Eine einsame Bushaltestelle. Es ist dunkel, die Straßenlaterne erleuchtet einen kleinen Kreis Blätter auf der Erde. Die Haltestelle besteht aus einer rostigen Bank mit einer kleinen Überdachung. Im orangen Licht sieht man eine kleine Pflanze, die sich dem sternenklaren Himmel entgegen streckt. An der Überdachung hängt die Fahrinformation, zerkratzt und beschmiert, kaum noch lesbar. Nur ein Bus hält hier, nur ein paar mal am Tag. Die Straße ist uneben und schlammig vom Regen der Vortage, das Laub bedeckt den Weg, der zur Haltestelle führt. Er ist dunkel, dort stehen keine Lampen, nur Bäume rechts und links. Hin und wieder wird die Szene von vorbeifahrenden Zügen erleuchtet, denn die Straße führt eine Weile an den Gleisen entlang.
Auf der Bank unter der Überdachung sitzt ein Mädchen, kerzengerade, und wartet. Sie schaut auf die Blätter zu ihren Füßen, dann auf ihre Hände, im Schoß gefaltet. Es ist still, nicht einmal die kahlen Bäume säuseln im Wind. Zu der Stille kommt die Kälte, die sich unbemerkt von hinten anschleicht und, einmal bemerkt, nicht mehr verschwindet. Nichts rührt sich um sie her, sie hat das Gefühl allein zu sein auf der Welt. Alles was existiert in diesem Moment sind das vertrocknete Gras an der Bank, der Schlamm auf der Straße, die orange Laterne, die Haltestelle. Selbst der kleine Wald und der Weg sind nur noch verschwommene Kulisse, die Gleise Anker und Erinnerung daran, dass es in dieser Nacht noch andere Seelen gibt, die nach Hause fahren, auch wenn es schon spät ist. Das Mädchen blickt auf. Auch gegenüber stehen keine Häuser, dort ist Feld und dahinter Dunkelheit. Sie hört Lachen und im ersten Moment ist ihr das Geräusch fremd. Es passt nicht nicht in die Stille. Zwei Schatten tauchen auf aus dem Feld, zwei Jugendliche die sich unterhalten; sie mit gestrickter Mütze und fingerlosen Handschuhen, er mit einer großen Umhängetasche und bewundernden Augen. Sie bemerken das Mädchen nicht, stellen sich unter das Dach und sie knöpft ihre Jacke zu, zupft ihren Schal zurecht und reibt sich die Hände, pustet und bemerkt auch nicht, wie ihr Atem in der Luft hängt und sich schließlich verflüchtigt als er sich zu ihr beugt. Ihr Mütze verrutscht ein Stück und sie greift danach, er hält sie fest.
Die beiden warten, stampfen mit den Füßen um die Kälte zu vertreiben und warten. Das Mädchen beobachtet sie die ganze Zeit. Sie hat die Hände nicht mehr um Schoß, sondern auf die Bank gestützt als wollte sie aufstehen. Die beiden nehmen noch immer keine Notiz von ihr, sie albern herum um sich warm zu halten, schauen hin und wieder auf die Uhr. Ihre Stimmen durchdringen die Stille mit einer Fröhlichkeit die die Kälte viel besser vertreibt. Endlich hört man den Bus, bevor man noch seine Lichter sieht. Nur der Fahrer sitzt dort, hält an und wartet darauf, dass seine neuen Gäste einsteigen. Die Tür schließt sich, wankend setzt sich der Bus wieder in Bewegung, nimmt nicht den kleinen Waldweg, sondern die unebene Straße an den Gleisen entlang und ist bald nicht mehr zu sehen.
Das Mädchen schaut ihm nach. Ihre Koffer stehen rechts und links neben ihr, unter der Bank neben dem alten Gras. Noch immer leuchtet die Laterne, unbeeindruckt. Niemand sieht sie, nur das Mädchen auf der Bank an der Bushaltestelle. Mit einem mal sieht sie die Bewegung im Licht, als wäre sie die ganze Zeit schon dort gewesen. Kleine Schatten tanzen unter der Lampe, schweben und verschwinden. Sie malen ein Lächeln auf ihr Gesicht. Langsam nimmt sie ihre Handschuhe aus der Manteltasche, dicke Fäustlinge, zieht sie an und steht auf, noch immer den Schnee betrachtend, der leise auf die Welt nieder fällt, auf die Laterne, auf die Haltestelle, auch auf die Straße, wo er zerschmilzt. Es ist der Erste des Jahres.
Sie entfernt sich ein paar Schritte von der störenden Lichtquelle und wartet, lächelnd.
„Hast du noch nicht genug von den Menschen?“
Sie dreht sich um.
„Kommst du nach Hause, Eisprinzessin?“
Er nimmt ihre Koffer.
„Nur zu Besuch, Schneekönig.“, antwortet sie ihm und lässt sich von ihm fort führen, in seine Welt aus gefrorenem Wasser.
Eine einsame Bushaltestelle. Es wird heller Tag sein, die Lampe wird große Schatten auf den weißen Boden werden. Alles wird glitzern und glänzen in einem Dunst aus milchiger Kälte, die unnachgiebig in der Luft hängt, auf der Haltestelle, der Bank und der kleinen Überdachung. Im silbernen Sonnenlicht wird man eine kleine Pflanze ausmachen können, die den gefrorenen Hals in den undurchsichtigen Himmel reckt. Die Fahrinformation, von einer feinen Schicht überzogen, die aussehen wird wie Zuckerguss, wird ihre Kratzer und Flecken nicht zeigen. Zu dieser Zeit des Jahres wird der Bus nur einmal am Tag halten. Die Straße jedoch wird noch immer uneben sein, jedoch nicht mehr schlammig, sondern kleine rissige Teiche aus Eis zur Schau stellen, die Blätter werden knisternd den Weg säumen, der zur Haltestelle führt. Es wird immer noch der Halbdunkel herrschen zwischen den Bäumen. An diesem Tag werden die vorbeifahrenden Züge fast leer sein und niemand wird die düstere Straße bemerken, die den Gleisen eine Weile folgt, auch nicht die Bank unter der Überdachung, wo kein Mädchen sitzen wird, zusammen gekauert und nachdenklich an ihrem Schal zupfend. Die Stille wird vorherrschen, nichts wird mehr in der Lage sein auch nur das leiseste Geräusch zu machen, denn die Kälte feiert Sieg. Es wird nichts geben das existiert in diesem Moment, weder das tote Gras neben der Bank, das Eis auf der Straße, die schweigende Laterne oder die Bushaltestelle. Es wird niemand da sein sie zu sehen, nicht einmal die Gleise können einen Erinnerung daran nachweisen, dass es an diesem Tag noch andere Seelen geben wird, die ins Nirgendwo reisen, obwohl es mitten am Tag ist.
Die Zeit wird unbemerkt von jedem lebenden Wesen verstreichen, die Sonne wird über den Himmel gleiten, wie an jedem anderen Tag in jeder anderen Welt. Ungesehen von jeglichem Menschenauge, nicht einmal im Laternenlicht tanzend und auch nur wenig zu dem Schimmer des Raureif beitragend, wird Schnee auftauchen, scheinbar aus bloßer kalter Luft. Es werden nur kleine Stückchen Eis sein, wie Sternenstaub, die so reglos scheinen wie der Rest dieser unveränderlichen Ewigkeit.
Ein Mädchen wird mit zwei Koffern neben der Laterne stehen, einen in jeder Hand. Sie wird sie absetzen und dem Schnee zusehen wie er beginnt vor ihr zu tanzen, dem Weg folgend den ihr Atem in die Luft schneidet. Sie wird nicht lächeln. Sie wird warten. Warten, dass der Bus kommt.
"Wann wirst du nach Hause kommen, Eisprinzessin?"
Er wird ihre Hände nehmen.
"Nächstes mal, nicht nur für einen Besuch, Schneekönig.", wird sie ihm antworten und sich an seinen blassen Fingern festhalten, die im Sonnenlicht glitzern.
Noch immer eine einsame Bushaltestelle. Es war wieder dunkel, die Laterne beleuchtete noch immer einen kleinen Kreis Blätter auf der Erde. Da war eine Haltestelle, die nur aus einer zerbrochenen Bank bestand. Im organgen Licht der Laterne konnte man kein lebendes Wesen ausmachen. Es gab keine Fahrinformation und daher wusste auch niemand ob dort überhaupt ein Bus hielt. Die Straße war löchrig vom Regen der vergangenen Monate, die Blätter durchweicht und verfault. Alles war immer noch in Dunkelheit gehüllt, mit Bäumen links und rechts. Hin und wieder fuhr ein Zug vorbei der die Szene erleuchtete, denn die Straße führte noch immer eine Weile an den Gleisen entlang. Neben der Bank auf ihren Koffern saß ein Mädchen kerzengerade, Hände auf dem Schoß. Überall Stille, nicht einmal die kahlen Bäume säuselten im Wind. Zu der Stille kam die Kälte, die sich unbemerkt von hinten anschlich und, einmal bemerkt, wieder verschwand. Nichts rührte sich um sie her, sie hatte das Gefühl allein zu sein auf der Welt. Alles was existierte in diesem Moment waren die Bank, der Schlamm auf der Straße, die orange Laterne und die Haltestelle. Selbst der kleine Wald und der Weg waren verschwommen, die Gleise Erinnerung daran, dass es in dieser Nacht keine andere Seelen gab, die nach Hause fuhren, denn es war schon spät. Das Mädchen schaute auf. Auch gegenüber standen keine Häuser, dort war nur Feld und dahinter Dunkelheit. Sie hörte Lachen und im ersten Moment ist ihr das Geräusch bekannt. Aber es passte nicht in die Einsamkeit. Ein Schatten tauchte auf aus dem Feld, ein junger Mann, der mit seinem Handy redete. Er trug einen gestrickten Schal und einen dicken Mantel, glänzende schwarze Schuhe und Augen. Er bemerkte das Mädchen nicht, stellte sich neben die zerbrochene Bank ihr gegenüber und legte nach einiger Zeit auf. Schwer atmend knöpfte er seinen Mantel auf und lockerte den Schal. Das Mädchen beobachtete ihn aufmerksam, und aufmerksam belauerte er sie zurück. Er unterbrach seine Bewegungen und starrte sie an. Plötzlich konnte der Bus gehört werden und bevor einer der beiden es bemerkte war er schon neben der Haltestelle stehen geblieben.
Nur der Fahrer saß dort, hielt an und wartete darauf, dass seine neuen Gäste einstiegen. Die Tür schloss sich, wankend setzte sich der Bus wieder in Bewegung, nahm nicht den gefährlichen Waldweg, sondern die Straße an den Gleisen entlang und war bald nicht mehr zu sehen.
Das Mädchen schaute ihm nach. Noch immer leuchtet die Laterne, unbeeindruckt. Niemand sah sie, nur das Mädchen auf ihren Koffern an der Bushaltestelle. Mit einem mal sah sie Bewegung im Licht, als wäre sie die ganze Zeit schon dort gewesen. Kleine Schatten tanzten unter der Lampe, waberten und vergingen. Sie malten ein Lächeln auf ihr Gesicht. Langsam nahm sie ihre Handschuhe aus der Jackentasche, rote aus Satin, zog sie an und stand auf, noch immer die kleinen Punkte betrachtend, die leise auf die Welt fielen, auf die Laterne, auf die Haltestelle, auch auf die Straße, wo sie zu Schlamm werden.
Es war Regen.
Sie entfernte sich ein paar Schritte von der störenden Lichtquelle und wartete, stirnrunzelnd. Sie zog ihre Handschuhe wieder aus, hielt eine eine Hand hoch und fühlte die kalte Feuchtigkeit auf ihrer Handfläche, wie Dunst.
Ein Tropfen gefrierendes, salziges Wasser fiel auf die Erde und alles was übrig blieb war wieder die Bushaltestelle, nun leer und bedeutungslos.
Texte: freie Stock Bilder:
Laterne: http://kfaestock.deviantart.com
Straße: http://indeed-stock.deviantart.com
Bearbeitung und weitere Bilder: Leviosa
Tag der Veröffentlichung: 08.01.2012
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