Ich bog um die Ecke, jetzt waren es nur noch knapp zwei Straßen bis zur Schlossallee Nummer 15. Meine beste Freundin Leana wohnte dort. Und da sie vor kurzem angekündigt hat, das sie mir mir ins Kino gehen wollte, befinde ich mich nun auf dem weg zu ihrem Haus.
Obwohl ich ganz und gar nicht ins Kino wollte, und erst recht nicht in diesen dämlichen Film: „Die Macht der Finsternis“ ging ich trotzdem mit. Ein bisschen Ablenkung könnte selbst mir nicht schaden, wo doch vor kurzem mein Freund Chip mit mir Schluss gemacht hat. So ein Vollidiot, er meinte ich bin nicht sein Typ und das Jungs Abwechslung im Leben brauchen... Nun ja, für diese Worte habe ich ihm meine brandneue schwarze Prada Handtasche die ich mir von meinem ersparten gekauft habe,in die Kronjuwelen gehauen. Aber keine Angst, der Tasche geht es gut! Ich hab Chip dann einfach auf dem Boden liegen gelassen und bin gegangen, der perfekte dramatische Abgang. So in meine Gedanken versunken, bemerkte ich den Fußgänger nicht der auf mich zu kam und RUMMS, knallten wir voll gegeneinander.
Hastig blickte ich auf um mich zu entschuldigen:„oh sorry tut mir total leid“.
Moment mal das Gesicht kannte ich doch.
„Macht nichts, ich hab dich doch auch nicht gesehen Sari“
Jetzt fiel es mir wieder ein, das war Enya, sie ging auf Leanas und meine Schule und war in unserer Parallelklasse.
„Hi Enya, nochmals Entschuldigung, wie geht’s dir denn so?“ „Ganz gut, ich lauf nur ein bisschen spazieren.“
Ich schaute auf meine Armbanduhr, Mist schon so spät? Wenn ich noch ins Kino wollte musste ich mich schicken.
„Du... ich muss los: Kino, hab noch viel Spaß beim laufen!“
Bevor Enya antworten konnte rannte ich los. Jetzt aber schnell, Leana war bestimmt schon sauer, weil ich so spät dran war.
Ich hatte recht, sie stand bereits an der Haustür und klackerte ungeduldig mit ihren Gelben Sandalen auf die Straße. „Sag bloß du bist auch endlich mal da... Jetzt aber hopp hopp sonst kommen wir wirklich noch zu spät!“
Trotz meiner 'Unpünktlichkeit' kamen wir rechtzeitig an und 5 Minuten später saßen wir auf unseren Sitzplätzen und hatten schon fast das ganze Popcorn bzw. die haufen Taccos aufgegessen, weil die Werbung so lange dauerte. Als der Film endlich anfing wurde Leana ganz zappelig, kein wunder die halbe Welt war verrückt auf diesen Film, mit Ausnahme von mir. Ich sagte immer zu ihr,das an dem angeblichen Kinohit doch nicht besonderes sei bis auf den Namen. Das sagte ich auch diesmal, als sie an einer langweiligen, für sie spannenden Szene aufschrie.
„Mal ehrlich, der Film ist doch total einfallslos Leana“
„finde ich nicht“ sagte diese leicht beleidigt, dann fügte sie noch hinzu:
“Komm schon, eine Szene musst du doch spannend finden?“
"Ach ja, die Szene, als der Hausmeister den Gärtner umbringt, fand ich gut", antwortete ich sarkastisch.
„Hä“, meinte Leana, „die Szene gibt’s doch gar nicht, oder?!“
Ich verdrehte die Augen und sagte, „das war ja auch ironisch gemeint!“.
Doch sie hörte mir schon gar nicht mehr zu, denn sie hatte sich bereits wieder der Kinoleinwand zugewandt.
Nach dem Film beschlossen wir, uns ein Eis zu kaufen und danach noch ein bisschen shoppen zu gehen. Ich bin schon oft mit Leana durch die Stadt gebummelt, wir hatten uns Unterhalten und gelacht und über Jungs geredet (wohl besser über Vollidioten). Doch diesmal war es anders, sie redete kein einziges Wort und hatte so ein komisches Funkeln in den Augen, bei dem mir, immer wenn ich sie anschaute, ein eiskalter Schatten über den Rücken lief und das will schon was heißen.
Ich meine: Wer hat den bitte Angst vor seiner besten Freundin? Niemand. Ist ja auch lächerlich. Aber ein bisschen mulmig war mir schon.
Also sagte ich ganz ruhig: „Leana?“
Da drehte sie langsam den Kopf zu mir um. Mir schauderte. Um mich abzulenken, warf ich meinen Blick in das nächstbeste Schaufenster und erschrak: mit einem mal stand Angst in meinem Gesicht. Plötzlich gongte die Kirchenuhr und ich musste feststellen, das es bereits 6 Uhr war. Es läutete erneut und Leana zuckte zusammen, was mich sichtlich wunderte, da sie bei meiner Stimme und dem Straßenlärm keinen Muskel gerührt hatte.
Sie schaute sich verwundert um und als ihr Blick auf mich traf, fragte sie verwirrt:“War was?“
Ich schaute sie nachdenklich an und Antwortete „Nein...“!
Eigentlich sollte Leana bei mir übernachten aber jetzt wo ich mir es recht überlege, fragte ich mich, ob das so eine gute Idee war.
Doch ich ließ mich von meinen Gefühlen nicht unterbuttern und fragte: „Wollen wir heute Abend noch einen Film gucken?“ "Noch einen, sind wir nicht grade raus aus dem Kino", fragte sie und starrte mich mit hoch gezogenen Augenbrauen an.
„Nee, ich bin dafür, das wir uns auf die Couch kuscheln und uns noch ein paar Zeitschriften anschauen, hast du noch die eine mit dem Freundschaftstest?", blickte sie mich fragend an.
„Moment mal“, warf ich ein „da darf ich doch wohl noch mitbestimmen, aber du hast recht, ich denk, das machen wir!“ "du kannst denken?“ antwortete Leana. Ich schaute sie an, wie ein Lehrer, der mit seinem Schüler unzufrieden war. Es vergingen ein paar Sekunden, dann prusteten wir beide los, so das sich ein paar vorüberlaufende Passanten verwundert umdrehten.
Leana wollte sich entschuldigen, aber alles, was heraus kam, war ein schallendes, herzhaftes Lachen, worauf uns alle nur noch mehr anschauten. Und der komische Gesichtsausdruck in Leanas Augen war verschwunden.
Als wir schließlich - immer noch leicht kichernd – zuhause ankamen, empfing mich sogleich mein kleiner, siebenjähriger, nerviger Bruder Leon mit folgenden Worten: „Oh, ihr seid es. Ich habe gedacht, es wäre Laurenz“, meinte er leicht enttäuscht.
„Ebenfalls hallo, antwortete ich. Ach und übrigens, dein bester Freund müsste bald hier sein, der ist vorhin an uns vorbei geradelt“.
Das war natürlich gelogen, soweit ich weiß kann Laurenz nicht einmal Fahrrad fahren. Aber wie es ausschaut wusste Leon das und so streckte er mir die Zunge raus und brüllte, sodass man es mindestens noch in fünf Kilometern hören konnte, „Mom, Sari und Leana sind da!“. Ich stöhnte und zerrte Leana in Richtung Zimmer, da steckte meine Mutter auch schon den Kopf aus der Tür und sagte: „Hi, ihr zwei, könnt ihr nicht noch schnell den Biomüll raus bringen?“ Ich verdrehte die Augen, denn genau das wollte ich vermeiden.
„Du, ähm, naja... ich muss ganz dringend aufs Klo und Fremde den Müll raus bringen zu lassen ist sehr unhöflich... Ich schlage vor das macht Leon“ sagte ich mit einem leicht angedeutetem Dackelblick und rannte dann stürmisch in Richtung „Toilette“ davon, Leana hinterher.
Hatte ich vorhin wirklich gedacht, das diese Übernachtung nicht wird? Das nehme ich zurück, den es war der Hammer: wir haben die ganze – besser gesagt, nur die halbe – Nacht durch gequatscht, bis Leana irgendwann sagte, „ich finde das toll, jetzt können wir die ganze Nacht durch reden“.
Ich überlegte kurz, und flüsterte: „Ganz schön schwierig zur Zeit, Liebe, Schule und Freundschaft unter einen Hut zu kriegen, oder?!“ - STILLE - „Leana“? Als Antwort hörte ich ein lautes schnarchen.
„Von wegen, die ganze Nacht durch labern, typisch“, murmelte ich. Aber es war auch irgendwie gut so, denn jetzt über chip reden wollte ich auf keinen fall. Ich dachte noch ein bisschen über dies, das und jenes nach, doch letztendlich fielen mir dann doch die Augen zu.
Am nächsten morgen weckte mich meine Mom mit folgenden Worten: „Sari...Sari...SARI, aufstehen! Ich stöhnte: „noch fünf Minuten.“
„Jaja, das nächste mal sind es zehn, dann zwanzig und irgendwann wird eine ganze Stunde daraus“, schimpfte meine Mutter.
Ich wiederholte: „Bitte Mom, nur fünf Minuten oder wenigstens, bis Leana wach ist“.
„Leana sitzt bereits munter am Küchentisch“, murrte meine Mutter. Ein paar Minuten später knallte meine Zimmertür und man hörte sie die Treppe hochgehen. Ich schloss die Augen und gähnte, ich hasse es, wenn ich nicht ausschlafen kann
dachte ich mir. Aber wie immer musste ich mich aus dem Bett quälen. Das hat dann aber noch einige Minuten gedauert, denn mein Körper weigerte sich – wie immer – das Bett zu verlassen. Als ich dann endlich fertig war, schlurfte ich die Wendeltreppe runter und blickte auf die Uhr.
Ich schrie auf:“WAS? Schon zehn vor Acht?" Ist den wirklich so viel Zeit vergangen?
"Wie soll ich es denn jetzt noch in die Schule schaffen?“
Leana die vorne an der Tür auf mich wartete grinste breit und sagte: „Wer nicht nicht kommt zur rechten Zeit, der muss sehen was übrig bleibt!“
Ich stöhnte: „Bitte verschone mich mit deinen Gedichten.“
Leana formte den Mund zu einem Schmollmund. Ich unterdrückte ein Lachen, worauf sie nur meinte: „komm schon, ein bisschen joggen tut selbst dir gut.“
Ich verzog das Gesicht und schnaufte: „na dann mal los.“
Schnell schlüpfte ich in meine Turnschuhe, die vorne am Schuhregal lehnten. Als nächstes Schnappte ich mir meine neue Schultasche, hängte sie mir um die Schulter, öffnete die Haustür und rannte los. Auch wenn ich langsam Seitenstechen bekam, lief ich weiter. Ich wusste genau welche Lehrerin wir in der ersten stunde hatten und ich wusste auch das die es gar nicht gern hatte wenn man nicht pünktlich kam.
Doch trotz unserer Rennerei kamen wir dennoch fünf Minuten zu spät. Mrs. Feigerer unsere Klassenlehrerin empfing uns mit wütenden Blicken und Deutete nur auf auf unserer Sitzplätze. Wir murmelten noch schnell eine Entschuldigung und setzen uns schweigend. Puh, das lief nochmal gut oder? Ich spürte die Blicke der gesamten Klasse auf mir ruhen und wurde prompt rot, worauf viele nur schwer ein Kichern unterdrücken konnten. Johanna und Emma, die beiden größten Zicken grinsten am meisten als ginge es darum einen Wettbewerb zu gewinnen. Ich schaute sie feindselig an und dachte wenn Blicke töten könnten würdet ihr Blöden Kühe schon gar nicht mehr hier sitzen...
Ansonsten lief der restliche Tag recht gut, vor allen weil ich in Geschichte eine eins rausbekommen habe. Ich jubelte weil Frau Mirkel (unsere Geschichtslehrerin) sagte das ich die beste Arbeit habe: eine eins mit voller Punktzahl.
Plötzlich meldete sich Emma: „Warum habe ich nicht die beste Arbeit, ich habe auch volle Punktzahl?“ „Wer lesen kann ist klar im Vorteil“ weissagte Frau Mirkel. Ich genoss es das Emma an die Tafel blickte und rot anlief, als sie bemerkte das sie sich um ,5 Punkte verrechnet hatte. „Mist“ fluchte sie daraufhin laut, um sich dann schnell den Mund zu zuhalten und entschuldigend zu blicken.
Nun war es an mir zu grinsen. Ich schaute noch einmal glücklich meine eins an, fragte, Was hast du, und wandte mich zu Leana um. Ich erschrak, auf Leanas Ex prangte oben in der Ecke eine große, rote 5. Ich hörte ein Stöhnen. Mitleidig sah ich sie an. Eine einzelne Träne rollte an ihrer Nase entlang und landete auf ihrer Hand. Ich streichelte ihren Arm, ihm trösten war ich nicht sehr gut, ich machte das lieber auf eine Brutale Art und weiße. Plötzlich stand Leana auf und verließ mit schnellen Schritten das Klassenzimmer. Ich nahm ihre Ex und zählte noch einmal alle Punkte durch, das Leana eine 5 hatte konnte ich nämlich einfach nicht glauben. Und tatsächlich fand ich noch einen Punkt der nicht mitgewertet wurde.Zweifelnd ging ich den Notenschlüssel durch und grinste. Frau Mirkel seufzte und meinte nur: Sari, du bist ihre beste Freundin, Bitte bring sie wieder zu Vernunft“!
Ich verdrehte die Augen „Typisch Amateure“. Aber na gut, was sein muss muss sein! Also ging ich schweren Schrittes hinaus wo Leana Niedergeschlagen am Fensterbrett lehnte. Bei ihr war es so: Sie mochte keine lügen, d.h. Mann kann sie auch nicht mit den Worten „Macht doch nichts“ trösten, denn eine 5, das ist ja wohl mehr als schlimm. Doch zum Glück hatte ich mir ihre EX genau durchgelesen, deshalb packte ich sie an den Schultern, und rüttelte sie so lange, bis sie schließlich traurig anblickte.
„Du haust deine 4 bestimmt wieder raus, sagte ich energisch zu ihr.
„Sprich mir nach: „Ich haue diese 4 wieder raus!“
„Ich haue meine 4 wieder raus“ sagte Leana traurig. Plötzlich stutze sie: "Moment mal, ich habe doch eine 5!" "Nein eine 4, Frau Mirkel hat sich verzählt", frohlockte ich.
Ein Hoffnungsschimmer funkte in ihren Augen auf. Sie schnappte sich ihre Probe und rannte hektisch ins Klassenzimmer. Zufrieden sah ich ihr hinterher. Ich habe mein bestes getan oder sollte ich besser sagen, die Tat ist vollbracht.
Nie Urlaub – von wegen
Schließlich, nach der Schule ,verabschiedeten Leana und ich uns vor meiner Haustür, da wir ja sowie so den gleichen Heimweg hatten und sie nur 3 Straßen entfernt wohnt. Klar sie musste einen Klitzekleinen Umweg machen, aber da wir gute wenn nicht sogar beste Freundinnen waren, nahm sie diesen Umweg gerne auf sich. Doch kaum hatte ich aufgeschlossen, überfiel mich meine Mutter. Alles ging so schnell, das ich kaum reagieren konnte und ehe ich mich versah, saß ich auf einem Küchenstuhl mit meiner aufgeregten mom gegenüber. „Ich habe großartige Neuigkeiten“, fing sie hektisch an. „ Ich weiß, du wirst es nicht glauben, aber es ist ja so fantastisch“! „MUM“ unterbrach ich sie,irgendetwas an ihrem Tonfall war seltsam „könntest du bitte mal zur Sache kommen“! „okay, okay, versuchte meine Mutter sich zu beruhigen „Stell dir vor, wir – sie holte noch einmal tief Luft – und rief: Fliegen nach New York!!! Ich starrte meine Mutter fassungslos an und stammelte: Sicher, das ist keine Lüge ? Doch schon bevor ich zu ende gesprochen hatte, wusste ich, dass sie keinesfalls gelogen hat. Dazu schaute meine Mutter einfach zu glücklich. Ich sah sie fröhlich an und dann jubelte ich los. Als ich dann mit einem riesigen Glücksgefühl die Wendeltreppe zu meinem Zimmer hochging, hörte ich meine Mutter vergnügt. „Ich war noch niemals in New York“ singen. Doch als ich oben angekommen bin und mich auf meine Bunt gestreiftes Sofa fallen lies, verschwand das Glücksgefühl so schnell wie es gekommen war. Einen Moment lang überlegte ich mir, das das doch eigentlich gar nicht sein?! Gestern noch hatte ich meine Eltern in der Küche streiten gehört, wegen einem Brief der gekommen war. Ich schätze mal es war eine Rechnung, sonst währen in ihrem Gespräch wohl kaum die Wörter Geld und Probleme gefallen... und heute bekomme ich gesagt, das wir nach New York fliegen?! Wie kann das sein? Ich ging hinüber zu meinem Schreibtisch der genau unter dem Breitem Fenster stand und schaute hinaus. Meine Gedanken wanderten zu dem Moment nach dem Kino, wo Leana so komisch war. Und ich dachte mir, dass ich wohl nicht die Einzige war, die ein Geheimnis hatte.
Zum Glück war ja endlich Wochenende bzw. Freitag und so hatte ich ja noch 2 Tage zeit meine Mutter auszuquetschen. Auch wenn sie versuchte es zu verbergen hatte ich trotzdem das Gefühl das sie mir bei jeder Gelegenheit aus dem Weg ging. Doch ewig ausweichen konnte sie mir nicht, irgendwann würde der Moment kommen wo ich sie zur Rede stellen würde. (wie man das so schön dramatisch ausdrückt) Der Tag verging wie im Flug und als ich abends ins Bett fiel, wusste ich immer noch nicht mehr wie Tagsüber. Na ja, erst mal drüber schlafen. In der Nacht träumte ich “seltsamerweise“ von New York, besser gesagt von unserem Hotel in dem wir wohnten. Die Zimmer waren klein und ähnelten einem Affengehege, überall standen Bäume und wir sollten auf Hängematten schlafen. Anscheinend waren meine Eltern Affen oder so etwas... Das bewies sich dann auch, als meine Mutter aufgeregt durchs Zimmer hüpfte und anscheinend versuchte einen unseren tierischen Vorfahren nachzumachen.
Das sah schon echt affig aus. Doch Plötzlich blieb sie stehen und schaute mich dumm an, daraus wurde ich einfach nicht schlau. Auf einmal hörte ich eine Stimme (oder war ein Grunzen?). Tja, jedenfalls klang es wie: aufstehen, es wurde immer Lauter, es dröhnte in meinen Ohren.Dann flog urplötzlich eine Banane auf mich zu und ich wachte auf.
Mein Mutter stand besorgt über mir und fragte mit bekümmerter Stimme: „Alles in Ordnung mein Schatz, hattest du einen Albtraum?“ Auffordernd stöhnte ich: „Nein, nicht direkt, ich hab von New York geträumt.“ Mama erstarrte zu Stein, dann stand sie abrupt auf und sagte mit grimmiger Stimme: „beeile dich bitte, ich mach Frühstück !“ Ich seufzte, so ging das schon die letzten paar Tage... dann fange ich sie eben beim Essen ab.Gemächlich zog ich mich an und ging die Treppe hinunter. Als ich in die Küche kam sah meine Mutter nicht von ihrer Zeitung auf doch ich wusste dass sie mich aus den Augenwinkeln beobachtete. Das merkte man erstens daran das sie ihre Augen kaum bewegte und zweitens hielt sie die Zeitung verkehrt herum. Das schien sie nun auch zu bemerken, jedenfalls legte sie die Zeitung weg und entschied sich ganz einfach für die Art und Weise mich zu ignorieren. „Ach, das bekomme ich schon wieder hin“ dachte ich mir. . Ruhig setzte ich mich an den Küchentisch, nahm mir ein Toastbrot aus dem Korb auf dem Tisch und bestrich es mit Pfirsichmarmelade, während ich meine Mutter aufmerksam Beobachtete. „Mom“ fing ich an doch weiter kam ich nicht, denn sie stand sofort auf, ging mit schnellen Schritten und den Worten , ich muss aufs Klo, hinaus. Als sie dann wieder herein kam, sich auf den Stuhl setzte und mich schon wieder ignorierte, platzte mir der Kragen. Nein, das machte sie nicht mit mir. „Mom“, brüllte ich, worauf sie erschrocken hoch blickte. „Jetzt tu nicht so als wüsstest du nicht das ich nicht weiß, dass wir erst wesentliche Geldprobleme hatten, weißt du?“ Ich stockte der Satz klang komisch. Dabei musste ich an meine Deutschlehrerin denken die immer meinte Word Wiederholungen seien „Inkorrekt„ (Sie drückte sich immer so gewählt aus).
Stopp Sari, nicht vom Thema ablenken ermahnte ich mich. Erneut blickte ich zu meiner Mutter auf, erstaunt stellte ich fest das sie nicht beschämt sondern traurig aussah. Bestürzt blickte ich zu Boden, das hatte ich nicht gewollt. „Also...“ hörte ich meine Mom sagen. Neugierig blickte ich auf. „letztens...also ich meine...“ fuhr sie fort „Ach ich mache es kurz, dein Vater wurde gefeuert!“ „Und von dem Restlichen Geld fliegen wir nach New York!“ Beendete sie ihr Geständnis.
Plötzlich streckte Leon seinen Kopf aus dem Kinderzimmer und brummte: „Ich find's ja super, dass ihr euch so schön 'unterhalten' könnt, aber es gibt hier auch Leute die nach Zehn Uhr noch schlafen wollen!“ Und dann schrien drei auf einmal: Ich weil ich sauer war, dass meine Eltern mich belogen hatte, Leon weil er nicht ausschlafen konnte und Mom, weil sie versuchte uns beide wieder ruhig zu stimmen. Das alles wurde mir zu viel, wütend stampfte ich in mein Zimmer und schlug so laut die Tür hinter mir zu, dass es im Haus laut hallte. Aufgebracht warf ich mich aufs Bett und fing das heulen an. Was hatte meine Familie vor... mich so lange anlügen, bis ich es von alleine herausfinde ?!? „das ist doch voll gemein“ schluchzte ich, nie wieder Shoppen gehen und das bloß weil mein Dad keine Arbeit mehr hat!
Leise klopfte es an der Tür. „Darf ich reinkommen“ flüsterte meine Mom. Laut heulte ich auf, das war das Zeichen für sie zu verschwinden, weil sie genau wusste das ich jetzt eine dieser Pubertären Phasen durchmache oder so. Überraschend klingelte es an der Hausür. Ruck Zuck rannte ich los, hoffentlich war es Leana, ich brauchte jetzt jemanden zu ausreden. Im Nu war ich unten, schubste meinen kleinen Bruder beiseite und riss die Tür auf.
Texte: Leonie Schilling
Bildmaterialien: Leonie Schilling
Tag der Veröffentlichung: 12.09.2012
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