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Tag 1

Liebes Tagebuch:

Heute spürte ich wieder ihre Blicke auf mir. Wie sie jeden meiner Schritte verfolgten, jede kleinste Bewegung. Ich wusste das ich mich jetzt nicht umdrehen durfte, nicht in seine Augen sehen durfte, doch kein Verlangen war stärker als genau dies zu tun. Ich schien es zu brauchen wie die Luft zum Atmen. Doch mein Blick blieb starr, so stand es im Vertrag. Die Sekunden fühlten sich wie Stunden an und schon lange konnte ich dem Interview nicht mehr folgen. Hin und wieder lachte ich und machte witzige Kommentare, so wie es von mir erwartet wurde, doch ich konnte nur an ihn denken. Ich hörte seine Stimme, sein Lachen und es schmerzte nur noch mehr. James sah mich kurz besorgt an. Er schien immer zu wissen, wenn es mir nicht gut ging. Aber ich nickte nur und lächelte schwach. Sein Blick ruhte noch immer auf mir und er legte mir den Arm um die Schulter. Es hatte etwas tröstendes, natürlich er war einer meiner besten Freunde, aber es war nicht das selbe. Nur schwerlich konnte ich mich wieder auf das Gespräch konzentrieren.

„Jared, dir liegen die Fans zu Füßen. Da ist ja ein kleiner Flirt hin und wieder schon einmal drinnen...“ Der Stich traf genau ins Herz. Es schmerzte. Als sein Lachen ertönte, war es als würde mein Herz zerspringen. Natürlich spielte auch er nur und auch für ihn war es verdammt hart...doch in solchen Momenten fiel es mir einfach schwer es zu glauben.

Ich kann mich noch genau an unsere erste Begegnung erinnern, als wäre es gestern gewesen. Seine wunderschönen Augen waren mir sofort aufgefallen. Und ich wusste einfach. Er war der eine, der Richtige. Und an diesem Gefühl hatte sich im Laufe der Zeit nichts geändert, nein es war wie am ersten Tag. Als ich Jared, den Mann meiner Träume erblickt hatte.

-Benjamin x

Tag 2

Liebes Tagebuch:

Wie in Stein hat sich die Szene von letzer Nacht in meinen Verstand gemeißelt. Ich starrte an die Decke. Schon seit einer gefühlten Ewigkeit lag ich wach in meinem Bett, hörte die fernen Sirenen und das Bellen eines Hundes. Mit einem Seufzer wälzte ich mich auf die andere Seite und zog die Decke bis zu meinem Kinn hoch. Es war kalt, einsam und ich sehnte mich nach ihm. Wie in jeder Nacht. Ich hasste es zu leugnen. Meine Gefühle und meine Liebe einfach zu verstecken, doch beide wollten wir unsere Karriere nicht aufgeben und deshalb hieß es durchhalten...egal wie schwer es war. Ich hörte ein leises Klopfen an der Tür und setzte mich im Bett auf. „Ja?“ Flüsterte ich.

Ein schwacher Lichtstrahl traf mich, als Jared eintrat. Seine Augen waren gerötet und seine Lippen schienen zu beben. Sofort streckte ich die Arme aus und mein Herz klopfte schmerzend. Einerseits weil der Mann den ich liebte vor mir stand und andererseits weil mich dieser Anblick langsam tötete. Ich wollte nicht das man ihm wehtat.

Jared schloss die Tür und tapste zum Bett. Er kniete sich aufs Bett und schlang die Arme um mich. Ich drückte ihn an mich und strich ihm über den Rücken. Sein Gesicht hatte er an meiner Brust vergraben und ich spürte wie immer mehr Tränen mein T-Shirt durchnässten. Ich summte leise und fuhr ihm durch die Locken um ihn zu beruhigen, doch er bebte nach wie vor. Mit Tränen in den Augen löste ich ihn von mir, drückte ich ihm einen Kuss auf die Stirn und legte mich aufs Bett. Schnell zog ich ihn an mich und deckte uns beide zu. Wieder schlang ich die Arme um ihn und legte mein Kinn auf seinen Scheitel. „Alles wird gut.“ Murmelte ich leise und drückte ihn noch fester an mich. Eine Träne tropfte auf seine dichten hellen Locken. Ich glaube doch selbst nicht das alles gut werden würde...doch allein um Jared glücklich zu sehen und Hoffnung zu geben, versuchte ich es mir immer wieder einzureden. Er sah zu mir auf. Traurig glitzernden hellblaue Augen sahen zu mir hoch, bevor er sein Gesicht wieder an meine Brust presste. Seine Stimme war rau und gedämpft. „Ich kann das nicht mehr Benjamin.“

„Ich weiß.“ Flüsterte ich, mit einem dicken Kloß in deiner Kehle. Es war für uns beide schwer. Die Liebe zur Musik oder die Liebe zu einem andern Mann? Beste Freunde oder die Beziehung die wir uns immer gewünscht haben? Es war wie der eine Traum gegen den anderen Traum.

„Das Versteckspiel...das Schauspielern...es tut so weh.“ Seine Stimme war brüchig und ein Schluchzen folgte.

Ich vergrub mein Gesicht in seinen Locken. Atmete seinen wundervollen Geruch ein und schließe die Augen, als eine weitere Träne sich hinausschleicht.

„Ich weiß.“ Brachte ich gerade noch so hinaus.

Ich spürte seine Wärme durch das dünne T-Shirt. Seine Haut und seine Muskeln. Und ich liebte jeden Zentimeter dieses Körpers. Er war das Vertrauteste auf der Welt für mich und doch nichts Selbstverständliches.

Langsam spürte ich wie sein Atem regelmäßig wurde. Ruhig und seine steinharten Muskeln entspannten sich. Er war eingeschlafen. Ich legte meine Lippen auf seinen Scheitel und presste ihn wieder fest an mich. „Ich liebe dich Jared.“ Tränen über Tränen liefen mir über die Wangen, Tränen die allein für ihn bestimmt waren.

-Benjamin x

Tag 3

Liebes Tagebuch:

Eine solch alltägliche Situation hatte mich heute wieder ereilt und doch traf mich der Schmerz, mit gewohnter Härte, wieder aufs Neue.

„Benjamin komm schon nimm meine Hand.“ Ich starrte auf ihre kleine zierliche Hand. Linda ist hübsch, wunderschön, aber das Problem ist einfach...ich stehe nicht auf Frauen. Ihr Augen glänzten, wie jedes Mal traurig. Sie wusste das ich es nicht wollte, aber sie brauchte das Geld und hatte einen Vertrag, so wie ich und ich verstand sie. Zögernd legte ich meine Hand in ihre. Sie war warm und...so klein. Jareds Hand war größer und ich vermisste sie. Das erzwungene Lächeln auf meiner Lippe schmerzte und ich sah auf den Boden, damit man nicht meine glasigen Augen sah. "Lächle" zischte mir Jared zu der genau hinter mir ging. Sein Atem streifte meinen Nacken und ich spürte ein wohliges Schaudern, doch richtig Lächeln konnte ich einfach nicht. Ein paar Fans kamen auf uns zu, begannen zu kreischen und drängten um Autogramme und Fotos. Sie zauberten mir ein echtes Lachen ins Gesicht. Ich liebte unsere Fans von ganzen Herzen und jeden Tag aufs Neue hoffte ich das sie nicht aufgaben an uns zu glauben...an die Band und an Jared und mich.

-Benjamin x

Tag 4

Liebes Tagebuch:

Heute tat ich es wieder. Es war zu verführerisch, der Schmerz zu groß und ich es leid zu kämpfen. Langsam spürte ich wie warmes Blut über meinen Arm läuft. Wie es meine eisigen Fingern eine Spur Leben zurückgab. Es war so rot, eigentlich wunderschön. Langsam strich ich über den Schnitt. Es tat weh, pochte, aber der Schmerz befreite mich. Er rettete mich, ließ mich fliegen und vergessen. Ein Lachen ertönte. Erschrocken zuckte ich zusammen und sah mich um...bis ich merkte das ich es war der lachte. Mit einem Klirren fiel die Klinge ins Waschbecken und ich drehte das Wasser auf. Langsam wusch sich das Blut von der Klinge und ich hielt meinen Arm darunter. Ein Zischen drang durch meine zusammengepressten Lippen hervor und ich musste mich am Becken festhalten. Es war so wunderbar kalt und ich legte kurz meine Stirn darauf. Der Schmerz verblasste langsam, aber trotzdem zu schnell. Ich wollte ihn weiter spüren, den süßen Schmerz der mich fliegen ließ. Ich vermisste ihn jetzt schon. Schnell griff ich nach einem Taschentuch und drückte es auf mein Handgelenk, sofort färbte es sich rot. Ich nahm ein neues, drückte wieder fest drauf, bis es fast aufhörte zu bluten, dann erst nahm ich wieder meine Armbänder von dem Schrank, legte sie mir über das Gelenk und überdeckte so die Narben.

Erst jetzt betrachtete ich mich im Spiegel. Meine Augen waren glasig, die Wangen rot und mein Blick flehend. Heiße Tränen stiegen mir in die Augen und ich begann sie wegzublinzeln, doch es half nichts. Sie liefen mir erbrmungslos über das Gesicht. Doch nicht vor Schmerz, nein mich selbst zu verletzten ließ mich nicht trauen...doch Jared damit wehzutun...allein der Gedanke das er es herausfinden könnte, zereißt mir das Herz.

-Benjamin x

Tag 5

Liebes Tagebuch:

Manchmal frage ich mich wieso ich mir das alles antu. Wieso ich nicht einfach aufgebe und mich endlich für eins der beiden entscheide. Entweder meinen Traum Sänger zu werden, oder besser gesagt zu bleiben, oder mit Jared zusammen zu sein. Beides werde ich nie können. Ich werde mich nie in aller Öffentlichkeit mit ihm zeigen können...wir würden nicht mehr das "Mädchenschwar"-Image haben...natürlich denn Schwule würden nie ein Mädchen daten und das wäre schädlich fürs Geschäft. Also muss ich jeden Tag so tun als würde ich einen Fan daten wollen...als würde ich drauf stehen wenn sie sich vor mir ausziehen, wenn sie mich küssen. Jared konnte das ganze besser spielen, manchmal habe ich das Gefühl das er es nicht nur spielt...das er es echt genießt. Aber an das darf ich einfach nicht denken...er liebt mich doch...ja er liebt mich und ich liebe ihn...für immer.

Jeden Tag sitze ich da...ich denke über alles nach. Ich muss endlich loslassen...von einem der beiden muss ich loslassen. Aber ich glaube meine Entscheidung ist schon lange gefallen...nämlich als ich Jared das erste Mal in die Augen gesehen habe.

-Benjamin x

Tag 6

Liebes Tagebuch:

Heute war ein guter Tag. Ein wirklich guter, nicht so wie die vermeintlich guten, oder die gefakten guten und schon gar nicht so einer wie von mir selbst-eingeredeten guten. Er war wirklich gut. Ich traf ein paar Mädchen auf der Straße. Sie waren sofort vollkommen aus dem Häuschen als sie mich sahen. Ich liebe es wenn sich ihr Gesichtsausdruck von völlig normal, zu verwirrt, zu überrascht bis zu vollkommen glücklich wandte, als eine von ihnen zu weinen begann, umarmte ich sie, was sie noch mehr weinen lies. Ich wollte nicht das sie weinten, ich weinte schon genug für alle meine Fans zusammen, sie sollten glücklich sein. Jemand legte mir von hinten eine Arm auf die Schultern und ich brauchte nicht eine Sekunde um zu erkennen wer es war, geschweige denn musste ich mich umdrehen. Ich erkannte ihn an der Größe seiner Hand, an der Sanftheit der Berührung und an seinem Geruch. Er roch unglaublich gut, nach Honig und Leder, und ich musste mich zusammenreißen, damit ich mich nicht an seine harte Brust lehnte und die Augen schloss. Sein kehliges Lachen gab mir eine Gänsehaut und ich schauderte wohlig. Die Mädchen schienen meine Zuneigung zu ihm zu spüren und lächelten mir zu. Eine flüsterte: "Ich wusste es." Ich grinste, legte meinen Zeigefinger auf die Lippen und zwinkerte ihr zu. Es war gefährlich wenn sie es wussten. Dieser Vertrag...dieser dumme Vertrag, der alles zerstörte. Outing bedeudete Vertragskündigung. Vertragskündigung bedeutete das Aus für die Band plus allen Rechten. Ich hasste es so sehr. Mir konnte ich das vielleicht antun, aber nicht James....und Jared...denn er liebte die Musik, den Ruhm, den Erfolg wie kein anderer. Auch wenn das Jared nie zugeben würde, ich wusste es.

-Benjamin x

Tag 7

Liebes Tagebuch:

Scheiße...veradmmte scheiße. Wieso tun sie mir das an, wieso tut er mir das an...wieso verdammt tu ich mir das selbst an? Der Urlaub war gestrichen...der Urlaub auf den wir uns schon ewig gefreut haben. "Zu gefährlich." "Zu auffälig." "Vergesst es, niemals." Das waren die klaren Worte des Mangements. Ich wollte dafür kämpfe, dafür kämpfen, dass mein Freund und ich verdammt nochmal zusammen in den Skiurlaub fahren durften. Als normale Freunde...wenigstens offiziell. Doch Jared saß nur stumm da und sah zu Boden, er sagte nichts...gar nichts. Wieso sagte er nichts? Als sie gegangen sind, ohne ihre Meinung zu ändern versteht sich von selbst, sah ich ihn mit Tränen in den Augen an, aber er blickte weiter zu Boden.

"Jared?" Nichts.

"Jared sieh mich an." Keine Reaktion, nicht einmal ein Schulterzucken. Eine Träne lief mir über die Wange. Es ging schon lange nicht mehr über den Urlaub.

"JARED DERDAMMT SIEH MICH AN!" Ich verlor die Beherschung, schrie in an. Mir wurde heiß und kalt zugleich, als mich seine Augen durchdrangen. Er schüttelte stumm den Kopf. "Tut mit Leid, Benjamin."

"Du willst das einfoch sie hinehmen? Nur weil SIE das sagen?" Verächtlich zeigte ich zur Tür.

"Vielleicht war es nie eine gute Idee gewesen." Er stand auf und verließ den Raum. Ich blickte ihn fassungslos nach. Ich erkannte den Mann den ich liebte nicht mehr wieder. Der Mann den er kannte würde nie so schnell aufgeben, er würde kämpfen...er würde...

Ach scheiß drauf, scheiß auf alles...mein bester Freund ist und bleibt die Klinge, die mich fliegen lässt.

-Benjamin x

Tag 8

Liebes Tagebuch:

Er hat sich nicht entschuldigt. Er hat mich nicht mal angesehen. Ignoriert, eiskalt. Ich hasste ihn, also eigentlich liebte ich ihn...aber was zur Hölle war los mit ihm? Was hab ich ihm denn getan? Was habe ich denn verbrochen? Wieso tut er mir das an? Er weiß doch ganz genau wie sehr ich ihn liebe, wie sehr es mir damit wehtut...

Ich hasste es schwach zu sein, ich hasste die Tränen die mir über die Wangen liefen, ich hasste den Ruhm, die Musik, alles...in diesem Moment hasste ich nicht nur mich...sondern die ganze Welt. Als ich meinen Blick hob sah ich die weiße Flüssigkeit. Sie war schneeweiß, viel zu viele Aspirin waren darin...sie würden mich nicht umbringen...nein, nur vielleicht würden sie mir einen Moment Ruhe gönnen. Ich beobachtete die kleinen Bläschen die von der nächsten Tablette ausginingen die ich in das Glas fallen ließ. Pause...eine Auszeit...von all dem hier, dass würde mich gut tun und darum verstand ich mich auch nicht als ich das Glas nahm und die Flüssigkeit in das Waschbecken schüttete. Vielleicht wollte ich mich einfach selbst quälen...oder ich hatte insgesamt Angst davor. Ich wusste es selbst nicht mehr, ich wusste gar nichts mehr. Ich setzte mich langsam auf den kalten Fliesenboden und legte den Kopf in meine Hände. Obwohl der Schmerz in meiner Brust so übermütig war, die Verzweiflung die Kehle zuschnürten und ich mir die erlösenden Tränen herbeiwünschte, kamen sie nicht.

Entschlossen schlug ich wieder die Augen auf und stemmte mich hoch. Ich ging zur Tür öffnete und schloss sie geräuschvoll, schnappte mir Geld, mein Handy und meinen Reisepass und stieg in den nächstbesten Bus. Meine Gedanken waren leer und es war als wären meine Gefühle auf Stand-By als ich mich neben eine alte Dame auf den harte Busbank niederließ. Es machte keinen Unterschied wo er mich hinbrachte, wo ich landete, denn nichts war schlimmer als hier zu sein.

-Benjamin x

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 07.12.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Vielen Dank an Courtney, die mir dieses wunderbare Cover designet hat :)

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