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Prolog

 

Vor vielen Jahrhunderten wusste jeder Höllenbewohner, dass der Teufel eine Schwester hatte und die Menschen sprachen nur im Flüsterton über die, deren Grausamkeit nur von ihrer Schönheit übertroffen wurde. Doch ihre Grausamkeit wurde ihr zum Verhängnis.
Eine mächtige Hexe belegte sie mit einem Fluch. Sie solle so lange in einem tiefen Schlaf gefangen sein und ihre Grausamkeiten aus der Sicht der Opfer erleben, bis sie genug gelitten hatte. Dann würde ihr Körper wie der Körper eines sterblichen Wesens verwelken.

Seit dem Tag, als seine Schwester einschlief, war der Teufel nicht mehr derselbe. Er lächelte nicht mehr und auch wenn er dies früher nur in ihrer Gegenwart getan hatte, so fiel es doch jedem auf. Und am Tag, als seine Schwester starb, wurde der Herrscher der Unterwelt unausstehlich. Eine Zeit lang traute sich niemand auch nur in seine Nähe und auch noch Jahre Später wurde jeder Höllenbewohner, der auch nur in irgendeiner Weise seine Schwester erwähnte, ins Fegefeuer geworfen.
So geriet die Schwester des Höllenfürsten in Vergessenheit und nur in seiner Erinnerung war sie lebendig.

Doch niemand ahnte, dass des Teufels Schwester Jahrhunderte später wiedergeboren wurde. Ohne jegliche Erinnerungen. Nur die Träume, mit denen sie in ihrem letzen Leben gefoltert wurde, blieben ihr.
Doch sie wusste nichts damit anzufangen. Denn nicht nur in der Hölle, sondern auch auf der Erde und im Himmel war sie in Vergessenheit geraten.


Und hier beginnt meine Geschichte…

 

1. Kapitel

Keuchend erwachte das Mädchen. Ihr Blick glitt von der Zimmerdecke zu ihrem Wecker. 3:27  leuchtete es ihr fröhlich entgegen. Seufzend befreite sie sich aus der Decke, die sich um ihre Beine gewickelt hatte und tapste so leise wie möglich ins Bad, wo sie sich aus ihrem verschwitzten Gewand schällte. Anschließend wartete sie bis das Wasser warm wurde und drehte sich zum Spiegel. Rot. Entsetzt zuckte sie zurück. Ihre Augen waren rot! Sie blinzelte. Und als sie erneut irem Blick im Spiegel begegnete, wurde sie von zwei ihr vertrauten blauen Augen gemustert. "Du drehst noch vollkommen durch, Jana!", schimpfte sie leise vor sich hin. 

Mit einem weiteren tiefen Seufzen stieg sie in die Dusche und Strecke ihr Gesicht dem warmen Strahl entgegen. Es war nur ein Traum, versuchte sie sich zu beruhigen. Und doch blieb ein ungutes Gefühl zurück. Denn sie wusste, dass dieser Traum nicht wie die anderen war. Seit sie sich erinnern konnte, hatte sie diese Träume. Sie wurde zerstückelt, gefoltert, verbrannt und vieles mehr. Selbst die ganzen Seelenklempner zu denen ihre Eltern sie geschickt haben, konnten ihr nicht helfen. Sie konnten keine Ursache für ihre Albträume finden. 

Aber diesmal hatte sie die schemenhafte Gestalt, die ihr diese Schmerzen zufügte erkannt. Und auch die Worte, die jene ihr zuraunte konnte sie verstehen. "Lass uns doch etwas Spaß haben", hatte die Frau gemeint und karmesinrote Augen sahen sie aus einem Gesicht an, dass ihr sehr gut bekannt war. Denn es war ihr eigenes. Und als konnte diese Frau ihr entsetzten spüren, verzogen sich ihre Lippen, die beinahe die selbe Farbe, wie das Blut in ihrem Gesicht hatten, zu einem spöttischen Grinsen und zeigten so eine Reihe strahlend weißer Zähne. "Kannst du dich etwa nicht erinnern?", fragte sie. "Nein? Auch gut." Und da war Jana aufgewacht. Und auch das Wasser, dass beinahe kochend heiß auf sie niederprasselte konnte nicht verhindern, dass sie schauderte, als sie an die Worte dachte, die in ihrem Kopf herumspukten, als sie erwachte. Alles Gute zum Geburtstag, Süße. Auch wenn sie sich nicht erklären konnte wieso, hatte sie das Gefühl, als hätte diese Frau, die aussah wie sie, aber definitiv nicht sie sein konnte, ihr diese Worte hinterher gerufen. 

Mit hängenden Schultern und geschlossenen Augen stellte sie das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Als sie die Augen öffnete um nach einem Handtuch zu suchen, musste sie lächeln. Das Zimmer war voller Dunstschwaden, die durch das Licht auf diese ganz spezielle Weise beleuchtet wurden. Ihr Bruder Kai hasste es, wenn sie in dem Bad, was sie sich mit ihm teilte, "einen Dschungel entstehen ließ" und er dann in die "Sauna" gehen musste. Doch sie liebte die Wärme und alles was damit zusammen hing. So war das schon immer gewesen.

Sie zog eine kurze graue Hose von Abercrombie, die sie während des Amerika-Urlaubs gekauft hatte, ein weißes Tank-Top und Unterwäsche aus ihrem Kleiderschrank und schlüpfte schnell in die ausgewählten Kleidungsstücke. Mit dem Wissen, dass sie sowieso nicht mehr einschlafen würde, nahm Jana auf ihrem Weg zum Bett ihre Kopförer vom Schreibtisch und suchte in der Liste der Musiktitel bis sie auf Sin Sin Sin von Robbie Williams stieß. Als der Refrain ertönte, seufzte sie auf und lehnte sich mit geschlossenen Augen gegen die Wand. Normalerweise schaffte sie es, die Träume gleich wieder zu verdrängen. Doch diesesmal erklang immer wieder die Stimme dieser Frau in ihrem Kopf und die angenehme Stimme von ihrem Lieblingssänger konnte diese auch nicht übertönen. Verzweifelt versuchte sie sich einfach der Musik hinzugeben, doch es wollte ihr einfach nicht gelingen. Ruhelos sprang Jana auf, fischte sich ein paar Socken aus der Schublade und versuchte so leise wie möglich die Treppe hinunter und zur Tür, wo sie sich ihre Turnschuhe anzog, zu rennen.

Impressum

Texte: Das Copyright liegt beim Autor.
Tag der Veröffentlichung: 08.11.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch an alle, die der Meinung sind, dass nicht alle Dämonen böse sind.

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