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Kapitel 1







,,Juliette! Kommst du? Wir wollen los!", rief mein Dad von unten und ich sah mich um. Mein Zimmer war leer, das einzigste was ich noch von meinem Zimmer hatte, war ein Karton auf dem 'Kuscheltiere' geschrieben stand. Ja, ich besaß so einige Kuscheltiere und wollte das auch nicht ändern, da an jedem von ihnen eine besondere Erinnerung hängte. Mein Zimmer war mit einer lila-weißen Tapete überzogen. Ich hatte sie vor 2 Jahren zusammen mit meiner Mum ausgesucht und spontan rollten mir Tränen über die Wangen, da meine Mum vor 1½ Jahren bei einem tragischen Busunglück ums Leben kam. Aber nun wollte ich keine Gedanken mehr an die Vergangenheit verschwenden und an die Zukunft denken. Ja, mein Dad und ich zogen um. In die schönste Stadt der Welt! New York! Da mein Dad dort eine neue Arbeitsstelle gefunden hat.
Vor 4 Wochen waren wir schonmal dort, weil mein Vater sich erst ein wenig in der neuen Firma einleben wollte. Wir suchten uns eine Wohnung und blieben erstmal eine Woche dort, um die Wohnung mit Möbeln zu bestücken und Handwerkern aufzutragen, die Bäder, die Küche und das Wohnzimmer die Möbel fest zumachen. Nur die Schlafzimmer machten wir alleine und ich durfte mir sogar einen Hund aussuchen. Es war eine Dackeldame. Ich hatte sie Mari getauft und sie war dunkelbraun und natürlich hatte sie am linken Hinterbein einen hellbraunen Fleck, den ich total niedliche fand. Leider hatte sie am rechten Ohr eine Verletztung und war die kleinste aus ihrem Wurf, aber das machte mir nichts aus, da ich schon immer eine Liebe zu Tieren hatte, die ich wahrscheinlich von meiner Mutter geerbt hatte.
Seuftztend ging ich aus meinem Zimmer und schloss die Tür. Mein Vater lehnte in der Küche an der Theke und sah mich aus seinen strahlend braunen Augen an, die ich von ihm geerbt hatte. eit Mum's Unfall sahen sie mich so an, obwohl sie ich davor oft angefunkelt hatten. Deshalb kam es mir so komisch und auch etwas beängstigend, dass sie mich nun anlächelten und überhaput mal nicht sauer auf mich waren. Mal wieder stand ich dort Gedankenversunken vor meinem Vater, wie ich es so machte. Ja, ich dachte oft nach. Über alles was mich in dem Moment beschäftigte. Mein Dad schnippte mit zwei Fingern vor meinem Gesicht rum, sodass ich kurz zusammenzuckte. Er lächelte mich an.
,,Na komm! Gehen wir runter!" Er nahm mir meinen Karton ab und ich folgte ihm aus der Wohnung. Unten am Auto packte er den karton zu den anderen Sachen in den Kofferraum, während ich zu unserer alten Wohnung hinaufstarrte. Dort war ich aufgewachsen und hatte mein Leben verbracht und nun sollte ich einfach wegziehen? Es war eigentlich unvorstellbar, doch auf lange Sicht der einzigste Weg alles Geschehene hinter mir zu lassen!
Ich spürte eine Hand auf meinem Rücken und sah auf. Mein Vater stand neben mir und lächelte mich an. Seine Haare waren braun und man konnte kein einziges graues Haar erkennen, obwohl er nicht mehr der Jüngste war. Beeindruckend!
,,Also, setzt du dich schonmal ins Auto. Ich geh nach oben und schließe ab. Danach fahren wir zum Flughafen!" Mit diesen Worten war er auch schon verschwunden und ich lies mich auf den Beifahrersitz nieder. Ich machte es mir bequem und holte mein Handy aus meiner vorderen rechten Hosentasche raus und aus der linken mein Headset, welches ich gleich anschloss. Auch wenn wir nur eine halbe Stunde bis zum Flughafen brauchten, konnte ich tatsächlich noch einschlafen.
Alles um moch herum war schwarz und leer. Bis Bilder meiner Mutter auftauchten. Es waren welche aus der Vergangenheit und nur positive Erinnerungen. Ich wunderte mich nicht, dass ich sowas träumte, da ich oft solche Träume hatte und mich daher daran gewöhnt hatte.
,,Juli.. Aufstehen. Wir müssen los", sagte mein Vater sanft und ich öffnete die Augen. Etwas verschlafen stieg ich aus und sah schon meinen Onkel am Kofferraum stehen. ,,Onkel Jan!", rief ich freudenstrahlend und fiel ihm um den Hals. Lachend sah ich ihn an, als er mich hochhob, aber danach gleich wieder runterließ. ,,Na, nicht mehr so stark was?", neckte ich ihn und mir kamen doch tatsächlich die Tränen. In letzter Zeit kamen mir oft die Tränen, aber dafür gab es auch ausreichend Gründe:
Erstens, meine Mum ist gestorben. Zweitens, nicht jeden Tag zog man von Berlin nach New York. Drittens, ich musste mich schweren Herzens von meiner Familie und meinen Freunden verabschieden. Viertens, ich bekam einen Hund! Da ich nicht wirklich gut darin war, mich von geliebten Leuten zu verabschieden, hatte mein Vater mich schon weiter geschleppt.

Nach zwei quälend langen Stunden im Flugzeug, war ich endlich eingeschlafen und träumte mal, überraschenderweise, nicht von meiner Mutter. Nein, stattdessen war es nur schwarz bis ich das Gefühl hatte beobachtet zu werden. Erst bildete ich mir das nur ein, doch dann schreckte ich auf. Ängstlich, beinahe panisch sah ich mich um, doch konnte nichts erkennen. Da ich mich nicht gerade unauffällig umsah, sahen schon einige Leute etwas verdattert her, und mein Selbstbewusstsein stieg wieder. Neben mir regte sich mein Dad und sah mch verschlafen an, was mich zum Grinsen brachte.
,,Schätzchen was ist los?", fragte er müde, doch ich winkte ab. ,,Ach nichts Dad. Schlaf weiter." Und kaum hatte ich das gesagt, war er auch schon wieder weggenickt. Vielleicht hatte ich mir diese Beobachterei auch einfach nur eingebildet? Ganz bestimmt.
Da ich jetzt nicht mehr schkafen konnte, rechnete ich schnell nach. Um 21 Uhr war das Flugzeug abgehoben, und da wir 9 Stunden flogen, mussten wir um6 Uhr in New York landen. Zumindestens war es dann in Berlin so spät, da Berlin New York aber 5 Stunden im vorraus war, war es 1 Uhr in der Nacht, wenn wir landen würden. Ein bisschen Angst hatte ich ja davor, alleine in einer fremden Stadt zu sein! Gut, mein Dad war dabei, aber dennoch hatte ich Angst. Durch die viele Denkerei übermannte mich eine große Müdigkeit und ich fiel wieder in einen seidigen Schlaf. Dieses Mal träumte ich absolut nichts.
Ein sanftes Schulterrüüteln weckte mich und ich sah auf. ,,Spätzchn wir sind da!" Mein Vater lächelte mich an und half mir auf. Ich hatte ganz vergessen, dass es so spät am Abend war, doch das wurde mir schlagartig bewusst, als wir nach draußen in die nacht traten.
Nachdem wir die ganzen Sachen geholt hatten, ich hatte das Gefühl, das alles geschah innerhalb einer Minute, packte mein Vater sie in unser neues Auto und ich setzte mich schonmal auf den Beifahrersitz. Eigentlich war ich müde, doch ich hatte immer noch Angst und deswegen schlief ich nicht ein.
Wir fuhren eine halbe Stunde bis zu unserer Wohnung in Manhattan. Sie war recht groß und modern und lag im fünften Stock eines Gebäudes, was auch der letzte Stock war. Das Gebäude war schneeweiß und mit einem dunkelroten Dach besetzt. Im Gegensatz zu den anderen Gebäuden war dieses relativ niedrig. aber da konnte ich mir ja auch Morgen noch Gedanken drüber machen und so stieg ich aus. Ich nahm schweigend meine Koffer und ging rein. Zum Glück gab es einen Fahrstuhl, sodass wir schnell oben waren.
Ich ging direkt in die Wohnung und in mein Zimmer, wo ich die Koffer vor mein Bett stellte und mich mit dem Bauch voran, drauf fallen lies. Ich dachte es würde Minuten dauern, bis ich einschlief, doch ich war schon nach einer Sekund wieder in einen tiefen Schlaf gesunken.

,,DAD!", schrie ich durch die ganze Wohnung. Es war gerade erstmal Elf, als ich wach wurde. Verschlafen kramte ich mir ein übergroßes Shirt, einen roten BH und den dazu passenden Slip raus und ging nach unten. Wir hatten zwei Etagen, wobei die zweite Etage mein Schlafzimmer, mein Bad, ein Arbeitszimmer und ein kleines Wohnzimmer, ebenfalls nur für mich, beinhaltete. In der ersten Etage gab es ein Bad, die Küche, ein großes schlafzimmer für meinen Vater, ein großes Wohnzimmer, einen Essbereich und ein Büro. Ich wollte zwar noch duschen, aber nicht durch einen kalten Wasserstrahl wachwerden und so beschloss ich, mir einen Kaffee zu machen. Gerade hatte ich die Kaffeekanne genommen und eine Tasse in der Hand, als ich eine Bewegung aus meinem Augenwinkel bemerkte. Ich drehte mich um und auf einem Hocker an der Theke saß. Da flog die Kaffeekanne runter. Und als ich auch noch sah, dass sie NUR ein Shirt meines Vaters trug, flog die Tasse hinterher.
,,Spatz, was ist los?", fragte mein Vater, sichtlich aus der Puste. Als ich nicht antwortete, runzelte er die Stirn. Ich starrte immer noch diese Frau an. Anscheinend dachte mein Vater, ich würde irgendwie in Gedanken versunken sein. Er kam auf mich zu.
,,Juli? Geht's dir gut?" Ich streckte die Hand aus und wollte über meine Wange streichen, doch ich schlug seine Hand nur weg.
,,Wer ist ES?" Ich zeigte auf die Frau. Diese stellte sich nun neben den Hocker und mein Vater neben sie. Er legte einen Arm um ihre Taille. ,,Juliette, das ist Amanda. Amanda, das ist meine Tochter Juliette!" Er lächelte Amanda, als auch mich an.
,,Was tut ES hier?"
,,Sie ist meine neue Freundin. Ich habe sie in Deutschland kennengelernt, aber ursprünglich kommt sie aus New York."
,,Wie lange läuft das schon?"
,,Ein halbes Jahr!"
,,Was?" Mir fiel die Kinnlade runter.
,,Ja, so und jetzt machst du die Scherben weg und machst dich frisch. Dann können wir alle zusammen Essen gehen!" Er drehte sich um und verschwand mit Amanda. Kurz bevor er mit ihr in einem kleinen Gang verschwand, der zu seinem Zimmer führte, fasste er amanda an den Hinter und griff fest zu. Angwidert wendete ich den Blick ab und stapfte ins Bad. Meines war leider noch nicht fertig und so musste ich in Dad's gehen. Ich schloss hinter mir ab und entkleidete mich gerade, als ich hörte wie Amanda und mein Vater den Akt der 'Liebe' vollzogen. Ich stieg unter die Dusche. Toll, jetzt musste ich doch durch einen kalten Wasserstrahl wach werden.
Ich blieb geschlagene 15 Minuten unter der Dusche und als ich wieder rauskam, wickelte ich mir ein Handtuch um die Stellen, die bedeckt werden mussten. Ich föhnte meine Haare und huschte schnell nach oben. Dort schmiss ich meinen Koffer auf das große Bett. Ich zog mir eine Jeanshotpants und ein einfaches schwarzes Top an. Dazu kombinierte ich meine schwarzen Ballerinas, die auf der Spitze jeweils eine Blume hatten.
Ich ging wieder aus meinem Zimmer und blieb am Treppenende stehen. Amanda saß auf dem Hocker und hatte dieses mal eine grüne Hotpants und ein rotes Shirt an. Geschmacksverirrung,

dachte ich mir nur und erst jetzt fiel mir die Ähnlichkeit zu meiner Mum auf. Amanda hatte hüftlange, glatte schwarze Haare. Meine Mum dagegen hüftlange lockige Haare und ihre Augen waren auch blau. Als Amanda mich gerade ansah, konnte ich ein grün erkennen und ihre Gesichtszüge waren auch härter, als die meiner Mum. Moment, Amanda sah mich an? Ich sah schnell weg und ging zu ihr.
,,Du hast die Scherben weggemacht!", stellte ich fest, als ich sah, dass die Scherben von vorhin nicht mehr da lagen.
,,Du hast es ja nicht gemacht, oder?"
,,Wer hat mich denn so erschreckt?"
,,Du hast mich deutlich gesehen!"
,,Ich musste gerade erfahren, dass mein Vater seit einem halben Jahr eine Schlampe fickt, nein mit ihr zusammen ist!", schrie ich sie an und ging zum Flur. ich schnappte mir 50 Dollar aus Dad's Brieftasche und verschwand. Ich hörte wie Amanda noch etwas schrie, was sich anhörte wie 'Komm sofort wieder her Fräulein', wobei ich ihr fast an die Gurgel gesprungen wegen dem Fräulein.

Ich ging zum Fahrstuhl und drückte den Knopf. ich sah auf die Uhr. Es war 12 Uhr hier, also musste es 17 Uhr in Deutschlad sein. Ich beschloss meine beste Freundin Leo anzufrufen, da Sonntag war und wir Sommerferien hatten. Nach einigem Tuten ging sie ran.
,,Leo?", fragte ich in den Hörer.
,,Juli? Bist du es wirklich?", fragte sie ungläubig.
,,Ja, man ich bin es. Hör zu, ich muss dir was erzählen. Mein Vater schläft seit einem halben Jahr mit irgendsoeiner Tussi.. Leo?" Plötzlich war es so still auf der anderen Seite.
,,Leo?", fragte ich nochmal, als mir ein licht aufging.
,,Leo, du wusstest davon!"
,,Ja!", sagte sie verlegen und schaute sich wahrscheinlich gerade auf die Füße, so wie sie es immer tat, wenn sie sich schuldig fühlte.
,,Warum hast du es mir nicht gesagt?" Mittlerweile stand ich vor einem kleinen Resteraunt. Dem 'Harmonics'. Netter Name. Ich setzte mich und wartete auf die Bedienung.
,,Ich konnte und durfte ncht!"
,,Warum durftest du nicht?"
,,Naja, dein Dad hat gesagt, er wolle es dir selbst sagen.." Weiter kam sie nicht, da ich sie unterbrach. ,,Nein, Leo! Ich dachte du wärst meine beste freundin! Und beste Freundinnen machen sowas nicht! Ich brauch jetzt endlich mal meine Ruhe!" Ich legte genervt auf, musste aber nach ein paar Minuten wieder auf mein Hand sehen, da es klingelte. Es war Leo. Genervt drückte ich sie weg und machte mein Handy aus.

Kapitel 2







Die Bedieung des Resteraunts kam an meinen Tisch und sah mich an. ,,Was kann ich ihnen bringen?" Ich sah zu ihr auf. Ihre blonden Haare hatte sie hochgesteckt und die Arbeitskleidung lies auch viel Freiraum für die Fantasien eines Mannes. ,,Einen Bagle und einen Kaffee bitte!" Ich lächelte und Sie nickte, ehe sie verschwand. Während ich wartete, sah ich mich um. In diesem Resteraunt saßen fast nur ältere Leute, die wahrscheinlich schon in Rente waren und es sich leisten konnten, in so einer Gegend zu wohnen, da dies schon eine reichere Gegend war. Und die jungen Leute, die wahrscheinlich solche reichen Geschäftssäcke waren, mussten arbeiten, obwohl es Sonntag war! Seuftztend lies ich meinen Blick über die kleine Grünfläche gegenüber des Resteraunts schweifen und konnte eigentlich nur Mütter mit ihren Kindern und Hunden sehen, die einen Spaziergang machten.
Mein Blick blieb an einem jungen Mann hängen, der an einem Baum lehnte, mit den Händen in den Hosentaschen und den Blick auf mich gerichtet. Er hatte braune verwuschelte Haare, trug eine verwaschene Jeans und ein weißes Shirt, was etwas enger anliegte. Er hatte einen Fuß gegen den Baum gelehnt und sah mich die ganze Zeit an. Mir fiel es zwar auf, doch es war nicht so wie bei Amanda, als sie mich ansah. Er hatte etwas an sich, was ich faszinierend fand.
,,So, bitte. Der Bagle und ihr Kaffee!", riss mich die Bedienung aus meinen Gedanken, sodass ich Sie anlächelte, als sie alles vor mir auf den Tisch stellte und nickte. ,,Dankeschön!", sagte ich noch und drehte mich wieder zu dem Baum, während die Bedienung verschwand. Mir stockte der Atem und ich runzelte die Stirn. Er stand nicht mehr an dem Baum und war auch sonst nirgendwo zu sehen! Komisch! Vielleicht hatte ich mir das ganze auch nur eingebildet? Schulterzuckend aß ich meinen Bagle und trank meinen Kaffee. Kurz bevor ich bezahlen und gehen wollte, kamen Amanda und mein Dad um die Ecke. Mir fiel die Kinnlade runter, bei dem Anblick, wie mein Vater Amandas Hand hielt. Amanda hat eine Sonnenbrille mit großen Gläsern auf dem Nasenrücken sitzen, wahrscheinlich wollte sie ihre traurigen und erschütternden Augen verbergen, die ich ihr beschert hatte, als ich ihr das Foto meiner Mum gezeigt hatte. Doch urplötzlich zog sich ihre Mundwinkel nach oben. Eben waren sie noch nach unten gezogen, doch mit einem mal, schien sie freundlich. Erst ein oder zwei Sekunden später sah ich, was sie wirklich vorhatte. Sie blieb stehen und drehte sich vor meinen Dad. Beide Hände legte sie in seinen Nacken und fuhr mit einer Hand durch seine Haare. Sie legte ihre Lippen auf seine und küsste ihn sofort leidenschaftlich. Ich hasste solch eine Knutscherei und ja, es lag daran, dass ich schon seit 16 ¾ Jahren single war. Und ein bisschen stolz drauf war ich ja.
Als die sich weiterknutschten, lies ich die Bedieung kommen und bezahlte für mein Frühstück. Mein Blick schweifte kurz zu meinem Vater und seiner neuen Freundin. Genervt stand ich auf und verschwand aus dem Resteraunt auf die Straße. Ich spitzte meine Ohren und wartete darauf, dass mein Dad mich rief und aufhielt zu gehen. Aber, nein, da kam nichts. Mein Gott, das würde vielleicht noch stressig werden in der nächsten Zeit. Allein schon dieser Tag war anstrengend genug, dabei war heute mein allererster Tag in Manhattan.
Als ich aufblickte, war es bereits dunkel. Wie konnte das denn sein? Ich war doch eben erst aus dem Resteraunt verschwunden. Verwirrt sah ich auf mein Handy. Es war bereits halb zehn und meine Augen weiteten sich. Wie konnte ich nur durch Manhattan laufen, ohne umgefahren, angerempelt, entführt, vergewaltigt, getötet oder gefangen genommen zu werden? Wie konnten meine Gedanken nur so ausschweifen, dass ich stundenlang die Realität vergaß und die Menschen um mich herum gar nicht wahrnam? Moment. Jetzt schweiften meine Gedanken wieder in der Gegend umher, was wahrwscheinlich bald zu meinem Tod führen würde.
Eine Hand riss mich aus meinen Gedanken. Sie legte sich auf meinen Mund und panisch schloss ich die Augen. Doch plötzlich riss ich sie auf, als ich Stimmen hörte. ,,Wo ist sie hin? Sie kann doch nicht weg sein. Eben war sie noch da!",sagte die erste Stimme und mein Herz beschleunigte den Rhythmus seiner Schläge. ,,Meinst du sie ist eine von ihnen?", die zweite Stimme klang rauchiger und tiefer als die erste. Kaum vorzustellen, aber sie klang männlicher. ,,Nein, du verdammter Idiot! Hast du denn nicht ihr Herz gehört?" Mir stockte der Atem. Mein Herz? Was hatten die vor?
,,Wir suchen sie morgen Abend weiter! Lass uns gehen!" Das war wieder die erste Stimme. Komisch, die zweite klang männlicher, aber schien nicht dominanter zu sein. Ich hörte sie weggehen und wollte aufatmen. Doch die Hand auf meinem Mund hielt mich auf. Unbewusst rollten mir die Tränen die Wange runter.
Ich spürte den Atem eines Mannes an meinem Ohr. ,,Ich werde deinen Mund für kleinen kleinen Moment loslassen, und wenn ich das mache, sagst du mir, wieso du weinst. Einverstanden, Juliette?", raunte mir die Stimme ins Ohr. Sie klang tief, männlich und sexy. Ich nickte und er lies meinen Mund los. ,,Ich habe Angst", murmelte ich und wollte gerade schluchzen, als er seine Hand wieder auf meinen Mund drückte, mich hochhob und davon trug.

Kapitel 3







Ich fuhr hoch, sodass ich gerade im Bett saß. Meine Finger krallten sich in das Bettlaken. Panisch und schweißgebadet sah ich mich um. War das gestern vielleicht alles nur ein Apltraum gewesen? Wenn ja, dann war ich heilfroh, aber wenn nicht, würde ich wahrscheinlich so laut schreien, dass sich jeder Tote vor Schreck im Grab umdrehte. Da ich aber im Moment nicht fähig war, von Realität und Traum zu unterscheiden, entschied ich mich zu beruhigen, da mein Herz mir immer noch bis zum Hals schlug. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Ich schrie auf und fiel seitlich vom Bett runter. Dennoch rappelte ich mich sofort auf und starrte meinen Vater an, der geschockt in der Tür stand. Erleichtert atmete ich aus, doch mein Herz blieb schon wieder fast stehen, als sich sein Gesichtsausdruck von erschrocken über besorgt bis hin zu wütend und ernst verwandelte.
,,Stell den verdammten Wecker aus und komm dann runter. Es gibt Frühstück!", meinte er jetzt etwas zornig und knallte die Tür hinter sich zu, als er mein Zimmer verließ. Verwirrt sah ich mich um. Mein Wecker? Ich sah zu meinem Nachttisch neben meinem Bett und sah dort ein schrillendes, kleines schwarzes Etwas stehen, was sich als mein Wecker entpuppte. Ich beugte mich über mein Bett und schlug so doll auf meinen Wecker, dass er vom Tisch fiel. Ich stellte mich wieder auf und spürte den Luftzug des Fensters im Rücken. Ich versteifte mich. Das Fenster war doch eigentlich zu, oder irrte ich mich? Ich drehte mich zum Fenster um, doch da war niemand! Erleichtert seuftzte ich, schloss das Fenster und lies mich an der Wand hinabsinken. Ich zog die Knie an, stützte meinen rechten Ellenbogen auf mein Knie und legte den linken Arm auf beide Knie. Ich zitterte etwas. Vor Angst! Den Kopf stützte ich auf meine rechte Hand und sah zur Tür.
Ich wartete nur darauf, dass mein Dad oder Amanda wütend reinkamen und mich aus irgendeinem banalen Grund anschrien. Vielleicht würden auch die Männer von gestern Abend kommen, die etwas von meinemm Herzen gesagt hatten oder der Mann, der mich mit seiner Stimme praktisch in den Bann gezogen hatte. Moment, dachte ich wirklich, dass das gestern alles passiert war? Das war doch unmöglich. Ich war fremd in dieser großen Stadt und konnte somit keine Feinde haben, oder doch? Unwissend nagte ich auf meiner Unterlippe und entschied mich erstmal aufzustehen und frühstücken zu gehen.
,,JULIETTE!", schrie mein Vater von unten und ich verdrehte die Augen. Was war nur mit ihm auf einmal los? Ich hatte doch nichts unrechtes getan! Während meine Gedanken um all die merkwürdigen Träume und Ereignisse kreisten, ging ich zum Kleiderschrank und holte eine schwarze mittellange Jogginghose hervor.
Mir stockte der Atem als ich einen Blick in den Kleiderschrank warf. Es war schon alles eingeräumt, dabei war ich doch gestern gar nicht da! Leicht schüttelte ich meinen Kopf, um den Gedanken daran, dass jemand in meinen Klamotten gewühlt hatte, abzuschütteln. Ich ging aus dem Zimmer. Die Sonne schien durch die großen Fenster der unteren Etage auf die Treppe und in den Flur. Unten in der Küche saßen Amanda und mein Dad am Tisch und unterhielten sich leise. Mein Vater funkelte mich an, als er mich sah und konzentrierte sich schließlich wieder auf Amanda.
,,Morgen!", sagte diese freundlich und drehte sich zu mir um. Ich zog nur eine verächtliche Grimasse und setzte mich gegenüber von meinen Vater auf einen Hocker. Er hielt mir einen Korb mit Brötchen hin und ich nahm mir eins. Ich schnitt es auf und schluckte schwer. ,,Dad?", murmelte ich und sah ihn an. Stirn runzelnd beobachtete er mich und nickte als Zeichen, dass er gehört hatte.
,,Was ist gestern Abend passiert?", kam es mir so leicht über die Lippen, als wäre es normal, dass ich jeden Morgen vergaß, was am Vorabend geschah. Er presste die Lippen aufeinander und in Gedanken sah ich schon den Rauch, der eigentlich vor Eifersucht dasein sollte, aus seinen Ohren dringen. Amanda nahm seine Hand, die auf dem Tisch lag, in ihre und drückte sanft zu. ,,Beruhige dich, Schatz!", sagte sie mit ihrem ach so bezauberndem Lächeln und ihrer hellen Stimme. Jetzt wäre beinahe ich ausgeflippt, als sie meinen Vater mit 'Schatz' bezeichnete. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass mein Vater eine neue Freundin hatte und das ein Jahr nach dem tragischen Busunglück meiner Mutter. Nun kam mein Dad wieder etwas zur Besinnung. Schlagartig wurde mir bewusst, dass sich nun sein ganzer Ärger auf mich entladen würde. Der ganze Ärger, der sich seit dem Tod einer Mutter angestaut hatte.
,,Willst du mich vielleicht verarschen?", fuhr er mich an, ,,Hast du gestern Abend getrunken?" Er sah mich eindringlich an, und ich öffnete meinen Mund um etwas zu sagen, doch er sprach einfach weiter: ,,Juliette! Alokohol ist für dich in deinem Alter verboten! Und wenn ich dich noch einmal erwische, dass du getrunken hast, dann.." Ich unterbrach ihn. ,,Dad, ich habe nicht getrunken! Noch nie in meinem Leben!" Ich stand auf und sah direkt in sein überraschtes Gesicht. Der Ärger schien verfolgen und ich wollte einfach nur noch hier raus.
,,Übrigens: Ich hab gestern noch deine Sachen aus deinen Koffern in deinen Schrank geräumt!", sagte Amanda lächelnd und ich sah sie an. Ein leises 'Danke' kam mir über die Lippen, auch wenn etwas schwerfällig, was aber daran lag, dass ich gerade meinen eigenen Vater angeschrien hatte. Insgeheim war ich sogar froh, dass Amanda meine Klamotten durchwühlt hatte und nicht irgendein Fremder. Und schon wieder ertappt! Verdammt! Warum dachte ich, sei mein Traum von letzter Nacht so real gewesen? Vielleicht war er das ja? Ach, das konnte gar nicht sein!
,,Die Handwerker waren gestern da und haben dein Bad fertig gemacht! Du kannst jetzt oben duschen und baden gehen!", sagte mein Vater mit der ruhigsten Stimme, die mich zum kochen brachte. Eben hatten wir uns gestritten, und jetzt war wieder alles gut? Nagut, ich hatte ihm die Wahrheit über meinen Alkoholkonsum gesagt und er glaubte mir und schwubbs, war meine Wut weg. Ich nickte nur und ging nach oben. Mich verlies einfach der Mut jetzte meinem Vater in die Augen zu sehen und zu reden. Um mich abzureagieren, ging ich erstmal duschen. Der Morgen an sich war schon anstrengend und geheimnissvoll.
Da die Schule am Donnerstag anfing, musste ich mir noch einige Schulsachen besorgen. Was ich mir heute auch vornahm! Das würde mich auf andere Gedanken bringen und mir die Zeit geben ein paar Leute kennenzulernen. Als ich aus dem Bad trat, welches zum Glück direkt an meinem Schlafzimmer angrenzte, war es angenehm kühl in meinem Zimmer. Ich hatte mir ein Handtuch umgewickelt und meine Haare etwas geföhnt, sodas sie am Ansatz trocken und ihre natürlich Haarfarbe zum Vorschein kam, aber an den Spitzen war sie nass und von einem dunklen Braun überzogen. So fand ich meine Haare schon schön, aber damals hatte meine Mum noch rumgemeckert, dass ich krank werde, wenn ich mit nassen Haaren rausging. Ich schmunzelte. Ja, meine Mutter war schon etwas besonders. Wir hatten uns immer gut verstanden, auch als ich in die Pubertät kam stand sie mir bei absurden Sachen zur Seite, bei denen mein Vater nur den Kopf geschüttelt hatte. Wir hatten eben unsere eigene Sprache.
Mittlerweile saß ich auf meinem Bett, den Blick zum Fenster, nein, eher auf den Boden gerichtet. Eine Silhouette am Fenster lies mich aufsehen. Die Gardinen wehten in der frischen Morgenbrise. Meine Kinnlade klappte herunter und ich stand hastig auf, um zur Tür zu gelangen. Ich versuchte sie zu öffnen, doch sie war verschlossen. Das war auf eine Weise gut, denn ich hatte sie abgschlossen, damit auch niemand reinkam, aber der Grund, warum die Nervosität und die Angst so an mir nagten war, dass da Fenster geschlossen war, als ich ins Bad ging, aber nun war es offen. Ich ging mit zitternden Fingern zum Fenster und streckte meinen Kopf raus. Da unten wimmelte es nur so von Leuten und hupenden Autos, die die Straße entlangrasten.
Ich spürte einen Blick auf mir. Wieder packte mich diese Angst. Die Angst vor der großen fremden Stadt. Vor den vielen fremden Leuten und den vielen Menschen, die mir etwas antun könnten. Doch wahrscheinlich bildete ich mir diesen Blick nur ein, da mir der Alptraum von letzter Nacht noch ziemlich in den Knochen steckte. Was ein entscheidender grober Fehler war, da sich im nächsten Moment auch schon eine Hand auf meinen Mund legte. Es war wieder diese Hand aus meinem Traum. Das erkannte ich am Geruch. Sie roch nach zu viel Parfüm, wahrscheinlich um den Zigarettengeruch zu überdecken, der aber an seinen Finger zu kleben schien. Als seine andere Hand an meinem Kopf vorbei zum Fenster griff, zuckte ich zusammen. Ich spürte jetzt, dass das gestern doch nicht alles nur ein Traum war, sondern diese verdammt bittere Realität. Er schloss das Fenster und zog die Gardinen mit einer Hand zu.
Ich hörte wieder diese zwei Stimmen von gestern Abend. Sie waren so nah, als würden sie eine Zigarettenpause vor meinem Fenster machen. Doch dann erkennte ich den Ernst der Lage und strampelte wie wild mit meinen Beinen, während ich etwas in seine Hand schrie. Erst dann fiel mir wieder ein, dass ich nur mit Handtuch bekleidet dastand.
,,Braves Mädchen!", raunte er mir ins Ohr, als ich stillhielt und er mich ins Badezimmer ziehen konnte. Diese Stimme fesselte mich so sehr, dass ich das überhaupt nicht bekam und daher aus Schreck zusammenzuckte, als ich mich an der Wand sitzend im Badezimmer vorfand. Es war stockdunkel und ich tastete an der Wand rechts neben mir entlang, da ich mich selbst noch nicht so gut auskannte und ich erstmal wissen wollte, wo im Bad ich saß. Ich ertastete etwas hartes, beinahe so wie Metall, aber als ich mich weiter voran tastete, konnte ich Brustwarzen und Muskeln erkennen. Erschrocken über die Erkenntnis, dass ich gerade die Brust eines attraktiven Mannes befühlt hatte und er hatte nichts dagegen unternommen. Erschrocken zog ich meine Hand weg, als mir bewusst wurde, dass ich ihn am liebsten jeden Tag bei mir hätte. Am liebsten würde ich jeden Morgen neben ihm aufwachen, ohne den Abend zuvor Sex zu haben, nur um ihn am nächsten Morgen zu berühren.
,,Lass mich hier raus!", brachte ich gerade noch so zwischen gepressten Lippen hervor und bekam dafür nur ein herzhaftes Lachen. Es ging mir durch Mark und Bein, aber ich lies mir nichts anmerken. Doch als er verstummte, wurde mir fast übel vor Angst. Ich fing an zu weinen und wieder legte er seine Hand auf meinen Mund. ,,Sscht.. Sei ja still. Juliette!" Seine Stimme klang so unglaublich sexy und männlich. Oh stimmt.. Das hatte ich ja schonmal erwähnt! Ich konnte nur nicken und er schob mich aus dem Bad.
Ich spürte seine Lippen an meinem Hals. Sie waren weich und kühler als meine Lippen, aber es fühlte sie gut an. Leider drückte er seine Hand auf meinen Mund, als ich seuftzten wollte. Er hauchte mir ein ,,Wir sehen uns wieder!" ins Ohr und war dann spurlos verschwunden.

Kapitel 4







Das Fenster war offen und die Gardinen bewegten sich im Takt zur Bewegung der Luft. So schnell wie er gekommen war, so schnell war er auch verschwunden. Alles schien wieder normal zu sein. Alles was er hinterlassen hatte, war der Hauch seiner Lippen auf meinem Hals. Ich umklammerte meinen Körper mit meinen Armen und setzte mich mit Blick zum Fenster auf mein Bett. Die Augen weit aufgerissen, starrte ich zum Fenster.
Ja, ich musste halluzinieren. Eindeutig. Das alles konnte doch nicht echt sein. Unwillkürlich fasste ich mir an den Hals, zuckte jedoch sofort zusammen, als meine Fingerspitzen die kühle Stelle am Hals berührten, wo seine Lippen kurz geruht hatten. Ein Zittern durchfuhr meinen Körper. Allein durch seine letzten Worte 'Wir sehen uns wieder!' wurde es hervorgerufen. Nein. Das musste ich mir alles nur einbilden! Seuftztend und Kopf schüttelnd stand ich auf und ging zu meinem Kleiderschrank.
Da die Sonne schien und die Wärme drang in mein Zimmer. Also entschiedich mich für eine Jeanshotpants, ein schwarzes Shirt und darüber eine rot-blau karierte Bluse. Ich kombinierte dazu graue Stoffsneaker. Meine braunen Haare lies ich dieses mal offen und holte mir eine schwarze Umhängetasche mit dem Aufdruck 'Love your life'. Der Schriftzug war weiß und schön verschnörkelt. Ich liebte solche sachen auf Taschen, denn einfarbig war auf Dauer auch ein bisschen langweilig. In der Umhängetasche befand sich mein Handy, meiin Schlüssel und mein Portemonnaie. Ich schloss die Tür auf und lauschte, aber ich konnte kein einziges Geräusch vernehmen. Ich schlich mich nach unten und sah mich um. Nix. Da war absolut keiner. Keine Amanda und kein Dad!
Ich ging zur Haustür und kramte aus der Geldbörse meines Vaters wieder einen 50 Dollarschein raus. Da fiel mir ein, dass ich ja noch das Rückgeld von Gestern hatte. So konnte ich mir vielleicht noch einen neuen Rucksack kaufen. Als sich die Badtür öffnete, schlich ich mich aus der Wohnung. Ich ging zum Aufzug und drückte auf den Knopf. Pfeifend wartete ich auf den Fahrstuhl.
Nachdem ich eingestiegen war und er unten angekommen war, ging ich die Straße entlang. In meinem Unterbewusstsein erstellte sich ein Bild eines Laden, in dem es Sachen für die Schule gab. Nur leider wusste ich nicht, wo genau sich dieser Laden befand. Mal wieder in meinen Gedanken versunken, stieß ich mit jemanden zusammen.
,,Oh nein.. Entschuldige, das tut mir Leid. Ich hab dich gar nicht bemerkt!", sagte ich leise und half einem Mädchen hoch. Sie hatte braune, leicht gewellte Haare, die ihr bis zur Hüfte reichten. Ihre Augen glitzerten in einem freundlichen Blau. Sie hatte ein leichtes Lächeln auf ihren schön geschwungenen Lippen. Ihre Nase passte perfekt in ihr recht hübsches Gesicht, ihre Haut war aber etwas heller als meine.
,,Ach, das geht schon. Hat fast nicht wehgetan!", sagte sie lächelnd und fuhr fort, "Ich bin übrigens Valerie. Und du bist?"
,,Juliette. Ich bin neu in der Stadt und war gerade dabei Schulsachen zu kaufen!"
,,Wenn du willst, komme ich mit. Ich brauch auch noch welche für Donnerstag!" Ich nickte begeistert und lächelte. Während wir die Straße entlanggingen und Valerie mich zu diesem Laden führte, der Schulsachen verkaufte, fragte ich mich, wie ich gestern hierher gefunden hatte. Valerie riss mich aus meinen Gedanken.
,,Sag mal, kann es sein, dass du neu hier bist, oder kommst bist du einfach nur von Queens oder so hierher gezogen?"
,,Ich bin neu! Ich bin am Sonntag hier angekommen, denn ursprünglich komme ich aus Deutschland."
,,Darf ich nach dem Grund des Umzuges fragen?"
,,Meine Mutter starb vor 1½ Jahren bei einem Busunglück. Das erste Jahr lief gut, aber danach wurde es recht schlimm. Sie fehlte uns so sehr, dass mein Vater beschlossen hatte, in eine andere Stadt zu ziehen. Mein Dad leitet ein paar Firmen, darunter steht auch eine in New York und so sind wir hierher gezogen!", erzählte ich und merkte gar nicht, wie wir den kleinen aber schlichten Laden betraten. Beim betreten des Ladens kam mir der Duft von Lavendel entgegen, bei dem ich ein bisschen anfing zu träumen. Das bemerkte Valerie und schnippte mit zwei Fingern vor meinem Gesicht rum. Ich zuckte zusammen und errötete.
,,Okay, suchen wir ein paar Blöcke!" Sie nahm meinen Ellenbogen und zog mich zu einem Regal, in welchem karierte, linierte, unlinierte Blöcke lagen in allen Größen lagen. Die letzten drei Spalten waren für Notizbücher vorhergesehen, für dich eine komische, aber dennoch besondere Schwäche hatte. Ich schnappte mir drei Blöcke von jeder Sorte in der passenden Größe und begab mich dann zum Ende des Regals. Ich fand zwei Notizbücher: Das erste Notizbuch war weiß und hatte an der rechten Seite einen dicken lilanen Streifen. Auf der linken Seite war die Hälfte einer rosanen Blume abgebildet. Auf dem lilanen Streifen stand das Wort 'Flower' in schwarz und es waren kleine Bilder von Blumen noch drauf. Auf der Rückseite war der Streifen auf der linken Seite und der Rest der Blume auf der rechten. Mehr war nicht abgebildet.
Das zweite war genauso groß und rosa-weiß. Darauf waren schwarze, weiße, hellrote und lilane verschnörkelte Blumen abgebildet.
Mit einem Mal war der Geruch von Lavendel ziemlich stark, sodass ich aufsah, Ich stellte mich auf zehenspitzen und sah über das Regal, da ich ja doch recht klein war. Ich war leider nur 1.69m groß und konnte über das Regal leider nur braune verwuschelte Haare erkennen, die einfach nur hammer aussahen! Ich wollte gerade um das Regal herumgehen, doch auf der anderen Seite war keiner. Halluzinierte ich wieder? Das war doch unmöglich! Doch daran wollte ich meine Gedanken heute nicht verschwenden und so kauften Valerie und ich alles wars wir noch so brauchten. Stifte, Hefter, Federmappen und auch noch einen Rucksack für mich, den ich, nachdem ich alles bezahlt hatte, in meine Umhängetasche passte, so wie alles andere auch.
Als sich mein Magen meldete gingen wir zu einem kleinen schlichten Resteraunt. Ich bestellte mir eine kleine Pizza Hawaii, doch Valerie bestellte sich nichts.
,,Bist du magersüchtig oder so?", fragte ich sie mit gehobener Braue. Sie schüttelte leise lachend den Kopf. ,,Nein! Ich hab nur keinen Hunger. Das ist alles!"
,,Achso.."
,,Auf welche High School wirst du gehen, Juliette?"
,,Erstens, nenn mich juli. Zweitens, ich werde auf die Manhattan High School gehen! Auf welche gehst du?"
Sie strahlte über das ganze Gesicht. ,,Ich auch!"
Während ich meine Pizza verschlang, redete Valerie ununterbrochen auf mich ein. Sie redete von der Schule auf die ich gehen würde, von irgendwelchen sexy Typen und dann auch noch von New York, was man alles machen könnte. Als sie von einer Überraschung erzählte, die jedes Jahr am Anfang des Schuljahres stattfand, wurde ich hellhörig.
,,Eine Überraschung!?", fragte ich nach und Valerie nickte.
,,Na los! Erzähl schon!" etwas hibbelig rutschte ich auf meinem Stuhl leicht hin und her. Valerie musste lachen und mit einem Mal hatten wir die Aufmerksamkeit der anderen. Verlegen senkte ich den Blick, während sich Valerie den Bauch vor Lachen hielt und sich langsam beruhigte. Sie sah mich mit einem strahlendem Grinsen an.
,,Nein! Das werde ich ganz sicher NICHT tun! Es ist eine Überraschung und wenn ich sie dir verrate, ist es ja schließlich keine Überraschung mehr", versuchte sie mir zu erklären, doch ich verschränkte nur die Arme vor der Brust. Ich murrte etwas, worauf Valerie mich nur angrinste. Seuftztend sah ich sie an und nickte. "Gut! Ich gebe mich geschlagen." Ich schüttelte grinsend den Kopf bei meinen Worten und sah zu der Bedienung. Ich lächelte und bezahlte.
,,Wie wärs wenn wir shoppen gehen?", fragte mich Valerie und ich nickte begeistert. Sofort gingen wir los.
,,Hast du eigentlich einen Freund?", fragte mich Valerie und ich schüttelte nur grinsend den Kopf.
,,Ohh.. dann werden sich die Jungs bestimmt wieder auf dich stürzen!", erzählte sie lachend und hielt vor einem Laden, in dem es T-Shirts, Hosen, Kleider, Röcke, Schmuck und Unterwäsche gab. Ich suchte ein wenig rum, bis ich auf ein beiges Kleid stieß. Ich zeigte es Valerie, die mich strahlend ansah.
,,Das musst du anprobieren!", sagte sie bestimmend und schickte mich schon in eine Umkleide. Ich verschwand darin und hatte keine Probleme, in das Kleid zu schlüpfen.
Es war trägerlos und der Stoff liegte oben eng an der Brust an. Der erste teil des Kleides hörte kurz über der Hüfte auf und war etwas fester, als der darunter. Er war etwas dunkler als weiß und darauf waren silberne verschnörkelte Linien. Durch einen hellbraunen dünnen Ledergürtel wurde der oberer Stoff von dem darunter getrennt. Darunter verlief so eine Art Rock in Beige und mit ein klein wenig Rüschen.
Als ich aus der Umkleide trat, machte Valerie große Augen.
,,Juli, das sieht wundervoll aus! Ich sehe auch schon die passenden Schuhe vor meinen Augen. Los, ausziehen und kaufen!" Sie grinste mich an und schob mich wieder in die Umkleide. Ich zog das Kleid aus und meine anderen Sachen wieder an. Als ich jedoch auf den Preis sah, musste ich seuftzten.
,,Valerie, das Kleid kann ich mir nicht leisten!", sagte ich, während ich aus der Umkleide ging. Valerie stand vor mir, nahm mir das Kleid wortlos ab und ging zur Kasse.
,,Man, Valerie.. das musst du nicht tun!", sagte ich zu ihr, als ich sah, dass sie das Kleid bezahlte.
,,Doch, das muss ich! Und du wirst bald sehen, warum!" Sie grinste mich an und entblößte dabei eine Reihe weißer perfekter Zähne. Ich nahm ihr die Tüte ab und sie zog mich die Tür hinaus.
,,Hast du denn einen Freund?", fragte ich auf dem Weg zum Schuhgeschäft und sah sie fragend an. Erst jetzt viel mir auf, dass ich nicht mehr so viel nachdachte, was ich Valerie besonders zu verdanken hatte. Ob Valerie auch so tickte, wie ich? Wahrscheinlich. Immerhin war sie so alt wie ich und ein Mädchen. Hatte man da nicht die gleichen Probleme?
,,Ja! Ich habe einen. Seit zwei Jahren!" Sie grinste triumphierend und sofort verwischte ich meine Gedanken.
,,Geht er auf unsere Schule?" Eifrig nickte sie. ,,Ja, so haben wir uns auch kennengelernt! Er so liebevoll und einfach nur göttlich!", fing sie an zu schwärmen, wo ich grinsen musste.
Den Rest des Weges schwiegen wir, bis wir vor einem wahnsinnig großen schuhgeschäft stehen blieben. Valerie zog mich gleich mit rein und suchte bereits nach den passenden Schuhen. Da ich keine richtige Lust auf Schuhe angucken hatte, da mir der Vorfall von heute Morgen noch ziemlich zusteckte. Als Valerie mit beigen High Heels, die ungefähr 11cm Absatz hatten und an der Rückseite mit Nieten bestzt waren. Ich probierte sie an. Und sie passten perfekt!
,,Passt!", sagte ich grinsend zu Valerie und zog meine Stoffsneakers wieder an. Wir ging schweigend zur Kasse und mein Geld reichte gerade noch so für die High Heels.
,,Hast du Lust mit zu mir zu kommen? Mein Dad hat bestimmt nichts dagegen, der ist eh lieber mit seiner neuen Freundin beschäftigt!" Ich lächelte und lies mir nichts anmerken. Valerie nickte. Sie rief uns ein Taxi und ich nannte dem Fahrer die Adresse.
,,Hast du noch Geschwister, Juli?", fragte Valerie, während wir fuhren und ich schüttelte leicht den Kopf.
,,Also soweit ich weiß, hat Amanda keine Kinder. Und wenn ich die irgendwann genauso kennenlerne, wie ich Amanda kennengelernt habe, fliegt nicht nur eine Kaffeekanne und eine Tasse runter", sagte ich zu ihr und wir beide mussten grinsen.
,,Den Moment würde ich gerne miterleben. Ich glaube, ich würde mich nicht mehr halten können vor Lachen!" Gut, jetzt mussten wir lachen. Ich, weil ich mir das Gesicht von Amanda und meinem Dad vorstellte, wenn irgendetwas durch die Gegend flog. Valerie wahrscheinlich, weil sie sich einfach nur vorstellte, wie etwas gegen die Wand flog und in tausend Scherben zerbrach. Ja, auch diese Vorstellung fand ich amüsant.
Als wir ankamen, stiegen wir aus und nahmen unsere Einkaufstüten. Mir war gar nicht aufgefallen, dass sie sich auch was gekauft hatte. Das war mal wieder typisch: Ich und meine Gedanken!

Impressum

Texte: © by Lea Vanessa L.
Tag der Veröffentlichung: 10.08.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich all meinen Freunden, die immer zu mir halten. Ich liebe euch so!

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