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Kapitel 1

 

Zara bahnte sich ihren Weg durch die schwitzende partywütige Menge. Die Musik dröhnte laut, der Bass wurde zu ihrem Herzschlag und das bunte blinkende Licht versetzte sie in Trance. Ihre Beine bewegten sich wie von selbst, immer der Musik nach. Sie wurde lauter und lauter. Langsam wischte sie sich mit dem Handrücken über die Stirn und sah der dichten Masse vor ihr mit geweiteten Augen entgegen. Bis zum DJ waren es gerade mal zwanzig Meter, aber diese wenigen Meter hatten es in sich. Der Club war voll, maßlos überfüllt. Würde jetzt ein Feuer ausbrechen würden sie alle...Zara schüttelte den Kopf und atmete ein paar Mal tief durch. Der Geruch von Schweiß, gemischt mit Alkohol und billigen Parfum stieg ihr in die Nase und sie schauderte. Sie hasste diesen Geruch, sie hasste auch Clubs, aber Maggie wurde heute 18. Ihre beste Freundin, seit dem Kindergarten war nun erwachsen...Zara musste sich noch fast ein Jahr gedulden, doch sie hatte es ehrlich gesagt auch nicht eilig. Doch vor etwa fünf Minuten hatte sie ihre beste Freundin auf dem Weg zur Bar verloren und sie wusste, wenn Maggie wo war, dann bei Steve, der heute hier auflegte. Also riss sie sich zusammen, biss die Zähne zusammen und drängte sich eng an den tanzenden Menschen vorbei. Sie sah sich immer wieder um und atmete erleichtert auf, als Maggie wirklich neben Steve am DJ Pult stand. Sie hatte seine Kopfhörer auf und strahlte. Ihre blonden Haare trug sie offen und reichten ihr fast bis zu ihrer Hüfte, ihr bronzefarbenes schulterfreies Kleid lag eng an ihren schlanken Körper und ihre Haut glitzerte schon matt vor Schweiß. Zaras Trommelfell schien zu zerreißen als sie endlich neben ihr stand und ihr eine Hand auf die Schulter legte. Sie zuckte zusammen, drehte sich um und grinste ihrer besten Freundin zu. Sie riss den Mund auf und schien ihr etwas zuzurufen, doch Zara verstand nicht ein einziges Wort, griff nach ihrer Hand und wollte sie wegziehen. Doch Maggie dachte gar nicht dran, sie riss sich los, gab Steve seine Kopfhörer zurück, begann wild ihren Kopf zu schütteln, damit die Haare nur so flogen und rannte tanzend auf die Tanzfläche. Seufzend folgte ihr Zara und wurde unweigerlich von der wilden Menge mitgerissen. Wieder verlor sie Maggie aus dem Blickfeld und sie wandte sich seufzend ab. Sie war es Leid immer auf ihre Freundin aufpassen zu müssen. Maggie vertrug gar nichts, sie hatte gerade einmal ein Gläschen Sekt und zwei Shots getrunken und war schon ziemlich angeheitert und jedes verdammte Mal musste Zara Mama spielen. Mit hängenden Schultern ließ sie sich auf einen Barhocker sinken. Sie befand sich im vorderen Teil des Clubs, die Musik war leiser, das Licht dumpfer und der Geruch angenehmer.

„Scheint so als hättest du genau soviel Spaß wie ich hier?“

Zara lachte bitter und wandte sich der tiefen Stimme neben sich zu. „Wenn du mit Spaß, keinen Spaß meinst, dann ja.“

Sie musterte die Person neben sich. Er war groß, hatte dunkle Haare und braune Augen. Seine Züge waren hart, nicht direkt schön, aber...sein Lächeln war umwerfend. „Genau so habe ich das gemeint.“ Er strich sich über seine kurzen dunklen Bartstoppel und streckte ihr die Hand hin. „Ich bin Max.“

Sie schlug grinsend ein. „Zara.“

„Schön dich kennen zu lernen, Zara. Willst du was trinken?“

Zara zögerte. Alkohol und ein fremder Mann...normalerweise keine so gute Idee, aber wieso sollte sie zurückstecken, während Maggie es sich gut gehen ließ. Also nickte sie.

Max bedeute dem Barkeeper ihnen zwei Getränke zu bringen und lehnte sich zu Zara hinüber. „Bist du von hier?“

„Du meinst aus London?“

Er nickte.

„Ja. Und du?“

Max nahm einen tiefen Schluck von seinem Bier und schob das zweite Zara hinüber, die ebenfalls gierig davon trank. Sie mochte den Geschmack zwar nicht besonders, aber es war ihr egal.

„Cardiff.“

„Oh ein Walser also?“ Sie lächelte und zog die Augenbrauen in die Höhe.

„Richtig.“

Sie rang einen Moment mit sich, aber fragte ihn dann vorsichtig: „Max...ich weiß man fragt das eigentlich nicht, aber wie alt bist du?“

Er lachte laut auf und winkte ab: „Ach mach dir keine Gedanken, ich hab nichts zu verbergen.“ Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu und nahm nochmal einen Schluck. „Ich bin 23.“

Sie zog scharf die Luft ein und hüstelte. Zu alt.

„Was ist?“

Schnell nippte sie von ihrem Bier und war unendlich froh, als Max jemand die Hand auf die Schulter legte. „Max, alter Freund. Was machst du hier?“

Sofort fuhr dieser herum und wandte sich seufzend wieder Zara zu. „Hey Logan und Louis.“

„Wer ist denn die nette Kleine?“ Der größere der beiden Neuankömmlinge ließ sich neugierig auf den Stuhl neben Max nieder und grinste sie breit an. Er hatte aufgestellte blonde kurze Haare und ein schmales Gesicht. Seine Augen blitzen grün, genau wie die des Kleineren. Auch dieser hatte blonde Haare und sie sahen sich wirklich ähnlich. Wahrscheinlich waren sie Brüder. „Zara.“ Sie hob zum Gruß die Hand und starrte auf die dunkle zerkratze Theke hinab.

 

Maggie tanzte wie wild. Sie spürte ihr klopfendes Herz und genoss die Musik, den Beat der durch ihren Körper drang, als wäre sie Papier. Sie war 18, volljährig und nichts konnte sie aufhalten, rein gar nichts...bis sie plötzlich gegen etwas hartes knallte. Als sie drohte nach hinten zu kippen, umschlang ein starker Arm ihre Hüfte und gab ihr wieder Halt. Sie legte ihre Hände auf die Oberarme ihres Retters und blickte zu ihm hoch. Ein blonder junger Mann mit grau-grüne Augen lächelte sie an. „Hast du dir wehgetan?“ Die Musik war so laut, dass er seine Lippen fast an ihr Ohr legen musste, damit sie ihn verstehen konnte. Sein heißer Atem strich ihre Wange und sie begann zu kichern. „Nein. Du hast mich ja gerade noch gerettet.“ Rief sie. Er nickte grinste, nahm ihren Arm und sie bahnten sich zusammen den Weg aus der Menge. Als es etwas leiser um sie herum wurde blieb er wieder stehen und musterte sie genau. Sie strahlte ihm unentwegt entgegen und trat von dem einem Bein auf das andere. „Ich bin übrigens Maggie.“

„Ich bin Condor.“ Er drehte sich um und winkte einem weiteren jungen Mann mit schwarzen Locken zu. Lächelnd legte er ihm einen Arm um die Schulter. „Und das hier ist Jasper, mein bester Freund, unser Geburtstagskind.“

Maggie lachte laut und blickte Jasper in die Augen. Sie leuchteten eisblau...es war fast schon unheimlich. Er sah jünger aus als Condor, wie alt würde er wohl heute werden?

„Hey ich auch.“

„Wirklich?“ Sagten beide Jungs wie aus einem Mund.

Maggie nickte. „Ich werde heute 18. Endlich volljährig.“ Sie zwinkerte den beiden verschwörerisch zu.

„Ein Jahr älter als ich.“ Fügte Jasper hinzu. Sie traute sich nicht zu deuten ob er nun verärgert oder belustigt klang. Sie räusperte sich. Irgendwie machte ihr Condors Freund Angst.

„Bist du alleine hier?“ Condor merkte entweder ihr Unbehagen nicht oder ignorierte es.

„Nein.“ Sie schüttelte lachend den Kopf. „Meine Freundin...ähm...sitzt wahrscheinlich irgendwo an der Bar.“

„Na dann suchen wir sie mal, würde ich sagen.“

Gemeinsam schlenderten sie zum vorderen Teil des Clubs und Maggie winkte ihrer besten Freundin freudig zu. Zara sah weniger amüsiert aus und nahm trotzig einen Schluck von ihrem Bier.

Maggie legte ihre die Arme um die Schulter und murmelte grinsend. „Sei nicht so eine Spaßbremse, Zara. Komm genieße es.“

„Aber siehst du denn nicht wie sehr ich es genieße, meine liebe liebe Maggie.“ Ihre Stimme war mehr als sarkastisch und ihre Freundin seufzte lachend.

„Und wer bist du?“ Sie drehte sich zu dem Mann neben Zara um und zwinkerte ihm zu. „Maggie.“

Er zeigte zu Erst auf sich, dann auf die beiden blonden Jungs hinter ihm. „Max, Logan und Louis.“ „Schön euch kennen zu lernen.“ Sie streckte jedem die Hand entgegen und die Männer schüttelten sie.

Maggie sah sich, schon ein bisschen überfordert dank den vielen neuen Gesichtern und Namen, nach Condor und Jasper um und meinte: „Und das sind...“

„Wir kennen uns.“ Fiel Condor ihr ins Wort.

„Sind alle zusammen aus Cardiff hierhergekommen.“ Setzte Logan fort.

„Wow.“ Maggie lachte. „Das nenn ich mal Schicksal.“

Und das war es wirklich.

Kapitel 2



„Kommt schon Mädels eine Runde noch. Ich zahle.“ Maggie konnte kaum noch gerade auf ihrem Stuhl sitzen und Zara lachte schon mindestens eine halbe Stunde ohne Unterbrechung. Ihre Augen strahlten und Max konnte nur schwer den Blick von ihr abwenden. Er konnte sie haben, dass wusste er. In diesem Zustand war es so einfach. Er musste nicht viel machen und sie würde mit ihm die Nacht verbringen. Während er dem Kellner das Geld reichte ruhten seine Augen noch immer auf Zara. Ich wunderschönen rötlichen langen Haare, ihre perfekt geschwungene Lippen, ihre blasse Haut. Alles war so perfekt an ihr. Mit einem Lächeln auf den Lippen kippte er den restlichen Alkohol hinunter. Er brannte in seiner Kehle. Es war ein angenehmer Schmerz, der seinen Verstand benebelte. Langsam hob er seinen Arm und legte ihn um Zara die in mit blitzenden Augen ansah.
Doch plötzlich wurde er zurück gerissen und hinaus gezerrt. Der Hinterhof des Clubs war leer und nur ein paar schwache Neonröhren erleuchteten die grauen schmutzigen Mauern. Die Müllcontainer stanken fast unerträglich und waren bis zum Rand gefüllt. Doch die kalte, frische Luft ließ Max wieder einigermaßen klar werden und er wollte sich losreißen als ihm klar wurde wer ihn gerade festhielt. Sofort hörte er auf herumzuschlagen und senkte den Kopf wie ein kleines Kind, das seine Strafe über sich ergehen ließ. Jasper hielt ihn mit eisernen Griff fest: „Was fällt dir eigentlich ein Max? Du heiratest nächstes Monat.“ Er wollte etwas erwidern doch seine Kehle war wie zugeschnürt.
„Und du heiratest nicht irgendjemanden. Du heiratest meine Halbschwester. Und ich werde nicht zulassen, dass du sie schon vor der Hochzeit verarscht. Verstanden?“ Als Max nichts antwortete, senkte Jasper die Stimme bedrohlich: „Ob du mich verstanden hast, habe ich dich gefragt.“
Max kämpfte einen Moment mit sich, räusperte sich und antwortete im Flüsterton, aber bestimmt: „Ich habe verstanden, mein Prinz.“
„Also wirst du ihnen weder mehr Alkohol geben, noch wirst du sie in irgendeiner Weise angreifen. Ist das Klar?“
„Ja, mein Prinz.“
„Gut“ Jasper stieß ihn von sich weg, wandte sich ab und ging in den Club zurück. Max blieb benommen liegen und starrte in den Nachthimmel.
Er mochte seine Verlobte. Sie war drei Jahre jünger als Max und eine uneheliche Tochter des Königs. Darum hatte sie auch keinerlei Thronanspruch und Max somit auch nicht, doch dass wollte er gar nicht. Sie war hübsch, intelligent und verliebt in ihn. Max glaubte das Jasper sie nicht ausstehen konnte, doch das ließ er sich natürlich nie anmerken. Vielleicht lag es daran das Sessy, Jaspers Halbschwester, den Prinzen immer bevormunden wollte und das gefiel ihm gar nicht. Max begann zu lachen. Er wusste nicht genau wieso er lachte, wahrscheinlich war es der Alkohol. Langsam stemmte er sich auf und ließ seine schmerzenden Schultern kreisen. Er wollte gerade wieder in den Club als die Tür aufgerissen wurde und Luis hinaus stolperte. Er ging auf die Knie und erbrach sich. Max schüttelte den Kopf, der Kleine hatte wirklich noch nie eine richtige Sauftour miterlebt. Langsam schlenderte er wieder in den Club und traf auf einen besorgten Logan. „Luis ist draußen und kotzt sich die Seele aus den Leib.“ Klärte Max Logan auf. Dieser huschte an ihm vorbei und rannte zu seinem Bruder.
Max ließ sich auf einen Platz, weit weg von den Mädels nieder. Als er zu den anderen sah, warf ihn Jasper noch einmal einen warnenden Blick zu und Max nickte.

Zara hatte die Zeit mit Max genossen. Sie mochte ihn, vielleicht sogar mehr als sie zugeben wollte und sie hatte geglaubt das er das gleiche empfand. Doch auf einmal war er weg und als er wieder kam setzte er sich so weit von ihr entfernt als möglich und sah sie nicht mehr an, sondern trank stattdessen noch ein paar Gläser mehr. Maggie lehnte sich zu ihr hinüber: „Ich gehe Zara. Ich und Condor wollen ein bisschen allein sein. Viel Spaß noch.“ Maggie lachte sie an. Und Condor, der ebenfalls grinste, sah zu Jasper hinüber der genauso wie Zara nickte.
Langsam stand Jasper auf und ging zu Max hinüber: „Nebenan ist ein Hotel. Nimm dir ein Zimmer und geh schlafen. Du siehst echt scheiße aus, Mann.“ Er lächelte. Max stand auf nickte kurz und torkelte dann hinaus.
Jasper setzte sich neben Zara: „Ich hab mich noch gar nicht mit dir unterhalten können, heute Abend.“
Zara nickte und lachte ihn an, wie jeden heute Abend.
Jasper sah nicht betrunken aus. Er redete auch ganz normal: „Geht es dir gut?“
„Ja, so gut wie schon lang nicht mehr.“
Sie sah sehnsüchtig zu der Tür durch die gerade Max verschwunden war. „Mag er mich?“
„Max?“ Jasper sah sie verwirrt an.
„Ja Max.“
„Er wird nächsten Monat heiraten.“

„Ach so.“ Sie klang enttäuscht, dann begann sie wieder zu grinsen: „Magst du mich?“
Er sah sie enteistet an. Mochte er sie? Natürlich mochte er sie. Aber in welchem Ausmaß war ihm noch nicht klar. Er blickte in ihre wunderschönen klaren Augen und entschied sich für eine objektive Antwort: „Ich finde dich sehr hübsch.“
Ihrer Augen wurden schwer und sie fiel fast von ihrem Stuhl, hätte Jasper sie nicht an der Hand gehalten und sie wieder gerade auf den Sessel gesetzt. Sie war wirklich stockbesoffen. Gute Arbeit Max.
„Ich dich auch.“ Sie gluckste „Und wir sind gleich alt, weist du das?“ Ich dich auch. Sein Herz pochte und er räusperte sich. Verdammt diese grünen Augen brachten ihn um den Verstand. Er überlegte kurz was sie ihn überhaupt gefragt hatte.
„Ja das weiß ich. 17 ist ein schönes Alter.“
„18 ist besser.“
„Wieso?“
„Weil man mit 18 erwachsen ist. Tun kann was man will.“
„Stimmt das hat viele Vorteile.“
Ihr Kichern erklang und sofort zogen sich seine Mundwinkel ebenfalls nach oben.
„Wo sind eigentlich die beiden L-Brüder?“ Sie lachte über ihren eigenen Satz.
„Luis und Logan? Ich glaube Luis verträgt den Alkohol nicht und Logan steht ihm bei. Sie werden bald wieder kommen.“
Plötzlich sprang Zara auf: „Mir ist schlecht.“ Sofort hielt sie sich eine Hand vor den Mund und rannte Richtung Toilette.
Jasper sah ihr sehnsüchtig nach und aber irgendwie war er froh, endlich einmal allein zu sein, denn das war er das erste Mal seit er und seine Gefährten auf diese Seite gekommen waren. Und doch tat es unglaublich gut einmal keinen um sich zu haben.
Darum liebte er diese Seite auch so. Keiner, oder fast keiner kannte ihn hier. Er konnte in die Öffentlichkeit gehen, ohne das irgendjemand vor ihm zurückwich, auf die Knie fiel oder ihn gleich umbringen wollte. Es war befreiend sich einmal um nichts Sorgen zu machen. Jasper atmete tief durch. Im Club war es stickig und es roch nach Schweiß und Alkohol und doch hatte er seit langem das Gefühl das er nicht an seinen Pflichten und Erwartungen erstickte. Die meisten Leute stellten sich einen „Job“ so leicht vor. Aber sie hatten keine Ahnung. Er wurde von Geburt an gedrillt immer der Stärkste, Schlauste und Beste zu sein. Er war mit vierzehn das erste mal als Oberbefehlshaber in den Krieg gezogen und jetzt da er Kronprinz war, hatte er die Verantwortung und Befehlsgewalt über das halbe Reich und fast allen militärischen Einheiten. Ja er besaß Macht und Einfluss, aber zu welchem Preis?
Schweigend sah er sich im Club um. Grelle, bunte Lichter tanzten an der Decke umher und kein Fenster befand sich an den schwarzen Wänden. Es war kein Luxusclub. Nein ganz und gar nicht, er sah schon sehr mitgenommen aus. Doch bei den noblen konnte man sich einfach nicht richtig gehen lassen. Jasper lächelte.
Als er hinter sich Schritte hörte drehte er sich um. Logan kam auf ihn zu und ließ sich neben ihn auf den Stuhl nieder.
Mit gesenkter, besorgter Stimme meinte er: „Sire, warum habt Ihr nichts gesagt.“
Jasper sah Logan in die Augen und zog eine Braue in die Höhe: „Was hätte ich dir denn sagen sollen?“
„Dass Max und Condor gegangen sind und Ihr...“
„Logan.“ Jaspers Stimme hob sich und wurde bedrohlich. Logan zuckte merklich zusammen und sah zu Boden. Sofort fasste sich der Prinz wieder und lehnte sich weiter zu dem jungen Mann hinüber. „Ich brauche verdammt nochmal keinen Babysitter. Keiner muss hier auf mich aufpassen, oder sonst irgendetwas. Ich hab euch mitgenommen damit wir uns amüsieren können und nicht, damit ihr euch ständig Sorgen um mich macht. Die nebenbei bemerkt völlig unbegründet sind. Logan, ich bin Soldat und habe wahrscheinlich eine viel bessere Militärische Ausbildung genossen als du. Heb dir deinen Beschützerinstinkt lieber für deine Bruder auf, der braucht es dringender als ich. Wo ist eigentlich Luis?“
„Es tut....es tut...“ Logan räusperte sich: „Es tut mir leid, Sire.“
Jasper lehnte sich wieder zurück: „Zum letzten Mal Logan. Nenn mich hier nicht so.“
„Tschuldige...“
„Also wo ist jetzt dein Bruder?“
„Ich hab ihn ins Hotel geschickt.“
Beide Männer blickten auf als sie Zara von der Toilette kommen hörten. Sie wischte sich mit einem Taschentuch über den Mund. Doch sie lachte noch immer.
„Sollen wir dich nach Hause bringen?“ Jasper war aufgestanden und sah sie besorgt an.
„Nein danke. Mein Bruder holt mich ab.“ Sie begann zu kichern. „Seine beste Freundin war hier im Club und hat ihn angerufen. Sie heißt Summer.“ Sie lachte laut.
„Okay wir bringen dich raus.“ Jasper und Logan gingen links und rechts von ihr, so damit sie keine Chance hatte umzukippen. Als sie die Tür vom Ausgang aufdrückten, kam ihnen schon ein junger Mann entgegen. Er hatte ebenfalls rötliche Harre und war ein Stück kleiner als die beiden anderen Männer. Und doch sah er um Jahre älter aus. Er schweifte Jasper und Logan mit einem misstrauischen Blick, nickte ihnen knapp zum Dank zu und nahm seine kleine Schwester in den Arm. Sie nuschelte kaum hörbar: „Hallo Michael.“ Als sich das Geschwisterpaar auf den Weg zum Auto machte, drehte sich Zara noch einmal um und schrie den beiden jungen Männern zu: „Tschüss Jungs. Ruft mich an wenn ihr wieder in der Gegend seid.“ Sie begann wieder zu Kichern und drohte ihrem Bruder aus den Armen zu fallen. Das glitzern in ihren wunderschönen smaragdgrünen Augen, war das letzte was Jasper von ihr sah.
Der Prinz wandte sich zu Logan: „Komm wir gehen auch ins Hotel. Morgen wird ein langer Tag.“ Ohne eine Antwort abzuwarten ging er los, denn er wusste sein Gefährte würde ihm folgen. Er musste ihm folgen, egal wohin er ging.

Kapitel 3



Wenn Jasper die Augen schloss sah er sie. Ihre wunderschönen smaragdgrünen Augen, denn sie waren das schönste was er je in seinem Leben gesehen hatte. Wenn sie glänzten, stockte ihm der Atem und wenn ihr Blick seinen traf. Oh Gott er konnte einfach an nichts anderes mehr denken. Immer wieder spukte ihr Namen in seinem Kopf umher. Er träumte von ihr und dachte an sie wenn er wach war. Der einzige Moment an dem ihm die Sehnsucht verschont blieb war beim Kämpfen und darum verbrachte er immer mehr Zeit mit den Trainieren. Oft mehrere Stunden täglich. Denn nur dort konnte er seine Gedanken abschalten, seine Sorgen abfallen lassen und einfach er selbst sein.
Das Klirren der Klingen wenn sie aufeinander prallten, das Scheppern der Rüstungen, das Schnauben der Pferde, all das ließ ihn runterkommen. Es beruhigte ihn. Das war vielleicht ein bisschen komisch, da es ja eigentlich das Gegenteil bewirken sollte. Aber Jasper war eben anders.
Denn kämpfen konnte er, das war klar. Obwohl es ihm eigentlich nicht im Blut liegen konnte. Weder sein Vater noch seine Großväter waren Soldaten gewesen. Theoretisch gesehen war er das auch nicht. Viel zu gefährlich, sagte sein Vater. Viel zu blutrüstig, meinte seine Mutter. Und doch liebte er es. Er war wahrscheinlich auch mehr Soldat als Prinz. Was auch nicht ganz normal war.
Ein Herrscher gehörte, seiner Meinung nach, aufs Schlachtfeld zu seinen Männern und nicht in einen goldenen Käfig mit lauter falschen Freunde, die einen sowieso nur ausnützten. Er sollte an vorderster Front kämpfen, denn schließlich kämpften die Soldaten auch für ihn.
Sie waren gerade mitten auf der Heimreise. Normalerweise waren es drei Tagesritte bis nach Black-Castle, dieses Mal waren es mehr. Sie waren schon zwei Tage unterwegs und hatten noch nicht einmal die Hälfte. Vielleicht lag es daran dass sie viel mehr Pausen machten als sonst, denn Luis hatte sich noch immer nicht vom Alkohol erholt. Vielleicht war aber auch das stundenlange Training der Grund, die Condor, Max, Logan und Luis Kommentarlos über sich ergehen ließen. Apropos Condor, er war am Tag nach der Begegnung mit den beiden Mädchen, quietsche-fröhlich und mit einem solchen Grinsen im Gesicht, das ihm die Jungs förmlich aus dem Gesicht prügeln wollten, ins Hotel gekommen. Und trotz aller vorhandenen Risiken hatte er ohne Scham von seiner wundervollen Nacht erzählt, dies hatte ihm von Max ein paar Schläge gekostet, denn er war nicht so gut drauf gewesen.
Langsam merkten aber auch seine Gefährten, dass Jasper nicht mehr er selbst war. Das sein einst so geschärfter Verstand immer öfter abschweifte und das er viel zu oft gereizt war. Sie ließen sich zwar nichts anmerken, aber trotzdem wusste der Prinz, das sie es längst bemerkt hatten. Er kannte die Vier einfach schon viel zu gut. Und sie ihn.
Das Klirren von Zwei aufeinander prellenden Schwertern riss ihn aus seine Gedanken. Sofort reagierte er. Er parierte gekonnt den kräftigen Stoß und brachte so seinen Gegner aus den Gleichgewicht. Und doch ließ er ihm keine Sekunde zum Verschnaufen, sofort setzte er zum nächsten Schlag an und drängt so seinen Gegenüber immer weiter nach hinten. Erbarmungslos folgte ein Schlag den nächsten, bis die Hand seines Gegners zu schwach wurde und ihm das Schwert klirrend aus den Händen fiel. Sofort hob dieser die Hände und Jasper setzte die scharfe Spitze seiner Waffe an die Kehle des Mannes. Der Prinz nahm den schweren Helm ab, ließ ihn neben sich zu Boden fallen. Jaspers schwarzen Locken fielen ihm ins Gesicht und er strich sie sich mit einer Hand zurück. Dann sah er seinem Opfer in die Augen. Ein Stoß, eine kleine Bewegung und es war aus. Ein solch ein dünner Faden zwischen Leben und Tod. Und er hatte es in der Hand. Nur er allein. Die Macht durchfloss seinen Körper und ließ sein Herz schneller schlagen. Er liebte es Macht zu haben, dieses Gefühl der Stärke und Kraft in sich zu spüren. Langsam streifte sich auch sein Gegner den Helm vom Kopf und warf ihn ein Stück von sich weg. Jasper blickten graue Augen entgegen, die weder Angst geweitet noch wütend waren. Denn es waren Logans Augen. Jasper seufzte. Einerseits war er erleichtert nicht in einen echten Kampf verwickelt worden zu sein und andererseits war er enttäuscht das es nicht so war. Logan schluckte und schweifte mit den Augen einmal über die Klinge die noch immer auf seiner Kehle saß. Noch einmal unterdrückte der Prinz einen Seufzer, ging einen Schritt zurück und ließ sein Schwert sinken. „Guter Kampf, Sire“ Meinte Logan und lächelte.
„Ich hoffe für dich, dass das jetzt nicht nur Show war.“ Jasper sah ihn mit einer Spur Misstrauen an. Und doch wusste er das Logan ein ganz miserabler Lügner war.
„Oh nein. Ganz und gar nicht, mein Prinz. Das könnt Ihr mir glauben“ Er schüttelte lachend den Kopf und sein Blick strahlte eine solche Aufrichtigkeit aus, das man ihm einfach glauben musste.

Zara lag in ihrem Bett und starrte an die Decke. Sie hatte ihren ersten richtigen Kater heil überstanden. Und sie wollte so etwas nie wieder erleben. Nie wieder! Maggie hatte ihr am nächsten Tag Freude-strahlten von der Nacht mit Condor erzählt. Und auch Zara hatte von einer Nacht mit jemanden geträumt. Es war wunderschön gewesen und doch wusste sie noch immer nicht ob es Max oder Jasper war der neben ihr gelegen hatte. Sie seufzte, stand langsam auf und ging in die Küche um sich etwas Essbares zu holen. Erst zu spät bemerkte sie das Michael am Küchentisch saß. Sie war ihm die letzten Tage aus dem Weg gegangen. Als Zara in einen roten Apfel biss, begann er schon mit den Vorwürfen: „ Wer waren die Männer?“
Von Zaras gespielten Unwissen ließ er sich leider aber nur wenig beeindrucken:“ Welche Männer?“
„Du weißt genau welche ich meine.“
„Michael. Die waren nett.“
„Du warst besoffen wie noch nie.“
„Es gibt immer ein erstes Mal.“
„Aber nicht ein so heftiges und schon gar nicht in Begleitung mit zwei Jungs.“
„Fünf.“ Meinte sie kleinlaut.
„Was?“
„Es waren fünf Jungs.“
„Fünf! Bist du wahnsinnig?“
„Sie waren alle nett.“
„Jaja und dann verbringt einer nach den anderen mit dir die Nacht und dann...“
„Keiner von ihnen hatte mich auch nur ansatzweise belästigt.“
„Du warst bestimmt zu betrunken um das zu merken.“
„Michael. Keine von ihnen hat mich angefasst.“
Er warf ihr einen bösen, aber auch besorgten Blick zu: „Wie heißen sie überhaupt.“
„Ähm Max, Jasper, Condor, Logan und Luis.“
„Nachnamen?“
„Keine Ahnung. Ich weiß nur das sie aus Cardiff kommen.“
„Du weißt nicht wie sie heißen. Aber sie haben deine Telefonnummer. Ganz toll gemacht Zara.“
Sie verdrehte genervt die Augen.
Wieder fing ihr Bruder an sie mit Fragen zu bombardieren: „Waren sie Brüder?“
„Logan und Luis...ja. Die anderen...nein.“
„Wie alt waren sie.“
„Das sind keine Schwerverbrecher, Michael.“
„Wie alt, Zara?“
„Zwischen 17 und 23.“
„23? 23! Bist du denn vollkommen übergeschnappt?“
Langsam wurde Zara wütend.
„Ja 23. Denn Michael es ist mein Leben. Nicht deins.“
„Noch bist du keine 18, Fräulein.“
„Aber bald und übrigens ich treffe mich wieder mit ihnen. Ob es dir nun passt oder nicht.“
Zara stürmte aus der Küche und knallte die Zimmertür geräuschvoll zu.

Kapitel 4



Jaspers Kopf war leer. Das einzige was er spürte war die Bewegung seines Pferdes unter ihm und der Wind der ihm in Gesicht und durch die Haare blies. Er lachte. Im vollen Galopp rasten er und seine Gefährten durch den Wald. Es war das schönste was er kannte. Unter ihm sein Hengst, Ikarus, den er liebte wie keinen anderen und mit seinen Männern denen er vertraute wie keine anderen. Als er seinen Blick nach vorne wandte, sah er seine Heimat. Seine Burg. Schwarz wie die Nacht und so groß, dass man nur schwer die Ränder zu sehen bekam. Sein Lächeln verschwand. Er mochte diesen Ort. Er war seine Heimat und doch waren so viele unschöne Erinnerungen und Pflichten damit verbunden, dass er jedes Mal eine Gänsehaut bekam, wenn er sie sah.
Manchmal wollte er wirklich mit einem anderen Mensch tauschen.
Jasper parierte seinen Hengst durch und er fiel in einen lockern Trab. Die Torwachen öffneten ihm sofort das schwere Tor: „Willkommen zu Hause, Sire.“ Der Prinz nickte ihnen mit einem Lächeln zu und ritt durch den Torbogen in den großen Hof. Das Klappern der Hufe ließ die Leute im Hof aufschauen und als sie ihren Prinzen bemerkten, machten sie ihm unmittelbar Platz und ein Knappe eilte herbei. Er fiel vor Jasper auf die Knie und sah zu Boden. Dieser glitt geschmeidig vom Pferd und nickte dem Knappen zu, obwohl der junge Mann Jasper nicht ansah wusste er trotzdem das er wieder aufstehen durfte. Diese Fähigkeit besaßen viele und Jasper hatte keine Ahnung wie sie das anstellten. Gut, er konnte es auch nur schwer wissen. Jasper war, bis auf den Ritterschlag an seinen 14. Geburtstag und seiner Zeremonie zum Kronprinz an seinem 16. Geburtstag, noch nie vor jemanden gekniet.
Der Prinz drückte den jungen Knappen, nun ja eigentlich war er genauso alt wie Jasper, die Zügel seines Pferdes in die Hand und ging in Richtung großer Halle.
Condor tauchte neben ihm auf: „Sire, kann ich Euch kurz sprechen?“ In der öffentlich durfte Condor nicht persönlich werden und das schmerzte ihn genauso wie Jasper. Denn seinen besten Freund so förmlich anreden zu müssen gefiel keinen so besonders gut und doch musste er es akzeptieren. Es war eben nicht leicht einen Prinz, noch dazu einen Thronfolger, als besten Freund zu haben.
Jasper nickte kurz. Condors besorgte Miene beängstigte ihn. Er ging mit seinen Freund die Treppe hinauf und in die kleine Halle. Ein paar seiner Ritter saßen darin und lachten. Ein kleines Feuer prasselte im Kamin und eine wohlige Wärme breitete sich in dem jungen Mann aus. Der Prinz zog den Duft des Holzes ein und räusperte sich als ihn noch immer keiner bemerkt hatte.
Sofort drehten sich die Ritter um und erblickten Jasper. Ein großer, schon etwas älterer Mann, mit schwarzen Haaren stand auf und fiel vor den Prinzen auf die Knie. Nach kurzem zögern ergriff er das Wort: „Sire. Wir wussten nicht das Ihr...“
Jasper brachte ihn durch eine Geste zum Schweigen: „Erhebt euch Sir und macht euch keine Sorge, Ihr habt nichts verbrochen.“ Dann wandte er sich auch zu den restlichen Männern im Raum: „Könntet ihr mich und Sir Condor einen Augenblick allein lassen, Gentlemen?“
Sofort standen diese auf und gingen mit einer Verbeugung an Jasper vorbei. Als die Tür ins Schloss fiel setzte sich der Prinz auf den Fenstersims und lehnte sich gegen die Wand. Auch Condor setzte sich auf einen Stuhl und begann zu sprechen: „Was ist los Jasper?“
Der Angesprochene sah ihn verdutzt an und zog eine Braue in die Höhe: „Was meinst du?“
Condor schüttelte einmal den Kopf und sah Jasper dann in die Augen: „Seit wir auf der anderen Seite waren...du hast dich verändert.“
„Wie sollte ich mich verändert haben?“
Condor stand auf und tigerte in der kleinen Halle auf und ab. Er suchte scheinbar nach den richtigen Worten: „Jasper, wir sind zusammen aufgewachsen.Ich kenne dich seit ich denken kann. Du bist seit wir zurück sind viel gereizter, viel....“
Jasper hatte gerade wirklich keine Nerven um sich mit solchen Dingen herumzuquälen. Er war müde, müsste eigentlich schon lange auf den Weg zu seinem Vater sein und ihm ging einfach nicht mehr Zara aus dem Kopf.
Jaspers Blick senkte sich zu Boden und sah dann wieder Condor in die Augen. Dieser starrte ihn noch immer gebannt an.
„Condor. Du bist mein bester Freund, aber trotzdem hast du weder ein Recht mir so etwas vorzuwerfen, noch geht es dich irgendwas an.“
„Jasper ich mach mir Sorgen um dich.“
Der Prinz sprang auf und ging auf seine Freund zu: „Verdammt nochmal du braucht dir keine Sorgen um mich machen. Und das weißt du auch.“
Condor wandte seine Blick nicht ab, sondern sah ihm noch immer starr in die Augen: „Jasper...“ Dieser hob die Hand und brachte ihn somit sofort zum schweigen. Er beherrschte diese Geste nahezu perfekt.
„Con. Ich bin nicht mehr der kleine Junge der ständig Schutz und Fürsorge benötigt. Ich bin jetzt Kronprinz. Ich kann verstehen, dass es ist schwer für dich, aber trotzdem musst du es akzeptieren. Ich weiß das du drei Jahre älter bist als ich und ich theoretisch gesehen eigentlich noch gar nicht erwachsen bin, aber praktisch gesehen, habe ich jetzt schon viel mehr Macht, als die meisten Männer, die doppelt so alt wie ich. Also du brauchst dich nicht um mich zu sorgen. Verstanden?“
Condor nickte zwar, fügte aber im fast unhörbaren Flüsterton hinzu: „Und ich werde trotzdem immer auf dich aufpassen und mir Sorgen machen, mein Prinz.“ Zum Glück hörte das aber Jasper nicht.

„Zara. Ich glaube ich bin schwanger.“
Zara blickte ihre beste Freundin entgeistet an: „Was?“
„Ich glaube ich bin...“
„Ich hab dich schon verstanden, aber Maggie wie...?“
„Ich glaube ich muss dir jetzt nicht den biologischen Ablauf erklären oder?“ Maggie lächelte schwach und ihre Freundin schüttelte fassungslos den Kopf.
„Hast du schon einen Test gemacht?“ Meinte Zara aufgeregt.
„Natürlich, sofort als ich die Vermutung hatte.“
„Und?“ Sie blickte Maggie hoffnungsvoll an.
Doch diese senkte den Kopf und blickte zu Boden: „Positiv.“
„Oh mein Gott, nein.“ Zara blickte verzweifelt zu ihrer besten Freundin und schloss sie sofort in den Arm.
„Oh Maggie.“ Flüsterte sie und drückte ihre Freundin fest an sich. Die Tränen die ihr dabei auf das Gewand tropften störten sie nicht. Maggie schluchzte und sah mit roten geschwollenen Augen zu Zara auf.
„Was soll ich nur machen?“ Brachte sie zwischen einen Schwall Tränen hervor.
„Weißt du wer der Vater ist?“
Maggie reagierte nicht. Vielleicht schämte sie sich auch, oder wollte nicht zugeben mit wem sie geschlafen hatte. Doch nach ein paar Minuten flüsterte sie fast unhörbar: „Es kann nur einer sein.“
Zara blickte sie verwirrt an und ihre Freundin erklärte ihr mit gebrochener Stimme: „Ich habe erst einmal in meinem Leben mit jemanden geschlafen...“
„...und das war Condor.“ Beendete Zara ihren Satz.
Maggie nickte traurig: „Ich muss es ihm irgendwie sagen. Aber ich weiß weder seinen Nachnamen, noch wo er genau wohnt oder...“ Ihre Stimme versagte und ein Schluchzten folgte.
„Verdammte Scheiße.“ Flüsterte Zara tonlos.
Lange saßen die beiden Freundinnen Arm in Arm auf Zaras Bett. Es gab den beiden Kraft. Kraft endlich klare Gedanken zu fassen.
„Wir müssen nach Wales.“ Meinte Maggie mit bestimmten und kräftigen Ton. Zara nickte und auch sie selbst schöpfte erstmals wieder Hoffnung.
„Wir fragen uns einfach durch. Ich meine Cardiff ist sicher viel kleiner als London und so heiße Typen fallen bestimmt auf.“ Fuhr Maggie mit einer Spur Begeisterung fort.
Zara drückte die Hand ihrer besten Freundin: „Wir werden Condor finden.“

„Sire? Der Prinz.“
Ohne irgendeine Antwort abzuwarten stürmte Jasper herein. Ein in rot gekleideter Wache stellte sich ihm in den Weg und packte den Prinzen am Arm. Dieser wirbelte zu ihm herum und verpasste ihm eine solche Ohrfeige das es im ganzen Saal schallte und der Wache sofort zu Boden ging. Der Prinz sah abwertend auf ihn herab: „Wenn du es noch einmal wagst mich, deinen Prinzen, anzufassen, dann kannst du dir sicher sein, dass du länger nicht mehr vom Boden aufstehen kannst. Verstanden?“ Ohne eine Reaktion abzuwarten ging er weiter auf den König zu. König Sirius war nicht mehr der jüngste. Sein fast schon vollständig ergrautes Haar war nur noch mäßig vorhanden und auch von dem athletischen Körper von einst war nicht mehr viel übrig geblieben. Aber er war ein gerrechter, kluger und freundlicher König. Und das reichte. „Raus.“ Jaspers feste Stimme hallte durch den Raum. Die Diener und ein die paar Adligen, die anwesend waren, verschwanden sofort. Sie wussten das es gerade nicht sehr klug war, sich mit den Prinzen anzulegen.
Nun sah Jasper die Wachen an: „Ich hab gesagt raus.“ Sie zögerten. Doch als der Prinz einen bedrohlichen Schritt auf sie zumachte flüchteten auch sie unmittelbar aus den Raum.
Dann wandte er sich wieder an den König Sirius, der ein paar Schritte auf ihn zugekommen war und ihn liebenswürdig in die Arme schloss: „Willkommen zu Hause, mein Sohn.“ Dieser verdrehte die Augen erwiderte aber trotzdem gespielt freundlich: „Hallo, Vater.“
Ungeduldig wartete er, bis der König endlich aufhörte ihn zu umarmen: „Wie konntest du mir das nur antun, Vater?“
„Von was sprichst du?“ Er sah ihn verwirrt an.
„Sessy. Warum verdammt nochmal soll ich sie zu mir mitnehmen.“
„Und darum musstest du gleich einen meiner Wachen fast K.O. schlagen?“
„Deine Leute haben echt keine Manieren.“
„Sie sind es nicht gewohnt von jemanden herumkommandiert zu werden der erst siebzehn ist..“ Der König lächelte
„Das sollten sie aber. Außerdem bin ich ihr Prinz und nicht irgendein Knappe.“ Der Prinz sah dem König in die Augen und lächelte matt: „ Lenk nicht vom Thema ab.“
„Jasper, Sessy ist deine Halbschwester und heiratet einen deiner Ritter. Wieso sollte sie nicht zu dir auf die Burg kommen?“
„Du weißt ganz genau das ich sie nicht leiden kann.“
„Und das verstehe ich bis heute noch nicht.“
Der Kronprinz schüttelte den Kopf, als wolle er Erinnerungen abschütteln.
„Schau Jasper. Max ist dein Ritter und die Hochzeit findet demnach auf deinem Hof statt.“
„Du willst sie ja auch nur loswerden.“
„Das stimmt doch gar nicht.“
„Ach nein?! Wenn du sie denn so liebst, könnten wir ja auch die Hochzeit hierher verlegen oder nicht?“
„Ich dachte das hatten wir schon mal.“
„Und wir hatten uns geeinigt das sie zwei...maximal drei Tage bei mir bleiben würde. Eben nur zur Hochzeit. Und jetzt sollen es auf einmal zwei Wochen sein. Ohne mich.“
„Sie vermisst Max.“
„Gut dann lass ich Max hier und er reist dann mit ihr nach. Problem gelöst.“
Der König blickte Jasper in die Augen. „Du wirst sie mitnehmen und freundlich zu ihr sein. Hast du mich verstanden?“
Widerwillig nickte der Prinz, er hatte sowieso keine Chance mehr seinen Vater umzustimmen. Wütend wandte er sich ab und stapfte aus der großen Halle.
„Schön dich gesehen zu haben, mein Sohn.“ Rief ihm der König hinterher als wäre nichts gewesen. „Schlechter Zeitpunkt, Vater. Wirklich schlechter Zeitpunkt.“ Erwiderte der Kronprinz ohne sich umzudrehen und doch musste er grinsen.
Er stieß die Tür auf und trat in den langen Gang, indem die aufgeregten Wachen und Diener warteten. Sie machten ihm sofort Platz. Jasper würdigte keinen von ihnen nur eines Blickes. Als er Condor sah wurde er noch schneller und blieb dann neben seinen besten Freund stehen.
„Mein Prinz.“ Er setzte zu einer tiefen Verbeugung an, doch Jasper packte ihn und zog ihn wieder aufrecht. „Bitte Con. Nicht jetzt. Es sieht uns sowieso keiner.“ Condor blickte zu den Wachen die vor einer der unzähligen Türen standen. Sofort versteiften sich diese und zeigten ihre perfekte Haltung, als auch Jasper zu ihnen blickte.
Der Prinz seufzte und ging ein paar Türen weiter. Condor folgte ihm. Vor einer ebenfalls bewachten Tür blieb er stehen und sofort wurde sie geöffnet. Er und sein bester Freund traten ein und setzten sich jeweils gegenüber auf einen Stuhl.
„Und?“ Begann Condor
„Sie kommt mit.“
„Scheiße. Keine Chance?“
„Gar keine. Ich hatte so viele gute Argumente. Nichts hat gewirkt.“
„Jetzt weißt du wenigstens woher du deine Sturheit hast.“ Condor kicherte.
„Das war nicht nett.“ Auch Jasper begann zu lachen: „Achja und ich hab einen seiner Wachen eine Ohrfeige verpasst.“
„Autsch. Was hat er getan?“
„Er wollte mich aufhalten.“
„Da hätte ich ihm gleich sagen können, dass das nur ein blaues Auge bringt.“
„Also soweit ich mich erinnern kann, habe ich dich noch nie geschlagen.“
„Oh doch. Du warst damals erst zehn Jahre alt. Du wolltest nicht mehr weg von deinem Fohlen Ikarus. Da musste ich dich herauszerren, du hast um dich geschlagen und mir dabei die Nase gebrochen.“
Jasper begann herzhaft zu lachen.
„Das ist nicht witzig, Jasper.“ Doch auch Condor konnte sich nur schwer ein Grinsen verkneifen.
Ein Klopfen ertönte und der Prinz versuchte irgendwie eine ernste Miene aufzusetzen. Doch wenn er was konnte, dann jemanden etwas vorspielen. „Ja.“ Meinte er in Richtung der Tür.
Max öffnete sie und verbeugte sich vor Jasper: „Sire. Wir sind bereit zur Abreise.“
Jasper stand auf uns sufzte: „Gut.“ Auch Condor sprang auf und ging Seite an Seite mit dem Prinzen hinaus. Max folgte dein Beiden.
Unten wartete sie schon. Sessy. Wie Jasper sie verabscheute. Ihr Blick, mit dem sie ihn ansah. Ihr ganzes Aussehen. Ja sie war hübsch. Sehr hübsch. Schwarze hüftlange Haare, eine zierliche Figur und engelsgleiche Züge. Natürlich lies sich der Prinz nichts anmerken. Lächelte ihr zu und ging sofort zu seinem Pferd. Geschmeidig saß er auf nahm die Zügel und wartete bis seine Männer und sein Halbschwester auf bereit waren. Sie hatte ein paar Hofdamen und zwei Diener mit. Verwöhnte Göre, schoss es Jasper durch den Kopf. Als ob er nicht genug Personal auf seinen eigenen Hof hatte. Er trieb sein Pferd in einen leichten Galopp und führte seine kleine Schar von Rittern, Sessy und ihren Dienstleuten an.

Kapitel 5

 

 „Kennen sie zufällig einen Condor, der hier in der Nähe wohnt? Er ist etwa 20 Jahre alt, blond oder einen Jasper, dunkle Locken...oder...“

„Nein tut mir echt leid. Kann mich nicht erinnern je etwas von ihnen gehört oder gesehen zu haben.“
„Okay. Trotzdem Danke.“
Es war als wären sie vom Erdboden verschluckt. Sie waren nun schon drei Tage in Cardiff und sie hatten nicht die geringste Spur von ihnen. In jedem Club, jedem Lokal hatten die beiden Freundinnen nach ihnen gefragt. Nichts.
„Wir haben schon fast in jeder Straße jemanden wegen den Fünf angeredet und auch bei den Hochhäusern sind wir fast durch. Was sollen wir bloß machen?“ Maggie war der Verzweiflung nahe.
„Ich habe gelesen, dass es in der Nähe eine kleine Burg gibt, in der jemand lebt. Vielleicht haben wir dort Glück.“
„Denkst du wirklich, Zara?“
„Eigentlich nicht. Aber einen Versuch ist es wert.“
„Okay dann gehen wir.“
Zirka eine halbe Stunde später standen Maggie und Zara vor der kleinen, naja klein war sie ja nicht gerade, Burg und suchten vergeblich nach einer Klingel. Da wirklich keine vorhanden war, klopften sie zuerst zögerlich, dann energisch an das große Holztor.
Ein Mann öffnete ihnen die Tür und Zara blieb für einen Moment das Herz stehen. Der Mann sah am ersten Blick Condor zum Verwechseln ähnlich. Doch als sie bemerkte, dass er mindestens um 10 Jahre älter war als der Vater von Maggies Kind, wurde ihr klar das sie das Wunschdenken gepackt hatte. Ein bisschen enttäuscht blickte sie zu Maggie, der ebenfalls die Verzweiflung anzumerken war und doch begann sie mit gespielt freundlicher Stimme zu sprechen: „Hallo. Hätten Sie kurz Zeit?“
„Natürlich. Wollt ihr reinkommen? Ich bin übrigens Cedric O'Donnel“
„Nein danke. Es dauert wirklich nicht lange. Kennen Sie zufällig einen jungen Mann namens Condor. Er müsste ungefähr 20 Jahre alt sein und er ist meist in einer Gruppe junger Männer unterwegs.“
Cedric sah sie prüfend an.
„Heißt einer dieser junger Männer zufällig Jasper?“
Maggies Gesicht hellte sich mit einem Schlag auf und ihre Stimme wurde aufgeregter: „Ja genau.“
Zara und ihre Freundin sahen ihn mit freudiger Miene an und auch der Mann begann zu lachen: „Ja ich kenne die Beiden. Condor ist mein kleiner Bruder.“
Zara sah mit leuchtenden Augen zu Maggie, die am liebsten einen Freudentanz aufgeführt hätte. „Ist er hier?“
„Nein er lebt nicht hier. Aber ich kann ihm etwas ausrichten, wenn ihr wollt.“
„Wo lebt er denn?“ Hackte Maggie nach.
Cedric zögerte kurz: „Wer seit ihr eigentlich?“
„Ich bin Maggie Jones und das ist Zara Adams, meine beste Freundin.“
„Condor lebt in der USA“
Zara starrte Cedric an. In der USA? Hatte ihr nicht Max erzählt das sie hier in Cardiff wohnten? Waren sie umgezogen? Alle fünf? In so kurzer Zeit?
„Soll ich ihm etwas ausrichten?“ Der Mann lächelte die beiden freundlich an.
„Kann ich Ihnen einen Brief für Condor geben, es ist sehr persönlich und ich will nicht, dass...“
„Ich versteh schon. Natürlich, ich werde ihm deinen Brief sofort schicken.“
„Danke. Das wäre echt zu freundlich. Ich suche ihn schon so lange.“
Maggie zog erleichtert den Brief heraus, den sie schon zuhause geschrieben hatte, für den Fall das Condor nicht zu Hause gewesen wäre, was ja eigentlich auch der Wahrheit entsprach. Sie überreichte ihn Cedric mit einem Lächeln auf dem Gesicht. „Er soll sich bitte so schnell wie möglich bei mir melden.“ Fügte sie noch hinzu.
„Ich werd es ihm ausrichten. Tschüss ihr zwei.“
„Danke nochmal.“ Die beiden Freundinnen drehten sich grinsend und so erleichtert wie schon lange nicht mehr um und gingen zurück ins Hotel um ihre Heimreise anzutreten. Doch trotz allem Glück, ließ Zara das Gefühl nicht los, das hier etwas nicht mit rechten Dingen zugehen konnte.

Es waren nicht gerade ruhige Tage auf der Burg Black-Castle vergangen. Die Tatsache das Sessy nun hier wohnte und das jeder, außer ihr selbst, wusste wie sehr Jasper sie verabscheute beunruhigten alle. Sie gingen sowohl dem Prinzen als auch Sessy und Max immer öfter aus dem Weg. Und doch liefen die Vorbereitungen für die Hochzeit auf Hochtouren. In drei Tagen war es soweit.
In der großen Halle wurden Pläne gemacht und an der aufwändigen Dekoration gearbeitet. Als Jasper den Saal betrat schlug ihm eine Welle Lärm entgegen. Hunderte Stimmen schallten aus der riesigen Halle heraus. Condor der neben ihm stand stieß einen schrillen Pfiff aus und alle Anwesenden drehten sich zu ihm um. Als sie den Prinzen erblickten wurde totenstill im Raum und alle sahen zu Boden. Jasper schritt durch den Raum und jeder einzelne Schritt hallte durch die riesige Halle. Vorne angekommen drehte er sich wieder um: „Könnte mir freundlicherweise irgendwer sagen wie weit die Vorbereitungen sind?“ Er ließ seinen Blick über die gesenkten Köpfe schweifen.
„Und die anderen zurück an die Arbeit.“
Unmittelbar setzten alle wieder ihre unterbrochenen Tätigkeit fort. Ein großer Mann, scheinbar übernahm er die Führung der Hochzeits-Planung, kam auf Jasper zu und verneigte sich noch einmal vor ihm.
„Mein Prinz?“
„Ihr wisst, was ich erfahren möchte.“
„Wir liegen gut in der Zeit. Alle Kleider sind so weit fertig und auch sämtliche Pläne sind vollständig.“
„Sitzplan?“
„Fertig.“
„Ich möchte ihn sehen.“
„Sire?“
„Ihr habt mich schon verstanden.“
Der Mann winkte einen Mädchen zu: „Lucy, sei so lieb und hol mir den Sitzplan.“
Das junge blonde Mädchen nickte und lief los.
Jasper sah sich noch einmal im Raum um. Alle arbeiteten fleißig. Für seinen Geschmack eine Spur zu fleißig. Er wünschte seiner Halbschwester keine schöne Hochzeit, Max jedoch schon. Eine ziemliche Zwickmühle.
Er hatte auch die Vermutung, das er hier der einzige war der Sessy nicht ausstehen konnte.
„Was denkt Ihr eigentlich über Lady Sessy?“
„Mein Prinz...Ich weiß nicht...“
„Das war eine ganz einfache Frage und ich verlange eine simple ehrliche Antwort. Also?“
Der Mann, Jasper konnte sich wirklich nicht an seinen Namen erinnern, rang sichtlich mit sich.
„Ich denke nur Gutes über sie. Achte sie und finde sie ist eine wahre Schönheit.“
Jasper grinste, er konnte ihm das nicht wirklich glauben: „Natürlich.“
Lucy kam wieder zurück und überreichte dem Mann ein Schriftstück und verschwand genau so schnell wieder wie sie gekommen war. Der Mann gab es an den Prinzen weiter. Dieser überflog es kurz und verengte die Augen.
„Ihr seit hier der Experte. Muss da Hochzeitspaar immer am Kopf des Tisches sitzen?“ Jasper sah den Mann herausfordernd an.
„Normalerweise ja. Also neben Euch.“
„Das ist mir schon klar.“ Verdammt er wollte nicht neben Sessy sitzen. Reiß dich zusammen und benimm dich nicht wie ein kleiner Junge schoss es Jasper durch den Kopf. Mit einem gespielten Lächeln auf den Lippen gab er dem Mann das Schriftstück wieder zurück: „Gute Arbeit.“
Ohne ihn noch einmal anzusehen ging er aus der Halle und am Tor stieß Condor wieder zu ihm. „Was war los?“
„Nichts.“Condor wartete geduldig bis sie in die kleine Saal im ersten Stock waren. Jasper nahm wie immer auf dem Fenstersims platz und Condor begann wieder im Raum auf und ab zu gehen. „War es der Sitzplan?“
„Verdammt ja, aber ich meine so etwas darf mich einfach nicht aufregen.“
Condor sah ihm besorgt in die Augen.
„Warum hasst du Sessy so?“
„Ich hasse sie gar nicht.“
Ein grinsen saß auf Condors Lippen und er meinte mit einer Spur Sarkasmus: „Natürlich nicht, mein Prinz.“
„Du sollst mich verdammt nochmal nicht so nennen wenn wir allein sind.“
„Aber du bist nun einmal mein Prinz.“
„Das will ich aber nicht sein.“ Seine Stimme senkte sich bedrohlich.
Sein bester Freund kam auf ihn zu und sah in tief in seine blauen Augen: „Jasper du bist nun mal der einzige Sohn des Königs. Und das kannst du nicht ändern.“
Jasper wandte genervt den Blick ab: „Jaja ich weiß schon. Ich bin privilegiert geboren bla bla bla.“ Er verdrehte die Augen und lehnte sich genervt an die Wand.
Condor wartete geduldig bis er sich wieder gefasst hatte.
„Ich hasse Sessy, weil sie mein ganzes Leben kaputt gemacht hatte.“
„Wie bitte?“ Fragte Condor verwirrt.
„Alle haben sie geliebt, nur meine Mutter nicht.“
„Und du denkst das war der Grund das sie sich...“
„Nein. Aber irgendwie trägt sie trotzdem eine Schuld daran. Und mir gefällt es nicht wie sie mit mir umgeht.“
Condor blickte Jasper wieder in die Augen. „Soll ich dir was sagen?“
Jasper grinste.„Weißt du das sich das gerade echt schwul anhört?“
Sein bester Freund lachte. „Ja, aber das ist mir jetzt egal.“
„Also schieß los.“
„Du bist ein guter Prinz.“
Jasper begann zu lachen. „Lügner. Du kennst ja gar keinen anderen.“
Auch Condor lächelte. „ Aber Geschichten. Glaub mir im Gegensatz zu ein paar von deinen Vorgängern bist du ein Engel.“
„Warum kann ich dir das einfach nicht glauben?“
Da wurde plötzlich die Tür aufgerissen.
„Cedric?“ Condor und Jasper sprangen fast synchron auf und ersteres rannte sofort auf ihn zu. Die beiden Brüder umarmten sich kurz und dann sah Cedric zu dem Prinzen.
Jasper kannte Condors Bruder nicht wirklich. Er sah ihn nur selten. Sehr selten. Das letzte Mal musste schon Jahre her sein. Okay es waren genau drei Jahre, denn Cedric war mit Jasper das erste Mal in den Krieg gezogen, aber auch dort hatten sie nicht viel miteinander zu tun gehabt. Er war ein Fremder für ihn und doch sah er in ein Gesicht, dass ihm so vertraut war. Er sah seinen Vater und jüngeren Bruder zum verwechseln ähnlich.
Jasper ging langsam auf ihn zu und Cedric fiel auf sein linkes Knie und senkte sofort den Blick zu Boden: „Sire. Schön euch zu sehen.“ Als der Kronprinz vor ihm stand, setzte er ein Lächeln auf, nahm Condors Bruder bei den Schultern und hob ihn auf. Dann umarmten auch sie sich kurz. Das war ein Ritual zwischen Rittern und ihren Herren. Sie hatten es, wie so vieles, vor ein paar hundert Jahren von der anderen Seite übernommen.
Condors Bruder war ein Seiten-Lord, also ein Lord auf der anderen Seite, aber trotzdem dem Prinzen oder König auf dieser Seite unterstellt. In diesem Fall war es bei Cedric der Prinz.
„Willkommen Cedric.“ Jasper lächelte, obwohl er wusste das sein Besuch nichts Gutes bedeuten konnte.
„Ich hoffe ich komme nicht ungelegen?“
„Nein. Keineswegs.“ Das stimme zwar nicht ganz, aber Jasper wusste das die Frage ebenso nur reine Höflichkeit war.
„Was habt Ihr am Herzen, Cedric?“ Führte der Prinz das Gespräch fort.
Dieser suchte sichtlich nach den richtigen Worten und blickte dann zu seinen kleinen Bruder hinüber. „ Es geht um Condor.“
Auch Jaspers Blick wanderte zu seinem besten Freund. „Was meint Ihr?“
Cedric seufzte und fuhr nach kurzen Zögern fort: „Condor wird Vater.“
„Was?“ Sein kleine Bruder und der Prinz sahen ihn fassungslos an.
„Wer?“ Hauchte Condor tonlos.
„Ein Mädchen namens Maggie Jones. Sie kam vor ein paar Tagen mit ihrer Freundin zu mir und wollte wissen ob ich dich kenne und da hat sie mir einen Brief für dich gegeben, indem stand das sie schwanger ist und du der einzige mit dem sie je eine Nacht verbracht hatte. Fazit sie erwartet ein Kind von dir...“
„Verdammt. Ich muss sofort zu ihr.“
Jasper schaltete sich ins Gespräch ein: „Bist du wahnsinnig Con? Du kannst nicht zu ihr hingehen und ihr so ganz nebenbei erklären wer und was du bist.“
„Das werd ich ja auch nicht. Verdammt Jasper, ich will mein Kind sehen.“
„Es ist ja noch nicht einmal auf der Welt.“
„Aber ich will zu ihr....“
„Du kennst sie gerade mal einen Tag.“
„Noch nie etwas von Liebe auf den ersten Blick gehört?“
Oh ja schoss es Jasper durch den Kopf. „Auf einmal? Du hast noch nie von ihr gesprochen.“
„Man kann auch an jemanden denken.“
„Condor. Wie hast du dir das vorgestellt? Willst du auf der anderen Seite leben? Eine Beziehung aufgebaut auf Geheimnissen und Lügen? Oder willst du sie zu uns mitnehmen? Abgeschnitten von ihrer Welt?“
„Mir fällt schon was ein. Aber bitte ich will zu ihr. Ich hab mir schon immer Frau und Kinder gewünscht das weißt du genau. Bitte, mein Prinz, lass mich gehen.“
Jasper verdrehte die Augen und rang mit sich. Sollte er ihn gehen lassen. Wenn er sich für nein entschied, wäre Condor ewig böse auf ihn. Und wenn er sich für Ja entschied und selbst auch mitging, dann sah er vielleicht Zara wieder. Zara, das schönste Mädchen sowohl auf ihrer, als auch auf seiner Seite.
„Na schön wir brechen nach der Hochzeit auf. Nur Cedric, du und ich. Sonst niemand. Und du hältst dich gefälligst an meine Regeln. Verstanden?“
Condor begann zu strahlen und nickte feierlich. „Danke, Jasper. Danke.“
Der Prinz lächelte seinen besten Freund und deren Bruder noch einmal zu und ging dann hinaus. Was hatte er sich da nur eingebrockt.

Kapitel 6


Sessy hatte ihre Hand auf die von Max gelegt. Es war ein schönes Gefühl. Sessys Blick strahlte eine solche Wärme und Behaglichkeit aus, da musste man einfach glücklich sein. Max liebte seine Frau. Er liebte ihr Lachen, ihre Harre, ihre engelsgleichen Züge. Und das schien hier nicht nur ihm so zu gehen. Fast die ganze Burg vergötterte sie. Alle bis auf dem Prinzen. Und das warf einen dunklen Schatten auf das Glück der beiden Liebenden. Denn Max stand in Jaspers Diensten. Ihm war noch immer nicht klar, wieso der Prinz einer Heirat zwischen seiner Halbschwester und seinen Ritter überhaupt zugestimmt hatte. Und doch war er froh, dass er nun eine so wundervolle Braut hatte, auch wenn es nicht Zara war, wie so oft in seinen Träumen.
Er strich ihr gedankenverloren eine tiefschwarze Strähne aus dem Gesicht und Lächelte sie an. Sessy strahlte zurück.
„Max?“ Logan blickte ihn fragend an.
„Was?“
„Du bist heute etwas abwesend.“
Max verdrehte genervt die Augen. „Ich habe heute geheiratet.“
„Kein guter Grund.“ Logan grinste.
„Lass ihn, Logan.“ Jasper sah in vorwurfsvoll an.
„Tut mir leid“
„Außerdem ist es nicht einmal so ein schlechter Grund.“ Der Blick des Prinzen wanderte zu Sessy und in seinen Augen spiegelte sich Hass. Jeder in unmittelbarer Nähe schien das zu merken und augenblicklich verstummten sie alle. Nur Sessy lachte ihn noch immer unverwandt an. Entweder merkte sie es wirklich nicht oder sie war einfach nur eine gute Schauspielerin. Eine wirklich ausgezeichnete Schauspielerin. Obwohl Sessy unendlich ehrlich war, tippte Max trotzdem auf letzteres. Er konnte einfach nicht glauben, dass Sessy zu dumm war um Jaspers Hass nicht zu bemerken.

Sie war eine wirklich falsche Schlange. Eine giftige, hinterlistige Schlange. Jasper wusste, dass Sessy es gemerkt hatte. Und es hat sie nur noch mehr erfreut. Am liebsten hätte er ihr den Hals umgedreht.
Und langsam reichte ihm ihr Anblick. Er stand auf, nickte den Gästen zu, blickte dem Hochzeitspaar mit einem Lächeln entgegen und ging dann hinaus.
Nach etwa einer halben Stunde standen die drei Männer im riesigen Hof. Sie hatten keine Rüstung, denn das wäre viel zu auffällig gewesen. Sondern schwarze Umhänge mit einer Kapuze tief ins Gesicht gezogen und natürlich ein Schwert pro Person waren der Schutz vor Feinden, besser gesagt vor dem Entdeckt werden.
Es war stockdunkel, nur ein paar Fackeln ließen einem die Hand vor Augen sehen. Ein paar einzelne schwache Sterne durchbrachen den schwarzen Nachthimmel und doch waren sie keine große Hilfe um etwas zu erkennen. Jasper nahm die Zügel seines Hengstes Ikarus in die Hand und schwang sich geschmeidig in den Sattel. Das Pferd begann nervös zu tänzeln. Es mochte die Nacht genauso wenig wie der Prinz. Beruhigend legte Jasper ihm seine Hand auf den Hals und strich ihm sanft über das glatte Fell. Sein schwarzer Umhang wehte im Wind und ließ in Jasper ein Gefühl der Freiheit aufsteigen. Er nahm wieder die Zügel in beide Hände, wartete bis Condor und Cedric hinter ihm ihre Stellung aufnahmen und ließ Ikarus dann im vollen Galopp anreiten. Der Wind zerzauste seinem Hengst die wunderschöne lange Mähne und Jasper hatte ein Grinsen im Gesicht. Er liebte diese halsbrecherische Geschwindigkeit und vor allem liebte er sein Pferd, das er von klein auf allein großgezogen hatte.
Die ersten beiden Tage liefen ohne jegliche Problem. Sie schliefen am Tag und ritten in der Nacht, denn Jasper wollte um jeden Preis unerkannt bleiben. Es warf kein gutes Licht auf einen Prinzen, der mit nur zwei Rittern, ohne Rüstung und so kurz nach einer Hochzeit auf seinen Hof, schon das Weite suchte. Auch wollte er keine Gerüchte von geheimen Liebschaften oder ähnlichem aufkommen lassen, hinter denen sowieso nichts dran war. Trotzdem stürzten sich die Leute wie die Geier auf solch einen Tratsch.
Doch in der dritten Nacht, passierte genau das was Jasper nicht wollte. Sie waren gerade in einem dichten Wald, so dicht das eigentlich niemand sie entdecken hätte können. Doch auf halber Strecke merkten sie, dass jemand sie verfolgte. Jemand zu Pferd, denn der Klang von Hufen kam immer näher. Jasper und seine Gefährten beschleunigten ihre Pferde und suchten vergeblich nach einem Ausweg aus dieser Verfolgungsjagd. Der Prinz trieb Ikarus immer weiter um mehr Zeit zu gewinnen, doch der dichte Wald gab ihnen keine Chance zu entfliehen und die Kräfte seines Hengstes lies langsam nach. Immer weiter jagten sie durch den Wald, bis ihnen berittene Soldaten und eine Hand voll Ritter plötzlich den Weg abschnitten. Scheiße eine Patrouille schoss es Jasper durch den Kopf. Jetzt gab es wirklich kein Entkommen mehr. Er stoppte Ikarus und zog seine Kapuze noch weiter ins Gesicht. Cedric und Condor taten es ihm gleich.
„Wer seid ihr?“ Ein Ritter in Kettenhemd, aber ohne Helm und Rüstung, scheinbar der Anführer der Patrouille, blickte die drei Männer mit einer Spur Verachtung an. Er bekam keine Antwort.
Mit der Hand deutete er seinen Männern, dass sie Jasper und seine Männer umzingeln sollten. Schwerter wurden gezogen und auf sie gerichtet.
„Zum letzten Mal. Wer seit ihr?“
Jasper rang mit sich. Sollten sich nur Condor oder Cedric zu erkennen geben, oder er es wagen und hoffen das keine Plaudertasche unter den Rittern war.
Langsam hob der Prinz den Kopf und seine Kapuze rutschte immer weiter nach hinten. Sie würden sowieso keine Ruhe geben bis sie nicht wussten wer er war. Er hob die Hände streifte die Kapuze zurück und entblößte somit vollständig sein Gesicht. Die Fackel, die der Anführer der Patrouillen in der Hand hielt, erhellten Jaspers Züge und augenblicklich wurden alle Schwerter fallen gelassen. Die Soldaten die sie vorhin noch bedroht hatten fielen auf die Knie und auch die Ritter sprangen von ihren Pferden und taten es den anderen gleich. Jasper entschied sich schadenfroh, ihnen ein noch schlechteres Gewissen zu machen. „Wer seid ihr, die es wagen ihren Prinzen zu bedrohen?“
Der Ritter blickte ihn mit großen Augen an und meinte mit flehender Stimme: „Sire. Bitte...wir wussten nicht...“
Er hob die Hand und brachte ihn somit zum schweigen. „Wenn Ihr nichts sagt, werde ich es auch nicht tun.“
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht zog er sich wieder die Kapuze über den Kopf und galoppierte seinen Hengst an. Die Ritter und Soldaten sprangen sofort auf und machten ihm Platz. So verschwanden die drei Männer wieder in der Dunkelheit.

Elijha stand vor dem Spiegel und blickte sich selbst in die Honigfarbenen Augen. Seine Bauchmuskeln zeichneten sich unter seinem dünnen T-Shirt ab und er war mächtig stolz auf sie. Vor zwei Jahren war er noch ein schmächtiger Junge mit 17 Jahre gewesen. Gut in der Schule aber hatte keine Freunde. Heute verbrachte er fast sein ganzes Leben im Fitnessstudio, hatte massenhaft Kumpels und drei Freundinnen gleichzeitig. Er hatte sein Leben geliebt, wenigstens die letzten beiden Jahre. Und heute war sein letzter Schultag, nicht das er noch länger in die Schule gehen wollte, ganz und gar nicht, nur dieser letzte Schultag war sein letzter Tag seines normalen Lebens. Sein Vater war vor gut zwei Jahren gestorben und das war auch der Tag an dem er zu trainieren begonnen hatte. Vor ein paar Wochen hatte seine Mutter wieder geheiratet, einen von der anderen Seite. Gut sein Vater war auch von dort gekommen, aber er lebte schon seit seiner Kindheit auf der „Menschen-Seite“. Er war ein Seiten-Lord gewesen. Er hatte ihn zwar als Ritter ausgebildet, doch nur zu Hause und das auch nicht sehr erfolgreich. Nun wollte sein neuer Vater, das er sein ganzes Leben hier hinschmeiße, auf die andere Seite gehe und dort wirklich die Kunst des Kämpfen erlerne.
Tja er war leider erst gestern 19 geworden. Auf dieser Seite volljährig doch auf der anderen... Dort war man es erst mit 20. Und da er offiziell das Gesetz dort achten musste, hatte er keine Wahl. Er hatte schon mit dem Gedanken gespielt einfach wegzulaufen, doch sie würden ihn finden und dann hatte er wirklich ein Problem. Ja und nun hasste er sein Leben. Er wollte nicht auf die andere Seite. Er wollte weder Ritter noch irgendein Lord sein und schon gar nicht wollte er im Diensten des Prinzen stehen. Er hatte ihn zwar noch nie vorher getroffen oder gesehen, doch laut Erzählungen sollte er ein richtiges verwöhntes Arschloch sein und noch dazu zwei Jahre jünger als Elijha. Er hasste es ja schon von seinem Stiefvater herumkommandiert zu werden und jetzt auch noch von einem Kind. Nein danke.
„Elijha du kommst zu spät.“ Schallte die Stimme seiner Mutter in sein Zimmer. Sie war totunglücklich das er wegging, doch auch sie war auf auf der anderen Seite aufgewachsen und sah es als Selbstverständlich, dass ihr Sohn als Ritter ausgebildet wurde. Sofort löste sich dieser von seinem Spiegelbild, schnappte seinen Tasche und ging aus dem Zimmer. Freundlich lächelnd nahm er einen Kaffee von seiner Mutter entgegen und trank dankbar einen Schluck.
„Wieso Mum. Wieso nur?“ Er blickte sie bittend an.
Sie seufzte und sah ihn mit einem traurigen Lächeln an: „Ich dachte das hätten wir schon geklärt.“
„Aber für mich ist es noch nicht geklärt. Vater wollte nie das ich...“
„Dein Vater ist tot. Elijha. Weg und er wird auch nie wieder kommen. Akzeptiere es.“
Ich warf ihr einen verächtlichen Blick zu: „ Ja du hast es scheinbar gut wegsteckst.“
„Ich lebe einfach in der Gegenwart und nicht in der Vergangenheit, Elijha.“
Seine Mutter gab ihm einen Kuss auf die Wange und lächelte: „Du wirst sehen, in ein paar Wochen willst du nie wieder zurück.“
Elijha lächelte, bezweifelt jedoch die Aussage seiner Mutter.
Er ging aus dem Haus und machte sich somit auf den Weg zur Schule, das letzte Mal in seinem Leben.

Das einzige gute an der Schule war, dass es einem ablenkte und das bekamen Maggie und Zara zu spüren. Außerdem war heute der letzte Tag eines Schulkollegen und Ex-Freundes von Maggie. Elijha hieß er. Dieser zog mit seiner Familie in die USA. Obwohl Maggie ihn nach der Trennung regelrecht hasste und Zara nie wirklich etwas mit ihm zu tun gehabt hatte, war der Abschied in einer gewissen Art schmerzhaft. Nach der letzten Umarmen gingen sie aber doch mit anderen Sorgen zu Maggie. Langsam hatten sie wirklich das Gefühl, dass Condor den Brief nie erhalten hatte, denn es waren schon beinahe zwei Wochen vergangen, seitdem sie in Wales waren und sie hatten noch keine Antwort bekommen. Weder von Condor noch von seinem Bruder oder sonst irgendjemanden.
Und langsam gaben sie wirklich die Hoffnung auf, jemals wieder etwas von ihm zu hören. Maggies Mutter hatte, zur Verwunderung von allen, auf die Schwangerschaft nicht sehr negativ reagiert. Keine Standpauke. Nur tröstende und aufbauende Worte. Vielleicht lag es daran, das Lucy, Maggies Mutter, ihre Tochter selbst schon mit 16 Jahren gebar und ihr Freund sie ebenfalls im Stich gelassen hatte. Sie war mit ihr zum Frauenarzt gegangen und hatte mit ihr alle Möglichkeiten besprochen. Doch Maggie wollte unbedingt das Kind und Zara konnte das in gewisser Weise verstehen.
Wegen all diesen Abfindungen mit der Idee, das Kind mit Condor gemeinsam großzuziehen, überraschte es die beiden umso mehr als sie drei junge Männer vor Maggies Haustür vorfanden. Ganz besonders Zara, die überhaupt keine Hoffnung mehr gehabt hatte, war sehr verwundert als sie in Jaspers hübsches Gesicht sah. Ihr Herz begann wie wild zu schlagen. Er, Condor und Condors Bruder Cedric strahlten den beiden jungen Frauen entgegen. Sofort rannte Maggie los und sprang Condor in die Arme. Zara beunruhigte diese vertraute Geste sehr. Sie kannten sich gerade einmal eine Nacht und hatten wahrscheinlich in dieser Nacht nicht sehr viel Zeit zum reden gehabt, sondern waren mit anderen, scheinbar wichtigeren Sachen beschäftigt gewesen. Und doch berührte es Zara auch in einer gewissen Weise. Auch sie kam auf die drei zu, umarmte sie jedoch nicht stürmisch sondern strecke Jasper nur ihre Hand hin. Dieser nahm sie zwar, zog sie jedoch an sich und umarmte sie kurz. Zara vergaß für einen Moment zu atmen.

Zara in Jaspers Armen, war einer der schönsten, vielleicht sogar der schönste Augenblick in seinem Leben. Ihr Duft, ihre wunderschönen seidenartigen Haare und einfach alles an ihr war so perfekt. Er musste sich wirklich überwinden sie wieder loszulassen. Als sie dann wirklich wieder vor ihm stand, sah er in ihre wunderschönen grünen Augen und sie lächelte. Sofort zuckten auch seine Mundwinkel nach oben. Er war hoffnungslos verliebt.
„Also? Hattet ihr schon Angst das wir nicht kommen?“ Er sah Zara mit strahlenden Blick an. „Ganz ehrlich? Ja.“ War Maggies nicht so freundliche Antwort. „Ihr habt uns lange warten lassen. Ein Zeichen, dass ihr überhaupt kommt wäre nett gewesen.“ Sie warf Cedric einen vorwurfsvollen Blick zu und er lächelte.
„Wir wollten es spannend machen.“ Condor grinste.
„Das habt ihr ja auch super hinbekommen.“ Auch Maggie lächelte und ihr Blick war auf Condors Augen geheftet. Sie sahen wirklich süß aus zusammen.
„Also wollt ihr nicht hinein kommen?“ Fragte Maggie die drei Jungs.
„Ist denn deine Mutter oder dein Vater..“ Condors Stimme hat einen ängstlichen Unterton, den Jasper selten zuvor bei ihm gehört hatte.
„Nein. Kein Sorge.“
„Dann kommen wir gerne mit hinein.“
Maggies Hand schloss sich um die von Condor und so gingen sie durch die Tür. Jasper konnte nur den Kopf schütteln. Ja es war schön und gut, dass er nun hier war, doch trotzdem taten die beiden so als wären sie schon fest zusammen. Drinnen angekommen quetschten sich alle so gut es ging auf das kleine Sofa, doch das war Jasper egal. Solange er in Zaras Augen sehen konnte war alles gut.
Still hörte er das Gespräch zwischen Maggie und Condor mit an.
„Wie lange kannst du bleiben?“ In ihrer Stimme schwang Angst und Hoffnung zugleich.
„So lange du willst. Ich werd in einer kleinen Wohnung gleich hier um die Ecke schlafen. Sie gehört meiner Familie und so kann ich, wenn du willst, bis zur Geburt bei dir bleiben.“ Er lächelte „Vielleicht sogar länger.“
Maggie strahlte: „Das würdest du wirklich für mich tun?“
„Natürlich. Ich kann auch von Zuhause aus arbeiten.“ In diesem Moment sah er zu Jasper. Eigentlich war ja die Länge des Aufenthalts nicht abgesprochen gewesen, doch jetzt da er sah wie glücklich die beiden waren konnte er nur schlecht nein sagen. Darum nickte Jasper kurz.
Sofort begann Condor wieder zu strahlen, dafür warf Cedric dem Prinzen einen besorgten Blick zu. Er schien nicht so erfreut zu sein, dass sein kleiner Bruder nun für ein paar Monate hier lebte.
Doch Maggie schien von dem allem nichts mitzubekommen. Sie umarmte Condor und drückte ihm einen Kuss auf den Mund und auch er erwiderte diesen bereitwillig.
Sehnsüchtig sah Jasper zu Zara hinüber. Wie gerne hätte er sie jetzt auch im Arm, wie gerne würde er sie jetzt auch Küssen. „Wie war Max Hochzeit?“ Zara starrte ihn an und Jasper brauchte ein paar Sekunden um sich wieder zu sammeln. Max? Wieso Max? Wieso interessierte sie sich nur für Max? „Schön. Er liebt seine Frau und sie ihn.“ Sie schien sofort Jaspers kühlen Ton zu bemerken und wandte wieder den Blick ab. Max und Zara? Max und Zara! Jasper schüttelte den Kopf, denn ihm wollten die Bilder nicht mehr aus dem Kopf ergehen.
„So ihr zwei Turteltauben. Es ist Zeit das Jasper und ich wieder abhauen.“ Cedrics gespielt fröhliche Stimme hallte durch den Raum.
„Schon wieder?“ Condor blickte ihn fragend an.
„Ja. Denn im Gegensatz zu dir haben Jasper und ich einen Job zuhause.“
Condor lachte, stand auf und nahm wieder Maggies Hand. Noch einmal warf Jasper Zara einen wehmütigen Blick zu, stand dann ebenfalls auf und ging dem süßen Paar nach.
„Jasper?“ Als Zaras Stimme ertönte, drehte er sich sofort wieder um.
„Ja?“
Sie kam auf ihm zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich hoffe wir sehen uns bald wieder.“ Sein Herz blieb für einen Moment stehen, doch dann zog er Zara näher zu sich und drückte seine Lippen auf die ihren. Doch sie machte überhaupt keine Anstalt, sich von ihm wegzudrücken. Er schmeckte ihre wunderschönen Lippen und der Geschmack erinnerte ihn an Kirschen. Langsam legte sie ihm eine Hand auf den Rücken und sein Herz schlug ihm bis in den Hals. Dann, nach wunderschönen Sekunden, löste er sich von ihr. Leise flüsterte er ihr ins Ohr: „Ich kann es kaum erwarten.“ Sie lächelte und ihre grünen Augen glitzerten. Ohne sich noch einmal umzudrehen und mit einem Strahlen im Gesicht ging er hinaus.

Kapitel 7


Kapitel 7:
Drei Monate waren vergangen seitdem Elijha nun auf der anderen Seite war. Und er hasste sie noch immer so wie am ersten Tag. Das Bild, dass er von Prinz Jasper gehabt hatte, hatte sich bestätigt. Er bekam ihn nicht oft zu Gesicht und wenn dann nur von weiten. Außerdem war er fast immer von den selben jungen Männern umgeben. Logan, Luis und Lucas. Meistens war auch noch Max dabei, doch er besaß selbst schon Land und darum war er nur manchmal mit von der Patie. Logan und Luis waren Brüder und hatten einen wirklich einflussreichen und reichen Vater. Lucas und Max stammte beide auch einer großen und mächtigen Familie ab. Sie alle waren richtige Killermaschinen und legten jeden um, der den Prinzen nur komisch ansah. Gut so schlimm waren sie auch wieder nicht, aber sie waren bis zum letzten Blutstropfen dem Kronprinz treu ergeben.
Elijha hatte beim Training leichtes Spiel. Seine Fitnessstudio Aufenthalte machten sich bezahlt. Er legte mühelos jeden seiner Freunde oder Feinde um und auch beim Reiten stellte er sich alles andere als blöd an. Heute stand ein Schwert-Kampf-Training an und siehe da sogar der Prinz bequemte sich einmal zu einer Übungsstunde seiner Knappen. Er hatte sich an den Holzzaun gelehnt. Natürlich hatten sich neben ihm seine vier Leibwächter aufgereiht. Wahrscheinlich war der Kronprinz eine richtige Niete beim Kämpfen.
Nun da Elijha schon fast alle seiner gleichgesinnten besiegt hatte, fragte sein Ausbilder, Sir Ray, ihn gegen wen er es denn als nächstes versuchen wollte. Schadenfroh und seines Sieges schon sicher sah er den Prinzen herausfordernd an: „Ich will gegen ihn kämpfen.“ Ray zog scharf die Luft ein: „Wie kannst du es wagen...“ Doch Jasper unterbrach ihn: „Schon gut Sir Ray.“ Dann sah er zu Elijha und grinste „Ich nehme deiner Herausforderung an.“ Er stieß sich von der Wand ab und ging auf den Trainingsplatz. Sofort folgten ihm die vier jungen Männer. Der Prinz streckte fordernd eine Hand nach hinten und augenblicklich zog Lucas sein Schwert und legte es Jasper in die Hand. Elijha schüttelte den Kopf, nicht einmal sein eigenes Schwert hatte er dabei, da musste er einfach schlecht beim Kämpfen sein. Der Prinz wog es kurz in einer Hand und blickte Elijha dann fordernd an. Dieser ging in Kampfstellung und grinste. Wahrscheinlich drehte Jasper gerade vor Angst durch sich zu blamieren. Er hatte vielleicht sogar noch nie in seinem Leben ein Schwert in der Hand gehabt, darum brauchte er immer seine Leute um sich herum. Ein typisches Weichei eben. Langsam ging Elijha auf ihn zu und setzte zum ersten Schlag an. Sofort parierte Jasper diesen. Nicht schlecht, schoss es dem Knappen durch den Kopf, vielleicht hatte er doch ein bis zwei Stunden das Kämpfen trainiert. Doch plötzlich hob Jasper das Schwert und es sauste auf Elijha zu. Irgendwie versuchte dieser den Hieb abzufangen und ein laues Klirren ertönte. Ein Schmerz durchzuckte seine Hand, doch gnadenlos folgte der nächste Schlag. Immer weiter wurde er zurückgedrängt und hatte nicht die geringste Chance bei dem Kampf die Oberhand zu gewinnen. Langsam wurde der Schmerz in der Hand immer mehr und die Hiebe waren so kräftige das er nur noch rückwärts taumeln konnte. Er hatte den jungen Prinzen vollkommen unterschätzt. Als ein unvorstellbarer Schmerz sein Handgelenk durchzuckte, schrie Elijha kurz und ließ das Schwert fallen. Ihm wurde schwarz vor Augen und er kniff sie zusammen. Als ein dumpfer Schlag ertönte und etwas spitzes an seiner Kehle saß riss er augenblicklich die Lider wieder auf. Jasper stand über ihm und hatte die Spitze seines Schwertes an Elijhas Hals gesetzt. Ein dünnes Blutrinnsal floss aus der Wunde. „Ich würde mich an deiner Stelle nicht bewegen.“ Die schadenfrohe Stimme des Kronprinzen schallte über den Übungsplatz und erst jetzt fiel es Elijha auf, dass es totenstill geworden war. „Weist du, du musst nicht traurig sein. Ich konnte schon mit dem Schwert umgehen bevor ich laufen konnte.“ Er lachte, zog das Schwert zurück und drehte sich um. „Bis zum nächsten Mal, Kleiner.“ Elijha richtete sich auf, spuckte Blut in das Gras und stand dann ganz auf. Seine Beine waren noch etwas wackelig, aber die Wut war größer. „Kleiner?“ Der Kronprinz drehte sich wieder um und grinste ihn an. „Ich bin zwei Jahre älter als du...“ Schrie Elijha aus leibeskräften. Doch das war ein Fehler. Sofort kam Jasper wutentbrannt wieder auf ihn zu. Seine Blauen Augen funkelten gefährlich und seine Lippen waren zusammengepresst. Als er direkt vor Elijha stand schlug er ihm mit einer solchen Kraft ins Gesicht, dass dieser sofort wieder zu Boden ging. Auch Jaspers vier Leibwächter kamen auf ihn zu gerannt und wollten sich schon auf ihn stürzen. „Stopp“ Die Stimme des Prinzen war nicht laut, aber bestimmt und sofort blieben sie stehen und sahen zu ihm hinüber. „Lasst ihn liegen. Wenn er wieder einigermaßen bei sich ist, bringt ihn mir.“
Nach einmal sah Jasper grinsend auf ihn hinab und ging dann mit Max und Lucas hinein.
Und das war das letzte an das Elijha sich erinnern konnte.
Als er wieder in der Wirklichkeit weilte waren da zwei Stimmen. Die eine dunkel und tief, die andere noch eher kindlich, aber trotzdem schon ziemlich tief. Er verstand zwar die einzelnen Worte doch sie ergaben keinen Sinn. Erst nach ein paar Minuten wurde ihm auf einmal klar wer hier sprach und über was. Logan und Luis über ihn. Mit einem Schlag kamen die Bilder wieder in seinen Kopf zurück. Die Schande über die Niederlage gegen einen zwei Jahre jüngeren verwöhnten Prinzen und obwohl er es sich nicht gerne eingestand, hatte er noch nie gegen einen annähernd so starken Gegner gekämpft. Eine Spur Bewunderung schlich sich in seinen Hass gegen Jasper. Und dann kam der Schmerz. Sein Kopf schien fast zu zerplatzen und seine Knochen schmerzten als wären sie alle zerborsten. Er stöhnte und drehte sich auf die Seite, doch das ließ den Schmerz auch nicht weniger werden. Dafür zog er aber die Aufmerksamkeit auf sich. „Sieh an, sieh an, wer ist denn da von seinem Schlaf erwacht?“ Logans höhnische Stimme schallte durch die, gerade einbrechende Nacht. Langsam öffnete Elijha die Augen und blinzelte ein paar mal um in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Wie lange war er ohnmächtig gewesen? Wie lange hatte er hier gelegen? Neben ihm standen die beiden Brüder und sahen mit einer Spur Verachtung auf ihn hinab. Doch sie ließen ihm keine Zeit, sich ein bisschen zu erholen. Sofort zogen sie ihn auf und schleiften ihn ohne Gnade hinter sich her. Doch Elijha bekam sowieso nicht alles mit. Er war noch in einer Art Trance versunken und nahm seine Umgebung nur schleierhaft war. Die Dunkelheit hüllte sich um ihn und als sie ins Schloss kamen, blendeten ihn das Licht, sodass er sie Augen zusammenkneifen musste. Langsam wurde auch sein Verstand immer klarer und auch sein Körper schien ihm wieder zu gehorchen. Er richtete sich weiter aus, zog mit einen Ruck an seinen Armen, um sie von Luis und Logans eisernen Griff zu befreien, doch sie dachten nicht einmal daran loszulassen. „Ich kann selbst gehen.“ Knurrte Elijha und richtete seinen Blick starr nach vorne. „Wir haben auch nicht die Angst, dass du uns umkippst, sondern, dass du uns abhaust.“ Luis Stimme klang genervt und nicht so humorvoll wie die seines Bruders. Elijha nahm immer mehr seine Umgebung war. Die steinernen Wände des Schlosses waren kunstvoll verziert und von Fackeln erleuchtet. Alles wirkte nicht so düster wie er es in Erinnerung hatte und das obwohl es Nacht war. Aber vielleicht waren sie auch schon in einem Teil der Burg angelangt, indem Elijha normalerweise nicht erwünscht war. Und da war natürlich alles viel netter. Typisch. Elijha lächelte. Was wollte Jasper eigentlich von ihm? Falls er ihn wirklich töten wollte, hätte er es ja schon lange tun können, oder? Langsam kroch Panik in seine Knochen. Er war noch nie in so einer Situation gewesen. Er hatte noch nie in seinem Leben, Angst gehabt sein Leben zu verlieren und auf einen Schlag war sie da. Es schnürte ihm die Luft ab und sein Herz pochte so stark, das er sich ernsthaft um das Zerbrechen seiner Rippen sorgte. Ein wirklich kaltes und äußerst unangenehmes Gefühl breitete sich in seinem Magen aus und für einen kurzen Moment musste er sich fast übergeben.
Durchatmen Elijha, durchatmen Versuchte er sich selbst zu beruhigen. Und siehe da es funktionierte sogar ein bisschen.
Einen Moment später blieben sie vor einer großen bewachten Tür stehen. Das Holz war hell und man sah nicht einmal einen Hauch von Schmutz darauf, alles deutete darauf hin, das sie ihr Ziel erreicht hatten. Die Wachen an dem Tor, öffneten dieses augenblicklich und nickten Logan und Luis zu. Elijha wurde unsanft in den Raum befördert und unterdrückte eine Fluch. Der Raum, naja es war eher eine Halle, als ein Raum, war sehr hoch und war mit äußerst viel Gold verziert. In der Mitte stand ein Tisch. Ein großer, wuchtiger Eichentisch, der aber doch eine gewisse Eleganz besaß. Ringsherum standen Stühle. Etwas weiter vorne war noch einmal ein, nun etwas kleiner, Tisch. Er war vergoldet und stand auf einen Podest. Am Kopf des Tisches, auf einen wiederum vergoldeten, aber nicht protzig wirkenden, großen Sessel, der ein bisschen wie ein Thron aussah, saß er. Der Prinz.
Seine schwarzen Harre, ebenso wie seine blauen Augen, glänzten im Schein der Fackeln und auch seine Lippen waren zu einem Grinsen verzogen. Er sah mit einer Spur Verachtung, mit einer großen Spur Verachtung, auf Elijha hinab. „Danke Logan und Luis. Ihr könnt gehen.“ Sein Blick blieb starr auf Elijha geheftet. Sofort traten die beiden einen Schritt zurück. Verbeugten sich und stellten sich links und rechts neben die Tür. Richtig gegangen waren sie ja nicht und Elijha huschte ein Lächeln über das Gesicht.
„Knie nieder!“ Jasper herrische Stimme hallte durch den Raum. Elijha sah sich um. Wen hatte er gerade gemeint? Verwirrt sah er wieder zu dem Prinzen und erschrak als er merkte das sein Blick noch immer an ihn geheftet war. Erstaunt öffnete er den Mund. Er hatte noch nie vor jemandem gekniet, geschweige den vor einem Prinzen. Und er wollte es auch nicht, nicht vor ihm, eigentlich vor niemanden. Langsam schüttelte er den Kopf und sah zu Boden.
„Du weißt hoffentlich schon das dir Befehlsverweigerung und Ungehorsam gegenüber den Kronprinzen das Leben kosten kann oder?“
Es war eher eine rhetorische Frage und der Prinz erwartete sichtlich keine Antwort, trotzdem nickte Elijha kurz und sah dann wieder auf den Boden. Er merkte, dass Jasper aufstand und langsam auf ihn zukam. Sein Schritte hallten durch den Raum, denn es war eine Totenstille eingekehrt. Keiner der Anwesenden im Raum wagte zu atmen. Ein paar Meter vor ihm blieb er stehen.
„Sieh mich an.“ Seine Stimme war nicht laut, aber trotzdem jagte ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Widerwillig sah er den Prinzen in die klaren, blauen Augen.
Hinter im ertönte eine bedrohliche Stimme: „Knie verdammt nochmal vor deinem Prinzen, oder ich schlag dir hier und jetzt den Schädel ein.“ Elijha fuhr herum und erkannte Logan hinter sich.
„Schön das das alles hier auf freiwilliger Basis aufbaut, Logan.“ Wieder sprach Jasper, nun im äußerst ironischen Ton, seinen Ritter an, ohne den Blick von den widerwilligen Knappen zu wenden. Ein Lachen ertönte. Langsam senkte der Prinz seinen Blick auf den Boden und dann sah er Elijha wieder in die Augen. Ehe es dieser bemerken konnte, packte ihn Logan am Arm und drückte ihn auf die Knie.

 

 Jasper liebte und hasste dieses Gefühl zugleich. Das Gefühl der Macht, der vollkommenen Kontrolle. Es beschleunigte seinen Puls und zauberte ihm ein Lächeln auf das Gesicht. Doch auch ein kalter Schauer jagte ihm über den Rücken und er fröstelte. Er konnte es nicht einmal in Worte fassen wie glücklich und gleichzeitig traurig ihn das machte. Einerseits bekam er nie genug von dieser Macht...andererseits waren es die Umstände wieso er diesen Moment so verabscheute. Er wollte einfach nicht das sein was er war. Und trotzdem genoss er diesen Augenblick. Er merkte förmlich wie der ganze Stolz, das Selbstvertrauen seines Gegenübers dahinschmolz. Und das machte ihn wiederum traurig. Er wollte das eigentlich nicht, er wollte keinen fertigmachen und doch machte er es immer und immer wieder. Vielleicht waren es einfach die Umstände, vielleicht war Jasper aber auch nur ein Psychopath. Naja bei seiner Kindheit und Jugend kein Wunder. Und so einer sollte einmal König werden, ihm taten die Leute jetzt schon leid. Jasper schüttelte den Kopf um sich von seinen Gefühlen und Gedanken loszureißen.

„Logan, könntest du bitte...“ Dieser ging sofort einen Schritt zurück „...danke.“ Jasper lächelte und richtete seine Blick wieder Elijha.

„Weißt du, ich hab schon von Anfang an gewusst, das du nicht so bist wie die anderen.“ Der junge Mann blickte noch immer starr zu Boden.

„Sieh mich gefälligst an wenn ich mit dir rede, Elijha.“ Es war das erste Mal, dass der Prinz den Namen aussprach und er betonte ihn so sehr das dieser zusammenzuckte. Er hob brav seinen Kopf und blickte wieder in diese unglaublich blauen Augen.

„Du bist nicht so hirnlos und machst auch nicht alles was dir gesagt wird. Du hast deinen eigene Meinung, bist stur und liebst niemanden mehr als dich selbst. Das gefällt mir.“ Jasper grinste. Elijha verzog das Gesicht und der Prinz konnte seine Mimik nicht wirklich deuten. Als Jasper Elijha das erste Mal gesehen hatte, wusste er genau das er ihn haben wollte. Das klang jetzt wie wäre er ein Schatz, aber in gewisser Weise stimmte das ja auch. Er war eine Herausforderung. Langsam zog Jasper sein Schwert, dass er normalerweise immer bei sich trug. Vielleicht nicht immer wenn er zu Hause war, aber auf Reisen war es sein ständiger Begleiter. Es war mit viel Gold verziert und von den besten Schmied dieser Seite gefertigt worden. Leicht, aber stark und lag Jasper perfekt in der Hand. Er sah in Elijhas nun vor Angst geweitete Augen und Jasper schüttelte belustigt den Kopf. Dieser Idiot dachte doch nicht wirklich, das er ihn umbringen wollte. Oder etwa doch? Denn wenn Elijha den Schwur nicht einging dann musste er wohl oder übel sterben, oder für immer verschwinden. Doch Jasper würde ihn nur äußerst ungern gehen lassen. „Du weißt was jetzt kommt oder?“ Elijha starrte ihn noch immer mit Panik in den Augen an. Er schluckte schwer: „Du hast kein Recht das zu tun.“

Der Prinz lachte und schüttelte den Kopf: „Du hast es wirklich noch nicht kapiert oder? Ich habe jedes verdammte Recht. Ich kann hier alles machen. Das gefällt dir zwar nicht aber es muss endlich in deinen Schädel rein. Achja und wenn wir gerade dabei sind, du hast kein Recht mich zu Duzen, oder in irgendeiner anderen Weise respektlos zu behandeln. Hast du es jetzt endlich verstanden?“

„Ich bin auf der anderen Seite aufgewachsen also....“„Also was? Du denkst das das für mich einen Unterschied macht? Das kannst du vergessen, Elijha. Du bist hier in meiner Welt, in meinem Land und in meinem Diensten. Punkt, aus und Ende.“

„Willst du...“ Weiter kam Elijha nicht mehr. Logan tauchte wieder hinter ihm auf und schlug ihm so kräftig auf den Hinterkopf, dass Jasper ernsthaft Sorgen hatte, Elijha wurde ihm gleich vor die Füße kotzen. Doch stattdessen verzog dieser nur einmal schmerzvoll das Gesicht und fing sich dann sofort wieder. Wirklich ein zäher Bursche. Er wollte gerade noch etwas sagen, doch Jasper unterbrach ihn: „Schwöre.“„Was?“ Elijha blickte ihn verwirrt an und Logen schlug ihn wieder auf den Hinterkopf sodass er sich fluchend zu ihm umdrehte.

„Hallo Elijha, hier spielt die Musik.“ Jasper grinste und sein Gegenüber drehte sich verärgert wieder um.

„Kannst du deinem Kampfhund bitte an die Leine nehmen.“ Elijhas herausfordernde Stimme ertönte. Logan begann zu knurren und wollte sich auf den widerwilligen Knappen stürzen. „Stopp Logan. Lass ihn.“ Sofort blieb dieser stehen und wandte sich zu seinem Herren.

„Mein Prinz, er...“

„Ich weiß, Logan. Er bekommt seine Strafe, aber so lernt er es nie.“ Jasper ging selbst in die Hocke um auf Augenhöhe mit Elijha zu sein. Noch einmal sah er Logan an und nickte ihm zu. Dieser ging sofort wieder an seinen Platz neben der Tür. Dann blickte der Prinz seinem Knappen in die Augen und änderte schlagartig seine Taktik.

„Wieso machst du das eigentlich?“

Elijha schwieg.

„Willst du das ich dich wieder nach Hause schicke?“

Elijha hob den Kopf und sah Jasper kurz an.

„Nach Hause, zu deiner Mutter, deinem Stiefvater?“

Seine Augen weiteten sich erschrocken.

„Was würden sie sagen?“Elijha schüttelte den Kopf.

Jasper wusste das er ihn fast hatte und wagte den letzten Schritt.

„Was würde dein Vater sagen?“

Elijhas Mimik verzog sich und seine Augen wurden glasig. Er sah sofort wieder zu Boden und Jasper wusste er hatte seinen wunden Punkt gefunden.

„Was würde er von dir denken, Elijha?“

Der Knappe wieder auf und sein Gesicht war wutentbrannt: „Du kennst meinen Vater nicht.“

Jasper lächelte und schüttelte den Kopf: „Oh doch. Ich kenne deinen Vater. Er war einer meiner Lehrer. Einer der wenigen denen mein Vater vertraue.“

Elijha sah ihn fassungslos an: „Er war...dein Lehrer?“

„Ja das war er und einer der besten noch dazu. Und er hat mir oft von dir erzählt.“

Sein Gegenüber starrte ihn noch immer an.

Der Prinz fuhr fort: „Er wollte unbedingt das du einmal in meine Dienste trittst.“ Und das entsprach der Wahrheit, das war einer der wenigen Wünsche gewesen die er gegenüber dem König vor seinem Tod geäußert hatte.

„Er wollte das du Ruhm und Ansehen erlangst, an meiner Seite. Und ich verspreche dir wenn du in meine Dienste trittst dann wirst du das auch.“

Elijha nickte.

Jasper stand wieder auf und griff nach seinem Schwert. Er legte die Spitze auf Elijhas Schulter.

 

Elijha spürte die Kälte der Klinge durch sein dünnes Hemd hindurch. Als er hier her kam war er sich so sicher gewesen er würde nie in die Dienste des Prinzen treten. Er würde ihm nie Treue und Gehorsam schwören und der gleichen Meinung war er auch noch vor fünf Minuten gewesen. Da hätte Logan ihm noch tausend mal weh tun können und er hätte seine Meinung nicht geändert. Doch als Jasper seinen Vater ins Spiel brachte, änderte sich alles schlagartig. Er wusste, dass sein Vater den Prinzen immer geschätzt, geachtet und sogar bewundert hatte und vielleicht war das auch der Grund wieso Elijha ihn so verabscheut hatte. Aber er wusste auch das sein Vater gewollt hätte das er sich Jasper anschloss. Und das war der springende Punkt, dieser Satz lenkte seine Gedanken in eine andere Richtung. Er hatte das ganze zuvor als reinen Zwang seines Stiefvaters gesehen und nun da es sich als Wunsch seines richtigen Vaters entpuppte, kam ihm das ganze plötzlich nicht mehr ganz so schrecklich vor.

Er atmete tief ein und blickte den Kronprinzen in die klaren Augen. Seine zuvor weiche und freundliche Stimme wandelte sich in eine herrische, die Elijha irgendwie bewunderte, auch wenn er sich das nie eingestehen würde. Der Prinz war 17 und klang als machte er das schon seit 30 Jahren.

„Schwöre vor diesen Zeugen...“

Elijha wappnete sich vor dem bevorstehenden Eid. Er hatte derartiges noch nie gemacht und doch wusste er was er zu sagen hatte, er hatte es schon im Kindesalter gelernt.

Wie in Trance murmelte er die Worte des Schwurs, die ihn an eine Person banden, die er nicht einmal leiden konnte, die er überall hin folgen musste sogar in den Tod, obwohl er dieser Person vor fünf Minuten wahrscheinlich nicht mal in den nächsten Raum gefolgt wäre. Also wenn das keine Ironie des Schicksals war...„Erhebe dich, Sir Elijha, Ritter des Kronprinzen.“ Diese Worte vollendeten den Schwur und Jaspers feierliche Stimme verstummte. Er steckte sein Schwert wieder in die Schneide und blickte Elijha erwartungsvoll an. Langsam und mit Stolz in der Brust stand der neu geschlagene Ritter auf.Sein Gegenüber kam auf ihn zu und umarmte ihn kurz. Elijha wusste, dass das Teil der Zeremonie war und trotzdem war es ein wirklich seltsames Gefühl. Als der junge Mann sich dann umdrehte und ihn die vier Männer von Jaspers Leibgarde lächelnd ansahen, wurde ihm eigentlich erst klar was er jetzt war. Sir Elijha. Sir und kein Niemand mehr. Ein Ritter. Sein Vater wäre so stolz auf ihn.

„Lucas sei so gut und zeige Sir Elijha seine neue Kleidung und Ausrüstung.“ Auch Jasper grinste und sah noch immer seinen neuen Ritter an.

„Natürlich, mein Prinz.“ Lucas verbeugte sich und bedeutete Elijha mit einer Geste ihm zu folgen.

 

Kapitel 8

 „Und wie geht es dir heute?“ Condor saß auf der Coach und sah seiner Freundin lächelnd zu wie sie zu ihm kam und sich in seine Arme schmiegte.

„Hervorragend. Ich hab mich seit einer Woche nicht mehr übergeben müssen und auch das Verlangen nach Schokolade mit Essiggurken ist nicht mehr so stark.“ Sie strahlte und Condor strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Hast du dir schon Gedanken über den Namen gemacht?“

Maggie überlegte kurz: „Wenn es ein Mädchen wird ja...wenn es ein Junge wird nein.“

„Und?“

„Ich würde sie gerne Sessy nennen. Ich hab vor kurzem ein Buch gelesen, indem der Hauptcharakter so hieß und ich habe den Namen sofort gemocht.“ Sie grinste.

Na das wird Jasper aber freuen, schoss es Condor durch den Kopf. „Ich mag den Namen.“ Er beschloss ein bisschen zu schwindeln. Er hatte nichts direkt gegen den Namen, aber er teilte den Hass gegen Jaspers Halbschwester mit dem Prinzen und so war ihm schon der Name ein rotes Tuch. Doch über das würde er hinwegsehen.

„Darf ich mir den Namen aussuchen wenn es ein Junge wird?“ Condor blickte Maggie erwartungsvoll an.

„Natürlich“

„Mein Vater hieß Collin und ich würde ihn sehr gerne so nennen.“ Condor konnte einfach nicht die Tatsache außer Acht lassen, dass sein möglicher Nachfolger bald auf die Welt kam. Auf der anderen Seite war es einfach üblich seinen ältesten Sohn nach seinen Vater zu benennen. Condors Großvater hieß auch Cedric, genau wie sein Bruder. Und sein Urgroßvater Collin, genau wie sein Vater und sein vielleicht zukünftiger Sohn. Nur in der Königsfamilie war dies nicht üblich. Es gab nur eine Handvoll Könige die den gleichen Namen hatten.

Das erste Mal machte er sich Gedanken was aus dem Kind werden sollte. Falls es ein Junge werden würde, dann wollte er unbedingt das er eine ritterliche Ausbildung auf der anderen Seite absolvierte, doch dazu musste er erst Maggie sein Geheimnis verraten und wenn er das tat, würde ihm Jasper die Hölle heiß machen. Er freute sich natürlich genauso über ein Mädchen, das würde die Sache auch erheblich erleichtern, doch auch das löste sein Problem nicht. Er war ein Teil der Leibgarde des Kronprinzen. Er hatte einen Blutschwur geleistet und den konnte man nicht brechen, es sei denn man wollte getötet werden. Und das wollte Condor auf keinen Fall. Außerdem liebte er seinen Prinzen und ihn im Stich zu lassen, war das schrecklichste was er sich vorstellen konnte.

Er musste es ihr einmal sagen.

Maggie riss ihn aus seinen Gedanken: „Collin...ja der gefällt mir.“ Sie lächelte und auch Condor setzte ein, mehr gespieltes, Lachen auf.

 

„Was wird sich für mich ändern, Lucas?“ Nach langem schweigen ergriff Elijha endlich das Wort.

Der Ritter blieb kurz stehen und musterte ihn, bevor er weiterging.

„So ziemlich alles würde ich sagen. Du wirst keinen Unterricht mehr haben, in ein neues Quartier ziehen, vielleicht einmal deine eigenen Knappen ausbilden und du wirst in Schlachten ziehen.“

Elijha nickte nachdenklich, ja genauso hatte er es sich vorgestellt. „Wie war es bei dir, Lucas?“ Dieser lachte und sah seinem Gegenüber in die Augen.

„Ich wurde mit 18 zum Ritter geschlagen und sofort nach der Zeremonie wurde ich Leibwächter des Kronprinzen. Ich musste sofort Verantwortung übernehmen, sehr große Verantwortung. Der Prinz war damals 10 Jahre alt und hatte nichts als Unfug im Kopf.“ Wieder lächelte er.

„Kanntest du auch meinen Vater?“ Elijha sah ihn erwartungsvoll an.

„Natürlich. Er, Condors Vater, Condor selbst und ich waren damals die einzigen die wussten das Jasper überhaupt Kronprinz war.“

Der junge Ritter sah ihn fassungslos an: „Wie bitte?“

„Du weißt aber auch gar nichts über deinen neuen Dienstherren, oder? Jasper kam mit sechs Jahren auf den Hof eines einflussreichen Lords. Alejandro Vater um genau zu sein. Keiner wusste das er der Kronprinz war und darum brauchte er unauffällige Leute die auf ihn aufpassten.“

Das hatte Elijha noch nie gehört. „Wieso musste er unerkannt bleiben?“

„Es waren schwierige Zeiten. Sowohl für Jasper, als auch für meinen Onkel.“

„Deinen Onkel?“

„Den König.“

Er starrte ihn verdutzt an und für einen Moment verspürte er den Drang vor Lucas auf die Knie zu gehen: „Du bist der Neffe des Königs.“

„Genau. Sein jüngerer Bruder ist mein Vater.“

„Und Jasper ist dein Cousin.“

Lucas grinste und zog die Brauen hoch: „Gut erkannt.“

Erst jetzt stellte Elijha fest das er wirklich Ähnlichkeiten mit Jasper hatte. Seine Haare waren genauso dunkel, nur gingen sie glatt bis kurz vor die Schultern. Sie hatten fast die selben Gesichtszüge und auch ihre Stimmen ähnelten sich.

„Und deshalb bist du auch sein Stellvertreter geworden.“

„Jasper wollte das es in der Familie bleibt und außerdem stehen wir uns sehr nah.“

Das musste Elijha erst mal verdauen. So viel königliches Blut auf einmal tat keinem gut.

Plötzlich blieben sie vor einer Tür stehen. Sie war groß und dunkel und hatte einen eher düsteren Anschein. Lucas drückte die schwere Tür auf: „Hereinspaziert.“ Langsam ging Elijha an ihm vorbei und trat in den Raum. Er war großzügiger und heller als gedacht. Große Fenster erleuchteten das hohe Zimmer und der junge Ritter sah sich erstaunt um. Ein schwerer Eichentisch stand in der Mitte und war tiefschwarz, genau wie der Pult der vor einem der Fenster stand. Im hinteren Ende des Raumes war ein Bücherregal und ein Schrank mit den verschiedensten Weinen darin. Auch waren überall Rüstungen und gefährliche Waffen. Als Elijha zu dem Tisch trat, viel sein Blick sofort auf das eisblaue Auge in der Mitte und drehte sich zu Lucas um. Er erblickte das selbe Auge auf seinem Umhang und auch auf seinem ledernen Hemd war es abgebildet. Ein kleiner roter Tropfen, der wie eine Träne aussahen, war darin abgebildet. Ein Zeichen für den Hauptmann der Leibgarde.

Elijha sah ihn fassungslos an. Er war im Hauptquartier der Leibgarde des Kronprinzen gelandet.

„Hier, deine neuen Sachen.“ Lucas hielt ihm eine Stapel schwarzer Kleidung entgegen. Der junge Mann starrte sie zwar an, machte aber keine Anstalt sie zu nehmen.

„Ich weiß du wirst jetzt etwas überrascht sein...“

Etwas war noch milde ausgedrückt.

„...aber der Prinz bestand darauf. Glaub mir, ich habe alles versucht ihn davon abzubringen, aber keine Chance. Er wollte dich und er bekommt alles was er will.“

Noch immer ruhte Elijhas fassungsloser Blick auf ihm: „Ich in der Leibgarde?“ Flüsterte er tonlos.

„Weißt du Jasper kann dich nicht zwingen...“ Lucas überlegte kurz. „Okay er kann dich doch zwingen. Aber du musst einen Blutschwur vollziehen. Freiwillig.“

Elijha schüttelte den Kopf. Der Treueschwur war ja noch schön und gut. Aber Leibgarde des Kronprinzen? Er mochte Lucas und auch ein paar der anderen Jungs, aber ob er für Jasper wirklich so viel übrig hatte war fraglich. Wenn er nur in seinen Diensten stand dann konnte er sich irgendwo Land suchen und musste ihn nicht all zu oft sehen, aber so war er fast 24 Stunden mit ihm zusammen und ob er das aushielt? Außerdem musste er bei diesem Job immer bereit sein, sein Leben für den Kronprinzen zu geben. Immer und Überall. Er musste es über sein eigens Leben stellen, über das jedes Menschen. Konnte er das?

„Der Prinz ist viel unterwegs. Auf dieser Seite und auf der anderen. Ohne ihn hast du fast keine Chancen dort hinzukommen.“

Elijha schluckte. So hatte er das ganze noch gar nicht betrachtet. Er vermisste seine Seite der Welt. Die Clubs und Partys. Die Mädchen. Seine Mutter und seine Schwester.

„Das wäre ein Argument.“ Der junge Ritter lächelte.

„Elijha du darfst das nicht unterschätzen. Dieser Schwur bindet dich dein Leben lang. Dir darf nichts wichtiger sein als die Sicherheit unseres Prinzen.“

Er nickte. Sein Vater hätte es gewollt.

„Du bist also bereit für den Blutschwur?“ Lucas wirkte überrascht.

Er nickte wieder und auch wenn er es nicht getan hätte, letztlich hätte Jasper ihn wahrscheinlich gezwungen. Es war genauso wie Lucas vorhin gesagt hatte. Der Prinz bekam alles was er wollte. Egal was es war. Außerdem hatte er ihm Treue und Gehorsam geschworen und er konnte ja nicht gleich am ersten Tag seinen Eid brechen.

Wieder streckte Lucas Elijha seine Kleider hin. „Wasch dich und zieh dich um. In einer Stunde bist du wieder hin. Wenn du nicht kommst, hol ich dich persönlich ab.“

Widerwillig nahm er die Kleider entgegen: „Wo muss ich hin?“

„Keine Sorge ich zeig dir schon den Weg.“ Lucas drückte wieder die Tür auf und ging dicht hinter ihm, als hätte er Angst Elijha würde abhauen.

Sie gingen schweigend einen langen Gang entlang und blieben vor einer dunklen Tür stehen. Der junge Mann öffnete zögernd die Tür und Lucas lachte: „Willkommen in deinem neuen Heim, Elijha. Wir sehen uns in einer Stunde und keiner Minute länger.“

 

 „Glaubst du wirklich das es klug war?“ Jasper wandte sich zu Lucas der neben ihm ging.

„Nein das glaube ich nicht...aber ich mag ihn einfach.“

„Das ist ja auch schön und gut, aber gleich die Leibgarde?“

Jasper blieb stehen und sah Lucas in die Augen, mit bedrohlicher Stimme antwortete er: „Das ist ja wohl noch immer meine Entscheidung, oder hab ich was verpasst, Cousin?“

Dieser senkte den Blick: „Natürlich ist das noch immer deine Entscheidung, mein Prinz. Trotzdem...“

„Es gibt kein trotzdem.“

„Trotzdem bin ich mir nicht sicher ob er wirklich alles tun würde um dich zu schützen. Genau genommen glaube ich sogar das er gar nichts tun würde um dich zu schützen.“

Jasper ging mit großen Schritten weiter und Lucas folgte ihm.

„Ich würde dir raten, deinen Entschluss noch einmal zu überdenken.“

„Meine Entscheidung steht fest, Lucas.“

„Auch die anderen Männer der Leibgarde denken so wie ich.“

„Lucas. Mein Entschluss steht fest.“ Jaspers Stimme hob sich bedrohlich.

„Aber...“ Weiter kam er nicht mehr. Der Prinz stellte sich vor ihm und versperrte ihm so den Weg.

„Wenn du es noch einmal wagst mir zu widersprechen dann landest du im Kerker wie all die andern Verräter. Haben wir uns verstanden, Cousin?“ Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, doch so viel gefährlicher als ein Schrei.

Lucas senkte den Kopf und murmelte. „Verzeih mir, mein Prinz.“

Jasper musterte ihn. Er mochte seinen Cousin. Er war früher so etwas wie sein großer Bruder gewesen, doch als er Kronprinz wurde und seinen eigenen Hof bekam, musste Lucas ihm gehorchen und nicht umgekehrt. Diese Situation war für beide ziemlich komisch gewesen und war sie jetzt noch immer.

„Schon gut, komm jetzt. Sonst sind wir es die zu spät kommen.“ Jasper grinste.

Lucas folgte ihm schweigend, bis sie vor der großen dunklen Tür stehen blieben. Zwei Soldaten bewachten diese und öffneten sie sofort als sie die beiden Männer erblickten.

 

Nun stand Elijha in dem Hauptquartier der Leibgarde und starrte nervös zur Tür. Er wollte es endlich hinter sich bringen. Der junge Mann war schon viele Minuten bevor dem abgemachten Treffpunkt im Raum erschienen. Er war unendlich nervös und wusste nicht einmal genau warum.

Als die schwarze Tür langsam aufging begann sein Herz schneller zu schlagen. Die Sekunden schienen wie in Zeitlupe zu vergehen. Er musterte den Prinz, der nun den Raum betrat. Er hatte ebenfalls schwarzes Gewand, fast das selbe wie Elijha es nun trug. Nur war zusätzlich noch Gold verarbeitet worden und so wirkte seine Kleidung erheblich königlicher als die der anderen. Aber das war wahrscheinlich auch der Sinn der Sache. Der Umhang war ebenfalls goldbestickt und ein großen eisblaues Auge zierte ihn. Alle 20 Männer, einschließlich Elijha, standen in einer Reihe. Er als erstes. Eigentlich waren 22 Ritter in der Leibgarde, doch Condor war nicht am Hof und Lucas war nach dem Prinzen in den Raum getreten.

Die anderen Männer zogen ihr Schwert, stießen es leicht in den Boden, hielten den Griff und fielen auf ihr linkes Knie, als Jasper an ihnen vorbeiging. Er nickte jedem einzelne zu. Nur Elijha blieb stehen, sie hatten ihm vorher erklärt was er zu tun hatte.

Es war ein Schwur ohne Worte, ein Blutschwur. Reden war untersagt und demnach war es totenstill.

Lucas stellte sich vor ihn und zog einen Dolch. Er war weiß, schneeweiß. Langsam reichte er ihn Elijha. Dieser setzte ihn an seiner Handfläche an und zog in darüber. Sofort tropfte Blut zu Boden und der junge Ritter verzog schmerzlich das Gesicht. Er steckte den Dolch an seinen Gürtel und sah zu Lucas, der sich gerade ebenfalls mit einem schneeweißem Dolch die Handfläche aufschnitt. Ohne eine Miene zu verziehen steckte er ihn wieder ein, nahm Elijhas blutende Hand und schloss sie um seine. Dann umarmten sie sich kurz.

Schweigend stand der nächste Mann auf schnitt sich in die Handfläche und wiederholte das selbe, das auch Lucas getan hatte. So ging es noch 18 Mal weiter. Bis Elijha vor den Prinzen trat.

Noch einmal zog er seinen Dolch und gab ihm mit einer Verbeugung den Prinzen. Er setzte ihn an seiner rechten Handfläche an und schlitze sich die Haut auf, sodass Blut herausquoll. Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung. Er reichte den Dolch wieder Elijha und auch dieser zog ihn wieder über seine Handfläche, diesmal ebenfalls über die rechte. Er spürte die Wärme des Blutes, dass ihm über die Hand rannte und steckte den Dolch wieder an seinen Gürtel. Lucas stellte sich neben die beiden und hielt einen schwarzen Umhang mit einem blauen Auge in den Händen. Mein Umhang, schoss es dem jungen Ritter durch den Kopf.

Elijha legte seine blutende Hand auf das Auge seines Umhangs und Jasper legte seine darüber. Langsam wartete der junge Mann bis die Wunde zu pochen begann, dann ging er vor dem Prinzen auf die Knie und führte seine Hand zu seiner Stirn. Er brühte sie kurz und ließ dann die Hand wieder los. Erwartungsvoll sah er Jasper in die Augen. Dieser nickte und lächelte ihm zu. Elijha erhob sich und umarmte auch Jasper kurz. Dann reichte Lucas ihm seinen Umhang und Logan sein Schwert, mit dem blauen Diamant am Griff. Ehrfürchtig schnallte er sich das Schwert auf den Gürtel und warf sich den Umhang über die Schultern. Dann reihte er sich wieder ein. Als der Prinz wieder aus den Raum ging stieß auch er sein Schwert in den Boden und fiel auf sein linkes Knie. Er war nun Teil der Leibgarde des Kronprinzen. Er war nun Teil der Elite.

 

Zara saß beim Tisch und stocherte in ihrem Essen umher. Richtigen Hunger hatte sie ja nicht. Ihr Bruder blickte sie mit besorgt an.

„Was ist los, Schwesterherz?“Ich vermisse Jasper und Alejandro gleichzeitig, habe keinen Ahnung in wen von den beiden ich verliebt bin und beneide Maggie um ihr heiles Familienleben.

„Nichts.“„Das sieht aber nicht gerade danach aus.“

„Willst du wirklich das ich mit dir über Jungs rede?“

Er grinste: „Es geht also um Jungs. Da bin ich ja wohl Experte. Zufällig bin ich ein Junge.“

„Aber du willst nicht mit einem Jungen zusammen sein.“

„Wer sagt das?“Zara starrte ihren Bruder an: „Seit wann bist du schwul?“

„Ich bin nicht schwul. Ich wollte dir nur sagen das es nicht ausgeschlossen ist, das...“ Er wiegte den Kopf hin und her. „...ach vergiss es.“

Zara lachte, ihr Bruder würde sich einfach nie ändern. Er würde nie aufhören sie aufzuheitern und darum liebte sie ihn auch. Ihre Eltern waren beide von Morgens bis Abends nicht zu Hause. Ihr Vater sogar oft wochenlang nicht bei seiner Familie und darum kannte sie ihren Bruder besser als jeden anderen Menschen auf diesen Planeten.

„Nun sag schon was liegt dir auf der Seele?“ Stocherte Michael nach.

„Willst du das wirklich wissen?“

„Natürlich. Sonst hätte ich dich ja nicht gefragt.“

Sie holte tief Luft. „Na gut wie du willst. Es geht um die Jungs aus Wales. Ich hab mich glaube ich in einen von ihnen verliebt...aber naja es ist kompliziert...“Michael sah sie forschend an: „In welchen von ihnen hast du dich denn verliebt?“

Das Mädchen überlegte kurz und sah zu Boden: „Das ist eben das Problem. Ich habe zwei die mir echt gefallen und weiß nicht, wen ich von den Beiden...“ Sie begann zu flüstern: „..liebe.“Scheu blickte sie ihrem Bruder in die Augen und zuckte mit den Schultern. Ihre Augen wurden feucht und wieder blickte Michael sie mit diesem besorgten Blick an. Er rückte zu ihr und legte ihr den Arm um die Schulter: „Wer sind denn die beiden Kandidaten?“

„Jasper und Alejandro.“

„Erzähl mir von den Beiden.“„Tja recht viel weiß ich selbst nicht von ihnen. Jasper ist genauso alt wie ich. Charmant, tough und unheimlich gutaussehend. Er hat blaue Augen, die jedes Mädchen um den Verstand bringen. Mit Alejandro ist es komplizierter. Er ist viel älter als ich, 23 glaube ich. Aber mit ihm kann man einfach reden und er hat einfach diese Ausstrahlung, die mich magisch anzieht. Doch er ist...verheiratet.“ Sie wagte Michael nicht in die Augen zu sehen.

„Lass bloß die Finger von verheirateten Männern, Zara. So etwas geht nie gut aus. Aber du musst dein Herz fragen, wer es von den beiden ist. Ich kann dir nur sagen, das es mit deinem ersten Kandidaten sicher einfacher werden würde.“

Zara nickte und ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Sie erinnerte sich wieder an den Kuss, an das Knistern zwischen Jasper und ihr. Doch von all dem erzählte sie ihrem Bruder nichts, sondern blickte ihn dankend an und kuschelte sich in seine Arme.

Bis sie sich entschieden hatte und Mission Eroberung-des-Traumannes starten konnte, reichte ihr Bruder als Mann ihres Leben vollkommen.

Kapitel 9

 

Es war tiefster Winter und das ganze Land war mit einer meterhohen Schneeschicht bedeckt. Draußen war es eisig kalt, darum war Collin froh als er endlich in die warme Halle trat und ihm ein Diener sofort einen heißes Getränk brachte. Er sah sich suchend im regen Treiben der Halle um und erkannte schließlich den Gesuchten.

Mit schnellen Schritten ging er zu seinem alten Freund Liam und als auch er Collin bemerkte, begrüßten sie sich mit einer herzlichen Umarmung.

„Collin. Schön dich zu sehen. Was führt dich zu mir?“

„Ich wollte nach meinem Sohn sehen und dir meinen Jüngsten bringen.“

Liam sah ihn verdutzt an: „Du hast noch einen Sohn? Ich dachte Condor sei dein Jüngster.“

Collin wog seinen Kopf hin und her: „Kann ich dich alleine sprechen?“

„Natürlich.“ Sein alter Freund schien überrascht, führte ihn aber unmittelbar in einen kleinen menschenleeren Raum. Das Feuer im Kamin prasselte und Collin wärmte seine eiskalten Hände daran.

„Also was hat es mit deinem mysteriösen Sohn auf sich?“ Liam sah ihn gespannt an.

„Kann ich dir hundert Prozent trauen und mir sicher sein das du es keiner Menschenseele sagst. Nicht deiner Familie, nicht dem Lord, keinen deiner Schüler. Niemandem.“

„Na hör mal, bei wem wäre ein so großen Geheimnis besser aufgehoben als bei mir?“

Collin lächelte kurz, wurde aber sofort wieder ernst.

„Es ist nicht mein Sohn den ich dir bringe.“„Das habe ich mir schon fast gedacht. Ein uneheliches Kind? Ein Betteljunge? Ich weiß ja was du für ein großes Herz hast.“

Er atmete einmal tief durch: „Den Prinzen. Ich bringe dir den Prinzen.“

Liam starrte ihn erstaunt an: „Den Kronprinzen?“

„Zwar noch nicht offiziell aber im Grunde ja.“

„Wieso?“

„Seit du nicht mehr am königlichen Hof lebst, scheinst du nicht gerade am Laufenden zu sein. Wie du sicher noch weißt hatte König James, Gott habe ihn selig, einen jüngeren Bruder Lord Monti. Er will unbedingt den Thron, hat aber keinerlei Ansprüche darauf, da die Erbfolge im Reich klar ist, immer der Erstgeborene hat einen Thronanspruch und gibt diesen wiederum an seinen ältesten Sohn weiter. Das weiß auch Monti ganz genau.

Naja da er gegen Sirius sowieso nicht ankommt versucht er wenigstens den Prinzen auszuschalten und sich so irgendwie in die Thronfolge zu schmuggeln, oder wenigstens seinen Sohn. Ein richtig übler Bursche, dieser Monti. Außerdem braucht Jasper Abstand von Zuhause. Das mit seiner Mutter macht ihn echt fertig. Verständlich.“ Collin schwieg einen Moment und sah zu Boden. Auch Liam nickte traurig. Dann fuhr der Gast weiter.: „Und du musst mir jetzt helfen den Prinzen zu verstecken. Es darf keiner erfahren das er hier ist und keiner hier darf erfahren wer er ist. Er heißt aber nicht mehr Jasper, sondern Jeremy. Seit der Thronfolger geboren wurde, durfte ja kein Junge mehr seinen Namen tragen. Deswegen Jeremy.“

Liam sah in verwirrt an, überlegt einen Moment und fragte dann: „Und du willst jetzt was genau von mir?“

„Du sollst ihn unterrichten und ein bisschen auf ihn aufpassen. Mein Sohn und Lucas, sein Cousin passen ebenfalls auf, dass ihm nicht allzu viel passiert.“

„Dein Sohn und Lucas wissen davon?“

„Natürlich, sie sind seine besten Freunde. Sie kennen ihn und machen beide ihrer Ausbildung auf dieser Burg.“

„Also zusammengefasst. Ich soll den Prinzen unterrichten, der eigentlich ein völlig anders Training braucht, als alle anderen Burschen hier und ihm trotzdem gleich behandeln als alle andern. Dir ist hoffentlich klar das ich keine Hand gegen ihn erheben darf, denn das wäre Hochverrat. Und jetzt sag mir wie ich ihn wie alle anderen behandeln soll?“

„Er wird dein Training absolvieren. Zusätzlich werde ich ihn unterrichten. Das Verbot, dass du keine Hand gegen ihn erheben darfst ist für diese Zeit aufgehoben. Aber wehe du schikanierst ihn oder machst ihm unnötig das Leben schwer.“

„Was denkst du eigentlich von mir, Collin? Er ist mein Prinz, ich denke nicht im Traum daran ihn fertigzumachen. Da bleibt nur noch ein Problem. Ich lehre meinen Schülern mehr das Gehorchen als das Führen. Der Prinz muss aber Führen und nur sehr selten Gehorchen. Wie stell ich das an?“

Der Mann sah ihn kurz in die Augen, er hatte natürlich an alles gedacht: „Du wirst ihm das Führen lehren, soweit es dein Training zulässt und solange es unauffällig bleibt, denn Rest erledige ich.“

Liam nickte: „Das bleibst also hier?“

„Natürlich, glaubst du ich lass den Prinzen hier und gehe dann wieder? Nein ganz sicher nicht, ich werde zwar im Hintergrund bleiben, aber ganz allein wird er nie sein. Er soll erleben was andere Kinder auch in diesem Alter erleben. Er soll lieben, hassen, streiten, wenn es sein muss sich auch prügeln und Spaß am Leben haben. Aber eins dürfen wir nie vergessen er ist der zukünftige König. Ich weiß nicht wie lange er hier bleibt, aber wenn etwas nur ansatzweise sein Leben gefährden sollte, oder irgendwer nur den Verdacht hegt er sei der Prinz, dann müssen wir sofort einschreiten.“

„Das ist mir vollkommen klar, Collin. Und ich schwöre dir, genauso wie ich den König geschworen habe, dass ich mein Leben für den Prinz geben würde, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.“

Collin lächelte und war auf einen Schlag unendlich erleichtert „Dann geht es dir wie mir.“

„Ich will zu ihm. Es ist schon so lange her, das ich ihn gesehen habe. Da konnte er noch nicht einmal laufen. Wie alt ist er denn jetzt schon?“

„Stolze sieben Jahre.“ Collin lachte. „Ich bring dich zu ihm.“

Liam machte die Tür auf und sie traten beide lächelnd in die Halle. „Ich hoffe du hast ihn nicht in der Kälte draußen stehen lassen.“

„Natürlich nicht.“ Entgegnete sein Freund entrüstet. „Er ist derweil bei Condor und Lucas.“

Sie gingen nebeneinander den langen Gang entlang und blieben dann vor einer bewachten Tür stehen. Collin sah dem großen Soldaten in die Augen und nickte: „Danke das ihr ihn hergebracht habt, aber ihr könnt jetzt gehen, ehe einer merkt wer der heimliche Gast ist.“

Dieser neigte respektvoll den Kopf und erwiderte mit tiefer Stimme: „Meine Männer und ich stehen Euch stets zu Diensten, Mylord.“

Er öffnete die Tür, ließ den beiden Männern den Vortritt, trat selbst ein und schloss wieder die Tür: „Jungs wir gehen.“ Er wandte sich an Collin und Liam „Mylords“, dann an den Prinzen, der etwas verloren zwischen den beiden erheblich größeren Burschen stand. Der Soldat und seine Männer verneigten sich tief vor ihm „Mein Prinz. Es war uns eine Ehre Euch dienen zu dürfen.“ Prinz Jasper lächelte die monströs wirkenden Männer scheu an, ehe die Soldaten sich zur Tür wandten und hinausgingen.

„Wer war offiziell hier?“ Raunte Liam Collin leise ins Ohr.

„Ein äußerst wichtige Botschaft wurde dir übermittelt. Vom König. Keine Angst, du sagst einfach das die Nachricht wirklich nur für dich bestimmt war und für keinen anderen. Das werden uns sicher alle abkaufen. Denn wenn sechs bis auf die Zähne bewaffneten Soldaten sie überbringen, dann muss sie wirklich wichtig sein.“

Liam wandte sich zum Prinzen, der sich gerade angeregt mit seinen beiden Freunden unterhielt. „Die unbeschwerte Kindheit. Wie ich sie nur vermisse.“ Er lächelte traurig.

Collin sah ebenfalls zu den drei Jungen. „Jasper kommst du mal?“

Der siebenjährige Bursche mit den tiefschwarzen Locken und den unglaublich blauen Augen sah ihn verschreckt an und kam dann sofort zu den beiden Männern.

„Jasper. Das ist Lord Liam. Du kennst ihn wahrscheinlich nicht mehr, aber er ist ein enger Freund deines Vaters.“ Der kleine Junge sah den schon etwas älteren Mann mit großen Augen an. „Wisst Ihr wer ich bin?“

„Natürlich weiß ich das, mein Prinz.“

Er sah verwirrt zu Collin: „Aber du hast gesagt, keiner weiß hier wer ich bin und keiner darf es wissen.“

Der Mann hockte sich vor Jasper und legte ihm die Hände auf die kleinen Schultern. „Außer Lord Liam weiß es auch hier keiner. Er ist dein Lehrer weißt du und du musst brav und fleißig sein. Wie du schon gesagt hast, hier weiß niemand wer du bist und deshalb wirst du auch wie jeder andere behandelt. Aber das habe ich dir ja alles schon zu Hause erklärt.“ Der kleine Prinz nickte heftig.

„Ab heute heute heißt du Jeremy und nicht mehr Jasper. Jeremy! Du darfst niemals deinen Vater oder deine Mutter erwähnen, auch nicht wo du wirklich herkommst und auch keinen Fall darfst du nur andeuten das du ein Prinz bist. Das musst du mir ganz fest versprechen.“

Jasper legte seine winzige Hand auf sein Herz und meinte viel zu ernst für einen siebenjährigen: „Ich verspreche es dir, Collin.“

Dieser lächelte: „Auch darfst du nicht vergessen das ich für diese Zeit dein Vater bin, du musst mich Vater und auf keinen Fall Collin nennen. Und Condor ist dein Bruder. Lucas nicht mehr dein Cousin, sondern dein Mentor, der einfach ein bisschen Acht auf dich gibt. Du darfst das nie vergessen.“

Noch einmal nickte der kleine Junge ernst: „Ich werde es nicht vergessen.“ Collin lächelte und wuschelte den Kleinen durch die schwarzen Locken. Langsam stand er wieder auf und wandte sich zu den anderen beiden Jungen. „Für euch gilt dasselbe. Ihr spielt für die nächsten Jahre eine Rolle, die ihr niemals ablegen dürft. Ein Fehler und Jasper schwebt in Lebensgefahr.“

„Du kannst dich auf uns verlassen.“ Meinten Condor und Lucas beinahe gleichzeitig. 

Kapitel 10

 In den nächsten Tagen wurde Elijha klar wie wenig Jasper eigentlich alleine war um genau zu sein nie. Er wurde rund um die Uhr bewacht und es gab keine Sekunde in der keiner ein Auge auf ihn warf. Und langsam hatte er sogar Mitleid mit dem Prinzen. Sie waren einfach immer da, egal wohin er ging, egal was er tat. Die Leibgarde war immer anwesend.

Gerade befanden sie sich im Hauptquartier und besprachen den Plan für die nächsten Tage.

Lucas saß am Kopf des mächtigen Tisches und zehn andere saßen drum herum. Fünf waren beim Prinzen. Sie spalteten sich normalerweise wieder in zwei die direkt bei ihm waren und drei die die Umgebung sicherten. Das war normalerweise immer so aufgeteilt. Im Schloss irgendwie völlig übertrieben, meinten wenigstens Elijha und auch Jasper. Aber Lucas fand mit dieser Methode beim König Zustimmung und so konnte nicht einmal der Prinz etwas dagegen einwenden.

Die restlichen sechs Männer waren entweder nicht am Hof oder schliefen, weil sie gerade Dienst gehabt hatten. Lucas war eigentlich einer von denen, die gerade von Jasper kamen, trotzdem wirkte er weder müde noch sonst irgendwie fertig.

„Also der Prinz und zehn seiner Leibwächter...“, er zeigte in die Runde, „...werden morgen auf ein Turnier aufbrechen. Es ist nicht sonderlich groß und nur einen Tagesritt von uns entfernt, also denke ich das ihr ihm ausreichend Schutz bietet. Es sind außerdem noch ein paar Soldaten und Diener dabei. Ihr könnt selbst am Turnier teilnehmen, jedoch nur außerhalb eures Dienstes oder mit der ausdrücklichen Erlaubnis des Prinzen.“ Er blickte jeden einzelnen in die Augen. Logan und Louis waren unter den zehn. Alejandro war wahrscheinlich bei seiner Frau. Lucas blieb zu Hause, denn er regierte während Jasper nicht zu Hause war.

„Lewis und Jack nehmen jeweils 6 Soldaten mit. Logan wird die Verantwortung für euch übernehmen und wird euch auch in die verschiedenen Tages-und Nachtschichten einteilen. Hört gefälligst auf ihn.“ Ein Grinsen wanderte durch die Gesichter der Anwesenden.

„Ihr brecht morgen bei Sonnenaufgang auf. Elijha bleibt noch einen Moment hier, die anderen können gehen.“

Stühle wurden geräuschvoll nach hinten geschoben und langsam leerte sich der Raum. Lucas winkte den jungen Ritter zu sich.

„Du kommst in einer Stunde in den Stall und suchst dir dein zukünftiges Pferd aus.“

„Ich habe ein Pferd.“

„Es ist ein Vollblüter, kein Gewichtsträger und du brauchst ein Schlachtpferd wenn du weiterhin ein Ritter sein willst.“

„Und mit welchen Geld soll ich das bezahlen?“

„Betrachte es einfach als ein Geschenk von Jasper.“

„Ich tippe eher auf Bestechung, aber wenn es dir lieber ist nennen wir es einfach Geschenk“ Elijha sah ihn herausfordernd an.

„Weißt du, du bist dem Prinzen so verdammt ähnlich. Mit dem Unterschied das er mein Boss ist und ich deiner.“ Ein Grinsen huschte über seine Lippen.

„Tja vielleicht ändert sich das ja bald.“

„Pass lieber auf Elijha. Ich hab immer noch den Familienbonus und wenn es darauf ankommt hört er doch eher auf mich, als auf dich.“

Er erhob sich und ging mit großen Schritten aus den Raum: „Ich wünsche dir viel Spaß auf deinem ersten Außenauftrag. Halte dich an Logan oder Louis, einer von den beiden hat sicher mit dir Dienst. Die zwei verstehen ihren Job.“ Mit diesen Worten ließ er Elijha allein im Raum sitzen.

 

„Mandy, sieh dir das mal an.“ Rick riss die Tür zum Büro seiner Chefin auf.

Sie blickte genervt auf: „Rick kann das nicht warten, ich muss gerade das Protokoll zu unserem letzten Fund schreiben.“

„Bitte. Das musst du dir einfach ansehen.“

Mit einem Seufzer klappte sie ihren Laptop zu, richtete ihre Brille gerade und folgte dem jungen Mann aus ihrem Büro. Im Forschungszentrum herrschte reges treiben und Rick schleuste sich und seine Chefin geschickt durch die Menschenmassen zu einem der gesicherten Labore. Er hielt seine Hand auf ein leuchtendes Feld an der Tür und sie ging unmittelbar auf. Beide traten sie in den fensterlosen und nach Desinfektionsmittel-riechenden Raum und die Tür fiel wieder ins Schloss. Aufgeregt setzte der junge Mann an den Computer, gab sein Passwort ein und öffnete eine Datei. Mandy war hinter ihn getreten und starrte gespannt auf den Bildschirm. Ein Bild eines schwarzen Stück Stoffes war darauf zu sehen.

„Und?“ Fragte sie

„Das ist ein Teil eines Umhangs.“

„Und?“ Wiederholte sie.

„Es ist nicht irgendein Stoff. Es ist einer der nur im Mittelalter verwendet wurde.“

„Dann müsste er längst verwest sein.“

„Das habe ich mir auch gedacht, aber es besteht kein Zweifel beim Material.“

„Aber es kann auch einfach von Leute eines Mittelalterfestes, oder ähnlichem stammen.“

„Unwahrscheinlich.“

„Woher willst du das wissen?“

„Wir haben es im Wald gefunden. Im tiefsten Wald. Keine normalen Leute würden sich dort aufhalten.“

„Und was willst du mir jetzt genau damit sagen?“

„Das sich mein Verdacht bestätigt hatte.“

Mandy sah ihn verdutzt an: „Das Schild und Schwert.“ Hauchte sie tonlos.

„Genau wir haben auch das wieder an fast der selben Stelle gefunden. Entweder jemand will uns hier gründlich verarschen oder es gibt...“

„Möglicherweise Menschen die noch im Mittelalter leben.“

„Oder wenigstens wie im Mittelalter. Ich habe die Ergebnisse von Schwert und Schild bekommen. Beide sind aus Stahl das nur im Mittelalter verwendet wurde, aber komischerweise nicht älter als ein Jahr alt ist.“

„Das ist äußerst verdächtig.“

„Und weißt du was mich an der Sache noch viel mehr verwundert. Wenn es Leute gibt die noch mit den gleichen Waffen kämpfen und die selbe Kleidung tragen wie im Mittelalter, scheinbar in den tiefsten Wäldern leben. Wieso hat sie dann noch niemand gesehen?“

Mandy überlegte kurz und biss sich auf die Unterlippe, wie sie es immer tat wenn sie nachdachte.

„Ich fürchte es liegt wiedereinmal an uns das herauszufinden.“

 

Jasper hatte nie die Absicht gehabt auf ein Turnier zu reiten. Es war nur ein Vorwand um wieder einmal einfach weg von diesen ganzen Pflichten zu kommen. Außerdem was machte er überhaupt auf einem Turnier? So gut wie jeder ließ ihn gewinnen oder gaben sofort auf, als sie gegen ihn kämpfen sollten. Sie hatten Angst ihn zu verletzten oder womöglich sogar umzubringen, das sagten sie zumindest. Aber Jasper hatte so eine Ahnung das es eher mit dem Fakt zu tun hatte, das er ihr zukünftiger König sein würde und er ihnen den verlorenen Kampf übel nehmen könnte. Doch Jasper war nicht besonders nachtragend, leider wussten das nur die wenigen die ihn wirklich gut kannten.

Tja und nun waren sie in die entgegengesetzte Richtung geritten und die meisten seiner Männer müssten eigentlich schon längst mitbekommen haben das sie nicht auf den Weg zum Turnier waren.

Nach einem halben Tagesritt gab Jasper den Befehl zu halten und stellte sich vor seine Männer. „Für alle die es noch nicht kapiert haben, es geht heute nicht zum Turnier.“ Er sah in Elijhas Richtung der entsetzt die Augen weitete und ziemlich enttäuscht zu sein schien.

„Wohin gehen wir denn sonst?“ Fragte er den Prinzen verblüfft. Dieser lachte und verdrehte gleichzeitig genervt die Augen.

„Ich schätze mal, für den Prinzen auf die andere Seite und für uns wo wir auch immer hin wollen.“ Meldete sich ein Ritter im mittleren Alter neben Elijha zu Wort.

„Du hast es erraten, Lewis.“ Jasper sah den Ritter lächelnd an.

„Aber Lucas hat gesagt...“ Elijha starrte ihm entrüstet an.

„Es ist mir so ziemlich egal was Lucas gesagt hat, denn er hat mir gar nichts zu sagen.“

„Aber er ist unser Hauptmann.“

„Falsch. Er ist dein Hauptmann und nicht meiner.“

„Aber..“„Elijha, wer bin ich?“

„Jasper.“

„Nicht mein Name. Meine Stellung, du Idiot.“

„Achso, naja unser...Entschuldigung mein Prinz natürlich.“ Er grinste scheinheilig.„Mein Glückwunsch Elijha 100 Punkte. Und wem denkst du solltest du eher gehorchen? Deinem Hauptmann oder deinen Prinzen?“ Jasper sah ihm herausfordernd an und nickte Louis und Logan zu, die sich hinter ihm positioniert hatten. Zu allem fähig, falls er diese Frage falsch beantwortete. Das schien auch Elijha zu spüren und so antwortete er mit gespielt braver Miene: „Meinem Prinzen natürlich.“

„Na siehst du.“ Er grinste triumphierend und fuhr fort. „Logan, Louis und Elijha kommen mit mir, die anderen haben frei. Die Soldaten bleiben bei Lewis und Jack und auch die Diener hängen sich bei einen von euch an. Ihr geht nicht auf die Burg zurück und falls ihr von jemandem gesehen werdet, sagt ihr, ihr habt einen Botengang zu erledigen.“

„Also so wie immer.“ Fügte Lewis hinzu. Es kam beinahe jedes Monat einmal vor, das sie diese Umgehe-Lucas-Mission durchführten und Jaspers Männer hatten Übung darin.

„Genauso wie immer, Lewis.“ Erwiderte der Kronprinz.

Er wendete sein Pferd und nickte noch einmal seinen Männern zu. „Gentlemen.“ Die Antwort der anderen kam im Chor. „Mylord.“ Sie verbeugten sich vor ihm, soweit es eben in einem Sattel möglich war. Jasper trieb sein Pferd in den Galopp und die drei auserwählten Männer seiner Leibgarde folgten ihm.

 

Elijha hatte sich neben Louis gesellt, denn er war ihm von den beiden Brüdern am sympathischen. Seine etwa kinnlangen blonden Haaren wehten leicht im Wind und wippte im Takt mit der Bewegung seines Pferdes. Als er Elijha dem Blick zuwandte sah dieser kurz in seine grasgrünen Augen und sofort starrte er wieder geradeaus. „Weißt du wo wir hinreiten?“ Fragte er gespielt beiläufig.

„Ich nehme an nach London.“

Elijha musste grinsen, endlich kam er wieder in seine Heimatstadt.

„Du warst lange nicht zu Hause oder?“ Wieder sah ihn Louis neugierig mit seinen grünen Augen an.

„Fast ein halbes Jahr lang. Wie lange war es bei dir?“

„Mein Zuhause ist das Black Castle.“

„Ich meine dort wo du aufgewachsen bist, wo deine Eltern leben?“

„Es ist ein gutes Jahr her. Aber wirklich gewohnt habe ich seit drei Jahren nicht mehr dort.“

„Das heißt du bist mit 14 auf die Burg gekommen?“

„Ja. Im selben Jahr als mein Bruder den Ritterschlag erhalten hatte.“

„Und du? Wann hast ihn du erhalten.“

„Vor etwas über einen halben Jahr.“

„Ziemlich früh oder? Ich meine dein Bruder, Lucas, ich...wir alle haben ihn frühestens mit 18 bekommen.“

Louis sah ihn kurz an und blickte dann zu Jasper, der einige Pferdelängen vor ihnen ritt und sich mit Logan unterhielt. „Der Prinz bekam ihn mit 14.“

Elijha starrte ihn fassungslos an: „Mit 14? Das heißt er war noch ein...“

„...ein Kind ich weiß. Nicht einmal ein halbes Jahr später führte er ein Heer in die Schlacht. Das ist sogar für eine Prinzen äußerst früh.“

„Gegen weh führt ihr denn bitte hier Krieg?“

„Du kannst dich hier auch gar nicht aus. Kennst du wenigstens die verschiedenen Völker die hier leben?“

„Nicht das ich wüsste.“

Louis verdrehte die Augen und grinste. „Also neben uns gibt es hier noch die Sestierer, die Movierer, die Akorder und die Losander. Die Sestierer leben auch bei uns, aber nur in ganz kleinen Gruppen, oder gar allein. So stellen sie eigentlich nie eine wirkliche Gefahr für uns da, außer sie schließen sich zusammen und ein Wahnsinniger von ihnen startet wieder mal den Versuch eine Diktatur zu bilden, das ist ihnen aber noch nie gelungen. Die Movierer leben hoch oben im Norden, bei den großen Flüssen. Wir bekommen sie sogut wie nie zu Gesicht, denn sie haben eine unglaubliche Angst vor Pferden. Eine alte Legende besagt, dass ihnen einmal einmal ein Pferd in den Kopf gebissen hat und darum haben sie so blutrote Haare. Sie sind wirklich friedliche Nachbarn und zetteln so gut wie nie einen Krieg an. Dann kommen wir zu den Akorder im Süden. Ihr Reich besteht größtenteils aus Wüsten und sie schließen sich immer in Fürstentümer zusammen. Die meisten von diesen sind ziemlich klein, aber je weiter man Richtung Süden kommt, desto größer werden auch die Fürstentümer und desto gefährlicher.Wir wissen nicht genau wie groß ihr Reich ist, denn wir sind noch nie bis zum südlichen Ende ihres Gebietes vorgedrungen. Sie greifen immer wieder das Grenzland zwischen uns und ihnen an und man muss auch fairerweise sagen, dass wir das auch oft tun. Aber ehrlich gesagt machen sie uns mit ihren Kamelen und Elefanten ein bisschen Angst. Von allen sind uns die Losander am ähnlichsten. Sie besitzen ein ziemlich großes Reich, so wie wir und sind ein unglaublich Naturverbundenes Volk, aber auch ziemlich machthungrig. Mit ihnen haben wir mit Abstand die meisten Kämpfe. Naja und sie waren es auch gegen die Jasper Krieg geführt hat.“

„Und ich habe immer gedacht, dass das hier nicht so kompliziert ist. Wie ist die Schlacht ausgegangen?“

„Hast du eine Ahnung wie kompliziert das hier ist. Sie ging natürlich siegreich aus. Denn Jasper hatte auch ein paar wirklich fähige Leute an seiner Seite. Aber Elijha, du darfst ihn nicht unterschätzen. Wenn er etwas versteht dann das Kämpfen. Ich habe gehört das er mit 13 schon frisch geschlagene Ritter besiegt hatte und auch beim Befehlen brauchte er nicht mehr wirklich Übung.“

„Wieso war es bei ihm so früh...ich meine war das bei den vorhergehenden Prinzen anders?“„Hm. Das Problem war sein Vater oder besser gesagt sein Onkel. Eigentlich war er Kronprinz und Jaspers Vater nur Zweit-geborener und so hatte er nie damit gerechnet einmal den Thron zu besteigen. Doch leider starb sein älterer Bruder und plötzlich war er Kronprinz und er musste sein ganzes Leben von Grund auf umstellen. Nun gab es keine Partynächte, keine unzähligen Frauen mehr und auf einmal musste er die Verantwortung übernehmen. Ein paar Jahre später, nachdem auch König James, sein Vater, verstorben war, wurde er zum König gekrönt und er heiratete Jaspers Mutter, die ebenfalls zur Königin gekrönt wurde. Das Problem war nun das König Sirius, also Jaspers Vater, zu dieser Zeit schon ein gewisses Alter hatte und er so schnell wie möglich einen Nachfolger brauchte und so wurde Jasper auch so schnell wie möglich Kronprinz, da auch keiner nach Sirius Tod seine Stellung als König in Frage stelle.“ Er zuckte die Schultern. „Und natürlich war auch eine Folge dieser gewissen Vergangenheit des Königs, dass Jasper nun ein paar Halbgeschwister besitzt. Sessy ist nur eine von vielen. Die meisten kennt weder der Prinz, noch wir, noch der König selbst. Manche rennen uns immer wieder über den Weg.“

Louis lächelte matt und sah zu Elijha hinüber der starr zu Jasper sah. Dann, nach ein paar Augenblicken löste er sich von seiner Starre und setzte fort: „Wie war er mit 14?“

„Der Prinz? Nicht viel anders als heute. Sein Ego und Selbstbewusstsein hatte er schon immer. Ich hab ihn am Anfang dafür gehasst.“

Elijha starrte ihn verwundert an: „Du hast ihn gehasst?“

„Ja. Wie du siehst ist es nicht nur dir am Anfang so ergangen. Weißt du ich war gleich alt wie er. Sogar noch ein paar Wochen älter und war trotzdem einer seiner Knappen. Kein Ritter, wie Logan und das war am Anfang echt hart.“

„Das kann ich sehr gut nachvollziehen...was hat deine Sichtweise geändert?“

Louis überlegte kurz: „Ich habe seine Situation zu verstehen gelernt. Ich bin schon in eine Laufbahn gedrängt worden, aber ich habe noch immer eine Wahl, eine völlig andere Richtung einzuschlagen. Er nicht. Von Geburt an zu wissen, wie sein Leben verlaufen wird. Was man von ihm erwarten wird, was er leisten muss und was er einmal werden wird. Das ist nicht leicht. Natürlich es gibt sicher etwas schrecklicheres als Prinz zu werden, aber er hatte nie die Wahl. Er wurde nie gefragt ob er das will. Aber es gibt keinen Ausweg aus der Sache. Er ist der einzige Erbe, es gibt keinen anderen der es für ihn machen kann. Also ich würde nicht mit ihm tauschen wollen.“

Elijha sah auf den Hals seines großen Schimmels und schwieg. Er musste sich selbst eingestehen das er noch nie an dieses Thema gedacht hatte.

Louis lachte: „Nun ja ich meine es hat auch seine Vorteile.“ Auch sein Gegenüber grinste: „Das auf jeden Fall“

„So ihr beiden Plaudertaschen. Wir übernachten hier.“ Jasper drehte sich zu ihnen um und schwang sich dann von seinem Hengst.

Die beiden Brüder taten es ihm gleich. Nur Elijha sah sich verwundert um: „Wo wollen wir hier denn bitte übernachten?“

Jasper drückte Louis die Zügel seines Pferdes in die Hand und ging dann ein paar Schritte auf ihn zu.

„Noch nie unter freiem Nachthimmel geschlafen?“

„Nicht das ich wüsste.“

„Na dann feiern wir heute eine Primäre.“

„Und was ist wenn uns auf einmal so verrückte Sesseltiere, oder wie die auch immer heißen, im Schlaf umbringen?“

„Sestierer und nicht Sesseltiere. Seit wann kennst du die denn?“

„Louis hat mir von ihnen erzählt.“

„Dann hat er dir sicher auch erzählt das sie es als unehrenhaft und feige ansehen wenn jemand einen im Schlaf töten. Für den Kampf sind aber auch meist zu feige und darum ist es ihnen aus dem Hinterhalt am liebsten. Aber ihr Opfer ist wach und das ist der springende und für uns lebensrettende Punkt.“

Der junge Ritter zeigte auf eine Burg, die in der Ferne zu sehen war: „Das hat mir Louis zwar nicht erzählt aber wieso schlafen wir nicht einfach dort? Als Prinzen dürfen sie dich ja nicht zurückweisen.“

Jasper presste seine Lippen zu einem Strich zusammen. Er konnte es noch immer nicht leiden von ihm geduzt zu werden, aber er ließ es sich nur ungern anmerken.

„Ich mag den Lord der dort wohnt nicht“ Er war ein Gefolgsmann seines verhassten Halbonkels Monti.

„Ich will aber ein Bett.“

„Es ist mir herzlich egal was du willst, Elijha.“ Er wandte sich zu Logan der gerade ein Feuer machte, hielt aber kurz inne und meinte noch einmal zu seinem Ritter: „Was für mich gut genug ist, ist es für dich allemal. Gewöhne dich lieber schnell daran, denn ich habe so das Gefühl, dass du das noch oft genug hören wirst.“

Kapitel 11

 Elijha, heute hast du Glück.“ Neckend sah Jasper zu seinem Ritter hinüber. Der nächste Tag war ohne Probleme von statten gegangen und der junge Mann hatte die Nacht im freien ohne aufgefressen zu werden überstanden. Nach einem anstrengenden langen Tag brach wieder die Nacht herein und ihre Pferde wurden langsam müde.

„Mh?“

„Das heißt nicht mh, sondern wie bitte.“

„Du sagst auch nicht wie bitte.“

„Ich bin auch der Prinz und du hast mich verdammt nochmal nicht zu Duzen.“

„Das scheint Euch die letzten Male auch nicht gestört zu haben.“ Elijha grinste.

„Ich kann mich im Gegensatz zu dir beherrschen.“

„Also schön. Wie bitte?“

Jasper lächelte triumphierend: „Heute übernachten wir in einem Bett genauso wie du es wolltest“

Elijha lachte. „Und wo, wenn ich fragen darf?“

„In dem Gasthaus dort unten“ Der Prinz deutete auf ein nicht allzu einladendes Haus am Rande eines kleinen Dorfes.

Langsam schaltete sich auch Logan in das Gespräch ein: „Bist du dir da sicher, Jasper?“

„Was ist denn jetzt schon wieder Logan?“

„Ich meine wir sind nur zu dritt und können dir nicht genügend Schutz bieten.“

„Und du glaubst wirklich das in einem Wirtshaus mehr Feinde lauern als im Wald?“

„Davon bin ich überzeugt, ja.“

„Dann bleiben wir eben diese Nacht wieder einmal unbekannt.“

So ganz zufrieden schien Logan noch immer nicht doch er widersprach nicht und folgte Jasper hinunter ins Dorf. Auch Elijha war von der Idee in einem Wirtshaus mit lauter Besoffenen zu schlafen nicht gerade angetan, doch besser als im Wald war es allemal.

Louis reichte zuerst den Prinzen und dann allen anderen einen dunklen Umhang der die typische Kleidung der Leibgarde und Jaspers verdecken sollte. Auch nahm der Prinz seinen Siegelring ab und ließ ihn in einer Brusttasche verschwinden.

Alle vier junge Männer hüllten sich in ihre Umhänge und ritten zu dem Wirtshaus. In der hereinbrechenden Dunkelheit glitten sie von ihren Pferden, banden sie an und traten in das kleine und schon von außen nicht sehr einladende Gebäude. Drinnen war es nicht viel heller als draußen, doch erheblich wärmer und auch stickiger. Es roch nach Schweiß und abgestandenen Bier, aber für eine warme Nacht ging man auch diesen Preis ein. Mit den Kapuzen weit ins Gesicht gezogen gingen sie an die Bar. Das Wirtshaus war voll von Menschen, doch keiner beachtete sie. Hier kamen oft Leute vorbei die lieber unerkannt blieben. Ein dicker Wirt mit roten Kopf und Glatze wandte sich ihnen zu.

„Wir brauchen ein Zimmer.“ Meldete sich Jasper mit gedämpfter Stimme zu Wort.

„Da seid ihr hier bei der falschen Adresse. Wir sind voll.“

Jasper wusste, dass das nicht ganz stimmte. Er sah sich kurz um, zog dann seinen Siegelring aus der Tasche und öffnete ein bisschen seinen Umhang, damit das blaue Auge auf seiner Kleider zu sehen war. „Ich glaube schon das du noch ein Zimmer für uns hast.“

Dem Wirten stockte der Atem und starrte den Prinzen ungläubig an. Schnell senkte er den blick und flüsterte:„Natürlich.“ Er hob die Stimme. „Jose. Mach das oberste Zimmer fertig.“

Ein großer, schlaksiger Junge huschte zu dem Wirten, nickte und verschwand so schnell wie er gekommen war.

„Und ich hoffe ebenso das sich irgendjemand um unsere Pferde kümmert und sie in den Stall bringt.“ Fuhr Jasper fort.

„Selbstverständlich.“

„Gut.“ Der Prinz legte ein Säckchen mit Goldmünzen auf die Bar.

„Ihr müsst nicht bezahlen, Mylord.“ Flüsterte der Wirt kaum hörbar.

„Ich bezahle so wie jeder andere hier. Dafür hoffe ich auch auf dein Schweigen und auf ein gutes Essen.“

„Ersteres wäre auch gratis gewesen und Essen kommt sofort.“ Der Wirt grinste.

Mit einem nicken wandten sich die vier Männer ab und setzten sich auf einen Tisch der in der hintersten Ecke stand und am meisten in Dunkelheit gehüllt war.

Alle vier nahmen die Kapuzen ab, da man ihr Gesicht im Dunklen sowieso nicht wirklich erkennen konnte.

„Wir werden übrigens morgen bei euch zu Hause vorbeischauen.“ Jasper sah zwischen Louis und Logan hin und her.

„Wirklich?“ Der ältere der beiden Brüder konnte ein Lächeln nur schwer unterdrücken. Man merkte das er schon länger nicht mehr zu Hause gewesen waren.

„Wir werden es morgen nicht mehr auf die andere Seite schaffen und euer Vater schickte mir vor etwa einer Woche einen Boten. Ich soll euren kleinen Bruder Mael mit auf die Burg nehmen.“

„Mael?“ Louis sah Jasper verwundert an. „Ich hätte gedacht er ist bei Cedric auf der anderen Seite?“

„Ja da hast du recht. Ein richtiger Elijha-Fall sozusagen.“

„Hey.“ rief dieser empört, doch niemand beachtete ihn.

„Meine Herren.“ Eine ältere Dame, wahrscheinlich die Frau des Wirtes, stellte lächelnd ein Tablett mit vier Krüge auf den Tisch. „Essen kommt sofort.“

Die jungen Männer schenkten ihr ein freundliches Lachen und meinten beinahe im Chor: „Danke.“

Der Prinz nahm einen Schluck und fuhr dann unbeirrt fort. „Wieso ist er nicht dort geblieben ist weiß ich allerdings nicht“

Auch die anderen taten es ihnen gleich.

Logan verzog das Gesicht. „Vater meinte das er sich nachts immer in Clubs geschlichen hatte, da er schon erheblich älter aussieht als seine 13 Jahre. Als Cedric es herausbekam, war so wütend, dass er ihn sofort wieder nach Hause schickte. Und Vater entschied das er in strengere Hände gehörte.“

Jasper grinste. „Ja in meine Hände.“

„Mael war immer schon ein verwöhnter kleiner Bengel. Es hat ihm nicht gerade gut getan, dass kein älterer Bruder im Haus war.“ Louis sah belustigt in die Runde.

„Und Mutter verhätschelt ihn nur noch.“ Auch Logan lächelte.

„Was mich jedoch beunruhigt ist das ihr beide nichts davon gewusst habt. Ich meine er ist euer Bruder.“

„Na und? Wir sind weit von zu Hause fort und der Prinz weiß oft Dinge die eher uns betreffen als ihn und trotzdem erfahren wir es immer wieder von ihn.“

„Ich sitze genau neben dir Louis, du musst nicht so reden, als wäre ich nicht hier.“

„Eine alte Angewohnheit.“ Alle Männer lachten. Ein angenehmes Schweigen breitete sich aus und jeder nahm noch einmal einen tiefen Schluck. Das Getränk erinnerte Elijha an eine Mischung aus Bier, Wodka und Schokolade, mit einem Hauch Zimt. So komisch es auch klingen mag, aber es schmeckte wirklich gut. Stark aber gut. „Was ist das?“

 

„Sag bloß du kennst Roose nicht...“

„Ihr da.“ Eine sich selbst überschlagende, aber trotzdem tiefe Stimme unterbrach Jasper.

Die jungen Männer drehten sich schlagartig um und die beiden Brüder legten ihre Hände auf die Griffe ihrer Schwerter. Auch Elijha tat es ihnen gleich.

Ein großgewachsener, kräftiger Mann mit hochroten Kopf stand an der Bar und zeigte auf den Prinzen und seine Gefährten. Ein paar besoffen wirkende Soldaten, wahrscheinlich der Stadtwache, bauten sich hinter ihn auf, wirkten aber trotzdem irgendwie bedrohlich.

„Ihr habt mein Zimmer genommen. Ich weiß ja nicht wie viel Geld ihr den Wirten gezahlt habt, oder welche verwöhnten Lord-Söhne ihr seit. Aber hier habe ich das sagen, also werdet ihr jetzt schön brav euer Zimmer abgeben und verschwinden.“

Langsam erhoben sich die drei Ritter und stellten sich schützend vor Jasper, der nicht sehr erfreut über diese Reaktion zu sein schien. Doch auch er konnte die Gefahr förmlich riechen und leistete keinen Widerstand. Der Mann nickte den Soldaten hinter sich zu und Schwerter wurden gezogen. Bedrohlich kamen sie auf die vier jungen Männer zu. Schlagartig griffen auch Elijha, Logan und Louis zu ihren Waffen. Sie waren alle ungeschützt, hatten außer ihren leichten Kettenhemden keine Rüstung und waren in der Unterzahl. Nicht gerade die besten Voraussetzungen. Jasper drängte sich nach Vorne, hob die Hände und setzte in beruhigenden Ton an: „Wir können doch vernünftig miteinander reden.“ Eine Klinge sauste vor seinem Gesicht vorbei und im letzten Augenblick konnte Jasper noch nach hinten springen. Sofort zog er sein Schwert und bohrte es in den Körper seines Angreifers. Dieser riss entsetzt die Augen auf und versuchte vergeblich die Hand auf die blutende Wunde zu drücken. Und so begann das Gemetzel. Elijha, Logan und Louis stürzten sich auf die Männer der Stadtwache. Auch Jasper zog wieder sein Schwert aus dem Körper des gerade in sich zusammensackenden Mannes und parierte gekonnt einen Angriff. Die Kapuze rutschte von seinem Kopf, aber trotzdem schien ihn keiner zu erkennen. Nicht gerade so rosige Aussichten. Wenigstens hatte er jetzt freie Sicht und rammte einen Mann seine Klinge in das Bein. Sofort ging dieser zu Boden und jaulte vor Schmerz. Schnell artete dieser Kampf in eine Wirtshaus-Keilerei aus. Beinahe alle Gäste droschen mit Fäusten aufeinander ein und auch so mancher zückte ein Messer, oder gar ein Schwert. Obwohl eigentlich diese Männer rein gar nichts mit der Angelegenheit zu tun hatten. Es war für sie eine willkommene Abwechslung. Jasper wurde durch einen kräftigen Fauststoß auf den Tisch befördert, auf dem die einzigen nicht-kämpfenden Männer saßen. Sie hatten alle eine Rüstung an und waren somit höchstwahrscheinlich Ritter. Der Prinz spuckte kurz Blut, richtete sich dann sofort wieder auf und holte zum Gegenschlag aus. Nachdem auch dieser Gegner zu Boden gegangen war, sah er sich kurz nach seinen drei Männern um. Alle waren im Kampf verwickelt und noch keiner ernsthaft verletzt. Erleichterung breitete sich in Jasper aus und er atmete einmal tief durch. Doch diesen Moment der Unachtsamkeit nütze ein Mann der Stadtwache aus. Er zückte ein kurzes Messer und hielt es ihm von Hinten an die Kehle. „Sprich dein letztes Gebet, Bürschchen.“ Jasper schluckte einmal und schloss die Augen. Das war also sein letzter Moment? Ermordet in einem Wirtshaus? Ohne jemals König geworden zu sein? So endete also sein Leben?

Elijha suchte in der Menge nach dem Prinzen und als er ihn in dem Wirr aus Menschen fand, beschleunigte sich schlagartig sein sowieso schon hoher Puls. „Logan! Louis!“ Schrie er aus voller Kehle. Sofort rannte er los um Jaspers Leben noch irgendwie zu retten. Er kämpfte sich durch die Masse ohne auch nur einen Gedanken an sein eigenes Leben zu verschwenden. Das was er sich nie in seinem Leben vorstellen konnte, war aufgetreten. Er stellte den Prinzen über sich. Es war sein Job ihn zu beschützen und er war gerade dabei diesen gründlich zu versauen. Hinter sich hörte er Logan und Louis die auch schon mitbekommen hatten, was hier los war. In wenigen Sekunden würden sie ihren Prinzen verlieren. Ihren zukünftigen König. Die einzige Hoffnung ihres Volkes.

„Stopp!“ Eine laute Stimme hallte durch den Raum und Elijha wandte den Blick zu dem Mann der diesen Befehl gerade ausgesprochen hatte. Ein Mann mit Rüstung, der nicht gekämpft hatte stand auf und schrie noch einmal: „Im Name des Königs. Stoppt diesen Kampf.“

Schlagartig erstarrten die Männer und die Blicke wanderten zu dem Ritter. Ein Schweigen breitete sich aus. Der Mann der Jasper das Messer an die Kehle setzte meldete sich zu Wort: „Und wieso wenn ich fragen darf? Sir...“

„Riley. Mein Name ist Sir Riley. Und ihr sollt aufhören, weil Ihr hier entweder einen richtig guten Dieb in Eurer Gewalt habt..“

„Noch ein Grund in schleunigst umzubringen, oder nicht?“

„Lasst mich ausreden...Also entweder Ihr habt einen Dieb oder ihr seit gerade dabei unseren Prinz töten zu wollen.“

Der Mann wurde totenbleich und Elijha fiel ein Stein vom Herz, der so groß war wie ein ausgewachsener Elefant. Wahrscheinlich sogar noch größer. Eine unglaubliche Stille breitete sich im Raum aus.

„Wie wollt Ihre das wissen, Sir Riley.“

„Weil Euer Gefangener entweder seinen Siegelring hier auf meinen Tisch verloren hat. Oder er hat ihn zuerst gestohlen und dann hier verloren. Aber die Tatsache das diese drei jungen Männer hier...“ Er zeigte auf Elijha, Louis und Logan „...so entsetzt waren, als sie gesehen haben das Ihr ihn ein Messer auf die Kehle gesetzt habt, würde ich mal so deuten, dass er unser Kronprinz ist.“

Elijha war verwundert das sich Jasper noch gar nicht zu Wort gemeldet hatte und sah so zu ihm hinüber. Langsam breitete sich ein Lächeln auf Jaspers bleichen Gesicht aus und seine normale Gesichtsfarbe zeigte sich wieder.

 

Der Prinz war mit einem Mal so erleichtert gewesen, das er beinahe vergessen hatte, das noch immer ein Messer an seiner Kehle saß. Langsam legte er seine Hand auf die Klinge, drückte sie ein bisschen weg und tauchte dann unter den Arm des Mannes hindurch. Ihm war gar nicht das Lachen zumute. Er war immer gut gewesen Leute etwas vorzuspielen, doch noch nie war es ihm so schwer gefallen ein Lachen aufzusetzen. Er war noch nie in richtiger Lebensgefahr geschwebt, wenigstens nicht wissentlich. Dieses Gefühl, dass er die letzten zwei Minuten gehabt hatte, war mit nichts vergleichbar. Es war erschreckend und völlig natürlich zugleich, das er mit seinen siebzehn Jahren noch so verletzlich war. Mit eisernen Willen richtete er sich mit einem Grinsen im Gesicht wieder auf, öffnete seinen Umhang und ließ ihn achtlos zu Boden fallen, aber sogar das hörte man im totenstillen Wirtshaus. Logan, Louis und Elijha stellten sich hinter Jasper und lösten ebenfalls ihre Umhänge. „Ich glaube jetzt sind alle Zweifel geklärt. Oder nicht Sir Riley.“ Sofort sank dieser auf sein linkes Knie und sah zu Boden. „Mein Prinz.“ Die Männer die mit ihm am Tisch gesessen waren sanken ebenfalls auf ihre Knie und senkten den Kopf. Und nach kurzer Zeit taten es ihnen alle in dem Wirtshaus gleich.

Jasper sah zu dem Mann der diese Keilerei eigentlich erst angezettelt hatte. „Wer seit Ihr eigentlich?“

„Sir Lucas. Hauptmann der Stadtwache, Mylord.“ Der Mann schien äußerst nervös zu sein.

„Euch trifft natürlich keine Schuld, Sir Lucas. Ihr wusstet ja nicht wer wir sind. Trotzdem hoffe ich das das Zimmerproblem jetzt geklärt ist?“

„Natürlich, Mylord.“

Der Kronprinz wandet sich zu seinem beinahe-Mörder: „Und mit wem habe ich hier die Ehre?“

Der Mann sah aus als würde er ihm gleich vor die Füße kotzen. Er war so bleich wie Papier und zitterte am ganzen Leib: „Jeremy.“ Es war mehr ein Hauchen als ein Wort. Dieser Name erinnerte Jasper schmerzlich an seine Kindheit. Denn er hatte diesen Namen fast sieben Jahre seines Lebens getragen. Allein ihn zu hören, war wie wenn er mit seinem Gesicht gegen eine Mauer gerannt wäre. Es jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken und raubte ihn für kurze Zeit den Atem. Sofort fasste er sich wieder.

„Nur Jeremy. Kein Sir?“

Er schüttelte den Kopf.

„Na gut Jeremy. Du weißt, das was du heute gemacht hast, könnte dir mit Sicherheit das Leben kosten.“

Das Zittern verstärkte sich und der Mann kannte nur schwer ein Schluchzen unterdrücken.

„Bitte Mylord. Ich wusste nicht das Ihr es seit. Ich habe eine Frau und Kinder. Wir haben sowieso nicht viel und ohne mich würden sie verhungern. Sie würden...“

Der Kronprinz hob die Hand und brachte ihn somit zum Schweigen, doch der verzweifelt Gesichtsausdruck blieb.

„Jeremy. Glaubst du wirklich ich bin ein Ungeheuer. Wie du schon richtig erkannt hast, wusstet du nicht das ich es war.“ Jasper überlegte kurz und lächelte dann: „Wie alt sind deine Kinder?“

„Meine zwei Söhne beide neun Jahre und meine Tochter gerade mal drei Monate.“

„Zwillinge also?“

Er nickte und auch sein Zittern wurde immer weniger.

„Ich mache dir einen Vorschlag. Du bist ein guter Kämpfer und darum biete ich dir einen Platz in meiner Burgwache an. Im Gegenzug werden deine Söhne eine ritterliche Ausbildung absolvieren und in meine Dienste treten. Deine Frau und Tochter können natürlich mit euch auf dem Hof leben. Was hältst du davon?“

Jeremy sah mit glänzenden Augen und einen Strahlen auf den Lippen zu Jasper: „Das wäre alles was ich mir für meine Familie und mich wünschen würde. Und sogar noch mehr.“

„Gut. Dann sehe ich euch in zwei Wochen auf Black Castle. Den Weg findet ihr?“

„Natürlich. Danke Mylord. Vielen vielen Dank.“

Der Prinz winkte ab und lächelte. Dann wandte er sich zu den anderen im Raum. „Ich wünsche auch allen eine gute Nacht. Es war ein erlebnisreicher Tag heute.“

 

Zara war alleine. Sie war in letzter Zeit häufig alleine, da Maggie und Condor viel zusammen waren und sie sich in seiner Gegenwart irgendwie überflüssig fühlte. Zwar lud ihre Freundin sie immer wieder zu sich ein, doch Zara lehnte immer öfter ab. Doch heute hatte sie keine Chance dazu. Zaras Eltern, die endlich einmal zu Hause waren, hatten Maggies Familie zum Abendessen eingeladen. Inklusive Condor, denn ihre Eltern schienen ihn echt ins Herz geschlossen zu haben.

„Zara, hilfst du mir bitte Tisch decken.“ Und aus war es mit der Ruhe. Seufzend richtete sich das Mädchen in ihrem Bett auf und folgte widerwillig der Aufforderung ihrer Mutter.

Mandy stand am Herd und rührte hektisch in einem der unzähligen Kochtöpfe herum. Sie war schon ein Stück kleiner als Zara und äußerst zierlich. Mit der freien Hand deutete sie auf den Esstisch der mitten in der großen Küche stand. „Ich hab dir schon alles hingestellt. Wärst du so lieb den Tisch noch fertig zudecken?“

„Natürlich. Wo sind Dad und Michael?“

„Einkaufen. Ich habe eine Zutat für das Dessert vergessen“

Chaotisch wie immer schoss es dem Mädchen durch den Kopf. Sie wandte sich zum großen Tisch und begann Servietten zu falten.

„Freust du dich denn gar nicht auf Maggie?“ Mandys neugieriger Ton hallte durch die Küche.

„Doch.“

„Aber?“

„Nichts aber.“

„Ach ich kenne dich doch, was ist los?“

„Nein Mum. Du kennst mich eben nicht. Genau das ist der Punkt. Du bist nie zu Hause, so kannst du mich gar nicht kennen.“

„Du weißt genau das ich das machen muss. Das ist mein Job.“

„Jaja. Das sagst du jedes mal.“

„Weil es die Wahrheit ist.“

Verärgert knallte Zara die Servietten auf den Tisch und wandte sich zu ihrer Mutter. „Ich glaube in London gibt es genug Jobs, da muss man nicht jede Woche um die ganze Welt fliegen.“

„Dafür wird meiner aber auch ein bisschen besser bezahlt. Sein lieber froh das du so wohnen kannst.“

Langsam sah das Mädchen wieder auf den Tisch und rückte Teller, Gläser und Besteck zurecht.

„Du bist verliebt stimmts?“

Sofort drehte sich Zara wieder um und starrte ihre Mutter an: „Woher weißt du das?“

„Ich war selbst mal jung und wie schon gesagt, ich kenne dich einfach.“ Mandy grinste triumphierend.

„Es ist kompliziert.“„Ist es Condor?“

„Nein. Ich beneide Maggie nur das sie den richtigen schon gefunden hat.“

„Das Gefühl kenne ich.“ Zaras Mutter band sich ihre rötlichen Haare zu einen Zopf zusammen und stellte den Herd ab. „So ich gehe mich jetzt umziehen. Wir reden aber heute am Abend noch einmal okay?“Zara nickte und war irgendwie froh endlich mit einer Frau über ihre Probleme reden zu könne.

 

Kapitel 12

 „Scheiße war das knapp.“ Elijha drückte die Tür des Zimmers hinter sich zu. „Elijha. Muss das sein.“ Logan ließ sich auf eines der beiden Betten fallen und strich sich über die Haare.

„Was ist? Das ist die Wahrheit.“Louis setzte sich neben seinen Bruder und verdrehte die Augen. „Elijha...“ Doch Jasper kam ihm zuvor. Er stand vor dem kleinen Fenster und knurrte bedrohlich: „Halt deine verdammte Klappe, Elijha.“

„Na da ist aber heute jemand gut aufgelegt.“

Schlagartig drehte sich der Prinz zu seinem Ritter und stürmte auf ihn zu. Louis wollte schon aufspringen um ihn aufzuhalten, doch Logan drückte ihn zurück auf das Bett und schüttelte den Kopf. Er wollte nicht das sich sein Bruder auch noch die Wut des Prinzen auf sich zog.

Jasper drückte Elijha an die Tür, legte die Hand um seine Kehle und flüsterte beinahe unhörbar: „Wenn du noch ein Wort sagst dann werde ich dich wegen Hochverrat ins Gefängnis bringen und du weißt was mit Hochverrätern geschieht.“ Der junge Ritter schluckte schwer und nickte kaum merklich. „Also wirst du jetzt genau tun was ich dir befehle, denn ansonsten wirst du nicht mehr lange leben. Alles klar?“ Noch einmal erfolgte Elijhas unscheinbares Nicken. „Wie bitte?“Jasper drückte ein bisschen fester auf seine Kehle und sah ihm bedrohlich in die Augen. Der junge Ritter nahm seine ganze Kraft zusammen und flüsterte beinahe unhörbar: „Ja, mein Prinz.“ Noch einmal durchbohrten Jaspers eisblaue Augen Elijha und dann ließ er ihn los. Dieser hustete und schnappte röchelt nach Luft. Taumelnd ließ er sich an der Wand nieder und legte seine Hand auf seine Kehle. Noch einmal hustete er, ließ dann den Kopf zurückfallen und atmete ein paar mal tief durch. Obwohl ihm tausende Dinge durch den Kopf schwirrten hielt er den Mund. So hatte er Jasper noch nie erlebt und er wollte es auch nie wieder. Ein erdrückendes Schweigen breitete sich aus, denn keiner wagte es auch nur zu atmen. Plötzlich brach Logan die bedrohliche Stille stand auf und versuchte sich und Louis aus der Gefahrenzone zu bringen. „Vielleicht sollten wir heute Nacht die Wache übernehmen.“ „Nein Logan du bleibst. Louis und Elijha gehen.“ Jaspers Stimme war zwar schneidend aber nicht mehr richtig wütend. Louis atmete erleichtert auf, ging zu Elijha und klopfte ihm auf die Schultern. Auch dieser stand langsam auf und ging mit dem anderen jungen Ritter hinaus. Gerade als sie die Tür wieder geschlossen hatten kam Sir Riley auf sie zu und blieb dann verdutzt stehen. „Nanu? Hat er euch rausgeschmissen?“ Sowohl Elijha als auch Louis sahen ihn direkt in die Augen. Wenn Blicke töten könnten, wäre Riley jetzt tot umgefallen. Dieser wich einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände.

„Wenn Ihr nicht in den nächsten zehn Sekunden sterben wollt, würde ich jetzt nicht hinein gehen.“ waren Elijhas warnende Worte.

„Ich habe noch seinen Ring.“

„Dann kommt lieber morgen wieder, denn heute braucht er ihn sowieso nicht mehr.“

Riley nickte, wandte sich ab und ging wieder. Eine wirklich gute Entscheidung.

Die beiden Ritter positionierten sich vor der Tür. „Verdammt, dass nenne ich Aggressionen.“ Elijha sah zu Louis hinüber. Der seine grünen Augen starr nach vorne gerichtet hatte.

„Er hatte Angst.“

„Jasper und Angst?“

Louis Blick richtete sich auf sein Gegenüber. „Er ist ein Mensch wie du und ich. Und er hat Angst wie du und ich. Jeder hätte in seiner Situation Angst um sein Leben gehabt. Er ist siebzehn.“„So wie du...“„Ja und auch ich hätte in dieser Situation Angst gehabt. Wahrscheinlich hätte ich sie nicht so gut verbergen können wie er, denn er ist ein perfekter Schauspieler...“

„Wieso verteidigst du ihn immer?“ Er sah in seine perfekten Augen und verlor für einen Moment die Fassung. Verdammt er hatte in der Gegenwart eines Menschen noch nie derartiges gefühlt. Er schüttelte kurz den Kopf um wieder klar zu werden und als er wieder aufsah, ruhte Louis Blick noch immer auf ihn.

„Weil...weil...“

„Du weißt keine Antwort stimmts? Du weißt nicht wieso du ihn immer wieder besser machst als er ist. Du hast es einfach von Anfang an so gelernt bekommen.“

„Es gehört zu meinem Job ihn zu verteidigen. Zu deinem übrigens auch.“

„Ich habe wenigstens noch meine eigene Meinung. Und gebe ihm nicht bei allen Recht was er tut.“

Louis schüttelte den Kopf: „Du versteht das völlig falsch. Es geht hier nicht darum was du denkst oder was deiner Meinung nach richtig ist. Wir sind hier nicht in deiner Welt. Hier geht es darum das wir hundert Prozent hinter den Prinzen stehen sollen. Wir sind seine Ritter verdammt nochmal. Seine Leibwächter sogar. Egal was er falsch macht, egal was er richtig macht, egal was wir über das denken was er macht und egal wenn seine Meinung nicht unserer entspricht. Wir müssen hinter ihn stehen und seine Meinung vertreten. Denn genau um das geht es in unserer Welt. Ansehen, Einfluss, Macht, aber vor allem um die Menschen die hinter einem stehen.“

 

Jasper hatte sich neben Logan auf das Bett niedergelassen und starrte zu Boden. Er war aus Holz. Dunkel, schlecht verarbeitet und nicht gerade sauber. Immer wieder zählte er die Unebenheiten und lauschte den gedämpften Stimmen von draußen, die er trotz der Stille im Zimmer nicht richtig verstehen konnte. Es war als sprächen sie eine völlig fremde Sprache.

„Sag mir was du denkst, Logan.“ seine Stimme klang heiser und viel leiser als üblich.

„Es steht mir nicht zu über dich zu urteilen.“

„Ich frage dich nicht als dein Prinz, sondern als dein Freund.“

Logan seufzte und drehte sich halb zu Jasper um ihm in die Augen zu sehen. „Wo soll ich anfangen? Also erstens einmal haben dir Lucas, Condor und ich schon gefühlte tausend mal gesagt das du mehr Leute mitnehmen sollst wenn du auf die andere Seite gehst. Du musst sie ja nicht mit rüber nehmen aber wenigstens bis zum Portal. Lass sie einfach ein paar Tage dort, sie tun sowieso alles was du sagst. Deine Leute vergöttern dich, Jasper. Es müssen ja auch nicht immer Leibwächter sein, ein paar Soldaten tun es ja auch. Nur du brauchst Schutz. Nicht weil jeder dich umbringen will, sondern weil dich so wenige persönlich kennen und dich nicht erkennen wenn sie dich sehen. Und das führt zu Problemen.“ Logan machte eine Pause weil er es nicht gewöhnt war das Jasper ihn nicht unterbrach.

Dieser ließ den Blick durch das Zimmer schweifen: „Ich weiß Logan. Es gefällt mir nur nicht besonders unter so viele Leute zu sein. Ich bin das ständig weißt du. Zu Hause, bei meinem Vater, bei Turnieren, bei sämtlichen Lords und so weiter, und so weiter. Bei euch ist das nicht zu schlimm, denn ihr seit meine Freunde, aber ein paar meiner Leibwächter sind Fremde für mich. Und auch stimmt es das mich fast keiner persönlich kennt. Nur weiß ich auch leider auf diese Problem keine Lösung. Ich war einfach fast 7 Jahre von der Bildfläche verschwunden, das kann ich nicht so schnell wieder aufholen.“

„Ich weiß, ich weiß aber dieses Problem können wir durch eine erhöhte Anzahl von Leuten überbrücken und es bringt übrigens auch nichts wenn du dich ständig versteckst. Wenn sie dich auch nur aufgrund deiner Kleidung erkennen, Hauptsache ist das sie dich erkennen.“

Der Kronprinz nickte: „Okay du hast gewonnen ich borge mir von euch ein paar Soldaten für die Heimreise aus. Vielleicht kann ich sogar diesen Riley überreden das er mitkommt.“

„Ich glaube den brauchst du nicht mehr zu überreden, ich kenne ihn von früher. Er vergöttert die Königsfamilie.“ Logan grinste.

„Noch besser. So und nun sag mir was du von der Sache mit Elijha hältst.“ Zum ersten Mal nach dem Vorfall mit seinem Ritter lächelte Jasper wieder.

„Das war eine ziemlich schwierige Situation. Sowohl für ihn als auch für dich. Ich glaube das auch Elijha seine Angst überspielt hat und das wie üblich mit einer großen Klappe. Du liegst ihm am Herzen das hat seine Reaktion heute gezeigt, aber leider kann er sich das nicht eingestehen. Ich hätte wahrscheinlich ähnlich reagiert wie du, wäre auch auf ihn losgegangen, nur glaube ich nicht das es das klügste oder vernünftigste war. Er hat leider so gut wie keinen Respekt vor dir. Wir auf dieser Seite haben das. Einerseits weil es uns von Geburt an eingebläut wurde und andererseits weil wir deine Macht kennen. Er kennt beides nicht. Und deine Reaktion gerade eben hat etwas von deiner Macht widergespiegelt und das hat ihn für einen Moment sprachlos gemacht. Vielleicht ist seine neugewonnene Liebe, falls man es schon so nennen kann, für dich wieder verschwunden, aber auf jeden Fall hat er nun mehr Respekt vor dir.“

Logan blickte gebannt zu Jasper und wartete auf seine Reaktion. Dieser nickte wieder und wechselte schlagartig das Thema, scheinbar war es ihm genauso wie unangenehm wie Logan, der nur äußerst ungern über seine beiden Freunde urteilte. Denn auch wenn sich Elijha gerade wie ein Arsch aufgeführt hatte, hatte er sich in letzter Zeit echt mit ihm angefreundet.

„Dein Vater hat gewisse...Sachen angedeutet.“ Jasper klang ungewohnt unsicher.

„Ich weiß. Auch bei meinen letzten Besuch hat er da so etwas anklingen lassen. Er will das ich meinen Platz als seinen Nachfolger antrete.“

Der Prinz nickte: „Er ist krank oder?“

„Schon länger. Er hat sich von seiner letzten Kampfverletzung nie richtig erholt und Mael tanzt ihn nur noch auf der Nase herum und kostet ihm den letzten Nerv. Ich glaube er will das ich neuer Lord werden und seine Geschäfte übernehme damit er seine Ruhe hat.“ Seine Augen blitzen in einer Mischung aus Trauer und Stolz auf.

„Nicht gerade eine leichte Aufgabe für dich.“

„Ich weiß nicht genau, ich war die letzten Jahre nie richtig zu Hause. Die Leute dort kennen mich nicht wirklich und ob sie mich erst akzeptieren ist eine ganz andere Frage. Außerdem bin ich das Leben auf der Burg als Lord nicht gewohnt.“

„Ich war auch es nach meinen fast 7 Jahren verstecken-spielen auch nicht gewohnt Prinz zu sein und siehe da so schlecht schlage ich mich gar nicht.“

„Weil es dir im Blut liegt, du bist dazu geboren. Im wahrsten Sinne des Wortes.“

„Du auch.“

„Da wäre ich mir nicht so sicher.“

„Ich bin sicher, auch das meisterst du. Nur muss sich Lucas nun einen neuen Stellvertreter suchen.“ Jasper lächelte.

„Ich glaube Condor wäre keine schlechte Wahl...“

„...wenn er je wieder zurück kommt und sich nicht für ein heiles Familien-Leben mit seiner Freundin entscheidet. Dein kleiner Bruder wäre auch eine Möglichkeit.“

„Hm...er ist zu jung und außerdem habe ich so das komische Gefühl das er sich sehr von Elijha beeinflussen lässt und das ist vielleicht auch nicht das beste.“

„Ich glaube ich überlasse die Entscheidung lieber Lucas. Der findet schon den richtigen.“

„Solange es nicht Elijha ist...“ Logan und Jasper grinsten.

Dann wurde der Prinz schlagartig nachdenklich: „Ich glaube ich muss mich bei ihm entschuldigen.“

„Nein. Auf keinen Fall. Er muss sich entschuldigen und nicht du. Er ist dein Untergebener, dein Ritter, und darf dich auf keinen Fall provozieren und dich respektlos behandeln.“

Jasper legte Logan eine Hand auf die Schulter und sie umarmten sich kurz. „Danke Mann. Du bist der beste.“

„Für dich immer“ Beide lachten und lösten sich wieder voneinander. Der Prinz stand auf und legte sich in das andere Bett. Mit einem mal überkam ihm bleierne Müdigkeit und er schloss die Augen.

„Soll ich die beiden ablösen?“ Auch Logan klang müde.

„Wenn du willst kannst du deinen Bruder später ablösen, aber Elijha bekommt heute keinen Schlaf, wie du schon gesagt hast er hat Schuld und nicht ich.“

„Na da ist aber schnell jemand zur Vernunft gekommen.“ Er gähnte und ließ sich auf das harte Bett nieder. „Ich glaube Louis muss sich noch ein Weilchen gedulden, ich bin fix und fertig.“ Mit einem Grinsen im Gesicht schliefen beide ein.

Kapitel 13

 „Jas...Jeremy aufstehen!“ Lucas stand vor Jaspers Bett und rüttelte ihn an der Schulter. Doch er wollte nicht aufstehen, er wollte nicht mal die Augen aufschlagen. „Komm schon. Du musst aufstehen.“ Lucas rüttelte etwas fester. „Ich muss gar nichts.“ murmelte Jasper kaum hörbar. Sein Cousin sah sich kurz um und versicherte sich, dass niemand im Raum war. „Doch hier musst du. Du bist nicht zu Hause.“

„Ich will aber zu Hause sein. Hier mag mich keiner.“ Seine blauen Augen, die er nun endlich aufgeschlagen hatte, sahen traurig zu Lucas.

„Das stimmt doch gar nicht. Du bist jetzt ein gutes Monat hier und hast sogar schon Freunde gefunden.“

„Aber Alejandro und die anderen...“„Alejandro und die anderen sind Idioten. Wenn er nicht der Sohn des Lords wäre, dann würde ihn überhaupt keiner mögen.“ Er lächelte und klopfte Jasper auf die Schulter. „Komm jetzt. Sonst kommen wir zu spät und müssen wieder Ställe ausmisten.“ Lucas wusste das sich ihr Lehrer Liam bemühte so nett wie möglich zu Jasper zu sein, denn die Tatsache das er den zukünftigen König vor sich hatte, konnte er einfach nicht außer Acht lassen. Dennoch musste er fair bleiben, denn die anderen durften nicht merken das er nicht der war, für den er sich ausgab.

„So und jetzt raus aus den Federn.“ Er zog ihm die Decke weg und stemmte die Arme in die Hüften. Langsam, für Lucas Geschmack zu langsam, kroch Jasper auf, schlüpfte in sein Gewand und wandte sich zur Tür. Sein Cousin ging direkt hinter ihm, als wüsste er schon, das der kleine Prinz ihm am liebsten abhauen würde. Es war alles andere als leicht für ihn hier zu sein. Er war das ganze nicht gewohnt. Er kannte es nicht ständig mit anderen Jungen in einem Zimmer zu schlafen oder jeden Tag das selbe zu essen zu bekommen. Ja er war verwöhnt, aber zum Glück konnte er das wirklich gut überspielen. Auch war es schwer für ihn so weit von zu Hause entfernt zu sein, so weit weg von seinem Vater, seinem vertrauten Umfeld. Auch der Verlust seiner Mutter hatte ihn so hart getroffen, dass er nur schwerlich seine Trauer unterdrücken konnte. Eigentlich hatten sie ihm ja verschwiegen was mit seiner Mutter passiert war. Für ihn sollte sie eigentlich an einer Krankheit verstorben sein, doch der Prinz wusste schon lange das es nicht so war. Es war mit Sicherheit kein Zufall gewesen das sie genau in der Nacht gestorben war, als sie erfuhr das der König sie mit Sessys Mutter betrogen hatte. Das war gewiss zu viel Zufall in einer Nacht und das wusste auch Jasper, trotz seiner nun 8 Jahren.Und darum war er auch nicht gerade auf seinen Vater gut zu sprechen. Vor einer Woche war er 8 Jahre alt geworden und hatte sein heiß ersehntes Geschenk bekommen. Ein Hengst-Fohlen namens Ikarus, das aus der besten Zucht dieser Seite stammte. Er verbrachte beinahe jede frei Minute bei ihm und es half ihm sehr sich mit seiner Situation hier anzufreunden.

Draußen am Übungsplatz waren alle schon versammelt. Die jungen Knappen standen in einer Reihe und die älteren, zu denen auch Lucas zählte, hatten sich in einem kleinen Kreis am andern Ende des Platzes versammelt. Lucas war 16 Jahre alt und er wusste sobald er zum Ritter geschlagen wurde, was sich nur mehr um höchstens 2 Jahre handeln konnte, würde es seine Hauptaufgabe werden den Prinzen zu beschützen. Versteckt versteht sich. Bis er alt genug war um sich selbst zu schützen und auch genug Macht auszustrahlen, damit nicht jeder auf die Idee kam ihn zu hintergehen, zu entführen oder womöglich sogar zu töten. Das konnte allerdings auch noch ein paar Jahre dauern.

Condor stand ebenfalls in der Reihe der jüngeren Knappen. Er war 11 und somit zählte er gerade noch zu den jüngeren. Er war ein geschickter Junge, ruhig, bescheiden und trotzdem ein Draufgänger im Herzen. Ein perfekter zukünftiger Ritter. Doch auch schon seine Zukunft war mit der des Prinzen fest verankert. Er und Jasper waren schon von klein-auf Freunde gewesen und so war es auch für ihn selbstverständlich einmal einer von Jaspers engsten Vertrauten zu werden.

„Jeremy, Lucas...seit nächstes mal pünktlich, wenn ich bitten darf.“ Liam war ein geduldiger aber strenger Lehrer und wollte das seine Schüler diszipliniert und vor allem pünktlich waren. Trotzdem hielt er nichts von übermäßigen Strafen und das rettete den Jungs regelmäßig die Haut.

Schnell stellten sich die beiden Jungen zu ihresgleichen und setzten eine Unschuldsmiene auf.

Liam ließ seinen Blick über die jungen Knappen schweifen und wandte sich dann den älteren zu. „Für euch geht es heute in den Wald zum Training. Sir Collin wartet schon auf euch.“ Er nickte ihnen zu und die Gruppe setzte sich mit teils einem Lachen und teils einem Murren in Bewegung. Dann sah er wieder zu Jasper und den anderen. „Und wir üben den Schwert-Nahkampf. Also jeder von euch holt sich ein stumpfes Schwert. Kein Holzschwert und kein geschliffenes. Ein stumpfes Stahlschwert. Verstanden?“ Die Gruppe nickte. „Gut, dann los. In fünf Minuten seit ihr wieder hier.“ Die Jungs rannten los und freuten sich auf ihre erste Stunde mit richtigen Schwert. Sie hatten alle, bis auf ein paar Ausnahmen, derweil nur mit Holzschwertern trainiert und den älteren sehnsüchtig beim „richtigen“ Schwertkampf zugesehen. Neben dem Trainingsplatz befand sich ein gut-verriegeltes Steinhaus indem die Übungswaffen gelagert wurden und jeder der jungen Knappen hatte es eilig das beste der Schwerter zu erwischen. Obwohl es wahrscheinlich nicht wirklich einen Unterschied gab mit welchen dieser stumpfen Schwerter sie das Training beschritten. Gierig griffen sie nach den Schwertern und rannten sofort wieder zurück um sich in einer Reihe aufzustellen. Die Schwerter waren für die meisten der Jungen noch viel zu schwer und sie taten sich sichtlich schwer es mit einer Hand zu halten Dabei waren es „nur“ Übungsschwerter, denn die richtigen wogen noch ein Stück mehr und waren auch größer. Liam ließ wieder seinen Blick über die Knappen streifen und nickte zufrieden. „Gut. Condor?“ Der Junge sah zu ihm hinüber. „Du hast schon einmal mit diesem Schwert trainiert. Richtig?“ Er nickte und konnte ein selbstgefälliges Grinsen nicht verkneifen. „Gut dann werden wir zwei es vorzeigen.“ Condor nahm sein Schwert in einen Hand und kam auf Liam zu. Er platze fast vor Stolz das ihr Lehrer ihn ausgewählt hatte. Und schon begann der Schau-Kampf.

Jasper war begeistert von dem heutigen Training gewesen. Er war ganz versessen auf das Kämpfen und wollte es am liebsten den ganzen Tag machen. Was er nicht so gern hatte war der Unterricht drinnen. Das Lesen, Schreiben, Rechnen, und die vielen anderen, für ihn, unnötigen Dinge, konnten ihm gestohlen bleiben. Doch Liam und Collin waren der Meinung das genau das, das wichtigste für sein späteres Leben war.

Der junge Prinz war auf den Weg in den Stall zu seinem Fohlen. Er freute sich schon unermesslich darauf es endlich selbst zureiten zu können. Aber das würde leider noch ein bisschen dauern. Trotzdem wollte er so oft wie möglich bei ihm sein. Mit Ikarus würde er einmal in Schlachten ziehen und Armeen anführen. Er hatte sich von einem Obstbaum einen großen roten Apfel stibitzt, den er seinem Hengst geben wollte und schlenderte fröhlich zum Stall. Das erste mal seit langem war er wieder glücklich und freute sich schon auf Morgen.

„Na was haben wir denn da? Einen kleinen Dieb?“ Alejandro und drei seiner Freunde kamen hinter dem Stall hervor.

„Der ist nicht gestohlen....“ Verteidigte sich Jasper und versuchte vergebens den Apfel hinter sich zu verstecken..

„Nein? Hast du denn einen Beweis das er dir gehört?“ Die vier 14-Jährigen grinsten. Sie waren alle gut einem halben Meter größer als der Prinz und sahen bedrohlich auf ihn herab.

„Das ist doch nur ein Apfel.“

„Zuerst ein Apfel dann Gold. Alle große Diebe haben mal so angefangen.“

Jasper sah verzweifelt auf den Boden und hörte das ihn die Jungen umkreisten. Für eine Flucht war es zu spät. Der kleine Prinz spürte wie sein Gesicht heiß wurde und sich die Tränen im Auge stauten. Er biss sich auf die Lippen um sich seine Verzweiflung nicht anmerken zu lassen.

„Rennst du jetzt zu deinem Vater und verpetzt uns?“ Alejandro lachte.

Jasper zwang sich aufzusehen und schüttelte entschlossen den Kopf. Beinahe hätte er vergessen das Collin sein „Vater“ war.

Der Sohn des Lords packte Jasper am Kragen und hob ihn ein Stückchen hoch. Dieser kniff die Augen zu und versuchte mit aller Kraft nicht zu weinen oder schreien zu beginnen. Einer von Alejandro Freunde stellte sich direkt vor ihm und flüsterte kaum hörbar: „Ich weiß ja nicht was für ein verwöhnter Bengel du bist oder in welcher Welt du lebst. Aber das hier ist unser Revier und wenn du glaubst du kannst dich hier aufführen als wärst du ein König, hast du dich gewaltig geschnitten. Wir werden dir mal Manieren beibringen, die du so schnell nicht mehr vergisst.“ Ein bedrohliches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht und Jasper konnte ein Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Alejandro drückte ihm eine Hand auf den Mund und einer seiner Freunde ohrfeigte ihn. Dieser wollte sich wehren und zurückschlagen doch ein weiterer von Alejandro Freunden hielt ihm die Hände. Der nächste Schlag erfolgte ihn den Bauch und der kleine Prinz unterdrückte ein Stöhnen und biss auf die Hand an seinem Mund. Alejandro fluchte ließ aber nicht aus und ein weiterer schmerzvoller Hieb durchzuckte Jasper. Heiße Tränen liefen ihm über die Wangen und immer wieder versuchte er zu schreien. Der 8-jährige Junge war vollkommen verzweifelt, denn derartiges hatte er noch nie erlebt und er wusste nicht wie er dem entfliehen konnte.

Plötzlich wurde er losgelassen und er schlug hart auf den Boden auf und ein heißer Schmerz durchzuckte seinen Kopf. Die Welt um ihn herum verschwamm und etwas warmes rann über seine Stirn. Das Letzte was er sah war Lucas Gesicht über ihn der seinen Namen zu sagen schien, doch Jasper hörte nur noch ein Rauschen, bis ihm das Nichts um ihn herum, vollkommen verschlang.

Kapitel 14

 „Mylord?“ Elijha öffnete vorsichtig die Tür.

Der Prinz, seine Leibwächter und Riley mit seinen Rittern waren gestern in Springwood, auf der Burg von Logan und Louis Vater, angekommen. Zwischen Elijha und Jasper herrschte noch immer eisige Stimmung und der Ritter wollte sich endlich mit ihm versöhnen. Es geht hier nicht darum was du denkst oder was deiner Meinung nach richtig ist. Hier geht es darum das wir hundert Prozent hinter den Prinzen stehen sollen. Wir sind seine Ritter. Louis Ansprache geisterte immer wieder in seinen Gedanken umher. Und endlich hatte auch Elijha eingesehen, dass Jasper zwar auch mit Schuld an der Sache hatte, es aber nicht bei ihm lag sich zu entschuldigen. Der junge Ritter war derjenige der das zu tun hatte. Denn egal was Jasper auch anstellen würde, er würde immer Elijhas Prinz und Dienstherr bleiben und musste sich für nichts rechtfertigen.

Der Ritter sah sich im großes Raum um. Er lag genau über der großen Halle und war eigentlich dem Lord und der Lady dieser Burg vorbehalten, doch da der Prinz ein höheres Amt bekleidete und ein Ehrengast war, durfte er natürlich dieses Zimmer bewohnen. Logans Vater und Mutter hausten derweil in einem der vielen Gästeräumen, denn ein Mangel an Zimmer gab es in dieser Burg auf keinen Fall. Das Gemach war in gelb, braun und grün gehalten, die Farben des Waldes und Springwoods. Ein großer Kamin strahle wohlige Wärme ab und ein riesiges Himmelbett stand im hinteren Teil des Zimmers.

Jasper sah verwundert auf, als er Elijha eintreten hörte. Seine blauen Augen musterten ihn und obwohl er sehr müde wirkte, war sein Blick wach und schneidend wie immer. Er saß an einem schweren Holztisch. Vor ihm lagen Schriftstücke und in der Hand hielt der Prinz eine Feder. Wahrscheinlich waren es Unterlagen, die nötig waren, dass Logan schon vor dem Tod seines Vaters Lord wurde. Ein erschöpftes Lächeln lag auf seinen Lippen und er bedeutete Elijha mit einer Handbewegung näher zu kommen.

Ein schmächtiger Knappe, der Elijha irgendwie an einen alten Schulfreund erinnerte, war gerade dabei Jasper Wein in einen ziemlich teuren wirkenden Kelch einzufüllen, was ziemlich gefährlich aussah. Der Junge zitterte vor Nervosität und Elijha hatte ernste Sorgen, dass nicht der ganze Wein in den Kelch geraten würde. Doch der Knappe schlug sich souverän und sah nach Beendung der Aufgabe scheu zu Boden. Er war wirklich ungemein aufgeregt und obwohl der Junge vielleicht zwei Jahre jünger als Jasper war, wusste Elijha ganz genau wieso er so nervös war. Der Prinz wurde in diesem Haushalt wie ein Heiliger verehrt. Er hatte sich gestern mit ein paar Rittern von hier unterhalten und jedes Mal wenn sie von Jasper sprachen, was äußerst häufig geschah, lag eine solche Bewunderung in ihrer Stimme, dass Elijha sich nur schwer vorstellen konnte, dass sie wirklich von seinen 17-jährigen Dienstherren redeten. Ein Funkeln trat in ihre Augen als wäre es ihr eigener Sohn von dem sie sprachen. Auch zu Hause wurde er verehrt, aber das hier war schon sehr extrem. Kein Wunder also dass dieser Knappe unter höllischen Druck stand und sich vor Aufregung kaum noch retten konnte.

Ob Jasper das nun wirklich nicht merkte oder wieder mal alles perfekt überspielte, traute sich Elijha nicht zu deuten. Der Prinz hatte seinen Blick auf die Schriftstücke gerichtet und sah nicht einmal auf als er zu dem Knappen sagte: „Danke, das wäre für den Moment alles.“

Der Junge ging einen Schritt zurück und verbeugte sich formvollendet, was wieder den Inhalt in seinem Weinkrug gefährdete. Elijha konnte sich nur schwerlich ein Grinsen unterdrücken und sah schnell zu Boden, damit es Jasper nicht merkte. Als er wieder aufsah, war der Knappe schon lautlos aus dem Raum geschlüpft und schloss gerade die Tür.

Der Ritter sagte kein Wort und sah stumm seinen Prinzen zu, wie er bei ein paar der Blätter etwas hinzufügte, dann die Feder weglegte und erwartungsvoll zu ihm sah.

„Was liegt dir am Herzen, Elijha?“

„Ich bin hier um mich bei Euch zu Entschuldigen, Mylord.“

Elijha hatte wohl eine Bemerkung wie Wieso so förmlich?oder Euch? Mylord? erwartet, doch der Prinz schwieg. Er zeigte lediglich auf dem Stuhl ihm gegenüber und deutete ihm so sich zu setzen. Sofort ließ sich Elijha nieder und blickte zu Boden.

„Also?“ Jasper nah einen tiefen Schluck von dem Wein und sah ihn fragend an.

„Ich bin nicht besonders gut im entschuldigen.“ Gestand dieser nervös lächelnd. Ja Elijha war wirklich nervös, auch wenn er nicht genau sagen konnte wieso, aber diese angespannte Situation war ihm nicht Geheuer. Er war es gewöhnt mit dem Prinzen zu streiten und Scherze mit ihm zu machen, doch dies war sowohl für den Ritter als auch Jasper purer Ernst.

„So wie ich.“

Du hast genauso genug Gründe dich zu entschuldigen, hallte Elijhas rebellische Stimme durch seinen Kopf, doch er versuchte sie zu unterdrücke. Er ist der Prinz, ich bin sein Ritter...ich muss mich entschuldigen, er nicht.

„Es tut mir aufrichtig Leid, Euch enttäuscht und meine Treue zu Euch in Frage gestellt habe. Ich weiß damit hätte ich beinahe meinen Treueschwur gebrochen und so darf sich ein Ritter nicht verhalten, schon gar nicht einer in der Leibgarde des Kronprinzen.“

Der Prinz blickte ihm einen Augenblick direkt in die Augen. „Ich nehme deine Entschuldigung an.“ Jasper stand auf und umarmte Elijha kurz und obwohl dieser genau wusste das dies kein Akt der Zärtlichkeiten war, hasste er es. Wenigstens glaubte er das...

„Hat dein Vater dir je von mir erzählt?“ Jaspers Stimme riss ihn aus den Gedanken.

„Bitte was?“

„Dein Vater...mein Lehrer...“

„Achso...ja, nein...ich weiß nicht genau.“ Genau wie sein Gegenüber setzte Elijha sich wieder. „Er war nicht so oft zu Hause und...“

„Sagtest du nicht das er dich trainiert hat?“

Elijha blickte nervös im großen Raum umher, er wollte nicht von seinen Vater reden. Er vermisste seinen Vater und wollte einfach nicht an ihn erinnert werden, doch das konnte man einen Vorgesetzten leider nicht so einfach sagen.

„Naja in den Sommerferien ein paar Wochen, aber meine Mutter wollte, dass ich in die Schule gehe, da sie sowieso nie wollte das ich eine Laufbahn hier einschlage.“

„Dafür bist du aber ein wirklich guter Ritter geworden.“

„Danke, das habe ich dem lieben Fitnessstudio zum verdanken“ Elijha grinste.

„Na dann richte ihm bitte schöne Grüße aus.“

„Ich werds mir merken.“

Jasper nickte lächelnd. „Dafür hat er mir viel von dir erzählt.“

„Wirklich?“ Er blickte ihn erstaunt an.

„Wieso verwundert das dich so?“

„Nunja...ich dachte das er eher enttäuscht als stolz war.“

„Da hast du dich aber gewaltig getäuscht. Er hat oft von dir gesprochen, er wollte dich mir vorstellen, nur kam es leider nie dazu.“ Jasper lächelte traurig und Elijha merkte mit einen Schlag, dass nicht nur ihn der Verlust seines Vaters schmerzte.

„Wie war er so?“

Der Prinz lachte auf: „Er war dein Vater, solltest du das nicht am Besten wissen?“

„Jeder ist anders auf dieser Seite.“

„Er war...“ Jasper zuckte mit den Schultern „Wie ein Vater für mich.“

„Na hab ich ein Glück, dass er das nicht war...du als mein Bruder“ Elijha schüttelte lachend den Kopf.

„Ja ich weiß, schreckliche Vorstellung.“ Jasper grinste.

„Aber wo wir grade beim Thema Brüder sind. Ich will das du Mael nimmst...“

„Mael?“„Logan und Louis' Bruder...der verwöhnte kleine Bengel“

„Und was soll ich mit ihm machen?“„Ihn trainieren, Respekt lehren und alles beibringen was ein Ritter können und wissen muss.“

„Aber...“

„Keine Ausreden Elijha.“

„Aber ich...“

Jasper blickte ihn gefährlich an. „Muss ich das wirklich noch einmal wiederholen?“Elijha schluckte einen Fluch hinunter, schüttelte trotzig den Kopf. Schnell stand er auf, machte einen Schritt zurück, verneigte sich leicht und ging dann wütend hinaus.

Als hätte er nicht schon genug Probleme, nun hatte er auch noch einen kleinen, verwöhnten Möchtegern-Lord am Hals.

 

Condor saß auf Maggies Couch und sah ihr dabei zu wie sie sich immer wieder über den Bauch strich. „Geht es dir nicht gut?“ Er blickte sie besorgt an.

„Nein alles okay. Ich freue mich einfach schon so auf unsere zwei Kleinen.“ Seit dem Arzttermin gestern wussten sie endlich, dass ihre Zwillinge je ein Mädchen und ein Junge wurden und Condor konnte einfach gar nicht mehr aufhören zu strahlen. Collin würde sein Sohn heißen, dass stand schon fest. Bei seiner Tochter waren sie sich noch gar nicht einig, da er sich sicher war, dass der Prinz ihn den Kopf abreißen würde, wenn er seine Tochter nach Jaspers verhassten Halbschwester benennen würde. Das konnte er Maggie natürlich nicht sagen.

Er winkte seine Freundin zu sich und sie setzte sich sofort auf seinen Schoß und lehnte den Kopf an seine starke Schulter. Condor schlang die Arme um sie und legte sie schützend über ihren Bauch, der nun schon klar sichtbar war.

Er wusste nicht wie lange ihr Glück noch währte. Irgendwann würde der Prinz wieder seine Dienste benötigen. Condor konnte sie ihm nicht verweigern. Auf der einen Hand weil er mit einem Blutschwur an ihn gebunden war und auf der anderen Hand weil er sein bester Freund war und ihn nicht hängen lassen wollte.

Doch er liebte Maggie und jede Nacht überlegte er fieberhaft wie er diese beiden Welten...seine beiden Leben unter einen Hut bringen konnte. Er wollte seinen Sohn auf jeden Fall auf der anderen Seite ausbilden lassen, aber das ging natürlich nicht wenn Maggie nichts davon wusste. Aber er konnte es ihr nicht sagen...er durfte es ihr nicht sagen. Es würde sie völlig fertigmachen und außerdem brach er damit den Treueschwur gegenüber Jasper. Es war aussichtslos.

„Con? Was beschäftigt dich so?“ Ihre strahlenden Augen blickten ihn besorgt an.

„Mach dir keine Sorgen, Babe. Ich hab nur Angst, dass dir oder den beiden Kleinen etwas geschieht.“

„Das wird es nicht. Du passt ja auf uns auf.“ Sie kuschelte sich wieder in seine Arme.

Und genau das war es was ihn beunruhigte. Er wusste nicht wie lange er noch für sie da sein konnte – wie lange sie noch zusammen waren. Die Türglocke riss ihn aus den Gedanken.

„Ich geh schon“ Hörte er sich selbst sagen, setzte Maggie behutsam neben sich und ging zur Tür.

„Hey Condor“ Zara stand strahlend vor der Tür und umarmte ihn flüchtig.

„Bereit für den DVD-Abend?“

Condor nickte lachend und zeigte auf seine Tasche: „Wieso habe ich den Verdacht das sich außer Sex and the City nichts in dieser Tasche befinden?“

Zara grinste und die beiden gingen Seite an Seite ins Wohnzimmer. Sie stürmte auf Maggie zu und umarmte sie zärtlich, dann beugte sie sich zu ihrem Bauch hinunter und hob die Stimme: „Und wie geht es meiner kleinen Patentochter?“

Sie hatten sich darauf geeinigt, dass Zara die Patentante ihrer Tochter werden würde und Condor für ihren Sohn den Patenonkel auswählen durfte. Für ihn war es keine Frage, dass Jasper diesen Teil übernahm.

„Ihr braucht nun endlich einen Namen für die Kleine.“ Zara sah den stolzen Eltern in die Augen.

Maggie grinste und sah ihren Freund an: „Was gefällt dir nicht an Sessy?“ Condor verzog das Gesicht: „Es erinnert mich an jemanden...und ich will nicht wirklich an denjenigen erinnert werden.“

„Wie wäre es mit...Stefanie?“

Condor begann zu strahlen. Collin und Stefanie. Es klang...perfekt.

„Ja der Name gefällt mir wirklich.“

„Dann hätten wir das jetzt auch geklärt.“ Maggie drückte Condor einen Kuss auf die Wange, packte Zaras Hand und zog sie in Richtung Küche. Seufzend schaltete er den Fernseher ein und schob die erste DVD in den Player. Auch wenn es wirklich unmännlich klang, er mochte diese Serie. Mit einem Grinsen auf den Lippen, sah er den beiden Freundinnen entgegen, die mit Popcorn und Cola wieder ins Zimmer kamen. Doch der Gedanke, dass bald schwere Zeiten einbrechen würden, geisterte noch immer in seinen Kopf herum.

 

Elijha trat in den Hof hinaus. Sie würden morgen bei Sonnenaufgang aufbrechen und er sollte Mael auf ihren Ausflug auf die andere Seite mitnehme. Um ehrlich zu sein wusste er nicht einmal wie der Junge aussah, doch das würde sie gleich ändern. Er durchschritt den Burghof und machte sich auf die Suche nach dem Traingsplatz, auf dem sich sein zukünftiger Knappe angeblich befinden sollte. Als er die ersten Töne von klirrenden Schwertern vernahm und die strenge Stimme eines Trainers tat sich ein Sandplatz vor ihm auf. Er war um einiges kleiner, als der auf Jaspers Burg, aber dafür befanden sich hier auch nicht einmal halb so viele junge Männer wie auf dem Trainingsplatzes des Prinzen.

Elijha lehnte sich an einen großen Baum und als er den jungen Leuten so trainieren zusah, erinnerte er sich unweigerlich an seine eigene Ausbildung an Jaspers Hof. An die vielen Siege und Niederlagen, Schmerzen und Verletzungen und an den Kampf gegen den Prinzen, dem er letztlich sogar den Aufstieg zu einem Ritter der Leibgarde zu verdanken hatte. Er lächelte und ließ seine Blick über die Knappen schweifen. Welcher würde wohl sein neuer Schützling sei?. Er hoffte inständig, dass Mael wenigstens schon ein paar Dinge gelernt hatte. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf einen Jungen mit blonden glatten Haaren und einem schelmischen Grinsen im Gesicht, der gerade in einen Kampf verwickelt war. Obwohl dieser kleine Bengel offensichtlich völlig unfair kämpfte und der Trainer genau neben ihn stand, sagte dieser nichts. Und als sein Gegner am Boden lag, bekam der blonde Junge sogar noch Lob. Elijha schüttelte ungläubig den Kopf. Die Ausbildung bei Jaspers Trainer war zwar hart gewesen, aber niemals hatte sie jemanden bevorzugt oder unfair behandelt. Es gab keinen Zweifel, dieser verwöhnte und noch dazu bevorzugte kleine Bengel war Mael. Ihn auszubilden würde kein leichter Weg werden...ganz besonders nicht für Louis und Logans

kleinen Bruder.

Mit einem Seufzen verließ er den Schatten des Baumes und ging schnurstracks auf Mael und den Trainer zu. Er hatte auch auf Jaspers Hof schon ein paar Mal Knappen trainiert, jedoch meist nur, weil ihr eigentlicher Ausbilder verhindert war und es hatte ihm eigentlich immer Spaß gemacht. Jedoch wussten die Jungs dort wie sie sich zu verhalten hatten und irgendwie hatte Elijha das Gefühl, dass Mael dieses Wissen fehlte. Er sah wirklich älter aus als 13 und sein Selbstbewusstsein schien sogar das von Elijha selbst zu überragen, nicht die besten Voraussetzungen, aber der Ritter war sich sicher das er diesen Bengel schon Respekt lehren würde.

Vor dem Trainer blieb er stehen und sah ihn in die Augen. Er war ein älterer Ritter, mit einem trüben Auge, wahrscheinlich einer Kampfverletzung und unzähligen Kratzer im Gesicht. Elijha hatte ihn gestern gesehen und auch der Ausbilder schien ihn zu kenne. „Sir Elijha richtig? Was verschafft mir die Ehre?“

Elijha setzte ein gespielt freundliches Lächeln auf und nickte: „Sir...“

„Ranim.“

Der Name klang äußerst Südländisch und war nicht wirklich üblich für einen Ritter...schon gar keinen Kriegsveteran aber Elijha störte das nicht weiter: „Sir Ranim. Ich fürchte ich muss Euren Schützling Mael entführen.“

Er konnte es sich einfach nicht verkneifen den Jungen kurz in die Augen zu sehen, nur um den Trotz und die Verwunderung in seinen Blick aufblitzen zu sehen, sofort wandte er sich wieder an Ranim, der ihn ebenfalls fragend ansah.

„Und weshalb wenn ich fragen darf?“

„Mir wurde aufgetragen Mael bis hin zu seinem Ritterschlag auszubilden und genau das werde ich tun.“

Als ein Lachen ertönte drehte er sich langsam wieder zu dem verwöhnten Bengel. „Glaub mir das haben schon viele versucht und noch keiner hat es geschafft.“

„Tja dann wird es ja mal Zeit. Übrigens bin ich ein Ritter und nicht irgendeiner deiner Kumpel.“

„Sagt wer?“ Meal provozierte ihn, das wusste Elijha ganz genau, darum antwortete er ihm auch nicht sondern holte aus und gab ihm eine schallende Ohrfeige. Mael fasste sich erschrocken an die Wange, zeigte aber keine Schwäche. Zäher Bursche. Langsam war Stille auf dem Traingsplatz eingekehrt und sie starrten Elijha ungläubig an. Der Junge schien wirklich einen Sonderstatus hier zu genießen, nur dass das den Ritter nicht interessierte. Elijha wandte sich wieder an den Trainer der ihn völlig unbeeindruckt ansah.

„Auf den Befehl Lord Logans?“ Lord Logan das klang echt schräg, nur schwer konnte Elijha ein Grinsen unterdrücken.

„Nein auf den seines und meines Dienstherren, den Prinzen.“

„Sieh an sieh an. So wichtig bin ich jetzt schon, das sich sogar der Prinz mit mir abgibt.“ Mael pfiff lachend.

„Pass auf was du sagst oder du fängst dir gleich noch eine. Hast du mich verstanden?“ Elijhas Stimme glich schon fast ein Knurren.

Mael grinste und nickte.

„Wie bitte?“ Der Ritter ließ sich sicher nicht verarschen.

„Ja.“ War Maels halbherzige Antwort.

„Ja was?“ Elijha würde nicht lockerlassen. Wenn der Kleine mit so einen Benehmen dem Prinzen gegenübertrat dann würde er sein blaues Wunder erleben und auf die Hilfe seiner Brüder würde er mit Sicherheit auch nicht hoffen können.

„Ja was, Mael?“ Seine Stimme wurde gefährlich schneidend, aber nicht lauter.

„Ja Sir“ Kam die trotzige Antwort von dem Jungen.

„Gut. Geh packen und verabschiede dich, morgen bei Sonnenaufgang reiten wir los.“

Ohne auf eine Antwort zu warten nickte er Sir Ranim freundlich zu und ging mit einem Seufzen vom Platz. Das würde keine leichte Aufgabe werden.

 

Jasper wusste, dass er Soldaten brauchte und darum würde er sich auch von Logan welche borgen. Sein Vater hielt sich, seit Logan die Geschäfte gestern übernommen hatte, ganz aus den Geschehnissen heraus. Er hatte zwar seine Söhne ,den Prinzen und die anderen Gäste herzlich in Empfang genommen, aber er hatte sich danach sofort wieder Zurückgezogen und überließ alles seinen Sohn. Es tat Jasper weh Logan hierzulassen. Er war einer seiner besten Freunde und auch wenn der neue Lord von Springwood oft am Hof des Prinzen sein würde, genauso wie Max jetzt, würde es nicht mehr das selbe sein. Mit Max hatte er nie eine so enge freundschaftliche Bindung gehabt wie mit Logan und jetzt da Condor auch nicht hier war traf es ihn noch härter.

„Mylord.“ Riley tauchte an seiner Seite auf und verbeugte sich tief vor ihm. „Sir Riley. Was führt Euch zu mir.“

„Ich wollte eigentlich schon viel früher zu Euch, mein Prinz, aber ich konnte Euch nicht finden.“

Jasper lächelte, ja er geisterte schon eine Weile in der Burg umher. Immer wieder kam er in den Burghof, drehte dann wieder um und wählte einen anderen Gang um ihn bis ans Ende zu gehen. Das machte er auch zu Hause oft, es entspannte ihn und half ihn nachzudenken. Natürlich verfolgten ihn immer Schatten, die im Ernstfall jeden und alles außer Gefecht setzten, was auch nur im entferntesten Gefahr bedeutete. Und da er Louis auf keinen Fall zu Hause arbeiten lassen wollte und Elijha bei Mael war, beschützten ihn heute Marius und James, zwei wirklich gute Freund von Logan, die auch Jasper gut kannte und vor allem denen Logan und er vertrauten. Außerdem waren die beiden hervorragende Soldaten.

„Also was gibt es, Sir?“

„Mylord, meine Männer und ich haben uns gefragt...“

„Ob Ihr mit mir kommen könnt?“

„Genau.“ Er lächelte. Jasper mochte Riley, er war weder ängstlich noch verschlossen und immer freundlich. Außerdem hatte er den Kronprinzen das Leben gerettet und das hatte Jasper nie vergessen.

„Nunja wir waren noch nie auf der anderen Seite und wollen dort auch ehrlich gesagt nicht hin. Also würden wir, wenn Ihr es gestattet, gerne hierbleiben und uns Euch dann wieder anschließen. Außer natürlich, mein Prinz, Ihr wünscht das wir...“

„Ich hätte es besser nicht vorschlagen können, Sir Riley. Doch ich hindere Euch nicht zu gehen. Wenn ihr weiterhin ein freier Ritter bleiben wollt...Ihr müsst euch zu nichts verpflichtet fühlen.“ Jasper blickte sich kurz um. Marius und James standen in einem angemessenen Abstand hinter ihnen und suchten wachsam die Umgebung ab. Sie nahmen ihre Aufgabe äußerst ernst.

„Mein Prinz wir würden uns geehrt fühlen in Eure Dienste treten zu dürfen.“ Riley strahlte förmlich und Jasper konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was so toll daran war ihn einen Eid zu schwören, trotzdem freute er sich Riley und seine drei Männer unter seinen Leuten aufnehmen zu dürfen. Obwohl er ehrlich gesagt die Namen von Rileys Leuten schon wieder vergessen hatte.

„Wir dürften nicht länger als drei oder vier Tage auf der anderen Seite bleiben und ich werde mit Logan reden, dass Ihr derweil hierbleiben könnt, aber das wird sicher kein Problem darstellen.“ Jasper hob die Stimme etwas an und drehte sich zu seine Begleiter: „Marius, hol bitte Logan. Wir treffen uns in fünf Minuten im Hof.“

„Natürlich Mylord.“ Kam sofort die Antwort und schon war Marius verschwunden.

„Ich danke Euch vielmals.“ Riley lächelte ihn an und Jasper lachte zurück. Riley war groß und sehr muskulös, seine fast schon rötlichen Haare waren leicht gelockt und seine Augen blitzten grün und freundlich. Jasper schätzte ihn auf etwa Ende zwanzig, wahrscheinlich ungefähr zehn Jahre älter als der Prinz und trotzdem hatte er diesen unendlichen Respekt vor Jasper.

Er wollte sich schon abwenden, als Riley sich noch einmal räusperte: „Fast hätte ich es vergessen. Das gehört wohl Euch, mein Prinz.“ Der Ritter langte in seine Brusttasche und zog vorsichtig etwas heraus, voller Ehrfurcht und mit einer leichten Verbeugung überreichte er Jasper einen glänzenden... „Mein Siegelring.“ Der Prinz lachte leise in sich herein, ehrlich gesagt hatte er den gar nicht vermisst. Trotzdem war es ein gutes Gefühl ihn sich wieder an den Finger zu stecken, er war nicht zu eng und nicht zu weit...er saß wie immer perfekt.

„Es tut mir unendlich Leid, ich trug ihn schon so lange bei mir, aber ich vergaß immer ihn Euch zu geben, mein Prinz.“ Riley schien eigenartig nervös.

„Nein ich danke Euch, ihn überhaupt wieder zu haben. So nun muss ich aber los. Sir Riley“ Er nickte ihn lächelnd zu und wandte sich dann ab. Sofort nahm James wieder hinter ihm Stellung ein.

„Mylord.“ Er sah noch im Augenwinkel wie sich Riley verbeugte. Das mussten sie ändern. Er schätzte zwar die Förmlichkeit und den Respekt, aber das war zu viel für seinen Geschmack.

Als der Prinz und James in den Hof traten, standen Logan, Marius und Logans Vater vor dem großen Pferdestahl und schienen sich ausgelassen zu unterhalten. Als Jasper zu ihnen trat, ging Marius ein paar Schritte zurück, es war eine Sache des Respektes, das wusste der Kronprinz, doch er wollte es nicht. „Marius. Komm wieder her und du auch James.“

Beide junge Männer gesellten sich zu den anderen und Logan legte Jasper einen Arm um die Schulter. „Was gibts Jasper?“

„Ich muss mir Soldaten von dir borgen.“„Natürlich kein Problem – wie viel brauchst du?“

„Kommst du selbst noch mit? Auf die andere Seite meine ich.“

Logans Augen bekamen einen leicht traurigen Glanz: „Nein. Aber sie werden dir und Lou ohne Probleme folgen. Also wie viel?“

„Fünf müssten reichen. Aber sie müssen alle Erfahrungen auf der anderen Seite haben und ich muss ihnen vertrauen können. Ausnahmslos.“„Marius und James?“

„Das wäre schon einmal ein super Anfang. Achja Riley und seine Männer bleiben derweil hier – wenn es dir nichts ausmacht natürlich.“

„Machst du Witze? Die vier sind die angenehmsten Gäste die ich je hatte – nach dir natürlich.“ Logan grinste und Jasper begann zu lachen.

„Du alter Schmeichler.“ Er sah sich kurz um. Logans Vater hob die Hand zum Gruß und wandte sich ab.

„Ich werde dich vermissen, Mann. Oh Gott ich werde dich...so wahnsinnig vermissen.“ Auch wenn es vielleicht unmännlich klang, Jasper hatte Mühe die Tränen zu unterdrücken.

Logan zog ihn etwas fester an sich und klopfte ihn auf die Schulter. „Du kannst dir gar nicht vorstellen wir sehr ich mir wünsche nicht der Erstgeborene zu sein. Ich will weiterhin auf meinen kleinen Bruder aufpassen und meine Prinzen beschützen, Scheiße bauen und Feiern gehen...und ihr alle werdet mir so fehlen. Aber wenn immer du mich rufst – dann werde ich deinen Befehl folge leisten.“

Sie umarmten sich und so sehr Jasper sich auch wünschte, er könnte Logan zwingen bei ihm zu bleiben, was er theoretisch auch konnte, würde er es nicht tun. Selbst wenn er wie ein großer Bruder für ihn war – er musste ihn gehen lassen.

Als sich die beiden lösten stieß Logan einen lauten Pfiff aus. Marius und James waren die ersten die im Hof Aufstellung nahmen, dann wurden es immer mehr Soldaten bis fast ein viertel des ganzen Hofes mit Männern voll war. Als sie Jasper und Logan erblickten versteiften sie sich und es kehrte eiserne Stille ein. Logan deutete auf Jasper und hob die Stimme „Meine Herren - Ich glaube hier steht nicht der Weihnachtsmann vor euch.“

Die Soldaten verstanden sofort und sanken fast synchron auf ihr linkes Knie.

„James, Cob, Don, Phil und Marius. Herkommen.“ Jasper bewunderte Logan, dass er sich all diese Namen merken konnte, aber wahrscheinlich waren das hier seine Freunde aus seiner Kindheit, denn all jene Männer die sich erhoben waren etwa in Logans Alter oder etwas darüber.

Jasper sah in zwei bekannte und drei unbekannte Gesichter und musterte letztere ganz genau. Ihre Mimik waren wie versteinert und überwiegend ausdruckslos. Doch er brauchte sie, es war zu gefährlich ohne sie und das hatte er sogar selbst endlich verstanden. Wieder sanken sie vor ihm auf die Knie und senkten die Köpfe. Jasper überspielte wie so oft seine Unsicherheit, wandte sich zu den anderen Soldaten und sagte mit kräftiger Stimme: „Ihr könnt gehen.“ Als alle aufstanden, brach ein Stimmgewirr aus.

Logan rief wütend: „Ruhe!“

Sofort verstummten sie wieder und hatten es plötzlich umso eiliger vom Hof zu kommen. Die fünf ausgewählten Männer knieten noch immer vor Jasper und hatten sich kein Stück bewegt. Der Prinz wandte sich zu seinem Ritter. „Und sie waren alle schon auf der anderen Seite?“

„Ja, sogar mehrere Tage“

„Du vertraust ihnen?“

„Ohne irgendwelche Einschränkungen“

„Gut“ Jasper atmete tief durch und richtete sich wieder den fünf zu, die sicher das ganze Gespräch mitgehört hatten. „James und Marius ihr wisst was auf euch zukommt. Für alle anderen, ihr müsst 24 Stunden hellwach sein, immer einsatzbereit, immer bereit euer Leben zu geben. Wer das nicht will oder kann, der steht jetzt auf und geht.“ Keiner rührte sich.

„Könnt ihr mit Waffen umgehen? Ich meine Schusswaffen?“

Sie alle nickten und Jasper blickte zu Logan, der ebenfalls bejahte.

„Letzte Chance zu gehen – weder ich noch euer Lord zwingen euch.“

Wieder keine Regung.

„Gut, morgen bei Sonnenaufgang brechen wir auf.“

 

„Elijha?“ Louis öffnete leise die Tür zu dem Zimmer seines Freundes und trat ein ohne eine Antwort zu erwarten. Im Kamin brannte noch eine leichte Flamme und Louis wartete einen Moment bis sich seine Augen an das flackernde dumpfe Licht gewöhnte hatte.

„Lou? Bist du das?“ Louis sah Elijha sich in seinem Bett aufrichten. „Ja ich bin es. Wir müssen los.“

„Jetzt? Es ist noch nicht einmal Mitternacht.“

„Wir beide haben noch etwas zu tun und darum reiten wir früher.“

Louis sammelte Elijhas Kleidung vom Boden auf und schmiss es ihm aufs Bett: „Los zieh dich an.“ Dann drehte er sich zum Kamin und beobachtete die leuchtende Glut, leise hörte er Elijha sich hinter ihn umziehen. „Was machen wir dort?“

„Das wüsstest du wohl gerne?“ Lou lachte.

„Ja. Also sag schon.“

Louis drehte sich zu Elijha um, der oben-ohne vor ihm stand. Das gedämpfte flackernde Licht spiegelte sich auf seinen harten Bauchmuskeln wieder. Elijha war von Kopf bis Fuß durch trainiert und wie gebannt starrte Lou auf seinen nackten Oberkörper. Dann wanderte sein Blick nach oben bis er in seine honigfarbenen Augen sah, die ihn ebenfalls gierig anstarrten. Lou machte einen Schritt auf ihn zu und seine Hände legten sich auf steinharte Brust. Auf einmal wurde ihm heiß und Elijha kam noch einen weiteren Schritt auf ihn zu sodass sich ihre Körper berührten. Noch immer sahen sie sich gegenseitig in die Augen und Louis Hand strich über seinen mit Muskeln überspannten Oberkörper. Ehe die beiden Ritter noch einen Gedanken daran verschwenden konnten legten sich Elijhas Lippen auf die seines Freundes.

Einen Moment später taumelten sie erschrocken auseinander. „Ich seh dich gleich draußen“ mit diesen Worten sprintete Lou atemlos aus den Zimmer. Die kühle Luft ließ ihn wieder klarer werden, er strich sich die Haare aus dem heißen Gesicht und lehnte sich gegen die Tür. „Fuck“ Flüsterte er tonlos. Jetzt gab es keinen Zweifel mehr – sie hatten sich ineinander verliebt.

 

Infos :)

Hallo :)

Zuerst einmal herzlichen Glückwunsch & Dank, dass ihr bis hierher so gut durchgehalten habt :D Ich weiß nicht ob ich dieses Buch auf Bookrix noch weiterführen werden, da es schon echt lang ist :)
Wer es trotzdem weiterlesen will, schickt mir einfach eine Nachricht und dann kann ich euch privat noch die weiteren Kapitel schicken :)

Danke für euer Verständnis :)

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 16.01.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Wie auch die Hauptperson in diesem Buch, hatte ich einen treuen Begleiter, der mich überall hin getragen hätte. Obwohl er jetzt im Himmel ist, habe ich oft das Gefühl das er mich noch immer trägt. Ikarus, du wirst immer in meinem Herzen sein

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