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Wer bin ich?

An mir zog eine Vielzahl an Schülern vorbei, viele von ihnen schauten mich mit diesem Blick an, der mich immer weiter in den Sitz sinken ließ. Ich saß stillschweigend vor dem Büro des Schulleiters und hoffte dass ich diesmal nichts Schlimmes angestellt hatte. Ich saß öfters hier. Immer wenn etwas an der Schule passiert war, ob jemand eine Prügelei angezettelt hatte oder jemand eine Fensterscheibe eingeschlagen hatte. Mein Name war immer einer der ersten die dafür in Frage kamen. Die Zeit verging und immer noch ließ mich der Schulleiter hier draußen warten. Ich meinte zu glauben, dass er das gerne tat.

Schon am ersten Schultag hatte ich es mir mit ihm versaut, naja so etwas kann halt nur mir passieren. Was konnte ich denn dafür, wenn er mit seinem Kaffee um die Ecke stolziert kam und nicht damit rechnete, dass ebenfalls jemand von der anderen Seite abbiegen wollte. Naja und so kam es, wie es kommen musste. Ich stieß mit unseren überalles geliebten Schulleiter zusammen und kippte ihm den Becher mit der heißen schwarzen Flüssigkeit über sein wohl gerade neu gekauftes Hemd. Ich war auch noch so doof und musste lachen, aber dafür konnte ich doch auch nichts. Der Anblick war einfach zu göttlich gewesen. Wie ein begossener Pudel stand er kurzzeitig da, bis er dann eine finstere Miene aufsetzte, die mich ziemlich eingeschüchtert hatte. Die Folge war, dass ich gleich am ersten Schultag nachsitzen musste und das in der 7. Klasse. Dieser Tag konnte nicht schlimmer werden, dachte ich zu mindestens.

Ich war der einzige aus meiner Jahrgangsstufe gewesen und wurde so kurzerhand mit den aus der 10. In ein Raum gesperrt. Wer musste auch schon an seinem ersten Schultag nachsitzen außer den Personen, die darauf aus waren Unfug zu treiben. Genau diese Personen saßen nun mit mir in einem Raum. „Das wird bestimmt sehr lustig.“, dachte ich, sarkastisch wie ich war an mich selbst gerichtet. Ich dachte darüber nach, wie ich die Zeit am besten nutzen konnte. Ich entschied mich, nachdem ich mir ein Platz in der vordersten Reihe gesucht hatte, erst einmal mein Block und meine Federtasche auszupacken. Ich öffnete meinen Block und blätterte die Unmengen an bezeichneten Blättern durch. Ich meinte sehr kreativ zu sein und verbrachte einen großen Anteil meiner Freizeit damit meiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Auch diesmal fing ich an etwas zu entwerfen. Ich liebte es neue Formen von Fantasiewesen zu entwickeln. Da passierte es dann auch manchmal, dass so etwas wie ein fliegende Raubkatze oder Ähnliches das Ergebnis war. Ich entschloss mich eine Mischung aus Katze, Fuchs und einem Drachen zu kreieren und so fing ich die Vorskizze mit Bleistift an.

In der Zwischenzeit hatte einer der Anwesenden gemerkt, dass ihm langweilig wurde und fing an mich mit Papierkugeln zu bombardieren. Ich ignorierte es und versuchte mich weiter auf mein Bild zu konzentrieren. Dann hörte es auf Papierkügelchen zu regnen und ich dachte dass er kapiert hatte, dass es sinnlos war. Es stellte sich heraus, dass ich falsch lag, den dieser besagte Typ stand nun neben meinen Tisch und grinste mich schelmisch an. „Was machen wir denn so interessantes, dass du dich nicht mal umdrehen kannst?“. Bevor ich auf die Frage antworten konnte, war mein Bild schon in seinen Händen und er begutachtete es anscheinend. „Was ist das denn?“, fing er an sich vor Lachen zu krümmen und ich wünschte, dass der Lehrer sich endlich melden würde, doch das tat er nicht. Nicht einen Blick gönnte er uns, lieber versank er in seinen Zeitschriften.

„Mike! Lass den Spinner da und schieb dein` Arsch hier her!“, ertönte es von der letzten Reihe. Ich wollte eigentlich mich nicht umdrehen, doch ich wollte wissen mit wem ich es hier zu tun hatte. In der letzten Reihe erblickte ich noch 2 weitere Typen, die ebenfalls wie er aus der 10. Sein mussten. Mike ließ von mir ab, doch nicht ohne vorher mein Bild zu zerknüllen und wegzuschmeißen. Aber immerhin war er nun wieder verschwunden. Mein Handy zeigte mir an das es nur noch 5 Minuten waren ehe ich mich nach Hause verabschieden konnte. Ich saß ruhig auf meinen Stuhl und wartete ab und tatsächlich der Lehrer regte sich endlich wieder und streckte sich als wäre er bis eben versteinert gewesen. Er wies uns an alle Stühle hochzustellen und verabschiedete sich anschließend. Ich nahm ebenfalls meine Beine in die Hand und verließ so schnell es ging das Schulgelände.

Seit diesem Tag sind mittlerweile gut 3 Jahre und ein paar Wochen vergangen. Mit den 3 Typen kam ich nicht mehr aneinander, dennoch wurde das Nachsitzen zur Gewohnheit. Ich ging nun wie damals die Typen in die 10. Klasse und so saß ich jetzt wie damals hier auf dem Stuhl vor dem Zimmer des Schulleiters. Es ist mittlerweile kurz nach Schulschluss und alle Schüler sind entweder auf dem Schulhof oder auf dem Weg nach Hause, nur ich nicht, nein ich durfte mir jetzt wieder anhören was ich getan haben soll. Ich konnte es abstreiten wie ich wollte, nachsitzen musste ich trotzdem immer. „Elias Hoffer!“, ertönte es aus dem Raum. Ich stand auf, schulterte meinen Rucksack und trat reumütig ein.

„Guten Tag“, fing ich höflich wie ich war das Gespräch an. „Herr Schneider, was verschafft mir denn heute die Ehre?“, fügte ich noch hinzu, sichtlich genervt über die Gewohnheit. „Heute, lieber Elias hast du mal nichts verbrochen. Ich habe dich herbestellt um dich etwas zu bitten.“, erzählte er mit unerwartetem netten Tonfall. „Um was geht es denn?“, versuchte ich ebenfalls so nett ich konnte zu entgegnen. Ich wollte mir nicht unnötigen Ärger einhandeln. Würde ich jetzt ein auf genervter Teenager machen, wäre das sicherlich nicht vom Vorteil. „Es sieht so aus, dass uns ab Morgen ein neuer Mitschüler besuchen wird. Dieser wohnt meinen Informationen nach, bei dir am Nahsten dran und ich würde dich gerne bitten ein Auge auf ihn zu werfen.“ „Warum machte er sich solch einen Kopf um einen neuen Schüler, um mich macht er sich doch auch keine Sorgen.“ Er schien meinen Gedankengang zu bemerken, denn er fügte zügig hinzu. „Ich weiß das ich nicht gerade immer neutral zu dir war und das diese Bitte ein bisschen viel verlangt ist, aber ich werde mich sehr erkenntlich zeigen und mit dem Nachsitzen sparsam sein.“ Er kam mir vor wie ausgewechselt. Bis vor kurzem dachte ich er wäre das Böse in Person, doch jetzt zweifelte ich an meinem Eindruck von ihm. Er ist das ganze Gespräch über höflich geblieben und in Anerkennung seiner Gnade im Bezug auf das Nachsitzen, konnte ich schlecht diese Bitte abschlagen.

„Okay, Ich werde ein Auge auf ihn haben.“, antwortete ich ihm voller Selbststolz und stand auf. Herr Schneider lobte mich noch in den höchsten Tönen, was ich bis dato nicht kannte von ihm. Er schloss seine Hymne ab, mit diesen Worten die sich bestimmt ewig in meinem Hirn einbrennen würden. „Du bist eigentlich total in Ordnung.“, lächelte er mir zu, was mich leicht verunsicherte und mir die Frage stellen ließ, ob ich nicht doch zu nett gewesen war. Ich musste mir bei diesem absurden Gedanken ein Lachen verkneifen. Die Verabschiedung ging mit einem „Tschüss!“ schnell über die Runden und ich bewegte mich Richtung Tür.

Ich drückte gerade die Klinke runter und wollte die Tür öffnen, als mir jemand zuvor kam. Ich konnte gerade so noch der Tür ausweichen, als sie von der anderen Seite mit zu viel Schwung aufgemacht wurde. Ich musste einen Schritt zurück machen und stolperte über etwas was sich auf dem Boden befand. Im Endeffekt waren es wohl doch einfach nur meine eigenen Beine. Ich begrüßte den staubigen Boden mit einem ziemlich schmerzhaften Aufprall meiner Ellenbogen. Ich wollte gerade zum Aufstehen ansetzen, als mir eine Hand gereicht wurde. Ich nahm die Hand freundlich entgegen und landete wenig später wieder auf meine gesunden Beine. Es war ein Junge, etwa meinen Alters, der mir die Tür fast gegen den Schädel geschlagen hätte. Er war ein wenig kleiner als ich und außerdem befand ihn als viel zu schmal. Seine struppigen Haare fielen ihm leicht ins Gesicht, „Ob er überhaupt was sehen konnte durch seine Gardine hindurch?“, witzelte ich in Gedanken. Ein Friseur wäre wahrscheinlich nicht verkehrt gewesen.

„Tut mir leid, Ich hab nicht erwartet jemanden hier zu treffen. Ich bin Max.“, entschuldigte er sich und reichte mir die Hand erneut. „Naja war ja nur die Tür, die mich fast getroffen hat.“, maulte ich ihn an. „Tut mir wirklich leid.“, begann er erneut sich hoffnungsvoll zu entschuldigen. Seine Hand zog er dieses Mal wieder zurück, er schien wohl zu ahnen dass ich mich nicht vorstellen wollte. Aber das übernahm dann leider mein Schulleiter für mich. „Das ist Elias, ebenfalls wie du Schüler unserer 10. Klasse.“, stellte mich mein Schulleiter ihm vor, förmlich wie immer, wie mich das schon wieder nervte. Nur zu gerne hätte ich mich ihm selbst vorgestellt, nur halt in einer gewissen anderen Situation. Ja ich weiß, ich bin nicht gerade nett zu anderen Menschen, deshalb war ich ja auch ein Einzelgänger. Wer mich nicht respektierte der lernte mich kennen, besser gesagt meine zwei gesunden Hände und Beine. Ich machte mir nicht viel aus Freundschaft und lebte ganz nach dem Motto „Wer sich auf andere verlässt, der ist verlassen.“ Ich weiß nicht woher mein Lebensstil kam, vielleicht kam es auch einfach nur so zustande, vielleicht war es auch meine missratene Familie, die mir das beigebracht hatte.

„Elias, ich hoffe du kümmerst dich gut um Max.“ Er betonte extra noch einmal dieses schreckliche Wort in der Mitte, wie ich dieses Wort hasste. Ich kümmerte mich normalerweise nur um mich. Ich hatte mich ja leider schon vom Schulleiter überreden besser gesagt um den Finger wickeln lassen. Ich hatte zwar viele schlechte Eigenschaften, aber eine gute hatte ich auch. Meine Versprechen hielt ich immer, egal was kam. „Ja, ich werde es versuchen.“, nickte ich ihm leicht zögerlich zu, wieder einmal verunsichert von seinem abscheulichen Grinsen. Es war ungewohnt und stand ihm auch überhaupt nicht. Einen Augenblick später stand ich auch schon draußen, aber nicht wie sonst allein, sondern mit diesem Max.

„Er soll lieber wieder ein auf böse machen, das steht ihm besser.“, versuchte ich ein Gespräch anzufangen, sichtlich bemüht freundlich zu wirken. „Er ist gar nicht so nett wie er gerade tat.“, fügte ich noch hinzu mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Ich musste mich in diesem Moment wieder an den einen Tag im Winter erinnern. Es lag überall auf dem Schulhof verstreut Schnee und es war natürlich verboten diesen zu werfen. Ich hatte diese Regel noch nie verstanden und daher hielt ich mich natürlich auch nicht daran. Ich animierte noch ein paar Mitschüler mitzumachen, in dem ich auf sie zu werfen versuchte.

Bis dann ein Ball, ich schwöre in diesem Fall war es purer Zufall, unseren Schulleiter traf. Er hatte es auch wirklich drauf immer zum schlechtesten Zeitpunkt um Ecken zu gehen. Er lachte und tat vor der versammelten Mannschaft als wäre er einer der nettesten Lehrer überhaupt. So als würde er auch Spaß verstehen, warf er ebenfalls einen Schneeball, in Richtung Hauswand und verschwand wieder.

Später musste ich dann trotzdem zu ihm ins Büro, „private Angelegenheit“, wurde als Grund genannt. Dort wurde ich dann richtig zur Sau gemacht. Er hielt sich ein Kühlbeutel an die Wange und warf mir vor, dass ich absichtlich einen Stein in den Schneeball gepackt haben sollte. Ich hatte weder absichtlich ihn getroffen noch hatte ich einen Stein in den Schneeball getan, aber das konnte ja niemand beweisen. Es war die eine Sache dass er mir das vorwarf, weil er sich vergnügte mir Ärger zu machen. Aber das er es wirklich in die Schülerakte schrieb ohne das es stimmte, war unter aller Sau, besonders weil er genau wusste das es nicht wahr war. Jedenfalls musste ich einen ganzen Monat nachsitzen und hatte diese Notiz in meiner schon recht gut gefüllten Schülerakte.

Ich hatte Max auf dem Heimweg, die Geschichte erzählt und ich weiß nicht warum, aber ich fand das er eigentlich total okay war. Er setzte ein Lachen auf und erzählte mir davon, wie er den Schulleiter kennengelernt hatte. Ich konnte mich gerade so noch beherrschen nicht los zu lachen, als er mir diese verdammt lustige Geschichte erzählte. Unser Schulleiter wollte seiner Mutter imponieren, er schien sie wohl sehr attraktiv zu finden. Also erfand er kurzerhand Sachen, die ihn gut rüberkommen ließen, die er aber nicht im Entferntesten eigentlich tat. Besonders das unser tölpelhafte Schuldirektor nun eine Vielzahl an Sportarten machen musste, damit die Lüge nicht aufflog, brachte mich fast zum heulen, aber ich konnte mich gerade so noch beherrschen. Wir kamen an seiner Haustür an und verabschiedeten uns mit einem kurzem „Bis Morgen“ und einem Lächeln seinerseits. Danach lief ich alleine, in Richtung meines Zuhauses. Dort angekommen schloss ich die Tür auf und mir kam ein Gebrüll entgegen, welches die Nachbarn, mehrere Blöcke weiter wahrscheinlich sogar hören konnten.

Ich trat erschrocken den Weg zum Wohnzimmer an, aus dem das Gebrüll wohl oder übel herkommen musste. Ich verlangsamte meinen Schritt, um zu hören worüber sie stritten. Sie schienen nicht bemerkt zu haben, dass ich nach Hause kam, denn sie redeten über mich. Wie so oft war ich wieder das Streitthema bei ihnen, vielleicht ging es um die Sache mit dem Nachbarn. Ich hatte dem neulich nämlich einen Frühstücksbeutel voll mit Hundeabfällen vor die Tür gelegt gehabt. Ich mochte solche Scherze doch unsere Nachbarn anscheinend nicht so wirklich, jedenfalls hatte ich bis heute keinen kennengelernt. Ich wollte gerade in das Wohnzimmer stürmen und die Sache erklären, als sie anfingen über Etwas anderes zu sprechen, diesmal in einem ruhigeren Ton. Ich blieb blitzartig auf der Stelle stehen und horchte in das Zimmer hinein.

„Was machen wir wegen Freitag?“, fragte nun meine recht zierlich erscheinende Mutter, aber ich sage es euch, die hat es faustdick hinter den Ohren. „Was ist den Freitag?“, wollte mein Riese von Vater wissen. Mein Vater war fast 25cm größer wie meine Mum, aber auch er huschte wenn sie richtig in Fahrt war.

„Wie kannst du so Etwas vergessen? Dein Sohn hat am Freitag Geburtstag!“, beschwerte sich meine Mutter und stemmte ihre Arme an ihre knochigen Hüften. Ich konnte es meinen Vater nicht übel nehmen, auf der einen Seite hätte ich selbst nicht mehr daran gedacht, auf der anderen Seite mochte ich meinen Geburtstag überhaupt nicht. Ich verstand einfach nicht warum man feiert das man ein Jahr älter wird und somit dem Grab immer ein Stück näher kam. Ich werde eigentlich erst 16 und kann somit gerade einmal Bier kaufen, dennoch macht man sich doch auch schon jetzt Gedanken, man weiß ja nie, es kann ja auch schon heute zu Ende gehen. Ich war der geborene Pessimist, für mich war das Glas immer halbleer und meistens hatte ich auch meine Gründe.

„Wir könnten eine Überraschungsparty organisieren“, versuchte mein Vater sich aus der Affäre zu ziehen. Was wollte er veranstalten, eine Party? Ein großartiger Einfall Dad, Ich alleine mit meinen nicht vorhandenen Kuscheltieren oder was, mit denen ich dann ganz gemütlich Tee trank und Kuchen vernaschte. Ich nahm mein Geburtstag nicht ernst und das verlangte ich jedes Jahr aufs Neue, auch von meinen Eltern, doch sie meinten so etwas muss man feiern, das ist eine kulturelle Pflicht. Naja immerhin gibt’s ja Geschenke, versuchte ich mich jedes Jahr aufzumuntern.

Ich hatte keine Lust mehr darauf sie zu belauschen, also platzte ich, dreist wie ich war in das Gespräch hinein. „Wie oft denn noch ich will keine Party.“, begann ich und schnappte mir auf dem Weg zur Couch einen Apfel, bevor ich mich auf die weiche Sitzgelegenheit nieder ließ. Ein entsetzter Blick seitens meiner Eltern brachte mich schelmisch zum Grinsen. „Was denn? Als ob ihr das nicht von mir schon gewohnt seid.“, grinste ich wie ein Honigkuchenpferd meinen Eltern entgegen. Ich biss beherzt in den Apfel und wendete den Blick zu meinen Eltern ab, die immer noch schockiert drein schauten. „Elias! So haben wir dich nicht erzogen!“, schrie meine Mutter auf mich ein. Stimmt sie hatte recht, sie hatten mich wirklich nicht so erzogen, aber das kommt davon wenn man mich für 2 Jahre zu meinem Onkel abschiebt. Zu der Zeit hatte mein Vater noch eine Stelle im Ausland, die er nicht ohne weiteres einfach kündigen konnte und so blieb meine Mutter ebenfalls dort. Ich weiß eigentlich konnte ich mich nicht beschweren, wir hatten genug Geld und ich hätte haben können was ich wollte und so viel ich wollte, aber darum ging es mir nicht. Dennoch fand ich es total unangebracht mich während meiner gerade beginnenden Pubertät wegzuschicken, außerdem mochte ich meinen Cousin nicht mit dem ich die vollen 2 Jahre in einem viel zu kleinen Zimmer verbringen musste.

Mein Vater begann sie zu beruhigen und sprach anschließend ruhig auf mich ein, von wegen dass er es nicht für gut hieße, wenn ich mich nicht bald vernünftig verhalte.

Sie hatten recht, ich war eigentlich selbst Schuld an dem Ganzen, durch mein Benehmen hatte ich keine Freunde, meine restliche Familie wollte nichts mit mir zu tun haben und niemand außer meinem Dad und meiner Mum standen mir noch bei. Ich wusste dass sie recht hatten, aber ich konnte nicht von heute auf morgen mich komplett umkrempeln, dass ging einfach nicht so leicht. Dennoch war ich selbst zu der Ansicht gekommen, das nicht der Ruf das Entscheidende ist sondern die Verbundenheit zu anderen Menschen. Ich brauchte dringend Freunde, vielleicht war das der erste Schritt zu meinem neuen Ich.

„Okay passt auf.“, begann ich langsam und ruhig zu sprechen, langsam damit ich die Zeit hatte um zu überlegen, was ich sagen wollte und ruhig damit sie sich beruhigten. „Ich war in der letzten Zeit zu keinem freundlich, ich habe schlimme Dinge getan und mir konnte man nicht vertrauen.“, versuchte ich meine Lage ihnen sichtbar zu machen. „Aber ihr habt recht, für mein Alter sollte ich mich auch anders verhalten und ich will versuchen mich zu bessern.“, dass so Etwas irgendwann aus meinen Mund kommen würde, hatten sie wohl nicht gedacht, denn meine sprachlosen Eltern schauten sich gegenseitig verwirrt an. Ich wusste das sie dachten, dass ich keinen Verstand hatte und auch kein Gefühl was Menschlichkeit anbelangte, aber sie konnten ja nicht wissen, was für ein Gefühlschaos ich im Innern vollzog.

Schon eine Zeit lang haderte ich mit mir selbst, so konnte das nicht weitergehen, aber ich fand immer wieder eine Ausrede, dass es so sein musste. Ich war nicht dumm und war im Geist total vernünftig nur ich wollte es nicht in aller Öffentlichkeit zeigen. Ich wollte nicht als Memme dargestellt werden, weil ich mir über vieles Gedanken machte, was normale Menschen nicht taten. Ich heulte bei Dinge, die mich verletzten, bei denen ich selbst nicht verstand, warum ich das tat. Alles in allem war ich ein sensibles kleines Mädchen, das auf Aufmerksamkeit aus war.

„Könnt ihr nicht endlich mal, etwas dazu sagen.“, versuchte ich meine Eltern aufzufordern, meine soeben preisgelegte Einsicht zu kommentieren. Sie waren zwar verblüfft, aber war es denn wirklich so abwegig, dass ich auch mal vernünftig werden würde. Es heißt doch so schön „Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn“, oder dachten sie wirklich, dass ich schon schlimmer dran war, als so ein doofes blindes Huhn.

Es kam wieder Regung ins Spiel meiner Eltern, der riesengroße Stein, der ihnen so eben vom Herzen gefallen war, konnte man deutlich hören. Ihre bis soeben zu einem überraschten Ausdruck verzogene Visage, veränderte sich nun in eine erleichterte und von Freude überfüllte Mimik. „Wir haben uns schon gefragt, wann auch du das endlich einsiehst.“, scherzte mein Vater und schenkte mir ein herzliches Lächeln. Meine Eltern waren zum ersten Mal, so richtig stolz auf mich. Ich konnte mich jedenfalls nicht mehr an das letzte Mal erinnern, so lange musste es also schon her sein. Ich hatte wohl die richtige Entscheidung getroffen und dementsprechend, fühlte ich mich auch runderneuert. Schon seit längeren, konnte ich selbst nicht mehr fassen, warum ich so drauf gewesen war oder warum ich etliche Sachen getan hatte, wahrscheinlich nur um meine benötigte Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich war wirklich froh darüber, diese Entscheidung getroffen zu haben, aber kam sie nicht doch vielleicht schon zu spät.

Ich fragte mich ob überhaupt noch jemand etwas mit mir zu tun haben wollte. Auf jeden Fall wüsste ich es Morgen, wenn ich mein neues Ich denen aus der Schule vorgestellt habe, erstickte ich meinen wissensdurstigen Gedanken. Ich ging von einer relativ positiven Reaktion aus, dennoch blieb die Angst der Abweisung, so wie ich es bis heute getan hatte. Einen hatte ich bestimmt noch nicht so sehr vergrault gehabt, dass er nicht mehr mit mir reden sollte. Max konnte ja von all dem, was ich schon angestellt hatte, noch nichts wissen. Ich beschloss mich mit ihm anfreunden zu wollen, dann hatte ich wenigstens schon einen weiteren, außer meinen Eltern, der mir beistand.

Aber bevor er für mich da sein konnte, musste er sich erst einmal auf mich ein lassen und was am wichtigsten war, er musste mich und meine Eigenarten kennen und mögen lernen. Außerdem musste er wissen was ich für einer bis zum heutigen Tag war.

Meine Eltern schenkten mir noch einen erfreuten Blick, bevor sie sich, wie so oft wieder ihren Angelegenheiten zu wendeten. Meine Mutter hatte einen echten Putzfimmel und putzte von morgens bis abends, wenn sie nicht putzte dann sah man sie kochen oder erwischte sie mit einem ihrer alten Bücher in der Hand. Mein Vater dagegen, war wie so viele anderer Männer in einer Ehe, ein Faulpelz von vorne bis hinten. Wäre meine Mutter nicht, würde das Haus nach wenigen Tagen aussehen, wie ein Schweinestall.

Ich verabschiedete mich die Treppe hoch, um in mein wohltuendes kleines Zimmer zu gelangen. Dort angekommen, fuhr ich vorerst meinen Laptop hoch und meldete mich bei meinen üblichen Seiten an, auf der ich die Aktivität in Person war. Auf einer meiner besagten Seiten, blinkte das Zeichen der Mailbox, in der ich eine Freundschaftsanfrage von einem mir unbekannten Member fand. Ich ging auf das Profil, der besagten Person, um zu schauen wer es war und stellte erfreut fest, dass es Max war der mich eingeladen hatte sein Freund zu sein. Ich fühlte mich erleichtert, auch wenn eine Freundschaft auf solchen Seiten nicht viel zählte, war es ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.

Die meisten Leute mit denen ich auf den Seiten befreundet war, kannten mich nicht persönlich. Es war auch besser so, dachte ich mir, sie wussten ja auch nicht, wie ich in Wirklichkeit drauf war und wenn sie es wüssten, wären es deutlich weniger. Ich bestätigte die Anfrage von Max, stellte meine Musik an, legte mich auf mein Bett und fing an zu relaxen. Die Ruhe galt nur kurz, jedenfalls kam mir die verstrichene Zeit kurz vor. Es klopfte an meiner Tür und kurz darauf stand auch schon meine Mutter vor mir, an meinem sicher geglaubten Bett. „Komm essen“, war ihre Aufforderung gewesen und schon war sie wieder aus meinem Zimmer verschwunden. Ich hatte sie wohl nicht rufen gehört durch meine Musik, denn normalerweise war es nicht üblich, dass sie mir eine extra Einladung gab.

Ich schaltete die Musik aus und trat den Weg, die Treppe runter zum Esszimmer an. Bereits auf halbem Wege konnte ich den herrlichen Duft des Essens wahrnehmen und mir lief schon jetzt das Wasser im Mund zusammen. Ich setzte mich zu meinen Eltern an den Esszimmertisch und tat mir eine große Portion der Nudeln und der Bolognese Soße auf. Es war mein Lieblingsgericht und ich könnte es jeden Tag essen. Andere Menschen würden in Sachen wie Champagner oder Geld baden, aber nicht so jemand wie ich. Ich würde lieber, in warmer Bolognese Soße baden, der Gedanke daran war schon lustig, aber wenn man an die Ausführung dachte, war es wirklich ein klein wenig verrückt.

„Danke Mum, hat wie immer großartig geschmeckt“, lobte ich wie immer eigentlich die Kochkünste meiner Mutter. Sie konnte fabelhaft kochen, egal was es war, es war auf den Punkt genau zubereitet. Ich wollte gleich mal mein neues verbessertes Ich austesten und bot meiner Mutter, Hilfe beim abwaschen an, die sie dankend annahm. Während meine Mum das schmutzige Geschirr abwusch, trocknete ich die Sachen, die sie mir reichte ab. ich stellte sie weg in unser schön gestaltetes Küchenregal, an dem noch immer meine gezeichneten Werke der letzten Jahre hangen und wischte den Tisch im Esszimmer ab.

Nach getaner Arbeit verließ ich die Küche durch die Terrassentür nach draußen und legte mich in die von mir selbst angebrachte Liegematte. Ich schaute in den Himmel und beobachtete die vorbeiziehenden weißgrauen Wolken. Ich dachte zurück an meine Kindheit, in der ich dies oft tat. Die unbeschwerte Zeit im Kindergarten oder in der Grundschule, war viel zu schnell vorbei gegangen. An statt genauso, wie damals sich mit Plus und Minus zu beschäftigen, musste ich mich heute beispielsweiße mit Gleichungen und Funktionen befassen. Es war so vieles einfacher gewesen damals, auch wenn nicht alles so ablief, wie ich es gerne gehabt hätte. ich war dennoch zufrieden gewesen, so zufrieden wie ich es heute seit langer Zeit wieder war.

Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn ich merkte erst wieder, wo ich mich befand, als ich zusammenzuckte und anschließend hart auf dem Boden aufprallte. Das werden wieder ein paar schöne blaue Flecken, dachte ich mir und rieb mir die Stellen am Rücken, die anfingen zu schmerzen. Es dämmerte bereits, also musste es schon relativ spät sein, jedenfalls spät für mich, nicht für gewisse andere Leute, die nicht früh aufstehen mussten. Ich richtete mich schleppend auf und begab mich zur Terrassentür um ins nun mehr stille Haus zu kommen. Auf dem Weg durch die Küche schnappte ich mir noch einen Apfel, biss herzhaft hinein und verzog mich die Treppe hoch in mein Zimmer. Mein Funkwecker auf meinem Nachttisch zeigte schon kurz nach 21 Uhr, es war also noch etwas Zeit, bevor ich mich normalerweise schlafen legte. Ich setzte mich auf meinen bequemen Lederstuhl und zappte mich durch das mir so oft nützliche Internet.

Der Suchvorgang nach interessanten Möglichkeiten, die Zeit schneller vergehen zu lassen, unterbrach ich schnell. Es war schwierig bei meiner Internetverbindung und gleichzeitig meiner Geduld, die schnell zu Ende war, etwas Sinnvolles zu finden, stattdessen meldete ich mich bei meinen favorisierten Seiten an. Leider war auch da nicht viel Interessantes passiert und eine Nachricht hatte ich auch nicht zu beantworten, was bei mir eh schon Mangelware war. Ich seufzte und befand mich als ein Hoffnungsloser Fall. Die Tage endeten eigentlich immer so bei mir und so war das auch heute nicht anders als sonst. Ich fing an leicht mit meinen drehbaren Lederstuhl mich hin und her zudrehen, bis ich es als sehr lustig befand und Kreise zog.

Ich unterbrach den Ablauf meines Stuhl-Karussell durch das Ertönen, des Nachrichtentons und wurde neugierig, wer mir denn noch schrieb. Ich wollte nachgucken ob es wichtig war und so stellte ich meine kindischen Sachen erst mal beiseite. Es gab bestimmt noch eine Gelegenheit, wo ich diese wieder aufnehmen konnte.

Ich suchte kurz meine Seiten ab, da ich mir nicht sicher war von welcher, der vielen es kam. Als ich dann aber die Seite gefunden hatte, fand ich tatsächlich eine Nachricht in meiner selten besuchten Mailbox. Sie kam von einer Mitschülerin, die als Streberin der Klasse bekannt war. Sie hieß Erika und war eigentlich eine ganz nette Mitschülerin. Ebenfalls machte sie mich, darauf aufmerksam, dass wir unsere Schwimmsachen morgen ja nicht vergessen sollten, denn bei diesem Wetter, sei es unmöglich, diesen komplizierten Unterricht durch zu führen. Ich bedankte mich bei ihr und fügte noch einen Smiley dazu, für den Spruch, den ich von einer Streberin nicht erwartet hätte.

Ich war schon in Gedanken dabei die Seiten zu schließen, als wieder dieses Nachrichtensignal ertönte.

Die Nachricht war nicht wie als erstes erwartet von Erika, sondern von Max, in der er mich bat, ihm morgen die komplette Schule zu zeigen. Ich willigte kurzerhand ein und gab ihm noch die heiße Information, dass Schwimmsachen morgen benötigt werden, da es ein heißer Sommertag zu werden schien. Wir schrieben noch eine ganze Weile über Unwichtiges und Kleinigkeiten. Auf der einen Seite über die Lehrer der Schule, die er morgen überwiegend alle kennenlernen wird. Und zum anderen über die manchmal nervigen Mitschüler, meiner Klasse. Er freute sich riesig auf seinen ersten richtigen Schultag und er erzählte mir von seinen Vorsätzen für die neue Schule. Das erinnerte mich ein wenig an meinen ersten Schultag, an dem ich auch etliche Vorsätze gehabt hatte, aber bis heute nicht dazu kam überhaupt einen davon zu befolgen. Ich erklärte ihm, wo sich der Raum befand, wo wir morgen den ersten Block Unterricht hätten und verabschiedete mich dann, mit einem einfach ciao ohne eine Reaktion abzuwarten. Ich meldete mich dann von allen offenen Seiten noch ab und verschwand ins Badezimmer um mich bettfertig zu machen. Kurze Zeit später lag ich auch schon im Bett und konnte wunderbar schlafen.

Ich wurde von den ersten Sonnenstrahlen, des neuen morgens geweckt und rieb mir reflexartig den Sand aus den Augen. Es war normalerweise, viel zu früh zum aufstehen, doch irgendwas trieb mich dazu es doch zu tun. Ich schnappte mir ein Handtuch aus meinem ach so tollen Schrank und frische Bekleidung, die ich als angenehm zu tragen, für die warmen Sommertemperaturen befand. Im noch recht kühlen Badezimmer angekommen, entledigte ich mich meiner von der Nacht verschwitzen Klamotten und schaltete die Dusche an.

Während ich darauf wartete, dass die Wassertemperatur angenehm genug war, betrachtete ich mich in unseren großen Badezimmerspiegel. Ich war nicht groß geraten aber auch nicht zu klein, ein gesundes Mittelmaß sagte ich immer, wenn ich gefragt wurde. Jedenfalls befand ich meine 1,75m für einen normalen Mittelwert für mein Alter. Ich hatte blonde kurzgeschnittene Haare, die ich zu bestimmten Anlässen gerne wild stylte, aber für den Alltag lieber so ließ, wie sie waren. Ich hatte ein recht schmales Gesicht, mit ziemlich weichen Gesichtszügen und blau-grauen Augen.

Im Sommer bekam ich immer diese elenden Sommersprossen, die ich überhaupt nicht an mir mochte, aber andere beneideten mich deswegen. Ich besaß außerdem einen recht gut gebauten schlanken Körper. Ich befand mich selbst als ziemlich sportlich, war in einem Fußballverein und lief meine Runden im Park, wenn ich dazu Lust hatte. Es war daher nicht verwunderlich, dass ich dementsprechend einen wirklich gut trainierten Körper hatte. Ich grinste noch mal meinem Spiegelbild zu, bevor ich mich unter die Dusche begab.

Es war mir vor anderen Leuten peinlich zu zugeben, aber ich hatte die schlechte Angewohnheit unter der Dusche zu singen, leider konnte man das auch im Haus hören, wenn man an der Tür vorbei huschte. Nachdem ich mich aus der Dusche begeben, abgetrocknet und mich Alltagstauglich gemacht hatte, zielte ich nun die Küche an. Ich schnappte mir aus dem Kühlschrank einen Joghurt und verspeiste ihn als mein vollwertiges Frühstück.

Ich war kein großer Freund des Essens und so reichten mir immer kleine Mahlzeiten am Tag, um meinen Hunger zu stillen.

Meine Eltern waren bereits aus dem Haus, so nutzte ich die restlichen 15 Minuten, bevor ich los musste, um mich zu entspannen, ohne dass jemand meine Ruhe stören konnte. Ich legte mir schon alles bereit um loslaufen zu können, wenn die Zeit dafür reif war und setzte mich auf die Couch. Ich lauschte den Geräuschen, die wahrzunehmen waren. Ich konnte die Vögel draußen von den Baumwipfeln zwitschern, die Hunde aus der Nachbarschaft bellen und zwei ältere Damen auf der Straße erzählen hören. Wie ruhig es doch sein konnte ohne Eltern.

Ich verließ das Haus in Richtung Bushaltestelle. Ich schlenderte so durch die Gassen und bemerkte erst ziemlich spät, dass jemand meinen Namen rief. „Elias!“, schrie jemand nochmal als dieser mir näher kam und ich drehte mich zögerlich um. Ich schaute in ein Paar blaue Augen, die auf mich zu gerannt kamen. Es war Max gewesen, der mehrmals nach mir, wenn ich es recht überlege laut und deutlich gerufen hatte. „Alles klar bei dir?“, fragte ich den kleineren, worauf ich ein zaghaftes Nicken bekam.

Wir redeten noch über die Stunden die wir heute eigentlich hätten, aber definitiv nicht haben werden und liefen weiter. Es war noch nicht einmal 8 Uhr und das Thermometer lief zu bemerkenswerten Hochtouren auf. 26°C im Schatten hatten wir schon jetzt und der Wetterbericht versprach noch eine deutliche Steigerung zum Mittag hin. Wir kamen gerade an der ziemlich kleinen Bushaltestelle an, die von weiten nicht als solche erkennbar war und da fuhr auch schon der Bus vor.

Es waren nie wirklich viele Schüler unserer Schule im Bus, daher war meistens die letzte Reihe frei, die wir heute auf Wunsch von Max hin ausprobierten. Ich verstand die Menschen nicht, die immer auf der letzten Reihe sitzen mussten, normalerweise sind dort, doch auch keine anderen Sitze, als in den anderen Reihen. Die Fahrt über, die auch schon stolze 30 Minuten betrug, sprachen wir kein einziges Wort, jeder setzte seine Kopfhörer auf und ließ sich von seiner Musik berauschen.

Als wir an der Schule ankamen, war schon einiges los, die üblichen Schülergruppen trafen sich an ihren Stammplätzen und vollzogen ihr Begrüßungsritual. Es war wirklich gut zu erkennen, wer zu welcher Gruppe gehörte, komischerweise sahen, die dann sich auch ziemlich ähnlich aus. Wir drängelten uns durch die ganzen Massen an Schülern durch, die sich mal wieder vor der Eingangstür rum lungern mussten und betraten das Gebäude. Wir liefen an einigen Räumen vorbei und ich erklärte Max, was sich hinter welcher Tür befand. Jedes Mal wenn ich mich bei meiner Führung umdrehte, strahlte er mich mit seinen ziemlich gut aussehenden blauen Augen förmlich an. Ich stellte mir die Frage, ob ich etwas im Gesicht hatte, doch ich sah nichts beim Blick auf mein spiegelndes Handydisplay. Das war mir jedenfalls ziemlich unheimlich, dass er mich so anstarrte.

Ich konzentrierte mich wieder darauf, die Führung abzuschließen, um dann in unseren Klassenraum zu gelangen, bevor die ganzen guten Plätze weg waren.

 

Ich schloss meine Führung, mit dem großen Zimmer am Ende des Flures ab, dem Lehrerzimmer, aus dem gerade unsere Klassenlehrerin raus stolzierte. „Guten Morgen, Frau Engel.“, begrüßte ich unsere von allen gemochte Klassenlehrerin. Sie war eigentlich total cool drauf und daher war sie auch einer der wenigen Lehrer, den ich an der Schule auch sonst immer dem nötigen Respekt erwies.

„Guten Morgen, Elias.“, grüßte sie freundlich zurück und wand sich von mir ab. „Hallo, du musst Max sein, willkommen auf unserer Schule, hoffentlich vergisst Elias nicht dir den Versammlungssaal zu zeigen.“, begrüßte sie etwas forsch Max und schüttelte ihm die Hand. Man sah Max an, dass es ihm unangenehm war hier so gut, wie niemanden zu kennen. Ich wusste noch wie ich am ersten Schultag hier durch das Gebäude unbemerkt rumschlich und keine Ahnung hatte wohin ich musste, damals hätte ich auch gerne jemanden gehabt, den ich schon kannte, der mir gezeigt hätte, wo hier was gewesen war. Frau Engel ließ von Max ab und verschwand einige Räume weiter in dem Büro des Schulleiters. Wir machten uns schließlich auch auf, um zu unseren Raum zu kommen.

Wir kamen in unserem ziemlich großen und recht annehmbaren Raum an, der sich unser Klassenraum nannte. Es waren noch nicht viele Schüler im Raum, daher war es doch recht einfach einen guten Platz zu bekommen. Ich suchte mir eine Doppelbank ganz hinten links in der Ecke aus und wie verständlich ließ sich Max neben mir nieder.

Es klingelte zum Reingehen und kurz darauf strömten unsere Mitschüler in den Raum. Wenig später kam dann auch unsere Klassenlehrerin, in den Raum, die uns berichtete dass wir nur diesen Block hätten und danach uns vor dem Ausgang der Schule versammeln sollten um rüber ins Freibad zu gehen. Damit stieß sie hörbar auf Einverständnis und somit war die Sache auch schon geklärt. Sie verschwand wieder und unser Englischlehrer betrat nun den Raum. Ich konnte Englisch nicht so wirklich, es war mehr so ein Fach wo ich mit Hängen und Würgen durchkam.

Er begann den Unterricht, besser gesagt er begrüßte uns erst einmal gefühlte Stunden und sah dann zu Max. Er kam auf unsere Doppelbank zu und reichte Max die Hand und wünschte ihm viel Glück auf der Schule. Danach sollte Max etwas über sich erzählen, natürlich in Englisch. Ich war erstaunt, wie gut es sich anhörte, wenn er Englisch sprach. Unser Englischlehrer war auch sichtlich erfreut darüber, denn er setzte ein Lächeln auf und antwortete nur ein kurzes „Excellent“ darauf. Wir wiederholten die Zeitformen, wie so oft schon in den letzten Jahren, ziemlich eintönig also. Ich folgte dem Unterricht gar nicht mehr so wirklich, sondern starrte aus dem großen Fenster und beobachtete die vorbeifahrenden Autos.

Ich schreckte auf, als plötzlich vor mir ein Zeigestock auf dem Tisch aufschlug. Unser Englischlehrer machte sich immer gerne ein Spaß daraus, jemanden darauf aufmerksam machen zu müssen, dass es wichtig war aufzupassen. Er riss irgendeinen Witz, den ich akustisch nicht mal verstanden hatte, aber alle anderen fingen an zu lachen, ich war mal wieder die Lachnummer der Nation, in dem Moment.

Meine Laune war wie so oft im Englischunterricht im Keller, oder sogar noch viel weiter unten. Ich wusste genau, dass mich der Lehrer nicht leiden konnte, jedenfalls war ich eins seiner beliebten Opfer, für solche Scherze. Aber wie ist es auch so schön mit schrecklichen Unterricht, auch der geht irgendwann zu Ende, so standen wir auch nicht viel später schon am Ausgang der Schule.

Unsere Lehrerin kam, dann auch nicht viel später aus dem Schulgebäude zu uns und wir liefen zum Schwimmbad rüber. Wir Schüler hatten ein Glück freien Eintritt, da unsere Schule, einer der Sponsoren war. Wir suchten uns ein schattiges Plätzchen, etwas abseits, umgeben von vielen großen Steinen und Hecken aus und hatten schon jetzt viel Spaß.

Ich machte mich auf dem Weg zu den Umkleidekabinen. Max folgte mir den ganzen Tag schon, wie so ein Schoßhund, aber was sollte er auch machen, er kannte ja keinen, also erwähnte ich es auch nicht. Wir kamen an und merkten, wie alle Kabinen belegt waren außer einer einzigen Kabine. Wir entschieden uns, die uns zu teilen, was im Endeffekt, keine so gute Idee gewesen war.

Es war mir fast schon unheimlich, wie peinlich es mir war mich in die Kabine zu begeben. Max wusste wohl auch nicht so recht, ob das in Ordnung war, jedenfalls kam es mir so vor. Letztendlich gingen wir dann aber doch hinein und zogen unsere Klamotten aus, immer bedacht darauf sich vom anderen weg zu drehen. Ich wusste nicht, was mich dazu trieb aber ich musste einfach kurz mal zu ihm rüber schauen. Es war mir so verdammt peinlich, das ich das tat. Max sah in dem kurzen Moment gerade auch zu mir rüber, ich konnte gar nicht sagen, wer peinlicher berührt aussah, wahrscheinlich ich. Ich beschleunigte das Tempo, um hier so schnell wie möglich rauszukommen, ich schmiss mir die Klamotten, nur so über den Leib, in wenigen Sekunden, war ich fertig. Aber ich muss schon sagen, dass Max nicht gerade hässlich war und auch sein leicht trainierter Körper, war nicht von schlechten Eltern, aber was dachte ich denn da und außerdem wie konnte ich nur, ich checkte gerade Max ab, einen Jungen.. Mein Gehirn hatte eindeutig, in den letzten Tage zu wenig Luft abbekommen. Ich sollte mich mehr in der Natur aufhalten, ein Hobby würde mir auch weiterhelfen, denn das ständige rumhocken Zuhause, ging mir auch langsam auf dem Wecker

Ich verließ die Umkleidekabine und wusste gerade echt nicht, warum mir plötzlich so warm geworden war, ich entschied mich, erst einmal dafür mich abzukühlen unter einer der Duschen. Ich sah aus dem Blickwinkel, wie Max sich davonstiehlt, ohne auch nur den Tunnelblick abzulegen. Was war das denn, versuchte er mich jetzt zu ignorieren, oder warum drehte er sich nicht um wenn ich nach ihm rief. Ich war jetzt schon ein bisschen angepisst, wenn es was war, was ich hasste, dann war es Ignoranz und Egoismus, also das was ich bis zu diesem Zeitpunkt eigentlich gewesen war. Ich wollte nie so werden, aber dieser Volltrottel von damals, ließ mir keine Wahl, aber das war Vergangenheit, jetzt ist die Gegenwart und die Zukunft, was zählt. Ich schaltete die Dusche aus und stapfte, wütend auf Max und wütend auf mich selber aus dem geräumigen Haus. Ich wusste nicht warum, aber ich hatte doch eigentlich kein Grund sauer zu sein, oder hatte ich den doch, ich war gerade echt verwirrt und außerdem nervte es mich, dass unsere Mitschüler, wieder über jemanden abziehen musste, ich wusste nur noch nicht über wen.

Ich verließ das Haus und wollte mit Max reden, aber meine kindischen Mitschüler winkten mich kichernd zu sich, was die wohl von mir wollten.

"Hey, was gibt es den zu kichern?", fragte ich in Richtung Gruppe. "Max verhält sich wie eine Schwuchtel, oder fällt dir dass nicht auf?", bitte was sagen, da meine Mitschüler. In normalen Situation, hätte ich mitgelacht, aber ich war nicht mehr so, ich hatte mich verändert, aber hatten sie vielleicht doch Recht. "Nein, wieso denkt ihr das denn?", ich war nicht mehr sauer auf Max und auch nicht mehr sauer auf mich. Ich war sauer auf meine kindischen Mitschüler, die absurde Anschuldigungen aufstellten, für die es nicht im Geringsten Gründe gab. Dementsprechend lag in meiner Stimme wohl auch ein ziemlich genervter und entsetzter Tonfall.

"Guck dir doch mal an, was der für Klamotten und so trägt.", kicherte wieder einer der Gruppe, ich kannte ihn nur zu gut. "Tom, du bist doch nur neidisch.", wie musste sich, dass denn angehört haben, wie konnte ich denn nur, so etwas erwidern. Tom war zwar ein halben Kopf größer als ich, aber er war mir dennoch unterlegen, nicht nur körperlich sondern auch im Geiste war er mir mehr als unterlegen. "Wie bitte? wieso sollte ich denn neidisch auf den sein?, lachte nun Tom los und ich errötete leicht, was war denn schon wieder los, dafür gab es doch jetzt wirklich keinen Grund. Ich wusste nicht genau, was ich darauf antworten sollte, nicht einmal warum ich das gerade überhaupt gesagt hatte. Ich entschied mich dafür, die Gruppe um Tom, einfach da stehen zu lassen und abzuhauen.

Soweit kam ich nur leider nicht. Eine Hand hielt mich an der Schulter fest und drehte mich wieder um. "Elias, bist du vielleicht auch einer von dieser Sorte?" "Tom, noch ein Wort und du liegst auf dem Boden!", brüllte ich den Gegenüber an. Ich kochte vor Wut, aber eigentlich nur weil er mich mit dieser Frage, einfach aus dem Konzept gebracht hatte. Was war wenn er Recht hatte, war ich wirklich.. Nein das konnte nicht sein. Tom nahm seine Hand weg und ließ von mir ab, er kannte nur zu gut das Gefühl von mir eine gekriegt zu haben, schon oft machte er Bekanntschaft, mit meiner Rechten.

Ich zog ohne ihnen noch einen Blick zu zuwerfen an ihnen vorbei, zu meinen Sachen und legte mich auf den Rücken auf mein Handtuch. Ich starrte in den Himmel zu den Wolken. Ich musste einfach nachdenken, zu viel hatte sich in letzter Zeit abrubt geändert und hatte ich mich vielleicht auch in dem Sinne geändert. Meine letzte Beziehung war schon etliche Monate her, aber daran konnte es nicht liegen. Ich war doch glücklich damals mit Jana oder bildete ich mir dass nur ein.

Mein Gedankengang brach ab, als Max vor mir stand und nicht gerade so aussah, als würde er gleich wieder weggehen. Ich richtete mich auf und sah fragend in sein Gesicht, doch es kam keine Antwort. Er reichte mir die Hand, die ich annahm und er zog mich in die Höhe. Er starrte mich kurz an, zeigte mir dann, dass ich ihm folgen sollte und ging dann ohne ein Wort zu sagen hinter die hochgewachsenen Hecken, die in einer Ecke des großräumigen Grundstückes lag.

Hatten unsere Mitschüler doch recht und was sollte das heimlich Getue von Max gerade. Ich haderte mit mir selbst, sollte ich wirklich ihm nachgehen oder es nicht tun.

Ich entschied mich schließlich fürs erstere, einerseits weil ich nicht alleine bei den Sachen rumhocken wollte, andererseits weil ich wissen wollte, ob die anderen Recht hatten, oder nicht.

Hinter der Hecke angekommen, sah ich Max am Boden sitzen. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ich ihm wirklich folgen würde, denn er zuckte zusammen, als ich ihm meine Hand auf die Schulter legte. Ich sah kurzzeitig in sein Gesicht und musste mit ansehen, wie immer neue Tränen aus seinen nun nicht mehr so glitzernden Augen flossen.Ich wollte etwas erwidern doch dazu kam ich nicht.

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass mir einige Mitschüler gefolgt waren und so standen, auch diese jetzt hinter den riesigen Hecken, wo keiner hindurch sehen konnte. "Da ist ja schon wieder das kleine Mädchen, von vorhin!", kam es aus der Menge und wie nicht anders erwartet, war es Tom, der nun auch immer näher kam und schließlich vor uns stehen blieb. Auf einmal kam die ganze Wut, die sich bis eben angestaut hatte, wieder hoch und nicht viel später, hatte Tom meine Faust, erst in seine Magengegend und danach in seine Visage bekommen. Er sackte wie ein nasser Sack zu Boden und ihm floss das Blut, nur so aus seiner Nase, als würde es nie wieder aufhören. Ich erschrak bei seinem schokierenden Anblick, wollte nicht glauben, dass ich das war und hatte riesige Angst. Angst davor Ärger zu bekommen, aber dafür war es jetzt zu spät.

Die anderen Schüler, die sich immer noch um uns versammelt hatten, standen nun aus einer Mischung von Ahnungslosigkeit und Respekt, wie erstarrt an ihren billigen Stehplätzen. Einige von ihnen wussten anscheinend nicht so recht, wie ihnen zu mute war, doch lange überlegen brauchten sie nicht, ich zog an ihnen vorbei, aber nicht ohne vorher Max mit zu zerren, vielleicht etwas unsanft, aber wir mussten hier weg.

Ich ließ Max ohne Beachtung an unseren Sachen stehen und setzte meinen Weg fort zu unserer Lehrerin, der ich berichtete, dass es Max nicht gut ginge und ich ihn nach Hause bringen wollte. Sie widersprach mir nicht und nickte bloß, sie war wohl wieder einmal viel zu sehr damit beschäftigt, den Rettungsschwimmern nach zu glotzen und wollte nicht gestört werden, naja solange sie noch am nächsten Tag wusste, wofür sie zugestimmt hatte.

Mir war einfach gerade nicht zum Reden zumute, daher schnappte ich einfach unsere Sachen und hoffte darauf, dass Max mir einfach folgen würde. Ich wollte gerade durch den Ausgang durch als mich jemand von hinten zu sich drehte. Max funkelte mich aus einer Art Unsicherheit und Traurigkeit an, so wie ich es nur von meinen kleinen Cousinen kannte, wenn sie etwas nicht bekamen, was sie wollten. "Elias, wegen.. vorhin..", fing Max an nur so zu stottern, dass es schon fast einem Wunder glich, dass ich ihn verstand. "Max, nicht jetzt, lass uns erst einmal hier weg.", schrie ich den kleineren an, der darauf zusammenzuckte. "Es tut mir leid, ich wollte dich nicht anschreien, aber bitte, lass uns erst einmal hier weg.", sprach ich nun in einem ruhigen Ton auf Max ein.

"Du denkst auch du kannst, jeden beeinflussen oder?", nun war es Max, der herum schrie, aber ich fand es schon ein kleines bisschen niedlich, wie er da stand und versuchte eine böse Mimik und Gestik auszustrahlen.

"Max, ich.." "Nein nicht immer du! Ich höre immer nur wieder ich von dir, interessiert dich das überhaupt was andere wollen?", mir rutschte das Herz förmlich in die Hose, ich hätte nie damit gerechnet, das so eine Art von Kommentar, mich derart verletzen hätten können. "Max bitte lass uns reden, aber nicht hier, ich will hier weg.", versuchte ich immer darauf bedacht, mir nichts anmerken zu lassen und ihn davon überzeugen, wo anders hin zu gehen. "Elias! Du verstehst es anscheinend nicht, oder willst du es einfach nicht verstehen? Es ist mir scheiß egal was andere von mir halten, es ist mir egal, wenn andere über mich tuscheln und ich habe kein Bock darauf auf dich zu hören und das zu machen, was du willst.", wie tausend Stiche, hatte sich das gerade für mich angefühlt. Noch dazu überkam mich, ein eiskalter Schauer, der sich schlussendlich unangenehm den Weg über den Rücken hinab bahnte.

Warum war Max auf einmal so sauer auf mich, war ich denn wirklich immer noch so egoistisch, wie früher. Es stimmt schon, ich rede wirklich sehr viel über mich selbst, aber war es denn so sehr belastend, wenn ich das tat, dass man mich nach einem Tag schon nicht mehr leiden konnte. Ich schien schon jetzt, die vielleicht letzte Chance, einen Freund zu besitzen, vermasselt zu haben, doch das wollte ich doch gar nicht.

Ich konnte nichts erwidern, ich konnte nicht einmal nachdenken, statt dessen starrte ich einfach nur Max an. Max war die Stille wohl nicht recht, aber was sollte ich denn darauf noch antworten. In meinem Kopf vollzog sich eine Leere, die sich nicht füllen ließ.

Mit einem Ruck riss mir Max seine Sachen aus der Hand und verschwand an mir vorbei und rannte, so schien es mir jedenfalls, dorthin wo er gerade dachte, dass es eine gute Idee war. Ich hoffte nur dass er sich nicht verlaufen würde. Er wusste ja gar nicht, wie viele Sorgen, ich mir um diesen verflixten Jungen machte, aber was sollte er auch von mir denken, wenn er es wüsste. Ich selbst verzweifelte ja schon daran und verstand nicht, was er bei mir auslöste.

Zum ersten Mal, nach vielen Jahren, begannen sich jetzt auch bei mir, allmählich sich Tränen in den Augenwinkeln zu bilden. Ich war durcheinander und das alles nur wegen Max. Ich setzte dennoch nach einiger Zeit meinen Weg fort und kam schließlich Zuhause an, auch wenn ich nicht genau wusste, wie ich gelaufen und wem ich auf dem Weg begegnet war.

Ich schloss die Tür auf und mir fiel sofort die Stille auf. Daraufhin sah ich einen Zettel auf dem Küchentisch liegen. Er war, wie nicht anders erwartet, an mich gerichtet. "Elias, Schatz! Dein Vater und Ich sind für ein paar Tage bei Großeltern, sie hatten einen kleinen Unfall und wir unterstützen sie solange, bis sie wieder können. Mach dir keine Sorgen, wir melden uns."

Naja ein kleiner Trost, war es ja schon ich hatte, immerhin das Haus ein paar Tage für mich alleine, hätte ich Freunde würde ich diese natürlich einladen, aber dies war ja leider nicht der Fall. Ich ging durch die Küche und schaute in den Kühlschrank. Immerhin musste ich die Tage wahrscheinlich auch nicht mehr einkaufen, der Kühlschrank war fast voll und somit würde ich auf jeden Fall nicht verhungern und verdursten.

 

Ich schloss die Kühlschranktür, schob die Terrassentür einen Spalt auf und ging gerade auf meine Hängematte zu, als es an der Tür klingelte und nicht mehr aufhören wollte zu klingeln. Ich dachte erst, es wäre nur eine Nachbarin, die nach dem Rechten sehen sollte oder so, aber mit der Person, die im Endeffekt dort an der Tür stand, hätte ich am aller wenigsten gerechnet.

Max stand wie ein Häufchen Elend vor unserer Haustür. Ich wusste nicht, wie ich diese komische Reaktion von ihm finden sollte, zumal er mich noch vor wenigen Stunden, im Schwimmbad total zusammen gefahren hatte.

"Was machst du hier?", fragte ich den kleineren Jungen vor mir, der immer kleiner zu werden schien. Ich bekam keine Antwort, sondern er trat einfach, an mir vorbei ins Haus ein. Was sollte das, ich hatte ihn nicht darum gebeten einzutreten, geschweige denn hatte ich nicht erwähnt, dass ich ihn überhaupt sehen wollte. "Max! Ich habe dich etwas gefragt." Er reagierte endlich und drehte sich zu mir um, ehe er seinen Mund öffnete und wieder schloss, ohne etwas erwidert zu haben. Konnte er bitte mal etwas sagen, mich beunruhigte diese Stille. Ich trat einen Schritt, nach den Anderen auf ihn zu, bis ich genau vor ihm stand und ihn gerade schütteln wollte. Er sollte endlich etwas sagen, aber nein mal wieder, war es nicht die Reaktion, die ich aus ihm rauskitzeln wollte, die ich bekam.

Von ein auf den anderen Moment, wurde ich am Nacken gepackt und runter gezogen, bis zwei weiche Lippen, die meine berührten. Ich war geschockt und entsetzt zu gleich, was tat Max da. "Ich riss mich förmlich los, mein Kopf wurde heißer und heißer, er schien fast vor Scham zu platzen. "Elias.. Es tut mir leid, ich.. also.." "Max, es ist besser, wenn du jetzt gehst.", währenddessen Max mein Haus verließ, bewegte ich mich keinen Zentimeter. Ich war wie auf der Stelle festgeklebt. Erst als die Tür ins Schloss fiel und ich mir sicher war, wieder alleine zu sein, glitt ich die kalte Wand, an der ich lehnte, zum staubigen Boden hinab.

Was war gerade passiert und wieso bin ich, noch nicht einmal schockiert darüber. Aber warum küsste Max mich einfach, er dachte doch nicht wirklich, dass ich es erwidern würde, oder vielleicht doch. Was passiert nur zurzeit, es war einfach zu viel für mich in letzter Zeit. Ich weiß auch, dass es noch nicht zu Ende war, denn jetzt beginnen die richtigen Probleme. Wie sollte ich mich Max gegenüber verhalten, nachdem was er tat. Warum machte ich mir darüber Gedanken, es war doch seine Schuld, ich hatte nicht um den Kuss gebeten. Ich beschloss erstmal eine kalte Dusche zu nehmen, um wieder klaren Gedanken fassen zu können.

Ich genoss das Wasser, welches sich seine Bahnen über meinen Körper zog. Das Wasser ließ mich entspannen und das, von eben schließlich verdrängen. Ich betätigte den Wasserhahn und schaltete das Wasser ab. Dann tapste ich aus der Duschkabine rüber zum großen Spiegel. Ich betrachtete mich ausführlich, auf jeden Fall, konnte ich mich nicht beklagen. Allerdings müsste ich mal wieder zum Friseur, beschloss ich kurzerhand und ging zum Badezimmerschrank. Ich band mir nur ein Handtuch, um die Hüfte und entschied mich dazu, mir etwas zu essen zu machen.

Ich schlängelte mich die Treppen hinunter in das Erdgeschoss und fand mich schließlich in der Küche vor. Ich zog einige Schränke auf und schaute nach Möglichkeiten, die sich machen ließen. Ich entschloss mich dazu irgendetwas mit Nudeln zu machen, daher setzte ich vorerst Wasser auf, wenig später folgte ein kleinerer Topf, in der ich eine Käsesoße zubereiten wollte. Eine gute halbe Stunde später saß ich mit Gabel und vollgepackten Teller vor dem Fernseher im Wohnzimmer.

Wie so oft lief auch am heutigen Tag, nichts wirklich Interessantes, so entschied ich mich für eine Art Familiensendung, die sich am Ende doch gar nicht so schlecht entpuppte, wie ich am Anfang dachte. Ich blieb noch eine Weile so liegen, wann hatte man, schon mal die Gelegenheit, nur mit Handtuch bekleidet, einfach einmal zu relaxen. Die folgenden Sendungen wurden dann aber immer schlechter, also entschied ich mich dazu, den Fernseher auszuschalten und mein dreckiges Geschirr abzuspülen. Ich schnappte mir noch eine Flasche Wasser, ehe ich aus der Küche verschwand.

Es war mittlerweile schon 19 Uhr als ich in meinem Zimmer ankam. Ich hatte weder groß Lust, den Laptop an zu schalten, noch überhaupt etwas anderes zu machen. Ich verließ also mein Zimmer wieder und kam einige Minuten später, wieder in das Zimmer hinein und war fertig zum Schlafen. Der Tag hatte es schon irgendwie in sich, daher war ich dafür, endlich mal, wie so oft schon geplant, doch nie gemacht, früher schlafen zu gehen. Es dauerte auch nicht lange, da war ich im Traumland verschwunden.

Ich befand mich im Klassenraum, um mich rum alles Mitschüler. Ich stand an einem Tisch und konnte mich nicht bewegen. Max betrat den Raum und lächelte mich an und kam genau auf mich zu, ehe er mich wieder küsste. Plötzlich verschwand Max und alle Mitschüler fingen an zu kichern. Alle lachten sie, machten Witze und zeigten mit den Finger auf mich.

Ich schreckte auf, es war nur ein Traum, aber was sollte mir dieser Traum sagen. Auf jeden Fall, hatte der Traum eine Wirkung hinterlassen. Das ist doch jetzt nicht war oder, warum war das Bett, denn plötzlich nass. Das ist mir doch seit Jahren nicht mehr passiert. Mir war das abgöttlich peinlich, aber aufstehen musste ich jetzt so oder so. Ich zog das Bettzeug ab, suchte mir neues aus dem Badezimmer zusammen und wenig später konnte ich mich wieder schlafen legen. Nur schlafen konnte ich nicht mehr, also richtete ich mich auf und schaute aus dem Fenster. Es war kurz nach 3, ich hatte also eigentlich noch 3 Stunden zum Schlafen aber egal, dachte ich mir. Mein Handy leuchtete auf und zeigte eine SMS an.

Ich war noch etwas geblendet und konnte anfangs nicht entziffern von wem sie kam. Bis ich dann nach etlichen Sekunden es doch erkennen konnte. Doch diese Nummer war mir fremd. Ich öffnete die SMS und fing an zu lesen, es war ein halber Roman, der sich mir da offenbarte. Schluss endlich kam ich dann aber auch darauf, von wem sie war, aber das konnte doch jetzt wirklich nur ein Scherz sein.

 

„Elias, kannst du auch nicht schlafen?“

Was sollte denn das jetzt?

Spioniert er mich jetzt etwa und hat hier irgendwo im Raum Kameras angebracht? Wieso weiß er, dass ich noch wach bin und wirklich nicht schlafen konnte, davon abgesehen, dass wenn ich geschlafen hätte die Nachricht gar nicht mitbekommen hätte. Ich ließ mir mein Handy durch die Hände hin und her gleiten, es vergingen Minuten des Überlegens. Ich überlegte ob ich denn antworten sollte oder es nicht tun sollte, eigentlich wollte ich mich ja nicht mehr melden, aber irgendetwas in mir sagte, dass ich das gefälligst tun musste. Aber jemand anderes kam mir zuvor, denn erneut blinkte mein Handy und wieder leuchtete die gleiche Nummer auf dem Display auf.

„Es tut mir leid wenn ich dich geweckt habe, aber ich muss unbedingt mit dir reden, also bitte antworte mir doch. Ich muss das von vorhin unbedingt klären, es lässt mir einfach keine Ruhe und ich hoffe das du mit mir noch redest.“

 

 

 

 

 

 

Impressum

Texte: Alle Recht liegen bei mir
Bildmaterialien: Google
Lektorat: Ich selbst (:
Übersetzung: -
Tag der Veröffentlichung: 08.11.2013

Alle Rechte vorbehalten

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