Cover


Nach dem Erlebnis mit der Schwergewichtigen zog es mich in die Natur,
um meine Fusssohlen den Waldboden schmecken zu lassen. Schnell passte sich
mein Laufrhythmus den Flügelschlägen der dahingleitenden Raben an.

Barfuss, mit geschulterter Gitarre blickte ich zum Horizont, der meinem
Laufbeat mit leichten Auf und Abbewegungen folgte.

Knospenstadienentflohene blütenbehangene Obstbäume tapezierten meine
olfaktorischen Sinne mit ihrem feinen, berauschenden Duft.

Ich musste zur Ruhe kommen. Meine neu entdeckte Gabe, Wesen und Dinge
zu materialisieren, barg zugleich grosse Chancen und unüberschaubare Gefahren.

Meine verflossene Freundin Kyarrah fiel mir wieder ein, denn sie, die Schamanin war es,
die mir den wohlklingenden Namen meiner höheren universellen Gestalt mitgeteilt hatte.


Ich lies die Bilder dieser mystischen Nacht vor meinem inneren Auge ablaufen wie einen
Film, der nur für mich gedreht worden war.

In schattenwerfenden Kerzenschein getaucht entlockte sie ihrer grossen Rahmentrommel
perkussive Geräusche - während sie sich langsam und behutsam auf mir auf- und abbewegte - und mir ein
leises Stöhnen tief empfundener Lust.

Dreizehn mal sollte sie diesen, mich mit meinem universellen Wesen verbinden zu
vermögenden Namen sagen. Solange musste ich standhaft bleiben. Sie entpuppte
sich als eine erfahrene Gespielin der Lust und führte mich zielbewusst den verschiedenen
Treppenstufen der Ekstase entgegen.

"Bachitanor laraptchedan takunaheh aleinadrrusch symbiosnewitsch tyrafftjekunamat womar",
langsam und mit ritualisierter Melodie formten ihre Lippen diese Worte.

Das Weiss ihrer Augen blickte mich nichtssehend an. Die Pupillen Richtung Universum gerichtet,
hinter die Zeit schauend, Galaxien taxierend, vorbei an tosenden, alles verschlingenden intergalaktischen
Sternensaugern des Alls.

Ich setzte mich auf die Bank unter meinen Lieblingsbirnenbaum. Irgendwie musste es mir gelingen mich
mit meinem Geistwesen zu vereinen. Der Kontakt zu Takunaheh war damals abgerissen, als Kyarrah und
ich beschlossen getrennte Wege zu gehen.

Ich entschied mich, den Namen meiner höheren Gestalt als Mantra zu nehmen und diese mit den uralten
Sanskritworten "Nada brahma" (die Welt ist klang) zu verbinden.

Es fiel mir schwer mich ausschliesslich auf diese Klangsilben zu konzentrieren, doch ich hatte gelernt
störende Gedanken, welche der Meditation abträglich waren, als gute Freunde anzusehen, die von
ganz alleine wieder verschwinden, wenn sie spüren, dass sie stören.

So gelang mir allmählich die Kontaktaufnahme mit Takunaheh, der sich freute wie ein Vater, dessen verloren

geglaubter Sohn endlich wieder auftauchte.

Instinktiv wusste ich, dass ich mich von nun an nie mehr allein,
sondern "all eins" fühlen sollte.


"Im Universum gibt´s Zoff" teilte er mir unverwandt mit.
"Einige Planeten könnten deine Hilfe gebrauchen", raunte er mir mit seinem ohrenschmeichlerischen
Barriton zu. "Um deine Reise unbeschadet zu überstehen solltest du dir die Fähigkeiten eines Chamäleons
aneignen."

"Hey, ich weiss was, "Karma Chamäleon" von Culture Club müsste der richtige Song dafür sein.", den
mochte ich zwar nicht besonders, aber er könnte seinen Zweck erfüllen. Gesagt getan.

Ich spielte den Song mit der mir innewohnenden Energie von Takunaheh und schon nach wenigen
Takten bemerkte ich die Veränderung. Ich konnte meinen Körper nicht mehr erkennen, da dieser die korrekten

Farben meiner unmittelbaren Umwelt annahm. Ich fokussierte meinen Arm in welchem ich meine Gitarre hielt. Langsam bewegte ich ihn auf und ab, erkannte
mit einer diebischen Freude, dass selbst auf meinem Instrument das genaue Abbild des Hintergrundes zu sehen war. Mit dieser chamäleonmässigen Gabe ausgerüstet, fing ich an, mich wie ein Derwisch immer
schneller im Kreise zu drehen und dabei "Emergency on planet earth" von Jamiroquai zu spielen.


Mein Körper durchflutete eine ungeheure Leichtigkeit, alles um mich herum löste sich auf, verdichtete sich schliesslich und von einem kurzen Schwindelgefühl begleitet, befand ich mich plötzlich auf Trizonia, dem Planeten mit den drei Monden.


Eine wunderschöne Frau stand vor mir, es war heiss, wie an einem Augustnachmittag in Griechenland, entsprechend leicht war sie begkleidet. Carmesina
Komplementära Reiss war ihr Name. Sie begrüsste mich, hiess mich als ihren Antagonisten willkommen.

Die bösartigen Dabbelju Buschs, deren Vertreterin sie war, planten eine Invasion auf Trizonia, um den Planeten mit ihrer gefürchteten Haarspaltungsmethode
auszubeuten. Wenn ihnen dies gelang würde dieser grüne Planet als ausgelutschter, lebloser Klumpen durch´s All eiern und mit seiner veränderten Gravitation auch die Nachbarplaneten aus der Bahn werfen.

Ein farbenfroher Zweikampf zwischen ihr und mir sollte die Entscheidung bringen. Wer die schillernsten Farben der Ästhetik zu projezieren in der Lage war, sollte der Gewinner sein. Die Zukunft ganzer Galaxien lag nun in meiner Hand.


Plötzlich fühlte ich mich von drilliarden Augen angestarrt. Den Augen der unbestechlichen Jury.

Sie begann den Wettkampf mit einem zarten pfefferminzgrün, in
kräftigeres dillspitzengrün übergehend bis hin zu shanghaihimmelgrau, dann alle Farben des Spektrums
mitnehmend um schliesslich mit einem kräftigen thesalonikiabendhimmelrot zu enden.

Eine starke Gegnerin, doch ich konnterte sofort mit einem blassen brustwarzenvorhofrosa mit feinen Streifen jugendstilemaillewaschbeckenbeige, hinzu fügte ich ein leichtes mediumsteakrot durchwirkt von
Stubenfliegenflügeltransparent.

Gleichstand.

Sie bestach durch ein strahlendes mittelstrahluringelb,
kombiniert mit katzentatzenrosa, durchzogen von
twintowergrau und philosophenbartweiss.

Schnell spielte ich einen Riff von "Living Color" der meinem dreijahregereiftem Parmensangelb mehr Leuchtkraft verlieh, darauf liess ich ein illustres Tigereckzahngelb mit feinen Linien danielaaugenbraun folgen. Eine Prise Pubertätshinter den Ohrengrün gemischt mit Kohlmeisenschwarz und Dompfaffenrot rundeten das Bild ab.

Gleichstand, gab uns die Jury zu verstehen, die scheinbar nicht so leicht zu beeindrucken war.

In der dritten Runde durfte ich beginnen, und nun liebe Leser kommen sie ins Spiel. Schliessen sie für einige Sekunden ihre Augen und senden sie mir mental die ausgefallendsten Farben, die ihnen in den Sinn kommen. Bitte. Die Existenz ganzer Galaxien hängt davon ab.

Ah, ich empfange schon die ersten Spektrumsinformationen.

Leuchtendes Bunsenbrennerflammenblau kombiniert mit einem kräftigen vernachlässigtem Sommergrillrostschwarz,
weissbandreifenbeige mit einem leichten notenliniengrau, fischgrätenbeige durchwirkt von tintenkillerweiss mit Punkten aus schamesrotkarmesin,
kochkäsegelb, hier noch ein Hauch Wackelpeterpuddinggrün vermischt mit präorgasmusekstasenrot,
abgerundet mit einem feinen sonnendurchflutendem Schamhaartröpchentransparent.

Ich sah, wie meine einst so farbenfrohe Gegnerin immer mehr verblasste, sozusagen ein "Kreislauf im Kellerblass" abstrahlte.


Ich hatte den Wettkampf, dank ihrer Inspiration und Mitarbeit, wehrte Leserschaft, und mittels ihres Verschmelzens zu einem multiplen Protagonisten gewonnen und somit Trizonia gerettet.

Nach einem üppigen Siegesfestmahl zu dem ich von den Trizoniern eingeladen war, verabschiedete ich mich mit "Venus" einem Song von Shocking Blue .

Auf diesem Planeten der Liebe erholte ich mich von den Strapazen meiner Reise,
nicht nur meinen Gitarrenhals liebkosend.

Sie wissen schon wie ich das meine.


Fortsetzung folgt.........


Impressum

Texte: Alle Rechte formieren sich beim Verfasser
Tag der Veröffentlichung: 21.04.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Der werten Leserschaft gewidmet.

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