Cover

You're so hypnotizing
Could you be the devil? Could you be an angel?
Your touch magnetizing
Feels like I am floating, leaves my body glowing
Katy Perry - E.T




1.Freunde,Idioten und Ich.

Die St. Ignatius College Preparatory School in Chicago. Dort ging ich zur Schule und war die größte Null der Welt. Doch machte mir das wenig aus. Ich war halt anders und das wollten die Meisten einfach nicht verstehen. Hier auf dieser Schule waren meist solche Leute, die das Geld von Mama und Papa in den Arsch gesteckt bekamen. Die nur Markenklamotten trugen, die hauptsächlich aus toten Tieren bestanden. Aber gab es auch normaler Menschen (sie waren selten aber sie gab es dennoch) und diese Leute waren meine Freunde.
Sie trugen die wunderbaren Namen Diana, Lisa, Hannah, Pierre, Kevin und Zero. Wir waren schon immer die dicksten Freunde gewesen und machten alles zusammen. Wir trafen uns nach der Schule und hatten fast alle Fächer zusammen. Ich liebte sie wie meine eigenen Geschwister...
Jetzt aber zu meiner Person. Ich bin Kelly. Kelly Circel, 16 Jahre jung und total verrückt. Ich lebe seit meinem siebten Lebensjahr bei meiner Tante, da meine Eltern bei einem schlimmen Unfall gestorben waren. Wenn ich ehrlich war, dann hatte ich kaum noch Erinnerungen von sie. Ich war einfach zu jung gewesen und ich wollte sie nicht vermissen. Ich wollte einfach ein ganz normal Leben und das hatte ich jetzt schließlich auch. Wie schon gesagt, war meine Clique und ich nicht besonders „Inn“ in der Schule. Wir passten einfach nicht zu den Anderen. Unsere Lebensart und unser Aussehen ließ uns schon wie „Außenseiter“ wirken.
Ich bin knapp ein Meter siebzig groß und schlank, habe lange mahagonifarbene Haare und ein rundes Gesicht das von großen blauen Augen geziert wird. Mein Kleidungsstil ist für die Meisten hier … gewöhnungsbedürftig. Meistens trage ich kaputte Hosen und große Shirts. Ich war noch nie das Mädchen, dass Röcke und Schminke trug.
„Kelly? Man Kelly komm wieder zurück auf die Erde“, rief mich Diana unsanft wieder zurück in die Realität.
„Was ist denn?“, nuschelte ich und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Ich hasste es beim schlafen gestört zu werden, mehr sogar als wenn man mir meinem Jogurt weg aß.
„Es hat geklingelt. Hast du das gar nicht gehört?“, hakte sie und packte ihre Schulbücher ein.
„Nein, ich war gerade wo anderes gewesen“, brummte ich und erhob mich langsam. Müde und noch ein wenig verschlafen packte ich meine Sachen ein und warf mir meinen Rucksack auf den Rücken. Gerade als ich mit Diana den Klassenraum verlassen wollte, wurde ich zurück gerufen.
„Kelly, kommst du mal bitte zu mir!“.
Genervt drehte ich mich um und lief zurück zum Lehrerpult an dem die kleine, dicke Miss Humer saß. Ihre kurzen, dunkelroten Locken machten ihr dickes Gesicht noch breiter und betonten wunderbar ihr Doppelkinn. Und nun versuchten ihre Augen, die hinter einer dicken Hornbrille versteckt waren, mich böse anzufunkeln.
„Was ist denn?“.
„Du hast mal wieder den ganzen Unterricht über geschlafen, junges Fräulein. Und trotzdem sind deine Noten exzellent“,sagte sie tadelnd und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Laut stieß ich die Luft zwischen meinen Lippen hervor und legte eine Hand in die Hüfte.
„Na ja, bei Ihrem Unterricht ist das wirklich kein Wunder, dass ich einschlafe. Haben Sie sich schon mal zugehört?“, gab ich frech zurück und grinste sie breit an. Natürlich wusste ich, was jetzt kommen würde. Miss Humer wurde knallrot und verzog ihren Mund zu einem dünnen Strich.
„Kelly! Nachsitzen!“, schrie sie und stand schnell auf. Ihr großer Busen sprang dabei auf und ab und ich konnte mir mein Kichern nicht verkneifen. Tränen schossen mir in die Augen und ich konnte mir gerade noch eine Hand auf den Mund legen, damit ich ihr nicht frontal ins Gesicht lachte. Mit einem glühenden Kopf, kehrte ich meiner Lehrerin den Rücken und schlenderte auf die Klassentür zu.
„Heute Nachmittag erwarte ich dich!“, schrie sie mir noch nach, als ich die Tür zuschlugen und zu Diana ging die an der Wand gelehnt stand.
„Kelly, Kelly, Kelly“, seufze sie gespielt tadelnd und richtete sich auf.
„Was?“.
„Schon vergessen? Wir wollten heute shoppen gehen. Aber wenn du jetzt nachsitzen musst...“, setzte sie an. Kurz sah ich mich um. Die Gänge waren schon leer und alle Schüler befanden sich auf dem Schulhof. Wir liefen durch den Ausgang, der auf den Schulhof führte und sahen uns um.
„Oh … Ich komme später einfach nach“, hauchte ich schulterzuckend und ging zu unserem gewohnten Platz. Dort saßen bereits alle meine Freunde und sprachen wild durcheinander. Gelassen setzte ich mich neben Zero und drückte ihm ein Kuss auf die Wange. Zero war mein aller bester Freund von den Jungs. Wir kannten uns schon am längsten und wohnten nebeneinander. Er war größer als ich und relativ schmal gebaut. Was aber nicht bedeutete, dass er schwach war. Zero war in der Boxgruppe unserer Schule und einer der Besten. Sein blondes Haar das ihm in die Augen fiel, die in der wunderbaren Farbe Anthrazit funkelten, sahen mich neugierig an.
„Hey Kleine“, begrüßte er liebevoll und lächelte mich freundlich an. Neben ihm saß Lisa. Sie war ein wenig molliger und doch einer der nettesten Personen die es auf der Welt überhaupt gab. Sie hatte lange blonde Haare und eisblaue Augen. Sie hatte sich gerade Kevin zugewandt und merkte gar nicht, dass Diana und Ich gekommen waren.
Pierre und Hannah saßen eng umschlungen nebeneinander und knutschten sich wie immer ab. Sie waren jetzt schon seit drei Wochen ein Paar und gingen jedem auf die Nerven. Eigentlich war einer unserer Regeln, dass wir mit keinem aus unserer Clique etwas anfingen. Doch was konnte man schon machen, wenn man sich in einander verliebt hatte?
Leise seufze ich und drehte mich zu Zero, der mich noch immer mit einem Lächeln ansah.
„Und wie war Politik gewesen?“, hakte er nach und stopfte sich eine Traube in den Mund.
„Na ja, ich habe nicht viel mitbekommen, deswegen muss ich auch nachsitzen“, gab ich zurück und klaute mir einen von seinen grünen Trauben. Empört sah er mich an. Die Augen leicht aufgerissen.
„Kelly, ich dachte wir wollten uns heute alle treffen“.
„Ja, ich weiß. Aber ich komme einfach später nach. Ist doch egal ob ich um drei da bin oder um vier“, flüsterte ich leise und schaute mich auf dem Schulhof um. Überall um uns herum waren diese Schnösel. Ordentlich angezogen und alle am lachen. Meist saßen die „Beliebten“ an den besten Plätzen und aßen miteinander. Ich hatte mich schon immer gefragt, warum dort keiner Geige spielte um die Atmosphäre angenehmer zu machen.
Noch immer schweifte mein Blick über den Schulhof, als ich schließlich an einer großen Blondine stoppte. Eigenartig, dass immer diese blonden Mädchen - die beliebten Cheerleader - die Zicken waren. Und genau das war Bibi. Sie war der Teufel in Person. Blond, groß und blaue Kulleraugen. Dazu noch ihre wunderschöne Cheerleader-Uniform die sie voller Stolz trug. Nicht zu vergessen die kleine Horde Klone zu ihrer Rechten.
Gerade lachten sie alle so gekünstelt auf, als mein Blick auf den großen dunkelhaarigen Junge fiel der vor Bibi stand und lächelte.
Sein Name?!
Darren Poree.
Mädchenscharm, Herzensbrecher, Arschloch und Schülersprecher persönlich. Sein kleines arrogantes Lächeln auf den Lippen, die übrigens perfekt waren wie alles andere an ihm, und seine Augen die wie gebannt auf Bibi lagen, sie leuchteten in einem unergründlichem grau/grün und ließ mein Herz im Dreieck schlagen, waren einfach atemberaubend. Ich mochte diesen Typen nicht. Doch hatte er wirklich wunderschöne Augen.
„Starrst du wieder diesen Darren an?“, hörte ich Zero neben mir zischen. Schnell drehte ich mich ihm wieder zu und funkelte ihn wütend an.
„Nein, ich habe mir Bibi angeguckt. Findest du nicht auch, dass diese Uniformen viel zu kurz sind?“. Mit einem Schulterzucken wandte sich Zero seinen Trauben zu und fing an mit Pierre zu reden.
Genervt von Zeros andauernde schlechte Laune, wenn ich Darren einmal ansah, verdrehte ich die Augen und schaute zu Hannah die sich endlich mal von Pierre gelöst hatte.
„Also kommst du Heute später?“, fragte sie nach und fuhr sich durch ihre rote Lockenpracht.
„Ja, Miss Humer wird mich nachsitzen lassen“, entgegnete ich und kratze mich am Hinterkopf. Eifrig nickte Hannah und fing an zu lachen. Verwirrt und mit einer gewissen Unruhe sah ich sie fragend an. Was war daran so lustig? Ich musste schon öfter nachsitzen.
„Was?“, hakte ich bissig nach.
„Nichts, nichts. Nur muss Darren Poree – dieser bezaubernde Junge - auch nachsitzen“, lachte sie und hielt sich den Bauch.
„Och nö“.
„Doch. Er hat jetzt drei mal seine Hausaufgaben vergessen und ja … du tust mir leid, Süße“, kicherte sie weiter und kriegte sich nicht mehr ein.
Super!
Ich würde mit diesem Dummkopf in einem Raum sitzen und das ganze 45 Minuten lang. Bei uns an der Schule war das so: alle Schüler - die nachsitzen mussten - kamen nach dem Unterricht in einem Raum und mussten dort alle zusammen den Unterricht nachholen. Und da ich mal wieder so dumm war und meine Klappe nicht halten konnte, konnte ich mich jetzt auf knapp eine Stunde mit Darran freuen.
Begeisterung!
Das laute Klingeln der Schulglocke ertönte und die Freiheit war Geschichte. Langsam stand ich auf und schob mir noch eine Traube in den Mund, bevor Zero sie wegpackte.
„Was haben wir jetzt?“, fragte ich in die Runde und hoffte, dass mir jemand sagen konnte, was ich jetzt für ein Unterricht hatte.
„Du hast mit mir Spanisch“, gab Zero die rettende Antwort und sah mich ausdruckslos an. Irgendetwas stimmte heute nicht mit ihm.
Mit Falten auf der Stirn, gingen Zero, Hannah und ich schließlich zum Spanischunterricht. Es war eins der wenigen Fächer die ich mochte.
Eilig setzte ich mich auf den dritten Platz in der zweiten Reihe neben Zero und seufze leise. Zu meiner Linken saß Julia. Sie war ein kleines schüchternes Mädchen, dass nicht wirklich Freunde hatte. Sie war still und sprach nicht mit mir. Also war sie mir egal. Als der junge Mister Gabsen in die Klasse kam, lächelte ich automatisch. Er war ein toller Lehrer, weil er nie nach Unterricht benotete (oder nur selten) sondern nach Arbeiten und in diesen war ich tausend mal besser.
„¡Buenos días!“, begrüßte er uns und setzte sich an seinen Tisch.
Ein herzliches „¡Hola“ ging durch die Klasse und der Unterricht begann. Mister Gabsen gestaltete den Unterricht interessant und hatte einen der ruhigsten Unterrichte. In den letzten zehn Minuten stellte er Fragen und bei jeder von ihnen zeigte ein Typ auf und das war … Darren.
Ich verfluchte es, dass er in dem gleichen Kurs wie ich war. Denn ich verabscheute das Schnöselgehabe was er drauf hatte aber jeder Lehrer liebte.
„Die richtige Antwort ist: Voy a encontrar mi verdadero amor.“, sagte er mit dieser Stimme die mir die Nackenhaare aufstellen ließ.
„Sehr gut!“, lobte ihn Mister Gabsen und schloss sein Buch demonstrativ.
Pffff … Ich werde meine große Liebe finden … was für ein Schwachsinn.
Jeder wusste doch. dass er was mit Bibi am laufen hatte und das nicht gerade jugendfrei. Keiner der Beiden bestätigte das sie ein Paar waren, doch wusste jeder auf der Schule, dass sie es schon ganz heiß hier getrieben hatten. In der Turnhalle, in der Umkleide, im Schwimmbad und an anderen Orten die noch unbekannt waren. Das war echt ekelhaft. Er war gerade mal zwei Jahre älter als ich. Achtzehn. Einfach abartig.
Nicht das ich noch nie Sex gehabt hatte - ganz im Gegenteil - doch würde ich es echt schäbig, wenn jeder davon wüssten würde.
„Gut, ihr könnte jetzt auch gehen. Ihr habt alle heute super mitgemacht. Hasta mañana!“, rief Mister Gabsen und verließ den Klassenraum. Mit einem lauten Seufzen packte ich meine Klamotten ein und machte mich auf zum Sportunterricht.


2.Was für ein Arsch!


Unruhig saß ich auf meinem Stuhl und tippte mit meiner Fußspitze ungeduldig auf dem Boden herum. Die Schule war leer. Nur noch die Schüler die nachsitzen mussten waren noch hier und was für ein Wunder … Ich saß hier ganz alleine in diesem riesigen Raum. Pardon. Das stimmte nicht so ganz. Ich saß hier alleine mit dem Schnösel. Wirklich kein anderer hatte heute eine extra Stunde. Nur er und ICH! Warum nur?
Ein leicht blutiger Geschmack breitete sich in meinem Mund aus. Ich sollte es wirklich lassen auf meiner Lippe herum zubeißen bis sie blutete.
Mit einem lauten Seufzen ließ ich den Stift in meiner Hand fallen und starrte nach vorne an die Tafel. Ich spürte den stechenden Blick von Miss Drops, doch probierte ich sie so gut wie möglich zu ignorieren.
Tick, Tack, Tick, Tack, Tick, Tack …
Die große schwarze Uhr über der Tür machte diese Situation noch unerträglicher. Ich wollte mich bewegen. Einfach weg von hier. In diesem Raum gab es eine Spannung die mir absolut nicht gefiel. Sie war erdrückend.
„Ihr Beiden, ich habe etwas vergessen. Könnt ihr mir vielleicht etwas aus dem Keller holen? Wenn ihr das macht könnt ihr auch nach Hause gehen“, meldete sich Miss Drops mit ihrer alten Stimme und ließ einen kalten Schauer über meinen Rücken laufen.
Mit einem schnellen Blick über meine Schulter sah ich für einen kurzen Moment in diese wunderbaren Augen, bevor ich wütend zu der alten Frau starrte.
„Natürlich!“, hauchte Darren und erhob sich. Sein Stuhl kratze über das alte Holzlaminat und hinterließ bestimmt unschöne schwarze Streifen.
SCHMELEIMER!
In Schneckentempo erhob ich mich und ging zur Tür, blieb dort stehen und lehnte mich gegen den Türrahm, die Hände verschränkt.
„Was können wir den für Sie holen, Miss Drops?“, fragte er zuckersüß nach und lehnte sich zu der alten Frau vor. Bestimmt klimperte er mit seinen langen Wimpern die so lang und schwarz waren, dass ich neidisch wurde. Aber das wusste ich nicht, da er mit dem Rücken zu mir gewandt stand.
„Ähm … ein Buch. Es müsste hinten im Keller sein. Hier ist der Schlüssel. Wenn du das Cover siehst, erkennst du es schon“, erklärte sie und drückte ihm einen Schlüssel in seine großen Hände. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht ging er an mir vorbei und hinterließ einen unglaublichen Duft. Kurz rollte ich die Augen und lief ihm schließlich langsam hinterher. Musste das jetzt wirklich sein?
Elegant, und irgendwie sexy, lief er dort vor mir her, bis er schließlich um die Ecke bog und seine gerade Haltung fallen ließ. Seine Schultern fielen unerwartet nach unten und als er sich zu mir drehte war dort kein Ich-bin-so-toll-Lächeln mehr auf seinem Gesicht. Es war verschwunden. Genau wie seine ganze positive Ausstrahlung.
„Oh mein Gott, wo ist dein Sunnyboylächeln?“, fragte ich sarkastisch nach und ging an ihm vorbei. Er sagte nichts. Er ignorierte mich schlicht und einfach.
Mit kleinen Schritten ging ich die lange Treppe hinunter, immer dunkler wurde es je weiter ich hinunter ging. Bei jedem Schritt kam ich der Dunkelheit näher. Gab es hier denn kein Lichtschalter hier unten?
Cool und gelassen schlenderte ich den kleinen Weg entlang, als ich unten angekommen war, und sah mich suchend nach Darren um. Er hatte schließlich diesen doofen Schlüssel.
„Darren?“, fragte ich nach einiger Zeit als ich nichts fand. Hatte er sich aus dem Staub gemacht? Ein paar mal drehte ich mich um meine eigene Achse. Doch war es hier viel zu dunkel. Ich konnte meine eigene Hand vor den Augen nicht sehen. Das war doch jetzt ein schlechter Scherz.
„Darren, das ist nicht lustig“, reif ich genervt und ging einen Schritt nach hinten. Gerade als ich mich umdrehen wollte, packte mich eine große kalte Hand an der Schulter. Erschrocken und mit einem leisen Schrei, sprang ich auf und klammerte mich an Irgendetwas. Es war warm und doch hart. Der Geruch war atemberaubend!
Mein Körper zitterte und ich musste sagen, dass ich mir beinah in die Hose gemacht hätte. Was aber natürlich verständlich war, wenn man bedacht, dass es hier stockdunkel war und eine Hand plötzlich auf meiner Schulter lag.
Erst vernahm ich ein angenehmes Vibrieren und dann erst hörte ich ein kehliges Lachen das viel zu nah war. Ich hatte meine Augen weit aufgerissen und meine Hände noch immer in dieses Etwas festgekrallt, als das Licht anging und ich erkannte an Was ich mich dort festhielt.
Es war ein Hemd. Ein schwarzes Hemd, dass zu einem dunkelhaarigen Jungen gehörte der mich jetzt mit einem breitem Lächeln an sah.
„Na, jetzt hast du nicht mehr so eine große Klappe. Was für ein Wunder“, lachte er und blickte zu mir hinunter.
Darren war knapp einen Kopf größer als ich und von hier unten und so nah …
Mit einem großen Schritt nach hinten, löste ich mich von ihm und streckte ihm die Zunge raus.
„Das war gemein“, stammelte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Was fällt diesem Typen ein? Ich kannte ihn schließlich gar nicht und dann so etwas mit mir abzuziehen war scheiße.
„Das Leben ist gemein. Dinde dich damit ab, Kleine“, sagte er schulterzuckend, ging an mir vorbei und schenkte mir noch ein kleines Zwinkern.
Regungslos blieb ich an Ort und Stelle stehen, atmete flach und hoffte, dass ich irgendwann wieder Gefühl in meine Beine bekam. Erst als ich schließlich das laute Quietschen einer alten Tür hörte und mir erneut ein Schauer über den Rücken lief, konnte ich mich wieder bewegen. Würde gleich diese Tür hinter uns zufallen wenn ich im Keller wäre und würde nicht mehr aufgehen, wäre es wie in einem Horrorfilm. Solch einen der hervorsehbar und überhaupt nicht gruselig war und trotzdem immer wieder angesehen wurde. Der Inhalt war immer das Gleiche. Das kleine unbeliebte Mädchen, dass mit dem beliebtesten Typen aus der Schule, in einem Raum eingesperrt war aus dem sie nie wieder heraus kamen …
Kurz verzog ich meine Mundwinkel nach unten und drehte mich zu Darren um, um ihm Kontra zu geben als dieser schon in dem kleinem Keller verschwunden war.
Tief atmete ich durch und betrat den kleinen stickigen Raum. Darren stand an einem Regal und durchsuchte die Bücher. Immer mal wieder klappte er eins auf und sah hinein. Woher wusste er bloß welches Buch Miss Drops haben wollte?
„Wie sieht denn das Buch aus? Dann könnte ich mithelfen zu suchen“, fragte ich schlaff nach und probierte meine Wut von gerade hinunter zu schlucken. Wieder ignorierte er mich. Wow, das konnte er wirklich gut!
„Hallo? Kleiner Schnösel, wenn du mir schon nicht sagst, nach was wir suchen müssen. Dann mach mal bitte schneller, ich will noch weg“.
So schnell, dass ich die Luft anhielt, drehte sich sein Kopf zu mir und seine grauen Augen funkelten mich mit einem solchen Feuer an, dass ich weiche Knie bekam. Doch hielt ich dem Druck stand und ließ meine Fassade nicht bröckeln.
„Unerzogene Tusse“, zischte er und widmete sich wieder einem Buch. Tusse? Hatte er mich gerade wirklich Tusse genannt? Das ging eindeutig zu weit.
Mit den Händen in der Hüfte, stampfte ich auf ihn zu und blieb direkt hinter ihm stehen. Mein Fuß hob sich leicht und … ups. Da lag er schon auf dem Boden. Was so ein kleiner Tritt in den Hinter alles so bewirkte.
Verdutzt und sichtlich verwirrt sah er mich an. Oh mein Gott. Er sah so süß aus, wenn er verwirrt war. In Ordnung ich sollte meine Klappe mal halten. Das da auf dem Boden war ein Arschloch und ich mochte ihn nicht. Doch hatte er eine tödliche Waffe … sein Aussehen. Er war zum anbeißen. Aber leider ein Macho durch und durch.
„Was sollte das?“, fauchte er zornig und erhob sich. Vorsichtig klopfte er sich den Staub von der Designerjeans und zog die Stirn in Falten, als er mich wieder ansah.
„Das kommt davon wenn man(n) mich Tusse nennt“, gab ich zurück und funkelt ihn an. Ich wusste, dass mein Funkeln nicht viel brachte, da ich es einfach nicht konnte. Doch probieren konnte man es doch mal.
„Super … “, brummte er und nahm sich ein Buch aus dem Regal. Schnell klemmte er es sich unter dem Arm und ging an mir vorbei, durch die Tür und schloss diese. Als die Tür zufiel, ging das Licht aus und ich stand im Dunkeln. Wieder einmal …
Schnell lief ich zu der schweren, alten Tür und klopfte mit der Faust fest gegen sie. Das Geräusch von Schlüsseln ertönte und ich war eingeschlossen. Verdammt!
„Mach auf! Man Darren, mach diese behinderte Tür auf!“, schrie ich und probierte fester mit meinen Fäusten gegen die Tür zu schlagen.
Ein leises Knacken ging von meiner rechten Hand aus und augenblicklich zog sich ein stechender Schmerz durch sie. Wütend fluchte ich vor mich her und klopfte mit einer Hand weiter. Was für ein Arsch war dieser Darren, bitte? Er schloss mich ein, erschreckte mich zu Tode und beleidigte mich.
Was würde noch kommen?
„Darren … “, setzte ich gerade an als ich von ihm unterbrochen wurde.
„Ich lasse dich raus, aber nur unter einer Bedingung“, sagte er zuckersüß und ich hörte sein leises Lachen. Laut seufze ich und fuhr mir durch die Haare. Die Anderen machten sich bestimmt schon Sorgen.
„Und die wäre?“, hakte ich genervt nach und ließ meine Hand sinken.
„Ein Kuss!“. Ich konnte nicht anders und brach in lautes Gelächter aus. Als ob ich ihn küssen würde. Diesen Schnösel.
„Und?“, hakte Darren nach.
„Ganz bestimmt nicht. Küss du mal deine Bibi“, entgegnete ich und ließ mich mit dem Rücken gegen die Tür fallen. Meine Hand schmerzte und das nicht von schlechten Eltern. Bestimmt war sie schon ganz dick und lila.
„Na gut, dann nicht. Ich werde dann jetzt gehen“, sagte er und entfernte sich von der Tür. Ich wusste, dass er nur so tat als würde er gehen und mich alleine lassen. Aber wollte ich es nicht darauf ankommen lassen.
„In Ordnung!“, rief ich schnell aber leise. Alleine die Vorstellung Darren zu küssen war so unnormal, dass ich anfing zu kichern. Aber so weiche Lippen wie seine wollte bestimmt jedes Mädchen küssen.
Schon ging die Tür auf und er stand selbstsicher vor mir. Noch immer hatte er das Buch unter seinem Arm klemmen. Gut ich würde jetzt voller Optimismus ins Verderben rennen … Moment mal. Warum wollte er mich überhaupt küssen?
„So … “, seufze er schon beinah und zog mich vorsichtig an der heilen Hand aus dem Raum. Verführerisch beugte er sich zu mir und schloss hinter mir die Tür ab. Regungslos und stoßweise atmend stand ich vor ihm und schaute ihn gebannt an. Würde er mir einfach seine Lippen auf meine drücken, würde ich mich nicht wehren. Ich könnte es einfach nicht.
Als er sich wieder nach hinten lehnte, strömte sein Atem für einen kurzen Moment in mein Gesicht.
Es war eine Mischung aus Honig und Zitrone gewesen.
„Ich muss dich jetzt aber nicht wirklich küssen. Oder?“, fragte ich skeptisch nach und zog eine Braue hoch. Mit einem kurzem Kopfschütteln konnte ich erleichtert aufatmen.
„Ich werde dich küssen“, hauchte er und neigte sich zu mir. Langsam kam er immer näher. Was sollte ich jetzt machen? Ihm in einen Schritt geben oder doch ausholen und auf die Wange zielen?Die Entscheidung wurde mir abgenommen, denn mein dummer Körper rührte sich mal wieder nicht. Verdammt! Was war mit mir los? Ich kannte Darren nicht einmal und ließ mich so von seinem Äußerem beeinflussen?
Gerade waren seine Lippen nur noch ein paar Zentimeter von meinen entfernt, als ich ein kleines Zucken im Bauch spürte. Freute ich mich etwa darauf, dass ich gleich vom Schulschwarm geküsst werden würde?
Jetzt stieß mir sein Atem genau ins Gesicht. Sogar genau in meinen Mund den ich leicht offen hatte. Meine Augen waren ein kleines Stück zugedrückt, doch konnte ich noch alles haargenau sehen. Seine Lippen näherten sich meinen und dann … fuhr sein Kopf an mir vorbei und er biss mir in mein Ohr. Erst Sekunden später war ich aus meiner Trance aufgeweckt und realisierte, dass Darren mich überhaupt nicht geküsst hatte.
Kurz zuckte ich zusammen und fasste mir dann blitzschnell ans Ohr. Ein leichter Abdruck von seinen Zähnen war zu spüren.
„Hey!“, stieß ich hervor und sah ihn verwundert an. Darren hatte sich lachend nach hinten gelehnt und sah mich mit einem freudigem Glitzern in den Augen an.
„Ich hab es mir anders überlegt. Da nehme ich doch lieber Bibi“, kicherte er und hatte mich unbewusst stocksauer gemacht.
Mit aller Kraft die ich hatte, trat ich auf seinen Fuß und ging ohne ein weiteres Wort an ihm vorbei. Darren krümmte sich kurz zusammen, bevor er mir erstaunt hinterherschaute.
Was für ein Arschloch!

Impressum

Texte: Die Geschichte ist meiner Fantasie entsprungen. Daher liegen alle Rechte der Geschichte beim Autoren.
Tag der Veröffentlichung: 06.09.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme nicht oft, aber dieses Mal geht es an meine "wunderbaren" Mitschüler.

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