Ein gellender Schrei weckte mich aus meinem Traum. Zum Glück. Gerade hatte eine Riesenschlange versucht mich aufzufressen. Während ich auf die Uhr schaute und bemerkte, dass es schon fast 7 Uhr war, fragte ich mich was meine Brüder wieder angestellt hatten – Ich hatte 6 große Brüder, davon waren zwei Zwillinge und der totale Horror, wenn man keinen Humor hatte. Ich selbst hieß Ginny Brown und war das einzige Mädchen in meiner Familie – abgesehen von meiner Mutter natürlich. Wir alle, das heißt Phil, Sam, Christoph, Damian, Thomas und Ben, Mum, Dad und ich, wohnten in einem großen Haus in der Rosenstraße 7. Socke, mein Golden Retriver Hund, hob ruckartig den Kopf und bellte. Ich hatte ich zu meinem 11. Geburtstag bekommen, nachdem Ben und Thomas mein Meerschweinchen in die Badewanne gesetzt hatten um zu schauen, ob es schwimmen kann. Konnte es nicht. Ich versuchte Socke zu beruhigen – was leider unmöglich war – und zog mich an. Heute war der schrecklichste Tag im Jahr, der erste Schultag nach den langen Sommerferien. Da ich aufs Gymnasium ging und jetzt in die 8. Klasse kam, waren die ehemaligen Klassen neu zusammengewürfelt worden. Ob das gut war, wusste ich noch nicht. Als ich in die Küche kam, die im ersten Stock direkt neben dem Wohn- sowie neben dem Schlafzimmer meiner Eltern lag, herrschte schon reges Treiben. Mum schrie noch immer Thomas und Ben an, die, wie ich jetzt mit unterdrücktem Lachen sah, eine Spinne aufs Essen gelegt hatten, die verdammt echt aussah. Sam und Dad diskutierten lautstark über Politik, Phil quatschte ununterbrochen vor sich hin, anscheinend bemerkte er nicht dass ihm keiner zuhörte und Damian und Christoph lachten lauthals über unseren Papagei, der versuchte sich ein Stück Brot zu klauen. „Morgen, Ginny“, begrüßte mich Damian, als er mich zur Tür reinkommen sah. Ich setzte mich zu ihm an den Tisch. „Morgen“, seufzte ich. Damian und Christoph grinsten. „Was ist los, keine Lust auf Schule?“ Alle meine Brüder gingen auf das gleiche Gymnasium wie ich, mit Ausnahme von Phil, der schon studierte. „Doch und wie. Ich meine warum denn auch nicht?“ sagte ich sarkastisch. Thomas und Ben erreichten unseren Tisch. „Wir wissen zufällig wer in deiner Klasse ist. Jaron Justice.“ Erwartungsvoll schauten die Zwillinge mich an. Christoph und Damian riefen gleichzeitig „Oh nein!“ und der Rest meiner Familie wurde plötzlich ganz Still. Das einzige was man noch hören konnte, war das Bellen von Socke der endlich aus meinem Zimmer wollte. „Wer ist dieser Jaron?“ fragte ich gerade raus. „Er ist ein netter normaler Junge“, sagte Mum verärgert. „Und jetzt hetzt Ginny nicht auf einen Jungen, den sie nicht einmal kennt.“ Ich achtete nicht aus sie. „Wer ist er jetzt?“ Fragend sah ich in die belustigten Gesichter meiner Brüder. Es war Thomas, der mir als erstes antwortete. „Er ist so ein geheimnisvoll tuender Typ, der gerade erst hierher gezogen ist. Er kommt aus New York oder Los Angeles oder so. Und er ist ein ziemlicher Angeber.“ „Eigentlich ist er ganz in Ordnung, Ginny“, räumte Damian ein. „Er ist nur ein bisschen…anders.“ Anscheinend war dieser auch Jaron ziemlich auffallend. Da in der nächsten halben Stunde nicht mehr aus meiner Familie auszuquetschen war, musste ich mich mit dieser Information zufrieden geben.
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Da der erste Schultag nach den Ferien war, wurden wir zur Schule gefahren, was bei unserer großen Familie auch ein großes Problem war. Mein Vater fuhr den großen Mercedes, indem Phil, der in der Nähe unserer Schule Architektur studierte, und die Zwillinge mitfuhren – Mum wollte, dass sie im geordneten Auto waren. In Sams Auto, einem kleinen und etwas älterem Golf, fuhren Christoph, Damian und ich mit. Mum arbeiteten als Lehrerin in der Grundschule zwei Straßen entfernt von unserem Haus, sie brauchte daher kein Auto. In der Schule angekommen, wurde ich heftig begrüßt. Meine beste Freundin Julia kam auf mich zugerannt, kaum dass ich ausgestiegen war. „Oh, Ginny, ich hab dich so vermisst. – Ja, wir hatten uns ganze drei Tage nicht gesehen! – Wie geht’s dir Süße? Wir sind in einer Klasse, ich hab nachgeschaut. Und du glaubst es nicht, Jaron Justice ist in unserer Klasse!“ Anscheinend wussten alle, wer Jaron war. Alle außer mir. „Hi, Damian, Chris. Wie steht’s, alles klar?“ Julia war Einzelkind und, obwohl sie es nicht sagte, beneidete sie mich zutiefst um meine vielen Brüder. „Hey Julia, ich dich auch. Sag mal woher kennst du eigentlich diesen Jaron?“ Während Christoph und Sam schon langsam in Richtung Schulgebäude gingen, natürlich nicht ohne sich vorher verabschiedet zu haben und uns Glück zu wünschen, blieb Damian noch am Wagen stehen. Ich sah unauffällig über die Schulter und folgte damit seinem Blick. Ich musste grinsen. Anscheinend hatte er es auf Kate abgesehen. Sie war eine Klasse über mir – also eine unter Damian – und sehr hübsch. Die beiden würden sicher ein tolles Paar abgeben. Da ich Kate vom Reiten her kannte, beschloss ich, sie mal auf Damian anzusprechen und hoffte, es nicht gleich zu vergessen. „…bin jetzt mit ihm zusammen, ist das nicht super? Ginny, hörst du mir überhaupt zu?“ Natürlich hatte ich ihr nicht zugehört. „Wa – Oh ja, klar. Also du bist mit wem zusammen?“ „Na, mit ihm. Jaron, Jaron Justice. Oh, schau da ist er. Soll ich mal hingehen? Ich meine, ist das nicht zu auffällig…?“ In diesem Moment sah ich ihn zum ersten Mal. Er hatte ein hübsches schmales Gesicht, dunkle Haare und eisblaue Augen. Er sah unglaublich gut aus. Ein schlankes Mädchen mit blondem glattem Haar rannte auf ihn zu und umarmte ihn. Ein Blick neben mich sagte mir, dass es Julia war. Richtig eifersüchtig auf Julia war ich noch nie gewesen. Klar, sie war sehr hübsch, mit der gebräunten Haut und den Schokoladenfarbenen Augen. Ganz im Gegensatz zu mir. Ich war der Durchschnitt. Braunes langes Haar, das sich nicht entscheiden konnte, ob es glatt oder lockig sein wollte, ein schmales Gesicht und matschfarbene Augen, weder grün noch braun. Langsam kam ich zu dem wundervollem Paar rüber. „Jaron, das ist Ginny Brown. Ginny, das ist – " „Jaron Justice“, vollendete er ihren Satz und schaute mich mit unergründlicher Miene an. Vielleicht war es eine Mischung aus Neugierde und Überraschung. Von einer Sekunde auf die nächste fühlte ich mich unerwünscht. „Hi“, sagte ich unsicher. „Ich lass euch dann mal allein und geh schon mal zum Klassenzimmer.“ Ich fühlte mich unbehaglich, als ich ganz allein durchs Schulhaus lief. Normalerweise waren Julia und ich am ersten Tag immer zusammen zum Klassenzimmer gegangen, schon seit der Grundschule. Ich seufzte und versuchte mir einzureden, dass das normal sei, wenn man älter wird. Ich öffnete die Tür und stellte mit einem Blick fest, dass nur noch ein Platz für mich infrage kam. Frei war noch eine Bank, aber ich wollte unabhängig sein und Julia nicht dazu verpflichten, sich neben mich zu setzen, sowie ein Platz neben Carolin, die mich absolut nicht leiden konnte, und ein Platz zwischen Kai Hofer und Maximilian Wiederherr. Ich konnte die Beiden eigentlich ganz gut leiden, war allerdings noch nie richtig mit ihnen ins Gespräch gekommen. „Hallo, Maxi, hi Kai. Darf ich mich setzen?“ „Ginny, hey, ich hab dich gar nicht gesehen“ Na was für eine Überraschung. „Klar darfst du dich setzen, komm her. Wie waren deine Ferien?“ Max war ein bisschen lebhafter als Kai und übernahm gern den Großteil eines Gesprächs. „Gut und eure?“ Zu meiner Überraschung antwortete mir Kai. „Super, nur leider viel zu kurz.“ Ich konnte mich gerade so beherrschen, nicht laut loszulachen. Kais Stimme schlug Saltos während er sprach, er war ganz klar in einem schlimmen Stimmbruch. Hinter mir ertönte der tiefe Bass von Raffael. „Ginny, was gibt’s Neues?“ Ich war erstaunt. Ich wusste nicht was los war, plötzlich war ich von Leuten umgeben, die mich ansprachen, sich nach mir erkundigten. Es gefiel mir. „Meine Zahnspange ist endlich draußen, aber sonst…Nein, sonst gibst nichts Neues. Und bei euch?“ Diese Fragte wurde heute nicht mehr beantwortet, denn in diesem Moment kamen unsere neuen Klassenlehrer ins Zimmer. Frau Zimmerer und Herr Doktor Sonnabend. Ich hatte von Ben und Thomas gehört, dass Herr Doktor Sonnabend äußerst wütend werden konnte, wenn man das Doktor vergaß.
Texte: Hey,
Ich hab dieses Buch jetzt angefangen un möchte wissen ob ich weiterschreiben soll, also nicht vergessen - Kommentieren!
Vielen Dank
Tag der Veröffentlichung: 08.10.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
An meine Familie und Freunde, die mich immer wieder aufrichten und trösten.