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Wir gehen aus. Ins Theater. Und eines ist sicher. Diesen Abend werden wir nie vergessen.

Wir befinden uns in einem Land mit einem totalitären System. Verstöße gegen die Sittenwidrigkeit werden empfindlich geahndet. Was uns nur noch schärfer aufeinander werden lässt, neben der Tatsache, dass wir es inmitten der anstehenden Theaterliebhaber tun werden.

Die Schlange der Anstehenden ist lang, wir haben also Zeit.
Du hast kein Höschen an. Wozu auch? Es würde uns bei unserem Vorhaben ohnehin nur im Wege sein.

Das Kleine Schwarze, welches Du gewählt hast, schmeichelt Deinen Rundungen. Fast vermeine ich ein leises Rascheln zu vernehmen, als der feine Stoff Deines Kleidchens über Deine Schamhaare streift.

In der Masse der Wartenden angelangt, warten wir, bis ein paar Leute hinter uns zum Stehen gekommen sind. Dein langer Mantel, der hinten mit einem Schlitz geteilt ist, wird uns vor den Blicken der Informanten zu schützen vermögen, die mit listigen, spähenden Augen, die sich langsam vorwärtsbewegende Menschenmenge beobachten.

Ich stehe dicht hinter Dir, die Hände auf Deine Hüften gelegt und atme in Dein Ohr. Der Duft Deines Haares steigt mir in die Nase, während Du kaum merklich nickst. Geschickt nestelst Du an Deiner Handtasche, während Du den elastischen Stoff Deines Kleidchens über Deine prallen Pobacken ziehst, um Deinem eigentlichen Vorhaben Folge zu leisten. Meine Blöße mit den Händen verdeckend, wähle ich mit dem Daumen den richtigen Winkel, und Du heißt die pulsierende Verlängerung meiner geilen Gedanken mit glühender Feuchte willkommen.

Wir müssen vorsichtig sein.
Jede eindeutig zu wertende Bewegung würde unser Schicksal besiegeln können.

Voller zärtlicher Hingabe, heiß und nach außen hin ganz cool, spielst Du mit den Muskeln Deines Beckens, ich antworte Dir mit schnellem Puls, den Du in Dir schlagen spürst, stark und intensiv zu spüren scheinst, denn Deine Kontraktionen werden fordernder, drängender.

Die einzige Reibung, die wir uns zu leisten gestatten, ist die Bewegung der Anstehenden, wenn diese sich einen Schritt vorwärts, in Richtung ihres Ziels begeben. Sehnsüchtig warten wir auf jede dieser Gelegenheiten, kosten jeden Schritt aus und verdrehen dabei leicht unsere Hüften in gegensätzliche Richtungen, während wir scheinbar gelangweilt unsere Blicke schweifen lassen.

In der Wartezeit auf die Erlösung des nächsten Schrittes morsen wir uns, wie zwei Liebende an verschiedenen Funkgeräten, voneinander getrennt durch die feindlichen Linien, zuckende Zeichen zu, die die Gelassenheit unserer Gesichtszüge lügen strafen.

Sanft vibrierend erwiderst Du mein Finale, kramst genüsslich, mit der Kartenkontrolleurin in einen typischen Theatersmaltalk verwickelt, nach den Theaterkarten, um mir die nötige Zeit für einen unauffälligen Rückzug zu verschaffen.

Impressum

Texte: Ohne die Sehnsucht nach Dir, Herzerfrischende, wäre diese Geschichte niemals entstanden.
Bildmaterialien: Text und Cover: Thomas Reubold
Tag der Veröffentlichung: 28.07.2012

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