufte lediglich, drückte Sheryl die Visitenkarte des Zauberlädchens in die Hand.
"Vermassle es nicht, Mädel", warnte er sie und sah ihr skeptisch hinterher, als sie das Appartement verließ.
Cordelia sah ihre Freunde an und seufzte: "Ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet die Wohnung, die Doyle mir beschafft hat, zu meiner letzten Bleibe werden würde."
Angel zog sie in seinen Arm und versuchte sie zu beruhigen: "Hey, sag nicht so was!"
"Warum ist Gunn eigentlich nie da, wenn man ihn braucht?", kommentierte Wesley und starrte in Drusillas Gesicht hinter der Scheibe. Seine Miene verzog sich zu einer angewiderten Grimasse.

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Sheryl sah sich auf dem Weg zu ihrem Zielort immer wieder um, ob sie verfolgt wurde, konnte aber nichts und niemanden entdecken. Trotzdem fühlte sie sich nicht sicher.
Die Karte des Zauberlädchens kribbelte plötzlich in ihrer Hand. Wesley hatte ihr erklärt, dass der Zauberladen dann in unmittelbarer Nähe sein musste. Also sah sie sich um und betrachtete die Gegend. Es war dunkel, schäbig und unheimlich. Am liebsten wäre sie davon gerannt. Doch sie hatte ihre Freundin und deren Freunde in diese Lage gebracht und so lag es eben auch an ihr, diese Misere rückgängig zu machen.
Seufzend sah sie auf das Kärtchen und las die Adresse. Ihr Blick schweifte die Straße entlang. Irgendwo vor ihrer Nase musste es sein.
Als sie das kleine Schild sah und den dunklen Eingang, wurde ihr nochmals richtig mulmig. Aber was blieb ihr anderes übrig, sie musste es einfach tun.
"Keinen Schritt weiter!", zischte eine ihr fremde weibliche Stimme und sie zuckte zusammen, als aus der Dunkelheit ein doch bekanntes Gesicht erschien.
"Oh mein Gott!", entwich es ihr, als sich die Vampirin, die Wesley verfolgt hatte ihr in den Weg stellte.
"Dein Gott kann dir jetzt auch nicht mehr helfen!", zischte Drusilla siegessicher und griff an.
Sheryl versuchte den Pflock und das Kreuz aus ihrer Jackentasche zu ziehen, doch sie war zu langsam.
Ein Schrei entfuhr ihrer Kehle und Drusillas Zähne blitzten gefährlich auf. Wind kam auf und das Kärtchen des Zauberladens wirbelte durch die Nacht...

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Wesley spürte die Nervosität, die ihn erfasst hatte, seit Sheryl die Wohnung verlassen hatte. Vielleicht war es falsch gewesen, das Mädchen gehen zu lassen. Vielleicht hätte er...
"Wes, bleib doch mal ruhig stehen, das hält doch keiner aus!", zischte Angel und fuhr sich mit der Hand über die Stirn.
"Wir hätten sie nicht gehen lassen sollen!", entfuhr es Wesley gereizt und voller Sorge.
"Sie schafft das schon! Außerdem hätte keiner von uns gehen können!", zischte Cordelia und hielt sich sogleich wieder die Hände an die Stirn, weil eine Vision sich ankündigte.
Angel stand auf und tigerte durch die Wohnung, blieb bei der Statue stehen und wog sie in seiner Hand. Was wäre es doch schön gewesen, diesen Gegenstand einfach zu zerstören und damit auch den Fluch. Der Drang das Ding zu zerschmettern, war unerträglich.
Er stellte es mit größter Willenskraft wieder an seinen Platz und sah aus dem Fenster. Just im selben Augenblick erschien dort wieder Drusillas Gesicht. Angewidert wollte er wieder wegsehen, doch da tauchte ein zweiter Vampir neben Dru auf und Angel stockte. Seine Kehle war wie zugeschnürt.
Wesley registrierte Angels merkwürdiges Verhalten und folgte seinem Blick. Er schloss für einen kurzen Moment die Augen, um das Gesehene zu verarbeiten, dann löste sich ein: "Verdammt!", aus seiner Kehle.
Cordelia wirbelte etwas ahnend herum und schrie. Schrie ihr ganzes Entsetzen heraus: "Sheryl, neeeeeein!!!"
Sheryl hatte keine Chance gehabt, sich gegen Drusilla zu wehren. Sie hatte ihre Reflexe einfach nicht schnell genug reagieren lassen können. Und jetzt war sie Drusillas Schülerin...

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Wesley machte sich schwere Vorwürfe. Drusilla war hinter ihm hinterher gewesen, er hätte gehen sollen, nicht sie, ER! Vielleicht sollte er die Sache richten, vielleicht lag es an ihm, das ganze zu vollenden. Er stand auf, nahm seine Jacke und eilte zur Tür.
"Wes, wo willst du hin?", rief ihm Cordelia hinter her und Angel versuchte ihn noch festzuhalten, doch er war schnell durch die Tür. Angel blieb vor der Tür stehen und sah ihm nach. Er fluchte. Durch diesen dämlichen Fluch konnte er den Raum nicht verlassen und seinem Freund helfen.
Cordelia starrte Angel an und flehte innerlich, dass Wesley wusste, was er tat.


Wesley hatte in sich eine unglaubliche Wut angesammelt und war jetzt zu allem entschlossen. Er würde gegen Drusilla antreten und Sheryl erlösen und wenn es das letzte war, was er tun würde. Aber das war er dem jungen Mädchen schuldig, das war er sich selbst schuldig.
Bewaffnet mit einem Pflock eilte er zum Zauberladen, besorgte die nötigen Utensilien und Mittelchen und schlug dann den Rückweg zu Angel und Cordelia ein.
Ein Schatten huschte links an ihm vorbei, noch keine zehn Meter, die er sich vom Zauberladen entfernt hatte. Er blieb stehen, horchte.
Sein Kopf ruckte nach rechts, wo ein weiterer Schatten sich in Bewegung gesetzt hatte.
Wesley vermutete Drusilla und Sheryl dahinter, konnte sie aber einfach nicht sehen.
Drusilla und Sheryl waren Wesley zunächst nicht gefolgt, da sie versucht hatten zu Angel und Cordelia zu gelangen. Als dies jedoch nicht gelang, war Drusilla doch dem ehemaligen Wächter nachgejagt. Wesley hatte zu zahlen, genau wie es die Kleine getan hatte. Er würde sich ihr stellen müssen.
Wesley horchte in die Dunkelheit, hoffte auf nur ein einziges Geräusch. Der Pflock lag zum Angriff bereit in seiner Hand.
Ihm war klar, dass Dru kein Geräusch von sich geben würde, doch Sheryl war noch jung und unerfahren... es war seine einzige Hoffnung.
Wesley sollte Recht behalten, Sheryl verriet sich und Drusilla, und das war die Chance, auf die Wesley gewartet hatte. Er fing Sheryl ab, als sie auf ihn zukam, sah sie traurig an und jagte ihr mit geschlossenen Augen den Pflock ins Herz.
Ungeachtet seines Schmerzes über ihren Verlust, wirbelte er herum, riss die Augen wieder auf und sah sich Drusilla gegenüber, deren Schönheit er schon einmal fast erlegen war. Welch bizarre Ironie, dass eine Frau von solch ungeahnter Schönheit, zu gleich auch ein derart Monster sein konnte.
Wesley bereitete sich auf einen Kampf vor, einen Kampf, dessen Ende seinen Tod bedeuten konnte. Er wusste, er konnte nicht zulassen, dass sie gewann, ihn zu einem Ihresgleichen machte. Eher wollte er sterben, notfalls durch seine eigene Hand.

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Cordelia quälten unterdessen, weitere Visionen und Angel musste hilflos mit zu sehen. Sie schrie ein paar Mal auf und sackte dann ohnmächtig zusammen.
"Cordelia, Cordelia komm doch bitte wieder zu dir!" Angel schüttelte sie und gab ihr dann noch eine Ohrfeige.
"Lass mich in diesem Chaos jetzt bitte nicht allein!" Er hatte schnell und aus dem Bauch heraus gesprochen, denn normaler Weise ging er ganz anders mit Cordelia und ihren Visionen um. Doch seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Er, der sonst immer seine ganze Kraft ausspielen konnte, musste hilflos mit ansehen, wie es seiner Freundin immer schlechter ging. Damals, als Wolfram & Hart ihnen diesen Dämonen auf den Hals gehetzt hatten, da hatte er sich wenigstens wehren können, da hatte er Wesley und Cordelia Hilfe zu kommen lassen können, hier war er so hilflos, so verdammt unfähig, etwas zu tun!

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Wesley hatte unterdessen alle Hände voll zu tun. Drusilla drängte ihn immer weiter in die Seitenstraße ab.
"Wesley Wyndham-Pryce, Du hast mehr Mut, als ich dir zugetraut habe!", zischte Drusilla mit einem bitteren Lächeln.
"Du traust mir so oder so zu wenig zu, liebste Dru!", erwiderte er und machte einen bedachten Schritt auf sie zu.
Reflexartig wich die Vampirin einen Schritt zurück, ehe sie wieder ihre Fassung gewann und lächelte: "Netter Versuch, aber du weißt, dass ich dich gleich zu meinesgleichen mache?!"
"Wohl kaum!", brummte Wes und zog seinen Pflock.
"Oho... soll ich jetzt Angst bekommen?", lachte seine Gegnerin bitter.
Wesley reagierte nicht auf ihre erniedrigenden Anspielungen. Innerlich musste er sich auf einen Kampf vorbereiten, dem er sich seelisch nicht gewachsen fühlte.

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"Das ist nicht zum Aushalten! Jetzt reicht es mir!" Cordelia presste die Hände an ihren Kopf und schrie. Nachdem sie bereits zum dritten Mal in eine Art Ohnmacht gefallen war, waren ihre Visionen wieder einen Deut schlimmer geworden.
Angel achtete einen Augenblick nicht auf seine Freundin, da war es bereits zu spät. Ihre Hand umschloss die Statue und ihre Haltung deutete an, dass sie bereit war, den Gegenstand gegen die Wand zu schmettern.
"Cordi, bitte, stell die Statue weg", versuchte Angel sie aufzuhalten.
"Warum sollte ich, alles was wir erleiden, hat in diesem Ding seinen Ursprung!", schimpfte sie und hob die Statue noch ein wenig höher.
"Bitte, aber unser Zustand könnte anhalten, wenn sie zerspringt!", gab er ihr zu bedenken und dachte daran, dass auch er so kurz davor gewesen war, die Statue zu zerstören.
Stirnrunzelnd blickte sie ihn einen Augenblick an, dann ließ sie den Arm mit der Statue hinunter sacken und seufzte: "Du wirst Recht haben, so wie du fast immer.... ahhhhhhhhhhhhhh..."
Cordelia kam nicht zum Ende. Eine Vision schoss in ihren Kopf, schien ihn fast zum Platzen zu bringen und da plötzlich, völlig unbewusst, ließ sie die Statue los.
Angel sah es, sah wie der Gegenstand fiel, doch er unternahm nichts, wusste er doch, dass es eh zu spät war.
Augenblicke später schepperte es gewaltig und die kleine Figur zersprang in tausende von kleinen Einzelteilen, die sich über den gesamten Fußboden verteilten.
Cordelias Vision ließ nach und ihr entsetzter Blick streifte ihre Füße, die in einem Berg von Splittern standen.
"Oh mein Gott!", rutschte es ihr raus und ihre aufgerissenen Augen sahen zu Angel hinüber, der auf der Couch saß und sich entsetzt durch das Haar fuhr.
"Tja, damit hätten wir das Problem auch erledigt", lamentierte er trocken, "würde es dir was ausmachen, meine Kleidungsstücke und so weiter in den nächsten Tagen zu holen? Wie viel Platz hast du im Schrank?"
Einen Augenblick lang wusste sie das Gesagte nicht zu realisieren, dann kam die Erkenntnis. Angel war gefangen, gefangen in ihrer Wohnung. Sie seufzte.
"Ich weiß es nicht, bitte sieh selbst nach!" Sie machte eine einladende Geste zu ihrem Schlafzimmer. Angel erhob sich und schlenderte zum Schlafzimmer hinüber.
"Dann wollen wir mal!", sagte er leicht ironisch. Cordelia zuckte zusammen und seufzte. Das konnte ja noch heiter werden!
Einen Augenblick sah sie nur ratlos auf den Scherbenhaufen, dann begann sie ihn fein säuberlich aufzusammeln. Welch schöne Bescherung.
Angels Stimme erklang aus ihrem Schlafzimmer und sie fragte sich, wie viel Ironie sie noch ertragen konnte: "Was hast du eigentlich für Plunder in deinem Schrank? Damit könnte man ja die halbe Weltbevölkerung eindecken!"
"Du mich auch!", zischte sie. Wie sollte das nur enden?

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Mit der Zerstörung der Statue, wurde Wesley auf einmal auf wundersame Weise geholfen. Noch eben hatte Drusilla direkt vor ihm gestanden, kurz davor, zum Angriff über zu gehen. Wesley hatte Todesängste ausgestanden, obwohl er sich mutig gab. Dann hatte er ihre Zähne schon fast an seiner Kehle gespürt, war bereit gewesen, sich selbst der Verdammnis auszusetzen, da verschwand die Vampirin! Es war, als hätte sie sich in Luft aufgelöst. Wesley öffnete langsam wieder die Augen und spürte, wie seine Lungen wieder von Luft durchströmt wurden. Instinktiv ließ er sich gegen eine Wand sacken und schloss noch einmal kurz die Augen. Er hatte gar nicht gemerkt, wann er aufgehört hatte, zu atmen.
Wem oder was hatte er diesen indirekten Sieg zu verdanken? Hatten Angel und Cordelia eine Lösung gefunden oder war der Fluch schlicht und ergreifend einfach nur zeitlich begrenzt gewesen?
Wesley rückte sich seine Brille wieder zurecht und sammelte die Zauberutensilien auf, die er während des Kampfes verloren hatte.

~

Angel und Cordelia hatten sich unterdessen mit den gegebenen Umständen zu arrangieren versucht. Und dabei festgestellt, das sie auf Dauer nicht miteinander würden leben können.
"Das klappt nicht... nie und nimmer!", seufzte Cordelia und lehnte sich gegen das Bett.
"Ich krieg das schon alles da rein!" Angel schob einen Stapel von Cordelias Pullovern zur Seite und platzierte einige Hemden dort, die Lorne netter Weise aus seiner Wohnung geholt hatte.
"Jetzt fehlt mir nur noch eine Schlafgelegenheit..." Er schielte zu Cordelias Bett und dann zu ihr hinüber.
"Vergiß es! Ich werde mein Bett weder an dich abtreten, noch mit dir teilen!", zischte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ich werde dich schon nicht beißen", lamentierte Angel, doch bei Cordelia hatte es nicht den gewünschten Effekt.
"Beißen?", ertönte Wesleys Stimme aus dem Hintergrund und Cordelia fiel ihm erleichtert um den Hals.
"Gott sei Dank, Wesley! Wir hatten schon das schlimmste vermutet." Sie ließ ihn wieder los und sah Angel verstimmt an.
"Was ist eigentlich hier los?" Wesley starrte irritiert auf die Wäschestücke, die eindeutig Angel gehörten.
"Sie hat Angst vor mir!", murrte Angel.
"Wes, sag ihm, dass ich nicht mit ihm in einem Bett schlafen werde!", zischte Cordelia mehr zu Angel, denn zu Wesley.
"Schlafen? In einem Bett? Sagt mal, geht es Euch noch gut?" Wes sah ziemlich verdattert aus der Wäsche.
"Ich hatte wieder eine Vision und dabei ist mir diese komische Statue herunter gefallen", seufzte Cordelia.
"Tja, was wohl heißt, dass ich hier nie wieder raus kommen werde", erklärte Angel und setzte gleich in einem recht weinerlichen Ton fort, "Wes, jag mir bitte einen Pflock ins Herz!"
"Hey, und warum sollte ich das nicht tun?", beschwerte sich Cordelia und erntete Angels entgeisterten Blick. Seine Augen waren aufgerissen und Entsetzen klang in seiner Stimme mit: "Das würdest du fertig bringen?"
"Nun ja...", kommentierte Cordelia.
"Nun mal langsam", unterbrach Wesley die beiden Streithähne und fuhr an Cordelia gewandt weiter fort: "die Statue ist kaputt?"
"Ja, du hast richtig gehört. Ich werde meine Visionen behalten, Angel wird diese Wohnung nicht mehr verlassen können und du... äh... du wirst Drusilla auf Ewig am Hals haben... " Cordelia verzog ihren Mund zu einem schiefen Grinsen.
"Hat dieser Umstand vielleicht irgendetwas mit deinem jetzigem Auftauchen tun?" Er drehte den Kopf fragend in Wesley Richtung, "und wie bist du Drusilla eigentlich entkommen? Sag jetzt nicht, du hast sie erledigt!"
"Das traust du mir also nicht zu oder wie?", schnaufte Wesley verärgert, besann sich dann jedoch eines besseren.
"Wenn die Statue kaputt ist, dann ergibt jetzt auch endlich alles einen Sinn." Er schmunzelte. "Drusilla löste sich vor meinen Augen plötzlich im Nichts auf und jetzt wird mir auch klar, wie das zustande kommen konnte. Ich dachte schon, ich müsse an meinem Verstand zweifeln."
"Du meinst, die Statue ist kaputt gegangen und..."
Wesley unterbrach Cordelia und nickte: "Ja, und der Fluch scheint sich aufgelöst zu haben."
"Moment... eigentlich...", sie betastete ihren Kopf, "wann hatte ich die letzte Vision, Angel?"
"Mh", er dachte nach, "scheint mir so, als wäre es schon eine Weile her."
"Bingo", sie lachte, "dann scheint der Fluch tatsächlich aufgehoben zu sein!"
Angel sah die Wohnungstür skeptisch an. Wenn der Fluch tatsächlich nicht mehr wirken sollte, dann würde er den Raum verlassen können. Wenn!
Er ging zur Tür hinüber und streckte vorsichtig seine Hand hindurch. Es passierte nichts und dann riss er die Tür mit einem Ruck ganz auf und keuchte vor Überraschung, denn er konnte hindurch schreiten.
"Habt Ihr das gesehen?", lachend kam Angel wieder zurück durch die Tür gesprintet, rannte auf Cordelia zu und umarmte sie. Schwungvoll wirbelte er sie herum und küsste sie inbrünstig. Cordi riss erstaunt die Augen auf. Dann kam Angel auf Wesley zu, doch der hob sogleich abwehrend die Hände: "Bitte erspar mir den Kuss!"
Angel lachte und drückte seinen Freund enthusiastisch, dann verschwand er so schnell es ging wieder durch die Tür.
Die beiden zurückgebliebenen hörten noch ein lautes: "Frei!", dann war er ganz verschwunden.
"Und wer bringt jetzt seine Sachen wieder zurück?" Cordelia starrte den Stapel von Angels Hemden in ihrem Schrank an.
Wesley sah sie ein wenig bedrückt an.
"Hey, es hat ja niemand gesagt, dass du die Sachen..." Cordelia verstummte und legte ihre Hand auf seine Schulter. "Was ist los, Wes?"
"Sheryl...", begann er, doch weiter kam er nicht. Seine Stimme wollte nicht mehr.
Als ob sie es wusste, strich sie ihm über die Wange und sah ihn traurig, aber gefasst an. "Sie war ein Vampir und du musstest sie töten, richtig?"
Er nickte. "Wären wir doch nur früher auf diese dusselige Idee mit der Statue gekommen..."
"Wes, wer konnte das schon ahnen!", lächelte sie verhalten.
"Ja, wer konnte das schon ahnen...", aber wirklich beruhigen tat ihn das nicht.
"Komm Wesley, wir gehen jetzt was Essen. Ich habe einen Mordshunger!" Cordelia war klar, dass ihm jetzt genauso die Ablenkung fehlte wie ihr. Sheryl war eine gute Freundin gewesen, das konnte sie nicht einfach verschmerzen, aber sie hatte schon zu viel miterlebt, als dass sie dieser Verlust unterkriegen würde.
"Na gut", seufzte Wesley noch immer bedrückt, "wir treffen uns in einer halben Stunde unten, okay?"
Sie nickte und schob ihn durch die Schlafzimmertür hinaus.
Dann drehte sie sich um und ging auf ihren Kleiderschrank zu. Ihr Blick blieb an Angels Hemden hängen und für einen langen Augenblick starrte sie das ungewohnte Szenario einfach nur an. Sah die Hemden neben ihren Pullovern, sah diese ungewohnte Intimität.
Mit einem Seufzen ruckte ihr Kopf zurück zu ihren hängenden Kleidern und sie griff sich gezielt ein blaues Kleid aus dem Schrank.
Sie warf es auf ihr Bett und wanderte Richtung Bad.
Duschen, einfach die Erinnerungen weg waschen, das war jetzt das, was sie brauchte.
Mit einem Male kamen die Tränen. Alles in ihr bäumte sich gegen den Gefühlsausbruch auf, doch sie konnte ihn nicht verhindern.
Sie musste weinen, hemmungslos und voller Qual.
Nichts war spurlos an ihre vorbei gegangen und die Pein suchte sich nun ihren Weg.
Ihr Blick fiel auf die Tonscherben der Statue und weitere Tränen bahnten sich ihren Weg.
Ja, es war vorbei, die Tortour zu Ende, doch zu welchem Preis...


Ende

Impressum

Texte: Angel - Jäger der Finsternis, Cordelia Chase, Wesley, Buffy etc. gehören nicht mir und werden nur zu nichtkommerziellen Zwecken verwandt.
Tag der Veröffentlichung: 07.09.2008

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
für Karin

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