Ich erwache, weil ich Kälte spüre, die unverschämt schnell unter meine Kleider kriecht und mich erschaudern lässt. Bald würde der Winter hereinbrechen. Die Blätter sind schon längst abgestorben, die Wiesen morgens mit einer Schicht weiß glitzerndem Reifes überzogen. Die Nächte werden länger, die Tage kürzer. Leise, um meine Mutter, Vater und Jordan, meinen kleinen Bruder nicht zu wecken, schwinge ich meine Beine über die Bettkante.Ich muss lächeln. Bo. So nenne ich meinen kleinen Bruder schon, seit ich denken kann. Früher hatten wir eine Ratte, Bobby, die Jordan immer 'Bo' genannt hat, da er Bobby nicht aussprechen konnte. Ein hässliches Tier, das Fell von der Farbe einer faulen Paprika, Augen, die mich immer böse anstarrten. Ich habe mich niemals mit ihm verstanden, verstand nicht, was Bo an ihm fand. Doch eines Tages lief er weg. Bo war am Boden zerstört, als er das rausbekam und aß Tagelang nichts mehr. Ich machte mir echte Sorgen um ihn, weil er der einzige ist und war, dem ich vertraue, seit mein Vater diesen Unfall hatte. Ich denke nicht gerne an diese Zeit zurück. Er verstrickte sich beim Jagen in den Kampf mit einer großen Wildkatze, der er nicht gewachsen war. Ich war nicht da, um ihm zu helfen. Ich war weit weg, als sein markerschütternder Schrei durch das Tal schallte. Und dafür verfluche ich mich heute noch. Er kam nach Hause, ein Bein fehlte. Bei seinem Anblick hatte es sich in meinem Kopf gedreht und vor Übelkeit, Schuld und Scham verlor ich das Bewusstsein. Seitdem muss ich die Familie alleine ernähren, was gar nicht so einfach ist ohne eine leitende Hand, den Vater kann sich mit seinem Bein nur kaum bewegen, obwohl der Unfall schon Jahre her ist. Bo jedenfalls hat Bobbys Abwesenheit irgendwann verkraftet und vergessen. Gedankenverloren schlüpfe ich in meine Jagdstiefel, die sich perfekt meinen Füßen angepasst haben, seit ich sie trage. Und das ist eine lange Zeit. Liebevoll ziehe ich Bo die Decke höher unters Kinn als ich sehe, dass er erschaudert. Eng angedrückt schläft er an meine Mutter, die ihn im Schlaf schützend in den Armen hält. Als die Tür hinter mir zufällt, atme ich erleichtert die frische Morgenluft ein. Ich verkrieche mich tiefer in meiner Jacke und mache mich aufmerksam auf den Weg in den Wald. Die Zustände in dem Bezirk, indem wir leben sind katastrophal: überall liegt Müll an den Straßenrändern, die Häuser sind vermodert und zugig und an den Fenstern, die nur bei sehr wohlhabenden Familien mit Glas ausgefüllt sind, kleben abgemagerte Personen die sich ein besseres Leben wünschen. Diese Leute haben wohl nie gelernt, zu jagen!
, denke ich und kicke einen großen Stein vom Fußweg. Ich bin mit meinem Leben zufrieden. Mir macht es Spaß, meine Familie zu Ernähren, solange wir nicht Hungern müssen, wie manchmal in der Winterzeit. Außerdem denke ich, dass die Menschheit es verdient hat, so zu leben. Schließlich waren sie es, die die Erde zerstört haben.
Eigentlich müsste es in den Straßen nur so von Menschen wimmeln, die sich auf den Weg machen, um ihren Acker zu besähen, zu jagen oder Haushaltsgeräte auf dem Markt zu kaufen,aber die Wege sind wie leergefegt. Kein einziger, von den Jahren gezeichneter Körper quält sich mehr durch unser Viertel, kein Schlurfen von Schuhen kann ich hören. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Zeit zurückgedreht worden ist, überall.Ich mag gar nicht so richtig glauben, dass es eine Zeit gab, in der ganz Antikal, dass damals noch Europa hieß, so lebte, dass alle immer genug zu essen haben. In dieser Zeit herrscht so gut wie kein Rivalismus mehr; wir haben uns zusammengeschlossen, um zu Überleben.Wir können den Hunger in den Augen der anderen nicht mit ansehen, genauso, wie ich diesen trüben Blick von Bo so hasse.Das ist auch ein Punkt, warum ich jeden Tag jage. Mein geschossenes Wild kocht Mutter entweder zu einem Eintopf, oder ich tausche es auf dem Markt gegen neue Lappen, Kleider, Wasser, was man eben so benötigt. So mache ich mich auch heute wieder auf den Weg, um den ganzen Tag bis zur Schulzeit, die bei uns Abends ist, zu Sammeln und zu Jagen. Der Hunger treibt uns aus dem Schützenden Zaun, der unser Dorf, Waterloo, umgibt. Ich glaube, dass Waterloo früher mal eine große Stadt war, bin mir aber nicht ganz sicher. Vorsichtig schlüpfe ich unter einer Lücke im Stromzaun hindurch, der Waterloo umgibt und schützt und rette mich in die Deckung der Bäume. Weg von all den Blicken, die ich nicht auf mir spüren möchte. Das steifgefrohrene Laub knirscht kaum unter meinen Füßen, als ich mich geübten Schrittes ins Dickicht kämpfe und meine Schleuder heraushole. Auf leisen Sohlen pirsche ich mich durchs Gebüsch, drehe den kalten Stein in meinen Fingern immer wieder hin und her und warte, bis ich ein Geräusch höre. Ich warte lange, verharre in der selben Position, lausche und sehe meinem Atem zu, der als weißer Rauch aufsteigt. Meine Zeit wird belohnt; als die Sonne hoch am Himmel steht, knacken auf einmal die Zweige zu meiner Rechten verdächtig. Ich spitze die Ohren, bleibe wie versteinert stehen und beobachte, wie sich ein wilder Truthahn, tollpatschig wie ein kleines Kind durchs Gebüsch schählt und mit lauten Krach über die Lichtung watschelt, an deren Rand ich mich verstecke. Konzentriert lege ich den Stein in das geschmeidige Leder, das durch das viele Gebrauchen schon ganz rissig geworden ist. Ich habe bis jetzt immer Vaters Schleudern benutzt. Manchmal nehme ich sie heraus und lasse sie einfach Gedankenverloren durch meine Finger gleiten, ohne sie zu benutzen. Das erinnert mich an eine Zeit, die weit zurück lag. An eine Zeit, in der ich noch mit Vater jagte. Das ist so ziemlich der einzige Augenblick mit meinem Vater, den ich mir gerne ins Gedächtnis rufe, ohne in Sehnsucht nach seiner Nähe im Wald zu versinken. Ich sehe auch, wie sehr ihm das Jagen fehlt. Manchmal sitzt er in dem knarzenden Schaukelstuhl und starrt einfach so in die Ferne, in den Wald, die Hand auf sein verstümmeltes Bein gelegt. Damals stand ich genau hier, am Rande dieser Lichtung. Ich war klein, ich reichte Vater kaum zum Bauchnabel, aber immer schon wollte ich Jagen können, wollte das, was er konnte. Mit der Schleuder umgehen. Er hat sich hinter mich gekniet, meine Handgelenke in seine warmen, vom Arbeiten rissigen Hände genommen und mich geführt.
>>Du schaffst das schon, Mäuschen.<< hatte er mir ins Ohr geflüstert und mir einen Stein in die Hand gedrückt. Ich hatte ihn nur traurig angesehen und trotzig erwiedert:
>>Das sagst du jedes Mal! Und immer, wenn ichs versuche, verfehle ich!<< Daraufhin hatte er mir liebevoll über mein schlichtes, braunes Haar gestrichen und mir auf die Schulter geklopft.
>>Aber diesesmal weiß ich's. Nur Mut, Mäuschen, du weißt, Übung macht den Meister.<<
>>Ich werde nie ein so großer Jäger werden wie du!<< Daraufhin hatte er gelächelt.
>>Jetzt ist vielleicht ein guter Moment um zu zeigen, dass du das kannst! Mutter würde sich freuen, wenn du ihr diesen Hasen schießen würdest!<< Ich richtete meinen Blick wieder auf die Wiese. Ermutigt legte ich, wie gerade eben auch, den Stein in das Leder, das damals noch hart war und wartete auf den passendem Moment. Mit klopfendem Herzen holte ich Schwung und schleuderte den Stein auf das Kaninchen. Das war der Tag, an dem ich meine erste Beute erlegte. Der Hase war alt, träge und zäh und ich traf ihn nur am Bauch und nicht wie jetzt am Kopf aber das war der beste Hase, den ich je gegessen hatte. Die Schleuder benutze ich heute noch und gerade hole ich wieder Schwung, um dem Truthahn einen schnellen Tod zu bescheren. Immer wenn ich Wild schieße, muss ich in dem Augenblick, indem ich abschleudere daran denken, was passieren würde, wenn ich nicht treffen würde. Aber einen Bruchteil einer Sekunde später höre ich ein dumpfes plom
und der Truthahn fällt zu Boden. Warscheinlich habe ich ihm den Schädel oder das Genick gebrochen, er ist sofort tot. Zufrieden packe ich das Tier an den Füßen und werfe es mir über die Schulter. Die Schleuder verstaue ich sicher in meinem Gürtel, wobei ich noch einen Moment an dem rissigen Leder hängenbleibe. Irgendwann werde ich mir eine neue besorgen müssen. Ich werde Vater fragen, ob er mir eine macht. Vielleicht erinnert ihn das an die alten Zeiten und macht ihn glücklich. Auch wenn nur für kurz. Seufzend schiebe ich meine trüben Gedanken beiseite und beschließe, mehr Freude an den Tag zu legen. Trübsal blasen kann ich auch später. Erfüllt voller neuem Tatendrang hole ich meinen kleinen, ledernen Sammelbeutel hervor und mache mich an einem Busch zu schaffen, an dem kleine, dunkle Beeren hängen. Früher hatte ich immer Angst, dass die Beeren giftig sein könnten doch mitlerweile kenne ich die Früchte rund um das Dorf so gut, dass ich bedenkenlos eine Pflücke und sie mir in den Mund werfe. Die Haut zerplatzt zwischen meinen Zähnen und ein säuerlicher Geschmack breitet sich auf meiner Zunge aus. Den Rest verstaue ich in meinem Sammelbeutel, hänge diesen auch an meinen Gürtel und mache mich auf den Weg zu Miko's und meinem Treffplatz. Schon seit ich denken kann ist Miko mein Freund und Jagdgefährte. Naja fast. Nach Vaters Unfall musste ich mich ein paar Monate alleine durchbeißen, was nicht einfach war. Nie hatten wir einen gefüllten Magen, als wir zu Bett gingen und es wurde immer schlimmer; unsere Gesichter fielen ein, wir magerten ab, wurden träge und lustlos. Zu einem Schatten unserer selbst. Bis ich Miko im Wald kennenlernte. Bei uns war nie mehr als Freundschaft, im laufe der Zeit lernten wir uns besser kennen, tauschten Informationen aus und wurden ein Team. Heute treffen wir uns jeden Tag in einem ausgetrockneten Flussbett und jagen und sammeln gemeinsam für unsere Familien. Ich bin eine offene Person, die gerne Freundschaften schließt und ich hoffe, das mich das in den Augen der anderen sympatisch macht. Wie fast jedes Mal wenn ich komme, ist er schon da.
>>Morgen, Miko.<< begrüße ich ihn.
>>Morgen, Mäusschen.<< er grinst und wirft mir einen Apfel zu.Eigentlich heiße ich Sonea Marquin aber gleichen Kosenamen wie Vater benutzt er schon, seit ich ihm von ihm erzählt habe.
>>Woher hast du den?<< fast schon erfürchtig betrachte ich die Frucht. Äpfel gibt es nicht viele hier.
>>Ich hab da so meine Quellen.<< geheimnisvoll zwinkert er mir zu und rutscht ein Stück näher. Ich zucke mit den Achseln und beiße hinein. Kauend reibe ich mir den Bauch und schmatze laut. Bei Miko habe ich mich schon immer frei gefühlt, ich kann alles tun und lassen, was ich will.
>> Mal sehen, was du uns heute so zum Frühstück mitgebracht hast...<< geschickt löst er meinen Sammelbeutel von dem Gürtel, springt auf einen kleinen Felsvorsprung ausser meiner Reichweite und lugt hinein.
>>He! Gib das her!<< Er beachtet mich nicht weiter und schüttet sich grinsend den Inhalt auf die Hand. Ich hasse es, wenn Leute unerlaubt an meine Sachen gehen, auch bei Miko, obwohl er mein allerbester Freund ist.
>> Ach, komm, Sonea! Das sind doch nur..oh junge! Ich liebe diese Beeren!" Er schmeist sich eine in den Mund und wirft mir den Beutel wieder zu.
>> Jetzt hast du sie fast leer gemacht. Schäm dich!<< witzele ich und hänge den halb leeren Beutel wieder an meinen Gürtel. Er setzt einen bemitleidenswerten Hundeblick auf und springt wieder neben mich.
>>Also Mäusschen, was meinst du? Sollen wir heute ein gesundes Frühstück halten und den Truthahn verkaufen oder essen wir ihn selbst?<< Sehnsüchtig betrachtet er das tote Tier, das ich neben mich gelegt habe und schiebt sie noch eine Beere in den Mund.
>>Hmm....Wir verkaufen ihn!<< entscheide ich und muss über Mikos enttäuschten Gesichtsausdruck lachen. >>Wir können ja auf dem Weg was essen.<<
>>Okay Sonea, wenn du das so sagst...<< er zuckt mit den Schultern und isst gleich eine ganze Hand voll Beeren. Spielerisch knufft er mir in die Rippen, als er mein entsetztes Gesicht sieht.
>>Lass mir auch noch was übrig!<< mahne ich und will mir eine klauen.
>>Du hast deinen Beutel!<< flink zieht er die Hand weg und versteckt seinen Fang unter der Jacke. Gespielt beleidigt drehe ich den Kopf weg und er fährt fort: >> Aber denk daran, zum Sonnenuntergang muss ich wieder zu Hause sein. Ich muss in die Werkstadt.<< Manchmal vergesse ich, dass er noch zusätzlich bei einer Schreinerei arbeiten muss, um seine 7 köpfige Familie zu ernähren .Ich mit meinen 4 Köpfen habe es da um einiges leichter. Ich weiß, dass er lieber jagen würde, nehme aber an, dass er anstatt in die Schule zu gehen Möbel tischlert.
>>Jippie. << brummele ich sarkastisch und mache mich über meine Ration Beeren her. >>Ich muss ja auch in die Schule.<< stelle ich fest und richte mich ein wenig auf. >>Vielleicht sollten wir Aufteilen, einer jagt und...<<
>>..der andere stellt Fallen auf, dann sammlen wir zusammen? Gute Idee<< beendet er meinen Satz und ich knuffe ihn spielerisch in die Seite während ich über ihn grinsen muss. Er lächelt , stellt sich neben mich und nimmt den Truthahn.
>>Ich gehe Jagen und du stellst die Fallen auf, ok?<< ohne auf eine Antwort zu warten, kontrolliere ich noch einmal kauend meine Vorräte und springe gut gelaunt aus dem Flussbett.
>>Wir treffen uns in 2 Stunden wieder hier!<< ruft er mir nach, wartend auf mein Bestätigendes nicken und macht sich dann, mit Draht und einem Messer bewaffnet auf, um die tödlichen Fallen im Wald zu verteilen. Darin ist er echt gut, obwohl er sonst so ei sanfter Mensch ist, der mich immer zum lachen bringt. Ich zucke mit den Schultern, schiebe vorsichtig einen Dornenstrauch beiseite und schleiche mit federnd leichten Schritten über das feuchte Laub. Von Miko höre ich den ganzen Tag keine Spur- kein Wunder. Er bewegt sich geschmeidig und leise wie eine Raubkatze. Nach gefühlten 2 Stunden mache ich mich langsam wieder zurück auf den Weg zu unserem Treffpunkt. Die Schleuder gezückt und ein weiterer Truthahn und ein Hase über der Schulter schleiche ich mich durchs Dickicht. Wachsam lasse ich den Blick auf der Suche nach Wild immer und immer wieder die entlegendsten Winkel des Waldes durchkämmen, doch als ich mich bis auf ein paar Schritte Miko genähert habe, weiß ich, dass die Beute sich für heute wohl schon verkrochen hat. Miko klatscht in die Hände, setzt sein liebenswürdiges Sonnenschein Lächeln auf und nimmt mir den Truthahn ab.
>>Lecker! Das gibt ein gutes Essen heute Abend.<< stellt er zufrieden fest und gibt die Kräuter und Wurzeln hinzu, die er auf dem Weg noch hat mitgehen lassen. Ich muss lächeln. Bo wird sich freuen. Ich stelle mir schon vor, wie Mutter das essen zubereiten kann. Den Truthahn rupfen, das Fleisch anbraten und zusammen mit den Somi- Wurzeln, so nennen wir die knusprigen Sprossen, die nach Mais schmecken, mit einer Wildpilz Soße servieren. Die Somi- Wurzeln haben wir an einem nasse Herbsttag am Rande des Flussbettes gefunden, dass jetzt ausgetrocknet ist. Miko hatte mich überredet, sie mitzunehmen und obwohl ich anfangs aus Angst vor Gift dagegen war,vertraute ich ihm und nahm sie mit. Seitdem pflücken wir sie immer, wenn es sie gibt. Ich spüre, wie mir das Wasser im Mund zusammenläuft. Miko geht es bestimmt auch so. Schnell teile ich unsere Ausbeute und verstaue meinen Part sicher in meinem kleinen Lederbeutel, den Truthahn über der Schulter.
Miko greift sich den anderen. Den Hasen tauschten wir auf dem Markt bei der alten Nanna gegen eine große Orange, von der jeder eine Hälfte bekommt. Ich kann schon fast Vaters erfreutes Gesicht sehen, wenn er den frisch gepressten Orangensaft bekommt, während ich ihm wie immer ausführlich von der Jagd erzähle. Orangen sind selten in dieser Gegend. Als wir uns eng aneinander gedrückt an den Tresen von Wille's Ziegenstand setzen, einen Becher Ziegenmilch trinken und über Miko's Witze lachen, fühle ich mich rundum wohl. Ich bin sehr gerne bei ihm deswegen bin ich auch jedesmal traurig, wenn er weg muss. Zum Abschied nehme ich ihn lange in die Arme und lasse ihn nicht mehr los.
>> Ich krieg Probleme mit meinem Chef wenn ich nicht rechtzeitig zum Möbel zusammenflicken komme.<< flüstert er mir ins Ohr und ich löse mich unwillig.
>>Aber beeil dich, ok?<< frage ich.
>> Egal wie viel ich mich beeile, die Schicht wird immer gleich Lang sein!<< er lacht und geht davon. Dabei klaut er mir noch eine Hand voll Beeren.
>> Bis Morgen, Mäusschen!<<
>>Hey!<< beschwere ich mich und er wirft mir eine Kusshand zu. Ich fange sie grinsend auf und warte, bis er um die Nächste Ecke verschwunden ist. Kopfschüttelnd mache ich eine Bestandsaufnahme, strecke die Schultern und laufe an den trinkenden Gesetzeshütern, die hier in Waterloo nach dem Rechten sehen,wenn sie nicht gerade betrunken sind, vorbei. Leise verschwinde ich in den Wald und mache mich auf den weg zur Schule. Dazu muss ich den ganzen Wald durchqueren. Ich fröstele, reibe mir die Hände und schlängele mich auf federleichten Schritten durch das Gestrüpp. Refelexartig greife ich an meine Schleuder, als ich neben mir ein lautes knacken eines trockenen Zweiges höre.Ein Unvorsichtiges Tier!
denke ich und drehe mich ganz langsam um, um nichts aufzuscheuchen. Die Schleuder liegt Schussbereit in meiner Hand. Irgendetwas kam mir von Anfang an komisch vor. Das knacken wist nicht das Knacken, wenn ein Tier einen Zweig zerbricht, sondern es hört sich wie ein brechender Ast unter einem Schuh an. Sofort schärfen sich meine Sinne und ich höre mein Herz überdeutlich klopfen. Werde ich verfolgt? Alles Gleichzeitig versuche ich im AUge zu behalten als ich mich langsam um mich selbst drehe, erwarte die ganze ZEit das irgendjemand aus dem Gebüsch springt. Die Angst fließt als Gänsehaut meinen Rücken hinunter, doch das will ich nicht zeigen. Ist es ein Gesetzeshüter? Oder Schlimmer?
>>Wer ist da?<< Ich versuche, meine Stimme nicht alzu panisch anhören zu lassen, nicht so, wie ich mich gerade fühle. Jeder Faser meines Körpers signalisiert mir, wegzurennen, alsich kein weiteres Geräusch höre, aber eine Anwesenheit spüre und irgendwann folge ich meinen Instinkten. Langsam beginne ich, mich rückwärts über Wurzeln zu tasten, ein Stein Schussbereit in der Schleuder. Ich meine, noch ein weiteres knacken zu hören, noch näher an mir, doch da bin ich schon herumgewirbelt und renne schnell und flink aus dem Wald. Verfolgt es mich? Ich weiß es nicht. Jedenfalls ist es nicht mehr da, als ich aus dem Gebüsch breche, und vor mir die Schule sehe. Abgehetzt sehe ich nach hinten und vergewissere mich, ob hinter mir nicht irgendein Blutrünstiges Monster lauert, das mich fressen will. Während ich mich keuchend frage, was das war, laufe ich langsam und aufmerksam durch die dunkeln, stinkenden Flure der Schule. Ich weiß, dass es nicht normal war, das sagen mir meine SInne. Aber würde es mir jemadn glauben, wenn ich es erzählen würde? Würden sie mich als verrückt beeichnen und mich fragen, warum ich vor einem Tier im Gebüsch angst habe? Ich weiß es nicht. Aber Miko scheint mir der einzige, dem ich davon erzählen könnte. Von der Ungewöhnlichen Präsenz, die ich gespürt habe, von der Angst, die ich hatte. Ich beschließe, mir daheim die Worte zurechtzulegen und ihn morgen früh darauf anzusprechen.In meinem Klassenzimmer lasse ich mich auf meinem Stuhl neben Leese, meiner Sitznachbarin und Freundin, nieder. Eigentlich weiß ich nicht, ob wir Freundinnen sind. Wir reden nicht viel Miteinander, weil wir das beide als Sinnlos empfinden, aber wir haben die selben Interessen und sitzen eben Nebeneinander. Ich denke mir, dass man das als Freundschaft bezeichnen kann und habe es geschafft, mich von meinem Erlebnis abzulenken. Unwillig konzentriere ich mich auf die Schule.
Texte: Text ist natürlich von mir!
Tag der Veröffentlichung: 16.10.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Dieses Buch widme ich allen meinen fleißigen Lesern und meiner besten Freundi Franzi! Ich hab dich so lieb!