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Keuchend lag der Uchiha in seinem Bett. Sein schweres Husten erfüllte den Raum und Schweiß lief auf seiner Stirn hinab. Sein Atmen glich einem rauen Ächzen, während er bei jedem Atemzug husten musste.

Ja, Sasuke Uchiha hatte die Grippe. Mit schmerzenden Gliedern lag er in seinem Zimmer und wartete auf den Tod. Sein Körper fühlte sich an, als müsste er tatsächlich jeden Moment sterben.
Sein Kopf pochte, als würde er gleich platzen. Ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken und ließ ihn erzittern. Keine fünf Sekunden später wurde ihm plötzlich so heiß, dass er jegliche Flüssigkeit aus seinem Körper schwitzte.

Was würde er jetzt nicht für ein Glas Wasser tun! Sasukes Blick schweifte auf den Kasten neben seinem Bett. Er war nur wenige Zentimeter von der kühlen Erfrischung entfernt, doch um sich aufzusetzen, fehlte ihm die Kraft.

Immer wieder ertönte sein qualvolles Stöhnen, seine wortlosen Laute, die nach Hilfe schrien.
Sasuke wusste, dass bald jemand kommen würde. Er

würde ihn umsorgen, nach ihm sehen.

Doch das gefiel dem Uchiha nicht. Ganz und gar nicht. Er hasste es, so auf eine Person angewiesen zu sein. Das widersprach ihm einfach.

Sasuke versuchte kläglich seinen Arm zu heben, um an das Glas zu kommen. Seine Finger konnten es schon fast berühren. Er ignorierte den Schmerz, als er seinen Arm immer mehr streckte. Seine Finger umfassten um den Becher, er hielt ihn in der Hand.
Mühselig zog er den Arm zurück, wobei dieser ruckartig nach unten sackte, als das Glas den Schrank nicht mehr berührte.
Genau über seiner Brust fiel im das Gefäß runter und das Wasser landete auf seinem T-Shirt.
Mit einem lauten Geklirre zersprang das Glas am Boden, doch es war ihm egal.
Einzig das kühle Nass auf seiner Brust war zu spüren.

Eine erneute Kältewelle fuhr ihm durch die Glieder und Sasuke fing an zu zittern.
Seine Augen wurden immer schwerer, die Lider fielen ihm herunter.
Trotz der eisigen Kälte, die ihn umfasste, schlief er ein.


-.-.-.-.-.-.-.-


Mit zwei Plastiktüten in der Hand lief der junge Mann durch die Straßen. Er hatte Probleme damit, beide Taschen gleichzeitig zu tragen, da sie vollgepackt waren.
Der Blonde hatte eingekauft, um für den kranken Sasuke eine Hühnersuppe zu kochen.

Darauf bedacht nichts runterfallen zu lassen, tapste Naruto durch das Uchiha-Viertel und ging geradewegs auf das Haus des Schwarzhaarigen zu.

Er machte sich wirklich Sorgen um ihn. Schon seit fast einer Woche lag er todkrank im Bett. Immer wieder kamen Sakura und Tsunade vorbei, um ihn zu untersuchen und immer wieder baten sie Naruto, weiter auf ihn aufzupassen.

Mit einer Hand öffnete der Uzumaki die Haustür und betrat das warme Heim Sasukes.
Ihm fielen fast die Tüten runter, als er sich mühevoll die Schuhe mit den Füßen auszog. Gezielt lief er zur Küche, wo er die Tüten erst einmal ausleerte.
Danach ging er nach oben, um nach dem kranken Patienten zu sehen.

Naruto dachte an das erste Mal, als er diese Treppen hinaufgestiegen war. Er hatte ein unheimlich flaues Gefühl im Bauch gehabt, weil er einfach so in Sasukes Haus gekommen war. Doch mittlerweile kam er gar nicht mehr dazu, so etwas zu denken, weil er sich zu sehr um Sasuke sorgte.

Dieser lag zusammengerollt im Bett, hatte die Decke nur bis zur Hüfte gezogen und atmete schwer.
Der Blonde kam auf ihn zu und bemerkte die Scherben am Boden nicht. Sein Fuß trat genau hinein und Naruto stieß einen leisen Schrei aus.
Sofort zog er den Fuß zurück und sah zu Boden, wo sich ein kleiner Blutfleck bildete.

"Scheiße!"

Ein Schmerz durchzuckte seinen Fuß und Naruto biss die Zähne zusammen. Anscheinend waren noch ein paar Splitter in der Wunde, sonst würde es nicht so wehtun.

Er humpelte ins gegenüberliegende Badezimmer und setzte sich auf den Rand der Badewanne.
Er war hierher gekommen, um Sasuke zu versorgen und jetzt hatte er sich selbst verletzt.
Wie waren die Scherben überhaupt dorthin gekommen?

Mit einer Pinzette bewaffnet, untersuchte Naruto seine Schnittwunden nach den Splittern und zog sie nacheinander heraus.

Im Wandschrank fand er dann auch noch eine Mullbinde, mit der er sich den Fuß verband.
"Dumme Scherben", murmelte der Uzumaki und humpelte zurück in Sasukes Zimmer. Überrascht stellte er fest, dass sein Teampartner wach war.

"Sasuke!", schrie er auf, als er die glasigen Augen, die geröteten Wangen und die schweißnasse Stirn seines Freundes sah.
Sofort vergas Naruto den Schmerz, lief zu Sasuke hin und deckte ihn erst einmal richtig zu.

"Naruto…" Seine raue Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
"Keine Sorge, ich hol dir was zu trinken", versprach der Angesprochene und verließ sogleich wieder das Zimmer.
Mal wieder fragte er sich, wie Sasuke sich überhaupt diese Grippe eingefangen hatte. Er war doch sonst nicht so unvorsichtig.

Naruto war in der Küche angelangt und holte ein Glas und eine Schüssel aus dem Schrank. Beides füllte er mit Wasser. Dann legte er ein Tuch in die Schüssel und trug das Zeug wieder nach oben.

Kurz kam ihm das Bild eines Packesels in den Sinn, doch dann sah er wieder Sasuke krank im Bett liegen und das Bild verschwand. Im Moment machte er sich einfach viel zu große Sorgen. Naruto gab es ja nicht gerne zu, aber seit Neustem interessierte es ihn unheimlich, wie es seinem Freund ging.

Er stellte die Schüssel auf den Schrank und gab das Glas Sasuke. Dieser sah aber nicht so aus, als könnte er es alleine halten und so half ihm Naruto.
"Danke", nuschelte der Schwarzhaarige und schloss die Augen.
Auf Narutos Lippen breitete sich ein Lächeln aus. Auch wenn es wirklich nicht der richtige Zeitpunkt für solche Gedanken war, so musste er doch zugeben, dass Sasuke so schwächlich ziemlich niedlich aussah.

Der Blondschopf nahm das Tuch aus der Schüssel und legte es Sasuke auf die Stirn. Dieser schien bereits wieder eingeschlafen zu sein. Gut so, dachte Naruto. Sasuke musste sich ausruhen.

Dann ging er erneut ins Badezimmer, um sich ein Tuch zu holen. Damit sammelte er die verbliebenen Scherben vom Boden auf und warf sie weg.
Als er wieder neben dem Bett stand, murmelte Sasuke etwas vor sich hin.

"Nicht… bleib hier."

Naruto musste lächeln. Er fragte sich, was Sasuke da wohl träumte.
Gerade wollte er sich umdrehen und gehen, da sprach Sasuke erneut.

"Ich brauche dich… Naruto."

Erschrocken drehte sich der Genannte um. Mit weit geöffneten Augen sah er auf Sasuke herab und konnte nicht glauben, was er da gehört hatte.
Vielleicht hatte er sich ja nur verhört…

"Was hast du gesagt, Sasuke?" Naruto flüsterte ihm die Worte zu, damit er nicht aufwachte.

"Geh nicht… Ich liebe dich."

Überrascht fiel Naruto nach hinten und landete auf seinem Hintern. Sein Gesicht wurde augenblicklich feuerrot und er konnte nicht aufhören den kranken Sasuke anzustarren.
Hatte er das wirklich gehört? Hatte Sasuke wirklich gesagt, dass er ihn liebte?
Irgendwie konnte er das nicht so recht glauben.
Vielleicht hatte er ja Fieberträume und die Krankheit verwirrte ihn…


-.-.-.-.-.-.-.-


Eine Woche später war Sasuke wieder fast komplett gesund. Einzig sein Husten war noch nicht ganz weg.
Tsunade saß gerade neben seinem Bett und hörte ihn ab.

"War Naruto auch jeden Tag da?", wollte sie wissen.
"So weit ich weiß schon."
Die blonde Frau sah ihren Patienten an. Sasuke war das irgendwie unangenehm. Dieser alles durchdringende Blick von ihr war auf seltsame Art und Weise unheimlich.

"Schön. Dein Husten wir innerhalb der nächsten paar Tage verschwinden. Davon abgesehen bist du wieder völlig gesund." Sie stand von ihrem Stuhl auf und beide gingen gemeinsam zur Haustür.
"Ich finde", fing Tsunade an, "du solltest dich bei Naruto bedanken. Immerhin hat er sich wirklich rührend um dich gekümmert."
Der Schwarzhaarige sah sein Gegenüber zweifelnd an, stimmte dann aber zu.
"Vielleicht mache ich das."
Sie verabschiedeten sich kurz und die Ältere verließ das Haus.

Sasuke, der sich wirklich überlegte, ob er Naruto danken sollte, schnappte sich seine Jacke und machte sich auf den Weg zu seinem Teamkameraden.
Nachdem Sasuke, wie er selbst fand, so eine schreckliche Woche hinter sich hatte, sollte er ihm wahrscheinlich doch mal einen Besuch abstatten.
Natürlich nur um zu zeigen, dass er wieder gesund war…

Nach einer Laufzeit von zirka 10 Minuten erreichte er auch schon die Wohnung des Uzumaki.
Etwas bange war Sasuke schon. Aus irgendeinem Grund hatte er ein ganz flaues Gefühl im Magen. Wenn er so darüber nachdachte, dann hatte er das schon seit geraumer Zeit jedes Mal, wenn er an Naruto dachte.

Als Sasuke klopfte, machte ein ziemlich überraschter Naruto auf.
"Sasuke? W-was machst du denn hier?!"
"Dir auch einen schönen guten Tag", begrüßte der Uchiha ihn genervt.
Völlig überrumpelt stand Naruto einfach so zwischen Tür und Angel und sah Sasuke an. Dieser konnte sich das nicht wirklich erklären.

"Alles okay?", fragte der Uchihaerbe, "dein Gesicht ist ganz rot."
Wurde Naruto jetzt auch krank? Aber der sollte nicht glauben, dass er den Aufpasser spielen würde…

"Äh, ja… Komm doch rein." Schnell trat der Blonde zur Seite, sodass der Ältere vorbeigehen konnte.
Sasuke hatte bemerkt, dass der andere total nervös und aufgeregt wirkte. Bei ihm selbst machte sich gerade wieder dieses Kribbeln im Bauch breit. Einerseits fühlte es sich ganz okay an, aber andrerseits kannte er das Gefühl nicht und so bereitete es ihm ein wenig Sorge.

Schweigend standen die zwei im Flur, keiner traute sich etwas zu sagen.
Naruto starrte unentwegt auf den Boden, während Sasuke in Gedanken abspielte, wann dieses merkwürdige Gefühl immer auftauchte.

"A-also weißt du", fing der Kleinere an, "als ich letzte Woche bei dir war, da hast du…"
Sasuke konnte in Narutos Gesicht ablesen, dass er seinen ganzen Mut zusammen nehmen musste, um etwas zu sagen. Scheinbar war es ihm sehr unangenehm.

"Da hab ich was?", hakte er nach, doch Naruto machte keine Anstalt zu antworten.
Das machte den Uchiha etwas ärgerlich. Wenn er es nicht sagen wollte, dann sollte er auch nicht mit so etwas anfangen.
"Jetzt sag schon Baka! Was hab ich getan?"

"Naja, du hast da so was Komisches gesagt, als du geschlafen hast…"

Langsam wurde Sasuke wirklich sauer. Naruto sollte einfach mit der Sprache rausrücken! Dieses verstümmelte Geschwafel ging ihm tierisch auf den Geist!
"Spuck es schon aus, Naruto!"

"Ähm", stammelte dieser vor sich hin. Er machte gerade den Ansatz zu antworten, da verließ ihn der Mut. "Ach schon gut. Vergiss es."

Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Völlig in Rage versetzt, schubste er Naruto gegen die Wand und stützte sich auf beiden Seiten mit den Händen ab.
"Jetzt hör mal zu: Wenn du mir was zu sagen hast, dann sag es einfach! Kapiert?!"

Sasukes Gesicht war dem von Naruto jetzt ganz nah. Mit einem aufforderndem Blick sah er den Blondschopf an und wartete auf eine Antwort.
Dieser bekam wieder einen hochroten Kopf, konnte den Blick aber nicht von Sasuke abwenden.
Und so sahen sich beide tief in die Augen.

Sasuke spürte, wie das Kribbeln seinen ganzen Körper durchfuhr. In ihm brach das reinste Chaos aus. Er war gefangen von den ozeanblauen Augen vor ihm.
Die Wut von gerade war gänzlich verschwunden. In seinem Kopf breitete sich Leere aus.
Das einzige worauf er sich konzentrieren konnte, waren Narutos Augen.


-.-.-.-.-.-.-.-


Naruto war so geschockt, dass er sich nicht bewegen konnte. Mit der Wand im Rücken sah er Sasuke ins Gesicht, der ihn einfach nur anstarrte.
Es machte ihn schier wahnsinnig, wie nah im der andere war. Er wusste auch nur zu gut, warum das so war…

Plötzlich wurde Naruto aus den Gedanken gerissen, als der Uchiha seinen Kopf immer weiter zu seinem bewegte. Millimeter für Millimeter kamen sie sich näher und Naruto fing an sich zu wehren. Doch gegen den starken Griff von Sasuke konnte er nichts tun.

Naruto sah Sasuke in die Augen. Es machte den Anschein, als wäre der überhaupt nicht bei Sinnen. Warum sonst sollte er etwas derartiges machen?
Dann, als sie nur noch ein winziges bisschen von einander entfernt waren, hielt der Ältere an. Sein Blick war nur auf Naruto gerichtet und dieser konnte nicht anders, als ihn ebenfalls anzusehen.

Je länger er Sasuke in die Augen sah, desto mehr verloren sich seine Abwehrversuche. Mit jeder Sekunde die verstrich, wurde sein Kopf leerer. Und dann überbrückte Naruto ganz mechanisch den Abstand zwischen ihnen und küsste ihn.

Es war wie ein Stromschlag. Auf seinen Armen breitete sich eine Gänsehaut aus, während ein wohliges Gefühl durch Narutos Körper zog.
Ganz langsam schloss er seine Augen, um den Augenblick zu genießen.

Aber so schnell wie der Kuss gekommen war, endete er auch wieder.
Überrascht öffnete der Blonde wieder seine Augen und sah in das überheblich grinsende Gesicht Sasukes.

"Willst du mir jetzt verraten, was ich gesagt habe?"

Naruto war geschockt. Woher um Himmelswillen kam dieser Umschwung?
Er konnte nicht auf Sasukes Frage antworten, aber dieser schien seine Antwort schon bekommen zu haben.

Mit einem Grinsen im Gesicht sagte er: "Gut, dann sag ich dir jetzt mal was: Du hast dich total in mich verknallt!"

Errötet im Gesicht verneinte Naruto das ganz klar: "Ü-überhaupt nicht! Und überhaupt, DU hast MICH ja wohl geküsst!"
Schließlich hatte er angefangen dieses Spiel zu spielen! Es war nicht seine Schuld, dass er auf Sasukes Tricks hineingefallen war!

"Hey, ich hab dich nur angeguckt. Du hast mich geküsst!"

Wie gemein, jetzt hatte er ihn… Aber Naruto konnte ja schlecht zugeben, dass er wirklich in Sasuke verliebt war. Da fiel ihm plötzlich wieder ein, wie es zu dieser Situation gekommen war.

"Wer hat mir denn im Schlaf gesagt, dass er mich liebt? Wie war das? Geh nicht Naruto! Bleib hier! Ich liebe dich!" Mit verstellter Stimmer versuchte er Sasuke zu imitieren.
Dieses Spiel konnte er auch spielen und anscheinend hatte der Uchiha das gesessen.
Sasuke sah ihn verdattert an.

In ihm breitete sich Freude aus. Jetzt hatte er es Sasuke heimgezahlt! Selbst in solchen Momenten konnten sie nicht aufhören, einander zu ärgern.
Doch dann breitete sich auf Sasukes Gesicht plötzlich ein ernster Ausdruck aus.

"Gut", fing er an, "Ich gebe es zu. Ich hab mich in dich verliebt. Und? Was willst du jetzt dagegen machen?"

Was? Naruto entgleisten die Gesichtszüge.
"Was hast du?", fragte er ungläubig nach. Wahrscheinlich hatte Naruto sich wieder verhört.
Doch anstatt einer Antwort bekam er "nur" Sasukes Lippen aufgedrückt.

Erneut küssten sie sich, doch diesmal war Sasuke energischer. Aber auch Naruto verhielt sich anders; er erwiderte den Kuss.
Für einige Augenblicke standen sie einfach so da und verfielen dem Moment, bis sie sich von einander lösten.

"Ich liebe dich wirklich", flüsterte der Uchiha und sah in Narutos blaue Augen.
Dieser musste den Satz erst einmal passieren lassen. Doch dann lächelte er glücklich und sagte: "Ich dich auch Teme."

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Tag der Veröffentlichung: 18.05.2011

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