Cover


Prolog
Augen sagen viel, wenn Lippen schweigen,
tausend kleine Dinge, die mir zeigen,
daß ich dir vielleicht doch mehr bedeute,
als die andern, die mit dir zusammen sind.
(Bernhard Brink)




„Vivian, steh endlich auf!“, schrie mich mein Vater an und knallte die Tür wütend zu.
Verschlafen zog ich mir die Bettdecke wieder bis über beide Ohren, weil mein Vater sie von mir herunter gezogen hatte, und brummte etwas undeutliches, das ich nicht einmal selbst verstanden hatte. Ich hasste den Morgen, die Schule und allgemein aufstehen. Warum musste ich überhaupt zur Schule? Ich vergeudete wichtige Stunden meines Lebens damit mich von alten Leuten voll labern zu lassen, die eh keine Ahnung hatten was wichtig war oder nicht.
Mit all meiner Kraft, die ich im Halbschlaf besaß, warf ich mich auf die andere Seite und presste meine Augen noch fester aufeinander.
„Vivian Charlotte Isabella“, schrie mich mein Vater erneut von der Küche aus. Dad rief mich bei meinem vollen Namen? Dann war mein lieber Herr Papa wirklich sauer auf mich.
Mit einem triumphierenden Lächeln mümmelte ich mich noch fester in meine warme Bettdecke und sonnte mich im Triumph meines Sieges, als ich die schrille Klingel unserer Haustür hörte. Erschrocken riss ich meine Augen auf und stoppte in meiner Atmung. Nein. Das konnte nicht sein! Es war noch viel zu früh.
Schnell zog ich mir meine Decke über den Kopf und probierte so leise wie möglich zu atmen. Vielleicht würde er mich nicht entdecken, wenn ich mich tot stellte?
„Komm rein, mein Lieber“, begrüßte mein Vater ihn und lachte in sich hinein. „Sie ist in ihrem Zimmer. Vielleicht bekommst du Vivi ja aus ihrem Bett“. Ich konnte mir vorstellen, wie er jetzt dastand, mit diesem selbstsicheren Lächeln auf den Lippen.
„Danke, Ben“, erwiderte er. „Klar, das schaffe ich doch locker. Ich würde sagen, dass ist eine meiner Spezialitäten“.
Leise sprach ich ein Stoßgebet zu Gott: „Bitte, lass ihn nicht in mein Zimmer kommen, ihn nicht die Decke von meinem ungeschützten Körper reißen und mich nicht aus meinem warmen Bett zerren“.
Leise schnappte die Haustür zu und die Schritte von meinem lebendigen Wecker kamen immer näher. Vorsichtig, so, als wollte er mich nicht wecken, öffnete er meine Zimmertür und trat ein.
„Guten Morgen, Vivi“, begrüßte er mich liebevoll. Sofort verdrehte ich die Augen unter der Decke. Dachte er wirklich, dass ich so dumm war?
„Komm steh doch bitte auf. Wir müssen zur Schule“. Oh, er probierte es auf die weiche Tour. Er kam noch ein paar Schritte auf mich zu, bis sie schließlich verstummten. Ich spürte deutlich seine Anwesenheit neben mir.
„Vivi ... ?“, hakte er nach.
„Hmpf!“, brummte ich und krallte meine Hände noch fester in die Decke. Wie ich es erwartet hatte, zog er mit voller Kraft an meiner Schutzhülle und lachte leise auf als er merkte, dass ich meinen Besitz ebenfalls festklammerte.
„Phil!“, schrie ich als ich merke wie kalt es in meinem Zimmer war.
„Vivi, du bist wach. Komm steh endlich auf!“, mault er mich an und zog noch immer an meiner Decke.
„PHIL!“, schrie ich erneut und ließ die Decke augenblicklich los. Als ob ich es geplant hätte, fiel Phil zu Boden und stöhnte leise auf. Zog die Stirn kraus und sah meiner Bettdecke dabei zu, wie sie auf ihn hinab segelte.
Lachend setzte ich mich auf und drehte mir auf meinen rechten Zeigefinger eine lange Strähne auf.
„Das findest du jetzt lustig oder?“, fragte er ernst und zog sich die Decke vom Kopf. Todernst sah er mich an und atmete heftig.
„Ja, eigentlich schon“, entgegnete ich und konnte es gerade noch so unterlassen, mich nicht auf dem Bett hin und her zu kugeln.
„Ich hasse dich!“, nuschelte Phil und rappelte sich auf.
Sofort verstummte ich und schaute ihn mit großen Augen an. „Du hasst mich?“, fragte ich leise nach.
Knapp eine halbe Minute lang starrte er mich einfach nur ernst an, bis er selbst anfing zu lachen und sich den Bauch hielt. „Ja und das schon so lange. Du bist nervig, zickig und einfach nur dumm!“, sagte er und boxte mir gegen den Arm.
„Das war nicht lustig ... “, meckerte ich ihn an und erhob mich vom Bett. Als ich in voller Größe vor dem Riesen eines Jungens stand und den Gesichtsausdruck von meinem besten Freund erblickte merkte ich erst, dass ich halb nackt vor ihm stand. Eigentlich fast nackt. Ich trug nur eine Boxershorts und meinen BH.
Blitzschnell umschlang ich meinen eigenen Körper, um Phil irgendwie den Blick auf meine nackte Haut zu verhindern.
„PHIL, SCHAU WEG!“, schrie ich und guckte mich schnell nach Klamotten um.
„Oke, oke. Schon gut“, entgegnete er beruhigend er und drehte sich in Zeitlupe um. Rasend schnell schweifte mein Blick durch mein Zimmer umher. Doch nirgends war ein verdammtes Oberteil zu sehen. Sonst war mein Zimmer doch auch nicht aufgeräumt.
Laut seufze ich als ich die Suche aufgab und zu meinem Schrank blickte der vor Phil stand.
„Ähm Phil?“, hauchte ich leise und ließ die Arme von mir fallen.
„Ja?“. Er war gerade dabei sich umzudrehen, als ich ihn an den Schultern packte und festhielt.
„Nicht umdrehen“.
Vorsichtig ging ich um ihn herum und drehte ihn so mit, dass er schließlich wieder mit dem Rücken zu mir stand. Schnell schwang ich die Türen des Schrankes auf und suchte hektisch nach Klamotten. Schnappte mir eine Jeans und einen Pullover, zog mir beides an und drehte mich wieder zu Phil um. Ich wollte ihn gerade auffordern, sich wieder zu mir zudrehen, als er es schon tat und mich traurig ansah.
„Was?“, fragte ich pampig.
„Ohne Klamotten hast du mir eindeutig besser gefallen“, gab er zu und schnalzte mit der Zunge.
„Klappe!“.
Ohne auf ihn zu achten lief ich wieder an ihm vorbei zum Spiegel und kämmte mir dort meine Haare durch. Was mir nicht gerade gelang, da meine Haare am Hinterkopf verfilzt waren.
Kurz schrie ich auf als ich mehrere hundert Haare aus meinem Kopf gerissen hatte und drehte mich wieder zu Phil um. Mit meinem berüchtigten Schmollmund sah ihn leidend an, bis er schließlich seufze und zu mir kam. Zufrieden drückte ich ihm die Bürste in die Hand und er begann mir meine Haare zu kämmen.
„Ich komme mir ziemlich schwul vor“, sagte er und konzentriere sich darauf mir nicht weh zu tun.
„Warum?“.
„Ich bürste einem Mädchen die Haare. Ist das nicht Grund genug?“
„Ich glaube, viele Mädchen stehen auf Typen die ihnen die Haare durch bürsten. Und du bist mein bester Freund - das ist deine Aufgabe. Aber keine Sorge, ich werde dich eh nicht teilen. Also brauchst du dir darüber keine Gedanken machen“, kicherte ich.
„Mich nicht teilen? Das habe ich gemerkt bei Alyssa,Tina und Molly“, erwiderte er und sah mir durch den Spiegel in die Augen.
„Und bei Mellanie, Hannah, Sarah, Johanna“, fügte ich hinzu. „ Du gehörst halt mir. Dass müssen diese behinderten Paris Hilton-Imitate merken“. Leise lachte Phil hinter mir auf und legte die Bürste zur Seite.
„Fertig“, trällerte er sichtlich zufrieden und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Ich will auch nur dich, meine kleine Sauergurke“, hauchte er mir ins Ohr und lachte auf. So schnell, dass mir ein wenig schwindelig wurde, drehte ich mich um und blickte ihn böse an. Der Schlag gegen seinen Oberarm hatte ich präzise ausgeführt, doch führte er nicht zum gewünschten Ergebnis. So also, entschloss ich mich dazu, mich einfach umzudrehen und schnurstracks an ihm vorbeizumarschieren.
Wütend stampfte ich an der Küche vorbei und rief ein „Guten Morgen Dad, ich geh jetzt in die Schule“ in die Küche und schlug die Haustür auf. Gerade noch so, dass ich es verstand erwiderte mein Vater meinen Gruß und nippte an seinen heißen Kaffee. Bevor ich aber ganz verschwand, zog ich mir meine Schuhe an und hörte schon beim rausgehen, wie Phil hinter mir her gerannt kam und die Tür leise schloss, lachte und mich rief.
„Warte, mein liebes Sauergürkchen!“, raunte er und kam neben mir zu stehen.


„Bist du noch immer sauer?“, fragte Phil mich und schaute zum Himmel. Genervt blickte ich zu ihm hoch. Dass musste ich schließlich machen, da er um die ein Meter fünfundachtzig war und ich nur stolze ein Meter neunundsechzig.
Er hatte die Hände hinter seinem Kopf verschränkt und seine grünen Augen fixierten eine Wolke am Himmel. Sein schönes orangefarbenes Haar, das schon leicht ins Braun ging, fiel ihm in die Augen und war völlig durcheinander.
„Vielleicht...“, gab ich zurück und blickte wieder zu Boden.
„Man Vivi. Du weißt, dass ich das nicht ernst gemeint habe. Aber finde, ich dass der Name so gut zu dir passt“, scherzte er und zwinkerte mir zu als ich erneut zu ihm hoch sah.
„Oke, wenn du mich Sauergurke nennst dann nenne ich dich...“.
„Dir fällt eh nichts ein so früh am Morgen“.
„Pfff...“. Auf einer Art und Weise hatte er recht. Am frühen Morgen war meine Intelligenz wirklich nicht auf dem besten Stand. Mein Kopf war in dieser Beziehung wie ein alter Computer. Er brachte stunden, bis er vollkommen hochgefahren war. Es war ein Wunder wenn ich eins plus eins rechnen konnte. Dazu kam dann auch noch, dass mit mir nicht gut Kirschen essen war.
Noch verschlafen schaute ich gerade aus und erblickte das große Schulgebäude. Leise seufze ich und ließ die Schultern hängen.
„Was haben wir eigentlich erste Stunde?“, fragte ich Phil.
„Ich glaube Mathe“.
„Verdammt“, zischte ich und konnte schon jetzt Frau Müller vor mir sehen.
Zusammen durchtraten Phil und ich das Schultor und blieben kurz danach stehen. Die meisten Schüler waren schon da und deswegen war auch der Schulhof ziemlich gefüllt. Meistens war der Platz vor dem Schulgebäude in Gruppen aufgeteilt. Einmal nach Klassen und dann nach Beliebtheit.
Da mich nie wirklich die Beliebtheitsskala interessiert hatte, war ich natürlich ziemlich unten auf der Liste. Im Gegensatz zu Phil.
Nachdem wir uns umgesehen hatten und Phils Freunde nur ein paar Meter weiter weg erblickten, schlenderten wir zu ihnen und wurden von allen Seiten begrüßt... na gut, Phil wurde begrüßt und ich ignoriert.
„Hey, ihr Beiden“, begrüßte Marcel – Phils bester Freund – und beide. Er war einer der Wenigen ,der auch mich beachtete.
„Hey, Marcel. Was geht ab?“, gab Phil zurück und stellte sich lässig neben seinen Freund. Nun kamen mehrere Mädchen auf uns zu. Die typischen Paris Hilton-Imitate. Blond, blauäugig und dumm.
„Hi, Phil. Na wie geht’s dir?“, fragte Tascha - Paris Hilton höchst persönlich – und warf ich langes blondes Haar nach hinten und lächelte Phil zuckersüß an. So süß das mir schlecht wurde.
Demonstrativ verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah hoch zu Phil der zufrieden lächelte. Kurz nahmen sich alle in den Arm darunter auch Phil und die Imitate wo noch Marie, Tina und Luisa zugehörten. Alle samt waren blond, blauäugig und dumm.
„Mir geht es gut und euch vier Hübschen?“, fragte Phil zurück als er jedes Mädchen umarmt hatte. Natürlich ignorierte mich Jeder gekonnte. Wie sie es schon seit der Grundschule taten.
Leise seufze ich und stellte mich einfach vor Phil. Ohne auf die Anderen zu achten nahm ich langsam sein Gesicht in meine Hände, drückte ihm ein Kuss auf die Wange und ließ ihn wieder los.
„Ich gehe zu Ivy. Du bist ja beschäftigt“, brummte ich und guckte ihm noch einmal in die Augen.
Mit einem zaghaften Lächeln auf den Lippen beugte sich Phil zu mir runter und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Wie eine Laola Welle schnappte jedes Mädchen in unserem „Kreis“ nach Luft und stießen empört ein Stöhnen aus.
Wie Jemand der gerade einen Wettbewerb gewonnen hatte, kehrte ich den Tussen den Rücken zu und stolzierte an Phil vorbei.
Bei uns – als beste Freunde – war es ganz normal, dass wir uns Küsschen gaben. Ich fand es sogar ziemlich gut, da Phil sonst nie ein Mädchen küsste außer seine Freundin die er zur Zeit hatte. So hatte ich immer eine Gelegenheit diesen behinderten Mädchen zu zeigen, dass Phil MEIN bester Freund war.
Ob ich eifersüchtig auf seine weiblichen Freunde war? Nein....
Unser Schulhof war nicht gerade der Größe, deswegen brauchte ich auch nur ein paar Minuten um auf die andere Seite es Schulhofes zu gelangen, ohne Jemanden ernsthaft zu verletzten.
Dort unter den Bäumen stand Ivy.
Ivy war meine beste Freundin und sie hatte auch keine Probleme damit das Phil mir ein wenig wichtiger war als sie. Sie lächelte als sie mich sah und winkte mir heftig zu. Ivy war eine kleine Person und hatte kurzes braunes Haar. Ihr Gesicht war schmal und ihre Augen groß und ebenfalls Braun.
Kurz winkte ich ihr zurück und blieb vor ihr stehen.
„Hey Ivy“, begrüßte ich sie.
„Hi Vivi, wie geht’s?“. Geräuschvoll räusperte ich und nahm neben ihr platz auf der Bank.
„Gut, bis auf die Tatsache das ich ziemlich unsanft geweckt wurde und dir?“, entgegnete ich und kicherte als ich an meinen morgendlichen Streit mit Phil dachte.
„Wie soll es einem gehen wenn es Montagmorgen ist?“, fragte Ivy zurück und lachte auf.
Genau so wie ich, war Ivy auch kein Mensch der den Morgen und die Schule mochte. Doch ganz besonders hassten wir beiden den Montag.
Leise seufzen wir beide gleichzeitig um wiederum anfangen zu lachen.
Ivy war eine tolle Person. Wir beiden kannten uns schon seit dem Kindergarten und am Anfang hätte ich nie gedacht, dass wir jemals Freunde sein würden. Sie zog mir an den Haaren, spuckte mich an oder zerstörte mein Eigentum. Doch irgendwann begann ich Ivy zu mögen. Obwohl sie mir so einiges angetan hatte entwickelten wir eine tiefe und innige Freundschaft.
Wir hatten uns einmal ausgesprochen und alles vergessen was vorgefallen war. Mein Vater meinte immer, wir seien erwachsen und könnten so etwas schon regeln. Was ich sehr seltsam fand, weil ich da gerade mal dreizehn war.
Na ja … mit dreizehn Jahren war ich wohl noch nicht erwachsen aber jetzt. Ich bin schließlich schon siebzehn und in ein paar Monaten mit der Schule fertig. Mein ganzes Leben würde sich dann verändern. Ich würde arbeiten gehen, Geld verdienen und in eine eigene Wohnung ziehen.
Was mein Vater nicht so berauschend fand, weil er ziemlich an mir hing.
Meine Eltern hatten sich getrennt als ich gerade mal fünf Jahre alt war. Seit dem lebte ich bei meinem Vater. Meine Mutter mochte ich noch nie besonders und jetzt hatte sie einen Freund der zwanzig Jahre jünger war als sie. So etwas nannte ich persönlich asozial!
„...was hältst du davon?“, fragte Ivy gerade.
Mist!
Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich gar nicht mitbekam, dass sie weiter geredet hatte. Ohne zu wissen über was “wir“ sprachen nickte ich einfach.
„Super, dann hole ich dich so gegen acht ab?“.
„Ja, klar. Wohin wollten wir noch einmal hingehen?“, fragte ich nach und schaute auf da Ivy aufgestanden war und vor mir stand.
„Vivi...!“, mahnte sie mich und stemmte die Hände in die Hüfte.
„Was?“.
„Du hast mir schon wieder nicht zugehört. Ich habe dich gefragt, ob du mit mir zu Meikes Party kommen willst?“, wiederholte sie. Langsam stand ich auch auf und ging in Richtung Schulgebäude da es geklingelt hatte.
„Oh ja, klar. Ich kommen wohl mit. Dann holst du mich also um acht ab? Das wäre super. Wer kommt noch alles?“.
„Alle. Sie hat jeden aus der Oberstufe eingeladen. Also auch dein Wuffi“, sagte Ivy und hielt mir die Eingangstür auf.
„Mein Wuffi?“, fragte ich verwirrt und zog eine meiner Brauen hoch.
„Na, Phil“.
„Phil soll mein Wuffi sein? Na da hab ich doch jetzt endlich ein Namen für meinen kleinen Freund“, kicherte ich und hielt vor dem Klassenzimmer.
„So, ich hab jetzt Mathe. Du hast Geschichte oder?“.
„Ja, wir sehen uns dann in Französisch?“, fragte sie und drehte sich schon zum gehen.
„Bis in Französisch!“, rief ich ihr nach und ging in die Klasse.
Frau Müller - unsere Mathelehrerin - war zum Glück noch nicht da, sodass ich nicht zu spät kam. Schnell setzte ich mich auf meinen gewohnten Platz neben Phil und lächelte ihn zufrieden an. Seine grünen Augen fixierten mein Gesicht und ein Ausdruck aus Verwirrung und Misstrauen machte sich bei ihm bemerkbar.
„Was hast du Vivi?“, fragte er skeptisch und biss sich auf die Unterlippe.
„Nichts, Wuffi“, gab ich kurz angebunden zurück und wuselte ihm durch sein orangefarbenes Haar. Als ich meine Hand zurück gezogen hatte schwang er seinen Kopf schnell in die andere Richtung um so seine Haare wieder zu richten. Frau Müller betrat den Raum und sofort entstand bedrohliche Stille.
So das Müllchern es nicht sah, lehnte sich Phil zu mir hinüber und hauchte mir ins Ohr. „Wow, dir ist ein Name eingefallen. Das ging dieses mal richtig schnell“.
Schnell schaute ich wo sich Frau Müller befand und trat Phil unterm Tisch gegen sein Bein. Nachdem er kurz zusammenzuckt war, teilte er zum Gegenangriff aus und pickte mir in meine Hüfte.
Die Mathestunde verging in Schneckentempo. Ich war nicht schlecht in Mathe, das war nicht das Problem, aber war Frau Müller nicht gerade meine Lieblingslehrerin. Sie nahm mich immer bei den Aufgaben dran die ich nicht konnte.
„Vivian, kannst du mir bitte die Gleichung, die vorne an der Tafel steht, lösen?“, fragte sie mich mit ihrer zu hohen Stimme. Genervt schaute ich nach vorne und erblickte eine Gleichung die mir vorkam wie Chinesisch.
Ich hatte absolut keine Ahnung was die Lösung war. Unsicher sah ich mich im Klassenzimmer um. Phil hatte sich wieder zu mir gebeugt.
„Die Lösung ist: das dreifache vom sechsten“, hauchte er mir ins Ohr. Kurz sah ich zu Müller die ungeduldig vorne an ihrem Pult saß und auf den Tisch starrte.
„Vivian!“, setzte sich an.
„Das dreifache vom sechsten!“, rief ich schnell dazwischen und verfolgte Müllers geschockte Bewegung als ich ihr die richtige Lösung genannt hatte.
„Da hattest du mal wieder Glück. Danke Phil für deine Antwort“, hustete sie und lachte leise.
Ich merkte wie mir die verdammte Röte ins Gesicht stieg und mich unheimlich doof aussehen ließ.
Wie verrückt biss ich mir auf der Unterlippe herum und krallte mich mit einer Hand in meinen Oberschenkel.
Leicht zuckte zusammen als ich eine große kalte Hand auf meiner spürte. Sah auf und blickte in das aufmunternde Gesicht von Phil.
Seufzend musterte ich meinen neuen Bleistift und drehte ihn in alle erdenklichen Richtungen.
Ich hasste Mathe, ich hasste Frau Müller und am meisten hasste ich es, dass Phil schlauer war als ich.
Die letzten fünf Minuten des Unterrichtes war angebrochen als es an der Tür klopfte.
„Herein!“, reif Frau Müller die gerade probierte uns etwas zu erklären und legte das Stück Kreide zur Seite.
Vorsichtig ging die Tür auf und ein Mädchen trat herein. Ihre bloße Anwesenheit ließen neunzig Prozent meiner männlichen Mitschüler wie Affen aussehen. Einige fingen an zu pfeifen als das Mädchen vor der Tafel zum stehen kam.
Schüchtern strich sie sich ihr langes braunes Haar aus ihrem runden Gesicht und berührte dabei kurz ihre kleine Stupsnase und danach ihre vollen Lippen. Sie war schlank und vielleicht ein wenig größer als ich. Hatte Augen die nur Rehe haben konnten und die mir auf irgendeine Art ziemliche Angst machten.Wie ein Stück rohes Fleisch wurde dieses Mädchen nun von den Jungs betrachtet.
Sie waren die Tiger und Löwen und die das kleine hilflose Lamm. Sie war eindeutig hübsch - keine Frage - aber sie war nur ein Mädchen.
So als ob sie in Kleber gebadet hätte hingen die Blicke der Jungs an ihr. Auch Phil begutachtete das neue Spielzeug.
Hormon gesteuerte Tennager...
Genervt von den schwanzgesteuerten Jugendlichen musterte ich die Neue aufmerksam. Sie trug ein kurzen Rock der ihre langen Beine betonte und ein enges Top. Sie würde perfekt zu den Imitaten auf unserer Schule passen.
„Schüler, das ist Rony Fisher“, fing Müller an und deutete auf das Mädchen vor der Tafel. „Sie wird ab jetzt in eurer Klasse sein. Rony, erzähl doch bitte etwas über dich!“.
Unsicher sah sich Rony um, fing aber dann doch an zulächelte als sie merkte, dass sie die Aufmerksamkeit von jedem hatte.
„Hallo, ich bin Veronika. Aber ihr könnt mich Rony nennen. Ich bin vor kurzen mit meiner Mom hierher gezogen und ich bin siebzehn Jahre alt. Ich habe keine Geschwister und auch keine Haustiere oder so“, sagte sie und schaute sich jeden in der Klasse genau an. Schließlich blieb ihr Blick bei Phil hängen. Sie wurde rot und wandte ihren Blick zu Boden.
Ich wusste nicht was mit mir gerade passierte aber ich verkrampfte mich und ballte meine Hände zu Fäusten.
So als sei diese Rony eine volle Tüte Chips starrte Phil sie an und fing dabei auch noch an zu lächeln.
„Setzt dich doch da hinten neben Nina hin“, riss Frau Müller Rony aus ihrem Scham und zeigte auf den Platz der hinten als einziger frei war. So als hätte sie Vogelkacke auf dem Rücken, sah ich ihr angewidert hinterher und zog die Mundwinkel nach unten.
„Wow, sie ist so...“, setzte Phil an und drehte sich um, um ihren atemberaubenden Hüftschwung zu beobachten und zu bewerten.
„Behindert, dumm, falsch oder doch tuntig?“, nuschelte ich, blickte genervt auf die große Uhr die sich über der Tür befand und zählte jede verstrichene Sekunde mit.
„Was hast du gesagt?“, hakte Phil nach und drehte sich wieder zu mit nach vorne.
„Nichts, Phil. Nichts...“. Bedrückt ließ ich den Kopf hängen und seufze leise.
Was war mit mir los?


„Vivian vous pouvez regarder s'il vous plaît?“, riss mich Mme RoseCherry aus meinen Gedanken.
Mich regte es so auf das alle diese neue anstarrten, zum Glück war sie nicht in meinem Französischkurs genau so wie Phil.
Warum reagierte ich darauf das er ein anderes Mädchen anguckte, das war doch ganz normal und hatte mich noch nie interessiert.
„Entschuldigung Mme RoseCherry“, stammelte ich und sah vorne auf die Tafel.
Leise seufze ich als die junge Frau, Mme RoseCherry weiter redete. Ich verstand nicht was Phil an ihr fand, sie war durchschnittlich und ein Mädchen wie jedes andere. Und warum interessierte mich das überhaupt, es ist ja nicht so das Phil mein Freund ist oder ich ihn ihn verlebt bin.
Er ist mein bester Freund und ich kannte ihn schon mein ganzes Leben lang, wenn er eine Freundin hatte war es immer das gleiche.
Sie war immer seine Nummer zwei, einmal sagte er das kein Mädchen oder Junge sich in unsere Freundschaft zwängen konnte, das wir eine Person waren.
Und das ich seine Nummer eins sei, früher fand ich das immer ziemlich peinlich wenn er so etwas sagte doch hatte er recht.
Für mich war er auch meine Nummer eins.
Doch machte mich das einfach so verrückt das er dieses Mädchen anhimmelte, lag es daran das ich sie nicht kannte ?
Oder lag es daran das sie mir ziemlich ähnlich sah?
Sie sah mir wirklich ähnlich, sie hatte braunes Haar wie ich, ihr Gesicht glich meinem . Sie sah aus wie meine Schwester, ein Kälteschauer überkam mich, bei der Vorstellung wurde mir schlecht.
Ich strich mir eine lange dunkelbraune Strähne aus dem Gesicht,ich konnte mich auf keinen Fall jetzt auf Französisch konzentrieren.
Leise seufze ich und die Schulklingel ertönte.
Eilig packte ich meine Sachen ein und lief auf den Schulhof, unter die alte Fichte.
Hier traf ich mich jede Pause mit Ivy, normalerweise war ich erst immer bei Phil doch hatte ich jetzt keine große Lust auf ihn.
Ungeduldig saß ich auf dem Boden und biss in meinen Apfel, der Saft des Apfels sammelte sich in meinem Mund.
Süß und fruchtig.
„Vivi!“, reif mich Ivy, die zu mir gerannt kam.
„Warum warst du so schnell aus Franze abgehauen?“, fragte sie nach als sie sich auf den Boden neben mir plumsen ließ.
„Weiß nicht ,sorry“, nuschelte ich und biss wieder von meinem Apfel.
„Und wie war Geschichte?“, fragte ich sie als ich meinem Bissen hinunter schluckte.
„So wie immer, ich habe nichts gerafft und bei dir in Mathe?“.
„Auch wie immer, Frau Müller hat mich dran genommen und Phil hat für mich geantwortet. Ach ja wir haben eine neue in der Klasse“.
Verwundert zog Ivy eine Braue hoch.
„Jetzt noch?“.
„Ja, ich hab mich auch gewundert die Schule geht ja nur noch ein paar Wochen, na ja mir egal... ich mag sie nicht“, das Letzte fügte ich leise hinzu.
„Was ist es für eine ?“, fragte sie neugierig nach.
Laut seufze ich und sah mich auf den Schulhof um, ich wusste nicht warum aber als erstes sah ich zu Phil und entdeckte sie sofort.
Schnell wandte ich meinen Blick ab und starrte auf meinen Apfel.
„Dort bei Phil, das Mädchen mit den braunen Haaren!“, sagte ich mampfend.
Erschrocken zog Ivy Luft ein.
„Du meist das Mädchen das so aussieht wie du? Und mit Phil rummacht?“
„Jap... WAS?“.
Schnell sah ich auf, Phil und sie flüsterten sich gegenseitig etwas ins Ohr und lachten andauernd.
„Sie sieht dir echt ähnlich!“, bemerkte Ivy.
„Ja das habe ich auch schon bemerkt, komisch irgendwie.... wie meine Schwester“.
Leise gab Ivy ihre Zustimmung das ich recht hatte, sie beobachtete die ganze Pause über dieses Mädchen. Ihr Blick klebte förmlich an ihr.
„Wie heißt sie?“, fragte sie nach einiger Zeit.
Ivy hatte ihre Beine angezogen und legte ihren Kopf auf die Knie.
„Veronika oder so...ich glaube aber das sie Rony genannte werden wollte“, flüsterte ich und stand auf.
„Du ? Ich bringe mal eben mein Apfel in den Müll, ne?“, nuschelte ich und ging über den Schulhof.
Ich hatte nicht mal die Antwort von Ivy abgewartet da ich wusste das sie sich auf dieses Mädchen konzentrierte.
Nicht das ihr etwas falsch versteht.
Ivy ist nicht Lesbisch, das macht sie immer.
Sie beobachtete neue Leute und kennt sie nach mindestens zwei Tagen besser als die Person sich selber.
Ich glaubte schon immer das Ivy bestens im FBI aufgehoben wäre.
Leise kicherte ich und warf den restlichen Apfel in den Müll.
„Vivi!“, rief mich jemand von weiter weg.
Langsam drehte ich mich um und schaute nach der Person Ausschau die nach mir gerufen hatte.
Sofort versteifte ich als ich sah wie Phil mir zuwinkte , Mist!
Kurz winkte ich zurück und wollte wieder zu Ivy gehen als er mich wieder rief.
„Komm mal her!“.
Genervt lief ich mit hängenden Schultern zu Phil und seinen Freunden.
„Hey Vivi!“, begrüßten mich einige Jungs.
Ein zartes Lächeln schlich sich auf meinem Gesicht ein, doch verschwand es schnell als ich Rony neben Phil entdeckte.
Wie versteinert blieb ich neben Paul, ein Freund von mir und Phil ,stehen.
„Ich wollte dir Rony vorstellen!“, sagte Phil freudig und sah mit großen Augen runter zu Rony.
Die genau so klein erschien wie ich neben Phil.
„Hallo Vivi, ich bin Rony!“, sagte sie mit zuckersüßen Stimme. Sie hielt mir ihre Hand hin und lächelte wie ein kleiner Engel.
Automatisch zog sich meine rechte Braue hoch , meine Arme verschränkten sich vor meiner Brust.
„Hi!“, gab ich kurz zurück.
Leichte Röte stieg in Ronys Wangen auf und diese ließ ihre Hand sinken.
Eine eigenartige Stille entstand, ich fühlte mich eindeutig unwohl.
„Kommst du auch zu der Party am Wochenende?“, fragte sie mich.
„Auch?“.
„Ja , Phil hat mich eingeladen, kommst du?“.
„Wahrscheinlich....ich muss gucken“, ich biss mir auf die Unterlippe.
Schön Phil hat seine Freundin auf eine Party eingeladen... Super.
„Na ja ich geh dann mal wieder...“, sagte ich und prallte meine Faust mit Pauls zusammen. Phil würdigte ich keines Blickes, dieser Kerl konnte mir gestohlen blieben.

-4-
Der restliche Schultag verging schleppend, wenn ich Unterricht mit Phil hatte ignorierte ich ihn und Rony ebenso.
Ivy merkte das etwas nicht stimmte doch sagte sie nichts, das liebte ich so sehr an ihr.
Sie fragte mich nicht andauernd aus, sie wartete so lange bis ich mit der Wahrheit raus rückte.
Langsam schlenderte ich den Gang entlang, vor knapp fünf Minuten hatte die Schulklingel mich befreit und ich konnte nach Hause gehen.
Mein Blick lag auf meinen Füßen, meine Chucks waren schon ziemlich abgenutzt ich sollte mir mal neue kaufen.
„Vivi, warte“, rief mich Phil.
Vor Schreck zuckte ich zusammen, ich dachte er sei schon los gegangen.
Schnell holte er mich ein und lief neben mir her.
„Warum bist du noch hier?“, fragte ich bissig.
„Ich hab dich gesucht, wir gehen doch immer zusammen nach Hause?!“, sagte er unschuldig.
„Aha“.
„Kommst du den jetzt zur Party?“, hackte er nach.
„Ich weiß noch nicht... vielleicht“.
„Bitte“, flehte er und stellte sich vor mir.
Da er mir den Weg versperrte schaute ich genervt hoch in seine grünen Augen.
„Warum willst du das ich überhaupt komme? Rony kommt doch“, sagte ich giftig.
„Ja schon... aber du weißt doch Vivi mit dir machte saufen am meisten Spaß“, sagte er und bückte sich damit er mir in die Augen sehen konnte.
Leise seufze ich und fuhr mir durch die Haare.
„Vielleicht!“, gab ich zurück und blickte zu Boden.
Ich hasste es wenn er mir frontal in die Augen starrte, dann konnte ich nie gemein sein.
„Du magst sie“, stellte ich ganz leise fest. Ich hoffte das Phil es nicht hörte doch falsch gehofft.
Leicht legte er einen Finger unter mein Kinn und hob es an.
„Ja ich mag Rony“, sagte er leise.
Obwohl er mein Kinn hielt konnte ich mit meinen Augen ja auf den Boden schauen.
Mit einem lauten seufzen ließ er mein Kinn los, sofort setzten sich meine Füße in Bewegung.
„Vivi..“, setzte er nach einer Weile an.
„Nein Phil, das war doof von mir. Vergiss es einfach... Rony ist...nett“, nuschelte ich.
Wir gingen gerade meine Straße entlang und ich war heilfroh als sich dort zwei hundert Meter weiter mein Haus zeigte.
„Also Kopf hoch, du kriegst sie schon rum“, probierte ich albernd zu sagen. Schnell drehte ich mich um, wuschelte ihm durch die Haare und lief zu meinem Haus.
Dort schloss ich die Tür auf und schaute noch einmal hinter mich.
Phil sah gerade von mir weg als ich zu ihm hinschaute...
Man was das alles kacke.
Laut seufzend schloss ich die Tür hinter mir, was sollte ich jetzt machen!?
„Hallo Vivi“; begrüßte mich mein Vater laut aus der Küche.
Verwirrt folgte ich seiner Stimme,mein Vater stand am Herd und kochte.
„Ähm Dad alles in Ordnung mit dir?“, fragte ich nach und ließ meinen Rucksack auf den Boden fallen.
„Natürlich“.
„Warum kochst du dann und warum bist du schon hier, du musst doch arbeiten“, hackte ich nach.
„Ich habe heute früher Schluss gehabt....darf ich nicht mal kochen?“,fragte er traurig und sah sich unsicher um.
Misstrauisch zog ich eine meiner Brauen hoch, mein Vater kochte nur wenn es Neuigkeiten gab.
Mal gucken..
„Gut und was gibt es ?“.
„Chinesisch“, sagte er kurz.
„Lecker...aber Dad was gibt es , du kochst immer nur wenn es etwas zu reden gibt“.
„Gar nicht...“, setzte er an.
„Doch!“, sagte ich schnell.
„Na gut, ich wollte dir vielleicht in nächster Zeit jemand vorstellen...“, gab er endlich zu.
„Jemand vorstellen?“, fragte ich nach.
„Ja eine Frau!“, hauchte er .
Schnell stand ich auf und blieb neben ihm stehen, eine Hand legte ich ihm auf die Schulter.
„Dad warst du mal wieder aufreißen? Wer ist es diesmal... du Süße aus dem Blumenladen?“.
Mein Vater war locker, ich konnte sie mit ihm reden.Er kam mir nicht vor wie mein Vater sondern wie ein Freund, jemand in meinem Alter.
„Nein Vivi. Sie ist vor kurzen hier hingezogen. Ich habe ihr beim Ausladen der Kartons geholfen und dann haben wir geredet. Also ist es nicht nur eine Affäre“, rechtfertigte er sich.
„Ist ja gut Dad und wann?“, fragte ich und schaute ihm in den Topf. Dort schmorten Paprika,Fleisch und noch viel mehr.
„Wann was?“.
„Na wann lerne ich die Glückliche kennen?“.
„Ach so, Anna hat diese Woche keine Zeit , deswegen wohl am Wochenende“, sagte er leise.
Anna....
„Am Wochenende? Dad da ist eine Party...“, gab ich zu.
„Eine Party?! Vivi , bitte. Trink nicht so viel und komm pünktlich dann kann ich dir Anna auch vorstellen“, bat er mich.
Laut seufze ich und gab ihm einen Kuss auf seinen Drei-Tage-Bart.
„Oke Dad , für dich. Aber lass es mich nicht bereuen ich wollte eigentlich mit Phil saufen“.
„Ja ja“, nuschelte er.
Leise lachte ich auf und setzte mich zurück auf den Stuhl, mein Magen knurrte.
Ich hatte schrecklichen Hunger.

Die Schultage vergingen schleppend, in den Pausen saß ich meist bei Ivy und beobachtete Zähne knirschend Rony und Phil. Sie verstanden sich echt gut und sie turtelten auch herum, doch hatten sie sich noch nie geküsst. Das war eigenartig für Phil da er die meisten Mädchen vom ersten Tag an abknutschte und sie nach knapp zwei Wochen wieder fallen ließ, doch musste Rony dann etwas ernsthaftes sein?!
Ich verhielt mich normal oder sagen wir besser neutral Phil gegenüber, er merkte das etwas nicht mir stimmte doch schob ich es darauf das mein Dad eine neue hatte.Das glaubte er mir und ließ mich mit dem Thema in ruhe, immer wenn ich mit ihm sprach spürte ich ein schrecklichen Schmerz in der Brust.
Doch ignorierte ich es so gut genau wie Rony, sie war mir ein Dorn im Auge. Wegen ihr hatten sich Phil und ich schon so weit auseinander gelebt und würden es auch immer weiter machen.
Leise seufze ich und stand von meinem Bett auf, eigentlich hätte ich Hausaufgaben machen müssen doch hatte ich keine Lust darauf. Es war Wochenende und ich hätte noch genug Zeit dafür.
Na ja eigentlich nicht aber man sagte es doch so.
Mein Weg brachte mich zum meinem Schrank, mit einem suchendem Blick musterte ich meinen Schrank. Jeans, Pullis,T-Shirt, Jacken.
Scheiße hatte ich den nichts für eine Party, etwas anderes ?!
Ich konnte doch nicht immer in Jeans und Pullover auftauchen.
Schnell rannte ich zum Telefon und wähle Ivys Nummer.
„Hi Vivi!“, begrüßte sie mich freundlich .
„Hey, du ich habe ein Problem. Heute ist die Party und ich habe nichts zum anziehen, da wir eh zusammen dahin gehen wollten kannst du mir etwas leihen?“, fragte ich nach und lief unsicher in der Wohnung umher. Mein Dad war vor einer halben Stunde verschwunden und sagte mir das ich Spaß haben solle.
„Ähm... klar. Komm am besten gleich, ich wollte mich eh fertig machen“.
„In Ordnung, dann bis gleich“, sagte ich schnell und legte auf. Ich zog mir die Schuhe an und lief los, Ivy wohnte nicht weit weg von mir sodass ich nur ein paar Minuten bis zu ihr brachte.
Außer Atem stand ich vor ihrer Haustür und klingelte, es raschelte etwas und die Tür sprang auf.
„Hallo“, nuschelte Ivy und umarmte mich, sie hatte das Telefon zwischen ihrer Schulter und Ohr gescheckt und sah genervt zu mir.
„Gabi ich weiß nicht was du anziehen sollst, ich habe selber die Sorge. Wir sehen uns heute Abend“, sagte Ivy schnell und legte auf. Genervt stieß sie Luft hervor, verwundert zog ich eine Braue hoch und ging in ihr Zimmer.
„Gabi?“, hackte ich nach und fing schon fast an zu lachen.
„Gabi die aus Chemie, dieses kleine hässliche Mädchen?“.
„Ja ich hatte mal mit ihr ein Projekt gemacht und seit dem denkt sie , sie und ich sind beste Freunde“, kicherte Ivy und schwang ihr Kleiderschrank auf.
Ivy hatte wohl so in der Art den gleiche Style wie ich, doch zog sie sich eindeutig weiblicher an.
Eng und sexy, nicht locker und gemütlich.
„So ich habe schon ein Outfit, diesen Rock hier und dieses Top. Süß oder?“, fragte sie zuckersüß nach und zeigte mir die Klamotten.
Der Rock war schwarz und sehr kurz, das Top war blau und hatte kleine dünner Spagettiträger.
„Super, sieht echt toll aus“, sagte ich und setzte mich auf ihr Bett.
Wieder steckte Ivy den Kopf in den Schrank und wühlte umher, knapp drei Minuten saß ich einfach so rum und starrte Ivy bei der Suche an.
„So... ich hab etwas für dich“, sagte sie stolz und kam zu mir.
Ein dickes Lächeln umspielte ihre Lippen.
„Hier das!“, trällerte sie und hielt mir eine schwarze Röhre, ein cremefarbenes T.Shirt mit Knöpfen am Ausschnitt und eine schwarze Blaserjack hin.
Verwundert zog ich eine Braue hoch.
„Das soll ich anziehen...?“.
„Natürlich das steht dir bestimmt super“, trällerte sie weiter und legte mir die Sachen auf den Schoss.
Sie rannte wieder zu ihrem Schrank und zog Schuhe heraus, es waren schwarze Stiefel die einen Absatz von zehn Zentimeter hatten.
„Und diese hier“.
Ich sollte auf diesen Schuhen laufen?!
„Ivy ich kann das nicht“, stammelte ich und nahm die Stiefel entgegen.
„Du weißt genau das ich so etwas nicht anziehen,es steht mir einfach nicht“.
„Du siehst darin klasse aus, vertrau mir. Komm wir ziehen uns um und machen uns fertig. Vielleicht wirst du einen Jungen so aufmerksam auf dich machen“, das letzte fügte sie ganz leise hinzu.
„Ivy ich will doch gar keinen Freund haben“, warf ich dazwischen und ging mit ihr ins Bad.
„Doch das willst du. Vivi du hattest erst zwei Freunde und einen davon in der Grundschule und den anderen weil du eine Wette verloren hattest“.
Da hatte sie recht, ich und eine feste Beziehung war nicht so gut.
In der Grundschule mit acht Jahren hatte ich einen „Freund“, oke es war eine Kleinkind Romanze. Und vor ein paar Jahren hatte ich eine scheiß Wette verloren und musste mit so einen Typen drei Tage zusammen sein. Nicht nur das der Typ nicht mein Geschmack entsprach nein, er was auch noch eine Nullnummer.
Ivy und ich machten uns stundenlang im Bad fertig, sie hatte ihre kurzen braunen Haare normal gelassen und umrahmte ihre Augen nur mit ein wenig Wimperntusche. Doch ich sah aus wie eine Barbie.
Meine langen Haare waren voluminös und in den Spitzen gelockt, meine Augen hatte Ivy mit viel Tusche und schwarzer Schminke dezent umrahmt. Das Outfit sah für mich schrecklich an mir aus, da ich nicht die größte Person war gefielen mir die Schuhe schon. Sie machten mich größer.
Wir gingen pünktlich um acht zur Party, sie fand knapp zehn Minuten von Ivy statt. Sodass wir noch ein wenig reden konnte, ich fühlte mich eindeutig unwohl in den Klamotten doch konnte ich das jetzt auch nicht ändern, Ivy wollte das so und so wurde es gemacht.
„Ivy ich kann so doch nicht auf der Party auftauchen“, beschwerte ich mich leise und sah an mich hinunter.
Das gehen auf den Schuhen gelang mir sehr einfach als sei ich dafür geboren worden.
„Du siehst super aus und fertig, guck mal da vorne ist es schon. Lächle schön und sei immer freundlich“, mahnte mich Ivy scharf und zog mich weiter.
Wir betraten das Haus und wurden mit lauter Musik begrüßt.
Die Räume waren abgedunkelt und laute Musik hallte im ganzen Haus wieder, viele Leute waren schon da. Die meisten befanden sich auf der Tanzfläche aber auch ein paar fand man mit ihren Freunden an der Seite .
Ich probierte irgendwie eine Lächeln auf zusetzten doch gelang es mir nicht so gut, eingehackt gingen Ivy und ich zu ein Paar Leuten. Verwunderte Blicke waren extrem auf mich gerichtet, es tat schon fast weh so viele Leute starrten mich an.
„Wow Ivy wer ist den deine heiße Begleitung?“, fragte Paul und stellte sich vor uns.
Laut fing ich an zu lachen und schlug ihm gegen die Brust.
„Ich du Horst“, lachte ich und umarmte Paul kurz.
„Vivi?“, fragte Paul ungläubig und erwiderte meine Umarmung.
„Du siehst hammer auf, hast du Lust zu tanzen?“, fragte er mich und lächelte zaghaft.Kurz schaute ich zu Ivy , diese nickte und ließ mich los.
Langsam ging ich mit Paul auf die Tanzfläche und fing an mit ihm zu tanzen, er kam mir ziemlich nah.
Nein!
Er kam mir erschreckend nah, meist so nah das sich unsere Körper gegeneinander pressten.Ich zuckte mit den Schultern und tanzte einfach, wenn er zu aufdringlich wurde würde ich ihm einfach in seine besten Stücke treten.
Nach dem ersten Song, gab ich Paul einen Klapps auf den Arm und ging zu dem Bier. Ich nahm mir eine Flasche und trank sie mit einem mal aus. Das kühle Bier brannte leicht in meiner Kehle doch tat es extrem gut.
„Hallo“, begrüßte mich jemand von hinten.
Schnell schaute ich mich um und stellte das Bier hinter mich.
Ein großer Junge mit schwarzem Haar und grauen Augen sah mich freundlich an, sein Gesicht war markant und seine Lippen zu einem Lächeln gezogen.
„Hi“, begrüßte ich ihn zurück und sah ihm in die Augen.
„Willst du Tanzen?“, fragte er .
„Klar“.
Er nahm mich bei der Hand und lief mit mir zurück auf die Tanzfläche, der Typ war eindeutig nicht so Körper bezogen wie Paul. Er stand immer ein paar Zentimeter von mir entfernt und sah mir dauerhaft in die Augen.
„Ich bin übrigens Leon“, stellte er sich vor.
„Ich bin Vivi“, brüllte ich da sie Musik echt laut war. Der Song endete und ich lächelte Leon an, die Musik wechselte von schnell und rockig zu langsam und schnulzig. Laut seufze ich .
„Ich werde mich ein wenig ausruhen, vielleicht tanzen wir noch einmal?“.
„Gerne doch“, sagte Leon und gab mir einen Kuss auf die Wange, kurz wurde ich rot.
Doch da drehte sich Leon schon um und verschwand in der Masse.
Schnell ging ich zur Seite und lehnte mich gegen die Wand, warum sprachen mich so viele Jungs an?!
In der Zeit die ich an der Wand stand, sprachen mich noch weitere fünf Typen an.
Ich war es doch Vivi, das Mädchen das nie beliebt war. Und jetzt ?!
Jetzt kam fast jede Minute jemand und fragte ob ich tanzen wollte.
Suchend sah ich mich nach Ivy um, diese stand eng umschlungen mit einen großen blonden Jungen auf der Tanzfläche, als sie sich begannen zu küssen schaute ich gekonnte weg und sah mich weiter um. Wirklich jeder da von der Oberstufe da und ein ein paar Leute von anderen Schulen.
Leon hatte ich noch nie gesehen also musste er aus eine andere Schule sein, er war nett gewesen. Aber ich konnte nicht mehr über in sagen , ich hatte schließlich nur drei Minuten mit ihm getanzt.
„Hier meine Süße“, sagte Paul und reichte mir eine Flasche.
Leicht lächelte ich ihn an und stoß meine Bierflasche gegen seine, ich nahm einen Schluck und sah mich wieder um.
„Wo ist eigentlich Phil?“, fragte ich unsicher.
Ich wollte nicht das es sich zu neugierig anhörte.
„Der müsste jede Minute mit Rony kommen“, gab Paul zurück und stellte sich vor mich. Er schaute mir tief in die Augen und zog die Stirn schließlich in Falten.
„Was?“, fragte ich bissig als er nur da stand und nichts machte.
„Nichts. Nur finde ich es erstaunlich was man aus dir machen kann, du siehst heute echt scharf aus“.
„Ähm...Dankeschön“,stammelte ich und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.
Paul war ein wenig größer als ich und hatte blondes Haar das er kurz trug, sein Gesicht war noch ziemlich weich und Männliche Gesichtszüge entdeckte man noch nicht so richtig bei ihm. Ich kannte ihn jetzt auch schon ein paar Jahre und es erstaunte mich das er mich „so“ gut fand.
Gerade lächelte ich ihm zu als ich einen intensiven Blick auf mir spürte, es war ein Blick des Erstaunens.
„Jo Paul, wer ist den die hübsche Lady bei dir?“, fragte, mir eine so bekannte Stimme.
Schnell wandte ich meinen Kopf zur anderen Seite und biss mir auf die Unterlippe, das würde jetzt peinlich werden.
„Alter!“, brüllte Paul zurück und schlug in eine Hand ein.
Mein Herz begann zu rasen, wenn er mich so sehen würde dann wäre mein Ruf dahin.
„Rony schön das du da bist“, sagte Paul schnell und lachte leise auf.
„Danke Paul“, flüsterte Rony zurück.
„Du erkennst sie auch nicht? Das ist echt der Hammer“, lachte Paul und boxte mir gegen den Oberarm. Kurz zuckte ich zusammen aber wandte meinen Kopf nicht zu Paul.
„Das ist Vivi!“.
„Vivi?“, fragte er nach.
„Kaum zu glauben ober?“, kicherte Paul laut.
„Das Vivi so eine heiße Perle sein kann“, fuhr er fort.
Oke das wurde mir zu viel,ich holte aus und boxte Paul mit aller Kraft gegen die Brust. Kurz zuckte er zusammen bevor er mich verwundert ansah und anfing zu lachen.
Dieser Schlag sollte weh tun doch bezweckte er wohl nur das Gegenteil.
Ich hatte mich jetzt endlich umgedreht und sah ihn schüchtern an.
„Hallo Phil“, begrüßte ich ihn und hob meine rechte Hand.
Verwundert starrte er einfach so auf mich, seine Augen hatten sich geweitet.
„Vivi?“, fragte er stotternd.
„Ja ich bin es und jetzt guck nicht so“, sagte ich unsicher und schaute an ihm hinunter.
Er hatte eine schwarze Jeans an und ein dunkelgrünes T-Shirt mit V-Ausschnitt an. Seine Haare waren wie immer unordentlich und fielen ihm in die Augen. Mein Blick blieb schließlich an seiner rechten Hand stehen. Er hatte eine kleine zierliche Hand in seiner, leise knurrte ich und schaute auf.
In einem kurzen rotem Kleid stand da Rony neben Phil und hielt seine Hand.
„Hallo Vivi“, begrüßte sie mich leise und lächelte schüchtern.
„Hi“, gab ich schroff zurück und packte Paul an der Hand.
„Los lass uns tanzen“, sagte ich schnell und zerrte ihm von den beiden weg.
Es hatte weh getan, sogar schrecklich weh getan in der Brust, sie so zu sehen.
So zusammen.
Die Musik dröhnte laut in meinen Ohren, ohne es zu kontrollieren presste ich mich an Paul und tanzte heftig mit ihm.
Meist war mein Hinterteil in seinen Schritt gepresst und bewegte sich von rechts nach links.
Paul sprang darauf an und umarmte mich von hinten, wir tanzten einige Minuten so bis der Song zu ende war.
Da drehte ich mich um zu Paul der breit grinste und sich zu mir neigte, erschrocken riss ich meine Augen auf.
Er hatte doch nicht vor mich zu...
doch da legten sich seine Lippen schon auf meine, schnell und kraftvoll drückte ich ihn von mir weg.
„Lass das!“, zischte ich und boxte ihm gegen den Arm.
Mit leichtem Ekel ging ich an ihm vorbei zu der Bar, dort suchte ich ungewollt tollpatschig nach richtigem Alkohol.
Nach langer Suche und kaputten Gläsern fand ich härteren Alkohol, Wodka.
Ich schraubte mir die Flasche auf und nahm einen großen Schluck, das hochprozentige Zeug brannte ziemlich im Hals, schmecken tat es dennoch.
Langsam rappelte ich mich auf und lehnte mich gegen eine Wand, immer wieder nahm ich große Schlucke.
Ivy entdeckte ich nicht mehr, höchst wahrscheinlich war sie mit ihrem Typen verschwunden.
Noch immer dröhnte die Musik laut und das tat es auch in meinem Kopf.
Der Wodka zeigte jetzt schon seine Wirkung, ich merkte das mir langsam wohliger wurde.
Ich hatte eigentlich vor mit Phil zu saufen, doch der hatte ja seine ach so tolle Rony im Kopf.
Mit einem letzten großen Schluck trank ich die Flasche aus, wütend starrte ich sie an.
„Man is die schön leer“, fluchte ich und stellte die Flasche ab.
Noch ziemlich normal lief ich über die Tanzfläche wo ich schließlich mit jemand zusammen stieß, verwirrt sah ich auf.
Leon.
„Vivi alles in Ordnung?“,fragte er fürsorglich an. Ich legte meinen Kopf an seine Brust und atmete laut aus.
„Es is doch olles Scheße“, lallte ich .
„Na komm ich bringe dich weg“, flüsterte er und seine Hand legte sich an meine Hüfte.
Sein warmer Körper pulsierte an meiner Haut, es brannte.
Wir gingen langsam durch die Menge und ein durchbohrender Blick lag auf mir.
Gerade kamen wir aus der Menge als mich jemand rief.
„Vivi?“, brüllte Phil und kam zu uns.
Er stellte sich genau vor uns und sah wütend aus.
„Wer bist du?“, fragte er bissig Leon.
„Das ist Leon“, stellte ich ihn vor und stemmte die Hände in die Hüfte.
„Und was wollt ihr jetzt machen?“, fragte er weiter.
„Uns ein schönes Zimmer suchen und eine Runde rummachen, was sonst?“, gab ich zickig zurück.
Mit einem Schlag konnte ich erschreckend normal reden und denken.
Erschrocken starrte Phil uns beiden an, sein Blick blieb an Leons Hand an meiner Hüfte hängen.
„Ich will sie nur wegbringen, sie ist ziemlich dicht“, sagte Leon ruhig.
Ich merkte wie Phil sich verkrampfte und noch wütender wurde.
„Das kann ich auch machen“, sagte dieser schnell.
„Nein! Leon macht das, du hast schon genug kaputt gemacht“, warf ich ein und lehnte mich gegen Leon.
Wie angewurzelt stand Phil dort als wir an ihm vorbei gingen, Leon und ich liefen die Treppe hoch in ein großes Zimmer. Dort legte ich mich auf das Bett und sah Leon an der sich neben mich setzte.
„Wer ist dieser Typ?“, fragte er leise nach und strich mit einem Finger meine Handrücken auf und ab.
„Das war mein bester Freund, Phil. Er denkt er kann immer der Beschützer sein doch hat er kein Recht dazu“, flüsterte ich und schloss die Augen.
„Warum nicht?“.
„Weil er nicht mein Freund ist. Er soll mich einfach in ruhe lassen“, nuschelte ich und drehte mich auf die Seite und sah Leon an.
„Hat er dich verletzt?“, hackte Leon leise nach.
Es wäre so als wüsste Leon welche Fragen ich nicht beantworten konnte und stellte sie jetzt um mich zu ärgern.
„Ähm... ich weiß nicht. Nein...ja ...vielleicht“, hauchte ich und packte Leon am Arm.
Mit einen Ruck lag er neben mir und sah mir in die Augen, seine grauen Augen waren wunderschön.
Ein Sprenkeln von braun lag in ihnen, es zog sich ein dünner Strich in Braun um seine Pupille.
„Du bist in ihn verliebt“, sagte er leise. Sein Atem blies mir ins Gesicht.
Erschrocken zog ich die Luft ein,war ich in Phil verliebt?
War ich das wirklich, konnte man das verliebt nennen ?!
Wenn ich in seiner Nähe war und mein Herz raste, wenn ich eifersüchtig war wenn er andere Mädchen ansah. Wenn ich vor Wut kochte weil er mit Rony rummachte!?
„Kann sein“, gab ich leise zu und rückte näher an Leon, liebevoll legte er einen Arm um mich und gab mir einen Kuss auf den Kopf.
„Danke!“, flüsterte ich.
„Für was?“.
„Dafür das du für mich da bist obwohl wir uns gar nicht kennen“, sagte ich.
„Wir kennen uns, ich weiß deinen Namen und du meinen“, kicherte er.
Leicht lächelte ich und stand auf, auch Leon setzte sich auf und sah mich neugierig an.
„Denkst du hier liegen irgendwo andere Klamotten rum, diese hier sind ein wenig... unbequem!“, fragte ich und sah mich um.
Der Raum sah nach einem Jungen zimmer aus, also mussten hier doch irgendwo Klamotten sein.
„Klar, da vorne im Schrank. Erste Tür da sind T-Shirts“, sagte er und zeigte auf einen großen braunen Schrank.
Schnell schwang ich die Tür auf und nahm mir willkürlich ein Shirt raus.
„Hey woher weißt du...?“, setzte ich an .
„Ich wohne hier, ich bin Meikes großer Bruder“, lachte er und kam auf mich zu.
„Wusste ich gar nicht, na ja“, nuschelte ich und probierte irgendwie dieses enge Oberteil aus zu bekommen. Doch gelang es mir nicht so wie ich wollte, meine Unterlippe schob sich vor und schon spürte ich wie Leon vor mir stand und nach dem Oberteil griff.
Er zog es mir über den Kopf und lächelte, ich stand im BH vor ihm, doch war es mir nicht peinlich. Er hatte sich das Shirt auf die Schulter gelegt und dieses wollte ich gerade nehmen, aber in diesen Moment stolperte ich und fiel in Leons Arme.
Zu Dumm nur das die Tür in diesem Moment auch aufsprang und Phil mit offenem Mund und wutentbrannt dort stand.
Verwirrt starrte in die Richtung von Phil.
Was war das für ein Bild.
Ich in BH , die Kleidung verstreut um uns herum. Leon der die Arme um mich geschlungen hat, es gab kein eindeutigeres Bild.
„Lass die Finger von ihr du Arsch“, brüllte Phil und kam auf uns zu.
Schnell löste ich mich von Leon und stellte mich vor ihn.
Verwundert zog Phil seine Brauen hoch und legte so seine Stirn in Falten.
„Hau ab Phil, lass Leon in Ruhe“, keifte ich zurück.
„Vivi der will dich flachlegen und du bist betrunken“, sagte er und starrte wüten hinter mich.
„Nein wollte er nicht und jetzt hau ab, was interessiert dich das eigentlich.Du bist mit Veronika da also geh wieder zu ihr“, schrie ich und drückte ihn weg.
Mit großen Augen sah er mich an und ließ schließlich die Schultern hängen und wurde von mir aus dem Zimmer geschmissen.
Ich schnappte mir das Shirt von Leon Schulter und zog es mir über, es lag locker und gemütlich.
„Arschloch“, brummte ich und ließ mich auf das Bett fallen.
Erst jetzt wieder merkte ich, das ich viel Alkohol im Blut hatte.
Mir wurde schwindelig und müde.
„Auch er mag dich“, flüsterte Leon neben mir.
Meine Augen schlossen sich einfach, immer müder und müder wurde ich.
Verschlafen gähne ich und drehte mich zu Leon auf die Seite.
„Schlaf gut“, hauchte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn.




-5-
Mit einem dicken Kater und schlechter Laune lief ich nach Hause. Die Nacht über hatte ich tief und fest geschlafen als ich aufwachte lag Leon auf dem Boden und schlief, ich schlich mich raus und schrieb ihm ein Zettel, wegen seinem Shirt.
Und nun lief ich die Straßen entlang und wurde von der Morgensonne geblendet.
Bei mir angekommen drehte ich den Schlüssel im Schloss um und ging in mein Zimmer, dort wusch ich mich und zog mich um. Leons Shirt packte ich in die Waschmaschine und lief in die Küche, dort machte ich mir ein Brötchen und aß es.
Mein Kopf brummte schrecklich, Wodka vertrug ich echt nicht so besonders gut.
„Guten Morgen Vivi!“, sagte mein Vater fröhlich und pfiff vor sich hin als er zwei Tassen mit Kaffee füllte.
Moment mal zwei Tassen?!
„Morgen Dad... warum machst du zwei Tassen fertig?“, fragte ich nach und schluckte den Bissen hinunter.
Kurz räusperte sich mein Vater und lenkte ab.
„Wie war die Party gewesen?“.
„Dad!“, mahnte ich ihn.
„Du wirst schon sehen und wie war jetzt die Party?“, hackte er nach und setzte sich mir gegenüber.
„Anderes Thema“, blockte ich ab und leckte meine Finger ab.
Marmelade...
„Schön du hast schon Kaffee eingegossen!“, trällerte einen Frauenstimme.
Und da stand schon eine kleine Frau im Bademantel vor mir und lächelte unsicher.
Sie hatte braune schulterlange Haare und ein rundes Gesicht, ihre großen braunen Augen machten mir Angst.
„Hallo Vivi ich bin Anna“, stellte sie sich vor und hielt mit die Hand hin.
Diese nahm ich und ließ sie wieder los.
Diese Frau erinnerte mich schrecklich an Rony.
„Hallo“, sagte ich und sah zu meinem Vater.
Er saß mit hoch rotem Kopf vor mir und starrte auf seine Tasse, Anna setzte sich neben ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
„Wie war die Party gestern?“, fragte nun Anna.
Verwundert sah ich sie an.
„Woher wissen sie ?“, setzte ich an.
„Hat mein Dad ihnen ...“.
„Nein meine Tochter war auch auf der Party“, nuschelte sie und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee.
„Ihre was?“.
„Meine Tochter Veronika, sie müsste in deiner Klasse sein“, sagte sie und sah auf mich.
Ich wollte nicht unhöflich sein deswegen nickte und stand auf, schnell stellte ich mein Geschirr in die Spüle und rannte in mein Zimmer.
Laut ließ ich die Tür zuknallen langsam ließ ich mich auf den Boden sinken.
Meine wahrscheinlich neue „Mutter“, war die Mutter von Rony. Von der Person die mir mein besten Freund weggenommen hatte.
Konnte es noch schlimmer werden?!
Ich rappelte mich langsam auf und sah mich im Spiegel an, müde,kaputt.
Mein Bett sah gemütlich und weich aus, so legte ich mich hin und schloss die Augen.
Ich ließ alles von gestern noch einmal Revue passieren.
Der „Kuss“ mit Paul, die Hand in Hand von Phil und Rony. Leons graue Augen, die Situation in seinem Zimmer. Und Phil der wütend vor mir stand...Leons letzten Worte.
Auch er mag dich!
Hatte er gesagt, war er deswegen so ausgetickt?!
Aber was sollte er für einen Grund haben, er hatte Rony und war glücklich.Ich ,seine beste Freundin durfte doch wohl auch mal einen Freund haben.
Nicht nur er, der Aufreise, durfte eine nach der anderen haben.
Leise seufze ich , alles war so kompliziert.
Und jetzt war auch noch mein Vater mit der Mutter von Rony zusammen,dieses mal war es was Ernstes und das hieß höchstwahrscheinlich heiratet er diese Frau auch noch.
Knallhart riss mich mein Handy aus meinen Gedanken, schnell griff ich danach und ließ meine Augen geschlossen.
„Hallo?“, nuschelte ich und fasste mir an die Stirn.
„Vivi“, flüsterte jemand am anderen Ende der Leitung , es war so leise das ich nicht wusste wer es war.
„Wer ist da ?“, fragte ich brummig.
„Phil...“, sagte er ganz leise.
Laut seufze ich und fuhr mir durch die Haare.
„Was willst du?“.
„Ich wollte dich fragen wie es dir geht“.
„Gut und ich habe nicht mit Leon geschlafen,ich kann dich beruhigen.Das war es doch was du wissen wolltest“, sagte ich bissig.
„Nein, natürlich nicht. Das geht mich doch gar nichts an“, rechtfertigte er sich schnell.
„Gestern hat dich das auch nicht gestört“, gab ich zu bedenken.
„Ja... ich war durcheinander , ich wollte dir nur sagen das du machen kannst was du willst“, sagte er und räusperte sich.
Langsam öffnete ich die Augen und starrte an die Decke.
„Ja das kann ich...“.
„Gut das wollte ich dir nur sagen“.
„Schön... ach ja Rony wird wohl meine Schwester werden in naher Zukunft“, flüsterte ich und ekelte mich bei der Vorstellung.
„Schwester warum das?“.
„Mein Vater ist mit ihrer Mutter zusammen, es ist etwas ernstes. Na ja , das geht dich auch nichts an... Bye“, nuschelte ich und legte auf.
Meine Stimme brach danach ab und die Tränen rollten mir aus den Augen, dieser Typ war so doof.
Hatte ich wirklich gedacht das es ihn etwas ausmachte ,wenn ich einen Freund hätte?!
Phil war Phil und blieb es auch immer, er würde sich nie ändern.
Wieder klingelte mein Handy, genervt nahm ich ab.
„Hallo?“, fragte ich schroff.
„Wow soll ich wann anders anrufen?“, fragte Leon mich belustigt.
„Ähm..nein sry. Wie geht’s dir ?“, fragte ich lieber nach.
„Gut gut und dir ?“.
„Kater“, brummte ich und setzte mich auf.
Ich hoffte zu tiefst das er nicht mitbekam das ich weinte.
„Oh ja...Vivi weinst du ?“.
Oke ich war echt nicht gut im verbergen.
„Nein...ich...vielleicht“, stammelte ich.
„Hat dich Phil angerufen?“, hackte er nach.
Mist! Konnte Leon meine Gedanken lesen?
„Ja, er meinte das es ihm nichts anginge wenn ich mit dir geschlafen hätte“, flüsterte ich und drehte eine Strähne um mein Finger.
„Da hat er auch recht. Doch tut es dir weh, stimmts?“.
„Irgendwie schon, man! Bist du Doktor Sommer oder so?“, fragte ich kichernd nach.
„Nein aber ich habe das gleiche durchlebt. Ich war in meine beste Freundin verliebt, das merkte ich aber erst als es zu spät war und tja jetzt ist sie in einer festen Beziehung und verlobt“, erzählte Leon ruhig.
„Das tut mir leid“.
„Muss es nicht, ist ja meine Schuld“
„Und warum hast du erst so spät gemerkt das du Gefühle für sie hattest?“, hackte ich nach.
„Ganz einfach, weil ich dachte das sie meine beste Freundin sei und diese Gefühle auf Freundschaftliche Ebene sei. Doch da hatte ich mich ordentlich getäuscht, als ich sie mit einem anderen sah wurde ich richtig sauer und traurig. Aber da war es halt schon zu spät“, sagte er und etwas fiel im Hintergrund hinunter.
„Das alles hat mich gestern daran erinnert, ich hatte auch so reagiert als sie mit ihm weg ging. Ich hatte mich zum Deppen gemacht und sie nachher angerufen... es ist irgendwie so als sei ich Phil und würde wieder die gleichen Fehler machen“, schweifte er ab.
Stille.
Was sollte ich sagen?!
Leon hatte all das schon einmal durchlebt doch war meine Situation anders, Phil war schließlich erst achtzehn und frisch mit Rony zusammen.Dazu hatte ich jetzt schon gemerkt das ich eindeutig mehr für ihn empfand als nur Freundschaft. Er war der , der nichts kapierte.
„Hast du Lust was zu machen?“, fragte ich nach.
„Klar was den?“.
„Wie wäre es mit schwimmen, das Wetter ist super“, sagte ich und schaute aus dem Fenster.
Blauer Himmel, Sonnenschein.
„In Ordnung, treffen wir uns um vier beim alten See?“, fragte Leon glücklich.
„Super dann bis später“, sagte ich und legte auf.
Schwimmen, dann musste ich mich jetzt beeilen und mich fertig machen.

Mein Kopf lag auf Leons Bauch und die Sonne strahlte heiß auf den Boden. Viele kleine Kinder schrien um uns herum, Mädchen kreischten als sie in das kalte Wasser beworfen wurden und lautes Gelächter hallte von einer Gruppen Männer zu uns.
„Es ist herrlich“, seufze ich und drückte meine Augen noch ein bisschen fester zusammen.
„Ja, das Wetter ist herrlich und das Wasser kühl“, sagte Leon und dabei hob sich sein Bauch schnell auf und hab.
Vorsichtig strich ich mit einem Finger über seinen Arm den er auf meinem Bauch liegen hatte.
Seine Haare stellten sich dort auf und Gänsehaut überzog seinen Arm.
Leise kicherte ich und drehte meinen Kopf zu ihm.
Langsam öffnete ich ein Augen und sah mir Leon genauer an.
Seine Haare waren noch ein wenig nass von gerade, und die Wassertropfen in ihnen glitzerte zart in der Sonne.
„Was ist ?“, fragte er nach und sah mir in die Augen.
„Weißt du das du echt gut aussiehst?“, fragte ich nach und setzte mich auf.
Meinen Rücken hatte ich zu der Sonne gewendet damit ich Leon auch sah, mein Blick schweifte über seinen gut gebauten Oberkörper.
Jeder seiner Muskel war ausgeprägt, er war kein Bodybuilder wie Arnold Schwarzenegger mit Dopingmitteln voll gespritzt, nein.
Er war schlank und trainiert, einfach passend nicht zu viel und nicht zu wenig.
Besonders ausgeprägt waren seine Bauch und Brustmuskeln die doch auf eine lustige Art und Weise weich waren , wenn ich meinen Kopf drauf legte.
Seine Badehose saß ein wenig tiefer so das man seine Hüfte sah und seine Hüftknochen, diese Striche die nach unten führten waren bei ihm sehr ausgeprägt und brachten mich irgendwie zum grübeln.
„Wirklich?“, fragte er nach und riss mich damit von seinem Oberkörper los.
„Ähm...ja. Du siehst lecker aus“, stammelte ich und schlug mir sofort die Hand vor die Stirn.
Wie konnte ich ihm nur so etwas sagen ?!
Leise lachte er vor mir auf und legte mir seine Hand an die Wange.
„Kein Ding mein Liebling! Du bist aber auch zum anbeißen“, sagte er und beugte sich vor.
Er gab mir einen kleinen Kuss auf den Mund, es war komisch wir waren so gute Freunde in ein paar Stunden geworden und dieser Kuss kam auch so rüber.
Es war ein freundschaftlicher Kuss der keinerlei romantische Gefühle hatte.
Als er sich wieder nach hinten lehnte lächelte ich ihn doof an.
„Danke aber so gut sehe ich wirklich nicht aus“, sagte ich kritisch und sah an mich hinab.
Mein Körper war schlank aber hatte ich einen kleinen Bauch wenn ich gekrümmt saß, meine Beine waren ein wenige zu kurz und meine Brüste zu klein.
Mein Po für mich zu rund ( wofür mich die Mädchen beneideten) und mein Gesicht durchschnittlich.
Meine blauen Augen die in grün schimmerten und meine vollen Lippen, waren wohl schön aber nicht mehr.
„Doch doch glaub mir, du bist sehr hübsch“, sagte er und lächelte frech.
„Mhmm...weißt du was komisch ist!?“, fragte ich leise und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.
„Nein was den?“.
„Der Kuss gerade war angenehm“, stammelte ich und sah zu Boden.
„Ja?“, fragte Leon ungläubig.
„Irgendwie schon, heißt es dann das ich doch nicht in...“, ich weigerte mich an seinen Namen zu denken, geschweige den ihn auszusprechen.
„Nicht unbedingt, dass müsste man testen“, flüsterte er.
„Testen?“, hauchte ich gerade als er sich wieder zu mir neigte und mich küsste.
Es war kein echter Kuss , den er stöhnte laut und knutschte mich ziemlich wild und unbeholfen ab.
Leise kicherte ich und warf mich auf ihn, total überzogen knutschten wir herum. Bis wir uns schließlich lachend voneinander lösten.
„Ne doch nicht“, lachte ich und zwickte Leon in die Wange.
„Und ehrlich gesagt du kannst absolut nicht küssen“, kicherte ich leise.
„Was ?“, fragte er empört und fing an mich zu kitzeln.
Wir tobten gerade auf der Decke umher, und bestimmten dachten alle hier wir wäre ein frisch verliebtes Pärchen , riss uns eine Stimme auseinander und ließ mich erstarren.
„Na da ist ja das verliebte Pärchen!“, sagte er süffisant.
Schnell schaute ich auf und richtete mich auf.
Phil stand Hand in Hand mit Rony vor uns.
Sie in einem kleinen Bikini der fast schon zu wenig Stoff war und er...
er in einer Shorts die seinen Oberkörper nur so schmeichelte.
Seine glatte durch trainierte Brust war ausgeprägter als die von Leon genau so seine Bauchmuskeln, doch sah es nicht über trainiert aus sondern einfach nur zum dahin schmelzen.
„Hi“, begrüßte ich ihn kurz und schaute zu Leon, ich hoffte das er jetzt nicht sagte das wir kein Paar waren.
Ich wollte Phil den Gefallen tun und ihm glauben lassen das ich mit Leon zusammen war.
„Hallo Vivi!“, begrüßte mich Rony zaghaft.
Sie war so schüchtern zu mir, und die Betonung lag auf mir.
Zu all den anderen Schülern war sie so offen und extrem, sie lachte über Dinge die nicht lustig waren und war dauerhaft nervig .
Leon rückte zu mir und gab mir einen Kuss auf die Wange, nahm meine Hand in seine und schaute verliebt zu mir.
Oke, ich liebte diesen Jungen und er konnte wahrhaftig meine Gedanken lesen.
Ich sah zu Phil der sich verkrampft hatte und sein Kiefer anspannte.
Kurz lächelte ich und gab Leon einen Kuss zurück.
„Wir werden jetzt auch gehen, wir sehen uns“, brachte Phil zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und lief eilig an uns vorbei mit Rony.
Laut seufze ich als sie außer Sichtweite waren und ließ mich auf den Boden fallen.
„Dankeschön“, hauchte ich tonlos.
„Kein Ding, immer wieder gerne.Wenn er wirklich nichts versteht dann muss man ihm auf die Sprünge helfen“, kicherte Leon und stand auf.
Fordernd hielt er mir eine Hand hin, mit einem Lächeln auf dem Gesicht nahm ich sie und stand auf.
„Lust ein wenig planschen zu gehen, Schatz?“, fragte er spielerisch und zwinkerte mir zu.
„Sehr gerne doch Mausi“, gab ich zurück und lief mit ihm zum Wasser.
Dort spritzten wir uns mit Wasser voll und döpten uns gegenseitig unter. Wir hatten Spaß bis mich irgendwas in den Fuß biss, ich wusste nicht ob es ein Fisch oder so war zu mindestens brannte höllisch.
Mit einem leisen seufzen, über meine Tollpatschigkeit, nahm Leon mich auf den Arm und trug mich aus dem Wasser zu unserem Platz.
Ich merkte den starken durchbohrenden Blick auf mir ruhen, doch ignorierte ich ihn.
Was war das auch für ein dummer Zufall das er, Phil hier mit seiner Freundin auftauchte?!
„Tut es weh wenn ich hier drücke?“, riss mich Leon aus meinen Hassgedanken heraus.
Ein kleiner stechender Schmerz ging von meiner Fußsohle aus.
Schnell nickte ich und presste die Lippen aufeinander.
„Du hast dich geschnitten, war wohl Glas im See“, nuschelte Leon und suchte in seinem Rucksack rum. Er hielt nach seiner Suche ein Pflaster in der Hand und klebte es mir vorsichtig auf die Wunde.
„Du musste sie am besten Zuhause noch sauber machen, sonst kann sie sich entzünden“, sagte er fachmännisch und lächelte als er mein Ausdruck sah.
„Willst du mal Arzt werden?“, fragte ich nach und sah mir meine Fußsohle an, wo ein großes Pflaster mit Dinos klebte.
„Na ja ,es war nicht so schwer heraus zu finden das du einen Schnitt hast und das du es sauber machen musst ist eigentlich klar. Aber du hast recht ich will Humanmedizin studieren, oder besser gesagt ich mache es schon“, sagte er .
„Wirklich das ist ja cool, dann musst du bestimmt schon über neunzehn sein“.
„Nein ich bin genau neunzehn, na ja fast zwanzig.“, kicherte er und fuhr sich durch die Haare.
„Oh dann bist du schon ein alter Sack“, lachte ich .
Erschrocken sah er zu mir , Fassungslosigkeit spiegelte sich auf seinem Gesicht wieder.
„War nur ein Scherz, du bist doch ein kleiner junger Spund. Aber ich finde es echt toll das du Arzt werden willst“, lobte ich ihn und rückte näher an ihn heran.
„Danke, weißt du schon was du nach der Schule machen möchtest?!“.
„Geld verdienen“, sagte ich schnell ohne darüber nach zu denken.Laut lachend hielt sich Leon seinen Bauch.
„Und mit was ?“, fragte er und probierte nicht wieder los zu prusten.
„Vielleicht geh ich Kellnern aber ein Abi wäre auch nicht schlecht.Studieren muss ich mal gucken aber wenn ich studiere dann nur Sport oder Musik“, brummte ich und drehte mich um.
Der bohrende Blick reichte mir jetzt wirklich, gerade drehte ich mich um und schaute Phil genau in die Augen.Unsere Blicke trafen sich, in seinen Augen spiegelten sich all seine Emotionen wieder.
Ich konnte sie nicht richtig deuten doch sah es wirklich danach aus als würde verletzt, traurig... gar eifersüchtig sein ?!
Er senkte den Blick und blickte zum Wasser, wo Rony fröhlich umher schwamm.
Mit einem leisen Seufzen ließ ich mich wieder auf den Boden fallen, auch Leon legte sich hin. So schnell ich konnte legte ich meinen Kopf wieder auf seinen Brauch. Sein gleichmäßiges atmen war beruhigend.
Langsam schloss ich meine Augen, warum war Phil nur so ein Idiot?!
Wir hatten in dieser kurzen Zeit schon alles verloren, wir ignorierten uns auf eine komische Art und verhielten uns wie kleine Kinder.
Wir waren erwachsen und musste doch mit so etwas zu recht kommen, ich war in Phil...meinen besten Freund verliebt.
Doch hatte er keinen Recht mir vorzuschreiben mit wem ich was anfing oder nicht, er sagte wohl das er sich nicht einmischen wolle das es meine Sache sei...doch...
war dann seine Reaktion hier am See berechtigt?!
„Na komm, du bist ihr bester Freund und ich habe noch nie was mit ihr gemacht!“, bat eine Mädchenstimme von weiter weg.
Sofort spitze ich meine Ohren.
„Nein lass mich, geh du zu ihr wenn du mit ihr sprechen willst“, gab jemand genervt zurück und ich wusste wer da genervt seufze und rumbrabbelte.
„Nö du kommst jetzt mit“.
Das Gespräch verstummte und Leons Bauchmuskeln spannten sich an, langsam schlug ich meine Augen auf und schaute in große braune Augen.
„Hi Vivi, dürfen wir uns zu euch setzte?“, fragte Rony mich und lächelte zuckersüß.
Verwirrt schaute ich erst hinter Rony, wo Phil stand und genervt die Augen rollte , dann zu Leon der mit den Schultern zuckte.
„Warum nicht?!“, gab ich schließlich zurück und machten den beiden Platz.
Eng drückte ich mich an Leon, da die Decke die wir hatten wirklich nur für zwei Personen war.
„Wie geht’s euch beiden?“, fragte Rony fröhlich als sie sich endlich neben Phil gesetzt hatte.
Dieser saß verkrampft im Schneidersitz vor mir und starrte eigenartig Leon an. Es sah so aus als würde Phil , Leon mustern.
„Ganz gut und dir?“, fragte ich zurück. Es war nicht beabsichtigt doch hatte ich nur Rony gefragt und nicht die beiden.
„Super, es ist schönes Wetter“, trällerte sie.
Mit einem vorsichtigen Blick sah ich zu Phil.
„Und wie geht’s dir , Phil?“, als er meine Stimme hörte zuckte er zusammen und sah mich mit großen Augen an.
Das grün in ihnen brannte sich in mich hinein, kurz zuckte er mit den Schultern und guckte auf den Decke.
„Er ist schon seit heute Morgen so, keine Ahnung was mein kleiner hat“.
„Aha...vielleicht seine Regel“, schlug ich vor und fing an zu kichern.
Normalerweise hätte auch Phil angefangen zu kichern, da wir beide so einen behinderten Humor hatten doch machte er nichts außer kurz etwas zu nuscheln.
Langsam neigte Leon sein Gesicht zu meinem und gab mir einen Kuss auf die Wange, er legte mir einen Arm und die Hüfte.
Es war ein aufmunternder Kuss, doch brachte er nicht viel. Phil ließ jede Nettigkeit von mir eiskalt.
Ich unterhielt mich noch ein wenig mit Rony, sie war wie ich erwartet hatte eine kleine dumme Tusse.
Hübsch doch nichts in der Birne.
Es wunderte mich das sie verstand was ich sagte oder was Leon manchmal hinzufügte.
„Und ihr seit jetzt ein Paar?!“, warf Phil einfach dazwischen als ich gerade mit Rony über Schnittwunden sprach.
Verwundert sah Rony zu Phil und gab ihm einen Kuss, doch er verkrampfte sich wieder und starrte mich fest an.
Unsicher sah ich zu Leon, sollte ich jetzt ja sagen?!
„Sagen wir es so, Vivi und ich haben die gleiche Beziehung wie du und Rony“, sagte Leon und drückte kurz meine Hand die er jetzt hielt.
Ich mochte es nicht, Phil etwas vor zu spielen doch wusste ich nicht was ich machen sollte.
Er wusste es nicht doch verletzte er mich damit das er mit Rony zusammen war, also konnte er es auch vertragen das ich mit Leon“zusammen“ war.
„Aha“, sagte er abweisend und sah Rony auf einmal mit einem Lächeln an.
Diese erwiderte sein Lächeln und fuhr sich verlegen durch ihre braunen Haare.
Und dann geschah das ,was ich nicht sehen wollte da ich wusste das es mich in zwei Hälften riss.
Langsam, ganz langsam neigte sich Phil zu Rony. Ihre Lippen näherten sich und dann trafen sie aufeinander, es sollte von Phil wohl nur ein kurzer Kuss sein doch schlang Rony ihre Arme um ihn. Der Kuss wurde immer drängender von ihrer Seite aus, augenblicklich schaute ich zu Leon als ich sah wie seine wunderbaren Lippen ihre berührten.
Wie er ihr diesen Kuss schenkte.
Mein Magen verdrehte sich und ich hatte das Gefühl als würde mein Körper zerrissen werden.Mit Schmerz und Tränen in den Augen sah ich zu Leon, dieser wusste sofort was los war und drückte meine Hand so fest er konnte. Seine Lippen zogen sich zu einem Lächeln, er wusste wie es mir jetzt ging.
Laut keuchend lösten sich die beiden voneinander, dann schrie Rony kurz auf. Die kleinen Hände zu Fäusten die sie jetzt in der Luft schüttelte. Ihr Gesicht wie ein Honigkuchenpferd.
„Oh mein Gott, das war unser erster Kuss“, posaunte Rony trällernd und hüpfte beinah auf der Decke auf und ab.
„Herzlichen Glückwunsch“, sagte ich und holte mein Handy hervor. Es war erst sieben Uhr doch wollte ich hier weg, ich konnte nicht mehr zu Phil schauen.
Es ging einfach nicht mehr.
„Wow es ist schon echt spät, ich muss leider gehen“ mit diesen Worten stand ich auf und zog mir mein viel zu großes T-Shirt an. Auch Leon stand auf, er zog sich aber nichts an , packte dafür ein.
„Das ist echt schade, aber wir sehen uns ja Montag“, trällerte Rony.
Kurz nickte ich und schwang meinen Rucksack auf den Rücken, mit dem Rücken zu den beiden winkte ich und ging.
Es tat weh, nein.
Es hatte mehr als nur weh getan, es war vernichtend gewesen.
„Es tut mir so leid“, flüsterte Leon neben mir und legte mir einen Arm um die Schultern. Leicht legte ich meinen Kopf gegen seine Schulter, sein Halt tat jetzt besonders gut.
„Danke“, hauchte ich und verließ den See.


-6-
Zuhause angekommen ging ich sofort in mein Zimmer, ich schlief schnell unter Tränen ein. Den Sonntag über war ich in meinen Zimmer verschanzt.Hätte ich jetzt diese Anna gesehen wäre ich ausgeflippt und hätte ihr höchstwahrscheinlich eine gescheuert.
Und jetzt war ich schon seit vier Uhr morgens wach, ich zog mich an und machte mich fertig. Ich machte mein Bett und frühstückte.
Laut gähnte ich als es schließlich zeit war für die Schule, ich nahm mir meinen Rucksack und machte mich auf zur Schule.
Ich wusste nicht so recht ob ich auf Phil warten sollte, doch bevor ich zur Tür raus war rief mich Anna.
„Guten Morgen Vivi, warte bitte eben“.
Langsam drehte ich mich um und sah Anna in ihrem rosa Morgenmantel an. Ihre braunen Haare durcheinander und unter ihren Augen ein dunkler Schatten.
Sie sah schon fast so schlimm aus wie ich.
„Ja?“, brummte ich und fuhr mir durch die Haare.
„Ich wollte dir nur sagen das Rony heute Mittag kommt und dein Vater wollte schön kochen, du bist doch hier oder?“, fragte sie und lächelte.
„Ähm...klar“, gab ich zurück und wollte mich schon umdrehen und gehen doch sie hielt mich mit ihrem Gelabber hier.
„Ich glaube ihr beiden werdet euch...“, fing sie an.
„Anna ich treffe mich noch mit Phil, ich muss leider los“, sagte ich schnell und schaute zu Boden.
Kurz räusperte sie sich und strich sich sichtlich nervös eine Strähne aus dem Gesicht.
„Schön geht ihr jetzt zu dritt in die Schule?“.
„Wie bitte?“.
„Ja Rony und Phil gehen auch zusammen zur Schule, ich freue mich das ihr euch so gut versteht“, trällerte sie wie Rony gestern fröhlich.
„Ja...also...ich muss jetzt“, schnell drehte ich mich um und schlug die Tür hinter mir zu.
Rony und Phil gehen zusammen zur Schule, super.
Mit hängenden Schultern lief ich los. Natürlich konnte er mir nicht sagen das die beiden zur Schule gingen, er sprach ja auch sonst nicht mehr mit mir.
Es war echt super das ich von Anna erfahren musste das er jetzt auch die letzte Zeit mit mir gestrichen hatte.
In der Schule angekommen suchte ich nach Ivy doch war sie nirgends zu sehen, so entschloss ich mich einfach unter unseren Baum zu setzten.
Da die Stunde erst in zehn Minuten begann hatte ich noch genug Zeit um Trübsal zu blasen.
Gerade starrte ich auf den Boden und dachte über die verschiedensten Art nach wie ich Rony umbringen konnte als mich jemand am Kopf an tippte.
„Vivi“, sagte Paul und setzte sich neben mich.
Genervt sah ich ihn an, was wollte er von mir?
„Es tut mir leid das ich dich geküsst habe, ich kann das gar nicht glauben. Jetzt siehst du wieder so...normal aus“, nuschelte er und lächelte mich breit an.
Phil war doch nicht das größte Arschloch der Welt, das war eindeutig Paul.
„Ja ja kein Ding, es war ziemlich ekelig deine schwabbel Lippen auf meinen zu haben“.
Verwundert zog er eine seiner Brauen hoch und fing an zu lachen.
„Ich hatte das Gefühl als wolltest du mehr“, lachte er und boxe mir gegen den Arm.
„Ganz bestimmt nicht“, brummte ich und starrte zu Boden.
Konnte Paul mich nicht einfach in Ruhe lassen?!
„Na das wollen wir mal sehen“, sagte er selbstsicher und lehnte sich zu mir.
Bevor ich reagieren konnte hatte ich schon wieder seine Lippen auf meine.
Angewidert verzog ich das Gesicht, da er genau neben mir saß konnte ich problemlos meine Hand ausstrecken und ihm in seinen Schritt boxen.
Sofort löste er sich von mir und winselte laut auf.
„Paul du bist echt das letzte“, brüllte ich und stand auf.
Was dachte sich dieser Typ überhaupt.
Wütend und von allen auf dem Schulhof begafft stampfte ich zum Hauptgebäude. Mit einer gewaltigen Wut im Bauch rannte ich förmlich, bis mich jemand am Arm packte und mich herum wirbelte.
Verwirrt starrte ich in grüne Augen die mich vernichteten.
„Vivi!“, stieß Phil wüten hervor.
„Phil!“.
„Machst du jetzt schon mit jedem herum?“, fragte er bissig und drückte meinen Arm ,den er hielt ein wenig fester.
„Was? Nein, Paul hat mich einfach geküsst“, brüllte ich zurück und probierte mich aus seinem Griff zu befreien.
„Sah aber nicht so aus“,zischte er.
„Was geht es dich überhaupt an mit wem ich rummache?. Du bist schließlich nicht mein Freund“, schrie ich und löste mich aus seinem Griff.
„Ich bin dein bester Freund“.
„Ach ja? Sieht nicht mehr so aus“.
Seine Mimik veränderte sich schlagartig , der wütende Ausdruck verschwand und ein Ausdruck der Fassungslosigkeit folgte.
Mein ganzer Körper zitterte, meine Hände waren zu Fäusten geballt.
Und in Phils Augen regte sich nichts mehr.
Wir sahen uns einige Sekunden an bevor ich mich umdrehte und rannte.
Ich rannte einfach weg, in die Schule zu der erst besten Toilette die ich fand. Dort schloss ich mich ein und setzte mich auf das Klo.Zog meine Beine an und hoffte das ich sterben würde.
So wie Phil gerade geguckt hat, so hatte er noch nie in seinem ganzen Leben geguckt. Nicht einmal als seine Meerschweinchen Ketchup und Pommes starben, weil er sie im Winter draußen gelassen hatte.
Dieser Schmerz und dieses Lodern in seinen Augen hatte ich noch nie gesehen, ich fühlte mich schlecht.
Mein Herz war in dieser Sekunden stehen geblieben und ließ mich schmerzerfüllt zusammen zucken.Ich hatte alles kaputt gemacht, wäre ich nicht so eifersüchtig und hätte ich mich nicht in ihn verliebt wäre jetzt alles gut.
Phil wäre mit Rony zusammen und ich hätte kein Problem damit, vielleicht wäre ich ja mit Leon zusammen da er wirklich ein cooler Typ war.
Doch nein !
In meinem Leben musste alles schief gehen, nicht nur das mein Vater mit der Frau zusammen war die das Monster Rony geschaffen hatte.
Ich musste auch noch heute mit ihnen essen und auf freundlich tun. Ich gönnte es meinem Vater das er sich endlich wieder verliebt hatte doch musste es unbedingt Anna sein ?!
„Vivi?“, fragte jemand nach mir. Kurz zuckte ich zusammen als ich meinen Namen hörte, doch stand ich von meinem Klo auf und trat heraus.
„Rony?!“, fragte ich verwundert und sah sie mir genauer an.
Ihre brauen Haare trug sie heute offen , ihre Kleidung war sehr aufreizend. Ein kleiner schwarzer Rock und ein enges rotes Top, darüber trug sie eine schwarze Strickjacke.
Einfach ….
„Ich habe dich schon gesucht“, sagte sie fröhlich und kam auf mich zu.
Sie lächelte mich breit an und schaute unter die Kabinen, verwirrt runzelte ich die Stirn.
Warum schaute sie ob jemand hier war ?!
Endlich blickte sie wieder auf und ihrer Augen ließen mich erschrocken nach Luft schnappen.
Ihre braunen Augen sahen mich wütend an, hätten Blicke töten können wäre ich jetzt bestimmt schon filetiert .
„Vivi ich sage es dir einmal , wenn du nicht sie Finger von Phil lässt. Wirst du deinen achtzehnten Geburtstag nicht mehr erleben“, sagte sie schroff und kam näher.
Unsicher sah ich sie an, wollte sie mir gerade drohen?!
„Finger von Phil lassen?“, fragte ich spöttisch.
„Ja ,wir beide wissen ganz genau das du eifersüchtig auf mich bist. Ich habe schon so einiges über dich gehört, du hast jede Beziehung von Phil zerstört. Doch meine nicht!“, keifte sie und stand nun genau vor mir.
Ihr Atem hauchte mir ins Gesicht , so nah stand sie vor mir.
„Ähm...“, stammelte ich und wusste nicht so recht was ich sagen sollte.
„Lass einfach die Finger von ihm dann werden wir keine Probleme mehr haben“, sagte sie und lehnte sich ein Stück von mir weg.
„Ich habe euch ja eh schon ziemlich auseinander bekommen. Doch will ich das du nie wieder mit ihm redest, hast du das verstanden?“, fuhr sie fort und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Du kannst mir gar nichts sagen, Tusse“, gab ich zurück und sah sie verwirrt an.
Was bildete sich die ein !?
„Wenn du nicht willst dann kann ich meiner Mom auch so einiges erzählen, sie würde mir nur zu gerne den Gefallen tun deinem Vater das Herz brechen“.
Wouh!
Moment mal, ich liebte meinem Vater über alles. Das konnte sie nicht machen...
„Das wagst du nicht“, brummte ich und sah sie wütend an.
„Oh doch. Also Finger weg von Phil“, zischte sie und verließ die Toilette.
Regungslos stand ich da und starrte auf die Tür, was war das gewesen?!
Hatte mir gerade tatsächlich die Freundin von Phil Vorschriften gemacht?
Es sah ganz danach aus.
Ich drehte mich langsam zum großen Spiegel der hier hing, ich sah schrecklich aus.
Müde , kaputt und unter meinen Augen einen großen dunklen Schatten.
„Sie kann doch nicht“, flüsterte ich und verließ mit langsamen Schritten das Klo. Ich schlurfte in das Klassenzimmer als es gerade klingelte.
Ich setzte mich auf meinen gewohnten Platz neben Phil und starrte gerade aus.
Ich hatte bemerkt das Phil mich anstarrte und sich verkrampft hatte , doch schwirrte mir gerade andere Sachen durch den Kopf.
Würde Rony wirklich das machen, was sie gesagt hatte.
Dann würde mein Vater sterben, er liebte Anna wirklich und würde sie ihn jetzt verlassen würde er untergehen.
Ich hatte gar nicht mitbekommen das unsere Lehrerin rein gekommen war und mit dem Unterricht begonnen hatte.
Ich war einfach in Gedanken versunken und dachte nicht daran Mathe zu haben.
Die Stunde verging schnell und ich spürte zwei Blicke auf mir , einmal Phil der neben mir saß und dann hinter mir der tötende Blick von Rony.
Als schließlich die Stunde vorbei war packte ich langsam meine Sachen ein und verließ das Klassenzimmer.
„Vivi!“, rief mich jemand.
„Na komm Phil, lass sie einfach“, sagte Rony . Ich lief einfach weiter, war es vielleicht doch das beste wenn ich Phil einfach in Ruhe ließ?!
Wenn ich all die Jahre mit ihm vergaß und ein neues Leben begann, mein Herz entliebte ?!
Doch konnte ich das wirklich ?!
Ich war mir sicher das ich mich nicht erst seit kurzen in ihn verliebt hatte ,sondern das ich schon länger für ihn Gefühle hatte. Es gab immer dieser Vertrautheit und diese liebe Art zwischen uns beiden.
Ich ging den Flur entlang und wünschte mir zu tiefst Leon bei mir zu haben, ihm alles zu erzählen und seinen Rat zu haben doch ging das leider nicht. Er war wieder in der Uni und lernte fleißig...was ich auch machen müsste.
Die Schule war bald vorüber und ich würde in die Berufswelt eintauchen doch konnte ich mit einem schlechtem Zeugnis nicht viel anfangen.
Leise seufze ich und ging in den nächsten Unterricht.
Die Zeit verflog und ich blieb mit meiner Laune gleich, Trübsal und Verwirrung war ganz oben.Als ich schließlich nach Hause schlurfte fragte ich mich zum ersten mal wo Ivy den ganzen Tag über gewesen war.
Ich hatte sie nirgends gesehen.
Gerade Zuhause angekommen sah ich Rony und Phil an der Haustür sich abknutschen. Schnell senkte ich meinen Kopf und knirschte mit den Zähnen, das machte diese Schlange doch extra.
Ohne ein Wort ging ich an den beiden vorbei, hoch in mein Zimmer und warf mich auf meine Bett.
Nicht nur das sie mir drohte ,nein ,die musste jetzt auch noch vor mir mit Phil rum knutschen.
Wusste sie das ich in ihn war ?!
Meine Hand fuhr durch meine Haare, das Brutzeln von der Küche hörte man bis hier her. Und auch das getäuschte Lachen von Rony war deutlich zu hören.
Wie sehr verfluchte ich diesen Tag.
Schnell nahm ich mir mein Handy, suchte die Nummer und wartete .
„Hallo?“, fragte Ivy leise.
„Ivy? Bist du das ? Ich bin es Vivi“, sagte ich und warf meine Schuhe auf den Boden.
„Vivi? Hallo“, sagte sie irgendwie heißer.
„Warum warst du heute nicht in der Schule?“, fragte ich nach.
Kurze Stille.
„Ähm...mir geht es nicht so gut. Ich glaube ich habe eine Magendarmgrippe oder so“.
„Oh das ist aber nicht gut, ich wünsche dir dann man gute Besserung“.
„Danke...aber ich höre es dir an Vivi. Was ist passiert?“, fragte sie nach und klang sofort ein wenig besser.
Mist!
Musste ich nur solche Freunde haben die alles hörten? Leon und jetzt auch noch Ivy.
„Ähm...ich habe ziemlich Stress mit Phil, wegen seiner Freundin“, brummte ich schnell und undeutlich.
„Du hast mit Phil Stress, oh. Das ist nicht gut, aber ich wusste schon immer das diese Rony eine falsche Schlange war und...“, fing sie an wurde aber von einem Würgen unterbrochen.
Angewidert kniff ich meine Augen zu und verzog das Gesicht.
Lautes Übergenen drang von Ivy rüber.
„Es tut mir leid“; sagte sie nach einem Schwall Kotzen.
„Kein Ding, aber wir können auch reden wenn es dir besser geht. Also wir sehen uns und gute Besserung“, nuschelte ich .
„Oke , danke. Tschau“, stammelte sie und legte auf.
Super meine beste Freundin hatte einen Virus, ob das auch diese Hexe Rony gemacht hatte ?!
„Vivi komm bitte runter, das Essen ist fertig“, rief mich mein Vater.
Laut seufze ich und ging mit hängenden Schultern nach unten, der Appetit war mir schon heute Morgen vergangen und würde bestimmt nicht so schnell wieder kommen.
In der Küche sah man die typische Familiensituation.
Mutter, Vater ,Kind.
Nur dass das Kind ein Monster war und die tiefsten Freundschaften zerstörte.
„Hast du Hunger?!“, fragte Anna und setzte sich neben meinen Dad.
Die beiden saßen auf der einen Seite des Tisches und Rony saß auf der anderes, wo ich auch sitzen sollte.
„Ein wenig“, nuschelte ich und setzte mich hin.
„Ach Ben du bist echt toll und vor allem so lustig!“, kicherte Rony dämlich neben mir .
Lustig?!
Mein Vater war eindeutig die unlustigste Person auf der ganzen Welt, Nein.
Im ganzen Universum.
Keiner machte so schlechte Witze wie er und wenn er mal lustig war dann nur wenn er es gar nicht wollte.
Genervt rollte ich die Augen, ein Spagettiberg lag vor mir. Kurz lächelte ich und stocherte mit meiner Gabel darin herum.
Mein Vater konnte keine Spagetti kochen, deswegen würde ich auch keine davon essen. Er konnte super andere Gerichte zaubern doch keine Spagetti, damit stand er wohl auf Kriegsfuß.
„Dann mal guten Appetit!“, trällerte Anna und schlang sich eine große Portion in den Mund, das gleiche tat auch Rony neben mir.
Höhnisch lachte ich in mich hinein, die würden ihr blaues Wunder erleben. Sofort nach diesem Gedanken fingen die beiden auch schon an zu husten.
Auch mein Vater hatte keine der Nudeln angerührt und sah jetzt mit einem breiten Grinsen den beiden zu.
Würgen,Husten,Gemeker.
„Schmeckt es euch nicht?“, fragte mein Vater kichernd.
Ich konnte nicht mehr, die beiden sahen so lustig dabei aus wie sie da saßen und die Spagetti ausspuckten.
„Doch doch, sie sind sehr lecker“, hustete Anna.
„Hat Dad euch nicht gesagt das er absolut keine Nudeln kochen kann?“, lachte ich und probierte nicht vor Lachen auf den Boden zu fallen.
Mit einem Schlag hatte ich all meine Sorgen für einen Moment vergessen. Diese Situation war einfach himmlisch.
„Ben!“, hauchte Anna.
Mit einem letzten lautem Lachen stand ich auf , ging zu meinem Vater und drückte ihm ein Küsschen auf die Wange.
„War lecker, heute Abend Pizza?“, flüsterte ich in sein Ohr. Kaum merklich nickte er , ich wollte eigentlich gehen doch rief mich jemand zurück.
„Vivi also mach doch bitte schon einmal mein Zimmer fertig“, sagte Rony mit einem süffisanten Grinsen.
„Dein ...bitte was ?“.
„Hat es dir dein Vater noch nicht gesagt, meine Mutter und ich werden in drei Tagen bei euch einziehen“, fuhr sie fort.
Fassungslos starrte ich sie an, mein Blick glitt zu meinem Vater der zu Boden starrte.
Also ja.
Rony und ihre Mutter würden hier einziehen, vor meinem achtzehnten Geburtstag der schon schließlich in zwei Wochen war.
Kurz nickte ich und gab mich geschlagen, ich konnte meinem Vater nicht sein Glück zerstören.
Ohne ein weiteres Wort zog ich mir Schuhe und eine Jacke an, nahm mir meinen Schlüssel und verließ das Haus mit einem lauten Knall.
Es regnete stark doch das war mir jetzt egal, ich rannte die Straßen entlang und hoffte zu tiefst das jetzt ein Auto kam das mich erfasste und niederfuhr.
Mein Herz schlug immer schnell und lauter in meiner Brust, bis schließlich nur noch ein Rauschen zu hören war. Tränen liefen mir die Wangen hinunter oder war es doch der Regen?
Tropfen so groß wie eine Nuss fiele von dem schwarzen Himmel, kein Mensch lief jetzt noch draußen herum.
Alle saßen Zuhause und waren glücklich obwohl die Welt übernässt wurde.
Meine Beine trugen mich an einen Ort an dem ich lange nicht mehr war, an den alten Spielplatz.
Es war ein abgelegener und verfallener Ort, dort hatte ich vor vielen Jahren Tag ein und Tag aus mit Phil gespielt.
Dort hatten wir uns im eine blaue Schaufel gestritten oder den besten Sandkuchen gebacken , den wir wirklich auch gegessen hatten.
Mein Vater hatte eines Tages gesagt , als ich wieder mit dem Mund voll Sand dort saß, dass Dreck den Magen reinigte . So dumm wir beiden waren hatten Phil und ich dann auch noch einen Dreckkuchen kreiert.
Es waren die schönsten Jahre im meinem Leben.
Beschwerde los, locker, einfach.
Langsam blieb ich stehen und sah mir den Platz meiner Kindheit an.
Die Spielgeräte verrostet und schäbig, der Sand dreckig und voll mit Müll.Selbst der kleine Wald um ihn herum war herunter gekommen.
Plötzlichen blitzen vor meinem Augen die Bilder auf, ich mit Phil im Sand. Es bekam alles wieder ihre alte Farbe zurück. Das rostige rot wurde zu einem Knallrot, das blasse blau zu einem wunderschönen Himmelblau.
Selbst als kleines Mädchen war ich nicht das typische Mädchen, ich trug keine Rücke oder Kleider. Mit denen konnte man schlecht im Dreck spielen...
Einen Schritt ging ich nach vorne , die Bilder waren so real, so echt. Ich wünschte mir so sehr das diese Bilder wieder die Realität wurden.Noch einen Schritt, die Kante sah ich nicht und ich viel in den nassen Sand.
Die Tränen liefen mir immer stärker die Wangen hinunter, immer mehr.
Langsam zog ich meine Beine an meinen Körper, ich war total durch genässt und mir war kalt.
Mein Körper zitterte und dann öffnete ich den Mund.
Ein Schrei entfloh meinen Lippen, ein klarer und schmerzerfüllter Schrei. Mit beiden Fäusten schlug ich auf den Boden, ich setzte mich auf die Knie. Streckte meinen Kopf zu Himmel und starrte nach oben. Tropfen fielen auf meine glühende Haut.
Wieder schrie ich mir die Seele aus dem Leib, es tat gut.
Noch einmal doch schrie ich jetzt nicht einfach so, sondern den Namen.
Sein Namen.
Es war auf eine Art befreiend, doch konnte es den wahren Schmerz nicht lindern. Den dieser brannte ungehindert in mir weiter, wie das größte Feuer.
Ein Feuer für dem es keine Wassermassen gab um es zu löschen.
„Vivi?“, hauchte eine Stimme.
Ich wusste wer es war, doch glaube ich es sei eine Illusion.
Langsam stand ich auf , mein Körper drehte sich blitzschnell zu ihm um. Da stand er genau so nass wie ich , seine Haare klebte ihm am Gesicht , seine Kleidung ebenso.
Seine Augen so grün wie immer, wie schon seit Jahren.
„Phil“, stammelte ich und blieb wie angewurzelt stehen. Das konnte nicht wahr sein, er konnte nicht hier sein.Das musste eine Halluzination sein.
Ich wusste nicht warum aber fing ich an zu lachen, doch weinte ich dabei aus Bächen.
Sein Blick brannte auf mir, seine Augen fingen an zu funkeln.
Waren es Tränen ?
Ohne es zu realisieren fing ich an zu rennen, ich rannte zu ihm.
Zu Phil.
Die hundert Meter zwischen uns waren in ein paar Sekunden verschwunden. Mit brennenden Tränen in den Augen rannte ich auf Phil zu, ich flog in seine Arme und krallte mich an ihm fest.
Ich war mit so einer Wucht zu ihm gerannt das er mit mir in den Armen einen Schritt nach hinten ging.
Erst legte er nicht seine Arme um mich, seine Brust hob sich schnell ,sein Atem ging Stoß weise.
Und dann endlich legte er seine Arme um mich und drückte mich so fest wie er konnte an sich.
Sein warmer Körper ließ mich noch mehr zittern und beben, endlich.
Endlich waren wir wieder zusammen.
Auch er zitterte und der Regen fiel ohne Abamen auf uns hinab.
Mein Kopf lag auf seiner Brust , mein Ohr genau an seinem Herzen und ich hörte es wie es zu schnell in seiner Brust schlug.
Phil...


-7-
Stille.
Nur das Geräusch der Regentropfen die auf den Boden fielen war zu hören und Phils Herzschlag.
Dieses starkes Pochen was mein Leben bestimmte, wie sehr hatte ich ihn vermisst ?!
Seine Wärme, seine Arme, sein Blick.
Wir standen hier im Regen schon einige Minuten und ließen nicht los, wir ließen nicht die Person los die wir verloren hatten.

Kein Mädchen oder Junge kann je unsere Freundschaft trennen


Hatte er gesagt und doch war es passiert. Rony, dieses Miststück, hatte mich von Phil getrennt. Sie drohte mir und das alles in einer so kurzen Zeit.
Jetzt musste ich nur noch eins wissen, was war mir wichtiger?!
Mein eigenes Wohl oder mein Vater.
Der Mann der mich erzogen hatte und mir immer die Liebe und Freude gab die ich brauchte, oder ich das Mädchen das nie so war wie man sollte?!
Ich musste mit den Konsequenzen rechnen wenn ich mich für mich entschied.
Mein Vater würde die Frau verlieren die er liebte und er würde untergehen. Doch würde ich mich für meinen Vater entscheiden, dann wäre ich die die ihrem wichtigsten Menschen verlor.
Ich müsste mich von Phil fernhalten, ihn ignorieren und so tun als gäbe es ihn nicht.
Ich müsste ein Leben ohne meinen besten Freund leben.
„Vivi!“, hauchte Phil und riss mich aus meinen Gedanken.
„Ja?“, flüsterte ich und drückte mich noch fester an ihn.
Er sollte mich nicht los lassen, mich frei geben.
„Wir sind nass“.
„Wirklich?!“, kicherte ich und sah zu ihm hoch.
Seine grünen Augen sahen mich liebevoll an, seine Augen lächelten.
Doch ein gequältes Lächeln umspielte seine Lippen, verwundert zog ich die Stirn in Falten und löste mich widerwillig von ihm.
„Phil es war ein Fehler“, sagte ich schnell und rückte ein Schritt von ihm zurück.
Verwirrt starrte er mich an, seine Augen fingen wieder an zu funkeln.
„Was?!“, stammelte er.
„Ich seh es dir an, es war ein Fehler. Es tut mir leid... es ist eh besser wenn wir das alles vergessen“, gab ich trocken zurück und probierte nicht wieder an zu fangen zu weinen.
Warum war es so schwer Phil , in den ich verliebt war , so etwas zu sagen?!
Warum brach mein Herz ein Stück ein und hinterließ ein schwarzes Loch?!
„Vivi?“, presste er hervor.
„Ich muss es einfach akzeptieren das du mit Rony zusammen bist, obwohl ich mir das Gegenteil wünsche. Du siehst glücklich mit ihr aus...“, fing ich an aber wurde von Phil unterbrochen.
„Vivi warum wünscht du dir das Gegenteil? Du bist doch mit Leon zusammen“.
Heftig schüttelte ich meinen Kopf, meine Haare flogen mir in mein Gesicht und Tropfen die an ihnen hingen flogen schnell in alle Richtungen.
„Ich bin nicht mit Leon zusammen,er ist ein sehr guter Freund doch bin ich nicht ihn verliebt“, schrie ich schon beinah.
„Bist du nicht?“, sagte Phil tonlos.
Kurz nickte ich, meine Augen hatte ich zusammen gepresst, ich wollte nicht sehen wie Phil aussah. Ich hatte ihn angelogen.
„Also hast du mir nur etwas vor gemacht?“, stammelte er weiter.
„Ja“.
„Du hast mich angelogen?!“, bei diesen Worten zuckte ich zusammen. Er sagte sie mit so viel Schmerz, so viel Enttäuschung.
„Es tut mir leid...“.
„Das kannst du nicht entschuldigen!“.
„Ich weiß...“, hauchte ich und riss meine Augen auf. Noch immer fiel der Regen von Himmel, diese Situation gefiel mir gar nicht mehr. Der Anfang war so wunderschön gewesen, wir lagen uns in den Armen und alles konnte wieder wie früher werden.
Doch sah diese Situation nicht mehr danach aus.
Ich hatte Phil angelogen und ihn damit verletzt, doch hatte er mich auch verletzt in dem er Rony vor meinen Augen das erste mal geküsst hatte.
Ich wusste das er das extra gemacht hatte... ich wusste es.
„Du bist aber auch nichts besser Phil“; brüllte ich ihn an und kam wieder ein Schritt auf ihn zu.
„Wie meinst du das ?“, fragte er bissig.
„Ich weiß das du Rony vor meinen Augen geküsst hast um mir einen rein zu würgen“, fuhr ich laut fort.
Es war unwahrscheinlich das uns jemand hier hörte.
„Was?“, brüllte er aufgebracht zurück.
„Du hast mich schon verstanden!“, fest stemmte ich meine Hände in die Hüfte.
Seine Augen funkelten wieder, doch jetzt vor Wut.
„Was geht es dich an ob ich Rony küsse ? Es ist ja nicht so als ob du in mich verliebt bist!“.
„Nein ganz bestimmt nicht! Wie könnte ich mich auch in so ein arrogantes selbstverliebtes Arsch, wie du eines bist verlieben?“, schrie ich ihn an.
Fürr eine kurzen Moment war Stille, seine Pupillen waren geweitet.
„Ach ja? Arrogant? Selbstverliebt? Du bist nicht einmal ein richtiges Mädchen, sieh dich doch mal an.“.
Das hatte gesessen, ein Stechen genau in meiner linken Brustseite.Langsam zog sich mein Herz zusammen, wie konnte er so etwas sagen?!
„Phil...“, hauchte ich und fing an zu weinen.
Warum musste ich überhaupt weinen, war mein Tränenvorrat nicht einmal aufgebracht?
Stark atmend stand er vor mir, die Händen zu Fäusten geballt und seine Augen am funkeln.
Seine Brust die sich schnell auf und ab bewegte und meine kleinen Hände auch zu Fäusten geballt.
Nun war er der mich verletzt hatte.
Er der eine Entschuldigung bringen musste und ich wäre die gewesen die sagte:
Das kannst du nicht entschuldigen.
Ohne ein weiteres Wort oder ein weiteren Blick , drehte ich mich um und ging davon.
Die Wut in mir kam immer höher und würde bald aus mir quillen.
Wie konnte ich denken das Phil mein Freund war?
Wie konnte ich mich in so jemanden verlieben?!
Ich wusste schon immer das er sich so verhielt, aber nur anderen gegenüber und nicht zu mir. Doch nun war er zu weit gegangen, er hatte sich verändert.
Ich hatte mich entschieden, ich würde das Leben mit Phil vergessen.Und meinem Vater sein Glück schenken.
Rony konnte Phil haben, mein Herz tat einfach nur noch weh. Ob ich noch in ihn verliebt war konnte ich nicht sagen.
Diese Worte aus seinem Mund zu hören , war schlimmer als der schlimmste Krieg.
Ich ging langsam durch den Regen und kam schließlich Zuhause an, als ich die Tür aufschloss standen Rony und ihre Mutter im Flur , sie verabschiedeten sich von meinen Vater.
Alle drei starrten mich fassungslos an, meine Kleidung tropfte so wie meine Haare und alles andere.
„Vivi...“, setzte mein Vater an.
Meine Augen waren auf Rony berichtet, kurz vor ihr blieb ich stehen.
„Einverstanden“, sagte ich und ging an allen vorbei, hoch in mein Zimmer.
Getuschel war zu hören.
„Rony was meint Vivian mit einverstanden?!“, fragte Anna schnell.
„Ich weiß es nicht“, kicherte Rony und öffnete die Tür.
Langsam schloss ich dir Tür hinter mir zu, mein Zimmer, mein Bett.
Hart ließ ich meinen Rücken gegen die Tür knallen, einige Momente starrte ich einfach gerade aus bevor ich zu Boden glitt und anfing zu schluchzen.

Ich hatte mich krank gemeldet für die Schule , ich fühlte mich nicht in der Lage dazu in den Unterricht zu gehen und Phil neben mir zu haben.
Seit gestern Abend war ich nicht mehr aus meinem Zimmer gekommen,mein Dad hatte des Öfteren bei mir angeklopft doch wollte ich nur meine Ruhe haben.
Ich wollte vergessen und ich selbst wieder werden.Durch diese ganze Sache mit Phil hatte ich mich verändert, ich war nicht mehr ich.
Mit einem lauten Seufzen stand ich auf und ging zum Bad , dort machte ich mich fertig und trampelte hinunter in die Küche. Ein kleine gelber Zettel lag auf dem Tisch, die Handschrift war geschwungen und ordentlich.

Vivi!
Ich bin bei der Arbeit , wenn etwas ist ruf mich an.
Ich weiß nicht was mit dir los ist aber wenn es mit dem Einzug von Anna und Rony zu tun hat, ich habe die beiden gestern Abend noch angerufen und gesagt das wir das verschieben sollten.
Sie brauchen ja nicht jetzt einziehen, vielleicht nach deinem 18 Geburtstag?!
Ich hab dich lieb


Einige Minuten starrte ich das gelbe Papier an. Hatte mein Vater wirklich das getan was ich da auf dem Zettel stand?
Hatte er Anna und Rony gesagt das sie erst später einziehen sollen...wegen mir ?
Ein schlechtes Gewissen kam in mir hoch, er sollte doch wegen mir genau nicht diesen Fehler begehen, obwohl ich es gut fand das Rony hier nicht einzog.
So hatte ich sie zu mindesten nicht die ganze Zeit um mich herum.
Vorsichtig legte ich den Zettel zurück auf den Tisch und ging zu der Kommode im Flur, dort lag mein Handy.
Ich klappte es auf und schaute auf den Display, 13 verpasste Anrufe.Schnell schaute ich nach wer mich so oft hintereinander angerufen hatte, es war Ivy.
So schnell ich konnte wählte ich ihre Nummer und wartete ungeduldig bis sie abnahm.
„IVY!“, schrie ich als sie endlich den Anruf annahm.
„Vivi?!“, fragte sie leise und mit zittriger Stimme, hatte sie gerade geweint?!
„Ivy was ist los? Du hast 13 mal angerufen“.
„Du hast einfach nicht abgenommen und ich... ich...ich“, stammelte sie und fing an zu schluchzen.
Was war bloß mit ihr los, was war passiert?
„Es tut mir leid, doch jetzt rede ich ja mit dir. Was ist passiert?“, fragte ich drängend nach.
Nun fing Ivy richtig an zu weinen, in meiner Stimmung gerade hätte ich mit geheult doch würde das Ivy noch mehr beunruhigen .
„Ruhig Ivy! Beruhige dich, was ist los?“, probierte ich ruhig und gelassen zu fragen. Doch klang es ein klein wenig hysterisch.
„Ich konnte doch nicht ahnen dass....er hat gesagt...ich habe doch...“, stammelte sie leise und atmete tief ein und aus.
„Ganz langsam, setzt dich hin und erzähl mir alles“, sagte ich sanft.
„Auf der Party, der Typ.... ich habe...und jetzt...“, stotterte sie weiter.
Was war bloß los? Sie war noch nie so aufgewühlt, ich würde verrückt werden wenn sie mir jetzt nicht sagte was los war.
„Ivy komm bitte auf den Punkt!“, bat ich sie.
„Ich bin schwanger!“, ohne es zu kontrollieren ließ ich den Hörer fallen und mein Mund klappte auf.
Hatte sie gerade gesagt das sie schwanger war ?
Das konnte doch nicht sein, sie ist doch erst siebzehn und nahm doch die Pille warum..wie..?!
„Vivi? Vivi? Hallo?“, rief es vom Boden aus.
Kurz schüttelte ich meinen Kopf und nahm das Telefon wieder in die Hand.
„Ich bin hier, wie ist das passiert?“, fragte ich nach und setzte mich ins Wohnzimmer auf das Sofa.
„Auf der Party habe ich einen alten Freund wieder gesehen, Maik. Wir haben rumgemacht und sind schließlich im Bett gelandet, er hat gesagt das er ein Kondom benutzt hat aber...“, fing sie an wurde aber von einem neuen Schwall Tränen unterbrochen.
„Maik, der aus der Grundschule?“.
„Ja genau der, ich war mir auch sicher das er eins benutzt hat doch warum bin ich dann jetzt schwanger ? Ich dachte erst das ich eine Grippe hatte, bis ich einen Schwangerschaftstest unter dem Waschbecken gefunden hatte. Ich habe ihn gemacht und er zeigte positiv an, Vivi!
Ich werde Mama“, sagte sie außer Atem.
Langsam schloss ich meine Augen und probierte gleichmäßig zu atmen.
„Willst du wirklich das „Kind“ behalten?“, hackte ich nach und kniff mir in den Nasenrücken.
„Ich weiß nicht, es ist ein Lebewesen und ich will es nicht töten. Doch hätte es kein schönes Leben, ich bin doch erst siebzehn und nicht mal mit der Schule fertig“, stammelte sie .
„Denk am besten noch darüber nach, es ist eine schwere Entscheidung!“, flüsterte ich.
Ich kannte schon eine Person die ein Baby bekam was es nicht haben wollte, meine Mutter.
Meine Eltern waren sehr junge so das sie überfordert mit einem Baby waren, meine Mutter wollte mich abtreiben doch mein Vater liebte mich von der ersten Minute an.Er sagte das er sich um das Kind kümmern würde und so bekam meine Mutter mich, vielleicht lag es auch daran das ich nie eine Bindung zu meiner Mutter hatte.
War ja auch nicht gerade toll ein ungewolltes Kind zu sein.Eine Mutter zu haben die einen nicht wollte und verachtete.
„In Ordnung das werde ich machen, kann ich dich heute Abend noch einmal anrufen? Ich muss es meiner Mutter noch erzählen“, sagte sie leise.
„Natürlich ruf mich einfach an. Ich bin für dich da“.
„Das weiß ich doch...danke Vivi“.
„Kein Ding, ich hab dich lieb“, hauchte ich und öffnete meine Augen.
„Ich hab dich auch lieb, Tschau!“, mit diesen Worten ertönte ein Klicken und die Verbindung war weg.
Laut seufze ich und fuhr mir durch die Haare.
Ivy war schwanger.


-8-

Phils Sicht.



Mit einem lauten Seufzen ließ ich das Buch in meinen Händen auf den Tisch fallen, ich konnte mich nicht konzentrieren, all meine Gedanken schweiften um Vivi.
Gestern auf dem Spielplatz, war es so ...angenehm. Endlich hatte ich meine kleine Vivi wieder in den Armen, ich hatte sie vermisst.
Sie war meine beste Freundin und durch irgendeinem Grund, der wohl Rony hieß, entfernte sie sich von mir.
Ich hatte gemerkt das sie Rony von der ersten Minute nicht mochte doch war es immer so gewesen bei Vivi. Sie wollte mich immer für sich alleine haben doch war es dieses mal anders, Rony war eine hartnäckige Person und ließ sich von Vivi nicht einschüchtern.
Sie musste auch damit klar kommen das ich mit Rony zusammen war, sie war ja auch angeblich mit diesem Leon zusammen.
Diesen Schnösel, Bastard... wie auch immer.
Und da wären wir bei meinem zweiten Problem, Vivi hatte mich angelogen. Sie hatte gesagt das sie mit Leon zusammen war, was aber nicht stimmte.
Was hatte sie für einen Grund mich zu verarschen?
Mir so eine Lüge auf zu Tischen?
Die pure freundschaftliche Eifersucht konnte das nicht sein, dass war kein triftiger Grund.
„Phil! Phil?“, rief mich jemand aus meinen Gedanken. Leicht zuckte ich zusammen und sah neben mich, große braune Augen.
„Sry Rony“, nuschelte ich und sah auf mein Buch das vor mir lag.
Wörter um Wörter, doch gaben sie für mich im Moment keinen Sinn.
„Was ist mit dir los, Süßer?“, trällerte sie und rückte näher an mich.
Wir hatten eine unerwartete Freistunde und ich hatte die Zeit genutzt ein wenig zu lesen, dass Rony dabei war wunderte keinen mehr.
Wir waren auf der Schule so eine Art, Starpärchen geworden. Da ich eh von den meisten Mädchen angehimmelt wurde und Rony auch nicht gerade unbeliebt war.
Dachten alle wir wären das perfekte Pärchen, doch wussten auch alle das ich all meine Freundin nach mindestens drei bis fünf Wochen fallen ließ.
Doch Rony war anders als andere Mädchen, sie war nicht in den Phil verliebt der beliebt war sondern in mich, als Person.
Scheiße, hörte sich das kitschig an.
„Es ist nichts, keine Sorge!“, brachte ich halb lächelnd raus. Ihre großen Augen fixierten mich bis sie schließlich lächelte und mir einen Kuss auf die Lippen drückte.
Sie hatte die Augen geschlossen und öffnete sie wieder als sie von mir los ließ.
„Ich mache mir aber Sorgen, liegt es an Vivi?“, fragte sie nach und sah mich kritisch an.
Erschrocken zog ich Luft ein, wusste sie das ich Stress mit ihr hatte?
„Ähm...Nein“, log ich und starrte zu Boden.
„Lüg mich nicht an Phil, meine Mutter ist mit ihrem Vater zusammen ich bekomme viel mit. Ich weiß das ihr Streit habt und hattet.Wo liegt das Problem?“, fragte sie Zuckersüß.
Ihre schmalen Finger krallten sich in meine Nackenhaare und ihr Atem hauchte mir ins Gesicht.
„Ich weiß es nicht, sie hat sich einfach verändert“, brummte ich undeutlich.
„Verändert? Für mich sieht es eher danach aus ,dass sie sich in dich verknallte hat“.
„Vivi in mich verliebt?“, das war so was von dumm.
Meine beste Freundin würde sich doch nicht in mich verlieben.
Wir hatten als Kinder zusammen nackt gebadet und wenn sie jetzt in mich verliebt wäre..
Nein das konnte nicht sein.
„Laber kein Quatsch“, hauchte ich abfällig und sah mich um.
Wir saßen in der großen Pausenhalle und mit uns waren noch andere zwanzig Schüler hier.
Meine besten Kumpel, Marcel und John. Eigentlich gehörte Paul auch dazu doch hatte er sich von mir entfernt, genau wie Vivi.
Die beiden hatten eh miteinander rum gemacht also …
„Ich Laber keinen Quatsch, ist es dir noch nie aufgefallen wie sie dich immer anstarrt. Oder wie eifersüchtig sie auf mich ist?!“.
„Schon...doch eifersüchtig war sie schon immer“, brummte ich.
„So eifersüchtig das ihr keinen Kontakt mehr habt?!“, hackte Rony nach.
„Nein“, gab ich ganz leise zu.Ich hatte meinen Kopf gesenkt, sodass mir mein orangefarbenes Haar mir in die Augen fiel.
„Siehst du sie ist in dich verliebt. Ich will nicht das du deine beste Freundin verlierst also rede mit ihr. Sag ihr das du weißt das sie in dich ist und das du mit mir zusammen bist“, trällerte Rony und drückte mir einen Kuss auf die Wange.
Sollte ich das wirklich machen?
Ein lautes Klingel ertönte.
„Oh es ist schon Pause, das ging aber schnell“, sagte Rony und warf sich ihre Tasche um die Schultern.
Langsam stand ich auf und packte mein Buch in meinen Rucksack, lächelte halbherzig zu Rony.
„So ich werde jetzt einmal zu Tascha gehen ,wir müssen noch etwas besprechen. Wir machen ja jeden Donnerstag unseren Beautyday“, kicherte sie und stellte sie auch die Zehenspitzen.
Sie sah mir einige Sekunden in meine Augen bevor sie ihre Arme um meinen Nacken schlang und ihre Lippen fordernd auf meine legte.Unter ihren Lippen seufze ich und erwiderte ihren Kuss kurz, mit einem zufriedenem Lächeln sah sie mich an.
Ich wusste nicht warum doch veränderte sich ihr Gesicht , ihre Augen wurden blau-grün und ihr Gesicht ein wenig schmaler.
Ihre Haare dunkler und strubeliger.
Erschrocken riss ich die Augen auf und fasste mir an die Stirn.
„Was ist Phil?“, fragte Rony mich .
Schnell sah ich wieder zu ihr, normal.
Braune Augen, rundes Gesicht und etwas hellers braunes Haar.
„Nichts nichts, geh du mal lieber Tascha suchen“, sagte ich tonlos.
Kurz zog Rony ihre Stirn in Falten, bis sie sich schließlich doch umdrehte und davon ging.
Laut seufze ich und fuhr mir durch die Haare.
„Alter!“, rief Marcel genau hinter mir.
Schnell fuhr ich herum und starrte ihn an.
Markantes Gesicht, dunkelblaue Augen und blondes Haar das er er unter einer grauen Mütze gesteckt hatte.
Seine schmalen Lippen waren zu einem breiten Grinsen gezogen.
„Hi!“, begrüßte ich ihn und klatschte mit ihm ein.
„Kommst du mit auf den Schulhof?“, fragte er und drehte sich schon um.
„Klar!“, schnell nahm ich meinen Rucksack und lief neben Marcel her.
Auf dem Schulhof stellten wir uns zu unserer großen Gruppe , wir laberten über Gott und die Welt bis mich schließlich Paul etwas fragte.
„Weißt du wo Vivi ist?“.
„Ähm...nein“, stammelte ich und fuhr mir wieder durch die Haare.
Es war ein komisches Gefühl seit langen mal wieder mit Paul zu reden.
„Ach ja stimmt. Du und Vivi seit keine best Friends mehr. Zu schade aber ich kann dir eins sagen, Vivis Lippen sind die gailsten die ich je geküsst habe“, blabberte er und grinste mich süffisant an.
Wut brodelte in mir auf.
Ohne es zu registrieren ging ich zu ihm und packte ihm am Pullover.
Ängstlich starrte Paul mich an, seine Augen waren weit aufgerissen. Doch zog er sie zu kleinen Schlitzen zusammen und er fing an zu lachen, alle um uns herum waren verstummt.
„Ich wusste es doch!“, lachte er und brach erneut in einem Schwall Gelächter aus.
Laut knirschte ich mit den Zähnen und packte ihn fester. Sofort verstummte Paul, er war nicht gerade durch trainiert und eine kleine Lusche.
„Phil lass ihn runter!“, brüllte Marcel und legte mir eine Hand auf die Schulter.
Verwundert sah ich an Paul hinunter, seine Füße berührten wahrhaftig den Boden nicht mehr.
Verwirrt über meine Wut und Kraft ließ ich Paul fallen ,dieser fiel hart auf den Boden.
Mit großen Augen starrte er mich daher an.
Ich schnalzte mit der Zunge, drehte mich um und ging davon.
Keiner lief mir nach, wahrscheinlich hatten sie jetzt Angst vor mir.
War auch gut so ich wollte jetzt keinen sehen.
Mit schnellen Schritten verließ ich das Schulgebäude, die Straße hinunter und starrte nur zu Boden.
Vögel zwitscherten und die Sonne schien vom Himmel, es war eigenartig gestern war es noch so verregnet doch jetzt Sonnenschein pur.
Mit dem Blick auf den Boden ging ich die Straßen entlang und bog da oder hier mal ein.
Es war mir egal wohin ich gehe Hauptsache weg von diesen ganzen Pennern.
Die Worte von Rony und Paul hallten in meinen Ohren wieder.

Vivis Lippen sind die gailsten die ich je geküsst habe.
Sie ist in dich verliebt.


Heftig schüttelte ich meinen Kopf, Nein , Nein!
Das war alles Quatsch! Vivi war nicht in mich verliebt und was regte mich das auf, dass Paul Vivi geküsst hatte?!
Es war doch alles nur Unsinn.
Langsam schaute ich auf, erschrocken riss ich meine Augen auf.
Dieses Haus.
Vivis Haus.
Ich starrte einige Minuten einfach nur die Eingangstür an, ein eigenartiges Gefühl kam in mir auf .
Ich wollte zur Tür gehen und klingeln, sie sehen, ihre Stimme hören.
Mit ihr alles klären.

Sag ihr das du weißt das sie in dich ist und das du mit mir zusammen bist
Hallten mir Rony Worte im Kopf.


Hart schluckte ich und ging zur Tür, vorsichtig drückte ich mit dem Daumen auf das Klingelschild.
Im Inneren des Hauses rührte sich etwas, stolpern und poltern war zu hören.
Bis ein leises Fluchen ertönte.
Dann wurde die Tür aufgerissen und sie stand vor mir, Vivi.
Ihre dunkelbraunen Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz, diese wunderbaren blau-grünen Augen mit Wimperntusche umrahmt und ihre Kleidung, typisch sie.
Eine Boyfriend Jeans und ein Top.
Ein Lächeln umspielte einfach meine Lippen, ich konnte es nicht kontrollieren.
„Was willst du ?“, fragte sie schroff.
Sofort verlor ich mein Lächeln und sah dumm aus der Wäsche, es war mir schon klar gewesen das sie so reagierte.
Nach dem was ich alles zu ihr gesagt hatte.
„Hi!“, stammelte ich verunsichert und fuhr mir durch die Haare.
Was wollte ich eigentlich hier?!
„Was willst du hier?“, wiederholte sie und lehnte sich gegen die Tür.
„Ich wollte mit dir reden“, nuschelte ich.
„Reden?!Denkst du nicht wir haben schon genug geredet?“.
„Nein, lässt du mich bitte rein?!“.
„Ich dachte ich wäre eine Lügnerin, also warum soll ich dich herein lassen?!“, hackte sie bissig nach.
Oke das würde schwerer werden als ich dachte.
Ohne auf sie zu achten, ging ich an ihr vorbei ins Wohnzimmer dort setzte ich mich auf das Sofa und wartete auf sie.
Laut schlug die Tür zu und sie kam Zähne knirschend zu mir.
Mit einem mal ließ sie sich neben mir auf das Sofa fallen und verschränkte die Arme vor der Brust.
„So dann rede mal“, sagte sie und schaute mich streng an.
„Also...“, setzte ich an und starrte in ihre Augen.
Warum konnte ich mich nicht auf das konzentrieren was ich sagen wollte?!
Erde an Phil!!!
Hallo?
„Ja?“, hackte sie nach und runzelte ihre kleine Stirn.
„Ähm also... ich wollte mich entschuldigen“, fing ich an.
„Entschuldigen?“
„Ja, es war scheiße was ich gestern gesagt habe. Ich verstehe jetzt warum du so geworden bist“.
„So geworden?“, fragte sie giftig.
„Mhmm...“,brummte ich.
Hatte ich schon wieder etwas falsches gesagt?!
„Und warum bin ich deiner Ansicht so geworden?!“.
„Weil...“, setzte ich an und verstummte, sollte ich es ihr wirklich sagen was Rony mir gesagt hatte?
„Weil?!“.
„Weil du in mich verliebt bist!“, sagte ich so schnell das die Wörter sich schon in einander verhakten.
Meine Herz schlug beunruhigend unregelmäßig in meiner Brust.
Es war Stille, Vivi sagte nichts.
Verwirrt sah ich unter meine Haare hervor, sie starrte einfach auf den Teppich. Die Hände zu Fäusten geballt.
„Vivi?“, fragte ich zaghaft nach.
Nichts, sie rührte sich nicht. War sie zu einer Statur geworden?!
Und dann...
ihr liefen die Tränen die Wangen hinunter. Langsam lief jede einzelne Träne den langen Weg von ihren Augen bis zu ihrem Kinn.
Fast jede Sekunde tropfte eine Perle auf ihre Jeans. Dort verfärbte sich der helle Stoff dunkel.
Meine Hände fingen an zu zittern, wann hatte Vivi das letzte mal vor mir geweint?!
Als sie sechs war?!
„Vivi?“.
„Halt die Klappe! Wie kommst du auf die Idee das ich in dich verliebt bin?“, brüllte sie und schlug mit ihren Fäusten auf ihre Knie.
„Rony hat mir das gesagt“, gab ich leise zu.
Sofort sprang sie auf und stellte sich vor mir.
Ihre Augen brannten hinter der dicken Tränenschicht.
„Rony Rony Rony. Sie weiß nichts von mir, diese kleine Schlampe. Wegen ihr haben wir diese ganze Scheiße überhaupt. Weißt du was deine ach so perfekte Freundin mir gedroht hat?“, schrie sie wütend.
Erstaunlich das sie mit diesen Tränen in den Augen so böse aussehen konnte.
„Drohen?“, wiederholte ich ihr letztes Wort.
„Ja drohen, es war nach unserem Streit auf dem Schulhof.Sie kam zu mir und sagte mir das ich mich von dir fernhalten solle, sonst würde ihre Mutter mit meinem Vater Schluss machen!“.
„Das hat sie nicht“, brüllte nun auch ich.
Ich wusste nicht warum aber immer wenn Vivi laut wurde, wurde ich es auch.
„Doch das hat sie, siehst du nicht was sie gemacht hat ? Sie hat dich so umgedreht das du mir nicht einmal mehr glaubst“.
„Ich glaube dir nicht weil es Quatsch ist“.
Wütend stand ich auf und atmete Stoß weise. Sie war kleiner als ich, doch konnte ich sie mir genau in die Augen starren.
Unsere Körper waren nur wenige Zentimeter von einander entfernt, man spürte die Spannung zwischen uns.
„Das ist es nicht! Ich würde nie den Kontakt zu dir, meinem besten Freund abbrechen, aber wenn es um meinem Vater geht dann... geht das leider nur so“, flüsterte sie und die Tränen fließen weiter.
„Vivi...“, hauchte ich.
Die Wut war verschwunden, Sekunden schnell.
Wie eine Seifenblase war sie geplatzt.
Wieder sagte niemand was, das einzige Geräusch war mein laut schlagendes Herz.
„Sie ist eine Schlange!“, schluchze Vivi vor mir.
Ihr ganzer Körper zitterte stark, ihre Hände noch immer zu Fäusten geballt.
Man war das alles scheiße, ich fühlte mich so schlecht das sie weinte. Wegen mir.
Ich konnte das nicht ansehen, es stach in meinem Herzen.
„Es tut mir leid“, stammelte ich.
„Es tut

m

ir leid“, sagte sie und atmete hör bar auf.
Auf ihrem Gesicht ruhten einige ihrer Tränen, eine auf ihrer Wange, einige auf ihrem Kinn und genau eine auf ihren geschwunden Lippen.
Laut schluckte ich, langsam neigte ich meinen Gesicht zu ihren. Ihr süßer Atem blies mir ins Gesicht, dieser Duft...
Genüsslich zog ich ihn durch meine Nase ein, Vanille und Rosen.
Vorsichtig legte ich meine Lippen auf ihre Wange, sie hatte sich verkrampft und stand einfach da.
Kurz berührten mein Lippen ihre erwärmte Wange, den salzige Tropfen schmeckte ich .
Ihre Träne.
Genau so langsam löste ich mich wieder von ihr, sie hatte die Augen geschlossen und den Mund leicht geöffnet.
Dann schauten mich wieder grün schimmernde Augen an, sie waren noch glasig doch nicht mehr mit Wut gefüllt.
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, sie hatte mir verziehen.
„Danke!“, hauchte ich und lächelte zurück.
Sie sagte nichts.
Mit einem Zwinkern und einem Boxschlag gegen meinen rechten Arm zeigte sie mir das sie wieder die alte war.
„Puhhh!“, stieß ich hervor und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
„Ich muss wieder los!“, sagte ich und sah sie an.
„In Ordnung“, flüsterte sie und brachte mich zur Tür, kurz lächelte sie mich an zu bevor sie die Tür schloss.
Laut atmete ich aus, alles war wieder in Butter.
Zum Glück.
Ich wollte gehen doch ließen mich meine Füße nicht sie waren wie fest geklebt, ich konnte mich nur umdrehen.
Gerade erblickte ich die Tür wieder als diese auch schon aufging.
Vivi stand vor mir und ihre Wangen hatten sich leicht rot gefärbt.
„Ich...“, stammelte sie.
„Du“.
„Tschüss!“, sagte sie und hielt mir die Hand hin.
Diese nahm ich in meine und schüttelte sie.
„Auf Wiedersehen“, flüsterte ich und blickte ihr in die Augen.Langsam ließ sie meine Hand los, lächelte ein letztes mal und schloss die Tür.

-9-

Vivis Sicht



Der Morgen war absolut der Horror gewesen, Ivy war schwanger und mir war schrecklich langweilig.Ich saß gerade im Wohnzimmer und schaute Fern als es an der Tür klingelte, verwirrt ging ich zur Tür und stieß dabei eine Vase um. Mit Wut in der Magengrube stieß ich die Tür auf und starrte in grüne Augen.
Phil musterte mich von oben bis unten, was wollte er bloß hier ?!
Konnte er mich nicht in Ruhe leiden lassen?!
„Was willst du ?“, fragte ich ihn schroff , ohne jegliche Freundlichkeit.
Er hatte ein dickes Grinsen im Gesicht gehabt, was er aber verlor als ich ihn wütend anblitze.
Es war doch Schule, also was machte er hier ?!
„Hi!“, bracht er endlich hervor und fuhr sich durch seine orangefarbenen Haare. Die ihm so unglaublich süß wieder zurück ins Gesicht fie...
Vivi!
Ermahnte ich mich selber schnell und lehnte mich gegen die Tür.
„Was willst du hier ?“, wiederholte ich mich und wirkte hoffentlich genervt.
„Ich wollte mit dir reden“.
„Reden?!Denkst du nicht wir haben schon genug geredet?“.
Kurz zuckte er mit den Achseln.
„Nein, lässt du mich bitte rein?“, hackte er nach. Für einen Milimoment umspielte ein Lächeln meine Lippen, so selbstsicher wie immer der alte Phil.
„Ich dachte ich wäre eine Lügnerin, also warum soll ich dich herein lassen?!“, sagte ich bissig und unterdrückte den Drang los zu schreien.
Doch als er einfach an mir vorbei ging und sich zum Wohnzimmer begab, wurde dieser Drang noch größer und größer.
Mit voller Wucht schlug ich die Tür zu und folgte ihm Zähne knirschend , ich hoffte sehr er würde meine Wut spüren. Mit einem mal ließ ich mich auf das Sofa fallen und verschränkte bockig die Arme vor der Brust.
„So dann rede mal“.
„Also...“, fing er an aber brach ab. Sein Blick ruhte auf meinen Augen, unsere Blicke trafen sich.
„Ja ?“, fragte ich schließlich na , da er nichts mehr sagte.
„Ähm also... ich wollte mich entschuldigen“.
„Entschuldigen?“.
„Ja, es war scheiße was ich gestern gesagt habe. Ich verstehe jetzt warum du so geworden bist“, nuschelte er und blickte nun auf seine langen Finger.
Wut, Übelkeit strömte in mir auf. So geworden war ?!
Was meinte er den damit?
„So geworden?“, hackte ich bissig nach.
„Mhmm...“, mehr sagte er nicht, oder eher gesagt, mehr brummte er nicht.
„Und warum bin ich deiner Ansicht so geworden?!“.
„Weil...“, fing er schon wieder an aber verstummte abermals.
„Weil?“, half ich ihm auf die Sprünge.
„Weil du in mich verliebt bist!“,sagte er und verhaspelte sich beinah dabei.
Eine Kanone mit voller Kraft schlug in mich ein. Mein Herz zerriss in zwei Hälften und doch war mein Plus so schnell wie noch nie.
Hatte er gerade wirklich das gesagt, was ich dachte?
Langsam hatte ich meine Hände zu Fäusten geballt , meine Gelenke wurden weiß. Der starre Blick auf dem Teppich ließ die Situation und die Worte von ihm sich nicht ändern.
„Vivi?“, fragte er so zaghaft nach das es sich so an hörte wie ein hauchen.
Ich wollte nicht doch konnte ich es nicht unterdrücken, mir liefen meine verdammten Tränen über die Wangen. Phil wusste das ich in ihn verliebt war und jetzt würde einfach alles in die Brüche gehen, der letzte Funken unser Freundschaft würde kaputt gehen, erlischen.
Wieder sprach er meinen Namen aus, doch dieses mal sichtlich nervös-oder-unsicher.
„Halt die Klappe! Wie kommst du auf die Idee das ich in dich verliebt bin?“,schrie ich ihn an und schlug meine Fäuste auf meine Knie. Ein stechender Schmerz durchzuckte die Stelle kurz doch verblasste wieder schnell.
„Rony hat mir das gesagt“, flüsterte er. Jetzt sah ich Rot.
Schnell sprang ich auf und stellte mich genau vor ihn, er war beim sitzen so viel kleiner als ich. Sodass ich das Gefühl hatte, als sei ich mächtiger, stärker, fester als er.
„Rony Rony Rony. Sie weiß nichts von mir, diese kleine Schlampe. Wegen ihr haben wir diese ganze Scheiße überhaupt. Weißt du was deine ach so perfekte Freundin mir gedroht hat?“, schrie ich weiter und wurde um meine Sicht gebracht,da meine Tränen nun einen Schleier vor meinen Augen bildeten.
„Drohen?“.
„Ja drohen, es war nach unserem Streit auf dem Schulhof.Sie kam zu mir und sagte mir das ich mich von dir fernhalten solle, sonst würde ihre Mutter mit meinem Vater Schluss machen!“.
„Das hat sie nicht“,brüllte nun auf Phil. Es war schon immer so gewesen, bei jedem unsere Streits wurde ich laut wurde er es auch und umgedreht genau so.
„Doch das hat sie, siehst du nicht was sie gemacht hat ? Sie hat dich so umgedreht das du mir nicht einmal mehr glaubst“, probierte ich ihn zu überzeugen.
„Ich glaube dir nicht weil es Quatsch ist“, schrie er.
Verteidigte er die Schlampe, namens Rony ,gerade wirklich?!
Er stand auf und blies mir sein Atem ins Gesicht, er war größer, keine Frage. Doch hatte ich meinen Kopf in den Nacken gelegt und er schaute nach unten. Unsere Blicke töteten uns gegenseitig und eine unglaubliche Spannung herrschte zwischen unseren Körper die nur wenige Zentimeter von einander weg standen.
„Das ist es nicht! Ich würde nie den Kontakt zu dir, meinem besten Freund abbrechen, aber wenn es um meinem Vater geht dann... geht das leider nur so“, hauchte ich tonlos.
Wie konnte er nur denken das ich von selbst unsere Freundschaft zerstörte, dass ich ihn, meinen Phil, so zur Seite schoben würde.
„Vivi!“, hauchte er nun ebenfalls , danach entstand Stille.
Eine unerträgliche Stille, doch war sie besser als das Gebrüll.
„Es tut mir leid“, sagte er schließlich und in seinen Augen funkelte es auf.
„Es tut mir leid“, ich betonte das mir, da ich ja eigentlich an allem schuld war.
Ich hatte es geschafft und weinte nicht mehr , doch lagen noch ein paar Tränen auf meinem Gesicht. Phil starrte sie an, die einzelnen Tropfen und neigte schließlich sein Gesicht zu mir.Mein Herz fing an schneller zu schlagen und das Blut rauschte mir in den Ohren.
Ganz langsam legte er seine weichen warmen Lippen auf meiner Wange, die Haut brannte sofort nach seiner Berührung.
Ich hatte die Augen geschlossen als er wieder seinen Lippen von meiner Haut nahm, langsam schlug ich die Augen auf und sah in seine grünen Augen. Die mir heute intensiv grün erschienen.
Keine Ahnung warum doch hatte ich ihm verziehen, alleine die Tatsache das er mir einen Kuss geschenkte hatte ( sei es auch auf der Wange), hatte mein Herz sich öffnen lassen.
Leicht lächelte ich.
„Danke“, sagte er und erwiderte mein Lächeln.
Ich merkte wie sich seine Anspannung legte, kurz zwinkerte ich ihm zu und boxte ihm gegen den Oberarm.
Es hatte mir viel Kraft gekostet so zu reagieren, doch war es doch besser so auseinander zu gehen als im Streit...
oder?!
Ich wusste das ich Phil „verlassen“ musste, ich wollte meinem Vater sein Glück nicht kaputt machen. Nicht sein neu gewonnenes Glück.
Laut stieß er Luft hervor und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, wie lange hatte er das nicht mehr gemacht!?
„Ich muss wieder los“, sagte er und sah zu mir runter.
„In Ordnung!“, gab ich zurück und brachte ihn zur Tür, nachdem er hinter der weißen Tür verschwunden war atmete ich hörbar aus und ging mit hängenden Schultern in Richtung des Wohnzimmers.
Fest kniff ich mir in den Nasenrücken, ich musste ihn verlassen, verletzten, alleine lassen.
Ohne es zu realisieren rannte ich zurück und riss die Tür auf, fassungslos erstarrte ich als ich ihn da sah.
Er stand mit dem Gesicht zu mir , die Röte stieg mir langsam und hinterlistig in die Wangen.
„Ich...“, stotterte ich.
„Du“, sagte er und sah mich neugierig an.
„Tschüss!“, hauchte ich schnell und hielt ihm die Hand hin, dieser nahm er und lächelte unwiderstehlich.
„Auf Wiedersehen“, sagte er. Langsam , schon fast in Zeitlupe ließ ich seine Hand los und schloss die Tür.
Ich ließ mich mit dem Rücken gegen die Tür, auf den Boden sinken.

-10-

Der Tag war angebrochen und ich machte mich langsam und mit hängenden Schultern auf dem Weg zur Schule. Ich war wieder mit Phil im Ganzen doch konnte ich meine Gefühle nicht einfach abstellen, dafür brauchte ich Zeit.
Er wusste jetzt das ich in ihn war....oder hatte er zu mindestens die Vorahnung.
Ich musste mich einfach auf andere Sachen konzentrieren und meine Gefühle für Phil in den Hintergrund schieben, es war besser für unsere Freundschaft .
Müde setzte ich mich auf die Bank unter der Fichte, die Blätter fielen schon vereinzelt hinunter, der Herbst kam.
Schnell zog ich meine schwarze Jacke ganz hoch und schaute mich um, Phil stand bei seinen Freunden,die eigenartig nervös in seiner Gegenwart aussahen.
Rony stand bei ihren Freundinnen, wie ich es erwartet hatte war sie jetzt mit Tascha und den anderen befreundet.
Da ist gestern Abend noch einmal mit Ivy telefoniert hatte, wusste ich das sie morgen erst wieder in die Schule käme.
Ihre Mutter war noch ziemlich geschockt darüber das Ivy schwanger war, beide wussten noch nicht ob Ivy abtreiben sollte oder nicht.
Leise seufze ich und fuhr mir durch meine Haare, ich hatte sie locker zu einem Pferdeschwanz gebunden doch fiel mir einige Haarbüschel ins Gesicht.
Mit dem Fuß strich ich kleine Kreise in auf dem Boden, kleine Steinchen rollten unter meiner Schuhsohle.
„Na Vivi wie geht es dir?“, fragte mich jemand neben mir.
Schnell sah ich auf und begann zu lächeln.
„Gut und dir Leon?!“, fragte ich nach und musterte ihn aufmerksam. Er setzte sich neben mich und spielte mit einer meiner Strähnen herum.
„Danke auch gut“, nuschelte er.
Moment mal...
„Warum bist du hier? Ist heute nicht Uni?“.
„Schon aber in die ersten Vorlesungen brauch ich nicht gehen, also dachte ich mir besuche ich doch die liebe Vivi“.
„Cool, nur habe ich gleich Unterricht“, brummte ich und merkte die Blicke der anderen auf uns.
Sie waren noch alle wie kleine Kinder, ein Neuer unbekannter Mann war auf der Schule und schon wurde gegafft.
„Ist schon okay, ich wollte dich eh nur fragen wie es mit Phil geht“, hackte er nach und ließ die Strähne los und strich sie mir hinter mein Ohr.
„Ach, wir haben uns wieder....vertragen wenn man es so sagen kann“, gab ich zu und blickte in seine wunderschönen Augen.
„Wow...das ist toll“, das klang nicht begeistert.
Er hatte sich verkrampft ,dass spürte sogar ein naives Ding.
„Du klingst aber nicht so froh“.
„Es ist so... ich fand es nicht schlimm deinen Freund zu spielen“, brummte er und starrte auf den Boden.
„Und das hast du auch super gemacht, Dankeschön“, bedankte ich mich und drückte ihm einen dicken Kuss auf die Wange.
Sein Kiefer spannte sich an, seine Augen waren aufgerissen.
Langsam stieß ich Luft durch meine Nase und legte ihm eine Hand auf den Oberschenkel.
„Was ist los Leon?“, fragte ich scharf nach.
„Nichts“.
„Ach laber keine Scheiße, was ist los Leon?“, fragte ich drängend.
„Es ist so....“, setzte er an wurde aber von der lauten Schulklingel unterbrochen. Entschuldigend sah ich ihn an und sprang auf.
„Es tut mir leid, ich muss los. Aber sag es mir später, ja?“, noch einen letzten Blick warf ich auf ihn und drückte ihm noch einen Kuss auf die Wange.Dann drehte ich mich um und lief in die Schule.
Leon sah nicht glücklich aus, er war verkrampft und angespannt, ob......
Nein!
Ich schob meine Gedanken zur Seite und betrat den Kunstraum ,dort stellte ich mich an meine Leinwand starrte an ihr gekonnt vorbei.
Unsere Lehrerin , Frau Mauser, erklärte uns unsere Aufgabe die darin bestand ein Bild nach unserer Wahl zu malen. Es soll aber einen besonderem Moment, Ort oder was auch immer im unseren Leben darstellen.
Mit einem kurzen Nicken nahm ich mir Farbe und Pinsel und begann mein Meisterwerk zu malen.
Nach knapp dreißig Minuten kam Frau Mauser zu mir, mit kritischem Blick sah sie mein Bild an und fing schließlich laut Hals an zu lachen.
„Vivian, was soll das darstellen?“, fragte sie unter ihrem lauten spitzen Lachen.Verärgert schob ich die Unterlippe vor und runzelte die Stirn. Mein Bild war doch zu erkennen.
„Das ist eine Autobahn“, gab ich zurück .
Ich hatte einen grauen Streifen mit Autos von oben gemalt, eindeutig eine Autobahn.
„Und was war das für ein besonderes Ereignis?“, hackte sie nach und legte mir eine Hand auf die Schulter.
„Nun ja, also das war als ich fünf war. Wir sind nach Italien gefahren und ich musste so dringend auf die Toilette, doch mein Vater wollte nicht anhalten. Da habe ich mir dann das erste mal in die Hose gepinkelt, ich fand diesen Moment besonders“.
Jetzt fing sie erst richtig an zu lachen, Frau Mauser hielt sich den Bauch und ihr rollten kleine Tränen die Wangen hinunter. Da sie so laut lachte waren alle Mitschüler aufmerksam geworden und kamen um mein Bild zu begutachten.
Nach gefühlten drei Stunden hatte sich Frau Mauser wieder beruhigt und lächelte mich dick an.
„Sehr schön, Vivian“, kicherte sie und ging zu dem nächsten Schüler.
Beleidigt warf ich den Pinsel in einen Becher und ließ mich auf einen Stuhl fallen, was für eine Unverschämtheit.
Das Bild war schön gewesen.
„Hast du wirklich die Autobahn gemalt?“, riss mich eine Stimme aus den Mordgedanken von Frau Mauser heraus.
Neben mir stand Phil der mein Bild mit einem Schmunzeln betrachtete.
„Ja....“,brummte ich und stand auf. Lässig und doch angespannt stellte ich mich neben ihm und legte ihm den Ellbogen auf die Schulter.
Was mir nicht wirklich gelang, da er riesig war.
„Bist du noch mehr gewachsen, Phil?“, fragte ich und probierte auf Zehnspitzen so groß zu sein wie er.
Keine Chance.
„Nein du bist wohl geschrumpft, alte Frau“.
Lachend schlug ich ihm gegen den Arm, aber es war für mich ein Schlag ins Herz.
Ich konnte das einfach noch nicht, ihn einfach so berühren ohne an etwas anderes zu denken als nur Freundschaft.
Aber das wollte er nur, Freundschaft.
Er war mit Rony, der Schlampe, zusammen und so würde das auch bleiben.
„Aber eins musst du mir sagen ,Phil“, sagte ich ernst und sah in seine wunderschönen grünen Augen.
„Ja?“.
„Wie ist das Wetter da oben?“.
Schnell zog sich ein Mundwinkel von ihm nach hoch und er neigte sein Kopf runter, drückte mir seine Lippen auf mein Haar .
Stechen, Brennen.
Mein Herz wurde zu winzigen Krümmel, wie in einer leeren Keksdose.
„Es tut gut, wieder dich bei mir zu haben“, nuschelte er als seinen Lippen von meinem Haar waren.
„Ja...gut“, hauchte ich fast unhörbar.
Da Rony nicht in diesem Kunstunterricht war, hatte ich das erste mal wieder das Gefühl als sei ich unbeobachtet. Doch spürte ich einen harten Blick auf mir ruhen, der belustigend zu gleich war.
„Hey Phil? Warum haben deine Kumpels Angst vor dir?“.
Verwirrt sah er auf mich hinunter, seine Pupillen waren größer.
„Wie meinst du das?“, fragte er unsicher.
„Na sie sind so angespannt in deiner Gegenwart.Ist irgendwie komisch“.
„Ist mir noch nicht aufgefallen“, brummte er und ich merkte dass das nicht die Wahrheit war.
Mit einem kleinem Schulterzucken ging ich an ihm vorbei zu seiner Staffelei. Ich erstarrte als ich sein Bild sah, erstens weil ich nicht wusste das Phil ein so begabter Maler war und zweitens weil ich den Ort auf dem Bild nur zu gut kannte.
Ich hätte gedacht das er den See malt, weil er Rony dort zum ersten mal geküsst hatte, doch nein.
Es war....
„Der alte Spielplatz“, flüsterte ich und spürte seine Anwesenheit.
„Ja, ich habe ihn gemalt....da wir unsere Kindheit dort verbracht haben und schließlich dort wieder zueinander gefunden haben“, flüsterte er zurück .
Sein Atem blies mir in den Nacken, die Haare auf meinen Armen stellten sich auf.
Wie sich seine Worte angehört hatten - zueinander gefunden hatten.-
So als ob wir ein Paar wären.
Nein Vivi!
Phil ist mit Rony zusammen.
„Ich wusste nicht das du malen kannst“.
„Ein verborgenes Talent, ich wusste es vor kurzem auch noch nicht“, gab er zurück und strich mir mit einem Finger den Nacken entlang.
Wow!
Das war keine freundschaftliche Geste mehr, eindeutig Nein.Das war eine Sache, die man nur machte wenn man ein Paar war.
Schnell drehte ich mich um und starrte ihm in die Augen, sie funkelten und blitzen kurz in einem Gelbstich auf.
Ich schüttelte den Kopf, musste wieder in die Realität.Das war alles doch nur ein Traum, gleich würde ich aufwachen und in meinem Bett liegen. Die Decke bis zu beiden Ohren gezogen.
Noch mit dem Blick auf seine Augen, öffnete ich den Mund, schloss ihn wieder und öffnete ihn abermals.
„Kannst du mich bitte zwicken?“.
„Was?“.
„Mach es einfach“,langsam löste ich meinen Blick von ihm und fuhr mit den Augen seine Lippen nach.
Dieser Spannung, dieser Elektrizität.
Kaum merklich hatten sich seine langen Finger an mein Arm gelegt, zogen Haut hoch und kniffen herein.
„Au! ….Danke“, sagte ich wieder normal und drehte mich um. Mit einem warmen und unglaublichem Gefühl in der Magengrube ging ich zurück zu meiner Leinwand. Nahm mir einen Pinsel und malte ein weiteres Auto auf die Fahrbahn

Mein Bauch kribbelte noch immer heftig als ich mich auf mein Bett fallen ließ.Da war etwas in Kunst gewesen, ich hatte es deutlich gespürt. Es war wieder diese Vertrautheit, doch war es wiederum so viel mehr.
„Vivi hast du hunger?“, rief mich mein Vater .
„Ja, ich komme schon!“, schrie ich zurück und stand auf. In meinem Kopf drehte sich alles, das war falsch.
Mehr als Falsch, es war verboten.
Schnell ging ich in die Küche und blieb vor meinem Dad stehen, er sah beschlagen aus. So traurig.
„Was wollen wir den essen?“, fragte ich nach und sah ihm in die Augen.
„Pizza?“.
„In Ordnung....du Dad? Was ist los?“, hackte ich zaghaft nach , er hatte die Schultern locker am hängen und seine Augen sahen eigenartig abwesend aus.
„Vivi es ist nichts. Nur ich habe Bedenken“, gab er leise zu und setzte sich auf einen Stuhl.
„Was für Bedenken?“.
„Wegen Anna und dir....na ja eher gesagt wegen dir und Rony“.
„Oh...“, stieß ich lautlos hervor und setzte mich ihm gegenüber.
„Was genau?“.
„Ich sehe wie du auf Anna und Rony reagierst und ich möchte nicht das du dich von mir entfernst. Du bist meine Tochter und ich liebe dich. Ich kann es nicht zulassen das sich Personen in unsere Familiensituation einmischen und uns so auseinander bringen“.
Geschockt über diese Aussage starrte ich ihn einfach nur an.
„Anna hat mir ein Ultimatum gesetzt das ich nicht erfüllen werde“.
„Dad ich liebe dich auch sehr aber ich will nicht das du wegen mir dein neues Glück wegwirfst“, sagte ich schnell bevor er etwas erwidern konnte.
Leise seufze er und kratze sich an seinen Bartstoppeln.
Ein kleines kehliges Kratzen erfüllte den Raum, sonst war Stille.
„Wenn ich dir sage was Anna mir gesagt hast, wirst du darüber anders denken“, flüsterte er.
Leicht legte ich ihm meine Hand auf seine, seine Finger verkrampften sich.
„Was hat sie gesagt?“.
„Sie will das du ausziehst, sie will dich nicht hier im Haus haben wenn sie hier lebt“.
„Wie bitte?“, brachte ich stammelnd hervor.
Diese Schlange, Anna war wie Rony. Natürlich!
Woher sollte Rony sonst diese Angewohnheit haben ,Glück zu zerstören?!
Wieder Schweigen.
„Und du hast gesagt dass du das nicht willst...?!“, hackte ich nach.
Schnell nickte er und sah endlich von unseren Händen auf, seine Augen sahen müde aus.
„Ich habe Schluss gemacht, ich kann keine Frau lieben die meine Tochter nicht akzeptiert“.
„Aber...“
„Kein Aber mein Schatz. Anna ist Geschichte“. Er wusste es nicht aber macht er mir mit diesen Worten die größte Freude. Er ließ mein Herz im Dreieck springen.
Ich konnte mein Glück kaum fassen, ich würde Rony hier nie wieder sehen und Anna ebenso wenig.
Rony hätte kein Mittel um mich zu erpressen. Sie war machtlos.
Ohne das ich es realisierte sprang ich auf und setzte mich auf seinen Schoss. Schloss die Hände hinter seinem Nacken und drückte ihm ein Kuss auf die Wange.
„Danke Dad!“, hauchte ich und lehnte meinen Kopf an seine Brust wie ein kleines Mädchen.
„Meine Vivi“, flüsterte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
Es war wirklich wahr, Rony stand mir nicht mehr im Weg.
Na ja, fast.
Sie stand mir nur noch in einer Sache im Weg, Phil.
„Es tut mir leid, dass du wegen mir Anna aufgeben hast. Aber eins sage ich dir, so einem heißen Mann wie dir kann keiner Frau widerstehen. Mach dir keine Sorgen du wirst deine große Liebe schon finden“.
„Das ist lieb...Vivi? Heute hat schon öfter so ein Leon angerufen, er wollte dich dringend sprechen“.
Schnell löste ich meinen Kopf von seiner Brust und sah ihn mit großen Augen an.
„Ach ja?“.
„Mhmm.... er klang irgendwie bedrückt“.
„Gut , dann werde ich ihn gleich anrufen“, sagte ich und stand auf.
Gerade wollte ich zu meinem Zimmer gehen und Leon von meinem Hnady aus anrufen als es an der Tür klingelte.
Mit einem kleinen Stöhnen öffnete ich sie und erstarrte von neuem.
Schwarze Haare, graue Augen und ein unsicheres Lächeln auf den Lippen.
„Leon ich wollte dich gerade anrufen“, sagte ich und zeigte mit dem Daumen hinter mich.
Leicht war mein Kopf in die Richtung meines Zimmers gedreht, als sich schmale Hände unter mein Kinn legten und es gerade zogen. Alles geschah so schnell.
Mein Herz fing an zu rasen, das Blut rauschte mir in den Ohren. Es war so als wüsste mein Körper was jetzt passieren würde.
Sein Blick lag intensiv auf meinen Lippen, die ich leicht geöffnet hatte um Luft zu bekommen.
Dann neigte sich sein Kopf zu mir hinunter, seine Lippen legten sich auf meine und meine Augen rissen ganz von selbst auf.
Eine Hitze ging von seinem Kuss aus,seine Augen waren schmerzvoll zusammen gepresst und ließen ihn leidend aussehen.
Als er sich von mir löste, sah ich Flammen in seinen Grauen Augen die wild tanzten wie in einem Lagerfeuer.
Die Hände noch immer an meinem Kinn.
„Vivi...“, stieß er schwer atmend hervor.
„Leon...“, erwiderte und fixierte seine Flammen.

-11-

Mit einem lauten Räuspern hinter mir , ging ich einen Schritt zurück und wirbelte herum. Mein Vater stand mit den Armen vor der Brust verschränkt vor mir.
„Dad...“, setzte ich an und wusste nicht mehr weiter.
Mein Vater war locker, doch mochte er es nicht wenn ein wildfremder Typ einfach seine kleine Tochter küsste.
„Wer ist das Vivi?“, fragte er streng.
Leon trat vor und hielt ihm die Hand hin, diese nahm mein Vater kurz und begann zu lächeln.
„Ich bin Leon, ein Freund von Vivi“.
„Schön dich kennen zu lernen Leon“, gab mein Vater zurück und ging ins Wohnzimmer. Mein Herz raste in der Brust und mir war komisch übel geworden als mein Vater mit einen strengen Blick zugeworfen hatte.
Mit einem lauten Seufzen drehte ich mich wieder zu Leon, der nur wenige Zentimeter von mir weg stand.
„Leon....“, stammelte ich wieder.
„Wieso hast du mich geküsst, du brauchst doch nicht mehr auf meinen Freund tun und vor allem nicht vor meinem Vater“, fuhr ich fort und strich mir durch die Haare.
„Ich weiß und ich muss dir etwas sagen Vivi“.
„Und das wäre?“.
Die Übelkeit kam wieder, ich hatte schon Angst mein Gesicht würde sich grün verfärben.
„Ich habe mich in dich verliebt“, nuschelte er und schaute zu Boden.
Mein Herz in der Brust gefror , es zog sich leicht zusammen und fiel schließlich ab und sank nach unten.
„Du...verliebt....in mich.... Wie?“,ich wusste nicht was ich sagen sollte.
Leon hatte sich in mich verliebt, aber vielleicht war das auch nur ein Scherz?!
„Ich weiß nicht wie das passiert ist, ich habe so viel mit dir erlebt und ich weiß nicht....Vivi....“.
Unsicher fuhr sich Leon durch seine schwarzen Haare, in seinen Augen waren die Flammen ausgestorben. Sein warmes Grau war kalt geworden, als sei es zu einem Eisklumpen geworden.
„Ich wollte einfach nicht den Fehler zweimal machen“, brummte er.
„Aber Leon, ich bin nicht in dich verliebt“, brachte ich gequält hervor. Es war ein Schlag in die Magengrube, einem zu sagen den man mochte das man ihn nicht liebte.
„Aber fühlst du den gar nichts für mich Vivi?“, flehte er schon fast und nahm meine Hände in seine,unsere Blicke trafen sich.
Schwer konnte ich nur schlucken um dann irgendwie nach Worten zu suchen.
Ich mochte Leon, sogar sehr, doch war es nur Freundschaft die ich empfand....oder?!
Er war super süß, nett und liebevoll.
Doch gehörte mein Herz nicht Phil?!

Nein Vivi, Leon ist der richtige für dich. Sieh doch mal, er würde dich nie fallen lassen, dich immer lieben. Doch Phil er ist erstens mit Rony zusammen und zweitens : würde er eine andere sehen wärst du Geschichte. Du bist einfach seine kleine Freundin Vivi, mehr nicht!


Schrie in mir eine kleine Stimme.
Ich war verwirrt, diese Stimme hatte Recht wäre ich , rein theoretisch, mit Phil zusammen wäre ich abgeschrieben wenn er eine heiße Blondine sähe.Die oben drein noch dicke Brüste und aufgespritzte Lippen hätte.
Leise seufze ich , mein Schädel brummte.
„Ich brauche Zeit“, flüsterte ich schließlich und zauberte Leon so ein Lächeln auf den Lippen.
„Gut, du kannst so viel Zeit haben wie du willst“, sagte er und ließ meine Hände los.
„In Ordnung...aber Leon, egal wie ich mich entscheide. Wir bleiben Freunde?“.
„Natürlich“, nun musste auch ich lächeln.
Leon war toll.
Kurz nickte ich und nahm die Türklinke in die Hand. Gerade neigte sich Leons Kopf nach unten und wollte mir seine Lippen wieder auf meine legen, als ich meinen Kopf zur Seite drehte und seine Lippen meine Wange berührte.
„Tschau!“, stammelte ich und schloss die Tür. Mit einem lauten seufzen ließ ich mich mit dem Rücken gegen die Tür fallen und sank zu Boden.
Scheiße verdammte!
Mein Herz war total durcheinander, wie ...was...wo...warum?!
Hatte ich tatsächlich Gefühle für Leon?!
Na ja, als wir am See waren und wir uns geküsst hatten war da schon ein kleiner Schmetterling in meinem Bauch. Doch hatte ich nie gedacht das Leon sich in mich verlieben würde.
Langsam rappelte ich mich auf und wollte gerade in mein Zimmer gehen und über alles nachdenken als mich mein Vater rief.
„Vivi kommst du mal bitte?“, fragte er.
Mit schnellen Schritten ging ich ins Wohnzimmer und ließ mich neben ihn auf das Sofa sinken.
„Ja , Dad?“.
„Ich habe dir Pizza Hawaii bestellt ist das okay?“
„Klar“.
„Schön schön....“, hauchte er und legte das Telefon auf den Tisch vor mir.
Langsam zog ich meine Brauen hoch, das war doch was.
„Vivi wo hast du diesen Leon kennen gelernt?“, fragte er leise und sah mich fest an.
„Auf der Party von Meike, wir haben getanzt und er hat mich besoffen...“, fing ich an aber mein Vater riss seine Augen auf und sprach mir dazwischen.
„Hat er dich besoffen abgeschleppt?“.
„Nein Dad, er hat mich in ein Zimmer gebracht und mich meinen Rausch ausschlafen lassen“.
Erleichterung ging von ihm aus, in manchen Sachen war mein Vater so fürsorglich.
„Na ja, am Tag danach haben wir uns am See getroffen und jetzt sind wir wirklich gute Freunde.Er ist in Ordnung ,Dad“.
„Das ist schön, seit ihr jetzt zusammen?“.
Hatte ich schon gesagt das mein Vater nie direkt war ?!
„Ähm...na ja ich weiß nicht so recht, ich mag ihn und er ist super“.
„Dann ist die Sache doch klar Vivi, ran an den Speck. Er ist toll, nett und ordentlich sieht er auch aus. Du bist schließlich schon erwachsen da kannst du dir so jemanden nicht zwischen die Finger gleiten lassen“, sagte er fröhlich und lächelte mich breit an.
Das war mein Dad!
„Ja schon aber...“, setzte ich an.
„Kein Aber, ich habe gesehen wie er dich angeguckt hat. Er mag dich wirklich Vivian“.
„Ich weiß...“.
Scheiße, jetzt sagte mir auch noch meinen Vater das ich mit Leon zusammen sein sollte. Vielleicht war es wirklich das Beste?!
Na ja, aber er wusste ja nicht das ich auch irgendwie in Phil war, meinen besten Freund, den Jungen der mit mir nackt gebadet hatte und den mein Vater auch schon seit Leben lang kannte.
„Ich werde jetzt zu Ivy gehen“, sagte ich und stand auf.
„Nein, die Pizza kommt doch gleich. Du kannst danach gehen“, sagte mein Vater und hielt mich an der Hand fest. Mit der anderen schlug ich mir auf die Stirn.
„Ach ja, sry, dann geh ich nach dem Essen“.
Als die Pizza kam schlang ich sie ohne großen Appetit runter und machte mich dann auf dem Weg zu Ivy, da sie Morgen wieder zu Schule ging ,wollte ich heute noch mit ihr in Ruhe reden.
Die Tür ging auf und eine Frau mit dunkel blondem Haar und großen braunen Augen stand vor mir.
„Hallo Miriam“, begrüßte ich die Muter von Ivy und umarmte sie. Kurz gab sie mir einen Kuss auf die Wange und erwiderte meine Umarmung.
„Hi Vivi, komm rein Ivy ist in ihrem Zimmer“, sagte sie und hielt mir die Tür auf.
Mit einem kleinem Lächeln ging ich an ihr vorbei ins Ivy Zimmer, diese saß mit den Beinen angewinkelt auf ihrem Bett mit dem Laptop darauf. Als sie mich sah lächelte sie und klopfte neben sich auf das Bett.
„Hey Vivi, komm her“, sagte sie und blickte wieder auf den Laptop. Schnell setzte ich mich neben sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Was machst du da?“
„Ich suche nach Namen für mein Baby“,flüsterte sie.
Schnell weiteten sich meine Augen , meine Stirn zog sich in Falten.
„Du willst das Baby behalten?!“.
„Ja es ist ein Lebewesen, auch wenn ich jung bin ich habe die Unterstützung meiner Familie“.
„Wow das ist toll, du wirst Mama“, ich konnte nicht anders und nahm sie in den Arm. Die Tränen kullerten von alleine aus meinen Augen.
„Hey ich werde Mama und du Patentante, da brauch man doch nicht weinen“, nuschelte sie in mein Haar und löste sich langsam von mir.
„WAS?“, schrie ich und wusch mir die Tränen weg.
„Ich...du machst mich zu seiner Patentante?!“, fragte ich atemlos nach.
Ivy nickte und fuhr mir mit ihrem Daumen über meine Wange,ihr Finger war gegen meine Wange eiskalt.
„Danke“; hauchte ich und sah auf den Laptop vor ihr.
„Aber ich weiß ja noch nicht was es wird ,also guck ich für beide Geschlechte nach“.
„Und hast du schon welche gefunden, die dir gefallen?!“,hackte ich nach .
„Ja bei den Mädchen wäre es dann Sophie, Olivia,Demi,Kim,Tamara und Vivian“, bei dem letzten Namen sah sie mir in die Augen und das Lächeln auf ihren Lippen erreichte ihre Augen.
„Vivian?!“,es sollte deutlich gesagt werden doch hatte ich es fast selbst nicht verstanden.
„Ja ich liebe den Namen Vivian“.
„Und bei den Jungs?“, würde ich jetzt weiter über die Mädchennamen reden , würde ich wieder anfangen zu heulen.
„Da habe ich Manuel,Philipp,Dominik,Fabian,Luca,Darren und Pierre“, sagte sie und schaute noch einmal auf ihren Laptop ob sie alle hatte.
Schnell nickte ich und stellte mir ihr Baby als Mädchen und als Jungen vor.
Ein kleiner Wurm mit braunen oder blonden Haare, braunen oder blauen Augen und ein wunderschönes kleines Gesicht.
„Ich finde bei den Mädchen Tamara und bei den Jungs Luca gut“, sagte ich schließlich und sah Ivy in die Augen, sie hatten den Laptop zur Seite gestellte und sich zu mir gedreht.
„Komisch das waren auch meine Favoriten“, kicherte sie.“Wirklich dann würde ich doch sagen , nimm die“.
„Ja aber wenn es ein Mädchen wird, heißt sie :Tamara Vivian!“.
„Gut“, ein breites Grinsen bildete sich auf meinem Gesicht, Ivy hatte wirklich vor ihr Kind nach mir zu benennen.
„Aber du bist bestimmt nicht gekommen um mir bei dem Namen meines Baby zu helfen oder?“, sie zog eine ihrer schönen Brauen hoch und fixierte mich.
„Nun ja... ich habe da ein Problem“; gab ich zu.
Das würde schwer werden, Ivy wusste nicht das ich in Phil war und sie wusste auch nicht das ich irgendwie , komischer Weise, Leon mochte.
„Und das wäre?“.
„Ich habe mich verliebt oder sagen wir es mal so ich habe einen großen Fehler gemacht“, brummte ich.
Schweigen. Ivy ließ mir mal wieder freien Lauf.
„Ich habe irgendwie Gefühle für Phil, da er aber mit Rony zusammen ist und nichts von mir will, weißt du wie es mir geht. Aber Leon, der Typ von der Party, hat mir jetzt gesagt das er mich mag und ich weiß nicht ob ich ihn auch mag. Du? Kann man in zwei Menschen gleichzeitig verliebt sein?!“.
Ich hätte nie gedacht das Ivy so reagieren würde, wie sie es jetzt tat. Ich hätte gedacht sie würde anfangen zu lachen oder mir Vorwürfe machen doch nein sie saß ganz still da und starrte mich an.
„Gut“, brachte sie nach unendlichen Sekunden raus.
„Was gut?!“.
„Die Sache ist doch klar, bei Phil hast du keine Chancen bei Leon schon.Und ich habe ihn auf der Party gesehen, heiß..... Doch für wen schlägt dein Herz, Süße?!“.
„Ich weiß es nicht, Leon ist super, er mag mich ich mag ihn. Aber Phil...“.
Ivy grübelte ,fasste sich an ihr Kinn und wippte mit ihrem Fuß.
„Ich habe eine Idee, probiere es mit Leon aus. Wenn es nicht klappt dann klappt es halt nicht, aber wenn doch hast du einen tollen Freund“, sagte sie und legte eine Hand auf meine.
Sie war wirklich eiskalt, ob das normal war wenn man schwanger war!?
„In Ordnung, ich probiere es mit Leon“.
„Schön hast du dich den wieder mit Phil vertragen?!“.
„Ja!“.
Jetzt war sie diejenige die nickte. Leise seufze ich und fuhr mir durch die Haare, ich würde es mit Leon probieren.
Ich würde meinen Gefühlen eine Chance geben , Leon lieben zu lernen und vielleicht die Gefühle für Phil zu löschen.
Ich würde probieren mein Herz zu öffnen und ein wundervollen Menschen eintreten zu lassen.
Ivy hatte einen Arm um mich gelegt und mich an sich gedrückt, schlaff ließ ich meinen Kopf gegen ihre Schulter fallen.
Verderben ich komme.


-12-

Unsicher drehte ich mein Handy immer wieder in der Hand, sie schwitzen leicht und ein eigenartiger Geschmack lag auf meiner Zunge wie ein Mantel.
Er würde nicht abgehen egal wie lange ich waschen würde, dieser Geschmack würde nur vergehen wenn ich die Worte aussprach.
Schnell drehte ich das Handy richtig, durchsuchte das Adressbuch nach seinem Namen und wartete bis er abhob. Nur drei mal Läuten und er nahm ab.
„Hi Vivi“, begrüßte er mich.
„Hallo Leon“, gab ich zurück und räusperte mich, verdammte geht dieser dumme Frosch nicht endlich weg !?
„Was gibt’s?“.
„Ähm...ich habe mich entschieden“, sagte ich und fummelte an meiner Bettwäsche herum.Ich drückte sie zwischen meinem Zeigefinger und Daumen, die anderen waren verkrampft.
„Oh....ja ich versteh das Vivi,das war einfach dumm...“, setzte er an und klang bedrückt.
„Nein nein Leon, du hast das falsch verstanden. Ich werde es probieren, lass es uns probieren“.
„Wirklich?“, jetzt klang er überrascht.
„Ja warum nicht?“, ich hatte die Bettdecke los gelassen und drehte jetzt eine Strähne auf meinen Finger auf.
„Wow ...okay....super“, stammelte er und ich spürte förmlich wie er in die Luft sprang.
Das Lächeln auf meinen Lippen kam ganz von selbst, noch nie hatte ich so eine Freude gespürt, so intensiv.
„Vivi, kann ich dich morgen früh zur Schule bringen?! Meine Uni liegt nur vier Straße weiter“, bat er.
„Klar warum nicht, dann sehen wir uns morgen früh“.
„Jap“,hauchte er und legte auf. Noch einige Sekunden lag mein Handy an meinem Ohr.
Das laute Tuten ging mir ins Mark und Bein, doch konnte ich meine Hand gerade nicht bewegen, sie war wie festgefroren.
Langsam , aber ganz langsam, löste ich das Handy von meinem Ohr und warf es auf mein Bett.
Ein Kribbeln zuckte durch meinen Magen, mir war warm und kalt zu gleich.
Scheiße, war ich wirklich in Leon verliebt !?
Ich saß im Schneidersitz und drückte meine nassen Handflächen auf meine Oberschenkel, ich fühlte mich wie ein Teenager der seinen ersten Freund hatte.
Was ja nicht so falsch war, da ich noch nie einen „richtigen“ Freund hatte.
Ich ließ mich zurück fallen und schlug die Bettdecke über mich, die wohlige Wärme würde erst einmal nicht verschwinden.
Meine Augen schlossen sich und die Dunkelheit überkam mich.

Ein Apfel so rot wie ich es noch nie gesehen hatte, hielt ich in der Hand. Er sah saftig und schmackhaft aus, doch ob er auch so schmecken würde.
Ich wollte hinein beißen und den schönen Saft in meinem Mund spüren,die Süße und die Säure. Ob mich ein wohliges Gefühl durchzogen würde, ob ich in einem wunderbaren Zustand sinken würde?.
Ich wusste es nicht, so entschloss ich mich in den Apfel zu beißen, meine Zähne in ihn rein zuschlagen und ihm sein Fleisch zu berauben.
Als ich den wohligen Geschmack auf der Zunge spürte schloss ich die Augen und ließ mich fallen, tiefer und tiefer stürzte ich in die Tiefe. Doch war mir das egal, ich fühlte mich so frei und geborgen. Dieser Apfel war der beste Leckerbissen überhaupt, er ließ mir Flügel wachsen und rettete mich so von der Tiefer. Die starken kräftigen Flügel an meinen Schultern zogen mich wieder hoch auf die Wolken, als ich wieder die kuschelige Wolke unter meinen nackten Füßen spürte öffnete ich meine Augen und sah in grüne Juwelen.
Sie funkelten und ließen mich zusammen zucken. Ein Kälteschauer lief mir den Nacken hinunter. Von so einer Schönheit geblendet, taumelte ich nach hinten, meine Beine wie Wackelpudding.
Meine Flügel waren verschwunden als ich erneut in die Tiefe fiel, ich biss panisch in den Apfel und hoffte das sie wiederkehrten doch schmeckte der Apfel schrecklich.
Nach purer Säure, es brannte auf meine Zunge und ließ mich aufschreien.Ich ließ den Apfel fallen und und schrie mir die Seele aus dem Leib, als ich schließlich das Ende des Falles sah wurde mir schwarz vor Augen.***

Mit einem mal stand ich senkrecht im Bett, mein großes Shirt durchgeschwitzt und Schweißperlen waren auf meiner Stirn, die langsam und ekelig hinunter liefen.Meine Brust hob sich schnell auf und ab, meine Hände zitterten.
Dieser Traum war der Horror gewesen, anfangs schön und am Ende der kalte Schrecken. Mein Kopf fuhr herum und ich starrte den Wecker an.
Vier Uhr dreißig.
Leise seufze ich und stand auf, meine Beine verkrampft wie mein ganzer Körper.
Mein Weg führte mich zum Bad , wo ich mich ausgiebig duschte und fertig machte.Als ich das Bad verließ glitt mein Blick noch einmal zum Wecker, sechs Uhr. Zufrieden über die verstrichene Zeit ging ich zur Küche, dort machte ich mir zwei Scheiben Brot und aß diese langsam. Ich hatte nicht besonders viel Hunger doch war es besser als mit leeren Magen in die Schule zu gehen. Da ich noch ziemlich müde war, fielen mir öfter mal die Augen zu.
Erschrocken riss ich meinen Kopf hoch als mein Vater gut gelaunt in die Küche stampfte.
„Guten Morgen Vivi“, sagte er und goss sich Kaffee ein.
„Hallo Dad“, murmelte ich und lehnte meinen Kopf auf die Hand auf.
„Wie hast du geschlafen?!“, fragte er als er sich vor mir setzte.
Müde verzog ich das Gesicht und probierte mich aufrecht zu halten. Leise lachte mein Vater , nahm einen Schluck von seinem Kaffee und biss von meinem Brot ab das vor mir halb gegessen lag.
„Ich habe super geschlafen“, trällerte er.
„Schön“.
„Du willst doch bestimmt wissen von was oder?!“, fragte er nach und zeichnete mit dem Finger Kreise auf den Tisch.
„Ich brenne förmlich darauf es zu erfahren“; sagte ich sarkastisch und lächelte ihn schwach an.
„Ich habe das erste mal, wieder ohne Anna an meiner Seite geschlafen. Du musst wissen sie schnarcht schrecklich,jetzt ist sie weg und der Schlaf hat mich wieder“, kicherte er und nahm noch einen Schluck Kaffee.
Auch ich musste kichern, ich hatte gehört wie Anna manches mal ein Konzert gab. Da hätte ich auch nicht gut schlafen können.
„Super Dad“, sagte ich und stand auf.
„Willst du so zur Schule?“, fragte er verwundert und musterte mich von oben bis unten.
„Ja warum nicht?“, fragte ich nach.
„Weil du nur eine Unterhose trägst und keine Hose“, lachte mein Vater laut und hielt sich den Bauch.
Verärgert über mich selber stampfte ich in mein Zimmer und wurde dabei schrecklich rot. Schnell zog ich mir eine Hose an und rannte wieder in die Küche, packte mir dort ein Brot ein , das ich schon vorher geschmiert hatte, und ging zu meinem Vater der sich noch immer beherrschen musste um nicht wieder anfangen zu lachen.
„Tschau Dad ich geh jetzt zur Schule“, brummte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
„Oke Tschüss Vivi“.
Mit Falten auf der Stirn lief ich zur Haustür und schloss sie hinter mir, lief den kleinen Weg lang und erstarrte als eine pechschwarzes Motorrad der Marke Honda sah.
Es war wunderschön und darauf saß auch noch ein Mann in schwarzes Klamotten, der jetzt ganz Hollywood gerecht den Helm abnahm und sein Haar schüttelte.
„Leon ist das deine?“, fragte ich und kam auf ihn zu.
Mit einem dicken Grinsen auf den Lippen griff er hinter sich.
„Ja das ist sie!“, sagte er voller Stolz und hielt mir einen dunkelroten Helm hin.
„Ich soll nicht wirklich mit dir fahren? Oder?“.
„Doch doch, na komm schon spring auf“, sagte er locker. Ich nahm den Helm und setzte mich hinter Leon, probierte irgendwie meinen Dickschädel in den Helm zu quetschen und schnappte nach Luft als ich es endlich geschafft hatte.
Zum Glück war ich kein Mädchen das um ihre Haare heulte, den das würde ich dann machen wenn ich den Helm wieder abnahm.
Fest schlang ich meine Arme um Leon Mitte als er das Motorrad aufheulen ließ und herum wirbelte. Zuerst hatte ich meine Augen fest zusammengepresst und betet zu Gott, doch nach einer gewissen Zeit konnte ich sie öffnen und staunte nicht schlecht als die Gegend an uns vorbei flog.
Der Wind peitschte meine Haare , die hinten am Helm heraus hingen, durch die Gegend und gegen meinen Rücken.Langsam legte ich meinen Kopf an Leons Rücken, er war warm und so schön.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hielten wir an, verwirrt hob ich meinen Kopf als ich viel Gemurmel und Leon Stimme ganz nah hörte.
„Wir sind da“; sagte er und drehte sich zu mir um.
Elegant schwang er sich von der Maschine und hielt mir die Hand hin, schon war ich wieder auf festen Boden und legte den Helm,den ich gerade noch auf dem Kopf getragen hatte, auf meinen Sitz.
„Dankeschön fürs bringen das war....wow“, sagte ich und guckte hinter mich.
Die Schule, doch vor ihrem großen Tor standen um die dreißig Schüler die alle Leon und mich begafften.... na ja oder seine Maschine.
Schnell schaute ich wieder zu Leon, der ein bezauberndes Lächeln auf den Lippen hatte. Diese Lippen weich und so schön , dass man am liebsten in sie hinein beißen wolle.
Leon Hände legten sich auf meine Hüfte und zogen mich zu ihm, leicht stellte ich mich auf die Zehnspitzen und neigte meinen Kopf hoch zu ihm. Unsere Augen schlossen sich von selbst und die Menge um uns herum verschwand, als ich meine Lippen auf seine legte.
Erst war es ein zärtlicher Kuss, der doch leidenschaftlicher wurde bis sich unsere Zungen einen regelhaften Kampf boten.
Keuchend lösten wir uns voneinander und ich konnte nicht anders und grinste doof.
„Tschau“, hauchte ich und legte noch einmal kurz meine Lippen auf seine.Dann lösten wir uns ganz voneinander, mit einer kurzem Umdrehung wendete ich mich von ihm ab und biss mir wie verrückt auf meiner Lippe herum.
Immer mal wieder schaute ich hinter mich als ich mich zum Schulgebäude begab, nach einer kleinen Kurve war er endgültig verschwunden.
„VIVI!“, schrie eine hohe Stimme und schon spürte ich einen Druck um mein Handgelenk. Mit großen Augen und einem dicken Grinsen,wie ich es wohl auch hatte, sah mich Ivy an.
„Was ?“.
„Du und Leon, du hast es dich getraut?!“, fragte sie und hüpfte schon beinah auf und ab.
„Ja irgendwie schon und ich muss sagen, es fühlt sich gut an“, immer noch biss ich mir auf der Unterlippe herum, würde ich das noch länger machen würde sie anfangen zu bluten.
„Das freut mich für dich...oder eher gesagt für euch“, sagte sie und umarmte mich kurz. Als sie mich los ließ lag in ihren Augen eine gewisse Unruhe.
„Und was ist mit Phil?!“, fragte sie und die Unruhe wurde noch größer.
„Was ist mit mir?“, fragte eine dunkle Stimme hinter mir.
Erschrocken drehte ich mich um und zog einen Mundwinkel hoch.
„Ähm...wir haben darüber geredet ob du gerne Ananas isst“, sagte ich und könnte mir dafür den Hals umdrehen.
Was ob ich mit Ivy über so eine Scheiße reden würde.
„Aha, sehr interessant“, brummte er und stellte sich neben Ivy.
Eigenartige Spannung , Hallo!
Ich hoffte jetzt nur das Ivy ihren Mund halten würde, doch na ja.... wie sag ich es ,Falsch gehofft.
„Phil, Vivi und Leon sind zusammen“, trällerte sie und sprang dabei wahrhaftig hoch.
Verärgert über Ivy zog ich die Stirn in Falten und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ach ja?“, fragte Phil ruhig nach.
Zu ruhig.
Langsam drehte ich mein Kopf zu ihm und starrte ihn entgeistert an.Er hatte seinen Kiefer angespannt doch sonst sah er gelassen aus.
„Ja...“, hauchte ich und senkte meinen Blick.
„Das freut mich, doch geht das alles ziemlich schnell bei dir oder Vivi?“.
„Wie meinst du das?“, gab ich schon ein wenig bissiger zurück.
Ivy war verstummt, sie stand schon fast hilflos vor uns und guckte dumm aus der Wäsche.
„Na ja, erst bist du in mich und dann wieder in diesen Leon. Das geht alles ziemlich schnell,du bist ja wie deine Mutter“, gab er zurück und sagte das alles so angewidert das es den Eindruck machte als würde er sich gleich übergeben.
Ivy hatte vor Schreck die Luft scharf eingezogen und die Händen zu Fäusten geballt, was ich auch in dem selben Moment gemacht hatte.
Die Wut brannte in mir auf, keiner , wirklich keiner durfte meine Mutter mit mir vergleichen.
Diese Frau war das widerwärtigste der ganzen Welt , sie hatte mein Vater immer wieder betrogen. Immer wieder aufs neue. Jedes mal mit einem jüngeren, viel jüngeren.
Diese Kreatur , war nicht so wie ich.
„Nimm das zurück!“; zischte ich und meine Augen fingen an zu brennen.
Wie konnte Phil so etwas sagen, ich dachte wir wären wieder Freunde?!
„Ich mein ja nur...“, setzte er an.
Die Gegend um mich herum war verschwunden, nur noch Phil war für mich zusehen. Alles andere war weg.
Stur stellte ich mich vor ihm und starrte in seine grünen Augen.
„Nimm das sofort zurück, ich bin nicht wie die Frau, die mich gezeugt hat“; schrie ich ihn an.
„Okay, ist ja schon gut“, probierte er mich zu beruhigen aber nur mit schwachem Erfolg.
„Was fällt dir überhaupt ein , du.... Arschloch. Ich dachte alles wäre wieder okay“.
„Ist es doch auch, ich habe nur gesagt das alles ein wenig schnell geht. Vergess es einfach Vivi, ich geh jetzt zu Rony“, sagte er und winkte mit der Hand ab.
„Rony? Du bist noch immer mit dieser Schlange zusammen?“, hackte ich nach.
„Natürlich, ich liebe sie“, sagte er und versetzte mir ein Schlag in mein Herz.
„Phil du weißt nicht einmal was Liebe ist!Ich habe echt kein Bock darauf wieder mit dir Streit zu haben, aber du bist echt nicht mehr der Phil den ich kannte!“, brüllte ich ihn an.
„Vivi, glaub mir....du bist auch nicht mehr die , die ich kannte“, gab er trocken zurück und ging davon.
Die Umgebung bekam wieder Farbe und kam zurück.
Schwer atmend stand ich da und hatte die Fäusten so fest geballt das die Knöchel weiß wurden.
„Was war das gewesen?“, fragte Ivy leise neben mir.
„Ich habe keine Ahnung!“, seufze ich und ließ die Schultern hängen.

Hinweis:***
Der Apfel steht auch nach Jahrtausenden für die Versuchung und Verführung. Auch Fruchtbarkeit und Zufriedenheit werden durch den Apfel im Traum symbolisiert. Ein Apfel in Rot und Grün steht für Lebenskraft. Nur Rot steht für die Liebe.Verliert er an Geschmack oder verfault der Apfel sogar, sollte eine bestehende Beziehung unbedingt überdacht werden.

-13-
Pause, das schönste an der ganzen Schulzeit. Es waren jetzt genau noch 3 Monate bis ich mit ihr fertig war, dann hieß es:
Bye Bye Schule.
Und es hieß noch ganze 10 Tage siebzehn Jahre alt sein, den dann war ich offiziell 18.
Dann war ich endlich volljährig.
Mit einem leisen räuspern neben mir schreckte ich aus meinen Gedanken raus.
„Rony ?“, fragte ich und sah sie verwundert an.
Was wollte die schon wieder ?!
„Hallo Vivi, ich wollte dich nur an unser Gespräch erinnern“, sagte sie giftig und stemmte die Hände in die Hüfte.
„Unser Gespräch ist Geschichte , Süße. Mein Vater ist nicht mehr mit deiner Mutter zusammen, also halt mal schön deine große Klappe.Und vielleicht hast du es schon gehört, ich bin mit jemanden zusammen. Also keine Angst um deinen Phil, den kannst du ruhig haben“.
Ich fühlte mich gerade fantastisch , so groß und mächtig.
„Ähm...“, stammelte sie und strich ihren Rock zurecht.
Siehst du Rony ich kann dir auch die Sprache verschlagen.
„Seit ihr also keine Freunde mehr?“, fragte sie nach und streckte ihr Kinn hoch.
„Keine Ahnung frag das deinen Freund, der kann dir das sagen“.
„Das werde ich machen, nur echt Schade das du genau jetzt einen Freund hast. Ich hatte das Gefühl, Phill wollte sich gerade für dich entscheiden!“, sagte sie und drehte sich um.
Ihr kleiner Hintern wackelte aufgesetzt von rechts nach links, und zog jeden Blick der Jungs auf sich.
Die Wut kochte in mir hoch, das war gelogen.
Phil hatte nicht gerade....
Scheiße, verdammte!
Das war doch nicht wahr, das alles sollte mir egal sein. Ich war mit Leon zusammen, einem Jungen der es ernst mit mir meinte, und Phil war einfach nur ein Arsch.
Er verglich mich mit meiner Mutter und war im Nachhinein einfach nur scheiße.
Doch auf eine so süße und liebevolle Art , scheiße...
Hirn an Herz. Hirn an Herz.
Bitte wieder anschalten.
Mit einem Kopfschütteln kam ich wieder in die Realität, diese ganzen Sachen drückten mit ziemlich auf den Kopf.
Langsam ging ich über den Schulhof mit dem Blick auf dem Boden und den Händen in den Jackentaschen.
„Lass mich in Ruhe Rony!Ich habe die Schnauze voll von dir“, schrie jemand und bekam so meine Aufmerksamkeit.
Rony und Phil standen sich gegenüber und Tränen kullerten über die rosaroten Wangen von Rony. Ein Schluchzen ertönte, Phil war erstarrt und zitterte vor Wut.
„Was soll das Phil, ich Liebe Dich!“, sagte sie und griff nach seinem Arm den er blitzschnell weg zog.
Mein Körper drehte sich vollkommen zu den beiden, meine Augen aufgerissen und mein Atem schneller.
„Fass mich nicht an, weißt du was du bist? Eine kleine Schlange, es ist aus!“, schrie er.
Alle auf dem Schulhof hatten sich zu ihnen gewandt und fingen an zu tuscheln. Sie hatte von allen die Aufmerksamkeit.
„Du machst mit mir Schluss, Nein! Phil ich mache mit dir Schluss, aber eins sage ich dir. Selbst ein Blinder sieht das Vivi in dich verknallt ist! Und lass nicht immer deinen ganzen Druck an mir aus“, brüllte sie und stampfte an ihm vorbei zu Tasche die schon bereit stand um Ronys Tränen aufzuwischen.
Ohne Emotionen stand Phil dort und blickte zur mir.
Unsere Blicke trafen sich und eine unglaubliche Spannung bildete sich.
Ich konnte nicht anders und schaute auf den Boden, seinem Blick konnte ich nicht stand halten.
„Fasst mich nicht an!“, schrie er und seine Stimme entfernte sich.
Fassungslos und irgendwie regungslos stand ich dort auf dem Schulhof und starrte zu Boden.Die Leute um mich herum am tuscheln , ihre Finger die auf mich zeigten bohrten sich durch mich hindurch.
Was war mit Phil los gewesen?!
Hatte er gerade wirklich mit Rony Schluss gemacht und wenn ja, warum?!
Eine warme muskulöse Hand legte sich um meinen Oberarm, schnell schaute ich auf und erblickte Marcel.
Seine dunkelblauen Augen blickten in meine, sein blondes Haar war verwuschelt.
„Marcel...?“, hauchte ich.
„Vivi du musst mit Phil sprechen,das geht einfach nicht mehr. Er wird immer aggressiver, letztens hat er Paul fast erwürgt“, flüsterte er und ließ meinen Arm los.
„Wirklich? Aber warum muss ich mit ihm reden?“.
„Weil du die einzige bist, die ihn kennt“.
„Du kennst ihn auch“, gab ich zurück und zog eine Braue hoch.
„Ich meine den wahren Phil, nicht der auf super cool tut“, nuschelte Marcel und schaute sehr intensiv in meine Augen.
Ich weiß nicht was, doch erkannte ich etwas vertrautes in seinen Augen.
Schweigen.
Sollte ich mit Phil reden, nein!
Ich hatte ihn heute wieder so angemotzt und er hatte etwas zu mir gesagt das nicht fair war.
Mein Herz wollte doch sagte mein Verstand nein.

„Scheiße! Kannst du mir sagen warum er mit Rony Schluss gemacht hat?“, hackte ich nach.
„Sry das weiß nur Phil“.
Kurz nickte ich und lief los, ich wusste nicht wo ich Phil suchen sollte doch sagte mir etwas das ich ihn finden würde.
Ich lief und lief bis ich schließlich in einem kleinem Park ankam, hier saßen viele alte Leute und fütterten die Tauben.
Hinter einer großen Eichel, auf einer Bank saß er und hatte sein Gesicht in den Händen vergruben.
Mir war es relativ egal das ich schon wieder den Unterricht verpasste, manche Dinge waren einfach wichtiger.
Wie zum Beispiel der beste Freund.
Langsam blieb ich neben ihm stehen und räusperte mich kurz.
Sofort schaute er auf und spannte sich an als er mich sah.
„Was willst du?“, fragte er und ließ seinen Kopf wieder hängen.
„Mit dir reden“, sagte ich und setzte mich neben ihm.
„Brauchst du aber nicht, ich weiß schon alles was ich wissen muss“, gab er schroff zurück und rückte ein Stück von mir weg.
Kinderkacke.
„Phil hör auf damit, das machen nur kleine Kinder.Es tut mir leid das ich immer so ausflippe aber ich kann irgendwie nicht anders wenn du vor mir stehst“.
„Klar jetzt liegt es wieder an mir“.
Was war mit Phil los war er jetzt schon zu einem dreijährigen mutiert ?!
Leise seufze ich und kniff mir in den Nasenrücken.
„Nein es liegt an mir“,flüsterte ich und ließ meine Hand sinken.
Ich musste jetzt einmal Klartext sprechen, einmal und nie wieder.
„Phil ich habe Gefühle für dich und ich will jetzt endlich wissen warum du immer so ….anders bist wenn du hörst das ich mit andere Jungs rummache oder so. Sag mir nur Das, dann bin ich weg und lasse dich in Ruhe“.
Nun kam auch ein Seufzen von Phil, der sich gerade hinsetzte und mich fest ansah.
„Ich dachte du bist mit Leon zusammen, wie kannst du dann für mich Gefühle haben?“, hackte er nach.
„Was weiß ich. Vielleicht probiere ich den Jungen zu vergessen in den ich wirklich verliebt bin“.
Ich kann es nicht glauben, ich blabber wirklich über meine Liebesangelegenheiten mit Phil.
„Aber du hast meine verdammte Frage noch nicht beantwortet“, warf ich rein und schaute ihm in die Augen, ich durfte keine Schwäche zeigen.
„Ach Scheiße! Vivi ich weiß es doch selber nicht, immer wenn ich dich mit jemanden andere sehe, werde ich sauer und könnte demjenigen eine in seine verdammte Fresse schlagen“.
Okay, so ehrlich war Phil noch nie gewesen.
„Gut und weiter?!“.
„Ich ….habe keine Ahnung!“, hauchte er.
In seinen Augen flammte wieder dieser Gelbstich auf, der seine Augen leuchten ließ.
„Warum hast du mit Rony Schluss gemacht und wichtiger, warum hast du Paul fast erwürgt?“.
„Woher weißt du das ?“, fragte er nach und wirkte sofort aufmerksamer.
„Ich glaube das hat gerade jeder auf dem Schulhof...“.
„Nein das mit Paul“, unterbrach er mich.
„Ach so, das hat mir Marcel erzählt“, antwortete ich ihm. Er fluchte leise und schlug mit der Faust auf die Bank, die unter der Wucht wackelte.
Ich wusste das Phil stark war aber so stark?!
„Dieser Arschloch!“, sagte er wütend.
„Ja ja aber kannst du mir jetzt bitte antworten?!“, drängte ich ihn.
Musste ich wirklich alles aus ihm prügeln?!
„Er hat scheiße über dich geredet“, gab er schließlich leise zu.
„Scheiße, bedeutet was?“.
Dumm stellen brachte bei Phil wohl am meisten.
„Ich weiß es nicht aber es war scheiße“.
„Egal was er gesagt hat da brauch man nicht so ausflippen, Phil“, gab ich zu bedenken.
„Ja ich habe es verstanden. Und bevor du nachfragst ich habe mit Rony Schluss gemacht weil sie eine kleine Schlange ist“.
„Wow das ist dir aber schnell aufgefallen. Jetzt sag mir schon die Wahrheit“, langsam wurde ich stinkig.
„Das ist die Wahrheit“.
„Nein ist es nicht und jetzt raus mit der Sprache, ich habe ehrlich keinen Bock dir alles aus der Nase zu ziehen“.
„Vivi...“, sagte er genervt.
„Phil! Du hast mir heute morgen noch gesagt das du diesen Mädchen liebst!“.
„Ja aber das stimmte nicht, ich hatte schon länger Bedenken und jetzt reicht es mir mit ihr.Was ist daran auch so anders, all meine anderen Freundinnen habe ich auch nach ein paar Wochen abgeschossen“, sagte er und fuhr sich durch seine Haare. Er hatte sich nach hinten gelehnt und starrte gerade aus.
Ein kleiner schwacher Sonnenstrahl traf ihn und ließ seine Haare glänzen und seine Augen funkeln.
Hallo?
Das war wie in einem kitschigen Teniefilm!!!
Vögel über uns zwitscherten und sangen ihre Lieder, die alten Leute um uns herum fütterten die Tauben und Phil sah ausdruckslos aus.
„Phil...magst du mich?“, fragte ich leise und schaute auf meine Füße.Meine abgetragenen Schuhe lösten sich schon langsam auf.
„Klar du bist meine beste Freundin“, gab er zurück.
„Ich meine das anders....“.
„Oh....ähm....ich weiß nicht“.
Langsam hob ich meinen Kopf und schaute in seine grünen Augen, er hatte sich zu mir gelehnt. Sein Atem, dieser süße Atem, blies mir ins Gesicht und benebelte mein Kopf.
„Ich weiß es einfach nicht“, hauchte er.
Bei jedem seiner Wörter bewegten sich seine unglaublichen Lippen so wunderbar, das der Drang sie zu küssen immer größer wurde.
Er war nur Zentimeter entfernt und es wäre mir ein leichtes gewesen meine auf seine zu legen.
Langsam bewegte sich sein Kopf zu mir, immer näher kamen sich unsere Lippen und gerade als sie sich fast berührten, ertönte eine Stimme vor uns.
„Entschuldigung ihr Lieben, könnt ihr mich sitzen lassen?!“, fragte eine sehr alte Frau und lächelte schwach.
Mit einem lauten stöhnen ließ ich mich fallen und stand auf.
Mein Blick glitt durch den Park jede Bank war frei, aber nein.
Diese alte Frau wollte sich hier auf meinen Platz setzten , als ich gerade dabei war meinen besten Freund zu küssen.
Hallo Gott?
Was soll das ? Was habe ich dir getan das du mir Phils wunderbare Lippen nicht gönnst?
Ich mache meine Hausaufgaben und helfe im Haushalt, was soll ich verdammt nochmal machen?!
Zufrieden setzte sich die Alte hin und legte ihre Handtasche neben sich , sodass kein Platz mehr für mich war.
Phil schaute mich genervt an, nun erhob er sich und stellte sich vor mir.
Jetzt war jedes Gefühl verschwunden, der Tenieeffekt war auch verschwunden.
Was würde nichts mehr werden.
Schnell nahm ich Phils Hand und zog ihn hinter mir her, ich lief mit ihm zurück zur Schule.Dort angekommen blieb ich auf dem Schulhof stehen und wurde von Phil herum gewirbelt.
„Vivi...“,stieß er hervor.
„Phil?“.
„Was haben wir jetzt?“, fragte er und ließ meine Hand nicht los.
Wir standen uns so nah das sich unsere Brustkörbe berührten.
„Ich glaube Biologie“.
Er nickte und sein orangefarbenes Haar schwankte perfekt mit.Als ich leise seufze ,ließ er meine Hand los und grinste süß.
„So...“, seufze er.
„Dann ab zu Bio“, trällerte ich und rannte los. Mit einem leisem Lachen rannte er hinter mir her und holte mich schon bald ein.

Die zweite große Pause und ich saß alleine unter meinem Stammbaum. Ivy war wieder Zuhause da es ihr nicht so besonders ging. Das kleine Ding in ihrem Bauch, stellte sie wohl ziemlich auf den Kopf. Oder auf den Magen.
Die Sonnenstrahlen brachen durch das Blätterdach über mir und wärmten mich ein wenig. Ich hatte die Hände nach hinten gestemmt , sodass ich leicht nach hinten gebeugt war.
Ich war jetzt nicht viel schlauer mit Phil, doch war er lockerer. Er lachte wieder mit seinen Kumpels und ähnelte dem alten Phil schon wieder sehr.
Zufrieden lächelte ich und schloss meine Augen, genoss die Sonne.
Ich wusste nicht warum doch war ich glücklich,dieser Moment im Park zeigte mir das Phil doch etwas für mich fühlte.
Etwas mehr als nur Freundschaft.
Doch gab es noch ein Problemchen.
Leon.
Was war jetzt mit ihm und mir? Sollte ich noch immer mit ihm zusammen sein, oder doch Schluss machen?!
Und das nach dem ersten Tag.
Würde ich dann wie eine kleine Schlampe rüber kommen, sähe es dann so aus als hätte ich ihn nur benutzt?!
Doch wusste Leon genau das ich es nur ausprobieren wollte und er hatte mir gesagt wir würden Freunde bleiben , egal wie ich mich entscheiden würde.
Vielleicht hatte ich genau das gebraucht.Ich musste erst etwas falschen versuchen um das richtige zu entdecken.
Ich wollte Phil ersetzen und das konnte Leon nicht, egal in welchen Hinsichten.
Ich musste mit Leon reden und das am besten so schnell wie möglich.
Mit einem schnellen Schulterzucken, stand ich auf und warf einen Blick auf mein Handy.
Die erste Vorlesung war zu Ende, also hatte Leon frei.
Entschlossen marschierte ich den Schulhof entlang und hoffte nur zu tiefst das Leon alles verstehen würde.
Das er mein Freund blieb und alles nicht so ernst nahm.
Doch war mir schon klar wie er reagieren würde, ich würde gleich sein Herz brechen und dies wurde ihm schon mal gebrochen.
Also war die Frage, konnte eine Wunde doppelt geheilt werden?!
Mit einem lauten Seufzen ging ich gerade durch das Tor, das die Außenwelt und das Schulgelände verband, und lächelte schwach.
Als ich Leon vor mir sah.
Er hatte diesen wunderbare Lächeln auf den Lippen, das mein Herz auf eine eigenartige Art schneller schlagen ließ.
„Hallo Vivi“, sagte er und legte mir seine Lippen auf meine.
Ich erwiderte diesen Kuss nicht, ich wollte, doch ich konnte nicht.
Verwirrt löste er sich von mir und ich hatte das Gefühl als wüsste er schon was los war.
„Vivi?“, fragte er tonlos.
Mein Blick glitt über ihn, sein schwarzes Haar sexy und verführerisch, sein Gesicht perfekt und seine Klamotten schwarz und verrucht.
Alles war an ihm perfekt, er war ein Traum doch ich....
ich hatte keine Gefühle für ihm.
Doch warum hatte ich mich auf ihm eingelassen?!
Lag es an den Worten von meinem Dad und Ivy, oder doch an der Tatsache das ich Phil vergessen wollte?!
„Leon ich muss dir etwas sagen“, brachte ich endlich hervor und schaute nervös von seinem Gesicht auf den Boden und wieder zurück.
„ja?“.
„Ich kann das nicht, es tut mir leid. Ich habe mir etwas eingeredet, ich liebe dich einfach nicht. Es tut mir leid“, stammelte ich und schaffte es endlich in seine Augen zu gucken.
Ein großes Emotionschaos herrschte in ihnen, es sah nach Traurigkeit und Wut aus, doch auch Verletzlichkeit und Vernunft lag in ihnen.
„Aber Vivi du hast ja gesagt und ich liebe dich“, sagte er bedrückt und kam einen Schritt auf mich zu.
Er stand mir genau gegenüber, sein Atem blies mir ins Gesicht. Gänsehaut zog sich über meinen Rücken und ließ mich frösteln.
„Ach Leon, mach es nicht noch schwerer als es ist. Ich kann das.....“, fing ich an aber wurde von seinen Lippen unterbrochen.Drängend lagen sie auf meinen , ich spürte das er etwas bewirken wollte doch fühlte sich das auf einmal alles falsch an.
Ich wollte ihn von mir stoßen und ihn wütend an funkeln, doch hatte ich kein Recht dazu.
Leicht drückte ich meine Hände gegen seine angespannte Brust und schob in von mir weg. Jetzt lag nur noch Kummer in seinen Augen, großen Kummer.
„Es tut mir leid, es geht nicht“; nuschelte ich und ließ meine Hände dort wo sie waren.
„Aber Vivi....“.
„Leon!“, stieß ich hervor und presste meine Augen zusammen.Würde er mich noch länger so ansehen würde ich anfangen zu heulen und das wollte ich wirklich nicht.
Und schon war ich gegen seine Brust gedrückt und ich hörte deutlich seinen Herzschlag, er umklammerte mich regelrecht.
Ich wusste das es schmerzte doch ging es nicht anders.
Wegen mir musste er das Leid noch einmal durchstehen, was er schon mit seiner besten Freundin durchlebt hatte.
Ich war ein Monster, ein brutales und herzloses Monster.
Leicht packte er mich an den Armen und drückte mich ein Stück von ihm weg damit er mir in die Augen sehen konnte.
Sein Blick war flehend und intensiv.
„Was mache ich nur falsch Vivi? Was nur? Ich habe nicht einmal Glück, ich bin der größte Depp überhaupt. Alle verarschen mich“, schluchze er schon beinah und küsste mich wieder.
Ehrlich gesagt, reichte es mir jetzt.
Egal wie verletzt er war, küssen brauchte er mich wirklich nicht die ganze Zeit.
Ich wollte das nicht mehr, er sollte mich einfach los lassen und verstehen. Er war in meiner Situation gewesen, er verstand mich doch.
Hart und mit aller Kraft stieß ich ihn von mir weg.
„Lass das Leon!“, brüllte ich und ging einen Schritt von ihm weg.
„Vivi, bitte nicht!“.
Er griff nach meiner Hand und erwischte sie auch, so schnell das ich es gar nicht realisierte wirbelte er mich herum und drückte mich abermals an seine Brust.
Genervt stieß ich die Luft zwischen meinen Lippen hervor.
„Lass mich los Leon, es tut mir leid. Aber ich kann nicht anders, bitte lass mich los“, sein Griff wurde fester, langsam bekam ich keine Luft mehr.
„Vivi...“, hauchte er immer wieder und drückte mich jedes mal ein Stück.
„Leon!“, quiekte ich und rang nach Luft. Mit einem mal war der Druck um mich herum verschwunden, ich bekam wieder Luft.
„Was ist in dich gefahren?!“, schrie Phil wütend neben mir und hielt mich hinter sich , im Schutz.
„Phil...“, krächze ich und klang wie eine Dauerraucherin.
„Phil geh mir aus dem Weg ich muss etwas mit Vivi besprechen“, warf Leon rein und kam einen Schritt auf uns zu.
„Wehe du gehst noch ein Stück weiter, dann hast du ein blaues Auge. Vivi will mit dir bestimmt nichts mehr besprechen du hast sie fast erdrückt“, sagte er bissig und drückte mich noch ein Stück nach hinten.
Sein großer und doch muskulöser Körper war vor mir ,sodass ich Leon nicht sah.
Als ich schließlich das laute aufheulten des Motorrads hörte, atmete ich tief durch und glitt zu Boden.
Ich vergrub das Gesicht in meinen Händen,das war nicht der Leon den ich kannte.
„Vivi alles in Ordnung?“, fragte Phil besorgt und hauchte mir sein Atem ins Ohr.
„Ja ….nur habe ich ihn so nie gesehen.Er war so anders“,stammelte ich und stand auf.
Mein Brustkorb pochte nur noch ein wenig und mein Schädel brummte.
Er hatte mich wirklich fest in der Mangel gehabt.
„Das kann passieren wenn einem gesagt bekommt das man nicht geliebt wird“, flüsterte er und hielt mir meinen Rucksack hin der auf dem Boden gelegen hatte.
„Danke!“.
Mit kleinen Schritten ging ich über den Schulhof mit Phil neben mir. Es musste schon geklingelt haben da kein anderer Schüler noch zu sehen war.
Mit einem leisem seufzen stieß ich die schwerer Eingangstür auf und ging durch die großen Flure.
Meine und Phils Schritte hallten dumpf wieder,das Ticken der Uhr macht mich nervös.
Dieses gleichmäßige Tick, Tack,Tick,Tack.
Es machte mich verrückt.
Erschöpft ließ ich mich mit dem Rücken gegen die Wand fallen, schloss meine Augen und kniff mir in den Nasenrücken.
Das alles war der Horror gewesen, ich hätte nicht gedacht das Leon so reagieren würde.
Klar, er war verletzte doch er kam mir schon psychopathisch rüber.
„Wirklich alles okay?“.
„Ja ja....alles okay“.
Langsam schlug ich meine Augen auf und schaute schon zum tausendsten in seine grünen Augen , um die ich ihn immer beneidet hatte.
Sie waren wie große grüne Juwelen...
Deja vu....
„Es war so erschreckend“, flüsterte ich und starrte einfach in seine Augen weiter.
Laut stieß er die Luft zwischen den Lippen hervor und kratze sich am Hinterkopf.Dann legte er seine Hände neben meinem Kopf, seitlich.
Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von mir entfernt, intensiv sahen wir uns an. Ein Kribbeln durchzuckte mich, verdammte Scheiße.
„Phil....“.
„Ja?“.
„Ähm....nichts“, stammelte ich unsicher.
Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen, die meinen immer näher kamen.
Die Schule um uns herum war mal wieder verschwunden , alles war für mich eine graue Masse geworden. Ohne Ecken und Kanten, einfach perfekt.
Im Mittelpunkt standen Phil und Ich.
Herrlich.
Doch leider nicht die Realität.
Selbst jetzt,da wir beide solo waren, fanden wir nicht zusammen.War es einfach nur Zufall oder lag darin ein Zeichen, ein Zeichen das mir zeigte das ich nie eine Zukunft mit Phil hatte ?!
Leise seufze ich und merkte das Phils Lippen fast auf meine lagen, erschrocken riss ich meine Augen auf.
„Was ist ?“, fragte er direkt vor mir.
„...“, was sollte ich sagen?!
KÜSS MICH! KÜSS MICH!
Schrie diese kleine Stimme in meinem Kopf, ich hasste sie. Immer wenn Phil in der Nähe war schrie sie mir Sachen zu die ich nur zu liebst tun würde, aber ich traute mich einfach nicht.
Mit einem kleinem Stöhnen ließ er die Hände neben mir sinken, legte seinen Kopf in meine Halsbeuge und murmelte etwas das ich beim besten Willen nicht verstand.
Nach einige Minuten, des Herzrasens, richtete er sich auf und nahm mich bei der Hand.
Schnell zog ich mich aus der Schule raus und dahinter.
Wir gingen einen kleinen Weg entlang der dann schließlich zu einer verlassenen Halfpipe führte.
Die Wände waren voll mit Graffiti, genau so auch die Pipe.
Es war auf eine hässliche Art wunderschön, so alt und verlassen.
„Hier habe ich immer mit Becca herum gehangen“, sagte er und setzte sich oben auf die kleine Stehplatte.
Mit ein wenig Anlauf setzte ich mich neben ihn, unserer Knie berührten sich und ließen mich erzittern.
„Becca?“.
„Sie ist meine Cousine, sie hat früher hier mit ihren Freunden herum gehangen und mir diesen Ort gezeigt.Er ist super wenn man mal seine Ruhe braucht“.
„Ja hier ist es ….schön“, hauchte ich und sah mich um.
Die Pipe war von zwei besprühten Mauern und einem kleinem Zaun umgeben, sonst konnte man auch nicht weiter als zehn Meter gucken.
„Aber wenn deine Freunde diesen Ort kennen wirst du hier wohl nicht oft deine Ruhe haben“.
„Keiner meiner Freunde kennt diesen Ort, außer du“, sein Blick lag wieder fest auf mir.
Er fixierte meine Lippen, die ich leicht geöffnet hatte.
„Wow!“, war wirklich das einzige was ich raus bringen konnte.
Phil hatte mir einen seiner geheimsten Plätze gezeigt , den sonst niemand kannte.
Ich fühlte mich geehrt.
Ein tiefes und lautes Grummeln ertönte, verwirrt flog mein Blick zum Himmel. Dieser war pechschwarz.
Leise seufze ich, das hatten wir doch schon mal.
Gerade wollte ich aufstehen und mich unter das Gestell der Pipe stellen ,als schon dicke Regentropfen auf mich vielen. Und binnen drei Atemzügen war ich klitschnass.
Genervt rollte ich die Augen und rutschte die Bahn hinunter, der Regen war nicht im geringsten kalt was mich ein wenig stutzig machte.
„Wo willst du hin?“, fragte Phil und stand auch auf. Eleganter als ich schliderte er die Bahn hinunter und blieb vor mir stehen, seine Haare lagen , wie schon einmal, platt an seinem Gesicht.
Seine Röhre war noch enger als sonst und seine Jacke die er trug war vollgesogen mit Regen.
Wie konnte es so viel regnen?!
Und das auch noch in dieser kurzen Zeit.
„Mir kommt das gerade mal sehr bekannt vor“, brummte er und sah auf mich hinunter.
Wie ich es hasste das er größer war, doch wollte ich auch nicht so ein Riese wie er sein.
Ich legte meinen Kopf in den Nacken und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Immer mal wieder fiel mir ein Tropfen auf die Wange, auf die Augen oder wo anders hin.
Schweigen.
Auch das hasste ich, warum sagte er so selten etwas?!
Warum konnte er nicht einfach Scheiße reden, sinnloses Zeug. Ich wollte diese Stille nicht mehr, tief atmete ich ein und suchte mir ein dummes Thema aus.
„Magst du jetzt eigentlich Ananas, wusstest du das mein Dad eine Allergie dagegen hat. Er läuft dann rot an und bekommt dann ganz dicke Lippen“, erzählte ich und probierte den Regen um mich herum zu ignorieren.
„Vivi was soll das ?“, fragte er direkt .
„Ich wollte etwas sagen, war so still hier“, gab ich zu und wollte meinen Blick nach unten senken.
Doch hatte er beiden Hände unter mein Kinn gelegt , es angehoben und brachte mich so dazu ihm in die Augen zu gucken.
„Was...?“, konnte ich gerade noch sagen als ich verstummte das er mich ernst und fest ansah.
So ernst und ….entschlossen.
Dann geschah das was ich nie für möglich gehalten hatte.
Seine Lippen legten sich auf meine und ließen in mir ein Feuerwerk los. Alles brannte, zuckte und bebte in mir.
Mir war kalt und warm zugleich, mir war speiübel und ich wollte brechen doch hatte ich auch unglaubliche Glücksgefühle die mich alles vergessen ließen.
Seine Lippen, weich und warm lagen auf meinen. Sie brannten sich durch die dünne Haut und ich war mir sicher sie würden Spuren hinterlassen.
Ich hatte meine Augen automatisch geschlossen und genoss nur noch Phil.
Es war ein Kuss , der sich über Jahre und Momente aufgedrängt hatte. Er war leidenschaftlich und einfach von Gott persönlich erschaffen.
Ich war wohl klitschnass und meine Unterhose tropfte, doch war mir das alles so was von egal.
Warum!?
Weil ich gerade meinen besten Freund küsste.
Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten wir uns keuchend voneinander und sahen uns einfach in die Augen.
Seine Hände lagen noch immer an meinem Kinn, ich wusste nicht warum doch stellte ich mich auf die Zehnspitzen und probierte seine Lippen mit meinen zu erreichen.
Warum hatte er sich auch von mir gelöst?!
Ich brauchte keine Luft mehr, nein.
Ich brauchte nur noch seine Küsse, seinen Körper,einfach Phil.
Mit einem leisen und warmen Lächeln, drückte er seine Lippen noch einmal auf meine.Doch löste er sich von mir sofort wieder.
„Vivi...“, setzte er an.
„Phil?“.
„Das war meine Antwort auf deine Frage vor ein paar Tagen“, sagte er und lächelte süß.
Selbst seine so grünen Augen ,die für die meisten eher kalt wirkten, waren am lächeln.
Nein.
Am grinsen.
„Phil....ich....“, stotterte ich hilflos.
„Ich Liebe Dich“, klaute er meine Worte und strich mir mit dem Daumen die Wange auf und ab
„Moment mal , das wollte ich gerade sagen“, kicherte ich und schob die Unterlippe vor.
Ein letztes mal küsste er mich und nahm mich schließlich in die Arme.
Sein Körper brannte, er war kochendheiß.
Würde ich es nicht besser wissen, würde ich sagen er hätte Fieber.
Mein Ohr lag an seiner Brust und sein Herz schlug im Rhythmus der Liebe.
„Ich Liebe dich auch, Phil“, sagte ich immer wieder und wurde immer leiser dabei.
Ich konnte es nicht fassen all meine Träume , in der Hinsicht zu Phil, waren erfüllt.Ich hatte meinen besten Freund geküsst, lag in seinen Armen und er hatte mir gesagt das er mich liebte.
Was gab es mehr?!

VERDAMMTE SCHEIßE, ICH HATTE PHIL GEKÜSST!
Langsam lösten wir uns voneinander und sahen uns lange in die Augen.
„Und jetzt?“; fragte ich tonlos.
„Wie wäre es damit?“, fragte er selbstsicher und legte seine Lippen auf meine.
Meine Beine wurden zu Wackelpuddig und knickten öfter mal ein, bis sie schließlich ganz aufgaben.
Unter meinem Lippen, lächelte Phil als er merkte das ich weg knickte und hob mich an der Taille hoch.
Ich schlang meine Beine um seine Hüfte und drückte noch fester meine Lippen auf seine.


Epilog
Erinnerst du dich noch?
Lolly's verwandeln sich in Zigaretten. Die Unschuldigen werden zu Schlampen. Wasser wird gegen Wodka ausgetauscht.
Erinnerst du dich, als Schutz bedeutete, einen Helm beim Fahrrad fahren zu tragen? Als die schlimmsten Sachen, die ein Mädchen von einem Jungen bekommen konnten, Läuse waren. Als Papa's Schultern der höchste Platz der Welt & Mama die größte Heldin war? Die Feinde unsere Geschwister waren, Krieg nur ein Kartenspiel war & das einzige Rauschgift, das wir kannten, Hustensaft war.
Einen Rock zu tragen noch keine Schlampe sein hieß. Der größte Schmerz, den man fühlen konnte war, als man derbst auf die Fresse fiel & Abschiedsgrüße nur bis morgen galten.
Erinnerst du dich noch?
Und wir konnten es alle nicht erwarten, älter zu werden




(Ende des ersten Buches, da ja noch ziemlich viel offensteht. Zum Beispiel was passiert mit Leon, was wird mit Ivy und bleiben die beiden Turteltauben auch zusammen?! Oder wird Phil seinen Ruf nachgehen und Vivi , wie eine heiße Kartoffel fallen lassen?)


Impressum

Texte: Buch 1.
Tag der Veröffentlichung: 18.08.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Alle Rechte des Textes liegen beim Autoren. Namen, Orte und Sonstiges sind willkürlich ausgesucht geworden.

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