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Gemütlich liegt er auf der Luftmatratze in der Meeresbucht, genießt die letzten zerflossenen Farben des Tages. Der Strand ist längst leer. Er lässt seinen Körper leicht zurückfallen, während die weichen Wasserbewegungen seine Gedanken abschweifen lassen. Er beginnt einzuschlafen.

Plötzlich zuckt er zusammen, schreckt auf. Kalte Wassertropfen spritzen in sein Gesicht. Sein Herz schlägt schnell, es rast, wird gejagt. Seine Schläge breiten sich wellenartig in seinem Körper aus, hinterlassen ein Gefühl der Angst. Er spürt, wie eine enorme Hitze in ihm aufsteigt und ihn nach Luft schnappen lässt. Er atmet schneller. Nervös streicht er sich über das geschwollene Gesicht. Nur langsam kann er realisieren, was passiert ist. Er treibt mit seiner Luftmatratze auf das offene Meer hinaus.

Der Wind weht stark, lässt das Wasser für sich tanzen. Die schwarzen, schäumenden Wellen peitschen gegen die Luftmatratze, kommen ihm bedrohlich nahe, springen ihn an. Er klammert sich an beiden Seiten fest. Am Strand sieht er einen Spaziergänger mit seinem Hund. Er beginnt um Hilfe zu rufen. Er schreit, kreischt, winkt mit den Armen, doch der Mann geht einfach weiter. Die belegte Stimme verhallt in der Weite.

Vergeblich versucht er mit aller Kraft an Land zurückzurudern, kämpft gegen die Wellen. Doch der Sog ist zu stark, reißt ihn immer weiter hinaus. Er gerät in Panik, weiß nicht, was er machen soll. Todesgedanken schießen ihm durch den Kopf. Es ist inzwischen dunkel geworden. Er weiß nicht, wieviel Zeit vergangen ist. Erschöpft schaut er um sich, sieht nur noch undeutlich ein paar Lichter an Land. Sein Körper fühlt sich kalt an. Er merkt, wie seine Hände immer unbeweglicher werden. Doch er will nicht aufgeben, schreit erneut um Hilfe, rudert mit letzter Kraft weiter.

Plötzlich spürt er etwas Festes an seiner rechten Hand. Es fühlt sich glitschig an. Ruckartig zieht er seinen Arm aus dem Wasser. Eine braune Alge hat sich um sein Handgelenk gewickelt. Er hat das Gefühl, sie will ihn ins Wasser ziehen. Hektisch beginnt er, sie von sich abzuschütteln.

Auf einmal hört er ein Zischen. Erschrocken dreht er sich um. Sein Mund bleibt erstarrt offen stehen. Er sieht, wie Luft sekundenschnell aus der Matratze entweicht. Er gerät in Panik, spürt, wie sein Körper Zentimeter für Zentimeter in das schwarze Wasser eintaucht. Die Algen umschlingen seine Beine. Er wehrt sich, versucht sie abzuschütteln. Aber es gelingt ihm nicht. Das salzige Wasser schwappt in sein Gesicht. Er versucht seinen Kopf hochzuhalten. Immer wieder rutschen seine Hände von der Luftmatratze. Die Zeit ist endlos. Er ist nur beschäftigt, sich über Wasser zu halten. Die Kälte hat seinen Körper bereits gelähmt. Seine Kräfte lassen mehr und mehr nach. Er atmet langsamer, spürt, wie seine Augen langsam zufallen. (...)

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Tag der Veröffentlichung: 31.10.2010

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