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L3CRAM, verschlungene Wege...

 

Wer nach Rache strebt, hält seine eigenen Wunden offen.

 

Sir Francis von Verulam Bacon

 

Wer auf Rache sinnt, der reisst seine eigenen Wunden auf. Sie würden heilen, wenn er es nicht täte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weitere Titel der Autorin:

 

Pferdestriegel

Vertraute Wesen, gefährliche Liebe

L3CRAM und der Fluch des Gargoles

 

Ohne Mann, Kind und Hut – auch nicht lesbisch

 

Titel in der Regal auch als E-Book erhältlich

 

Die Autorin im Internet: www.gerigkbuecher.de.vu

 

 

 

 

 

L3CRAM

 

Verschlungene Wege

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein danke schön an alle Leser die mich ermutigen meine Geschichten in Schrift zu bringen. Einem speziellen Menschen für dies und das ein dickes Dankeschön - Nadja.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Prolog

 

 

Die Sage um das Land unter den zwei Monden mit dem Namen Malon beginnt schon vor vielen, vielen Jahrhunderten mit einer verbotenen Liebe auf der Erde!

Die Liebe zwischen Hexe und Magier war damals in diesem alten vergessenen Jahrhundert verboten. Zu grossen Respekt hatte man damals von den zukünftigen Nachkommen einer solchen Verbindung. Die Welt war noch nicht so weit um heraus zu finden was eine Solche Verbindung hervorbringt, daher wurde aus Angst ein Riegel mit diesem Verbot ausgestossen. Das Verbot beinhaltet beim Regelverstoss den sofortigen Tod am Scheiterhaufen für beide Parteien.

Nicht alle waren gewillt sich zu beugen.

Die helle, mächtige und wunderschöne Hexe Sari und der dunkle Kafir der grosse Magier erschufen eines Tages aus dieser Not heraus die Parallelwelt Malon. Eine Welt unter zwei Sonnen und Monden in dem Frieden herrschte. Zumindest eine Zeitlang!

Doch wo gute Magie entsteht bahnt sich ebenfalls die schwarze Magie ganz langsam, schlängelnd, fast schleichend und unaufhaltsam ihren Weg.

Dann eines Tages, als Sari und Kafir sich auf Malon unendlich sicher fühlten und unachtsam waren, wurden sie plötzlich voneinander getrennt. Ein finsterer Bann wurde ihnen auferlegt. Ein mächtiger grosser Bann und Zauber lag plötzlich auf ihnen. Dieser Bann war so stark dass sie einander nicht einmal mehr gekannt hätten wenn sie sich gegenüber standen. Die Liebe wurde nicht mit dem Tod bestraft sondern mit dem Löschen ihrer Liebe für einander. Das war grausamer als der Tod.

Beide suchten nach Halt und Sinn ihres Lebens mit dem stetigen Gefühl etwas Kostbares verloren zu haben. Eines Tages schickten sie sich schliesslich in ihr da sein und gingen neue Verbindungen ein. Doch nie war ihre Liebe so erfüllt wie sie hätte sein können. Irgendetwas fehlte, ohne es beim Namen nennen zu können, und eines Tages starben sie an leeren Herzen ohne zu wissen was der Grund für ihren heimlichen inneren Schmerz war.

Aus der damaligen Verbindung von Sari und dem Bauern Malur gingen die zukünftigen Torhüterinnen hervor.

Und aus der Verbindung von Kafir und der schönen Töpferin Serina erschienen über Generationen die mächtigen Drachenreiter die für Frieden in Malon sorgten.

Doch was passiert wenn zusammenfindet was schon immer zu einander gehörte, auch wenn das erst in einem anderen Leben der Fall sein sollte?

Eine uralte Sage erzählt dass die Zeit kommt und sich das Herz einer Torhüterin und eines Drachenreiters vereinigen. Wenn die zwei die Liebe finden wird Malon der friedliche Ort für den er einmal geschaffen wurde.

Eines Tages werden sich die Herzen erneut finden.

So erzählte man sich von Generation zu Generation.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 1

 

Lecram (ausgesprochen Lesram)

 

Seit alle zusammen die Schlacht, auf Malon in der Ortschaft Veram, gegen seinen Vater den grossen schwarzen Magier Aros gewonnen hatte sind schon einige Monde vergangen.

Hier sitzt er nun der grüblerische Drachenreiter wieder in der Gestalt eines dämonischen Gargoyles – zurück in der Steinwüste. In der eintönigen Steinwüste am grossen Wasser wo Gargoyles und Drachen zu Hause sind.

Lecram sitzt ganz oben auf der Klippe auf einem steinigen Vorsprung. Seine Rubinrotleuchtenden Augen blicken Gedankenversunken in die Dunkelheit zu den Sternen und den zwei Monden hinauf und wieder zurück auf die See. Das blau des Wassers und des Himmels gehen fast reibungslos in einander über. In dieser Welt in Malon unter den zwei Monden scheinen die Sterne heller als auf der Erde. Sie sind so nah dass man versucht ist nach ihnen zu greifen – wunderschön und doch unerreichbar.

Doch er ist grüblerisch. Heute Nacht lässt er die letzten Monde Revue passieren. Er spürt Veränderungen.

Von den anderen Gargoyles die im Sand herum toben und den Drachen die in den Klippenvorsprünge schlafen nimmt er heute Abend keine grosse Notiz. Genau genommen ist er wieder mehr zum Einzelgänger mutiert. In letzter Zeit hat er niemanden gross an sich heran gelassen. Um Dampf ab zu lassen hat er sich ab und an mit anderen Gargoyles zwar geprügelt oder hat sich einfach nur so zum Spass die Klippen herab gestürzt. Die eine oder andere Schramme ist tatsächlich davon übrig geblieben. Einmal war er so unvorsichtig und ist tief gestürzt, da hatte er sich sogar eine Rippe angebrochen und eine klaffende Wunde an der linken Augenbraue war so tief dass er jetzt eine lange Narbe davon trägt. Es war ihm damals so was von egal!

Das ganze ging so lange hin und her bis er sich wieder einigermassen gespürt hatte, war es auch nur den Schmerz den er spürte, so war es doch ein anderer Schmerz als die ewige Trauer um seinen Zwillingsbruder Marcus. Sie standen sich eigentlich nie sonderlich Nah, daher war Lecram so erstaunt dass es ihn doch mitten ins Herz traf. Und nun, nach diesen langen Monden ist Lecram nun endlich ruhiger bei einem klareren Verstand. Er brauchte die Zeit für sich alleine. Wohl bewusst dass er dabei seine Sarah und die Bewohner in Veram im Stich gelassen hat.

Sein eigentlicher Geburtsname Marcel (rückwärtsgelesen Lecram) ist ihm immer noch fremd, aus diesem Grund nennen ihn immer noch alle Lecram. Er will es einfach - auch wenn es dafür keinen triftigen Grund gibt. Er besteht einfach darauf!

Durch Marcus und Aros Tod kriecht ausserdem langsam, fast beschwörend Magie in ihn selbst hinein.

Er will die Magie nicht!

Durch den Tod von Aros, seinem Vater, kann er ausserdem selbständig entscheiden ob er Mensch oder Gargoyles sein möchte! Er braucht Sarah nicht mehr um sich in den Menschen verwandeln zu können! Sarah ist nicht länger sein Schlüssel zum Menschen da sein. Doch dass alles hat er Sarah verschwiegen da er zuerst mit sich ins Reine kommen wollte. Er war egoistisch! Wie immer dachte er zuerst an sich und liess Sarah alleine zurückkehren bei ihren Eltern in Trisyt. Im Tal der Elben. Für ihn ein sicherer Ort wo es Sarah gut geht. Dort ist sie Sicher.

Trotzdem ist er ein schrecklicher Freund. Er seufzt laut auf. Die Gedanken schweifen wieder nach Veram, nach der Schlacht zogen sich die einzigartigen Makiani (Vogelgeister) als die ersten zurück in ihr verborgenes Reich zu den Mamut Bäumen. Makiani passen nicht in eine Stadt. Dafür sind sie nicht gemacht. Der Makiani Velis trägt Lecram tief in seinem Herzen, die beiden sind sehr verbunden miteinander. Und eines Tages wird Lecram seinen Gefährten mit den Fledermaus ähnlichen Flügeln und dem Chamäleon Artigen Haut wieder besuchen.

Kurz nach den Makiani gingen auch die Drachen und ein Teil der Gargoyles zurück in die Steinwüste. Ein kleiner Teil der Gargoyles erinnerte sich jedoch noch an ein gemeinsames Leben mit den Menschen in Veram, diese blieben und erneuerten das alte Band zwischen Mensch und Dämon. Von diesem Zeitpunkt an zierten Tagesüber einige Gargoyles als steinigen Dämonen die Häuser um böses ab zu schirmen. Das wiederrum erfüllte Lecram mit Stolz. Aus Veram wurde ein sicherer Ort in dem Frieden herrschte. Die Bewohner von Veram und der Umgebung erzähltem ihm und Sarah damals von der Legende um das Land Malon.

Sie erfuhren von Sari und Kafir!

Natürlich hofften die Bewohner dass die Legende sich mit Lecram und Sarah bewahrheitete. Da Lecram bereits ab diesem Zeitpunkt an mit der aufsteigenden Magie zu kämpfen hatte, konnte und wollte er sich nicht für die Legende interessieren. Aus Angst wie sein Vater zu werden, schloss er Sarah schliesslich aus und kämpfte im inneren mit sich selbst. Sein Gemütszustand verschlechterte sich jedoch von Tag zu Tag. Und Sarah verstand ihn nicht mehr, wie sollte sie auch, er hatte sie ja ausgeschlossen. Sein Fehler.

Als dann die Bewohner eines Tages Lecram vorschlugen das er sein Amt als Herrscher über Veram in Anspruch nehmen soll, brachten sie das Fass ungewollt zum Überlaufen. Das Herrschen sei sein Geburtsrecht! Natürlich war es das, nur war er noch nicht bereit für so eine grosse Sache. Wie er auch nicht bereit war für die Magie die jetzt in ihm schlummert!

Natürlich hat er um Zeit gebeten, er wollte und konnte sich noch nicht dafür entscheiden sein Geburtsrecht an zu treten. Sein Gemütszustand war nicht im Einklang. Es war viel zu früh! Trotzdem befahl er die Festung von Aros ab zu reissen. Zu viel Schlechtes steckte in den Mauern.

Dann brauchte er Zeit, Zeit für sich alleine. Verstand, Herz und Körper mussten wieder im Einklang ticken. Doch bevor Lecram sich damals in die Steinwüste verkroch und Sarah nach Trisyt reiste versprachen die Gargoyles seinem Wunsch nach zu kommen und die Festung vollends ein zu reissen. Sarah hingegen verstand ihn immer weniger. Also ging sie wortlos nach Trisyt ins Tal der Elben, zu ihren Eltern. Es blieb ihr nichts anderes übrig. Es tat ihm Leid, verlor jedoch kein Wort darüber!

Wie dumm! Und doch war es für ihn in diesem Moment die richtige Entscheidung. Die aufsteigende Magie die um ihn schlängelt und bittersüss schmeckt machte ihm Angst!

Er will sie nicht!

Nie hat er darum gebeten Magie zu beherrschen. Eigentlich war Magie für seinen Bruder Marcus bestimmt gewesen.

Doch diese ganze Welt besteht aus Magie und spielt nach ihren eigenen Regeln! Malon ist anders, härter ohne Luxus von Technik und sonstigem Schnickschnack. Ausserdem war er ausgesprochen froh dass die Splitter des dunklen Kristalles seines Vaters, in der dessen dunkle Magie steckte, so gut von den Sechs ausgesuchten Hütern versteckt gehalten wurden. Nie darf Lecram in die Nähe dieses Kristalles gelangen!

Zu verlockend schmeckt die dunkle süsse Magie!

Um Feora, der kleinen Drachen Lady, macht er sich auch immer noch Sorgen. Seit der Schlacht ist sie verschwunden. Ihre Leiche hat man nie gefunden und Lecram spürt dass sie noch am Leben sein muss. Er hat zwar die Gabe durch ihre Augen sehen zu können vorübergehend verloren, spürt jedoch genau dass sie noch lebt. Auch diesen Gedanken, diese Sorgen hat er nicht mit Sarah geteilt.

Genau genommen ist er der letzte Drachenreiter und müsste seinen steinernen Dämon, den Gargoyle, nicht mehr ausleben. Doch etwas los zu lassen was einem sein Leben lang so vertraut war, ist schwerer als angenommen. In der Gargoyle Gestalt suhlt es sich ziemlich gut! Verdammt gut!

Er seufzt erneut laut auf. Denn er sitzt immer noch regungslos da und mit den Gedanken wieder bei Feora seufzt er nochmal leise auf und sieht auf das grosse klare, kristallblaue weite Wasser hinaus. Er hatte heute gute Gespräche mit dem letzten grossen Drachen Toron. Ausserdem kann er sich geehrt fühlen dass dieser grosse graue Drache ihn auf seinem Rücken akzeptiert. Wenn man Toron von weitem sieht scheint er nicht sehr farbenfroh. Toron ist dunkelgrau mit einem grünlichen Schimmer. Doch sein Rücken und seine Flügel sind mit Perlmutter farbenen Schuppen überzogen die im Sonnenlicht in allen Farben glitzern. Ein einzigartiges Farbenspiel das nur einem Drachenreiter vergönnt ist zu erleben. Er liebt es mit den Drachen zu fliegen und die frische Luft an seinem Körper zu fühlen die geschmeidig an ihm vorbei zieht.

Das ist Freiheit! Seine Freiheit!

„Was ist bloss aus mir geworden“, geht die leise Frage von Lecram eher an sich selbst. Dabei schüttelt er grimmig seinen Kopf und fährt mit seinen steinernen Pranken über sein Gesicht. Dabei fallen ihm seine halblangen, dunkelblonden Haare nach vorne. Er ist endtäuscht von sich selbst!

Und ja, er vermisst Sarah über die Massen. Mehr als er sich lange eingestehen wollte. Vielleicht hat er es dieses Mal völlig verkackt! Ob sie ihm verzeiht?

„Aus dir kann werden was du willst.“ Hört Lecram seinen Dämonischen Freund Migdal hinter sich herüber trotten. Natürlich hat Lecram ihn schon kommen hören.

Als sein Freund sich zu ihm setzt streckt Migdal seine kleinen Flügel kurz und Lecram muss lächeln. Die steinig aussehenden Gargoyles – auch Dämonen der Nacht genannt – sind schon seltsam aussehende Wesen.

Wobei Lecram die Makiani bis anhin noch merkwürdiger findet! Makiani, die Greif Hände- sowie Füsse haben, Flügel besitzen wie Fledermäuse und ständig ihre Farbe wechseln wie Chamäleon und Ohrmuscheln besitzen. Ja das sind überaus seltsame Gestalten und wohnen in einem Teil von Malon in der es unnatürlich grosse Mamut Bäume gibt. Was für ein unglaublich faszinierender, lebendiger und einzigartiger Ort!

Lächelnd sieht Lecram nun zu Migdal, er mag den ruhigen, grossen Gargoyle – seinen Freund. Es ist wohl Zeit sich zu unterhalten und die Gedanken zu teilen.

„Ach Migdal, ich bin ein Mensch mit einem Dämonischen Fluch in dem ich mich zurzeit leider ziemlich wohl fühle.“ Ergänzt Lecram und zwinkert.

„Nun ja“, räuspert sich Migdal, „ich behaupte immer noch du suhlst dich ausgesprochen gut im Selbstmitleid. Das habe ich dir jedoch schon mal erklärt“, klingt erneut die raue Stimme von Migdal und Lecram runzelt die Stirn. Also fährt Migdal weiter: „Du bist und bleibst ein Drachenreiter mit dem Handicap Gargoyle. Es gibt keinen Grund deinem Mensch da sein den Rücken zu kehren. Wir wissen beide wie sehr du dir das menschlich sein gewünscht hast. Und nun kannst du sein was immer du möchtest.“ Ein direkter Blick. „Wenn du es zu lässt.“

„Tja und dennoch sitzt ich hier als Dämon.“ Kontert Lecram und Migdal lacht kurz auf. „Freund - Du machst es dir zu einfach, verkriechst dich in der Steinwüste und wartest. Auf was wartest du hier eigentlich? Erzähl es mir, denn ich bin neugierig.“

„Ich verkrieche mich doch nicht.“ Stänkert Lecram und schüttelt vehement seinen Kopf. Dabei fallen ihm seine längeren dunkelblonden Haare wild ins Gesicht und seine Rubin Augen leuchten kurz auf. Insgeheim weiss er jedoch dass sein Freund die Wahrheit sagt. Er sollte ehrlich zu sich selbst sein.

„Ach komm“, winkt Migdal ab, „du bist zur Zeit nicht der Garoyle den wir hier kennen und schätzen gelernt haben“, sieht Migdal ihn dann ernster an, „du bist zum Einzelgänger geworden. Vielleicht ist es besser du sprichst mal über deine wahren Dämonen die in deinem Inneren toben.“

Lecram fährt mit seiner linken Hand durch seine Haare und seufzt leise auf. Sein Freund kennt ihn schon gut. Wenn Migdal so ernst blickt sieht er äusserst gefährlich aus. Der Löwen ähnliche Körper ist der Gegenspruch zu seinem eher menschlichen Gesichtszügen und seiner Glatze. Migdals Gesichtszüge wirken versteinert und die Rubinaugen wirken wild. Vielleicht ist das ein Zeichen dass sein Freund sich um ihn sorgt, schieben Lecrams Gedanken nach. Der Zeitpunkt scheint gekommen zu sein sich jemanden an zu vertrauen.

„Marcus Tot beschäftigte mich mehr als erwartet.“ Spricht Lecram aufrichtig. „Es fühlte sich an als hätte man mir meinen rechten Arm abgerissen. So etwas habe ich nicht für möglich gehalten. Wir standen uns nie sonderlich nah. Und trotzdem hinterlässt mein Bruder einen Schmerz.“ Ein Schulterzucken.

„Zwillinge. Geboren im Halbmond unter der Macht der zwei Monde die sich schliesslich zu einem zusammen fügen. Unterschätze diese Kraft nicht. Ihr musstet euch nicht nah stehen, ihr wart so oder so mit einander verbunden.“ Migdal macht eine kurze Pause und schmunzelt als er anfügt: „Ausserdem arbeitest du mit deiner linken Hand, da kannst du auf den rechten Arm ja verzichten.“

Bei diesem Satz muss selbst Lecram schmunzeln und gesteht schliesslich: „Ich vermisse Marcus. Verdammt ich brauche ihn – hier bei mir.“ Wasser füllt sich in seinen Rubinaugen, diese Worte laut aus zu sprechen tun – gut. Erstaunlich gut, als würde ein Last von seiner Schulter fallen.

„Dann reise ins Tal der Toten und Schatten und sieh nach.“

„Was soll ich denn bei den Einhörnern suchen?“ Versteht Lecram nicht.

„Sie nach aus welchem Grund dich der Tod deines Bruders nicht los lässt.“

„Migdal, das wäre gefährlich.“ Kneift er seine Augen zusammen. Nun grinst der grosse Kahlköpfige Gargoyle und lächelt offen als er Lecram weiter aus fragt: „Bestimmt, aber vielleicht hilft es dir. Wer weiss. Gibt es da noch etwas das du mir erzählen möchtest?“

Diesmal fühlt sich Lecram seltsam ertappt und staunt über Migdals Feinfühligkeit die man ihm so rein äusserlich überhaupt nicht gibt und er erklärt: „Feora! Ich finde sie einfach nicht.“

„Das tut mir leid. Aber dein Gefühl sagt sie sei noch am Leben?“ Ist nun auch Migdal neugierig.

„Ja.“ Lecram nickt.

„Dann gib nicht auf nach ihr zu suchen. Vielleicht ist die Suche nach Feora dein nächstes Ziel.“ Flackert etwas Hoffnung auch in Migdals Augen. Auch Migdal mochte den kleinen quirligen Drachen. Mitfühlend sieht Migdal zu seinem Freund und erklärt: „Früher oder später wirst du Antworten finden.“ Eine kurze Pause. „Doch mein Freund, ist da noch mehr was dir in der Seele brennt?“ Erneut seufzt Lecram auf und Migdal schmunzelt bei seinen nächsten Worten: „Spuck schon aus. Alle guten Dinge sind drei!“ Migdal räuspert sich. „Hab ich auf der Erde mal gehört. So sagen das die Menschen dort.“

„Welch dummes Sprichwort.“ Grinst nun auch Lecram und tatsächlich fühlt er sich heute so als würde er auf einem Beichtstuhl sitzen. Dämon Migdal als Pfarrer der ihm seine Beichte abnimmt. Wie grotesk!

Diese Gedanken bringen ihn zum Schmunzeln und schliesslich gibt er klein bei und erklärt seinem Freund: „Magie! Ich besitze neue Magie und weiss nicht wie ich damit umgehen muss. Ich will diese Magie nicht!“ Seine Wahrheit!

Um seinem Freund zu zeigen von welcher Magie er spricht lässt er mit einer kleinen Handbewegung kleine, Kieselstein grosse Steine, die vor ihnen liegen kurz auf tanzen. Da Migdal immer noch ruhig da sitzt und ihn lediglich mustert holt Lecram etwas weiter aus: „Durch Aros und Marcus Tod scheint ihre Magie in mich über gegangen zu sein. Wenigstens ein Teil davon. Irgendwie. Ich fühle mich fiebrig obwohl ich bei bester Gesundheit bin. Fühle mich krank und doch stark. Ausserdem habe ich grossen Respekt davor die Magie aus zu üben!“ Er macht eine kurze Pause und sieht Migdal direkt in die Rubin leuchtenden Augen. „Migdal, mein Freund…, ich will diese Magie nicht. Ich will sie einfach nicht. Was wenn mich eines Tages die dunkle Seite einholt!“

Diese Beichte führt dazu das Migdal nicht sofort eine Antwort auf Lager hat. Stattdessen sitzen die beiden eine Weile schweigend da und starren in die Weite bis Migdal etwas ernster uns sachlicher erklärt: „Mein Freund, du bist Marcel der Drachenreiter mit der Magie Feuer beherrschen zu können. Ausserdem hast du die Gabe ein Dämon der Nacht sein zu können was dich ziemlich einzig artig macht. Mittlerweile kannst du frei wählen in welcher Gestallt du dich zeigst. All diese Dinge sind bereits Magie und es würde mich nicht erstaunen wenn du automatisch mit deiner neuen Magie um zu gehen weisst. Du wurdest hier hinein geboren und es ist dein natürliches Geburtsrecht all diese Magie benutzen zu können. Nimm es an und sieh was daraus wird. Glaube an das Gute in dir!“

„Und was ist mit der dunklen Seite dieser Magie?“

„Verstehe…! Mit deinem Vater im Nacken ist diese Frage durchaus berechtigt. Diese Antworten findest du vielleicht bei den Elben in Trisyt.“

„Du denkst Sarah könnte mir helfen?“ Kaut Lecram nachdenklich auf der Unterlippe und Migdal erläutert: „Mein Freund, ich dachte da mehr an Gloria die auch etwas Magie besitzt oder Fenia.“

„Stimmt“, pflichtet Lecram bei und wieder klingt die raue, rauchige Stimme von Migdal: „Sei weiterhin achtsam und höre auf dein Herz. Ausserdem hätte ich eine Bitte an dich.“

„Die währe?“ Staunt Lecram.

„Kehr Sarah nicht dauernd den Rücken. Es gab einen Grund warum ihr zu einander gefunden habt.“

Ein leises Aufstöhnen. „Sarah war mein Schüssel aus meinem Gargoyle da sein“, nickt Lecram und geht nicht weiter auf dieses Thema ein. Gut möglich dass sein Freund die Stimmung zwischen ihnen mitbekommen hat. Lecram weiss dass er Sarah einige Antworten schuldig ist. Doch wieder einmal hat er mehr Baustellen als ihm lieb sind. Sein Bauchgefühl sagt ihm klipp und klar dass ein neues Abenteuer auf ihn zukommt. Migdal hat Recht, er muss sich auf die Suche nach Feora machen.

Vielleicht findet er eines Tages seine Ruhe.

Die beiden Gargoyles sehen in die dunkle Nacht als Migdal mit ruhiger sachlicher Stimme erklärt: „Ich denke ich bin dir auch Antworten schuldig.“

Erstaunt sieht Lecram zu seinem Freund. „Welche Antworten?“ Seine linke Augenbraue hebt sich an.

„Hast du dich nie gefragt warum Lamos und ich auf der Erde weilten?“

„Zu Sarahs Schutz. So habt ihr mir das erzählt.“ Er zuckt mit der Schulter auf.

„Schon wahr. Aber nicht nur. Dazu gibt es noch eine andere Gesichte“, da Migdal nun Lecrams volle Aufmerksamkeit hat holt er weiter aus, „Es gab immer ein, zwei oder drei Gargoyles die mit der Torhüterin reisten zu deren Schutz. Doch ab und an gab es Gargoyle die abtrünnig wurden.“

„Abtrünnig…, du meinst die sind einfach abgehauen?“ Ach du scheisse!

„Wie du es nennen willst ist mir egal. Sie haben es vorgezogen das Weite zu suchen.“

„Und du musst sie ausfindig machen?“

„Nein, das kann ich nicht. In dieser Welt die ihr Erde nennt komme ich nicht zurecht“, schüttelt Migdal seinen Kopf, „Aber Sarahs Familie forscht mit den modernen elektrischen Dingsbums Geräten herum und Lamos und ich gingen der Sache nach wenn sie der Meinung waren einen gefunden haben.“

Lecram schmunzelt bei den Gedanken an die elektrischen Dingsbums Geräte. Migdal spricht bestimmt von Computer und Internet. Dass er damit nichts an zu fangen weiss versteht Lecram allerdings sehr gut. Er selbst weiss wie es sich anfühlt mit den klobigen Händen eine Tastatur zu bedienen. Ein schier unmögliches Unterfangen.

„Habt ihr schon mal einen abtrünnigen gefunden?“ Ist Lecram doch neugierig.

„Einmal, aber die Geschichte ging nicht gut für den Gargoyle aus.“ Migdal scheint betroffen und Lecram spricht anschliessend sanfter: „Sucht ihr noch nach Abtrünnigen?“

Nach einem lauten Seufzer spricht Migdal weiter: „Das ist schwierig zu sagen da bis Anhin noch niemand Aufzeichnungen über abtrünnige gemacht hat und wir nicht wissen um wie viele Torhüterinnen es bereits zurückgeht.“

„Also sind bestimmt noch Gargoyles auf der Erde.“

„Davon gehen wir aus. So langsam wird es für mich Zeit zur Erde zurück zu kehren. Vielleicht gibt es da etwas zu tun.“ Migdals Blick ist weich.

Einen Augenblick lang sieht Lecram seinem Freund tief in die Augen und so langsam versteht Lecram was für eine Verantwortung er hier in dieser Welt trägt. Es dreht sich nicht alles nur um ihn. Sondern um viel mehr.

„Hm…, also wartest auch du bis ich meinen Weg gefunden habe und alles geregelt ist?“

Migdal nickt. „Du musst deiner Bestimmung folgen. Dein Drachenreiter Herz schlägt noch nicht im Einklang. Ausserdem braucht Veram einen neuen Herrscher. Wenn du genügend Trübsal geblasen hast wird es an der Zeit zu handeln. Raff dich auf und nimm deinen Platz in Veram an.“

„Oh, bitte fang du nicht auch noch damit an!“ Knurrt Lecram und Migdal unterbricht: „Wenn du dich nicht dazu verpflichtet fühlst zu herrschen, bist du es Veram schuldig einen gebührenden Nachfolger zu finden. Es ist nun mal wie es ist. Das gehört nun mal auch zu deinem Geburtsrecht.“

Mit seinen klobigen Händen fährt Lecram über sein Gesicht. Es bleibt ihm nichts anderes übrig. Er nickt Migdal zu. Insgeheim weiss Lecram natürlich dass sein Freund Recht hat. Er hat es immer gewusst nur dauernd von sich her geschoben.

Migdal tut gut daran die Dinge mal beim Namen zu nennen. Was auch immer Malon noch mit Lecram selbst vorhat. Lecram muss die Dinge hier regeln.

Das ist seine Bürde die er tragen muss.

Dass es auf der Erde noch andere Gargoyles leben macht die Dinge nicht unbedingt unkomplizierter. Zuerst muss er auf Malon nach dem Rechten sehen, dann kommt die Erde dran.

Wie fühlt es sich an auf der Erde als Mensch zu leben?

Wie es sich wohl anfühlt einfach sich selbst sein zu können?

Wird er sich auf der Erde je wieder zu Hause fühlen?

Wo wird er in Zukunft leben wollen?

Was soll er bloss tun?

Er schüttelt seine Fragen ab und sieht wie Migdal wieder stumm in die Ferne. Da sich die Freunde vorerst alles gesagt haben, sitzen die zwei Gefährten einfach nur da und geniessen wortlos die Sternen klare Nacht. Wobei sich Lecrams Gedanken nun trotzdem irgendwie überschlagen.

Ja, es ist an der Zeit zu handeln!

Migdal hat Recht er muss sich ernsthaft zusammen reissen.

Als Die beiden Sonnen drohen auf zu gehen ziehen sich die beiden in die Höhlen zurück um am Tag als Steinsäule zu verweilen. Ausser Lecram, der es sich als einziger aussuchen kann am Tage wach zu bleiben – dann aber als - Mensch. Wie er will und das ist neu und interessant. Manchmal streift er am Tag als Mensch mit den Drachen umher. Toron, der letzte grosse Drache, hat ihm vieles beigebracht. Lecram der Drachenreiter und sein grosser Drache Toron!

Toron, der letzte seiner Art, weise und alt. Trotzdem spricht er nur das nötigste und manchmal empfindet Lecram genau diese Ruhe als angenehm. Man muss nicht immer Reden um einander zu Verstehen. Manchmal sind die Dinge einfach wie sie sind. Nur ein Drachenreiter versteht und spricht die Sprache der Drachen. Gewisse Empfindungen, vor allem im gemeinsamen Flug, gleiten in eine Gedankenübertragung über. Einzigartig.

Schliesslich legt Lecram sich müde auf das steinige Bett in seiner kleinen Höhle. Ja, es ist Zeit bei den Elfen Fenia um Rat zu fragen und Sarah ist er auch einige Antworten schuldig. Sarah fehlt ihm und die Ungewissheit ob sie noch für ihn da ist nagt an ihm. Hat er es nun völlig verbockt?

Ist ihre Liebe so stark dass sie ihm verzeiht?

An diesem Schlamassel ist er selbst schuld! Er beschliesst in der Steinwüste ab zu brechen und ins Tal der Elben zu reisen. Es ist an der Zeit.

Morgen!

 

 

 

 

 

 

Kapitel 3

 

Sarah

 

Hier in Trisyt bei ihren Eltern und ihrer Schwester Gloria geht es Sarah ausgesprochen gut. Sie geniesst es mit Gloria zusammen ihre leibliche Mutter Fenia näher kennen zu lernen. Ihre Mutter ist toll und voller Liebe und Verständnis. Ihren Vater ebenfalls so glücklich zu sehen ist überwältigend.

So viele Jahre der Entbehrungen und endlich sind sie eine Familie! Es grenzt schon fast an ein Wunder dass sie Fenia gefunden haben! Nach Fenia haben sich alle so lange gesehnt und Lecram hat es endlich ermöglicht. Dass Marcel oder wie er sich immer noch lieber nennt Lecram nicht hier bei ihnen im Tal ist trübt ihre Stimmung zwar etwas. Auch Daria hätte ihren Sohn noch gerne um sich gewusst bevor sie wieder auf die Erde wechselt. Schliesslich hat Daria auch einen Sohn verloren und sehnt sich nach Trost von Ben. Doch Ben lebt auf der Erde! Natürlich wird Daria, zur gegebener Zeit, nicht alleine zur Erde zurückkehren, Gloria hat ebenfalls beschlossen ihr Leben in Wolfville mit Jonas weiter zu führen. Gloria hält nicht viel von Malon. Oder es ist die Liebe zu Jonas. Liebe kann wirklich vieles bewirken. Nur ihre eigene Liebe geht überaus seltsam, verschlungene Wege!

Warum Lecram sie selbst im Moment von sich stösst weiss Sarah nicht. Eigentlich ist sie ziemlich wütend auf ihn. Doch sie versucht den Kopf nicht hängen zu lassen. Er ist schon so lange fort dass sie zweifelt ihn überhaupt nochmal zu Gesicht zu bekommen. Natürlich hat sie schon mal daran gedacht in die Steinwüste zu reisen um ihn zur Rede zu stellen. Doch ihr Bauchgefühl hat ihr abgeraten. Aber jammern hilft nichts! Es ist nun mal so wie es ist und nur der Moment zählt. Zu viel positive Energie ist hier im Tal der Elben und lächelnd geht sie, dem Bachlauf entlang, an diesem Abend Malek entgegen. Er ist ein guter Freund geworden. Der beste Freund! Eigentlich war er schon immer ihr enger Freund. Und nun ist er auch Lecrams Freund geworden. Irgendwie.

Zurzeit lernt Malek ihr die grosse Kunst des Bogen Schiessens und das hat Sarah abgelenkt um über Lecram nach zu denken. Ausserdem macht es ihr Spass. Es ist gut sich selbst verteidigen zu können. Lustig ist nur das Malek jeweils nur am Abend mit ihr übt. Sie vermutet ja dass er den Zeitpunkt ausgesucht hat damit niemand mehr zu sieht und ihr dadurch Peinlichkeiten erspart bleiben. Malek hingegen betont immer wieder, es seien die Lichtverhältnisse die am Abend viel besser seien. Egal, sie findet es süss von Malek. Dann erblickt sie ihn. Heute Abend hat er seine langen, blonden, fast silbernen Haare zusammen gebunden und seine grauen Augen verraten seinen Schalk. Wie er hat auch Sarah ihr ledernes, grün eingefärbtes eng anliegendes Outfit gewählt.

Sein Lächeln ist ansteckend und Sarah lächelt ebenfalls offen.

„Hüterin“, neckt Malek als Sarah bei ihm ankommt, „heute Abend so gut gelaunt.“

„Wie könnte ich nicht, die Regenzeit scheint vorbei zu sein und die Sonne zeigt sich von ihrer besten Seite.“

„Wie wahr.“ Lächelt Malek. „Bereit dein Können zu erweitern?“

„Gewiss mein Lehrmeister.“ Strahlt Sarah, obwohl ihr die neue weitere Distanz etwas ungeheuer ist die Malek heute vorgelegt hat. Das gibt sie jedoch nicht zu! Also nimmt sie ihren dunkelholzigen hübsch verzierten Bogen, den Malek ihr geschenkt hat, und übt. Den Bogen hat Malek selbst hergestellt und Sarah schätzt die grosse, persönliche Geste!

Die beiden üben heute lange und machen nur eine kleine Rast um eine kleine Stärkung, eine Art Fladenbrot, zu sich zu nehmen um dann weiter zu machen. Als Sarah nach unendlich vielen Pfeilen endlich ins Schwarze trifft fällt sie Malek vor lauter Freude um den Hals und er hält sie fest. Als Malek die Umarmung löst sieht er ihr direkt in die Augen. Sein Blick ist warm und doch scheint ihm etwas auf der Seele zu brennen.

„Reisst du bald mit Daria und Gloria zur Erde zurück?“

Sie rollt ihre Augen und meint: „Gehen wir ein Stück.“ Es ist an der Zeit sich mit Malek zu unterhalten. Dieses Thema haben sie lange gemieden.

„Wie du wünscht.“ Sein lächeln ist immer noch offen und er greift nach ihrer Hand. Sarah legt zuvor den Köcher auf die Seite, auf den hübschen Holztisch. Also schlendern sie Hand in Hand den Bachlauf entlang. Nach einer Zeit bricht Sarah das Schweigen.

„Ich werde mit Lecram gehen, wohin auch immer dieser Weg führt. Sofern er derselben Meinung ist.“

Malek sieht sie mitfühlend an. „Er ist schon einige Monde abwesend.“

„Ich weiss.“ Sie seufzt leise auf.

„Vielleicht hat er sich verändert.“

„Oh, bestimmt. Bestimmt hat er das“, seufzt sie diesmal lauter als gewünscht.

Malek bleibt stehen und sieht sie wieder direkt an als er versucht zu erklären: „Vielleicht ist es an der Zeit, an dich selbst zu denken. Denk mal an dich und an deine Wünsche und nimm weniger Rücksicht auf andere. Du bist die Hüterin, hübsch, nett und zuvorkommend.“

Diese Worte verletzen sie, automatisch reckt sie ihr Kinn.

„Wie bitte! Lecram ist auch dein Freund und du fällst ihm in den Rücken?“

„Das habe ich nicht vor.“ Bleibt Malek ruhig. „Aber dieses ewige hin und her ist für euch beide nicht gut. Jeder von euch hat es verdient glücklich zu sein. Miteinander oder ohne einander. Es werden andere kommen die dein Herz erwärmen können.“

„Willst du mir damit etwa sagen dass du dich in mich verliebt hast?“ Ihre Stirn zieht sich zusammen. Für einen Moment schliesst sie ihre Augen und hofft dass ihr Freund keine Gefühle für sie hegt. Das wäre schade um die Freundschaft.

Malek bleibt ruhig und gelassen mit einer Ernsthaftigkeit die sie bis anhin noch nicht kennt.

„Hüterin, uns verbindet eine tiefe Freundschaft aber keine körperliche Liebe. Dennoch liebe ich dich. Im Herzen bist du meine Schwester.“ Liebevoll und mitfühlend fährt er über ihre Wange. „Vielleicht findet Lecram zurück wenn du ihn los lässt. Denk einfach mal darüber nach. Ich für meinen Teil finde du solltest zur Abwechslung mal an dich denken.“

„Du meinst wenn ich ihn los lasse kommt er zurück?“

„Vielleicht muss er erst lernen was es heisst etwas zu verlieren. Du warst, bist immer für ihn da und er kämpft mit sich selbst. Oder du akzeptierst wer er ist. Mit all seinen Dämonen die er in sich trägt.“

„Wer ist Lecram denn deiner Meinung nach?“

„Nun ja. Jemand der von dieser Welt hier völlig überrumpelt wurde.“ Malek sieht sie an und erklärt: „Er kam als Gargoyle und nun ist er Drachenreiter und Herrscher über Malon. Diese Verantwortung wird immer an ihm lasten. Darum rate ich dir heraus zu finden was du von deinem Leben erwartest.“

„Malek, er ist auch dein Freund wie kannst du mir zu so etwas raten.“

„Ich würde ihm dasselbe raten. Er soll los lassen damit du in Frieden leben kannst. Du hast es verdient.“ Liebevoll streift er über ihre Wange.

„Und die Legende?“

„Worte die schon so lange Zeit von Mond zu Mond weitergegeben werden und jedes Mal werden sie anders erzählt. Darauf würde ich nicht unbedingt bauen. Es sind nur Worte.“

„Ich werde darüber nachdenken“, spricht sie sanft und geht nicht weiter auf das Thema Lecram ein. Alles andere könnte zu einer weiteren Diskussion führen die sie im Moment nicht führen möchte. Dass Malek so um sie besorgt ist ehrt sie sehr. Ein Elb lässt nicht viele Gefühle zu und wenn sie es tun hält es ein Leben lang. Nun weiss Sarah dass sie immer auf Malek zählen kann. Sie lächelt ihn an und hält ihm ihre Hand entgegen die er sofort annimmt. So schlendern die beiden weiter und nehmen die nächste Sitzgelegenheit die sich am Bach bietet. Es handelt sich um eine ältere, abgenutzte doch hübsch geschwungene Holzbank die ihren Zweck noch erfüllt. Das Holz ist verwittert, trotzdem sieht sie anmutig aus. Das Moos an der Seite rundet das Gesamtbild der Sitzgelegenheit ab. Sarah lehnt an Maleks Schulter an und sieht auf der gegenüber liegender Bachseite wie zwei Elben Kinder ein Pferd versorgen. Das blonde fast silberne lange Haar der Mädchen scheint hell im Mondschein. Dieses Bild zaubert ihr ein Lächeln auf die Lippen. Es ist so friedlich. Dieses friedliebende Volk macht es einem einfach sich hier wohl zu fühlen. Dieser Ort ist ebenso ihr zu Hause wie die Erde. Sarah gehört zu einem Teil zu den Elben da sie und Gloria Halblinge sind. Ihr Elben Anteil ist nicht sehr gross aber er ist spürbar. Auch wenn es an diesem Ort nicht so zivilisiert ist wie auf der Erde fühlt sie sich doch auf Malon – sehr zu Hause. Sie fühlt sich hier geborgen und wohl.

Doch wo möchte sie in Zukunft Leben!

Auf Malon bei ihren Eltern oder bei Gloria auf der Erde?

Was mit ihr und Lecram ist steht ja gewissermassen noch in den Sternen. Diese Gedanken führen unweigerlich wieder zu Lecram an den sie sich gebunden fühlt. Ihre Liebe zu ihm ist aufrichtig und es schmerzt von ihm getrennt zu sein. Als wäre sie nicht vollständig. Doch seine ewigen Schwankungen treffen sie mitten im Herz. Wie viele Male soll sie sich noch so von ihm behandeln lassen! Auch sie hat ihren Stolz.

Vielleicht hat Malek Recht und sie sollte mal daran denken was sie noch vom Leben erwartet.

Vielleicht sollte sie ihn wirklich ziehen lassen.

Vielleicht muss sie um seiner und ihrer willen dieses Opfer bringen. Auch er hat verdienst ein glückliches Leben zu führen mit all seinen guten und schlechten Dämonen in sich. Ihr Magen zieht sich zusammen. Veränderungen stehen in der Luft!

Langsam dunkelt es ein und die Sterne leuchten hell!

Bei diesem Sonnenuntergang scheint das grün der Wiese noch saftiger als sonst und das Farbenspiel von Felder, Wiese und Wasser empfindet Sarah als einzigartig. Es ist ein Geschenk! Glücklich atmet sie laut ein. Ja, genau genommen ist sie hier glücklich auch ohne Lecram. Diese Erkenntnis ist schon mal ein Anfang. Zufrieden sieht sie dem Bachlauf nach. Es ist ein ruhiger wundervoller Abend bei Vollmond!

Plötzlich hören die beiden Flügelschlagen hinter sich und fast gleichzeitig drehen sich Malek und Sarah nach hinten um. Die beiden beobachten den grossen Drachen Toron wie er sich auf der Lichtung hinter ihnen absetzt. Behände steigt Lecram – als Mensch - von Torons Rücken, dabei fallen die Schulter langen Haare wild ins Gesicht. Mit der linken Hand streift er sie automatisch wieder aus seinem Gesicht. Sarah mag diese Geste. Automatisch lächelt sie.

„Drachenreiter im Anflug“, flüstert Malek und Sarah schmunzelt. In Gedanken flüstert sie zu sich selbst: wenn man vom Teufel spricht. Seltsamerweise macht Sarahs Herz keinen Ruck als sie Lecram endlich wieder zu Gesicht bekommt. Eigentlich hat sie keine Ahnung was sie jetzt erwartet. Genau genommen weiss sie nicht wie sie sich verhalten soll.

Wie sind seine Gefühle!

Wie sind ihre Gefühle?

Ist es die Ungewissheit die sie zurückhält ihre Gefühle zu zeigen? Als hätte Malek ihre Gedanken gelesen steht dieser auf und reicht ihr seine Hand. Lächelnd nimmt sie sein Angebot an und gemeinsam gehen sie auf Lecram zu. Als ihr Blick wieder auf Lecram fällt sieht sie wie verwegen dessen Blick ist. Seine grünen Augen leuchten und ja, er sieht wilder und selbstsicherer aus als sonst. Ihr Herz zieht sich endlich zusammen. Sie beisst sich auf die Unterlippe um sich in den Griff zu bekommen. Was sie jedoch nicht versteht ist warum er als Mensch vor ihr steht. Wenn sie richtig gerechnet hat müsste er eigentlich als Dämon vor ihr stehen. Neugierig geht sie weiter auf ihn zu.

 

 

 

 

Lecram

 

Er hat sich bereits von Toron verabschiedet. Kräftig flügelschlagend hebt sich der grosse Drache wieder in die Lüfte und fliegt davon. Also sieht Lecram Sarah und Malek zu wie sie Händehaltend auf ihn zu kommen. Händehaltend?

Automatisch zieht er seine Brauen zusammen.

Wie sehr er Sarah doch vermisst hat.

Malek hat ein breites Lächeln im Gesicht und nickt ihm Hochachtungsvoll zu. Lecram erwidert diese Begrüssung. Danach fällt sein Blick eingehend auf Sarah. Ohne ein Wort darüber zu verlieren zieht sich Malek zurück und lässt die beiden alleine. Nun stehen die beiden verhalten und schweigend da.

„Tja…, da bin ich wieder.“ Zuckt er mit der Achsel auf was irgendwie eine wortlose Entschuldigung sein soll. Lahm! Wirklich Lahm! Steht es fast in Sarahs Gesicht geschrieben.

„Schön dich zu sehen“, lächelt Sarah unsicher.

Lecram mustert sie kurz und taucht in ihren Rehbraunen Augen ab. Ihr Blick ist unsicher und sie ist distanziert.

„Ach, komm her“, dann zieht er sie an sich und hält Sarah einen Moment einfach nur fest. Sie fühlt sich gut an, ein Gefühl dass er vermisst hat. Wobei er darüber kein Wort verliert.

Als er sich von ihr löst fallen ihm seine Haare erneut ins Gesicht und Sarah schiebt sie automatisch mit einem offenen Lächeln bei Seite. Eine Geste die sie schon so viele male gemacht hat. Diese Berührung mochte er schon immer. Heute sieht er ihren nachdenklichen Blick und dennoch spiegelt sich ein kleines Lächeln auf ihren Lippen ab. Schliesslich spricht sie sanft lächelnd: „Trägst du nur noch Velis Moos-Hose und läufst Bauchfrei herum? Auch als Mensch?“

„Fast.“ Zwinkert er ihr zu.

Die anpassungsfähige Hose seines makianischen Freundes Velis ist ihm wirklich auf den Leib geschneidert. Und ja er trägt sie „fast“ Tag und Nacht. Egal in welchem Körper er gerade steckt, die Moos ähnliche Hose wächst und dehnt sich einfach mit. Velis war so grosszügig und hat ihm noch mehr von diesen Hosen gemacht da sie nach einiger Zeit auseinander fallen. Bevor er die richtigen Worte findet ist es Sarah die wissen möchte: „Warum bist du kein Gargoyle? Wenn ich mich nicht täusche müsstest du“ – „Ein Dämon sein“, er nickt als er sie unterbricht und erklärt, „Wir werden uns bestimmt einiges zu erzählen haben. Aber es ist schon spät.“

Sie mustert ihn und rümpft ihre Nase. „Bestimmt gibt es viel zu erklären! Deine Narben, du siehst“, sie macht eine Pause da sie anscheinend nach den geeigneten Worten sucht: „ramponiert aus.“ Ihre Achsel zuckt entschuldigend auf.

Nach seinen Wilden Monaten hat er sich einige Blessuren zu getragen, das ist er sich im Klaren. Hat jedoch nicht damit gerechnet dass Sarah das so auf Anhieb auffällt.

Ausnahmsweise gäbe Lecram viel daran in dieser Welt so was Ähnliches wie in einen Spiegel blicken zu können. Da kommt ihm eine Idee. Ohne Sarah eine Antwort zu geben geht er zum Bach und versucht sein Spiegelbild ein zu fangen. Doch ja, er sieht müde und abgekämpft aus – sie hat Recht.

„Du bist kräftiger“, hört er Sarah leise hinter sich sprechen. Also dreht er sich um und geht wieder zu ihr zurück. Mit einem Schulterzucken winkt er ab. „Vielleicht.“

„Warum…?“ Weiter kommt Sarah nicht da er wieder abwinkt und ihr ins Wort fällt: „Ich möchte zu Fenia und Gloria. Ich suche nach Antworten.“

Es tut mir leid, schieben seine Gedanken nach da er genau weiss es ist nicht die Art von Antwort die sich Sarah erhofft hat. Vermutlich ist es auch nicht die richtige Begrüssung die er für sie beide gewählt hat. Er ist steif, das weiss er genau. Jedoch kennt er Sarah zu gut um nicht zu wissen dass sie ihm vorerst seinen Willen lässt ohne weitere Fragen zu stellen. So ist sie nun mal. Woher sie ihre unendliche Geduld für ihn nimmt weiss er nicht. Sie steht da und sieht zu ihm auf, dabei treffen ihre Augen aufeinander und sein Magen zieht sich eng zusammen. Wie viele Male hat er sich schon eingeredet dass er sie nicht verdient hat!

Dann lächelt sie offen, nimmt ihn mit den Worten: „Komm“, an die Hand und führt ihn wortlos zu ihrer Familie. Er muss gestehen: Sarah ist einfach unglaublich!

Er sieht sie kurz an und bemerkt dass auch ihre Haare länger geworden sind. Es macht sie femininer, sie ist nicht mehr so burschikos.

Tatsächlich haben beide sich in dieser Zeit verändert.

Genau genommen hat dieses Land sie verändert. Leider ist ihr hinken geblieben. Die Schmerzen in ihrem Bein erträgt sie still, nie würde sie sich beklagen. Den jeweiligen Schmerz zustand sieht man nur anhand ihres Hinkens an.

Sarah

 

Sie führt Lecram zu Taraks Haus. Anwesend sind natürlich auch Fenia und Gloria. Alle freuen sich den jungen Mann wieder in die Arme schliessen zu können.

Nur Sarah steht etwas abseits und sieht geduldig zu wie alle durcheinander sprechen und sich vieles zu erzählen haben.

Es wirkt so unwirklich ihn hier zu sehen.

Ja, es gibt einiges auf zu holen.

Ja, sie haben einiges zu besprechen – bei gegebener Zeit.

Geduld, mahnt sie sich! Geduld.

Sein Äusseres mag sich etwas verändert haben, doch in seinem Kern ist er immer noch der grüblerische Kerl der er schon immer war. Sarah überlegt sich was Lecram wohl schon wieder auf dem Herzen brennt? Bestimmt hat es einen Grund dass er aufgetaucht ist. Sie hofft es bald zu erfahren.

Wie gewöhnlich spricht Lecram nur das nötigste, dafür ist er heute Abend ein guter Zuhörer. Sarah mustert ihn wie er so mit nacktem Oberkörper, verschränkten Armen lässig an der Wand anlehnt. Seine Haare sind länger und etwas wild, ausserdem ist er kräftiger und hat einige Narben die ihr nicht bekannt sind. Er scheint müde, steht jedoch stolz da. Sie mag seine Präsenz und die Kraft die von ihm aus strömt. Genau genommen mag sie seine Haltung wie er da so selbstsicher ohne Arroganz steht. Was auch immer er in den letzten Monaten getan hat, er sieht verdammt nochmal gut aus, schieben ihre Gedanken nach.

Sein drei Tagesbart lässt ihn verwegen wirken. Eigentlich sehnt sie sich nochmal nach einer Umarmung. Wieder mahnt sie sich zur Geduld. Seine grünen Augen, mit seinem mitfühlenden verstohlenen Blick, zieht ihr den Magen zusammen. Sein Blick schweift nochmal kurz zu ihr hin und für diesen einen Moment stockt ihr der Atem da sein Blick sie direkt ins Herz trifft. Als hätte er ihr direkt in die Seele gesehen. Er ist nicht dumm und wird schon wissen mit welchen Gefühlen sie ringt. Sein Blick wirkt entschuldigend. Einmal mehr hat er eine Distanz zwischen ihnen aufgebaut und nach alledem was sie zusammen erlebt haben findet sie es – unfair!

Wie kann er sich bloss wieder vor ihr verschliessen. Es ist ein schwieriges miteinander, aber offensichtlich können sie auch nicht ohne einander. Just in diesem Moment spürt sie, wie sehr sie es leid ist immer um ihn bemüht zu sein, es macht sie müde. Es ist zermürbend!

Wenn er es doch bloss einsieht dass es keinen Sinn macht sich jedes Mal zu verschliessen. Mit seinem Bruder Marcus war es da einfacher, der war für jeden Schabernack zu haben. Zugegeben manchmal war er ein Arsch, aber Spass war garantiert. Ihre Mine hellt sich wieder auf als sie an Marcus denkt. Mit Lecram Spass haben ist schier unmöglich da er immer von seinem Dämon begleitet wird, selbst wenn er Mensch ist. Manchmal fragt sich Sarah wie viele Dämonen wohl in Lecram wohnen! Auch wenn man Marcus nicht immer trauen konnte war er mit seinen Emotionen nicht so sparsam wie Lecram. Sarah schüttelt ihren Kopf leicht da sie es nicht angemessen findet im Moment an Marcus zu denken und möchte nur noch aus dem Haus.

Einfach nur weg!

Als sie leise die Türe öffnet wird sie von Fenia ertappt die ihr Gespräch mit Lecram kurz unterbricht und nachfragt: „Wohin führt dich dein Weg Tochter?“

Sarah dreht sich und lächelt verhalten. „Ich sage Daria kurz Bescheid dass ihr Sohn angekommen ist. Bestimmt möchte sie ihn sehen.“

Ihr Blick fällt auf Lecram und es scheint als könnte er ihre Gedanken lesen dass sie es im Moment vorzieht alleine zu sein. Tatsächlich kommt es ihr vor als sei sein Blick voller Schuldgefühle. Recht so! Ihre Augen verengen sich.

So geht sie raus und schliesst die Türe leise hinter sich. Automatisch seufzt sie leise auf und macht sich auf den Weg zu Daria wohl wissend dass auch Daria von Lecrams Ankunft gehört hat. Tatsächlich trifft sie Daria lächelnd mitten auf dem Weg die sich auf ihren Sohn freut und zu Tarak’s Haus eilt. Jedoch ohne Sarah, die einen Fadenscheinigen Grund sucht um zurück zu bleiben. So erklärt Sarah dass sie sich noch kurz um ihr Pferd kümmern muss.

Also geht Daria in zügigen Schritten weiter und sie selbst schlendert zu den Pferdeställen. Tarak und Fenia haben ihr ein eigenes Pferd geschenkt. Einen hübschen jungen Falben der auf den Namen Tinwe hört, was auf elbisch: kleiner Stern heisst! Sie liebt dieses Pferd, denn egal was geschieht, Tinwe ist für sie da und das bedingungslos! Egal in welcher Laune sie sich gerade befindet. Tag täglich!

Ausserdem ist er ein ausgezeichneter, geduldiger Zuhörer. Bei Tinwe hat sie alles über Lecram erzählt, wie es ihr geht, was sie fühlt und wie wütend sie auf Lecram ist. Tinwe hat alle Gefühls Schwankungen ab bekommen und ertragen, so wie Tiere dies nun mal tun. Sie streichelt liebevoll seine Nüster und entschliesst kurz entschlossen noch etwas aus zu reiten. Es ist ein schöner Abend. Genügend Licht hat sie durch die beiden Monde die am Himmel stehen. Also sattelt sie Tinwe gekonnt und macht sich auf den Weg um etwas ab zu schalten. Die frische Luft tut gut! Eigentlich freut sich Sarah so sehr Lecram zusehen und dennoch liegt sie nicht in seinen Armen. Irgendwie scheint alles aus dem Ruder zu laufen was mal ihre gemeinsame Liebe betraf. Als sie ein gutes Stück aus dem Dorf Trisyt im Schritt geritten ist, galoppiert sie schliesslich dem Bachlauf entlang und geniesst den Ausritt und den Einklang mit dem Pferd in vollen Zügen.

Der Wind peitscht ihr in Gesicht - sie ist frei!

Aus einem Impuls heraus schmeisst sie die Zügel hin und breitet ihre Arme seitlich aus und gibt sich dem ruhigen und regelmässigen Galopp ihres Pferdes hin. Dabei Lächelt sie zufrieden.

 

 

 

Lecram

 

Tatsächlich ist er nach einiger Zeit erschlagen von den vielen Erzählungen seiner Freunde – seiner Familie. Es gefällt ihm das Sarah und Gloria die Zeit nutzen konnten um ihre leibliche Mutter Fenia kennen zu lernen. Sie sind über die Massen glücklich, und das haben sie verdient. Auch er sieht wie gut sich Fenia erholt hat und das macht auch ihn glücklich. Fenia war viel zu abgemagert. Heute kann man nicht mehr erkennen dass Fenia dem Tode ziemlich nah stand.

Nur einer ist heute Abend, wie des Öfteren, ziemlich schweigsam und scheint ihn wie gewöhnlich zu mustern – Tarak! Ja, Tarak wird vermutlich in absehbarer Zeit ein Gespräch mit ihm suchen. Durchaus möglich. Etwas später löst sich Lecram von Taraks Blick und hört den anderen weiter geduldig zu.

Mittlerweile sitzen die Gefährten gemütlich am grossen Holz Tisch vor einem Glas Wasser. Nur Sarah fehlt – wieder seine Schuld, es tut ihm leid. Sie sollten reden. Er darf das ausstehende Gespräch nicht zu lange hinaus zögern.

Nun bringt ihm seine Mutter etwas, in ihren Augen anständiges, zum Anziehen. Natürlich zieht er sich das Gewand über. Wie es hier üblich ist, trägt er ein etwas rosastichiges Gewand das sich gut anfühlt. Da auch Tarak diese Farbe trägt kann es ihm nur recht sein. Er hütet sich davor sich zu beklagen. Schliesslich ist er hier und jetzt ein Gast. Er wird hier in Trisyt immer „nur“ Gast sein, dementsprechend hat er sich zu verhalten.

Unerwartet erklingt dann doch noch Taraks raue Stimme: „Aros Sohn“, diese Worte empfindet Lecram nicht passend und presst seinen Kiefer zusammen als Tarak weiter spricht, „was führt dich so plötzlich zu uns?“

Einen Moment lang sucht Lecram nach ausreden. Genau genommen macht es jedoch keinen Sinn einem Teil seiner Familie etwas zu verheimlichen.

„Ich möchte mit Fenia und Gloria über Magie sprechen“, spricht er schliesslich ohne ausschweife.

„Was möchtest du wissen?“ Lächelt ihn Gloria offen an. Ihr fast silbernes, langes, gelocktes Haar hat sie heute Abend hübsch zu einem Zopf geflochten. Der ihr ausserordentlich gut steht da sich eine Strähne gelöst hat und ihr romantisch ins Gesicht fällt. Gloria und Sarah sind sehr unterschiedliche Geschwister. Gloria geht fast als Elb durch, Sarah mit ihren schwarzen Haaren fällt auf.

Lecram ist bereit eine Antwort zu geben. „Nun ja“, er räuspert sich da es ihm nicht einfach fällt allen die Wahrheit zu erzählen, „seit Aros und Marcus Tod ist da etwas an Magie in mich übergegangen. Nun weiss ich noch nicht wie ich damit um zu gehen habe.“ Noch ein Seufzer. „Kann ich Magie ablehnen? Ich möchte die Magie nicht.“

„Wie kommst du zu dieser Annahme dass du Magie bekommen hast?“, spricht die fürsorgliche Stimme seiner Mutter und er antwortet seufzend: „Es ist nicht nur Magie, ausserdem ist mit Aros Tod der Fluch endgültig gebrochen.“

„Du bist kein Gargoyle mehr“, hofft seine Mutter doch Lecram holt weiter aus: „Nein, ich brauche lediglich nicht mehr Sarah um mich in den Gargoyle zu verwandeln. Das kann ich selbst, wann immer ich will.“

Wo ich will und wann ich will!

„Oh… Das ist doch gut.“ Kombiniert seine Mutter und Lecram erklärt ernst weiter: „Gewisser massen. Aber ich spüre immer mehr Magie in mir aufsteigen.“ Um allen zu beweisen wovon er spricht hält er seine Hände seitwärts und lässt alle hölzernen Becher kurz schweben und sieht dann in die Gesichter der anderen. Anscheinend haben sie nun verstanden. Bis Anhin war er nicht zu solchen Taten fähig. Fenia begreift rasch und spricht mitfühlend. „Du machst das schon ziemlich instinktiv. Ich staune. Vermutlich denkst du bei Magie an die dunkle Seite der deinen Vater hinein gezogen hat?“

„Nun ja“, seine Schulter zuckt auf, „ist das so abwegig? Ich weiss nicht was ich mit dieser neu Gewonnenen Kraft anfangen soll. Ich meine ich weiss ja noch nicht mal was Aros bewogen hat zur dunklen Seite zu wechseln.“ Er ist ehrlich.

Seine Mutter streift ihm sanft über die Schulter da sie direkt neben ihm sitzt und spricht mit liebevoller Stimme: „Du bist nicht wie dein Vater. Dein Herz ist rein.“

„So einfach ist das nicht“, holt Lecram aus, „ich schmecke die schwarze Magie. Diese Magie schmeckt süss und verlockend. Fenia, Gloria, kennt ihr es auch? Wie wiedersteht ihr der dunklen Seite?“

Sein Blick geht automatisch zu Fenia und Gloria. Durch Kopfschütteln verneint es Gloria und Fenia erklärt: „Nein, unsere Magie ist nicht annähernd so weit gefächert wie die deine. Bestimmt tust du gut daran auf der Hut vor der schwarzen Magie zu sein.“ Fenia sieht ihm tief in die Augen als sie weiter spricht: „Dass du uns, deiner Familie, davon erzählst ist ein guter Schritt. Wenn wir dir irgendwie Hilfestellung leisten können darfst du uns auch in Zukunft nichts verheimlichen.“

Lecram versteht und nickt.

„Um die dunkle Magie zu bündeln brauchst du den Kristall. Die Kristallen Splitter sind verteilt, in Sicherheit, du wirst sie nicht bekommen. Dafür sorge ich“, erklingt die raue und äusserst ernste Stimme von Tarak. Erneut nickt Lecram einverstanden und irgendwie ist er erleichtert dass die Aufgabe die Splitter zu verstecken so Gewissenhaft durchgeführt wurde.

Lecram bleibt ehrlich: „Das ist gut so, der Kristall darf nicht in meine Hände gelangen. Ich fürchte nur so sind wir vor mir selbst sicher.“

Genau davor hat Lecram Angst, er hat Angst die dunkle Macht könnte so verlockend sein dass er nicht wiederstehen kann. Er will nicht sein Vater sein und dieselben Fehler begehen.

So etwas könnte er sich nie verzeihen!

„Kannst du noch was anderes als Dinge schweben lassen?“ Ist Fenia neugierig und sieht ihn eindringlich an. Ihr schönes blondes leicht graues Haar hat sie ebenfalls wunderhübsch zusammengesteckt. Hübsche Blüten stecken darin.

„Fenia, ich möchte die Magie nicht. Es reicht mir aus selbst bestimmen zu können in welchem Körper ich mich befinden möchte. Das ist nach all der Zeit - befriedigend genug. Darum meine Frage, kann ich Magie ablehnen?“ Die neue Magie überfordert mich, schiebt sein nächster Gedanke nach das er jedoch vermeidet laut aus zu sprechen. Nur Sarah wäre in der Lage zwischen den Zeilen zu lesen wenn sie anwesend wäre. Sarah fehlt immer noch. So langsam ist er in Sorge. Gloria und Fenia sehen einander an bis schliesslich Fenia erwähnt: „Magie ablehnen solltest du nicht. Es ist dein Geburtsrecht.“

„Du musst ja keine Magie ausüben, das ist ja dir überlassen“, ergänzt Gloria.

„Könnt ihr meine Magie eingrenzen, geht das?“ Hebt Lecram die Stirn an. Hoffnung flackert in seinen Augen und Gloria grinst ihn an: „Irgendwie wird das schon. Mach dir mal keine Sorgen. Wir sehen mal was wir machen können.“

„Klingt gut“, ist seine ganze Wahrheit und nun kann auch er wieder lächeln.

Nachdem sie das wichtigste ausgetauscht haben beschliessen die Frauen ein gutes Essen vor zu bereiten. Zur Feier dass Lecram – der verlorene Sohn, so kommt es ihm vor – zurückgekehrt ist. Tarak gibt Lecram immer noch ein Gefühl des Unbehagens. Schliesslich entschliesst sich Lecram nun nach Sarah zu suchen, zielstrebig macht er sich auf den Weg. Automatisch schlendert er den Weg entlang bis zu den Pferdeställen. Tarak hat erwähnt dass Sarah bestimmt bei ihrem Pferd zu finden sei. Zu seinem Erstaunen trifft er dort auf Abena statt auf Sarah. Herrgott noch mal, es ist schön sie gesund zu sehen, schiebt sein Gedanke nach. Das letzte Mal war sie verletzt und nun strahlt sie wieder. Automatisch lächelt Lecram offen. Es ist einfach A’bena zu mögen, sie ist hübsch und hat ihr Herz am rechten Fleck. Er kann begreifen warum Marcus sein Herz beinahe an A’bena verlor. Wie schade dass die zwei keine Chance hatten sich näher zu kommen. Erneut kreisen seine Gedanken um Marcus. Sofort steckt ein Kloss in seinem Hals fest.

A‘bena lächelt ebenfalls offen und fällt ihm, völlig Elben untypisch, um den Hals. Danach löst sie sich und sieht ihn entschuldigend an.

„Verzeih Drachenreiter. Es ist einfach so schön dich zu sehen.“

„Auch ich freue mich dich bei guter Gesundheit zu sehen. Ich erinnere dich an Marcus, nicht wahr?“ Lächelt er schwach.

„Ja…, gewissermassen. Deine Haare sind zwar einiges länger und deine Narbe lässt mich wissen dass nicht Marcus vor mir steht. Entschuldige die Umarmung.“

„Kein Problem, in meiner Welt darf man das“, ein kurzes Lächeln dann seufzt er kurz, „Wie geht es dir?“ Interessiert es ihn aufrichtig.

„Ich kann mich nicht beklagen. Meine Wunden sind gut verheilt.“

„Ich meine in Bezug zu Marcus Verlust?“ Schiebt er nach.

„Ich habe deine Frage sehr wohl verstanden“, sie überlegt kurz, „Marcus und ich waren kurz davor uns nah zu sein. Ich mochte ihn sehr. Und ich weiss er mochte mich genauso wie er auch Sa…“, - „Wie er auch Sarah gemocht hat“, fällt er ihr ins Wort.

Kann das wirklich sein dass sein Bruder immer noch so präsent ist? Er scheint bei weitem nicht der einzige zu sein der sich Marcus zurück wünscht. Sein Hals wird trocken und seine Stimme versagt. Also stehen sie einfach da und wissen nicht weiter. Es scheint fast als wäre vorerst alles gesagt als A’bena leise erwähnt: „Es ist gut zu trauern und gut darüber zu sprechen.“

„Vermutlich hast du Recht.“ Nickt er zustimmend.

Schliesslich hört Lecram ein Pferd langsam auf sie zu kommen, deswegen sieht er über seine Schulter und erblickt Sarah. Zum Glück kommt sie angeritten um ihr Pferd zu versorgen. Das lenkt ab und A‘benda nützt die Gelegenheit um sich Kopfnickend zu verabschieden.

Zurück bleibt Lecram der gerade bemerkt wie er Sarah anstarrt. Wie hübsch sie auf diesem Pferd aussieht. Die grüne, enge Bekleidung steht ihr sowieso. Ihre schwarzen, im Mondschein glänzenden, Haare sind etwas länger und passen gut zu ihr. Sie wirkt einiges Femininer. Sarah strahlt und er kann sehen wie glücklich sie in diesem einen Moment gerade ist. Ihr Lächeln ist ansteckend. Automatisch beginnt er auch zu lächeln und hilft ihr vom Pferd. Sein Magen zieht sich zusammen als sie so nah bei ihm steht und er sie an der Hüfte hält. Wie dumm er sich doch bloss benimmt! Er küsst sie sanft auf die Stirn das sie lächelnd zulässt.

„Zur Feier meiner Rückkehr werden wir bekocht.“ Lächelt er immer noch leicht verhalten in ihrer Gegenwart.

„Ich bringe nur Tinwe in seinen Stall zurück.“ Lächelt sie warm und wieder beginnt sich sein Magen zusammen zu ziehen.

„Dein Pferd?“ Ist er neugierig.

„Ein Geschenk meiner Eltern. Ist er nicht wunderhübsch?“ Liebevoll streichelt sie über seine Mähne.

„Sehr, und er scheint dich zu mögen.“

Tinwe knabbert sanft an ihrer Hand und Sarah schmunzelt. Lecram fragt nach: „Was bedeutet Tinwe?“

„Kleiner Stern.“

„Hast du den Namen ausgesucht?“

„Ja. Gefällt er dir?“

„Er ist wunderschön und passend.“

Da Lecram nicht weiss was er mit seinen Armen machen soll verschränkt er sie und Sarah nimmt Tinwe am Zügel und geht lächelnd los, doch dann guckt sie keck nach hinten zu Lecram und meint breit grinsend: „Dieses Rosa Gewand steht dir ausgezeichnet. Mal was anderes als diese Moos-Shorts.“

Er liebt ihr neckisches grinsen!

Doch Lecram sieht misstrauisch an sich hinunter und schüttelt leicht seinen Kopf. Himmel, trägt er da wirklich rosa!

„Bei mir dauert es noch einen Moment, geh du doch schon mal voraus.“ Mit diesen Worten ist Sarah auch schon im Stall verschwunden.

Was für eine dumme Situation, denkt Lecram. Soll er ihr jetzt nachgehen? Wartet er besser hier auf sie oder soll er ihren Wunsch berücksichtigen und voraus gehen?

Sackgasse, egal welche Richtung er einschlägt, es wird das falsche sein. Manchmal hat er das Gefühl Frauen legen es darauf an ob der Partner sie so gut kennt dass er automatisch das richtige tun. Herrgott, er kann doch nicht Gedanken lesen. Sie beiden sollten miteinander reden. Aber der Zeitpunkt ist falsch. Seine Gedanken überschlagen sich. So beschliesst er einfach zu gehen und ihren Wunsch entgegen zu kommen.

 

 

 

Sarah

 

Als sie bemerkt dass Lecram bereits gegangen ist, atmet sie erleichtert auf. Im Moment scheint er eine ruhige Fase in seinem Leben zu haben oder die Auszeit in der Steinwüste hat ihm gut getan. Wie auch immer!

Doch die Streitereien die sie davor in Veram hatten waren – düster. So hatte sie ihn noch nie gesehen, es schien als wäre er nicht sich selbst. Sarah braucht noch Zeit um sich ein Bild von ihm zu machen in welcher Phase er gerade steckt. Sie denkt über ein gemeinsames Leben mit ihm nach. Ob es überhaupt noch eine Gemeinsamkeit gibt?

Gedanken versunken stösst sie schliesslich zu ihrer Familie und der Duft des Essens riecht so verführerisch dass es ihre dunklen Gedanken vertreibt. Sie liebt es wenn ihre Mutter und Daria zusammen eine Mahlzeit zubereiten. Fenia lächelt als Sarah die Türe hinter sich schliesst. „Du kommst gerade richtig.“

Also setzt sich Sarah an den freien Platz. Zur Feier des Tages hat Tarak sein bestes Getränk serviert das er hat. Es ist alkoholhaltig und schmeckt nach reifen süssen Beeren. Der Alkoholgehalt ist jedoch sehr hoch, Sarah weiss sie muss behutsam trinken. Dazu gibt es frische Brötchen die zu Kugeln geformt sind und viel intensiver schmecken als auf der Erde. Die Hauptmahlzeit besteht aus einer köstlich riechenden Suppe. Nicht einmal Sarah weiss wie diese Mahlzeit wirklich zubereitet wird. Die ausgezeichneten Teig Röllchen – der Sage nach mit einer Geheimen Zutat die von Generation zu Generation weiter gegeben wird - die darin schwimmen schmecken unbeschreiblich lecker. Einzigartig!

Als sie zu Lecram hinüber sieht bemerkt sie wie sehr er dieses Essen ebenfalls geniesst. Automatisch grinst er breit als sein Blick auf ihren fällt. Sie mag es wenn er so zufrieden mit sich und der Welt ist daher erwidert sie sein Lächeln automatisch.

„Dieses Essen ist unfassbar! In der Steinwüste leben wir sehr Fisch haltig.“ Gibt Lecram offen zu.

„Oh ja“, Sarah kichert, „Fisch gekocht, gegrillt, geschmort getrocknet oder roh.“

Mit dieser Vorstellung hat Sarah allen ein Lächeln auf die Lippen gezaubert. Danach hört Sarah zu wie Gloria jetzt Lecram ausfragt wie es sich anfühlt Magie so plötzlich zu bekommen. Nun staunt Sarah über die Massen. In ihrer Abwesenheit hat sie wohl etwas Wichtiges verpasst. So hört Sarah sehr aufmerksam zu und staunt über das was sie da hört.

Aus welchem Grund hat Lecram ihr damals in Veram nicht gesagt was ihn beschäftigt? Das hätte unter Umständen seine seltsamen Launen erklärt.

Im Laufe des Gespräches erfährt sie also dass ihr Freund nicht mehr auf die Torhüterin angewiesen ist um sich zu verwandeln. Er kann nun sein wer er möchte, wann immer er möchte. Nun wirkt Lecrams Blick entschuldigend als er ihren auffasst und ihre

Gedanken überschlagen sich: ist das für sie gut, schlecht?

Nach dem fabelhaften Essen und ein paar netten Gesprächen beschliessen die Verbündeten langsam ins Bett zu gehen. Da heute Abend jeder nur einen Becher von Taraks Wein bekommen hat sind alle noch bei klarem Verstand. Darauf hat Tarak wohl besonnen geachtet. Die Gruppe verabschiedet sich also voneinander. Etwas unbeholfen steht Sarah da als Lecram auf sie zukommt um sich zu verabschieden. Dann nimmt er sie einfach in den Arm und sie erwidert die Umarmung. Es tut gut! Es ist nicht viel aber es ist notwendig. Dann zieht Daria stolz mit ihrem Sohn davon.

Bestimmt haben die beiden sich viel zu erzählen.

Doch auch Sarah wartet auf Antworten.

In dieser Wolken behangene Nacht findet Sarah einfach keinen Schlaf. Immer wieder geht ihr Lecram durch den Kopf. Er ist ihr so wichtig und doch, vielleicht hat Malek Recht, vielleicht muss sie ihn los lassen um seinetwillen – ihretwillen!

Diese Erkenntnis schmerzt!

Sticht direkt ins Herz!

Ein Teil in ihr möchte das nicht und trotzdem scheint es an der Zeit zu sein dass jeder seinen eigenen Weg gehen kann. Sie kämpft mit sich selbst. Sie ringt!

Dann schreckt sie in ihrem Bett auf weil es an ihrem kleinen runden Fenster leise klopft. Etwas verwirrt steht sie auf und entdeckt Lecram. Neugierig öffnet sie das Fenster.

„Was machst du hier?“ Flüstert sie.

Er zuckt mit der Schulter und spricht ebenfalls leise: „Finde einfach keinen Schlaf und ich dachte ich sehe mal nach wie es dir geht.“

„Mitten in der Nacht? Da gibt es echt bessere Zeitpunkte.“ Ihr Blick ist vorwurfsvoll und sein Blick wirkt schuldbewusst. „Habe ich dich etwa geweckt? Bitte entschuldige.“

„Ausnahmsweise nicht, ich kann auch nicht schlafen.“ Seufzt sie auf.

„Oh…, kreisen deine Gedanken vielleicht um mich?“ Kombiniert er. Sarah nickt und er holt aus: „Wir sollten reden…“

Doch dann hört Lecram Schritte und bricht mit seinem Gespräch ab.

„Aros Sohn“, erklingt jetzt mahnend, rechts von Lecram die raue Stimme von Tarak. Langsam schreitend kommt Tarak, im langen weissen Gewand gekleidet, näher und sieht seine Tochter an als er sanfter spricht: „Sarah, Marcel und ich gehen ein Stück. Bitte leg dich wieder schlafen.“

In diesem einen Moment fühlt sich Sarah wie ein kleines Schulkind das bei irgendwelchem Unsinn erwischt wurde und in ihrer Magen Gegend beginnt es zu kribbeln. Ein seltsames Gefühl und dennoch nett zu wissen dass ihr Vater immer ein Auge auf sie haben wird. Obwohl sie mittlerweile schon erwachsen ist. Hochachtungsvoll nickt sie ihrem Vater einverstanden zu und zieht sich schmunzelnd zurück. Den gequälten Gesichtsausdruck von Lecram wird sie nicht so schnell vergessen. Tatsächlich vergnügt sie das Ganze etwas da sie der Meinung ist es geschieht Lecram ganz recht. Lächelnd liegt sie wieder ins Bett und kuschelt sich ein.

 

 

 

Lecram

 

Ohne ein Wort zu sagen geht Lecram stumm neben Tarak her. Das hat ihm noch gefehlt!

Er beobachtet wie Tarak anmutig und Stolz den Weg entlang schreitet. In diesem Gewand hat man das Gefühl Tarak schwebt über den Weg. Als sie am Bach stehen bleiben sieht Tarak zu den Sternen die heute Abend fast nicht mehr zu erkennen sind. Denn mittlerweile ist der Himmel mit Wolken überzogen.

„Aros Sohn. Du bist also wieder zurück und es scheint als beginnt bald deine nächste Reise.“

„Tarak ich schätze dich sehr, doch bitte nenn mich nicht ständig Aros Sohn. Ich empfinde das als sehr abwertend.“ Das musste er jetzt einfach endlich mal loswerden. Geht gar nicht!

Nun um spiegelt Taraks Lippen ein breites Lächeln als er ihn ansieht. „Ich bin mir durchaus Bewusst dass dir meine Begrüssung nicht behagt.“

Na toll, jetzt amüsiert er sich auf meine Kosten, geht es Lecram durch den Kopf. Vermeidet es jedoch darüber ein Wort zu verlieren. Er hätte sich ja denken können das Tarak ihn testet.

„Warum unterziehst du mich einem Test?“ Ist er neugierig und Tarak kneift seine Augen etwas zusammen doch sein Ausdruck bleibt ernst.

„Ich wollte wissen ob du bei den Worten: Aros Sohn aus dem Gleichgewicht zu bringen bist. Sarah hat mir von deinen Wutausbrüchen in Veram erzählt. Wie ich dich kennen gelernt habe entspricht das eigentlich nicht deinem Typus.“ Nun sieht der Elb den jungen Mann direkt in die Augen. „Nachdem du uns nun hier offenbart hast dass Magie in dich über ging war mir einiges klar. Deine Bedenken der dunklen Magie betreffend sind nicht unbegründet. Dass du dich mit Fenia und Gloria austauschst ist eine ausgesprochen gute Idee. Darüber zu sprechen ist gut. Und wie es scheint hast du in der Steinwüste unbewusst deinen Geist geöffnet.“

Lecram staunt, zumal er Tarak selten -an einem Stück- so viel Sprechen gehört hat. Tarak hat eine raue melodische Stimme.

„Es war lediglich ein Bauchgefühl mich als Gargoyle in die Steinwüste zurück zu ziehen. Ich wusste nur dass ich Zeit brauche.“

„Deine Intuition ist das was dich ausmacht. Du hast die unbekannte Macht gespürt und wolltest Sarah schützen da du nicht wusstest zu was du fähig sein wirst.“ Wieder sieht der Elb ihm direkt in die Augen. „Sarahs Schutz muss dir viel bedeuten.“

„Tut es.“ Eigentlich nahm er an er handelt äusserst selbstsüchtig.

„Gewiss.“ Tarak sieht Lecram nochmal direkt in die Augen, diesmal mahnend: „Doch du hättest Sarah ebenfalls von der Magie erzählen müssen. Dann hätte sie Verständnis haben können statt um dich bangen. Du hast wirklich einen Hang dazu gewisse Dinge komplizierter an zu gehen als nötig wäre. Darüber solltest du ernsthaft mal nachdenken. Auch mir ist Sarah äusserst wichtig.“

„Natürlich.“ Die Stammpauke von Tarak sitzt und er fühlt sich schlecht. Natürlich könnte er einige Ausreden vor bringen. Insgeheim weiss er jedoch dass der Elb im Recht ist. Taraks Blick zwing ihn noch etwas zu sagen: „Es tut mir leid, du hast Recht.“

„Gewiss.“ Ist die knappe Antwort von Tarak, doch danach möchte er von Lecram wissen: „Wohin zieht dich deine Reise?“ „Welche Reise?“

„Das weiss ich nicht.“, schmunzelt Tarak und ergänzt, „Sag du mir nach was du suchst. Worum kreisen deine Gedanken.“ Dann sieht Tarak wieder zu den Sternen die jetzt klar zu erkennen sind nachdem die Wolken vorüber gezogen sind.

„Vielleicht sollte ich ins Tal der Toten um nach Marcus zu suchen. Sein Tod lässt mich nicht los. Diese Trauer um meinen Bruder hat mich gelähmt. Damit habe ich nicht gerechnet.“

Dass er diesem Elb sein Herz ausschüttet hätte Lecram nie im Leben vermutet. Tarak sowie sein Makianischer Freund Velis strahlen etwas Weises aus, sodass ihm nichts anderes übrig bleibt als zu erzählen. Und nun ist er auf die Antwort von Tarak gespannt. Nachdenklich sieht Tarak ihn an.

„Ich hoffe nicht dass dich dein Weg ins Tal der Toten führt. Da gibt es viele Schattenwesen die dir vielleicht nicht gut gesinnt sind.“ Eine kurze Pause. „Marcel“, holt Tarak dann weiter aus, „das Tal der Toten ist nicht für die Lebenden gedacht. Diejenigen die sich dahin wagen, kommen wenn überhaupt, zerstreut und verwirrt zurück. Das ist kein Ort für dich, für niemanden!“

„Das wusste ich nicht.“ Lecram kratzt sich am Hinterkopf und hakt nach: „Kann Marcus noch am Leben sein?“, fällt Lecram mit der Tür ins Haus. Wie erwartet sieht ihn Tarak erstaunt an und erklärt: „Wir haben alle mit eigenen Augen gesehen wie das Einhorn ihn auf die Reise geschickt hat.“

„Ja schon, aber was wenn es falsch war und das Einhorn den Fehler bemerkt hat?“

„Darüber ist uns nichts bekannt.“ Eine kurze Pause. „Drachenreiter hoffe besser nicht darauf. Du tust besser daran den Tod zu akzeptieren.“

Nun seufzt Lecram leise auf, es ist nicht das was er hören wollte. „Das ist nicht einfach.“

Es ist jedoch die Wahrheit und Tarak erklärt weiter: „Meine Intuition sagt mir das dein Weg dich nicht ins Tal der Toten führt. Lass die Toten ziehen, nur so kannst du endgültig abschliessen. Also wohin gehst du?“

Lecram seufzt erneut. Himmel Arsch und zwirn, ist er für diesen Mann denn so durchschaubar?

„Feora! Sie muss noch am Leben sein und ich muss sie einfach finden. Ich werde sie finden.“

Der Elb nickt, er scheint ihn zu verstehen. „Wer sind dieses Mal deine Verbündeten bei deiner anstehenden Reise ins ungewisse?“

„Tarak“, langsam hat Lecram genug von dieser Diskussion, „die Gespräche mit dir sind sehr intensiv. Du bringst mich dazu nach zu denken. Leider habe ich nicht auf alle deine Fragen gleich eine passende Antwort. Gib mir noch etwas Zeit. Ich brauche Zeit.“

„Nun denn Drachenreiter und Herrscher von Veram, gehe deinen Weg und stelle dich allen Dämonen die deinen Weg kreuzen. Finde zu dir um sein zu können zu was du auserkoren warst von deinem ersten Atemzug an. Ich für meinen Teil glaube an dich. Du wirst ein Herrscher der seinesgleichen sucht. Einer der Kritik einsteckt und offen für neues ist. Ausserdem steht Gerechtigkeit bei dir weit oben.“

Diese Worte von Tarak treffen Lecram unbemerkt mitten ins Herz! Bevor er seine Stimme findet um darauf zu reagieren legt Tarak seine rechte Hand auf seine Schulter um noch mehr Gewicht in seine Worte zulegen: „Sprich mit Sarah“, dann zuckt es in Tarak‘s rechten Mundwinkel, „aber nicht mitten in der Nacht.“

„Werde ich“, bestätigt Lecram lächelnd und dann gibt es da noch etwas das ihm persönlich wichtig ist: „Tarak, bitte nenn mich weiterhin Lecram.“

„Du wählst also den Dämonischen Namen?“

„Alles was ich bis anhin kannte, alles was ich bin, was ich mein Leben lang war - ist Lecram. Ich kann nicht einfach so von gestern auf heute meinen Namen wechseln.“

Tarak nickt mit dem Kopf. „Du hast gewählt, das ist schon mal ein Anfang.“

Danach verabschieden sie sich mit einem Hochachtungsvollen Kopfnicken voneinander und gehen ihre Wege. Durch das offene Gespräch mit Tarak ist Lecram jetzt erstaunlicher Weise müde und entschliesst sein Bett auf zu suchen. Das Gespräch mit Sarah muss warten. Rasch findet er nun seinen Schlaf.

 

 

 

Sarah

 

Am nächsten Morgen geniesst sie das Frühstück mit ihrer Familie. Auch ihre Schwester geniesst es mit ihrer Familie zusammen zu sein. Denn der Tag wird kommen an dem sie Malon verlassen wird. Umso wichtiger ist es hier jeden einzelnen Tag in vollen Zügen zu geniessen.

„Wie ist der heutige Tag verplant?“ Fragt Fenia die wie immer gut gelaunt ist. Ihre blauen Augen leuchten ihren Kindern entgegen. Gloria und Sarah zucken praktisch gleichzeitig mit der Schulter auf. So genau haben sie sich auch noch keine Gedanken gemacht. Meistens ist es besser sich hier treiben zu lassen da jeder Tag anders ist. Doch dann kommt Sarah in den Sinn: „Ich werde heute bestimmt mit Malek noch etwas Bogen schiessen üben. Aber erst gegen Abend.“

So wie immer.

„Sarah…, ich denke der Drachenreiter wird dich sehen wollen“, ergänzt Tarak und sein Blick fällt auf Sarah bevor er einen Bissen von dem wohl duftenden Brötchen nimmt. Aber das hat sich Sarah, nach der letzten Nacht, schon irgendwie selbst zusammen gereimt. Ihr Vater hüllt sich in Schweigen.

„Das trifft sich gut so können Gloria und ich nach einem Spruch suchen der Lecram vielleicht helfen kann die Magie ab zu schwächen.“ Lenkt Fenia ein und Gloria lächelt bereitwillig.

Spricht man vom Teufel klopft es schon an der Türe.

Wie erwartet geht Tarak als erster an die Türe und nickt Lecram Hochachtungsvoll entgegen. Ohne ein Wort zu sagen steht Sarah auf, räumt ihren Teller weg, tritt aus der Türe und nimmt Lecram an die Hand. Sie beschliesst spazieren zu gehen und läuft einfach mit ihm los. Irgendwie ist ihr gerade danach. Sie möchte nicht vor der Haustüre mit ihm sprechen. Schliesslich könnten die Wände ja Ohren haben. Gloria würde bestimmt mit einem Ohr zu hören und das muss nicht sein.

Heute fällt ihr auf das Lecram eine schwarze Jeans und ein schwarzes Shirt an hat. Vermutlich hat er die Sachen bei Daria bei Seite gelegt. Sarah hingegen trägt heute wieder ihr grünes Leder Outfit das sie auch zum Reiten trägt. Nachdem die beiden sich gegenseitig kurz gemustert haben fragt er nach: „Wusstest du das ich dich besuchen komme?“

In diesem Moment lässt sie seine Hand los. „Vater erwähnte es.“ Ein feines Lächeln spiegelt in ihrem Gesicht.

„Ich habe nichts dergleichen zu ihm gesagt.“ Staunt der gutaussehende junge Mann neben ihr.

„Nun ja, Vater hat ein gutes Gespür.“

„Scheint so. Wohin laufen wir?“

„Weiss nicht. Was willst du?“ Fällt ihre Frage schnippische aus als sie wollte. An einem der Bäche, auf der wunderschön geschwungenen Holz Brücke, bleiben die beiden schliesslich stehen. Sarah sieht dem Bachlauf nach und Lecram beginnt ihr zu erzählen was er ihrem Vater gestern Nacht alles erzählt hat. Sie hört ihm aufmerksam zu, mit dem Blick zum Bach. Schliesslich kommt Lecram dem Ende entgegen und schweigt schliesslich auch. Deshalb sieht auch er dem Bachlauf nach, dabei fallen ihm seine Haare ins Gesicht. Tatsächlich muss sich Sarah zwingen ihm die Haare nicht wie gewöhnlich aus dem Gesicht zu streichen. Sie sieht ihn lediglich an und als er sich zu ihr dreht findet sie endlich ihre Worte wieder.

„Ich bin so sehr von dir endtäuscht.“

Unsicher kaut er auf der Unterlippe. „Kann ich verstehen. Wie gesagt es tut mir unendlich leid dass ich nicht früher ehrlich zu dir war. Es war dumm von mir.“

„Naja“, sie räuspert sich, „eine Beziehung beruht auf Vertrauen. Da kannst du dich so viel entschuldigen wie du möchtest. Du hast es verbockt.“

„Du weisst dass ich dir vertraue.“

Vorwurfsvoll sieht sie ihn an: „Ach ja“, darauf hat er ausnahmsweise nicht sofort eine Antwort parat und Sarah ergänzt: „Wir haben unglaublich viel zusammen erlebt und uns vielleicht beide zu sehr verändert.“

„Ach komm, wir sind daran gewachsen.“ Ergänzt er mit einem zaghaften Lächeln.

„Ich sehe wie du dich verändert hat und immer noch mit deinen Dämonen in dir kämpfst.“

„Eine Veränderung kann auch positiv sein.“

„Lecram“, sie seufzt leise auf, „auch ich habe mich verändert. Vielleicht ist es einfach an der Zeit das wir getrennte Wege gehen.“

Wieder ein Stich mitten ins Herz!

Hilfesuchend sieht er sie an. „Sarah, du bist mein Leben und das ändert sich nicht einfach so.“ Sein Blick wirkt entschlossen und doch eine Spur unsicher. Eine seltsame Kombination die ihn äusserst gut aussehen lässt. Automatisch streicht sie doch seine Haare aus dem Gesicht und streift über seine Narbe die er an der linken Augenbraue hat. Seine schönen grünen Augen, dieser Blick geht ihr unter die Haut.

„Das weiss ich doch.“ Leise seufzt Sarah erneut auf. „Aber ich kann doch nicht jedes Mal warten bis du bereit bist mich zu lieben. Ausserdem brauchst du mich nicht mehr so wie bis anhin. Also hat: du bist mein Leben, eine ganz neue Bedeutung bekommen. Du bist endlich frei! Endlich kannst du tun was immer du möchtest.“

Jetzt greift Lecram nach ihrer Hand die gerade über seine Narbe streift. „Sarah, tu das bitte nicht.“ Er sieht sie Hilfesuchen an. Fast flehend. Was für eine dumme Situation. Sarah sucht nach einem Sprichwort und ihr fällt lediglich etwas von Erich Fried ein. Wohlwissend dass er die Zeilen auch kennt: „Es ist Unsinn – sagt die Vernunft.“

„Es ist was es ist – sagt die Liebe“, ergänzt ihr Gegenüber seufzend. Also fährt Sarah weiter: „Es ist Unglück – sagt die Berechnung.“

„Es ist nichts als Schmerz – sagt die Angst.“ Wieder Lecram und Sarah macht den nächsten Satz: „Es ist aussichtslos – sagt die Einsicht.“

„Es ist was es ist – sagt die Liebe“, dabei lächelt er sanft und hält ihre Hand fest.

„Es ist lächerlich – sagt der Stolz.“ Sie reckt ihr Kinn.

„Es ist leichtsinnig – sagt die Vorsichtig.“

„Es ist unmöglich – sagt die Erfahrung.“ Sarah sieht ihn bedrückt an.

„Es ist was es ist – sagt die Liebe“, spricht er abschliessend sanft und drückt ihre Hand gegen sein Herz. Ihr Magen zieht sich zusammen. Nun ist sie mit ihrer Weisheit am Ende. Dennoch zieht sie ihre Hand weg. Sie muss! Auf der Erde war die Lyrik eine Gemeinsamkeit die sie teilten und es ist schön dass sie diese Gemeinsamkeit immer noch haben.

„Ich zweifle nicht an deiner Liebe. Vielleicht ist es für uns einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt. Finde zu dir und tu was du auch immer tun musst.“ Erklärt sie.

„In einer Welt wie Malon und mir als Drachenreiter wird wohl der Richtige Zeitpunkt nie da sein. Meine Wege als Drachenreiter sind ziemlich neu und verschlungen. Tu das bitte nicht.“

Sarah ergänzt: „Die Dinge in Veram sind auch noch ungeklärt.“

„Du meinst meine Herrschaft?“

„Ja“, gibt sie zu und er erklärt ihr offen: „Ich war noch nicht bereit. Es braucht alles seine Zeit.“

Sarah zuckt mit der Schulter. So gesehen hat er natürlich Recht und es macht keinen Sinn ihn zu drängeln.

„Lecram, es ist als würden wir auf Sand bauen, auf unsicherer Grundlage fussen; von falschen Voraussetzungen ausgehen und uns auf etwas unsagbares, unfassbares wackliges und unsicheres verlassen. So geht das nicht!“ Versucht Sarah ihren Standpunkt zu erklären und Lecram argumentiert mit einem smarten Lächeln: „Wie sagt Paul Watzlawick: Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.“

Nun schüttelt Sarah den Kopf. „Du gibst wohl nie auf.“

„Nein, ich kann nicht“, dann senkt er den Kopf und küsst sie sanft auf die Stirn. Wohl wissend dass sie im Moment nicht mehr zulässt. Diese Zuneigung geht ihr direkt ins Herz. Leidend sieht sie ihn an und rennt einfach davon. Dabei rinnt ihr eine Träne herab.

Es geht nicht mit ihm und nicht ohne ihn!

Wäre er bloss in der Steinwüste geblieben!

 

 

 

Lecram

 

Zurück bleibt ein irritierter Junger Mann der nicht mehr weiss was er tun soll. Hinter sich hört er Schritte. Da er durch seinen Gargoyle Anteil ein feines gehör hat hört er heraus dass die Schritte von einer weiblichen Person stammen. Neugierig dreht er sich um und sieht Gloria geradewegs auf ihn zukommen. Sie rümpft die Nase. „Lief wohl nicht ganz rund.“

„Kann man so sagen“, zuckt seine Schulter auf.

„Ihr wart so ein schönes Paar.“ Neckt sie ihn und Lecram mahnt Gloria: „Sprich nicht jetzt schon in der Vergangenheit über uns.“

„Warum nicht, du ziehst ja eh bald wieder los und dann ist sie eh wieder alleine und in Sorge um dich. Das macht niemand mit. Auch Sarah nicht. Darauf hättest du auch von selbst kommen können. Blödmann.“

„Dann nehme ich sie eben dieses Mal einfach mit“, stänkert er und reckt sein Kinn. Jetzt sprich Gloria etwas sanfter, dennoch mit einem guten Schuss ernst: „Wenn du sie mitnimmst wird sie wieder zu deiner Achilles Sehne.“

„Meinem Schwachpunkt“, versteht er jetzt.

Seine Sarah hat so oder so keine guten Karten in seiner Gegenwart. Er schweigt, darüber muss er noch nachdenken. Das einzige was ihm spontan aus dem Mund kommt ist nur: „Scheisse!“ Dann ein lautes auf seufzen.

„Ah... Dafür haben wir doch hier das Plumpsklo“, grinst Gloria breit und er lächelt nun auch wieder etwas. Doch verzweifelt spricht er: „Gloria ich liebe deine Schwester. Das tu ich wirklich.“

Ihr Blick ist weich als sie ihm antwortet: „Und sie liebt dich. Seid ihr euch das erste Mal in der Schule über den Weg gelaufen seid.“

„Sie hat den Unterschied zwischen mir und Marcus als einzige bemerkt.“

„Das tat sie und war auf deiner Seite.“

„Genügt das nicht?“ Sieht er Gloria in die Augen.

„Auf der Erde bestimmt. Doch hier in dieser Welt ist es an deiner Seite nicht einfach. Genau genommen ist auf Malon gar nichts einfach.“

„Nein?“

„Nein…, oder vielleicht braucht es einfach noch etwas Zeit und wie ich Sarah kenne lässt sie dir Zeit bis du alle Baustellen fertig hast. So lange seid ihr Frei und müsst euch nicht ständig um den anderen sorgen.“

„Sie tut es also für uns.“ Er zieht seine Brauen zusammen.

„Genau genommen schon. Jeder von euch hat ein Recht auf Glück.“

Darüber muss er in aller Ruhe nachdenken. So seufzt er laut auf.

Schliesslich ist er jetzt neugierig und möchte von Gloria wissen: „Du hast mich gesucht, was hast du auf dem Herzen?“

„Nichts Besonderes. Fenia möchte dass wir zusammen sitzen und sehen was wir für dich machen können um die Magie ab zu schwächen.“

Er atmet auf, das sind zur Abwechslung mal gute Neuigkeiten. Also machen sie sich gemeinsam auf den Weg zu Fenia.

Angekommen gehen sie in das kleine Zimmer von Gloria. Die drei sitzen auf den Boden und machen es sich so gemütlich wie möglich. Tarak scheint ausser Haus zu sein und Lecram hört Fenia gespannt zu: „Wir brauchen Ruhe. Ich versuche in unserem Zirkel so was wie eine Meditation herbei zu rufen um zu sehen was wir für dich tun können.“

„Bist du auch noch so was wie ein Medium?“, verengt er seine Augen bei seiner Frage. Von Meditation hält er nicht besonders viel, doch diesen Teil verschweigt er lieber und Gloria meint sachlich mit dem Blick auf ihn gewandt: „Ehrlich gesagt weiss ich nicht was ein Medium ist. Aber wenn du so empfindest – warum nicht.“

„Also gut“, lenkt er schmunzelnd ein. Muss er ja wohl. Ausserdem staunt er das Fenia ihre Magie zurück hat. Das ist auch für ihn neu und äusserst interessant!

Dann bittet Fenia alle Anwesenden die Augen zu schliessen. Lecram tut was man ihm sagt. Es ist ganz still und Lecram nimmt nur wahr wie sie gemeinsam in regelmässigen Abständen ein und aus atmen. Ein leichtes Lächeln um spiegelt seine Mundwinkel da sich das ganze hier etwas merkwürdig und seltsam anfühlt, irgendwie unwirklich. An so etwas hat er noch nie Teil genommen. Insgeheim glaubt er nicht daran das Fenia was ausrichten kann, aber egal, er spielt mit.

Doch die Kraft in ihrem Zirkel muss grösser sein als erwartet. Plötzlich und unerwartet steht er im nichts und sieht plötzlich sein Spiegelbild ins Gesicht. Nein, es ist sein Bruder der schief lächelnd vor ihm steht. Marcus kurze Haare sehen etwas ungepflegt aus. Automatisch weitet Lecram die Augen und – tatsächlich sieht er immer noch seinen Bruder vor sich und um sie herum herrscht Dunkelheit. Die beiden stehen quasi im - nichts! Marcus grinst noch breiter: „Wohl erstaunt mich zu sehen.“

„Irgendwie...“

„Du schläfst nicht, ihr steckt in einer Meditation. Durch den Zirkel bist du tiefer abgetaucht als sonst.“

„Warum bist du hier? Also ich meine warum sehe ich dich?“

„Du wolltest mich sehen“, grinst Marcus wieder schief und dann wird er ernster als seine Schulter aufzuckt: „Ne, ich habe auch keine Ahnung.“

„Ich hätte vermutlich irgendwann mal den Weg ins Tal der Toten aufgesucht um nach dir zu sehen.“ Gibt Lecram offen zu und vermutet dass dies der Grund sein könnte das sein Bruder jetzt vor ihm steht.

„Wegen mir? Warum solltest du das tun? Da gibt’s nichts was du sehen möchtest. Glaub mir auf diese Verrückten Seelen kannst du verzichten und die Schattenwesen sind auch nicht ohne. Ist echt alles etwas gruselig dort.“

„Warum bist du noch da?“ Versteht Lecram nicht.

„Ich bin ein Schatten meiner selbst – ein Schattenwesen.“

„Aber warum? Ich verstehe das nicht.“

Marcus lächelt verschmitzt: „Vielleicht solltest du mich los lassen oder so ähnlich.“

„Was kann ich für dich tun?“ Ist Lecram neugierig und Marcus antwortet lediglich mit: „Überleben.“

„Das krieg ich hoffentlich hin.“ Eine kurze Pause. „Ich hatte keine Gelegenheit mich bei dir zu bedanken.“

„Zu bedanken?“

„Du hast Sarah beschützt und bist für sie in den Tod gegangen.“

Diesmal braucht Marcus einen Moment bevor er antwortet. Sein breites Lächeln verschwindet und er wird ernst.

„Mach nicht so viel Wind daraus. Sarah war nicht nur deine Erlösung. Genau genommen hat sie mich erlöst. Ihre Liebe gab mir Kraft zu mir zurück zu finden und ich tat lediglich was ich ihr versprochen habe. Keine grosse Sache.“ Ein Schulterzucken und Lecram versteht: „Trotzdem, du hast sie beschützt.“

„Das habe ich ihr versprochen.“ Nickt Marcus.

„Hast du den Tod gesucht? Warum?“

„Ich habe unter Aros Bann Dinge getan auf die ich nicht stolz bin. Als der Bann von mir ging prasselte war es kaum zu ertragen die Schuld zu haben an so vielen schrecklichen Taten. Du kannst dir nicht annähernd vorstellen zu was man fähig sein kann wenn Aros dich in den Bann gezogen hat. Und hier bin ich genau am richtigen Ort. Es ist wirklich alles bestens. Ich hab den Tod verdient. Oder wie du richtiger Weise gesagt hast – gesucht. Also zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Es geht mir ausgezeichnet. Das ich für Sarah in den Tod durfte ist schön.“

Lecram sieht seinen Bruder eingehend an. „Idiot. Du fehlst mir. Das habe ich nicht für möglich gehalten.“

Ein lautes Auflachen von Marcus. „Nein das kann ich mir auch schwer vorstellen.“

„Hier in Malon waren wir ein gutes Team.“

„Ach, das vergeht schon. Erinnere dich bloss an unsere Schulzeit auf der Erde. Ich war echt unausstehlich und du musstest meine Hausaufgaben erledigen. Ausserdem hab ich immer die Mädchen gekriegt und du nicht.“ Jetzt lächelt Marcus schief auf und Lecram schmunzeln auch. Ja, ihre Jugend war nicht einfach und Marcus hat ihn immer spüren lassen dass er sein Leben als Mensch in vollen Zügen geniesst während er als Gargoyle Trübsal bläst. Nun sieht Lecram seinen Bruder direkt in die Augen. „Das Leben hier in Malon ist rauer.“

Marcus lacht laut auf und schüttelt seinen Bruder kurz. „Malon ist ätzend. Du gehörst schon eher hier her. Diese Welt liegt mir nicht. Nicht im Geringsten! Bei der nächsten Gelegenheit wäre ich von Malon abgehauen! Ich brauche Handys, Computer und vor allem ein anständiges Badezimmer mit WC Schüssel.“

„Ich hab mir schon gedacht dass du es hier hassen musst.“ Lächelt jetzt Lecram zufrieden. Die beiden hatten nie viel für einander übrig und doch ist diese Aussprache zwischen ihnen nötig. Sie sind Zwillinge und gleichen sich aufs Haar!

Marcus erklärt seinem Bruder: „Folge deinem Instinkt. Ausserdem rütteln schon Fenia und Gloria an dir. Es ist Zeit sich zu verabschieden.“

„Pass gut auf dich auf.“

„Klar.“

„Na dann“, fehlen Lecram die Worte und Marcus Stimme erkling noch mal bevor er sich auflöst: „Lass den Dämon mal bei Seite und geniess dein Leben als Mensch. Ich weiss wie sehr du dir das früher gewünscht hast.“

„Geht in Ordnung.“ Endlich konnte Lecram sich von seinem Bruder verabschieden. Es war so was von nötig!

Als sich sein Bruder sprichwörtlich in Luft aufgelöst hat, beginnt Lecram zu blinzeln und sieht sich erstaunt um. Das Schwarze um ihn herum wird plötzlich grau, bis es immer heller wird und er seine Augen kurz zukneifen muss. Als er die Augen wieder öffnet knien die zwei Frauen vor ihm und sehen ihn intensiv an und er möchte wissen: „Hab ich was verpasst?“

„Wo warst du gerade“, spricht Fenia sanft.

„Bei Marcus. Und ihr?“

Nun seufzen Fenia und Gloria erleichtert auf und setzten sich wieder hin. Schliesslich erklärt Fenia ihm: „Wir waren hier bei dir und du fielst sehr tief. Was ich bei dir gefunden habe war ein Teil an reiner, heller Magie und es scheint als seien deine Bedenken in die Dunkelheit ab zu rutschen im Moment um sonst.“

„Im Moment?“ Dieses Wort gefällt ihm nicht so gut.

Diesmal ist es Gloria die versucht näher zu erklären: „Weisse, reine Magie darf nicht für dunkle Mächte benutzt werden.“

„Sonst verliert man die Magie, genauso wie mein Vater.“

„Der dann auf den Kristall angewiesen war und so auf die dunkle Seite gewechselt hat.“ Ergänzt diesmal Fenia.

„Verstehe. Also liegt es an mir was ich mit der Magie anstelle.“ Nickt er leicht, und dennoch möchte er wissen: „Konntet ihr die Magie abschwächen?“

„Nein“, verneint Fenia kopfschüttelnd, „Deine Magie ist wie ich vermutete sehr breit gefächert und dein Geburtsrecht. Was du an Magie zulässt bleibt dir überlassen.“

Lecram versteht.

„Was wollte denn Marcus?“, ist Gloria jetzt neugierig und er antwortet trocken: „Ich solle auf meinen Instinkt hören.“

„Instinkt?“ Fragen Gloria und Fenia praktisch gleichzeitig.

„Es geht um Feora, ich muss Feora suchen. Hinter ihrem Verschwinden steckt etwas und das muss ich herausfinden. Wir haben ihre Leiche nie gefunden. Der kleine Drache lebt.“

Fenia steht auf, streckt sich und meint: „Nun brauch ich was süsses.“ Und Gloria lächelt, sieht Lecram an und flüstert als Fenia schon fast aus der Tür ist: „Das sind ihre Nerven.“

„Das habe ich noch gehört!“ Schmunzelt Fenia im Türrahmen und lächelt über die Schulter. „Kommt, ihr bekommt auch eine kleine Stärkung.“

Auch schmunzelnd stehen Lecram und Gloria auf.

Bei süsses, hat er sich ausgemalt er bekommt so was Ähnliches wie Schokolade. Doch die Süssigkeit von der Fenia gesprochen hat besteht aus einer Traubenähnlichen bläulichen Frucht die äusserst süss und nach Zuckerwatte schmeckt. Irgendwie schmeckt’ s und erinnert ihn an die Zeit bei Velis und den Makiani. Dort haben die Früchte auch nach Zuckerwatte geschmeckt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 3

 

 

Lecram

 

Nach dieser Süssspeise und gut gelaunt braucht er frische Luft. Alles ist im Moment so geheimnisvoll und äusserst seltsam. Sein Bruder mahnte ihn auf seinen Instinkt zu hören. Na toll! Welchen Instinkt! Noch wichtiger was meint Marcus damit: er soll Überleben? Klingt nicht sehr verheissungsvoll.

Wieder mal dreht er sich im Kreis.

Oder sieht er vor lauter Bäumen die Lichtung nicht?

Warum soll er sich jetzt auf die Suche nach Feora machen, er hat zu wenige Hinweise. Oder etwa nicht?

Im Grunde seines Herzens möchte er lieber etwas mit Sarah zusammen sein. Einmal „nur“ glücklich sein, das wäre was!

Doch es scheint als wäre so ein stink normales Leben nicht für ihn vorher gesehen. Ausserdem hat Sarah so ähnlich wie den Schlussstrich gezogen was die Angelegenheit nicht leichter macht. Glücklich sein, einfach mal nur glücklich sein. Das wäre was. Zur Zeit scheint dies nicht möglich! Nicht als Drachen-reiter!

Ein Abenteuer kann was tolles sein. Doch die Verluste hin zu nehmen sind nicht einfach. Seine Gedanken schweifen zu Velis dem Makiani. Das seltsame glatzköpfige Wesen mit Fledermaus artigen Armen der in er Lage ist seine Hautfarbe wie ein Chamäleon zu ändern. Velis ist schon sehr alt und hat ihm einiges erzählen können. Er wäre gerne wieder mal in die Welt der Makiani abgetaucht. Eines Tages muss er nochmal dort hin und mehr Zeit in diesem Teil dieser Welt verbringen. Insgeheim weiss er genau dass er noch lange nicht alle Geheimnisse von Malon kennt. Es ist eine Welt mit seltsam aussehenden Lebewesen die so bunt schillern und in absurder Weise absolut hinreissend sind. Dann hört Lecram plötzlich Malek hinter sich.

„Ist der Drachenreiter ansprechbar?“ Grinst Malek und Lecram wendet sich seinem Freund zu. „Was gibt’s?“

Malek zuckt mit der Schulter. „Oh, nichts Besonderes. Es wird gemunkelt dass du auf der Suche nach neuen Gefährten bist weil…, eventuell…, so kam es mir zu Ohren, eine neue Aufgabe auf dich wartet.“

Na das hat Malek ja hübsch umschrieben!

Diese Wände hier scheinen wirklich nicht sehr dick zu sein.

„Dass ich dafür Gefährten brauche…, davon war nie die Rede.“

„Auch gut, dann begleite ich dich einfach als Freund.“

Nun muss Lecram laut auflachen. „Du Zecke!“ Grinst er seinen elbischen Freund an und geht dem Bachlauf entlang. Gefolgt von Malek der wissen möchte: „Was ist eine Zecke?“

„Na dann halt eine Klette.“ Versucht er das Wort Zecke zu umschreiben und Malek denkt laut nach. „Mein Freund…, sag meinst du eine Kletterpflanze?“

Lecram bleibt stehen und sieht den lächelnden Elb an.

„Gewissermassen. Eine Kletterpflanze schlingt sich um einen Baum, dieser Baum wird die Kletterpflanze nicht los und das nennt sich in meiner Umgangssprache: Klette!“

„Ah, wie schön.“ Ein feines Lächeln um spiegelt Maleks Mundwinkel. „Dann stehen wir uns doch wirklich schon sehr nah.“

Malek amüsiert sich köstlich. Eigentlich würde Lecram jetzt: Arschloch austeilen. Doch das könnte in dieser Welt wieder zu Diskussionen führen! Also sagt er lediglich schmunzelnd: „Idiot!“

„Begleitet uns Sarah auf dieser Reise auch?“ Wirkt Malek etwas ernster und Lecram bleibt stehen als er seinen Freund direkt ansieht.

„Malek, mal im Ernst, ich bin auf der Suche nach Feora und alles ist noch sehr vage. Ob ich überhaupt Begleitung brauche steht auch noch in den Sternen.“ Er zuckt mit der Schulter auf und Malek kombiniert schmunzelnd: „Sehe schon, meine Frage war zu schwierig.“ Schmunzelt Malek erneut und Lecram stöhnt laut auf.

„Mein elbischer Freund, du weisst ganz genau über Sarah und mich Bescheid. Vielleicht weisst du sogar noch mehr als ich. Malek, im Moment wissen wir nicht wo wir gerade mit unserer Beziehung stehen.“ Hat er Beschlossen direkt und ehrlich zu sein.

Der Elb wird ernster. „Die Letzten paar Monde musste ich zusehen wie es Sarah erging von dir getrennt zu sein. Jeden Tag erhoffte sie sich ein Zeichen von Dir. Natürlich habe ich sie versucht ab zu lenken und das scheint mir auch irgendwie gelungen zu sein. Aber du hast sie dieses Mal wirklich verletzt.“

„Eher endtäuscht“, hackt Lecram schuldbewusst nach.

„Du bist ein guter Freund und ein ausgezeichneter Drachenreiter. In Herzensangelegenheiten scheinst du jedoch noch sehr ungeübt.“

„Hüte deine Zunge mein Freund“, mahnt Lecram schmunzelnd, „ich bin der zukünftige Herrscher von Veram.“

„Du hast ja noch nicht mal den Mut aufgebracht den Thron zu besteigen.“ Tusche!

Malek lehnt sich weit hinaus, doch Lecram findet es gut dass er so offen zu ihm spricht. Genau diese Dinge machen eine Freundschaft wohl aus. Aus diesem Grund erklärt Lecram grinsend: „Stimmt, ich habe den Thron, mitsamt Haus, statt dessen abreissen lassen.“

„Mir kam zu Ohren, sie arbeiten schon an einem neuen Aufbau. Da kommst du nicht drum rum.“

„Gewiss nicht.“

Malek bleibt stehen und sieht erneut zu Lecram. Sein Gesichtsausdrück wirkt ernst und neugierig zu gleich als er nachfragt: „Ist deine Suche nach Feora wichtiger als sich um die Dinge in Veram zu kümmern?“

Heute stellt Malek seine Fragen direkt und Lecram muss wieder ehrlich sein. Einen Moment lang sucht Lecram nach den richtigen Worten. „Nun, ich vertraue den zurückgebliebenen Gargoyle und dann ist dort noch Shemar dem ich auch vertraue. So gesehen ist Veram zurzeit in guten Händen.“

„Mein Freund. Ich verstehe nur nicht warum die Suche nach Feora so unglaublich wichtig sein soll. Veram braucht einen Herrscher.“

„Malek ich versteh deine Einwände. Ich kann dir auch keinen triftigen Grund nennen warum es so wichtig ist nach Feora zu suchen. Meine Intuition sagt mir dass noch etwas grosses auf uns zu kommt. Das Fehlen von Feora hat etwas zu bedeuten.“

Malek rümpft die Nase: „Deine Intuition?“

„Genügt dir das?“

Jetzt grinst Malek breit als er nickend antwortet: „Ja mein Freund, mein Herrscher. Es genügt mir. Da ich mich in Malon besser auskenne werde ich deine Beratende Funktion sein.“

So gesehen macht es tatsächlich Sinn Malek mit zu nehmen.

„Malek mein Berater. Klingt akzeptabel.“

Beide lächeln. Schliesslich gehen die Freunde dem Bachlauf entlang weiter und Malek stellt bereits die nächste Frage: „Wie gedenkst du Sarah für dich zu gewinnen?“

Lecram rollt die Augen. Warum massen sich alle an über seine Beziehungsprobleme mit ihm sprechen zu wollen.

„In aller Freundschaft…, das geht nur mich und Sarah etwas an.“ Seine Mine ist steif.

„Vielleicht.“ Nickt Malek einverstanden und Lecram ist froh dieses Thema bei Seite gelegt zu haben. Dann ist Lecram doch noch neugierig. „Wo steckt Sarah überhaupt?“

Diese Frage bringt Malek wieder zum Schmunzeln und er spricht sanft: „Komm mit.“

Bereitwillig geht Lecram neben seinem Freund her bis sie auf den Übungsplatz der Bogenschützen ankommen. In diesem Moment fällt ihm auf dass er seinen hübschen Bogen, den Marcus für ihn gemacht hat, in der Steinwüste liegen gelassen hat. Schade!

Dann erspäht er Sarah auf dem Übungsplatz. Ausser ihr hat es noch zwei Elben die ebenfalls trainieren. Dessen Distanz ist jedoch um einiges weiter. Für Lecram wäre es schwierig das Alter der Elben zu schätzen, irgendwie sehen sie immer jugendlich aus. Beide sind schmalschulterig, haben lange silberne Haare die sie hinten zusammen gebunden haben. Lediglich die Kleidung unterscheidet die Elben. Der eine hat auch das grüne Jagd Outfit an während der andere im rosa stichigen Gewand da steht. Kurz darauf fällt sein Blick wieder auf Sarah.

Die Freunde stehen etwas abseits und beschliessen Sarah zu beobachten. Dabei sind sie ganz ruhig um sie nicht zu stören. Sarah hat die beiden anscheinend wirklich noch nicht bemerkt. Sie sieht sehr konzentriert aus. Malek steht wie es ein Elb tut, graziös mit verschränkten Armen da und sieht ihr aufmerksam zu. Lecram sieht sogar so etwas wie Stolz in Maleks Blick.

Er hingegen stützt sich lässig auf den nächsten Zaun und legt seinen Kopf auf seinen Arm ab. Sein Blick ist ebenfalls auf die hübsche Bogenschützin gerichtet. Er spürt ihre Konzentration und staunt mit welcher Grazie sie sich auf ihr Ziel einstellt. Für dieses Bogenschiessen hat sie sich erneut das grüne enge Gewand angezogen dass ihrer Figur schmeichelt. Ihre Haare hat sie sich hinter die Ohren gestrichen. Ausserdem steht Sarah sicher auf dem saftig grünen Rasen. Geschmeidig zieht sie den Bogen nah an ihrem Kopf nach hinten und wartet auf den geeigneten Zeitpunkt um los zu lassen. Ihr Blick ist äusserst konzentriert und ihre Hand ist ruhig. Dann ist es soweit: sie lässt los, der Pfeil schnellt leise voran und trifft genau ins Schwarze. Jetzt staunt selbst Lecram und ist ebenfalls stolz auf die kleine, zierliche Hüterin. Sie hat ihre Zeit ohne ihn gut genutzt. Sie ist nicht mehr so wehrlos! Malek war wohl nicht nur ein guter Freund sondern auch ein guter Lehrmeister. Es ist gut dass sie sich selbst verteidigen kann falls es mal notwendig wird.

„Guter Schuss“, spricht er schliesslich so laut dass sie ihn hören muss und automatisch zu ihnen über die Schulter nach hinten sieht. Ihr Lächeln ist etwas verhalten und es scheint ihr ein klein wenig peinlich zu sein dass sie gerade beobachtet wird. Dann reckt sie jedoch ihr Kinn und holt sich zuerst ihren Pfeil. Mit leicht hinkendem Schritt kommt sie danach auf die beiden zu.

„Danke“, kommt dann ihre Antwort auf sein Kompliment. „Sucht ihr nach mir?“ Sieht Sarah die beiden an.

Malek zuckt mit der Achsel auf. „Der Drachenreiter hat nach dir gesucht.“

Dafür erntet Malek einen missmutigen Blick von Lecram bevor er schliesslich Sarah ansieht und antwortet: „Ich wollte nachsehen ob es dir gut geht.“

„Bestens.“

„Na dann“, weiss er irgendwie auch nicht weiter. Sie kann so süss störrisch sein. Wenn sie wüsste wie sehr ihr das grüne enge Outfit steht würde sie es vermutlich ab ziehen und in den nächsten Ecken schmeissen. Das wäre jedoch sehr schade. Darum verliert er kein Wort darüber. Dass er sie nicht in seine Arme schliessen kann stört ihn jedoch.

„Wollen wir zusammen etwas üben“, fragt er dann und sieht ihr direkt in die wunderschönen grossen Rehbraunen Augen die seinen Magen zusammen ziehen lassen. Ihre Augen verengen sich und ein schmunzeln umgibt ihren Mund. „Nein danke, gegen dich hab ich eh keine Chance.“

Ihr Lächeln wirkt offen. Und er fragt sich wie es ihr in Wirklichkeit geht.

„Die Sonnen stehen bald in der Mitte des Tages. Lasst uns hinsetzten und plaudern.“ Schlägt Malek vor und weist ihnen den Weg zu einem gemütlichen Holztisch den die Bogenmacher benutzen wenn sie pausieren. Da die Bogenmacher noch ihrer Arbeit nachgehen, sind die drei alleine am Tisch. Sarah und Lecram nehmen nebeneinander Platz und Malek verschwindet kurz um etwas Käse und Wasser zu holen. Die zwei zurück gebliebenen sprechen in dieser Zeit kein Wort miteinander. Die Stimmung ist leicht angespannt. Als Malek dann zurück ist und auch endlich sitzt sieht dieser dann Lecram direkt an.

„Mein Freund, erzähl uns von der Steinwüste. Erzähl uns was du alles so erlebt hast.“

„Was wollt ihr wissen?“ Zuckt eine Augenbrauche hoch während Lecram etwas Käse in den Mund schiebt.

„Wie hast du heraus gefunden dass du dich selbst verwandeln kannst?“, ist nun Sarah neugierig.

„Zufall.“ Er räuspert sich und schluckt den Rest des Käses hinunter. „Dass die Magie von mir Besitzt ergreifen möchte, das habe ich schon seit längerem bemerkt. Doch ich wollte es nicht wahr haben – verdrängte es.“

„Daher deine Stimmungsschwankungen.“ Begreift Sarah und Malek hört interessiert zu währen er isst.

„In der Steinwüste war ich, nach Aussage von Migdal, auch nicht derselbe. Ich habe mich geprügelt und von den Klippen gestürzt. Ich habe um Marcus getrauert. Mehr als ich zugeben konnte.“ Gibt er offen zu und sieht seine Freunde abwechselnd an die ihm immer noch aufmerksam zu hören. Also fährt er weiter: „Als ich als Mensch mal Streit mit Toron suchte aber er nicht darauf einging und mich dadurch zur Weissglut brachte habe ich mich eher zufällig in den Gargoyle verwandelt und so bin ich darauf gekommen dass ich durch Aros Tod nicht mehr an den Fluch gebunden bin. Nach etwas üben habe ich es dann auch geschafft mich hin und her zu verwandeln wie ich möchte.“

„Du fandst deinen Frieden.“ Ergänzt Sarah und er nickt: „Irgendwie. Zu wissen dass ich vollkommen selbständig bin und auf niemanden mehr angewiesen sein muss gab mir die“, - „Freiheit“, fällt Sarah ihm ins Wort.

Ihre Blicke treffen auf einander und er sieht ihren bedrückten Gesichtsausdruck. Dann nimmt er ihre Hand in die seine und sie lässt ihn gewähren als er ausholt: „Ich musste das für mich alleine herausfinden.“

Lahme Entschuldigung, schiebt sein Gedanke nach. Doch für ihn fühlt es sich richtig an was er getan hat. Wohl bewusst sie vor den Kopf gestossen zu haben. Vielleicht hat er sie damit mehr von sich weg gestossen als ihm jetzt lieb ist. Damit muss er jetzt leben. Es war seine Entscheidung und nun muss er die Konsequenzen davon tragen!

Bis Sarah etwas zu alle dem sagt vergeht eine gewisse Zeit und für Lecram fühlt es sich an wie eine kleine Ewigkeit.

Will er ihre Vergebung?

Hat er sie verdient? Er weiss es nicht.

„Die Freiheit steht dir ausgezeichnet“, lächelt Sarah liebevoll und Lecram staunt über ihre einfache Erklärung. Danach zieht sie ihre Hand zurück und verschränkt die Arme. Lecram versteht ihre Abwehrhaltung, er muss gestehen er hat mit so etwas wie einem Vorwurf gerechnet. Da Sarah ihn mit ihrer ruhigen Art sehr überrascht fällt ihm im Moment auch nichts weiter ein. Vielleicht wäre es besser sie würden streiten, dann könnten sie sich wieder versöhnen. Aber das hier ist absolutes Neuland für ihn. Für einen Moment sitzen sie schweigend da bis Malek nach fasst: „Hast du eine Ahnung wo Feora zu finden ist?“

„Da ich diese Welt noch nicht so genau kenne, nicht direkt.“

„Wo beginnt denn deine Suche“, ist wieder Malek der nachhackt und Lecram schüttelt den Kopf mit einem Schulterzucken: „Keine Ahnung. Meine Träume und das vermeidlich gesehene bei der geistigen Suche nach Feora…, wenn ich ehrlich bin hat sich das derart vermischt das ich nicht mehr weiss was wahr ist und was ein Traum war.“

„Interessant.“ Sind die Worte von Malek der sich irgendetwas überlegt. Sein Gesichtsausdruck lässt zumal darauf schliessen und Sarah sieht sowieso ratlos aus. Schliesslich spricht Malek sachlich: „Erzähle uns einfach von deinen Träumen.“

Lecram überlegt einen Moment. Aber warum nicht. „In meinem Traum erscheint die Leibeigene von Aros – ihr Name ist Brenda. Nehme an das kommt daher dass auch sie spurlos aus Veram verschwunden ist.“ Er überlegt kurz. „Ich sehe ausserdem seltsame Gestalten in Form eines wirklich hässlichen Tieres. Mehr war nicht. Das war alles.“

Vor allem hat er den Traum nicht mehr richtig präsent.

„Wie sieht denn dieses hässliche Tier aus?“ Fragt Malek beiläufig als er ein Schluck Wasser nimmt und Lecram rümpft seine Nase. Es ist in etwa so gross wie ein Hund, doch in dieser Welt hat Lecram noch keinen Hund gesehen und überlegt wie er das Tier am besten erklären kann. „Nun, da ist Fell und Reisszähne. Die Viecher sind etwa Hüft hoch.“

„Das könnten die Hundsmenschen sein.“ Kombiniert Sarah und sieht zu Malek der immer noch Lecram ansieht und geduldig wartet ob sein Freund noch etwas zu erzählen hat. Tatsächlich muss Lecram Sarah wiedersprechen: „ Ganz ehrlich, diese Tiere sehen nicht wie Hunde aus, wohl eher wie…“, ob seine Beschreibung wohl richtig ist, „Ein Mischmasch aus Hyänen, Windhund und Nackthund (?)“

Er weiss wie idiotisch sich das anhört. Zumal Malek ja keine Ahnung haben kann was Hyänen sind. Aus diesem Grund sieht Malek wohl verständnislos zu Sarah die jetzt breit lächelt und nickt: „Hunds-Menschen.“ Und Malek scheint zu verstehen.

„Bitte was? Es gibt auf Malon Hunde?“ Versteht aber Lecram nicht und sieht seine Freunde verloren an, so holt Sarah schliesslich aus: „Ja auf Malon leben Hunde. Sie sehen ziemlich Wolf ähnlich aus, sind ziemlich selten und eher bei den Waldelben im Rudel an zu treffen. Doch die Hundsmenschen werden vermutlich auf der Erde eher als Hyänen ähnliche Wesen bezeichnet. Oder noch Typischer für die Erde wäre der Ausdruck Werwolf. Doch das sind sie bei weitem nicht. Hier kennt man sie als Hundsmenschen und sie sind, sofern man den Erzählungen glauben mag, nicht vertrauenswürdig.“

„Natürlich gibt es auch Ausnahmen“, Unterbricht Malek und Sarah ergänzt: „Natürlich. Aber in der Regel leben die Hundsmenschen in Clans die von den männlichen Clan Mitgliedern dominiert werden. Um ihre Nachkommen zu sichern werden immer wieder auswertige Frauen und Männer hinzu gezogen. Die Hundsmenschen leben als Menschen und verwandeln sich eigentlich nur im äussersten Notfall zu diesen seltsamen Tieren. Ihre Clans leben grössten Teils im Dunklen Wald mit den Schatten Elben zusammen. Sie sollen ziemlich zurückgezogen leben. Die Hundsmenschen sehen für dich vielleicht…“, sie sucht nach dem Geeigneten Vergleich, „vergleichsweise wie Rocker aus. Zum Teil tragen sie lange ungepflegt Haare, Zeichnungen, Körperschmuck und sonstiges das zeigt welchem Clan sie angehören. In ihren Spelunken findest du fast alles wonach du suchst und wenn du einen Hundsmenschen gut bezahlst kannst du fast alles von ihm haben. So wurde es mir zumindest mal erzählt.“

„Söldner?“, möchte Lecram wissen.

„Im Prinzip…, ja.“ Nickt Sarah und Lecram seufzt laut auf. Auch dass noch!

„Was genau sind denn Schatten Elben?“ Will Lecram nun alles wissen. Sarah sieht zu Malek der jetzt an der Reihe ist zu erklären.

„Nun, so schlimm wie Sarah die Gegend beschreibt ist sie bei weitem nicht mehr. Es ist viel zivilisierter geworden.“ Er lächelt verheissungsvoll. „Aber nun zu den Schatten Elben: das sind Elben die nicht dieses friedliche Leben in Trisyt wählen. Auch das idyllische Waldleben sagt ihnen nichts. Sie wollen ausbrechen und landen gerne bei den Hundsmenschen und leben in deren Schatten. Manche finden den Weg wieder hier her zurück und manche Elben haben sich dort ein Leben aufgebaut und scheinen glücklich zu sein. Das gute an diesem Ort ist, es kann jede Leben wie er möchte. Ohne Vorschriften.“

Lecram spürt dass Malek aus eigener Erfahrung spricht, doch jetzt ist nicht der geeignete Zeitpunkt um darauf herum zu reiten. Er möchte nur noch eines wissen: „Gibt es von Malon eine Art Karte damit ich mir mal ein Bild machen kann mit was für absurden Wesen ich mich hier noch alles abgeben muss? Malon scheint grösser als erwartet.“ Irgendwie kam seine Frage etwas schroff aus seinem Mund. Aber manchmal wirkt Malon durchaus etwas Abschreckend!

„Vielleicht hat Tarak so was Ähnliches. Aber an sich weisst du nun alles. Da gibt es nicht viel mehr.“ Erklärt Sarah und Lecram fasst zusammen: „Wir haben die seltsamen Wesen Makiani die in diesem seltsamen grossen Wald leben wo die Bäume so unglaublich riesig sind und irgendwie auch zu leben scheinen. In diesem Teil von Malon hat es die aussergewöhnlichsten Tiere die ich jemals zu Gesicht bekommen habe. Richtig?“ Er denkt an die kleinen Äffchen und die Ratten grossen Libellen Artigen gefährlichen Wesen. Sarah nickt und Lecram erweitert: „Dann gibt es hier die Elben im Tal Trisyt das so unglaublich harmonisch in diesen Fluss betten liegt und dessen Flüsse vorbei am Land des Einhorns, das die Toten und Schattenmenschen beherbergt führt, bis es an der Steinwüste am grossen Wasser endet das wiederum die Heimat von den Gargoyle und Drachen ist.“

Sarah und Malek nicken noch einmal.

„Gibt es nicht noch mehr Elben?“

„Ja es gibt noch andere Elben.“ Erklärt Malek. „Dafür musst du nicht weit von Trisyt weg. Es sind die Natur oder nenn sie auch Wald Elben, sie wohnen hier in den Wäldern. Genau genommen ziehen sie in den Wäldern umher und du weisst nie so genau wo sie sind. Sie sind uns sehr ähnlich.“

„Tarak hat solches Elbenblut in sich. Deshalb auch die dunklen Haare. Wald Elben haben sich der Natur farblich angepasst.“ Ergänzt Sarah und Lecram staunt. Zigeuner oder Nomaden, kommt Lecram ein spontaner Gedanke. Irgendwie hat er so eine Ahnung dass es hier eben doch mehr Lebewesen hat als die beiden erzählen.

Lecram fasst zusammen: „Dann haben wir die verschiedenen Menschen in Veram.“

„Veram ist die grösste, dieser Dorf oder Stadt ähnlichen Anlagen. In der näheren Umgebung von Veram gibt es noch ein paar kleinere Dörfer wie zum Beispiel: Babol, Ha-lin, Rayo, Muyel, Tachên. Das gehört alles zu Veramos, kurz Veram.“ Versucht Sarah ihm etwas Klarheit zu schaffen und Lecram hat das Gefühl er weiss bald nicht mehr wo er steht. Er kennt all die kleinen Dörfer nicht, nicht mal annähernd. Und darüber soll er Herrschen?

„Also dann noch die Hundsmenschen und die Schatten Elben?“ Versucht er zu verstehen.

Malek lächelt: „Ja, zu guter Letzt das Tal der Vergessenen, den Hundsmenschen und Schatten Elben. Auch dort ist es ziemlich weitläufig und es hat einige kleine Dörfer wo ihre Clans leben. Doch die Dörfer haben keine Namen, es sind mehr die Namen der Clans die für uns, jedoch nicht wirklich relevant sind.“

„War‘s das?“ Ist Lecram gerade etwas zerschlagen, mit so vielen seltsamen Wesen hat er eigentlich nicht gerechnet.

„Grob gesagt schon“, gibt Malek Antwort.

„Grob gesagt klingt für mich noch nicht definitiv. Aber nun gut, lassen wir das mal so stehen.“

Da war es auf der Erde irgendwie gemütlicher, schiebt sein Gedanke nach. Doch er wurde in diese seltsame Welt hinein geboren und muss nun schauen was er daraus macht. Schliesslich nimmt Lecram ein grosses Stück Käse und beisst hinein. Seine Freunde greifen ebenfalls erneut zu. Nach ein zwei Bissen spricht er leise, fast zu sich selbst: „In dieser Verrückten Welt gab es ja die Drachenreiter die für Ordnung sorgten bis mein Vater zur Dunklen Magie wechselte und einen nach dem anderen Ausradierte. Oder?“

„So wird es erzählt. Und du bist ein Drachenreiter, einer der mit den Drachen kommunizieren kann. Ausserdem besitzt du zusätzlich noch Magie! Wie dein Vater.“ Ergänzt Sarah.

„Und ich dachte der Fluch des Gargoyles sei meine grösste Schwierigkeit.“ Schüttelt Lecram seinen Kopf was auch seine Freunde zum Schmunzeln bringt.

Lecrams Gedanken sind verwirrend. Ist es vielleicht seine Bestimmung hier auf Malon nach dem Rechten zu sehen?

Ist das, das Vermächtnis eines Drachenreiters?

Sieht ganz danach aus.

„Mein Freund“, holt Malek ihn aus den Gedanken, „wenn ich darüber nachdenke was du uns erzählst komme ich zu dem Entschluss dass du deine Suche bei den Hundsmenschen beginnen solltest. Dabei lernst du diesen Teil von Malon gleich kennen.“

Tatsächlich findet Lecram die Idee zu den Hundsmenschen zu reisen ziemlich reizvoll und mittlerweile auch irgendwie auf eine verdrehte Art und Weise - logisch. Diesen Teil kennen zu lernen erscheint ihm Sinnvoll. Irgendwie muss er ja dieses Land kennen lernen. Was auch immer da auf ihn lauert.

Er wird bereit sein. Er muss bereit sein.

 

 

 

Sarah

 

Sie beobachtet wie gelassen Lecram da sitzt und nachdenkt. Seine Gedanken überschlagen sich vermutlich. Malon ist ein seltsamer, noch unbekannter Ort! Wie gerne sie wüsste was in seinem Kopf gerade vor sich geht. Malek hat ihm ja gerade genügend Stoff gegeben um nach zu denken. Schliesslich fährt Lecram mit der linken Hand durch seine Haare und legt den Arm auf seinem Kopf ab.

Das macht er gerne wenn er überlegt. Automatisch schmunzelt sie weil er in dieser Pose ausgesprochen männlich aussieht. Alles an ihm ist für sie anziehend. Sich von ihm fern zu halten wird nicht einfach. Das weiss sie nur zu genau. Am liebsten würde sie in seinen Armen liegen. Stattdessen sitzt sie da und beobachtet ihn. Und ja sie beobachtet ihn gerne. Was auch immer das Leben auf Malon für ihn bereithält, es wird ein aufregendes Leben sein. Vielleicht ist er dazu bestimmt sich Dingen an zu nehmen die nicht einfach sind um den Frieden auf Malon zu gewährleisten.

Ein Weg eines Drachenreiters?

Will sie ständig in Angst um ihn leben?

Wohl kaum. Doch dann bricht Lecram das Schweigen und holt Sarah aus den Gedanken als er sie direkt an blickt: „Na gut, dann gehe ich mal zu den Hundsmenschen. Ich denke das ist der richtige Weg.“

Irgendwie ging Sarah davon aus dass er diesen Weg wählt, darum ist sie nicht erstaunt.

„Mein Freund, wie bereits erwähnt, werde ich dich begleiten.“ Spricht Malek ruhig und gelassen. Seine Arme sind verschränkt.

„Nein, da muss ich zur Abwechslung mal alleine durch. Ich bringe niemanden in Gefahr.“ Wiederspricht Lecram seinem Freund und Sarah sieht dem Schlagabtausch zwischen ihren Freunden zu.

„Mein Freund“, wiederholt Malek sachlich, „ich kenne mich dort aus und werde dir bestimmt eine Hilfe sein. Du bringst mich nicht in Gefahr.“

„Weshalb kennst du dich dort aus?“ Platzt es aus Lecram heraus und Sarah ist sich nicht sicher ob diese Frage für Malek nicht zu direkt war. Doch Malek schmunzelt nur verheissungsvoll, was Sarah überrascht.

„Mein Freund, ich war jung und wollte gegen den Strom schwimmen und habe mich eine Zeitlang da herum getrieben. Kurzzeitig war ich also auch ein Schatten Elb. Es war eine gute Zeit und ehrlich gesagt…, besuche ich in regelmässigen Abständen dort immer noch meinen Freund.“ Malek sieht zu Sarah. „Wenn die Hüterin nicht meine ganze Aufmerksamkeit gebraucht hätte, wäre ich im Moment nicht in Trisyt sondern bei Nalem im Tal der Vergessenen.“

„Du gehst freiwillig ins Tal der Vergessenen?“ Sieht ihn Lecram ungläubig an.

„Was treibt dort dein Freund?“ Ist Lecram wieder sehr direkt und Malek sieht ihm seiner seit‘ s direkt in die Augen. Auch Sarah ist gespannt was Malek zu erzählen hat. Davon hat er ihr nie etwas erzählt. Ein mysteriöser Freund über den er noch nie ein Wort fallen liess. Gar nicht schlecht sich einfach ruhig zu verhalten und ab zu warten was noch so erzählt wird. Ihr gefällt diese Rolle im Moment gar nicht mal so schlecht. Also hört sie weiterhin interessiert und gespannt zu. Dabei lehnt sie entspannt zurück.

„Nalem ist ein sogenannter Schatten Elb. Er führt dort ein gutes Leben und ist glücklich. Mein Weg führte jedoch wieder nach Trisyt. Wie bereits erwähnt treffen wir uns in regelmässigen Abständen.“

Gibt Malek etwas von sich Preis und Sarah weiss genau dass das für einen Elb nicht ganz einfach ist. Es zeigt ihr auch wie wichtig ihm die Freundschaft mit Lecram und ihr ist. Vertrauen!

„Warum bist du wieder nach Trisyt gekommen“, fühlt Lecram seinem Freund weiter auf den Zahn. Und diesmal sucht Malek wohl nach den passenden Worten.

„Es dauerte eine Weile bis ich heraus fand dass mir ein Leben im Einklang mehr behagt als das raue Leben. Obwohl die Gegend dort faszinierend ist wenn man offen auf die Bewohner zugeht. Es ist kein schlechter Ort. Bei weitem kein schlechter Ort.“

Lecram nickt. „Planänderung. Einverstanden, du begleitest mich. Sarah, dann begleite uns doch auch.“ Sofort sieht Lecram ihr direkt in die Augen und sie bringt vor lauter Staunen keinen Ton aus sich heraus. Dass er sie mitnehmen will ist jetzt auch für sie eine Überraschung. Angespannt setzt sie sich aufrecht hin.

„Ist das eine gute Idee?“ Platz es aus ihr heraus und Malek holt aus: „Mein Freund, das Sarah uns begleitet halte ich wiederrum nicht für sinnvoll.“

Bis anhin fand es Sarah ja noch ganz interessant bei den beiden doch jetzt wäre sie froh gar nicht anwesend zu sein. Sie beisst sich auf die Unterlippe und Lecram sieht sie flehend an.

„Bitte komm mit uns. Begleite mich.“

Dann hält er ihre Hand fest dabei gibt es einen kleinen elektrischen Impuls zwischen ihnen. Das tat es lange nicht mehr.

„Du hast Malek gehört. Vielleicht ist das nicht die beste Idee.“ Spricht sie leise. Sie sucht nach einem Ausweg.

„Mir schon klar dass du nicht mitkommen möchtest. Du bist und bleibst meine Achilles Verse. Das ändert auch nichts daran wenn du hier bleibst. Ich brauche dich an meiner Seite. Sarah, bitte begleite uns.“

Bevor Sarah antworten kann übernimmt Malek wieder das Gespräch. „Mein Freund, wir werden schon zu zweit auffallen.“

Lecram lässt sie los, wendet sich von ihr ab und möchte von Malek wissen. „Wieso auffallen?“

„Die Hundsmenschen tragen ihre Haare wilder oder nenn es dreckiger. Sie geben auf ihr Äusseres nicht so Acht wie wir. Ausserdem wäre es Sinnvoll wenn du dir ein paar Zeichnungen an den Leib zaubern würdest.“

„Zeichnungen?“ Versteht Lecram noch nicht und Sarah ergänzt: „Tätowierungen.“

Schliesslich steht Sarah auf und seufzt laut. Sie sieht ihre Freunde an. Malek muss tatsächlich noch etwas an sich arbeiten dass er nicht aussieht wie die Sonnen selbst. Doch bei Lecram muss eigentlich nicht mehr viel gemacht werden. Der müsste sich nur kurz durch den Dreck wälzen – schon wird’s passen! Sie versucht es anders zu umschreiben: „Malek sieh dir Lecram mal genau an.“ Zeigt sie mit einer Arm Geste auf Lecram, „seine Schulter langen Haare und seine Narbe im Gesicht. Er wird nicht grossartig auffallen wenn er sich mal kurz im Dreck wälzt.“

Huch, jetzt hat sie es doch laut ausgesprochen. Lecram presst belustigt seinen Kiefer zusammen und es sieht aus als müsste er sich ein schmunzeln verkneifen. In seinen Mundwinkel zuckt es verräterisch. Eins zu null für sie. Vermutlich weiss er selbst dass er etwas verruchter aussieht als auch schon. Durch seine Präsenz die er mittlerweile an den Tag legt und den Muskeln die er bekommen hat sieht man über sein schlaksiges da sein hinweg. Er ist nicht mehr unsicher! Auf der Erde stand er im Schatten von Marcus, hier nicht. Die Zeit in der Steinwüste hat Spuren hinterlassen. Und keine negativen. Jetzt schweift sie vom Thema ab, sie schüttelt ihre Gedanken weg. Rückzug, bevor es hier zu kompliziert wird sollte sie gehen. Als könnte Lecram Gedanken lesen steht er langsam auf, geht ihr entgegen und Malek kombiniert sofort: „Nun denn ihr Lieben. Klärt das in Ruhe…, ohne mich.“ Winkt Malek ab als er ebenfalls aufsteht. Lecram nickt einverstanden und dann verabschieden sie sich von Malek hochachtungsvoll Kopfnickend. Nun steht Sarah da, mit Lecram alleine. Das wollte sie doch nicht!

Wieso muss alles so kompliziert sein.

Rasch und etwas unbeholfen nimmt sie ihren Köcher, den sie bei Seite gelegt hatte, und hängt ihn um. Auch den Bogen nimmt sie wieder in die Hand und steht dann breitbeinig sicher da. So überspielt sie gewisser massen ihre Unsicherheit. Ihr gutaussehendes Gegenüber lehnt lässig an den Tisch und sieht sie eingehend an. Er macht kein Geheimnis daraus dass er sie gerade mustert. Sein Blick trifft sie quasi mitten ins Herz.

„Ist noch was?“ Unterbricht sie das Schweigen und er lächelt offen.

„Denk bitte nicht dass ich dich nicht vermisst hätte in der Steinwüste.“

„Ich weiss“, ihr Blick fällt auf den Boden.

Natürlich war sie ihm nicht egal. Also macht er einen Schritt an sie heran und hebt mit seiner linken Hand ihren Kopf. So stehen sie einander so nah wie schon lange nicht mehr. Ihr Herz galoppiert. In diesem einen Moment ist sie froh dass er als Mensch vor ihr steht und nicht als Gargoyle. Denn als Dämon hätte er ihren raschen Herzrhythmus bestimmt gehört.

„Sarah, auch wenn du mich meidest. Ich bringe dein Herz immer noch zum Rasen.“

Na toll - erwischt, schiebt ihr Gedanke nach, anscheinend spielt es keine Rolle ob er ein Dämon oder Mensch ist. Seine dämonischen Fähigkeiten besitzt er auch als Mensch. Das hätte sie sich ja auch denken können. Also richtet sie ihren Blick auf ihn und weiss genau dass sie ihre Worte gewählt ausdrücken muss damit er sie hier nicht gleich küsst. Also holt sie kurz Luft.

„Du bist einen Schritt vor deinem nächsten Abendteuer entfernt. Das letzte was du brauchst ist dir Gedanken um mich zu machen.“

Sanft nimmt er ihre Hände in seine. Dabei gibt es wieder diesen kleinen Elektrischen Impuls. Automatisch schmunzelt er.

„Wenn du mir hier auf der Stelle sagst wie sehr du mich liebst und dass du auf mich wartest bis ich zurück komme, gehe ich ohne dich. Doch wenn du das nicht kannst musst du einfach mitkommen.“

„Ich muss gar nichts!“ Reckt sie ihr Kinn.

„Ach Sarah“, sein Blick ist weich, „Ich habe das Gefühl ich verliere dich.“

Sein Blick würde wohl jedes Eis zum Schmelzen bringen. Auch sie ist kurz davor! Für einen Moment schliesst sie die Augen. Also versucht sie ihm ihre Gedankengänge näher zu bringen.

„Es ist nicht so dass du der einzige bist der in Sorge um den anderen lebt.“ Sie seufzt auf. Dass sie sich vermutlich mehr Sorgen macht behält sie für sich. „Ich für meinen Teil weiss nicht ob ich ständig damit leben will, mich um dich zu sorgen. In deiner Nähe wird es bestimmt nie langweilig. Das liegt nicht in deiner Natur. Du brauchst ab und an mal eine Auszeit um Dampf- und den Gargoyle raus hängen zu lassen. Vielleicht ist das deine Bürde die du tragen musst. Wer weiss. Aber will ich damit Leben?“ Sie sieht ihn eingehend an. „Ausserdem habe ich noch nicht entschieden ob ich mit Gloria und Daria wieder auf die Erde zurückkehren möchte. Es gibt so viel Ungesagtes zwischen uns…“ Ein Achselzucken.

Er seufzt auf und lässt ihre Hände wieder los. „Vielleicht zieht es ja auch mich wieder nach Wolfville. Wer weiss. Sarah, ich weiss es auch noch nicht wo mein Weg mich führt.“

„Vorerst gehst du bestimmt nicht zur Erde zurück. Dafür gibt es hier zu viel zu erledigen.“ Schüttelt sie den Kopf und geht nicht weiter darauf ein. Nun stemmt er seine Hände in die Hüfte, geht dann ein paar Schritte von ihr Weg um sie besser zu mustern. Er ringt mit sich und kehrt ihr kurz den Rücken zu und das tut ihr leid. Als er sich wieder zu ihr dreht kann sie seine Wut wie auch seine Endtäuschung, fast Trauer, im Gesicht ablesen. Vermutlich hat er sich einen anderen Ausgang ihres Gespräches gewünscht. Seine Augen blitzen Rubinrot auf und nun hat sie Gewissheit dass er in seinem Inneren einen Kampf tobt.

Ein stiller innerer Kampf!

Dabei leckt er mit der Zunge über seine Unterlippe.

„Ach…, verdammt Sarah!“ Findet er seine Stimme wieder. Seine Augen sind beschlagen als er weiter fährt: „Dann lass uns doch gleich hier alles abbrechen. Und uns auf der Stelle zurück nach Wolfville reisen. Bring uns zurück und wir lassen einfach alles hinter uns. Lass uns ein behütetes sorgenfreies Leben führen. Bist du dafür bereit! Willst du das?“

„Du willst hier alle im Stich lassen? Das liegt dir nicht. Nein, das bist du nicht.“ Ihr Blick wird weich und er spricht wütend und traurig zu gleich. „Ich weiss ich habe Mist gebaut als ich einfach in die Steinwüste abgehauen bin. Es tut mir leid. Auch ich möchte endlich einfach mal nur glücklich sein. Am liebsten mit dir zusammen. Doch zuvor habe ich leider noch etwas zu erledigen.“ Er geht einen Schritt auf sie zu. „Ich ging in die Steinwüste weil ich Angst hatte, ich könnte dir etwas an zu tun. Doch nun geht es mir gut und alles an mir sehnt sich nach dir. Du bist wie ein Magnet von dem ich immer wieder angezogen werde.“

Verständnisvoll sieht sie ihn weiterhin an und gibt offen zu: „Du hast nie gelernt wie es ist glücklich zu sein.“

„Nein.“

„Du bist nicht mehr von mir abhängig. Du bist wer auch immer du sein möchtest da dein Fluch gebrochen ist.“

„Das hat doch nichts mit meiner Liebe zu dir zu tun.“ Zuckt seine Schulter auf. Wieder blitzen seine Augen rubinrot auf.

„Versteh doch“, versucht Sarah zu erklären, „zum ersten Mal bist du nicht abhängig von mir oder sonst jemanden. Du kannst sein wer immer du möchtest. Lerne dich doch zuerst mal kennen und lerne glücklich zu sein.“

„Das habe ich doch in der Steinwüste getan, verdammt Sarah. Willst du mich denn nicht verstehen?“ Seine Augen weiten sich und Sarah bringt den letzten Trumpf den er bestimmt nicht hören möchte.

„Vielleicht ist es gut andere Beziehungen ein zu gehen bevor du dich fest bindest. Liebe ist ein dehnbarer Begriff. Ich wünsche mir nichts sehnlicher als dass du glücklich wirst und lachen kannst. Mit mir geht das irgendwie nicht.“

„Wie Bit-te! Andere Beziehungen!“ Ruft er aus, kneift seine Augen eng zusammen und Sarah holt noch weiter aus: „Oder hältst du wirklich an dieser dummen Legende fest?“ Möchte sie von ihm wissen und er nagt an seiner Unterlippe bevor er ihr Antwort geben kann. „Ich weiss nicht ob diese Legende wirklich der Wahrheit entspricht. Aber ich weiss wie ich fühle. Ich weiss wie mein Herz für dich schlägt.“

Nun erhebt auch Sarah leicht ihre Stimme. „Aber ich weiss nicht ob ich dir das geben kann was du dir ausmahlst. Weiss nicht ob ich noch dasselbe fühle“, belügt sie ihn direkt ins Gesicht das ihr genau so viel Schmerzen bereitet wie ihm.

Das war wohl zu viel für ihn. Seine Augen leuchten wieder Rubinrot auf. Dann macht er eine kleine Handbewegung und wie automatisch zieht es Sarah dicht zu ihm heran. Wie er erwähnte; magnetisch! Magie!

Erschrocken sieht sie ihn an als sie wieder direkt vor ihm steht hält er seine Hände zärtlich um ihren Hals und haucht ihr ins Ohr: „Du tust so als hätte ich mich nur zu dir hingezogen gefühlt weil wir durch einen Fluch sowieso mit einander verbunden waren. Ich verstehe deinen Einwand. Doch Maas es dir nicht an mir zu sagen wen ich zu lieben habe. Und versuch nicht mir weiss zu machen du fühlst nichts mehr für mich. Du bist echt eine schlechte Lügnerin! Da musst du echt noch etwas üben! Ich glaube dir nicht.“

Ihre Augen treffen auf einander und Sarah bringt keinen Ton aus sich heraus. Sie könnte heulen, tut es jedoch nicht. Schliesslich findet sie doch wieder ihre Stimme und lügt ihn erneut an: „Du hast Recht, ich fühle mich zu dir hingezogen. Du hast etwas an dir aber zurzeit ist es mehr auf Freundschaftlicher Basis. Du bist für mich eher wie ein Bruder.“

Sie kennt ihn quasi Inn und auswendig und weiss dass diese Worte ihn treffen. Doch er bleibt ruhig, es folgt lediglich ein sanfter Kuss auf ihre Stirn und dann geht Lecram mit raschen, schweren Schritten die seine Endtäuschung zeigen, davon. Sarah sieht noch wie seine Kleider zerreisst und er, nach einem kurzen, stillen Verwandlungsmoment in der er als Stein erwacht, in seinen Moos Shorts als Gargoyle davon stapft. Nicht sehr elegant, aber er kämpft mit sich und der ganzen Situation. Wieder wählt er die Dämonen Gestalt um seinen inneren Kampf zu bewältigen. Die Leichtigkeit mit der er sich mittlerweile verwandelt fasziniert sie. Mittlerweile handelt sich der kurze Moment des Erwachens aus Stein nur noch um Sekunden. Früher hat er die Schmerzen der Verwandlung stumm ertragen und heute ist sie sich nicht sicher ob er dabei überhaupt noch Schmerzen hat. Eigentlich ist es ein fast fliessender Übergang. Es tut ihr so unsagbar leid dass sie ihn derart in Rasche gebracht hat. Eigentlich hat sie ja nur den Ratschlag von Malek beherzigt. Und ja, er hat zu ihr zurück gefunden, doch diesmal ist sie diejenige die nicht mit Sicherheit sagen kann ob sie dieses Leben mit ihm führen möchte.

Liebe hin oder her. Liebe vergeht und neue Liebe kann entstehen. Eigentlich hat sie für sich selbst noch nicht einmal entschieden wo sie in Zukunft Leben möchte. Sie muss ihn gehen lassen damit sie sich entfalten können.

Soll das der Mann sein mit dem sie irgend eines Tages Kinder haben möchte? Sie weiss dass sie viel zu jung ist über solche Dinge nach zu denken. Sie sind zwanzig und sollten frei sein und Erfahrungen sammeln. Sich so fest zu binden hat doch keinen Sinn! Vielleicht sucht sie auch nach ausreden.

Darüber ist sie sich schon im Klaren. Das muss sie wohl noch für sich herausfinden. Gloria ist schon seit einiger Zeit mit Jonas zusammen und es scheint als würde ihre Schwester wissen dass sie ihren Traumprinzen gefunden hat. Schön für sie! Für Gloria steht es fest dass sie ihr Leben auf der Erde leben will.

Ein Pferdewiehern holt sie schliesslich aus den Gedanken und sie beschliesst für heute besser etwas von Lecram weg zu bleiben. Wo auch immer er sich im Moment verkriecht.

Also beschliesst Sarah nach ihrem Pferd zu sehen. Ihre Schritte sind langsam und als ihr Weg bei den Töpfern vorbei schlendert trifft ihr Blick auf A’bena die drinnen an etwas wie einem Krug arbeitet. Dadurch dass die Türe offen steht kann sie hinein blicken. Auch A’bena hat sie gesichtet und so lächeln sie einander kurz an bevor Sarah weiter humpelt ohne ein Wort zu sagen. Wenn A’bena sich Marcus zurück wünschen könnte täte sie es ohne mit der Wimper zu zucken und sie schiebt Lecram von sich weg.

Wirklich Seinetwegen? Ihretwegen?

Ihr Blick ist auf den steinigen Pflasterstein Boden gerichtet und nimmt keine Notiz von den anderen Elben bei der Arbeit. Sie hinkt leicht und geht tapfer voran. Daher fällt ihr gar nicht auf das Malek sie beobachtet. Bis sie seine Stimme hören kann wie er nach ihr ruft. Ihr Blick ist suchend bis sie ihn weiter Rechts auf einem kleinen Boot im breiten Bach stehen sieht. Sein lächeln ist so warm wie die Sonnen selbst. Er ist ihr Sonnenschein, ihr Freund. Automatisch muss auch sie lächeln.

„Ich versuche ein paar Fische zu fangen. Lust mich zu begleiten?“ Spricht Malek ziemlich laut damit sie ihn hören kann.

„Vielen Dank, ich gehe heute ausreiten.“ Winkt sie dankend ab.

„Kein Problem“, lächelt Malek verständnisvoll. Er weiss wie wichtig ihr Tinwe ist. Aus diesem Grund muss sie auch nicht mehr dazu sagen. Plötzlich erscheint Lecram - wieder in Menschen Gestalt und einem rosa Gewand - der elegant in das Boot zu Malek hinein springt. Sein schelmisches Grinsen geht quasi quer über sein Gesicht als er Sarah dabei ansieht. Sie fragt sich was er wohl vorhat. Bestimmt heckt er etwas aus. Schon bereut sie es Malek einen Korb gegeben zu haben.

„Dann begleite ich dich. Du hast mir bestimmt noch einiges von den Hundsmenschen zu berichten.“ Kann Sarah jetzt Lecram sprechen hören und Malek erwidert gelassen: „Kann mir Recht sein.“

Lächelnd und etwas nachdenklich winkt Sarah den beiden zu und hinkt weiter. Ihr Lächeln ist aufgesetzt. Da hat sie sich mal in Lecram getäuscht. Sie ging davon aus dass er als Gargoyle irgendwo im Dunkeln grübelt, stattdessen hat er sich bereits gefangen und arbeitet an seinem Plan. Bewundernswert, irgendwie, auf eine Art.

Dass die beiden bald in ihr nächstes Abenteuer los ziehen ist schon irgendwie seltsam. Die einzige Person die ihr vielleicht einen Rat geben kann ob sie die beiden begleiten soll, ist wohl Gloria, also beschliesst sie nach dem Ausritt, ein längeres Gespräch mit ihrer Schwester zu führen. Ihre Zwillingsschwester versteht sie vielleicht besser als jeder andere. Auch wenn sie sich äusserlich nicht ähnlich sind, ihre Herzen sind sich sehr nah. Da sie jetzt auch einen Plan vor Augen hat geht sie zielstrebig hinkend weiter und kann ihre Gedanken auch bei Seite schieben.

 

 

 

Lecram

 

Malek lenkt das kleine Boot Richtung Westen, nicht weit weg von Trisyt. Er hält an einem Ort wo zwei Bäche in einander fliessen. Anscheinend ist das der geeignete Ort um Fische zu fangen und Lecram wartet gespannt was als nächstes kommt. Als Malek sich hin setzt ist Lecram jedoch überrascht.

„Ich dachte du möchtest Angeln?“

„Ursprünglich schon. Da du schon mal hier bist lass uns zuerst einfach ein Gespräch führen. Mein Freund, was möchtest du wissen?“

Einverstanden sitzt Lecram auch hin und ist froh dass Malek so offen ist. Aus diesem Grund stellt Lecram seine erste Frage: „Denkst du dein Freund bei den Hundsmenschen…“ Er hat den Namen vergessen und Malek hilft nach: „Nalem“ Und Lecram nickt: „Genau…, du denkst Nalem wird uns helfen?“

„Nalem und meine Freundschaft ist sehr tief, auch wenn wir zwischendurch unterschiedliche Wege gehen. Daher denke ich schon.“

Malek schiebt den Ärmel hoch und zeigt auf seine Tätowierung an der Innenseite des rechten Unterarms. Es sind zwei kleine schwarze Sterne. Nichts Besonderes, denkt sich Lecram. Hütet sich jedoch ein Wort darüber zu verlieren. Er möchte seinen Freund nicht kränken.

„Das ist ein Zeichen unserer Verbundenheit. Diese Farbe wurde mit seinem Blut vermischt und in seinem Zeichen ist mein Blut mit drin. So sind wir mit einander Verbunden auch wenn wir mal nicht derselben Meinung sind werden wir einander immer respektieren und schätzen. Diese Zeichen erinnern uns daran.“

Blutsbrüder, geht es Lecram durch den Kopf.

Eine seltsame Art sich zu zeigen dass man sich mag. Aber nun gut, Malon ist ja auch eine seltsame Welt.

„Tun das alle an diesem Ort?“ Ist er etwas neugierig geworden.

„Nein. Einige tragen, wie erwähnt, so etwas wie ein Stammeszeichen und andere lehnen diese Art der Verbundenheit ab. Wiederum andere tragen an ihrem ganzen Körper Zeichen die sie aus verschiedenen Gründen tragen. Jeder Clan hat seine eigene Geschichte.“

Wenn Lecram so nachdenkt sind die Lebewesen auf Malon gar nicht so unterschiedlich zu der Erde. Er sieht da schon Parallelen.

„Malek, wie sieht dein Plan bei den Hundsmenschen aus?“

Malek lächelt, aber schüttelt seinen Kopf: „Kein Plan. Ich habe nur Schlafplätze für uns. Den Rest überlasse ich dir, mein Freund.“

Lecrams Gedanke: Tolle Aussicht, behält er für sich und sagt stattdessen: „Ein Anfang.“ Sein Lächeln ist verhalten und er seufzt leise auf.

„Wir sollten jedoch unbedingt unsere Kleider wechseln und uns etwas…, sagen wir mal - gehen lassen.“

Wieder muss Lecram schmunzeln und hofft dass Malek das mit dem gehenlassen nicht ganz so ernst meint.

„Wie lange ist die Reise dorthin?“

Malek überlegt kurz. „Zu Pferd bestimmt fünf bis sechs Tage. Je nachdem wie man vorwärtskommt. Ausser Sarah bringt uns mit ihrer Fähigkeit direkt vor Ort.“

„Vielleicht. Mal sehen.“ Doch Lecram weiss genau wie sehr Sarah nach so einem Einsatz geschwächt ist. Ob das eine gute Idee ist, weiss er noch nicht. Ausserdem hat sie noch nicht zugestimmt ihn zu begleiten. Das verheimlicht er seinem Freund vor erst. Er hat noch nicht alles geklärt. Als sein Blick auf etwas Angelruhte ähnliches fällt spricht Lecram: „Wollen wir nun fischen?“

Einverstanden drückt Malek ihm einen der Angelruten ähnlichen langen Stab hin. Interessiert sieht er Malek zu was er da so mit dem Ding macht. Für Lecram hat das Ganze Ähnlichkeit mit einer vereinfachten Art vom Fliegenfischen…, und dennoch ist es anders. Faszinierend und anmutig!

Malek geht unheimlich geschmeidig und elegant damit um. Es hat eine beruhigende Wirkung wenn man Malek dabei zusieht. In der Steinwüste übernehmen das fischen Drachen die einfach aus der Luft ins Wasser tauchen um zu fischen und die Gargoyles fangen Fische gekonnt mit den Händen. Sie arbeiten Hand in Hand. Im Gegensatz zu Malek sehr unkonventionell.

„Danke dass du für Sarah da warst.“

Bricht Lecram später das Schweigen, Malek lächelt nur und nickt. Mehr Worte bedarf es zu diesem Thema nicht. Lecram weiss wie sehr Malek ihn und Sarah schätzt. Das gleiche gilt auch umgekehrt. Dieser Elb mit seinen stets zusammen gebundenen langen fast silbernen Haaren, spitzen Ohren und dem hellen Teint ist ein wichtiger Freund geworden. Manchmal hat Lecram das Gefühl sein Freund sieht mit seinen grauen Augen durch ihn hindurch. Und wenn Malek lächelt kann man sich seiner nicht entziehen.

Nach einem Erfolgreichen Nachmittag geht Lecram mit seinen Fischen zu seiner Mutter die sich sehr über seinen Fang freut. Wie erwartet zaubert sie kurze Zeit später eine einfache, doch köstliche Mahlzeit, auf dieser einfachen Koch Einrichtung.

In der Steinwüste hätt er die Fische nicht so köstlich hin gekriegt oder hätte sie sogar roh gegessen. Oder vielleicht getrocknet. Als Gargoyle ist man nicht so heikel. Ab und an gab es ja auch Schlange oder Skorpion. Umso mehr schätzt er diese Mahlzeit bei seiner Mutter das einfach himmlisch schmeckt. Die beiden Essen zu zweit und Lecram erzählt ihr ausführlich was er in den letzten Monaten so getrieben hat. Endlich erzählt er ihr wie er um die dunkle macht fürchtet und er aus diesem Grund das Weite gesucht hat. Auch wenn Daria viel Verständnis aufbringt ist sie froh dass er bei ihr ist. Lecram weiss wie sehr sie es schätzt mit ihm etwas Zeit verbringen zu können. Schliesslich hat sie ja jetzt nur noch ihn. Eigentlich sind sie sich selbst noch etwas fremd und müssen sich auch noch besser kennen lernen. Wobei die gemeinsamen Erlebnisse sie auch irgendwie näher zusammen gebracht hat. Auch wenn seine Mutter kein Wort darüber verliert dass sie Marcus vermisst steht es ihr quasi ins Gesicht geschrieben. Vielleicht kommt es ihm auch nur so vor weil sie nie ein Wort darüber verliert.

Nach dem guten einfachen Essen und ein paar Netten Gesprächen beschliessen die beiden früh Bett zu gehen.

Mit seinem blossen Gedanken entfesselt er ein Feuer auf seiner Kerze im Zimmer die an einer Vorrichtung in der Wand steht. Das sanfte Licht ist nicht hell und er beschliesst es mit seinen Fingern wieder zu löschen. Schliesslich sieht er auch in der Dunkelheit nicht schlecht. Er braucht die Kerze nicht, sie stört ihn nur. Wieder eine seiner Gargoyle Fähigkeiten die er auch als Mensch einsetzten kann. Ohne sich ab zu ziehen legt er sich auf sein einfaches Holz Bett das knarrt bei seinen Bewegungen. Obwohl diese Betten nicht bequem aussehen schläft er sehr gut darin. Automatisch muss er dabei grinsen als das Bett erneut quietscht bei seiner Bewegung. Der Schlaf findet sich nicht so rasch wie angenommen, obwohl er sich vorgenommen hat, sich keine Gedanken zu machen was für ein Abenteuer auf ihn wartet. Er möchte sich einfach treibenlassen. Einfach abwarten was auf ihn zukommt.

Doch Sarah geistert erneut in seinem Kopf herum auch wenn sie verdrängen möchte, er seufzt leise auf. Schliesslich schliesst er die Augen und hört auf seinen regelmässigen Herz Rhythmus. Meistens beruhigt ihn das dermassen dass er dann den Schlaf findet. Andere zählen Schafe und Lecram zählt seine Herzschläge. Doch dann hört er etwas anderes.

Leise Schritte die vor seinem Fenster zu stehen kommen. Automatisch reisst er die Augen auf und schmunzelt. Sarah scheint genau zu wissen dass er sie hören kann und wartet geduldig. Also springt er mit Leichtigkeit aus dem Bett und öffnet das eckige Fenster. Zu seiner linken steht Sarah in einem weissen langem, einer Art Nachthemd, angelehnt an der Wand. Ihr Blick geht zu Boden.

„Wo drückt denn der Schuh?“ Beginnt er vorsichtig zu fragen. Insgeheim freut er sich über den Überraschungsbesuch.

Ihre Schulter zuckt ratlos auf und Lecram setzt sich auf die Fenster Kante. Es braucht nicht viel und er würde sofort bei ihr stehen. Sarah wirkt abwehrend, aus diesem Grund bleibt er ruhig sitzen und lässt seine Beine baumeln. Da das Fenster ziemlich weit unten angelegt ist, ist er jetzt so etwa auf gleicher Höhe mit ihr. Während sie immer noch den Boden vor ihren Füssen anstarrt sieht er sie an. Heute Nacht sieht sie süss aus wie sie ihre Gedanken versucht zu sortieren.

„Ich habe mit Gloria über mich und dich gesprochen.“

Daher weht der Wind! Seine linke Hand fährt durch seine Haare und er fragt sich ob ihn das nun beruhigen oder beunruhigen soll. Er rümpft die Nase und flüstert: „Und was kam dabei raus?“

„Natürlich versteht sie meine Bedenken dich zu begleiten…, sie ist meine Schwester. Wie sollte sie nicht, “ ein leises Seufzen, „trotzdem denkt sie das ich dich begleiten sollte.“

„Oh, wirklich“, staunt er.

Damit hat Lecram am allerwenigstens gerechnet.

„Ja, sie hat gemeint dann sehe ich ja in welche Richtung meine…, unsere Gefühle gehen.“

„Nun ja, du kannst aber auch mit den anderen zur Erde. Dann wärst du ziemlich weit weg von mir.“

„Das ist doch keine Lösung.“

„Dann wäre ich sozusagen aus den Augen aus dem Sinn.“ Lecram beisst sich auf die Lippe.

„Ach - halt - die Klappe“, mahnt sie ihn und sieht ihn jetzt direkt an. Ihr Blick wirkt unschlüssig doch ihr Herz bleibt ruhig. Also stellt er seine Füsse auf den Boden und dreht sich zu ihr hin. Sarah lehnt immer noch an der Wand und sieht ihn ratlos an mit ihren grossen Rehbraunen Augen die heute Nacht Honigstichig wirken. Er scheint gerade darin zu versinken. Nun stützt er sich mit dem linken Arm an der Hauswand ab und ist ihr so noch ein Stück näher. So sieht er ihr direkt in die wunderschönen Augen. Dann schiebt er eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht.

„Ich weiss genau dass du mich magst“, kommt es leise aus seinem Mund. Und das bringt ihre Augen zum Rollen.

„Es geht nicht darum ob ich dich mag. Oder du mich magst. Es geht um die Elementare Entscheidung was für uns beide das Beste ist. Verstehst du das denn nicht?“

„Schon… Doch, du kannst nicht für uns beide entscheiden.“

„Ich kann wenigstens versuchen vernünftiger zu sein.“ Schiebt sie nach.

Ihm fällt ein Zitat ein: „Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir – für immer.“

Endlich lächelt Sarah sanft und er senkt seinen Kopf so, dass sie Stirn an Stirn da stehen. Für ihn riecht sie einfach wunderbar und er atmet tief ein. Er muss sich sehr zusammen reissen dass er sie nicht an sich drückt und küsst. Davon weiss sie jedoch nichts und er hütet sich ihr davon zu erzählen. Nicht dass diese seltenen Momente auch noch weg bleiben. Genau genommen hält er sich an diesen seltenen Momenten fest.

„Ich habe dich echt vermisst“, gibt sie zu und er antwortet leicht schmunzelnd: „Ich weiss. Soll ich mich erneut entschuldigen?“ „Idiot.“

„Ich bin nun mal wie ich bin.“ Sanft streift er ihr über die Wange.

„Verkorkst, stur und engstirnig.“ Haucht Sarah und er schmunzelt. Wie einfach es für ihn wäre sie jetzt zu küssen und sie somit vielleicht um zu stimmen. Genau genommen ist sie nicht abgeneigt. Doch er hat sich vorgenommen ihren Willen zu akzeptieren. Was soll er auch anderes tun.

Bis anhin hat sie so viel Rücksicht auf ihn genommen und ist seinem Weg, seinem Ziel, immer gefolgt. Egal wohin!

Nun ist es für ihn an der Zeit sich etwas in Geduld zu üben. Vielleicht ist es an der Zeit Sarah Raum zu lassen und endlich auf ihre Wünsche ein zu gehen.

„Komm her“, mit diesen Worten zieht er sie zu sich. Statt sie zu küssen nimmt er sie einfach sanft in seine Arme und Sarah lässt es geschehen. Es scheint fast so als würden beide voneinander auftanken. Es tut gut sie so nah zu spüren und zu wissen dass sie ihn begleitet bedeutet ihm unheimlich viel. Ihren Kopf auf seiner Brust zu spüren ist mehr als er gehofft hat. Aus Respekt die Stimmung zu zerstören spricht er kein Wort darüber wie viel es ihm bedeutet dass sie ihre Meinung geändert hat. Erleichtert seufzt Sarah auf und löst die Umarmung als sie ihn wieder ansieht.

„Als du mich bei den Bogenschützen zu dir gezogen hast. Diese Magie, wie machst du das?“

Er zuckt mit der Schulter und legt etwas verlegen die Arme auf dem Kopf ab. „Das kommt manchmal einfach so. Keine Ahnung, manchmal geht das wie automatisch.“

„Einfach so.“ Sarah staunt.

„Meistens dann wenn ich im erregten Zustand bin. Dann scheint es logisch zu sein was ich tue. Vermutlich überlege ich dann nicht viel und handle einfach aus einem Impuls heraus.“

Sarah streift seine Haare aus seinem Gesicht. Er liebt diese einfache Berührung über die Massen. Wie schwer es ihm fällt sie nicht einfach fest zu halten und zu küssen!

Wie blöd er diese Situation zwischen ihnen findet!

Dennoch verliert er kein Wort darüber. Auch Sarah scheint zu überlegen was sie jetzt tun soll. Also beschliesst er die Situation etwas auf zu heitern. Er grinst breit und zwinkert ihr zu.

„Willst du noch mit in mein Zimmer? Es ist zwar klein aber durchaus gemütlich.“

Ihr Blick wechselt von bestürzt zu belustigt als sie antwortet: „Wenn du nichts versuchst und mich einfach nur fest hältst…, warum nicht. Als Freunde.“

Ihr Blick wirkt nun durchaus herausfordernd. Damit hat sie ihn echt überrascht. Sarah schmunzelt, vermutlich sieht man ihm die Überraschung an.

„Torhüterin, du steckst voller Überraschungen. Einverstanden.“

Kaum hat er fertig gesprochen springt er elegant durch das Fenster in sein Zimmer und hilft ihr hinein. Händehaltend geht er zu seinem Bett und legt sich hin. Dabei zieht er sie ganz nah an sich heran und Sarah kuschelt sich an seine Brust. Ihr Herzrhythmus ist langsam und hat eine beruhigende Wirkung auf ihn. Sanft küsst er sie auf die Stirn und wagt es nicht in diesem Moment ein Wort zu sagen.

Etwas später flüstert Sarah: „Wann brechen wir auf?“

„Wann immer du denkst du seist kräftig genug uns dort in die Nähe zu bringen. Wir könnten jedoch auch reiten. Dafür brauchen wir jedoch bis zu 6 Tagen.“

„Ich bin erholt. Uns hin zu bringen ist kein Problem. Mach ich.“

„Na dann lass uns in den nächsten Tagen auf dieses Abenteuer vorbereiten. Mit um Styling und so.“

Sie nickt einverstanden und möchte dann doch noch von ihm wissen: „Fällt es dir sehr schwer mich nicht zu küssen.“

Ein sanftes Lächeln um spiegelt seine Lippen das Sarah nicht sehen kann und er antwortet liebevoll: „Sehr. Aber ich respektiere es.“

„Aber du gibst nicht auf.“

„Nein, das kann ich nicht. Auch wenn du nicht mit mir zusammen sein willst aus durchaus plausiblen Gründen werde ich immer um dich besorgt sein und dich beschützen.“

Und dich lieben, schieben seine Gedanken nach.

„Danke.“

Dann haben sie vorerst alles gesagt was es zu sagen gibt. Natürlich hätte er erneut erklären können wie sehr er sie braucht. Doch das hat keinen Sinn, er nimmt was er kriegt.

Es dauert nicht lange und er spürt wie langsam ihr Atem geht und weiss sie ist eingeschlafen. Er geniesst diese Situation in vollen Zügen. Angesteckt von ihrem Herz Rhythmus schliesst auch er seine Augen und schläft ein.

Dann beginnt er seinen Geist Ausschau halten zu lassen um nach Feora zu suchen. Es ist dunkel und er muss sich zuerst an die Dunkelheit gewöhnen. Wo ist er gelandet?

Sein Blick sucht nach einem Anhaltspunkt. Irgendwie scheint er in einer Art Höhle zu sein. Beim nächsten Mal hin sehen muss er gestehen es ähnelt eher einer kleinen Katakombe. Eine Art in einander findende, unterirdische Gewölbe. Langsam scheint er einen sehr schmalen Gang weiter zu gleiten bis er in eine grössere Halle kommt und er schemenhaft riesige, rundliche Felsen liegen sieht die schön dicht bei einander liegen. Dann wandert er zu einem kleinen Bach in dem sich ein Spiegelbild zeigt. Feora! Es ist kein Traum - sie lebt!

Urplötzlich reisst er seine Augen auf und sitzt ruckartig auf. Dabei bemerkt er, dass Sarah bereits gegangen ist. Da er immer noch angezogen ist hechtet er aus dem Bett und sucht seine Mutter. Sie ist auch nicht da!

Also stürmt er aus dem Haus und will zu Sarah und ihrer Familie. Auf seinem Weg begegnet er einigen Elben die ihrer täglichen Arbeit schon früh Morgens nachgehen und ihn etwas seltsam ansehen weil er so durch die Gegend stresst. Auch Malek läuft ihm in einem rosa stichigen Gewand über den Weg.

„Lecram was...?“ Bleibt diesem der Satz im Hals stecken.

„Keine Zeit. Komm einfach mit.“ Gibt Lecram seinem Freund ein Zeichen ihm zu folgen. Malek tut dies mit gebührendem Abstand. Als sie bei Taraks Haus ankommen öffnet Lecram mit einer Handbewegung einfach die Türe und tritt hinein ohne vorerst angeklopft zu haben. Er hat die Türe genau genommen nicht mal berührt.

Als er über seine Schulter nach Malek sieht bemerkt er wie sein Freund die Arme verschränkt und vor der Türe mit einem Schmunzeln wartet. Automatisch runzelt Lecram seine Stirn. Was macht Malek da?

Vor sich sieht Lecram dann Taraks Familie sowie seine Mutter. Bevor er jedoch zu Wort kommt nimmt ihn Tarak am rechten Ohr und zieht ihn aus dem Haus. Lecram verzieht sein Gesicht. „Au!“

Mit den Worten: „Zeige etwas mehr Respekt, Darias Sohn!“, schliesst Tarak die Türe vor seiner Nase wieder. Die Tür fällt sozusagen krachend ins Schloss. Verwundert sieht Lecram, während er sich sein Ohr reibt, zu Malek der immer noch breit grinst.

„Hätte ich dir sagen können dass du nicht einfach so in andere Häuser rein platzen darfst.“

Wie einfältig, darauf hätte er auch von selbst kommen können. Also atmet Lecram zwei, drei Mal tief durch und klopft leise an. Tarak öffnet die Türe und nickt Hochachtungsvoll zur Begrüssung. Lecram schliesst sich ihm an und tritt ein. Auch Malek grüsst auf diese Art Tarak. Als auch Malek endlich im Raum steht und die Türe wieder geschlossen ist möchte Tarak endlich wissen: „Was gibt es denn so dringendes junger Drachenreiter?“

„Ich habe Feora im Traum gesehen, sie lebt!“

So jetzt ist es heraus!

Die anderen sehen sich fragend an und Taraks dunkle Stimme erklingt erneut. „Wo ist sie?“

Lecram kratzt sich am Hinterkopf. „In einer Art Katakombe. Es ist dunkel. Mehr weiss ich nicht.“ Seine Schulter zuckt auf. Er sieht die anderen ratlos an. Mehr weiss er wirklich nicht.

„Hm… Gerüchten zu folge soll es bei den Hundsmenschen mal Katakomben gegeben haben. Jedoch wurden sie nie gefunden und man geht davon aus dass sie nicht mehr existieren oder vor langer Zeit zerstört wurden.“ Erklärt Malek sachlich.

„Das sind nur alte Gerüchte“, ist Fenia die Maleks Erklärung unterstreicht.

„Dann gehen wir diesen Gerüchten mal nach. Wann können wir los?“ Sieht Lecram fragend zu Malek und Sarah. Er ist ungeduldig. Endlich hat er ein klares Ziel vor Augen. Feora lebt.

„Wenn wir euch neu eingekleidet haben und Sarah einverstanden ist könnt ihr heute Abend schon los. Mir wäre jedoch Morgen lieber“, spricht Daria ihren Sohn direkt an. Sein Blick fällt hoffnungsvoll auf Sarah.

„Heute am späteren Nachmittag“, nickt Sarah einverstanden.

„Da haben wir einiges zu tun“, spricht Fenia, „Lecram du gehst am besten mit Daria und Malek mit und lässt dich einkleiden. Sarah bleibt hier.“

Da die Sache geklärt ist geht Lecram anschliessend anstandslos mit seiner Mutter zu Malek nach Hause. Denn Malek hat bereits die passenden Klamotten. Das hat er zumindest beteuert. Da die beiden in etwa die gleiche Grösse haben, könnte es passen. Lecram ist gespannt und es kribbelt ihn schon richtig unter den Fingern. Ja, eigentlich ist er froh wieder eine Aufgabe zu haben. Untätig da zu sitzen liegt ihm nur wenn er Trübsal bläst. Und dennoch, in der Disziplin Trübsal blasen ist er ziemlich gut. Zeit dass sich dies ändert.

 

 

 

Sarah

 

Da Tarak und Fenia früher schon mal bei den Hundsmenschen zu Besuch waren, wissen sie auch wie sich Sarah Kleiden muss. Über diese Mitteilung waren Gloria und Sarah selbst sehr erstaunt. Es gibt noch so vieles was sie von ihren Eltern nicht wissen. Die beiden haben eine gemeinsame Vergangenheit über die noch nicht gesprochen wurde.

„Mutter, Vater“, sieht Sarah ihre Eltern neugierig an, „Was muss ich über diese Gegend wissen?“

Auch Gloria ist neugierig und hört aufmerksam zu während sie in Sarahs Haare ein schwarzes, Harz artiges Mittel einreibt damit ihre Haare streng am Kopf anliegen. Das ersetzt hier in dieser Welt wohl das Haar Gel! Fenia sieht liebevoll zu Tarak der kurz überlegt und dann antwortet: „Wir sind uns einig und denken du musst diesem Ort unvoreingenommen begegnen. Deine Mutter und ich haben uns ab und an im geheimen dort getroffen weil wir uns da sicher fühlten. Es ist wirklich kein schlechter Ort. Die alten Sagen darüber stimmen nicht mehr.“

„Hm…, na dann ist ja alles in bester Ordnung“, zuckt Sarah mit der Schulter auf und ist gespannt was auf sie zukommt. Was für ein Abendteuer! Viel Information hat sie ja nicht. Auch sie selbst hat von Malon noch so wenig gesehen. Mehrheitlich hielten sie sich auf der Erde auf und kamen nur sporadisch auf einen kurzen Besuch nach Malon. Auch das ging erst als sie im heranwachsendem Alter ihre Gabe richtig einsetzten konnte. Es war nicht leicht etwas aus zu üben das man sich gar nicht vorstellen konnte. Für Gloria und sie klang die Geschichte um Malon auch extrem unwirklich. Zu Beginn waren es einfach tolle Geschichten die Daria sich ausgedacht hatte, bis Daria ihnen erzählte das diese Welt Malon tatsächlich existierte. Von da an begannen sie an ihren Fähigkeiten zu arbeiten. Eines Tages hat Sarah es dann geschafft. Die erste Landung war hart und nicht genau dort wo geplant, aber es war ein Anfang. Mit der Zeit ging es immer besser. Sie brauchte einfach etwas Übung. Das erste Mal auf Tarak ihren Vater zu treffen war unbeschreiblich und unwirklich zu gleich. Die Elben sahen im ersten Moment seltsam aus, doch von da an gingen sie in regelmässigen Abständen nach Malon zu den Elben wo sie für kurze Zeit sicher waren bis Aros von ihrer Ankunft erfuhr und sie wieder abreisten. Zum Glück sind diese Zeiten vorbei.

Tarak und Fenia lassen die beiden kurz alleine und Gloria stupst Sarah als sie mit dem einreiben der Haare fertig ist: „Wo hängen deine Gedanken Schwesterherz?“

Sarah lächelt. „Weisst du noch als ich uns das erste Mal nach Malon gebracht habe?“

„Aber natürlich, wir landeten im Bach und das war dann ziemlich hektisch da Vater das Gefühl hatte uns retten zu müssen.“

„Dabei konnten wir doch schon schwimmen“, lächelt Sarah und ihre Schwester ergänzt: „Das wusste Vater noch nicht.“

Tarak lächelt offen als er gerade zur Tür rein kommt: „Dafür weiss ich es jetzt und nun geh zu deiner Mutter die schon was Passendes zum Anziehen für dich ausgesucht hat.“

Also machen sie sich gemeinsam auf und gehen in das kleine Zimmer von Fenia. Genau genommen ist es das Elternschlafzimmer. Schlicht mit einem schmalen dennoch hohen Holz Komode und einem etwas breiteren Holz Bett das hübsche Verzierungen am Kopfende hat. Genau genommen ist es mehr ein Ornament das in der Mitte zu einem Herz zusammen führt. Sarah hat es schon immer gefallen und weiss dass Tarak es selbst geschnitzt hat.

Dann machen sie sich an Sarahs Garderobe und kleiden sie ein. Genau genommen bekommt Sarah die Kleider von ihrer Mutter. Die bestehen aus einer schwarzen engen Lederhose die ihr jedoch etwas zu lang ist da ihre Mutter ein kleinwenig grösser ist als Sarah selbst. Das kürzen der Hose ist jedoch kein Problem, Gloria schneidet sie einfach passend. Sarah staunt!

Warum auch nicht, Fenia hat beteuert die Sachen nicht zu vermissen. Dazu trägt Sarah ein weites braunes, langes, kurzärmeliges Shirt und darüber ein schwarzgestrickter, gelochter, dünner Pulli. Es scheint als tragen die Hundsmenschen gerne Klamotten in Zwiebel Technik. Dazu eine schwarze Lederjacke und noch ein dunkelblaues langes Shirt bekommt sie auch noch mit. Auch Ersatz Hosen und Ersatz Pullis packt Fenia dazu. Alte schwarze, etwas ausgelatschte Schuhe von Gloria finden sie auch noch die erstaunlicher Weise super passen und sich ziemlich bequem anfühlen. Dennoch besteht Sarah darauf ihr grünes Outfit mit zu nehmen. Zudem werden Sarahs Augen auch noch geschminkt. Diese Schminke bekommt sie auf ihre Augenlieder die aus reiner Kohle besteht. Sarah findet es etwas gewöhnungsbedürftig weil sie sich gerne in den Augen reibt und das Ganze sich dann verschmiert. Aber das spielt anscheinend keine Rolle. Wie ihre Mutter erklärt gehört das dazu. Also ist sie nun voll aus gerüstet.

Nun möchte Sarah sich selbst bestaunen, aus diesem Grund geht sie nach getaner Arbeit an den Bach und versucht ihr Spiegelbild ein zu fangen. Als sie sich sieht ist sie erstaunt. Eigentlich fehlen ihr nur noch ein paar Piercings und sie geht als Rocker Braut durch. Nein, sie gefällt sich nicht sonderlich. Das ist nicht ihr Style! Und schwarz ist nicht ihre Farbe!

Ausserdem wirken ihre geschminkten Augen sehr düster.

Ihre Schwester holt sie ein und steht dann neben ihr. „Ob da alle so rum laufen?“, stellt sich Gloria eher selbst die Frage. Sarah sieht zu ihr und bittet sie: „Begleite uns doch. Bitte.“

Automatisch wird sie von Gloria in den Arm genommen. Sarah hätte ihre Schwester gerne an ihrer Seite.

Als Gloria die Umarmung löst spricht sie sanft: „Es reicht schon aus wenn Mutter und Daria sich Sorgen um eine von uns machen.“

„Du denkst sie machen sich Sorgen? Lecram wird mich doch beschützen.“

„Es sind Mütter, sie sind ständig in Sorge um uns. Das ist wohl das Los einer Mutter“, lächelt Gloria, „Du musst mir dann alles im Detail erzählen wenn du zurück bist. Einverstanden?“

„Klar, versprochen. Ausserdem kann ich mich ja auch einfach zurück teleportieren wenn ich genug habe von dem Ganzen. Danach bring ich euch nach Hause. Versprochen.“

„Ich nehme dich beim Wort“, lächelt Gloria liebevoll und Sarah nickt: „Mach das.“

Dann fügt Gloria hinzu: „Ich werde unsere Gespräche vermissen und hoffen ihr kehrt schnell zurück. Lass mal deinen Verstand bei Seite und lass dein Herz entscheiden.“

„Du vermisst Jonas.“

Gloria sieht sie direkt an und antwortet ehrlich. „Ja, wir sind schon länger in Malon als jemals zu vor. Bestimmt sind sie alle auch schon in Sorge um uns.“

„Vermutlich hast du Recht.“

Die Bitterkeit in Glorias Stimme hat Sarah heraus gehört. Vielleicht hat Gloria auch Angst dass Jonas ein anderes Mädchen gefunden hat. Ihre Schwester hat Recht. Sie sind schon länger von ihren Angehörigen in Wolfville getrennt wie auch schon. Bestimmt sind sie in Sorge. Eine Familie tut das.

Nach diesem Abenteuer muss sie Gloria nach Hause schicken, alles andere wäre wirklich unfair!

In der Zwischenzeit stehen auch ihre Eltern bei ihnen und betrachten ihr Werk im Tageslicht.

Fenia schmunzelt bei den Worten: „Jetzt brauchst du eigentlich nur noch ein paar Zeichnungen auf der Haut und du bist perfekt.“

„Soll ich probieren dir etwas hin zu zaubern?“ Hellt sich Glorias Mine auf bei dem Gedanken und Sarah schüttelt ihren Kopf. „Nein danke, ich möchte nicht perfekt sein für diesen seltsamen noch fremden Ort.“ Sie möchte noch sich selber bleiben.

Ihr Vater streckt ihr einen Beutel hin und sie nimmt ihn dankend an sich. Darin sind ihre Ersatzklamotten und vielleicht auch ein kleiner Proviant. Wieder einmal klingt es nach Abschied. Eigentlich sollte sie sich als Torhüterin von der einen zu anderen Welt langsam gewohnt sein sich zu verabschieden. Bis anhin war ihre Familie jedoch nie Komplet und daher ist es eine völlig neue Situation die Familie zurück zu lassen. Sarah beobachtet ihre Eltern wie sie nahe bei einander stehen und einander liebevoll zu lächeln. Als würde Gloria dieselben Gedanken teilen fallen sich die Schwestern glücklich um den Hals und Gloria erwähnt: „Pass bitte auf dich auf Schwesterherz.“

„Das übernehmen wir“, hören sie Lecram hinter sich sprechen. Automatisch drehen sich alle um und Sarahs Augen weiten sich. Da steht Malek in engen, schwarzen Leder artigen Klamotten und fettigen dreckigen Haaren die er immer noch zusammen gebunden hat. Ausserdem ist auch er um die Augen dunkel geschminkt, sodass es aussieht als hätte er Augenringe. Seine Finger schmücken dicke silberne Ringe. Pfeil und Bogen nimmt er mit und trägt den Köcher lässig über seiner Schulter. Da kommt Sarah in den Sinn dass sie ihren Bogen auch mitnehmen möchte und bittet Gloria ihn rasch zu holen. Gloria kommt der Frage gerne nach und verschwindet kurz.

Malek sieht für seine Verhältnisse wirklich sehr verwegen aus. Doch wenn er lächelt gehen die Sonnen immer noch auf. Was für ein hübscher Kerl! Mit einem sehr ansteckenden Lächeln.

Und dann Lecram in ebenfalls ähnlich eng anliegenden schwarzen Hosen und einem schwarzen alten schlabbrigem

T-Shirt. Darüber trägt er einen langen schwarzen Mantel das ihn mystisch aussehen lässt. Seine Verwandlung ist nicht so gross da er ja eh schon verruchter ausgesehen hat. Im Gegenteil, Sarah hat das Gefühl seine Narbe über seinem linken Auge kommt mehr zum Vorschein als auch schon. Diese Rolle scheint ihm zu liegen. Sie muss gestehen, sie findet beide „heiss.“

Dann ist auch schon Gloria wieder zurück und händigt ihr den Bogen und den Köcher aus. Dankend hängt sie sich den Köcher und den Bogen über.

 

 

 

Kapitel 3

 

Lecram

 

Nun stehen Lecram und Malek legere da und lassen sich begutachten. Gloria ist ganz hingerissen über Malek und das zaubert auch Lecram ein Lächeln auf das Gesicht. Er hat nicht erwartet dass Malek sich so ins Zeug legt!

Während alle Malek bestaunen geht Lecram näher zu Sarah, mustert sie und meint trocken: „Nett.“

Sofort reckt sie ihr Kinn. „Nur nett?“

Was ihn belustigt da sie während dem Kinn recken immer ihren Rücken durchdrückt und sich dabei ihre Brüste anheben. Er mag die Geste und neckt sie wohl aus diesem Grund so gerne.

„Klingt – heiss, für dich besser“, hackt er leise nach und sie schmunzelt: „Etwas besser.“

Dass Sarah freiwillig „heiss“ aussehen möchte ist für ihn gänzlich neu. Normalerweise ist sie eher zurückhaltend. Trotzdem möchte er jetzt von ihr wissen: „Und was sagst du zu uns?“

„Malek ist wirklich eine Überraschung und irgendwie ein anderer Typ. Du…“, sie zuckt mit der Schulter, „der Mantel steht dir gut, wirkt etwas mystisch.“

„Lass ich gelten“, schmunzelt er ebenfalls und ist versucht ihr über die Wange zu streichen. Natürlich lässt er es sein und seine Hand gleitet wieder hinunter. Also sieht er nach was die anderen machen und bemerkt dass seine Mutter mit verschränkten Armen da steht. Sie ist in Sorge. Aus diesem Grund wendet er sich seiner Mutter zu. Als er bei ihr steht spricht er sanft: „Es tut mir leid dass du dir schon wieder sorgen um uns machen musst.“

Daria seufzt auf. „Ihr seid Erwachsen und könnt tun und lassen was ihr wollt. Sorgen machen sich Eltern vermutlich immer. Doch hier auf Malon sind es andere Sorgen wie auf der Erde. Ich habe keine Angst dass du zu viel Alkohol getrunken hast und Autofährst...“, nun muss Lecram schmunzeln und ergänzt: „Nein, hier fällt man vom Pferd.“

Seine Mutter stupst ihn seitlich an und mahnt: „Du weisst genau was ich meine.“

„Ja, entschuldige.“ Er sieht sie aufrichtig an als er nachhackt: „Wir haben nie über Marcus gesprochen.“

„Müssen wir auch nicht, ich habe einen Sohn verloren und habe das Glück noch einen zu besitzen. Trauer gehört dazu und es wäre nicht natürlich nicht über einen Verlust zu trauern.“

„Ich werde auf uns drei aufpassen, versprochen“, Meint er genauso aufrichtig wie er es ihr versprochen hat. Ein feines, ehrliches Lächeln um spiegelt ihr Gesicht. Er mag ihre Grübchen in den Wangen wenn sie lächelt.

„Das weiss ich doch. Ich habe ausnahmsweise mal ein gutes Gefühl bei euer bevorstehenden Reise.“

„Echt?“ Staunt er und sie nickt zur Bestätigung ihrer Worte: „Ja, irgendwie - ja.“ Sie zuckt mit der Schulter auf.

Er fragt sich gerade ob ein Mutter Instinkt wirklich so gross sein kann als er von Tarak’s Stimme aus den Gedanken geholt wird.

„Nun denn, wir erwarten euch bald und wohl behalten zurück.“

„Wartet!“, ruft A’bena und rennt ihnen entgegen.

Aber ja, sie haben vergessen sich von A’bena zu verabschieden. Als ihre Freundin bei ihnen ankommt fällt sie zu allererst Lecram um den Hals und er hält sie fest als sie mahnt: „Ihr könnt doch nicht gehen ohne euch von mir zu verabschieden.“

„Es tut mir leid. Da hast du Recht.“ So drück Lecram ihr einen Kuss auf die Stirn als sie von ihm, mit einem Lächeln, ab lässt. Dann umarmt sie Malek und geht schliesslich zu Sarah und drückt ihr ein Messer in die Hand. „Hier, damit du ausser deinem Bogen noch etwas anderes zu deiner Verteidigung hast.“

Sarah staunt und erläutert: „Hoffe es kommt nicht so weit.“

„Das hoffe ich auch, aber sicher ist sicher.“ Ergänzt A’bena und Sarah lächelt offen: „Stimmt. Danke.“

Auch die beiden umarmen sich kurz. Danach steht A’bena zu Gloria und die beiden hacken bei einander ein. Als Lecram in die Gesichter seiner Familie und Freunde sieht ist er auch irgendwie seltsam berührt. Sie gehen zu dritt in ihr nächstes Abenteuer und wissen sie werden hier sehnlichst zurück erwartet. Hinter sich hört er Sarah nun Malek bitten an einen besonderen Ort zu denken an den sie reisen können. Automatisch steht Lecram dicht zu Sarah falls sie danach wieder so geschwächt ist dass sie ihn braucht. Wieder einmal sieht er dabei zu wie sich die purpurne Blase um sie herum bildet und Sarahs Augen sich schwarz färben und er genau weiss sie kann in diesem Moment seine und Maleks Gedanken lesen. Er schmunzelt da er nicht anders kann als an ihre Liebe zu ihr zu denken. Er kann seine Liebe nicht ganz verheimlichen. Das will er in diesem Moment auch nicht. So gesehen ist es ihm egal was Sarah für Gedanken zu lesen bekommt. Beim nächsten Augenaufschlag sind sie auch schon irgendwo anders.

Lecram blinzelt um sich zu Recht zu finden.

Die Freunde stehen unter einem gefächerten Baum – auf einer Lichtung - der hübsche Baum hat knall rote Blätter- sowie Birnen förmige orange bis dunkelrote Früchte. Schöne kräftige Farben, richtig hinreissend und doch so unwirklich, irgendwie kitschig. Eine Art Trauerweide in seltsam fremden intensiven Farben und dazu noch mit Früchten. Speziell!

Doch dann konzentriert er sich auf Sarah. Wie erwartet ist sie bleich geworden und er stützt sie mit seinem linken Arm um ihre Taille. Sie nimmt dankbar lächelnd an und tankt wieder auf. Dieses Mal ist sie nicht so geschwächt, das spürt er und ist froh darüber. Auch sie sieht entzückt und bewundernd diesen Baum an, danach lächelt sie ihn liebevoll an. Genau genommen staunen beide wortlos bis Malek leise und mahnend spricht:

„Wie erwartet werden wir begrüsst.“ Malek sieht zu seinen Freunden: „Lecram, beginn bitte keinen Streit. Bleib einfach ruhig und gelassen. Ich kenne den Clan. Überlass es mir.“

Automatisch begutachtet auch Lecram die Lage mit zusammen gezogenen Brauen. Wovon spricht sein Freund da?

Beim genaueren Hinsehen: Tatsächlich ist die Situation plötzlich nicht mehr ganz so entspannt wie vor wenigen Augenblicken. Da kommen die Hundsmenschen in ihrer Tier Gestalt trabend auf sie zu. Es ist eine Gruppe von sechs Tieren.

Schliesslich platzieren sich die Viecher im Halbkreis um sie herum und begutachten sie neugierig. Hyänen, Wind- Nackthund ähnliche Wesen – die einen mit Fell die einen zottelig oder mit kaum Fell. An ihren Lefzen läuft teilweise der Sabber herunter. Was ziemlich eklig wirkt. Aus diesem Grund rümpft Lecram verächtlich seine Nase. Dabei hält er Sarah beschützend hinter sich.

Was für bizarre Tiere! So unwirklich!

Vor allem sehen diese Tiere nicht sehr vertrauenswürdig aus. Etwas angespannt die Situation hier, da die Viecher immer noch Zähne fletschend und sabbernd da stehen. Als könnte Malek Gedanken lesen mahnt er ihn: „Lecram, bleib ruhig, ich regle das schon. Vertrau mir.“

Dabei wäre es für Lecram ein Kinderspiel die Tiere ausser Gefecht zu setzten. Es juckt Lecram schon in den Fingern. Etwas Feuer dürfte genügen, doch Malek hat Recht also bleibt Lecram ruhig stehen und hält weiterhin Sarah fest. Er hofft dass Malek weiss was er hier tut.

So beobachtet Lecram wie sein Freund laut, ernst und deutlich während er sich um seine eigene Achse dreht, spricht: „Samuna, Irba, Terin, Unam, Kolen…“, Maleks Blick wird weich als er den nächsten Namen ausspricht, „ und Dila aus dem Clan von Rim ich begrüsse euch.“

Lecram beobachtet dass sein Freund vor Unam, einem grösseren, braunen zotteligen Tier mit braunen Augen stehen bleibt. Doch Lecram fühlt sich von einem anderen hässlichen, ziemlich nackten Vieh mit grünen Augen, beobachtet. Dieses Vieh hat eine hässliche Narbe die von einer Art Drachen Zeichnung quer über den ganzen Rücken überdeckt ist. Die Narbe geht vom Halsansatz bis hinunter an Beinansatz. Für ihn sieht es nach einer Art Verbrennung aus. Die Tätowierung soll wohl die Narbe überdecken.Wenn Lecram richtig aufgepasst hat beim Maleks Namensaufzählung ist das vor ihm - Kolen.

Lecram spürt dessen Blicke förmlich auf seiner Haut. Seine Haut beginnt nämlich zu prickeln. Das ist neu!

Maleks Stimme lenkt ihn ab und Lecram sieht wieder zu seinem Freund der weiter spricht: „Ihr kenn mich, ich bestehle euch nicht. Wir haben keine Rotblattblüte und deren Frucht geerntet.“

Lecram weiss zwar noch nicht was das alles hier soll. Angst hat er jedoch keine, für ihn sind diese seltsamen Wesen keine Gefahr. Sarah ist immer noch hinter ihm.

Anschliessend geschieht etwas Unglaubliches. Das hässliche Ding mit dem Namen Kolen steht plötzlich auf seine Hinterbeine und es scheint als legt er seinen wenigen Pelz einfach ab, schüttelt sich bis er schliesslich völlig nackt als Mensch vor ihnen steht. Peinlich scheint es ihm nicht zu sein!

Kolens Menschenhaut ist tatsächlich etwas heller als seine Hautfarbe in Tiergestallt. In Tiergestallt war er dunkelbraun und die Drachenähnliche Zeichnung war fast nicht zu sehen. Nun ähnelt seine Hautfarbe einer Milchschokolade. Kolen mustert Lecram immer noch mit einem argwöhnischen Blick.

Faszinierende Geschöpfe gesteht Lecram sich. Diese Verwandlung verlief so rasch, und reibungslos ab das Lecram nicht genau sagen kann wie das von statten ging. Der Pelz, respektive seine Haut, haben sich quasi in Luft aufgelöst. Aber so langsam erstaunt Lecram in dieser Welt nichts mehr. Da sich Sarah hinter ihm bewegt, sieht er kurz zu Sarah der diese Kreaturen wohl auch noch nie unter die Augen gekommen sind. Sarah beobachtet das Geschehen mit aufgerissenen Augen.

Kolen kommt näher an Sarah und ihn heran. Auch Lecram mustert sein Gegenüber und baut sich beschützend vor Sarah auf. Kolen ist etwa gleich gross und von ähnlicher Statur wie er selbst. Das Schulterlange Raben schwarze Haar von Kolen ist verstrubbelt, sehr gelockt und die grünen Augen sehen ihn direkt an während Kolen mit dunkler Stimme spricht: „Hey Malek, dich kennen wir. Doch du bringst jemanden mit und wir sind neugierig. Zumal ihr von einem auf den anderen Moment hier erscheint. Da ist Magie im Spiel und Magie bedeutet Unheil. Ich kann es förmlich riechen.“ Dabei macht Kolen eine schnuppernde Geste.

Ah…, daher weht der Wind, geht es Lecram durch den Kopf. Lecram sieht wie Kolen weiterhin an ihnen wittert. Was für ein seltsamer Typ der ihn immer noch mustert und nicht aus dem Blick lässt. Die nächste Frage von Kolen geht direkt an Sarah und ihn selbst. „Wer von euch beiden hat Magie?“

Ein Raunen geht durch die Meute und Sarah sieht nun fragend zu Lecram. Die ganze Situation hier wird im langsam zu bunt und er reckt sein Kinn. „Welche Magie?“, gleicht Lecram’s Frage schon fast einer Herausforderung.

„Hmpf“, ist der einzige seltsame Laut der von Kolen zu hören ist. Dann sieht es so aus als würde Kolen wieder an ihm schnuppern oder eine Witterung aufnehmen als er dann trocken nach schiebt: „Wir zwei wären wohl gerade in Stimmung um zu raufen, das könnte spassig werden.“

„Du scheinst wirklich ein feines Näschen zu haben für Ärger.“

Lecram hat nicht vor klein bei zu geben.

Die anderen Viecher scheinen belustigt zu sein, ihr gekrächzten ähnelt einem kichern. Ein eher kleines und sehr ruhiges Tier das dieselbe Hautfarbe hat wie Kolen schleicht liebevoll um Maleks Beine während Malek dieses Vieh tatsächlich liebevoll tätschelt. Lecram ist verwirrt. Atmet laut ein und seufzt leise auf, er versteht hier gar nichts mehr. Schliesslich gibt Kolen breit grinsend eine Antwort: „Ja, so was wie Ärger rieche ich Meilenweit.“

Wieder ein Raunen der Meute das schon fast einem Hyänen Lachen gleich kommt. Lecram lockert die Schultern etwas und erwidert schliesslich sachlich: „Kein Problem, jederzeit wo immer und wann immer du willst. Brauchst mir nur Bescheid zu sagen.“ Dabei leuchten seine Augen kurz gefährlich rubinrot auf, aber das sieht er ja selbst nicht. Das wiederrum lässt Kolen nun etwas stutzen.

„Ich weiss nicht wer oder was du bist, aber ich werde es noch herausfinden. Wir finden euch.“ Dann ein kurzes Kopfnicken zu Malek. „Sehen uns.“

Auch Malek nickt mit seinem Kopf und Kol ermahnt das Vieh, das bei Malek steht: „Dila, wir ziehen weiter.“

Mit diesen Worten dreht Kolen sich um und Lecram erhascht nochmal einen kurzen Blick auf die Narbe die Kolens ganzen Rücken verziert. Die Narbe geht vom linken Halsansatz den ganzen Rücken entlang bis zum rechten Bein hinunter. Nun ist auch Lecram neugierig wer dieser seltsame Bursche ist.

Kolen zieht schliesslich mit seinen Freunden, bereits auf allen vieren wieder als Hundsmensch, seinen Weg zurück in den nahestehenden Wald. Auch diese Verwandlung ging so fliessend in einander über das Lecram nur staunt. Diese Hundsmenschen sind echt eigenartig. Eklig als Tiere aber ansonsten ist alles dran was man(n) so haben muss. Automatisch huscht ein schmunzeln über seine Lippen.

„Wieso sind sie gegangen? Hab ich was verpasst? Kolen war plötzlich so friedlich.“ Stellt Lecram die Fragen mal in den Raum und blickt zu seinen Freunden.

Malek und Sarah sehen einander kurz kopfschüttelnd an und Sarah erwähnt mit geweiteten Augen: „Es waren deine Augen…, sie leuchteten kurz rubinrot auf. Das sieht nun mal einfach seltsam aus. Zumal du gesagt hast du wüsstest nicht welche Magie er meint.“

„Oh, verstehe. Na dann.“ Das wusste er nicht, könnte ein Problem werden.

„Das Gute daran ist dass du so von Sarah abgelenkt hast. Die schlechte, dass er jetzt mehr über dich in Erfahrung bringen möchte.“

„Weshalb? Und warum weiss er wo er uns findet?

Ausserdem was ist denn an diesem Baum so besonders?

Und woher stammt diese lange Narbe an seinem Rücken?“ Überschlagen sich die Fragen von Lecram. Wobei auch Sarah so aussieht als hätte sie diese Fragen auch gerne beantwortet.

„Kommt, ich erkläre euch die Dinge während wir weiter laufen.“ Winkt Malek und sie tun was er ihnen vor schlägt. Dabei sieht Lecram dass Sarah wieder mehr humpelt als auch schon und das tut ihm wieder einmal leid. In welchen Schlamassel er sie nur wieder gebracht hat! Nie verliert sie ein Wort darüber wie sehr ihr Bein schmerzt. Sie ist unheimlich tapfer und weiss es noch nicht mal, was sie wieder sehr liebenswert macht.

Gemeinsam gehen sie, die über die kleine grüne Lichtung mit diesem farbenprächtigen Baum in der Mitte, in Richtung düsterer Wald. Der Wald sieht im Gegensatz zu dieser Lichtung alles andere als einladend aus.

„Also“, holt Malek schliesslich aus, „Kolen gehört zu dem Clan von Rim. Das ist einer der ältesten Clans, nicht der grösste aber der älteste. Der Anspruch auf diese Rotblattblüte beansprucht der älteste Clan.“ Bevor Lecram seine Frage aussprechen kann winkt Malek ab und spricht sachlich weiter: „Aus der Rotblattblüte gewinnt man den besten Traumsaft den du bis anhin gekostet hast. Die Früchte sind ebenfalls köstlich. Aber den Saft zieht man aus den Blättern. Nur die Makiani haben noch ein besseres stärkeres Getränk. Ansonsten ist dieser Saft einzigartig. Ausserdem kannst du die Blätter und Früchte trocknen und dann auch als Tee oder Kräuter Mischung gebrauchen. Kann dann aber sehr berauschend wirken.“

Eine Art Droge, versteht Lecram und hört Malek interessiert zu als der weiter erzählt: „Kolen weiss wo er uns findet weil er weiss wo er mich findet.“

„Bei Nalem“, stellt Sarah fest und Lecram sieht wie es ihr bereits besser geht. So langsam bekommt sie wieder mehr Farbe im Gesicht. Sie lächeln einander an.

Malek holt weiter aus: „Woher Kolen diese Narbe hat – keine Ahnung. Hatte ihn zuvor noch nie nackt gesehen.“ Malek grinst und die anderen tun es auch. Schliesslich sieht man nicht jeden Tag einen nackten Hundsmenschen vor sich.

Jetzt treten sie in den dunklen Wald hinein, in das Gebiet der Hundsmenschen. Malek zuerst, gefolgt von Sarah und Lecram macht das Schlusslicht. Kurz sieht Lecram zurück, staunend sieht er auf die kleine Lichtung mit dem einzelnen Rotblütenblattdingsbums Baum. Er steht einsam und verlassen auf saftig grünen Waldboden und leuchtet wunderschön. Eine Augenweide! Die Äste ähneln einer Trauerweide, ausser dass der Baum eben rot schillert! Ein irrsinnig schöner Platz muss Lecram gestehen. Eigentlich hat dieser Baum oder der spezielle Platz etwas sehr Idyllisches. Ein friedlicher Fleck in dieser seltsamen Welt.

Wie sich herausstellt war die wunderschöne Lichtung mit dem Traumsaft Baum der einzige grüne Fleck den es hier gibt. Der Waldboden hier ist dunkel und modrig. Genau genommen stinkt es sogar etwas. Der Wald ist dicht besiedelt mit irrsinnig vielen schmalen langen Bäumen die kaum Blätter tragen. Die spärlichen Blätter sind so weit oben dass man sie kaum sieht. Einige der Baumstämme sind faul und schwarz. Automatisch rümpft er seine Nase. Hier muffelt es wirklich. Also geht er Wortlos, dem Trampelpfad hinter Malek und Sarah her und ist gespannt was auf sie zukommen mag.

 

 

 

Sarah

 

In diesem Stück Wald wirkt es äusserst düster. Vielleicht liegt es auch nur an den dünnen Bäumen die dicht an einander stehen. Einige schwarze Baumstämme liegen einfach so auf dem Weg, niemand räumt sie auf die Seite und so müssen sie darüber steigen. Es wirkt einfach alles etwas düster. Sie sieht zu den Baumkronen hoch. Es scheint als wäre hier gerade tiefster Herbst und die Bäume hätten abgelaubt. Trist!

Die Nebelwand hoch oben in den Baumgipfel trägt zur mystischen Stimmung wohl bei. Die Bäume sehen seltsam verlassen aus. Einige der Baumstämme sehen sogar verkohlt aus. Wie seltsam. Ihre Gedanken schweifen zu Kolen der auch äusserst eigenartig war. Wie in Menschengestallt sowie als Hundsmensch. Zwar gut gebaut, aber mystisch!

Sie persönlich findet die Hundsmenschen in Tiergestallt gruselig, da ist ihr ein Gargoyle oder ein Makiani tausendmal lieber. Einer der Hunde-Hyänen ähnlichen Tiere hatte die Zähne ziemlich gefletscht und dabei gesabbert. Igitt!

An diesem seltsamen Fleck kommt wohl noch einiges auf sie zu. Während Sarah weiter hinter Malek humpelt beobachtet sie die Gegend weiter. Es ist trist, kein Vogel Gesang! Kein Tier. Die Gegend wirkt verlassen. Ausser…, -Sarah sieht zweimal hin. Weiter hinten scheint ihnen einer der Hundstiere zu folgen. Sie sieht die gelbgrünen Augen kurz aufblitzen. Automatisch sieht Sarah zu Lecram zurück und flüstert: „Hast du es auch schon gesehen?“

„Ja, es folgt uns schon seit wir den ersten Schritt auf dem Pfad gesetzt haben. Es scheint friedlich zu sein. Ich spüre keine Aggression. Alles im grünen Bereich.“

„Na dann…“ Kann Sarah ja beruhigt sein.

Trotzdem etwas gruselig. Nach kurzer Zeit scheinen sie ihr Ziel erreicht zu haben da Malek strahlt wie die zwei Sonnen selbst. In dieser öden Umgebung eine nette Abwechslung.

Dann sieht Sarah es auch.

Die drei stehen jetzt vor einem einfachen Holz Haus. Einer grossen Blockhütte. Davor stehen ein paar spartanische jedoch wuchtige Holztische mit hölzernen Hockern. Sarah sieht sich weiter um. An einem der Tische sitzt ein Mann mit breiter Schulter, grauen langen Haaren und einem buschigen schwarzen Bart. Der Mann sieht zu ihnen hinüber und sie kann zwischen den buschigen schwarzen Augenbrauen wunderschöne braune Augen entdecken. Er scheint die Gruppe an Gefährten ebenfalls zu mustern. Sein Alter mag Sarah nicht deuten aber er ist bestimmt schon älter und immer noch ein Hüne von Mann! Dieser Hüne hat langgezogene tiefe Falten auf der Stirn. Diesem Mann möchte sie nicht nachts alleine Begegnen. Sein Blick ist äusserst wach und sein offenes Lächeln wirkt frech als er mit rauer Stimme spricht: „Ah…, sie einer an. Der Elb Malek bringt Besuch mit.“

Als der unbekannte Hüne die Neuankömmlinge immer noch mustert stellen sich ihre Nackenhaare auf und Malek erwidert den seltsamen Gruss mit: „Sei gegrüsst Elsila, das sind Sarah und Lecram, meine Freunde.“

„So, so“, mustert Elsila jetzt Lecram und schiebt trocken nach: „Nalem ist drin, er wird sich über deinen Überraschenden Besuch freuen. Du warst dieses Mal wirklich lange weg.“

„Danke“, und dann zeigt Malek ihnen mit einer Handbewegung den Weg hinein. Sarah ist froh von diesem Elsila weg zu kommen. Da sie nicht weiss was drinnen noch für seltsame Gestalten auf sie warten rückt sie automatisch näher an Lecram heran. Der scheint ihre Nähe zu geniessen. Denn in seinem Mundwinkel zeichnet sich nämlich ein feines Lächeln ab. Wirklich witzig!

Als sie eintreten und die schwere Holz Türe sich laut hinter ihnen schliesst fällt Sarahs Blick auf den einzigen Typ im Raum. Das muss wohl Nalem sein der hinter der Bar steht. Ein Elb wie er im Buche steht. Seine langen silbernen Haare hat er mit einem Riemen zusammen gebunden. Seine braunen Augen leuchten als Nalem die drei erblickt. Lecram und Sarah sind in der Zwischenzeit stehen geblieben und sehen zu wie Nalem sich mit Anmut und Leichtigkeit über den Tresen schwingt und Malek einfach um den Hals fällt. Die beiden sind etwa gleich gross, nur Nalem ist zierlicher gebaut. Zu ihrem grossen Erstaunen küssen die beiden sich – auf den Mund!

Erstaunt sieht Sarah zu Lecram der sie ebenfalls erstaunt ansieht und ihr zu flüstert: „Davon wusstest du wohl auch nichts?“

Sie schüttelt ihren Kopf, ist überrascht und freut sich gleichzeitig für Malek. In ihrer Vorstellung hat sie Malek und A’bena immer als perfektes Paar gesehen. Doch die beiden hatten nie mehr als ein freundschaftliches Verhältnis. Jetzt ist Sarah einiges klar. Die Elben sind nicht heikel und teilen ihr Bett auch gerne mal mit mehreren Lebensbegleitern. Egal ob männlich oder weiblich. Die Elben geniessen das Leben einfach! Ausser, es begegnet ihnen die eine grosse Liebe, diese teilen sie nicht mehr.

Als Malek seinen Freund anschliessend kurz über die jetzige Situation informiert hat strahlt Nalem ihnen entgegen. Seine klaren braunen Augen leuchten freundlich. Er hat ein schmales Gesicht und hohe Wangenknochen. Dadurch dass er einen blassen Teint hat und so helles Haar sowie helle Augenbrauen besitzt, wirkt er fast etwas gespenstig da seine braunen Augen sich stark hervorheben. Sarah mag sich nicht erinnern ihn schon mal gesehen zu haben. Doch sein Lächeln ist offen und sympathisch. Sein Blick ist weich.

„Malek’s Freunde sind auch die meinen. Nun ja, ihr zwei seid ja in gewisser Weise spezielle Gäste. Ich freue mich eure Bekanntschaft zu machen. Es ist mir eine Ehre.“

Somit wäre also bereits schon mal geklärt dass Nalem über Lecram und sie im Bilde zu sein scheint. Aber klar, Sarah erinnert sich noch daran als Malek kurz mal für eine Woche verschwand. Sie hatte nie nach dem Grund gefragt, sonst hätte er sie vielleicht informiert. Es gibt keinen Grund dass Malek vor ihr ein Geheimnis hat, sie hat nie gefragt weil sie so mit sich selbst beschäftigt war. Das ärgert sie etwas. Sie ist egoistisch! Vielleicht ist sie gar nicht so anders wie Lecram.

Nach der netten Begrüssung fordert Nalem auf. „Kommt mit, ich führe euch durch mein Bescheidenes Haus und zeig euch eure Schlafgelegenheit.“

„Wir brauchen zwei einzelne Zimmer wenn das geht“, schiebt Sarah freundlich nach und sieht entschuldigend zu Lecram auf. Doch er wirkt gefasst, vermutlich hat er mit dieser Reaktion bereits gerechnet.

Nalem lächelt. „Kein Problem. Es sind kleine aber sehr gemütliche Zimmer.“

„Ich stelle uns schon mal etwas Drink bares zusammen.“ Bemerkt Malek der bereits hinter der Theke steht.

„Gute Idee“, nickt Nalem und lächelt Malek kurz zu um dann den beiden Neuankömmlingen den Weg zu weisen. Zuerst zeigt Nalem den beiden wo es auf dieser Etage die notdürftige Waschgelegenheit inklusive Plumpsklo hat. Ansonsten hat es hier einfach die grosse Theke, und einige Holztische mit Bänken wo man es sich gemütlich machen kann.

„Das Haus ist unterkellert, der Eingang dazu ist jedoch ausserhalb zu finden. Nur für den Fall dass ihr mal Nachschub für uns holen müsst“, erklärt Nalem immer noch lächelnd und Sarah sowie Lecram nicken einverstanden. Anschliessend gehen sie die schmale Holztreppe, die neben der Waschgelegenheit zu finden ist, hinauf. Bei jedem Schritt knarren die hölzernen Treppendielen. Das zaubert ihr ein Lächeln ins Gesicht da es Sarah automatisch an Wolfville erinnert. Die Treppe in ihrem alten Haus dort war zwar viel grösser, hat aber auch so schön geknarrt beim betreten. Sarah liebt dieses kleine unwichtige Geräusch jetzt schon.

Kurze Zeit später stehen sie oben im Flur. Es hat zwei kleine Einzelzimmer die sich direkt gegenüber liegen. Sie teilen sich eine separate Waschgelegenheit ausser halb der Zimmer. Der Rest ist Privat und nur für Nalem und Malek zugänglich. Diesmal schmunzelt auch Lecram.

Mit den Worten: „Die Zimmer könnt ihr selbst aufteilen“, lässt Nalem die beiden nun alleine und geht beschwingt zu Malek hinunter. Wenn Nalem lächelt muss Sarah automatisch auch lächeln da sein Lächeln äusserst schelmisch wirkt. Dabei stören seine zwei, drei Schiefen Zähne in der unteren Zahnreihe überhaupt nicht. Nalem sieht aus als wäre er für jeden Schabernack zu haben. So hat sie sich nun echt keinen Schatten Elb vorgestellt.

„Was für ein Nachmittag“, bricht Sarah das Schweigen und Lecram grinst quer über’ s Gesicht. „Kannst du laut sagen. Die Lichtung mit dem wunderschönen Baum war toll. Scheint als wäre das dort der einzige grüne Flecken hier in der Gegend.“

„Ja, das ist ein toller Platz. Der Rest ist gewöhnungsbedürftig.“

„Auf die hässlichen Hundsmenschen und den nackten Typen hätte ich gut verzichten können.“ Ergänzt er und Sarah muss grinsen als sie antwortet: „Ja, das war schon etwas speziell. Wollen wir uns die Zimmer ansehen und aufteilen?“ Ist ihre Frage direkt und er nickt zustimmend. Also machen sie das vom Flur aus rechte Zimmer zuerst auf. Ein gemütliches kleines Zimmer mit einem einfachen Holz Bett einem kleinen hölzernen Tisch und dessen Stuhl. An einer der Holzwände hat es hölzerne Henkel um ihre Sachen auf zu henken und eine kleine aber feine Kommode. Spartanisch!

Dann gehen sie in das Gegenüber liegende Zimmer. Wieder ein einfaches Holz Bett. Jedoch keinen Tisch, nur ein Stuhl, dafür einen kleinen hölzernen Schrank.

„Such du aus“, gibt Lecram ihr den Vorzug.

Sie braucht nicht lange um sich zu entscheiden. „Ich nehme das Zimmer mit dem Tisch.“

„Geht klar.“

Sarah hat sich für dieses Zimmer entschieden da es auf der Rückseite der Hütte liegt. Irgendwie hat sie das Gefühl hier hinten etwas mehr Ruhe zu haben. Ausserdem kann Lecram so nicht einfach hinten raus schleichen wenn er mal den Gargoyle raus hängen lassen möchte. Als die beiden wieder im Flur stehen möchte Lecram von ihr wissen: „Geht es dir gut?“

„Wie meinst du das?“

„Nun ja, die Reise mit deiner Fähigkeit hat dich geschwächt“, er sieht sie fragend an und Sarah antwortet: „Es geht mir gut. Nur mein Bein macht mir etwas mehr zu schaffen.“

In Lecrams Gesicht liest sie seine Entschuldigung förmlich ab, ist jedoch froh dass er sie nicht laut ausspricht. Ihrer Meinung nach ist es nicht nötig sich zu entschuldigen, es war ihre freie Entscheidung!

Da die Zimmerverteilung geregelt ist beschliessen sie zu den Elben hinunter zu stossen. Malek und Nalem sitzen bereits an einem massiven Holz Tisch und scheinen auf die zwei zu warten. Sarah sitzt zu Nalem der sie anlächelt, und Lecram nimmt neben Malek Platz. Dann werfen sie einen Blick in ihre Becher und Malek erwähnt: „Das meine Freunde, ist der besagte Traumblatt-Saft. Lasst ihn euch schmecken und geniesst ihn. Bitte stürzt ihn nicht einfach hinunter.“

„Danke“, erwidern Sarah und Lecram praktisch gleichzeitig. Ihre Augen treffen kurz aufeinander und sie prosten einander wortlos zu indem sie den Becher kurz an einander halten. Wieder sieht Sarah den stetig grüblerischen Gesichtsausdruck ihres Gegenübers der ihr unter die Haut geht.

Doch dann löst sie ihren Blick und geniesst Sarah den ersten Schluck. Dieses Getränk ist vollmundig und sie hat das Gefühl gerade eine frische süsse Beere hinunter geschluckt zu haben. Diese Frucht schmeckt ausgesprochen lecker und man ist versucht gleich das ganze Glas hinunter zu stürzen. Nun versteht Sarah aus welchem Grund Malek das mit dem hinunterstürzen erwähnt hat. Aber Sarah hat solchen Durst dass sie nochmal daraus trinkt. Herrlich erfrischend!

„Das ist also eine – wie sagt man bei euch – Spelunke? Kneipe?“, fragt Lecram mit zusammengekniffenen, fragendem Gesichtsausdruck.

Nalem runzelt die Stirn und scheint nicht zu verstehen was Lecram damit mein, also erklärt Malek sachlich: „Das hier ist der Zentrale Treffpunkt in dieser Gegend. Wir nennen es Pelthaes – Drehpunkt.“

Lecram nickt und versteht und Sarah hört aufmerksam zu, nimmt nochmal einen Schluck ihres Getränkes als Nalem weiter erklärt: „Habe mir gedacht ihr könnt mir hier vielleicht etwas aushelfen wenn es mal streng wird. So lernt ihr die Leute hier so ganz nebenbei kennen.“

Klever eingefädelt, denkt Sarah. So sind sie in Sicherheit und doch am Zentralsten Punkt im Ort um mehr über die Menschen und den Ort heraus zu finden. Wieder nickt Lecram einverstanden und sie tut es auch.

„Aber passt bitte auf, ich habe euch doch mal erzählt dass sie ihre Clans gerne mit neuen Bekanntschaften auffrischen damit hier frisches Blut fliesst. Also nehmt euch in Acht. Da gibt es bestimmt welche die ganz andere Dinge mit euch vor haben.“

„Na das kann ja heiter werden“, stimmt Sarah nun an und nimmt nochmal einen grossen Schluck Rotblattdingsbums, scheisse wie hiess dieses Zeug (?)bei ihr zeigt es bereits Wirkung. Eigentlich verträgt sie eh keinen Alkohol!

Dieses Getränkt haut bei ihr schon voll rein. Vermutlich hätte sie zuerst etwas essen sollen. Ihre Gedanken sind nicht mehr ganz so klar. Also mahnt sie sich etwas langsamer zu machen und stellt den Becher wieder hin ohne einen Schluck zu nehmen.

„Was hat es mit diesem Kolen so auf sich?“ Möchte diesmal Lecram genauer wissen.

Malek erklärt mit einem strahlenden Lächeln. „Tja, keine Ahnung, ich denke es läuft einfach darauf hinaus dass er dich nicht mag.“

„Kaum angekommen hast du schon neue Freunde.“ Platz es aus Sarah die sofort wieder schweigt als Lecram sie kurz scharf anblickt.

„Ich habe doch gar nicht damit angefangen.“ Zuckt Lecram verständnislos mit der Schulter auf.

„Nun ja“, ergänzt Malek, „du hast nicht gezittert und gebibbert und hast ihm die Stirn geboten. Er spürt deine Präsenz und als er sah dass mit deinen Augen etwas nicht stimmt wird er neugierig geworden sein was es damit auf sich hat. Er hat deine Magie gesehen.“

„Warum soll ich bibbern und Zittern vor ein paar hässlichen Hundeähnlichen Viechern?“

„Weil das in der Regal alle tun wenn sie zum ersten Mal auf die Bande stossen. Sie sind durchaus Furchteinflössend für ganz normale Bewohner“, erklärt Nalem ruhig.

Sarah hat mittlerweile Schluck auf und erwähnt: „Stimmt, Lecram ist nicht normal“, Hicks, „Eigentlich ist er eher ein Rudelanführer. Aber manchmal“, Hicks, „braucht er eben etwas lange“, Hicks, „um von selbst dahinter zu kommen.“ Hicks. Dann grinst sie breit und nimmt nochmal einen Schluck. Voila, der Schluckauf ist weg. Und schon ist der ganze Becher leer!

Soeben erntet sie einen seltsamen Blick von den anderen. Sie muss sich wohl zusammen reissen. Schon seltsam, Männer dürfen sich besaufen und sie wird gleich schief angesehen. Schuldbewusst schiebt sie ihre Unterlippe vor und konzentriert sich wieder auf das Gespräch der anderen.

„Lecram“, Malek räuspert sich, „das Verwandeln zum Hundsmensch ist auch Magie und sie sind stark. Nun bist du in ihrem Revier und wirst geprüft. Beherrsche dich so lange es möglich ist! Ihr wollt hier nicht auffallen. Du bist auf der Suche nach Feora, vergiss das nicht.“

„Na toll“, wirft Lecram entrüstet seine Arme in die Höhe.

Weiter zu diskutieren hat jedoch keinen Sinn, denn schon kommen bereits die ersten Gäste und Nalem macht sich an die Arbeit. Malek bleibt noch sitzen und erklärt noch kurz dass die meisten Gäste harmlos sind. Sarah weiss genau, wenn sie in die Katakomben gelangen wollen müssen sie sich an die Clans von Rim also Kolen und seine Meute und den Clan von Samasto also vermutlich Elsila halten. Das haben sie und Lecram vorhin gerade von Malek erklärt bekommen. Sarah ist plötzlich extrem müde und hat schon mit dem Gedanken gespielt sich nach oben zu verdrücken. So viele Informationen die ihnen heute an den Kopf geworfen werden, vermutlich sollte sie ihre Gedanken sortieren. Verwirrend! Doch dann kommt Kolen mit seiner Sippe herein und es verspricht interessant zu werden. So beschliesst sie bei Lecram und Malek sitzen zu bleiben. Da auf dem Tisch so was Ähnliches an dunklem Brot liegt nimmt sie sich ein Stück und hofft dass der Alkohol etwas verpufft. Interessanter Weise schmeckt das kleine Runde Brostück süsslich.

Danach beobachtet Sarah Kolens Clan. Die haben eine Art Ornament Tätowierungen ums rechte Handgelenk den Unterarm entlang. Nur Kolen und eines der Mädchen haben nicht dieselbe Tätowierung! Seltsam.

Ihr Blick richtet sich wieder zu Kolen. So angezogen sieht er recht akzeptabel aus mit seinen schulterlangen schwarzen, leicht gelockten wilden Haaren. Sie kann ihm gerade zu sehen wie er den oberen Teil seiner Haare hinten mit einem Lederriemen zusammen bindet damit sie ihm nicht dauernd ins Gesicht fallen. Als er seine Arme dabei in die Höhe nimmt sieht sie seinen Bizeps, ausgerechnet in diesem Moment hascht er ihren Blick auf und sie versucht Stand zu halten bei seinem verschmitzten Lächeln. Plötzlich ist sie wieder hell wach und interessanter Weise irgendwie interessiert! Interessiert an einem anderen Typen wie Lecram? Der Traumsaft hat bei ihr ja seltsame Wirkung.

Das Pelthaes füllt sich immer mehr. Während Malek und Lecram sich weiter unterhalten beginnt Sarah die verschiedenen Clans zu beobachten. Da hat es einige die haben so eine Art Feuermal oder eher Brandmahl am Unterarm dann wiederrum solche die haben sich die Ohren Tätowiert und daran schmücken Ringe die Ohren. Die meisten haben langes, halblanges Haar. Ausser diejenigen die eine Glatze tragen. Entweder oder geht es ihr durch den Kopf.

Malek erklärt Lecram die verschiedenen Clans. Sarah hört zu und erfahrt das Samastos Clan vom linken Oberarm bis ins Gesicht Tattoos getragen werden. Je grösser der Rang umso mehr Tatoos tragen sie im Gesicht und am Oberkörper. Die meisten von Samastos Clan tragen ausserdem auffällig silbernen und schwarzen Schmuck. In diesem Clan haben praktisch alle eine Glatze und schminken sich auffällig schwarz um die Augen. Düsterer Clan, denkt sich Sarah. Ist jedoch froh dass Malek ihr und Lecram etwas Aufklärung über die Clans gebracht hat, so kann man die einzelnen Clans relativ rasch unterscheiden. Im Grossen und Ganzen ist es hier eine bunte Mischung. Dan ab und an sieht man bei den Clans auch Elben darunter die sich so gut wie möglich versuchen an zu passen. Trotzdem fallen sie auf. Das sind dann wohl die Schattenelben. Ihr Körperbau ist schmaler und ihre spitzen Ohren verraten sie.

Einige Zeit verlässt Malek die zwei um seinem Freund hinter der Theke zu helfen und nun sitzt Sarah mit Lecram da und flüstert über den Tisch indem sie sich etwas nach vorne beugt: „Eine ganz andere Welt hier.“

„Ja, aber irgendwie gar nicht mal so schlecht.“

„Denkst du wirklich wir finden Feora hier?“

Lecram kommt nicht dazu etwas zu erwidern da bereits einer von Kolens Männer neben Sarah hinsitzt und meint: „Da dir der Becher Rotblatt so gut schmeckt sollte ich dir vielleicht Nachschub besorgen. Ich bin Unam.“ Er zwinkert ihr verheissungsvoll zu und stellt ihr einen Becher hin.

Automatisch entlockt er ihr ein kurzes kichern. Schon geht die Balzerei also los. Sarah lehnt sein Angebot jedoch dankend ab. Lachend geht Unam auch schon wieder. Unam ist ebenfalls hoch gewachsen und hat langes üppiges braunes Haar und braune Augen. Dazu einen warmen Blick und einen kleinen Ziegenbart. Er ist breitschultrig und vermutlich sehr kräftig. Streit möchte sie nicht mit ihm anzetteln. Ausserdem hat er markante Gesichtszüge und ein sympathisches Lachen.

Als sie zu Lecram hin sieht kann sie sehen dass er sich etwas verkrampft hat bei Unams Besuch. Ach ja, er will sie mit Sicherheit beschützen. Wie üblich! Dabei ist es hier doch gerade so gemütlich. Sarah sieht sich weiter um während Lecram etwas von seinem Becher trinkt. Im Gegensatz zu ihr hat er noch was drin. Ihr Blick schweift wieder durch den Raum. Weiter hinten steht Kolen und beobachtet sie offensichtlich. Bei seinem Blick wird es ihr etwas mulmig. Angekleidet sieht er ausgesprochen gut aus - das ging ihr doch schon mal durch den Kopf.

Sie schüttelt kurz ihren Kopf. Sarah beschliesst ihn ebenfalls offen zu mustern. Seine braunen Hosen und sein beiges Oberteil passen wunderbar zu seinem dunklen Teint. Der Typ ist gar nicht so trist angezogen wie sie es sich vorgestellt hat. Anscheinend hat sich die Kleiderauswahl hier etwas verändert. Es schminken sich ausserdem lange nicht alle Kohle um die Augen. Da Sarah seinem Blick standhält, lächelt Kol ihr offen zu. Er macht offensichtlich klar dass er Sarah kennen lernen will. Er hat was Anziehendes. Himmel, wo wandern ihre Gedanken hin. Sie sieht hilfesuchend zu Lecram. Ein Becher von diesem erfrischenden Getränkt hat ihr bereits gereicht, einen zweiten wird sie nicht anrühren.

„Ich bin müde, verzieh mich nach oben und geh mal besser ins Bett.“ Beichtet sie.

„Hast du gerade geflirtet?“ Sein Blick ist fast eine Spur vorwurfsoll und sie verneint es mit: „Ich habe ihn lediglich gemustert. So wie er mich auch.“

Lecram lässt es so im Raum stehen und beschliesst: „Ich bringe dich hoch.“ Er will wohl auf Nummer sicher gehen.

Elegant steht Lecram auf und nimmt ihre Hand. Er versucht zu lächeln was ihm nicht ganz so einfach gelingt. Irgendwie scheint er leicht angespannt zu sein. Doch Sarah nimmt offen lächelnd seine Hand an. Dabei führt er sie vorsichtig an Unam vorbei der sie beide frech grinsend mustert. Beim Treppenaufgang treffen sie schliesslich auf Kolen der lässig an der Wand steht und die beiden bereits ab fängt. Sarah hört Lecram laut aufseufzen und Kol beginnt das Gespräch mit: „Wenn ich euch wäre würde ich noch etwas bleiben. Es wird bestimmt noch ganz spassig. Mein Name ist Kolen aber Freunde nennen mich Kol.“ Sein Lächeln wirkt aufgesetzt und seltsam anziehend auf Sarah. Für einen Moment sieht er Sarah direkt in die Augen und grinst frech.

„Du darfst mich Kol nennen.“ Danach geht sein Blick zu Lecram und Kol ist direkt: „Ihr kennt also Malek?“

„Genau.“ Antwortet Lecram stattdessen.

„Aber ihr seid offensichtlich keine Elben.“

„Und?“ Antwortet Lecram mürrisch.

„Woher kommst du?“ Stellt Kol die nächste Frage direkt an Lecram. Jetzt lässt Lecram Sarah los und gähnt gelangweilt auf als er beschliesst doch noch zu antworten verschränkt er lässig seine Arme dabei: „Warum erzählst du mir zuerst nicht etwas Interessantes über dich? Dann seh ich mal ob ich gewillt bin auf deine lästigen Fragen eine Antwort zu geben.“

„Tusche“, klingt eine helle, klare Stimme hinter Sarah. Automatisch sehen sie nach hinten und ihr Blick fällt auf ein Mädchen oder junge Frau, so in etwa im gleichen Alter wie sie selbst. Sie hat Schulterlange, gelockte, schwarze Haare und ebenfalls grüne Augen und einen dunklen Teint. Sie hat tolle grosse grüne Augen. Was Sarah auffällt ist, dass das Mädchen ein offenes Lächeln hat. Automatisch ist das Mädchen Sarah sympathisch, ausserdem fühlt sich Sarah von ihr und Kolen angezogen. Genau genommen fühlt sie sich in dieser Gruppe mit Lecram, Kolen und dem Mädchen sehr wohl. Seltsam, so als wäre alles in bester Ordnung! Nur Lecram scheint ihr Gefühl nicht zu teilen. Das Mädchen lächelt Sarah immer noch an während die Jungs sich umkreisen wie Tiere.

„Komm mit, hier ist die Stimmung etwas zu heiss. Ich spendiere dir einen Drink.“ Erklärt ihr das Sympathische weibliche gegenüber.

Mit diesen Worten zieht das Mädchen sie von den beiden Streithähnen weg. Die beiden platzieren sich so dass Sarah die Jungs weiterhin beobachten kann.

Die Frauen Stimme erklärt: „Also du bist Sarah.“ Sarah nickt und ihr Gegenüber fährt fort: „Ich bin Dila von Clan der Rim.“ Dabei rollt sie ihre Augen als wäre es ihr etwas peinlich. Sarah spricht immer noch kein Wort. Sie ist etwas erschlagen von den Ereignissen und sieht Kol und Lecram zu wie sie sich etwas zäh unterhalten. In Sarahs Kopf herrscht ein wildes durcheinander. Irgendwie versucht Sarah das Ganze hier zu begreifen. Kol und Lecram sind etwa gleich gross. Als Sarah wieder zu Dila sieht, steht vor ihr bereits ein Getränk. Sarahs Augen weiten sich und sie verneint: „Danke mir reicht ein Becher.“

Dila schmunzelt und erwähnt leise: „Keine Angst das sieht nur wie Rotblatt Saft aus. Nalem hat den für mich gemacht damit es nicht so auffällt dass ich mich nicht so besaufe wie die anderen.“ Ihr Lächeln ist aufrichtig und Sarah erwähnt: „Du bist nett, das habe ich hier nicht erwartet.“

„Danke.“ Ein offenes Lächeln. „Dein erster Rotbeerenblütensaft?“ Kneift Dila ihre Augen zusammen und Sarah gesteht: „Ja, und dann vermutlich noch zu schnell getrunken.“

„Ich erzähle es keinem, versprochen.“ Zwinkert Dila und Sarah ist dankbar. Dann folgt Dila’s Blick ihrem und sie grinst als sie bemerkt dass Sarah, Kol und Lecram beobachtet.

„Würde mal sagen Neben Malek und natürlich Nalem“, Dila schmunzelt, „und vielleicht Unam sind die beiden wohl die heissesten Anwärter hier.“

„Du stehst auf Malek?“ Ist Sarah jetzt doch neugierig und ja, Dila muss das Tier gewesen sein das von Malek getätschelt wurde.

„Wir haben da im Moment eine Dreiecksbeziehung am Laufen. Aber pass du nur gut auf dass hier nicht gleich alle mitbekommen dass du nicht mit Lecram das Bett teilst. Sonst werden alle um dich streunen als wärst du ein läufiges Tier.“

Igitt, geht es durch Sarahs Kopf. Aber Moment mal, klingeln da noch die klaren Hirnzellen bei ihr durch und sie möchte wissen: „Weshalb gehst du davon aus dass ich und Lecram nicht das Bett zusammen teilen?“

„So was fällt mir auf. Du wägst noch ab.“

„Das kann dir nicht auffallen.“

„Was nicht ist kann ja noch werden.“ Schmunzelt Dila.

Sarah muss vorsichtig sein, Dila ist bei wahnsinnig wachem Verstand, Sarah muss echt aufpassen. Ist sie wirklich mit Malek und Nalem zusammen? Oder hat sie das nur so dumm daher gesagt.

„Wenn du Kolen heiss findest, warum bist du nicht mit ihm zusammen?“

„Wir sind vom gleichen Clan.“ Sieht Sarah dabei lediglich tief in die Augen als müsste Sarah wissen warum nicht. Sarah stutzt und begreift. „Oh…, er ist dein Bruder.“

„Genau.“

Lächelnd kommt dann Malek der Dila umarmt und tauscht ein paar Worte mit ihr aus. Eine Dreiecksbeziehung und wieder hat Malek nichts davon erwähnt. Sarah staunt. Irgendwie fühlt sie sich jedoch beobachtet, also sieht sie sich etwas um. Sarah bekommt dabei richtig Gänsehaut, schliesslich stösst ihr Blick auf den Hünen Elsila. Diese wunderschönen braunen grossen Augen mustern sie direkt und Sarah wird es mulmig. Was für eigenartige Menschen hier leben!

„Elsila ist unheimlich“, gesteht sie schliesslich Dila die jetzt wieder alleine neben ihr steht.

Dila lächelt bei ihrer Erklärung: „Sila ist schon so alt dass man nicht weiss wo sein Ursprung überhaupt her kommt. Oder er ist schlau genug umso zu tun als wisse er nicht mehr woher er abstammt.“

„Zu welchem Clan gehört er denn?“

„Meistens hängt er mit denen von Samasto ab. Aber im Grunde genommen weiss niemand woher Sila kommt.“

„Ich dachte der älteste Clan sei Rim?“

„Aha, du wurdest schon darüber informiert was die Szene bei eurer Ankunft zu bedeuten hatte. Gut“, nickt Dila einverstanden, „stimmt schon wir sind der älteste Clan. Doch Sila gehört zu keinem Clan, er ist alleine. Er mag merkwürdig erscheinen. Aber wenn er mal spricht musst du ihm zuhören denn das kommt selten vor. Und was er zu sagen hat ist meistens wichtig.“

Trotzdem ist er Sarah unheimlich und als Dila beschliesst ihr noch ein Getränk zu organisieren lehnt sie dieses Mal danken ab.

Sie muss jetzt ins Bett! Sie ist müde und ihr Bein schmerzt.

Mehr oder weniger zielstrebig hinkt sie auf Lecram zu der sie natürlich bereits kommen hörte, selbst wenn er mit dem Rücken zu ihr steht. Darum empfängt sie sofort sein starker Arm um die Hüfte und er verabschiedet sich von Kol mit den Worten: „Sehen uns.“

Kol nickt und tippt mit zwei Fingern an seinen Kopf zum Abschied. Dabei sieht er ihr tief in die Augen mit seinen schönen grünen Augen. Sarah muss gestehen sie steht auf diese grünen Augen. Auch Dila hat so wunderschöne grüne Augen. Dann erscheint es ihr logisch und sie spricht es laut aus: „Dila und du, ihr seid Zwillinge?“

„Hat sie dir das erzählt?“ Ist Kol neugierig.

„Nein, aber ich sehe es - jetzt.“ Verwirrt sieht sie zu Lecram auf, der schliesslich bestimmt: „Ich bringe dich jetzt besser ins Bett.“

Dann nimmt er sie mit Leichtigkeit auf seine starken Arme und trägt sie hinauf. Genau genommen ist Sarah ihm so dankbar. Ihr Blick fällt nochmal zu Kol der sie auch eingehend mustert. Wer ist dieser seltsame gut aussehende Kerl? Die Treppenstufen knarren dabei bei jedem Schritt.

 

 

 

Lecram

 

Sicher legt er sie in ihrem Bett hin und denkt sie mit dem einfachen weissen Lacken etwas zu. Für einen kleinen Moment hat er mit dem Gedanken gespielt sie aus zu ziehen – lässt es jedoch sein. Sie hätte den Traumsaft nicht so hinunter stürzen sollen. Ihre Freunde haben sie gewarnt! In ihrem geschwächten Zustand, dann noch ohne Essen, hat der Saft ihre Müdigkeit gesteigert. Während er und Kol sich wie Wölfe umkreist haben hatte Sarah wohl die bessere Gesprächspartnerin und mehr heraus gekriegt. Er hofft bloss dass sie es Morgen auch noch weiss.

„Bleib noch etwas bei mir, bitte. Wenn du magst darfst du mich auch küssen.“ Fleht ihr Blick als er gehen will. Er seufzt leise auf. Sie macht es ihm nicht einfach!

Ihr zuliebe nimmt er den Stuhl und sitzt noch etwas hin. Wenn sie einen kleinen Rausch hat muss er auf sie aufpassen denn sie wäre im Stande sich an den nächst bestem Kerl zu schmeissen. Kolen hat Sarah immer wieder beobachtet. So wie dessen Freund Unam. Es scheint als suchen die beiden nach einer geeigneten Gespielin.

Während er Sarah so ansieht überlegt er ob es wirklich die Richtige Entscheidung war sie mit zu nehmen. Vielleicht sollte er sie dazu bewegen zurück zu kehren, er kann nicht nach dem kleinen Drachen suchen und gleichzeitig auf sie aufpassen wenn sie es nicht zulässt. Gerade als er denkt sie sei eingeschlafen öffnet sie ihre Augen und sieht ihn direkt an.

„Kolen und Dila sind Zwillinge.“

„In dieser Welt gibt es anscheinend des Öfteren Zwillinge.“

„Lec, das hat was zu bedeuten. Ehrlich, das hat was zu bedeuten. Was es bedeutet finde ich schon noch heraus.“

„Wirst du.“ Es sieht süss aus wie sie sich gerade den Kopf darüber zerbricht. Immerhin hat sie in dieser kurzen Zeit schon etwas herausgefunden. Er lächelt sie an.

„Ich mag es wenn deine Haare so ins Gesicht fallen“, ist sie ehrlich und sieht ihn immer noch direkt an. Er lächelt zaghaft und kratzt sich verlegen am Hinterkopf.

„Möchtest du mich ausziehen?“ Ist ihre nächste Frage.

Er entscheidet nicht auf diese Frage zu antworten und einfach mal ab zu warten. Sie hat zu viel getrunken, morgen würde sie es bereits wieder bereuen. Schliesslich kneift er seine Augen schmal zusammen und überlegt doch eine passende Antwort. Doch Sarah schiebt bereits mit verkniffenem Gesicht nach: „Entschuldige.“

Ernster als gewollt steht er auf und gibt ihr einen Kuss auf die Stirn nachdem er zitiert: „Vertrauen ist eine zarte Pflanze. Ist es einmal zerstört, so kommt es sobald nicht wieder.“ Er küsst sie nochmal sanft auf die Stirn. „Wir sehen uns Morgen, schlaf dich aus.“

Sarahs lächeln genügt ihm und er schliesst die Tür hinter sich als er in sein Zimmer hinüber geht. Klar könnte er sich wieder unter die anderen mischen. Heute Abend steht ihm jedoch nicht der Sinn nach Ärger. Es war ein Ereignisreicher Tag und auch er kann etwas Schlaf vertragen. Zwar würde er gerne etwas von der Gegend erkunden, das könnte jedoch um diese Uhrzeit ein schlechtes Bild auf ihn werfen. So beschliesst er auch zu Bett zu gehen. Ausserdem hat Sarah vielleicht Recht und es hat eine Bedeutung dass Kolen und Dila Geschwister sind. Auch er wird ein Auge auf die beiden werfen. Doch dann findet auch er rasch den Schlaf.

Als Lecram am nächsten Morgen aufsteht hätte er spontan Lust auf so was wie Kaffee. Zum allerersten Mal dass er Kaffee vermisst seit er in dieser Welt gelandet ist. Nachdem er sich aus dem kleinen Becken mit Wasser etwas frisch gemacht hat, geht er hinunter wo er auf Malek und Nalem stösst. Sie nicken einander hochachtungsvoll zu und Nalem fragt fröhlich: „Möchtest du was kleines zum Essen?“

„Gerne.“ Als dann die drei gemeineinsam am Tisch sitzen nimmt Lecram einen Schluck von dem Getränk das vor ihm steht. Zu seinem Erstaunen ist es was Tee ähnliches und er fragt nach: „Was ist das?“

Nalem erklärt: „Tandara Wurzel aufgekocht in Wasser. Schmeckt es?“

Zu seinem Erstaunen: „Ja.“ Er stellt den Becher hin. Es schmeckt nicht nach Kaffee aber es ist stark und hält ihn bestimmt wach. Ein guter Kaffee Ersatz!

„Aber sag mal, wie bezahlen dich die Menschen hier eigentlich?“ Ist Lecram neugierig.

„Mit Münzen oder sie tauschen einfach.“ Erklärt Malek und Nalem nickt. Doch Lecram hat hier auf Malon ehrlich gesagt noch nie Geldscheine gesehen.

„Viele tauschen hier ihr Hab und Gut“, erklärt Sarah die gerade die knarrende Treppe herunter gekommen ist und sich zu ihnen setzt. Sie sieht zwar noch etwas zerknittert aus aber bereit für den bevorstehenden Tag. Sie lächelt adrett in die Runde und Malek ergänzt: „Die Getränke mit berauschenden Wirkungen bekommst du nur hier ausgeschenkt und dafür bekommt Nalem zum Beispiel Essen oder Holz oder Decken oder was er sonst noch so braucht. Einige bezahlen natürlich mit Münzen.“

Nalem streckt ihm eine der besagten Münzen hin die er in der Hosentasche hat und Lecram begutachtet sie. Eine einfache schlichte Knopfgrosse kupferne Münze ohne Prägung. Dafür hat sie einen gezackten Rand.

„Wo werden die hergestellt?“, ist Lecram neugierig.

„Diese grosse Schmiede findest du in der Gegend von Veram. Aros hatte alles: die Münzen und seine Macht machten ihn praktisch unbezwingbar.“ Erklärt Malek so sachlich wie möglich und Lecram fällt auf das er immer noch nicht alles über diese Welt weiss. Zumindest ist ihm nun klar aus welchem Grund jemand in der Gegend von Veram regieren sollte. Diesem Thema muss er sich wohl oder übel doch bald mal stellen.

Nicht heute, nicht hier!

„Nalem, wie viel bezahlst du für die Getränke die du vom Clan Rim bekommst?“ Ist Lecram neugierig und Malek lächelt, schliesslich antwortet erneut Malek. „Ich bringe normaler Weise nützliche Dinge aus Trisyt mit denen mein Freund dann austauschen kann.“

Lecram versteht: „Einfaches Prinzip, so wie die Gargoyle aus der Steinwüste.“

„Bist du, ich meine kannst du dich echt in eine solche Kreatur verwandeln? Ich habe noch nie einen gesehen. Für uns sind das alles einfach nur alte Sagen.“ Möchte Nalem genauer wissen. Und Lecram muss automatisch breit grinsen.

„Ich war mein Leben lang ein Gargoyle und bin erst seit kurzem mehr Mensch als Dämon.“

„Unglaublich. Malek hat mir so viel von euch beiden heute Nacht erzählt dass ich mich geschätzt fühle euch hier zu beherbergen.“ Er räuspert sich: „Versteht mich nicht falsch, aber die Gerüchte über Hüterin und Gargoyles und sogar Makiani sind schon bis zu uns her gedrungen. Aber weshalb sollte sich jemand in diese Einöde verlaufen. Daher sind es eigentlich nur Geschichten aus alten Zeiten.“ Nalem sieht zu Sarah: „Und Fenia, dich und Gloria habe ich nie kennen gelernt. Das alles waren selbst in Trisyt für mich nur Geschichten. Geschichten aus einer alten unwirklichen, längst vergessenen Zeit.“

„Tja, hier sitzen wir nun leibhaftig vor dir. Und ich bitte dich auch um einen Becher, mit diesem Getränk, das mich hoffentlich auf Vordermann bringt.“ Hängt Sarah lächelnd an und Nalem schwärmt weiter als er aufsteht: „Malek war an eurer Seite in Veram und ich dachte schon er hat was gegen mich.“ Er sieht zu seinem Freund: „Du hast mir und Dila gefehlt.“

„Ich weiss, dieses Mal bleibe ich etwas länger als sonst.“ Nalem nimmt gerührt die Hand von Malek in die seine und haucht: „Danke.“

Für Lecram ist es ungewohnt seinen Freund so zu sehen, aber er ist auch irgendwie seltsam gerührt von der Offenheit der beiden. Warum Malek noch den Namen Dila erwähnt hat bleibt ihm im Moment zwar noch ein Rätsel. Er lässt es einfach so stehen.

Sein Blick fällt zu Sarah und merkt dass sie bereits schon mehr von den seltsamen Beziehungen ihrer Freunde erfahren hat. Schliesslich besorgt Nalem für Sarah auch einen Tandra Tee.

„Warum lebst du hier?“ Geht Lecrams nächste Frage an Nalem der bereits wieder sitzt und sofort mit einem schiefen Lächeln darauf antwortet: „Ich habe gerne verschiedene Leute aus verschiedenen Gründen um mich. Vermutlich bin ich ein guter Zuhörer und ein Geheimnis bleibt auch mal hier verborgen wenn man es möchte. Ausserdem geniesse ich es hier im Schatten zu leben. In Trisyt ist mir alles zu - harmonisch“,

Malek unterbricht: „Er meint damit zu langweilig.“ Dabei rollt er seine Augen kurz. Wieder schmunzelt Nalem und holt weiter aus: “ Dass Malenko besser nach Trisyt passt als ich habe ich akzeptiert. Und wir haben eine für uns akzeptable Lösung gefunden.“

Lecram versteht und spricht etwas förmlich weiter: „Da Malek sozusagen mein bester Freund ist und schon fast zu meiner Familie gehört, zähle ich dich nun auch dazu. Ich baue auf deine Loyalität, deine Freundschaft - Nalem.“

„Jederzeit an jedem Ort.“ Hochachtungsvoll sehen sie einander in die Augen und nicken wie es Elben tun wenn ihnen etwas sehr wichtig ist. Diese Geste trifft Lecram jedes Mal tief. Es ist nicht einfach nur so dahin gesagt. Die Elben meinen es genauso wie sie es sagen, ohne Wenn und Aber.

Keine falschen Versprechungen.

Krachend geht die Tür auf und eine sehr gutaussehende Frau mit Kurven die sie wohl gerne Zeigt steht im Raum. Ihr Brustkorb hebt sich vor Aufregung. Anscheinend ist sie gerannt oder zumindest zügig gelaufen. Sie hat lange rote gelockte Haare und Sommersprossen. Ihre grüngrauen Augen runden ihr Gesicht ab. Sexy! Ihr Ärger steht ihr ausserdem ausgezeichnet, stellt Lecram fest. Sie reckt ihren Kopf und möchte von der Gruppe wissen: „Sind Kol und Unam hier gewesen? Keine Lügen!“ Mahnt sie zusätzlich mit dem Zeigefinger.

„Nein, habe sie heute noch nicht gesehen“, schüttelt Nalem den Kopf.

„Wo stecken die beiden bloss!“ Rollt sie ihre Augen.

„Samuna, ich habe wirklich keine Ahnung wo die beiden sich herum treiben. Vielleicht pflücken sie den Rotblatt?“ Ergänzt Nalem schulterzuckend. Die anderen sehen dem Schlagabtausch ruhig zu.

„Von dort komme ich gerade, die beiden drücken sich mal wieder und lassen uns die ganze Arbeit machen.“

Als ihr Blick auf Lecram fällt wird plötzlich ihr Blick viel weicher. Lecram stutzt.

„Hübscher, hast du eventuell Zeit und Lust mir zu helfen? Ich brauche männliche Unterstützung.“ Spricht sie sanft mit einem umwerfenden Lächeln. Dabei stützt sie sich auf den Tisch ab um Lecram direkt in die Augen zu sehen. Somit hat er Sicht auf ihren verführerischen Ausschnitt. Für einen Moment stellt sich Lecram die Frage ob das eine Fang Frage sein soll. Doch es sieht so aus als meinte sie es wirklich ernst. Eigentlich möchte er sich nicht einmischen und schon gar nicht mit ihr die nicht mit ihren Reizen geizt. Handkehrum möchte er so viel wie möglich über diese Gegend herausfinden, vielleicht weiss sie etwas über die Katakomben. Bis jetzt weiss er nur dass weder Malek noch Nalem wissen wo hier Katakomben zu finden sind.

Ein Versucht scheint es Wert zu sein!

Ein kurzer entschuldigender Blick fällt zu Sarah als er schliesslich breit lächelt und Samuna antwortet: „Ich stehe in deinen Diensten.“

Geschmeidig steht er auf und grinst Frech über seine Schulter zu Sarah bevor die beiden zur Tür hinaus verschwinden. Lecram sieht noch wie Sarah ihre Augen rollt. Ausserdem ist er gespannt auf wen er da draussen alles noch trifft. Er geht nicht davon aus das Samuna alleine erntet. Vielleicht ist das auch sein Glück. Er beschliesst sich treiben zu lassen und offen zu sein für alles Neue.

 

 

 

Sarah

 

Kopfschüttelnd sieht sie den beiden nach. Aber Sarah muss sagen, sie hat schon lange nicht mehr eine so schöne Frau gesehen. Und A’bena ist die schönste Elbin die sie kennt. Gegen diese Schönheiten ist sie selbst eher langweilig. Vielleicht auch nicht, aber so empfindet sie zumal. Nicht dass Sarah etwas an ihrem Körper beanstanden könnte. Doch etwas mehr Brüste hätte sie schon immer gerne gehabt. Ihre Schwester hat die besseren Kurven. Dann noch ihr humpeln weil ihr Bein andauernd schmerzt. Das ist ja nun wirklich alles andere als sexy. Genau genommen litt sie auf der Erde darunter nicht wahrgenommen zu werden. Bis sie Lecram begegnete. Er gab ihr das Gefühl begehrenswert zu sein. Und wo steht sie jetzt?

„Na, ein bisschen eifersüchtig Hüterin“, neckt Malek und Sarah gibt selbstbewusst Antwort: „Er kann tun und lassen was er will. Für mich gilt dasselbe und an geeigneten Männern scheint es hier ja nicht zu mangeln.“

„Wahrlich nicht, aber sie sollten auch vertrauenswürdig sein.“, mahnt Nalem mit einem Sorge Follen Blick.

„Na dann gib mir doch mal Ratschläge“, schlägt sie vor und Nalem sieht sie liebevoll an. Sein Blick ist warm und fürsorglich. Seine braunen Augen stehen im Gegensatz zu seinem hellen Teint und den fast silbernen langen Haaren.

„Vertrau einfach deinem Instinkt.“ Beteiligt sich nun auch Malek an dem Gespräch und Nalem fährt schmunzelnd fort: „Instinkt hin oder her, den einen oder anderen Ratschlag kann ich dir gegebenen Falls schon machen.“

Sie muss kichern. Irgendwie versteht sie warum Lecram sich hier gut zu Recht findet. Es ist ähnlich wie auf der Erde. Wobei Lecram auch nach Veram oder Trisyt passt, er passt durch seine Art überall hin. Sie findet ihn so anpassungsfähig. Doch für seinen Bruder Marcus wäre das hier genau der Richtige Ort gewesen. Mit seiner schelmischen undurchsichtigen Art und Weise hätte er hier bestimmt rasch zwielichtige Freundschaften geschlossen. Ärger wäre vorprogrammiert gewesen! Marcus und Ärger passten einfach gut zusammen. Sie vermisst Marcus immer noch ein klein wenig. Das hätte sie nie für möglich gehalten. Dann holt Malek sie aus ihren Gedanken: „Willst du jetzt die Gegend etwas erkunden?“

„Ich wollte eigentlich euch etwas behilflich sein.“ Zuckt ihre Schulter auf.

„Am Abend gerne, Tagsüber läuft nicht viel.“ Antwortet diesmal wieder Nalem. Also steht sie auf, Sarah kann verstehen dass die beiden gerne noch etwas für sich Zeit beanspruchen.

„Na dann werde ich mal sehen was mich da draussen alles erwartet.“ Sie geht rasch hoch um ihren Bogen und den Köcher zum zu henken. Wer weiss was hier für Gefahren auf sie lauern. Als sie die knarrende Treppe wieder hinunter kommt bittet Malek: „Geht bitte nicht vom Weg ab sonst verläufst du dich am Ende noch. Wenn du dich nicht wohl fühlst komm einfach wieder zu uns zurück.“

Sarah nickt als sie aus der Tür ins freie geht. Sie holt tief Luft. Der düstere Wald mit den schwarzen Baumstämmen laden nicht gerade ein um hier einen Spaziergang machen zu wollen. In den Baumgipfel hängt sogar immer noch etwas Nebel. Eine gespenstige, unheimliche Gegend! Leise schliesst sie die Tür hinter sich und seufzt auf.

Nach kleiner Überlegung nimmt sie einen der unbekannten Wege. Es ist ein breiter Waldweg entlang der kahlen Bäume der nach einer Weile zu einem kleinen Bachlauf führt. Ab und an sieht sie einen Hundsmenschen der umher streift und sie aus sicherer Entfernung beobachtet. Etwas unheimlich. Zum Glück lässt das Tier sie in Ruhe und verschwindet etwas später wieder. Sie mag das leise Plätschern des Baches und entscheidet dem Bach Weg entlang weiter zu gehen. Ein seltsames Bild an einem Bach entlang zu laufen wo nichts Grünes wächst. Hier befinden sich viele grössere sowie kleinere Steine und Torf. Auch so was Ähnliches wie Moos findet sie, es ist Kissen artig – jedoch grau oder beige Farben. Irgendwie sieht hier alles ähnlich aus. Trist.

Ab und an trifft sie auf kleine Blockhütten Siedlungen mit ihren Bewohnern die entweder Wäsche waschen, Kochen oder Holz spalten. Einige scheinen zu diskutieren oder streiten auch mal. Leise zieht sie weiter. Niemand ist sonderlich freundlich, also grüsst Sarah auch nicht mehr.

Alle leben hier so spartanisch obwohl sie dieses Leben freiwillig gewählt haben sehen sie nicht glücklich aus. Es wird Gründe geben warum man sich hier in die Abgeschiedenheit zurückziehen möchte. Vielleicht um zu vergessen, vielleicht um sich selbst zu finden, vielleicht um unter zu tauchen oder vielleicht einfach aus x-verschiedenen anderen Gründen. Wer weiss.

Plötzlich trifft sie unerwartet bei einer Hütte auf den Hünen Elsila. Da bekommt sie gleich Gänsehaut. Der Hüne ist ebenfalls am Holz spalten. Bei ihm braucht es nur einen Schlag und das Holz ist gespalten. Er ist äusserst kräftig. In dem Moment, als sie wortlos mit dem Rückzug beginnt, sieht Elsila ihr direkt in die Augen und legt das Beil weg. Für einen Moment scheint ihr Atem aus zu setzten. Er hat sie gesehen! Seine braunen Augen blitzten sie belustigt an und ihr bleibt die Spucke weg!

„Komm setzt dich einen Moment zu mir.“ Mit einer Handbewegung zeigt er auf zwei Baumstümpfe die so etwas wie eine Sitzgelegenheit darstellen.

„Danke Elsila, aber ich möchte weiter gehen.“

„Nenn mich Sila. Setzt dich! Du brauchst dich nicht vor mir zu fürchten.“

„Ist das so offensichtlich?“ Mit diesen Worten setzt sie sich zu ihm hin. Ein lautes heiseres Lachen.

„Sehr, aber ich beisse dich nicht.“

Dieser Mann flösst ihr trotzdem Angst ein. Ihre Nackenhaare stellen sich auf und ihr ist alles andere als wohl. Sila ist ihr so unheimlich. Sein schwarzer Bart und die schwarzen Augenbrauen stehen im Gegensatz zu seinen halblangen grauen Haaren. Für einen klitzekleinen Moment ist sie drauf und dran nach Lecram zu rufen. Doch dann schmunzelt Sila als er sie fertig gemustert hat.

„Du kannst wieder atmen, so schrecklich bin ich wirklich nicht.“

Just in diesem Moment fällt es auch ihr auf dass sie tatsächlich ihren Atem angehalten hat. Und ausserdem steht ihm ein Lächeln eigentlich ganz gut. Sie will ehrlich sein: „Du lächelst selten und musterst einen auf seltsame Art. Das ist echt ziemlich unheimlich.“

„Wohl wahr“, zuckt es in seinen Mundwinkel auf, „Im Beobachten bin ich sehr gut. Ausserdem hast du dich schon mal umgesehen? Hier gibt es nicht viel zu lachen.“

Sie sieht sich um. Aber ja – die Tiere! Es hat keine Tiere! Kein Vogel der zwitschert – gar nichts.

„Wo sind die Tiere denn alle hin?“ Hackt sie neugierig nach. „In jedem Wald gibt es doch eigentlich Tiere.“

„Weg.“

Na Bravo, das hat sie ja selbst gesehen. „Warum?“

Der Hüne vor ihr mustert sie nochmal bevor er ihr antwortet: „Da es hier niemand für nötig hält einer gescheiten Arbeit nach zu gehen und die jungen Leute zu viel Zeit übrig hatten, haben sie alles erlegt was es zu erlegen gab. Sie haben daraus so was wie ein Wettstreit gemacht. Und nun haben wir nur unseren Wein und Holz so viel wir wollen um zu Handeln. Terin, aus dem Clan Samasto, ist zurzeit unterwegs um mit Gütern zu Handeln. Ausserdem sind wir ganz froh wenn Malek mal wieder etwas für Nalem mitbringt das wir tauschen können.“

„Warum seid ihr denn hier geblieben? Ihr hättet ja zu den Elben reisen können oder in die Nähe von Veram ziehen.“

„Alle hier stammen ursprünglich aus einem Teil von Veram oder sonst woher. Doch Aros regiert dort seine Schreckensherrschaft. Wir sind vielleicht wild aber nicht blöd. Das solltest du wissen.“

Erst jetzt begreift Sarah dass hier noch gar niemand davon in Kenntnis gesetzt wurde das Aros gefallen ist. Sie weitet ihre Augen. Sie muss dringend mit Lecram sprechen!

„Aros Herrschaft. Stimmt.“ Nickt sie kurz.

„Woher stammst du denn?“ Möchte er wissen und Sarah antwortet ehrlich: „Aus Trisyt.“ Und Sila schüttelt verneinend seine grauen Haare. „Verzeih, du bist kein Elb. Also verkauf mich nicht für dumm.“

„Es ist die Wahrheit, mein Vater ist elbisch“, sie hat ja nicht gesagt ein Elb sondern nur Elbisch da kann er denken was er will, „Meine Mutter stammt ursprünglich aus Mu-yel, lebt aber nun auch in Trisyt bei meinem Vater.“

„Daher kennst du also Malek. Mu-yel also…“

„Genau.“

„So, so. Aber du bist bestimmt nicht in Trisyt aufgewachsen.“ Scheint er sie zu prüfen.

„Wir sind viel herum gereist und erst seit kurzem nach Trisyt zurück gekehrt“, versucht sie so nah wie möglich der Wahrheit zu entsprechen.

„Wie heissen deine Eltern? Wenn ihr viel gereist seid kenne ich sie vielleicht.“ Hackt Sila nach mit prüfendem Blick. Sarah mustert ihr Gegenüber. Kann er so alt sein dass er über ihre Mutter Bescheid weiss? Wenn er sie jetzt nach Lecram fragt hat sie ein weiteres Problem. Na das kann ja heiter werden.

„Gut möglich. Aus welchem Grund fragst du danach?“

„Du lenkst ab.“

„Vielleicht.“

„Hast du etwas zu verbergen?“

„Sehe ich denn so aus“, presst sie ihren Kiefer zusammen.

Wieder ein heiseres Lachen. „Und wenn ich dich über Lecram etwas frage wirst du wahrscheinlich wieder ausweichen“, seine Augen blitzen kurz auf da Sarah mit der Antwort zögert frag er direkt: „Was wollt ihr beiden hier in dieser tristen Gegend? Daraus werde ich nun wirklich nicht schlau.“

„Lecram hat Träume, einer davon hat uns her geführt.“

Nun lacht der Hüne vor ihr laut auf und scheint amüsiert zu sein. Dabei hat sie doch gar nicht gelogen.

„Ich denke es ist besser du gehst deinen Weg weiter. Unsere Gespräche führen zu nichts mehr. Wenn die Zeit gekommen ist werden wir zwei uns weiter unterhalten. Ich habe Zeit, ich kann warten.“ Mit diesen Abschliessenden Worten macht er sich wieder an die Arbeit und sie steht verdutzt auf.

Was für eine seltsame Begegnung!

Nach einer kurzen Verabschiedung schlendert sie hinkend weiter dem Bach entlang und überlegt was sie von Sila halten soll. Sie entscheidet dass er ein sehr intelligenter wacher Mann sein muss und in ihm steckt mehr als er äusserlich zu gibt. Wer ist dieser seltsame Mann? Sie beschliesst später einfach Malek und Nalem nach Sila zu fragen, vielleicht wissen sie mehr über diesen Hünen. In Zukunft wird sie Sila wohl auch etwas mehr Beachtung schenken und ihn nicht mehr meiden. Vielleicht findet sie ja noch etwas Interessantes heraus. Bei Gelegenheit muss sie Lecram von Sila erzählen. Vielleicht weiss der Hüne mehr als man ahnt!

Nach einer Weile kommt sie an einen kleinen Ort an dem sich der Bach gabelt. Ein gefällter, querlegender mit grauem Moos bewachsener Baum lädt zum Verweilen ein. Sie sitzt auf den Boden und lehnt an. Dafür legt sie ihren Köcher und den Bogen auf die Seite. Ausserdem sieht sie dem Bachlauf nach. Es hat irgendwie eine beruhigende Wirkung. Zu ihrem Erstaunen sieht sie schwarze Wassermolche und ist froh dass doch noch etwas Leben zu finden ist. Sachte nimmt sie einen kleinen Molch in ihre Hand der daraufhin kurz hell aufleuchtet. Erschrocken legt sie das Tier wieder ins Wasser.

Was war das gerade? Wirklich ein seltsamer Ort.

Gedanken versunken schliesst sie die Augen und döst vor sich hin. Plötzlich schreckt sie auf!

Sie muss eingeschlafen sein, denn als sie erwacht hört sie etwas entfernt jemanden sprechen. Stimmen, das sind stimmen. Sie kauert zum Bach und spritzt sich etwas Wasser ins Gesicht. Das tut gut und weckt sie etwas. Hier am Bach fällt ihr Blick, etwas rechts, auf einen ziemlich grossen orangen schillernden Pilz. Er fällt auf da hier keine grosse Farbenpracht herrscht. Ob er essbar ist weiss sie nicht, beschliesst ihn trotzdem mit zu nehmen und mal Nalem zu zeigen. Kaum hat sie den Pilz aus dem Boden gezogen wächst gleich einer nach. Vor Staunen weiten sich ihre Augen. So langsam gleicht es hier an einem verzauberten Wald. Anschliessend steht sie auf nimmt den Köcher und Bogen wieder auf und hüpft über den Bach und sucht nach den Stimmen. Sie muss nicht weit gehen, da stehen Unam und Kolen plötzlich direkt vor ihr. Beide grinsen quer über das Gesicht als sie Sarah erspähen.

Sie ist zur falschen Zeit am falschen Ort gelandet!

Kolen trägt ausserdem noch so was Ähnliches wie ein Reh über der Schulter und Unam hat den Köcher locker um die Schulter hängen.

„Ihr habt hier ein Tier gefunden?“, platzt die Frage einfach so aus ihr heraus und die beiden lachen kurz auf. Schliesslich ist es Kol der antwortet. „Dafür muss man ziemlich weit gehen aber ab und zu hat man Glück.“

Unam kommt schnurstracks auf sie zu und Sarah geht einen Schritt rückwärts, dabei prallt sie an den nächst stehenden Baumstamm. Sie fühlt sich in die Enge getrieben, versucht es jedoch zu überspielen. Unam mustert sie eingehend und schnüffelt an ihr herum bis er nachfragt: „Suchst du Pilze für Nalem? Oder bist du auch auf der Jagd?“

„Genau, ich sammle Pilze“, sofort hält sie den orangen Pilz, aufgesetzt lächelnd hoch. Über Unam‘s Schulter sieht sie Kolen wie dieser seine Nase rümpft und dabei den Kopf schüttelt. Tja, der Pilz scheint wohl nicht zum Verzehr geeignet zu sein.

Unam kommt noch näher an sie heran bis er ganz nah steht und ihren Duft in sich aufzunehmen scheint. Sarah verzieht ihr Gesicht da sein Atem zu wünschen übrig lässt. Unam ist sehr kräftig und sein Ziegenbart steht ihm eigentlich ganz gut. Ein interessanter Bursche mit dem man bestimmt Pferde stehlen kann. Wenn man will!

Seine braunen Augen strahlen etwas Gemütliches aus. Vielleicht liegt es aber auch nur daran dass er etwas korpulenter gebaut ist. Doch jetzt sieht sie den Schalk in seinen Augen stehen als er ihr ins Ohr flüstert: „Du bist ziemlich niedlich und weisst das noch nicht einmal. Das macht dich noch begehrenswerter.“ Sogleich folgt ein Kuss auf ihre Wange den sie als ziemlich unangenehm empfindet. Als Unam jedoch auch noch damit beginnt in ihren Haaren herum zu wühlen spricht sie bestimmend: „Suchst du etwa nach einem neuen Spielzeug?“

Wieder ist es Kol der laut auflacht. „Komm schon Unam, der Spruch von ihr war gut. Lass sie in Ruhe wir müssen das Tier noch ausnehmen.“

Nun sieht Unam sie herausfordernd lächelnd an. Seine Augen blitzen begeistert auf und als er seinen Kopf zu Kolen dreht kann sie einen kurzen Blick auf seine Zeichnung am rechten Handgelenk erhaschen da er sich mit dem Arm am Baum abstützt. Es ist eine Art Schriftzug das sein rechtes Handgelenk schmückt. Als Unam ihren Blick auf sein Handgelenk auffängt fragt er direkt: „Gefällt es dir?“

Natürlich zeigt er ihr die schwarzen Schriftzüge und Sarah ist interessiert.

„Ist ganz hübsch. Was bedeutet es?“

„Das soll einfach bezeugen dass wir dem Rim Clan angehören und darauf wir eine Gemeinschaft sind und für einander einstehen. Es soll uns auch in schlechten Zeiten daran erinnern. Bevor wir unsere Faust gegen einander erheben erinnert uns dieses Zeichen daran.“

„Und warum haben Kol und Dila keines?“

Nun sind beide Plötzlich still und Sarah hat das Gefühl die Falsche Frage gestellt zu haben.

Unam bricht das Schweigen: „Sieh mal einer an. Du bist nicht nur niedlich sondern auch noch intelligent“, schmunzelt Unam und Kolen antwortet: „Unsere Mutter wollte das wir etwas anderes tragen und das schmückt nun unseren Rücken wo es niemand sehen kann.“

„Das verstehe ich nicht, gehört ihr nicht zum selben Clan?“ „Seine Mutter tickt anders…“ Ist wieder Unam der antwortet.

„Unam erzähl keinen Mist. Lass uns gehen.“ Argumentiert Kol der immer noch das Tier auf seinen Schultern hat. Anscheinend ist es ihm nicht zu schwer. Schliesslich gibt ihr Unam noch einen Kuss auf die Stirn zum Abschied und flüstert ihr zu dass sie sich ja bald wieder sehen und dort weiter machen können wo sie gerade begonnen haben. Automatisch wischt sie sich die Stirn mit ihrem rechten Unterarm ab.

„Unam, du bist echt nicht mein Typ. Ausserdem will ein Mädchen nicht als niedlich betitelt werden“, argumentiert Sarah und Unam kontert während Kol kurz auflacht: „Na dann bist du eben ganz hübsch und weisst das noch nicht einmal.“

Dann geht Unam mürrisch weiter und Kolen schmunzelt immer noch breit. Als Kolen dann bei Sarah steht fragt er sie leise: „Findest du den Weg alleine zurück?“

„Kein Problem“, lügt Sarah wie gedruckt und wieder scheint sie Kolen zu belustigen der wieder schmunzelt und den Kopf leicht schüttelt. Sein lächeln ist angenehm und berührt sie auf seltsame Weise. Wieder fühlt sie sich sehr wohl in seiner Gegenwart.

„Du bist vielleicht hübsch, aber wirklich eine schlechte Lügnerin, komm ein Stück mit uns.“

Unam geht voran, gefolgt von Kol der das Tier immer noch mit Leichtigkeit trägt. Das Tier sieht bei genauerem Hinsehen einem Hirsch verblüffend ähnlich, ausser dass es viel kleiner ist. Es hat höchstens die Grösse eines Wildschweines aber den Körper eines Hirsches. Sarah beschliesst wortlos neben Kolen her zu gehen. Den Pilz hat sie immer noch in der Hand und Kolen weist sie darauf hin: „Schmeiss ihn weg. Nalem kann damit nichts anfangen.“

„Echt nicht?“

„Ausser du wünscht jemandem eine gute Magenverstimmung“, brummt Unam vorne weg.

Automatisch rümpft sie ihre Nase: „Schade, er ist eigentlich ganz hübsch“, dann legt sie den hübschen Pilz hin und ist seltsam berührt dass Kolen und Unam so nett sind.

„So hübsch wie du“, schielt Kol sie seitlich an und Sarah ist peinlich berührt und sagt daher kein Wort. Die Jungs hier ziehen wohl alle Register.

„Schmerzt dein Bein?“ Ist Kol neugierig und Sarah seufzt auf bevor sie antwortet: „Ein wenig.“

„Wie hast du dir die Verletzung zugezogen?“

„Die habe ich seit meiner Geburt. Es ist einfach so, ich habe mich daran gewöhnt.“

Darauf sagt keiner mehr ein Wort. Bis Unam rasch über die Schulter nach hinten sieht und nach hackt: „Wo ist eigentlich dein Freund - Lecram?“

Diesmal ist es Sarah die jetzt lächelt. „Samuna, brauchte ganz Dringend männliche Hilfe. Sie war eigentlich auf der Suche nach euch und Lecram stand gerade zur Verfügung.“

Sarah hört Unam vor sich hin stänkern: „Dass Samuna auch immer so einen Aufstand machen muss wegen der Ernte. Das ist doch nun wirklich Weiberkram!“

Als sie beim Haus von Sila vorbeikommen kennt Sarah den Weg wieder und geht einfach weiter ohne sich zu verabschieden. Sie hat nicht das Gefühl dass hier auf so etwas banales Wert gelegt wird. Trotzdem sieht sie kurz über ihre Schulter zurück und ihr Blick fällt direkt auf Kol der ihr ebenfalls nachsieht. Er lächelt offen und tippt mit zwei Fingern an seine Stirn zur Verabschiedung.

„Sehen uns Hinkebein.“ Das macht sie tatsächlich verlegen und sie fragt sich was es mit Kolen so auf sich hat. Hinkebein hat sie schon lange niemand mehr genannt. Es erinnert sie an Marcus, er hat sie sehr gerne mit diesem Spitznamen geneckt. Gedanken versunken schlendert sie zurück. Eigentlich ist sie mittlerweile auch schon auf Terin gespannt von dem Sila ihr erzählte. Die Jungs hier sind ganz nett wenn man sich die Zeit nimmt sie kennen zu lernen. Als Sarah im Pelthaes ankommt sitzen da schon ein paar Leute. Darunter sind auch Elben die sie gestern schon gesehen hat. Diese Elben haben sogar ihr silbernes Haar kurz geschnitten. Nur die spitzen Ohren lassen nur noch darauf schliessen dass es Elben sind. Ausserdem sollten sie die Kohleschminke weg lassen. Das macht sie noch blasser als sie eh schon sind. Auch Sarah schmiert sich keine Kohle mehr um die Augen. Es gefällt ihr nicht. Schön dass auch Nalem und Malek darauf verzichten. Auch Kol’s Gruppe kaum. Einzig die Gruppe mit dem Feuermahl, die schminken sich ziemlich auffällig wie die von Samastos.

Schliesslich sucht sie nach Lecram aber findet ihn nicht auf Anhieb. „Habt ihr Lec gesehen?“ Geht die Frage an die Elben hinter dem Tresen die es verneinen. Also entschliesst sie ihn in seinem Zimmer auf zu suchen. Vielleicht hat sie da mehr Glück. Da er bei ihrem Klopfen nicht geantwortet hat geht sie einfach hinein. Anscheinend ist er immer noch unterwegs und sie beschliesst in seinem Zimmer zu warten damit sie ihm von ihrem Erlebnis mit Sila erzählen kann. Sie müssen mehr über diesen Mann herausfinden der so neugierig zu sein scheint. Seufzend sitzt sie auf seinem Bett ab und überlegt wie sie hier weiterkommen wollen um etwas über die Katakomben in Erfahrung zu bringen. Vielleicht hat sich Lecram auch geirrt. Irgendwie gibt es einfach keine Hinweise.

Da sein Fenster einen Spalt offen steht, hört sie plötzlich seine Stimme, also steht sie auf und guckt verstohlen hinaus. Sie staunt nicht schlecht, da steht der gut aussehende junge Mann mit dem langen schwarzen Umhang, umringt von schönen Frauen. Automatisch lächelt sie sanft als sie ihn sieht. Er steht lässig und ist entspannt. Fast sieht es so aus als würde er es geniessen der Hahn im Korb zu sein. Früher war es sein Bruder Marcus der umringt von Mädchen war. Das muss für Lecram eine völlig neue Erfahrung sein. Ein erneutes Lächeln huscht über ihr Gesicht das sofort erlischt als Samuna ihn plötzlich auf die Lippe küsst. Sarah staunt und ihre Augen weiten sich. Es ist nicht so, dass Lecram sich an Samuna heran schmeisst, er weist sie jedoch auch nicht von sich weg!

Was soll Sarah nun davon halten?

So viel zum Thema Liebe!

In Sarahs Magen bildet sich gerade ein Kloss. Samuna sieht Sarah am Fenster und weist Lecram netter weise breit lächelnd darauf hin dass sie gerade beobachtet wurden. Sein Blick fällt auf Sarah‘s. Was für ein Luder, geht es Sarah durch den Kopf. Vermutlich hat Samuna das mit voller Absicht getan. Egal, sie selbst wollte es ja so! Also lächelt Sarah aufgesetzt hinunter und versucht sich nichts anmerken zu lassen. Vermutlich hat sie versagt und sitzt anschliessend seufzend auf das Bett und wartet auf Lecram. Wie erwartet steht er kurze Zeit später auch schon fragend vor ihr. „Was suchst du in meinem Zimmer?“

„Ich suche nichts. Warte auf dich um mich mit dir aus zu tauschen was der heutige Tag so gebracht hat. Aber wie ich sehe warst du zu beschäftigt.“

Schuldbewusst zieht er seine Augen eng zusammen. Es sieht so aus als suche er nach den passenden Worten. Seine Haare fallen ins Gesicht als er mürrisch an die Wand anlehnt.

„Ich gebe zu es war sehr lustig. Angenehmer als ich dachte und wir hatten viel Spass bei der Ernte. Aber herausgefunden habe ich dabei gar nichts.“

„Ausser wie die Lippen von Samuna schmecken“, platzt es doch noch aus ihr heraus und Lecram argumentiert zurück: „Ich habe es nicht gesucht, sie hat mich überrumpelt. Sarah es …“

Ein Schulterzucken und sie steht auf, geht direkt auf ihn zu und hält die rechte Hand an seine Brust als sie erklärt: „Bitte entschuldige dich nicht. Du kannst küssen wen immer du möchtest. Ich wollte es ja nicht anders. Ich muss mich bei dir entschuldigen dass ich dir diese Szene mache. Wir sind Freunde.“

Er sieht ihr eingehend in die Augen und ihr Magen zieht sich eng zusammen. Sein Blick geht ihr immer noch unter die Haut. Wie gerne sie jetzt eine Umarmung hätte, doch sie sagt nichts dergleichen. Sein Blick wirkt fragend. „Bist du sicher? Du willst das alles genauso? Ich darf küssen wen ich will?“

Mit seiner linken Hand fährt er sanft über ihre Wange und sie schliesst ihre Augen für einen Moment. Seine Berührung fühlt sich gut an. Wie immer!

„Lassen wir doch die Gefühle kurz bei Seite.“ Ist sie ehrlich als ihr Blick seinen Sucht und versucht zu erklären: „Heute bin ich auf Sila gestossen und auf Unam und Kolen.“ Eine kurze Pause. „Sila hat Anspielungen gemacht dass die Zeit kommt und wir zusammen reden müssen. Er hat mich ausgefragt aber ich hab nix über uns erzählt. Lecram ich denke er weiss irgendwas. Wir sollten ihn im Auge behalten.“

„Was soll er wissen?“

„Keine Ahnung aber in diesem Kerl steckt mehr als wir ahnen. Am besten sprichst du mal mit ihm, mir ist er etwas unheimlich.“

„Mal schauen was sich ergibt.“ Er verschränkt seine Arme und sieht sie eingehend an.

„Ausserdem ist Kolen nett. Vielleicht sollte ich ihn kennen lernen um mehr von diesem Clan heraus zu finden. In seiner Gegenwart fühle ich mich gut aufgehoben.“

Sie bricht ihren kläglichen Versuch für eine Erklärung ab und Lecram lehnt erneut an die Wand hinter ihm. Er ist ihr schon so vertraut und wieder ist sie versucht seine Haare nach hinten zu streifen. Eigentlich möchte sie ihm nah sein. Tut es jedoch nicht.

Natürlich tut sie es nicht.

„Ausgerechnet Kol“, seufzt Lecram und Sarah schiesst zurück: „Ausgerechnet Samuna.“

Er sieht sie an als hätte er noch mehr zum Thema Kolen zu sagen, hat sich jedoch aus irgendeinem Grund dazu bewogen es sein zu lassen. Was geht bloss in ihm vor. Stattdessen fährt er mit den Händen über sein Gesicht und möchte ablenkend von ihr wissen: „Also erzähl…, was hast du über Elsila herausgefunden?“

Er schweift vom Thema ab oder ist einfach vernünftig. Sie bewundert seine Stärke.

„Sila war neugierig und hat mich ausgefragt woher ich komme und ich habe ihm Trisyt genannt. Damit war er nicht sonderlich zufrieden da ich nicht wie ein Elb aussehe. Schliesslich habe ich ihm erklärt dass ich erst seit kurzem in Trisyt wohne und wir davor umher gereist sind. Daraufhin wollte er die Namen von meinen Eltern.“

„Und?“

„Natürlich habe ich es ihm nicht gesagt und dann hat er aufgegeben und gemeint er habe Zeit bis ich bereit bin mit ihm zu sprechen.“

Lecram stöhnt kurz auf und ergänzt: „Das ist wirklich irgendwie beunruhigend. Ausserdem habe ich das Gefühl das Dila und Kol uns auf die Pelle rücken möchten. Wir müssen vorsichtig sein.“

Sarah sieht ihm direkt in die nachdenklichen Augen. Sie liebt seine grünen Augen die im Moment einen grauen Schimmer darin haben. Jetzt fällt ihr auf dass sein Blick traurig wirkt. Doch sie geht nicht darauf ein und erklärt weiter: „Kann mir nicht vorstellen dass sie über uns Bescheid wissen“, auch sie verschränkt ihre Arme, „Aber mir ist aufgefallen das hier noch niemand von Aros Tod informiert wurde. Sie wissen noch nicht dass die Schreckens-herrschaft von Aros zu Ende ist.“

Sarah sieht seinen ernsten Gesichtsausdruck. Er wirkt nachdenklich.

„Oh…! Daran haben wir noch gar nicht nachgedacht. Wenn die Gerüchte bis hier her gekommen sind werden sie schon eins und eins zusammen zählen und herausfinden wer wir zwei sind. Ich weiss nicht ob das gut oder schlecht ist“, er seufzt laut auf und bittet: „Geh du sicherheitshalber zurück nach Trisyt. Dieser seltsame Hyänen Hund der uns zu Beginn begleitet hat schleicht auch immer in meiner Nähe rum.“

„Ja, ich habe ihn heute auch gesehen. Erkennst du ihn nicht in Menschengestalt?“

„Bis anhin war es noch nicht in Menschengestalt hier an zu treffen. Keine Ahnung wer das sein könnte.“

„Hast du Nalem mal gefragt?“

„Ja, aber er weiss es auch nicht. Bekomme das Tier auch nur von weitem zu Gesicht und kann es nicht richtig beschreiben“, ein Seufzer, „Bitte geh zu deiner Familie zurück. Hier scheint es gefährlicher als ich angenommen habe.“ Bittet Lecram und Sarah sieht wie ernst es ihm damit ist. Er möchte sie wie immer beschützen. Auch wenn dies bedeutet sie müssen sich erneut trennen. Doch sie hat es so satt dauernd beschützt zu werden.

 

 

 

Lecram

 

Er sieht genau wie merkwürdig ihr diese Frage vorkommt. Auch etwas ärger liest er in ihrem Gesicht. „Du bist hier nicht sicher“, hängt er an.

„Nein. Nein, bin ich nicht, doch ich bleibe. Irgendwie werde ich nirgends sicher sein.“

„Du bist die Torhüterin. Ich muss dich beschützen doch hier kann ich das nicht genügend. Nicht auszumahlen wenn dir etwas passiert.“

„Ich will mein Leben so Leben wie ich will. Wenn mir dabei etwas zustösst geht die Hüter Gabe eben wieder an meine Mutter zurück, so hat es doch Aros formuliert. Also ist die Hüter Gabe vorläufig gesichert.“

Am liebsten würde Lecram sie kurz schütteln, lässt es aber aus Vernunft sein. Vermutlich spiegelt sein Gesichtsausdruck seinen Unmut. Er versucht ruhig zu bleiben.

„Hör zu; Wir wissen doch gar nicht ob das alles der Wirklichkeit entspricht was uns da Aros so erzählt hat und ich will es nicht darauf anlegen. Dein Vater reisst mir sonst den Kopf ab. Ich habe ihm versprochen auf dich auf zu passen.“ Mahnt er Sarah.

Warum ist sie bloss so störrisch! Im Nachhinein gesehen war es eine blöde Idee sie mit zu nehmen! Ein Fehler! Sein Fehler!

„Es war töricht dich zu bitten mit zu kommen.“

„Nein war es nicht“, reckt sie ihr Kinn.

Nun hat Lecram genug von all den Spielereien und faucht Sarah an. „Ganz ehrlich Sarah, das hier ist ein merkwürdiger Ort mit einigen Geheinissen. Und irgendwie habe ich das Gefühl dass du mir auch noch Dinge über Malon verschweigst. Ich drehe mich ständig im Kreis und ich fahre bald aus meiner Haut!“

Sie sieht ihn ernst an als seine Augen kurz rubinrot aufleuchten.

„Das ist unfair. Wir mussten gegen Aros kämpfen. Danach warst du dauernd mit deinen eigenen Dämonen beschäftigt. Wann hätte ich dir denn von Malon erzählen sollen?“

Zuckt ihre Schulter entschuldigend auf, sie vermutlich wollte sie ihn nicht anschreien.

„Dann erzähl es mir jetzt. Was muss ich noch über diese verrückte Welt wissen. Sag doch ausnahmsweise mal was du weisst. Gibt es einen triftigen Grund dass du dich von mir so sehr zurückziehst?“

Sie beisst auf ihre Unterlippe und gibt sich geschlagen.

„Nun…, ein Drachenreiter“, sie seufzt leise auf und hält ihre Arme weiterhin verschränkt während ihr Gegenüber seine Arme mittlerweile auf dem Kopf abgelegt hat und gespannt zuhört, „also ein Drachenreiter ist gemäss Überlieferungen dazu bestimmt die Torhüterin zu beschützen.“

„Und?“ Ein Schulterzucken.

„Es könnte also sein dass du dich aus diesem einen Grund zu mir hingezogen fühlst. Es ist also ganz normal dass du mich beschützen möchtest. Das ist deine Aufgabe. Es hat nix mit Liebe zu tun.“

Lecram hat das Gefühl sie zieht ihm, in diesem einen Moment, gerade den Boden unter seinen Füssen weg!

„Und du hast es nie für nötig gehalten mir das mal mitzuteilen?“ Mit seinen Händen fährt er entrüstet über sein Gesicht und geht ohne ein weiteres Wort aus seinem Zimmer in ihres hinüber- schmeisst dabei laut die Tür zu- und legt sich angezogen samt Schuhen hin. Eine kleine Pause!

Er braucht einen klitzekleinen Moment alleine!

Seine Wut schmeckt wieder wie süsser Honig auf seinen Lippen. Er wollte Sarah unbedingt bei dieser Reise dabei haben und das hat er jetzt davon. Was ist er bloss für ein Idiot!

Egal was er tut er macht immer den falschen Schritt. Sie gleitet ihm aus den Fingern. Daran ist er selbst Schuld und das ärgert ihn über die Massen. Wie konnte er nur so blöd sein und sie dauernd hin und her schieben wie es ihm gerade Recht war. Wie kann er nur so egoistisch sein. Sein Selbstmitleid und seine Arroganz sind ihm ständig im Weg. Eigentlich hat sie ein Recht glücklich zu werden – ohne ihn? Er ist so ein Idiot!

Und jetzt beichtet sie ihm auch noch das sein Beschützerinstinkt nichts mit seiner Liebe zu tun hat. Schöne Aussichten!

Eigentlich interessiert es ihn nicht aus welchen Gründen er sich zu ihr hingezogen fühlt. Es ist nun mal so wie es ist! Nach seinem raschen Gedanken Marathon seufzt er laut auf.

Kurz darauf hört er Sarah rüber kommen und ist nicht erstaunt, als sie die Tür leise hinter sich schliesst, und sich zu ihm auf das Bett kuschelt. Er nimmt ihren Duft in sich auf und beschliesst einfach den Moment zu geniessen wenn sie bei ihm ist. Mehr hat er nicht! Vielleicht sind sie schon eher wie Geschwister als ein Liebespaar. Vielleicht haben sie schon zu viel Seltsames zusammen erlebt. Eventuell sind sie nicht für einander bestimmt und es ging nur darum dass sie seinen Fluch brechen konnte. Dass sie sich dabei in einander verliebt hatten war vielleicht nur Zufall. Und nicht von Dauer.

„Hey Lecram. Wach auf! Aufwachen!“

Lecram schreckt auf da er eine Stimme gehört hat. Anscheinend sind sie beide eingenickt. In diesem Augenblick öffnet Lecram seine Augen und sieht Kolen legere, lächelnd im Türrahmen stehen und Lecram fragt sich wie lange er wohl schon so da steht. Bevor Lecram dazu kommt etwas zu sagen spricht Kol äußerst amüsiert: „Reg dich nicht gleich auf, Nalem und Malek haben euch gesucht und mich gebeten nach euch zu suchen. Gesucht -gefunden!“

Mit diesen Worten entfernt Kol sich auch schon wieder. Immer noch mit diesem arroganten Lächeln im Gesicht. Lässt jedoch die Tür dabei offen stehen und Lecram rollt seine Augen. Dieser Typ geht im dermaßen auf die Nerven dass er sich echt zusammen reißen muss um ihn nicht zu vermöbeln. Es kann durchaus sein das irgendwann plötzlich mal der Gargoyle in ihm durchbrennt! Bis anhin hat er sich noch gut im Griff, und das ist im Prinzip gut so. Als sein Blick auf die schlafende Sarah fällt entschließt er sich sie liegen zu lassen. Schlaf tut ihr gut. Nur wenn sie genügend schläft erholt sie sich ganz und lindert ihre Beinschmerzen. Wobei ihm wieder auffällt dass sie in seiner Nähe rascher auftankt und ihr Hinken schon einiges besser ist. Ein zufriedenes Lächeln huscht über sein Gesicht. Also klettert er über sie und gibt ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und deckt sie zu. Das beruhigt ihn selbst und er macht sich auf den Weg hinunter. Er staunt über das Bild das ihm heute da unten bietet. Heute Nacht ist der Schuppen richtig voll!

Und oben haben sie von diesem Tumult gar nichts mit-bekommen. Er geht direkt auf Nalem und Malek zu die hinter dem Tresen stehen und bittet seine Hilfe an.

„Wie kann ich euch helfen?“

Seine Freunde sehen einander kurz an und Malek holt aus: „Heute ist Spieltag und Samuna hat dich anscheinend eingeladen teil zu nehmen. Also setzt dich hin.“ Ein breites Grinsen geht Malek übers Gesicht als er weitere Getränke einschenkt die Nalem an die Tische bringt.

„Eingeladen? Nicht das ich wüsste“, versteht Lecram nicht und Malek will wissen: „Hat sie dich geküsst?“

„Ähm…, ja…, ganz flüchtig.“ Stammelt er verdutzt und Malek sieht ihn grinsend an. Nachdem Malek ein Getränk einem der Gäste ausgeschenkt hat richtet er sich wieder zu Lecram und meint trocken: „Das war die Einladung. Es handelt sich um ein Geschicklichkeitsspiel.“

Malek muss noch einmal ausschenken und Nalem, der jetzt auch wieder bei ihnen steht, erläutert weiter. „Es wird immer zu viert gespielt. Zwei gegen Zwei.“

„Was ist es für ein Spiel und was gibt es zu gewinnen?“ Möchte Lecram von diesem Spiel noch mehr wissen. Diesmal ist es Malek der weiter spricht da Nalem jetzt wieder im Einsatz ist.

„Halbmond Schaukel. Sieh mal hin“, deutet Malek mit einer Handbewegung auf den nächst gelegenem Tisch. Darauf liegen Grosse Halbmond förmige Holzfiguren und unzählige kleine Holzstücke in verschiedenen Formen und Grössen. Mehr weiss Lecram jetzt allerdings noch nicht, daher löchert er Malek nochmal.

„Komm, erklär es mir kurz.“ Also hilft er Malek kurz mit dem einschenken der Becher.

Einverstanden nickt Malek der nun kurz Zeit hat. „Nun, beide Teams werden abwechslungsweise Holzstücke auf den Halbmond legen. Bei jedem Stück das wieder hinunter fällt muss ein Schluck Rotblattsaft getrunken werden. Wenn der ganze Halbmond seine Ladung verliert muss ein ganzer Becher auf einmal geleert werden. Preise gibt’s keine, es soll einfach Spass machen.“

Hurra (!), ein Saufspiel, schreit es in Lecrams Kopf auf!

Heute ist er echt nicht aufgelegt sich einen hinter die Birne zu knallen. Mal sehen wie es wird. Vielleicht kriegt er aus dem einen oder anderen eine nützliche Information heraus.

Als Samuna ihn sichtet kommt sie freudestrahlend auf ihn zu. Das führt zum sofortigen Aus bei der Hilfestellung für Malek. Samuna hackt bei Lecram ein und führt ihn zu ihrem Tisch.

Dann fällt sein Blick auf seine Spiel Gegner. Super!

Seine Spielgegner sind Kolen und Dila. Auf Kol hätte er zu gerne verzichtet. Ohne etwas zu sagen sitzt er einfach auf den freien Platz und ist gespannt wer den ersten Zug machen soll. Sein Gegenüber ist zum Glück die hübsche Dila. Sarah hat ja erwähnt sie sei nett und er kann sich heute Abend vielleicht gleich selbst ein Bild davon machen. Im Augenwinkel sieht Lecram wie er von Kol gemustert wird. Lecram entschliesst sich ihn aufgesetzt Lächelnd ebenfalls direkt an zu sehen. Warum Kol ihn so offensichtlich mustert ist ihm zwar ein Rätsel, früher oder später wird er es erfahren. Es braucht einfach alles etwas Zeit. Darauf könnte er wetten. Alle Tische sind besetzt und an einigen Tischen wird zum Teil schon gespielt. „Na dann, wer fängt an?“, möchte Lecram schliesslich wissen.

„Der Gast beginnt“, gibt Kol unmissverständlich zu verstehen. Da Lecram heute Gentleman ist lässt er Samuna den Vortritt. Ausserdem ist er froh wenn sie ihn mal los lässt. Sie hat sich regelrecht an ihn geklammert. So setzt Samuna den ersten Holzstab sicher ab, dann folgt Dila die ebenfalls gekonnt setzt. Er sieht genau dass die beteiligten dieses Spiel ziemlich gut beherrschen. Also ist er auf der Hut. Vermutlich wollen sie ihn abfüllen um mehr über ihn zu erfahren. Also wird er achtsam sein. So geht das eine ganze Zeit hin und her, bis der Halbmond bis zur Hälfte gefüllt ist. Dann beginnen einzelne Teile herunter zu fallen, da die Hölzchen unterschiedliche dicken, längen und Formen haben. Ausserdem wackelt der Halbmond jetzt je nachdem wohin sich das Gewicht lagert. In der Zwischenzeit haben sie schon alle zusammen einen leichten Rausch und die Stimmung wirkt lockerer als zu beginn. Dila ist eine ruhige Person die immer ein feines Lächeln auf den Lippen hat. Ihre Schulterlangen schwarz gelockten Haare ähneln Kol`s. Ja, sie sind sich sehr ähnlich. Vielleicht sind sie wirklich Geschwister oder sogar Zwillinge. Auch ihre Augen Farbe stimmt überein.

Einmal kommt Malek vorbei und hat Dila kurz geküsst. Für Lecram etwas seltsam, doch wenn sie mit dieser Dreieckgeschichte zufrieden sind. Ihm ist es egal.

Er fragt sich bloss in wie fern Dila eingeweiht wurde. Bei Gelegenheit muss er Malek danach fragen.

Dass Samuna dauernd an ihm herum zerrt amüsiert Dila wohl ebenso wie Kolen. Die beiden schmunzeln offen in sich hinein. Doch Lecram nervt es ein klein wenig. Nach genügend Rotblattsaft prescht es dann schliesslich aus Kol heraus: „Lecram, was willst du und deine hübsche kleine Begleiterin eigentlich hier in dieser Gegend?“

Dila sieht ihren Bruder vorwurfsvoll an, doch Lecram ist nur amüsiert. „Das geht dich doch gar nichts an.“

„Mit dir stimmt was nicht.“ Schüttelt Kolen seinen Kopf und

Lecram lacht laut auf: „Sagt gerade derjenige der als hässliches Tier durch den Wald wandert.“

Kolens Nasenflügel weiten sich und er ist im Begriff über den Tisch zu lehnen. In diesem Moment scheint es für Lecram als würde Kol für einen Bruch Teil einer Sekunde leicht von innen heraus glühen. Das Glühen verschwindet jedoch so rasch dass er nicht sicher sein kann etwas gesehen zu haben. Dila hält ihren Bruder zurück und spricht zu Lecram in einem angenehmen Ton ohne Vorwurfsvoll zu klingen.

„In der Regel suchen uns hier in der Gegen nur Personen auf die Probleme haben oder vor etwas flüchten oder einfach in Ruhe gelassen werden möchten. Die meisten ziehen nach kurzer Zeit weiter und andere bleiben und schliessen sich einem Clan an. Doch bei euch trifft irgendwie gar nichts von alledem zu.“

„Stimmt.“ Pflichtet Lecram bei und Dila stöhnt kurz auf.

Auch sie ist nicht mit seiner Antwort zufrieden. Also entschliesst sich Lecram heute mehr von seinen Gründen zu erzählen, vielleicht erfährt er dann mehr von dieser seltsamen Gegend. Es kommt Lecram entgegen dass Samuna kurz das Plumpsklo aufsucht und erzählt: „Ich suche lediglich nach Katakomben die hier sein sollen.“

Damit hat Kol wohl nicht gerechnet, denn ausnahmsweise ist er ruhig und mustert Lecram erneut. Niemand von ihnen macht im Moment einen Spielzug.

Schliesslich ist es Kol der Kopfschüttelnd erklärt: „Die Katakomben existieren nicht, das sind nur Gerüchte. Wie kommst du auf die Idee hier nach ihnen zu suchen?“

„Träume.“ Ein Schulterzucken. „Darum bin ich da um etwas darüber heraus zu finden.“

Die anderen im Raum bekommen von ihrem Gespräch nichts mit. Alle sind fleissig am Spielen und haben ihren Spass an der Sache.

„Denkst du nicht das hätten unsere Vorfahren nicht schon längst gemacht?“ Zischt Kolen und Lecram schmunzelt bei seinen Worten: „Ach komm, einer von euren Clan’s weiss bestimmt mehr als er zu gibt. Ihr haltet doch einfach zusammen. Sie existieren und ich werde sie finden.“ Klang sein letzter Satz schon fast wie eine Drohung. Langsam steht Kol auf und zischt ihn an: „Falls du so etwas wie Katakomben finden solltest, was hättest du denn davon?“

Lecram pokert. „Vielleicht gibt es dort Unmengen an verborgenen Schätzen. Wer weiss was dort alles zu finden ist.“ Ein Schulterzucken und genau so langsam steht nun auch Lecram auf, sowie Dila die ihren Bruder beschwichtigen möchte. Auf Lecrams Lippen schmeckt wieder dieser süsse Honig und er spürt Kols Unmut. Vermutlich werden sie nicht hier drinnen ihre Kräfte messen. Ihm ist es jedoch egal, Lecram ist bereit!

Da Dila ihn mahnend ansieht geht Lecram davon aus dass seine Augenfarbe wieder einmal gewechselt hat. Dumm, er hätte das gerne unter Kontrolle. Doch seine Wut zu kontrollieren ist gar nicht mal so einfach.

„Was ist mit deinen Augen?“, fragt Dila so leise dass es Lecram gerade noch hören kann bevor die Eingangstür aufgeht und eine hübsche bekannte Elbin den Raum erhellt. Gleichzeitig kommt auch Samuna zurück an den Tisch. Lecram’s Blick bleibt bei dieser Elbin am Eingang hängen und sein Gesicht erhellt sich sofort. Was für eine nette Ablenkung! Hinter sich hört Lecram Malek freudig rufen: „A’bena!“

Sofort löst sich Lecram von seiner Gruppe und geht auf seine Freundin zu die ganz in grün gekleidet etwas verloren dort steht und verwundert in die Runde sieht. Ihr üppiges Haar hat sie dabei gekonnt hoch gesteckt. Als ihr Blick auf Lecram fällt, strahlt sie und fällt ihm um den Hals.

„Schön dich zu sehen“, haucht er ihr ins Ohr.

Er freut sich wirklich von ganzen Herzen. Dann lässt er sie los damit sie Malek und Nalem begrüssen kann. So, wie es aussieht kennt Samuna auch Nalem. Einen Augenblick lang ist er von den Elben gefangen. Die hellen Gestalten bringen sprichwörtlich Sonne in dieses Haus. Sie sind so rein und er schätzt sich unglaublich glücklich diese drei seine Freunde nennen zu können. Er ist ein Glückspilz!

Da taucht Kol rechts neben ihm auf.

„Mit welcher teilst du eigentlich dein Bett? Da schleichen etwas viele Mädchen um dich herum.“

Lecram lacht kurz laut auf und behauptet: „Wenn ich glück habe mit beiden.“ Ist seine plumpe dumme Antwort auf diese, seiner Meinung nach, blöde Frage. Lecrams grinsen geht über sein ganzes Gesicht. Dann dreht er sich um und verschwindet aus diesem Haus. Er braucht Bewegung, es ist ihm zu eng. Gegen eine Rauferei hat er im Grunde genommen auch nichts. Doch es wäre Kol gegenüber nicht fair. Was soll er bloss mit diesem Kerl anfangen. Manchmal nervt er ihn bis zur Weissglut und handkehrum ist er ihm auch aus einem unerklärlichen Grund sympathisch! Ausserdem hat Sarah Interesse an diesem Kerl. Also sollte er ihr nicht im Weg stehen. Seine Gedanken sind wieder einmal verschlungen und drehen sich im Kreis.

Im Moment sehnt er sich nach der Steinwüste um mit Migdal oder Lamos zu raufen. Eine Partie Feuerball mit dem kleinen Venez wäre auch nicht schlecht. Mit den Gedanken an die Steinwüste rennt er schliesslich einfach los um sich seinen Unmut abschütteln zu können bis er schliesslich weit weg als Gargoyle umher rennt. Er hat mit der Verwandlung so lange gewartet bis der Hundsmensch, der ihn beobachtete, seine Fährte verlor und aufgegeben hat.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

KAPITEL 4

 

Sarah

 

Am frühen Morgen erwacht Sarah gähnend. Die reibt sich ihre Augen und ist erstaunt dass sie noch angezogen im Bett liegt. So langsam muss sie mal das Shirt wechseln und waschen. Es stinkt ein wenig…

Sachte setzt sie sich auf und lässt den gestrigen Abend Revue passieren. Stimmt, sie und Lecram hatten ja eine Meinungsverschiedenheit. Vielleicht war es einfach an der Zeit ihm das von dem Drachenreiter und der Torhüterin zu erzählen. Ausserdem weiss sie ja noch gar nicht welche Aufgaben auf den zukünftigen Herrscher von Veram warten. Auch das ist noch ein Punkt über den er sich bald auch mal den Kopf zerbrechen muss. Sie vermutet ja dass er sich dessen völlig bewusst ist aber dieser Entscheidung so lange wie möglich aus dem Weg geht. Er wurde in etwas hineingeboren das gross und mächtig ist. Ob er bereit ist sein Erbe an zu treten steht jedoch noch in den Sternen.

Dann wäscht Sarah sich das Gesicht und die Zähne notdürftig. Schliesslich wechselt sie noch ihr Shirt aus, wäscht das andere etwas aus und hängt es über das Fenster. Es scheint noch ganz früh am Morgen zu sein. Der Nebel hängt heute tief in den Bäumen. Leise schleicht sie in Lecram’s Zimmer, wohl bewusst dass er sie eventuell hört. Eigentlich möchte sie nochmal mit ihm sprechen, in aller Ruh. Auf Zehenspitzen geht sie langsam hinein bis sie erstaunt der schlafenden A’bena ins Gesicht blickt. A’bena hier? Sarah’s Augen beginnen zu leuchten. Wie schön! Sarah kann hier eine gute Freundin gebrauchen und das ist die wunderschöne Elbin mit Sicherheit. Ihr Herz geht auf und auf leisen Sohlen schleicht sie sich wieder aus dem Zimmer hinunter ins Lokal um ihre Freundin schlafen zu lassen.

Vielleicht findet Sarah noch etwas Essbares da ihr Magen sich meldet. Unerwartet stosst sie auf Nalem der gerade seine Becher mit einem Tuch ausreibt.

„Hunger?“, fragt er sie lächelnd und Sarah nickt.

„Ich hab wohl lange geschlafen.“

„Durchaus.“ Ein offenes Lächeln von Nalem und sie hüpft auf den Tresen und hockt hin. Dankend nimmt sie das Stück Brot ähnliches Gebäck an sich und beisst hinein. Es schmeckt wundervoll und sie geniesst die Ruhe.

„Wann ist A’bena denn angekommen?“

„Gestern Abend. Ich habe sie in Lecram’s Zimmer einquartiert. Sie muss praktisch durchgeritten sein und war ziemlich erledigt.“

„Habe ich…“, hustet sie kurz da eine Brotkrume in den falschen Hals geraten ist. Nach einem Schluck Wasser geht es ihr dann wieder besser und sie fügt an: „Habe ich gesehen. Wo ist Lecram?“

Als hätte Nalem auf dieses Schlagwort gewartet leuchten sofort seine Augen auf und er legt seine Arbeit zur Seite.

„Er ist bei uns. Wir haben genügend Platz…- egal, er hat ihn mir gezeigt.“

Sarah macht grosse Augen und für einen Moment ist sie nicht ganz sicher ob sie hören will was Nalem damit meint. Doch der Elb ist so begeistert das er ausführlich zu erzählen beginnt: „Ich habe ihn darum gebeten mir den Gargoyle zu zeigen. Habe ja noch nie einen gesehen und dann hat er seine Kleidung abgelegt und sich einfach so vor unseren Augen verwandelt.“

Sarah hofft Lecram hat seine Moosshort getragen. Dann macht Nalem eine Geste dass wohl bedeuten soll wie gross Lecram dann geworden ist. „Und dann stand er einfach da. Ein furchterregender steinerner Anblick. Faszinierend. Und dieser eine klitzekleine Moment bevor Lecram als Stein atmet ist kaum aus zuhalten weil man sich fragt ob er wirklich noch lebt und zack öffnet er diese Rot unterlaufenen Augen. Faszinierend. Die Verwandlung gelingt ihm so rasch.“

Ja, Sarah findet Nalem hat es ziemlich auf den Punkt gebracht wie die Verwandlung so von statten geht. Das Lecram bei der Verwandlung schmerzen hat erwähnt sie lieber nicht, zumal war das früher der Fall.

Gerade wenn man vom Teufel spricht, platzt laut polternd, Lecram gut gelaunt die knarrende Treppe hinunter und klaut Sarah das Stück Brot aus der Hand. Dabei küsst er sie flüchtig auf die Stirn. Sein Lächeln wirkt heute verwegen.

„Du bist gut gelaunt aber ziemlich ungepflegt.“ Spielt sie damit auf seinen drei Tagesbart an der ihm ausgesprochen gut steht. Er wirkt sehr männlich.

„Ich war gestern Nacht als Gargoyle etwas auf der Pirsch und bin durchs Unterholz gerannt.“ Er beisst noch mal ab und dann klaut Sarah ihm das Stück wieder zurück. Er lächelt und küsst sie dann sanft auf die Wange und erklärt: „A’bena“ – „Habe ich schon gesehen“, unterbricht sie ihn und möchte wissen, „hat dich denn niemand als Gargoyle entdeckt?“

„Ach…, ein paar Hyänen ähnliche Viecher haben mich gejagt aber nicht gekriegt. Das war lustig. Mal eine nette Abwechslung. Es war super!“

Sarah schüttelt nur entrüstet ihren Kopf. „Du wirst unvorsichtig. Pass besser auf. Aber nun gut…, was hast du gefunden?“

„Eine Art Trainingsanlage wo die Menschen hier ihre Fähigkeiten trainieren. Schwert Kampf, Bogenschiessen und Ausdauer Training. Da muss ich auch mal hin. Tut mir bestimmt auch gut und stärkt die Muskeln.“

„Und die Katakomben?“

„Nix, aber einen merkwürdigen grossen dicken schwarzen Baum habe ich gefunden. Der sieht verkohl aus hat aber Äste und schwarze Blätter. Das verrückteste daran sind der Baumstamm und die Äste, darin hat man das Gefühl Gesichter zu sehen. Der Baum scheint zu leben. Irgendwie seltsam und doch faszinierend zugleich.“ Zuckt Lecram’s Schulter auf.

„Das ist nicht seltsam“, schüttelt Nalem den Kopf, „Das ist der Baum der Toten. Hier werden die Toten hingebracht die dann von dem Einhorn abgeholt werden. Eine sehr rührende Begegnung wenn ein Einhorn jemanden zu sich holt. Dabei stimmen die Lebenden ein Gesang an der unter die Haut geht.“

Sarah kann sich noch gut erinnern wie das Einhorn Marcus zu sich geholt hat. Wirklich schöne anmutige Wesen. Mit dem Gedanken an Marcus seufzt sie leise auf und Lecram wuselt ihr sanft über die Haare bei den Worten: „Ich vermisse Marcus auch immer noch. Aber Wunden heilen.“

„Du kannst neuerdings Gedanken lesen und bist heute ausgesprochen fröhlich. Gibt’s was Besonderes?“, wundert sie sich während sie ihre Haare wieder richtet.

„Mal den Gargoyle raus hängen zu lassen brauch ich eben ab und zu wie du treffender Weise mal so spitz bemerkt hast.“ Dabei zwinkert er ihr zu und sie lächelt offen. Ja, sie findet ihn heute süss. Wenn er so glücklich ist kann er alle mit seiner Laune anstecken, leider gilt das auch für den Umgekehrten Fall.

Unerwartet fasst er plötzlich sehr sanft mit beiden Händen an ihr Gesicht und sieht sie direkt an. Für einen kurzen Moment verschlägt es ihr die Sprache und ihr Herz scheint einmal aus zu setzten. Sein Blick geht ihr unter die Haut und sie reisst ihre Augen auf. Als sie sich gefasst hat fügt sie an: „Bitte sei vorsichtig und wandere nicht zu viel als Dämon durch die Nacht.“

„Du machst dir immer noch Sorgen um mich?“ Blitzen seine Augen kurz auf als er sie schliesslich los lässt. Dabei fährt sein Daumen liebevoll über ihr Kinn, gefolgt von einem sanften Kuss auf ihre Wange. Sarahs Magen zieht sich erneut zusammen. Es braucht Kraft sich nicht in seine Arme zu schmeissen. Was soll sie bloss mit diesem gut aussehenden jungen Mann vor ihr anstellen.

Ihre Vernunft und ihr Herz sind sich nicht einig.

Das Herz will ihn für sich doch ihre Vernunft rät ihn gehen zu lassen!

„Liebe Freunde“, Nalem zieht eine Augenbraue hoch, „oben hat es zurzeit ein freies Zimmer. Vielleicht wollt ihr euer Gespräch dort fortsetzen. Oder teilt euch endlich das Bett das in meinen Augen eh längstens fällig ist. Das baut Spannungen ab.“ Nalem grinst breit.

Lecram schmunzelt jetzt auch über sein ganzes Gesicht. „Gute Idee. Wollen wir jetzt das Bett teilen?“ Geht die Frage natürlich zu Sarah. Da er sie nicht mehr fest hält aber breit angrinst muss auch Sarah schmunzeln als sie mit übertriebenen antwortet: „Nein, aber danke für dein Angebot das mich ausgesprochen ehrt das du mich in Betracht ziehst.“

Nalem stöhnt auf. „Ihr solltet euch einfach mal zurückziehen und sehen was sich ergibt.“

„Gute Idee“, und zack schmeisst Lecram Sarah über seine Schulter. Rascher als sie zusehen kann stehen sie in ihrem Zimmer und er setzt sie sanft auf die Füsse. Mit einer Handbewegung lässt er die Türe ins Schloss fallen. Magie!

Sarah staunt, ihr Magen dreht sich.

„Was soll das?“, möchte sie genau wissen.

Wobei die Frage vermutlich blöd war. Sie ist etwas nervös.

Sein Atem geht rasch und er sieht sie mit Messerscharfen Blick an. Lecram sieht aus als konzentriert er sich auf etwas. Dabei fallen seine Haare wieder in sein Gesicht und seine Augen werden Rubinrot. Bevor er etwas sagt streift er sich sein schwarzes T-Shirt ab und steht nur noch in dem schwarzen Leder artigen Hosen vor ihr. Sarah beisst sich auf die Unterlippe. Was hat er bloss vor? Er wirkt so konzentriert und mystisch.

„Sie mich an“, bittet er sie geduldig, jedoch mit belegter Stimme. Sie tut worum er sie bittet. Eigentlich hat sie keine Wahl!

Seine Haut ist überzogen von Schrammen die er sich in der Steinwüste wohl selbst zugefügt hat. Diese Narben kennt sie nicht, also geht sie neugierig näher an ihn heran und fährt mit ihrer Hand über seine Brust. Jede einzelne Schramme fährt sie entlang bis sie an seinen Rücken entlang fährt und schliesslich wieder vor ihm zu stehen kommt. Auf der Erde hatte er schon einen trainierten Body doch er wirkte immer etwas schlaksig da sein Oberkörper eine Spur zu lang ist. Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Er hat sich verändert.

Durch seine Erregung verfärbt sich seine Haut ganz langsam in ein schiefergrau und seine Adern wirken dunkel, schon eher anthrazitfarben. Sarah staunt als er sich so mir nichts dir nichts vor ihr verwandelt und weicht etwas weg von ihm damit sie ihn besser betrachten kann. Dieses Wesen vor ihr ist auch für Sarah völlig neu. Er ist Dämon und doch auch wieder nicht. Er sieht wunderschön und furchterregend zugleich aus! Die Rubinroten Augen sehen sehr gefährlich aus. In diesem einen Moment ist er weder Gargoyle noch wirklich Mensch. Eine furchterregende Kreatur steht vor ihr da und spreizt seine Arme seitlich aus.

„Was bist du?“ Klingt ihre Frage zaghaft als sie noch einen Schritt rückwärtsgeht.

Anschliessend spricht er sanfter als er aussieht und doch wirkt seine Stimme immer noch beschlagen. „Sieh her!“ Seine Augen blitzen erneut Rubinrot auf. „Das bin ich. Der menschliche Dämon am Tag! Der Gargoyle ist da und kann erscheinen wenn ich ihn Rufe. Doch ich kann ihn unterdrücken und erscheine dann in dieser – sagen wir - vereinfachten Form.“

Ein feines Lächeln um spiegelt seine Lippen.

„Ich finde keine passenden Worte. Das ist neu.“ Staunt sie sehr über ihr Gegenüber und haucht: „Du hast dich verändert.“

„Das habe ich wohl. Ich weiss. Bitte hab keine Angst vor mir.“

Jetzt geht sie wieder einen Schritt auf ihn zu um ihm zu antworten: „Ich fürchte mich nicht vor dir.“ Dan streift sie seine Haare aus seinem Gesicht und er presst seinen Kiefer zusammen als Sarah argumentiert: „Ein furchterregender Dämon mit Magie. So etwas ist für dieses Land wohl auch neu.“

Er seufzt auf. „Meine Kräfte sind nicht unermesslich, nicht annähernd so stark wie die von Aros. Und ein Teil in mir ist böse und schmeckt zuckersüss wie Honig. Ich weiss das und ich fühle das. Ich nenne es Vaters Vermächtnis.“

Er atmet laut ein und sein Brustkorb erhebt sich dabei kurz.

„Macht dir die Magie Angst?“ Möchte Sarah wissen.

„Manchmal.“ Ist er ehrlich, „Ich habe Respekt davor ab zu gleiten. Gelegenheiten dazu hatte ich genügend, tat es jedoch nicht. Vermutlich weil ich das nicht bin. Ich bin von Natur aus nicht böse, das bin ich nie gewesen.“ Er schüttelt seinen Kopf und seine Haare fallen ihm erneut wild ins Gesicht. Sarah mustert ihn von Kopf bis Fuss und ist von seinem Anblick gefesselt. Dann erklärt er beschlagen weiter: „Aber jede Faser die du an mir sehen kannst sehnt sich nach dir.“ Nach diesem Satz scheinen seine Adern nochmal nach zu dunkeln. „Auch mein dämonisches Ich in mir sehnt sich ebenfalls nach dir. Es ist nicht nur der Mensch der dich liebt.“

Grosse Worte mit denen sie nicht gerechnet hat und auf die sich nicht auf Anhieb die passende Antwort hat: „Ich…“

„Sch…! Lass mich erklären…“ Seine Stimme klingt immer noch beschlagen. „Ich bin ein Idiot und habe Fehler gemacht. Ich bin nun mal wie ich bin! Sarah, ich bin nicht perfekt und werde es wohl auch nie sein. Einen perfekten Partner kann ich dir leider nicht bieten. Vielleicht bin ich deiner sogar gar nicht würdig. Mag sein.“ Die Schulter zuckt auf. „Du kennst mich und jetzt entblösse ich meine dunkelste Seele vor dir. Sie mich an, das ist meine dunkelste Seite. Mein Dämon gegen aussen gekehrt.“

Sie sieht Wasser in seinen Augen stehen während seine Adern nochmal nachdunkeln um seinen Worten an Nachdruck zu verleihen. Seine Augen bleiben dabei Rubinrot. Nun spricht er so sanft wie es ihm in diesem Zustand möglich ist: „Es ist mir so was von egal ob ich als Drachenreiter an dich gebunden bin. Jede Faser an meinem Körper liebt dich und wenn du mich willst bin ich dein. Sarah, ich werde mich in Geduld üben. Aber du musst einfach wissen was ich für dich empfinde. Ich gebe nichts auf diese blöde Legende, ich kann dir nur sagen wie meine Gefühle sind.“

Automatisch tritt sie nah an ihn heran und schiebt sie seine Haare zurück. Sie ist einfach nur gerührt. Mit einem Seufzer sucht sie nach der passenden Antwort, auch Sarah möchte ehrlich zu ihm sein. Sie sieht zu ihm auf direkt in seine seltsamen Augen: „Marcel, ich habe Angst dass du an deiner Liebe zu mir zerbrichst. Du bist sehr wichtig für dieses Land und musst dich deinem Schicksal stellen“, fährt sie dabei mit ihrer Hand über seine Narbe an der Augenbraue. Seine Haut fühlt sich rau an in dieser Haut.

Im Zeitlupentempo wechseln seine Augen wieder zu grün und seine Adern gehen langsam zurück. Nach und nach steht er wieder als Mensch vor ihr. So wie sie ihn kennt.

Er spricht viel sanfter: „Das soll nicht deine Sorge sein. Sarah, ich regle das schon noch. Es braucht alles seine Zeit.“

„Zuerst kommen die wichtigen Dinge die du zu erledigen hast. Das kann ich durchaus verstehen. Alles andere, was eventuell auch uns betrifft, wird sich dann eines Tages zeigen. Auch diese Dinge brauchen ihre Zeit. Darum lass ich dich ziehen damit du deinen Weg findest.“ Versucht sie vernünftig zu sein.

„Sarah…, ich sehe dass du dich zu Kol hingezogen fühlst. Vielleicht hast du Recht und wir sollten uns mit anderen treffen. Vielleicht kann ich das auch eines Tages. Vielleicht solltest du auch mal in dich gehen und nachsehen für wen dein Herz schlägt. Aber du musst wissen dass mein Herz für dich schlägt. Das war mir einfach sehr wichtig.“

„Also ist es in Ordnung wenn ich mich mit Kol verabrede?“

„Nein ist es nicht“, bleibt er ehrlich, „aber ich versuche es zu respektieren.“

„Du musst es akzeptieren, nicht wahr?“ So langsam versteht sie seinen schmerz.

„Richtig. Egal für wen du dich eines Tages entscheidest. Ich werde immer da sein um dich zu beschützen. Wohl meine Bürde als Drachenreiter.“ Dann senkt er seinen Kopf bis sie Stirn an Stirn da stehen. Genau in diesem einen Moment ist Sarah so unglaublich stolz auf ihr Gegenüber, obwohl sie seinen Schmerz im Gesicht klar und deutlich lesen kann. Das hier ist nicht einfach und er bleibt so gelassen wie möglich.

Nach einem flüchtigen Kuss auf ihre Stirn nimmt er sein Shirt vom Boden auf und streift es wieder über. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren lässt er sie alleine hier im Zimmer stehen und Sarah fühlt sich geehrt dass er ihr seine dunkle Seite gezeigt hat. Automatisch geht sie davon aus dass ihn noch niemand in diesem Zustand gesehen hat.

Er hat die Zeit in der Steinwüste gebraucht, das sieht sie nun ein. Es war wichtig für ihn. Vielleicht hat es Sinn gemacht dass sie nicht bei ihm wahr, sonst hätte er nicht so viel über sich selbst herausgefunden. Liebe geht nun mal ihre eigenen Wege. Eine seltsame Traurigkeit schleicht sich in ihr hoch.

Was soll sie bloss mit ihm anfangen?

Was will sie eigentlich?

Ein leises klopfen holt sie glücklicher Weise aus den Gedanken und sie bemerkt wie verloren sie eigentlich hier im Raum steht.

„Ja?“ Fragt sie mit beschlagener Stimme und als dann A’bena lächelnd in der offenen Türe steht fallen sich die Freundinnen in die Arme. Elben tun das kaum aber seit sie so viel zusammen erlebt haben hat sich auch das geändert. Sarah ist so froh ihre Freundin hier zu haben. Die beiden setzten sich aufs Bett und Sarah möchte wissen: „Warum bist du hier?“

Ein leises Seufzten. „Durch die Ereignisse die wir zusammen erlebt haben kann ich nicht mehr einfach so in Trisyt leben. Ihr habt mich verändert. Ich gehöre zu euch.“

Tatsächlich sind sie zu einer Art Gemeinschaft zusammen geschweisst. Sie die Torhüterin mit ihrem Beschützer dem Drachenreiter Dämon und einigen guten Freunden. Als wären sie dafür bestimmt ihren Weg weiterhin gemeinsam miteinander zu gehen. Wohin auch immer ihr Weg führen mag.

Also erzählt Sarah ihrer Freundin was sie bis Anhin hier in der Region so erlebten. Es ist nicht viel und es scheint hier einige Geheimnisse zu geben die zuerst aufgedeckt werden müssen bis sie an ihr Ziel kommen. Doch Sarah ist zuversichtlich dass Lecram dieses Rätsel lösen kann. Sie brauchen Geduld.

So entschliesst sich A’bena hier bei Nalem und Malek mit zu helfen so gut sie kann. Als sie hinunter zu ihren elbischen Freunden gehen und fragen ob A’bena mithelfen kann, freuen sich sehr darüber. Langsam sind sie wie eine Familie, mehr als nur eine Gemeinschaft.

In den kommenden Tagen helfen Sarah und A‘bena den Elben Jungs hinter der Theke aus. Das bedeutet sogar das Nalem und Malek sich auch mal eine Auszeit nehmen können. Wohin die beiden mit Dila an ihrem Freien Tag verschwunden sind bleibt ihr süsses Geheimnis. Ihre Dreiecksbeziehung leben sie seither viel offener aus als zuvor. Die drei sehen glücklich aus und nur das zählt für Sarah. Zu den beiden Elben ist die dunkle Dila das pure Gegenteil und doch gehören sie zusammen. Ausserdem ist Dila für Sarah und A‘bena eine ganz passable Freundin geworden. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund ist Dila für Sarah sehr wichtig. Sarah mag Dila einfach. Es ist nur ein Bauchgefühl aber wenn Sarah mit Dila zusammen ist fühlt sich Sarah - sicher. Dila scheint einiges mehr zu wissen als sie preisgibt. Sarah akzeptiert es. Freunde tun das. Ausserdem haben Nalem und Malek hoch und heilig versprochen Dila nichts von ihren Geheimnissen erzählt zu haben. Dennoch spüren Sarah und Lecram dass Dila etwas weiss womit sie noch nicht raus rückt. Darin herum zu stochern hat jedoch keinen Wert. Sie beschliessen geduldig zu sein.

Unam hat sein Interesse an Sarah gänzlich verloren und A’bena scheint ihn auch nicht zu interessieren. Wenn Sarah richtig gesehen hat scheint er eigentlich nur Augen für Samuna zu haben. Es sind seine warmen Blicke die ihn verraten. Zwar hat Dila mal erwähnt dass Unam noch nicht an der Reihe ist sich eine Partnerin auszusuchen. Kol ist der Ranghöhere und Samuna wäre eigentlich für Kol bestimmt gewesen. Doch die beiden können so gar nicht miteinander und Kol hat wohl abgelehnt! Wenn Sarah richtig versteht dürfen nur die Männer eine Verbindung brechen, die Frauen müssen sich ihrem Schicksal stellen. Sarah findet das schrecklich. Und nach Kol soll Terin, den sie noch nicht kennen gelernt hat, dran sein für eine Partnerin. Also gehört Samuna sozusagen diesem Terin.

Samuna ist ihm sozusagen versprochen!

So gesehen tut ihr Unam schon fast wieder leid. Sie mag den witzigen Kautz mit dem lustigen Gesicht mit dem man wohl Pferde stehlen kann wenn man seine Freundschaft gewonnen hat. Wo Samuna mit ihren Gefühlen steht ist für Sarah etwas schwierig zu beurteilen. Manchmal hat sie das Gefühl Samuna spielt mit Lecram und manchmal sieht es so aus als meine sie es sehr ernst mit ihm. Und Lecram spielt ihr Spiel auch mal mit.

Kol und Lecram buhlen immer noch abwechslungsweise um A’bena oder sie selbst. Dabei weiss Sarah genau das Lecram gar nichts von A’bena will. Damit will er nur Kol eines auswischen. Trotzdem geniesst es A’bena und das ist gut so. Eigentlich hat Lecram genug um die Ohren mit Samuna die an ihm klebt und Sarah hat genügend Zeit alles zu beobachten. Genau genommen amüsiert sich Sarah bestens hinter der Theke. Es ist durchaus amüsanter hinter als vor der Theke. Da sie immer noch leicht humpelt darf sie hinter der Theke arbeiten und muss nicht von Tisch zu Tisch, was ihr sehr entgegenkommt. Dieses Mal ist ihr Bein eine ungewollte Hilfe.

Ab und an tauchen im Pelthaes neue Gestalten auf und ziehen ohne Aufsehen erregen wieder ihren Weg fort.

Hier ist ein kommen und gehen. Nur Sila bleibt merkwürdig. Seitdem sie das letzte Mal mit ihm gesprochen hat fand sie kein Gespräch mehr mit ihm. Wann immer es ihm wohl möglich ist kommt er vorbei und beobachtet hier das Geschehen genauso wie sie selbst. Er ist ein Eigenbrötler wie er im Buche steht. Was bloss in seinem Kopf so vorgeht! Es sind ruhige Tage hier in diesem dunklen Teil von Malon. Herausgefunden ob die Katakomben existieren haben sie auch noch nicht. Anscheinend ist das nur ein Mythos. So langsam gibt auch Lecram auf danach zu suchen. Ab und an unternimmt er Streifzüge die aber leider zu nichts führen. Die Zeit läuft ihnen hier irgendwie davon. Genau genommen amüsieren sie sich hier und werden langsam aber sicher ein fester Teil von diesem Seltsamen Ort. Ausserdem ist Lecram seit seinem Dämonischen Schauspiel etwas distanzierter und lässt ihr mehr Raum für sich selbst. Wenn Sarah sich mit Kol unterhält fühlt sie sich wohl und durchaus geborgen. Tatsächlich scheint eine Verbindung mit ihm gar nicht mal so abwegig obwohl er ihr Herz auf eine andere Weise berührt. Trotzdem muss Sarah gestehen dass Kol ganz in Ordnung ist.

Als A’bena eines Tages das Trinkspiel mit Kol als Partner gegen Lecram und Samuna spielt stehen Sarah und Dila dieses Mal mit Malek und Nalem hinter der Theke und beobachten das Treiben. An so einem Abend ist hier viel zu tun. Die Freundinnen beobachten wie Kol heute A’bena anhimmelt. Zum ersten Mal bemerkt Sarah dass A’bena verlegen wirkt in Kolens Nähe. Das ist so gar nicht ihre Art. Ein Lächeln huscht über Sarah‘s Gesicht. Da hat wohl jemand Interesse an dem gutaussehenden Kerl. Das letzte Mal hat Sarah ihre elbische Freundin mit Marcus so zufrieden gesehen. Eine ganz neue Situation die sich hier zeigt.

Sarah möchte von Dila wissen: „Ist Kohl eigentlich dein Zwillingsbruder?“ Das war zumindest Sara’s Vermutung.

„Ja.“ Dila reibt einen Becher aus und lächelt offen.

„Ich habe auch eine Zwillingsschwester.“ Die Sarah sehr vermisst. So wie den Rest der Familie.

Dila sieht sie liebevoll an. „Ich weiss.“

„Woher? Von Malek?“ Ihre Stirn zieht falten.

„Hmpf“, kommt der seltsame Laut aus Dilas Mund. „Du drängst mich in die Ecke. Lass es. Es ist noch nicht der richtige Zeitpunkt.“

„Es gibt dafür einen geeigneten Zeitpunkt?“

Bis Anhin hat Sarah nie danach gefragt und wollte es auch nie tun. Fast jeder hier hat ein Geheimnis. Also nimmt sich Sarah auch einen Becher um ihn aus zu reiben.

„Wir sind mittlerweile Freundinnen.“ Holt Dila Gedankenversunken aus und Sarah antwortet mit einem einfachen: „Ja.“

„Nun…, Kol und ich wissen ganz genau wer Lecram ist und was du bist.“ Dila sieht wohl Sarahs sorgenvolles Gesicht und fügt an: „Keine Angst, die anderen hier wissen nichts davon. Euer Geheimnis ist bei uns sicher. Wir beschützen dich.“

„Hast du dieses Wissen von Malek?“ Wäre für Sarah die logische Erklärung. Obwohl die beiden beteuerten nichts zu erzählen. Doch Dila schüttelt ihren Kopf leicht, danach schiebt sie ihre langen schwarzen Haare bei Seite als sie Sarah ansieht. „Nein, Mutter hat es uns erzählt. Als Kol und ich begannen uns zu verändern hat sie uns von euch erzählt. Es war an der Zeit zu erfahren wer wir sind.“

„Oh“, automatisch sieht Sarah zu Kol, kann aber nichts Seltsames bemerken. Ausser dass er und Lecram sich mittlerweile ganz gut leiden können. Irgendwie…, vielleicht ist aber auch nur eine Zweckfreundschaft weil Lecram hofft mehr aus Kolen heraus zu finden. Ab und an trainiert er auch mit ihnen im düsteren Wald draussen bei der Trainingsanlage.

„Wie habt ihr euch verändert? Das verstehe ich jetzt nicht. Was war an der Zeit zu verstehen?“ Ist Sarah äusserst neugierig.

„Eines Tages erzähl ich es dir. Hab Geduld.“

Sarah spürt das Dila ihr jetzt nicht mehr dazu erzählen wird und fragt aus diesem Grund belanglos nach als sie den Becher ins Regal stellt: „Habe ich eure Mutter auch schon mal gesehen?“

„Ja, aber es geht ihr nicht so besonders. Wenn es ihr besser geht kommt sie bestimmt mal vorbei. Wir sehen sie auch kaum seit sie zurück ist.“ Dilas Blick wirkt sorgenvoll und doch möchte sie von Sarah wissen: „Hast du von der Legende gehört?“

Sarah antwortet: „Ja?“

„Glaubst du daran?“

Ein lauter Seufzer von Sarah bevor sie antwortet. „Dila, ganz ehrlich so langsam weiss ich nicht an was ich überhaupt noch glauben soll. Ihr spricht hier in Rätsel. Alle sprechen von Zeit und Geduld. Niemand spricht mal Klartext.“

„Tut mir leid. Aber bist du ehrlich zu dir selbst?“

„Inwiefern?“

„Wenn ich dich wäre würde ich deine Männer Angelegenheiten mal klären. Sonst bekommst du am Schluss keinen von beiden.“ Mit einem Kopfnicken zeigt sie zu Lecram und Kolen. Auch Sarah mustert den Tisch und tatsächlich hat Dila Recht. Die vier scheinen zurzeit die perfekten Paare ab zu geben. Wenn sie ihr eigenes Gefühlchaos nicht bald bereinigt geht sie leer aus und muss es akzeptieren. Auf diese Idee kam sie noch gar nicht.

Da vorerst alles gesagt ist geht Dila zu Malek und Nalem und lässt Sarah einfach so stehen. Gedankenversunken sieht Sarah ihr nach. Wer ist Dila, wer ist Kol und wer zum Teufel ist deren Mutter? Wer ist Sila der immer alles beobachtet. Warum wissen einige hier von ihr und Lecram? Ihr schwirrt der Kopf.

Bei der nächsten Gelegenheit muss sie Lecram von diesem seltsamen Gespräch erzählen. Vielleicht versteht er es. Einige Rätsel stehen hier direkt vor ihr. Sarah ist äusserst neugierig und mahnt sich zur Vorsicht. So neigt sich auch dieser Abend dem Ende zu.

Wie erwartet brummt am nächsten Morgen Lecram sowie A’bena leicht der Schädel. Daher sind sie am Morgen nicht früh auf den Beinen und Sarah geniesst den morgendlichen Tandra Tee alleine. Ihre Gedanken henken noch an der Aussage von Dila. Da geht plötzlich die Eingangstür auf und Kol steht gut gelaunt mitten im Raum.

„Hey, nimm deinen Bogen und deinen Köcher, ich nehm dich heute mit zum Training.“

Sarah staunt. Doch irgendwie kommt ihr die Abwechslung gerade Recht. Also geht sie kurz rauf um ihr grünes Outfit an zu legen, hängt sich den Bogen und den Köcher um – schon ist sie startklar. Gut gelaunt lässt sie sich von Kol durch den düsteren Wald führen bis sie an die Trainingseinheit kommen. Unam trainiert auch schon, er hebt kleinere Stämme mit seinen blossen Händen! Andere rennen ziemlich rasch über einen Hindernis Parcours. Wieder andere klettern Bäume hoch.

„Hinkebein, komm hier rüber“, mit diesen Worten zieht er an ihrem Ärmel und sie folgt ihm staunend an den anderen vorbei. Schliesslich kommen sie zu den Zielscheiben.

„Zeig mal ob du schiessen kannst oder ob du deinen Bogen nur zum Spass rum trägst.“ Er grinst quer übers Gesicht.

Sarah versteht die Herausforderung und macht sich bereit. Sie nimmt einen Pfeil, spannt ihn im Bogen fest nach hinten. Da spürt sie plötzlich Kols Hand an ihrem Rücken. Also bricht sie diesen Versuch ab und sieht in einfach nur Fragend an. Wieder grinst er schief. „Lässt du dich so rasch ablenken – Hinkebein?“

Jetzt steht er hinter ihr und hält sie fest. Es fühlt sich gut an und er spricht ihr sanft ins Ohr: „Komm, ich zeig dir wie es geht.“

Als wüsste sie es nicht!

Trotzdem lässt sie ihre Hand von ihm mit dem Pfeil nach hinten spannen. Als ihre Hand nah an ihrem Ohr ist streift er sanft über ihre Wange und Zack lässt sie den Pfeil los der erstaunlicher Weise ins Schwarze trifft. Während Sarah staunt zieht er sie jetzt nah an sich heran. Wortlos gibt er ihr einen sanften Kuss auf ihre Lippen und haucht: „Guter Schuss.“

Sarah schluckt. „Danke.“

Er hält sie um ihre Taille und spricht sanft: „Sag mal ehrlich, was sucht ihr in dieser Gegend?“

„Die Katakomben.“ Dann reckt sie ihr Kinn. „Du Küsst mich nur um das heraus zu finden? Du bist unglaublich.“ Jetzt versucht sie sich von ihm zu lösen, doch er hält sie einfach weiterhin fest.

„Nein…, nicht direkt. Der Kuss hat sich einfach ergeben.“ Er schmunzelt immer noch. „Die Katakomben existieren nicht mehr. Selbst ich habe sie nie gesehen, es ist nur ein Mythos aus einer längst vergessenen Zeit.“

„Dann können wir ja wieder gehen.“

„Das wäre Jammer schade, gerade jetzt wo wir uns näher kommen.“

„Kol, auf Malon existieren viele Mythen und wie sich herausstellt sind einige sogar realer als ihr alle denkt. Aus diesem Grund suchen wir nach Beweisen. Es muss doch Beweise geben dass Katakomben überhaupt mal existiert haben?“

Er zuckt mit der Schulter auf und lässt von ihr ab. Es scheint als überlegt er sich seine Worte genau.

„Ja, Malon und seine Mythen. Das Problem mit dem Mythen ist - egal wo dein Weg dich hin führt“, eine kurze Pause, „ich werde dich begleiten. Und das, ist für mich auch absolutes Neuland.“

„Warum willst du mich begleiten?“

Fast hätte sie es geschafft und Kol hätte ihr geantwortet. Wäre nicht Unam mit einigen seines Clans aufgetaucht und Kol darauf aufmerksam gemacht das sie aufbrechen müssen für die Jagt. Kol bietet ihr an sie zurück zu begleiten. Doch Sarah schlägt sein Angebot aus, sie kennt den Weg und kann sich schon denken dass Kol ihr keine Antworten mehr zu dem angeschnittenen Thema geben wird. Schliesslich macht sie sich auf den Rückweg. Was ist auch bloss mit Dila und Kol los? Dila sowie Kol machen seltsame Anspielungen und dann der Kuss. Irgendwie spinnen plötzlich alle!

 

 

 

Lecram

 

Das Spiel gestern Abend war wirklich Lustig und ihr Alkoholgehalt im Blut hat auch zur guten Stimmung beigetragen. Es war gut heute aus zu schlafen, sein Schädel brummt jetzt nicht mehr. In der letzten Zeit hat er sich etwas von Sarah abgeschirmt. Er versteht einfach nicht dass Sarah sich nicht entscheiden kann. Es hilft dass er sich bei Nalem und Malek einquartieren konnte. Die beiden sind heute auch etwas später dran aber schon vor ihm runter und machen Tandra Tee. So einen muss er auch gleich trinken gehen. Seltsamerweise verbringt er inzwischen viel Zeit mit Kolen und seiner Meute. Sie sind ganz in Ordnung. Manchmal etwas wild und ungestüm. Damit kommt er klar, schliesslich sind die Gargoyles noch ein Tick wilder. Doch das Bogenschiessen und Ausdauer Training macht Spass und tut gut. Die Jungs tun das praktisch täglich. Natürlich hält sich Lecram zurück denn mit seinen Kräften könnte er mit Leichtigkeit alle besiegen. Ausser Kol!

In Kol scheint auch eine seltsame Kraft zu schlummern die er zurückhält. Kols Kraft ist für ihn selbst äusserst spürbar aber nicht sichtbar. Diesem Geheimnis möchte Lecram bei Gelegenheit näher auf den Grund gehen. Nach seiner Meinung lohnt es sich mehr über Kol zu erfahren.

Auch Dila ist anders und Lecram mag sie sehr gut leiden. Auch Dila besitzt Kraft die man nicht so offensichtlich sieht und dennoch kann Lecram auch bei ihr etwas spüren. Lecram hat sich vorgenommen den beiden etwas mehr auf den Zahn zu fühlen. Ausnahmsweise fällt es ihm einfach da er die beiden schon ziemlich ins Herz geschlossen hat.

Wie er ausserdem herausgefunden hat gehen jeweils zwei Hundsmenschen von Zeit zu Zeit los um weiter weg Wild zu Jagen. Das machen hier alle so. Warum an diesem Ort vorwiegend nur die Jugendlichen zu sehen sind versteht er zwar noch nicht, hofft es aber eines Tages heraus zu finden. Manchmal sieht er das Hund-Hyänen Tier das ihn beobachtet und ihm nach schleicht. Dieses Tier schleicht sich viel herum und Lecram hat die menschliche Seite dieses Tieres noch nie zu Gesicht bekommen.

Ausserdem ist Samuna zurzeit extrem anhänglich. Sie hat ihm gestern klar zu verstehen gegeben dass sie ihr Bett mit ihm teilen möchte. Was für eine nette Bezeichnung für Sex. Doch sie ist definitiv nicht sein Typ! Er spielt nur mit ihr. Eigentlich lenkt sie ihn von Sarah ab. Doch so dumm kann Samuna nicht sein um dies nicht zu bemerken. Vielleicht Spielt sie auch nur ein Spiel. Unams eifersüchtige Blicke sind Lecram nämlich längst nicht entgangen. Was auch immer die beiden daran hindert zusammen zu kommen versteht er zwar nicht. Aber es ist nun mal wie es ist.

Lecram geht zur Waschgelegenheit und nimmt einen Lappen um damit sein Gesicht zu reinigen. Seine Gedanken bleiben bei Kol hängen. Ob Kol aufrichtige Gefühle für Sarah hegt? Sarah ist wunderschön, genauso wie ihr Lächeln. Kol‘s Gefühle wirken ehrlich. Eigentlich hat Kol nie einen Hehl draus gemacht das er Sarah mag. An diesen Gedanken gefesselt geht er hinunter und gesellt sich zu seinen Freunden. A’bena und Sarah sind noch nicht anwesend.

Zu seinem Erstaunen geht die Tür auf und Sarah kommt rein mit Pfeil und Bogen. Was hat das nun zu bedeuten? Statt einer netten Begrüssung rutscht ihm ein: „Wo warst du“, raus.

„Kol hat mich mitgenommen um zu trainieren.“

Malek und Nalem sehen einander kurz an und zucken mit der Schulter. So holt Malek noch eine Tasse Tandra Tee und stellt sie Sarah hin die daraufhin lächelt. „Danke Malek“, sie sieht zu Lecram, „er wollte wissen ob ich wirklich mit Pfeil und Bogen umgehen kann oder ich das alles nur so als Alibi rum trage.“

„War das alles?“ Er sieht wie Sarah mit der nächsten Antwort hadert.

„Nein, er wollte wissen warum wir noch hier sind da die Katakomben ja nicht existieren. Ich habe ihm erklärt das wir nach einem Beweis suchen dass sie existiert haben. Danach haben sie sich auf den Weg gemacht um zu jagen.“

Damit gibt sich Lecram vorerst geschlagen. Nachdem er den Tee fertig getrunken hat küsst er Sarah auf die Stirn und meint es wäre eine gute Idee, er suche heute nach Beweisen von Katakomben. A’bena die gerade runter kommt möchte ihn begleiten. Und Sarah beschliesst heute Nalem und Malek zu helfen mit dem Abwasch und den Vorbereitungen für den Tag. Schliesslich sind sie heute ein wenig spät dran und es ist schon fast Mittagszeit! So geht jeder seinen Weg.

 

 

 

Sarah

 

Als A’bena und Lecram zurückkommen ist es schon später Nachmittag. Natürlich haben die beiden einen Bären Hunger. So sitzt auch Sarah zu den beiden hin und fragt nach: „Was habt ihr gefunden?“

„Nichts“, spricht A’bena während Lecram isst, „Lecram hat mir den schwarzen Baum gezeigt und wir sind auf Unam und die anderen gestossen die kein Wild gefunden haben.“

„Die sind schon zurück?“ Sarah weiss dass sie meistens Tagelang weg bleiben.

„Ja, es wäre Unwetter im Anmarsch“, spricht Lecram während A’bena Wasser trinkt. Bis anhin sind noch nicht viele Gäste im Pelthaes. Es scheint heute ein ruhiger Abend zu werden.

Doch mit lautem gepolter kommen nun die Clanmitglieder von Rim rein und Unam spricht laut: „Ihr solltet eure Wäsche rein hängen, da kommt ein Unwetter in der Nacht auf uns zu.“

Das war’s wohl jetzt mit der Ruhe! Gut gelaunt sitzt Unam neben Sarah hin. Genau Lecram gegenüber. Er grinst sie an und meint: „Du bist sehr geschickt mit deinem Bogen. Wer hat es dich gelehrt?“

„Malek ist mein Lehrmeister.“

„In dem Elb steckt mehr Talent als man ahnt. Malek du musst mal mit uns trainieren“, spricht Unam und sieht dabei zu Malek der etwas zu Essen bereitstellt.

„Werde ich“, schmunzelt Malek und Sarah bemerkt erst heute wie unauffällig Malek hier lebt. Denn egal was Malek tut, er ist sehr begabt in sehr vielen Dingen und braucht nur kurze Anweisungen um etwas umsetzten zu können. Darum beneidet sie ihn.

Nach und nach füllt sich das Pelthaes heute Abend doch noch. Viele Gesichter die Sarah schon gesehen hat – aber noch nie mit ihnen gesprochen. Es scheint fas so als würden Dila und Kol sie und ihre Begleiter vom Rest der Clans abschirmen. Genau genommen haben sie nur engen Kontakt zum Clan von Rim. Seltsam – geht es Sarah durch den Kopf. Darauf muss sie Lecram demnächst mal ansprechen. Wobei er sie ja zur Zeit eher meidet als mit ihr Zeit zu verbringen. Samuna sitzt nämlich auch schon wieder bei ihm am Tisch und macht ziemliche Avancen was sie von ihm möchte. Ihr Dekolletee lässt tief blicken und Sarah gesteht – da kann sie nicht mithalten.

 

 

 

Lecram

 

Sehr wohl sieht er Sarahs Blicke zu Samuna. Denn heute Abend ist Samuna auch äusserst verführerisch. Heute Abend darf er keinen Traumsaft trinken, sonst erliegt er noch ihrer Verführung. Denn dieses Dekolletee ist alles andere als uninteressant! So versucht er Samuna etwas auf Abstand zu halten. So gut wie es eben geht. Etwas später gesellt sich auch Kol zu ihnen an den Tisch und bestellt eine Ramolulu Suppe. Ramolulu ist so eine Art Kartoffel die erst wirklich gut schmeckt wenn sich Schimmel darauf bildet. Auch Lecram schmeckt dieses Gericht. Doch heute Abend will Kol es wohl genauer wissen. Seine Augen funkeln Lecram an als wollte er ihn bewusst aus der Reserve holen. Kaum setzt sich Sarah neben Kol hin fasst Kol mit seinen Händen Sarah ins Gesicht und legt seine Lippen auf ihre. Wie gebannt sieht Lecram zu und ist doch erstaunt dass Sarah sich nicht wehrt. Sarah scheint es zu geniessen.

Damit hat Lecram nicht gerechnet!

In diesem Moment rammt Sarah gerade ein Messer mitten in sein Herz. Genau in diesem Moment! Mitten ins Herz! Treffer!

Das ist ausnahmsweise jetzt doch zu viel für ihn. So was muss er nicht mitansehen. Er hat gewusst dass diese Situation auf ihn zukommen kann, doch nicht so unvorbereitet! Nicht in diesem Moment! Ohne ein Wort zu sagen steht er auf und verlässt das Haus. Damit er nicht auf der Stelle als Gargoyle davonrennt muss er sich zuerst draussen etwas sammeln. Seine Hände ballt er zu Fäusten. Eigentlich will er noch nicht mal wissen ob es Sarah gefallen hat. Das was er gesehen hat tut einfach weh.

Einige Fluchworte scheinen tatsächlich zu helfen dass er sich beruhigt. Eigentlich überrascht es selbst ihn dass er derart reagiert. Eigentlich wusste er dass diese Situation auf ihn zukommen kann. Er hat sich diese Szene vermutlich schon tausendmal durch den Kopf gehen lassen. Bestimmt hat ihn Kol bloss herausgefordert damit er seine Deckung aufgibt und preisgibt was er ist. Nein, diesen Gefallen tut er ihm nicht!

Also atmet er tief durch um sich zu sammeln. Er kann das! Gerade als seine anthrazitfarbigen Adern beginnen sich zurück zu bilden öffnet sich die Türe und der Hüne Sila steht nun direkt neben ihm. Sila ist ganz relaxt und zieht an seinem Kraut Stängel das hier so was Ähnliches wie eine Zigarette ist.

„Wohl nicht so gut gelaufen.“ Schmunzelt Sila in sich hinein.

Lecram winkt ab. „Alles in Ordnung. Kein Problem.“

„Weiss du“, zieht Sila wieder an seinem Krautstängel, „du siehst jemandem verdammt ähnlich den ich vor langer Zeit mal gekannt habe. Das war in einer Zeit als die Drachen noch Reiter auf dem Rücken trugen.“

Dann geht Sila ein paar Schritte und Lecram folgt ihm aus Neugierde. Was war das gerade? Der schweigsame Sila spricht ausnahmsweise mal und das wirft sofort Fragen auf.

„Wem soll ich ähnlich sehen?“ Möchte Lecram nun Sila prüfen. Der grosse stattliche Mann dreht sich schmunzelnd zu ihm.

„Verstehe…, du hast natürlich keine Ahnung wovon ich da gerade spreche.“

„Sag du mir doch einfach von wem du sprichst. Nenn mir einen Namen und ich sag dir dann ob ich diese Person kenne.“

„Na dann gehe ich mal meinen Weg. Es wäre jedoch einfacher mit offenen Karten zu spielen. Vielleicht sagt dir der Name Aros etwas. Wenn ja, sollten wir uns gelegentlich mal unterhalten.“ Mit diesen Worten zieht Sila rauchend davon und Lecram bleibt staunend zurück.

Wer ist dieser Hüne von Mann?

Was weiss er über und von Aros?

Woher kennt er Aros?

Vielleicht war es nicht die beste Lösung dass er sich gerade dumm gestellt hat. Lecram muss zuerst jedoch mit Sarah darüber sprechen, sie hatte Recht, Sila weiss etwas. Doch dann hört er Samuna hinter sich näher kommen. Automatisch rollt er seine Augen als sie bei ihm einhängt und meint: „Komm wir gehen ein paar Schritte.“

Eigentlich passt es ihm jetzt überhaupt nicht. Trotzdem spielt er mit und die beiden entfernen sich ein gutes Stück vom Pelthaes bis Samuna redet. „Dein Herz gehört alleine Sarah, nicht wahr.“

„Mehr als mein Leben“, ist er ehrlich zu ihr. Alles andere kommt ihm blöd vor. Samuna stöhnt leise auf.

„Ich wäre für Kol bestimmt gewesen. Doch wir können nichts miteinander anfangen. Da ist so gar kein Funke in Sicht. Daher hat Kol diese Verbindung abgelehnt.“ Ihre Schulter zuckt auf.

„Ginge die Verbindung denn?“, ein Schulterzucken, „Ich meine ihr seid aus dem gleichen Clan.“

„Wir sind nicht verwandt. Unsere Clans haben sich zusammengelegt als das grosse Feuer hier gewütet hat und wir nur noch wenige waren.“

„Das grosse Feuer?“ Nun ist Lecram neugierig und Samuna nickt. „Wir nennen es so. Es gibt nur noch wenige hier die, die Wahrheit wirklich kennen. Es hat mit dem schrecklichen Herrscher von Veram zu tun.“

„Aros?“

„Genau. Aber so genau weiss ich nicht darüber Bescheid. Es hat mich nie sonderlich interessiert. Sila weiss bestimmt die ganze Geschichte.“

Ist Sila sein Schlüssel hier?

„Wo sind eigentlich eure Eltern?“ Hackt er nach und Samunas

Schultern zucken auf. „Viele haben den Ort verlassen und sind nicht zurückgekommen. Andere verkriechen sich im Haus. Meine Eltern kommen auch selten heraus, höchsten für die Wäsche oder Wasser holen und solche Dinge.“

„Nehme an Sila könnte mir meine Fragen beantworten.“ Kombiniert er und Samuna nickt. „Da musst du aber einen guten Tag erwischen, sonst schweigt er wie ein Grab.“

Er lacht laut auf. „Den habe ich gerade verpasst.“

Jetzt schmunzelt Samuna wieder und er könnte sich in den Arsch treten dass er die Situation mit Sila nicht besser genutzt hat. Die beiden schlendern weiter über die grüne Wiese bis sie sich vor dem Rotbeerenblütenblatt Baum befinden. Der einzige Ort mit einer grünen Fläche und diesem wunderschön schillernden roten Baum. Was für ein hübscher und romantischer Ort. Dazu hängt noch etwas Nebel in der Luft was die Romanik in dieser Nacht durchaus steigert. Die Wolken hängen tief und das Unwetter bahnt sich an. Die beiden bleiben stehen. Lecram sieht sie direkt an und fragt: „Wie sieht es zwischen dir und Unam aus? Da liegt doch was in der Luft.“

Ihr Gesicht erhellt sich kurz. Ihre Sommersprossen passen wundervoll zu ihr, so empfindet es Lecram. Ein Lächeln steht ihr auch ausgezeichnet. Hier tun das die Menschen, seiner Meinung nach, viel zu wenig.

„Das ist dir also aufgefallen.“ Wieder ein Lächeln. „Er sieht gut aus, nicht?“

„Da bin ich vielleicht der falsche Ansprechpartner um das beurteilen zu können.“ Schmunzelt er und Samuna kichert.

„Stimmt“, sie dreht sich im Kreis vor Glück und erzählt weiter: „Wie erwähnt, ich wäre für Kol bestimmt gewesen. Da Kol kein Interesse an mir hat ist nun Terin an der Reihe. Ich gehöre sozusagen Terin“, sie sieht ihm direkt in die Augen, „und ich hasse Terin von ganzen Herzen. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie ich es geniesse dass er zurzeit nicht da ist. Wie schön es ist dass er irgendwo am Handeln ist und ich keine Ahnung habe wann er zurückkehrt. Wenn ich ganz grosses Glück habe kommt er nicht mehr zurück.“

„Was soll denn das ganze Theater mit mir?“

„Du siehst akzeptabel aus“, ein schelmisches grinsen huscht über ihr Gesicht, „Du lenkst mich ab. Und wenn Terin gegebenen Fall auf dich los geht ist das für mich nicht so schlimm wie wenn es Unam treffen würde.“ Ein Schulterzucken und sie fügt an: “Entschuldige.“

„Du bist ja ein richtiges kleines Biest!“ Ein lautes Lachen kommt aus seiner Kehle und da die Fronten geklärt sind fügt er an: „Entschuldigung angenommen.“ Er sieht ihr tief in die Augen und schlägt schief lächelnd vor: „Dann lass uns etwas Spass zusammen haben und das Ganze mal richtig auskosten.“

„Du willst also mal kosten.“

„Wenn ich wegen dir eventuell schon Ärger bekomme dann muss er auch berechtigt sein. Ansonsten lohnt sich doch der ganze quatsch gar nicht.“ Er macht einen Schritt auf sie zu um sie zu küssen. Nicht dass sein Herz bei ihr einen Satz macht, aber für den Moment ist es genau das was er, und vielleicht auch genau das was sie beide brauchen.

Ablenkung. Revanche!

Weiter hinten hat Lecram Schritte wahrgenommen die er kennt und die sich jetzt rascher entfernen als sie zögernd hergefunden haben. Entschuldige, schieben seine Gedanken nach bis er sich dem Kuss ganz hin gibt. Und doch bleibt ein Geschmack von Schmerz zurück.

 

 

 

Sarah

 

Sarah rennt so gut es mit ihrem Bein geht und weint.

Um die blöde Situation bei Lecram zu erklären machte sich Sarah auf um Lecram zu suchen. Natürlich war es blöd von Kol sie zu küssen und dennoch es war aufschlussreich.

Dass es Lecram dabei das Herz gebrochen hat tut ihr leid.

Kohl hat sich bei ihr entschuldigt das hilft ihr jedoch im Moment auch nicht weiter. Um Lecram eines aus zu wischen hätte Kol nicht zu derartigen Massnahmen greifen müssen. Aber es ist nun mal geschehen. Als sie Lecram und Samuna sichtet, weiten sich ihre Augen. Wie er es geniesst Samuna zu küssen hat sie überfordert! Das was sie zu sehen bekommt irritierte sie über die Massen. Das kann nicht sein!

Sie fühlt sich als würde ihr Herz einen Herzschlag auslassen und dann zerdrückt werden. Ohne ein Wort zu verlieren dreht sie sich um und rennt davon. Eine Träne rinnt ihr die Wange hinunter. Sie ist so dumm!

Aus Verzweiflung verlässt sie den Weg und stürmt in den Wald hinein. Vorbei an einem der Hundsmenschen der sie nicht aufhält. Eigentlich sieht sie gar nicht so genau wohin sie läuft. Sie will nicht ins Pelthaes zurück. Sie will nur weit weg von Lecram! Mittlerweile rennt sie nicht mehr sondern stolpert einfach voran. Ihr Bein schmerzt! Mit der Zeit wird sie langsamer und bemerkt dass sie gar keine Ahnung hat wo sie sich eigentlich befindet. Hier gibt es für sie keinen Anhaltspunkt mehr. Es ist bereits Nacht und stock dunkel. Ausserdem hat sie kalt und beginnt zu schlottern. Die Nächte hier sind bitter kalt und düster. Ausserdem beginnt es zu Regnen. Dicke Regentropfen die auf der Haut schmerzen. Angst kriecht empor und sie ruft automatisch nach Lecram und nach Kolen. Irgendjemand muss sie doch hören!

Dass ein Hundsmensch in Tiergestallt sie die ganze Zeit begleitet und beobachtet fällt ihr nicht auf. Ab und an hört sie ein rascheln oder Zweige brechen in der Stille was die Angst erhöht da sie niemanden sieht.

„Hallo, ist da jemand? Bitte helft mir! Ich brauche Hilfe!“

Doch sie muss zu weit weg sein. Niemand hat sie gehört. Das hat sie nun davon dass sie den Weg verlassen hat. Kol, hat ihr mal geraten nie den Weg zu verlassen. Sarah ist müde und es wird immer dunkler. In der Zwischenzeit weint sie aus Angst. Der dunkle abscheulich riechende Wald lädt echt nicht zum Verweilen ein. Als sie noch ein Stück weiter hinkt, stolpert sie über eine Wurzel und kommt zu einem dunklen durchaus furchterregendem Baum. Der Stamm ist dick und Pech schwarz. Dieser alte Furcht erregende Baum sieht gespenstig aus. Wenn man den Baumstamm und die Äste lange genug ansieht hat man das Gefühl Gesichter darin zu sehen. Als sie an diesem Bauch hoch sieht fällt ihr auf dass dieser schwarze Baum nicht so gross ist wie die anderen und tatsächlich schwarze Blätter an den Zweigen hängen. Schwarze Blätter!

Nun erinnert sie sich an die Aussage von Lecram als er auf diesen Baum gestossen ist. Na wenigstens weiss sie jetzt Wo sie gelandet ist. Hier trauert man also um die Toten!

Was für ein guter Platz den sie sich ausgesucht hat um sich aus zu ruhen. Doch wie kommt sie von hier zurück ins Pelthaes!

Als sie erneut den Baumgipfel hinauf sieht bemerkt sie den dicken schweren Nebel der oben hängen geblieben ist. Unheimlich! Ihr läuft ein Schauer den Rücken herunter und sie zittert vor Kälte. Mitlerweile hat der Regen aufgehört, doch sie ist bis auf die Knochen nass und hat kalt. Verloren steht sie da und versucht sich vorzustellen wo sie entlang gehen muss. Wo ist der Weg zurück. Aussichtslos!

Sie ruft nochmal nach Hilfe. Wieder bekommt sie keine Antwort. Irgendwann beschliesst sie sich hinzusetzten und einfach ab zu warten. Sarah friert und die Nacht ist äusserst unheimlich, ausserdem ist diese Stille hier zermürbend. Schlotternd rollt sie sich beim Baumstamm zusammen um sich zu wärmen.

„Hey Hinkebein“, hört Sarah plötzlich eine bekannte Stimme und öffnet ihre Augen. Irritiert setzt sie sich auf.

„Marcus?“

„Hey, du solltest nicht hier auf dem kalten Boden liegen. Steh auf.“

Mit einem liebevollen Lächeln hält er Sarah die Hand entgegen damit sie besser aufstehen kann. Sarah tut staunend worum er sie gebeten hat. Jetzt steht sie neben Marcus und fragt: „Habe ich lange geschlafen.“

„Nö.“

„Wieso sehe ich dich? Bin ich Tod?“ Aus Unsicherheit fasst sie ihn am Arm an um sicher zu gehen dass er kein Trugbild ist.

„Sarah du lebst. Malon hat da seine eigenen Regeln.“ Ist Marcus Schulterzuckende Antwort und Sarah versteht irgendwie gar nichts mehr. Da kommt ihr die Idee: „Träume ich?“

„Denke nicht“, wieder ein schiefes Lächeln dass sie so vermisst hat darum gesteht sie es ihm: „Ich habe dich vermisst.“ Dabei fällt sie ihm schlotternd um den Hals und er hält sie fest.

„Ich weiss. Ich weiss…“

„Wie geht es dir?“ Irgendwie fühlt sich ihre Frage dumm an die sie einem Toten gestellt hat. Sie schlottert immer noch, aber es geht ihr besser.

„Der Tod ist akzeptabel. Es geht mir ausgezeichnet.“

„Warum bist du denn noch hier?“

„Das ist die eintausend Dollar Frage, Hinkebein.“

„Was tust du hier?“ Möchte sie von ihrem Gegenüber erfahren. Wieder ein schiefes Lächeln bevor er antwortet: „Warten.“

„Warten?“

„Ich nehme an dass du mich sehen kannst verdanken wir diesem speziellen Ort an dem die Hundsmenschen ihre Toten hinbringen. Also kann ich nicht mit dir von hier weg. Also warten wir hier gemeinsam bis dich jemand hier findet. Ich leiste dir also Gesellschaft“, schmunzelt er immer noch.

„Du versuchst mir zu helfen.“

„So gut ich das hinbekomme. Aber als Toter sind einem die Hände etwas gebunden.“ Er rümpft seine Nase.

Nun muss auch Sarah etwas lächeln. Als hätte Sarah keine andere Wahl sitzt sie neben Marcus ab und lehnt gemütlich an ihm an. Das Mooskissen auf dem sie sitzt ist tatsächlich flauschig weich und bequem. Ihre Angst weicht. Durch ihn fühlt sie sich wirklich wieder sicherer als kurz zuvor.

Marcus lächelt immer noch und Sarah ist schrecklich müde und gähnt auf. Dann fällt ihr Blick weiter hinten, zwischen den Bäumen auf ein paar Augen die sie mustern. Automatisch stellt sie Marcus die Frage: „Weisst du wer das ist?“

„Oh ja“, er stöhnt auf und Bedauern steht in seinen Augen, „Ihre Seele ist gebrochen. Ich hoffe sie vergibt mir eines Tages.“

Missmutig sieht Sarah ihn an. „Könntest du mir mal auf die Sprünge helfen? Ich versteh hier gar nix mehr! Alle sprechen hier in Rätsel.“

„Sie in ihre Augen, auch du kennst sie flüchtig.“

Also mustert sie schlotternd das Tier und muss dennoch kleinlaut gestehen: „Ich habe keine Ahnung.“ Ausserdem ist Sarah so schrecklich müde.

„Das ist Brenda“, ist seine einfache jedoch traurige Erklärung. Genau, jetzt fällt es ihr wie von den Schuppen wie sie damals bei Aros in der Festung das Gefühl hatte Brendas Augen hätten sich kurz verändert. Aha, sie hatte sich damals nicht geirrt aber das Zeichen nicht gedeutet. Damals hat Marcus schon erwähnt er habe schreckliche Dinge angestellt. Vermutlich geht es dabei um Brenda.

„Willst du darüber reden?“ Hackt Sarah nach.

„Nicht direkt.“ Ein leises Seufzen. „Ein wenig. Ich weiss dass ich damals nicht mich selbst war, doch es entschuldigt nicht was ich getan habe. Ich habe Brenda Dinge angestellt die sich nicht in Worte fassen lassen. Und das schlimmste daran ist, das Aros zuvor schon viel schrecklichere Dinge mit ihr angestellt hat. Dass sie nicht mehr aus dieser Tier Gestalt heraus möchte verstehe ich. So ist sie endlich frei.“

„So schlimm?“

„Viel schlimmer. Durch dich fand ich einen Teil in mir wieder und als mir bewusst wurde was ich getan hatte kam die Reue. Auch ich kann all das schreckliche was ich getan habe nicht vergessen.“

„Du wähltest den Tod.“

„Dein Leben zu retten war das einzige gute was ich noch tun konnte. Mein Tod ist verdient und ich bereue ihn nicht gewählt zu haben.“

„Denkst du sie sieht dich?“ Lenkt sie das Thema in eine andere Richtung.

„An diesem speziellen Ort halte ich alles für möglich.“

Darauf kann Sarah nichts erwidern und lässt es einfach so im Raum stehen. Etwas später erwähnt Marcus: „Weisst du…, du warst nicht nur der Schlüssel zu Lecram. Auch ich wurde in deiner Gegenwart wieder“, er überlegt, „nennen wir es: normal. Du warst mein Lichtblick in der Dunkelheit. Aber tief in meinem Herzen weiss ich dass ich meinem Vater verdammt ähnlich bin. Klar hat Lecram auch eine dunkle Seite das hat jeder Mensch, doch meine ist echt finster und böse. Die dunkle Magie rief nach mir und du hast mich Zeitweise etwas davon erlöst.“ Er seufzt auf. „Ich und Magie…, eine ziemlich dumme Kombination.“ Sein Blick ist ernst.

„So empfindet auch Lecram.“

„Er ist nicht ich. Mein Bruder kann damit umgehen, er ist dafür bestimmt. Mich hätte die Magie meinen Verstand gekostet. Lecram ist diesbezüglich stärker.“

„Die Erde hat deine Magie in Schach gehalten und hier hat sie dich überrennt.“

„Sieht so aus. Aber mach dir keinen Kopf, ich bin genau dort wo ich sein muss.“ Er sieht sie eingehend an. „Es ist gut so wie es ist und ich werde euch nicht ewig erscheinen. Ich hatte wohl nur etwas Aufschub bekommen.“

„Für mich, das ist schön.“

„Ja, ist es.“

Da Sarah immer noch zittert legt er einen Arm um sie damit sie an ihn kuscheln kann. Seltsamerweise wärmt Marcus jedoch nicht da sein Körper kalt ist. Sarah sieht ihn von der Seite an und sie lächelt warm als sie ihm gesteht: „Ich mag dich trotzdem“, und er stupst sie für ihre Aussage liebevoll an.

„Klar, jetzt bin ich tot und friedlich. Würde ich noch leben hättest du Angst vor mir und würdest zittern vor Angst und nicht vor Kälte.“ Er betont mit seiner Stimme: „Grosse Angst.“

„Ach quatsch. Niemals, du hast ein gutes Herz. Daran habe ich immer geglaubt. Das wird sich auch nicht ändern. Ich liebe dich nun mal.“

„Danke. Ich liebe dich auch wie eine kleine Schwester.“

Sarah schmunzelt. „Ich weiss.“

Wüsste Sarah nicht dass er selten Gefühle zeigt könnte sie schwören so etwas wie Wasser in seinen Augen stehen sehen. In diesem Moment begreift sie dass er Vergebung braucht um als Schatten seiner selbst gehen zu können. Vermutlich ist Brenda diejenige die ihn erlösen kann. Als wüsste Brenda um was es hier geht schleicht sie in Tiergestallt näher in ihre Richtung. Bis sie sich in unmittelbarer Nähe hinlegt und ihnen weiter zu hört. Brenda saugt förmlich jedes gesprochene Wort in sich auf.

Sarah denkt eigennützig und möchte Marcus ihre Gedanken mitteilen: „Ich möchte eigentlich nicht dass du uns verlässt. Ich wünsche mir fast du bekommst keine Absolution und bleibst uns erhalten. Jetzt siehst du mal was für böse Gedanken ich haben kann. Bin ich nicht abgrundtief schlecht?“

„Zugegeben, du bist ein kleines Monster.“ Er wuselt ihr über die Haare und Sarah lächelt. Sie ist so froh hier draussen nicht alleine sein zu müssen. Diesmal ist es wohl Marcus der sie rettet statt umgekehrt. Er hilft ihr diese schrecklich düstere Nacht zu überstehen. Auch Brenda rutscht näher und Marcus spricht sanft mit ihr um sich zu entschuldigen. Marcus Worte sind leise und ehrlich. Schliesslich seufzt das Tier leise auf das für Sarah nach Vergebung klingt. Dann steht das seltsame Tier auf und kommt ganz nah an sie beide heran bis Marcus ihr über den Kopf streicheln kann. Die Augen des Tieres wirken weich und warm, danach trottet sie hinkend davon. Auch sie trägt Verletzungen mit sich herum.

Die beiden zurück gebliebenen müssen nicht darüber sprechen was hier gerade geschieht. Es ist vermutlich das letzte Mal dass sie Marcus sieht. Anschliessend legt sie sich hin, mit ihrem Kopf in seinem Schoss schläft sie friedlich ein. Sie ist müde. Aber nicht mehr alleine. Das hilft ihr diese schrecklich düstere Nacht durch zu stehen. Die Kälte die sie heim sucht spürt sie irgendwann nicht mehr. Der Herzschlag wird stetig langsamer und ihr Schlaf fällt immer tiefer und tiefer und die Nachtkälte sucht sie heim. Als Sarah längst nichts mehr um sich herum war nimmt stöhnt Marcus laut auf und hofft für Sarah dass Brenda rasch möglichst Hilfe holt. Hilfe wäre wünschenswert! Sonst wird er sie wohl oder übel mitnehmen auf seine Seite von Malon.

 

 

 

Lecram

 

Nachdem Lecram Samuna bei sich zu Hause abgesetzt hat schlendert er irgendwann zurück ins Pelthaes. Es ist schon spät, oder früh am Morgen, je nachdem wie man es sehen möchte. Es war schön mit Samuna, sie haben viel geredet. Genau genommen mag er sie ganz gut leiden. Eigentlich ist es bitter kalt, nur durch seinen Drachenreiter Anteil friert er nicht. Die Nächte hier sind bitter kalt und Nebel hängt in den Baumgipfel. Wenigstens Regnet es nicht mehr. Ein gespenstig dunkler Ort.

Es dauert nicht lange und er steht bereits vor dem Pelthaes. Da er nach der Szene auf der Lichtung keine Lust hat auf Sarah zu treffen klettert er, nachdem er die Lage gecheckt hat, einfach die Hauswand hinauf um ins Zimmer zu schleichen das er bei Nalem bekommen hat. Es war ein ereignisreicher Tag und nun muss, sprich will er seinen kleinen Rausch ausschlafen. Er denkt darüber nach was sie hier in Erfahrung bringen konnten. Nichts, sie drehen sich im Kreis. Er und seine Freunde vergeuden hier ihre Zeit. Von Katakomben weiss hier anscheinend wirklich niemand etwas. Nicht mal Samuna und ihre Familie!

Vielleicht sollte er sein Vorhaben abbrechen und weiter ziehen. Vermutlich ist das die Beste Idee die er in den letzten Tagen hatte. Von Feora gibt es auch keine Zeichen mehr. Ein Versuch sie zu finden war es jedoch Wert. Eigentlich hat er in diesem Teil von Malon nichts verloren. Ausser ein paar neue Freundschaften hat er hier nichts gefunden. Also Haut er sich schliesslich in seinem kleinen spartanisch eingerichteten Zimmer aufs Ohr. Der Schlaf findet ihn rasch!

Am nächsten Morgen beschliesst er Sarah immer noch aus dem Weg zu gehen, so gut es geht. Das schliesst Kol automatisch mit ein! Also wird er heute nicht mit ihnen trainieren. Vielleicht ist es an der Zeit auf eigene Faust los zu ziehen um vielleicht auf etwas Interessantes zu stossen. Eigentlich spielt er mit dem Gedanken mal bei Sila auf Tuchfühlung zu gehen. Mal sehen was Sila von Aros zu berichten hat. Es könnte eine zähe aber interessante Unterhaltung werden. Also poltert er laut die Treppe hinunter da es eh unmöglich ist die Treppe hinunter zu schleichen da sie bei jedem Tritt knarrt. Eigentlich hat er eh stimmen im Untergeschoss gehört da beschliesst er seinen Tag mit einem kräftigen Tandra Tee zu beginnen. Er gähnt noch kurz auf und zu seinem grossen Erstaunen trifft er unten auf Kol und Dila die in Sorge zu sein scheinen. Automatisch fragt er: „Was sucht ihr denn hier?“

„Wir wollten mit dir und Sarah sprechen.“ Erklärt Dila.

„Wo ist Sarah denn?“, Ist die einzige Frage die Lecram in diesem Moment interessiert. Dila sieht plötzlich beunruhigt zu Lecram als sie erklärt: „Nachdem sie hinaus ging um dich zu suchen nahmen wir die ganze Zeit an sie ist bei dir? Sie wollte sich aussprechen.“

Lecram presst seinen Kiefer zusammen. „Scheisse!“ Platzt es aus ihm heraus. Natürlich hat er gestern Abend Sarah’s Schritte kommen hören als er auf der Lichtung stand!

Natürlich hat er Samuna nur geküsst um Sarah eines aus zu wischen! Ganz nach dem Motto: wie du mir, so …!

Natürlich weiss er dass sie weggerannt ist, seiner Meinung nach direkt in Kols Arme zurück. So hat er sich das zumindest zu Recht gelegt. Weit gefehlt! Was ist er doch für ein Idiot! Er presst seinen Kiefer erneut zusammen.

„Ich bin ein Idiot. Ich habe sie verloren“, mit diesen Worten stürmt er aus dem Pelthaes. Genau genommen ist er in diesem Moment echt wütend auf sich selbst. Wie konnte er sich bloss so gehen lassen! Kolen ist ihm mittlerweile auch schon dicht auf den Fersen und das nervt Lecram so sehr dass er abrupt stehen bleibt, sich umdreht und nun Kol anfaucht: „Ist was?“

„Wir wissen bereits wo wir sie finden! Wir wollten dir nur sagen dass unsere Mutter uns darüber informiert hat und ich sie holen werde. Wie ihr Zustand ist wissen wir jedoch noch nicht.“

„Krieg ich alleine hin. Wo ist sie?“ Faucht Lecram und Kol räuspert sich: „Ich denke nicht daran es dir zu sagen. Ausserdem habe ich dafür die bessere Spürnase. Bleib hier und sprich mit Dila. Wir müssen dringend mit dir reden. Wir drei haben einiges zu klären.“

„Falscher Zeitpunkt!“ Faucht Lecram erneut.

Nach dieser Antwort verfärben sich Lecrams Augen Rubinrot und seine Adern verdunkeln sich anthrazitfarben. Er möchte keine Zeit verlieren Sarah zu finden. Doch Kol scheint nicht locker zu lassen. Seine Haut verfärbt sich noch mehr und seine Stimme wirkt dunkler als er nach schiebt: „Du wolltest doch immer wissen was ich bin.“ Seine Augen funkeln und seine Adern verdunkeln sich auch noch etwas. „Sieh her, ich bin der Teufel in Person.“ Sein Blick ist arrogant.

„Ist das schon alles?“ Schiebt Kol keck nach und bildet auf beiden Händen Feuerbälle die er Lecram abwechslungsweise zu wirft. Blitzschnell steht Lecram wieder normal vor Kolen und fängt die Feuerbälle mit Leichtigkeit ab. Kurz jongliert Lecram mit den Bällen bevor er sie erstickt und seine Wut weicht vor seiner Neugier wer Kol in Wirklichkeit ist. Er möchte mehr über Kol und dessen loderndes Feuer herausfinden. Genau genommen wusste Lecram dass in Kol noch was steckt und heute hat er es zum Vorschein gebracht.

„Wer bist du?“ Muss er von Kol endlich wissen.

Doch dann kommt Dila dazu. Sein Blick fällt direkt auf Dila‘s und er kann zusehen wie sie schliesslich als Fackel kurz aufleuchtet bis sie ihre Flamme wieder ersticken lässt.

„Lecram, wir drei sollten uns in Ruhe hinsetzten und reden“, erklärt Dila sachlich doch Lecram antwortet: „Ich stehe eigentlich ganz gut. Was seid ihr?“

Nun geht Kol zu seiner Schwester hinüber und Dila holt weiter aus: „Wir hofften eigentlich du könntest uns sagen was wir sind.“

„Ich habe keine Zeit, ich muss Sarah holen.“ Lecram will endlich los auch wenn er neugierig ist. Es muss warten.

Sarah hat Priorität!

Kol erklärt: „Lecram, du bist unser Halb Bruder. Lass mich Sarah holen und sprich mit Dila.“

„Was!“ Platzt es aus Lecram und er schiebt gleich nach: „Niemals!“ Gleichzeitig schüttelt er seinen Kopf.

Das kann nicht sein!

Plötzlich erscheint der Hyänen Windhund ähnliche Wesen das ihn immer wieder beobachtet hat und sich mühelos in einen Mensch verwandelt. Das Bündel kauert nackt und zittrig auf dem Boden und faucht: „Mass es dir nicht an, an den Worten meiner Kinder zu zweifeln. Sarah braucht eure Hilfe, sie ist beim schwarzen Baum.“ Ihre Augen blitzen Lecram entgegen bevor sie als Tier hinkend, wieder in den Wald verschwindet.

„Brenda“, staunt Lecram leise und Dila haucht der Gestalt liebevoll und sorgevoll: „Mutter warte…“, entgegen und Kol sieht dem Tier auch mitfühlend hinterher. Das war also Brenda die ihn immer wieder verfolgt hat. Dieses Puzzle scheint sich direkt vor Lecrams Augen auf zu lösen – Aros und Brenda? Echt jetzt?

„Brenda ist eure Mutter und ich nehme an dann ist oder war Aros euer…“

„Unser Vater“, berichtigt Dila und Kol nickt.

Lecram versteht und atmet tief durch. Er sieht die beiden eingehend an und spricht seine Gedanken laut aus.

„Mit Aros Tod wurde also auch eure schlafende Macht entfacht.“

„Wir wussten nicht dass wir so was in uns tragen. Erst als Mutter wieder aufgetaucht ist und uns erklärt hat das Aros Tod sei brach das Feuer vollends in uns aus! Sie hat uns von dir und Sarah erzählt.“ Erklärt Kol und Lecram staunt nur noch.

„Also seid ihr auch Drachenreiter?“

Lecrams Blicke gehen von Dila zu Kol die nur mit der Schulter zucken. Er weiss nicht genau was er davon halten soll. Er hat plötzlich jüngere Geschwister…

„Ich musste dich zuerst kennen lernen um zu sehen ob du als Bruder würdig bist“, sieht Kol ihn entschuldigend an und Lecram schmunzelt. Aus diesem Grund war Kol also so seltsam drauf. Nun versteht er so einiges.

„Also ich mochte dich gleich.“ Mit diesen Worten zaubert Dila nun Lecram ein kleines Lächeln ins Gesicht.

„Wir wissen jedoch nicht was es bedeutet ein Drachenreiter zu sein. Es ist merkwürdig“, gibt Kol offen zu und Lecram nickt.

„Wenn ihr wirklich meine Halbgeschwister seid, dann haben wir uns viel zu erzählen. Ihr habt bestimmt noch einiges zu lernen. Ihr kennt also auch Sarahs Geheimnis?“ Bleibt Lecram sachlich und sieht die beiden einfach einen Moment lang.

„Wir haben gehört was sie angeblich sein soll“, Dila schmunzelt, „können uns jedoch kein Bild davon machen. Das alles wirkt für uns ziemlich unwirklich.“

„Ein Drachenreiter fühlt sich automatisch zu Sarah hingezogen da wir bestimmt sind – das Tor - zu schützen.“ Erklärt Lecram seinem Gegenüber.

„Das erklärt vieles.“ Versteht Kol und Dila nickt.

Nun verstehen die beiden aus welchem Grund sie sich automatisch zu Sarah hingezogen gefühlt haben. Es gibt so vieles zwischen ihnen zu klären. Doch sie haben keine Zeit also holt Lecram aus: „Wir müssen später reden. Ich muss jetzt wirklich zu Sarah.“

„Wir kommen mit.“ Kols Blick ist mitfühlend. Vielleicht fühlt er sich mitverantwortlich an der Situation. Gut möglich.

„Danke aber ich gehe besser alleine“, das ist er ihr einfach schuldig, so empfindet Lecram zumindest. Nun geht Kol auf ihn zu und legt seine Hand auf Lecrams Schulter um seinen Worten an Nachdruck zu verleihen. „Vertrau mir, ich finde den Baum rascher als du. Hier ist meine Heimat und ich weiss wo die heisse Quelle ist damit sie sich aufwärmen kann. Lass uns einfach zusammen gehen.“

Die nächsten Worte fallen Lecram schwer. „Also gut“, er gibt klein bei. Doch es fällt ihm schwer jemandem zu vertrauen den er noch kaum kennt. Dann rennt die kleine Gruppe an neuen Gefährten los. Die Zwillinge bleiben in menschlicher Gestalt was Lecram entgegenkommt und er gesteht die beiden sind schnell. Sie führen Lecram abseits vom Weg und nehmen eine Abkürzung damit sie rascher bei Sarah ankommen. Dafür dass sie durchs Unterholz streifen, bekommen sie die eine oder andere kleine Schramme ab was ihnen jedoch in diesem Moment egal ist. Das Ziel zählt!

Dann sind sie auch schon beim schwarzen Baum der Toten und dort trifft die Gruppe, als sie die Schritte verlangsamen, auf Marcus der verloren Sarah im Schoss wiegt und liebevoll mit ihr spricht. Ängstlich sieht Marcus zu den Besuchern hinauf und meint: „Ich kann nichts für sie tun. Sie ist eiskalt!“

Mitfühlend legt Lecram seine Hand auf die Schulter seines Bruders und geht dabei in die Knie. Sarah ist unterkühlt und es geht ihr wirklich nicht gut. Auch Dila und Kol knien sich nieder und Dila fühlt Sarahs Stirn. Auch Dila ist sehr in Sorge.

„Hey kleine Torhüterin wir sind da.“ Spricht Lecram liebevoll und nimmt sie kniend in seine Arme. „Ich lass dich nicht einfach so gehen, hast du mich verstanden!“

Automatisch wiegt er sie sanft und dann leuchtet er von innen heraus auf und gibt Sarah so viel Wärme ab wie er nur abgeben kann ohne sie zu verletzten. Das goldene Licht fliesst in Sarah hinein und plötzlich atmet sie nach einer Weile tief ein und beginnt zu zittern. Endlich schlägt ihr Herz wieder schneller und regelmässiger. Danach bettet Lecram sie sanft auf das darunter liegende Moos und sieht zu Marcus hinauf der mittlerweile steht.

„Sie lebt“, spricht Marcus erleichtert zu sich selbst und sieht in die Gesichter der anderen. Lecram sorgt sich immer noch um Sarah erklärt jedoch seinem Bruder rasch: „Das sind Dila und Kol, es sind unsere Halbgeschwister.“

„Echt?“

„Bist du nicht Tod?“, platzt es aus Kol und Marcus schmunzelt als er antwortet: „So Tod wie man nur sein kann.“

„Du hast Sarah beigestanden“, ergänzt Dila und setzt sich neben Sarah hin und Lecram schiebt nach: „Danke.“

„Jederzeit.“

Mit dem nächsten Atemzug öffnet Sarah ihre Augen und hat die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Sie blickt in die verwirrten Gesichter und setzt sich auf. Fast gleichzeitig knien Lecram und Kol zu ihr hin und halten jeweils eine Hand in ihrer um ihr auf zu helfen. Dann geschieht etwas Seltsames. Um die kleine Gruppe herum beginnt es zu leuchten und eine saftig grüne Moosmatte erhebt sich aus dem Boden rund um den schwarzen Baum. Dazwischen sind sogar einzelne violett gezeichnete Blümchen zu finden und ein einzelner schillernder farbenfroher Vogel fliegt zwitschernd auf sie zu um dann auf dem schwarzen Baum Platz zu nehmen.

Als Sarah steht fragt sie nach: „Was war das?“

„Die Legende“, hören sie Silas raue Stimme und der Hüne kommt langsam schreitend auf die Gruppe zu. Neben ihr hinkt Brenda in Menschengestalt ganz in schwarz gekleidet die noch etwas misstrauisch wirkt. Dila springt zu ihrer Mutter und umarmt sie. Als Brenda und Dila die Umarmung lösen kommen sie näher an die Gruppe und Brenda erwähnt: „Die Legende besagt wenn der Drachenreiter und die Torhüterin zusammen finden wird Malon der wunderschöne Ort für den er gemacht wurde.“

Sarah wackelt noch etwas und Kol hält sie aus diesem Grund fest um die Taille.

„Wenn ihr euch ausgetauscht habt dann kommt zu mir in die Hütte. Ich habe euch einiges zu erzählen.“ Ergänzt Sila und ist im Begriff sich mit Brenda wieder zurück zu ziehen. Doch Brenda bittet Sila kurz zu warten und geht dann hinkend auf Marcus zu. In ihren Augen steht das Wasser als sie Marcus Kopf zwischen ihre sanften Hände nimmt und leise flüstert: „Ich sehe ein dass die Dinge sich hier so entwickelt haben wie es wohl vorbestimmt war. Es ist unser Schicksal. Ich vergebe dir.“

 

 

 

Sarah

 

Sarah bekommt Gänsehaut am ganzen Körper. Alle sehen wie Marcus diese Vergebung gebraucht hat. Und Brenda brauchte es ebenfalls um abschliessen zu können. Als nächstes beginnt Marcus zu leuchten und blickt glücklich in die Gesichter. Ohne ein Wort zu sagen nimmt er seinen Bruder kurz in den Arm und wendet sich dann Sarah zu. Auch Sarah umschiesst er und seufzt erleichtert aus. Sarah weiss dass nun der Zeitpunkt gekommen ist um ihn endgültig gehen zu lassen.

„Eines Tages sehen wir uns wieder“, haucht sie und er grinst als er antwortet: „Lass dir um Himmels willen damit Zeit. Verstanden?“

„Einverstanden.“

Danach löst er sich von Sarah und leuchtet noch mehr bis er sich schliesslich in Unmengen von kleinen leuchtenden Teilen vor ihren Augen auflöst und zum Himmel hinauf gleitet. Er wird sozusagen eins mit dem wunderschönen Sternenhimmel. Sterne die aussehen als wären sie heute zum Anfassen nah.

Einen Moment lang schweigen alle bis Kol trocken erwähnt: „Starker Abgang.“

Als sich Sarah leicht schmunzelnd jedoch zitternd vom Sternenhimmel löst, fragt sie in die Runde: „Wo sind Sila und Brenda hin?“ Ihre Arme sind verschränkt.

Auch Lecram sieht sich um und erklärt: „Die beiden sind so lautlos verschwunden wie sie her gekommen sind. Sila hat Recht, wir müssen uns näher kennen lernen. Dieser Hüne von Mann kann vielleicht auf einige Fragen die Antworten geben.“

„Bitte lasst uns hinsetzen, ich kann nicht so lange stehen“, bittet Sarah die immer noch friert. Genau genommen steht sie etwas verloren da. Natürlich kommen sie ihrer bitte nach sich hin zu setzten. Sie setzten sich auf die grüne Moos Matte.

„Waren wir das? Wirklich?“, fragt Sarah erstaunt nach.

„Keine Ahnung. Vielleicht alle zusammen“, versucht auch Lecram heraus zu finden, „Dila und Kol sind ebenfalls Drachenreiter und meine neu dazugekommene Familie.“

„Aros Zwillinge.“ Versteht Sarah auf Anhieb und die beiden nicken zustimmend. Kol rutscht zu Sarah und legt ihr seinen Arm um die Schulter um ihr etwas wärme zu spenden. Sie lächelt und entspannt sich langsam. Dabei hätte sie sich gewünscht dass Lecram derjenige gewesen wäre der ihr Wärme spendet. Kurz trifft ihr Blick zu Lecram der ihr gegenüber sitzt und sie liebevoll ansieht. Natürlich erwidert sie sein Lächeln. Es ist schön dass sie hier vereint zusammen sind. Die Umstände dafür sind etwas seltsam, trotzdem fühlt es sich gut an.

Dann erzählt Lecram seinen Halbgeschwistern seine persönliche Geschichte. Die auf der Erde Trübsal blasend, als Gargoyle mit Zwillingsbruder Marcus, beginnt und hier bei Aros Tod endet und zu ihnen hier hin führt um in den Katakomben nach dem kleinen Drachen Feora zu suchen. Dabei nimmt er Sarahs Hand in die seine um ihr noch etwas mehr Wärme zukommen zu lassen. Klar erzählt Lecram seine Geschichte in einem raschen Zeitraffer. Doch Sarah findet er trifft die wichtigsten Dinge genau auf den Punkt. Dila und Kol sind ausserdem gute zu Hörer.

Am Schluss angekommen schüttelt Dila erstaunt ihren Kopf. „Und Sarah das Tor in eine andere Welt. Unvorstellbar“, versucht Dila die Dinge zu verstehen und sieht ungläubig zu Sarah hinüber. Dabei kratzt sie sich kurz am Hinterkopf.

„Es sieht aus als hättet ihr noch einiges zu lernen.“ Ergänzt Lecram wohl wissend was er ihnen noch alles beibringen kann.

„Unterrichtest du uns?“ Möchte Kol wissen.

Sarah hat sich in der Zwischenzeit an Kol angelehnt und hört ihnen zufrieden zu.

„Ich euch unterrichten?“, Lecram grinst breit, atmet laut ein und aus, „warum nicht. Zuerst braucht ihr einen geeigneten Drachen der zu euch passt und dafür müssen wir in die Steinwüste.“

„Ist die Steinwüste nicht gefährlich?“ Fragt Dila Nase rümpfend während Kol in aller Ruhe zuhört und Sarah etwas mehr zu sich zieht.

„Steinwüste und gefährlich“, ein schmunzeln von Lecram, „ehrlich gesagt ist es dort nicht gefährlicher als hier.“

Nun schmunzeln auch Dila und Kol.

„Nun gut. Angenommen wir sind in der Steinwüste, finden einen Drachen - was tun wir danach?“ Möchte Dila genauer wissen und Lecram zuckt mit der Schulter auf bevor er ehrlich antwortet: „Es wird sich zeigen. Nach der Steinwüste muss ich“, er korrigiert, „entschuldigt, müssen wir nach Veram. Auch dort muss einiges in die Wege geleitet werden. Veram braucht einen neuen Herrscher.“

„Lecram ist der gebürtige Herrscher von Veram.“ Erklärt Sarah und Kol möchte wissen: „Weshalb ist er automatisch der Herrscher? Wir sind auch Aros Kinder.“

Liebevoll sieht Sarah zu Kol hinauf und erklärt: „Der Zwilling der im Halbmond geboren wurde um sein Erbe an zu treten ist Lecram. Der mittlerweile Magie besitzt die wir besser nie zu spüren bekommen“, fasst Sarah zusammen, „Es ist sein Schicksal was auch immer er daraus macht.“ Stolz sieht sie nun Lecram in die Augen. Es scheint als leuchten seine Augen heller als sonst. Und irgendwie liest sie darin die Liebe die er für sie empfindet.

 

 

 

Lecram

 

Zum ersten Mal seit Lecram hier angekommen ist sieht er ganz klar was er zu tun hat. Es ist seine Bestimmung die Dinge hier in Malon in die richtigen Bahnen zu lenken. Plötzlich macht für ihn alles einen Sinn! Sarah hat Recht, er hat eine Bestimmung.

„Also, durch den Tod deines Bruders hast du noch mehr Magie abbekommen und bist dadurch ziemlich mächtig. Oder?“ Kol sieht Lecram an und dieser antwortet Schulter zuckend: „Irgendwie ist das wohl so.“

Dila schmunzelt. „Darf ich den Gargoyle mal sehen?“ fragt sie direkt und Lecram schlägt es mit den Worten: „Im Moment fühle ich mich in diesem menschlichen Körper ganz wohl“, aus.

Dass das nicht immer der Fall war behält er für sich. Auch Sarah erwähnt es nicht und scheint in sich hinein zu schmunzeln. Sarah scheint ihn zu verstehen und darüber ist er sehr dankbar.

„Von Katakomben wissen wir wirklich nichts.“ Ergänzt Kol was Dila bestätigt.

Nun bittet Lecram: „Erzählt mir doch eure Geschichte.“ Er möchte näheres über die zwei erfahren. Vielleicht erfährt er so mehr von dieser Welt. Von seiner Familie!

Dila überlegt und beginnt dann mit: „Nun, es war so“, sie sucht nach Worten, „wir kamen bei Vollmond auf die Welt, das soll jedoch irgendwie nicht ideal gewesen sein. Unerwünscht! Halbmond wäre gewünscht gewesen.“ Ihre Schulter zuckt auf und Lecram nickt da er versteht was das bedeutet und dann holt Kol weiter aus: „Bei unserer Geburt soll Aros rasend vor Wut gewesen sein. Aros habe sich von uns und unserer Mutter etwas anderes erwartet.“ Sein Blick wandert zu seiner Schwester die nun weiter fährt: „Wie auch immer. Aus Wut hat Aros wohl Kol die Narbe am Rücken verpasst. Zum Glück waren wir noch so klein, Kol erinnert sich nicht daran. Zum Glück…“ Sie seufzt auf „Mutter konnte eines Tages mit uns hier her fliehen. Doch Aros wurde noch wütender und hat das grosse Feuer über diese Gegend gebracht. Man behauptet er habe auch einen Fluch darauf gelegt dass hier kein grün mehr entstehe.“ Dila überlegt, macht eine kurze Pause bevor sie weiter erklärt: „Viele kamen hier, beim grossen Feuer zu Tode, einige wurden von Aros gefangen genommen und andere haben sich in ihre Häuser zurückgezogen oder sind einfach von hier geflohen. Mutter liess uns bei ihrem Clan zurück und ging mit Aros, damit er hier nicht noch mehr Unheil bringt. Uns wollte er nie mehr zu Gesicht bekommen. Seitdem leben wir bei Unam’s Familie. Unam ist uns so nah wie ein Bruder. Mutter haben wir erst kürzlich wieder gesehen. Seitdem geistert sie als Tier durch die Wälder. Ihre Seele schien irgendwie verloren. Vielleicht wird es jetzt besser.“ Sie beisst sich auf die Unterlippe und ihr Blick wirkt – verletzlich.

Lecram sieht wir ihr die Geschichte zu schaffen macht. Da Lecram selbst ohne seine leibliche Mutter aufgewachsen ist kann er gut verstehen was in den beiden vorgeht. Sie haben Parallelen!

„Ihr müsst ihr Zeit lassen!“

Hofft Lecram wirklich für die beiden. Sobald es möglich ist möchte er mit Sila und Brenda sprechen. Vielleicht steckt in Brenda mehr als man annimmt. Doch diese Gedanken kann er noch nicht allen Mitteilen, stattdessen fragt er nach: „Wie ich bemerke seit ihr nicht oft in der Tiergestallt vor zu finden. Warum?“

Dila lächelt warm: „Wir sind einfach nicht gerne in der Tiergestallt. Doch bitte erzähl von Aros, wie sieht, meine sah Aros eigentlich aus?“ Möchte Dila mehr von ihrem leiblichen Vater erfahren den sie eigentlich gar nicht gekannt hatte. Schliesslich weiss sie nur von seinen Schandtaten. Mehr nicht.

„Marcus und Lecram sind vermutlich die jüngere Version von Aros“, erklingt Sarahs Stimme und Lecram lächelt verhalten als er sorgevoll nachfragt: „Wie geht es dir?“

Jetzt löst sich Sarah von Kol. „Gut wäre gelogen“, ist sie ehrlich und zittert, „ich war drauf und dran mich zurück nach Trisyt zu reisen. Doch meine Kraft reichte in der Nacht nicht mehr aus. Und die eisige Kälte hier während der Nacht habe ich unterschätzt. Nicht aus zu denken wenn Marcus mir nicht beigestanden hätte. Der schwarze Baum flüsterte mir Mut zu und klang in meinen Ohren wie wunderschöne Musik. Ein interessanter Ort. Aber ich bin noch müde und habe immer noch sehr kalt.“

Sie zittert immer noch. Automatisch steckt Lecram seine Hand aus und nimmt Sarah’s Hand in die seine, wieder schenkt er ihr etwas von seiner Wärme die er in sich trägt. Zum Dank lächelt sie ihn müde an als er sie los lässt. Lecram ist froh dass es ihr schon einiges besser geht.

Kolens Stimme ist mitfühlend und sanft: „Vieleicht sollten wir langsam zurück gehen.“

 

 

 

Sarah

 

Damit sind alle einverstanden. So stehen alle auf - ausser Sarah. Als Kolen nach ihr greifen möchte versagen ihre Beine, sie fühlt sich schwer an. Sarah hört Kol aufseufzen und bemerkt wie er sich erneut neben sie setzt und das Wort an sie richtet: „Ich kenne eine heisse Quelle hier in der Nähe die dir gut tun kann.“

„Ein Versuch ist es wert“, unterstützt Dila seine Worte. Automatisch sieht Sarah zu Lecram der zustimmend nickt und befürwortet: „Du solltest es versuchen.“

Kol steht schliesslich auf und hält ihr, Augen zwinkernd, die Hand hin. „Komm ich beisse schon nicht.“

Jetzt schmunzelt Sarah und nimmt seine Hand an. Etwas zittrig steht sie dann auf den Beinen und Kol beschliesst sie besser zu tragen. Sarah hat kaum Kraft! Doch wieder hätte sie sich gewünscht dass Lecram sich um sie kümmert. Stattdessen sieht er sie nur mitfühlend an. Sie versteht ihn nicht!

„Lecram und ich gehen zurück. So kann mir mein grosser Bruder vielleicht noch einiges von sich erzählen?“ Sieht Dila fragend zu Lecram der einverstanden nickt ohne ein Wort zu sagen. Es fällt Lecram sichtlich schwer Sarah mit Kol alleine zurück zu lassen. Vermutlich fällt es jedoch nur Sarah auf wie er sich erneut den Kopf darüber zerbricht ob die Legende ihn oder Kol gerade getroffen hat. Hätte Sarah genügend Kraft würde sie ihn am liebsten mal kurz durchschütteln!

Er ist so starrköpfig! Eigensinnig!

Dila und Lecram ziehen sich ins Pelthaes zurück um sich auszutauschen ohne einander aus zu weichen. Nalem und Malek sowie A’bena dürfen ruhig auch von den Geschehnissen erfahren. So erklärt es Lecram.

Danach geht Kol mit sicheren Schritten los und Sarah lässt sich treiben und aus welchem Grund auch immer, sie vertraut Kol. Er gibt ihr ein sicheres Gefühl. Nach einer Weile hört Sarah Wasser leise plätschern und tatsächlich kommen sie nach einigen weiteren Schritten, zwischen ein Paar Moss bewachsenen Steinen und kahlen schwarzen Bäumen, einen kleinen Teich mit einem kleinen Wasserfall. Sarah stutzt da sie sich etwas Grösseres vorgestellt hat und findet den Ort dennoch ganz hübsch. Das Wasser sieht tief aus da es pechschwarz scheint und definitiv nicht einladend wirkt. Noch seltsamer ist jedoch das aus dem Teich vor ihr, Blasen aufsteigen die wie Seifenblasen platzen. So etwas Seltsames und unwirkliches hat sie noch nie gesehen. Freiwillig würde sie nicht in den Teich steigen. Automatisch rümpft sie die Nase. Was hat Kol bloss vor?

Sanft stellt Kol jetzt Sarah auf die Füsse.

Mittlerweile muss es schon Mittag sein, denn Sarah hat Hunger. Erwähnt es jedoch noch nicht. Stattdessen starrt sie immer noch auf den Teich. Ihre Arme sind verschränkt und ihr Blick fällt fragend zu Kol der einfach sein Oberteil aus zieht, es auf einen Stein legt und vorsichtig in den Teich geht. Dabei hält er ihr die rechte Hand entgegen damit sie ihm folgt. Seine Worte: „Hier drin ist es schön warm“, unterstreicht er seine Geste, „es wird dir gut tun. Vertrau mir Torhüterin.“

Eigentlich wollte sie da nicht rein. Doch gegen etwas wärme hat sie definitiv nichts ein zu wenden. Schliessich hat sie immer noch sehr kalt und schlottert. Ausserdem kann sie gleichzeitig seine Zeichnungen und seine Narbe die vom Halsansatz quer über den Rücken geht genauer unter die Lupe nehmen, so nimmt sie sein Angebot kommentarlos an. Nun greift sie nach seiner Hand. Er wird schon wissen was er tut. Hofft sie!

Als Sarah, angezogen im Wasser steht, bemerkt sie dass der Teich gar nicht tief ist, sie kann mühelos darin stehen und empfindet das Wasser als äusserst - angenehm.

Wunderschön warm! Schwarzes, warmes Wasser!

Es ist nicht so heiss wie es scheint, es hat genau die Richtige Temperatur. Überrascht sieht sie Kol direkt ins Gesicht.

„Das ist wirklich wohl tuend.“ Gesteht sie und Kol lächelt offen. Kol taucht kurz ab, danach bleiben die beiden einen Moment da stehen bis Sarah wieder aufgewärmt ist. Natürlich mustert sie ihn. Kol ist äusserst attraktiv!

Schliesslich fragt sie nach: „Darf ich mir deine Narbe am Rücken ansehen?“

„Sicher“, nickt Kol.

Also geht sie auf seine linke Seite und begutachtet die Narbe die liebevoll und so gut wie möglich mit Zeichnungen, in ihren Augen Tattoos, überschmückt wurde.

„Darf ich sie berühren?“ Fragt sie und er nickt erneut.

Nun fährt sie mit ihrer Hand, von seinem Hals beginnend, seiner Narbe nach und bemerkt seine Gänsehaut auf den Armen. Sie lächelt. Sein Rücken schmückt ein schön geschwungener Baum mit wenig Blättern der in einer Art Ornamente angelegt ist. Darin eingebettet der Drache!

Und ja sie findet Kol äusserst interessant. Wie Interessant dass in dieser Baumzeichnung an seinem Rücken ein Drache mit eingewoben ist. Er trägt tatsächlich auf seinem Rücken einen Drachen, Sarah schmunzelt erneut. Ob er wohl im Unterbewusst sein schon immer gewusst hat was in ihm schlummert? Vielleicht war es Brenda die wusste zu was ihre Kinder eines Tages fähig sein werden? Als Sarah wieder vor ihm steht erwähnt sie lächelnd: „Ein Drache, wirklich?“

Kol zuckt mit der Schulter auf. „Was soll ich sagen. Das war Mutters Idee und Dila trägt denselben jedoch viel kleineren Drachen auf dem rechten Schulterblatt.“

„Interessant.“

„Mutter wollte bei uns nicht die Zeichnung des Clans. Sie fand es nicht passend da wir Aros Kinder sind und entschied sich dagegen. Das gab zwar ziemliche Unstimmigkeiten im Clan die sich mit der Zeit jedoch gelegt haben. Als Kind war uns das egal, es hat uns keine Rolle gespielt.“ Eine Augenbraue zuckt auf und er schiebt nach: „Und jetzt verstehe ich endlich aus welchem Grund in mir so ein starkes Gefühl steht dich beschützen zu wollen. Sarah, dieses Gefühl wird immer stärker. Spürst du auch unsere Verbundenheit?“

„Ja, da ist was zwischen uns.“ Spricht Sarah schmunzelnd und taucht nun ganz ins Wasser ab. Sie versteht gerade noch das Kol nachschiebt: „Wir sind einander definitiv sympathisch.“

Als sie wieder auftaucht und sich das Wasser aus dem Gesicht streift fragt sie breit grinsend nach: „Und da ist nicht mehr? Du denkst diese Verbundenheit zwischen uns besteht nur weil du ein Drachenreiter bist.“

„Sollte da mehr sein?“ Schmunzelt Kol und Sarah Lächelt offen. Sein Lächeln ist ansteckend und seine Augen haben einen warmen Blick.

„Ich mag dich und ja vielleicht mag ich dich eine Spur zu gut. Ausserdem küsst du passabel“, ist sie ehrlich und er schmunzelt: „Passabel?“

„Wäre bestimmt ausbaufähig“, grinst sie breit und hackt nach: „Aber wie steht es zwischen dir und A’bena?“

„Wir lernen uns gerade kennen und ich muss sagen“, er schmunzelt belustigt auf und Sarah findet ihn süss wenn er etwas verlegen ist. Dann vervollständigt er seinen begonnenen Satz: „Die Sonnen scheinen gut für uns zu leuchten.“ Er kratzt sich verlegen am Hinterkopf und Sarah wiederholt indem sie ihm in die Augen sieht: „Die Sonnen sind was?“

„Die Sonnen sind gewillt für uns beide zu leuchten.“

Was übersetzt heisst die Sterne stehen gut.

Jetzt versteht Sarah. „Ich habe dein Blicke zu A’bena bemerkt“, kontert sie.

„Sarah, es ist schwierig. Gebe zu ich bin von Abena angezogen. Doch das mit ihr und dir ist was völlig anderes. Ich kann es nicht einordnen. Da ist was zwischen dir und mir…“

„Verzwickte Lage“, schmunzelt sie und er fasst sie im Genick als er sie dann ganz nah zu sich zieht und leise haucht: „Ich habe da eine Idee. Ich könnte eine von euch als Mätresse nehmen.“ Dann drückt er ihr einen sanften Kuss auf ihren Mund. Wieder huscht ein Lächeln über Sarahs Gesicht. Sarah kichert und fühlt sich ausgesprochen wohl. „Ich teile nicht gern. Ausserdem hast du mich so oder so an der Backe. Mich wirst du nicht los, auch wenn es mit uns schief läuft. Mit A’bena wäre das anders.“

„Hm… Das ist jetzt natürlich ein Problem dessen wir uns später stellen müssen. Heute treffen wir wohl keine schlauen Entscheidung mehr“, schmunzelt Kol und ergänzt: „Steig aus dem Wasser, zieh dein nasses Oberteil aus und nimm meines. Ich guck auch nicht hin.“

„Und wenn ich möchte dass du hin siehst?“

„Sarah…, spiel nicht mit dem Feuer.“ Sieht er ihr tief in die Augen, steift mir seiner rechten Hand über ihre Wange und steigt danach aus dem Wasser. Gut gelaunt tut sie was Kol ihr vorgeschlagen hat. Ausserdem hat sie warm, die ganze Kälte ist weg! Dieses Bad hat ihr ausgesprochen gut getan. Genau genommen war die Diskussion mit Kol auch nicht ohne! Auch ihr Verstand arbeitet wieder normal. Sarah findet Kolen macht sich ganz gut in seiner Rolle als Beschützer. Automatisch schmunzelt sie in sich hinein. Angezogen dreht sie sich zu Kol. „fertig.“

Sein Blick ist jetzt voll und ganz auf ihren gerichtet als er laut und deutlich spricht: „Sieh her!“ Er breitet seineArme aus. „Ich bin ein Hundsmensch und wie es a aussieht auch ein Drachenreiter. Alles in derselben Person und dazu bestimmt dich zu beschützen.“ Er dreht sich um die Achse und erklärt weiter. „Mein Drachenreiter ist neu, dennoch stehe ich ab heute in deinen Diensten so lange du sie beanspruchst. Meine Liebe sei dir zugesichert.“

Wow! Sarah gesteht, ihr bleibt fast die Spucke weg wie er ihr hier so Versprechungen macht die selbst für ihn völlig neu sein müssen. Ausserdem sieht er verrucht aber unwahrscheinlich gut aus. Jetzt da sie weiss dass Lec und er Halbgeschwister sind sieht sie eine gewisse Ähnlichkeit. Es ist ihre Art sich den Dingen an zu nehmen, von den grünen Augen mal abgesehen. Sarah ist dankbar für sein Angebot und überlegt ihre nächsten Worte: „Ich freue mich darauf dich als Drachenreiter an meiner Seite zu wissen. Eine starke Verbindung die wir in uns tragen.“

„Wohl wahr Hüterin.“ Dann kommt er auf sie zu und zieht sie eng zu sich. „Hinkebein.“ Kol schmunzelt und Sarah findet er hat starke Arme die sie sicher halten und er fügt an: „Sarah, bist ausserdem hübsch und klug und einfach nur du, was dich ausserdem sehr sympathisch macht. Du verstellst dich nie. Das ist eine gute Eigenschaft. Behalte sie bei.“

„Danke“, ist nun Sarah verlegen.

Dann küsst er sie sanft auf die Lippen und Sarah geniesst seinen liebevollen Kuss. Kol ist süss auf seine Art!

Schliesslich fällt sie ihm noch ganz um den Hals. Es ist irgendwie irreal! Liebevoll hält Kol sie einen Moment fest und als sie sich löst küsst er sie sanft auf die Stirn, mit den Worten: „Wir müssen los. Die anderen machen sich bestimm Sorgen und Lecram dreht vermutlich bald durch.“ Er schmunzelt.

„Bestimmt“, so ziehen die beiden schliesslich Hand in Hand weiter. Er oben ohne und sie mit seinem Shirt. Was für ein seltsamer Anblick. Sarah muss dringend was Neues anziehen.

„Du brauchst auch neue Kleider.“ Rutscht es ihr plötzlich aus dem Mund und er möchte wissen: „Warum?“

„Deine Kleider riechen nach - nassem Hund“, schmunzelt Sarah und bekommt dafür einen leichten liebevollen Seitenhieb.

 

 

 

 

 

Kapitel 5

 

Lecram

 

Er und Dila sitzen im Pelthaes an einem runden Holztisch und Essen gemeinsam eine Brotmahlzeit mit Hirsch Fleisch Stückchen. Auch Malek und Nalem waren eine Zeitlang da und haben ihnen staunend zu gehört was sie zu erzählen hatten. Schliesslich rief die beiden dann doch die Arbeit. Mittlerweile ist es schon kurz nach Mittag.

Lecram beobachtet Dila und findet es schön eine kleine Schwester zu haben. Dila ist nett! Marcus hat er verloren dafür gleich zwei neue Geschwister bekommen. Der reine Wahnsinn! Aber so langsam wird Lecram unruhig und wäre froh wenn Kol mit Sarah bald auftaucht. Das Sarah die ganze Nacht in der Kälte draussen war ist ihm nicht Recht. Es war seine Schuld. Wieder plagen ihn etwas die Schuldgefühle.

Irgendwann bricht er das Schweigen und fragt bei Dila nach: „Denkst du wir haben noch mehr Geschwister?“

Dabei stellt er seinen Ellenbogen auf den Tisch und lehnt mit seinem Kopf an seine Hand. Dabei trommeln seine Finger unruhig an seine Wange.

Nun seufzt Dila. „Deine Frage ist durchaus berechtigt. Ehrlich gesagt hatten Kol und ich auch schon die Befürchtung. Wir haben viel darüber gesprochen. Doch Mutter weiss von keinen weiteren. Daher denke ich nicht.“

Ein Schulterzucken!

„Aber Gewissheit haben wir nicht.“

„Nein.“ Dann trinkt Dila einen Schluck Wasser aus ihrem hölzernen Becher.

„Nun ja, so wie Aros hinter mir und Marcus her war gehe ich auch nicht davon aus dass da noch etwas Neues auf uns zukommt. Hoffe ich zumindest!“

„Hat Aros uns nicht erwähnt? Niemals?“

„Nein“, schüttelt er leicht seinen Kopf, „wir hatten jedoch auch keine Zeit um über solche Dinge zu sprechen. Wobei ich gestehen muss ich hatte auch nicht bemerkt dass er und Brenda…“

Dila winkt ab und lässt ihn nicht aussprechen: „Er hat nicht gut für unsere Mutter gesorgt. Er hat sie auf seine Weise bestraft und sie leiden lassen. Wir haben uns oft gewünscht sie würde ihm den Rücken kehren.“

„Sie blieb bei Aros euretwegen.“ Versteht er und Dila holt aus: „Ja. War er so schlimm wie über ihn berichtet wird?“

„Ja.“ Vermutlich noch Schlimmer!

„Hast du viel Magie?“ Möchte Dila genauer wissen und Lecram schmunzelt als er antwortet: „Genau genommen versuche ich keine Magie an zu wenden. Daher kann ich es dir nicht genau sagen. Aber ja, Magie besitze ich. Sie schlummert sozusagen in mir.“

Da Dila ihm direkt gegenüber sitzt sehen sich die beiden direkt in die Augen und sie gibt zu: „Es war schön auch Marcus kurz zu sehen. Ihr seht euch wirklich zum Verwechseln ähnlich.“

„Ja, wenn ich kurze Haare tragen würde und keine Schrammen im Gesicht hätte“, er seufzt kur auf und holt weiter aus, „Auf der Erde hatten wir die selbe Frisur und haben uns sein Leben geteilt. Einmal im Monat war ich für eine Woche Mensch und durfte sein Leben, leben. Keiner hat den Unterschied bemerkt.“

„Ausser Sarah!“

„Ja, ihr fiel es auf da sie sich zu mir hingezogen fühlte und mit Marcus konnte sie so gar nicht. Die zwei mochten sich nicht auf Anhieb.“ Nun sitzt er gerade hin und verschränkt nachdenklich seine Arme.

„Davon war heute nichts mehr zu sehen. Marcus liegt was an Sarah.“

„Wir haben viel, in relativ kurzer Zeit, zusammen erlebt und Marcus konnte sich Sarah’s Charme nicht mehr entziehen. Sie glaubte immer an das Gute in ihm. Genau genommen hat er sich in Malon zum positiven Menschen verändert. Er hat sich durch Sarah verändert.“

„Das verstehe ich. Sie hat eine Art dass man sie einfach ins Herz schliessen muss.“ Dila Lächelt.

„So wird es gewesen sein.“

„Kann ich dich was Persönliches fragen?“

Lecram staunt. „Nur zu.“

„Warum kämpfst du nicht um Sarah’s Liebe?“ Ihr Blick ist fragend und Lecram seufzt auf bevor er antwortet: „Nun. Wir lieben uns doch ich verletzte sie andauernd.“

Jetzt schmunzelt Dila. „Ja, du kannst ein ziemlich mürrischer Bursche sein. Ich seh dich selten Lachen.“

Jetzt lächelt Lecram offen. „Genau darum geht es Sarah. Sie möchte dass ich glücklich werde und meinen Weg finde.“

„Nunja, so wie ich das sehe folgst du deinem Weg bereits ausgezeichnet. Würde mich nicht wundern wenn du auch noch das Rätsel um den kleinen Drachen löst.“

„Feora. Hm, wer weiss.“

Vorerst haben sie sich wohl alles erzählt. So widmen sie sich wieder ihrem Essen. Plötzlich geht die Türe auf und sein Blick fällt auf Sarah und Kol. Seine Stirn bekommt jedoch Falten als sein Blick auf Sarah fällt die Kol’s Shirt trägt. Kohl trägt kein Oberteil und Lecram sieht dass Kol’s tägliches Training Früchte getragen hat. Ausserdem ergeht es Kol wohl gleich wie Lecram, auch Kol scheint durch seinen Drachenreiter Anteil nicht rasch zu frieren. Sofort steht Lecram auf und geht einfach auf Sarah zu und nimmt sie mit den Worten: „Ich bin so froh dass es dir gut geht“, kurz in den Arm. Er hat diese Umarmung gebraucht.

Er hat sie vermisst!

„Danke, ich gehe mich rasch umziehen.“ Mit diesen Worten zieht sich Sarah zurück nach oben und Kol erklärt nüchtern: „Die Quelle hat ihren Dienst getan. Es geht ihr gut.“ Kol sieht sich kurz um. „Wo ist A‘bena?“

Lecram antwortet als die beiden sich auf den Weg zur Bar machen um ein nicht Alkohol haltiges Getränk zu holen: „Sie ist mit Samuna unterwegs.“

Daraufhin sagt Kol nichts mehr sondern nimmt das Getränk von Nalem, an der Theken lehnend, dankend entgegen. Lecram tut es auch und schon kommt Sarah gut gelaunt neu angezogen wieder die Treppe herunter mit Kols Shirt im Arm das sie ihm zurückgibt. Sie hinkt zur Abwechslung kaum. Natürlich streift Kol sich sein Shirt sofort wieder an. Dabei grinst er schief und drückt Sarah ein Getränk in die Hand. Dann macht sich Kol auf den Weg einen neuen Becher für sich selbst zu holen. Was auch immer zwischen den beiden abgelaufen ist, Lecram sieht dass es ihr gut getan hat. Sarah trägt ihr grünes Leder Outfit. Das gefällt Lecram ganz gut an ihr weil es ziemlich eng anliegend ist und ihre Figur betont.

„Wir sollten zu Sila der uns vielleicht einige Antworten geben kann.“ Erklärt Dila von dem Tisch hinter Sarah. Die Gefährten setzten sich zu Dila und Sarah spricht sanft: „Dann sollten wir bald los.“

Die anderen nicken zustimmend. Nur Lecram ist unsicher. „Sarah, du siehst müde aus. Wir können wirklich noch warten.“

Er nimmt einen grossen Schluck von seinem Fruchtigen Getränk.

„Ja, du hast Recht, ich bin schrecklich erledigt. Die Nacht hat Spuren hinterlassen. Aber es geht mir gut genug um mich mit Sila zu treffen. Denn das heisse Wasser hat Wunder gewirkt. Wir sollten keine Zeit mehr verschwenden.“

„Wie du meinst. Es ist deine Entscheidung.“ Gibt Lecram klein bei und stellt den leeren Becher auf den Holz Tisch.

Da alle einverstanden sind machen sich die vier Gefährten auf den Weg. Sie sprechen kein Wort. Niemand von ihnen weiss so genau was Sila zu sagen hat. Nur Lecram hätte gerne ein paar Dinge zu Sarah gesagt, doch nicht hier und nicht mit so vielen zu Hörer. Er fühlt sich befangen. Als könnte Sarah seine Gedanken lesen tritt sie neben ihn und nimmt seine Hand. Überrascht sie er sie an und geht Hand in Hand weiter. Schliesslich kommen sie vor Elsila’s Haus an und Kol klopft. Sofort öffnet Sila die Türe. Als hätt er auf die vier gewartet.

„Du kanntest also Aros und wolltest deswegen mehr von mir erfahren.“ Fällt Lecram mit der Tür ins Haus.

„Genau. Da du aussiehst wie die jüngere Version von Aros war mir sofort klar wer du bist. Nur über deinen Charakter wusste ich noch nichts“, pflichtet Sila bei und lächelt die Gruppe schief an. Wenn der Hüne lächelt wirkt er nicht mehr ganz so Angst einflössend. Lecram kann sich gut vorstellen dass dieser Hüne ihm einige Fragen beantworten kann. Wenn er denn dazu gewillt ist! Mal sehen wohin diese Gespräche führen.

Sila legt auf Lecrams Schulter die rechte Hand ab und erklärt: „Ihr solltet in mein Haus kommen, wir werden reden.“

Die Augen von Sila wirken tiefgründig Aufrichtig und Lecram nickt einverstanden. So nimmt die kleine Gruppe an dem kleinen quadratischen Holztisch im Haus Platz und hört gespannt zu was der Hüne zu erzählen hat. Auch diese Hütte ist spartanisch eingerichtet. Als Sila auch Platz auf einem Holzhocker nimmt beginn er zu erzählen, dabei scheinen seine Augen zu strahlen. Zum ersten Mal wirkt der Hüne nicht Angst einflössend. Die Gruppe lauscht gespannt seinen Worten.

„Ihr habt nach den Katakomben gesucht. Nun, ich war der Hüter der Dracheneier in den Katakomben! Zeitgleich wenn ein Drachenreiter seine Gabe entdeckt, ist auch ein Drache mit der Hilfe des Drachenreiters zu schlüpfen.“

Endlich bekommen sie die Bestätigung dass die Katakomben existierten und hören weiter gespannt zu. „Die Katakomben existierten, doch Aros hat sie böswillig zerstört. Er wollte einfach alles vernichten was mit Drachen zu tun hat. Eure Suche ist umsonst.“

„Warum hat Aros so etwas getan?“ Fragt Dila nach und Sila antwortet: „Als er alle Drachenreiter zur Strecke gebracht hat wollte er auch alle Dracheneier zerstören. Vermutlich wollte er auf Nummer sicher gehen. Seine Beweggründe waren von böser Natur und nicht nach vollziehbar. Aros und ich waren einst Freunde, doch auch mir hat er den Rücken gekehrt.“

Endtäuschung liegt in der Luft!

„War er immer so?“ Möchte Kol wissen und Sila überlegt etwas länger. Während er überlegt steht er auf und kramt etwas in einer grossen Truhe herum die neben seiner Kochgelegenheit steht und legt schliesslich ein schweres dickes und äusserst grosses Buch auf den Tisch. Dabei erklingt ein dumpfer Ton.

Dann beginnt er mit: „Aros war nicht immer der dunklen Magie verfallen. Es gab gute Zeiten. Leider hat er seine Magie leichtfertig gebraucht und sein Tribut damit bezahlt dass er quasi zur schwarzen Magie ausweichen musste um noch Magie besitzen zu können. So wurden auch seine Gedanken immer düsterer! Diese Entscheidung zur schwarzen Magie zu wechseln war sein verderben. Was jedoch nicht rechtfertigt was er mit dieser Gegend hier angestellt hat.“ Ein Kopfschütteln. „Nein, es rechtfertigt rein gar nichts.“

Silas Blick gleitet auf das schwere, dicke Buch vor sich. Dila und Lecram sitzen sich gegenüber und sehen einander erstaunt an und Silas dunkle Stimme erklingt erneut: „Aros war impulsiv als er das Feuer brachte und die Katakomben zerstörte. Er war so übermütig, so unvorsichtig und dachte wirklich er habe sein Buch der Magie ausversehen im Feuer verbrannt. Er hat es verloren! Sein grosses Buch seiner reinen Magie! Doch wie ihr sehen könnt habe ich es gefunden und all die Jahre versteckt. Da Aros mich auch für Tod hielt war es nicht so schwer unerkannt zu bleiben. Hier hat niemand Fragen gestellt und ich habe auf euch gewartet. In aller Ruhe.“

Silas Blick schweift zu Sarah und Lecram. Und Lecram spürt seine Aufrichtigkeit und Trauer über den Verlust seiner Aufgabe über die Drachenreiter zu wachen. Wie viele Jahre Sila wohl gehofft hat auf ihn und Sarah zu treffen weiss er nicht. Aber Hoffnung hat Sila getragen, wie manch anderen auf Malon.

„Was hat es mit diesem Buch auf sich?“ Bricht Lecram das Schweigen. Die Titelseite schmückt ein Drachenkopf und sieht wunderschön und alt aus.

Sila lacht laut auf. „Dieses verloren gegangene Buch ist der Grund weshalb Aros auf den Kristall zurückgreifen musste. Ohne dieses Buch war er nur halb so stark.“

Sarah hackt stirnrunzelnd nach: „Und jetzt sollen wir auf das Buch aufpassen?“

Sila schüttelt seinen Kopf und seufzt auf.

„Nein, nur Lecram. Er ist Magier, Drachenreiter mit seinem lästigen Fluch. Doch vielleicht hat gerade dieser Fluch“, er sieht zu Lecram, „aus dir gemacht für was du schon immer bestimmt warst.“

„Und das wäre?“ Kommt probt die Frage von Lecram.

Nun setzt sich Sila zu ihm hin und sieht ihm tief in die Augen. „Du bist Malons Herrscher. Der letzte geborene grosse Magier!“

Lecrams Gedanke schieben: ach du scheisse, nach.

Der letzte Magier!

Trotzdem erwähnt Lecram: „Ich habe Geschwister, da steckt vielleicht auch Magie in ihnen.“

Sila sieht in die Runde und erklärt mit einem Hauch von Lächeln: „Da ist Kolen der unumstrittene Drachenreiter. Sieh in seine Augen, er wird leuchten wenn er einen Drachen fliegt.“ Automatisch sieht Lecram zu seinem Bruder und kann sich gut vorstellen dass Kol in seiner Aufgabe aufgehen wird, Kol zuckt lediglich mit seiner Schulter auf. Er hat ja noch keine Ahnung was auf ihn zukommt. Sila erläutert: „Wartet nur ab bis Kolen zum ersten Mal auf einem Drachen sitzt. Es wird sein zu Hause sein, Kol ist der Krieger und Bewahrer der Drachen. Du Lecram, wirst es ihm beibringen. Du vereinst die Drachen mit Gargoyle und der Welt Malon. So etwas gab es noch nie.“

Lecram kann sich noch gut an seinen ersten Flug erinnern, aus diesem Grund kann er sich gut vorstellen dass es Kol aus den Socken hauen wird. Auf einem Drachen reiten zu dürfen übertrifft alles was er kennt. Freiheit, grenzenlose Freiheit. Im Einklang mit diesen wunderschönen Tieren zu sein und dieses gegenseitige Vertrauen ist sprichwörtlich einfach einzigartig. Es macht keinen Sinn seinen Geschwistern davon zu erzählen, diese Erfahrung müssen sie selbst machen. Und Sila hat Recht, durch seinen Gargoyle Anteil bildet sich der Kreis.

Silas Blick wird weich als er zu Dila blickt und lächelnd erklärt: „Dila, auch du bist Drachenreiterin. Du bist die sanfte und durch deine kleine, unbewusste Fähigkeit Dinge genau zu analysieren und sie ins rechte Bild zu setzten wirst du eine gute Stütze für Lecram und Sarah sein. Vielleicht hast du auch den Blick für die Zukunft, wer weiss.“

Auch Dila erwidert nichts auf die Worte von Sila, wie sollte sie auch. Auch Dila hat keine Ahnung was auf sie zukommt. Nun fällt Lecrams Blick auf das dicke Buch was vor ihm liegt.

„Dieses Buch ist ziemlich riesig und fällt auf. Was soll ich damit bloss anstellen?“ Schiesst die Frage aus Lecram. Automatisch sehen alle zum Buch.

Anscheinend war Lecram‘s Frage dämlich denn Sila sieht ihn so ungläubig an als wäre er von einem anderen Planeten. Nun ja, genau genommen ist er das ja auch. Aber dieses riesige Buch ständig mit sich herum zu schleppen macht in seinen Augen auch keinen Sinn!

„Sei etwas kreativ.“ Stänkert Sila. „Dieses Buch trägst du am besten in dir. Aros hat es nur verloren weil er sich der dunklen Macht beugte.“ Das erklärt Sila so trocken dass die anderen, grosse Augen machen, und Hilflos drein schauen.

Lecram hat auf Malon ja schon viel Seltsames erlebt. Aber ein Buch in sich zu tragen? Das ist auch für Lecram neu!

Vor allem da er nicht weiss wie er das fertigbringen soll. Der Hüne steht auf und Lecram sieht hilfesuchend zu Sarah die mit der Schulter aufzuckt. Natürlich hat sie auch keine Ahnung!

Natürlich nicht!

Automatisch streicht Lecram seine Haare aus dem Gesicht um das Buch genauer zu mustern. Seine Hand streift sanft über das Buch. Bei seiner Berührung beginnt es golden zu schimmern. Dann ist Sila mit einem wohlriechenden Getränk wieder an seiner Seite und schmunzelt mit den Worten: „Vertrau dir, du kannst das.“

„Ich kann das?“, wiederholt Lecram die wahr genommenen Worte. Er sieht in die Runde seiner Gefährten: „Jemand eine Idee?“

Leider schütteln alle den Kopf und er kneift missmutig sein Gesicht zusammen. Also steht er auf und nimmt das Buch zuerst Mal in seine Hände. Es ist wirklich schwer!

Jedoch wunderschön. Der Drachenkopf darauf scheint mit seinen Augen jede Richtung seinem Blick zu folgen. Eigenartig.

Als er das Buch etwas schüttelt fällt ein Blatt Papier heraus. Sarah hebt es auf und legt es auf den Tisch.

„Eine Karte“, spricht Sila, „das ist eine Karte von Malon. Einer der Drachenreiter hat sie vor langer Zeit hingekritzelt. Ob sie vollständig ist weiss ich nicht. Aber vielleicht hilft sie euch etwas.“

Natürlich tut sie das, Lecram hat endlich einen Überblick über dieses Seltsame Land. „Ich werde sehr froh sein über die Karte.“

Danach schüttelt er nochmal das Buch, da ansonsten nichts mehr mit dem Buch geschieht legt er es sachte wieder hin, dabei schiebt er seine Unterlippe vor und überlegt. Alle Augen sind auf ihn gerichtet. Eigentlich sollte er in dieser Welt gelernt haben nicht zu viel zu überlegen. Denn wenn er etwas unbedingt will gelingt es ihm nicht.

„Es ist mein Geburtsrecht“, mit diesen Worten streift er einfach erneut über den Ledernen Einband mit dem Drachenzeichen darauf. Seine linke Hand verweilt etwas auf dem Drachen Ornament und tatsächlich beginnt es zu glühen! Dann geschieht etwas unglaubliches, das Buch faltet sich einfach unter seiner Hand zusammen. Es wird so klein dass es in seine Handfläche passt um dann mit seiner Hand förmlich zu verschmelzen. Bis sein Körper von einer wohligen, leuchtenden Wärme durchzogen wird und Lecram von innen kurz hell aufleuchtet. Danach ist das Spektakel vorbei und alle staunen mit offenem Mund. Nur Sila wirkt nicht erstaunt sondern erleichtert. Unmissverständlich gibt Sila ihm zu verstehen dass er an ihn glaubt. Ohne Kompromiss.

Er als Herrscher? Schöne Aussichten.

Doch tatsächlich spürt er die Magie nun ganz klar und deutlich. Was er bis Anhin nur am Rande spüren oder erahnen konnte, kann er jetzt mit jeder seiner Faser spüren. Magie ist da und sie ist bereit eingesetzt zu werden. Ein unglaubliches Glücksgefühl steigt in ihm hoch.

„Fühlst du dich verändert?“ Ist Dila neugierig und er schüttelt seinen Kopf leicht bei seiner Antwort: „Nicht direkt. Jedoch, irgendwie schon. Es ist unglaublich. Da ist Magie, die ich jetzt wahrhaftig spüre.“ Gibt er nun offen zu.

 

 

 

 

Sarah

 

Kol räuspert sich und möchte von Sila genauer wissen: „Warum hat Lecram Magie und wir nicht? Wir teilen denselben Vater.“

„Ihr seid bei Vollmond geboren und nicht gleich geschlechtlich. Wenn ihr so wollt seid ihr zur falschen Zeit auf die Welt gekommen. Marcus und Lecram erblickten die Welt bei Halbmond und haben dasselbe Geschlecht.“ Sila seufzt laut auf bevor er weiter erklärt: „Doch vergiss nicht dass ihr das Feuer beherrschen könnt und das ist auch Magie. Diese Magie hat in euch geschlummert und ist mit Aros Tod erwacht.“

Kol und Dila nicken zur selben Zeit. Doch Dila möchte genauer wissen: „Weisst du warum Aros uns gezeugt hat?“

Sila nickt. „Natürlich wusste Aros das durch Brendas Verbindung keine Torhüter zum Vorschein kommen. Da Brenda jedoch ein Hundsmensch ist, ist auch bei ihr Magie im Spiel. Und so hat sich Aros einen mächtigen magischen Nachfolger erhofft.“

„Dann kamen wir zur falschen Zeit und er sah in uns keine gebürtigen Nachfolger. Also rastete er aus.“

Sila nickt und Kol, sowie Dila seufzen kurz auf. Danach schweift Sila’s Blick in die Runde bis seine Augen bei Sarah ruhen: „Und du bist nun also die Torhüterin.“

„Nichts Besonderes“, wiederspricht sie doch Sila gibt sich nicht geschlagen. „Ihr habt doch bestimmt von der Legende gehört.“

„Wir wissen davon.“ Ertönt Lecram Stimme und Sila möchte dennoch etwas mehr ausholen: „Es gibt einen Grund weshalb Aros hinter der Torhüterin Fenia her war. Es war die Legende vom Drachenreiter und der Torhüterin. Er konnte an nichts anderes mehr denken als er davon in Kenntnis gesetzt wurde.“

„Was hat sich Aros denn davon erhofft?“, ist Sarah neugierig.

Nun sind alle gespannt was der weise Mann vor ihnen noch zu berichten hat. Sila räuspert sich.

„Der Drachenreiter und die Torhüterin. Wenn die zwei zusammen kommen, werden sie einander ergänzen und fantastische Dinge werden möglich sein. Aros hat diese Macht gereizt.“

Sarah sieht zu Kol und Lecram, vermutlich fühlen sich beide aus diesem einen Grund zu ihr hingezogen. Weil sie als Drachenreiter die Torhüterin beschützen müssen. Automatisch runzelt Sarah die Stirn und Lecram fragt nach: „Wie wurde diese Welt denn überhaupt erschaffen?“

„Auf der Erde gab es immer Magier und Hexen und andere Mystische Lebewesen. Nehme an die gibt es immer noch.“ Er macht eine kurze Pause. „Eine Hexe traf auf einen Magier deren Liebe damals verboten war und aus der Not heraus schufen sie eines Tages die Welt Malon. Die beiden hatten damals schon unglaubliche Kräfte.“

„Sari und Kafir“, ergänzt Sarah und Sila nickt.

„Genau. Ihre Liebe schuf diese Welt aus ihrer Not heraus. Doch wo gute Magie ist, ist die schwarze Magie auch nicht weit. Vermutlich fühlten sie sich in Malon zu sicher und waren nicht vorsichtig genug. Eines Tages wurden die Liebenden voneinander getrennt. Legenden zu Folge haben sie einander nie mehr gesehen.“ Sila sieht erneut in die Runde und hat die volle Aufmerksamkeit: „Eines führte zum anderen bis man auch auf der Erde Gargoyles einsetzten musste um die Person, die aus Vorsicht und Schutz wieder zur Erde wechselte, zu schützen.“

„So wie Sarah“, versteht Lecram, Sila nickt und Sarah ist einfach nur sprachlos.

„Du denkst wir könnten Sari und Kafir sein“, versucht Sarah zu verstehen.

„Wer weiss.“ Ein Schulterzucken. „Und vielleicht sind es eure Kinder. Aros selbst glaubte so sehr daran dass die Legende war wird, aber zerbrach schlussendlich an seinem falschen glauben. Er hat den Zeitpunkt verpasst der Realität in die Augen zu sehen und Fenia gehen zu lassen.“

„Hätte Aros nicht diesen dummen Weg gewählt sässen wir alle heute nicht hier.“ Bringt es Lecram auf den Punkt und Sila nickt. Für einen Moment finden sie keine Worte.

„Wie alt ist Malon?“ Möchte Lecram dann noch genauer wissen.

„Das ist eine gute Frage, ich kann sie dir nicht beantworten. Vielleicht findest du eines Tages in deinem Buch antworten und denk daran, ab sofort schreibst du deine eigene Geschichte die das Buch ergänzen wird.“

Langsam versteht Sarah was hier vor sich geht. Sila weist ihnen den Weg und bringt sie zusammen. Automatisch sieht sie zu Lecram hinüber, direkt in sein Gesicht das ihr warm entgegen lächelt. Dabei zieht es ihren Magen zusammen.

Lecram lässt seinen Blick zu Sila schweifen und möchte abschliessend wissen: „Kann Sarah durch die Zeit reisen? Weisst du darüber Bescheid?“

„Das würde sie mit ihrem Leben bezahlen. Soviel ich weiss sollte eine Torhüterin überhaupt nicht reisen. Schon erstaunlich das Sarah es möglich ist.“

Die Antwort von Sila erstaunt Sarah nicht. Sie ist jedes Mal so geschwächt wenn sie ihre Gabe hier ausübt. Dass Lecram sich solche Gedanken über die Zeit macht, das wusste sie allerdings nicht. Sila holt etwas aus: „Die Torhüterin ist lediglich dazu bestimmt das Tor zu öffnen und nicht mit durch zu gehen?“ Das hat Sarah nun auch nicht gewusst. Es gibt so vieles was sie von dieser Welt noch nicht wissen!

Sila hat ihnen viel Erzählt dass sich zuerst mal Sacken muss. So trinken sie anschliessend noch etwas Tee. Vieles scheint ihn ihren Köpfen durch zu gehen. Sarah hat bedauern mit Dila und Kol, für die beiden ist alles noch so neu. Dennoch machen sie sich gut und Sarah schätzt die beiden immer mehr. Da kommt ihr eine Frage in den Sinn: „Aber wenn Kol und Dila Drachenreiter sind, wo sind ihre grossen Drachen?“

„Das, liebe Torhüterin ist eine berechtigte Frage auf die ich leider keine Antwort weiss.“ Sila hustet kurz auf und spricht dann weiter: „Wenn ein Drachenreiter erwacht, schlüpft in der Regel auch ein Drache aus einem Ei. Aber wie gesagt, die Katakomben existieren nicht mehr. Vielleicht ist in der Steinwüste mehr verborgen als wir wissen.“ Er zuckt mit der Schulter. Nun schaltet sich Lecram ein: „Nein, ich kenne die Steinwüste und Toron hätte mir berichtet wenn noch Dracheneier übrig wären.“

„Das hier ist eine Welt voller Geheimnisse“, erwidert Sila und Lecram schüttelt seinen Kopf, dabei sieht er zu Dila und Kol: „Eure Mutter könnte der Schlüssel sein.“ Kombiniert Lecram und sieht in die verwirrten Gesichter als er weiter erklärt: „Brenda hat wiederwillig mit Aros zusammengelebt und hat vielleicht einen Weg gefunden etwas vor ihm zu verstecken. Vielleicht hat sie aus diesem Grund Feora, einen kleinen Drachen aus der Steinwüste, an diesem Ort versteckt.“ Da ihn seine neuen Geschwister Fragend ansehen ergänzt er: „Es ist nur eine Vermutung.“

Kol sieht ihn missmutig an. „Unsere Mutter hat leider noch nicht viel mit uns gesprochen seid sie zurück ist. Sie streift als Tier umher und lässt niemanden an sich ran. Daher zweifle ich an deiner Aussage. Einen Drachen haben wir in dieser Zeit nie gesehen.“

Nun ist Sarah neugierig und möchte von Sila wissen: „Weisst du mehr über Brenda?“

„So viel habe ich auch nicht mit ihr gesprochen. Sie hat mich lediglich zu euch geführt zum rechten Zeitpunkt wie es scheint.“

Sarah beschliesst auf zu stehen und sieht dabei in die fragenden Gesichter. „Entschuldigt mich. Vorerst ist wohl alles gesagt, also gehe ich ins Pelthaes etwas essen. Ich muss mich ausruhen.“

„Ich begleite dich“, spricht Lecram sanft und steht auch auf.

Das Geschwisterpaar tut es auch, so verabschieden sie sich von dem Hünen. Lecram nimmt die Karte an sich und bevor alle aus der Tür sind spricht Sila die vier noch einmal mit einem warmen lächeln an: „Ihr vier seid miteinander verbunden und die Legende hat bereits begonnen. Was ihr daraus macht liegt in eurer Hand. Kommt jederzeit zu mir wenn Fragen auftauchen sollten.“

Lecram streckt ihm die Hand entgegen und Sila erwidert die Geste. Dann erklärt Lecram nachdrücklich: „Wenn eines Tages Drachen erwachen zählen wir weiterhin auf dein Wissen.“

„So sei es.“, nickt Elsila und sieht dabei sehr zufrieden aus.

Als Sila ins Haus verschwindet beschliessen die vier sich zu trennen. Sie wollen über das eine oder andere nachdenken. So viel wurde erzählt und Dila sowie Kol müssen die Dinge erst mal verdauen. Ausserdem hoffen Dila und Kol auf ihre Mutter zu treffen, vielleicht ist Brenda gewillt zu reden. Die Zeit wird’s zeigen. Also verabschieden sie sich voneinander. Da Lecram etwas länger braucht bei der Verabschiedung seiner neu gewonnenen Familie humpelt Sarah alleine los. Auch sie hat viel im Kopf das sie verdauen muss. Sarah hat das Gefühl etwas Bewegung könnte ihr nicht schaden. Unglaublich was Sila ihnen alles erzählt hat!

Plötzlich wird sie von Lecram abgefangen der sie bereits eingeholt hat. „Sarah warte, sonst verläufst du dich wieder. Wir sollten auch reden.“ Spricht er sanft.

Da sie stehen geblieben ist nimmt er sie einfach in den Arm. Wärme strömt in ihren Körper, das tut ihr so unsagbar gut. Dann schiebt sie sich von ihm weg und sieht ihn einfach nur an bevor sie ihre Worte wieder findet. Er hat Recht, es ist an der Zeit um sich auszusprechen.

„Dass ich mich verlaufen könnte, hat dich letzte Nacht auch nicht gestört“, sie reckt zusätzlich ihr Kinn und Lecram stöhnt auf.

„Sarah, ich dachte du gehst nach der Szene auf der Lichtung direkt zu Kol zurück.“ Sein Blick wirkt entschuldigend.

„Du hast mich also gehört und dich mit Samuna an mir gerächt? Ein netter Zug.“

„Schuldig.“ Es macht keinen Sinn nach Ausreden zu suchen.

„Verstehe. Das ist nicht nett“, schmollt sie und schiebt ihre Unterlippe vor.

„Da hast du Recht und das ist unverzeihlich.“

Eine kurze Pause. Lecram sieht zu ihr hinunter und seine Haare fallen ihm ins Gesicht. So gehen sie langsam weiter.

„Diese dumme Legende funktioniert einfach nicht!“ Ist Sarah wütend. „Wenn sie funktionieren würde, würde nicht dauernd jemand in meinem engeren Kreis sterben.“ Dabei denkt sie an Marcus.

„Du siehst nur die schlechten Dinge. Sie doch auch wer alles an unserer Seite ist und wer neu dazugekommen ist. In der Zwischenzeit sind wir eine richtige Gemeinschaft. Eine Familie.“

Es hat keinen Wert mit ihm zu streiten. Sie weiss sehr wohl dass er Recht hat. Sie freut sich sehr über Dila und Kolen. Jetzt da sie weiss dass es Geschwister von Lecram sind mag sie die beiden umso mehr. Von Anfang an hat sie die positiven Schwingungen gespürt. Konnte sie jedoch nicht zu ordnen – jetzt schon.

„Eine Familie“, spricht Lecram nochmal sanft und streicht mit der Hand über ihre Hand. Sie sagt immer noch nichts dazu, also wird auch er ernst und spricht leise, fast zärtlich: „Dass es mit uns nicht funktioniert tut mir leid.“ Dabei schluckt er schwer bevor er weiter spricht. „Das mit gestern ist ein Missverständnis. Ich beuge mich auf jedem Fall deiner Entscheidung. Es wird keine Probleme mehr mit mir geben.“

Sie sieht wie er seinen Kiefer zusammen presst. Warum auch immer, aber diese Worte schienen ihm nicht leicht gefallen zu sein. Sarah versteht nicht auf Anhieb und sieht ihn verwirrt an.

„Von welcher Entscheidung sprichst du?“

Lecram scheint betrübt und wirkt nachdenklich als er stehen bleibt und sie direkt ansieht: „Ich möchte mit dir zusammen sein. Doch immer wieder stossen wir uns vor den Kopf. Vieleicht hast du Recht und das mit uns sollte nicht sein. Legende hin oder her.“ Weiter spricht er nicht.

„Du willst dass ich mich auf der Stelle entscheide mit welchem Drachenreiter ich meinen Weg weiter gehe?“

„In etwa. Du weisst wie ich zu dir stehe. Aber du bist die Torhüterin die es zu schützen gilt. Und ich muss wissen wo ich stehe.“

„Musst du das?“ Langsam nervt sie das Gespräch. Eigentlich hat sie sich eine Aussprache anders vorgestellt.

„Muss ich.“

„Du möchtest wirklich an meiner Seite bleiben auch wenn wir nicht zusammen sind? Du möchtest wirklich Tag täglich zusehen wie ich Kol küsse und mit ihm glücklich bin? Echt?“ Ihr Blick wirkt herausfordernd. Doch er hält ihrem Blick stand und holt weiter aus: „Die Legende spricht vom Drachenreiter und der Torhüterin. Nicht vom Magier und der Torhüterin. Vielleicht ist es an der Zeit dass du und Kol zusammen findet. Er ist mein Bruder, wenn es so ist – ist es einfach so.“

Erstaunt sieht sie immer noch zu ihm hoch und gleichzeitig zieht es ihr den Magen zusammen. „Ich mag mir im Moment echt nicht darüber den Kopf zerbrechen. Echt nicht! Ich verstehe zwar deine bitte doch du musst dich noch etwas gedulden. Vielleicht will ich auch keinen Drachenreiter!“

„Oh! Ach so“, staunt er, „also lass uns essen gehen. Ausserdem wirkst du immer noch ziemlich müde“, bemerkt Lecram und sie nickt.

Sarah kann nicht anders, sie nimmt seine Hand die er anbietet und so schlendern die beiden wortlos ins Pelthaes wo sie von Nalem und Malek freudig in Empfang genommen werden. A’bena ist auch zurück und erkundigt sich nach Kol doch auch Sarah mag nicht darauf antworten. Es war eine unglaubliche Nacht mit Marcus und dann heute die Erkenntnis mit Kol und Dila! Ausserdem hat sie gerade erfahren dass sie nicht mit ihrer Gabe reisen sollte. Es ist heute zu viel für sie. Auch der Kuss von Kol an dem kleinen Teich lässt sie nicht spurlos kalt, Lecram weiss nichts davon und sie sieht es nicht ein ihm davon zu erzählen. Also zieht sich Sarah mit einem Laib Brot und einem Stück Käse in ihr Zimmer zurück und überlässt es Lecram Rede und Antwort für A’bena zu stehen. Ihm liegt das besser. Bestimmt werden alle staunen.

Sie tut es auch immer noch!

 

 

 

Lecram

 

Nachdem Lecram seinen Freunden grob die Ereignisse aus Silas Haus erzählt hat staunen alle wie erwartet. A’bena beschliesst sich auch in ihr Zimmer zurück zu ziehen bevor der Abend beginnt um sich noch etwas aus zu ruhen. Schliesslich sind hier die Nächte fast länger als die Tage. Also sind nur noch die Männer am Tisch und trinken noch etwas Tandra Tee den Lecram sehr schätzen gelernt hat. Tandra Tee ist ein guter Kaffee Ersatz.

Lecrams Gedanken kreisen weiterhin um Sarah.

„Frauen sind eben anders“, holt ihn Malek aus den Gedanken als er Lecram auf die Schulter klopft.

„Es wäre einfacher sie würden mit einem reden und sich nicht in Schweigen hüllen, denn so entstehen die grössten Missverständnisse.“

„Wohl war, wohl war“, pflichtet Malek ihm bei. „Wir alle haben uns in kürzester Zeit verändert.“

Lecram sieht seinen elbischen Freund direkt an. „Wenn wir eines Tages weiterziehen, was wird dann mit dir und Nalem? Ich kann es mir nicht vorstellen dass ihr nicht in meiner Nähe seid.“

Die beiden sind ihm wirklich ans Herz gewachsen.

„Kommt diese Zeit, dann werden wir weiter sehen.“ Malek lächelt ihn an als wäre Lecram die Sonne selbst und dann gesteht Malek seinem Freund: „Ich bin sehr froh dass du den Kopf betreffend Sarah nicht hängen lässt.“

„Niemals. Schliesslich bin ich zum Herrschen geboren.“

Für Lecram klingt das nicht nach ihm. Trotzdem muss er schmunzeln.

„Du bist vielleicht noch kein Herrscher aber ein ziemlich stolzer Krieger auf den du stolz sein kannst.“ Bemerkt Nalem, während er einen Becher hinter der Theke auswischt, was Lecram kurz zum auflachen bringt. „Ich habe ja schon vieles gehört, Krieger war aber noch nie dabei.“

Danach beschliesst Lecram die beiden bei der Arbeit zu unterstützen indem er die Becher ebenfalls ausreibt und die Ware auffüllt. Dazu muss er einige Male aus dem Haus um in den Keller zu gelangen. Eigentlich kann man sich bei dieser Arbeit gut den Kopf leeren. Das unglaublichste Erlebnis von heute ist die Erkenntnis dass er neue Geschwister hat. Dabei mochte er Kol zu Beginn gar nicht! Ganz im Gegenteil!

Ein Lächeln huscht über sein Gesicht. Wie schön dass er diese Erfahrung kurz mit Marcus teilen konnte. Dass Marcus Vergebung bekommen hat ist ausgezeichnet, er selbst weiss zwar nicht genau was sein Bruder angestellt hat. Es spielt auch keine Rolle, es ist gut so wie es jetzt ist. Bei Gelegenheit muss er dem schwarzen Baum nochmal einen Besuch abstatten. Der Ort ist wirklich besonders. Eben auch magisch.

So in der Arbeit und in den Gedanken versunken kommt der Abend rascher als vermutet. Langsam kommen die ersten Gäste. Wieder eine bunte Mischung! Heute Abend ist es sehr ruhig. Was ihm und seinen Freunden ausnahmsweise entgegen kommt. Unam und Samuna sitzen heute eng bei einander und unterhalten sich Händehaltend. Eigentlich ein hübsches Paar – wenn man sie lässt - findet Lecram und schmunzelt. Er hofft für die beiden dass sie zusammen kommen können. Als die Türe erneut aufgeht kommen auch die Zwillinge hinein und gesellen sich unter die Freunde. Lecram lächelt automatisch da ihm Dila um den Hals fällt. Dila hat ein grosses Herz!

Dabei kennen sie sich noch gar nicht so lange. Dass er eine Schwester hat ist neu und er muss gestehen er findet es toll. Sein Blick schweift zu Kol den er zu Beginn nicht ausstehen konnte. Vermutlich war er eifersüchtig auf ihn da Sarah Interesse an ihm zeigte. Seine Halbgeschwister die Drachenreiter!

Das also sind seine Geschwister, an dieses Gefühl muss er sich zuerst gewöhnen. Auch seine Mutter, Daria wird staunen wenn er es ihr erzählt. Mit Kol wird es bestimmt nicht immer einfach, aber Lecram hat sich geschworen sich in Geduld zu üben. Lustiger Weise empfindet er es heute im Pelthaes besonders gemütlich, mittlerweile haben sich doch noch mehr Anwohner her bemüht und geniessen Nalems gutes Essen oder den Traumwein. Auch er hatte schon zwei Becher von dem süffigen Getränk und ertappt sich dabei wie er hofft dass Sarah bald herunter kommt. Einen Moment lang denkt er darüber nach Magie zu benutzen um einen Liebesschwur auszusprechen.

Das könnte er tun, wie einfach es doch wäre.

Für ihn ein Klacks!

Jetzt mit diesem Buch in sich, das viele Sprüche beherbergt. Doch diese Gedanken sind so doof dass auch er schmunzeln muss. Er darf seine Macht nicht für so etwas Banales gebrauchen. Die aus zu übende Magie muss gut überlegt sein. Sonst endet er noch wie sein Vater!

A’bena sitzt gemütlich bei Kol und den anderen und geniesst den zwanglosen Abend ebenfalls. A’bena ist so unglaublich schön. Jeder Körperteil sitzt perfekt und ihre Kurven sind genauso wie sie sein müssen. Wohl proportioniert, nicht zu viel und nicht zu wenig. Würde A’bena auf der Erde leben wäre sie vermutlich eine Berühmtheit. Ein Model!

Doch sein Herz schlägt für Sarah. Ihre grossen Rehbraunen Augen rauben ihm den Verstand. Sie ist zierlich doch nicht gebrechlich und hat ein Herz eines Löwen!

Sarah ist für ihn genau richtig. Ihm fällt heute Abend auf das Kol sich in A’benas Nähe ruhiger und etwas distanzierter verhält. Ja, Kol wirkt etwas unsicher in ihrer Gegenwart. Wenn Lecram nicht wüsste dass Kol und Sarah kurz davor sind zueinander zu finden würde er denken dass Kol sich in A’bena verguckt hat. Das veranlasst Lecram seine Arme zu verschränken und die zwei etwas genauer zu beobachten.

Will sich Kol wirklich gegen die Legende entscheiden?

Dann hört er Schritte und beobachtet wie Sarah jetzt die knarrende Treppe herunter stolpert. Er hat sie natürlich schon kommen gehört. Ihr Bein macht ihr leider immer noch zu schaffen, leider ist seine Magie nicht dafür gemacht ihr diesbezüglich zu helfen. Ihr Blick streift seinen und sie lächelt offen. Sie hat sich ausgeruht, das ist gut. Dann sitzt sie zu Unam und Samuna. Sie sieht gut aus und das beruhigt ihn. Also beschliesst er ihr etwas Trinkbares zu organisieren. Gerade als er sich auf den Weg zu Sarah macht geht die Türe polternd auf und etwa fünf neue Gesichter stehen in der Türe. Der Anführer mustert kurz alle im Raum und bleibt dann mit seinem Blick bei Kol hängen. Mit einem künstlich aufgesetzten Lächeln geht er auf Kol zu der plötzlich etwas angespannt wirkt. Lecram beschliesst ganz genau zu beobachten und zu zuzuhören während alle anderen hier keine grosse Notiz davon nehmen was hier gerade abläuft. Also ist die Gruppe Neuankömmlinge von hier und bestens bekannt, kombiniert Lecram sofort. Sarah sieht auch neugierig zu den Neuankömmlingen. Ausserdem beobachtet Lecram das Samuna sich plötzlich äusserst unwohl fühlt und sich anspannt. Genauso wie Unam!

Ein Gedankenblitz durchfährt Lecram: Terin, das hier ist Terin mit einem Teil seiner Sippe. Terin ist gross, stämmig, etwas korpulent, hat dunkelrotes gelocktes langes Haar das er mit einem Lederriemen zusammen gebunden hat und braune Augen mit einer Adlernase. Seine Ohren schmücken schweren, auffälligen silbernen Schmuck! Terin und seine Sippe haben ihr linkes Ohr bis zur Schläfe hin mit Schriften Tätowiert. Auch ihre Oberarme sind voll mit diesen Schriftzügen. Terin wirkt verwegen und irgendwie gefährlich. Aus irgendeinem Grund beschliesst Lecram seinem kleinen Bruder bei zu stehen. Als er bei ihm ankommt hört er noch Gesprächsfetzten von Terin wie: „Tausch gelungen – erstaunliches zu berichten aus Veram – Aros ist gefallen.“

Mit einem lauten Seufzer kommt Lecram bei den beiden an und Kol erklärt: „Terin das ist Lecram. Lecram – das ist Terin.“

Da Terin ihn nur mustert und ihn nicht mit einem Handschlag begrüsst stellt Lecram seine Arme auf seinem Kopf ab und ist gespannt wie das hier nun weiter geht. Terin ist ziemlich arrogant das lässt ihn unsympathisch wirken.

„Ich habe viel von dir in Veram gehört.“ Spricht Terin dann schliesslich direkt und Lecram lächelt aufgesetzt bevor er antwortet: „Ich hoffe doch nur Gutes.“

„Dann musst du der mächtige Sohn von Aros sein. Der zukünftige Herrscher von Veram.“ Zum unterstreichen seiner Worte verbeugt sich Terin kurz übertrieben. Seine Begleiter tun es ihm gleich und Terin spricht laut aus als er auf eine Bank steigt die gerade in der Nähe steht: „Ihr lieben Leut ich habe Gutes zu berichten aus Veram. Aros ist gefallen.“

Ein Raunen geht durch die Menge!

„Ihr beherbergt seinen Sohn ohne es zu wissen. Huldigt dem neuen Herrscher. Lecram, Aros Sohn.“

Erneut verbeugen sich alle staunend. Diesmal das Ganze Pelthaes, ausser seinen Freunden die ebenso verdutzt gucken wie Lecram selbst. Terin springt Lecram direkt vor die Füsse.

„Terin lass es gut sein.“ Mahnt Lecram leise und sieht in das listige Gesicht von Terin. So einfach kommt Lecram hier wohl nicht aus der Geschichte. Lecram presst seinen Kiefer zusammen und weiss er muss rasch handeln. Also steht er auch auf die Bank und richtet sein Wort an alle: „Terin hat Recht! Es beginnt eine neue Zeit. Eine Zeit der erwachenden Drachenreiter. Es gibt noch mehr Neuigkeiten; Dila und Kol sind meine Halbgeschwister, Aros war ebenso ihr Vater und mit seinem Tod ist ihr Drachenanteil erwacht.“ Wieder ein Raunen und Lecram ergänzt: „Vieles muss noch geklärt werden. Doch es seien euch ruhigere Zeiten zugesichert.“

Damit beendet er sein Ansprache und setzt sich zu Malek hin da Terin und Kol nun etwas abseits stehen. Malek gesteht: „Gut gebrüllt. So langsam wächst du in deine Herrscher Rolle.“

Jetzt schmunzelt auch Lecram wieder und stürzt das Getränk von Malek in einem Zug hinunter. Sofort stellt Malek ihm ein neues hin und grinst dabei breit. Lecram beobachtet wie Terin von den Anwesenden in Beschlag genommen wird und richtig aufblüht in seiner Rolle von Veram zu erzählen. Was für ein Arsch, geht es ihm durch den Kopf. Der Typ ist definitiv nicht vertrauenswürdig! Sein Blick schweift kurz zu Sarah die hier auch nicht versteht was vor sich geht. Als Terin wieder zu Kol stösst beschliesst Lecram sich dazu zu gesellen. Er will immer noch mit einem Ohr bei den beiden bleiben um sicher zu gehen dass alles im grünen Bereich bleibt.

„Terin, du warst lange weg mein Freund. Ich hole dir was Trinkbares“, grinst Kol breit der ja in Lecrams Nähe steht und zieht los um für Terin einen Traumsaft bei Nalem zu holen. In diesem einen kurzen Moment steht Lecram nun direkt vor Terin. Lecram muss eine Erklärung abgeben, es liegt ihm sozusagen auf dem Herzen: „Hör zu, die Dinge scheinen für dich vielleicht etwas seltsam. Doch Samuna gehört ab sofort zu Unam. Du musst dir ein anderes Spielzeug suchen. Wie ich herausgefunden habe mangelt es hier nicht an geeigneten jungen Damen.“

„So macht man sich Freunde.“ Erklärt Terin und mustert ihn von Kopf bis Fuss als er ergänzt: „Ehrlich gesagt habe ich gedacht du seist kräftiger. Den Sohn von Aros habe ich mir furchteinflössender vorgestellt. Dabei bist du so wie wir alle auch, nichts Besonderes!“

Am liebsten würde Lecram seinem Gegenüber eine rein hausen. So Sympathisch sind sie sich schon. Bevor Lecram jedoch Taten Folge leisten kann, kommt auch schon Kol und drückt Terin ein Getränk in die Hand. Aus diesem Grund gibt Lecram sich kurzzeitig geschlagen. Die drei beschliessen sich hin zu setzten. Waffenstillstand!

Lecram hat keinen bestimmten Grund, doch Terin ist ihm nicht sympathisch. Vielleicht liegt es auch an dem Traumsaft, er muss langsam aufpassen dass er nicht zu viel ab bekommt.

Plötzlich und ohne Voranmeldung entfernt sich Terin von Lecram und gesellt sich zu Sarah die immer noch bei Samuna und Unam am Tisch sitzt. Tatsächlich stellen sich in diesem einen Moment Lecrams Nackenhaare auf. Er hat einfach ein ungutes Gefühl. Terin bedeutet Gefahr, er kann sie förmlich riechen. Er muss auf Sarah aufpassen und beobachtet sie aus dem Augenwinkel. Es bleibt ruhig, bis etwas später Samuna dann Unam um den Hals fällt und sich ausgiebig bei Terin bedankt. Anscheinend haben Lecrams Worte gefruchtet.

Mittlerweile stehen Kol und Lecram beisammen so erwähnt Lecram leise: „Wusste gar nicht dass Terin so ein netter umgänglicher Kerl ist. Hätte ich nicht vermutet.“

Kol schüttelt den Kopf und Dila kommt dazu und ergänzt: „Der führt etwas im Schild. Wenn er weiss wer du bist wird er wohl auch über Sarah Bescheid wissen. Vielleicht bringt er seinen ganzen Charme für Sarah auf und will sie für sich gewinnen. Wir zwei trauen ihm nicht.“

„Wer weiss, wir müssen achtsam sein.“ Ergänzt Kol und Lecram holt aus: „Kein Freund?“

„Noch nie“, ergänzt Kol kopfschüttelnd.

„Das sind ja schöne Aussichten.“ Stänkert Lecram und die anderen schmunzeln.

„Was hast du vor? Gehen wir nun zusammen in die Steinwüste?“, Möchte Dila von Lecram wissen.

„Berechtigte Frage. Eigentlich möchte ich mit euch so rasch als möglich in die Steinwüste. Dort kann ich euch zeigen was es heisst ein Drachenreiter zu sein. Danach geht unser Weg nach Veram. Als Drachenreiter habt auch ihr bestimmte Aufgaben. Seid ihr dazu bereit? Dies wäre mein Vorschlag. Sofern ihr diesen Ort verlassen könnt.“

„Ich gehe mit dir“, nickt Dila und Kol ergänzt: „Diesen Spass lass ich mir auch nicht entgehen.“

„Zuvor möchte ich noch mit eurer Mutter sprechen. Bitte richtet ihr das aus wenn ihr sie seht.“ Gedanken versunken trommelt er leise mit seinen Fingern auf dem Tisch. Denn mittlerweile haben sie sich an einen freien Tisch hingesetzt.

„Sie war nicht zu Hause. Daher kann ich keine Versprechungen machen. Wir werden sehen was wir tun können.“ War es diesmal Kol der ihm die Sachlage erklärt und Dila nickt um die Worte zu bestätigen. Brenda lebt immer noch zurückgezogen und Lecram hofft dass sie ihm seine Fragen beantworten kann. Vielleicht macht er sich demnächst als Gargoyle auf die Suche nach ihr. Wenn es die Zeit erlaubt. Ob es gut oder schlecht ist dass die Menschen hier nun wissen wer er ist weiss er noch nicht. Es wird sich zeigen. Doch Terin wird er weiterhin im Auge behalten. Sicher ist sicher.

 

 

 

Sarah

 

Sarah freut sich so für Samuna. Wobei, bis anhin hat Terin keinen schlechten Eindruck auf sie gemacht. Vielleicht weiss er selbst dass Samuna nicht zu ihm passt und ist aus diesem einen Grund so vernünftig und lässt Samuna ziehen. Eigentlich unterhält sich Sarah gut mit Terin, er erzählt ihr von seinem Besuch in Veram. Davon wie er mit seinen Gütern, vorwiegend Traumsaft, Tauschhandel eingegangen ist. Er weiss von Veram nur das Beste zu berichten und Veram sei seit Aros Tod quasi neu belebt. Es sei wie Tag und Nacht, ohne Angst und Schrecken. Die Gargoyles, die in der Nacht Veram beschützen findet er durchaus gewöhnungsbedürftig. Vielleicht ist es auch den Gargoyle zu verdanken dass Frieden herrsche. Terin selbst hatte noch nie einen zu Gesicht bekommen und empfindet sie als durchaus furchteinflössend. Sarah schmunzelt in sich hinein als sie ihm zu hört wie er die Gargoyles beschreibt. Doch ja, sie sind dämonisch und ihre Rubinroten Augen können einen erschrecken. Vor allem bei Nacht wenn sie plötzlich und ohne Vorwarnung ihre Augen öffnen! Das schlägt durchaus schon mal den stärksten Mann zur Flucht.

„Dann hast du einiges erlebt?“ Lächelt sie offen.

„Ja.“ Gibt Terin zu. „Zu wissen dass all diese Legenden existieren ist irgendwie seltsam. Es ist neu! Aber was macht ihr in dieser Gegend? Das verstehe ich echt nicht. Es gibt schönere Orte als diesen hier.“

„Es ist so wie Lecram gerade berichtet hat. Die Drachenreiter sind erwacht und er wollte seine Geschwister aufsuchen.“ Holt Sarah weiter aus da sie beschliesst vorsichtig zu sein mit dem was sie sagt. Auch Sarah ist bestrebt darin Lecram und sich selbst zu schützen. Terin braucht nicht alle Geheimnisse zu wissen die sie umgeben.

„Woher wusste er denn dass er Geschwister hat?“ Fragt Terin neugierig nach und Sarah antwortet: „Brenda war so höflich ihn darüber zu informieren.“

„Kennen die beiden sich?“

Die Fragerei gefällt ihr nicht. „Brenda war bedienstete bei Aros. Aber ich denke das wusstest du bereits. Spiel kein Spielchen.“ Sarah lächelt aufgesetzt.

„Du bist schlau.“ Grinst Terin listig. „Dann zieht ihr wohl bald wieder weiter?“ Er ist immer noch neugierig

„Nehme ich an. Lecram wird mir seinen Plan bei gegebener Zeit schon noch mitteilen.“

Ihr gegenüber nickt und scheint zu überlegen.

Schliesslich neigt sich der mittlerweile seltsame Abend dem Ende zu. Ausser Malek, Nalem, Dila, Terin und zwei von Terins Sippe und ihrer selbst hat es keine Anwesende mehr. Wann Lecram sich zurückgezogen hat, hat sie wohl auch verpasst. So sehr hat Terin sie in das Gespräch verwickelt. Vielleicht hat Lecram sich auch einfach hinaus geschlichen, das könnte sie sich auch vorstellen. Für sie ist es nun jedoch auch an der Zeit sich in ihr Zimmer zurück zu ziehen. Also steht sie auf und verabschiedet sich leise: „Gute Nacht, ich muss ins Bett.“

Der Neuankömmling scheint im Moment ganz nett das könnte sich jedoch rasch ändern. Sie mahnt sich noch etwas vorsichtig zu sein mit Terin der durch seine Adlernase und das dunkelrote Haar hervor sticht. Kol steht auf um sich von Sarah mit einem Kuss auf ihre Wange zu verabschieden und leise haucht er ihr ins Ohr: „Sei vorsichtig.“

Darauf gibt Sarah keine Antwort. Also nickt sie kurz zur Verabschiedung bevor sie sich endgültig zurückzieht. Was für ein Tag, geht es ihr durch den Kopf. Im Zimmer angekommen zieht sie ihren Schlafanzug an der aus einer bequemen grauen Hose und einem Shirt von Lecram besteht. Sie kuschelt sich immer noch gern in seine Sachen, automatisch huscht ein Lächeln über ihr Gesicht als sie auf das Shirt sieht das ihr viel zu gross ist und schlapp an ihr herunter hängt.

Ohne eine Vorwarnung geht plötzlich die Türe auf die sich gleich wieder laut krachend schliesst. Erschrocken dreht sich Sarah um.

„Herrgott Lecram, erschrick mich nicht dermassen!“

Sie sieht seinen ernsten Gesichtsausdruck als er erwähnt. „Wir müssen reden. Jetzt!“

„Nicht jetzt - jetzt ich bin müde. Das ist kein guter Zeitpunkt!“ Winkt sie ab und sieht wie er seine Augen rollt als er sie mahnt: „Ich denke Kol und Du“, er räuspert sich, „Ihr seid die Legende.“

„Echt jetzt? Ich dachte du glaubst nicht an die Legende. Ach Lec, ich mag nicht darüber sprechen. Bitte lass es für heute gut sein!“

„Nachdem was ich beim schwarzen Baum gesehen habe kann ich nicht leugnen dass es damit doch was auf sich hat. Wie gesagt Kol ist der Drachenreiter ich bin der Magier. Aus diesem Grund solltest du dich für meinen Bruder entscheiden. Zusammen seid ihr die Legende! Ihr seid es diesem Land schuldig.“

„Schuldig.“ Sarah sieht seinen gequälten Gesichtsausdruck diese Worte fallen ihm nicht leicht und Sarah versucht ihn zu begreifen: „Ich und Kol sollen die Legende sein?“

„Ja, alles spricht dafür.“

Mit dieser Reaktion von ihm hat sie nicht gerechnet, ihr Gefühlschaos versucht sie mit einem Zitat von Hans Kasper zu erklären: „Es ist besser, Deiche zu bauen, als darauf zu hoffen, dass die Flut allmählich Vernunft annimmt.“

„Oh Sarah, der Sturm um uns wird sich eines Tages legen.“

„Warum setzt du mich plötzlich so unter Druck“, versucht Sarah ihn zu verstehen. Warum tut er das?

„Die Vögel die wieder auftauchen und die restlichen Anzeichen der Legende kann ich nicht mehr verleugnen. Daher denke ich, ist es an der Zeit dass du dich zu Kol bekennst. Du musst es einfach tun.“ Sein Blick wirkt flehend. „Mein schlägt mein Herz nur für dich, Sarah. Ich werde dich beschützen. So lange es mir möglich sein wird.“ Dann geht er einen Schritt nach hinten und lehnt an der Türe an. Dabei fallen seine Haare wieder ins Gesicht. Seine Augen leuchten in einem saftigen grün und er lächelt verhalten. Für einen Bruchteil einer Sekunde leuchten seine Augen Rubinrot auf. Ja, ihr Gegenüber kämpft mit seinen Gefühlen. Die beiden stehen eine Weile Ratlos da bis Lecram erklärt: „Macht aus Malon einen besseren Ort. Malon braucht euch.“

„Malon braucht einen Herrscher“, erwidert sie sachlich.

Bei diesen Worten geht er einfach aus der Türe und Sarah folgt ihm auf den Fersen. Er geht laut polternd die Treppe hinunter wo sich niemand mehr aufhält. Alle sind gegangen. Er öffnet die Eingangstüre und stürmt hinaus und Sarah folgt ihm humpelnd so lange es geht. Als er sich in den Gargoyle verwandelt muss sie einsehen dass sie ihm nicht folgen kann. In diesem einen Moment begreift sie wie sehr sie mit sich selbst beschäftigt war um nicht zu erkennen wie sehr Lecram mit seinen Gefühlen zu kämpfen hat. Plötzlich bleibt sie stehen und sieht sich um. Schon wieder ist sie in der kalten Nacht hier draussen. Automatisch beginnt sie zu zittern und verschränkt ihre Arme. Sie hasst diesen kargen, kalten und leblosen Wald.

„Lecram, ich habe Angst“, flüstert sie in die Dunkelheit hinein. Auch wenn sie ihn nicht sieht, weiss sie genau dass er in der Nähe sein muss. Er kann nicht weit sein!

Eigentlich kann sie nicht weit weg vom Pelthaes sein. Langsam geht sie so gut wie möglich den Weg zurück. Auch wenn etwas Angst ihren Rücken hinauf kriecht, hinkt sie tapfer voran. Irgendwo hört sie ein Holz knacken und das macht die Situation nicht gerade besser. Dieser Wald ist unheimlich da man fast keine Geräusche hören kann. Als sie nicht aufpasst stolpert sie über eine Wurzel, doch bevor sie zu Boden geht fangen sie zwei starke Arme ab. Lecram steht da und atmet schwer, er hat den Gargoyle bereits wieder abgeschüttelt und steht in den Moos Short vor ihr. Seine Atemzüge sind schwer. Aber Sarah ist froh ihn zu sehen.

„Also gut, hör mir jetzt genau zu du weisst so gut wie ich das Kol doch auf A’bena steht.“

„Ist mir auch aufgefallen. Doch du kannst das noch ändern. Er wird einsehen dass er sich für die Legende entscheiden muss. Aus diesem Grund dränge ich dich. Versteh doch.“

„Ich nehme einer Freundin doch nicht den Freund weg. So was tut man nicht!“

„Wenn es zu Gunsten aller ist.“

„Nein, es ist nicht richtig.“ Eine kurze Pause. „Ausserdem weiss ich auch nicht ob es klug ist mir dir zusammen zu sein. Du bist eigenwillig, störrisch und sprunghaft. Wer weiss was du in Zukunft meinem Herzen noch alles zumuten wirst.“

„Du sprichst von der Sache mit Samuna.“ Automatisch rollt er seine Augen und lässt sie los. „Ich dachte das Thema sein vom Tisch!“

„Es geht nicht um Samuna. Es geht auch nicht um mich! Ich habe keine Priorität. Langsam habe ich das Gefühl dass du dich entscheiden musst damit die Dinge hier mal endlich ins Rollen kommen. Du schiebst die wichtigen Dinge von dir weg und schiebst es einfach auf mich – oder die Legende!“

Mit verschränkten Armen sieht Lecram sie ernst an. „Da hast du Recht. Dila und Kol müssen eigentlich in die Steinwüste. Sie brauchen einen Drachen und müssen von Toron lernen was es heisst ein Drachenreiter zu sein. Ausserdem muss ich die Dinge in Veram klären. Mir ist wohl bewusst welche Arbeit noch vor mir liegt. Ich mache mir viele Gedanken darüber. Tag täglich!“

„Du sprichst nie darüber.“

„Stimmt. Es gibt so unheimlich viele Dinge die zu klären sind. Damit will ich dich nicht belasten.“ Ein leichtes auf stöhnen. „Sarah, du hast Recht, ich bin blockiert. Ich möchte dich in Sicherheit wissen. Meine Aufgabe als Drachenreiter muss wissen dass du in Zukunft sicher bist.“

„Deiner Meinung nach hängt also alles von mir ab.“

„In etwa“, gibt er offen zu und seine Schulter zuckt auf.

„Du kannst so störrisch wie ein Esel sein. Und siehst vor lauter Bäumen den Wald nicht. Du drehst alles gerade so wie es dir gerade in den Kram passt! Du Idiot. “ Seufzt sie laut auf und schiebt nach indem sie mit ihrem Finger auf seine Brust tippt: „Ich gehe jetzt ins Bett und damit lasse ich dieses Thema im Raum stehen. Lass mich jetzt schlafen!“

Ohne ein Wort zu sagen begleitet Lecram nach diesem kurzen Vortrag Sarah zurück ins Pelthaes. Zielstrebig geht sie in ihr Zimmer und legt sich hin. Was denkt Lecram sich bloss. Auch sie hat ihre Grenzen. Die Nacht ist kurz und am Morgen erwacht sie ziemlich zerknittert. Anscheinend hat sie doch länger geschlafen als angenommen denn unten sind schon einige Gäste anwesend. Bei einem Tandra Tee erfährt sie das Lecram mit Kol und Terin zur Jagt aufgebrochen ist. Darüber freut sich Sarah, denn so hat sie bestimmt einen ganzen Tag Ruhe vor den Männern. Das kommt ihr sehr entgegen. Da Malek heute etwas Zeit übrig hat gehen die beiden zu den Trainingsanlagen der Hundsmenschen und üben sich etwas im Bogenschiessen.

„Die Zeit mit dir habe ich tatsächlich vermisst“, erwähnt Sarah später als sie eine Pause machen und etwas Käse und Brot essen.

„Ja, hier ist es anders“, Malek schmunzelt, „aber du bist besser geworden. Du scheinst einen guten Trainer gehabt zu haben.“

„Danke.“

Nach dem Bogenschiessen üben sich die beiden auch etwas im Klettern. Natürlich macht Malek auch hier eine tolle Figur. Nur Sarah fällt es schwer sich an den Bäumen hoch zu ziehen. Aber einen kleinen Baumstamm mit blossen Händen zu stemmen, da muss selbst Malek passen. Guten gelaunt gehen die beiden am Abend zurück ins Pelthaes wo sie auf Dila, A’bena und Samuna stossen. Wie sie hören ist auch Unam mit zur Jagt und Dila beschliesst morgen einen Frauen Tag zu gestalten. Nach einem guten Essen, und vielen Ideen für den Morgigen Tag, gehen A’bena und Sarah zurück in ihre Zimmer. Bevor A’bena ins Zimmer tritt sieht sie zu Sarah: „Hey Sarah.“

„Ja“, dreht Sarah sich zu A’bena und diese erklärt: „Keine Ahnung was ihr in absehbarer Zeit vor habt. Ich bleib an eurer Seite. Ihr habt mich verändert.“

Ohne ein Wort zu sagen geht Sarah auf ihre Freundin zu und die beiden umarmen sich. Sarah muss nichts dazu sagen. Es ist einfach schön so treue Freunde zu besitzen.

Der nächste Tag läuft gemütlich ab. Die vier Frauen treffen sich zum Tandra Tee und einem kleinen Frühstück bei Samuna zu Hause. Samunsas Mutter mit dem schönen Namen; Irba zeigt ihnen ihre Handfertigkeit. Sie macht Holzschüsseln und Holzbecher. Heute fertigen alle einen Becher an. Ausserdem erfahren Sarah und A’bena dass sie auch ihre Kleidung selber gestalten. Das Fell der erlegten Tiere wird dazu verwendet. Je nachdem werden Knochen zum Kochen verwendet oder um Schmuck her zu stellen. Aus Sehnen könne man so etwas Ähnliches wie Seile herstellen. Und wenn sie ein Tier mit Hörnern erlegen wird daraus je nach Beschaffenheit eine Waffe daraus. A’bena erzählt dass es bei ihnen in Trisyt ähnlich zu und her geht. Nur arbeiten sie viel mit dieser Lem artiger Masse aus denen sie Töpfe und allerlei gestalten. Dieser Tag ist sehr gemütlich und lustig. Die vier verstehen sich ausgezeichnet und fühlen sich bei Irba in der etwas grösseren Holz Hütte wohl. Zufrieden endet auch dieser Tag. Am nächsten Tag ist immer noch kein Zeichen von den Jungs angekommen. A’bena ist in Sorge, Sarah nicht! Doch Dila und Samuna erklären das sei ganz normal. So beschliessen die vier heute zusammen ein Abend Mal zu kochen bei Dila zu Hause. Dila ist alleine, von Brenda fehlt immer noch jede Spur. Die Zutaten müssen die Mädels jedoch am Nachmittag zusammen suchen. A’bena geht mit Samuna und Sarah mit Dila. Ihr Menue wird eine köstliche Suppe sein.

 

 

 

 

 

Lecram

 

Jetzt sind sie schon am zweiten Tag unterwegs und haben erst ein Tier erlegt. Es ist wie verhext. Lecram kann kein Tier erlegen, er freut sich so sehr wenn er einem Wild begegnet dass er völlig vergisst dass er es töten soll. Terin betitelt ihn als Weichei und könne sich nicht vorstellen wie Lecram herrschen soll. Terin tut alles dafür damit Lecram baldmöglichst aus seiner Hauf fährt. Da Lecram jedoch davon ausgeht dass Terin genau das beabsichtigt hält er sich im Zaum. Terin spricht ihn immer wieder darauf an dass er sich in den Gargoyle verwandeln soll. Er würde ihn gerne mal so sehen. Kol und Unam sehen auch aus als hätten sie bald genug von Terin gehört. Als Terin erneut mit diesem Thema beginnt holt Lecram aus: „Ich werde mich nicht verwandeln. Du hast in Veram schon Gargoyles gesehen. Gibs auf!“

„Wollte dich nur testen ob du rasch aus der Fassung zu bringen bist.“

„Unam, du redest dauernd und verscheust uns das Wild, jetzt halt mal die Klappe!“ Ist dieses Mal Kol dem der Kragen platzt.

„Hör zu. Ich muss mich nicht als Gargoyle verwandeln um dich an den nächsten Baum zu fesseln.“

„Nicht?“

Heute Nachmittag reichts Lecram. Unvorhersehbar konzentriert er sich kurz und Unam fliegt rückwärts bis er am nächsten Baum kleben bleibt. Danach sieht Lecram zu seinen zwei Freunden.

„Wollen wir rasten und einen Happen Essen?“

Die beiden nicken und grinsen quer übers Gesicht. Nur Terin quengelt: „Hey, lass mich los.“

„Ich halte dich doch gar nicht fest.“ Die drei setzten sich hin und Unam packt das Essen aus während Kol das Hirsch ähnliche Tier sachte zur Seite legt.

„Ist ja gut, ich habs kapiert.“ Stänkert Terin und Lecram fühlt sich doch gezwungen auf zu stehen und tritt nah an Terin heran.

„Terin, ich weiss nicht was ich von dir halten soll. Stell mich nicht in Frage. Wenn es sein muss kann ich sehr ungemütlich sein. Ich hoffe es reicht dir.“

„Du wirst keine Probleme mehr mit mir haben“, spricht Terin gefolgt von einem Lächeln das nicht aufrichtig scheint. Dennoch lässt Lecram ihn frei. Die kleine Gruppe speist zusammen und beschliesset den Rückweg an zu treffen. Mit der Quasselstrippe von Terin im Gepäck werden sie eh kein Wild mehr aufspüren. Vermutlich beabsichtigt Terin dies auch. Ausserdem konnte Lecram letzte Nacht nicht wirklich schlafen da er Terin nicht traut. Tatsächlich erging es Kol auch so und sie habend abwechslungsweise Wache gehalten. Seltsamer Kerl dieser Terin und bestimmt kein Freund.

 

 

 

Sarah

 

Als alle Zutaten bei einander sind backen die Frauen zuerst frische Brötchen und Tee. Dieser Tee wird aus den Früchten des Rotblattbeerbaums gekocht. Dila ist darauf bedacht nicht zu viele Früchte zu benutzen, sonst bekommen sie einen Rausch. Dieser Tee schmeckt vorzüglich erfrischend.

Die Suppe mit frischen Kräutern, Wild Fleisch darin und verschiedenen Pilzen duftet auch herrlich. Sarah steht am Feuer und rührt etwas darin. Mittlerweile ist es dunkel draussen und Sarah geniesst es mal eine Mahlzeit zubereitet zu haben. Es macht mehr Spass als angenommen.

Plötzich geht die Tür auf und Kol, Unam mit Lecram stehen im Raum. Kol lächelt und spricht: „Es riecht Lecker was ihr hier braut. Habe Gäste mitgebracht.“

Sein Blick fällt aus Sarah und sie nickt ihm zur Begrüssung kurz zu. Unam schliesst, logischer Weise, Samuna in seine Arme und Sarahs Blick bleibt bei Lecram haften. Sein aufrichtiges Lachen das er im Gesicht trägt steht ihm ausgezeichnet. Genau genommen hat sie ihn schon lange nicht mehr so strahlen gesehen.

„Wo ist Terin?“, fragt Dila nach und Lecram gibt antwort: „Der hat uns nur genervt, so haben wir ihm das erlegte Tier gegeben worum er sich jetzt kümmern kann.“

Jetzt steht er bei Sarah und sie schmunzelt mit den Worten: „Du hast ihn also auf deine Art ausgeladen.“

„Genau“, automatisch küsst er sie kurz auf die Stirn und geht wieder zu den anderen hinüber die bereits den Tisch für drei mehr aufdecken. Und A’bena erzählt Detail getreu was sie gestern und heute so alles erlebt haben. Der Abend verläuft ungezwungen und schön.

Schlussendlich schlendern Lecram und Abena zurück ins Pelthaes. Lecram schweigt und Sarah staunt darüber.

Er nimmt noch nicht mal ihre Hand. Sarah versteht nicht was jetzt in ihm vorgeht. Vor dem Pelthaes bleibt Sarah kurz stehen und sieht ihn an.

„Du hast kalt, wir sollten rein gehen“, spricht er sanft.

Tatsächlich zittert sie bereits wieder da ihr die kalten Nächte hier echt zusetzten. Dann kommt ihr eine Idee: „Warte hier draussen ich hol mir was wärmeres zum Überziehen.“

Er tut wie befohlen und als Sarah mit einem Umhang wieder hinaus tritt spricht sie: „Komm ich möchte dir was zeigen.“

Ohne Anstalten zu machen lässt Lecram sich wieder tiefer in die Nacht führen – weg vom Pelthaes. Während Sarah dem sicheren Weg entlang geht möchte sie Lecram etwas erklären: „Da gibt es was, was du von mir und meiner Familie noch nicht weisst.“ Sie sieht ihn kurz an und sieht dass sie seine Aufmerksamkeit hat. Sein Blick wirkt neugierig.

„Da zu meinem nächtlichen Schutz auch Gargoyles teilweise mit auf die Erde gekommen sind hat es auch einige darunter die – abtrünnig geworden sind. Migdals Aufgabe bestand darin solche auf zu spüren. Das heisst dass auch wir ständig umgezogen sind und erst in Wolfville etwas zur Ruhe kamen. Am Anfang wussten wir nicht in welche Kategorie du gehörst…“

„Migdal hat mir bereits davon erzählt. Aber danke dass du endlich damit raus rückst.“ Grinst er breit. Seiner Meinung nach war diese Beichte wohl längst überfällig!

„Es war nie die richtige Zeit für diese banalen Dinge.“

„Du beschuldigst mich dass ich dich nicht an meinen Gedanken Teil haben lasse und dich ausschliesse. Hm…, interessant.“

Natürlich hat er Recht.

Die beiden gehen weiter bis er von Sarah wissen möchte: „Bedeutet das jetzt dass du auf der Erde leben musst um diese Gargoyle auf zu spüren?“

„Nein, da Gloria und Daria zurück zu Onkel Theo gehen ist es nicht nötig. Onkel Theo ist sehr geschickt im aufspüren solcher Kreaturen.“

Lecram stöhnt auf. „Nenn die Gargoyles bitte nicht Kreaturen, das ist ihnen nicht würdig.“

„Entschuldige.“

„Sie mal“, bleibt Lecram stehen und zeigt zu einem schmalen dunklen und hohen Baum, sie sieht hoch und er erwähnt: „Sieh, da sind Vögel. Tatsächlich Vögel. Hier entsteht wieder Leben.“

Dann sieht auch Sarah die kleinen bunten Vögel. Es sind vielleicht nur eine Handvoll – aber es ist ein Anfang!

Ausserdem ist heute eine Sternklare Nacht und die Vollmonde lassen die Nacht hell erscheinen. Jetzt strahlt auch Sarah. Dann schnappt er sich den Blatt losen Ast unter dem Sarah gerade steht und schüttelt ihn rasch. Sofort fällt etwas Asche hinunter die auf Sarahs Kopf landet. Belustigt rümpft sie ihre Nase und schüttelt ihren Kopf.

„Grau steht dir“, ergänzt Lecram als sie ihn an grinst.

Sie mag es wenn er gut gelaunt ist. Er kommt näher und streift ihr die Asche aus dem Gesicht, dabei lächelt er zufrieden. Selbst gut gelaunt nimmt Sarah seine Hand und erklärt: „Komm, lass uns weiter gehen. Zeig mir den schwarzen Baum der Toten, dann finde ich was ich suche.“

Nun wo Lecram zumindest eine Ahnung hat in welche Richtung Sarah gehen möchte schlägt er die Richtung ein. Sarah versucht sich so gut wie möglich an den Weg zu ihrem Ziel zu erinnern. Was ihr viel besser gelingt als sie erwartet hat. Tatsächlich orientiert man sich an diesem Ort an den verschiedenen Baumstamm Dicken oder Besonderheiten bei den Bäumen. Auch an liegengebliebenen Ästen und Baumstupfen kann man sich mit der Zeit wunderbar orientieren. Es sind alles auf ihre Art und Weise Wegweiser. Ohne ein Wort zu sagen folgt er ihr, mittlerweile, Hand in Hand. Ausserdem geniesst sie es das Lecram ihr Wärme schenkt. Wie auch immer er es anstellt. Durch seine Berührung friert sie nicht mehr. Plötzlich schrecken die beiden auf und bleiben wie angewurzelt stehen. Gerade ist ihnen ein graues Kaninchen über den Weg gehoppelt. Ein wildes hochbeiniges Kaninchen! Erstaunt sehen sie einander an und Sarah lächelt über das ganze Gesicht. Dann humpelt sie den Weg weiter und hofft zu finden nach dem was sie sucht.

 

 

 

Lecram

 

Es gefällt ihm wenn sie lächelt!

Im Moment ist er neugierig was Sarah heute Nacht mit ihm vorhat. Wenn er jedoch genau hin sieht kann er erkennen dass der Morgen langsam herein bricht. Eigentlich hat er so gar keine Idee nach was Sarah gerade der Sinn steht. Eine Überraschung kommt ihm irgendwie entgegen. Es ist eine Abwechslung in diesem tristen Teil von Malon. Also folgt er ihr weiterhin schweigend und geniesst das Ganze auf seine Art.

Nach einiger Zeit hört er irgendwo Wasser plätschern und sieht sich neugierig um. Als Sarah ihn über einen Hügel mit ein paar riesigen Steinen lotst sieht er es auch. Hier ist also das Wasser das er plätschern gehört hat. Eine kleine Steinige Anhöhe mit einer Quelle. Lecram spürt so etwas wie Magie an diesem Ort, kann es jedoch noch nicht in Worte beschreiben. Nicht offensichtlich, doch er spürt die Magie die von hier aus geht. Also staunt er über diesen Ort und Sarah erklärt ihm: „Als ich etwas unterkühlt war hat Kol mich hier hin gebracht damit ich mich aufwärmen kann. Ich persönlich empfinde den warmen Teich als reizvoll.“

„Das ist eher eine heisse Quelle, Teich trifft es wirklich nicht.“ Korrigiert er sie schmunzelnd und ergänzt: „Spürst du es auch?“

„Was sollte ich spüren?“

Er legt seine Handfläche auf einen Stein und erklärt: „Magie, hier gibt es irgendeine Form von Magie.“

„Tut mir leid, ich weiss nicht wovon du sprichst“, schüttelt sie ihren Kopf leicht. Somit löst er sich von dem Stein und möchte von ihr wissen: „Was hast du vor?“

Den Umhang legt sie auf einen Stein, zieht ihre Hose aus und steht nur noch in Unterhosen und ihrem, sprich seinem schwarzen langen Shirt da das ihr definitiv zu gross ist. Aber sie sieht niedlich darin aus, aus diesem Grund lächelt er schief.

„Also es ist so. Ich muss dir mal etwas erklären“, holt Sarah schmunzelnd und irgendwie herausfordernd aus, „das was du hier vor dir siehst – das bin ich. Sarah von der Erde aber geboren auf Malon.“ Sie dreht sich im Kreis. „Ich bin längst nicht so anmutig oder erschreckend dämonisch wie du. Auch besitze ich keine Magie wie du. Also bin ich eigentlich eher - langweilig. Wirklich super langweilig.“ Sie sucht nach passenden Worten und Lecram schmunzelt immer noch. Himmel ist sie süss! Er ist gespannt was sie noch zu sagen hat und Sarah erklärt sanft lächelnd weiter: „Etwas kann ich allerdings. Ich führe dich von hier zur Erde und umgekehrt. Das ist aber schon alles wozu ich in der Lage bin. Ausserdem hinke ich, was nicht gerade sehr sexy ist.“

Er unterbricht schmunzelnd: „Das ist Ansichtssache.“

„Sch…“, mahnt Sarah und versucht ernst zu bleiben, „Ich bin noch nicht fertig. Was du hier siehst bin einfach nur ich.“ Dabei breitet sie ihre Arme aus. „Und wenn du dir endlich Mühe gibst und dein Leben beginnst mit mir zu teilen und mir vertrauen schenkst, dann können wir eines Tages zusammen sein.“ Lecram sieht wie sie in ihrem hübschen Köpfchen weiter nach Wörtern sucht. Sein Herz zieht sich zusammen und sie raubt ihm fast den Verstand und dennoch hört er ihr gespannt zu als sie weiter erklärt: „Mein Herz hast du bereits für dich gewonnen. Es gab immer nur dich. Und das weisst du ganz genau! Es liegt an dir was aus uns werden kann.“

Ihre grossen Rehbraunen Augen haben einen Honigschleier und ihr Blick raubt ihm für den Moment die Stimme. Sarah steigt langsam weiter in das warme Wasser hinein bis sie zur Hüfte drin steht. Er ist belustigt darüber dass sie versucht ihn nach zu amen. Und dennoch ist er auch stolz auf sie. So verführerisch hat er sie noch nie erlebt. Er beisst sich auf die Unterlippe und steigt langsam auch in das warme Wasser. Das Wasser ist zu seinem Erstaunen ziemlich warm und es ist wirklich wohltuend. Aus dem Wasser ragen Nebelschwaden was diesen Ort ein wenig romantisch mit einem Hauch mystischem Tatsch erscheinen lässt. Er kann verstehen dass sie diesen Ort gewählt hat. Breit grinsend geht er auf seine Sarah zu die ihn mit ihren grossen Rehbraunen Augen immer noch mustert. Sie scheint nervös zu sein. Also fährt er mit seinen Händen an ihren Hals und küsst sie sehr sanft auf die Stirn. Dabei lächelt er leicht als er beiläufig erwähnt: „Du ahmst mich nach, das nächste Mal lass dir was Eigenes ein fallen.“

Dieses Mal schmunzelt Sarah die ihre Arme um seinen Hals schliesst: „Wenn wir uns bemühen sollte es kein nächstes Mal geben.“ Dabei Rümpft sie ihre Nase und er fasst zusammen: „Du stellst dich gegen die Legende und entscheidest dich einfach für dein Herz? Ernsthaft?“

„Mein Verstand rät mir von dir davon zu laufen, soweit wie meine Beine mich tragen. Es liegt in deiner Hand was aus uns beiden werden kann.“ Mahnt sie ihn sanft.

Himmel wie soll er ihr bloss wiederstehen! Er liebt sie mehr als sein Leben! Nun hat sie ihn so weit, er öffnet sein Herz! „Ich brauche dich.“

Bevor sie antwortet seufz Sarah kurz auf: „Ausserdem bist du ein Idiot! Du siehst nicht richtig hin.“ Mahnt Sarah.

„Hinsehen?“

„Vielleicht sind wir zwei die Legende. Oder wir sind es als Gemeinschaft mit Dila und Kol. Sie mal her...“ Sarah macht eine Arm Bewegung und er sieht hin. Jetzt sieht er es auch. Überall dort wo die beiden ihre in einander verschränkten Hände im Wasser bewegen klärt sich das Wasser kurz für einen Moment auf bis es sich wieder schwarz einfärbt.

„Wie ist das möglich?“ Sieht er sie fragend an, er versteht es nicht.

„Aros war auch Magier und Drachenreiter und auf der Suche nach der Torhüterin. Wer sagt denn dass der Drachenreiter keine Magie besitzen darf. Schliesslich ist mit den Drachen zu kommunizieren ja auch schon Magie. Du musst nur endlich an dich glauben!“

Ihre Hände sind immer noch ineinander verschränkt und Lecram fragt: „Ist es wirklich so simpel?“

„Vermutlich bist du der Schlüssel in dieser Welt. Bitte lass mich in deinem Leben Teil haben“, hoffnungsvoll sieht sie ihn an und ein kleines Zucken in ihrem Mundwinkel lässt auf ein sanftes Lächeln deuten. Dann löst er seine Finger aus ihren Händen und drückt Sarah fest an sich und ist einfach nur glücklich. Er war so Dumm! Wie süss Sarah aussieht wenn ihr etwas peinlich ist findet er wundervoll. In ihrem Gesicht liest er ihre Nervosität und trotzdem auch Vertrauen. Dann drückt er Sarah erneut an sich und hat das Bedürfnis sie für einen Moment einfach nur fest zu halten. Doch Sarah löst sich von ihm, zieht das Shirt aus und wirft es auf einen nahe liegenden Stein und sieht ihn erwartungsvoll an. Was für eine Einladung!

Wie einfach es wäre sie hier und jetzt zu lieben. Doch es wäre nicht richtig diese Stimmung hier aus zu nutzen. Nun ringt er mit sich. Er liebt ihre weichen vollen Lippen. Ihre Küsse können ihm richtig Gänsehaut den Rücken hinauf steigen lassen, das weiss er nur zu genau.

Sarah fragt nach. „Lieben wir uns jetzt – hier. Ich meine jetzt…“

„Du meinst ob wir ab heute unser Bett teilen?“ Seine Augen blitzen belustigt auf und Sarah kichert. Ihre Arme hat sie vor den Brüsten verschränkt.

„Ich finde es ein niedlicher Begriff für Sex“, schmunzelt Sarah immer noch.

„Das Bett teile ich gerne eines Tages mit dir.“ Er schmunzelt, „Es ist äusserst verlockend was du mir gerade anbietest. Ich habe vor dich nicht noch einmal zu verletzten.“

„Im Moment bist du ja recht vernünftig.“

„Was mir nicht ganz einfach fällt.“ Schmunzelt Lecram erneut und schiebt nach: “Ausserdem kenne ich noch einen besseren Ort um zusammen das Bett zu teilen. Damit werde ich dich eines Tages überraschen“, er horcht auf und erklärt, „es wird spezieller sein als diese Quelle mit seltsamen Besucher.“ Mit diesen Worten lässt er von Sarah ab und holt ihr das trockene Shirt vom Stein damit sie es überstreifen kann. Langsam scheinen die Sonnen in der Morgendämmerung. Der Himmel färbt sich wundervoll rosa.

Verwundert und wortlos streift Sarah sich das Shirt über. Er sieht ihren verwunderten Gesichtsausdruck und dreht sich dann mit finsterem Gesichtsausdruck um. Seine Augen leuchten kurz Rubinrot auf.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 6

 

 

Lecram

 

Gerade rechtzeitig hat Sarah das Shirt wieder an, denn im nächsten Moment erscheint Terin oberhalb auf einem kleinen Felsvorsprung. Der ungewünschte Gast scheint alleine unterwegs zu sein und grinst listig als er nachfragt: „Habe ich euch etwa gestört?“

„Welch dumme Frage von einem äusserst unerwünschten Besucher“ Ist Lecram direkt. “Was willst du? Raus damit!“

„Ich weiss nicht so genau.“ Ein Schulterzucken. „Vielleicht sollten wir uns einfach etwas unterhalten.“

Terins Gesichtsausdruck ist arrogant als er sich auf den Stein hin setzt. Er macht keine Anstalten wieder zu gehen. Automatisch schiebt Lecram Sarah hinter sich. Er traut diesem Kerl mit der Adlernase nicht. Er führt nichts Gutes im Schild. Kol hat ihn ja gewarnt. Ausserdem versteht Lecram nicht aus welchem Grund Terin so entspannt ist in seiner Gegenwart. Hier stimmt was nicht! So eröffnet Lecram das Wort: „Ich habe keinen Bedarf Freundschaft mit dir zu knüpfen.“

„Wohl war. Dennoch beanspruchst du vermutlich in Veram demnächst deinen Thron.“

„Gut möglich.“ Ein Kopfnicken.

„Vielleicht bin ich dir ein wichtiger Zwischenhändler.“ Pokert Terin lauf.

„Zwischenhändler?“

„Ach… wisst ihr, ich versteh mich gut mit zwielichtigen Geschäften die dir mal zu Gunsten kommen könnten wenn wir erst mal befreundet sind.“

„Ich denke, ich schaffe Zwielichtige Geschäfte ab. Vielleicht solltest du damit beginnen keine solchen Geschäfte zu unterstützen.“

„Eines Tages, bei guter Entlohnung, wer weiss“, Terins Schulter zuckt auf und Lecram mahnt: „Versuch erst gar nicht mir zu drohen, das könnte schief gehen.“

Ein lautes Auflachen von Terin!

Sarah und Lecram sehen sich kurz verständnislos an. Was an dieser Situation so komisch sein soll versteht die beiden nun auch nicht. Lecram lässt es sich jedoch nicht anmerken und hält seine Magie noch in Schach. Es wäre ein Kinderspiel Terin aus dem Weg zu schaffen. Seine Finger beginnen zu kribbeln. Trotzdem…, er möchte mehr über Terin in Erfahrung bringen und ist gespannt was dieser glaubt als Ass im Ärmel zu haben.

Seltsamer Weise bemerkt Lecram jetzt wie sich das Wasser unter ihnen verändert. Das Wasser um die beiden beginnt langsam zu Kreisen. In Gedanken fragt sich Lecram ob Sarah und er dafür verantwortlich sind. Was hat das hier zu bedeuten?

Erstaunt sieht er zu Sarah die sich an ihn klammert. Der Strudel wird immer stärker und Terin lacht erneut laut auf bevor er versucht zu erklären: „Nun ja“, ein räuspern, „diese Quelle reinigt sich einmal nach dem die Monde sich im Vollmond gezeigt haben. Wie es aussieht hat euch niemand davon erzählt und jetzt steckt ihr fest! Genau genommen steckt ihr in der Scheisse. So was von in der Scheisse!“

Verständnislos sieht Lecram zu Sarah die es immer mehr von ihm weg zieht, in den kleinen jedoch starken Strudel hinein Automatisch hält er sie am Arm fest und sieht wütend zu Terin. „Was bedeutet das? Hilf uns!“ Währenddessen versucht Lecram sich hinaus zu bemühen und Sarah mit zu ziehen. Es gelingt irgendwie nicht da der Boden sich mittlerweile anfühlt wie Treibsand. Lecram ist beunruhigt.

„Wie erwähnt, die Quelle säubert sich. Alles was nicht hinein gehört geht mit dem Strudel fort. Manche von uns haben schon versucht dem Strudel als Mutprobe zu bestehen.“

„Und?“ Keucht Lecram der Mühe hat Sarah fest zu halten.

„Bis anhin hat es noch niemand geschafft.“

Dann nimmt der Strudel noch mehr zu und Terin macht keine Anstalten den beiden zu helfen. Sarah zieht es weiter von Lecram weg. Mittlerweile hält sich Lecram mit einer Hand an einem Stein, mit der anderen hält er Sarah fest so gut es geht.

Er darf sie nicht los lassen!

In Sarahs Augen steht die Panik!

Doch dann geschieht das unglaubliche: Sarah entgleitet ihm und verschwindet im Strudel!

„Neiiiin!“

In diesem einen Moment der Unachtsamkeit kommt Terin zu ihm hinunter und sieht Lecram direkt in die Augen als er ausholt: „Um Sarah ist es wirklich schade. Ich hätte mich gerne um sie gekümmert. Sehr gerne!“ Mit einem arroganten Lächeln schlägt er Lecrams Hand weg sodass auch Lecram in den Strudel gerät. Einige Fluchworte entgleiten Lecram noch als er im Strudel nach unten gezogen wird. Dann ist alles nur noch schwarz und Schmerzen durchwühlt seinen Körper!

 

 

 

Sarah

 

Dunkelheit! Angst! Sarah hat Angst!

Eigentlich hat sie erwartet zu ertrinken, stattdessen fällt sie. Bis sie dann dumpf auf einem feuchten, modrigen, stinkenden Boden aufprallt. Mit einem „Ah“, kommt sie unten an. Zuerst verschlägt es ihr den Atem, doch sie erholt sich rasch und dann hört sie noch etwas dumpf gegen etwas krachen. Sie setzt sich hin und umschlingt ihre Beine. Es ist so unheimlich und dunkel.

Noch ein dumpfer Ton, das muss Lecram sein, aber es ist so dunkel, sie sieht nichts. Dann hört sie ihn nochmal gegen etwas aufschlagen und dieses Mal hört sie ein: „Hmpf, ah.“

Ihr Herz rast. Nun hat sie Angst um ihn.

„Lecram, wo bist du?“ Flüstert sie ängstlich in den Raum hinein.Langsam tastet sie sich am feuchten Boden entlang. Glitschige Blätter sind auch darunter und sie muss aufpassen dass sie nicht ausrutscht! Wo sind sie?

Plötzlich sieht sie ein sanftes Licht. Es ist Lecram der in seiner Hand eine kleine Flamme entfacht hat die ihr ein wenig den Weg weist. Nun sieht sie den ganzen Schlamassel!

Lecram ist verletzt, automatisch sucht sie nach einem Stück Holz dass sie anzünden kann. Vorbei an Algen und sonstigem Modrigen Zeug zu einem Stapel Holz. Daraus fischt sie was Brauchbares und klettert über ein paar Steine zurück bis sie bei Lecram ankommt der schmerzerfüllt Keucht. Er lässt seine Flamme auf das Stück Holz über gleiten das nun den Raum etwas mehr erhellt. Gekonnt steckt Sarah das Stück Holz in den Modrigen Boden und kniet zu Lecram. Er muss hart aufgeschlagen sein da er Schürfungen und Schnitte an den Oberarmen und an der Schulter hat. Doch die grösste Wunde ist die auf der rechten Bauchseite. Da klafft ein Stück Fleisch herunter und ein spitziges dickes Stück Holz steckt noch darin. Ausserdem liegt er ziemlich unbequem auf einem harten Stein. Sarah zieht es den Magen zusammen.

Was soll sie bloss tun!

Was kann sie bloss tun!

„Lecram halte durch“, spricht sie so sanft wie möglich und streift ihm über die Stirn. Er lächelt sanft aber keucht vor Schmerz. Sie sieht wie starke Schmerzen er haben muss und dennoch bleibt er so ruhig. Vermutlich ist er es gewohnt von seiner Verwandlung als Gargoyle die Schmerzen hinunter zu schlucken. Dann schliesst er seine Augen und Sarah spricht sanft: „Was kann ich tun?“

Er öffnet seine Augen und spricht sehr leise: „Bleib einfach bei mir.“

„Ich muss Hilfe holen.“

„Hier gibt es keine Hilfe“, antwortet er sachlich und Sarah sieht sich hilfesuchend um. Doch da ist nichts! Sie sind in einem finsteren Raum gelandet ohne Ausgang. So beschliesst sie einfach da zu sein für ihn und sieht zu wie er gegen den Schmerz kämpft bis ihn der Schmerz einholt und er ohnmächtig wird.

Erst jetzt finden die Tränen bei Sarah den Weg und sie schluchzt auf. Genau genommen schüttelt es sie richtig.

Noch nie hat sie sich so verloren gefühlt.

Hilflosigkeit liegt im Raum, dick und schwer wie Nebelschwaden die sich immer enger zusammen ziehen bis alles verschwindet.

Sie weiss selbst dass die Situation hier aussichtslos ist.

Nach einiger Zeit mahnt sie sich leise selbst: „Reiss dich zusammen, er ist nur ohnmächtig. Versuch ihm zu helfen.“

Trübsal blasen hilft nicht und verbessert ihre Situation nicht! Also schaut sie sich hier unten genauer um. Ihr Blick schweift zur hohen Decke. Dort sieht sie das Unglaubliche: Wasser!

Die Decke besteht aus Wasser. Herab hängen zwischendurch einige grüne Wasserpflanzen. Hier unten sieht es aus als würde eine Höhle auf dem Kopf stehen.

Als Sarah eine Armlänge entfernt ein anderes Holz Stück sieht nimmt sie es und zündet es ebenfalls an. Damit geht sie in dieser umgekehrten Höhle auf Entdeckungsreise. Steine, Äste und grössere Holz Stücke liegen hier herum. Der Boden ist sehr modrig und es stinkt nach Fäulnis. Die Höhle selbst ist nicht gross aber hoch. Überall im Gestein, an den Wänden, hat es dünne Schlitze und Risse. Im gegenüber liegenden Teil trifft sie auf menschliche Knochen und Skelette!

„Himmel“, fährt es ihr durch Mark und Bein.

Ob das diejenigen von den Mutproben sind? So genau will sie es nicht wissen und geht wieder zu Lecram der immer noch ohnmächtig ist. Das schlimmste an der ganzen Sache ist wohl das sie wirklich keinen Ausgang gefunden hat um hier hinaus zu kommen. Doch sie müssen hier raus, sie muss Hilfe holen.

Nach reiflicher Überlegung beschliesst sie Lecram und sich selbst mit ihrer Fähigkeit hinaus zu bringen. Für irgendetwas muss ihre Fähigkeit ja gut sein!

So setzt sie sich zu Lecram, konzentriert sich und beginnt die Blase um sich zu bilden. Dann denkt sie an den Ort an den sie Lecram bringen möchte und legt los. Ihre Gedanken sind fest ans Tal der Elben gefesselt. Ihre Mutter wird helfen können. Als sie die Augen auf macht sind sie immer noch an derselben Ort und Stelle! Wieso?

Nun gut, sie will noch nicht aufgeben. Sie geht einen oder es sind zwei Meter von Lecram zur Seite. Vielleicht reicht ihre Kraft nur um sich selbst hier heraus zu bringen. Immer noch besser als gar keinen. Wieder beginnt sie die Blase zu bilden und denkt an einen Ort an den sie kommen möchte.

Wieder nichts!

Sie ist immer noch hier unten mit Lecram eingesperrt. Sarah versteht gar nichts mehr. Sie schlägt sich die Hände vors Gesicht! Ratlosigkeit!

Automatisch fällt sie auf die Knie und beginnt erneut zu weinen. Sie ist erschöpft und hat Angst. Auch Sarah ist verletzt und hat Prellungen die schmerzen. Sie sind jedoch bei weitem nicht so schlimm und sind aus zu halten. Als sie sich beruhigt hat beginnt sie Holz zu stapeln um ein grösseres Feuer zu entfachen. Nun hat sie es sich zur Aufgabe gemacht dafür zu sorgen dass das Feuer nicht ausgeht. Trotzdem schläft sie neben Lecram vor Erschöpfung ein.

Plötzlich erwacht sie und hat das Gefühl eine Stimme zu hören. Eine irrsinnig helle Stimme die unglaublich leise klingt. Sarah bleibt liegen und hört genauer hin. Flüstert da jemand (?) fragt sie sich als sie die Stimme vermeint sagen zu hören: „Sie hat Magie! Hat versucht die Höhle zu verlassen.“

„Ist ihr nicht gelungen. Sie hin.“

Ist eine andere leise helle jedoch dunklere Stimme zu hören und die erste Stimme fährt weiter: „Zu zweit hier gefangen. Oje. Oje. Nicht gut, nicht gut, zumal einer verletzt ist.“

„Nicht unser Problem“, war wieder die zweite Stimme zu hören und die andere Stimme ertönt erneut: „Aber Hauck, Sie hat versucht mit Magie heraus zu kommen. Magie! Lange keine Magie mehr gesehen.“

„Paperlapap! Das war ein Hauch von Magie. Wie schon gesagt, nicht unser Problem“, spricht der zweite erneut. Sarah richtet sich langsam auf und spricht neugierig in den leeren Raum: „Ist da wer? Hallo, bitte helft uns.“

Doch sie bekommt keine Antwort. Sarah hört genau hin!

Sie hat die Stimmen ganz genau gehört, ihre Sinne haben ihr keinen Streich gespielt. Oder doch? Dreht sie nun durch?

Es ist wieder Mucksmäuschen still und trotzdem fragt sich Sarah wer hier unten hausen mag. Schliesslich muss jemand ja auch die Menschlichen Knochenreste zusammen getragen haben. Auch die Holzreste sind aufeinander gestapelt. Von alleine kommen die bestimmt nicht dahin. Doch dass sie sich nicht mit ihrer Gabe hinaus teleportieren kann begreift sie nicht.

Was ist das für ein merkwürdiger Ort? Da das Feuer langsam erlischt holt sie Holz und legt es darauf. Da hört sie wieder diese helle piepsige erste Stimme: „Wickle Algen um ein Stück Holz, hält eine Ewigkeit. Wirst sehen.“

Automatisch sieht sich Sarah um, kann jedoch immer noch niemanden erspähen. Träumt sie etwa? Automatisch kneift sie sich in den Oberarm, „Au“, aber nein, sie ist hellwach. Bis anhin glaubte sie nicht an Geister. Doch in dieser Welt schein irgendwie alles möglich. Seltsamer Ort, doch sie tut was die Stimme ihr geraten hat und sucht nach Algen die hier unten haufenweise rum liegen und wickelt es um das Stück Holz um es an zu zünden. Tatsächlich brennt es heller aber langsamer. Völlig unlogisch, aber ihr kann es nur Recht sein.

Ihr Blick gleitet zu Lecram, der liegt immer noch regungslos da. Sie kniet erneut zu ihm hin und begutachtet die Lage erneut. Es sieht nicht gut aus. Einen Moment lang überlegt sie ob sie das Holzstück aus seinem Körper ziehen soll. Doch sie entscheidet sich dagegen. Denn im Moment blutet er nicht stark doch wenn sie das Stück Holz heraus nimmt könnte sich das schlagartig ändern und sie hat so gar keine Idee wie sie eine Blutung auf längere Zeit stoppen kann. Sie möchte die Situation nicht noch schlimmer machen als sie eh schon ist. Was soll sie bloss tun? Verzweifelt legt sie sich neben Lecram hin und döst dabei erneut ein.

 

 

 

Lecram

 

Schmerz, nichts als stechender anhaltender Schmerz!

In seinem Innern tobt ein lautloser Kampf. Als er erwacht fällt sein Blick auf Sarah die eingeschlafen ist. Darüber ist er froh. Jetzt zu sprechen würde ihm extrem schwer fallen. Ausserdem beginnt er zu zittern und schliesst seine Augen erneut für einen kurzen Moment. Als er die Augen wieder öffnet bemerkt er erst wie Sarah die Höhle beleuchtet hat. Was für ein kluges Mädchen, ein Lächeln huscht über seine Lippe.

Als er plötzlich das Gefühl hat Stimmen wahr zu nehmen sucht er mit seinem Blick die Höhle nach Lebewesen ab, kann aber niemanden entdecken. Was sind das für Stimmen?

Stimme eins: „Wird er überleben?“

Eine zweite Stimme antwortet: „In der Regel überlebt hier niemand. Führt kein Weg hinaus.“

„Wir könnten helfen.“

„Nein.“ Antwortet die zweite Stimme.

„Aber sie hat Magie.“

„Paperlapap.“

„Wir sollten Mopf fragen.“ Scheint die eine Stimme nicht locker zu lassen und die andere Stimme willigt schliesslich ein: „Also gut, fragen wir Mopf. Sie wird derselben Meinung sein wie ich. Wist schon sehen, wirst sehen.“

Dann sind die Stimmen weg. Lecram hört nur noch in den Raum hinein. Es scheint als würden die Wände ihm etwas zu erzählen haben. Ein magischer Ort! So schliesst er seine Augen und konzentriert sich. Mit einem Hauch von Magie versucht er seinen Geist frei zu machen um hinter die dicken Mauern zu hören und staunt. Ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus. So versucht er nun Kontakt auf zu nehmen, dabei hört er nicht wie Sarah aufgewacht und sich immer noch, berechtigter Weise, grosse Sorgen macht. Er ist so sehr konzentriert und nimmt Sarah nicht mehr wahr! Es ist als würde er seinen Körper verlassen und durch die Wände gleiten. Er fühlt sich leicht und frei! Hier trifft er auf einen sehr schmalen und kantigen Gang der ziemlich eng ist. Er geht durch und folgt dem kleinen Wesen vor ihm das sich über seinen Besuch freut. Es geht immer weiter bis sie in eine grosse Halle kommen. Es ist der Katakomben ähnliche Raum den er schon einmal in einem seiner Träume gesehen hat. Dieser Teil muss von Aros wohl übersehen worden sein - und da liegen sie! Die letzten, wenigen schlafenden Eier der grossen Drachen die Aros wohl übersehen hat. Lecram staunt und dennoch ist er so glücklich wie noch nie. Hier vor ihm liegt ein verborgener Schatz einer längst vergessenen Zeit. Einer wirklich längst vergessenen Zeit.

 

 

 

Sarah

 

Sie sieht zu ihrem liebsten. Sein Gesichtsausdruck ist jedoch entspannt. Dass er etwas zittert fällt ihr sofort auf. Auch das Atmen fällt ihm immer noch schwer. Wenn sie ihn doch bloss zudecken könnte. Automatisch fühlt sie seine Stirn ab.

Fieber! Himmel nein!

Ausserdem liegt er immer noch auf diesem Stein der alles andere als bequem aussieht. Wieder macht sie sich auf den Weg um ein paar Algenähnliche Blätter zu holen und macht daraus annähernd so was Ähnliches wie ein Kissen das sie sachte unter Lecrams Kopf legt. Dabei entdeckt sie dass er am Hinterkopf eine Platzwunde hat die nicht tief ist und er nicht viel Blut verloren hat. Auch das noch!

Ganz leise spricht sie zu ihm: „Lec, bitte halte durch. „Ich bin bei dir.“ Mehr hat sie nicht zu bieten.

Erneut rinnt ihr eine Träne hinunter. Dann spricht sie ihre Gedanken laut aus. „Ach Lec, vielleicht war es ein Fehler dich nach Malon zu bringen. Es tut mir so leid.“ Ein leichtes Seufzen, und Sarah spricht weiter, „Aber ich bin dir dankbar. Du bist der Grund dass wir unsere Mutter wieder bei uns haben. Auch den Kampf gegen deinen Vater hast du gewonnen und hier hast du Geschwister gefunden. Sollen wir wirklich an einem solchen Ort scheitern? Soll unsere Reise wirklich hier zu Ende sein…“

Natürlich gibt Lecram noch keine Antwort und so macht sie sich erneut daran dafür zu sorgen dass das Feuer nicht ausgeht. Danach sitzt sie wieder neben ihn und hält seine Hand fest. Es ist ein ungutes Gefühl nicht helfen zu können. Dann plötzlich und unerwartet drückt er sanft ihre Hand. Automatisch sieht sie in sein Gesicht direkt in seine schmerzerfüllten Augen.

„Sarah, das wird schon.“ Versucht er zu lächeln und spendet Zuversicht. Doch sie sieht genau wie schwer ihm das sprechen fällt. Sarah weiss genau dass sie hier an einem Aussichtslosen Punkt stehen.

„Kann ich etwas gegen deine Schmerzen machen?“

„Ich fand keinen Zauber der mich heilt aber etwas der die Schmerzen erträglicher.“

„Das ist gut zu hören. Doch deine Wunde am Bauch sieht…“

„Schlimm aus“, unterbricht er und ergänzt, „ausserdem denke ich sie hat sich endzündet.“

„Du hast Fieber.“ Sarah nickt.

„Vermutlich. Kannst du das Holz aus mir raus ziehen?“

Ihr läuft es kalt den Rücken hinunter. „Schon, aber was wenn es stark anfängt zu bluten? Ich habe nichts da um die Blutung zu stillen.“

Sie sieht genau wie dieses Gespräch zwischen ihnen für ihn anstrengend sein muss. Trotzdem erklärt er ihr: „Egal was passiert. Sarah, du musst durchhalten. Egal wie lange es dauert, warte einfach ab. Wir sind hier nicht alleine.“ Er versucht zu lächeln.

„Ja das denke ich auch, ich habe Stimmen gehört.“

Er nickt. „Genau, hinter diesen dicken Mauern ist Leben.“ Diesmal huscht erneut ein Lächeln über sein Gesicht das Sarah Zuversicht spendet. Das einzige was ihr dazu einfällt ist: „Das ist gut, wir werden also warten.“

Schmerzerfüllt schliesst er seine Augen und scheint wieder eingeschlafen zu sein. Erneut rinnen Tränen ihre Wange hinunter. Sie weint eine Weile still vor sich hin.

Als sie sich beruhigt hat sieht sie sich erneut die scheussliche Wunde an. Allzu lange wird er nicht mehr durchhalten wenn die klaffende Wunde unterhalb der letzten Rippe sich endzündet hat. Eine offene, blutende Wunde in der Dreck hineingekommen ist. Eine Endzündung ist naheliegend! Dass sie ihn verlieren kann ist ihr wohl bewusst. Irgendwann findet sie schliesslich den Schlaf.

Der nächste Tag ist nicht besser. Ist es überhaupt Tag? Sie hat hier unten überhaupt kein Zeitgefühl. Automatisch erneuert sie die Holz-Algen Fackel und das Feuer.

Das einzige Highlight nach dem heutigen Aufwachen war die erste piepsige Stimme die ihr dazu riet nach essbarem Grünzeug zu suchen um einigermassen bei Kräften zu bleiben. Dieses grüne Moos ähnliche Gewächs das an den Wänden wächst spendet auch Flüssigkeit. Also gibt sie auch Lecram davon, an den seltenen Fällen in denen er gerade Mal wach ist. Ab und an erzählt sie ihrem Freund davon wie gerne sie nochmal in die Steinwüste reisen würde und wie ohnmächtig sie sich fühlt sich nicht mit ihrer Gabe hier heraus bringen zu können. Ob Lecram von ihrem Gespräch etwas mitbekommt weiss sie nicht so genau, seine Augen sind geschlossen und er wird zunehmend schwächer. Sein Fieber ist vermutlich ziemlich hoch.

Irgendwann fleht sie in den Raum hinein: „Ihr Stimmen, bitte helft uns. Das hier ist Lecram der Drachenreiter und Magier. Und ich bin die Torhüterin. Bitte helft uns doch. Er ist so wichtig für dieses Land!“

Ihr Bauchgefühl weiss dass sie hier beobachtet werden, das Gemurmel ohne die Worte verstehen zu können hört sie sehr wohl und hofft, hofft auf Hilfe, egal welcher Art.

 

 

 

 

Lecram

 

Lecram taucht durch die dicken Mauern und ist auf seine Art und Weise glücklich. Dass sein Leben dem Ende zu geht spürt er genau. Doch die Freude Dracheneier gefunden zu haben überwiegt sein Elend. Dass er die kleine Drachen Lady Feora hier unten gesichtet hat gibt ihm Hoffnung. Hoffnung für seine neuen Geschwister die das Drachenreiter Vermächtnis weiter führen können. Feora scheint ihn ebenfalls zu spüren. Sie kann ihn förmlich durch die dicken Mauern riechen. Aus diesem Grund ist sie ziemlich nervös. Die Schlitze im Stein sind für sie jedoch zu eng. Obwohl er in einem Bewusstlosen Zustand da liegt, zaubert Feora ihm ein Lächeln ins Gesicht. Es ist gut dass sie ihn ablenkt von seinem stetigen Schmerz. Etwas später öffnet er seinen Geist für die Steinwüste. Er gleitet durch Malon bis er die Steinwüste erreicht und auf Torons Geist trifft. Geist trifft auf Geist! Es scheint als würden die beiden sich still unterhalten.

 

 

 

Sarah

 

In diesem Moment sieht Sara sich die Bauchwunde von Lecram erneut an und überlegt wie sie das Stück Holz rus ziehen soll! Dabei kneift sie ihre Augen zusammen und streicht mit ihren Händen übers Gesicht. Sie ist so was von machtlos! Unsicher! Sarah braucht dringend Hilfe.

Langsam greift sie zum Holz Stück als plötzlich ein stöhnen durch den Raum dringt, gefolgt von einem lautem Fluch der schon fast furchteinflössend auf sie wirkt. Automatisch lässt sie von Lecram ab und sieht sich neugierig in diesem dämmrigen Raum um. Tatsächlich: ganz hinten wo die Menschlichen Knochen aufgestapelt liegen erscheint aus einer Felsenspalte ein winziges Geschöpf das etwas hinter sich her zieht. Sarah kneift sich wieder einmal damit sie weiss dass sie wach ist und nicht gerade in einem Traum fest hängt.

„Au“, wach, sie ist definitiv wach!

Langsam geht Sarah zu diesem Geschöpf hin. Es handelt sich da um einen ca. 20cm dünnen, einer Art Mini Menschen, der versucht einen schmalen, langen, ledrigen Beutel aus der Felsspalte zu ziehen. Bekleidet ist der kleine Wicht mit einem schwarzen Umhang und Schuhe die aus Fell sind. Seine graumelierten Haare stehen wirr von seinem Kopf ab.

„Kann ich helfen?“, fragt sie sachte nach, geht dabei in die Knie und der kleine Wicht dreht sich ruckartig zu ihr um.

Sarah staunt!

Der Wicht hat ein faltiges Gesicht, kurze wilde graumelierte Haare mit riesigen Kuller Augen ohne Augenbraunen die sie direkt anstarren. Eine rote Nasenspitze rundet sein seltsames Bild ab.

„Hier zieh. Aber pass auf das du es nicht kaputt machst“, ist seine Antwort. Dann geht der Wicht auf die Seite damit Sarah den Beutel aus der Felsspalte hinaus ziehen kann. Der Beutel ist nicht gross aber unheimlich lang und ziemlich schwer. Schlussendlich hält Sarah einen zwei Meter langen, schlangenförmigen ledrigen Beutel in der Hand und staunend fragt sie: „Wer bist du?“

„Flimm.“ Spricht er in einer hohen piepsigen Stimme. Dadurch erkennt Sarah dass er zur ersten Stimme passt die ihr die Tipps gegeben hat. Automatisch lächelt sie ihn an. Sie hat nicht halluziniert, da waren wirklich Stimmen. Darüber ist Sarah unendlich froh. Ein Lichtblick!

„Flimm, was ist in diesem Beutel?“

Der Wicht starrt sie immer noch mit seinen riesigen Augen, die niemals zu blinzeln scheinen, an und erklärt: „Ich habe deinen Gesprächen zu gehört und wenn es stimmt was du über den fast leblosen Körper da hinten sagst“, er macht eine Handbewegung zu Lecram, „dann muss ich helfen. Ausserdem ist der kleine Drache in heller Aufregung. Muss wohl mit ihm da zusammen hängen. Das zeug da im Beutel hat Mopf mir gegeben.“

„Feora ist hier?“ Sarah strahlt.

Doch wer ist Mopf? Diese Frage lässt sie vorerst offen im Raum stehen und ist dankbar für diesen einzigartigen Moment.

„Aber auf ihr reiten kann er kaum, die ist sehr klein, nur falls er das hofft. Mopf reitet manchmal darauf.“ Flimm schüttelt seinen Kopf verständnislos und Sarah muss schmunzeln.

„Nein, dafür ist sie wirklich zu klein. Die beiden sind Freunde.“

„Sieht so aus als würden bald zwei, drei Eier erwachen, vielleicht ist da einer für ihn dabei.“

Während Flimm so in Rätseln erzählt, macht er sich wieder an den Beutel und zieht diesen in die Richtung von Lecram. Sarah weiss nicht was sie von alledem halten soll, entschliesst sich einfach ihm mit dem Beutel zu helfen. Als die beiden bei Lecram ankommen entfernt Flimm den Zapfen und bittet Sarah etwas vom Inhalt in Lecrams Mund tröpfeln zu lassen. Die Flüssigkeit im Beutel ist ziemlich dickflüssig und kommt nur zäh raus. Ausserdem riecht das Zeug nicht wohl schmeckend und Sarah rümpft ihre Nase.

Das Zeug riecht nach fauligen Eiern!

In dieser Zeit widmet Flimm sich Lecrams Bauchwunde zu.

„Pfui. Nicht gut. Der Pflock muss da raus. Definitiv da raus!“

Hört Sarah den Wicht hinter sich.

Nachdem sie Lecram etwas von dieser zähflüssigen Milchartigen seltsam süss riechenden, klebrigen Masse in den Mund getröpfelt hat steckt sie den Korken wieder rein und dreht sich mit dem Gesicht zu Flimm. „Kannst du mir helfen das Stück Holz aus ihm heraus zu holen?“ Sarah hofft.

„Huipfui.“ Ist das einzige Geräusch das aus Flimm kommt während er in seinen Haaren rauft und Sarah fragt erneut: „Kannst du?“

„Pflock muss raus, dann hole ich besser Hauck. Ja, Hauck muss her. Der weiss besser was zu tun ist. Mopf hat uns das Heilmittel gebraut aber Hauck weiss was zu tun ist.“

Sarah ist sich nicht sicher ob der Wicht gerade zu ihr gesprochen hat oder er gerade mehr zu sich selbst spricht. Eigentlich versteht sie nicht viel von seinem Geschwafel.

Plötzlich sieht er ihr wieder mit seinen riesigen Kuller Augen direkt ins Gesicht als er zu ihr spricht: „Jemand muss Pflock heraus ziehen während der andere von dem Beutelinhalt über die Wunde gibt. Ich bin zu klein.“

Jetzt kann Sarah verstehen wo das Problem liegt. Der Wicht ihr gegenüber sieht wirklich nicht so aus als könnte er das Holzstück, was für seine Grösse natürlich eher einen Pflock gleicht, heraus ziehen. Dass er jedoch alleine die Flüssigkeit über die Wunde tröpfelt, kann sie sich auch nicht vorstellen. Bevor sie dazu kommt ihm eine Antwort zu geben teilt er seine Gedanken wieder laut mit: „Ich hole Hauck. Gib du immer wieder von der Flüssigkeit über die Wunde. Erschrick nicht, Wunde wird sich verändern. Schrecklich verändern.“

„In Ordnung“, kaum hat Sarah gesprochen rennt der Wicht los und verschwindet wieder in der Felsspalte. Laut seufzt sie auf. Was für ein unwirklicher Moment!

Wie geheissen nimmt die den Beutel wieder in die Hand, zieht den Zapfen raus und gibt Tropfenweise von dem stinkigen Inhalt über die Wunde an seinem Bauch. Es sieht so aus als würde die klebrige, milchige Masse sich den Weg ins Fleisch hinein bahnen. Als würde Lecrams Körper die Masse wie ein Schwamm aufnehmen. Nach geraumer Zeit wird alles um die Wunde herum milchig und schrumpelig. So als würde man zu lange in der Badewanne liegen. Die offene Fleischwunde wird ganz weiss. Es sieht für Sarah so aus als wäre das fürs Erste genug gewesen. Skeptisch steckt Sarah den Zapfen wieder drauf und wartet bis sie den Wicht wieder hören kann. Ohne ein Zeitgefühl dauert es sozusagen eine Ewigkeit bis sie ihn wieder stöhnend durch die Felspalte steigen hört. Also beobachtet Sarah erneut wie Flimm sich durch den Spalt manövriert und sieht dann hinter ihm noch einen stämmigeren Wicht der laut Stark zu sich selbst spricht: „Pfui! Mein Bauch ist im Weg, sowas dummes. Keine Lust mich da durch zu quetschen. Keine Lust, wirklich keine Lust.“

Mit diesen Worten steht er dann auch schon neben Flimm, der am Arm des stämmigeren Wichtes mit den tiefschwarten strubbeligen Haaren, zieht. Er ist in etwa gleich gekleidet wie Flimm, etwa zwei Zentimeter grösser, hat auch ein faltiges, fahles Gesicht und überdimensionale grosse Kuller Augen die so leer wirken. Die Wichte scheinen nie zu blinzeln. Sarah setzt sich hin und als die beiden Wichte da vor ihr stehen sieht ihr der grössere Wicht genau ins Gesicht und sie erkennt die grossen tief blauen Augen die niemals zu blinzeln scheinen. Als er spricht erkennt sie darin die rauere zweite Stimme: „Bin Hauck!“ Er sieht zu Lecram. „So ein Schlamassel. Wirklich, so ein Schlamassel. Mopf ist der Meinung, brauchen ihn lebend.“

Was für ein Glück, geht es Sarah durch den Kopf! Sie lächelt Wage und ist einfach nur gespannt. Die Wichte gehen nah an Lecram heran und begutachten die Lage. Hauck sieht auf die Wunde und Flimm beginnt eine Diskussion: „Müssen den Pflock raus nehmen. Geht das?“

„Ja, ja. Mopfs Saft schlägt an. Hat sie gut gemacht.“

„Und dann, was machen wir dann?“ Fragt Flimm mit seiner hohen piepsigen Stimme und Hauck antwortet: „Warten.“

Dann sehen die beiden praktisch gleichzeitig zu Sarah hoch. Schlagartig ist sie hellwach. Die grossen Augen verwirren Sarah, sie ist jedoch gespannt was die beiden jetzt vorhaben. Bis anhin konnte sie nur den seltsamen Gesprächen lauschen und ist nun froh helfen zu können.

Flimm befiehlt ihr: „Zieh den Pflock raus.“

Sarah nickt und ihr Magen zieht sich zusammen. Genau genommen kennt sie die zwei Zwerge nicht die ihr dazu raten aber schlimmer kann die Situation ja nicht kommen. Genau genommen hat sie gar keine Wahl. Also kniet sie sich hin während ihr die kleinen Männer Platz machen und nimmt das Holzstück in beide Hände. Ihr Magen zieht sich zusammen!

Sie weiss sie muss es mit einem Ruck schaffen. Sonst wird sie selbst den Mut verlassen. Eigentlich war sie nie gut in solchen Angelegenheiten. Nun atmet sie einmal laut ein, fast ihren ganzen Mut zusammen und zieht daran.

Kaum ist das Holz draussen schreit Lecram kurz laut, bäumt sich auf um dann wieder ohnmächtig liegen zu bleiben. Sarah zittert erschrocken am ganzen Körper. Dabei hat sie den Pflock immer noch in den Händen. Sie hofft so sehr dass es Lecram gut geht.

„War diese Reaktion gut oder schlecht?“ Möchte Sarah schliesslich von den Wichten wissen.

„Keine Ahnung. Interessiert mich nicht“, spricht Hauck der sich die Wunde in Augenschein nimmt, „nur die Wunde interessiert mich. Blutet nicht. Gut.“ Er sieht zu Sarah hoch. „Den Pflock brauchen wir nicht mehr. Leg ihn weg!“

„Oh…“, sieht sie zu ihren Händen und legt das stattliche Stück Holz auf die Seite. Danach sieht sie zu Lecram der in regelmässigen Abständen atmet und das beruhigt sie jetzt doch etwas. Liebevoll streichelt sie seine Stirn und flüstert: „Es wird gut, alles wird gut.“

„Aber Hauck, was machen wir mit dem überlappenden Stück Fleisch von der Wunde?“ Geht Flimms Frage zu Hauck.

Hauck kneift sein Gesicht zusammen. Dabei verschränkt er seine Arme und kratzt sich am Kinn. Dann ein Schulterzucken und die Antwort von Hauck lautet: „Schieben wir einfach zurück. Ruckzuck.“

Gesagt getan, die beiden klettern tatsächlich auf Lecrams linke Bauchseite und klappen den überlappende Teil einfach zurück. Sarah sieht den beiden staunend zu. Es sieht nicht ansprechend aus was die beiden da praktizieren. Schliesslich sitzt der Lappen auf der Wunde und die beiden Wichte erklären Sarah dass sie weiterhin von der Flüssigkeit darüber träufeln soll. Sie tut wie geheissen bis die ganze Wunde sich wieder weisslich ein färbt. Das Loch das Lecram unterhalb des überlappenden Teils hat sieht jedoch alles andere als ansprechend aus.

„Und jetzt?“, ist Sarah neugierig.

Die Wichte sehen einander fragend an und sehen anschliessend zur Decke hoch. Automatisch folgt Sarah ihren Blicken und ist gespannt was es zu sehen gibt als Hauck erklärt: „Einen Wickel aus den frischen Algen, die da oben hängen, wäre genau das richtige. Aber die hängen ziemlich hoch. Ein Problem. Ein Problem, wirklich ein Problem. Ein echtes Problem.“

Sarah erkennt das Problem.

Die grünen Pflanzen die da hängen sehen wunderschön aus wenn ein Hauch von Tageslicht darin scheint. Doch wie sollen sie da heran kommen? Wenn die beiden meinen das hilft Lecram muss es doch eine Lösung geben.

Dann fällt es Sarah ein: „Feora könnte uns diesbezüglich bestimmt helfen.“

„Der kleine Drache könnte das, ja sie könnte das“, raunt Hauck und Sarah nickt. Dann diskutieren die Wichte darüber wie sie Feora am besten durch eine Spalte kriegen. Sarah hört zu wie sie davon sprechen Feora sei zu dick, keine Möglichkeit und anderes wirres Zeugs. Dabei gestikulieren die beiden mit Händen und Füssen und wissen am Schluss auch nicht weiter. Ausserdem wiederholen die Wichte ihre Sätze. Es ist seltsam ihnen zu zuhören. Das eine Hui, Pfui oder Papperlapapp ertönt auch. Wäre die Lage nicht so wichtig würde Sarah sich ab den beiden amüsieren. Irgendwie sind sie putzig! Doch Hauck ist nicht zuversichtlich da er selbst schon Mühe hat durch die Felsspalte zu kommen. Stimmt…, er hat eine ansehnliche Wampe. Sarah hütet sich jedoch ihre Gedanken laut mit zu teilen. Wieder kreisen die Gespräche um den kleinen Drachen. Feora ist zwar nicht gross aber doch etwas fülliger als die Wichte mit ihren Flügelchen auf dem Rücken. Die ganze Sache scheint aussichtslos bis Flimm in den Sinn kommt dass es weiter oben einen kleinen Durchgang gibt den sie nicht mehr in Gebrauch nehmen da die Anstrengung für dort hinauf zu kommen zu gross sei. Nachdem Hauck damit einverstanden ist dem kleinen Drachen von dem längst vergessenen Durchgang zu erzählen machen sie sich auf den Weg. Bevor Flimm durch den Spalt verschwindet spricht er kurz zu Sarah: „Es könnte etwas dauern bis wir zurück sind. Er sollte auch von der Flüssigkeit trinken. Senkt das Fieber. Ja, senkt das Fieber.“

Sarah verspricht dafür zu sorgen und dann ist Flimm auch schon im Spalt verschwunden. Beim genaueren hinhören hört sie Hauck fluchen. Was für seltsame kleine Gestalten. Dennoch war es ein gutes Gefühl jemanden um sich zu haben. Automatisch schmunzelt sie in sich hinein. Die beiden sind genau die Hilfe die sie gebraucht haben. Sarah ist so dankbar. Wie befohlen träufelt sie noch von dem schrecklich miefenden Saft über die Wunde und in Lecrams Mund.

 

 

 

Lecram

 

Er ist immer noch nicht zurück in seinem Körper. Lecram ist müde. So müde! Der Schmerz ist mittlerweile aushaltbar, doch irgendwie scheint sein Geist noch nicht zurück in den Körper zu finden. Er schwebt zwischen den Welten, genau genommen fühlt er sich dort wohl. Erschreckend wohl. Vermutlich findet er es zu angenehm. Es ist ein seltsamer, Dämmer Zustand.

Dann spürt er eine zärtliche Berührung auf seinem Gesicht.

Es fühlt sich gut an. Die Hand an seinem Gesicht fühlt sich richtig an. Schliesslich ist es der sanfte Kuss auf seinen Lippen die ihn zurück in seinen Körper- zu sich selbst, holt. Der Kuss fühlt sich richtig an. Eine Erinnerung an Sarah lässt ihn langsam zurückkommen. Er sehnt sich danach Sarah zu spüren. Seine Sarah, sie war schon immer die seine. Als er langsam die Augen kurz öffnet hat Sarah in der Zwischenzeit seinen Kopf auf ihrem Schoss gebetet und streichelt ihn. Irgendwas erzählt sie ihm, doch er hört nicht so genau hin. Einfach ihre Stimme zu hören tut gut. So öffnet er erneut langsam, fast verschlafen, die Augen und sieht seine Sarah viel entspannter als beim letzten Mal.

Hat er was verpasst?

Seine Schmerzen sind - besser.

„Hey Drachenreiter“, spricht sie sanft und er antwortet: „Hey Torhüterin. Was habe ich verpasst?“

Jetzt sprudelt es nur so aus Sarah heraus. Sie erzählt ihm von den Wichtel Artigen Menschen die ihr diese Flüssige Medizin gebracht haben und davon wie sie seine Wunde versorgt haben bis dahin das sie sich auf den Weg gemacht haben um Feora auf diese Seite zu bringen damit sie frische Algen holt für einen Wickel. Sarah ist dermassen erfreut dass Feora lebt.

„Lecram, Feora lebt!“

Ein Lächeln huscht über sein Gesicht gefolgt von einem schmerzvollen zusammen zucken. Ausversehen hat er tief ein geatmet was definitiv noch nicht geht. So atmet er wieder oberflächlich in die Brust. Ehrlich gesagt versteht Lecram so auf die Schnelle nicht annähernd alles was ihm gerade erzählt wird, ist aber froh um jede Hilfe. Er macht keine Anstalten davon Sarah zu erzählen dass er Kenntnis davon hat das Feora hier unten haust, genau so wenig wie er ihr erzählt dass Dracheneier hier unten schlummern. Hauptsache er fühlt sich besser. Ausserdem tut es gut Sarah so zuversichtlich zu sehen. Ihre Zuversicht spendet ihm Hoffnung.

Dann bittet sie ihn von dem grünen Zeug zu Essen das sie ihm zeigt. Er mag es zwar immer noch nicht, tut aber wie befohlen. Wie könnte er verweigern nachdem sie sich solche Mühe gibt. Das Atmen fällt ihm immer noch schwer und auch sein Kopf schmerzt. Als Sarah ihn darum bittet von dieser seltsamen Masse hinunter zu schlucken muss er passen, Lecram spuckt das Zeug sofort wieder aus. So etwas Ekliges hat er noch nie geschmeckt. Doch für das Ausspucken wird er mit einem Schmerz bestraft der ihn zurück sinken lässt. Er bleibt eine Weile einfach so liegen.

„Wie geht es dir?“ Möchte Sarah etwas später wissen und ihm rutscht raus: „Beschissen.“ Ein entschuldigendes Lächeln huscht über sein Gesicht als er Sarahs Sorge Follen Blick sieht und erklärt sachlicher: „Besser, es geht mir besser.“ Eigentlich flüstert er nur, denn sprechen ist anstrengend.

„Ich dachte schon das war‘ s jetzt mit dir.“ Gibt sie offen zu und Lecram nickt. „Im Grunde genommen war es das. Diese eigenartige, echt schlecht riechende Flüssigkeit hat wohl Wunder bewirkt.“

Er war dem Tod wirklich schon sehr, sehr nahe. Seine Worte verleihen Sarah dazu ihren Pflichten nach zu gehen und ihm erneut etwas von dieser Flüssigkeit ein zu flössen. Sarah bittet ihn es noch einmal zu versuchen da die Wichte erwähnten es sei wichtig. Ihr zuliebe reisst er sich zusammen und schluckt das faulig stinkige Zeug hinunter. Als sie seinen Gesichtsausdruck dabei sieht fragt sie nach: „Uh…, es schmeckt wohl echt so gar nicht?“

„Bäh. Nein, wie äusserst fettige, irgendwie schmalzige, süsse Ziegen oder Schafsmilch die hinüber ist. Bah…“ So empfindet er zumindest. Er wünschte sich etwas zu trinken um diesen Geschmack weg zu spülen.

Endlich lacht Sarah wieder. „Medizin muss nicht schmecken, nur helfen!“ Mahnt sie ihn schmunzelnd und er nickt.

Danach steht sie auf und legt seinen Kopf sachte auf ihre selbst gebaute Liege. Wieder zuckt der Schmerz durch seinen Körper. Danach nimmt Sarah seine Bauch Wunde in Augenschein und gibt etwas von der Flüssigkeit darauf bis seine Haut wieder diese milchige Farbe bekommt. Sein Körper nimmt diese Flüssigkeit in sich auf. Genau genommen kühlt die Flüssigkeit und tut ihm gut. Diese Medizin scheint sein Fieber zu senken. Also kann es ihm nur Recht sein.

Durch Sarahs selbst gebaute Rückenerhöhung kann er nun einen Blick auf seinen Unterleib erhaschen. Seine rechte Seite sieht echt ramponiert aus! Die Wunde beginnt gleich unterhalb seiner Brust und endet unterhalb des Bauchnabels. Wobei sein Bauchnabel auch schon bessere Zeiten hatte. Das was davon übrig geblieben ist sieht nicht ansprechend aus. Also erklärt er trocken: „Das war es jetzt wohl mit Bauchfrei herum stolzieren.“

„Wenn du dich in einen Gargoyle verwandelst, waren deine Wunden danach geheilt. Geht das denn nicht mehr?“ Ist Sarah zurecht neugierig.

„Bei kleinen Blessuren ging das natürlich ohne Probleme. Doch bei solch grossen Wunden bleibt immer etwas zurück. Dass ich mich jetzt in einen Gargoyle verwandle schaff ich eh nicht.“

Sarah versteht. „Da bleibt eine Narbe zurück wie deine Narbe an der Augenbraue.“ Sanft fährt sie darüber und er lächelt.

Da Lecram nicht mehr sprechen mag nickt er lediglich. Als er zu ihr auf sieht spricht Sarah sanft: „Eine Decke aus Wasser habe ich noch nie gesehen. Wenn wir hier nicht unter diesen Umständen fest sässen wäre es eigentlich wunderschön.“

„Ein magischer Ort“, pflichtet er ihr bei und Sarah nickt als sie erklärt: „Ja, ein magischer Ort der mich daran hindert mich oder uns hier hinaus zu bringen. Das ist nicht gut.“

„Mit gehangen, mit gefangen“, zitiert Lecram und Sarah schmunzelt. Die beiden sitzen danach eine Zeitlang einfach nur da. Er kämpft mit seinen Schmerzen und versucht es sich nicht anmerken zu lassen. Wenn er jedoch in Sarahs Gesicht sieht, kann er erkennen dass er kläglich versagt.

Plötzlich macht er sich Sorgen und erwähnt: „Ich hoffe wir kommen hier raus bevor sich die Quelle erneut reinigt.“

Dazu sagt Sarah nichts, sie seufz nur laut auf. So geht auch dieser eine, bessere Tag, zu Ende. Beide versuchen zu schlafen. Wie lange sie schon hier unten sind, davon hat Lecram keine Ahnung. Zeit spielt hier unten mit seinen eigenen Regeln. Das einzige was Lecram hört sind die Dracheneier die bereit sind aus zu schlüpfen. Sie rufen! Die Eier warten auf ihre Reiter die noch gar nicht wissen dass ihre Drachen bereit für sie sind.

 

 

 

Sarah

 

Am nächsten Tag, so denkt sie es sich, hat Sarah das Gefühl sein Fieber sei ganz weg. Diese Medizin bewirkt tatsächlich Wunder. Hurra! Diese riesige Bauchwunde beginnt sich endlich zu schliessen. Normalerweise geht eine Heilung nicht so rasch und Sarah staunt als sie seine Wunde erneut mit dieser Flüssigkeit beträufelt. Für sie ist es ein echtes Wundermittel. In regelmässigen Abständen erneuert sie die Fackeln und das Feuer damit sie nicht im Dunkeln sitzen.

Lecram schläft immer noch häufig, sein Blick ist jedoch klarer geworden. Darüber ist sie froh. Nach getaner Arbeit, isst Sarah etwas von den Algen, mit der Zeit gewöhnt man sich an den seltsamen Geschmack. Die Algen schmecken nach nichts, spenden jedoch Wasser und scheint sie zu nähren. Sarah ist es mittlerweile egal, Hauptsache sie überleben.

Etwas später ist Lecram wach, gerade rechtzeitig. Zugleich hören die beiden Feora lautstark von oben krächzen oder was sonst noch so für Laute aus ihr heraus purzeln. Da nur Lecram die kleine Feora verstehen kann muss er automatisch lächeln und Sarah freut sich für die beiden. Feora überschlägt sich förmlich dort oben vor Freude. Sogar Sarah hört die Freude daraus, doch Feora weiss genau welch wichtige Aufgabe auf sie wartet. Jetzt holt sie aus ihren kleinen Flügel heraus was heraus zu holen ist und pflückt so viel von dem grünen Zeugs, das sie immer wieder hinunter fallen lässt und Sarah es dann eben auffängt. Flimm und Hauck sind auch schon zur Stelle.

Am Schluss haben sie eine ganz stattliche Ansammlung an Algen, als Flimm und Hauck mitteilen es sei genug, kommt Feora lautstark hinunter und schmeichelt sich ganz nah und sanft an Lecram’s Kopf heran. Dabei brummelt sie zufrieden vor sich hin. Wäre sie eine Katze würde sie bestimmt schnurren!

Es sieht aus als hätte Feora einiges zu erzählen was nur für Lecram‘ s Ohren bestimmt ist. Irgendwie süss wie sachte Feora mit Lecram umgeht. Der kleine Drache weiss genau wie es um Lecram steht und passt auf ihn auf. Feora ist so zufrieden dass sie weissen Dampf aus ihren Nüstern bläst.

Danach widmet sich Sarah den kleinen Wichtel zu und hört zu wie dieser spezielle Wickel für Lecram gemacht werden muss. Schlussendlich beschliessen die beiden dass Sarah nach ihrer Anweisung arbeiten soll. Eines ist für Sarah klar, für ihren liebsten wird es schmerzvoll! Aber wenn es hilft ist sie dabei. Natürlich erzählt Sarah dem Patienten von ihrem Plan und ergänzt: „Das wird nun echt heftig für dich. Wir brauchen dich stehend oder auf den Knien. Anders kriegen wir den Wickel nicht rum. Tut mir leid.“

Lecram rümpft seine Nase, fährt mit der linken Hand durch sein Gesicht und guckt zu den Wichteln als er schliesslich nach fragt: „Ihr seid ganz sicher das dieser Wickel hilft?“

„So sicher wie ich Hauck heisse“, erklärt der grössere Wicht indem er Lecram mit seinen Kuller Augen direkt ansieht als wäre die Frage von Lecram überflüssig gewesen.

„Na dann“, spricht Lecram zu Sarah und streckt ihr seine linke Hand hin. Von alleine wird er nicht auf die Beine kommen, das sieht Sarah ganz klar. Nach einigen Versuchen und einigen lauten Schreien von Lecram sitzt er irgendwann schweissgebadet auf seinen Knien. Mehr geht nicht.

Mehr geht definitiv nicht!

Sein ganzer Körper zittert vor Schmerz doch er erträgt es irgendwie und bricht nicht ohnmächtig zusammen. Da Lecram seinen rechten Arm nicht von alleine Hoch heben kann übernimmt das Sarah und die Wichte machen sich an den Wickel. Die beiden sind unglaublich geschickt und arbeiten Hand in Hand sodass sie rasch fertig sind und Flimm zu Lecram spricht: „Besser ist es wenn du dich nicht mehr hinlegst. Sitzen wäre besser. Ja, sitzen wäre besser. Wirklich besser.“

Sarah hingegen sieht genau dass Lecram sich wieder hinlegen muss. Er kann nicht sitzen bleiben. Das packt er nicht. Dieses auf sitzen hat ihm quasi die letzte Kraft gekostet. Wie angenommen legt er sich, mit einem leisen Fluchen, wieder hin und schläft sofort erschöpft ein und Sarah muss Acht geben das sie ihr Feuer in der Höhle wieder erneuert bevor es ausgeht. Feora hilft tatkräftig mit und Sarah muss zugeben sie ist froh um diese Hilfe sonst wäre das Feuer dieses Mal wohl ausgegangen. Die Wichte bleiben noch bei ihnen und beobachten Lecram als Sarah bittet: „Habt ihr nicht anderes zu Essen für uns ausser den Algen?“

Ihr Magen knurrt nämlich schon seit einigen Tagen. Oder erst seit gestern? Raum und Zeit verschieben sich.

Natürlich haben die Wichte etwas Essbares und schicken Feora los um durch die grössere Öffnung etwas für die beiden zu holen. Darüber ist Sarah äusserst dankbar.

Die nächsten Tage laufen etwa nach dem gleichen Schema ab. Sarah wurde angewiesen weiterhin dafür zu sorgen dass Lecram von dieser Flüssigkeit trinkt. Natürlich ist er angewidert, tut aber was nötig ist dass er auf die Beine kommt. Er hat ja am eigenen Leib gesehen was dieses Mittel bewirkt. Schliesslich geht es ihm schon einiges besser. Ausserdem wurde ihnen etwas Brot ähnliches gebracht was sie essen können. Es schmeckt Popcorn ähnlich. Eine Abwechslung zu den Algen.

Die kleine Feora weicht kaum von Lecrams Seite und erzählt ihm wohl ganze Romane wenn er wach ist. Für Sarah bleibt nicht viel Zeit, sie sieht den beiden einfach nur zu. Doch so glücklich wie in diesem entspannten Moment war sie schonlange nicht mehr.

Nach einer gefühlten Ewigkeit fühlt sich Lecram eines Tages dazu im Stande aus zu probieren ob er aufstehen kann. Ganz langsam und in Etappen steht Lecram zum ersten Mal auf. Er hat noch schmerzen aber es scheint ihm gut zu gehen. Als er seine linke Hand nach Sarah ausstreckt nimmt sie seine Hand und er zieht sie sanft zu sich.

„Hey, du warst echt tapfer“, haucht er ihr ins Ohr.

„Geht so, das meiste hast du ja nicht mitbekommen“, schmunzelt sie und er ergänzt: „Stimmt, trotzdem Danke.“

Die beiden stehen Stirn an Stirn da, anschliessend bekommt sie einen Kuss auf die Stirn. Es fühlt sich gut an. Dabei kratzt sein angehender Bart schon recht. Ja, im Moment sieht Lecram etwas verwahrlost aus. Ausserdem stinken beide. Oder ist es die ganze Höhle die nach Urin und sonstiger Verwesung stinkt? Es wird Zeit hier heraus zu kommen!

Und trotzdem ist Sarah so dankbar dass Lecram wieder stehen kann und ansprechbar ist. Himmel, wie sehr sie ihn doch vermisst hat! Es tut so gut ihn wieder zu haben. Wie sehr sie um ihn gezittert hat erwähnt sie nicht. Als Lecram sich etwas umsieht fragt Sarah nach: „Wie kommen wir eigentlich hier raus?“

„Gute Frage“, zuckt seine Schulter auf. Aufrecht stehen kann er nicht. So holt Sarah ein sehr grosses Stück Treibholz auf das er sich aufstützen kann. Darüber ist er dankbar. Dann hören sie eine piepsige Stimme die zu Flimm gehört und der lautstark schimpft: „Pfui! Aber, aber. Wenn du derjenige bist wirst du doch hier raus finden.“

Lecram versteht nicht wovon Flimm spricht und schneidet ein anderes Thema an: „Flimm, ich muss die Dracheneier sehen.“

Sarah versteht gar nichts, hütet sich jedoch im Moment das Gespräch zu stören.

„Papperlapapp. Drachen erwachen wenn ein Drachenreiter anwesend ist. Aber wer weiss, vielleicht ist einer für dich dabei. Feora ist zu klein. Ja, sie ist zu klein.“ Nach diesem Satz von Flimm muss auch Lecram schmunzeln und antwortet: „Dafür ist sie wirklich zu klein.“ Dann sieht er den kleinen Wicht direkt an: „Vielen Dank für eure Hilfe.“

„Wir sind froh wenn es wieder Drachenreiter gibt. War lange, lange keiner da. Diese Zeit schien schon fast vergessen. Die Dracheneier schlafen schon sooo lange. Darum helfen wir dir. Ja, darum helfen wir.“

So viel an einem Stück hat Sarah den kleinen witzigen Kerl noch nicht sprechen gehört. Was für seltsame kleine Wesen.

„Elsila hat mir erklärt es gibt die Katakomben nicht mehr. Wo sind wir?“ Möchte Lecram näheres wissen.

„Oh, Elsila! Er lebt, er lebt“, Flimms Gesicht strahlt richtig auf und Lecram nickt, dann gibt Flimm weiter Antwort: „Die Katakomben sind futsch! Ausser dieser einer, etwas kleinerer. Aros Schuld! Einige Dracheneier haben wir dort bei Seite geschaffen. War nicht einfach, sind schwer, ja sind schwer. Die Eier schlafen seitdem und wir hegen und pflegen sie. Das tun wir immer. Tun wir immer. Ja, ja.“

Nun rutscht Hauck durch die Felsspalte und hackt nach: „Dafür sind wir da, Ja…, dafür sind wir da. Wir haben immer ausgeführt was uns Elsila aufgetragen hat. Ohne ihn ist es nicht mehr dasselbe. Wir brauchen Elsila, ja brauchen ihn.“

Sarah sieht zu Lecram der ihre Hand hält und sie liebevoll drückt um ihr Zuversicht zu geben. Es geht aufwärts. Sarah könnte vor Glück los heulen, tut es jedoch nicht. Ihre Augen füllen sich lediglich mit Wasser.

 

 

 

 

Lecram

 

Nachdem Lecram klar geworden ist dass er Magie braucht um hier durch die Wände zu kommen sucht er nach einem geeigneten Spruch. Dabei schliesst er seine Augen um sich zu konzentrieren.

„Gebrauch endlich deine Magie. Will nicht mehr durch die Spalte“, ist wieder Hauck der nun Taten sehen möchte. Lecram überlegt sich ob der kleine Wicht ihn vielleicht testen möchte.

„Einen Moment noch, so lange besitze noch nicht Magie. “

Gibt er offen zu, was von Hauck zu einer Frage führt: „Warum nicht? Versteh ich nicht, nein…, versteh ich nicht.“

„Nun ja, Aros war mein Vater, mit seinem Tod bekam ich erst diese Magie.“ Lecram ist ehrlich.

„Pfui, Flimm das ist Aros Sohn. Nicht gut, nicht gut“, sofort macht sich Hauck auf um sich stänkernd zurück zu ziehen. Doch Flimm hält ihn am Ärmel zurück und der Schlagabtausch mit Hui, Pfui und sonstigen Wörtern geht wieder von vorne los. Dabei gestikulieren die beiden wild mit ihren Armen. Flimm versucht Hauck davon zu überzeugen dass Lecram nicht so bösartig sein muss wie sein Vater und Hauck hat viele Argumente die dafür sprechen dass Lecram zur bösen Macht wechseln kann. Da die beiden sich im Kreis drehen beschliesst Sara in die Knie zu gehen und ein zu greifen.

Sarah ruft: „Hey, Zwerge!“

Schlagartig ist es still – Mucksmäuschen still in der Höhle bis Flimm piepst: „Wir sind keine Zwerge.“

Beide stemmen ihre Hände missmutig in die Hüfte und sehen sie äusserst ernst an mit ihren grossen Kulleraugen die niemals blinzeln.

„Was seid ihr denn?“ Fragt Sarah und Hauck antwortet: „Drahul, wir sind Drahul’s. Hüter der Dracheneier!“

„Dracheneihüter“, wiederholt Sarah und die kleinen mit ihren im Verhältnis riesigen Ohren nicken im Einklang. Ganz langsam erklärt Sarah: „Hört zu. Lecram ist ein guter Krieger mit einem grossen Herz. Mit Aros Tod sind nun auch andere neue Drachenreiter erwacht. Eine neue Zeit beginnt. Habt etwas vertrauen. Ich bin das Tor und vertraue ihm mein Leben an. Das sollte euch genügen.“

„Tut es, ja das tut es durchaus“, nickt Hauck einverstanden.

Lecram der einfach nur zu gehört hat ist überrascht von Hauck, genauso wie Sarah. Stehen ist schmerzhaft, daher ist er in der Hocke um sich aus zu ruhen. Dann geschieht etwas Seltsames. Die beiden Drahul kommen näher an Lecram heran und sprechen im Einklang: „Wir stehen euch zu diensten.“

Dann nicken die beiden kurz und heftig mit ihrem Kopf um ihre Worte quasi zu besiegeln. Jetzt zu schmunzeln wäre falsch und Lecram reisst sich zusammen. Die beiden sehen so putzig aus doch Lecram bleibt ganz sachlich: „Vielen Dank. Elsila wird sich freuen euch gesund und munter an zu treffen.“

Hofft Lecram zumindest. Sofort hellen sich die Gesichter der beiden auf als sie den Namen Elsila hören. Die beiden erklären dass sie nun schon Mal voraus gehen und den anderen Drahul’s alles von ihm und Sarah zu berichten. Natürlich ist Lecram einverstanden und ist froh als die beiden ab gezogen sind. Leise spricht er zu Sarah: „Die beiden können ganz schön anstrengend sein.“

„Und Zwerge hören sie definitiv nicht gern“, Zuckt es in Sarahs Mundwinkel und Lecram ergänzt: „Nein, denke auch Wichtel oder so was ähnliches lassen wir besser weg. Drahul! Hast du schon mal davon gehört?“

„Nein, habe ich nicht.“ Ein seufzen. „Wie kommen wir hier jetzt raus?“ Möchte Sarah von ihm wissen und er zuckt mit der Schulter auf. Feora sitzt gemütlich bei seinen Füssen und ist einfach zufrieden dass sie Lecram wieder bei sich hat.

Er überlegt und erwähnt Schulterzuckend: „Also die beiden denken ich komme mit Magie hier raus. Tja, da steh ich jetzt ratlos da.“

Also stehen sie wieder auf und er humpelt zur dicken Mauer. Automatisch legt er seine Hand auf den kalten Stein.

„Sehe doch mal in deinem riesigen Buch nach dass du da in dir drin hast. Vielleicht hilft es ja.“

Ihr Vorschlag gefällt ihm und er tut das nun auch, dabei schliesst er für einen Moment seine Augen. Das ist alles noch so neu für ihn. In seinem geistigen Auge geht er das Buch in einem rasanten Tempo durch, als er die Augen wieder aufschlägt meint er trocken: „Wir gehen einfach durch Wände.“

„Echt jetzt?“ Sieht Sarah ihn missmutig an.

Ein Schulterzucken. „Ich versuch’s einfach.“

Schliesslich beauftragt er Sarah die kleine Feora nah bei sich zu haben. Ausserdem möchte er dass die beiden so nah wie möglich an ihm dran bleiben da sich der Stein hinter ihm vermutlich sofort wieder schliesst. Zuvor tauscht er sich noch kurz mit Feora aus, die bereits auf Sarahs Schulter sitzt, um heraus zu finden in welche Richtung er gehen muss.

Kurze Zeit später scheint Lecram so weit zu sein um diese Art Magie aus zu probieren. Sein ganzer Körper beginnt zu kribbeln.

Er steht ganz nah an den Felsen und Sarah steht direkt hinter ihm. Da sie ihn mit einer Handfläche berührt kann er sie spüren und das beruhigt ihn. Nein, Sarah spendet Kraft. Seine linke Hand drückt er gegen den kalten Stein und murmelt leise einen Spruch. Dann geschieht das unglaubliche!

Der Stein wird unter seiner Hand wie Wachs der sich auf die Seite schieben lässt damit er durchtreten kann. Stück für Stück gehen sie voran, wie er vermutet hat schliesst sich der Stein hinter ihnen sofort wieder. So gehen sie etwa zehn Meter bis sie in einem kleinen Gang landen und Lecram sogar seinen Kopf dabei einziehen muss. Auch Sarah bückt sich, da beschliessen die beiden sich kurz hin zu setzten. Seine Wunde schmerzt, sagt jedoch nichts dergleichen. Ausserdem ist alles sehr anstrengend für ihn. Genau genommen weiss er nicht wie lange er noch durchhält.

„Das ist erstaunlich“, spricht Sarah und er nickt.

Tatsächlich formt er gerade Stein.

„Es ist sehr unwirklich was wir hier erleben. Das glaubt uns keiner.“ So empfindet er im Moment.

„Ich denke schon. Geht es dir gut?“ Ist Sarah mitfühlend und er nickt ohne ein Wort über seinen Zustand zu verlieren.

Feora hingegen drängelt nun um weiter zu gehen, also geben sie nach und gehen gebückt weiter bis der Gang immer kleiner wird und er das letzte Stück wieder mit seiner Magie auf die Seite formt. Es ist hier unten ziemlich finster. Zwischendurch lässt er auf seiner Hand eine kleine Flamme erscheinen, er kann sie jedoch nicht aufrecht halten da er geschwächt ist. Lecram weiss wie sehr Sarah keine Engen Räume mag, doch sie hält durch und verliert kein Wort darüber. Etwas später erkennt er sein Ziel, sie landen in einem kleinen übrig gebliebenen Gewölbekeller den Lecram schon gesehen hat als er seinen Körper verliess! An den Wänden hängen Fackeln die Licht spenden. Staunend stehen die beiden da und Feora nimmt auf seiner Schulter Platz. Beide sehen sich staunend um. Was für ein toller Ort. Die kleinen Drahul’s die herum wuseln wirken unwirklich, doch sind sie real. Malon ist definitiv ein seltsamer Ort.

 

 

 

Sarah

 

Jetzt sieht Sarah zu Lecram und bemerkt dass unter dem Algen Wickel etwas Blut durchsickert. Gleichzeitig fällt es ihm auch auf, so möchte sie wohl beruhigen: „Schon in Ordnung, geht schon wieder.“

„Du solltest dich noch schonen.“

„Werde ich - versprochen“, dann hellt sich plötzlich sein Gesicht auf, „Hörst du sie auch?“

„Was soll ich hören?“

„Die Drachenbabys die bereit sind die Welt mit ihren Drachenreiter zu entdecken.“

Sarah staunt und sieht sich in diesem Katakomben ähnlichen Raum um. Es ist kein riesiger Raum. Weiter hinten sieht sie eine Geröllhalde, da war wohl der Durchgang zu den grösseren Kellern oder dem Ausgang! Der Stein hier unten ist weisslich und der Raum ist sehr, wirklich sehr hoch. Vermutlich damit die Drachen Platz haben. Sarah sieht staunend zur Decke und an die Wände wo es überall Felsspalten und Felsvorsprünge gibt.

Die Drahul’s sind überall zwischen den Felsvorsprüngen zu sehen. Man muss jedoch genau hin sehen da sie wirklich winzig sind. Und dann sieht Sarah die unscheinbaren Dracheneier auch. Diese liegen gut eingebettet auf der linken Seite. Es sind nicht mehr sehr viele Dracheneier. Da Lecram sich bereits einen Weg durch die runter gefallenen Felsbrocken bahnt geht sie ihm nach. Es ist ganz still, auch kein Drahul spricht, alle sind gespannt was Lecram vorhat.

Nun steht die kleine Gruppe Gefährten vor den ziemlich grossen gräulichen Eiern. Die Dracheneier sehen aus wie Felsbrocken, eine wirklich gute Tarnung. Als Sarah durchzählt kommt sie auf 9 Dracheneier. Einige sehen aus wie Runde Steine, andere hingegen sind etwas eckiger und haben einen gelblichen Schimmer. Ganz vorsichtig schlängelt sich Lecram durch die Meter hohen Eiern, doch Sarah bleibt zurück mit Feora die mittlerweile auf ihrer Schulter Platz genommen hat. Beide sehen zu wie Lecram zufrieden die Dracheneier berührt. Sie hat das Gefühl er tankt von ihnen auf. Seine Aura leuchtet sanft. Er sieht so zufrieden aus! Bei einem Ei bleibt er stehen und hält beide Hände darauf und lächelt sehr zufrieden.

Währenddessen kommen auch die Drahul’s näher und beobachten Lecram der sanft zu sprechen beginnt: „Der hier ist für Kolen bestimmt. Meinen Bruder.“

Dann geht er weiter bis er bei einem eckigen gelblich schimmernden Ei stehen bleibt: „Das ist Dila’s Drache, oh sie wartet schon sehnlichst darauf aus zu schlüpfen.“

„Warum tun sie das nicht?“ Ist Sarah neugierig und die Drahul kichern. Sofort mahnt Lecram die kleinen Wächter still zu sein und erklärt ihr: „Ein Drache schlüpft nur wenn der Drachenreiter dabei sein kann. Ansonsten bleiben sie drin und warten in einer Art Ewigem Winterschlaf bis die Zeit wieder reif ist aus zu schlüpfen.“

„Oh! Denkst du es kommen noch mehr Drachenreiter? Ich meine das sind 9 Eier.“

Er schüttelt den Kopf. „Nein noch nicht, die anderen zeigen keine Regung. Einige sind auch nicht befruchtet. Diese müsst ihr Drahul’s weg schaffen damit sie nicht die anderen Eier vergiften falls eines mal ausläuft.“ Sieht Lecram in die Gesichter der kleinen Wichte. Und Sarah staunt über ihren liebsten wie er instinktiv weiss was zu tun ist. Die Drahul kommen noch näher heran da Lecram in der Zwischenzeit wieder bei Sarah steht. Da er vermutlich grosse Schmerzen hat sitzt er auf einen Stein und beobachtet die Drahul. Sarah sieht wie er sich etwas krümmt. Lecram sieht aus als hätte er ausserdem starke Kopfschmerzen da er seine Augen verengt.

Flimm kommt noch näher und fragt mit seiner piepsigen hellen Stimme nach: „Warum ist kein Drache für dich dabei?“

„Toron hat sich meiner angeschlossen.“ Ist die einfache Antwort.

Dann brechen die Drahul das Schweigen und Sarah hört Fetzen wie: Pfui, Hui, nicht möglich, nicht akzeptabel, bis ein anderer Drahul laut stark pfeift und die Wächter zum Schweigen bringt. Sarah staunt!

Da kommt der Drahul der die anderen zum Schweigen gebracht hat nach vorne. Dabei handelt es sich um eine weibliche Person mit grauem halblangem verfilztem, wild abstehendem Haar mit faltigem Gesicht und schwarzen Fingernägel. Auch sie hat grosse dunkle in sich gekehrte Augen die Lecram direkt an starren. An ihren Ohren hängt winziger Steinschmuck. Sarah hat das Gefühl diese Drahul ist wütend. Schliesslich spricht sie mit hoher dennoch kratziger Stimme: „Du bist also Drachenreiter. Der Sohn von Aros?“

„Genau.“

„Wo ist dein Zwilling?“

„Er weilt nicht mehr unter uns.“ Gibt Lecram Rede und Antwort.

„Du brauchst deinen eigenen Drachen. Toron war nur auf Zeit. Jeder Drachenreiter hat seinen eigenen Drachen. Es ist nicht möglich dass du keinen Drachen hier für dich findest. Da muss einer darunter sein, sonst bist du nicht der wofür du dich ausgibst.“

Sarah sieht staunend zu Lecram.

Das sind ja Neuigkeiten, ob ihr Freund hier etwas verheimlicht.

 

 

 

Lecram

 

Genau genommen war er wirklich nicht ehrlich. Dachte jedoch er kommt damit durch. Doch die winzige Drahul Frau kennt wohl ihr Metier, so spricht sie laut weiter als sie dabei zu Feora sieht die bei ihm stolz zu Füssen liegt: „Sie ist definitiv zu klein um dein Drache zu sein.“

„Aber sie ist definitiv ein Drache“, schmunzelt Lecram.

„Ist hier wirklich kein Drache für dich dabei?“, gibt die Drahul nicht nach.

Er nickt. „Du hast Recht, da wartet ein Drache auf mich. Ich bin jedoch erschöpft und es beansprucht mich etwas an Kraft dem kleinen Drachen – meinen Drachen - nicht zu antworten.“

Lecram hört die Drachenstimme genau in seinem Kopf, hat jedoch beschlossen ihn noch nicht aus zu schlüpfen lassen. Er ist noch zu erschöpft. Die Drahul sieht ihn schief an und begutachtet ihn von Kopf bis Fuss. Danach geht ihr Blick zu Sarah.

„Kommt mit.“ Ist das einzige was sie in diesem Moment zu sagen hat und Sarah sieht kurz zu Lecram der jedoch nur mit der Schulter zuckt. Auch er hat keine Ahnung was in der Drahul vorgeht. So steht Lecram unter Schmerzen auf, die beiden folgen der Drahul die kurz nach hinten schaut.

Lecram möchte wissen: „Wie ist dein Name?“

„Mopf!“

„Sie ist unsere Heilerin“, hört Lecram Hauck, der neben Sarah geht, sprechen. Mopf, was für ein seltsamer Name für ein seltsames Wesen. Doch Lecram spürt die Magie die von ihr ausgeht. Plötzlich bleibt Mopf stehen und dreht sich um. Dabei kneift sie ihr Gesichtchen zusammen und scheint zu überlegen.

Um etwas näher bei Mopf zu sein geht er auf die Knie. Eigentlich tut er das fast gegen seinen Willen und das zaubert Mopf ein feines Lächeln in den Mundwinkel. So kann die kleine Mopf sein Kinn zwischen ihre winzigen Hände nehmen und ihn noch genauer begutachten.

Sie spricht sanft und liebevoll: „Hmpf, du hast einen starken willen. Starrköpfig auch noch“, sie schüttelt ihren Kopf, „willst alles kontrollieren. Doch dieses eine das darfst du nicht kontrollieren. Lass es geschehen, lass sie frei.“

„Sie muss warten. Ich bin verletzt.“ Kämpft Lecram gegen den Drachen und Mopf. Mopf scheint in seinen Gedanken herum zu wühlen. Als könnte sie ihn durchforschen.

„Sehe deine Schmerzen, doch den Drachen nicht schlüpfen zu lassen braucht mehr Kraft als du in diesem Zeitpunkt besitzt. So kann deine Heilung nicht voran schreiten.“

Ganz langsam ziehen sich die anderen Drahul zurück, nur Mopf steht noch ganz nah bei ihm. Ihr Blick ist weich und Lecram zieht es den Magen zusammen. Mopf scheint genau zu wissen wie es ihm geht und wie viel Kraft es braucht den Drachen ab zu weisen.

Feora und Sarah stehen jedoch auch nicht weit weg und begutachten die Szene mit Fragezeichen im Gesicht. Was sollten sie auch anderes tun.

Mopf spricht sanft weiter: „Ich werde dir helfen und alle Fragen werden von mir beantwortet. Während ich mich um deine Gesundheit kümmere werden die Drahuls für deinen Drachen da sein. Das ist unsere Aufgabe. Vertrau uns.“

Mopf hält ihre Hände erneut an sein Kinn und seine Atemzüge werden schneller. Mopfs Hände fühlen sich warm an in seinem Gesicht. Sie spendet Zuversicht und lindert seinen Schmerz.

„Lass den Drachen frei!“ Hackt sie nach.

Mit diesen Worten lässt Mopf ihn los und Lecram richtet sich schmerzerfüllt auf. Sarah hilft ihm dabei. Nun schliesst er seine Augen und breitet seine Arme, so gut es geht, aus. Dabei wird sein ganzer Körper warm. Dass er selbst kurz hell leuchtet sieht er nicht. Doch Just in diesem Moment bricht mit einem sanften brüllen ein grauer kleiner Drache aus einem Ei in der Mitte aus. Lecram öffnet seine Augen, sieht wie Sarah das gerade geschehene mit aufgerissenen Augen beobachtet. Er selbst dreht sich zu seinem Weg Gefährten um und lächelt liebevoll. Der Baby Drache sieht unscheinbar aus doch wenn Licht auf seinen Rücken fallen würde sähe man den Perlmutter färbenden Glanz.

Das weiss Lecram genau. Es ist Torons Nachfolger!

„Hey“, spricht er sanft während er auf den Drachen zugeht, dabei hält er die Hand in die Höhe damit der Drache endlich nach vorne kommt. Ganz scheu kommt der frisch geschlüpfte Drache nach vorne und beschnuppert Lecram. Dabei bläht er seine Nüstern auf und scheint Lecrams Duft in sich auf zu nehmen. Dann legt Lecram seine Hand auf den Kopf des stattlichen jungen Drachenbaby.

Das ist seine Bestimmung! Dieser Drache akzeptiert und hält einen kurzen Moment in dieser Stellung inne. Und Lecram fühlt sich vollständig.

 

 

 

Sarah

 

Eigentlich ist dieser Babydrache schon relativ gross. Er reicht Lec nämlich schon bis zur Hüfte. Sie staunt nur wie der Drache sich an Lecram heran kuschelt während er dem Drachen zu verstehen gibt dass es in Sicherheit ist. Es sieht aus als würden die beiden sich schon länger kennen, sie sind so vertraut!

Dass der Drache noch etwas glibberig und schleimig ist, stört ihren Freund wohl gar nicht. Auch Feora sieht zufrieden zu was Lecram da macht.

Plötzlich taucht Mopf neben ihr auf einem Stein auf, so sind sie etwa auf gleicher Höhe und erklärt Sarah sachlich mit hoher kratziger Stimme: „Dein Freund hat Glück.“

„Womit?“, versteht Sarah nicht.

„Er hat einen souveränen, ruhigen ziemlich abgeklärten Drachen bekommen. Sie wird ihm keine Schwierigkeiten machen. Die beiden mögen sich auf Anhieb. Das erleichtert alles.“

„Eine Sie?“

„Ja.“

Danach kommen die anderen Drahul erneut zum Vorschein und bringen etwas mit was Hobelspänen gleicht. Damit reiben sie den Drachen trocken und der Drache lässt es anstaltslos geschehen. Nun hat Lecram etwas Zeit und kommt mit einem zufriedenen Gesicht auf Sarah und Mopf zu.

„Ihr Name ist Laka.“

Mopf nickt, sieht zu Lecram und Sarah als sie erklärt: „Ihr beiden kommt mal eben mit mir mit. Nun kümmere ich mich um euch zwei.“

Also tun die beiden genau was Mopf von ihnen verlangt. Sarah nimmt dabei seine Hand in die ihre und er lächelt etwas erschöpft. Er muss noch Schmerzen haben. Mopf stapft mit strammem Schritt voran und führt die beiden quer durch den Raum um in einem kleinen Nebenraum zu landen. Hier hat Mopf allerlei Dinge rum stehen. Wurzeln, Algen, Tote Insekten, Moos, kleine Töpfe und Krüge - und sonstiges eher ekliges, schleimiges Zeug.

Dann erklärt die kleine Drahul dass Sarah seinen Algen Verband wegnehmen muss, sie möchte sich seine Wunde genauer ansehen. So legt Lecram seine Arme auf seinem Kopf ab damit Sarah gut dazu kommt. Dabei verzieht er schmerzerfüllt sein Gesicht, gibt jedoch keinen Ton von sich. Er ist sehr tapfer!

Die Algen sind zwar getrocknet, lassen sich jedoch leichter abziehen als Sarah vermutet. Dann fällt auch Sarahs Blick auf seine Wunde die zwar nicht mehr blutet aber definitiv noch nicht zufrieden stellend aussieht. Auch Mopf rümpft ihre Nase und meint: „Pfui! Leg dich hin damit ich sie mir genau ansehen kann.“

„Keine Zeit, geht schon. Ich bin ein grosser Junge“, grinst er schelmisch und Mopf antwortet: „Willst du dich mit mir anlegen?“

„Hab ich vorhin schon versucht und - verloren.“ Spricht er leise zu sich selbst. Als er dann noch Sarahs vorwurfsvollen Blick sieht gibt er sich geschlagen. Also legt sich Lecram auf die Moos artige Matte die in diesem Raum liegt damit Mopf seine Wunde wieder mit dieser eigenartigen Milch Flüssigkeit beträufeln kann. Sarah sieht dass die Wunde längst noch nicht verheilt ist. Das braucht wohl Zeit, er sollte sich immer noch schonen. Sarah steht da und beobachtet die beiden. Gerade als Lecram etwas sagen möchte öffnet Mopf ihren Mund, daraus folgt ein lauter irrsinnig schriller trillernder Ton den Lecram sofort zum Schlafen bringt. Sarah reisst ihre Augen auf, sie findet das alles etwas unheimlich und verzieht ihr Gesicht. Als könnte Mopf Gedanken lesen antwortet sie Sarah indem sie kurz zu ihr hinüber sieht: „Keine Angst, Schlaf kommt ihm zu gute. Er ist Starrköpfig, er muss jetzt ruhen. Sehen wir uns mal dein Bein an das dir Schmerzen bereitet.“

Danach lächelt Mopf wohl ihr hübschestes Lächeln das sie hervor bringt und Sarah sieht dass ihr einige Zähne fehlen. Ein ulkiges, kleines Wesen diese Mopf, geistert durch Sarahs Gedanken. Sie gibt Sarah ein Zeichen sich zu ihr auf den niedrigen Stein der mit Moos bewachsen ist zu setzten. Sarah tut was die kleine Drahul von ihr verlangt und lässt Mopf ihr Bein untersuchen. Eigentlich hat sie ja gar keine andere Wahl!

„Pfui! Wie kommt es dazu dass du hinkst?“ Fragt Mopf während sie an ihrem Knie rum drückt. Dabei steht Mopf mittlerweile schon fast auf ihrem Oberschenkel was Sarah äusserst seltsam findet. Doch ohne es zu beabsichtigen erzählt Sarah plötzlich ihre ganze Geschichte von Geburt an das Fenia es geschafft hat ihr Leben und das ihrer Schwester zu retten. Der Preis dafür ist wohl ihr Bein. Während Sarah der kleinen Drahul ihre Lebensgeschichte erzählt klettert Mopf wieder runter und holt aus einen kleinen Topf, dessen Inhalt schmiert sie aufs Knie dass sofort von Sarah‘s Haut aufgesaugt wird. Sarah staunt und begreift echt nicht was dass hier alles zu bedeuten hat.

Als Mopf mit einer grossen, hauch dünnen Nadel kommt, die grösser wie Mopf selbst ist, möchte Sarah von ihr wissen: „Was hast du damit vor?“

„Helfen.“

„Helfen?“

„Sie ihn an“, Mopf macht eine Handbewegung zu Lecram, „bei ihm ist es schlimm. Er braucht Zeit damit diese grosse Wunde heilt. Darum wollte er den Drachen nicht erwachen lassen. Doch dein Freund musste den ersten Drachen erwachen lassen, das gehört sich so als Oberhaupt.“

„Oberhaupt?“

„Steht ihm ins Gesicht geschrieben.“

„Oh“, Sarah versteht gar nichts doch Mopf klettert wieder auf Sarahs Oberschenkel und sieht sie eingehend an mit diesen grossen Kuller Augen und spricht mit ihrer hohen aber beschlagener Stimme weiter: „Wunden durch Magie erschaffen, schaffen Blockaden die ich lösen kann. Deine Wunde wurde von Magie erschaffen, aus Not und durch eine gute Tat.“

Sarah versteht nur Bahnhof, welche Blockade (?), doch bevor Sarah dazu kommt nochmal etwas zu fragen sticht Mopf, präzise gesetzt, die Nadel durch Sarahs Knie. Erschrocken schreit Sarah auf und Mopf grinst breit: „Lass das, das schmerzt gar nicht.“ Sarah verstummt und tatsächlich: Die dünne Nadel im Knie spürt sie gar nicht. Trotzdem sieht es seltsam aus eine Nadel im Knie zu haben darum verzieht sie ihr Gesicht.

Diese Nadel steckt mitten in ihrem Knie!

„Und jetzt?“ Ist Sarah doch neugierig.

„Jetzt sitzt du einfach hier bis sich die Nadel aufgelöst hat. So lange sehe ich mal nach dem neuen Drachen.“ Dann grinst Mopf wieder schelmisch. „Hoffe der Drache hat keine Drahul’s verspeist.“

Sarah hofft Mopf hat ein Spässchen gemacht. Doch bevor Mopf hinaus stapft möchte Sarah wissen: „Von welcher Blockade hast du gesprochen?“

„Dein Knie ist blockiert durch die Magie die deine Mutter angewandt hat um euer Leben zu retten. Es ist ihr gelungen, doch sie hat dadurch alles etwas geändert.“

„Geändert?“

Mopf kommt näher an sie heran und sieht sie mit den Kulleraugen direkt an: „Alles zu seiner Zeit, ich gehe jetzt. Ja ich geh jetzt.“

Mit diesen abschliessenden Worten geht Mopf wohl zu Laka. Erneut sieht Sarah auf ihr Knie und weiss nicht was sie davon halten soll. Hier zu sitzen bis sich die Nadel auflöst könnte dauern. Wirklich witzig!

Zum Glück kann Sarah an der Wand hinter ihr Anlehen und etwas ausruhen. Sie hat eh keine Wahl, also sieht sie zu ihrem Freund der friedlich da liegt. Die Moss matte sieht im Gegensatz zu ihrem Sitz gemütlich aus. Und wenn ihre Augen ihr keinen Streich spielen scheint das Moos Lecram langsam ein zu hüllen. Was für ein seltsamer Ort mit seltsamen Wesen. Mit diesen Gedanken nickt Sarah ein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 7

 

Lecram

 

 

Als Lecram erwacht sieht er Sarah auf dem Stein mit geschlossenen Augen ruhig da sitzen. Er möchte sich die Augen reiben doch seine Arme bewegen sich nicht. Als er an sich hinunter sieht bemerkt er wie sein Körper in Moos gepackt ist. Automatisch sieht er erneut zu Sarah. Steckt da eine Nadel in ihrem Knie?

Ausser ihr und ihm ist niemand in dieser kleinen Nische zu sehen. In der grossen Halle hört er wie sich sein Drachen Laka mit Feora abgibt. Schön zu wissen dass die beiden sich verstehen!

Erneut blickt er zu Sarah: „Bist du wach?“

Das ist sie, denn sie öffnet augenblicklich ihre Augen und antwortet: „Ich döse bloss ein bisschen vor mich hin.“

„Warum steckt die Nadel im Knie?“

„Mopf meint meine Schmerzen im Knie stammen von einer magischen Blockade die sie hiermit lösen kann.“ Ein Schulterzucken.

„Interessant.“

„Geht so, ich sitze hier schon eine Weile“, sie seufzt auf, „wie geht es dir?“

Da er sich nicht bewegen kann versucht er seinen Körper zu spüren.

„Besser, es geht mir immer besser. Mopf macht ihre Sache verdammt gut.“

„Seltsam ist sie schon.“

„Unumstritten.“

„Lecram, ich habe nicht erwartet dass wir das überleben.“

Ein leises seufzte. „Ich auch nicht.“

Sarahs Blick ruht einen Augenblick auf ihrem Knie und Lecram würde ihr gerne näher sein.

„Wie fühlt es sich an einen Drachen zu haben?“

„Als wäre das fehlende Puzzle Teil gefunden.“

„Schön.“

„Freu mich schon wenn Dila und Kol ihre Drachen erwachen lassen.“

Sarah lächelt. „Was machen wir mit Terin.“

Er seufzt laut auf. „Keine Ahnung. Warum hat Kol dir nicht davon erzählt was es mit dieser Quelle auf sich hat?“

„Vermutlich war es nicht der geeignete Zeitpunkt, ich war so unterkühlt. Machst du dir Sorgen?“

„Vermutlich hast du Recht. Doch Terin ist wirklich hinterhältig.“

„Definitiv. Sieh mal, die Nadel ist kleiner geworden.“

Nun sieht Lecram wieder zu Sarah und staunt. Tatsächlich, die Nadel beginnt sich zu verkleinern. Auch sein Moos Kokon lockert sich und er kann sich ein klitzekleines Stück bewegen. Ausserdem fällt ihm das Atmen viel einfacher als auch schon. Es geht ihm wirklich ein gutes Stück besser. Mopf versteht sich in der Heilkunst.

Unbemerkt gesellt sich Mopf zu den beiden und spricht: „Beide wach, gut.“ Zielstrebig geht sie zu Lecram und fühlt mir ihrer kleinen Hand seine Stirn. Mopf lächelt, sagt jedoch nichts.

„Mopf, würdest du mich bitte aus diesem Kokon befreien?“

Bittet nun Lecram darum doch Mopf Lacht nur rau auf. „Das schaffst du von alleine wenn du kräftig genug bist.“ Mit diesen Worten geht sie zu Sarah und lächelt süffisant als sie zu Sarah spricht: „Er ist nicht sehr geduldig.“

Jetzt schmunzelt auch Sarah und sieht entschuldigend zu Lecram hinüber.

„Wirklich witzig.“ Argumentiert er.

Die Nadel in Sarahs Knie ist verschwunden oder mit Sarahs Knie verschmolzen. Sarah sowie er staunen und Sarah steht auf.

Mopf schiebt nach: „Jetzt kommst du mit mir mit um dich zu waschen. Ihr stinkt erbärmlich, wirklich erbärmlich.“

Sarah sieht kurz zu ihm hinunter, geht dann aber hinter Mopf hinaus. Jetzt ist er alleine hier in diesem Raum und steckt in einem Kokon aus Moos fest. Echt witzig! Natürlich beginnt er sich zu bewegen und stellt fest dass die Moosmatte noch mehr nachgibt. Als er seine Beine anzieht reisst der Kokon auf und er kann sich auf die Seite drehen um auf zu stehen. Seine Bauchwunde sieht immer noch übel aus, schmerzt jedoch einiges weniger. Genau genommen geht es ihm erstaunlich gut, besser als es ihm gehen dürfte. Mopf die Heilerin!

So macht er sich auf den Weg zu Laka. Das schummrige Licht in der Katakombe lässt zu wünschen übrig. Als er Mopf sichtet spricht er sanft.

„Danke für deine Hilfe, es geht mir viel besser.“

„Sind die Schmerzen weg?“

„Nicht ganz aber viel, viel besser.“

„Du solltest viel Ruhen, du brauchst Zeit.“

„Verspreche ich.“ Dabei nickt er, wohl wissend dass Mopf ihn jeden Augenblick wieder Schach Matt legen kann. Unheimlich!

Beide sehen zu Laka die von den Drahuls umsorgt wird.

„Ein guter Drache, sie wird ein guter Drache. Sie gehört zu den grössten ihrer Art.“ Spricht Mopf mehr zu sich selbst als sie in die Richtung des kleinen Drachen sieht.

„Wie Toron.“

„Ja, genau wie Toron. Sie sind vom selben Schlag. Die Mächtigsten ihrer Rasse und zum Führen bestimmt. Genau wie du.“ Mit diesen Worten sieht die Kleine Drahul zu Lecram auf. Erstaunt sieht Lecram, Mopf an. „Wie ich?“

„Ach Papperlapapp, das weisst du sehr wohl. Spiel nicht den unwissenden.“

„Etwas unheimlich ist das Ganze schon“, berichtet Lecram und Mopf antwortet: „Du siehst nicht was ich sehe.“

Nun macht er grosse Augen. „Was siehst du denn?“

„Ein gutes Herz, ein starker Wille und eine gute Aura.“

„Na dann ist ja alles in bester Ordnung.“ Schmunzelt er und Mopf kichert leise: „Davon sprech ich doch.“

Warum auch immer, er mag Mopf. Dann sieht Laka ihn direkt an, also geht er zu seinem Drachen die sich zu freuen scheint und sofort wieder ihre Stirn gegen seine Hand drückt. Laka ist sehr feinfühlig und für ihr zartes Alter eine sehr sanfte. Das bemerkt sogar er selbst. Laka brummt zufrieden vor sich hin und Lecram weiss dass seine nächste Reise ansteht. Hier ist nicht der geeignete Ort für die Drachen. Da Mopf noch in der Nähe steht holt Lecram aus: „Wir müssen die Drachen und die restlichen Dracheneier in die Steinwüste schaffen.“

„Warum?“ Fragt Mopf und die anderen Drahul stimmen mit ein und das Warum hallt durch den ganzen Raum.

„Weil sie dort von den Drachen lernen können. Ausserdem sind sie dort ebenso in Sicherheit wie hier.“

„Warum?“ Wieder hallt dieses Warum durch die ganze Halle. Die Drahuls wirken besorgt.

„Die Gargoyles werden ebenfalls da sein und auf sie aufpassen.“

„So wie wir?“ Auch der Satz hallt durch den Raum und Lecram versteht.

„Am Idealsten wäre es wenn ihr zusammen mit den Drachenreiter und den Dracheneier geht, ebenso wie Elsila.“

„Ein neuer Drachenreiter ein neues Kapitel.“ Nickt Mopf einverstanden und Lecram staunt dass die kleine Drahul einfach so damit einverstanden zu sein scheint. Auch die anderen Drahul scheinen zufrieden. Lecram möchte von Mopf wissen: „Wie viele Drahul seid ihr denn?“

Nach dieser Frage sieht er sich um und sieht überall die kleinen herum stehen.

„Hmpf“, überlegt Mopf, „Ein Paar.“

Nun das hat er ja selbst gesehen, das ist ihm keine Hilfe. Also macht er eine kleine Überschlagszählung und kommt so auf die schnelle auf etwa 25 Drahul’s.

„Bist du hier das Oberhaupt?“ Ist Lecram neugierig, doch dieses Mal ist es Hauck der Antwortet: „Ich bin das Oberhaupt und sie ist meine Gemahlin und Heilerin. Also tun wir meistens das was sie uns rät.“

Die Drahul’s beginnen laut zu lachen und Lecram versteht gar nicht was so Lustig sein soll bis Mopf spricht: „Pfui, mein stänkernder Hauck, unser Oberhaupt. Das hat uns noch gefehlt.“

„Also nein?“ Lecram versteht gar nix.

Mopf sieht in direkt an. „Elsila ist der Drachenversteher. Ich bin nur die Heilerin.“

Lecram denkt leise laut vor sich hin. „Er ist ein Drachenversteher?“

„Er war Drachenreiter.“, pflichtet Mopf bei und Lecram staunt. Hat diese Welt nur Rätsel für ihn. Obwohl sich seine Gedanken noch um Elsila drehen, dreht er sich um da er Sarah hören kann.

 

 

 

Sarah

 

Mopf brachte sie an einen Ort wo Wasser fliesst und sie sich waschen konnte. Es war herrlich sich mal wieder zu waschen. Sie fühlt sich wie ein neuer Mensch. Ihre Haare sind zwar noch nass, das stört sie jedoch nicht. Ausserdem hat Mopf Kleidung für sie parat gelegt. Woher auch immer diese Kleider stammen, Sarah ist dankbar für die schwarzen, einer Art Leine, Hose wie Oberteil. Das erstaunlichste ist jedoch dass ihr Bein tatsächlich nicht mehr schmerzt. Die Nadel hat sich vor ihren Augen aufgelöst. Faszinierend!

Nun fällt ihr Blick auf Lecram der sie liebevoll anlächelt. Es scheint ihm besser zu gehen. Er steht aufrecht da und nicht mehr gekrümmt. Langsam kommt er auf sie zu. Dafür dass er so ramponiert aussieht scheint es ihm doch relativ gut zu gehen.

Er nimmt ihren Kopf in seine Hände und küsst sie sanft auf den Mund und sie geniesst es. Danach lächelt auch Sarah und er meint: „Wir sollten hier raus, es gibt einiges zu tun.“

„Zuerst solltest du dich waschen.“

„Ja, das ist eine vorzügliche Idee“, ertönt Mopfs Stimme, „Hauck, nimm ihn mit. Ich tausch mich etwas mit Sarah aus.“

Sarah sieht zu Lecram der mit der Schulter aufzuckt. Doch er geht anstaltslos hinter Hauk her. Waschen ist im Moment nicht die dümmste Idee. So gehen Mopf und Sarah wieder in den kleinen Teil wo Mopf ihre Töpfe stehen hat. Mit einer Handbewegung zeigt ihr Mopf dass sie sich hinstellen soll. So tut Sarah das auch und ist gespannt.

„Die Blockade in deinem Knie ist weg.“

„Ja danke dafür.“

„Dass deine Mutter deine Schwester retten konnte ist unglaublich. Diese Magie hat jedoch diese Blockade geschaffen und nun musst du aufpassen.“

„Inwiefern?“

„Wenn du mit reisst schaffst du die Blockade.“

Sarah versucht zu verstehen: „Also wenn ich das Portal öffne und nicht durch gehe habe ich keine Schmerzen?“

„Genau.“

„Das bedeutet ich kann nicht mehr auf die Erde wechseln?“

„Natürlich kannst du, nur schaffst du damit wieder die Blockade.“

„Oh.“ So muss sich Sarah nun entscheiden hier zu leben ohne Schmerzen oder auf der Erde mit Schmerzen. Bis anhin hatte sie nie die Wahl. Was auch immer ihr dieses Land noch zu bieten hat weiss Sarah nicht. Vorerst geniesst sie die Schmerzfreie Zeit einfach.

Dann steht auch Lecram wieder im Raum, ebenfalls mit nassen Haaren. Er hat dasselbe schwarze Outfit. Als er sich neben Sarah hinsetzt streift sie seine Haare aus dem Gesicht. Er Lächelt und spricht sanft: „Wir müssen hier raus und Elslila holen.“

„Was geschieht wenn du auf Terin triffst?“

Ein Schulterzucken. „Sehen wir ja dann“, lächelt er schief und sieht zu Mopf die wie erwartet immer noch in ihrer Nähe steht, „Gibt es hier auch einen Ausgang ohne durch die Mauern gehen zu müssen?“

Nun hören die beiden die anderen Drahul kichern. Diese Wände haben wohl Ohren! Mopf sieht Lecram mit ihren grossen Kulleraugen an.

„Für uns und Feora reicht der Ausgang.“

Wieder kicherts in der Katakombe nebenan.

„Wirklich witzig. Sarah und ich passen da wohl nicht durch.“

„Wohl nicht.“ Nickt Mopf.

Sarah stöhnt auf und Lecram löst sich von ihr. Er geht hinaus, Sarah und Mopf folgen ihm, zu Laka und Feora, es sieht aus als würde er ihnen etwas Geheimes erzählen. Beide hören sehr, wirklich sehr aufmerksam zu. Am Ende dreht sich Lecram lächelnd zu Sarah und hält ihr seine Hand einladend hin die sie gerne annimmt. Was bloss in ihrem Freund vor geht? Schliesslich bittet er Mopf: „Zeig mir den Ausgang.“

Feora und Laka bleiben zurück während Mopf voran geht. Man würde ja meinen, da die Drahul so klein sind, sie seien langsam. Weit gefehlt, sie können sich extrem rasch vorwärts bewegen. Als würde man in einem Zeitraffer vorwärtsspulen.

Sarah staunt und die beiden müssen sich ins Zeug legen um Mopf auf den Fersen zu bleiben.

So überqueren sie diese Katakombe und kommen in einen kleinen schmalen Gang. Hier muss sich Lecram bereits schon bücken. Sarah hingegen kommt gerade noch so durch. Dieser Gang ist sehr lang und ziemlich düster da nur alle 20 Meter eine Fackel an der Wand hängt. Wie es aussieht befinden sie sich ziemlich weit unten da der Weg stetig aufwärts geht. Sarah geniesst es diesen Aufstieg ohne Schmerzen machen zu können. Sie fühlt sich gut! An den Wänden hat es überall spalten und zum Teil läuft auch Wasser der Wand hinunter. Die Wände sind kalt. Schliesslich Enden sie in einem vier Quadratmeter Raum. Dort hat es ein kleines Loch indem Tageslicht hineinbricht. Da passen ja kaum die Drahuls durch, so winzig ist dieser Eingang. Sarah verschränkt ihre Arme und ist gespannt was als nächstes passiert. Mopf sieht die beiden abwechselnd mit ihren Kulleraugen an und Lecram erklärt: „Ich mache den Durchgang etwas grösser damit wir und Elsila durch kommen.“

„Dann immer noch zu klein.“ Spricht Mopf und Sarah fragt nach: „Zu klein für was?“

„Die Drachen.“

„Stimmt, daran habe ich nicht gedacht. Also noch etwas grösser.“ Erklärt er Stirnrunzelnd.

„Zu gefährlich, kommt ja jeder rein.“ Verneint sie sein Anliegen. Anscheinend versteht Lecram ihre Angst und geht auf die Knie als er der Drahul erklärt: „Mach dir keine Sorgen, ich spreche einen Verhüll Zauber aus.“

Mopf nickt mit ihrem Kopf ohne eine Regung zu zeigen. Da wohl alles gesagt ist zieht sich Mopf zurück und Sarah fragt sich ob er das wirklich hin kriegt.

Schliesslich steht er auf und dreht sich zu Sarah, automatisch fällt sie ihm um den Hals und er hält sie fest. Es tut so gut ihn gesund zu wissen, sie atmet schwer aus und ein.

„Sarah, vielleicht wäre es besser du bleibst hier?“ Mit diesen Worten schiebt er sie etwas weg von sich. Diese Frage erstaunt Sarah. Trotzdem überlegt sie einen Moment.

„Nein, ich komm mit.“

So hält sie ihm ihre Hand entgegen die er in die seine nimmt und kurz drückt. Er scheint sie zu verstehen: „Egal was die Welt da draussen noch für uns parat hat. Wir schaffen es gemeinsam.“

„Richtig“, strahlt Sarah.

 

 

 

Lecram

 

Anschliessend braucht er beide Hände um die Wände so zu Formen wie es sich in seinem Geist vorstellt. Er Formt die Wände und geht mit Sarah Stück für Stück den Ausgang entgegen. Kurze Zeit später stehen die beiden im Tageslicht. Lecram konzentriert sich auf den Ausgang und sucht in seinem Inneren nach einem geeigneten Verhüllungszauber. Erneut hält er die Hände gegen den Eingang und murmelt seine Worte. Als er fertig ist dreht er sich gegen Sarah zu die ihn seltsam mustert.

„Sarah, was hast du?“

„Das ist ja unglaublich, selbst ich würde den Eingang nicht mehr finden.“ Sie macht eine Handbewegung vor erstaunen und Lecram schmunzelt als auch er hinsieht.

„Ja das hab ich gut hingekriegt.“

Man sieht nichts anderes als Felsen und als Sarah ihre Hand dagegen stemmt, gleitet ihre Hand durch.

„Aber wenn jemand ausversehen rein tritt? Kann jeder hinein?“

Er schüttelt seinen Kopf. „Nein, nur diejenigen die berechtigt sind.“

„Woher will die Wand wissen wer berechtigt ist?“

„Keine Sorge, sie wird nur diejenigen Einlass gewähren die mit Drachen zu tun haben.“

„So was kannst du?“

„Ja.“

„Wahnsinn! Deine Augen sahen allerdings Angst einflössend aus als du das gemacht hast.“

„Wie Angst einflössend?“

„Deine Augen waren schwarz und wirkten leblos.“

Nun rümpft er seine Nase. „Jede Magie die ich ausübe ist anders und diese Art von Magie brauchte gerade sehr viel Energie.“

Er hofft Sarah kann das verstehen. Wie es aussieht ist sie mit seiner Aussage zufrieden. Also drehen die beiden sich um und begutachten den Ort.

„Warst du hier schon mal?“

Die beiden stehen auf einem kleinen steinernen Hügel. Also muss die Katakombe wirklich weit unten liegen. Lecram blinzelt und sieht sich die Gegend an.

„Hm…, ich glaub ich war schon mal in der Nähe.“

„Müssen wir weit gehen?“

Dann hält er breit Lächelnd seinen Kopf in die Höhe und gibt gerne Antwort: „Nein, Toron ist in der Nähe und sucht uns.“

Automatisch sieht auch Sarah zum Himmel und sucht nach dem grossen Drachen. Als Lecrams Blick auf Sarahs fragenden Blick fällt erklärt er ihr: „Als ich bewusstlos war reiste ich in die Steinwüste um Toron zu berichten dass ich Dracheneier gefunden habe. Er flog wohl sofort los und hat hier in der Nähe gewartet bis wir ihn brauchen.“

„Nett“, ist das einzige was Sarah zustande bringt.

Vermutlich versteht sie nicht genau aber nimmt es so wie es kommt, darüber ist Lecram sehr froh. Sie akzeptiert einfach.

Und dann ist Toron im Anflug und landet auf einem Stein.

Aus seiner Nüster bläht er weissen Rauch und Begrüsst Lecram Wortlos. Schliesslich hält Lecram nun Sarah seine Hand hin.

„Komm, Toron bringt uns zur Lichtung mit dem Roten Baum.“

Dieser Aufforderung kommt Sarah gerne nah.

Lecram geniesst den Flug in vollen Zügen und hält Sarah, die vor ihm sitzt, ganz fest an sich gedrückt. Er ist zwar immer noch etwas geschwächt aber die Freude am Fliegen mit seiner Sarah überwiegt alles andere. Auch Toron ist glücklich.

So landet Toron kurze Zeit später auf der Lichtung beim Rotbeerenblütenblatt Baum.

 

 

 

Sarah

 

Als die beiden abgestiegen sind unterhält sich Lecram noch kurz mit Toron. Dabei sieht sie genau das Lecram sich ausruhen sollte. Nichts desto trotz greift er ihre Hand und geht zielstrebig in Richtung Pelthaes. Wortlos, Hand in Hand, ziehen die beiden los. Kurz vor dem Pelthaes lässt Lecram sie los und geht vor ihr. Vor dem Pelthaes treffen sie auf Terin der sich von Samuna, mit dem Messer, gerade seine Glatze nachschneiden lässt.

Als Terin nun Lecram erspäht steht er hastig auf und möchte sich davon machen. Doch Lecram macht lediglich eine Handbewegung um Terin wie mit einem durchsichtigen Seil an einem Baum zu binden. Dabei denkt Lecram vor Wut seinen Nacken. Sarah sieht zu der verwunderten Samuna. So gibt Sarah ihr ein Zeichen sich zu ihr hin zu gesellen. Samuna nimmt Wortlos an und Sarah erkennt dass Samuna geschlagen wurde. Mitten ins Gesicht.

Terin versucht die Situation zu mildern. „Wie ich sehe habt ihr die Mutprobe bestanden. Gratuliere.“

Wieder dehnt Lecram seinen Nacken als er Antwortet: „Ein Kinderspiel. Doch ich denke ich bin mit dir noch nicht fertig. Warum zu Hölle hast du das getan?“

„Was meinst du mit Hölle?“

Sarah sieht wie Lecram tief Luft holt.

„Warum wolltet du uns tot sehen?“

„Das hast du falsch verstanden. Komm wir klären das bei einem Getränk gemütlich am Tisch.“ Terin scheint schon fast flehend.

„Ah. Denke nicht.“ Dann geht Lecrams Blick zu Samuna und er möchte wissen: „Habt ihr hier eine Gelegenheit um Verräter unter zu bringen?“

Doch Samuna verneint es. Sarah sieht wie es in Lecrams Kopf brodelt und er versucht einen Weg zu finden mehr von Terin raus zu kriegen.

In diesem Moment geht die Tür im Pelthaes auf. Elsila, Dila, Kol und Malek preschen aus der Tür. Doch Lecram mahnt die Gruppe mit einer Handbewegung stehen zu bleiben. Die Situation bleibt angespannt und Sarah erkennt wie Lecram immer schwächer wird. Also lässt Lecram die Zügel für Terin lockerer und der Klopft sich kurz als müsste er Dreck abstreifen.

„Mach jetzt kein Drama draus, ihr habt ja überlebt. Ich wollte nur Testen was in dir Steckt.“ Schiebt Terin nach.

„Sag mir aus welchem Grund du das getan hast.“

Mit diesen Worten geht Lecram einen Schritt näher an Terin heran. Zeitgleich schnappt sich Terin von seinem Rücken ein Messer doch Kol zischt als Fackel von hinten heran und bricht Terin das Genick. Sofort gleitet Terin mit dem Messer in der Hand zu Boden. Fassungslos sieht Lecram seinen Bruder an.

Sarah liest die Wut in Lecrams Gesicht. Für den einen Moment schluckt er die Wut wohl hinunter. Denn er wendet sich von seinem Bruder ab und geht zu Elsila den er mit einem Handschlag begrüsst.

„Auf der Lichtung wartet Toron der dich zu den Drahul und Laka, meinem Drachen, bringt.“

Fassungslos fasst der Hüne von Mann seine Hände an sein Gesicht. Die ganz glasig vor Freude werden.

„Sie leben?“

„Mopf ist am Leben, sowie Hauck und Flimm und einige andere auch. Wir werden alle in die Steinwüste verschieben. Toron weiss Bescheid. Beginnt mit der Verschiebung.“

„Wird erledigt.“ Mit diesen Worten geht Elsila sofort los. Er scheint die Wichtigkeit seiner Aufgabe verstanden zu haben.

Nur die anderen stehen Ratlos da. Bevor alle Lecram mit Fragen bombardieren hält er die Freunde in Schach mit: „Ich brauch etwas Ruhe, gebt uns Zeit.“

Sarah kommt näher und er nimmt sie an die Hand. Er geht mit ihr in ihr Zimmer hinauf und Sarah staunt als er für die Tür Schliessung einen Zauber benutzt.

„Was tust du da?“ Möchte sie genauer wissen.

„Ich brauche Schlaf und Erholung. Ausserdem hat mir Mopf dieses kleine Gefäss mitgegeben. Bitte gibt es auf meine Wunde. Aus diesem Grund habe ich die Tür mit einem Zauber versehen dass niemand hinein oder hinaus kann.“

Mit diesen Worten holt er ein Lederband das um seinen Hals hängt mit einem kleinen Gefäss hervor und hält es Sarah hin. Sarah begutachtet das kleine gläserne Gefäss. Als sie den Zapfen hinaus zieht riecht sie automatisch daran.

Ein bekannter Geruch, es ist die seltsame Flüssigkeit die in dem Beutel steckte. Also setzt sie sich aufs Bett wo er schon mit entblösstem Oberkörper liegt. Nun gibt sie diese Flüssigkeit darauf die sich sofort wieder einsaugt.

„Das gibt mal eine heftige Narbe.“

„War ja auch ein heftiger Sturz.“

„Geht es dir gut.“

„Ich brauch etwas Schlaf, legst du dich zu mir hin?“

Wie könnte sie seiner Aufforderung nicht nachkommen. Auch Sarah ist erledigt und froh dass vorerst alles im Lot ist. Warum er das Zimmer so gut verschiesst versteht sie allerdings nicht. Traut er denn keinem mehr?

 

 

 

Lecram

 

Es ist dunkle Nacht als Lecram erwacht mit Sarah im Arm. Er sieht ihr gerne wenn sie schläft. Ihr Gesicht ist in diesem Zustand so entspannt. Er liebt sie so sehr. Vielleicht sollte er ihr das auch mal sagen. Sachte steigt er über sie und zieht sein schwarzes Oberteil wieder an. Die Wunde schmerzt noch aber seine Kräfte sind ziemlich im Lot. Dass er stinksauer auf Kol ist wollte er Sarah nicht spüren lassen. Genau genommen muss er so oder so mit seinem Bruder ein ernstes Wörtchen sprechen. Mit seiner linken Hand fährt er durchs Haar und tritt zum Fenster um hinaus zu sehen. Als wüsste Kol dass eine Aussprache noch aussteht sitzt dieser unten angelehnt an einem Baum. Da staunt auch Lecram nicht schlecht. Kol überrascht ihn. Da öffnet Lecram einfach das Fenster und springt hinunter. Wie erwartet schmerzt die Wunde etwas als er unten ankommt, ist jedoch aus zu halten. Da Kol dieses Szenario beobachtete steht auch dieser auf und geht auf ihn zu.

„Ich nehme an du bist Sauer.“

Lecram dehnt seinen Hals. „Kann man so sagen.“

„Willst du mir jetzt eins Verpassen?“

„Besser nicht, ich könnte dir ja ausversehen das Genick brechen.“

Kol presst seinen Kiefer zusammen und seufzt auf.

„Es war kein ausversehen, er wollte dich…“ Lecram unterbricht, „Ich hätte es in den Griff gekriegt.“

„Du hast ja keine Ahnung wie es hier ohne euch los war!“

Mit seiner linken Hand Tippt Lecram an Kols Oberkörper. „Und du mein Freund hast keine Ahnung was wir durchgemacht haben.“

Die beiden sind so sehr beschäftigt dass sie Sarah nicht bemerken. Erst als sie ruft: „Kolen!“ Sehen beide zu ihr hin. Kols Gesicht zieht sich schuldbewusst zusammen. Lecram weiss dass Kol Sarah auf seine Weise liebt. Und in Sarah steht die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Langsam geht sie mit den Worten: „Warum hast du mir nicht erzählt dass sich die Quelle leert?“, an Kol heran. Und Kol presst erneut seinen Kiefer zusammen.

„Sarah, es gab keinen speziellen Grund es dir nicht zu erzählen. Es war damals einfach nicht die richtige Zeit. Es tut mir so leid.“

Dann fällt ihm Sarah um den Hals. Kol hält sie fest und haucht ihr ins Ohr: „Ich wollte das nicht. Es tut mir so leid.“

Lecram sieht den beiden geduldig zu bis er schliesslich einwendet: „Ich weiss nicht ob ich dir trauen kann.“

Harte Worte, doch genauso empfindet er in diesem Moment. Sofort lösen sich Kol und Sarah voneinander und sehen zu Lecram der mit verschränkten Armen da steht.

„Ja ich habe einen Fehler gemacht. Ich hätte Terin nicht gleich umbringen sollen. Verdammt Lecram ich hab impulsiv gehandelt.“

„Nun kriegen wir nie raus ob er alleine handelte oder ob noch was anderes dahinter steckte!“

„Lecram, ich hab’s verstanden“, erhebt Kol seine Stimme, „was kann ich tun damit du mir verzeihst. Ich gäb mein Leben für Sarah und dich. Das solltest du wissen.“

„Ich weiss es nicht“, mit diesen Worten setzt sich Lecram an einen Tisch und Kol sitzt ihm gegenüber ab.

In der Zwischenzeit geht Sarah hinein um etwas Trinkbares zu holen. Ausserdem hat sie Hunger und möchte mal sehen was so an essbares rum liegt.

Lecram sieht Kol direkt in die Augen.

„Erzähl, was hat Terin euch erzählt.“

„Nun…, er erzählte uns dass er euch in der Quelle nach Hilfe rufen hörte. Als er zu euch stiess war es jedoch schon zu spät für jede Hilfe.“

Lecram schüttelt seinen Kopf. „Er war da und hat uns keine Hilfe angeboten. Er hat meine Hände vom Stein weg geschlagen!“

„So was habe ich mir gedacht“, Kol seufzt, „doch ich hatte keinen Beweis und Schuldgefühle hatte ich auch da ich Sarah nichts von der Entleerung erzählt hatte.“

„Du hast wohl nicht damit gerechnet dass sie sobald die Quelle aufsucht.“

„Das ist keine gute Entschuldigung. Aber genau so war es“, schüttelt Kol seinen Kopf und fährt weiter, „Dila und ich spürten dass ihr noch am Leben seid. Behielten es jedoch für uns.“ Er sieht Lecram direkt in die Augen. „Terin war von diesem Zeitpunkt an der Ranghöchste und beanspruchte Samuna wieder für sich.“

„Er hat sie geschlagen.“

„Sieht so aus.“ Nickt Kol.

„Warum hast du dich nicht gewehrt? Du hättest ihn mit Leichtigkeit besieht. Ich versteh dich nicht.“

„Klar hätt ich das. Doch Terin war der Ranghöhere und da ich keine Beweise hatte dass ihr noch lebt wollte ich vorerst mitspielen. Dila und ich wollten die Clans nicht aufhetzten. Es ist nicht immer alles so einfach.“

Mittlerweile ist Sarah zurück mit Getränk und frischem Brot das wirklich gut schmeckt. Dankend lächelt er seine Sarah an. Dann wendet er seinen Blick erneut zu seinem Bruder.

„Kol, unsere Aufgabe als Drachenreiter ist zu schützen und nicht zu töten. Es wird immer jene geben die uns böses wollen. Damit musst du lernen um zu gehen. Der Tod sollte nicht leichtsinnig angewendet werden. Du bist noch zu impulsiv.“

„Verstehe.“ Kol überlegt. „Zu impulsiv für was?“

Da die Stimmung nicht mehr angespannt ist, schmunzelt Lecram. „Deinen eigenen Drachen.“

So erzählen Sarah und er abwechslungsweise ihre Erlebnisse bei der Quelle und den Drahuls - und Kol staunt nur noch mit offenem Mund.

Schlussendlich möchte Kol lediglich noch wissen: „Nimmst du Dila und mich mit in die Steinwüste?“

„Das werd ich mir überlegen.“

Mehr kann und will Lecram dazu noch nicht sagen. Genau genommen ist es sehr spät nachts und er, sowie Sarah, wollen sich zurückziehen um noch etwas zu Ruhen bevor der Tag anbricht. Denn Lecram weiss genau dass die anderen auch viele Fragen haben. So legt sich Lecram wieder hin mit Sarah im Arm. Sie möchte wissen: „Überlegst du dir wirklich Dila und Kol nicht mit zu nehmen?“

Lecram schmunzelt als er antwortet: „Du kennst mich besser.“

Jetzt schmunzelt auch Sarah und kuschelt sich in seine Arm Höhle. Und Lecram empfindet als sehr angenehm sie so im Arm zu halten. Beide tanken an einander auf. Schliesslich sind sie für einander bestimmt. Das ist mittlerweile auch ihm klar. Er hat nur viel länger dafür gebraucht wie sie.

 

 

Sarah

 

Als sie erwacht steht Lecram bereits wieder am Fenster und sieht hinaus. Dabei liegen seine Arme auf seinem Kopf. Das macht er immer noch wenn er überlegt und im Begriff ist Entscheidungen zu treffen. Bevor sie aus dem Bett steigt gähnt sie und streckt sich. Dann geht sie zu ihm und sieht ebenfalls raus.

„Es ist noch früh.“

„Ja.“ Er sieht sie dabei an. „Ich habe eine bitte an dich.“

„Die wäre?“

„Wenn sie es zulässt, kümmre dich um Samuna.“

Sarah nickt einverstanden und er erklärt weiter: „Ich werde mit Dila und Kol zur Steinwüste reisen. Dort lass ich die beiden unter der Obhut der Gargoyles und der Drachen.“

„Die Drahul und Sila sind ja auch noch dort.“ Ergänzt Sarah.

„Genau. Darum muss ich kurz darauf nach Veram um nach dem Rechten zu sehen. Möchtest du nach Trisyt?“

Daher weht der Wind.

„Du hattest wohl viel Zeit dir Gedanken zu machen“, schmunzelt sie als er sie direkt ansieht.

„Kann man wohl sagen.“

„Nein, ich begleite dich.“

Sein Lächeln ist sehr offen und er hat keine Einwände. Er möchte lediglich wissen: „Sind alle Schmerzen weg? Du humpelst überhaupt nicht mehr.“

Jetzt erzählt Sarah ihm, ihre Gesichte und erklärt dass sie nicht mehr reisen sollte, damit die Schmerzen nicht von vorne beginnen. Bevor er antwortet kratzt er sich am Hinterkopf wo seine kleine Platzwunde schon fast verheilt ist.

„Da ich Magie besitze würd ich nicht auf das Reisen verzichten, vielleicht kann ich die Blockade umwandeln.“

„Du traust dir sowas zu?“

„Keine Ahnung!“ Grinst er über das ganze Gesicht.

„Wollen wir runter?“

Runter zu gehen ist eine gute Idee. Zuvor möchte er jedoch sich kurz waschen und etwas anderes anziehen. Aus diesem Grund geht er kurz in sein Zimmer, was bei Malek und Nalem hinten ist, um sich um zu ziehen. Da dies eine gute Idee ist tut es Sarah auch und entschliesst sich für das grüne Leder Outfit. Ihr Haare hat sie bei dieser Gelegenheit auch kurz gewaschen. Sie ist bloss froh hat sie keine langen Haare, denn mit dieser einfachen Wasch Gelegenheit könnte sie es nicht, sie hat schon mühe ihre halblangen Haare darin unter zu kriegen. Zeit um die Haare zu schamponieren hat sie ihr nicht, dafür reicht das Wasser im Krug nicht. Ausserdem wäre die Waschschüssel zu rasch überfüllt wenn man nachwaschen möchte.

Da sie keine Ahnung hat ob Lecram sich schon zurecht gemacht hat geht sie einfach hinunter. Dort wird sie von A’bena herzlich empfangen. Auch Nalem und Malek sind überglücklich dass beide am Leben sind. Malek behauptet sogar: „Ich wusste ihr lebt!“

„Ach komm, du hattest auch keine Ahnung.“ Spricht Nalem aus was er denkt und Malek ergänzt: „Na gut, dann habe ich es gehofft.“ Beide strahlen und Sarah fühlt sich wohl. Wie sehr sie ihre Freunde vermisst hat fällt ihr erst jetzt auf. Malek erklärt das Lecram noch oben ist und etwas Zeit braucht. Vermutlich muss er seine Verletzung behandeln. Malek spricht leise zu ihr: „Sein Bauch sieht nicht gut aus. Das war Haarscharf!“

„Das war es und irgendwie hat es ihn verändert.“

So empfindet Sarah zumindest. Auf irgendeiner Art ist er zielstrebiger, als wüsste er genau wohin seine Reise führt. Im Gegensatz zu ihr selbst. Sie ist lediglich froh überlebt zu haben. War alles nur Glück oder war es Bestimmung? Man kann es drehen wie man will, schlussendlich ist es gut wie es gekommen ist. Als etwas später die Tür vom Pelthaes aufgeht, steht Samuna in der Türe. Sarah seufzt auf und geht, mit einem Tandra Tee, zu ihr hinüber.

„Geht es dir besser?“

Ein feines Lächeln. „Terin wird mir nie mehr ein Haar krümmen. Besser könnte es mir nicht gehen.“

„Es tut mir Leid.“

„Sarah bitte, kein Mitleid. Das bin ich mir nicht gewohnt. Es geht mir gut.“

„Was ist mit Unam?“ Möchte Sarah wissen und Samuna zuckt mit der Schuler auf: „Ich hatte gehofft ihn hier an zu treffen.“

Dann werden Samunas Augen traurig und sie fragt: „Sarah, was tu ich wenn Unam mich nicht mehr will.“

Sarahs Herz zieht es zusammen bei diesem Gedanken. Sanft nimmt sie Samuna in den Arm und fragt nach: „Wie kommst du bloss auf diesen dummen Gedanken.“

Nun schluckt Samuna. Da Sarah sieht wie schwer ihr die nächsten Worte fallen beschliesst Sarah ihr Gespräch vor dem Pelthaes zu führen. Draussen holt Samuna tief Luft und erklärt: „Ich bin nicht rein.“

„Was möchtest du damit ausdrücken?“

„Ich wollte das Bett mit Terin nicht teilen. Aber…“

Mehr Erklärung braucht Sarah nicht. Sie versteht, erneut zieht es ihr das Herz zusammen.

„Wenn Unam dich von Herzen liebt wird er dich nicht abweisen.“

Sarahs mitfühlender Blickt fällt auf Unam der mittlerweile ein paar Meter hinter Samuna steht. Samuna wird bewusst dass Unam hinter ihr steht als sie Sarah ansieht. Automatisch schlägt sie ihre Hände vors Gesicht und dreht sich langsam in Unams Richtung. Sarah fragt sich was in ihm vorgeht. In seinem Gesicht liest sie Traurigkeit, Wut und was wichtiger ist – Liebe!

„Nichts wird uns mehr trennen können.“

Als Unam diese Worte ausspricht fällt ihm Samuna weinend um den Hals. Auch Unam kämpft mit seinen Tränen.

 

 

 

Lecram

 

Da jedoch Lecram und Kol durch die Tür kommen fällt sein Blick auf Kol. Rasch löst er sich von Samuna und geht auf Kol zu mit finsterem Blick. Dann stösst Unam einige Fluch Wörter aus und prescht auf Kol ein. Kol wehrt sich nicht versucht ab zu wehren oder einfach ein zu stecken.

„Verdammt Kol, Wehr dich. Du hättest sie schützen müssen, du stehst einen Rang unter Terin!“ Mit diesen Worten schlägt Unam zum letzten Mal zu und fällt Kol anschliessend traurig um den Hals. Die beiden sind Freunde und haben gelitten, jeder auf seine Weise. Natürlich tut es Unam Leid auf Kol eingeschlagen zu haben, doch für ihn war es in diesem Moment das richtige. Als Unam mit Samuna und Sarah sich ins Pelthaes zurückziehen um etwas zu essen spricht Kol zu seinem Bruder: „Wie du siehst war ich dieses Mal nicht impulsiv!“

Mit dem rechten Handrücken fährt Kol über die Lippe und wischt sich das Blut weg. Doch Lecram grinst lediglich und erwidert: „Ach komm, diese Prügel hast du verdient und das weisst du genau. Sonst hättest du nicht eingesteckt.“

Da vorerst alles gesagt ist gehen die beiden ebenfalls hinein. Dabei Lächeln sie breit. Zwei vom gleichen Schlag!

Drinnen erspäht Lecram Dila die hinter der Theke steht und ihn mustert. Er hält ihrem Blick stand, geht zu ihr hin und nimmt sie in den Arm. Dila, seine kleine Schwester! Auch sie hat ihm gefehlt. In diesem Moment fühlt er sich komplett. Fast alles was er braucht ist in diesem Moment im Pelthaes. Die Geschwister Dila und Kol der A’bena im Arm hält. Dann Sarah und ebenso Unam mit Samuna. Ausserdem Malek und Nalem. Genau genommen ist das seine Familie. Eine Gruppe Gefährten die er zum Teil noch nicht lange kennt, denen er jedoch vertraut.

Sarah die neben ihm steht nimmt seine Hand und fragt: „Du siehst nachdenklich aus.“

Liebevoll küsst er sie auf die Stirn.

„Ja, es geht mir einiges durch den Kopf und einiges macht jetzt auch Sinn.“

„Muss ich das verstehen.“

Ein offenes Lächeln. „Noch nicht.“

„Und wie geht es dir gesundheitlich?“

„Von Tag zu Tag besser.“

Sanft drückt sie seine Hand. „Willst du bei Elsila helfen?“

Jetzt sieht er sie direkt an. „Sila und Toron werden zuerst einen Plan schmieden. Die packen das schon.“

„Und wo sollen Dila und Kol ihre Drachen erwachen lassen?“

„Das ist die Frage die ich mir auch stelle. Da stehen noch einige Gespräche an.“

„Na dann leg los“, schmunzelt Sarah.

„Gib mir noch etwas Zeit.“ Ein liebevoller Blick. „Kann ich dich hier zurück lassen? Möchte etwas frische Luft schnappen.“

Da sie nickt geht er ohne Kommentar raus. Er braucht frische Luft. Es tut gut. So schlendert er einen schmalen Weg entlang des kleinen Bächleins. Er staunt wie sich die Natur jetzt erholt. Jetzt da die Fronten zwischen Sarah und ihm klar sind heilt die Natur. Die Bäume sind immer noch geschwärzt, einige Tragen beginnende Blätterknospen. Ausserdem wächst langsam grünes Moos zwischen den Ästen und Steinen. Am Wasser bleibt er stehen, kniet hin und legt seine Hand auf den moosigen Untergrund. Dabei schliesst er seine Augen und spürt die Natur. Ausserdem muss er grinsen als er sanft spricht: „Willst du mich begleiten?“ Sein Blick geht nach hinten zu Sarah die sich zu ihm hinkniet und ihn fragend ansieht. Vermutlich sieht es seltsam aus was er hier macht. So erklärt er ihr: „Fühl den Boden, fühl wie sich die Erde erholt.“

Automatisch hält Sarah auch ihre Hand auf das Moos neben Lecram. Unter ihrer Hand beginnt das Moos saftig grün zu werden. Erstaunt sieht sie ihn an der auch staunt. Auch als er seine Hand weg nimmt ist das Moos unter Sarahs Hand immer noch saftig grün. Dann raschelt es auf der anderen Seite des Bächleins und ein Wilder Haase taucht auf. Irgendwie sieht er putzig aus wie er da steht und die beiden mustert. Mit einem riesigen Satz landet der Wilde Haase neben Sarah und schnuppert an ihr fast so als wäre er ein Hund. Danach hoppelt er weiter.

„Was ist das?“, Fragt Sarah mehr sich selbst als ihn. Doch Lecram antwortet: „Du bist Erdgebunden. Darum löst die Portalreise bei dir eine Blockade. Du bist das Leben.“

Die beiden stehen auf uns Sarah spricht sanft: „Das kannst du gar nicht wissen.“

„Stimmt“, er schmunzelt, „macht jedoch Sinn. Irgendwie.“

Sanft nimmt er ihren Kopf zwischen die Hände und zieht sie an sich um sie zu küssen. Er kann ihr Herz hören das plötzlich zu rasen beginnt. Wie schnell er sie doch aus dem Gleichgewicht bringen kann. Ob sich das je ändern wird? Natürlich gibt sich Sarah dem Kuss hin. Es ist ein langer, zärtlicher und aufrichtiger Kuss. Der Kuss drückt all die Gefühle aus die er schon lange zurück gehalten hat.

 

Sarah

 

Sarah rückt ein Stück näher an ihn ran. Seine zärtlichen Lippen die darauf drängen dass sie ihren Mund öffnet um im Einlass zu gewähren. Wie einfach er es ihr plötzlich macht ihn zu lieben. Nach einigen süssen, wundervollen Küssen bricht er sanft um seine Stirn gegen ihre zu drücken. Dabei sehen sie sich direkt in die Augen und Sarah ist seltsamerweise sehr berührt über seine Zärtlichkeit.

„Was ist bloss mit dir da unten geschehen?“

Er küsst sie sanft auf die Stirn, dabei hält er ihre Hände.

„Ich war schon fast auf der anderen Seite und dass ich noch nicht gehen durfte ist mir nun klar.“

„Ehrlich, für mich sprichst du in Rätsel.“

Sie versteht kein Wort von dem was er sagt und er grinst nur Breit.

„Es gibt Dinge die kann man nicht erklären. Die fühlt man nur, so wie die Liebe zu dir.“

Sarah hat das Gefühl ihr zieht es den Boden unter den Füssen weg. Sie kann nicht anders, sie ist Glücklich und lächelt offen. Nun gehen die beiden ein Stück dem Bach entlang bis Sarah nachhackt: „Wohin gehen wir?“

Es scheint fast als hätte sie ihn aus den Gedanken geholt denn er sieht sich kurz um und gibt auf die Frage antwort: „Du hast Recht, wir sollten zurück. Wir haben einiges zu klären.“

Auf dem Rückweg fallen ihnen die Vögel auf die oben in den Baumwipfeln sitzen und ihren Geschichten erzählen. Dann steht plötzlich Brenda vor ihnen und Sarah erschrickt im Gegensatz zu Lecram der sie wohl schon hören konnte.

„Hallo Brenda.“ Ist seine kurze Begrüssung und Sarah nickt.

„Hallo, geht ihr ins Pelthaes?“

„Ja.“

„Dann schliess ich mich an.“

Mehr haben die beiden einander nicht zu sagen. Und Sarah staunt wie Wortkarg beide sind. Die kleine Gruppe geht hintereinander bis Lecram das Schweigben bricht.

„Elsila ist unterwegs zur Steinwüste, für den Fall dass du ihn suchst.“

Brenda sieht kurz nach hinten. „Er wird schon wissen was er zu tun hat. War das Deine Idee?“

„Ja. Ich wird es auch Dila und Kolen vorschlagen.“

Genau jetzt bleibt Brenda stehen und dreht sich zu ihm.

„Ich spüre dass meine Kinder diesen Teil von Malon verlassen müssen. Die beiden haben, wie du selbst, ein Erbe an zu treten. Wenn es das Richtige ist müssen sie ihren Weg gehen.“

Nun hat Sarah das Gefühl zu verstehen weshalb Brenda aufgetaucht ist. Sie möchte sich auf irgendeine Weise von ihren Kindern verabschieden. Brenda sieht besser aus, irgendwie ausgeruhter. Da im Moment alles gesagt scheint die kleine dreier Gruppe weiter bis sie im Pelthaes ankommen. Dass Lecram zurück und am Leben ist muss sich um gesprochen haben.

Denn das Pelthaes ist voll!

So viele merkwürdige Gestalten und Clan Oberhäupter hat Sarah noch nie auf einmal gesehen. Das veranlasst Lecram dazu eine kurze Ansprache zu halten. Was nicht zu seinen Stärken gehört. Kurz erzählt er davon dass er die verlorenen Drachen gefunden hat und sie nicht erschrecken mögen wenn ihnen Toron begegnet. Toron sei ein Freund, auch wenn er furchteinflössend wirkt. Er erzählt ihnen auch dass er abreisen wird um die Drachen sowie zukünftigen Drachenreiter zu schulen und sich dieses Land erholen wird. Da viele der Anwohner unheilbringende Drachen und Drachenreiter nur noch aus Geschichten kennen sind sie misstrauisch. Dafür hat Lecram Verständnis, und mahnt, es brauche Zeit. Nach der Ansprache helfen alle Freunde mit im Pelthaes. Viele Gäste brauchen viele Angestellte. Im Grossen und Ganzen schlagen sich alle gut und sie haben einen erfolgreichen Tag zu verbuchen. Sarah geniesst es keine Schmerzen mehr zu haben, es ist seltsam wie rasch man sich daran gewöhnt.

Nalem kann sich wohl heute Abend nicht über zu wenig Umsatz oder Tauschmaterial beklagen. Als die letzten Gäste gehen ist Sarah ziemlich erledigt und schläft quasi schon fast im Stehen ein. Doch sie reisst sich zusammen da Lecram die Gefährten bittet: „Hey, bitte bleibt alle hier. Ich möchte gerne mit euch allen sprechen.“

So sitzen alle neugierig hin. Auch Sarah ist gespannt was er zu erzählen hat.

„Ich möchte euch alle bitten in die Steinwüste zu kommen.“

Malek und die anderen verstehen nicht ganz. Aus diesem Grund fragt Dila nach: „Dass du Kol und mich dabei haben möchtest ist uns klar. Doch warum die anderen?“

 

 

Lecram

 

Dass seine Gefährten Fragen haben war ihm klar. Aus diesem Grund nimmt er sich Zeit: „Als ich die Eier gesehen habe, da sah ich deutlich die Drachen von Kol und Dila die warten aus dem Ei zu schlüpfen.“ Ein leises Raunen geht durch die Gruppe, dann fährt Lecram weiter: „Andere Eier hielt ich für Tod. Doch jetzt wird mir klar dass diese Eier nur warten.“

„Und auf was warten sie?“ Fragen Malek und Unam praktisch zur selben Zeit.

„Es ist eine neue Zeit angebrochen und die Drachenreiter finden zusammen. Ich sehe euch als treue Begleiter und als angehende Drachenreiter.“ Er macht eine kurze Pause als er jedem kurz ins Gesicht blickt. „Wenn ihr es annehmen wollt.“

Nalem versucht zu verstehen: „Also wir alle sollen Drachenreiter sein?“

„Nicht von Geburt aus, aber durch eure Treue zu mir und Sarah könntet ihr Drachenreiter werden.“

Samuna, Unam, Malek sowie Nalem und A’bena sind ratlos. Lecram kann es spüren wie es in ihren Köpfen brodelt. A’bena ist die erste die sich dazu äussert: „Wenn du denkst ich bin deiner würdig nehme ich es an. Es trennt mich nichts mehr von euch.“

Lecram nickt Lächelnd und ist froh über diesen Bescheid. Die Elbin wird eine Bereicherung sein. Unam ist der nächste der spricht: „Eine grosse Aufgabe.“

„Gewiss.“

„Lass mich diese Nacht mit Samuna besprechen. Ich kann dir im Moment keine Versprechungen machen.“

„Kein Problem, versteh ich“, so geht Lecrams Blick zu Malek und Nalem.

Malek möchte genaueres wissen: „Bitte erzähl uns was du von uns erwartest. Wo werden wir leben.“

 

 

 

Hier muss ich die Geschichte beenden. Wer den Schluss wissen möchte ...., bei mir melden oder Buch kaufen ;-) Vielen Dank für das Interesse an diesem Buch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 23.12.2015

Alle Rechte vorbehalten

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