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Jetzt waren schon ganze zwei Wochen vergangen seitdem ich sechzehn geworden war.
Und ich verfluchte sie jetzt schon, warum?!
Weil ich von meinen Eltern ein Geheimnis erfahren hatte und dieses Geheimnis musste auch geheim bleiben.
Doch wie sollte ich mit einer Sache umgehen ,die mein ganzes Leben auf den Kopf stellte?!
Es war eine jahrtausendealte Vererbung und sie hatten mir noch nie etwas darüber gesagt. Sie hatten mich ganze sechzehn Jahre angelogen, oder eher gesagt sie hatten mir etwas verschwiegen.
Warum hatten sie es mir überhaupt gesagt ?!
Ich wollte das nicht sein und ich würde dazu auch nicht meine Meinung ändern.
„Zhara!“, rief mich meine Mutter von der Küche aus.
Leise seufze ich und lief die Treppe hinunter, immer diese doofe Hausarbeit.
„Bringst du bitte den Müll raus?“, fragte sie als ich die Küche betrat. Meine Mutter war eine kleine zierliche Person, dunkelblondes Haar und braune Augen,ein ovales Gesicht und Grübchen.
„Klar!“, brummte ich und nahm mir den Müllsack. Kurz vor der Tür zog ich mir die Schuhe an und lief nach draußen.Es war mal wieder rattenkalt gewesen ,sodass ich auf dem kurzem Weg von der Haustür bis zur Mülltonne erfroren wäre.
Wie gesagt wäre...
Da ich jetzt mein super Geheimnis kannte wusste ich auch warum mir nur so selten, oder gar nicht, kalt war.
Mit hängenden Schultern warf ich den Sack in die Tonne und tat den Deckel wieder drauf. Gerade wollte wieder rein gehen als mich jemand rief.
„Zhara?“.
Schnell drehte ich mich um und entdeckte den alten Herr Brune in seinem Garten der mir heftig zu winkte.
„Hallo Herr Brune“, rief ich zurück und winkte kurz.
„Ist es dir nicht zu kalt hier draußen?“.
„Ja schon, aber ich wollte nur Müll raus bringen“, log ich und strich mir mit den Händen die Arme warm.
Mir war absolut nicht kalt, ich spürte nicht einmal den Wind.Meine Haut brannte förmlich unter meinen Fingern.
„Dann ist ja gut!“, gab Herr Brune zurück und lächelte mir zu.
Schnell drehte ich mich um und lief zurück ins Haus, dort war es eindeutig wärmer als draußen.
Mit einem lauten Seufzen ließ ich mich auf den Küchenstuhl sinken.
„Was ist los mein Schatz?“, fragte mich Mutter und schnitt weiter Paprika.
„Du weißt genau was ist“, gab ich bissig zurück und kniff mir in den Nasenrücken.
„Ich weiß ,dass du es nicht willst aber sehe es als eine Gabe an. Kein anderer Jugendlicher kann das, was du kannst“.
„Eine Gabe ? Ich würde es als Strafe ansehen“, keifte ich und schlug mit der Faust auf den Tisch.
„Kein Grund um so wütend zu werden“, sagte meine Mutter schnell und sah mich warnend an.
Abfällig lachte ich auf.
„Sag das dem Tier in mir“.
„Zhara...“, seufze meine Mutter.
„Sie sollte sich wieder mal abreagieren gehen, wie lange warst du jetzt nicht mehr draußen?“, fragte mein Vater nach, als er sich in den Türrahmen lehnte.
Für einen Vater sah er mehr als nur gut aus, seine kurzen braunen Haare und breiten Schultern ,ließen fiele Mädchen in Ohnmacht fallen.Doch waren seine Augen das Schönste an ihm,dunkles und sattes Grün.
„Ja und am besten kommst du mit“, sagte ich sarkastisch.
„Du siehst das alles so negativ, als ich von meiner anderen Hälfte erfahren hatte ,habe ich Tage lang nur in der Gestalt verweilt. Ich liebte sie und tu es noch immer“, erzählte mein Vater und setzte sich mir gegenüber.
„Aber ich will das alles gar nicht. Wird Ben das auch alles durchleben müssen?“, hackte ich nach und schaute automatisch in die Richtung von seinem Zimmer.
„Wahrscheinlich“, hauchte mein Vater und kratze sich am Hinterkopf.
„Dad, er ist erst achtzehn Monate alt und er wird wirklich schon bald zu einem Monster heran wachsen?“, fragte ich empört nach.
„Ja, wie bei allen anderen wird er die Fähigkeiten mit sechzehn bekommen“.
„Das ist nicht fair...“.
„Vielleicht mag er ja , was er ist“; mischte sich meine Mutter ins Gespräch ein und wusch ihr benutztes Messer ab.
„Ganz bestimmt nicht“, fauchte ich zurück.
Ich konnte mir meinen Bruder einfach nicht als so einen Menschen vorstellen.Allein die Vorstellung,dass er ein Wolf wäre machte mir Angst.
„Nicht jeder hasst sein Dasein wie du“, gab meine Mutter unerwartet patzig zurück.
Wenn man vom Teufel sprach.
Grell ertönte aus dem Babyphone lautes Geschrei, schnell sprang ich auf und rannte hoch zu Bens Zimmer.
Ich stieß die Tür auf und rannte zu seinem Bettchen .
Da lag er , mein kleiner Bruder.
Ich war verdammt stolz auf ihn, schließlich war er ein kleiner Engel und der hübscheste Bruder der Welt.
Geschickt nahm ich ihn auf den Arm und sein Geschrei verstummte sofort. Kurz lächelte ich, er hörte immer auf zu schreien wenn er in meinen Armen war.Sachte schaukelte ich ihn in meinen Armen hin und her, seine tief grünen Augen sahen mich fest an. Seine kleinen Lippen waren zu einem Lächeln und seine braunen Locken kreiselten sich auf seinem kleinem Kopf.
Schon nach kurzer Zeit war er wieder eingeschlafen, so legte ich ihn zurück und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
Mit einem letzten Blick auf ihn, verschwand ich und ging in mein Zimmer.Es war klein doch reichte es aus, ein Bett, ein Schreibtisch , ein Schrank und was man noch so brauchte.
Ich fuhr mir durch mein dickes Haar und stellte mich vor meinem Spiegel.
Mit ernsten Blick sah ich mich im Spiegel an, schmales Gesicht, geschwungene Lippen, große grüne Augen die braune Sprenkle hatten und langes hellblondes Haar.
Ich hatte keine Ahnung woher ich diese Haarfarbe her hatte, meine Mutter war dunkel blond doch ich war hell blond, schon fast weiß.
Leicht kniff ich mir in die Wangen, ich sah aus wie immer doch war ich anders.
Die meiste Zeit war ich zickig,sauer auf jeden und das alles wegen diesen dummen Genen.
Warum musste ich in dieser Familie geboren worden sein?
Warum nur?
Noch ein letztes mal , begutachtete ich mich im Spiegel und drehte mich schließlich zu meiner Terrasse. Mit einer geschickten Bewegung ging die weiße Glastür auf und Wind durchwühlte meine langen Haare.
Tief atmete ich die frische Luft ein, meine Lunge füllte sich mit ihr. Langsam schloss ich meine Augen und stellte mich auf das Geländer.
Mein Körper fing an zu brennen,meine Beine zitterten und mein ganzer Körper bebte.
Und dann sprang ich nach unten, da ich im ersten Stock mein Zimmer hatte ,war der Weg nach unten nicht besonders lang.
Elegant landete ich mit meinen Vorderpfoten auf den kühlen harten Boden, mein Schwanz balancierte mein Gewicht perfekt aus und zum Schluss stellte ich noch meine Hinterpfoten ab.
Mit einem letzten Blick hinter mich ,rannte ich in den Wald.


Schnell atmete ich ein und aus, die kühle Luft ließ meine Lunge sich zusammen ziehen.Ich spürte den hartgefrorenen Boden unter meinen Pfoten.Jeden kleinen Stein, Ast oder Unebenheit.
Immer schneller wurde ich , meine Pfoten flogen nur so über den Walduntergrund. Nach einiger Zeit hielt ich an einem Bach an, er war schon ein wenig zugefroren doch konnte ich mich darin spiegeln.
Weißes Fell, stechend grüne Augen, puschelige Ohren und eine schwarze Nase.
Ich mochte meine andere Gestalt nicht, sie war hübsch ,doch mochte ich ja mein gesamtes Leben als Wolf nicht.
Ja richtig ,ich war ein Wolf.
Kein Werwolf der sich bei Vollmond verwandelte, nein, ich war ein stinknormaler Wolf.
Nicht besonders groß, nicht hässlich oder mit besonderen Fähigkeiten.
Na gut, ich hatte schon besondere Fähigkeiten aber das war mir egal, sie waren praktisch aber mehr auch nicht.
In meinen Genen steckte ein jahrtausendealter Fehler, der es verursachte das wir uns verwandelten. Schon mein Großvater konnte sich verwandeln ,genau wie mein Vater und jetzt auch ich.
Meine Mutter war normal, eine ganz normale Sterbliche.
Nach dem berühmten Wolfskuss konnte sich meine Oma ebenfalls in einem Wolf verwandeln.
Man konnte sich den Wolfskuss als Geschenk oder Fluch vorstellen.Da meine Oma sich schon immer gewünscht hatte ein Wolf zu sein und da mein Opa mit sechzehn jemand anderen geküsst hatte ,war sein Kuss vergeben. Doch als mein Vater das richtige Alter erreicht hatte, gab er Oma den Kuss.
Und sie lebte als ein glücklicher grauer Wolf.
Ich hatte diesen Kuss auch noch, doch war ich mir sicher das ich niemanden so etwas an tun wollte.Man musste jemand über sechzehn und unter fünfzig küssen, das waren die einzigen Regeln.
Und da ich nur meinem kleinen Bruder einen Kuss gab und der eh das Gen in sich hatte , war ich noch mit meinem Kuss alleine.
Ich konnte es einfach keinem Menschen antun so zu werden wie ich.
Alle aus meiner Familie sahen es als ein Segen an, doch empfand ich es eher wie ein Fluch.
Vorsichtig kratze ich mit einer Kralle über das dünne Eis, das sofort zerbrach.
Es war noch relativ warm für die Gegend hier.
Aklavik war eine der kältesten Orte, es lad im äußersten Nordwesten der kanadischen Provinz Nordwest-Territorien, nördlich des Polarkreises.
Ich ging auf die Moose Kerr School und hatte viele Freunde, doch war ich seit zwei Wochen nicht mehr dort gewesen. Als neuer Wolf konnte man sich noch nicht so gut unter Kontrolle halten und ich würde mich bei jeder Kleinigkeit verwandeln....
was nicht so gut wäre.
Ich ließ meinen Kopf hängen und vergrub meine Krallen in die Erde, ein Knurren ertönte. Schnell streckte ich meine Nase in die Höhe und schnupperte.
So schnell ich konnte drehte ich mich um, ein großer dunkelbrauner Wolf stand vor mir.
Er bleckte die Zähne und hatte das Nackenfell aufgestellte.Ich konnte nicht anders und knurrte kurz, doch rannte schließlich auf ihn zu, stupste ihn mit meiner Schnauze an und setzte mich vor ihn hin.
>Ich dachte du wolltest dich nicht verwandeln...<, sagte er in Gedanken.
(Wir Wölfe konnten uns mental unterhalten.)
>Ja ich weiß ,aber ich konnte es nicht länger unterdrücken<
Leise lachte er auf, mein Vater war so doof.
Als Wolf musste man sich regelmäßig verwandeln, sonst gab es eine Art Stau.
Da jeder Mensch mal wütend , sauer oder was auch immer wurde, musste man sich verwandeln.
Und da ich zur Zeit oft sauer wurde ,musste ich mich dem entsprechend oft verwandeln, was ich aber probierte zu unterdrücken.
>Es wird schon bald dunkel, lass uns lieber nach Hause. Deine Mutter macht sich schon Sorgen, du warst einfach weg<
>Na gut, aber du bist mir gefolgt und deswegen machen wir jetzt als Wiedergutmachung ein Wettrennen<
Leise knurrte er, zufrieden schleckte ich ihm die Schnauze ab und stand auf. Ich war jünger und daher ein wenig schneller, doch war mein Vater eindeutig erfahrender.
Wir beiden stellten uns parallel hin, sahen einander an und liefen los.
Wieder beschleunigte ich so schnell,dass ich selbst über meine Geschwindigkeit erschrocken war. Ich dachte das mein Vater weit hinter mir las, doch als ich einem kurzen Blick nach hinten warf,sah ich seine Augen aufblitzen und er überholte mich.
Schnell sprang ich über einen abgebrochenen Ast und lief weiter, immer kleiner wurde sein brauner Körper und ich fiel immer mehr nach hinten.
Leise knurrte ich ,der alte Mann konnte doch nicht so viel schneller sein als ich.
Scharf zog ich Luft ein und setzte meine Pfoten noch schneller voreinander, meine Schritte wurden zu Sprüngen und schon sah ich ihn wieder. Die kalte Luft durchströmte meine Lunge und ließ meinen Körper noch schneller werden, mit einem letzten großen Sprung war ich genau neben ihm. Siegeshaft lächelte ich ihn an,in seinen Augen spiegelte sich meinen weißen Zähne.
Ein leises Brummen kam aus seiner Brust, schnell sah ich nach vorne.
Da stand sie, die Spielverderberin des Jahres.
Meine Mutter.
Abrupt blieb ich vor ihr stehen und jaulte auf ,als sie mich mit ihren Todesblick strafte.
„Zhara! Wie oft habe ich dir schon gesagt,dass du kein Wettrennen mit deinen Vater machen sollst?“, schrie sie und hatte beiden Hände in die Hüfte gestemmt.
Langsam senkte ich den Kopf und schlug mit meinen Schwanz meinen Vater ,der genau neben mir saß.
Er war einiges größer als ich, neben ihm sah ich aus wie ein Chihuahua.
„Ach,so kann ich nicht mit euch schimpfen,verwandelt euch zurück“, brüllte sie weiter und verengte die Augen zu Schlitzen.
Mit einem lauten Seufzen schloss ich meine Augen und ließ meinen Körper in eisige Kälte versinken.
Ich hörte schon wie mein Vater neben mir aufstand und meiner Mutter einen Kuss auf die Wange drückte, doch schlug sie ihn gegen den Hinterkopf.
Endlich konnte ich meine Augen wieder öffnen und starrte meine Eltern an die einfach reingegangen waren.
„Wie kannst du mit deiner eigenen Tochter ein Wettrennen machen?“, schimpfte meine Mutter und öffnete die Tür die ins Wohnzimmer führte.
Wir hatten einen großen Garten wo uns keiner sehen konnte,daher war es relativ gering,dass jemand sah wie sich mein Vater und ich in Wölfe verwandelten und somit jemand unser Geheimnis wüsste.
Schnell rappelte ich mich auf und klopfte den Dreck von meiner Jeans und Pulli.
„Sie muss sich doch auspowern ,schließlich will sie Morgen wieder zur Schule“, verteidigte sich mein Vater.
Die beiden hatten sich nun im Wohnzimmer auf das Sofa gesetzten und funkelten sich gegenseitig böse an.Vorsichtig setzte ich mich auf den Teppich und sah mir die Beiden an, sie liebten und hassten sich zugleich.
Sie konnten einfach nicht ohne den Anderen leben.
„Ich soll Morgen wieder in die Schule?“, hackte ich nach.
Einige Sekunden starrten sich die beiden an, bevor sich meine Vater an mich wendete.
„Ja, ich denke du bist so weit. Und wir können dich auch nicht länger aus dem Unterricht nehmen, dass geht einfach nicht“.
„Und was ist wenn ich mich verwandle?“.
„Das wirst du schon nicht, aber wenn doch, renne einfach vorher raus. Egal was deine Lehrer sagen“.
Langsam nickte ich und ließ mir den Gedanken durch den Kopf gehen,drückte meinen Eltern einen Kuss auf die Wange und bewegte mich zum Flur.
Gerade wollte ich gehen ,als mich mein Vater an der Hand packte und herumwirbelte.
„Ich will eine Revanche Zhara!“, trällerte er voller Vorfreude und kassierte sofort einen Schlag von meiner Mutter.
„Klar alter Mann!“, kicherte und lief nach oben in mein Zimmer.


Der Schulbus war wieder rappelvoll und ich war froh das ich einen Sitzplatz gefunden hatte.Leise seufze ich ,als ich die nächste Haltestelle sah, hier würde sie einsteigen. Schnell nahm ich meine Tasche von dem Platz neben mir und schaute nach ihr Ausschau.
Als sie gerade den ersten Fuß in den Bus setzte,konnte ich sie schon sehen.Neugierig begann ich sie zu mustern,ich hatte sie schließlich ganze zwei Wochen nicht gesehen.Ihre langen schwarzen Haare trug sie heute zu einem Dutt und ein dicker Parkar hielt sie warm.
Fragend sah sie sich um und entdeckte mich schließlich,ihre Mundwinkel zogen sich nach oben und sie kam voller Freude auf mich zu gerannt.
„Zhara, du bist wieder da !“, rief sie und setzte sich neben mich.Kurz blickte sie mir in die Augen,dann nahm sie mich in den Arm und ich probierte ihr Lächeln so gut es ging zu erwidern
„Hallo Anabell“, sagte ich und schaute ihr ins Gesicht.
Asiatische Gesichtszüge und stahl blaue Augen, leicht gebräunte Haut und ein strahlend weißes Lächeln.
„Ist deine Grippe wieder weg?“, fragte sie nach ,als der Bus sich wieder in Bewegung setzte.
Schnell nickte ich und sah nach vorne zum Busfahrer.
„Alles wieder gut.Es war wirklich schlimm,aber jetzt geht’s mir wieder gut.Hab ich irgendetwas verpasst oder ist etwas passiert?“, fragte ich nach.
Kurz zog Anabell die Stirn in Falten.
„Der Stoff ist der Alte,wir haben nur zwei Arbeiten geschrieben und Max ist genau vor Frau Höhner ausgerutscht,das hättest du sehen müssen.Er hat sich den linken Arm gebrochen und hat geweint wie sein Baby.“, erzählte sie und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.
„Armer Max“, nuschelte ich und fing an zu kichern. Ich mochte Max nicht besonders und deswegen hatte ich ein klein wenig Schadenfreude.
Für Anabell musste der Lärm im Bus schon laut sein,doch für mich waren all die verschiedenen Gespräche purer Horror.Ich hörte alles zehnmal so laut wie ein normaler Mensch und konnte alles hören,wirklich alles.
„Ach ja , wir haben einen neuen Schüler“,trällerte Anabell ziemlich laut und klatschte freudig in die Hände.
Erschrocken sah ich sie an.
„Einen neuen Schüler?“.
„Mhmm,er ist total süß und wird von jedem Mädchen angebaggert , doch interessiert er sich für keine von uns.Er ist nett zu den Mädchen ,doch will wohl eher alleine sein, bei den Jungs ist er auch ziemlich beliebt“.
„Also ein kleiner Mädchenschwarm,vielleicht werde ich ihn ja heute sehen...“, nuschelte ich und schaute nach draußen. Es hatte wieder angefangen zu schneien und nun fielen langsam dicke Eiskristalle hinunter auf den Boden.
„Das wirst du bestimmt, er ist schließlich in unserer Klasse“,quiekte sie.
„Ach so“,entgegnete ich leise.
Wir waren an der Schule angekommen und vor uns lag ein großes Schild auf dem dick und fett stand:
Moose Kerr School
Aklavik „Never say Die“ .
Das Schulgebäude war hellblau und sah von außen relativ klein aus ,doch war es von innen eigentlich ganz groß.
Langsam gingen Anabell und ich den Gang entlang ,als mir jemand von hinten die Augen zuhielt.
„Rate wer ich bin“, lachte eine verstellt dunkle Stimme.
„Maja“, seufze ich und drehte mich um.
Noch ehe ich mir sie angucken konnte, hatte Maja schon ihre Arme um mich geschlungen und umarmte ….erdrückte mich.
„Du bist wieder da Zhara, ich habe dich so vermisst!“, nuschelte sie in meine Haare.
Leicht drückte ich sie von mir weg und sah in ihre großen braunen Augen.
Ihr herzförmiges Gesicht wurde von kurzen braunen Haaren umrahmt und betonte ihre schönen Wangenknochen.
„Ich dich doch auch“, kicherte ich und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
Und schon wieder lag ich in ihren Armen, Maja kannte ich schon seit dem Kindergarten und wir waren beste Freundinnen seit ich denken konnte.
Sie hatte die Arme so fest um mich gelegt, dass ich das Gefühl hatte sie würde mich erdrücken.Für eine so kleine Person hatte sie ziemlich viel Kraft.
„Maja,erdrücken.,Luft“, keuchte ich und klopfte ihr auf den Rücken.
Langsam ließ sie mich los und sah mich besorgt an.
„Bist du noch immer krank?“, fragte sie und zog eine ihrer perfekten Brauen hoch.
„Ähm...eigentlich nicht.Warum?“.
„Du bist so heiß,so als hättest du noch Fieber“.
„Oh also...ich habe noch ein wenig Temperatur aber das müsste bald weg gehen. Außerdem ist mir ziemlich warm“, gab ich zurück und biss mir auf die Unterlippe.
Das war noch ein Grund warum ich es hasste ein Wolf zu sein, man musste Jeden anlügen.
Selbst die wichtigsten Menschen auf der Erde.
„Das erklärt natürlich auch warum du nur in einem Pullover herum rennst“,meinte Anabell und stellte sich neben Maja,wie zwei Polizisten sahen sie mich misstrauisch an.
„Mir geht es gut!“, beteuerte ich und lief zum Klassenzimmer. Bevor ich die Tür erreicht hatte,waren die Beiden schon wieder neben mir und sahen mich noch immer kritisch an.
„Könnte ihr das bitte lassen, dass macht mich nervös“, bat ich und drehte mich vor der Tür um und starrte jetzt sie an.
„Ist schon in Ordnung.Du siehst nur so anders aus“, grübelte Maja und tippte mit ihrem Zeigefinger an ihr Kinn.
Laut seufze ich und strich mir die Haare nach hinten.
„Nein tu ich nicht“, sagte ich bissig und ging in die Klasse, die meisten Schüler saßen schon auf ihren Plätzen obwohl der Lehrer noch nicht da war.
Zielstrebig ging ich zu meinem gewohnten Platz und setzte mich hin.
Ich hatte meinen Kopf hängen lassen, sodass meine Haare mir die Sicht nahmen.Das Getuschel im Raum war unüberhörbar ...für mich.
Selbst wenn eine Stecknadel auf den Boden fiel, ich würde sie hören.Auch die Autos ,die vor der Schule fuhren, hörte ich .
Da mein Geruchssinn auch im einiges besser war, roch ich das eine oder andere.
„Hi!“, flüsterte Jemand neben mir.
Schnell fuhr mein Kopf hoch und ich sah in braune Augen die schon rot schienen oder bernsteinfarbend.
„Hallo“, stammelte ich und musterte aufmerksam sein Gesicht.
Gerade Nase, kleine Grübchen beim lächeln, perfekt reine Haut und eine schwarze Haarpracht auf dem Kopf.
Er war ein Gott.
„Bist du neu in der Klasse?“, fragte er und seine Stimme ließ meine Nackenhaare aufstellen.
„Ähm...nein ,das müsste ich eher dich fragen“.
Verwirrt zog er seine Stirn in Falten,ein eigenartiger Drang durchzuckte mich diese Falten zu glätten.
„Ich war krank“, erklärte ich und sah auf den Tisch.
„Oh,darum habe ich dich noch nie gesehen,ich bin Damian und du bist..?“.
„Zhara“, nuschelte ich und sah zur Klassentür die in diesem Moment aufging und ein alter dicker Mann herein kam. Er hatte glasige graue Augen und einen Vollbart, einen Bierbauch und eine viel zu große Kartoffelnase.
Die Gespräche verstummten und meine Ohren hatte endlich ein wenig Ruhe.Leise seufze ich und lehnte mich an meine Stuhllehne, ich spürte einen eigenartigen Blick auf mir ruhen ,doch ließ ich es dabei.
Ich genoss gerade nur die Ruhe.


Mit dem schrillen und lautem Klingel wurde ich von dem dicken Mann an der Tafel befreit.Schnell stand ich auf und packte meine Sachen ein, mit viel Schwung warf ich mir meine Tasche über die Schulter und wollte aus dem Klassenraum verduften als mich eine dunkle Stimme zurück riss.
„Zhara!“.
Ich blieb in meiner Bewegung verharren und schaute genervt über meine Schulter zurück.
„Ja?“, fragte ich und sah wieder in die rot, braun (was auch immer) farbenen Augen.
„Weißt du was wir jetzt haben?“.
„Ich glaube das weißt du selber, schließlich warst du letzte Woche schon hier in der Klasse, oder irre ich mich da?“, brummte ich und drehte meinen Kopf wieder nach vorne.
Mit schnellen Schritten lief ich den Gang hinab und bog in den nächsten Raum rein. Wie auch schon vorher war dieser voll.
Ohne auf die anderen zu achten setzte ich mich auf meinen Platz und holte mein Buch heraus.
Geschichte, das große Wissen.
Stand dick auf dem Einband und dazu war noch eine Malerei aus dem Mittelalter abgebildet.Es war nicht eins meiner Lieblingsfächer, doch konnte ich es 45 Minuten ertragen.
Ich starrte gerade einen älteren Mann auf dem Buch an, als ich einen Windstoß neben mir vernahm. Kurz sah ich neben mich und presste sofort die Zähne aufeinander.
Da war er wieder ,Damian.
Saß nicht normaler Weise Dominik neben mir?
Also, was machte er jetzt schon wieder an meiner rechten Seite?
„Hallo“, sagte er zuckersüß und strahlte dabei regelrecht.
„Hmpf!“, brummte ich und drehte mich zur linken Seite.
Was bildete sich dieser Idiot bloß ein?!
„Eigentlich ist das der Platz von Dominik“, nuschelte ich und würdigte ihn keines Blickes.
„Nein!“.
Verwirrt zog ich die Brauen hoch.
„Doch“, erwiderte ich.
„Nein“.
„Doch verdammt!“.
„Nein“.
„Na gut ,dann ist es halt dein Platz“, brüllte ich schon fast und schnaufte verächtlich.
Was für ein Ar....
„Guten Morgen Schüler, bitte schlagt das Buch auf Seite 203 auf. Lissy lese doch bitte unser neues Thema vor“, befahl uns unser Lehrer als er die Tür herein gestürmt kam und sich schnell auf seinen Platz setzte.
Sein Hemdkragen war offen und er stank bis zum Himmel nach Schweiß (also für mich), an seinem Hals sah ich eine rote Stelle.
Leise kicherte ich und schlug mein Buch auf.
Herr Banner hatte wohl eine kleine Liebschaft.
„Unser neues Thema lautet: Wölfe,Werwölfe und ihre Mythen“, las Lissy ein Mädchen das ziemlich schüchtern war ,laut vor.
Vor Schreck verkrampfte ich mich und biss mir nervös auf der Unterlippe herum, dazu fingen meine Hände an zu schwitzen die ich nun zu Fäusten ballte.
Es hatte keiner gemerkt das ich so reagiert hatte, außer...
„Stimmt etwas nicht?“, fragte Damian neben mir und sah besorgt aus.
„Nein alles bestens“, quetschte ich zwischen zusammen gepressten Zähnen hervor.
„Sieht aber nicht so aus“.
„Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?“, fragte ich schroff und verkrampfte mich noch mehr.
Ich merkte schon wie meine Muskeln langsam sauer wurden, sie fingen an zu drücken und zu brennen.
Es kam nichts mehr aus Damians Richtung, kein Murks mehr.
„Der Begriff „Werwolf“ bezeichnet den mythologischen Aberglauben, Mensch unter besonderen Umständen bei Vollmond in ein Tier verwandeln kann und bei Tagesanbruch wieder seine menschliche Gestalt annimmt. Die meisten Sagen berichten von Männern, die einen Pakt mit dem Teufel eingingen und von ihm einen Gürtel aus Wolfsfell erhielten, mit dessen Hilfe sie sich verwandeln konnten. Es soll auch Sagen geben, die von Männern berichten, die sich aufgrund ihres familiären Erbgutes oder infolge einer Verletzung, die sie durch eine solche Kreatur erhalten haben, in bestimmten Nächten in ein Tier, meist einen Wolf, verwandeln.“, erzählte Herr Banner und hatte die ganze Aufmerksamkeit der Klasse.
Abfällig stieß ich Luft zwischen den Lippen hervor.
Bei Vollmond verwandeln, wir konnten uns verwandeln wann wir wollten.
Da gab es keine Einschränkungen.
Doch hatte er mit einer Sache schon recht,der Pakt mit dem Teufel.
Für mich war es eine Teufelsgabe, nun ja ich hatte keinen Pakt unterschrieben, doch war der Teufel auf eine bestimmte Art und Weise Schuld an diese ganze Sache.
Herr Banner erzählte noch eine ganze Weile etwas über die Mythen und Rätsel um Werwölfe, dabei sagte er einiges was wahr war und nicht.
Wie zu Beispiel, das nur Silber uns töten konnte.
Das war Quatsch ,uns konnte alles töten, selbst eine schlimme Grippe. Wo das eigentlich unwahrscheinlich war , da wir Wölfe ein starkes Immunsystem hatten und selten krank wurden.
Was auch nicht stimmte war, dass wir andere zu einem Wolf machten indem wir ihn bissen.
Dafür gab es nur eine e.i.n.z.i.g.e M.ö.g.l.i.c.h.k.e.i.t und das war der...
Kuss.
Es gab mehr falsche Geschichten als Richtige. Die so genannten „Werwölfe“ gab es in Wirklichkeit nicht. Dieser Irrglaube wurde daraus geschlossen,da sich unsere Vorfahren gerne Abends auf die Jagt machten.
Und daher der Vollmond.
Was noch ein unangenehmen Beigeschmack beim Wolfsdasein war, war die Tatsache das man sich von rohem Fleisch, also Blut ernähren musste.
Ein paar Wölfe taten das von Menschen, was unsere eigentliche Natur war, andere wiederum, wie ich und meine Familie ,ernährten uns von Tieren.
Ich wusste nicht genau warum das so war, doch gab es uns mehr Kraft.
Viel mehr Kraft.
Müde packte ich mein Buch ein und schlurfte zum Pausenhof. Dort setzte ich mich auf eine Tischplatte und starrte in den Schnee. Der Schnellfall hatte aufgehört ,doch lag jetzt mindestens zehn Zentimeter Schnee.
Oder Matsche, wie man wollte.
Plötzlich fiel etwas weißen vor meinen Augen hinunter, dieses etwas fiel genau auf mein Knie. Nur Sekunden vergingen, da schmolz der schöne kleine Eiskristall weg und hinterließ einen dunkel Fleck auf meiner Jeans.
„Zhara!“, rief mich jemand von hinten und lautes Stampfen im Schnee ertönte. Nur wenige Atemzüge später standen Maja und Anabell vor mir und grinsten über beide Ohren.
Verwundert sah ich die beiden an, sie machten mir eindeutig Angst.
„Was?“, fragte ich schließlich nach, als sich die beiden nicht rührten.
„Nichts nichts“, kicherte Maja und stieß Anabell an um nur noch mal zu kichern.
Leise seufze ich und spitze genervt die Lippen.
„Sagt schon ,was ist los?“.
„Damian! Du hast mit ihm gesprochen und ...Oh mein Gott! Hast du gesehen ,wie er dich angesehen hat?“, quiekte Anabell aufgeregt und hüpfte dabei auf und ab.
Maja tat das selbe und kicherte dumm dabei.
„Wie hat er mich den angesehen?“, hackte ich nach und probierte so gleichgültig wie möglich zu klingen.
„Als ob er dich mag“, trällerte Maja.
„Nein, er mag dich definitiv“, korrigierte Anabell ,Maja.
„Ist mir egal,ich mag ihn nicht“, sagte ich schnell und strich mir durch die Haare.
Plötzliche Stille.
Verdattert starrte ich die beiden an als sie nicht mehr kicherten, nicht mehr hüpften und einfach nur dumm guckten.
„Kanada an Maja und Anabell?!“. Heftig fuchtelte ich mit meiner Hand vor ihren Augen herum.
„Du magst ihn nicht?!“, flüsterte Maja mit dem fassungslosen Blick auf mich gerichtet.
„Genau“.
„Aber er ist so hinreißend,süß, toll. Hübsch...Sexy“, fügte Anabell tonlos hinzu.
Tief zog ich die kalte Luft durch die Nase ein und kniff mir in den Nasenrücken.
Kurz schloss ich meine Augen um sie sofort wieder zu öffnen.
„Das ist mir absolut egal“
„Du hast dich wirklich verändert, früher wäre dir so ein verdammt gut aussehender Junge nicht egal gewesen“, wimmerte Maja traurig.
„Wenn ihr ihn so mögt dann macht euch doch an ihn ran. Ich kann ihn nicht leiden und basta!“, sagte ich aufgebracht und hüpfte von der Platte runter. Mit schnell und großen Schritten ging ich den Pausenhof entlang, meine Augen klebten förmlich an dem Boden.
Die kleinen Schneeflocken glitzerten leicht und schienen in allen Farben dort auf dem Boden zu liegen.
Ich musste mich abreagieren, sonst würde hier und heute noch mein Geheimnis entlüftet werden.
Nun rannte ich schon förmlich, wurde aber hart wieder abgebremst als ich gegen etwas steinhartes lief und zu Boden fiel.
Schmerzend hielt ich mir das Knie, als ich nach dem starken Aufprall auf der Schneedecke, gelandet war.
Wütend schaute ich nach dem oder das was mich aufgehalten hatte und erkannte markante Gesichtszüge,kleine Grübchen, Damian.
Verfolgte mich dieser Typ jetzt schon !?
Sein Ausdruck sah fürsorglich aus , schnell streckte er die Hand nach mir aus um mir auf zu helfen.
„Du solltest aufpassen wohin zu rennst“, sagte er und hielt mir noch immer seine Hand hin.
Langsam nahm ich meine Hand von meinem Knie und roch den starken Blutgeruch in meiner Handfläche. Das Wasser lief mir im Mund zusammen, dieser Geruch, mein eigener Geruch.
„Pass du lieber mal auf wohin zu rennst“, gab ich bissig zurück und stand ohne seine Hilfe auf. Und dann geschah mir der größte Fehler den ich machen konnte.
Ich fuhr mir durch die Haare, mit der Hand an der das Blut klebte.
Der intensive metallische rostige Geruch kitzelte mir in der Nase und ließ mir ein Knurren aus der Brust entfuhren .
So schnell ich konnte zog ich meine Hand zurück und lief an Damian vorbei in den naheliegenden Wald.
Gerade als ich die Bäume erreichte, hörte ich noch seine dunkle Stimme nach mir rufen.


Der kalte Schnee drückte sich sanft zwischen meine Krallen, ich grub sie tiefer und tiefer in den weißen Schnee.
Ich stand mitten im Wald und rang nach Atem, ich war gelaufen so schnell und lange ich konnte.Mein Herz schlug schnell in meiner behaarten Brust, mein strahlend weißes Fell wehte sachte im Wind.
Ich war schwach geworden, von meinem eigenem Blut.Ich verfluchte dieses Leben, ich verfluchte meine Existenz.
Warum musste ich diese Gene in mir haben ?
Warum musste dieser ganze Quatsch überhaupt Wirklichkeit sein?!
Konnte ich nicht einfach normal zur Schule gehen und nicht das dringende Verlangen haben zu laufen und mich in einen Wolf zu verwandeln.
Leise seufze ich und drehte mich um, der Schneefall war wieder stärker geworden. Meine scharfen perfekten Augen waren in Wolfsgestalt noch besser,ich konnte das Funkeln von einer Schneeflocke haargenau erkennen.
Der Geruch von Wild stieg mir in die Nase, mein Magen knurrte.
Vorsichtig setzte ich eine Pfote vor die Andere, da Schnee lag war ich wie unsichtbar im Wald.Ich passte mich wie ein Kamelion meine Umgebung an....wenn es schneite.
In immer kürzeren Abständen setzte ich die Pfoten voreinander und folgte meinem Instinkt, der Duft des Fleisches wurde immer kräftiger.Nach einem kurzen Sprint verlangsamte ich mich wieder , vor mir , knapp drei hundert Meter weiter weg, standen zwei Rehe. Ich hörte ihr pulsierendes Blut in den Adern.Mir lief das Wasser im Mund zusammen, wie eine Löwin schlich ich mich an die Meute heran, kurz vor ihnen hielt ich inne. Ganz leise und flach atmete ich, kaum hörbar.
Und dann mit einem gewaltigen Satz sprang ich auf die Rehe zu, das eine war ein wenig kleiner als das andere. Dieses lief schnell weg,doch hatte das Größere keine Chance, ich hatte meine Krallen in seinen Rücken gerammt und riss es zu Boden. Kräftig schlug es mit seinen Hufen aus, geschickt wandte ich mich zu seinem Hals, biss in die richtige Stelle und ließ ein lautes Knacken von dem Tier ausgehen. Jetzt lag es schlaff und leblos vor mir, der kräftige Herzschlag hatte aufgehört und es herrschte Stille.
Noch einen Moment sah ich mir das Reh an, es sah aus als würde es schlafen.
Mit einer Pfote zog ich es zu mir und begann zu essen, Wild war nicht mein Lieblingsessen doch musste ich es zu mir nehmen.
Ich wollte keinen Menschen töten, ich wollte niemanden weh tun.Auch keinen Tieren doch...
war der Wolf in mir stärker.
Ich konnte froh sein ,dass ich diese Einstellung hatte, andere meiner Art liebten es der Spezies Mensch weh zu tun, sei es sie zu Foltern oder zu Fressen.
Nachdem ich gesättigt war ließ ich von dem restlichem Reh ab und gähnte, ich streckte meine starken Muskeln.
Leise jaulte ich auf als ein Schmerz von meinem Knie ausging. Ich hatte auch als Wolf diese Wunde, sie brannte und ließ mich zusammenzucken.
Alles wegen diesem dummen Damian.
Mir entfuhr ein leises Knurren, er war ein Idiot.
Nein, ein Vollidiot.
Ich setzte mich wieder in Bewegung und rannte nach Hause, als der Wald endete musste ich mich wieder zurück verwandeln, ein schneeweißer Wolf würde ziemlich auffallen.
Die Kälte überkam mich wieder und ich stand auf zwei Beinen.Eilig lief ich den restlichen Weg nach Hause, dort angekommen riss ich die Tür auf und erstarrte als ich einen fremden Geruch wahrnahm.
Ich duckte mich in Angriffshaltung und schloss die Tür leide hinter mir, ich schlich den Flur entlang ins Wohnzimmer.Tief zog ich den Geruch ein,er wurde stärker.
Wie sollte ich bloß reagieren?
Mein Menschenverstand schrie mir zu die Polizei zu verständigen,doch war ich ein Wolf,ich konnte mir selber helfen.
Ich fasste all meinen Mut und stürmte in das Wohnzimmer,sprang auf die Person und nagelte sie am Boden fest.Ich hatte sie perfekt überwältigt, fassungslos starrten mich zwei große graue Augen an.
Kurz zog ich die Stirn in Falten, es war ein Mädchen.Ein Mädchen in meinem Alter und eines das mir sehr bekannt vorkam.
„Zhara!“,rief das Mädchen fröhlich und fing an zu lachen.
„Kyra?!“, fragte ich nach und ging von ihr runter.
„Ja ich bin es, du erkennst nicht mal deine eigene Cousine?“.
„Doch aber du riechst so anders“, gab ich zurück und half ihr beim aufstehen. Geschickte nahm sie meine Hand und war binnen Sekunden wieder auf den Beinen, sie lächelte und nahm mich in den Arm.
„Das kann ich nur zurück geben, das Wolfsdasein hat auch deinen Geruch verändert“, sagte sie und ließ von mir.
„Auch?“.
„Ja ich bin schon achtzehn,seit zwei Jahren lebt nun der Wolf in mir“,erzählte sie und bezauberte mich mit ihrem wunderbarem Lächeln.
Meine Cousine war eine kleine Person mit haselnussbraunen Haaren, einem schmalen Gesicht und grauen Augen.Wenn sie lächelte bildeten sich zwei kleine Grübchen in ihren Wangen.
„Wow,ich meine du hast dich echt verändert!Aber was machst du hier?“, fragte ich nach und erwiderte ihr Lächeln.
„Ich mache hier ein wenig Ferien, meine Schulzeit ist zu Ende und da dachte ich mir, besuche ich doch meinen Onkel und meine geliebte Cousine“.
„Das ist toll, ich habe dich vermisst“, brachte ich nuschelnd hervor und nahm sie noch einmal kurz in den Arm.
Ich hatte sie lange nicht mehr gesehen, waren es wirklich schon ganze sieben Jahre ?!
„Ich dich auch, eine Ewigkeit her seitdem wir uns das letzte mal gestritten haben“, lachte sie und gab mir einen Kuss auf die Wange.
„Ja,ja, du solltest mir halt nicht den letzten Schokomuffin weg essen“,entgegnete ich kichernd.
Leise seufze Kyra und sah sich um, ihr Blick blieb an den Familienfotos hängen.
„Du sahst da aber nicht besonders glücklich aus“, stellte sie fest und ging zu einem Foto,das auf dem Kaminsims stand.
Sie nahm es in ihre kleinen Hände und strich mit einem Finger über mein Gesicht. Mit ein paar Schritten stand ich neben ihr und sah mir das Foto an.
„Das war eine Woche nach ihrem Tod“, flüsterte ich leise.
Ich hatte mich unwillkürlich verkrampft und die Händen zu Fäusten geballt.
„Du vermisst sie noch immer oder?“, hackte Kyra nach.
Fast unwirklich nickte ich, eine einzelne Tränen lief mir die Wange hinab.
„Sie war ein wunderbarer Mensch, es tut mir so leid“.
„Ja...“, seufze ich und wusch mir die Träne mit dem Ärmel weg.
„Liz war eine sehr wichtige Person für dich“, nuschelte Kyra und stellte das Foto zurück.
Warum musste Kyra über so etwas reden , ich hatte es geschafft all diese Gefühle zu ignorieren doch da sie jetzt wieder damit anfing gelang es mir nicht mehr so gut.
„Natürlich sie war mein Zwilling“, hauchte ich kaum hörbar und setzte mich auf das Sofa.
Nur wenige Atemzüge später saß sie neben mir und legte mir einen Arm um die Schultern.
„Ich hatte nie eine Schwester oder ein Geschwisterteil, deswegen weiß ich nichts davon. Doch weiß ich eins, sie lebt.Sie lebt in dir weiter...“, sagte sie und drückte mich an sich. Sachte legte ich meinen Kopf auf ihre Brust, ich hatte keine Kraft zu weinen. Dazu schwebte mir noch zu viele andere Sachen im Kopf herum.
„Ich vermisse sie einfach so schrecklich, wäre sie nicht in die Bank gegangen, wäre da nicht dieser Typ mit der Waffe gewesen,dann,würde sie heute noch leben und neben mir sitzen“.
„Ja, doch schaut sie auf dich hinab und beschützt dich um so mehr“
„Ich weiß...“, brummte ich und setzte mich gerade auf.
Mit meinen Fingern strich ich meinen Pulli gerade und stand auf, Kyras Blick lag auf mir.
„Na komm ich zeige dir wo du schlafen kannst,ich frage mich wo Mum ist“, grübelte ich und ging zur Treppe.
„Ich bin schon ein wenig länger hier, sie hat gesagt sie geht einkaufen“,erklärte meine Cousine,als wir oben im Flur zum stehen kamen.
„Oh, na dann muss ich dir Jemand vorstellen“, trällerte ich und schob die alten Gefühle zur Seite. Schnell rannte ich zu seiner Tür und stieß sie auf, ging zu seinem Bettchen und nahm ihn heraus.
Sofort schlug er seine großen Augen auf und lächelte als er mich sah.
Kyra hatte sie neben mich gestellte und konnte ein „Oh meine Gott, wie süß !“, nicht unterdrücken.
Leise kicherte ich und gab Ben einen Kuss auf die Stirn, zielstrebig griff er nach Kyra und brabbelte etwas.
„Er will zu dir“, sagte ich und hielt ihr Ben hin.Erschrocken sah sie zu mir, Angst spiegelte sich auf ihrem Gesicht.
„Ich soll ihn nehmen? Und was wenn ich etwas falsch mache?“.
„Das kannst du , nimm ihn einfach“, sagte ich und drückte ihn ihr in den Arm.Sofort schmiegte er sich an Kyras Brust, sog ihren Duft ein. Eine braune Strähne fiel ihm vor die Augen die er jetzt ergriff und damit spielte.
„Er ist super süß, kann er schon gehen und sprechen?“, hackte sie nach und schaute ihn mit einem dicken Lächeln an.
„Ja,er kann schon ziemlich gut gehen, doch wird er lieber noch getragen. Reden,nun ja,er sabbelt mir wenn er Lust dazu hat ,den ganzen Tag die Ohren voll. Stimmt doch Ben oder?“.
„Zhara nicht Recht hat, Ben immer still.Nur manchmal reden Ben tut“, sagte er leise und ließ die lange Strähne von Kyra los.
„Ben? Kannst du Kayra sagen?“, fragte sie nach und beugte sich mit ihrem Gesicht zu ihm.
„Kyra“, gab er zurück und lächelte süß.
„Siehst du er ist ein Naturtalent , für sein Alter ist er schon sehr weit gebildet. Er versteht alles und spricht fast fließend“.
„Wirklich erstaunlich“.
Vorsichtig gab sie mir Ben zurück, dieser sah mich mit seinen großen grünen Augen an.
„Ben möchte spielen, Zhara und Kyra Lust haben?“, fragte er nach und drehte seinen Kopf zu meiner Cousine.
Wir beiden nickten gleichzeitig und fingen an zu lachen. Ich setzte Ben ab und machte eben seit Bettchen, in der Zeit zog Kyra Ben um. Aus einer Kiste holte ich Spielzeug und legte es auf den Boden, setzte mich dazu und wartete auf die Beiden.


Langsam schlug ich meine Augen auf, die Nacht über hatte ich nicht viel geschlafen. Die Träume kamen und gingen , die meisten waren eher Albträume. Mit einem lauten Seufzen schwang ich meine Beine aus dem Bett und machte mich für die Schule fertig. In der Küche aß ich eine Schüssel Müsli und machte mich schließlich auf dem Weg zur Schule.
Normalerweise fuhr ich mit dem Bus doch heute hatte ich das Bedürfnis zu laufen, den Wind durch meinem Fell wehen zu fühlen. Ich ging mitten in den Wald und ließ die Hitze meinen Körper überkommen .Schon stand ich auf vier Pfoten,Kyra hatte noch geschlafen als ich gegangen war genau so Mum und Ben. Dad war schon zur Arbeit gefahren , ich hatte ihn allen nichts von dem Vorfall in der Schule erzählt. Das würde einfach viel zu viel Stress bereiten.
Mit einem letzten Atemzug setzte ich mich in Bewegung, die Schule lag einige Kilometer weg so das ich erst einmal eine ganze Zeit laufen konnte. Mein Herz schlug schneller in meiner Brust und pumpte schneller das Blut durch meine Adern. Die Gegend flog nur so an mir vorbei, alle Tiere im Wald waren verstummt. Das war normal , es war ihr Instinkt der ihnen sagte das ich gefährlich war.Alleine meine ganze Erscheinung machte ihnen Angst ,genau so den Menschen wenn sie mich sehen würden. Sie würden auf mich schießen und mich umbringen wollen.
Ich war einfach größer als ein normaler Wolf, nicht besonders groß aber größer.
Abrupt blieb ich stehen und streckte meine Nase in die Höhe, der Geruch von Blut war deutlich zu riechen.
Leise knurrte ich , grub meine Krallen fester in den Boden.
Mit einer gewaltigen Wucht wurde ich zu Boden gerissen, alles geschah so schnell das ich gar nichts mitbekam.
Zitternd lag ich auf dem Boden, mit einer kleinen Bewegung schaute ich in die Richtung woher die Wucht kam.
Mit einem Satz stand ich auf meinen vier Pfoten und schaute in pechschwarze Augen, ein lautes Knurren entfuhr mir.
>Wer bist du?<, fragte ich ihn und kauerte mich in Angriffshaltung.
>Das geht dich nichts an, kleiner Hund<
>Kleiner Hund? Was fällt dir überhaupt ein mich anzugreifen, du Bastard<, zischte ich und sah ihn mir genauer an. Ein riesiger roter Wolf, der mich süffisant anguckte.Unter seiner Brust sah man ein schwarzes Muster, er bleckte die Zähne.
>Du hast mich bei meiner Mahlzeit gestört<
>Ich wollte nur in die Schule<
Langsam kam er einen Schritt auf mich zu, sofort knurrte ich und biss nach ihm. Er war über dreißig Meter von mir entfernt, doch es sollte eh nur als Warnung dienen.
>Zur Schule, süß eine kleine Wölfin alleine im Wald.Haben dir deinen Eltern nicht gesagt dass das gefährlich ist? Aber ich muss sagen du bist schon ein echt hübsches Ding, so frisch und jung<
>Lass bloß die Finger von mir!<, fauchte ich .
Er leckte sich langsam mit der Zunge um die Schnauze, er kam immer näher. Ich wollte mich bewegen , weg von ihm doch war ich wie fest gefroren.Nun stand er genau vor mir, das Blut in meinen Ohren rauschte immer lauter.
Er war mir jetzt so nah das ich seinen Atem in meinem Gesicht spürte.
>Eine weiße Wölfin, du musst von reinem Blut sein<, grübelte er und kam den letzten Schritt auf mich zu.
Schnell legte ich meine Ohren an und fletschte die Zähne, wehe dieser Bastard würde mich anrühren. Doch zu spät, schon strich er mir mit seiner Zunge über die Schnauze.
Eine eisige Kälte durchzog meinen Körper, Ekel überkam mich.
>Unberührt<, säuselte er und leckte mir ein letztes mal um die Schnauze.
>Lass das !< brüllte ich ihn an und konnte mich endlich wieder bewegen. So schnell ich konnte schnappte ich nach ihm und biss in seinen Nacken, mit einem lauten Jaulen knickte er ein und probierte sich aus meinem Biss zu lösen.
Wie ein Dolch hatte ich meine Zähne in sein Fell geschlagen, ein eigenartiger Geschmack lag auf meiner Zunge.
Zimt.
Irgendwie hatte er es geschafft und sich aus meinem Biss gelöst, schwer atmend lag er vor mir.
Wut brannte in meinen Augen auf.
>Schön...< hauchte er und sah mich schlaff an.
Die Wund blutete stark doch würde sie schnell wieder heilen, sie war oberflächlich...bei einem Wolf.
Als Mensch würde die Verletzung ein wenig mehr schmerzen.
>Rühre mich nie wieder in deinem dreckigen Leben an<
Mit diesen Worten drehte ich mich um und ging weg.
>Ich hoffe wir sehen uns wieder, junge weiße Wölfin<
Kräftig schüttelte ich meinen Kopf, spitze die Ohren und lief zur Schule.
Was war das für ein Typ gewesen?
Und was meinte er mit reinem Blut?!
Ich wusste das etwas nicht mit ihm stimmte, er war anders. Doch wusste ich nicht was es war, die Bäume verringerten sich ein wenig und schon lag die Schule vor mir.
Als ich den Wald verließ lief ich wieder auf zwei Beinen, meine Haare waren durcheinander und meine Kleidung dreckig.


Das kalte Nass tat gut, es ließ mich wieder klare Gedanken fassen.Mit einer schnellen Bewegung drehte ich den Wasserhahn zu und sah mich im Spiegel an. Ich hatte meine Haare, so gut wie möglich, ordentlich gemacht und den Dreck von meiner Kleidung geklopft.
Die erste Stunde hatte ich verpasst, doch ging mir das an meinem Hinterteil entlang.
Dieser pechschwarzen Augen und dieses rote Fell ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf, diese messerscharfen Zähne mit noch frischem Blut. Er hatte kein Wild umgebracht das hatte ich gerochen, es war etwas …
Es war ein Mensch gewesen, wohl oder Übel musste ich nachher noch einmal in den Wald und nach der Leiche suchen, oder was davon übrig war.
Seit ich ein Wolf war konnte ich besser mit dem Tod umgehen, doch saß der Schmerz von meiner geliebten Schwester tief.
Liz , meine Zwillingsschwester war eines Mittags mit einer Freundin in die Bank gegangen. Sie wollten einfach nur Geld abheben, doch kam sie nie wieder davon zurück.
Es war ein Überfall gewesen, ein Mann hatte eine Waffe dabei wurde panisch und schoss damit herum. Meine Schwester , so tapfer wie sie war, warf sich vor ein kleines Mädchen.Sie bekam den Schuss ab, genau in die Brust. Auf der Stelle war sie tot gewesen, sie hatte keine Chance mehr gehabt. Sie starb in dem Alter von 12 Jahren, ihr Tod war jetzt schon vier Jahre her und ich hatte all die Schmerzen noch nicht verkraftet.
Mein Herz blutete noch stark, zu stark.
Schwer atmend stütze ich mich an dem weißen Waschbecken ab, die andere Hand hatte ich auf meiner Brust liegen.
Mein Herz pochte stark darin, das Blut rauschte mir wieder in den Ohren.
Die Bilder von ihr, als sie lachte sprangen mir vor die Augen.
Tränen liefen mir ungewollt über meine Wangen, meine Beine fingen an zu zittern. Und bevor ich mich versah saß ich schon auf dem Boden und schluchze vor mir hin. Da alle in ihrem Unterricht waren, war es gering das mich jemand so sah.
Langsam zog ich meine Beine an und legte meinen Kopf auf die Knie.Mein Herz zog sich zusammen und eine klaffende Wunde bildete sich in meiner Brust.
Ich spürte meinen eigenen Körper nicht mehr, Trauer , Wut das regierte gerade meinen Körper.
Kurz schloss ich meine Augen ,sie brannten von meinen salzigen Tränen.
Ich vermisste Liz so sehr, ich wusste das es für meine Eltern eine schwere Zeit gewesen war, doch hatten sie nicht ihren Zwilling verloren. Ihre andere Hälfte.
Liz und ich waren keine eineiige Zwillinge, nein.
Wir sahen ganz anders aus, sie mit ihren braune Haare und braune Augen .Sie war bildhübsch und einfach die freundlichste Person der Welt gewesen, wer sonst hätte sich vor ein kleines Mädchen geworfen?!
Leise seufze ich und öffnete meine Augen, die Tränen waren verschwunden dafür sah ich weiße Pfoten.Erschrocken riss ich die Augen auf und schaute mich schnell um.
Niemand da.
Wieder schloss ich die Augen , ließ die Kälte meinen Körper durchfluten und bewegte meine Finger.
Langsam rappelte ich mich auf und verließ die Toilette. Die Gänge waren noch leer, kein Geräusch war zu hören außer das Gelabber von dem Unterricht.
Ich blieb vor dem Kunstraum stehen und wartete bis es klingelte. Mein Rücken war gegen die Wand gelehnt, vorsichtig strich ich mir eine lange Strähne aus dem Gesicht.Ich roch verdächtig nach Wald, Moos und Dreck, zum Glück konnten dies kein Mensch riechen.
Mit einem mal wurde die Kunsttür aufgerissen und die Schüler aus der Oberstufe liefen heraus, sie waren allesamt größer als ich und würdigten mich keines Blickes.
Die Mädchen aufgetackelt und Figur betont angezogen.Verächtlich schaute ich sie mir an, für diesen kalten Ort waren sie eindeutig falsch angezogen.
Die letzten paar Schüler verließen die Klasse, einige Jungs gingen lautstark an mir vorbei einer von ihnen, der kleinste. Blieb stehen und sah mich mit großen Augen an. Seine Haare hatten einen wunderschönen Karamellton, sein Gesicht war rund und doch markant und seine Augen ließen meine Knie zitterten.
Sie waren gelb oder doch Gold. Man konnte die Farbe schlechte beschreiben, sie sahen kalt und warm zu gleich aus.
Und nun stand er vor mir und lächelte freundlich.
„Hi“, hauchte er und drehte sich mit dem ganzen Körper zu mir.
„Hallo!“, begrüßte ich ihn zurück und erwiderte seine Lächeln.
„Bist du in der Oberstufe?“.
„Ähm...nein, ich habe hier gleich Unterricht und ...“, stammelte ich.
Verdammt warum konnte ich nicht richtig sprechen?!
Und warum roch er so gut, anders als alle anderen Menschen.
„Ach so,ich geh dann mal. Wir sehen uns bestimmt mal wieder“, gab er zurück und hob die Hand zum Gehen.
Er war schon mit dem Rücken zu mir gedreht als ich nach ihm rief.
„Wie heißt du eigentlich?“.
„Luca“, sagte er in normaler Lautstärker und war verschwunden.
Mit offenem Mund sah ich ihm nach, dieser Junge war anders. Ganz anders.
Mit noch offenem Mund und hängenden Schultern ging ich in den Kunstraum und wartete auf die anderen.
Langsam kamen all meine Mitschüler und auch Maja , sie rannte zu mir und fragte mich sofort was geschehen war. Warum ich nicht da war.
„Ich habe verschlafen“, gab ich mit einem Schulterzucken zurück und fing an auf einem Blatt Papier herum zu kritzeln.
Der Kunstunterricht war einer der wenigen Momente in dem ich nicht schlief, ich konnte nicht besonders gut malen doch machte es mir Spaß.
Unsere dünne Kunstlehrerin hatte uns die einfache Aufgabe gegeben, etwas zu malen was wir wollten.Und das tat ich auch.
Ich wusste nicht warum doch war nach 30 Minuten ein großer roter Wolf auf meinem Blatt Papier, sein Fell so feuerrot wie das von dem Wolf aus dem Wald. Und noch erschreckender war das ich ihn perfekt getroffen hatte, man konnte sogar erkennen das es ein Wolf war.
Kräftig kniff ich mir in den Nasenrücken und ließ den Stift in der anderen Hand fallen.Was war mit mir los?
Warum hatte ich diesen Bastard auf mein Blatt gemalt?!
Er war mir noch immer ein Rätsel genau so seinen Worte, was sollte das bedeuten Wölfin von reinem Blut ?!
Mit einem leisen seufzen sah ich auf und blickte in bernsteinfarbene Augen, sie funkelten und gehörten zu der größten Nervensäge der Welt.
„Was?“, fragte ich schroff und fuhr mir durch die Haare.
Etwas undeutliches nuschelte Damian , was ich wirklich bei dem besten Willen nicht verstehen konnte.
Er hatte seine Hände vor mir auf den Tisch gelegt und streckte den Rücken durch.
„Bekomme ich noch einen Antwort?“, hackte ich nach und sah mich im Raum um.Klar Maja beobachtete mich und grinste mich jetzt wie ein Idiot an.Sie machte komisch Bewegungen die wohl so viel bedeuteten wie:
Guck er redet wieder mit dir, sei nett.
„Also eigentlich wollte ich dich nur fragen ob du ein Anspitzer hast“, brummte er und fuhr sich durch seine nachtschwarzen Haare
„Ich habe keinen also verschwinde“.
Dieser Typ konnte mich wirklich nicht in Ruhe lassen und anscheint hatte er dieses komische Talent in den Momenten zu kommen, wo ich ihn am wenigsten sehen wollte.
Der Bastard aus dem Wald reicht mit schon für heute da brauchte ich nicht noch den hier.
„Wirklich nicht?“, fragte er nach und lächelte mich an.
„Was willst du Damian ? Lass mich doch einfach in Ruhe, so viele Mädchen sind total scharf auf dich und warum musst du mich unbedingt belästigen?!“,brummte ich in einem scharfen Ton, der deutlich machen sollte das ich keine Lust auf ihn hatte.
Einen kurzen Moment lang sah er überfordert aus ,dann aber fing er wieder an zu lächeln und kratze sich am Hinterkopf.
„Aha, die Mädchen sind also scharf auf mich?“.
„Klar sie finden das du total heiß bist und soooo unheimlich sexy“.
Damian verlagerte sein Gewicht auf den anderen Fuß und zeichnete mit den Finger Kreise auf den Tisch.
„Und du?“, hackte er nach.
„Was soll mit mir sein?!“,fragte ich bissig und funkelte ihn an.
„Findest du mich auch sexy und heiß?“.
Ich konnte nicht anders und fing an zu kichern, schnell presste ich mir die Hand vor den Mund.
Mein Gott dieser Typ war wirklich von sich überzeugt.Ich dachte er sei schüchtern,aber jetzt sah das mal ganz anders aus.
„Klar mein Süßer, ich würde dich gerne mal in Boxershorts sehen und mit meinem Zeigefinder seinen Brustkorb entlang streicheln.Das war schon immer mein geheimer Wunsch“, witzelte ich verführerisch und lehnte mich nach vorne.
Unsere Gesichter waren so nah das ich sein Atem auf meines spürte.Ein unglaubliches Lächeln umspielte seinen Lippen, die so perfekt schienen.
„Na gut komm mit und du darfst ihn streicheln“, gab er eben so verführerisch zurück.
Ich musste sagen das es wirklich einen erotische Spannung zwischen uns herrschte,man konnte sie beinah anfassten und in die Tasche packen.Doch hörte ich auch heraus das Damian nur so tat als ob.
„Ach lass mal , ich will ja nicht bei deinem sexy Anblick ohnmächtig werden“,raunte ich und strich mit einem Finger seinen Arm auf und ab.
Leise knurrte er und lehnte sich nach vorne.An meinem Ohr blieb er stehen und berührte es mit seinen Lippen.
Ich war wie starr, ich konnte mich nicht mehr bewegen.
„Gut dann ein anderes mal“,hauchte er und verschwand.
Er war einfach gegangen, hatte mir noch ein Lächeln geschenkt und war verschwunden.
Mit offenem Mund und einem Kribbeln im Bauch ,saß ich auf meinem Stuhl und starrte vor mich hin.
Fassungslos darüber, dass ich mit gespielt hatte, fuhr ich mir durch die Haare und ließ mich schließlich auf dem Stuhl fallen.


Ich war noch nie in meinem Leben so schnell zu Hause gewesen, ich war nur so über den Boden geflogen.Dieses Kribbeln in meinem Bauch, das seitdem Kunstunterricht dort gewesen war,war nicht mehr verschwunden.Es wütete ohne Erbarmen in meiner Magengrube.
Schwer atmend stampfte ich zur Haustür herein und lief direkt in mein Zimmer, dort lief ich erst einmal knapp einen halbe Stunde auf und ab.Meine Eltern und Kyra hatten mich nicht gestört, was auch gut so war.
Ein wütender Wolf war nie gut.
Eigentlich hätte ich meinem Vater von dem roten Wolf erzählen müssen doch war ich zur Zeit noch ein wenig abgelenkt mit meinen eigenen Gefühlen, dieser Damian war so ein Idiot und ich hatte auch noch mit gespielt.
Warum um alles auf der Welt hatte ich mit gespielt?!
Aggressiv fuhr ich mir durch die Haare als mir etwas in den Kopf sprang, das Blut.
Der rote Wolf ,er hatte doch einen Menschen höchst wahrscheinlich umgebracht, mit schnellen Schritten lief ich nach unten.
Ich wusste nicht was mit mir los war, ich war so unter Adrenalin,sei es jetzt wegen Damian oder wegen dem Wolf, das ich total aufgeregt war.Ich flitze durch das ganze Haus und rief immer wieder nach meinem Vater, als ich dann schließlich in die Küche kam und alle ganz in Ruhe dort saßen wurde ich noch saurer.
Ohne es zu merken, fing ich an zu beben und schon stand ich auf vier Pfoten.Genervt über mich selber und meinen Gefühlszustand zur Zeit , entfuhr mir die Luft zwischen meinen Zähnen.
Vier Augenpaare sahen mich fassungslos an.
Meine Mutter stand am Herd und rührte gerade in einem Topf, mein Vater saß am Tisch genau so Kyra die Ben auf ihrem Schoss hatte.
Ich war mir bewusst das ich mich zur Zeit nicht zurück verwandeln konnte, dazu war ich einfach zu sauer.
Meine Mutter hatte genervt geseufzt und sich wieder an den Herd gemacht, doch meine Vater sah mich noch immer fassungslos an.
„Zhara was ist los?“, fragte er und erhob sich.
Ben strampelte wie verrückt auf Kyras Schoss und griff immer wieder mit seiner kleinen Hand nach mir.
„Hund, Hund, Hund“,brabbelte er und fing schon fast an zu weinen, da Kyra ihn nicht ließ wie er wollte.
Schließlich setzte Kyra ihn auf den Hochstuhl und stand ebenfalls auf, sie stellte sich genau vor mich und sah mir fest in die Augen.
In ihrem Blick lag etwas warmes und vertrautes, das Grau schien schon fast wie Silber.
„Zhara ist etwas passiert?“, fragte sie eindringlich und kraulte mich zwischen den Ohren.
Ich hatte mich hingesetzt und sah hilflos zu den beiden.Mit einem Nicken und einem leisen Seufzen wandte sich Kyra an meinen Dad.
„Sie kann sich nicht mehr zurück verwandeln, das kleinen Fräulein muss wohl ziemlich sauer sein“, kicherte sie und legte meinen Vater eine Hand auf die Schulter.
„In Ordnung, sprichst du mit ihr?“.
„Klar mach ich“, mit diesen Worten wandte sich meine Cousine wieder mir zur und lächelte zaghaft.
Sie ging ohne ein weiteres Wort an mir vorbei ins Wohnzimmer und nach draußen in den Garten.
Ich wollte ihr hinterher doch wurde ich am Schwanz zurück gezogen, mein Vater sah mich mit einem strengen Blick an.
„Wir werden noch reden, wie kannst du dich einfach vor Ben verwandeln?!“, flüsterte er und sah keinen Sekunde von mir auf.
Gerade war ich mal froh ein Wolf zu sein, so konnte ich zu mindestens keinen Antwort geben.Ich sah einfach nach unten auf den Boden und hoffte das er mein Schwanz los ließ.Und das tat er auch, mit einem letzten Blick auf meinen Eltern und auf Ben, der mich mit großen Augen ansah ,verließ ich das Haus.Ich rannte in den Garten und hob die Schnauze in die Luft, der starke Geruch von Wolf lag im Wind.Doch war das ja normal in einem Haus mit zwei Wölfen.
Ich setzte die rechte Pfote vor die andere und erschreckte als ich einen haselnussbraunen Wolf vor mir sah.Er war kleiner als ich und auch viel zierlicher , doch so wunderschön.Sein Fell glänzte und war von so reinem Braun das es mir die Sprach verschlug.
>So was ist mit dir los,Süße?<, fragte der Wolf mich, trotzdem aber blieb er da hinten im Gebüsch.Mit ein paar Schritten war ich neben ihm und sah ihn forschend an.
>Kyra?<
>Ja ich bin es und jetzt mach die Schnauze zu sonst fliegen noch Fliegen rein<, kicherte sie in Gedanken und ging ohne auf mich zu achten tiefer in den Wald.
Mal wieder waren die Tiere verstummt und kein Murks mehr war zu hören.Das Blut rauschte mir leicht in den Ohren, ich hatte wohl gewusst das Kyra ein Wolf war, aber so ein wunderschöner ?!
>Los sag schon was ist los?<, hackte sie nach und sprang über einen dicken Ast.
>Ach so.Ähm das war so als ich heute Morgen zu Schule gegangen war bin ich einem Wolf begegnet der wahrscheinlich einen Menschen umgebracht hatte.Er faselte etwas von reinem Blut und so einem Quatsch<, erklärte ich und lief meiner Cousine einfach nur hinterher.
>Einem Wolf? Wie sah er aus?!<.
Kyra war stehen geblieben und so schnell herum gewirbelt das ich es gar nicht richtig realisiert hatte.Sie kam auf mich zu und blieb genau vor mir stehen, sie atmete flach und sah mir fest in die Augen.
>Wie sah er aus?<, fragte sie noch einmal und knurrte leise.
>Er war rot, feuerrot und hatte schwarze Abzeichen.Aber was interessiert dich das?!<, hackte ich nach und sah sie mit großen Augen an.
Warum war sie so scharf darauf zu wissen wie dieser Wolf aussah ?!
>Nur so , es ist eigenartig das hier noch andere Wölfe herum laufen!<, nuschelte sie undeutlich und drehte sich wieder um.
>Das ist nicht dein Ernst, erst bist du so neugierig und jetzt gibst du mir einen solche Antwort.Was soll das? Kennst du diesen Wolf, Kyra?<.
Ich würde nicht locker lassen, so dumm war ich wirklich nicht.
>Nein, lass mich jetzt einfach in Ruhe Zhara okay?Geh nach Hause und mach deine Hausaufgaben oder so
Mein Herz klopfte so schnell in meiner Brust das ich es ganz deutlich hörte.Das Blut rauschte mir in den Ohren und mein Nackenfell stand wie einen Eins.
Die Angst hatte mich gepackt und mit voller Wucht zurück geworfen, dieser rote Wolf, der den Namen Shouta trug, kam nun auf mich zu und grinste mich süffisant an.
Ich war noch immer in Wolfsgestalt und probierte verzweifelt aufzustehen , doch hinderte mich mein eigener Körper daran.
Kyra stand hinter Shouta versteckt und blickte traurig rein,sie war angespannt und wusste nicht was sie machen sollte.
>Was machst du hier?<,fragte er und kam einen letzten Schritt auf mich zu.
Es sah so aus als sei er gewachsen, in meinen Erinnerungen war er kleiner gewesen.Doch jetzt war er riesig , ab der Schulter musste er um die ein Meter groß sein.
Als er seinen Kopf nach unten neigte und kurz vor meiner Schnauze stehen blieb, knurrte ich und biss nach ihm.
Ich würde mir nichts gefallen lassen, auch nicht von Kyra.
Ich konnte es nicht glauben das sie nichts machte,einfach dort stand und zu sah wie ich verletzt am Boden lag.
>Weiße Wölfin, was machst du hier?<
Mit einem tötenden Blick sah ich ihn an, was würde ich dafür geben jetzt ein Messer zu und dies in seinen Brust zu stecken ?!
>Ich habe keinen Namen du hässlicher Pavian<, gab ich aggressiv zurück und bellte danach laut.
Obwohl ich am Boden lag und nicht sprechen konnte, machte ich ihm deutlich das ich nicht ungefährlich war.
Würde er mich anfassen dann....
>Dann sag ihn mir Schätzchen!<
>Ganz bestimmt nicht<, zischte ich in Gedanken und setzte einen erneuten Versuch an, aufzustehen und ihn dann anzugreifen.Aber so weit kam es gar nicht, bevor ich auch nur einen Pfote gerade setzen konnte ging Shouta einen Schritt nach vorne und biss mir in das Bein.
Schmerz erfüllt schrie ich auf und ließ mich zurück auf den Boden fallen.Schwer atmend und erschöpft sah ich zu Kyra.
Warum tat sie nichts?!
Sie stand einfach dort,knapp zwanzig Meter weg von uns, und sah ängstlich zu uns.
War es ihr vollkommen egal, das ich ,ihre eigene Cousine verletzt wurde?!
>Streng dich doch nicht so an, du wirst es eh nicht schaffen Schatz<,raunte er und leckte sich um die Schnauze.
Ich schloss die Augen und hoffte das ich mich nicht zurück verwandelte, den das wäre das letzte was ich jetzt noch brauchte.
Er sollte nicht wissen wie ich als Mensch aussah.
>Süße...<, fing er wieder in Gedanken an und sah mir fest in die Augen, als ich dieser wieder geöffnet hatte.
>Verdammt noch mal sie heißt Zhara!

Eine Wiese ,die in unglaublichen grün blühte ,und mit tausenden von Blumen bestickt war, lag vor mir.
Ich konnte nicht glauben was ich sah, es war so als sei es einen Halluzination die nie Wirklichkeit werden könnte.
Ein leichter Wind, durchwühlte meinen Haare und peitschten sie mir sachte ins Gesicht.Ein Kälteschauer überlief meinen Rücken, ich spürte wie sich einen große Hand auf meinen Wange legte, doch konnte ich nicht sehen wer es war.
Meine Augen schienen diese Person nicht wahrnehmen zu können, die Wiese vor mir war verschwunden und nur noch ein schwarzer Schatten ,vor mir ,war zu sehen.
Mein Herz schlug schnell in meiner Brust und eine unglaubliche Leidenschaft durchzuckte meinen Körper.Ich wollte diesen Schatten vor mir berühren und ihm meinen Liebe schenken.
Ich streckte meinen Hand aus und legte sie an die Stelle, wo die Wange wäre.
„Schatz...“,hauchte der Schatten und kam näher.
Je näher er mir kam, desto deutlicher wurde er.
Die Schwärze verschwand immer mehr und ein Gesicht wurde deutlich.
„Mein Geliebter“,hauchte ich zurück und streichelte die Wange auf und ab.
Ein Kribbeln in meinem Bauch, ließ mich nicht mehr richtig denken.Die Liebe, die ich für diesen Schatten, empfand war so stark das man sie nicht mit Worten beschreiben konnte.
„Ich Liebe Dich!“,gab er Schatten zurück und war mir nun so nah, das ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte.
Als ich meine Augen öffnete sah ich in tief schwarze Augen, sie glitzerten und schienen aus der schönsten Nacht zu bestehen.
„Shouta...“,flüsterte ich und näherte mich seinen Lippen.Mein Herz schlug schnell in der Brust und die Spannung zwischen mir und Shouta, meinem Geliebten, wurde immer größer.
Als sich unsere Lippen so sanft berührten, dass mein Herz für einen kurzem Moment aussetzte,überkam mich ein unglaubliches Glücksgefühl.
Ich hatte meine Augen wieder geschlossen und gab mich meinen Gefühlen hin, dieser Moment gehört nur mir und Shouta.
Doch zerstörte dieser wunderschöner Moment etwas, es war der Schmerz in meiner Kehle.Etwas hatte sich in meinen Hals gebohrt und saugte mir nun die Lebenskraft aus.
Ich warf meinen Kopf in den Nacken und schrie.
Schrie in die Dunkelheit.




Mit einem lauten Schrei, fuhr ich hoch und starrte um mich.
Der Wald war eindeutig dunkler als vorher und eine Eule heulte von weit her.Mein Herz raste in meiner Brust und Schweiß stand mir auf der Stirn.
„Was um alles auf der Welt?!“,hauchte ich und strich mir durch die Haare.
Ich lag noch immer an der gleichen Stelle, an der ich ohnmächtig geworden war.Die nasse und eiskalte Luft um mich herum,drückte mich nieder.
Langsam rappelte ich mich auf und bemerkte das mein Bein wieder zurechnungsfähig war.Ich konnte es wieder benutzen, es pochte wohl noch immer aber ich konnte damit aufrecht stehen.
Als ich mich an einem dicken Baum hinauf hievte und mit wackeligen Beinen stand, sah ich mich erneut um.
In der Luft schwebten mehrere Gerüche umher.
Moos,Dreck,Wild,Autogase von weiter weg,Kot von Hasen und anderen Tieren und Blut.
Das Blut war einer der Hauptkomponenten, saftig und extrem stark. Mein Blick glitt an mir hinab, meine Hose war zerfetz,aber war das Blut getrocknet.
Vorsichtig und in schneckentempo schlurfte ich weiter, Blätter befanden sich überall an meiner Kleidung und fielen nach und nach hinab.
Der Blutgeruch wurde immer stärker,obwohl ich erst drei Meter gegangen war.
Ich hielt mir schützend eine Hand an der Hüfte, diese brannte und pochte schmerzhaft.
Kurz biss ich die Zähne zusammen und trat einen weiteren Schritt nach vorne, als ich zu Boden guckte schrie ich kurz auf.
Dort vor mir lag jemand.
„Luca?!“,schrie ich empört und fiel neben ihm zu Boden.
Er lag halb tot und zusammen gekrümmt im Dreck und war schlimm verletzt.
Blut ran an seinem Kopf hinab und auch sein ganzer Arm war zertrümmert, er war blau und lila angeschwollen und abartig geformt.
Vorsichtig legte ich ihm einen Hand auf die Wange und zwei andere Finger unter den Kiefer.
Er hatte noch Puls.
Ich schüttelte ihn, damit er wieder zu Bewusstsein kam, doch wirkte es nicht.

Luca!

“,nuschelte ich erneut und merkte wie meine Augen anfingen zu brenne.Tränen stiegen auf und liefen mir schon kurze Zeit später über die Wangen.
Ich fing an zu zittern und war einfach am Ende meiner Kräfte.
Als ich meine Augen schloss und mein Kopf fallen ließ, sodass meine Haare mir vor die Augen fiel, schluchze ich vor mich hin.

Zhara?!

“,krächze eine raue und durch dringliche Stimme leise.
Sofort öffnete ich meine Augen und blickte in matte goldene Augen.Sie schienen ausdruckslos und verschleiert.
„Luca! Oh mein Gott, was ist passiert?“,fragte ich aufgebracht und stütze ihn auf.
Ich hielt ihm meine Hand unter den Rücken und hob ihn so ein paar Zentimeter hoch.
„Dieser Mistkerl...ich....er...das Mädchen!“,hustete er und schloss für mehrere Sekunden die Augen.
„Bleib wach Luca, ich helfe dir“,schluchze ich und stand auf.
Durch mein Bein ging ein Stechen,dass sich langsam zu einem Brennen veränderte.Ich kniff die Augen zusammen und packte Luca,warf ihn über meine Schultern ,als ich schließlich stand.
Er glitt schon nach wenigen Moment zurück auf den Boden.
Leise fluchte ich auf und schloss die Augen.
Ich musste schnell handeln, sonst würde er vielleicht noch sterben.
Ich ließ die Hitze meinen Körper durchfluten und stand schließlich auf vier Pfoten.Mit einer schnellen Bewegung,biss ich in sein Shirt und zog ihn auf mein Rücken.
Als er mit seinem vollen Gewicht auf mir lag, atmete ich tief durch und setzte mich in Bewegung.
Natürlich konnte ich nicht besonders schnell mit ihm laufen, aber würde ich schneller nach Hause kommen,als wenn ich ein Mensch wäre.
Die Dunkelheit und der Nebel kamen immer näher, es war kein anderer mehr im Wald gewesen.
Nicht Kyra und auch kein Shouta.
Der Waldboden war noch immer gefroren, dass konnte man als Pluspunkt oder als Minuspunkt betrachten.
Ich probierte so schnell wie möglich zu laufen und die Hindernisse, wie Bäume oder Löcher ,zu umgehen.Als ich aus weiter Ferne Lichter sah, atmete ich glücklich aus.
Luca hatte immer mal wieder etwas genuschelt, was ich nicht verstand , aber Hauptsache er blieb wach.
Nur noch wenige Schritten trennten mich von meinem Haus, und der Schmerz in meinem Bein war vergessen.
Luca war in diesem Moment einfach wichtiger!
Aber was machte er da im Wald, war er der Wolf der mit Shouta gekämpft hatte?!
Unendlich viele Fragen schwirrten mir im Kopf umher, Fragen die allein nur Luca beantworten konnte.
Ich verlangsamte mein Tempo immer mehr, bis ich schließlich nur noch ging.Kurz vor der Terrassentür blieb ich stehen und jaulte kurz auf.
Ich wusste, dass mein Vater jeden Moment kommen würde.
Und das tat er dann auch.
Schon nach fünf Sekunden, sprang die Tür auf und die Gestalt meines Vaters erschien.
„Zhara! Was ist passiert?“,fragte ich geschockt und blickte von mir zu Luca und wieder zurück.
Ich sah ihn mit großen Augen an und machte eine kurze Kopfbewegung zu Luca, der noch immer regungslos auf meinem Rücken lag.
Mein Vater schnappte nach Luft und nickte, lief um mich herum und nahm Luca auf seine Arme.
Er wirkte zerbrechlich, ja, fast wie eine Puppe die aus dem feinsten Porzellan der Welt gemacht war.
Seine Haut schimmerte Blass und unter seinen Augen waren dicke und pechschwarze Ränder.
Er musste eine Menge Blut verloren haben!
„Ich bringe ihn rein und rufe Mister. Conner“,sagte mein Vater schnell und verschwand im Haus.
Erschöpft und völlig außer Atem fiel ich zu Boden, ließ die Kälte durch mich ziehen und strich mir durch die Haare.
Ich lag mit dem Gesicht im Dreck und krallte meine Finger tief in den Boden.
Der Schmerz in meinem Bein war stärker geworden, schon fast unerträglich.
Normaler Weise heilten doch alle Wunden schnell bei mir, warum nicht jetzt ?!
Hatte ich vielleicht Dreck in die Wunde bekommen?!
Langsam schlossen sich meine Augen, ich kämpfte gegen die Dunkelheit an.Ich wollte nicht schon wieder ohnmächtig werden, nicht zweimal an einem Tag.
Das zeigte von Schwäche und ich war nicht schwach.
Von innen hörte ich die aufgeregte Stimme meines Vaters.
„Mister.Conner, wir haben einen schwer verletzten Jungen bei uns“,danach entstand eine kleine Pause.
„Ja, er müsste einer von uns sein!“,sagte er etwas leiser und probierte sich wahrscheinlich zu beruhigen.
Leicht hob ich meinen Kopf an, spürte die nasse und dreckige Erde an meiner Wange kleben.
Ein Kälteschauer durchzuckte mich.
„Gut, wir werden auf sie warten“,mit diesen Worten seufze mein Vater und legte auf.
Das leise Klicken, dass vom Telefon ausging war so laut für meine empfindlichen Ohren, dass ich zusammenzuckte.
„Was ist passiert?“,rief meine Mutter erschrocken und ziemlich laut.
„Beruhige dich mein Schatz, Zhara hat diesen Junge...Oh mein Gott Zhara!“,brüllte mein Vater und schon ertönten Schritte.
Sie kamen immer näher und verstummten schließlich vor mir.
Ein leiser und kaum wahrnehmbarer Schrei entwich meiner Mutter,sie hatte die Hände über den Kopf zusammen geschlagen und fing an zu zittern.
Ihre Augen wurden glasig als sie mich am Boden liegen sah, als sich unsere Blicke trafen und sie mich musterte rannen ihr die Tränen über die Wangen.
Mein Vater beugte sich zu mir hinunter und nahm mich mit einer fließenden Bewegung in die Arme, sie waren warm und vertraut.
Sie gaben mir Sicherheit!
Seine Haut brannte auf meiner, der Dreck an mir fing an zu bröckeln.Er fiel hinab auf den schönen sauberen Boden.
„Papa,Mama!“,stammelte ich mit rauer Stimme und schloss die Augen.
Die Dunkelheit wurde immer stärker, sie drückte mich nieder und immer tiefer in ein schwarzes Loch.
Das Gefühl der Schwerelosigkeit überkam mich, mein Herz raste in meiner Brust und mein Kopf brummte.
Ich lag auf Wolken,die sachte auf und ab schwebten.Ich fühlte mich leicht und imstande alles zu tun,als hätte ich die Macht dazu, die Kraft.
Meine Augen waren noch immer geschlossen, als der schöne Schein eine Wendung nahm.
Die Schwerelosigkeit zerbrach wie eine Scheibe, die zu Boden fiel.Sie zersprang in tausende kleine Stücke und fielen von mir.
Auf einmal fing mein Körper an zu brennen, oder war es nur mein Bein?
Eine undurchdringliche Glaskugel war um meinem Kopf, ich hörte nur das Rauschen von Außen.Keine anderen Geräusche drangen zu mir, nur mein gleichmäßiges Atmen war zu hören.
Ich war wie taub, ich spürte die Anwesenheit von anderen in meiner wunderschönen Wolkenwelt, doch was wollten sie hier?
Es war meine Welt, in der ich die Macht hatte, in der ich bestimmte was passierte!
Wut staute sich in mir auf, ich wollte nicht das andere in

Meiner

Welt waren.
Ich probierte die Augen zu öffnen und zu sehen, wer in meinem Reich eingedrungen war.Doch waren meine Lider zu schwer, sie schienen so als seien sie wie Jalousien die klemmten und nicht hochgezogen werden konnten .
Als das Brennen in meinem Bein stärker wurde und ich das Gefühl hatte, als würde mir die Luft im Halse stecken bleiben.
Blieb mir nur eins...
schreien!
Ich öffnete den Mund und schrie.
Ich tat es aus zwei Gründen:
Erstens: Wegen meiner unendlichen Wut die ich empfand, da jemand bei mir war.
Und Zweitens: Weil mein Bein anfing zu brenne, es stand in Flammen.
Als ich endlich die Kraft hatte meine Augen einen kleinen Spalt zu öffnen,merkte ich wo ich war.
Merkte das drei Leute mich mit großen Augen ansahen und einer davon in Tränen ausgebrochen war.


„Zhara?“,quiekte meine Mutter unter Tränen und strich mir über die Wange.
Erneut schloss ich meine Augen, dass Licht im Wohnzimmer war einfach zu hell.
Moment..?
Lag ich überhaupt im Wohnzimmer?
Wieder öffnete ich meine Augen, es war nur ein Spalt und ich sah alles verschwommen, doch erkannte ich die Möbel und die Wände.
Ich war in meinem Zimmer,das Bett war auch viel weicher.
„Zhara kannst du mich hören?“,fragte eine dunkle und alte Stimme.
Kaum merklich nickte ich, mein Bein brannte wohl noch immer aber die Glaskugel um mein Kopf war eindeutig verschwunden.
„Schön schön, hast du Schmerzen?“,fragte die Stimme weiter.
Im meinem Sichtfeld war nur meine Mutter, sie saß neben mir und die Tränen liefen ihr noch immer die Wangen hinab.
Ihre Augen waren schon ganz rot und geschwollen.
Vorsichtig hob ich meine Hand,streckte sie zu meiner Mutter und strich ihr eine neue Träne weg.Der salzige Tropfen war warm und lief an meinem Finger hinab, als ich meine Hand wieder senkte.
„Ich kann das einfach nicht mit ansehen“,schluchze meine Mutter und erhob sich.Mit ein paar schnellen Schritten und einem leisen schluchzen, war sie verschwunden.
Tief atmete ich aus.
Was hatte ich falsch gemacht?
Plötzlich beugte sich ein dicker und alter Mann über mich, seine Augen waren pechschwarz und erinnerten mich an...
„Hast du Schmerzen, mein Kind?“,fragte er erneut.
Ich kannte diesen Mann doch, sein grauer Bart und die wenigen Haare auf dem Kopf.
Sein Doppelkinn und diese alte rauchige Stimme.
Mister.Conner, der Arzt!
Langsam öffnete ich den Mund,stieß Luft hervor und schloss ihn wieder.Ich wollte etwas sagen, mich zu Wort melden und erzählen was passiert ist, aber es ging nicht.
„Keine Sorge mein Kind,dir wird es bald wieder besser gehen.Du stehst unter starken Schmerzmitteln, da ich dein Bein erneut verletzen musste“,erklärte er und holte eine kleine Taschenlampe hervor.
Mit einer geschickten Bewegung streckte er meine Augenlider auseinander und leuchtete mir in die Augen, unwillkürlich probierte ich diese zu schließen, doch waren seine Finger einfach zu stark.
„Das sieht gut aus, ich werde in ein paar Stunden wieder kommen und gucken ob du wieder normal bist“,sagte er und ließ meine Augen in ruhe.
Bevor er aber verschwand, miss er meinen Puls und nahm mir Blut ab.
Als ich endlich alleine war, schloss ich wieder meine Augen.Ich war schwach und erschöpft, müde und einfach am Boden.
Mein Herz raste noch immer in meiner Brust und das Schmerzmittel brachte auch nicht viel, da ich noch immer das Brennen in meinem Bein spürte.
Doch war mir dies gerade alles egal, wo war Luca?
Und ging es ihm gut?
Und vor allen ,was war passiert als ich ohnmächtig geworden war?
Wieder hatte ich so viele Fragen und war nicht in der Lage, auch nur eine zu stellen, geschweige denn sie beantwortet zu bekommen.
Müde legte ich meinen Kopf schief und probierte zu fühlen wo ich Gefühl in meinem Körper hatte und wo nicht.
Als sich herausstelle das ich alles spürte, aber nichts bewegen konnte, bekam ich Panik.
War ich gelähmt?
Unwillkürlich öffnete ich den Mund und schrie.Eigentlich wollte ich nur nach Luft schnappen, doch wurde es ein lauter und heller Schrei.
Vor Schreck kniff ich meine Augen zusammen und biss mir auf die Zunge.
Nur Sekunden später stand schon mein Vater neben mir und packte mich an der Schulter.Er schüttelte mich und brachte mich so dazu meine Augen wieder zu öffnen und ein gequältes Ächzen hervor zu bringen.
„Zhara! Alles in Ordnung?“,fragte ich lautstark und beruhigte sich langsam, als ich nickte.
„Dad!,nuschelte ich kaum hörbar und merkte wie merkwürdig meine Stimme sich überhaupt anhörte.
Sie hörte sich wie ein kleine Kettensäge an die aber halb verrostet war.
„Was ist passiert, hast du Schmerzen?“,fragte er weiter und sah mir fest in die Augen.
„Nein, aber ich kann mich nicht bewegen“,hauchte ich und sah um mich.
Ich konnte schon besser sehen, noch alles ein wenig verschleiert doch besser als vor ein paar Minuten.
„Das ist normal, dass wird morgen weg sein.Mister Conner hat dir Schmerz- und Beruhigungsmittel gegeben, die aber anscheint nicht viel bringen“,scherzte er und probierte zu lächeln.
„Dad...“,seufze ich und probierte mich vergeblich zu bewegen.
„Zhara, was ist?“.
„Wie geht es Luca?“,dies war eine der Fragen die ich im Kopf hatte, dazu war sie auch noch die,die mir am wichtigsten erschien.
„Luca?“,hackte mein Vater und zog die Brauen hoch „Du meinst den Jungen? Er schläft noch immer, er hatte ein Menge Blut verloren,doch wird er schnell wieder gesund“.
Laut atmete ich aus, zu mindestens eine gute Nachricht.


Ich stand vor seiner Tür und ließ mich von dem schrecklichen Zittern bestimmen,meine Hände waren klitschnass und ich atmete stoßweise.
Kurz schloss ich meine Augen und probierte meine Gedanken zu lösen.Vor knapp zehn Minuten hatte mir meine Mutter Bescheid gesagt,dass Luca wach war.
Ganze drei Tage war er bewusstlos gewesen und seine Eltern waren nirgends aufzutreiben ,ich durfte endlich zu ihm und das hatte meine Mutter mir mit einem dicken Kuss und einem Lächeln gesagt.
Ob sie glaubte das ich etwas mit ihm hatte?
Langsam öffnete ich meine Augen wieder und legte die Hand auf die Klinke, es war ein Wunder das sie nicht abrutschte.
Ich nahm all meine Energie und klopfte mit der anderen Hand an, es waren nicht einmal Sekunden die vergingen und schon meldete sich ein raue Stimme.
„Herein!“.
Nervös befeuchtete ich mir die Lippen und stieß die Tür auf, ein kleines und kaum wahrnehmbares Knarren war zu hören.
Schnell schloss ich die Tür hinter mir und trabte auf das , mir gewohnte, Bett zu, in dem Luca lag.
Seine Augen waren matt und er war blass, schon erschreckend blass.Doch war dies kein Wunder , er hatte ein Menge Blut verloren und war gerade so dem Tod entkommen.
Er sah mich schwach an und begann zu lächeln.
„Wie geht es dir?“,fragte ich leise und setzte mich irgendwie schuldbewusst auf seine Bettkante.
„Blendend“,log er und hustete.
Schnell reichte ich ihm ein Glas Wasser, dass er dankend annahm.
Nachdem er einen großen Schluck getrunken hatte, verfolgte ich mit den Augen einen kleinen Tropfen der an seinem Kinn, den Hals hinunter floss.
„Und dir?“,fragte er und probierte sich auf zusetzten.
„Gut,gut“,sagte ich schnell und half ihm.
Endlich saß er einigermaßen gerade und legte mir eine Hand auf mein Knie.Seine warme Haut brannte auf meiner ,sogar durch den Jeansstoff!
„Deine Mutter hat mir alles erzählt, also weiß ich wie es dir geht“,sagte er streng und verengte die Augen ein wenig.
„Mir geht es wirklich gut, die Medizin und das erneute verletzen hat geholfen“,sagte ich schnell und strich meine Hände an meiner Hose ab, sie waren eiskalt und nass.
„In Ordnung“.
Es entstand eine lange Stille die mich fast erdrückte, sie war schwer und lag auf meinen Schultern.Konnte er nicht etwas sagen, oder sollte ich?
Aber über was sollte ich schon reden?
„Was ist eigentlich passiert, als ich ohnmächtig geworden war?“,fragte ich leise und sah auf seine Hand,die noch immer auf meinem Knie lag.
Luca räusperte sich und fuhr sich mit der freien Hand durch die Haare.
„So einiges“,hauchte er und klang bedrückt.
Vielleicht hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er von jemanden verletzt wurde und so verloren hatte?
Konnte zu mindestens so sein, Jungen waren ja schon immer so wegen ihrem Stolz.
„Dann erzähl es mir, wir haben genug Zeit“.
„Wie du willst, aber dafür muss ich ein wenig früher anfangen.Also an dem Tag, als ich dich traf“,flüsterte er und klang dabei noch immer wie ein alter Kettenraucher.
Seine Stimme ließ mich frösteln und ganz langsam fingen meine Füße an einzuschlafen.
„Okay ,ich höre dir zu“,gab ich zurück und legte meine Hand auf seine.Sie war nicht nur warm, sondern heiß.
„Als ich aus dem Kunstraum ging ,habe ich dich gesehen, ich kannte dich schon flüchtig vom sehen doch warst du mir nie besonders aufgefallen.Doch als wir uns in die Augen sahen, wusste ich es.Du hattest diese bestimmte Aura, könnte man sagen“,er stoppte und atmete heftig durch die Nase.
Der Verband um seinen Kopf war mit mehreren Klebestreifen befestigt und hielt seine Wunde vor Schmutz verborgen.
„Die Aura eines Wolfes, die aber noch viel stärker war.Als ich dann zu Hause war habe ich recherchiert“,sagte er und sah kurz in meine Augen.
„Was hast du recherchiert?“,hackte ich vorsichtig nach.
„Na über Wölfe und so etwas, aber fand ich nur Quatsch.Dinge die nicht möglich sind, oder einfach nur Aberglauben.Schließlich bin ich zu meinen Freunden gegangen und habe mich über die erkundigt,doch konnten sie mir nicht viel sagen.Nur: das du eine Zwillingsschwester hattest und diese gestorben war und sonst nur deinen Namen, die Namen deiner Eltern und wo du wohnst“,erzählte er und blickte wieder in die Ferne.
„Das nennst du wenig? Deine Freunde wussten viel über mich, obwohl ich sie nicht kannte“.
„Ja,das stimmt“,seufze er und fuhr sich wieder durch die Haare.
Hatte jeder Junge eigentlich diesen Tick?
„Zu mindestens habe ich dich eine Zeit lang beobachtete, dann warst du weg.Einfach von der Erdkugel verschluckt, ich machte mir Sorgen und suchte nach dir.Ich weiß bis heute noch nicht warum, aber wollte ich die beschützen vor jeden! Ich hatte so ein bestimmtest Gefühl in der Magengrube, und du musst wissen dieses hatte mich noch nie getäuscht,und dieses mal auch nicht.Als ich deinen Geruch wahrnahm bekam ich Panik, da noch andere Wölfe in der Nähe waren.Ich lief in den Wald und suchte dich dort, es war fast schon zu spät als ich endlich fand.Du warst schon halb tot, aber ich hatte es geschafft und den Bastard von dir wegbekommen“,sagte Luca und wurde etwas leiser.
„Shouta“,zischte ich und ballte meine Hände, dieses Arsch.
„Ich fing an ihn zu beißen und probierte ihn zu Fall zu bekommen,was mir nicht so gut gelang“,seufze er und sah an sich hinab.Er lächelte und sah mir in die Augen,unsere Blicke trafen sich und mein Herz setzte für einen kurzen Moment aus.
„Wie dem auch sei, wir fingen an zu kämpfen und als ich das nächste mal zu dir sah, warst du schon bewusstlos.Ich habe es irgendwann geschafft und presste diesen Bastard zu Boden.Er erzählte mir alles und wirkte relativ gelassen, was mich nur noch mehr stutziger machte.Er zwinkerte mir zu und schleuderte mich von sich, ich prallte gegen einen Baum und wurde ebenfalls bewusstlos.Ende der Geschichte“,sagte er und kratze sich am Hinterkopf, der zu Hälfte mit Verbänden bedeckt war.
Er hatte die ganze Zeit über nicht in meine Augen geblickt, nur für einen kurzen Moment und dann wieder weg.
Er war ganz in den Erinnerungen verflossen und gab sich seiner Wut hin.Ich spürte wie sauer er auf sich selber war und wie angespannt sich seine Muskeln anfühlten.
Er gab sich tatsächlich die Schuld an allem.
„Luca...“,hauchte ich und legte ihm beide Hände ans Gesicht, drehte es zu mir und brachte ihn so dazu in meine Augen zu blicken.
„Es ist nicht deine Schuld“,beteuerte ich und strich mit meinem Daumen seine Wange auf und ab.
„Doch ist es, ich hätte besser aufpassen sollen“.
„Verdammt! Luca , ich bin alt genug um auf mich selber aufzupassen, obwohl es so zur Zeit nicht aussieht.Du brauchst nicht auf mich Acht geben, ich bin wirklich alt genug“,brüllte ich wütend und konnte nicht verhindern,dass Tränen aus meinen Augen kullerten.
Mich hatte wieder ein schwarzes Loch in die Tiefe gezogen und band mich mit Seilen auf den Boden.Ich konnte mich wehren,doch wusste ich ,dies würde nichts bringen.
Warum gab sich Luca die Schuld, er brauchte nicht auf mich aufpassen ,schon gar nicht meinen das ich dies wollte.
„Zhara..“,hauchte er erneut und senkte den Blick.
„Ich,es ist meine Schuld...“,setzte er an und schloss die Augen.Die Tränen liefen ungehindert an meinen Wangen hinab und einige fielen auf die Bettwäsche die zwischen mir und Luca lag.
Sie verfärbte sich dunkel und sog das salzige Wasser in sich.
„Halt einfach deine Klappe!“,brüllte ich aufgebracht und völlig durcheinander.
Er öffnete seine Augen und riss sie auf, als ich meine Lippen auf seine drückte.
Meine Lippen lagen einfach auf seinen und brachten ihn so dazu zu schweigen, endlich war Ruhe.
Ich hatte die Augen geschlossen und genoss die Wärme und den Duft seiner Lippen,als ich mich zurück lehnte und meine Hände senken ließ sah er mich entgeistert an.
Unsere Blicke trafen sich und Röte stieg mir ins Gesicht.


„Oh mein Gott! Es tut mir so leid“,brabbelte ich vor mich hin und strich mir nervös durch die Haare.Schnell rappelte ich mich auf und lief in dem Zimmer hektisch auf und ab.
„Zhara...“,hauchte er und klang irgendwie benebelt, „Alles ok,ist schon gut“.
„Nichts ist gut, ich habe dich geküsst“,brüllte ich aufgebracht und schlug mir aus Trotz gegen den Kopf, wie dumm konnte ich nur sein?
„Es war ein Versehen...“,probierte Luca die Situation zu erklären.
„Nein,das war es nicht.Ein Kuss ist niemals ein Versehen“.
Darauf konnte er nichts sagen,er blieb still und starrte auf seine Hände.Noch immer lief ich panisch im Raum umher und biss mir wie verrückt auf die Lippe,ob sie gleich anfangen würde zu bluten?
Mein Herz raste gegen meinen Brustkorb und der Schweiß stand mir auf der Stirn.
War ich in Luca verliebt?
Nein,das konnte nicht sein,ich kannte ihn schließlich erst seit ein paar Tagen vielleicht auch nur Stunden.
Warum hatte ich ihn dann geküsst, ich war nicht der Mensch der wahllos andere küsste.Ich brauchte Gefühle dafür,so war ich eben.
„Zhara...“,setzte Luca heiser an und schaute zu mir, ich spürte seinen Blick auf meiner Haut brennen.
So als hätte ich ihn nicht gehört ging ich zur Tür,ließ mein Kopf gegen sie prallen und ließ meine Hände locker neben mir baumeln.
„Lass es uns einfach vergessen“.
„Vergessen?“,stieß ich belustigt vor und rollte meine warme Stirn auf dem Holz hin und her.
„Wie soll ich etwas vergessen,das überhaupt nicht zu mir passt.Stell dir alleine mal vor,dass du kein Wolfs wärst,dann wärst du jetzt einer und ich hätte jemanden unschuldigen verdammt!“,schrie ich wütend und probierte meinen Tränenfluss unter Kontrolle zu kriegen.Ich war nicht traurig,nein,ganz im Gegenteil.
Ich war stinksauer auf mich selber!
„Du siehst das Wolfsdasein als Fluch?“,brachte es Luca fragend auf den Punkt.
Ich erstarrte und probierte meine Finger in das Holz der Tür zu vergraben,doch ging es nicht sie war zu hart.
„So ist das...“,seufze er und senkt bestimmt in diesem Moment den Kopf.
Nicht nur das ich Luca geküsst hatte und ich die Gründe dafür nicht kannte,war er jetzt auch noch traurig oder enttäuscht von mir.
Ohne weiter darüber nach zu denken öffnete ich die Tür und stürmte heraus,flitze durch den Flur zur Haustür ,davor blieb ich stehen und blickte mich um.
„Ich brauch unbedingt einen klaren Kopf“,sagte ich zu mir selbst und verschwand,im rausgehen nahm ich mir meine Jacke mit und machte mich auf in den Schnee.
Er lag noch mindestens zehn Zentimeter hoch und war so weiß wie immer,er glitzerte und funkelte in jeder erdenklichen Farbe.
Ohne ein bestimmtes Ziel schlenderte ich durch die Gegen,den Blick nach unten und die Hände in den Jackentaschen.
Konnte mein Leben gerade noch komplizierte werden,als es jetzt schon war?
Kyra war weg und ebenso Shouta,Luca war schwerverletzt und ich hatte ihn geküsst,mal wieder war ich nicht in der Schule und alles ging den Bach hinunter.
Das Bester wäre jetzt noch,wenn sich meine Eltern trennen würden.
Leise seufze ich und sah hinter mich,meine Fußabdrücke waren deutlich zu sehen.Sollte ich sie vielleicht verwischen damit ich nicht gefunden werden konnte.
„Das würde eh nichts bringen“,flüsterte ich leise vor mich hin und konnte mir schon meinen Vater vorstellen wie er in Wolfsgestalt mich aufsuchte.
Ich schwang meinen Kopf wieder nach vorne und lief frontal in Jemanden rein.
Ich prallte gegen den Brustkorb der Person und fiel zu Boden,gerade so konnte ich noch abfedern sonst wäre ich mit dem Kopf aufgeschlagen.
Verärgert klopfte ich mir den lästigen Schnee von der Kleidung.
„Man! Kannst du nicht mal aufpassen?“,brummte ich und blickte langsam dabei auf.
Als ich die Person sah,die vor mir ebenfalls auf dem Boden saß,stoppte kurz meine Atmung und noch mehr Wut kochte in mir auf.
„Damian?“.
„Zhara...“,raunte er als er mich erblickte und anfing zu lächeln.
„Grins nicht so scheiße“,blaffte ich und rappelte mich langsam auf, als ich einigermaßen sicher stand,klopfte ich mir den letzten Rest Schnee von der Kleidung.
„Schon gut,schlecht drauf Prinzessin?“,hackte er nach und stand schon wieder vor mir.
Er strich sich durch die schwarzen Haare und zog eine Braue neugierig hoch.
„Nein,nur genervt von dir.Was machst du hier überhaupt?“,fragte ich nach und blickte kurz in seine Augen,währenddessen ich mich noch immer säuberte.
„Ich? Ich wohne da vorne“,gab er zurück und zeigte hinter sich als er meine Aufmerksamkeit hatte.
„Hier?“,hackte ich ungläubig nach und sah mich um.
Ich befand mich in einer Gegend die ich nur flüchtig kannte, ich hier war ein paar mal entlang gelaufen aber mehr auch nicht und sie war mindestens fünf Meilen von meinem Zuhause entfernt.
„Ja,deswegen kann ich dich fragen.Was machst du hier?“.
„Bin ein wenig spazieren gegangen“,nuschelte ich und sah mich noch immer mit großen Augen um,wie konnte ich so weit gehen ohne es überhaupt zu merken?
„Spazieren?Das kannst du aber nicht zu Schule kommen“,brummte er abfällig und bückte sich um einen Schneeball zu formen.
Ich sah zu wie er den Schnee zu einer Kugel rollte und ihn fest drückte.
„Ist doch egal warum ich nicht in der Schule war und was ich privat mache,geht dich eh nichts an“.
„Stimmt“,gab er mir recht und betrachtete seinen Schneeball,schaute sich um und warf ihn mit voller Kraft gegen eine Hauswand.Dort zersprang die Kugel und hinterließ einen weißen Fleck.
Langsam senkte ich den Kopf und strich mir durch die Haare, irgendwie war meine Wut verschwunden und doch brodelte es in mir.
„Warum bist du spazieren gegangen?“,flüsterte Damian und warf erneut einen Ball gegen die Hauswand,doch dieses mal viel höher und fester.
„Nur so,brauch man einen Grund dazu?“,fragte ich bissig zurück und verlagerte mein Gewicht auf den rechten Fuß.
„Normaler Weise hat man einen Grund wenn man spazieren geht,ist zu mindestens bei mir so.Na ja, außer man ist eine alte Frau,dann kann ich verstehen wenn man ohne Grund draußen herumläuft...alleine“.
„Ich wollte einen klaren Kopf bekommen und was ist dein Grund?“,ich verschränkte die Arme vor der Brust und musterte jede kleine Veränderung in Damians Gesicht.
„Stress Zuhause,meine Eltern spinnen seit einiger Zeit nur noch herum.Mein Dad wurde hierhin befördert und jetzt muss er Tag und Nacht arbeiten,was meine Mom nicht so dolle findet“,sagte er offen und schaute hoch in den Himmel.
Er legte seinen Kopf in den Nacken und betrachtete die neuen Schneeflocken,die langsam zu Boden segelten.
„Warum erzählst du mir das? Wir kennen uns doch gar nicht“,hauchte ich schüchtern und bückte mich nun auch um Schnee in die Hände zu nehmen.
„Warum nicht? Du hast gefragt und ich habe dir geantwortet“,gab er locker zurück und grinste mich breit an.
Unauffällig probierte ich seinen Blick auszuweichen und mein sonst so cooles Ich wiederzufinden.
„Na ja...“,seufze ich tonlos und suchte nach Worten oder sollte ich einfach gehen.
Warum sprach ich überhaupt mit ihm?
„Du siehst ziemlich blass aus“,bemerkte er und kam einen Schritt auf mich zu,er hielt intensiven Blickkontakt mit mir und sein Lächeln verschwand blitzartig.
„Ich weiß,bin ein wenig krank“,antwortete ich einigermaßen ehrlich gemäß.
Unheimlich argwöhnisch zog er die Brauen hoch und legte so die Stirn in Falten.
„Warst du deswegen nicht in der Schule?“.
„Kann man so sagen...“,hauchte ich und schaute tief in seine Augen.
Auf eine Art machten sie mir Angst,sie waren so selten und eigenartig das sie einen schon beängstigend vorkamen. Rot-Braun eine Mischung die Gefahr signalisierte.
Ich musste ein wenig nach oben gucken um sein Blick zu erwidern.
„Ich habe ziemlich Kacke gebaut und war danach ziemlich fertig,deswegen war ich nicht in der Schule und gerade habe ich noch mehr Scheiße gebacken“,nuschelte ich und befeuchtete mir die Lippen.
„Oh“,war das Einzige was er hervor brachte. War er jetzt geschockt,dass ich so viel über mich preisgegeben hatte?
Normalerweise sprach ich nie über mich und meine Probleme,ich probierte nie in der Öffentlichkeit Aufsehen zu erregen.
„Wie dem auch sei, ich werde jetzt mal lieber nach Hause gehen.Ist schon ziemlich spät“,stammelte ich unbeholfen und trat einen Schritt nach hinten und drehte mich um.Tief atmete ich aus,als ich knapp fünf Schritte von ihm weg war und strich mir durch die Haare.Ein Schneestoß blies mir ins Gesicht und kleine Schneeflocken hängten sich in meinen Wimpern fest.
„Warte!“,brüllte Damian hinter mir und schwere Schritte ertönten,wenige Atemzüge später lief er neben mir her und schaute auf mich herab.
„Was?“.
„Ich werde dich nach Hause begleiten,es wird gleich dunkel und das ist gefährlich“,erklärte er und lächelte mich lieb an.
Amüsiert schnaubte ich durch die Nase und unterdrückte gerade so ein Kichern.
Alleine die Vorstellung,Damian würde mich beschützen war lächerlich.Schließlich war ich dreifach so stark wie er.
„Warum kicherst du?“,fragte er etwas beleidigt nach.
„Glaubst du nicht,dass ich alleine auf mich aufpassen kann?“.
„Doch,vielleicht,nein“,stotterte er und fing selbst an zu kichern, „ Ich kann mir dich einfach nicht vorstellen,wie du einem alten Sack in den Magen boxt“.
„Ich würde ihn auch nicht boxen,da habe ich andere Methoden“,kicherte ich und schaute mit roten Wangen zu Boden.
Was um alles auf der Welt war mit mir los?
Wie konnte ich nur mit im lachen? Geschweige den mit ihm reden,ohne dabei einen Wutanfall zu bekommen?
Eine lange Zeit schweigen wir,liefen einfach nebeneinander her und schauten zu Boden.Ein paar mal war ich fast ausgerutscht,was mir normalerweise nicht passierte.Ich hatte einen fast perfekten Gleichgewichtssinn und so etwas durfte mir nicht passieren.
Verdammt,dieser Junge macht mich verrückt!
„Da vorne wohne ich“,bracht ich die Stille und zeigte kurz vor uns,wo sich langsam meine Straße zeigte.
Schnell nickte er und vergrub seine Hände noch tiefer in seine Taschen.
„Kommst du Morgen in die Schule? Anabell und Maja vermissen dich schrecklich“,witzelte er und schaute mich erwartungsvoll aus dem Augenwinkel an.
„Ich weiß noch nicht,vielleicht“.
Mit einem Lächeln wandte er den Blick wieder von mir ab und bog in unseren Vorgarten ein,er brachte mich bis zur Tür und stellte sich dann vor mich.
„Also...“,hauchte ich ein klein wenig hilflos, „danke fürs bringen“.
„Kein Ding,ist doch klar“,sagte er locker und zuckte mit den Schultern,er schaute abwechselt von meinen Augen zu Boden.
„Gut,dann bis Morgen...vielleicht“.
„Bis Morgen!“,entgegnete er und war drauf und dran sich um zu drehen und wirklich zu gehen,doch wäre er nicht Damian wann er das getan hätte.
Noch knapp vierzig Sekunden lang sagen wir einander an und die Stille umgab uns,wäre da nicht das Blut in meinen Ohren gewesen,dass wie verrückt rauschte hätte ich die Ruhe sogar genossen.
Er kam einen Schritt auf mich zu und neigte sich zu mir,näherte sich meinem Gesicht und drückte mir einen sachten Kuss auf die Wange.Als er sich von mir löste und mir ein zuckersüßes Lächeln schenkte,schluckte ich schwer.
Zwei Jungen an einem Tag,nicht das ich noch zum Flittchen werde.
„Bis Morgen“,wiederholte Damian sich und drehte sich um,er lief den Weg zurück und sah sich genau drei mal um.Als er um die Ecke bog zog er kurz einen Mundwinkel hoch und schnalzte mit der Zunge und ich winkte schüchtern zurück.
Völlig verwirrt öffnete ich die Haustür und trat ein,die warme Luft wehte mir gegen den Kopf und der Geruch von Abendessen lag in der Luft.
Müde pellte ich mich aus meiner Jacke und meinen Schuhen heraus ,wirbelte herum und erstarrte.
„Mom!“.


Wütend und mit verschränkten Armen stand sie vor mir,hatte die Augenbrauen zusammen und konnte es gerade noch so ein enttäuschten Seufzer von sich zu lassen.
„Also“,probierte ich zu erklären,doch wurden mir streng die Worte abgeschnitten.
„Zhara! Habe ich dir nicht gesagt du sollst nicht raus gehen?“.
Unsicher biss ich mir auf die Unterlippe und kratze mich am Hinterkopf.
„Schon,kann sein,aber“,stammelte ich hilflos und tippte vom einen Fuß auf den anderen.
„Was denkst du wäre jetzt passiert,wenn dieser Shouta aufgetaucht wäre.Du wärst ihm völlig ausgeliefert gewesen“,brüllte sie und kam ein Schritt auf mich zu.
„Das wäre doof gewesen,aber soll ich mich für immer hier verschanzen?“,hackte ich pamig nach und verdrehte die Augen.
„Nein,nur so lange bis wir sicher sind das er nicht wieder kommt,trotzdem wird es für dich Konsequenzen haben,ganz alleine raus zu gehen wie kommst du nur auf eine solche Idee?“.
„Ich war doch gar nicht alleine,Damian war bei mir“,entgegnete ich und stampfte kräftig mit dem Fuß auf.
Bei mir gab es entweder totale Verwirrtheit oder einfach nur Streit,echt toll!
„Damian? Und wer ist das?“.
Ich schwieg.Wenn ich ehrlich war,dann wusste ich gar nicht was der Junge mit den schwarzen Haaren für mich war.
Ein Freund,war eine Person der man vertraute und alles sagte,doch das passte absolut nicht zu ihm.Ein Bekannter traf es da schon besser.
„Ein Bekannter“,flüsterte ich kleinlaut und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Na,dann wollen wir mal hoffen das aus dem Bekannten nicht mehr wird“,zischte sie und verstand im Wohnzimmer.
„Ach ja, schau bitte noch mal bei Ben vorbei,er hat gerade ein wenig gequängelt“,rief sie noch.
Sie kehrte mir einfach den Rücken und ließ mich mit ihren Worten doof im Flur herumstehen.
Nach ein paar Sekunden der völligen Verwirrtheit fasste ich mich und schluckte hart.Ich strich mir die hellblonden Haaren aus dem Gesicht und flitze die Treppe hoch,ich blieb oben im Flur stehen.
Dieser Kuss mit Luca war noch immer nicht aus meinem Kopf verschwunden und genau so der Abend mit Damian,die beiden waren solche Unterschieden und doch waren sie beiden anziehend.
Als ich die Hand auf die Klinke von Bens Zimmer legte und für einen kurzen Moment zögerte,sprang hinter mir die Tür auf.Ich vernahm sofort seine Anwesenheit und spürte das Brennen im Körper.
„Luca!“,stieß ich hervor und bewegte mich kein Stück mehr.
„Zhara“,entgegnete er.
„Du kannst wieder laufen,wie schön“,trällerte ich gespielt fröhlich und kniff mir meine Augen zusammen,eigentlich wollte ich doch genau diese Situation vermeiden.
„Das hört sich aber nicht besonders fröhlich an...“,grübelte Luca laut vor sich her und kam ein paar Schritte auf mich zu.
Ganz langsam versuchte ich meine Atmung wieder zu beruhigen,mein Herz wieder im gleichen Rhythmus schlagen zu lassen.
„Luca“,setze ich an und befeuchtete mir die Lippen, „das was heute passiert ist ,war einmalig,es war wie du schon gesagt hast ein Versehen und wird nie wieder passieren“.
„Schon klar“,kicherte er und trat noch ein Schritt näher an mich heran.Nun war er mir schon so nah,dass ich sein Atem auf meinem Nacken spürte ,spürte wie sich Hände an meine Hüfte legten und mich leicht herumzogen.
Wie ich dann willenlos in seine Augen starrte und meinen Mund nicht mehr zu bekam.
„Es war einmalig“,hauchte er tonlos und näherte sich meinen Lippen.Mit aller Kraft probierte ich mich von ihm los zu reißen,doch war sein Charme zu groß.
„Ich kann das nicht“.
„Was kannst du nicht?“,hackte er nach und musterte mein Gesicht.Seine Augen glitten über jeden Teil meines Gesichtes und blieben schließlich an meinen Augen hängen.
„Das hier...“,dies waren die letzten Worte,die ich schwerfällig hervor brachte bevor er seine Lippen auf meine legte.
Ich gab mich dem Kuss hin und schmeckte Luca mit jeder Faser meiner Zunge,in meinen Händen fing es an zu kribbeln und der Drang wurde immer stärker sie an seinen Oberkörper zulegen.
„Nein“,seufze ich an seinen Mund und drehte langsam meinen Kopf von ihm weg.
Ich trat einen Schritt nach hinten und strich mir mit der Zunge über die frisch geküssten Lippen.
„Zhara....“,stieß er hervor und lächelte mich entschuldigend an.
Schnell strich ich mir durch die Haare und suchte eifrig nach Worten.
„Luca,ich geh jetzt lieber und du auch,wie ich sehe geht’s dir schon viel besser“,brummte ich wütend und legte erneut die Hand auf die Klinge.
Bevor er mich wieder zu sich ziehen konnte,schwang ich die Tür auf und trat in das Zimmer,schloss sie hinter mir und ließ mich gegen die Tür fallen.
Was machte Luca bloß mit mir?
Nach ein paar Sekunden des Erholens,hatte ich mich einigermaßen wieder beruhigt und war mir sicher,dass ich nicht anfangen würde zu schreien.
Langsam rappelte ich mich gerade auf und schlenderte zu Bens Bettchen,es herrschte Totenstille,also schlief der Kleine tief und fest.
Mit einem Lächeln auf den Lippen blickte ich über die Gitter seines Bettchen und schnappte geschockte nach Luft.
Tränen stiegen in meinen Augen auf und ein Zittern durchfuhr mich.Vorsichtig griff ich in das Bettchen und nahm das kleine Stück Papier in meine Finger.Mit verschwommenen Augen probierte ich die wenigen Wörter auf dem Blatt zu lesen.
In dem Moment in dem ich die Worte in meinem Kopf noch mal wiederholte hatte,gaben meine Beine nach und ich fiel zu Boden.Mit einer gewaltigen Wucht krachte ich hin und fing an zu schluchzen,drückte den Zettel in der Hand fest zusammen und fing an zu schreien und zu weinen.
Ich konnte mich nicht mehr halten,all meine Wut und Trauer kam in diesem Moment zum Vorschein.
Mein Kopf fiel nach vorne und meine Haare hinderten mich an der Sicht,die eh schon von meinen Tränen beschränkt war.
Mein ganzer Körper zitterte und das Rauschen in meinen Ohren nahm zu.
„Ben,Ben,Ben“,wimmerte ich vor mich her und wippte nun leicht hin und her.
Eine unendliche Leere stieg in mir auf und ein klaffendes Loch riss sich in meine Brust,Bilder von seinen wunderschönen Augen und seinem Gesicht sprangen mir ins Gedächtnis und ließen mich noch mehr Bluten.
„Zhara!“,schrie Jemand hinter mir und riss die Tür auf,kam auf mich zu und kniete sich neben mich, „was ist passiert?“.
Ich war absolut nicht imstande etwas zu sagen,mein Mund gehorchte mir nicht mehr.Er ließ sich nicht öffnen und nicht schließen,das einzige was ich nun noch tun konnte war weinen.
Weinen und Schluchzen,mich hasse und probieren zu verstehen war hier gerade passiert war.
„Was ist los?“,brüllte derjenige nun laut und aggressiv in mein Ohr.Ich wimmerte noch immer vor mich hin und wippte vor und zurück.
Ich fühlte mich taub und leblos,so als sei meine Lebenskraft verschwunden.
„Verdammt noch mal,Zhara!“.
Unfähig etwas zu sagen,hob ich meine Hand und löste meine erstarrten Finger um das Papier,es war vollkommen zerknittert.Nach ein paar Atemzügen wurde mir der Zettel entrissen und die wenigen Wörter vorgelesen.
„Fang mich kleine Wölfin!“.
Erneut kriegte ich einen Heulkrampf,die salzigen Tränen brannten wie Feuer in meinen Augen und mein Kopf fing an zu brummen.Ein Piepen in meinen Ohren,dass sich mit dem Rauschen vermischte,machte die Situation noch schwieriger.
„Was bedeutet das? Wo ist Ben,hat er ihn?“,hackte er nach.Langsam nickte ich und probierte dabei aufzublicken,die Arme waren völlig von mir verschwunden und eine Kälte schlich sich in meinen Körper.Sie fing in den Zehen an,wanderte mein Bein hoch und zog sich schließlich durch jedes Körperteil.
Die goldbraunen Augen von Luca schimmerten und waren aufgerissen.
„Ich weiß es nicht“,brachte ich schluchzend hervor und fing wieder an zu weinen.Laut schnappte ich nach Luft und vergrub mein Gesicht in den Händen.
„Wie?“,hauchte Luca und legte die Arme wieder um mich,er zog mich fest an sich und legte sein Kinn auf mein Kopf.
Das Bibbern ging in ihn über und alles in mir begann zu frieren,ich spürte wie die Kälte mein Herz erreichte und es langsam aufhörte zu schlagen,wie alles aus den Fugen geriet.
Ich schloss die Augen und weinte,weinte weil mein kleiner einjähriger Bruder von einem irren Wolfsmenschen verschleppt wurde.
„Wir werden ihn finden,versprochen Zhara. Wir suchen ihn zusammen und bringen diesen Mistkerl um“,stammelte Luca und küsste mich immer nach drei Wörtern mein Haar.
Erst langsam und dann immer schneller schüttelte ich meinen Kopf,ich biss die Zähne zusammen und stieß Luca von mir.
„NEIN!“,begann ich zu brüllen und schlug mit den Fäusten um mich, „wir werden ihn nicht finden,bestimmt ist er schon tot. Shouta hat meinen kleinen Bruder umgebracht,weil er mein Blut haben will, weil....“,entsetzt starrte ich vor mich auf den Boden und probierte meine Finger in den Teppich zu krallen.
„Das stimmt nicht,was sagst du da bloß? Ben ist bestimmt noch am leben,er lebt Zhara“,beteuerte mir Luca.
„Verdammt Luca bist du nur so dumm oder tust du nur so? Ben ist tot und wird nie wieder kommen,Oh mein Gott! Was soll ich Mom und Dad sagen?“,krächze ich und ließ den Kopf hängen.Warme Hände legten sich unter meine Achseln und zogen mich leichtfüßig hoch,ich stand mit wackeligen Beinen dort in seinem Zimmer und schaute in Bens Bettchen.
Es war leer und würde auch für immer leer bleiben,darüber war ich mir bewusst.
Ich war mir absolut sicher,dass Shouta meinen Bruder umgebracht hatte.
„Er ist tot,tot ist er....“,stammelte ich leise und spürte das Zucken in meinem Auge.
„Nein,das ist er nicht.Warum sonst hätte Shouta einen Brief dagelassen?“.
„Was weiß ich,aber...“,entgegnete ich und wurde sanft von dem Bettchen weggezogen.Lucas Hände legten sich an mein Gesicht und zogen es zu sich,leicht legte ich meine rechte Gesichtshälfte an seine Brust und ließ mich von dem starken Pochen beruhigen.
„Kein Aber,er lebt...“,raunte er und machte eine kurze Pause, „da bin ich mir sicher“.


„Mom? Dad? Ich weiß nicht wie das passieren konnte,es tut mir so leid“,flüsterte ich und traute mich gar nicht so recht meine Eltern an zu sehen.Sie saßen auf dem Sofa und sagten nichts mehr,Luca und Ich hatten ihnen erzählt was passiert war,dass Ben verschwunden und Shouta dafür verantwortlich war.
„Es tut mir so leid, ich werde ihn suchen und finden“,wimmerte ich weinerlich und konnte es nicht verhindern,dass Tränen meine Wangen hinab liefen.
Der Blick meiner Mutter war Angst einflößend,sie starre geradeaus,ihre Augen wurden langsam glasig und nach und nach fielen die ersten Tränen.
Mein Vater war eine Statur ,er rührte sich kein Stück mehr und auch sein Blick war starr geradeaus.Ich wusste wie sich mein Eltern in diesem Moment fühlten,was sie empfanden und was ihnen durch den Kopf ging.
„Wir werden ihn finden,versprochen“,korrigierte mich Luca und rieb mir meinen Arm.Es war gut ihn an meiner Seite zu haben,er gab mir gerade den Halt den ich brauchte.
„Aber wie...?“,schluchze meine Mutter und blickte endlich zu mir auf.Ihre Augen waren schon rot und Tränensäcke machten sich langsam unter ihnen bemerkbar.
„Ich weiß es nicht...“,gab ich ebenso leise zurück und senkte den Kopf.Der Anblick meiner Eltern war zu viel für mich,das Loch in meiner Brust und die Leere hatte mich nun vollkommen in sich aufgenommen.Ich hatte das Gefühl nicht mehr richtig atmen zu könne,als würde meine Lunge zerquetscht werden.Langsam würde ich anfangen zu bluten und schließlich leblos am Boden liegen.
Schnell schüttelte ich meinen Kopf,schleuderte meine Haare immer wieder in meine Gesicht und ließ die Tränen von meinen Wangen fallen,drehte mich um und entzog mich Lucas Griff.
Ich würde Shouta finden und wenn es das Letzte war was ich tat.Mit einem gewaltigen Krachen stieß ich die Tür auf und sprinte hinaus,lief in den Wald und sprang in die Luft,in diesem Moment ließ ich meinen Körper erzittern und stand als Wolf wieder auf dem Boden.
Ich machte einen Katzenbuckel und atmete schwer,ließ meine Lunge sich mit der kühlen Luft füllen und schloss die Augen,legte den Kopf in den Nacken und jaulte in den Abend hinein.
Nachdem ich zugehört hatte wie sich mein Heuler im Wald erstickte,blickte ich ein letztes mal hinter mich.Mein Zuhause,mein Zufluchtsort,würde ich nun verlassen.Ich musste ihn verlassen!
Ich war mir sicher,dass ich all meine Energie für diese „Jagt“ brauchen würde,dass es vielleicht wieder Verletze sogar Tote geben würde.
Ich kniff meine Augen zusammen und setzte die erste Pfote vor,sie schien sich fast nicht vom Schnee zu unterscheiden, so weiß war sie.
>Warte!< ,reif Jemand laut.Kaum zwei Sekunden vergingen,als ich die schweren Pfoten wahrnahm und den Geruch von ihm in der Nase hatte.
>Luca, was willst du hier?<,brummte ich wütend und sah ihn fragend an.
Mit einem Lächeln im behaarten Gesicht,dass seine spitzen Zähne freilegte ,blieb er neben mir stehen.Jetzt sah ich erst wie groß Luca war,seine Schulter lag knapp zwanzig Zentimeter höher als meine.
>Ich werde jetzt mit dir Shouta finden und umbringen,deinen kleinen Bruder retten und als Sieger wiederkehren<.
>Sehr witzig und was ist mit meinen Eltern?<,hackte ich nach und sah widerwillig zurück.
>Dein Dad hatte sich schnell wieder gefasst und deine Mutter nach oben gebracht,sie werden schon wieder<,hauchte Luca und trat einen Schritt näher.Sein karamellfarbendes Fell streifte meines,fasziniert schaute ich zu wie sich Weiß mit Karamell vermischte.
Mit einem leisen Jaulen und einen letzten Blick auf mein Elternhaus ,fing ich an zu rennen.Ich wusste nicht wohin oder wie lange dies alles hier dauern würde,doch wusste ich eins.
Ben würde leben,selbst wenn ich mein eigenes Leben dafür hergeben müsste.
Immer schneller atmete ich und merkte wie immer mehr Adrenalin in mein Blut gepumpt wurde,wie mein Herz fester gegen meinen Brustkorb schlug und ich schließlich über einen ein Meter dicken umgefallen Baum sprang.
In den Bruchteilen der Sekunden die ich nach hinten schaute,erblickte ich immer die Augen von Luca.
Augen die mich wahrscheinlich ab jetzt nicht mehr verlassen würden.
Ich hielt meine Nase in den Wind und suchte nach einem Geruch der mir bekannt vor kam,sei es jetzt Kyra,Ben oder Shouta.
Alleine der Gedanke an Ben und Kyra machte mich wütend,all dies passierte nur wegen mir.Wegen mein Blut, wegen meiner Herkunft.
Durch die Wut wurde ich noch schneller,ich flog über den Boden und fing an nicht mehr auf Luca zu achten.Das Einzige was ich jetzt noch wollte war meine Familie zu retten.
>Zhara,dreh mal ein Gang runter,sonst finden wir hier gar nichts!<,brüllte mir Luca zu und verlangsamte sein Tempo.
Mit einem genervten Seufzer,verlangsamte ich mich und kam schließlich ganz zum stehen.Langsam drehte ich mich um und blickte den Karamellwolf an.
>Als ob wir überhaupt etwas finden,denkst du Shouta hat uns ein kleinen süßen Hinweis da gelassen? Oder vielleicht ein Weg markiert?<,fragte ich sarkastisch nach und kam auf Luca zu getrappt.
Er blickte in den Himmel und setzte sich,schlug nicht einmal mit seinem Schwanz und schien auch nichts zu fixieren.
>Nein,das glaube ich nicht.Aber du hast doch bestimmt von Shouta den Geruch in der Nase oder?Hast du den Zettel noch?<.
>Schon,aber in meiner Hosentasche<,hauchte ich und wusste nicht so recht auf was er hinaus wollte.
>Gut,dann verwandle dich zurück und halt ihn mir unter die Nase<,erklärte er und zwinkerte mir zu.Verdutzt starrte ich ihn knapp eine Minute lang an,bevor ich mich drei Schritte von ihm entfernte und schließlich als Mensch meine Hose durchforstete.
Ungeduldig biss ich mir auf die Unterlippe und hoffte,dass ich den Zettel nicht verlegt hatte.
Gerade wollte ich schon aufgeben,als mich Luca am Po anstupste, er blickte mich mit großen Augen an und bellte leise auf.
„Ich finde ihn nicht...“,seufze ich genervt und zog die Brauen zusammen.
Wieder bellte er und stieß mich an,sein Gesichtsausdruck nach zu urteilen wurde der kleine Hund sauer.
„Was?...“,setzte ich an und sah ihn verwirrt an, „ach so, in meiner Tasche“.
Schnell griff ich mir in meine Gesäßtasche und zog den kleinen Zettel hervor,er brannte in meiner Hand und roch schon so abartig nach dem Bastard.
Mit gerümpfter Nase hielt ich ihm den Zettel hin und sah zu wie er die Nase gegen das Papier drückte und tief einatmete.
Gerade erst wurde mir bewusst,wie schwer es war mit einem Wolf zu kommunizieren.
Als Luca wieder seine Augen öffnete krallte er seine Klauen tief in den Schnee und starrte zu Boden.Es sah ganz danach aus,als würde er überlegen.
Ohne auf Luca zu achten,verwandelte ich mich zurück und war froh wieder mit ihm sprechen zu können.
>Und?<, hackte ich nach und kam auf ihn zu,kurz vor ihm blieb ich stehen und probierte ihn anzusehen.
>Ich hab ihn!<,sagte er ruhig und schloss erneut die Augen.Ein Blitz durchfuhr mein Körper,sofort schlug mein Herz doppelt so schnell.
>Was machen wir dann noch hier,los<.
>So einfach ist das nicht,seine Spur ist nur noch leicht zu riechen...wir müssen langsam gehen und dabei auf jeden Geruch achten<,erklärte Luca und sah mich endlich an.Seine Pupillen zogen sich zusammen und das Gold schien in Feuer zu stehen.
Zögerlich nickte ich,probierte zu seufzen und mit einem aufmunternden Anrempeln gingen wir los.
Jeder Schritt war bedacht und stets waren unsere Nasen auf dem Boden...
na gut,Lucas Nase war auf dem Boden,ich starrte durch die Gegend und dachte an meine Eltern.
Wie ging es ihnen gerade?
Erst ihre Tochter und jetzt ihr Sohn?
Mama war bestimmt am Boden zerstört und probierte gerade irgendwie aus dem Haus zu flüchten um selber etwas zu unternehmen.Und mein Vater,er würde allerhand damit zu tun haben,dass meine Mutter nicht an einem Kollaps erlitt.
Sie waren so verstört gewesen als ich ging,wie erstarrte Wesen,wie Leichen.
Die Entführung von Ben,das Verschwinden von Kyra und der Tod meiner Schwester,all dies war meine Schuld.
Wäre ich nicht gewesen,dann wäre Shouta nie auf mich aufmerksam geworden,wäre ich nie geboren dann wäre es nie dazu gekommen.
Und der Tod meiner Zwillingsschwester,der Tod von Liz war genauso meine Schuld.
Ich wollte das sie Geld für mich in die Bank ging,da ich mich nicht so gut fühlte.Sie tat es und bezahlte damit mit ihrem Leben,hätte ich gewusst was passiert wäre,dann wäre ich selber gegangen.Ich wäre ermordet worden und Liz würde jetzt leben,lachen,weinen.
Sie würde jetzt an meiner Stelle mit Luca zusammen sein und Spaß haben und nicht nach Ben suchen,sie würde....
nein, sie würde genau dies alles durchleben.Den auch sie ist ein Zwilling von reinem Blut.


Mit vollen Tüten und einem ordentlichen Muskelkater lief ich die Straße entlang. Luca hatte sich hingelegt und ich hatte einen kleinen Supermarkt in irgendeinem Kaff gefunden. Ich war froh, dass Luca endlich mal schlief. Wir waren jetzt schon ganze drei Tage unterwegs und hatten weder geschlafen noch gegessen.
Allein der Gedanke das ich mich gleich wieder in einem Wolf verwandeln müsste ekelte mich an, nicht nur, dass ich es hasste ein Wolf zu sein, nein. Jetzt hatte ich auch noch extremen Muskelkater und meine Pfoten taten weh.
Leise seufze ich und stellte die Taschen ab. Die Trageriemen schnitten sich in meine Finger und brachten sie so zum bluten.
Erschöpft warf ich den Kopf in den Nacken und sog die Luft in mich auf. Ganze drei Tage waren wir schon auf der Suche nach Shouta und hatten nichts außer eine leichte Fährte und an manchen Stellen Urin. Es sah ganz danach aus als würde er uns an der Nase herumführen, als würde er uns auslachen während wir ihn suchten. Doch machte mir eine Sache viel mehr Sorgen. Wie ging es Ben und Kyra?
Kyra war schwerverletzt gewesen als ich sie das letzte mal sah und Ben war ein kleines Baby das sich nicht wehren konnte. Ich war mir sicher, würde ich Shouta finden dann würde ich ihn mit meinen eigenen Klauen auseinander reißen.
Man konnte den Hass nicht mit Worten beschreiben den ich Shouta gegenüber empfand.
Er war ein Monster, ein grauenvolles Monster.
Das tiefe, schwarze Loch in meiner Brust ließ mich leicht zusammenzucken. Es hatte sich vor drei Tagen tief in mich eingebrannt und war nicht mehr verschwunden. Es schmerzte dauerhaft und erinnerte mich immer wieder daran das ich an allem schuld war.
„Zhara?“, erschrocken fuhr ich zusammen und sah mich panisch um.
„Damian?“, ebenso verwundert wie er mich ansah, sah ich ihn auch an. Der große dunkelhaarige Junge stand vor mir und zog die Stirn in Falten.
„Was machst du hier?“, fragte er nach und kam einen letzten Schritt auf mich zu.
„Das könnte ich dich auch fragen“, erwiderte er und musterte mich aufmerksam. Seine bernsteinfarbenen Augen waren glasig und unter ihnen lag ein dunkler tiefer Schatten.
„Meine Großmutter hatte vor zwei Tagen Geburtstag aber seitdem sitzen wir hier fest, der Schnee ist einfach zu hoch geworden und es ist zu glatt“.
Unsicher biss ich mir auf die Unterlippe. Bestimmt würde gleich die Frage von ihm kommen und du? Was sollte ich sagen?
„Und was machst du hier, in einem Dorf mehrere Kilometer von Zuhause weg?“, langsam zogen sich seine Mundwinkel nach oben.
„Ich habe Besorgungen gemacht und eine Freundin besucht“, stammelte ich notdürftig vor mich her und tippte von einem Fuß auf den Anderen.
Mir war gar nicht aufgefallen wie viel Schnee in den letzten Tagen gefallen war. In einem Wald bekam man das nicht so mit, wenn die weiße Pampe um einen Meter gestiegen war.
„Okay, ich habe mich schon gewundert warum du nicht in der Schule warst nachdem ich von dir weg war“, nuschelte er und starrte schüchtern zu Boden.
Seine schwarzen Haare waren ein Stück länger geworden und lockten sich ganz langsam in den Spitzen. Obwohl es nur eine winzige Kleinigkeiten war bemerkte ich sie.
„Kam alles ein wenig überraschend“.
Ungläubig schaute er auf und zog die Stirn wieder in Falten, spitze die Lippen und sah mich herausfordernd an. „Überraschend? Ein Besuch bei einer Freundin ist überraschend?“.
Aha, er glaube mir also nicht.
Sofort stemmte ich die Hände in die Hüfte und stieß laut Luft zwischen meinen Lippen hervor.
„Wenn du mir nicht glaubst, dann halt nicht“, fing ich an und schaute hoch zu Damian. „Ich gehe jetzt“.
„Nein, warte du kannst nicht einfach gehen“.
„Ob du es glaubst oder nicht, ich kann..“, ich nahm die schweren Einkaufstüten wieder in die Hände, ging ein Schritt vor und probierte dabei so ernst zu gucken wie es nur ging. Und da man beim ernst gucken nicht auf den Boden sah, rutschte ich natürlich aus und war dem Boden nahe. Ich hatte schon damit abgeschlossen, dass ich mit voller Wucht auf den Boden aufschlagen würde und den ganzen Inhalt meiner Taschen auf der Straße liegen würde, als sich zwei Arme an meine Hüfte legten und sicher hielten. Meine Augen waren so fest wie ich konnte aufeinander gepresst und meine Hände zitterten vor Anspannung.
Langsam, ganz langsam, öffnete ich meine Augen und erblickte das selbstsichere Lächeln.
„Ja?“, fragte er leise und verführte mich regelrecht mit seiner atemberaubenden Stimme.
„Ich kann auch sehr gut auf mich selbst aufpassen. Du hättest mich nicht auffangen brauchen“.
„Das sieht man“, kicherte Damian und sah mir in die Augen.
„Hmpf!“.
Sein Lachen ging auf mich über und hallte in meinem Körper wieder. Es war so wohltuend etwas anderes zu hören außer Luca´s Gedanken.
Luca!
Ich war schon eine halbe Ewigkeit verschwunden. Er war bestimmt schon wieder auf und macht sich Sorgen.
Leise räusperte ich mich und wurde von Damian auf meine beiden Füße gestellt.
„Jetzt gehe ich aber“, hauchte ich und sah ihn von unten hervor an. Nach und nach wurde sein Gesichtsausdruck immer leidender, sein Mund verzog sich und binnen ein paar Sekunden hielt er meine Hand in seiner.
„Bleib, bitte“, bat er mich eindringlich und biss sich auf die Unterlippe.
„Damian, du kennst mich nicht einmal richtig. Warum sollte ich dann also bleiben?“.
„Damit ich dich kennenlernen kann“.
Tief atmete ich durch und schloss die Augen. Am liebsten hätte ich ihm irgendetwas gegen den Kopf geworfen doch war sein Gesichtsausdruck viel zu leidend.
Also, probierte ich es ohne Worte. Zaghaft lächelte ich ihm zu und löste mich von ihm, drehte mich um und lief davon.


„Verdammt Zhara, du kannst nicht einfach abhauen“, brüllte Luca mich an und verdrehte wütend die Augen. „Du weißt gar nicht, was für Sorgen ich mir gemacht habe. Ich wache auf und du bist verschwunden. Weißt du was ich dachte?“.
„Nein, aber du wirst es mir gleich sagen?“, hauchte ich kleinlaut und zog den Kopf ein.
Es war so was von klar gewesen, dass Luca mich hier zur Schnecke machte. Doch konnte ich es ihm auch nicht verübeln. Ich hätte genau so reagiert.
„Ich dachte, dass Shouta dich erwischt hätte“.
„Es tut mir leid. Aber du warst so kaputt da dachte ich mir, dass ich dir lieber mal etwas zu essen hole“, probierte ich ihn friedlich zu stimmen doch brachte das nicht wirklich viel.
Noch immer lagen diese tiefen Falten auf seiner Stirn und das Funkeln in seinen Augen.
„Das ist ja wirklich nett von dir, aber das hätte ich auch schon gemacht“, entgegnete Luca und kam ein Schritt auf mich zu. Vorsichtig nahm er mein Gesicht in seine Hände und kam mir immer näher. Liebevoll sah er mich an und legte schließlich seine Lippen auf meine.
Für einen kurzen Moment war ich seinem Charme verfallen doch riss mich ein lautes Knacken wieder zurück in die Realität und ich stieß ihn mit voller Kraft von mir weg. Verwirrt starrte er mich an, als er mehrere Schritte nach hinten taumelte und und sein Gleichgewicht suchte.
„Was war das?“, zischte ich und probierte mein Herz wieder zu beruhigen.
„Ich würde sagen ein Kuss?“.
„Das meinte ich nicht. Das Knacken, woher kam das?“.
Hektisch sah ich mich um und probierte was in dem dichten Gestrüpp zu erkennen. An jedem noch so kleinem Ast ragte ein anderer. Vielleicht war mir Damian gefolgt? Oder war es doch Shouta?
„Ich habe nichts gehört. Bestimmt war es nur ein Vogel gewesen“, hauchte Luca verführerisch und kam wieder auf mich zu. Lächeln nahm er erneut mein Gesicht in seine Hände und küsste mich.
Obwohl ich den Kuss hätte genossen wollen, fing es in mir an zu brennen. Ich konnte doch ein Vogel und ein eigenartiges Knacken auseinander halten.
Plump löste ich mich von dem Wolfsjungen und biss mir verwundert auf die Unterlippe. Genervt verdrehte Luca die Augen und ließ die Arme sinken.
„Was?“, zischte er und fuhr sich durch die Haare.
„Ich bin mir hundert prozentig sicher, dass dieses Knacken nicht normal war. Es war zu laut“, grübelte ich vor mich her und kehrte Luca Rücken. Langsam, und bedacht, schlicht ich durch das Gestrüpp.
Wenn ich nicht völlig verrückt war dann lag eindeutig der Geruch von Lebewesen in der Luft und damit meinte ich nicht Nager oder Vögel die hier im Wald herumliefen.
„Luca, komm mal. Ich glaube hier war jemand“.
Nach drei Atemzügen stand Luca schon neben mir und sah sich in der Gegend um. Leise knurrte er und fing an zu zittern. Fast gleichzeitig standen wir beide auf vier Pfoten und sogen die Luft in uns auf.
>Du hast recht. Hier war Jemand, höchstwahrscheinlich ein Mensch<
Fest drückte er seine Nase in den Boden und schloss die Augen. Ging jeden Geruch in seinem Gedächtnis durch und suchte nach einem passenden.
Ein lautes und sehr bedrohliches Knurren entfuhr Luca als er seinen Kopf hochwarf und sich in Bewegung setzte. Der große karamellfarbene Wolf war so schnell aufgesprungen, dass ich noch knapp dreißig Sekunden verdutzt stehen blieb. Erst dann setzte ich mich selbst in Bewegung und probierte an Luca heran zu kommen.
Egal wie sehr ich mich anstrengte, ich kam nicht an ihn heran.
>Luca, warte doch mal. Was hast du gerochen?<, rief ich ihm in Gedanken zu und probierte noch schneller zu laufen. Ich flog schon beinah über den unebenen Waldboden.
>Ich weiß es nicht ganz genau. Der Geruch war sehr schwach aber es war ein Wolf und der Geruch von Mensch hing ganz deutlich an ihm<, erklärte er und dachte nicht einmal daran langsamer zu werden.
>Du weißt doch nicht mal wer es war. Was, wenn es gar nicht Shouta war? Dann sind wir ganz umsonst gelaufen<
>Zhara, willst du deinen kleinen Bruder finden oder nicht?<, zischte Luca mich sauer an und stoppte abrupt. Erschrocken über seinen plötzlichen Halt, rammte ich ihn leicht und sah ihn verständnislos an.
>Natürlich, aber...<
>Kein Aber. Du willst Ben wieder haben, dann folg mir und schalte einmal deinen kleinen Dickkopf aus. Auch wenn es Shouta nicht ist lernen wir vielleicht einen anderen Wolf kennen der uns hilft<
Ohne auch nur auf meine Antwort zu warten kam Luca auf mich zu und leckte mir die Schnauze, zwinkerte und lief wieder los. Diesmal konnte ich besser mit ihm mithalten und war keine mehreren hundert Meter hinter ihm.
Hektisch, wie ein Hase der von einem Jagdhund verfolgt wurde, schlug Luca Haken und lief regelrecht im Zickzack. Wir liefen gerade fünfzig Meter nach rechts als er nach links ausschlug und eine scharfe hundert Grad Kurve machte.
Schwer atmend, und das nach einer knappen halben Stunde blieb er stehen. Völlig starr war sein Schwanz aufrecht zum Himmel gewandt und auch seine Ohren waren spitz nach vorne gerichtet.
Erschöpft blieb ich neben ihm stehen und lehnte leicht gegen ihn. Auch für einen Wolf war so ein Dauerlauf anstrengend. Zu mindestens für mich.
>Was?<, fragte ich tonlos und ließ meine Zunge aus meinem Maul heraus hingen.
>Schau doch<, entgegnete Luca und machte eine Kopfbewegung in Richtung Baum vor uns. Langsam sah ich nach vorne und konnte nicht glauben was ich dort sah.
In dem Stamm des Baumes wurde etwas gewaltsam eingeritzt. Es war undeutlich aber doch lesbar und was ich dort las, ließ meine Nackenhaare augenblicklich aufstellen.
>Was um alles...<, krächze ich und konnte meinen Augen nicht glauben. >Wie kann das sein?<.
Fragend drehte sich Luca zu mir und setzte sich hin. Auch er schien langsam müde zu werden, obwohl er ausgeschlafen war.
>Ich versteh diese Nachricht nicht so ganz<, hauchte er und bohrte seine Krallen in den Schnee.
Selbst ich konnte jetzt den starken Wolfsgeruch riechen und er kam mir sehr bekannt vor, was mich noch mehr verunsicherte.
>Blut gegen Freund. Überlege es dir<, las ich vor und probierte eins und eins zusammenzuzählen.
Shouta hatte dich meinen kleinen Bruder, warum also schrieb er Freund?
>Ist das wirklich von Shouta?<, fragte Luca nach und schnüffelte erneut an dem Baum.
Es war eindeutig nicht sein Geruch. Aber wer sonst würde mich hierher locken und mir dann eine solche Nachricht hinterlassen?
>Er kann es nur gewesen sein. Ich weiß, wer hier war. Ich weiß, wer die Nachricht in den Stamm geritzt hat und ich weiß auch, wer mit meinem „Freund“ gemeint ist<, erklärte ich und sprach für Luca anscheinend in Rätseln da er mich verstört ansah. >Kyra war hier, es ist ihr Geruch<.
>Stimmt, an sie habe ich gar nicht mehr gedacht<, grübelte er, roch erneut an dem Stamm und stemmte sich danach aufrecht gegen den Baum um sich die paar Wörter genauer anzugucken. >Und wer ist mit deinem „Freund“ gemein?<.
>Damian...<
Sein Name war wie ein Stich ins Herz.
Ich hatte ihn gerade doch noch gesprochen und jetzt war er schon entführt worden? Das konnte doch nur heißen, dass...
>Dieses verdammtes Arschloch<, zischte ich wütend und stampfte mit der Pfote auf und drehte mich um. Während ich probierte meine enorme Wut irgendwie aus meinen Körper herauszubekommen, lief ich auf und ab.
>Was ist los?<, hakte Luca nach und kratze sich mit seinem Hinterfuß am Ohr. Es gefiel mir gar nicht, dass wir hier nur still herum saßen und nichts taten.
>Shouta hat uns reingelegt. Er wollte, dass wir hierhin kommen damit ich Damian treffe und Kyra ist uns die ganze Zeit gefolgt, um zu schauen ob wir wirklich das tun was Shouta vermutet<.
Die Feststellung und die Tatsache, dass ich absolut Recht hatte mit dem was ich gesagt hatte, schockierte mich selbst.
>Also...<, fing er an und hörte mitten in der Bewegung auf sich zu kratzen.
>Ja, er hat uns verarscht. Er hat das alles geplant<.
>Und was tun wir jetzt?<. Langsam kam Luca auf mich zu und stellte sich vor mich. Ich hatte mehrere Möglichkeiten und die waren alle nicht besonderes gut. Entweder ich würde nach Hause laufen und meinen Eltern sagen, dass ich Ben nicht finden konnte und würde damit drei Menschen dem Tod ausliefen oder ich würde mich Shouta stellen und mein Leben lassen.
Entschlossen holte ich Luft und strafte meine Schultern.
>Wir werden Shouta einen kleinen Besuch abstatten<.


„Du kannst das nicht tun Zhara. Du bist völlig verrückt“, schrie Luca mich an und lief mir hinterher. Jetzt konnte er gerade noch so mit mir Schritt halten. Energisch sah ich nach hinten und trat über einen dicken Ast hinweg.
„Doch ich kann und du kannst mich auch nicht daran hindern. Es ist ganz alleine meine Entscheidung“.
„Du wirst sterben!“.
„Besser ich als drei andere Menschen, die überhaupt nichts damit zu tun haben“, entgegnete ich und hoffte zu tiefst, dass ich laut genug gesprochen hatte.
„Wie du willst, aber ich werde nicht zusehen wie du stirbst“. Abrupt blieb ich stehen und wirbelte augenblicklich herum. Wutentbrannt lief ich auf Luca zu und presste ihm meinen Finger gegen die Brust.
„Du willst mir also nicht helfen?“, hakte ich nach und zog die Brauen hoch.
„Genau. Ich will nicht zusehen, wie du stirbst. Ich will nicht sehen, wie so ein abartiges Monster dein Blut trinkt um unsterblich zu sein“, gab er zurück und senkte den Blick. „Ich will dich nicht verlieren“.
Fassungslos starrte ich meinen guten Freund an. Das war ein direkter Stoß ins Herz gewesen.
Obwohl ich mir bewusst war, dass ich gleich höchstwahrscheinlich tot sein würde, hatte ich keine Angst. Ich würde doch eine Heldin sein. Ein Leben gelassen um drei Leben zu retten.
„Schön“, zischte ich und drehte mich wieder um. „So einen Freund brauche ich wirklich nicht“.
Ohne noch einmal zurück zu schauen fing ich an zu laufen und verwandelte mich während eines Sprunges in die Wolfsgestalt die mein Leben versaut hatte.
Ich spürte ganz deutlich wie mein Herz anfing zu Bluten. Wie die einzelnen Tropfe hinab fielen und nach kurzer Zeit eine Pfütze bildeten.
Luca verstand mich einfach nicht. Er wollte einfach nicht einsehen, dass mir das Leben von Ben, Kyra und Damian wichtiger war als mein eigenes.
Wenn ich sterben würde und Shouta das geben was er will, dann würde er aufhören die Leute zu foltern die ich liebte oder die mir etwas bedeuteten.
Nach einiger Zeit blieb ich stehen und sah mich um. Wenn ich all die kleinen Puzelteile richtig zusammengesetzt hatte, dann müsste Shouta ganz in der Nähe sein oder zu mindestens Kyra.
Schnell verwandelte ich mich wieder zurück und zog die Luft ein. Es roch eindeutig nach Wolf.
„Shouta?“, schrie ich und drehte mich immer wieder um die eigene Achse.
Es wunderte mich schon, dass Shouta probierte mich mit Erpressung klein zu kriegen und nicht mit roher Gewalt. Aber vielleicht steckte ihm der Kampf von letztens noch zu sehr in den Knochen?
„Shouta? Ich bin hier und bin bereit dir mein verdammtes Blut zugeben!“.
Aufmerksam analysierte ich jedes kleines Geräusch und probierte die alltäglichen Geräusche, wie Vogelgezwitscher und Kleintiere zu ignorieren, und nur die Wichtigen zuhören.
„Shouta...“.
„Zhara meine Liebe, schön dich zu sehen“, hauchte eine Stimme leise aber doch hörbar. Hektisch sah ich mich um und suchte angestrengt die Gestalt von Shouta. Doch sah ich ihn nirgends. „Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr“.
„Wo bist du, du verlogenes Arschloch?“, brüllte ich sauer und drehte mich noch immer um die eigene Achse. Schon schlimm genug, dass wir uns in einem dichten Wald befanden. Aber das es auch noch anfing zu dämmern, machte es alles noch schwieriger.
„Hier bin ich, Schätzchen“, raunte er und kam aus dem Gestrüpp hervor und hatte sich kein Stück verändert.
Seine Haare schimmerten noch immer in diesem feuerrot, das einem beim bloßen Anblick einen Schreck einjagte, und seine Gesichtszüge waren noch immer so kantig.
„Nenn mich nicht Schätzchen“, keifte ich und versteifte mich vollkommen. Meine Hände hatte ich langsam zu Fäusten geballt und stellte meine Füße so weit auseinander, dass ich einen guten und festen Stand hatte.
„Wie du willst, Schönheit“, raunte er und lächelte bösartig. Leise drang ein bedrohliches Knurren aus meiner Brust welches Shouta nur mit einem amüsierten Lächeln abtat. „Wollen wir aber jetzt zur Sache kommen. Du bist bereit mir dein Blut zu geben. Das freut mich unheimlich, vor allem weil ich darauf schon so lange gewartet habe“.
„Ich gebe es dir, aber nur...“, fing ich an und funkelte ihn wutentbrannt an. Allein sein bloßer Anblick ließ mich würgen. Dieser Typ hatte meinen kleinen Bruder in seiner Gewalt und ich hatte keine Ahnung was er ihm angetan hatte über die vielen Tage. „wenn du meinen Bruder, meine Cousine und Damian frei lässt“.
„Freiheit gegen Unsterblichkeit“, seufze Shouta und kam drei Schritte auf mich zu. Er kam mir vor wie ein Panther. Geschmeidig und gefährlich zugleich. „Damit bin ich einverstanden“.
„Schön“. Wieder kam er einen Schritt näher und war mir damit schon so nah, dass er nur die Hand ausstrecken bräuchte um mich zu berühren.
Unruhig tippte ich von dem einen Fuß auf den anderen. Ich hatte ein mehr als nur schlechtes Gefühl dabei. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass Shouta einfach so siegen würde ohne einen „Nebeneffekt“.
„Ich will sie sehen“, stieß ich hervor und atmete schwer durch die Nase. Gleichgültig sah mich der Bastard an, wedelte mit seiner Hand und schon rührte sich etwas im Waldabschnitt hinter ihm. Ängstlich und erwartungsvoll kauerte ich mich in Angriffshaltung und starrte wie gebannt auf den dunkelgrünen Busch der über und über mit Schnee bedeckt war.
Bevor ich auch nur den Fuß von Damian sehen konnte roch ich ihn. Seinen Angstschweiß und den puren Schock.
Mit aufgerissenen Augen und am ganzen Körper am zittern, trat er vor und schaute sich panisch um. Aus seinem Gesicht war jegliche Farbe gewichen und Blut lief ihm die Schläfe hinab ebenso an seinem Bein wo eine große klaffende Wunde zu sehen war.
„Zhara?“, quiekte er und konnte anscheinend seinen Augen gar nicht glauben. Nachdem er meinen Namen gesagt hatte, schnellte ein kleiner Wolf blitzschnell aus dem Busch hervor und biss ihm erneut ins Bein. Voller Schmerz schrie er auf und sank zu Boden.
Ich hatte nur einen kurzen Blick auf den Wolf erhascht, dennoch wusste ich genau, dass es nicht Kyra war.
Es war ein anderer Wolf. Einen den ich nicht kannte.
„Shouta, was soll das? Ich dachte, wir hätten einen Deal?!“, schrie ich mit Tränen in den Augen und wandte schwerfällig den Blick von Damian ab, der noch immer am Boden lag und probierte die Blutung an seinem Bein zu stoppen.
„Das haben wir auch, Schätzchen. Aber hast du nicht gesagt, dass sie nicht verletzt sein dürfen oder gar tot“, lachte Shouta und würdigte Damian nicht eines Blickes.
„Du verdammtes Arschloch“, hauchte ich und schaute wieder zu dem Jungen der von all dem hier nichts wusste. „Er hat doch gar nichts damit zu tun“.
„Doch hat er. Er ist dein kleiner Freund“.
„Nein, das ist er nicht“, gab ich zu tiefst geschockt zurück und konnte Damians Anblick nicht länger ertragen. Mit Tränen die mir die Wangen hinunter liefen, drehte ich mich leicht zur anderen Seite und schloss die Augen.
„Ich habe ihn doch mit dir gesehen. Aber wie dem auch sei, willst du deine Cousine sehen?“, fragte er nach und lächelte schief. „Sie war ja schon halbtot als ich sie mitnahm, also wunder dich nicht, wenn sie nicht gleich reagiert“.
Wieder wedelte er mit seiner Hand, die eher aussah wie eine Pranke, und erneut erblickte ich einen Wolf, den ich absolut nicht kannte. Es war ein kleiner schwarz-grauer Wolf mit braunen Abzeichen und großen dunkelbraunen Augen. Sein rechtes Ohr hatte ein großes Loch, wahrscheinlich eine Kampfwunde. Sein Körper war massiv und nicht gerade klein.
Erschrocken glitt mein Blick über den mir unbekannten Wolf bis hin zu seiner Schnauze in der er einen regungslosen Körper hielt. Seine Zähne waren in Kyras Arm gebohrt der noch immer blutete sowie ihre Wunde am Bauch und an anderen Körperstellen. Sie war blass und sah so aus, als hätte sie schon vor Stunden ihr Leben gelassen.
„Oh mein Gott“, hauchte ich mit zittriger Stimme und hielt mir die Hände vor den Mund, damit ich nicht los schreien konnte. Laut lachte Shouta auf und hielt sich angestrengt den Bauch. Immer wieder brach er in Gelächter aus und wusch sich seine Tränen weg.
„Du müsstest mal dein Gesichtsausdruck sehen. Einfach herrlich“, seufze er kichernd und strich sich schleimig seine Haare nach hinten. Mein ganzer Körper hatte angefangen zu zittern und war nun regelrecht am beben. „Aber jetzt kommt das Beste. Dein kleiner süßer Bruder“.
Sofort verkrampfte ich mich wieder und stieß ein lautes Knurren aus, das im Wald widerhallte und Damian erschrocken erzittern ließ.
Jetzt schon zum dritten mal wedelte der Bastard mit seiner Hand und ein kleiner dunkelroter Wolf trat hervor. In der Schnauze Ben, der lächelnd mich erblickte und anfing nach mir zu grapschten.
So weit ich sehen konnte, hatte er keine Verletzungen und sah vollkommen in Ordnung aus. Er lächelte sogar.
„Zhara, Zhara, Zhara!“, brabbelte er und fing an zu wippen. Der dunkelrote Wolf hielt ihn nur hinten am Pyjama fest und hatte sichtliche Mühe Ben sicher zu halten. Ich konnte in seinen Augen sehen, dass er nicht wollte, dass Ben etwas passierte.
„Ben, geht es dir gut?“, fragte ich besorgt und trat einen Schritt nach vorne und wurde sofort von mehreren Wölfen, die alle aus den Sträuchern kamen, aggressiv angeknurrt. Wenn ich richtig gezählt haben, dann waren es schon ganze sechs andere Wölfe und ich hatte keine Ahnung, wie viele noch im Wald lauerten.
„Du siehst also, allen geht es prima. Na gut, manchen weniger, manchen mehr“, fing Shouta an und überschritt nun auch die letzte Entfernung zwischen ihm und mir. „Du da ja keinerlei Ahnung hast, wie und warum dein Blut so kostbar für uns alle ist. Erkläre ich es dir nochmal“. Hörbar schluckte ich als Shouta meine Wange streichelte und mit seiner Zunge meinen Hals hinabfuhr. „Vor vielen, vielen Jahren gab es schon mal Zwillingswölfe. Sie starben leider beide bei einem schrecklichen Kampf im Krieg und wurden dort dann von ihren Kameraden aufgefressen da es nur wenig zu Essen gab. Allesamt waren es Wölfe die dort in dieser Gruppe waren und jeder der von den Zwillingen aß, merkte schon bald, dass etwas nicht mit ihnen stimmte. Als der Krieg auf seinem Höhepunkt war und fast jeder Mann starb, sei es Wolf oder Mensch gewesen, merkte die Gruppe von Wölfen, dass sie nicht sterben konnten. Die Bomben, die Munition und all die anderen Waffen waren nichts mehr für die Wölfe. Sie konnten durch Feuer gehen und überlebten es. Sie waren unsterblich und nur wegen dem Blut der Zwillinge“, erzählte Shouta und brachte mich so unweigerlich zum würgen. Lächelnd ging er um mich herum und strich mir meine Haare von Nacken weg, küsste ihn und roch an mir. „Doch kann das Blut nur wirken, wenn die Zwillinge tot sind. Beide. Und da es in deinem Fall dein Zwilling nicht mal gelungen ist, seinen sechzehnten Geburtstag zu feiern war das schon mal für uns ein Problem weniger“.
„Du abartiges Monster“, zischte ich und probierte mich wirklich zu beherrschen. Am liebsten hätte ich mich umgedreht und wäre in Wolfsgestalt auf diesen Bastard gesprungen. Hätte ihm meine Zähne und Klauen in seinen Körper geschlagen und ihn in kleine Stücke gerissen.
„Na, na. Zhara, schmeichle mir doch nicht so. Ich weiß, dass ich unwiderstehlich bin, das sah man schließlich an deiner dummen Cousine, aber beherrsche dich bitte vor den Anderen“.
Leichtfüßig stellte er sich vor mich und lächelte mich an als sei er in mich verliebt. Als sei ich seine große Liebe und er hätte mich nach all den Jahren endlich wiedergesehen.
„Aber damit ich mir sicher sein kann, dass du uns nicht verarscht. Will ich kosten“, raunte er und hielt seine Hand nach vorne. Zögerlich sah ich seine ekelhaften Hände an, diese langen Finger die schon tausende male in Blut getaucht waren. „Komm schon, ich beiße auch ganz vorsichtig“.
Gerade wollte ich meine Hand in seine legen als Damian mit kräftiger Stimme Einspruch erhob.
„Nicht Zhara. Ich weiß nicht, was hier ab geht aber ich weiß eins. Du wirst sterben, wenn du ihm nachgibst“, schrie er und kauerte noch immer auf dem Boden. Schnell sah ich von Damian weg und probierte seinen Blutgeruch zu ignorieren. Schmerzlich schloss ich die Augen und und legte meine Hand in Shoutas.
Leise fing dieser an zu kichern und führte sie zu seinem Mund, biss hinein und trank von mir. Als er zum vierten Schluck ansetzte und leise aufstöhnte hörte ich mehrere Sachen gleichzeitig.
Den Schrei von Damian, das Fauchen von den Wölfen, Shouta der leise knurrte und Ben der wieder meinen Namen rief. All diese Geräusche drangen zu mir und unzählige Gerüche folgten darauf.
Langsam öffnete ich meine Augen und schaute zu Shouta der noch immer meine Hand an seinem Mund hielt aber seine Augen auf etwas hinter mich gerichtet hatte. Als ich das leise aber doch durchdringende Heulen eines Wolfes hörte, zog ich meine Hand blitzschnell weg und wirbelte herum. Suchte nach dem, auf das ich die ganze Zeit gewartet hatte und fand es schließlich. Direkt hinter mir, auf einem großen Hügel, standen sie.
„Luca!“, brüllte ich erleichtert und drehte mich wieder zu Shouta um. All die Wölfe, die sich noch versteckt hatten und alle die ich die ganze Zeit über sehen konnte, blickten geschockt zu dem mehreren Wölfen auf dem Hügel.
„Was?“, stammelte der Bastard und atmete unruhig. Mein Blut lief ihm dem Kinn hinab und immer wieder fielen ihm einzelne Tropfen auf sein Shirt. „Wie kann das möglich sein? Ich dachte, dass ihr getrennte Wege gegangen seit“.
„Ich wusste, dass du uns belauscht. Also haben Luca und ich einen Plan entwickelt“, erklärte ich siegessicher und lächelte nun über beide Ohren. Bevor Shouta etwas erwidern konnte, fing ich an zu zittern und verwandelte mich in den schneeweißen Wolf, drehte mich zu Damian und sah ihn entschuldigend an.
„Zhara?“, hakte er nach und wollte nicht wahrhaben was er da sah. Bedrückt senkte ich meinen Blick und wurde von Shoutas erbosten Stimme zurück gerissen.
„Du hast mich rein gelegt, du kleines Miststück!“.
Schwanzwedelnd blickte ich meinen Feind an und zeigte meine Zähne, bückte mich und sprang auf ihn zu. Im gleichen Moment griff meine Familie und Freunde ebenfalls an.
Luca hatte sie alle geholt. Dad, meine Großeltern, mein Onkel und all seine Familienmitglieder die ebenfalls das Wolfsgen in sich hatten. Es entstand ein ohrenbetäubender Lärm als Jeder Jeden angriff und Blut anfing zu laufen.
Schnell glitt mein Blick von Luca, der sich auf den Wolf gestürzt hatte der bei Damian stand, zu meinem Dad der bei Ben war und gerade mit dem dunkelroten Wolf eine Gegenüberstellung hatte.
Ich war nur eine Sekunde unaufmerksam als ich mit einer gewaltigen Wucht zu Boden geschlagen wurde und dort liegen blieb. Shouta stellte sich ebenfalls in Wolfsgestalt vor mich und hechelte angestrengt.
>Du hast mich ziemlich verärgert, Hübsche<, sagte er und lachte in Gedanken. Obwohl beide Seiten gleich stark waren, war er davon überzeugt, dass er siegen würde.
>Gut so!<, gab ich zurück und rappelte mich langsam auf. Bedrohlich standen wir uns beide gegenüber und sah einfach einander an. An seinen Zähnen hing Blut, das höchstwahrscheinlich mir gehörte.
>Gut für mich. Jetzt brauch ich gar kein schlechtes Gewissen mehr haben, wenn ich dich umbringe<.
Mit einem Satz sprang er auf mich zu und das mit einer solchen Geschwindigkeit, dass ich keine Chance gehabt hätte. Doch bevor mich seine scharfen Krallen trafen und erneut Blut floss, stellte sich Etwas zwischen uns.
Ich erkannte sofort wer sich dort zwischen mich und dem sicheren Tod gestellt hatte. Damian.
Mit einem blutverschmierten Körper fiel er zu Boden und schlug mit seinem Kopf zuerst auf. Fassungslos und starr schaute ich von Damian zu Shouta und wieder zurück. Sein offenes Shirt entblößte die Verletzung die Shouta verursacht hatte. Lange und tiefe Schnitte, bei denen Damians Haut regelrecht zerfleischt wurden, waren auf seiner Brust zu sehen. Sie bluteten stark und waren so tief, dass innere Organe bestimmt geschädigt wurden.
Laut heulte ich auf, als ich verstand was mit Damian passiert war und ging erneut auf Shouta los. Gleichzeitig fiel ihn Luca von hinten an und war der Kraft zweier jungen Wölfe ausgeliefert. Er hatte absolut keine Chance mehr. Lucas Pfoten waren in Blut getaucht, sowie sein Fell, dass immer wieder rote Flecken aufwies. Wenn ich darüber so nachdachte, war der Lärm um mich herum um einiges leiser geworden. Das Heulen, Knurren, Bellen war beinah vollkommen verstummt.
Bereit für den Tod lag Shouta unter mir, er hatte sich irgendwie bei dem Fall in einem Menschen verwandelt und konnte sich kein Stück mehr rühren, da Luca ihm die Arme festhielt und ich, in Wolfsgestalt, auf ihm saß.
Er wehrte sich nicht einmal richtig.
„Was willst du jetzt machen, Süße?“, fragte er und hatte noch immer das schiefe Lächeln in seinem Gesicht. „Dein Freund ist tot, da wird dir mein Ende auch nicht viel mehr bringen“.
Hasserfüllt schloss ich meine Augen und öffnete mein Maul. Schnellte zu seinem Kopf und drückte meinen Kiefer zu, meine Krallen vergrub ich in seine Brust und bohrte sie so tief, bis sie seine Rippen durchbrachen und ich zu seinem Herz vordrang. All meine Wut ließ ich an ihm aus, bis er aufhörte zu atmen und ich am Nacken zurück gezogen wurde. Eindringlich sah mich mein Vater in Wolfsgestalt an und redete gut auf mich ein.
>Schatz, es reicht. Er ist tot. Sie alle sind tot, außer...

Ende.



Impressum

Texte: © des Textes liegt beim Autoren (© Copyright)
Tag der Veröffentlichung: 26.08.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Vielen Dank für das wunderbare Cover von riedel :)

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