Beim Liebesspiel ist es wie beim Autofahren. Die Frauen mögen die Umleitung – die Männer die Abkürzung.
Jeanne Moreau
Die Autorin im Internet: www.gerigkbuecher.de.vu
Für alle Menschen die immer noch an die grosse Liebe glauben können.
Prolog
Wenn Frau ganz genau weiss: „Ich heirate eines Tages meinen Traummann und will unbedingt Kinder.“
Dann sucht Frau in der Regel gezielt nach einem geeigneten Partner der, gesetztenfalls, der Vater der gemeinsamen Kinder sein sollte. Sie lässt sich nicht auf halbe Sachen ein.
Unsichere Männer die nicht wissen was sie wollen werden sofort ausselektiert. Zu lange hinhalten lässt Frau sich dann auch nicht, sie fackelt nicht lange!
Diese Typen von Frauen sind stark und selbstbewusst.
Nichts für Jedermann.
Zu Beginn einer solchen Suche hat Frau, so etwas wie eine Liste mit pro und kontra steht’s in ihrem Kopf präsent. Eine Liste die sie jederzeit abrufbereit hat. Diese Liste beinhaltet, Angewohnheiten und Aussehen des perfekten Mannes, die dafür oder dagegen sprechen um sich mit dem Mann einzulassen. Wobei auch erwähnt werden sollte dass Frau, umso länger eine solche Suche dauert, eben auch mal Kompromisse eingehen muss. Auch die Frau ist ab und zu noch lernfähig, durchaus auch sehr anpassungsfähig.
Es gibt verschiedene Frauen Typen. Die Frau die Männer Komplet umkrempeln will hat es schwer da sie sich auf dem falschen Pfad befindet. Früher oder später springen ihr die Männer ab!
Dann sind da noch die aufopfernden Typ von Frauen die sich derart an ihrem Partner anpassen und sich nicht selbst treu bleiben. Nach der ersten, zweiten oder dritten Verliebtheit brechen diese Frauen dann vielleicht wieder aus und niemand versteht aus welchem Grund. Dabei haben sie nur zu sich selbst gefunden.
Die beste Variante ist wohl doch diejenige, wo Frau sich selbst bleibt und zu Kompromissen fähig ist. Daraus entsteht eine gleichberechtigte Partnerschaft. Wenn Frau dann auf die einmalige und einzigartige Liebe trifft und diese tatsächlich erwidert wird, fühlt sie sich einfach grossartig und glücklich. Sie fährt sozusagen auf der Überholspur. Und wenn dann alle Fronten geklärt sind und die Liebe das Band hält steht einer Traumhochzeit auch nichts mehr im Weg. Und wenn dann gemeinsam entschieden wird zu heiraten wird sie in ihren Vorbereitungen wohl kaum mehr zu bremsen sein.
Man(n) darf sich in dieser Zeit ruhig etwas zurücklegen. Sollte sich aber die Zeit nehmen um aufmerksam zu bleiben. Denn ein zwei Entscheidungen müssen zusammen getroffen werden.
Was für eine schöne, hecktische Vorbereitungszeit.
So - Gott - will!
Falls aber der zukünftige Bräutigam kurz vor Heirat seiner Zukünftigen beichtet dass er keine monogame Beziehung eingehen kann wird’s – nenne wir es mal: unschön.
Wenn dieser un‘monogamer Bräutigam Glück hat, hat er in seiner Zukünftigen Braut vielleicht eine gleichgesinnte gefunden die tatsächlich dieselbe Neigung hat. Doch das ist wohl ein eher kleiner Prozentsatz. Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass die Frau diese Neigung nicht teilt. Dann fallen wahrscheinlich schlimme Wörter und es kommt zur sofortigen Trennung.
Ob eine Freundschaft zwischen diesem Mann und der Frau weiter entstehen kann, kommt wohl auf die beiden an. So nach dem Motto: wir sind Erwachsen und hatten auch schöne Zeiten. Da liegt wohl die Betonung auf hatten.
Auch wenn Frau tief in ihrem Inneren weiss es ist besser dass ihr Ex noch vor dem Altar gebeichtet hat hilft ihr das in diesem Moment nicht viel. Denn die Wut und der Schmerz überwiegen den Verstand.
Wenn also Frau (nun schon über 30Jahre) ihre besten Jahre damit verbracht hat mit ihrem, angeblichen, Traumpartner zu leben wird ihr schlagartig Bewusst ist dass sie nun ihre besten Jahre vergeudet hat. Also bleibt Frau nichts anderes übrig als ihren wachen Verstand in Betrieb zu setzten. Sie hat nun die Wahl ihren Traumpartner über ein Partnervermittlungsbüro zu suchen oder sich ihrem Schicksahl zu stellen.
Kariere
In Samanthas, kurz Sam‘s, Fall ist das so; dass sie ihr Schicksal nun selbst in die Hand nahm.
Ja, sie ist eine zielstrebige Frau die nicht daran dachte dass ihr Lebenspartner sie betrügen kann. Ihre Beziehung schien perfekt! Sam hat wirklich gedacht den richtigen Mann für die Ehe gefunden zu haben. Nachdem er sie jedoch betrogen hat, hat sie ihn stinksauer aus der gemeinsamen Wohnung geworfen. Danach musste sie sich entscheiden was sie mit ihrem weiteren Leben machen will.
Sich in ihrer Trauer suhlen?
Soll sie sich bis ans Lebensende bedauern?
Soll sie es mal mit einer Frau versuchen?
Frauen WG? Lesbisch?
Sie entschied sich ganz anders.
Sam schwor einer festen Beziehung ab. Niemals will sie wieder einen Mann so nah an sich heran lassen. Sie nützt die Gelegenheit und nimmt ihren ganzen Mut zusammen um sich selbständig zu machen.
Für eine Beziehung ist also kein Platz mehr vorhanden.
Wie praktisch!
Während ihre besten Freundinnen Esra und Melissa damit beschäftigt waren zu heiraten und eine Familie zu gründen hatte sie sich in eine andere Richtung bewegt. Über die Liebe hatte Sam lange nachgedacht. Sie ist der festen Überzeugung dass sie und ein Mann wohl nicht zusammen leben können. Genau genommen möchte sie keine derartigen Schmerzen mehr erleben. Zu Beginn einer Beziehung ist es spannend aufregend und sexy. Die Endtäuschung danach braucht sie nicht mehr!
Tja und Kinder…, die will sie nun auf keinen Fall mehr.
Gotte sein zu dürfen reicht ihr Komplet.
Für ihre Freundinnen freut sie sich aber umso mehr. Und anhand von Melissa und Esra sieht sie rasch dass es in einer Partnerschaft nicht darauf ankommt sich besser zu verstehen und sich aufzugeben. Wirkliche Liebe, Vertrauen und einander zu ergänzen reicht bei weitem aus. Dass ihre Freundinnen eine solche Beziehung führen macht sie glücklich.
Nichts desto trotz schwor Sam glücklich zu bleiben ohne ein männliches Gegenstück. Vielleicht mal ein One Night Stand aber ohne langfristigen Gefühle! Gegen Sex hat sie ja keine Einwände. Gewissermassen mal Sex ohne Herzschmerz! Wobei Sam eigentlich nicht der Typ für ein One Night Stand ist…
Etwas widersprüchlich aber sie redet es sich zumindest ein.
Als Sam sich dann mal, zufälliger Weise, in einen Sex-Shop begibt und sich tatsächlich vorsichtig einen Dildo genehmigt…
Da findet sie überrascht heraus dass es durchaus etwas Befreiendes hat seinen Körper selbst zu entdecken.
Sie ist also auf keinen Mann angewiesen.
So lebte die zielstrebige Karriere Frau also mit sich und ihrem Sexspielzeug glücklich und zufrieden bis der Tod sie scheidet.
Aber nicht doch, wir sind noch nicht am Ende dieser Geschichte…
Ein Brief …
Samantha – kurz Sam - strampelte sich gerade mit ihren Freundinnen beim Spinning ab. Die Musik ist rassig und der Schweiss läuft Sam an der Schläfe hinunter. Wie immer hat Sam ihre langen blonden Haare hinten zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden und trägt heute ihr schwarzes Outfit mit ihren weiss pinken Sneakers. Kurz vor Schluss fällt ihr Blick zu ihrer Freundin Melissa und dann zu Esra. Die Freundinnen lächeln einander angestrengt zu und dann geht’s wieder ab in die Pedale. Das Finale ist in Reichweite!
Auf zum sogenannten Endspurt.
Die drei Freundinnen treffen sich, wenn immer möglich, einmal in der Woche, zum Spinning Kurs. Meistens Montag. Sie sind da recht Flexibel, ohne an und abmelden. Wer Zeit und Lust hat kommt an den Kurs, ansonsten fehlt man eben mal. Das ist kein Ding. Vor allem machen sie einander keine Vorwürfe. Schliesslich hat jeder seinen Tagesablauf und es kann immer etwas dazwischen kommen. Vermutlich ist die Akzeptanz, einander so zu akzeptieren wie man ist, ihre Stärke. Die drei sind unkompliziert und auch mal direkt zu einander. Was durchaus bedeuten kann dass sie hitzige Diskussionen führen können. Ausserdem haben sie gelernt dass sie nicht immer derselben Meinung sein müssen.
Je nach Befinden gehen sie, nach dem Training, zusammen in die danebenliegende Snack-Bar mit dem Namen Trixie‘s. Diese Zeit geniessen und schätzen sie sehr.
Kaum ist das heutige Spinnig fertig schnappt sich Esra ihr Handtuch und erklärte: „Hey Mädels, ich bin schon weg... Habe ein krankes Kind zu Hause. Wartet also nicht auf mich. Tschü...“
Und schon ist Esra um die Ecke verschwunden.
Sam sieht automatisch zu Melissa hinüber.
„Und was ist mit dir? Wollen wir zwei noch ins Tixie?“
„Heute lieber nicht.“ Sie rümpft ihre Nase. „Morgen beginnt die Schule und die Zwillinge ziehen bestimmt an Benedikts Nerven. Entschuldige...“
„Kein Problem. Grüsse an deinen Göttergatten“, lächelt Sam ihre Freundin an. Die beiden umarmen sich bei der Verabschiedung und Sam sieht ihr nachdenklich nach. Ihre Freundinnen sind eben ziemlich Familiär, im Gegensatz zu ihr selbst.
Die temperamentvolle Esra und ihr ruhiger, in sich gekehrter Mann Emilio mit ihrem 2 Jährigen Wirbelwind, der zwischendurch mal auf den Nahmen Lorenzo hört. Esra hat mit dem kleinen viel zu tun. Trotzdem liebt sie ihn über alles. Ausserdem ist Esra immer gut gekleidet und lässt sich nie hängen. Sie trägt ihr schwarzes Haar kurz und pflegeleicht. Genau genommen ist Esra wohl geformt und ihre rundliche Figur mit ihren tollen Brüsten kann sie super Sexy betonen da sie gut proportioniert ist. Das besondere an ihrer Freundin ist das Esra jeden so an nimmt wie er ist. Ihr Mann Emilio ist der Typische Italiener. Schwarzes Haar und schöne braune Augen. Er arbeitet als Geschäftsführer in einer Weinhandlung. Dadurch dass Esras Mutter in der Nähe wohnt ist es ihr trotzdem möglich noch 40 Prozent zu arbeiten. So wie Esra beschreibt, geniesst sie diese freie Zeit doch sehr. Bei der Arbeit tankt sie sozusagen irgendwie wieder auf. Das zusätzliche Einkommen kommt Esras Familie natürlich sehr entgegen und sie können sich dadurch eine Putzfrau leisten.
Dann wandern Samanthas Gedanken zu Melissa und Benedikt. Melissa ist sehr gross und hat langes Mahagoni farbenes Haar mit grünen Augen und Sommersprossen. Sie ist so der ländliche Typ Mensch. Durch ihre Grösse sieht sie immer gut aus, egal was sie an hat. Figur Probleme kennt sie irgendwie auch nicht. Sie war früher eine gute Schwimmerin das sie ab und an immer noch gerne tut. Ihr Kleidungsstiel ist legere und bequem. Bei besonderen Gelegenheiten auch mal elegant – oder wenn es ihr danach ist. Ihr Mann Bededikt hat blondes Haar und braune Augen – Brillen Träger. Er arbeitet auf der Bank und trägt gerne Anzüge. Privat ist er jedoch meistens in Jeans zu sehen. Sam mag Benedikt (Ben) sehr, er ist der ruhige Stille Pool in der Familie. Die beiden haben zwei Liebeswerte Zwillingsmädchen die sich wirklich zum Verwechseln ähnlich sehen. Hübsche schlanke Mädchen mit roten Haaren, grünen Augen und Sommersprossen. Diese Mädchen haben es Faustdick hinter den Ohren. Ihre Mutter Melissa ist mit Haut und Haare Hausfrau und Mutter. Als hätte es nie etwas anderes für sie gegeben. Für Melissa kam es gar nicht in Frage dass sie zusätzlich arbeitete. Sie widmete sich ganz der Familie und ist so sehr glücklich. Ausserdem ist sie eine super Köchin, kochen ist eine Leidenschaft von ihr. Sam hat noch niemanden gesehen der so viel Geduld aufbrachte wie ihre Freundin Melissa. Dafür bewundert Sam ihre Freundin.
Bald werden die Zwillinge; Jo (Johanna) und Lena (Magdalena) bereits 10 Jahre alt. Die zwei sind schon richtige kleine „Fräulein“. So rasch vergeht die Zeit. Auch für Sam ist es ab und an mal schwierig die Mädchen voneinander zu unterscheiden. Von Jo ist Sam nämlich stolze Patentante. Ihr sind jedoch beide Mädchen ans Herz gewachsen.
Da heute Abend leider beide Freundinnen für Sam keine Zeit haben um etwas zu tratschen bleibt Sam nichts anderes übrig, als frisch geduscht, in den nächsten Bus zu steigen.
Gut gelaunt geht sie die letzten Schritte bis zu ihrer Wohnung. Sie wohnt am Stadtrand. Wohnt im oberen, vielleicht etwas nobleren Teil der Stadt. Hier eine Wohnung zu finden war gar nicht so einfach. Irgendwie war sie zur rechten Zeit am rechten Ort und konnte sich eine solche Wohnung ergattern.
Wobei ihre Freundin Melissa heute noch behauptet das verdankt sie ihren schönen blonden Haaren und den treuen blauen Augen. Der Liegenschaftsverwalter soll eine Schwäche für sie gehabt haben. Das bringt Sam jedes Mal zum Lächeln wenn sie daran denkt. Denn von einer Schwäche für sie bekam sie nichts mit, es kam nie zu einem Date oder dergleichen.
Sam geniesst die Bequemlichkeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln überall hin zu kommen. Klar besitzt sie ein kleines, schickes Auto. Ihr Nissan ist schön weiss und sie achtet stets darauf dass es auch sauber und gepflegt bleibt. Sie geht regelmässig ihr Auto reinigen. Doch wenn möglich bleibt ihr Wagen einfach in der Garage stehen. In der Stadt findet sie eh keinen Parkplatz. Einen Parkplatz in der Innenstadt zu mieten erachtet sie nicht als Sinnvoll.
Nie im Leben hat sie erwartet dass Selbständigkeit im Beruf ihr so viel geben kann. Ihr Geschäft ist mittlerweile recht anspruchsvoll geworden. Manchmal fragt sie sich wie sie das nur so gut hinbekommen hat. Ja, sie ist wirklich stolz auf sich selbst. Sie hat nach der Trennung von Philipp ihren Kopf aus dem Sand gezogen und das Beste für sich gemacht. Nach einigen Ausbildungen hat sie hat ein Angebot von verschiedenen Kursen im Bereich Firmen Coaching erstellt. Schliesslich hat sie nicht ohne Grund eine gute Grundausbildung und diverse Zusatzkurse belegt. Ihr Geschäft bietet verschiedenen Kurs Angebote in einer Art Modul für grössere Firmen um die Mitarbeiter zu schulen. So konnte Sam mit der Zeit auch Angestellte für sich arbeiten lassen. Im Moment besteht ihr Team aus Paula der kleinen rundlichen Teilzeit Büroangestellten die wirklich sehr zuverlässig ist. Eine treue Seele.
Dann gibt es da noch die junge Steffi und den lustigen, immer gut gelaunten Marco die auch im Coaching tätig sind. Ihre Angestellten arbeiteten streng nach Sams Modulen. Ein Abweichen gilt nicht!
In der Wohnung angekommen, nimmt Sam die Post aus dem Briefkasten und schliesst gleichzeitig die Wohnungstür auf. Die Post wirft Sam, wie immer, auf die alte Kommode die in der Diele steht. Als erstes lässt sie in der Küche die Kaffeemaschine an und sieht aus dem Fenster. Ihre drei Zimmer Wohnung ist sehr hell und freundlich. Ihre Einrichtung ist ein Mix von alten antiken Möbeln bis hin zum Designer Teil. Ausser den antiken Möbeln ist der Rest der Möblierung in hellen Tönen abgestimmt. Weiss ist ihre absolute Lieblingsfarbe. Das spiegelte sich immer wieder in ihrer Kleidung. Da ihre Wohnung oberhalb der Stadt liegt geniesst sie einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt. Sie lässt den Blick schweifen und freut sich darüber dass die Tage bald länger werden. In einer warmen Sommernacht auf ihrer Terrasse zu sitzen und die Lichter an zu sehen ist hübsch. Wirklich eine der besten Wohnlagen. Und dann noch im Parterre mit einem kleinen Garten. Auf ihren grosszügigen Gartensitzplatz, mit Pergola und Trauben daran – die sie selbst gezogen hat -, ist sie sehr Stolz. Denn ausser den Trauben besitzt Sam keine weiteren Pflanzen. Dafür fehlten ihr einfach die Zeit und auch die Lust. Ihrer Meinung nach hat sie überhaupt keinen grünen Daumen. Ihr einen Blumenstrauss zu schenken ist eher schade ums Geld. Wobei das die meisten Typen nicht davon abhält ihr einen Strauss zu kaufen. Dann sind sie auch noch eingeschnappt wenn die Blumen nicht lange halten.
Anschliessend schlenderte Sam ins Badezimmer und legte ihre verschwitzten Trainingssachen zur Wäsche. Sie gähnt und bemerkt dass sie doch auch etwas müde ist. Schliesslich lümmelt sie sich in ihren weissen Hausanzug da sie für heute Abend gemütlich vor den TV sitze möchte. Dann lässt sie sich einen Kaffee raus und schlendert sie zu ihrem weissen Sofa und nimmt die hübsche kunterbunte Patchwork Decke die sie mal von Melissa bekommen hat um sich darin ein zu kuscheln. Da die Decke ein Geschenk war stört es Sam nicht dass sie in allen Farben Bunt schillert. Genau genommen liebt sie diese wunderschöne Decke. Ein hübsches und für sie ein sehr persönliches Geschenk.
Dann schaltet Sarah das TV Programm rauf und runter, dabei kreisen ihre Gedanken bereits wieder um den morgigen Tag. Im Prinzip freute sie sich bereits auf den Morgigen Tag. Denn Montag ist Sitzung Tag. Jeden Montag werden die neuen Aufträge verteilt. Und besprochen was sonst noch so ansteht. Montag ist ein sehr ruhiger Tag an dem Sam, nach der Sitzung, viel Büroarbeit aufarbeiten kann. Da sie sich heute Abend für kein Fernsehprogramm entscheiden kann stellt sie den TV ab und schlendert gut gelaunt zur Küche um sich nach etwas Essbarem umzusehen. Sarah geniesst es auf dem Parkett Barfuss zu laufen. Schliesslich öffnet sie ihren Kühlschrank und rümpft die Nase – da ist nix drin. Der leere Kühlschrank erinnert sie daran dass sie bei Gelegenheit einkaufen muss.
Da klingelte es drei Mal kurz hintereinander an der Haustüre und Sam grinst automatisch über ihr ganzes Gesicht. Sie hat da schon so eine Ahnung wer das um diese Zeit noch sein könnte.
Dann ruft sie, immer noch lächelnd: „Ist offen... Komm rein.“ Und schon steht der grosse, schlaksige, gutaussehende Mann vor ihr. Rasch gibt er ihr einen Kuss auf ihre rechte Wange zur Begrüssung, nachdem er die Türe mit seinem Fuss, hinter sich schliesst. Schliesslich hat er ja noch zwei Pizza Kartons in der einen Hand.
„Hallo Schatz. Habe Pizza mitgebracht.“
„Hi Cyril, wird das jetzt zur Gewohnheit dass du jeden Sonntag hier auftauchst?“ Lächelt sie immer noch. Doch genau genommen freut sie sich über seinen Besuch.
„Ah… nein, eher nicht. Ich bin nur wieder solo.“ Zuckt seine Schulter auf.
„Oh…, tut mir Leid. Dein Manuel hat eigentlich einen guten Eindruck auf mich gemacht.“
„Von wegen“, winkt Cyrill ab als er die Pizza auf dem Küchentisch ablegt, „der hat mich betrogen mit einem 10 Jahre jüngeren... Angeblich keine grosse Sache, es sei ein Ausrutscher gewesen.“ Er rümpft seine Nase die sich kräuselt, „Aber wem erzähle ich das. Du hast ja deine eigenen Erfahrungen damit gemacht.“
Sam stöhnt mitfühlend: „Tja, kommt mir durchaus bekannt vor“, sie ausserdem automatisch ihre Augenbrauen zusammen, „auch du wirst nicht jünger. Männer sind eben Schweine.“ Sarah schmunzelt und Cyril lacht kurz auf. „Danke für dein Mitgefühl.“
Beide grinsen breit. Nicht dass Samantha Cyril als Frau sieht. Er ist wirklich sehr männlich und sehr gutaussehend. Manche Frau hat ihn schon angemacht. Schliesslich ist er hoch gewachsen, hat eine gute Figur und ist immer sehr zuvorkommend. Ja er achtet sehr auf sein Äusseres. Er ist immer eine hübsche und gepflegte Erscheinung. Aber in Anbetracht dass er Schwul ist hat er seltsamerweise dieselben Männer Probleme wie sie selbst.
Nach der Begrüssung und als das wesentlichste gesagt ist sitzen die beiden an den kleinen weissen Esstisch – der für 4 Personen Platz hat - der in der Wohnküche steht und essen die Pizza‘s die Cyril mitgebracht hat. Beide stehen auf Pizza Gorgonzola! Sarah hat dazu einen leichten Primitivo geholt und schenkt ein.
Cyril bedankt sich und die beiden stossen an bevor sie einen Schluck nehmen. Danach unterhalten sie sich zwanglos um jenes und dieses. Sam schätzte ihren unkomplizierten und treuen Freund sehr.
Cyril geht in einer Beziehung voll auf. Das ist absolut sein Ding. Immer wenn einer von ihnen beiden in einer Beziehung steckt, sehen sie einander automatisch weniger. Das Ganze hat mittlerweile schon etwas von einem Ritual. Für beide ist das, so wie sie es handhaben, völlig in Ordnung.
Schliesslich neigt sich der Abend dem Ende zu und etwas später verabschieden sie sich mit einer Umarmung voneinander und Sam fällt schliesslich wirklich müde ins Bett. Das war ein schöner Abend!
Der Wecker klingelt früh am nächsten Morgen. Rasch und gut gelaunt steht Sam auf und macht sich frisch. Für Sam eine Leichtigkeit da sie ein ausgesprochener Morgenmensch ist. Nach dem Duschen, einem feinen Kaffee kann der Tag kann beginnen. Bevor sie aus dem Haus geht nimmt sie ihre Haare hinten zusammen und steckt sie gekonnt hoch. Also nimmt sie am Schluss noch ihre Aktentasche und einen Apfel mit. Mit dem Bus ist sie dann auch schon unterwegs in die Innenstadt zu ihrer Firma. Diese liegt super zentral in der Autofreien Innenstadt. Sie liebt die Innenstadt mit den alten Häusern. Das Städtische Flair gefällt ihr sehr gut, obwohl sie ihre innere Ruhe eher draussen auf dem Lande bei ihrer Familie findet.
Kurze Zeit später trifft sie also gut gelaunt im Büro ein.
„Hallo Paula“, begrüsste sie ihre Büroangestellte lächelnd.
„Morgen Sam. Früh dran heute.“
„Ja, wollte mich zuerst noch durch die Aufträge wühlen, bevor Steffi und Marco aufkreuzen.“
Während sie ihr Computer auf startete, lässt Sam sich einen Kaffee aus dem Automaten und setzte sich dann gut gelaunt an ihren Schreibtisch. Wie üblich checkt sie zuerst alle E-Mail Nachrichten durch. Das einte oder andere E-Mail kann sie auch direkt beantworten. Dazwischen isst sie ihren Apfel genüsslich.
Etwa 30 Minuten später trudeln Steffi und Marco nun ebenfalls gut gelaunt ein. Die Begrüssung ist wie immer herzlich. Sam hat Marco noch nie schlecht Gelaunt erlebt. Und wenn er doch mal schlechte Laune hätte, liess er es sich bestimmt nicht anmerken. Ein richtiges steh auf Männchen. Da Marco in der Firma, den Hahn im Korb Status besitzt, ist das wohl eine logische Schlussfolgerung. Wenn es die Zeit erlaubte flirtete er gerne mit den Damen. Natürlich nur so zum Spass. Denn Marco ist glücklich verheiratet und erwartet in etwa sechs Monaten sein erstes Baby. Er spricht nicht viel darüber aber wenn er davon spricht sieht man seinen Stolz in den Augen und das macht ihn noch sympathischer. So hat sich Sam früher ihren Zukünftigen vorgestellt: passabel aussehend, nett und treu! Einer der sein Herz am rechten Fleck trägt.
Steffi ist die älteste im Team und hat das Kinderkriegen schon hinter sich. Sie ist alleinerziehende Mutter von zwei Teenagern. Da ihre beiden Jungs gerade in der Pubertät steckten kam ihr die Teilzeit-Ablenkung im Job gerade recht. Ihre Jungs kosteten sie manche Nerven und hier im Geschäft kann sie aus dem Haushaltsalltag hinaus treten. Ausserdem ist Steffi sehr gewissenhaft und ein guter Team Player.
Als dann alle ihren Kaffee in der Hand halten, begeben sie sich in einen Nebenraum. Das schlichte Sitzungszimmer ist der grösste Raum der Firma. Denn ab und an kann es vorkommen dass sie hier, vor Ort, einen Kurs anbieten.
Als alle sich hingesetzt haben, kommt noch Paula mit ihrem Laptop und ein paar Briefen dazu.
Sam wendete sich, immer noch sitzend, Steffi und Marco zu, und möchte zuerst wissen ob beide freie Kapazitäten haben. Also checken die beiden zuerst ihre Termine. Tatsächlich sieht es gut aus denn beide haben ihre Kurse fast durch. Da Steffi im Teilzeitpensum arbeitete, musste Sam von ihr noch genauer wissen: „Wir haben da einen auswärtigen Auftrag. Ich würde meinen dass der Auftrag in ein, zwei Tagen abzuwickeln ist. Da liegt eine auswertige Übernachtung durchaus drin. Steffi, ist das was für dich?“
„Mh…“, Steffi studiert und muss zugeben: „ehrlich das wäre wirklich toll. Aber ich kann die Jungs momentan nicht alleine lassen“, sie stöhnt kurz auf, „Gib Marco den Auftrag“, erklärte Steffi etwas missmutig. Sie hätte den Auftrag liebend gerne angenommen. Doch in dieser schwierigen pubertären Phase ihrer Kinder wollte und konnte sie nicht weg von zu Hause. Ihre Jungs würden es nur ausnutzen. Würde sie ihre Jungs nach deren Meinung fragen, hätten diese sie vermutlich mit einem riesigen Lächeln im Gesicht verabschiedet. Danach hätten sie sehr wahrscheinlich eine Party geschmissen. Und da Steffi diesbezüglich so eine Vorahnung, sprich Mütterlichen Instinkt hat, überlässt sie den Auftrag besser Marco. Marco grinste schon wieder über sein ganzes Gesicht. Er liebte es zu reisen. Zurzeit kann er ja noch ohne ein Schlechtes Gewissen seiner Familie gegenüber.
Also überlegt Sam kurz und meint: „Nein…, denke dann nehme ich diesen.“
Marco verzieht sein Gesicht. Bevor er etwas sagen kann erhebt Paula das Wort: „Sam entschuldige. Aber ich habe da ein schreiben mit einer Bitte die direkt an dich gerichtet ist. Sieht aus als wäre das ein Auftrag für dich.“ Paula zuckt mit der Schulter auf. Also nimmt Sam neugierig den besagten Brief aus Paulas Hand und liest ihn rasch durch. Danach kicherte sie kurz auf und schüttelt kurz belustigt ihren Kopf.
Schmunzelnd spricht sie in die Runde: „Der schreibt tatsächlich: Hochachtungsvoll dein Markus.“
Fragend sehen alle zu Sam.
„Kennst du diesen Markus denn?“ Möchte Paula wissen die den Brief auch schon zwei Mal durchgelesen hat weil er so förmlich und doch persönlich geschrieben ist.
Sam schüttelt den Kopf. „Keine Ahnung. Er schreibt er ist schon in ein Paar meiner Kurse gewesen. Daher….Schon möglich. Wer weiss.“ Sie machte kurz eine Pause und trinkt einen Schluck Kaffee. Wie automatisch nehmen jetzt auch die anderen einen Schluck.
Dann spricht Sam weiter: „Aber das Kaufhaus in dem dieser Markus arbeitet, kennen wir alle. Es ist DAS Einkaufskaus mit Tradition hier in der Stadt – das Kielmanns!“
„Und was will dieser Markus?“, ist Steffi neugierig. Wie die anderen auch.
Also beginnt Sam mit einem Lächeln auf den Lippen den Brief laut vor zu lesen: „Liebe Samantha, ich hatte bereits das Vergnügen einige deiner Kurse absolvieren zu dürfen. Dabei hatte ich das einte oder andere AHA Erlebnis. Seit einiger Zeit bin ich als Verkaufsleiter in der Firma blablablabla“, überspringt sie ein Paar belanglose Zeilen und setzt dann wieder ein, „wir brauchen dringend jemanden, hier vor Ort, der/die eine Führungsschulung durchführt. Gerne lade ich dich, oder jemanden aus deinem Team, zu einem ersten Gespräch mit mir und meinem Vorgesetzten ein.“ Sam blickt in die Runde, sieht wie alle gespannt zuhören und erklärt weiter: „Dann gibt uns dieser Markus gleich drei Termine durch und verabschiedet sich Hochachtungsvoll…“
„Klingt spannend und intensiv. Diesen Auftrag bekomme ja dann wohl ich“, bemerkte Markus keck und mit einem leuchten in seinen Augen. Sam grinst wieder belustigt und entgegnete Markus: „Hm…. Nicht so voreilig. Wir checken unsere Termine mit den angegebenen Terminen von diesem Markus. Bei demjenigen der ein Termin zuerst passt, bekomm das Kaufhaus. Der andere nimmt den Auswärtigen Auftrag.“
Marco versteht sofort den kleinen Wettstreit und beide klemmen sich grinsend hinter ihren Terminplan. Auch Paula und Steffi müssen jetzt grinsen. Die Möglichkeit zu haben für dieses Kaufhaus zu arbeiten will sich bestimmt niemand durch die Finger gleiten lassen. Marco keucht auf.
„Schitt…, bei mir ist keine Übereinstimmung mit den Terminen. Da habe ich jeweils schon was!“
„Bei mir geht sogar der Erste Termin.“ Schelmisch sieht Sam zu Markus und der rümpft seine Nase. Was jedoch ziemlich süss aussieht.
Schliesslich wendet sich Sam an Paula die alle Termine ins reine bringen muss: „Also gut dann übernimmt Markus den Auswertigen Auftrag und ich diesen Markus. Paula halt mir ab dem Datum die darauffolgende Woche den Rücken so frei wie möglich. Ein grosses Kaufhaus….Vielleicht ein grosser Auftrag. Wer weiss.“ Hofft sie.
„Ich könnte etwas mehr Arbeit annehmen in dieser Zeit. Falls es einen Engpass gibt“, bietet Steffi ihrer Chefin an. Darüber ist Sam tatsächlich sehr dankbar und bestätigte dass sie eventuell darauf zurückkommen wird. Dann bittet sie Paula diesem Markus den besagten Termin via E-Mail zu bestätigen. Die restlichen kleinen Aufträge sind danach rasch verteilt.
Die Zeit am Morgen verfliegt sehr rasch und das Mittagessen steht bereits vor der Tür. Marco beschliesst mit Paula und Steffi gemeinsam etwas Kleines zu Essen. Sam klinkt sich da jeweils lieber aus. Sie mag ihre Mitarbeiter gerne, dennoch versucht sie so gut wie Möglich das Geschäftliche mit dem Privaten zu trennen. Eitentlich will sie heute Mittag kurz in das Kielmanns wo dieser Markus arbeitete. Schliesslich ist dass DAS Kaufhaus in der Region. Bekannt als Traditionelles alteingesessenes Haus an aller bester Lage. Selbst Sam geht gerne und oft dort einkaufen. Dieses alte Haus hat so viel Charme und die Angestellten sind stets sehr hilfsbereit und zuvorkommend. Das schätzt Sam sehr. Klar hat sie gelesen dass das Kaufhaus öfters Chef Wechsel hatte. Doch seit etwa einem Jahr ist das Personal dort stabil und der Geschäftsleiter wird wohl sehr geschätzt. Das hat Sam nur so vom hören sagen. Dass daraus ein Auftrag für sie entstehen kann war ihr nicht so bewusst. Im Grunde genommen muss sie sich etwas an der Nase nehmen dass sie nicht von selbst auf die Idee gekommen ist, sich mal unverbindlich vorzustellen.
Für heute will sie einfach einmal ungezwungen hinein schauen um sich einen kleinen Einblick zu genehmigen. Also flaniert sie bestimmungslos von Etage zu Etage. Sie beobachtete still das Personal. Im Parterre vorbei an den Assessors. In dieser Abteilung findet man unter anderem Schuhe für gross und klein. Und einen Haufen Kleinigkeiten wie Gürtel, Schmuck, Krawatten und diverse andere Dinge. Mit der Rolltreppe lässt sie sich bequem in den ersten Stock führen. Natürlich hätte sie auch den Lift nehmen können. Doch der wurde mehr von Müttern mit ihren Kinderwagen in Gebrauch genommen. Hier ist die Kinderkleider Abteilung. Von ganz kleinen Babys bis hin zu den Teenagern ist alles zu finden. Auf diesem Stock hat es eine kleine Spielecke mit einem Fernsehgerät. Es läuft wie üblich ein Trickfilm. Darüber steht der Hinweis dass die Eltern selbst verantwortlich sind für ihre Kinder. Der Platz ist unbeaufsichtigt. Daneben ist eine ganz kleine Theke vorzufinden. Da werden diverse Säfte, Baby Nahrung im Glas, Sandwiches und Kaffee ausgeschenkt. So können Mütter ungestört Shoppen und zwischendurch eine Pause einlegen. Da haben alle Familienmitglieder etwas vom Shopping. Sam musste unweigerlich lächeln da sie mit Esra und Melissa auch schon öfters hier gelandet ist. Hier führt sie schon das einte oder andere gute Gespräch mit ihren Freundinnen.
Danach nahm sie den nächsten Stock in Augenschein. Die Damenabteilung. Von Freizeitbekleidung bis Trainings-und Schlafanzüge.
Zu Oberst dann die Herren Abteilung. Zugleich auch die Abteilung der Massanzüge der Herren wie auch der Damen Festbekleidung. Auf dieser Abteilung kennt sich Sam nicht so gut aus. Hier hält sie sich am wenigsten auf. Kaum oben angekommen kommt auch schon der erste Verkäufer um nachzufragen ob er ihr Behilflich sein könnte. Hier oben ist man ja meistens auf die Verkäufer/innen angewiesen. Doch bei ihr ist das ja nicht der Fall. Dankend und nett lächelnd lehnt sie ab.
Sie schlendert gerade bewundernd durch die eleganten, festlichen Kleider als sie eine Stimme zu hören bekommt die ihr irgendwie bekannt vorkam. Verstohlen dreht sie sich um und suchte nach der Stimme. Ihr Blick fällt auf zwei Männer die miteinander diskutieren. Schlagartig ist ihr wieder klar wer dieser Markus ist. „Schitt“, fällt leise aus ihrem Mund. Tatsächlich war er mal in zwei von ihren Kursen. Sie konnte sich noch so gut an ihn erinnern weil er dabei so provokative Fragen gestellt hat. Doch sie liess sich damals nicht von ihm aus der Ruhe bringen. Er amüsierte sie etwas. Damals nütze er jede Pause aus um mit ihr zu flirten. Sie fand ihn damals schon irgendwie unmöglich und auch wieder reizend. Auf seine Art und Weise hat er schon was an sich. Er hat einen modischen Kurzhaarschnitt und seine braunen Augen mit seinen schwarzen Haaren passen sehr gut zu ihm. Er ist vielleicht nicht der durchtrainierte Sportler aber trotzdem hat er eine sportliche Figur. Er ist sehr Maskulin! Eigentlich hoffte sie jedoch ihm nicht mehr zu begegnen. Schliesslich begegnet sie nicht sehr häufig ihren Klienten.
Jetzt seufzt sie kurz auf. Sam wusste gar nicht wie lange sie so da stand und an ihren Erinnerung geheftet war. Das nächste was sie sehen konnte ist, wie Markus ihren Blick auffing und breit zu lächeln begann. Sein Gesicht strahlte richtig. Kein auffälliges blödes Grinsen. Sondern ein nettes offenes lächeln. Sam fühlte sich am Falschen Ort zur Falschen Zeit – und ertappt. Nun gut, das hat sie sich ja wohl selbst eingebrock. Also lächelte sie ebenfalls freundlich aber doch etwas aufgesetzt. Innerlich fluchte sie ein wenig auf über diese peinliche Szene. Doch Sam ist geerdet und wird diese Situation meistern. Sie steht sicher auf ihren Beinen, lässt ihre Arme seitlich leeger hängen und reckt ihre Brust. Jetzt ist sie bereit ihm entgegen zu treten. Markus Meier kommt, wie geahnt, gut gelaunt und zielstrebig auf Sam zu. Gibt ihr die Hand zur Begrüssung.
„Hallo Samantha, schön dich so rasch hier zu sehen.“ Ein offenes Lächeln. „Checkst du die Lage?“
„Ich mache mir einen ersten Eindruck. Richtig.“ Ist sie sehr sachlich.
„Sehr gut. Passt einer der Termine die ich angegeben habe?“
„Meine Sekretärin gibt ihn dir durch.“
Markus grinst immer noch nett und offen obwohl er ihre Abwehrhaltung spürt.
„Verstehe. Lust auf einen Kaffee?“
„Danke. Ein andermal gerne. Heute reicht die Zeit leider nicht aus“, flunkert Sam Markus an. Er scheint zu verstehen und streckt ihr, immer noch lächelnd, nochmals die Hand hin.
„Ist schön dich zu sehen. Dann bis bald.“
Sam lächelt ebenfalls nett, jedoch wieder aufgesetzt, und nickte Markus zu als sie ihm die Hand entgegenhielt. Als er gegangen ist rollte sie ihre Augen. Sie mag sich sehr wohl an Markus erinnern. Es war nicht so dass er sie grob angebaggert hat, doch sie verstand auf Anhieb dass er interessiert gewesen wäre sie näher kennen zu lernen. Natürlich sieht er akzeptabel aus aber Sam war damals mit Philippp leiert und wahrte immer eine Distanz zu ihm. Seine Blicke können unter die Haut gehen. Natürlich wies sie Markus daraufhin der sie dann in Ruhe liess.
Leise spricht sie zu sich selbst: „Das hab ich jetzt davon.“ Hätte sie doch diesen Auftrag bloss Marco überlassen. Kurz überlegte sie ob sie nicht Marco damit beauftragen soll und doch den Auswärtigen Termin nehmen sollte. Doch dann stünde sie in einem seltsamen Licht da. Unglaubwürdig! Nein, das geht auch nicht. Da muss sie wohl oder übel durch. Dann ein Blick auf ihr Handy um nach der Zeit zu sehen da sie keine Uhr trägt. Tatsächlich ist sie bereits etwas spät dran und macht sich sogleich auf den Weg zurück ins Büro. Hauptsache weg von hier!
Am Nachmittag ist Marco abwesend. Er hat noch einen Termin denn er einhalten muss. Und Steffi bereitete sich auf den nächsten Schulungstag vor und geht leise die Module durch. Sam geht dann mit Paula noch ein paar Wichtige Termine durch. Danach bearbeitet Sam noch ihre Post und die verschiedenen E-Mails die in der Zwischenzeit noch angekommen sind. Ungeheuerlich wie viele E-Mails pro Tag ankommen. Am Schluss des Tages nimmt sie einen Notizblock hervor und beginnt aufzuschreiben, was ihr am Mittag im Kaufhaus, aufgefallen ist. Denn bereits in drei Tagen ist der abgemachte Termin bei diesem Markus und Herrn Jori. Sie wollte so gut wie möglich vorbereitet sein. Schliesslich kennt Markus ihre Arbeit und das spornt sie an noch besser zu sein.
Doch dann ist auch für Sam Feierabend und sie geht noch einigen Besorgungen nach. Sie schlendert durch die Gassen bis sie bemerkt dass sie sich etwas beeilen muss. Denn heute ist ja Kinotag. Und sie freut sich so mit Cyril auszugehen. Einen besseren Begleiter kann man sich kaum vorstellen. Eigentlich hätte er sich den gestrigen Besuch sparen können da sie ja auf heute verabredet sind. Es war trotzdem schön dass er vorbei kam.
Kurz vor 19 Uhr trifft sie gut gelaunt und gestylt dann auf ihren Freund. Natürlich gibt es wieder Küsschen hier und Küsschen dort zur Begrüssung. Da die beiden noch etwas warten müssen bis die Tür ins ausgelesene Kino geöffnet wird holten sie sich zuvor noch ihre Snacks. Ohne Snacks geht gar nichts! Das gehört für die beiden einfach dazu. Ritual ist Ritual! Unbekümmert plaudern die beiden über dies und das. Cyril erzählte von einigen neuen Bekanntschaften die er gemacht hat seit er wieder solo unterwegs ist. Das hatte er ihr gestern Abend noch nicht erzählt.
„Am besten ziehen wir beide zusammen und können so die potentiellen Anwärter für eine Partnerschaft in Augenschein nehmen“, platzt es aus Sam heraus und Markus lacht laut auf.
„Die Idee ist gar nicht mal schlecht.“
Plötzlich wird Sam von hinten ausversehen kurz angerempelt. Daher drehte sie sich etwas genervt kurz um.
„Entschuldigung, tut mir leid“, eine kurze Pause. „Oh Sam, so sieht man sich wieder“, ist es Markus der vor ihr steht und sich entschuldigt. Sie hat ein Déjà-vu. Nicht der schon wieder, geistert es ihr durch den Kopf.
„Kein Problem“, ist ihre kühle Antwort. Markus ist nicht gerade derjenige den sie hier sehen will. Eigentlich will sie gar nichts mit ihm zu tun haben. Trotzdem lässt sein Blick sie nicht ganz so kühl wie sie es gerne hätte.
Sam hört Cyril leise hinter sich: „Ohlala. Heisser Typ.“
Na das ist ja wieder Typisch Cyril. Kaum sieht ein Mann einigermassen gut aus kommt prompt seine Reaktion darauf. Sam ist nur froh dass Markus ihn nicht gehört hat. Hoffentlich! Trotzdem muss sie sich ein kleines Lächeln echt unterdrücken. Ihre Mundwinkel zucken doch etwas. Denn Markus passt wirklich in Cyrils beute Schema. Vielleicht sollte sie ihrem Freund diesen Spass einfach gönnen. Nichts ahnend lächelt Markus wieder breit und sympathisch.
„Sam, darf ich dir Rosa und Lars vorstellen. Sie arbeiten in derselben Firma“
„Hallo…“, bleibt Sam höflich. Dass Rosa sie von oben nach unten mustert hat sie bereits bemerkt.
„Die Dame von der Schulungsfirma.“ Meint Rosa mit spitzer Zunge. Nach diesem Satz von Rosa wechseln Sam und Cyril flüchtig einen belustigenden Blick aus. Ganz klar, diese Rosa ist beiden unsympathisch, also unten durch.
Ruhig und gelassen spricht Sam die drei an: „Und das hier ist mein Freund Cyril. Cyril das sind Markus, Rosa und Lars. Eventuell neue Klienten.“
Markus hält Cyril höflich die Hand hin zur Begrüssung. Das lässt Cyril leise aufstöhnen und er geht einen Schritt näher auf Markus zu. Dann spricht Cyrill immer noch schmachtend, bewundernd und musternd zugleich: „Markus, du versprühst echt pures Testosteron.“
Sam beisst sich auf die Unterlippe. Am liebsten hätte sie laut aufgelacht. Verkneift es sich jedoch. Cyril ist ebenso wie er ist, er lässt nichts anbrennen. Nun nimmt sie an das Markus gleich die Flucht ergreift. Erstaunlicherweise nimmt Markus seine Hand nicht sofort zurück. Sie staunt nicht schlecht. Stattessen klopft Markus zusätzlich mit seiner linken Hand auf Cyrils rechte Schulter. Und gibt mit hochgezogenen Augenbrauen amüsiert zur Antwort: „Aus deinem Mund nehm ich das als ein Kompliment. Danke.“
Dann zwinkerte er Cyril sogar noch zu. Das lässt nun sogar Cyril auflachen und Sam versteht nun gar nicht was mit den beiden los ist. Das erste Eis scheint gebrochen zu sein.
Abschliessend spricht Marcus mit seinem umwerfend offenen lächeln: „Ich wünsche euch einen schönen Abend. Bis bald.“
Auch Sam und Cyril verabschiedeten sich höflich. Als Markus aus Sichtweite ist nimmt Cyril seine Freundin zur Seite.
„Was für ein cooler Kerl. Der lässt sich nicht so rasch aus der Ruhe bringen. Gefällt mir.“
„Na dann krall ihn dir …, Tiger“, lächelte Sam und stupst ihren Freund seitwärts an.
„Schatz der steht nicht auf Männer. Der hatte doch nur Augen für dich.“
Wieder muss sie schmunzeln.
„Ich weiss. Aber ich bin doch nicht in einem Rosa Munde Dingsbumsda Liebesroman.“ Cyril kichert und Sarah erwähnt zusätzlich: „Ich brauche keinen Mann um glücklich zu sein.“
Cyril henkt bei ihr ein mit den Worten: „Eines Tages müssen wir uns nochmal über das zusammen ziehen unterhalten.“
Nun kichert auch sie kurz auf.
Kurz danach sitzen die beiden auf ihren Plätzen und geniessen den Film X-Men in vollen Zügen. Als sie den Kinosaal verlassen ist es schon spät. Sie beschliessen ein Taxi zu teilten. So sind sie schneller zu Hause und es kommt etwas günstiger. Müde und zufrieden geht Sam nach einem ereignisreichen Tag zu Bett.
Beschnuppern…
In den folgenden zwei Wochen ist Sam echt viel unterwegs. Sie hetzt von Termin zu Termin. Vor einem Monat hatte sie einen kleinen Fernsehauftritt bei einem Sender der Region. Dieser Auftritt erregte mehr Aufmerksamkeit als erwartet. Ihrem Geschäft half es noch mehr auf die Sprünge. Denn seit dem Fernsehauftritt ist Sam eben sozusagen bekannt geworden. Aus diesem Grund muss sie im Moment einige Termine bei Neukunden wahrnehmen um einen Kostenvoranschlag erstellen zu können. Wenn es so weiter geht kann Paula die Büroarbeit nicht mehr alleine bewältigen. Langsam muss sich Sam mit dem Gedanken abfinden mehr Leute einzustellen. Vielleicht wäre ein Lehrling auch nicht schlecht. Aber das muss gut überlegt sein. Sobald sie etwas Zeit hat sollte sie sich mal mit ihrem Buchhalter unterhalten. Auf seine Meinung kann sie stets zählen. Doch sie schiebt das noch so lange wie möglich vor sich hin. Ist ja auch immer mit Mehrkosten verbunden und dieses Geld muss sie zuerst mal herein holen.
Einen Tag vor Tag X-Treffen mit Markus aus dem Kaufhaus geht sie nochmals in‘s Kielmanns um sich weitere Notizen zu machen. Tatsächlich trifft sie wieder auf Markus und einen weiteren Mann auf der Verkaufsfläche. Sofort versteckt sie sich in den Umkleidekabinen. Diesmal hat sie Glück und wurde nicht von ihm entdeckt. Da es sich richtig blöd anfühlt sich in der Umziekabine zu verstecken muss Sam selbst in sich hinein grinsen. Sie benimmt sich ziemlich blöd und kindisch. Fast wie ein Teenager. Heute hat sie einfach keine Lust auf ein Gespräch mit Markus, er lenkt sie vom wesentlichen ab.
Am Schluss des Tages freut sie sich auf das Spinning am Abend mit ihren Freundinnen. Nach einem guten Spinning Training und einer Ausgiebigen Dusche treffen sich die drei Freundinnen im gegenüber liegenden Trixie‘s wieder. Sam fand Esra‘s Training heute etwas lahm, behält es aber für sich. Esra hat einen Bärenhunger nimmt sich ein Sandwich und ein Glas Wasser. Sam und Melissa bestellen einen Kaffe-Latte. Sie unterhalten sich um allerlei.
Melissa erwähnt etwas nachdenklich: „In letzter Zeit ist es mir etwas mulmig wenn ich meine Mädels zur Schule bringe oder abhole.“
„Warum das denn?“, fragten Esra und Sam praktisch gleichzeitig nach.
„Nun, wenn ich an den halbwüchsigen Burschen an der Schule vorbei gehe ist mir das manchmal etwas unheimlich. Die sind schon so gross. Die sind ein Stück grösser wie ich. Wenn die mir böse wollten hätte ich, denke ich, keine Chance gegen die.“ Sie sieht zu Samantha. „Sag mal, hast du nie schiss dauernd so ganz alleine unterwegs zu sein?“
Sam zuckt mit ihrer Schulter auf.
„Kommt darauf an. Je nach Situation. Doch ein Selbstverteidigungskurs hilft sehr.“
Ihre Freundinnen sehen sie mit grossen Augen an.
„Hast du mal einen gemacht?“, ist die berechtigte Frage von Esra. Sam nickt nur und Melissa möchte sofort wissen: „Super. Kannst du mir die Nummer oder den Link für diese Ausbildung geben oder per E-Mail senden?“
„Gerne. Ich kann es euch nur wärmstens empfehlen“, schwärmt Sam. Melissa ist sofort hell begeistert. Melissa sieht zu Esra und spricht sichtlich begeistert: „Wollen wir da gemeinsam hin? Das wär doch was.“
„Und dann vermöbeln wir unsere Männer“, kichert Esra ab ihrem Witz. Ihre Freundinnen grinsen auch breit. Doch Esra fügt mit zusammen gekniffenen Augen und ernster als gewollt an: „Ein anderes Mal gerne. Doch lieber nicht in den nächsten sieben Monaten. Auch das Spinning wird mir etwas zu heftig…“
„Zu heftig?“, versteht Sam nicht ganz und zieht ihre Brauen hoch. So schlimm hat sie das Training nicht gefunden.
„Nun ja, mein Arzt sagt ich soll mich in den nächsten Monaten nicht so verausgaben. Ich soll gut auf mich und mein Baby…“ Weitersprechen muss sie nicht da ihre Freundinnen bereits vor Begeisterung Jubeln und gratulieren. Umarmungen sind fällig.
„Ach wie süss. Wieder mal ein so kleines Baby in den Armen zu halten“, schwärmt Melissa und ergänzt weiter: „Du weisst schon wenn es ein Mädchen wird habe ich Unmengen an Mädchenkleider.“
Jetzt strahlt auch Esra übers ganze Gesicht. Auch Sam lächelte Esra liebevoll an. Bis jetzt hat Sam jede Schwangerschaft ihrer Freundinnen sozusagen miterlebt. Es gab eine Zeit da war sie mal sehr unglücklich weil sie sich auch so sehr ein Baby gewünscht hatte. Doch mittlerweile sieht sie wie streng Kinder sein können und hat einen anderen Weg eingeschlagen. Als hätte Esra ihre Gedanken gelesen spricht sie einfühlsam: „Hey Sam. Auch du solltest dir mal einen anständigen Partner suchen. Dann könntest auch du noch ein Baby haben.“
„Oh, bitte nicht.“ Sie winkt ab. „Ich krieg das schon alles über euch mit. Diese Erfahrung muss ich nicht zwingend machen. Ich bin zufrieden mit meinem Leben.“
„Ich denke du hast einfach noch nicht den richtigen Partner getroffen.“ Argumentiert Melissa.
„Mag schon sein. Mit 33 wollte ich unbedingt ein Kind. Das wisst ihr ja nur zu gut. Doch jetzt werde ich schon 38 Jahre alt. So spät Mutter zu werden ist nichts für mich. Ich habe meine Firma. Das ist jetzt sozusagen mein Baby“, erklärt Sam und meint es in diesem Moment genauso wie sie es ausspricht. Sie hat sich damit arrangiert.
Melissa strahlt plötzlich in die kleine Runde: „Apropos Mann. Mein Bruder Philippp ist wieder in der Stadt. Ich weiss ja ihr seid getrennt aber wer weiss…“
Sam schüttelt leicht den Kopf. Oh bitte nicht – geht durch ihren Kopf aber sie sagt es natürlich nicht laut. Sie lächelte nur aufgesetzt ihre Freundin an und fragt: „Sag jetzt bloss der ist wieder solo…“ Sie vermutet es.
„Genau!“, ist Melissa schon fast euphorisch.
Doch Esra erwähnt trocken: „Mh…Melissa also wirklich. Mit dem Ex wieder anzubandeln ist echt etwas heikel. Keine gute Idee. Da wünsche ich mir für Samantha was Neues.“
Melissa zuckt mit der Schulter auf.
„Er hat nach Sam gefragt…Und wer weiss. Ihr habt euch immer gut verstanden.“
„Er hat nach mir gefragt…aha“, bemerkt Sam zähneknirschend, lächelnd dann wieder etwas. Philippp fragt immer nach ihr und möchte sie immer sehen wenn er in der Nähe ist. Und ja, Sam hatte auch mal den einen oder anderen ungezwungenen Ex-Sex mit ihm. Aber nie im Leben kann sie Melissa davon erzählen. Schliesslich ist er ihr Bruder. Cyril weiss natürlich Bescheid! Aus welchem Grund sie sich damals von Philippp trennte konnte sie Melissa und Esra auch nicht erzählen. Sam wollte nicht dass Melissa schlecht von ihrem Bruder denkt. Doch Philippp hat sie betrogen und das war damals das Aus der Beziehung. Sie wird das Bild nie mehr vergessen als sie ihn in flagranti ertappt hat. Was für ein Idiot! Dabei hatten sie schon Hochzeitspläne.
Wieder lächelt sie ihre Freundinnen aufgesetzt an: „Das stimmt schon. Wir haben uns im Guten getrennt da unsere Wege in verschiedene Richtungen gingen. Wer weiss, heute sind wir älter und reifer. Melissa, aber ich denke nicht dass wir wieder zusammen kommen. Bitte mach dir keine Hoffnungen.“ Insgeheim wünscht sich Melissa das vermutlich.
„Genau. Am Geburtstag der Zwillinge wirst du sicherlich auf ihn treffen“, bestätigt Melissa und Esra schüttelt verständnislos ihren Kopf da Melissa noch nicht aufgegeben hat mit dem Verkupplung‘s Versuch.
Danach ist es an der Zeit nach Hause zu gehen. Die drei verabschiedeten sich herzlich von einander.
Erschlagen von den Neuigkeiten mit Philipp geht Sam schliesslich zu Bett.
Am nächsten Tag steht sie frühzeitig auf. Sie möchte sich Chic machen für den Termin mit Markus und Herrn Jori. Doch es ist wie verhext. Heute kann sie sich gar nicht so Recht entscheiden was sie anziehen soll. Wenn sie nicht wüsste dass es praktisch unmöglich ist hätte sie selbst das Gefühl sie wäre etwas nervös. Diesen Gedanken verwirft sie jedoch gleich wieder. Heute braucht sie eben einfach etwas länger als normaler weise. Als sie ihren Kleider Haufen auf dem Boden liegen seht schüttelt sie ihren Kopf und fragt sich was heute bloss mit ihr los ist. Ansonsten ist sie nie so aufgeregt. Schliesslich entscheidet sie sich für einen schlichten, nicht aufreizenden schwarzen Hosenanzug. Vielleicht etwas spiessig, aber immer noch besser als wenn sie sexy gekleidet dort auftaucht.
Danach geht sie schnurstracks in ihr Büro um ihre Sachen zusammen zu tragen. Ihre Notizen dürfen auch nicht fehlen. Sie atmet zwei, drei Mal tief durch. Nun ist sie geerdet, Frisch gestärkt und geht los. Als sie vor dem Kaufhaus steht überlegt Sam wo sie sich überhaupt anmelden muss. Hier gibt es ja keinen Empfang oder dergleichen. Sie hätte natürlich draussen vor dem Haus nach dem Personaleingang suchen können. Doch das ist ihr zu umständlich. Sie geht einfach auf die Nächste Verkäuferin zu und bittet diese Herrn Jori auszurichten dass sie im Haus sei. Die Verkäuferin sieht Sam zwar etwas verdutzt an, tut aber worum sie gebeten wurde. Sam atmet kurz nochmal drei Mal hintereinander tief ein. Dann fühlte sie sich bereit. Kurze Zeit später kommt Markus – wie immer wenn sie ihn sieht - gut gelaunt auf sie zu und begrüsste sie. „Hallo Sam. Schön dich zu sehen. Du siehst gut aus.“ Ein starker Händedruck. Er hat volles schwarzes Haar und tolle Rehbraune Augen. Markus ist der dunkle Typ. Wie sie bemerkt ist er heute frisch rasiert.
„Danke. Guten Morgen“, ist ihre sachliche Antwort und Markus spricht weiter: „Bitte hier entlang.“ Mit einer Handbewegung zeigt er ihr den Weg.
Markus mustert Sam von oben bis unten. Natürlich hat sie das bemerkt, er gibt sich ja nicht gerade viel Mühe es heimlich zu tun. Sam fand es besser nicht darauf zu reagieren. Also folgt sie ihm wortlos. Wenn irgendwie möglich möchte Sam so wenig wie möglich mit Markus sprechen und sich Herrn Jori zuwenden. Warum auch immer, aber Markus macht sie etwas nervös. Es muss an seinem Blick liegen.
Weiter hinten sieht Sam eine Türe mit einem Schild: Privat, kein Durchgang. Durch diese Türe gehen die beiden und befinden sich gleich in einer anderen Welt. Hier hinten ist nichts so schillernd und ausgeschmückt wie im Verkauf vorne. Hier hinten gibt es lediglich die grauen Betonwände zu sehen. Ein wenig Farbe hätte sicherlich auch nicht geschadet, geht es Sam so durch den Kopf. Doch das behält sie lieber für sich. Markus erklärte ihr die ganzen Nebenräume. Da ist die EDV Abteilung, Sicherheits- Unterhalsdienst, die Buchhaltung mit dem Personalwesen und im farbigen bunten Teil ist die Dekoration untergebracht. Ganz zuoberst seien ein Paar Konferenzräume. Doch soweit müssen sie nicht gehen. Eigentlich staunt Sam nur und plötzlich stehen sie vor dem Büro von Herrn Jori. Markus klopft kurz an und tritt hinein. Natürlich hält er Sam galant die Türe auf und sie geht ebenfalls hinein. Herr Jori kommt sofort aufrichtig lächelnd auf Sam zu.
„Guten Morgen. Schön dass wir einen gemeinsamen Termin vereinbaren konnten. Bitte nehmen sie Platz.“
„Guten Morgen Herr Jori. Danke“, begrüsst Sam ihn freundlich und nimmt Platz. Vor ihr sitzt ein etwas korpulenter Mann mit dunkelblondem vollen Haar, grünen Augen und einem entwaffnend sympathischen Lächeln.
„Wollte jemand einen Kaffee oder was anderes?“ unterbricht Markus kurz. Herr Jori wie auch Sam lehnen beide ab. Also sitzt Markus jetzt auch zu den beiden hin.
Sam beginnt die Unterhaltung: „Ich weiss nicht genau wie weit sie unser Schulungsprogramm kennen. Daher habe ich einige Unterlagen, für sie, mitgenommen.“ Dann reicht sie ihre Unterlagen Herrn Jori hin damit er sie kurz durchsehen kann.
„Danke. Ich behalte sie gerne und sehe sie später genau durch.“
„Kein Problem“, antwortet Sam.
„Markus hat mir schon mal seine Unterlagen zur Durchsicht übergegeben. Und auf ihrer Homepage habe ich mich auch genau informiert. Daher weiss ich genau mit was wir sie beauftragen wollen. Je nachdem…, ist es ausbaufähig.“
Sam lächelt Herrn Jori an. So etwas hörte sie gerne, versucht sich jedoch nichts anmerken zu lassen.
„Sie haben meine ganze Aufmerksamkeit.“ Lächelt sie ihn adrett an. Herr Jori erklärt sachlich und ruhig weiter: „Nun zu uns. Wir haben ein junges, aufstrebendes Team an Abteilungsleitern. Um es auf den Punkt zu bringen: unsere Abteilungsleiter brauchen ein Seminar, sprich eine Schulung für Führungskräfte.“
„Sehen sie da habe ich sie falsch verstanden. Ich dachte sie wären an einem Verkauf Seminar interessiert da Markus von einem längerfristigen Auftrag sprach“, erklärte Sam und Herr Jori lächelt vergnügt.
„Das haben sie schon richtig verstanden. Nach dem Coaching unserer Abteilungsleiter sind natürlich die Mitarbeiter dran. Da nicht alle Mitarbeiter zur selben Zeit an einer solchen Schulung teilnehmen können haben wir uns vorgestellt dass sie oder einer ihrer Angestellten alle 14 Tage dieselben Kurse anbieten. So dass jeder Mitarbeiter die Chance hat die Kurse zu besuchen.“
„Eher ein Kommunikationsseminar oder ein Verkaufsseminar?“
„Ich denke da ist beides möglich“, ergänzt Herr Jori.
„Ich kann ihnen gerne einen Einsatzplan aufstellen der verbindlich ist. Und dann stelle ich ihnen die Kosten zusammen.“
„Genau. Sehen sie wir verstehen uns. Doch vorerst konzentrieren wir uns auf die Abteilungsleiter. Wie lange werden sie für diese Schulung brauchen?“, möchte Herr Jori nun genauer wissen.
„Das kommt auf die Teilnehmer Anzahl an. Sind es mehr als 10 Personen?“
Herr Jori sieht zu Markus und spricht weiter: „Nein. Markus wird ihnen nachher ein Organigramm aushändigen damit sie sich ein Bild machen können wie wir hier im Haus funktionieren.“
„Danke. Also dann sind dass 6 Module in 3 Tagen. Wollen sie einen Kostenvoranschlag?“
„Sind die Preise auf ihrer Homepage verbindlich?“, ist Herr Joris gegen Frage und Sam antwortet nickend: „In etwa.“
„Dann haben sie von mir grünes Licht. Alles andere besprechen sie mit Markus, er ist unser Verkaufsleiter. Er ist ihr direkter Ansprechpartner und hat die nötige Kompetenz. Er involviert mich dann über alles. “
Das ging ja schnell. Da bereits alles geklärt scheint stehen sie alle auf und Sam geht auf Herrn Jori zu um sich zu verabschieden. Dieser gibt ihr die Hand und fügt an: „Bitte nennen sie mich Lars. Wir sind im Betrieb alle per Du miteinander. Wir sind fast wie eine grosse Familie.“
Sie sieht Lars in die grünen Augen und lächelt warm. „Dann nenn mich Sam.“ Ein Händedruck. „Danke für den Auftrag. Auf Wiedersehen Lars.“
Sam ist so über das Du erstaunt dass sie ganz vergass ihm noch einen Denkanstoss mit zu teilen. Also geht sie hinter Markus aus dem kleinen Büro. Einen so aufgeschlossenen Chef in einem grossen Konzern hat sie noch nie erlebt. Sehr menschlich. Das könnte eine positive Auswirkung auf das Arbeitsklima haben. Als hätte Markus geahnt das da noch etwas in Raum steht fragt er neugierig: „Ist alles klar? Oder ist noch etwas?“
„Wie kommst du darauf?“
„Du siehst nachdenklich aus.“
Ertappt dreht sich Sam zögernd zu Markus und sieht zu ihm auf.
„Ganz ehrlich, ich hätte da noch einen Denkanstoss.“
„Bin ganz Ohr“, ist Markus neugierig und bleibt ernst.
„Nun…, ich war in letzter Zeit öfters hier im Haus und habe versucht mir ein Gesamtbild zu machen.“
„Gewissenhaft.“
„Euer Verkaufspersonal trägt ganz schicke, praktische und einheitliche lange Überkleider. So eine Art Geschäftsbekleidung.“ Sieht sie ihn an und Markus nickt einverstanden, also fährt Sam weiter. „Ich persönlich finde das sehr geschickt. Denn jeder Mitarbeiter kann darunter anziehen was er möchte und trotzdem sehen alle gleich aus auf der Verkaufsfläche. So erkennt ein Kunde das Personal sofort“, erklärt Sam so ausführlich wie möglich ihre Beobachtungen.
„Das soll genauso ankommen“, bestätigte Markus.
„Wenn ihr fast wie eine Familie seid, warum trägt ihr in der Geschäftsleitung keine Geschäftsbekleidung über eurer?“
Markus grinst über sein ganzes Gesicht und spricht höflich:
„Eine Überlegung wert. Deinen Denkanstoss gebe ich an Lars weiter. Danke.“
Markus möchte mit ihr ein Paar Termine durchgehen. Also führt er Sam rasch in sein eigenes, um einiges kleineres Büro. Da händigte er ihr das versprochene Organigramm aus und verspricht ihr per E-Mail einige Daten für die 3 Seminarstage durchzugeben. Sie könne sie dann abgleichen. Anschliessend diskutierten sie noch darüber welche Hilfsmittel Sam vor Ort braucht für den Schulungsraum. Markus nimmt die Gelegenheit war und zeigt ihr den Schulungsraum damit sie sich selbst ein Bild davon machen kann. Sie ist sehr zufrieden, alles ist da was sie für die 3 Tage braucht. Da kommen für beide Parteien keine zusätzlichen Kosten auf. Darüber ist sie froh.
Markus hat seine Arme verschränkt. „Gehen wir noch rasch in die Personalabteilung. Da bekommst du einen Schlüssel für einen kleinen Spinnt. Um deine Persönlichen Sachen, wie Wertsachen, zu deponieren. Anschliessend zeige ich dir wie und wo du am besten ins Haus kommst vor den Öffnungszeiten“, erklärt er lächelnd und schien schon wieder Sams Gedanken gelesen zu haben. Dass er sie die ganze Zeit beobachtet hat als sie den Schulungsraum begutachtet hat ist ihr nicht entgangen. Männer!
„Danke. Du arbeitest noch nicht so lange hier in der Firma?“ Möchte sie mal etwas smal Talk machen.
„Mh…seit etwa einem Jahr. Bis anhin hab ich hin und her gependelt. Dieses Wochenende ziehe ich um, direkt in die Stadt“, erklärt Markus bereitwillig und lächelte sie wieder offen an. Er hat ein nettes Lächeln das aufrichtig scheint. Dann kommen sie auch schon in der Personalabteilung an und Sam muss ihre Personalien abgeben und einen Brief unterschreiben dass sie den Schlüssel ausgehändigt bekommen hat. Dann geht es zum Ausgang. Am Schluss erwähnte Markus noch:
„Vielleicht sieht man sich ja wieder einmal spontan irgendwo...“
Sam hört genau heraus dass er sich am liebsten mit ihr Verabreden möchte. Darum rutscht ihr ein leises: „Ja leider“, heraus! Sie könnte sich dafür in den Arsch treten. Das sollte sie doch nicht laut aussprechen. Also holt sie etwas weiter aus: „Da du ja demnächst hier wohnhaft bist wäre das gut möglich.“ Markus kratzt sich am Hinterkopf, verzieht das Gesicht und scheint aus ihr nicht schlau zu werden. „Leider? Das klingt ja Charmant.“
Scheisse er hat’s gehört. „Das ist nichts Persönliches gegen dich. Du siehst gut aus und bist wirklich nett.“ Eigentlich alles was ein Mann haben muss, schieben ihre Gedankennach. „Trotzdem gehörst du zum geschäftlichen Teil. Ich trenne Geschäft mit Privatem strickt. Ausser an einem Weihnachtsessen wirst du mich nicht mit meinen Angestellten im Ausgang antreffen. Das wäre - Suboptimal“, versucht Sam so gut wie möglich ihren Standpunkt zu erläutern. Dabei bleibt sie ernst aber ausgesprochen nett. Markus hebt seine Augenbrauen an und sieht Sam eingehend an. Ein klitzekleines Lächeln um spiegelt seine Mundwinkel, dabei nickt er.
„Verstehe. Du hast deine Prinzipien.“
Da Markus sie augenscheinlich verstanden hat, geht sie nach der Verabschiedung beruhigt wieder zurück ins Büro. Das nicht unweit vom Kielmanns liegt. Sie ist so erleichtert dass ihr Standpunkt nun klar definiert ist und er sie in Zukunft in Ruhe lässt. In Zukunft kann sie entspannter ins Kaufhaus.
Ihr Blick fällt auf Paula, sie sitzt wie immer an ihrem Schreibtisch und Tippt etwas ein. Die beiden begrüssen sich nur kurz. Dann braucht Sam einen Kaffee bevor sie sich wieder an die Arbeit machen kann. Ihre Gedanken schweifen zu Markus der wirklich ein nettes Lächeln hat. Und diese Augen! Sie schüttelt ihre Gedanken wieder weg als Paula ihr etwas auf den Tisch legt und sich dann auch einen Kaffee holt.
Interessiert fragt Paula als sie wieder an ihrem Schreibtisch sitzt: „Ist das Gespräch gut gelaufen? Du siehst etwas erledigt aus.“
„Ja dieser Markus hat es in sich. Tatsächlich kenne ich ihn wirklich schon, er hat früher schon mal zwei unserer Kurse besucht. Dabei hat er mich jedes Mal angebaggert und heute tat er es schon wieder versucht. Ich hätte besser Marco den Auftrag überlassen.“
„Sieht er gut aus?“, ist Paula neugierig und sieht belustigt zu Sam hinüber.
„Im Prinzip schon.“ Sam überlegt. „Eher durchschnittlich. Ist nicht mein Typ“, beantwortet Sam lächelnd die Frage.
Paula bemerkte rasch dass Sam nicht aufgelegt ist um zu tratschen. Also lässt sie ihre Chefin in Ruhe und widmete sich wieder ihrer Arbeit. Auch Sam startet den Computer auf. Schliesslich muss sie ihre E-Mail durchgehen.
Automatisch grinst sie da auf dem Bildschirm schon das Versprochene E-Mail von Markus vor ihr erscheint. Wie rasch er arbeitet. Rr hat schon die freien Termine für die Abteilungsleiterschulung angegeben. Sam muss sie nur noch abgleichen und allenfalls bestätigen. Mit einem lächelnd das über ihr ganzes Gesicht huscht, tut sie das auch. Bevor sie ihr E-Mail bestätigt geht sie mit Paula, zur Sicherheit, die Termine noch kurz durch. Paula mustert ihre Chefin uns spricht mitfühlend:
„Wann hast du eigentlich das letzte Mal Ferien gemacht? Du siehst echt müde aus.“
Sam seufzt auf. Ferien?
„Ja ich weiss. Bin ich auch. Ferien…hm, schon eine Weile her. Weisst du was, nach diesen 3 Schulungstagen im Kielmanns nehme ich mir eine Woche, oder besser gleich zwei Wochen frei… Schau mal die Termine an ob das überhaupt machbar ist.“
Die Idee ist da!
Gemeinsam ackern sie die Termine durch. Tatsächlich schaffen sie den einen oder anderen Termin umzubuchen. Nach einer geschlagenen Stunde haben sie gemeinsam Sam’s Ziel für etwas mehr als eine Woche Ferien erreicht.
„Besuchst du deine Familie?“ Fragt Paula nach.
„Überleg ich mir noch.“ Da die Urlaubsplanung so überrascht über sie gekommen war hat sie noch keine konkreten Ideen dafür. Es war schon eine Weile her als sie bei ihrer Familie war und beschliesst ihre Mutter gleich an zu rufen.
Gesagt getan. Sam bekommt ihre Mutter ans Telefon und berichtet ihr von ihren bevor stehenden Ferien. Natürlich hofft ihre Mutter dass sie ein paar Tage zu Besuch kommt. Zumal ihr Bruder in diesem Zeitraum Geburtstag feiert. Den hat sie ganz vergessen! Sam möchte es aber wirklich noch offen lassen, bedankt sich jedoch für das nette Angebot. Wobei eine Woche Badeferien auch nicht so übel wären! Sonne, Strand, ein gutes Buch und einfach abhängen könnte genau das Sein was sie im Moment braucht.
Danach hat sie noch zwei, drei weitere Kundenbesuche die sie heute wahrnehmen muss. Am Schluss des Tages geht Sam glücklich aber erledigt nach Hause.
In den nächsten Tagen hat Sam noch zwei Kurse zu geben. Die restliche Zeit nutzt sie zur Vorbereitung an die Abteilungsleiter Schulung. Immer wenn sie von jemand gebucht wird der schon mal bei einem ihrer Kurse war hat sie das Gefühl noch besser sein zu müssen. Sam ist sehr ehrgeizig! Am Ende der Woche hat sie soweit alles im Kasten und ist gut vorbereitet. Das muss sie sein, denn nur dann kann sie einen sicheren Auftritt hinlegen.
Heute ist der letzte Spinning Kurs der Woche angesagt. Sie weiss dass an diesem Tag ihre Freundinnen nicht kommen können. Doch sie braucht Bewegung und geht. Darauf freut sie sich im Moment am meisten. Gut gelaunt kommt sie beim Training an. Es ist ja auch so viel los gewesen in der Woche. Da sie heute alleine ihr Spinning absolviert, geht sie nach dem Duschen, zielsicher in Richtung Bushaltestelle. Dabei läuft sie an Cyril’s Wagen vorbei. Sofort macht sie lächelnd, auf dem Absatz kehrt und geht zurück ins Trixie‘s. Ihre Laune hellt sich schlagartig auf. Tatsächlich sitzt da Cyril legere an der Theke der schon auf Sam zu warten scheint. Er winkt ihr kurz zu und sie begrüssten sich wieder mit Küsschen hier Küsschen dort. Cyril ist ausgesprochen gut gelaunt und Sam ist gespannt was er zu erzählen hat. Wenn er sich extra die Mühe macht hier auf sie zu warten muss es wohl dringend sein.
„Hallo Schatz, schön dass du meinen Wagen bemerkt hast. Sonst wäre ich später einfach zu dir nach Hause gefahren. Kennst mich ja.“ Ein breites Grinsen geht über sein Gesicht. Sein Lächeln ist perfekt und seine braunen Augen sehen zu den blonden Haaren umwerfend aus. Ein Mann von dem Frauen ins schwärmen kommen.
„Du bist meine Rettung. Ich dachte schon ich muss nach Hause und mir ist noch gar nicht danach. Erzähl was dir auf dem Herzen liegt.“
Denn Sam kennt ihren Freund schon solange sodass sie ihm ansehen kann wenn ihm etwas auf der Seele brennt. Cyril seufzte künstlich auf.
„Schatz, du wirst nicht erraten was mir passiert ist.“
„Nie im Leben. Erzähl“, schmunzelt sie.
„Oh…, liebend gerne“, lächelt Cyril und macht mit seinen Händen ein paar eher weibliche Bewegungen. Dann spricht er weiter: „Gestern Abend war ich noch in der Inn Bar Lola. Du glaubst nicht wen ich da angetroffen habe. Das pure Testosteron von neulich!“
Sie stutzt. „Markus?“ Ja warum nicht.
Der wohnt nach diesem Wochenende in der Stadt.
„Und stell dir vor der ist unheimlich nett. Er hat mich gebeten ihm die Stadt zu zeigen. Dieses Wochenende geht’s schon los und wir ziehen gemeinsam um die Häuser“, spricht Cyril ziemlich aufgeregt. Sam’s Begeisterung hält sich in Grenzen. Das sieht man ihr vermutlich auch dementsprechend an.
„Du hast zugesagt? Ich dachte der ist im Zügelstress?“
„Ah woher. Der lässt Zügeln. Den grössten Teil hat er eh schon hinter sich. Und warum sollte ich nicht. Er ist neu in der Stadt und ich geniesse es so einen gutaussehenden Mann neben mir zu wissen. Ich habe ja nun wirklich genug weibliche Hormone. Da passt etwas Männliches…“
Sam lacht kurz auf. Dann schüttelt sie verständnislos ihren Kopf und stupste Cyril seitlich an.
„Du bist unmöglich. Soll ich dir auch das neueste erzählen?“
„Unbedingt!“
„Melissa hat mir berichtet dass Philipp aus dem Auslandaufenthalt zurück ist. Er möchte sich mit mir treffen.“
„Uh…Schätzchen das klingt nach einem heissen Abenteuer und heissem Sex. Guck dass es nicht in Stress endet“, spricht Cyril so locker dass Sam unweigerlich auflachen muss. Aber wo Cyril Recht hat, hat er Recht. Denn Philippp ist schon ein sehr interessanter Mann. Sonst hätte sie sich dazumal auch nicht in ihn verliebt. Sie war damals schon sehr verliebt in diesen Schwerenöter. Auch Philippp hat wunderschöne braune Augen und blonde Haare. Nicht so dichte Haare wie Cyril aber eben blond. Irgendwie scheinen blonde Haare und braune Augen ein Phänomen zu sein auf das Frauen stehen. Ausserdem ist Philippp sehr gross und hat einen sportlichen Körper. Er hat das Glück auch ohne Sport gut aus zu sehen, genauso wie seine Schwester. Das sind dann wohl die Gene! Doch Philippp ist mit Alkohol nicht zurechnungsfähig. Dann hat er leider, seinen kleinen Freund in der Hose nicht unter Kontrolle. Bei zu viel Alkohol wird Philippp dermassen Schwanzgesteuert dass er jedem Rock nach sieht. Und ist dann auch noch zur rechten Zeit ein weibliches, gewilltes Opfer in der Nähe werden diese Hügel mit Sicherheit bestiegen. Das führte damals zum sofortigem Aus der Beziehung. Zumal sie festgestellt hat das Philipp nicht zum ersten Mal untreu war. Aber das brauchte ihre Freundin nicht zu wissen. Philippp ist schliesslich Melissas Bruder. Daher erzählten sie Melissa damals einfach, dass sie sich auseinander gelebt hätten und besser in Zukunft getrennte Wege gehen würden. Auch Esra wusste nicht genau was sich damals abgespielt hat. Sam fand es besser Esra auch nicht die Wahrheit zu erzählen. Sonst wäre Esra gezwungen gewesen Melissa anzulügen. Der einzige der alles Hautnah miterlebte und Sam zu trösten vermochte war Cyril. Denn Cyrill konnte sehr verschwiegen sein wenn es darauf ankam.
„Ach Cyril, ich habe keine Lust auf Komplikationen mit Philippp.“
„Lass dich doch mal gehen und geniess es einfach mit Philippp etwas Spass zu haben. Eigentlich weisst du ja wie er tickt, nütz das doch aus.“
„Und wenn ich mich wieder verliebe?“
„Denke nicht dass die Gefahr droht, du bist sehr nachtragend und Kopflastig wenn es um Philippp geht.“
Nun muss sie schmunzeln: „Ist schon eine Zeit her dass ich guten Sex hatte.“ Sie schwärmt. „Ehrlich gesagt würde ich gerne wieder mal etwas Männliches neben mir spüren.“
„Ich eher in mir“, spricht Cyril so ernst dass Sarah laut los lacht. Mit den Worten: „Komm ich fahr dich nach Hause“, holt Cyril, Sam wieder aus ihren Gedanken heraus.
Dankend nimmt sie das Angebot an.
Kaum ist Cyril mit seinem Wagen vor Sam’s Block stehen geblieben spricht er laut aus was er gerade denkt: „Schätzchen, wenn man vom Teufel spricht…“
„Was für ein Tag. Auch das noch“, Schüttelt sie ihren Kopf und rollt die Augen. Sam steigt aus dem Wagen und Cyrill geht hinter ihr her. Er ist wohl etwas neugierig.
Sam spricht gereizt: „Philipp, habe schon gehört dass du wieder da bist.“
Da steht der grosse gutaussehende Mann mit seinem blondem Haar und den Rehbraunen unschuldigen Augen und dem umwerfenden lächeln. Heute trägt er eine Bluejeans und ein Oker farbigen Pulli der ihm ausgesprochen gut steht. Ein Bild von einem Mann. Himmel!
„Wie wäre es mit einem; Hallo Philippp schon lange nicht mehr gesehen. wie geht es dir…“
„Komm sparen wir uns die Floskeln. Was willst du hier?“
Ist Sam direkt und Philipp muss automatisch lächeln.
„Dich sehen. Ich habe dich vermisst.“
„Ach komm schon. Hast du keine Freundin? Wie lange bist du schon wieder solo?“, möchte Sam auf den Punkt kommen.
Cyrill grinst hinter ihr breit und Philipp verzieht sein Gesicht etwas. Dabei funkeln seine Augen gefährlich. Leise spricht Philipp zu Sam: „Sind das nicht Fangfragen?“
„Dann geh einfach wieder“, scheint Sam immer noch bissig.
„Wie wäre es mit einem Waffenstillstand?“, hackt Philipp nach.
„Was habe ich davon?“
„Eine nette Geburtstagsparty bei den Zwillinge. Ohne Sticheleien. Dann musst du dich nicht die ganze Zeit so sehr zusammenreissen dass meine Schwester bemerkt was zwischen uns los war.“ Sam scheint noch zu überlegen und Cyril findet: „Ein Mann ein Wort.“
„Genau“, bestätigt Philipp lächelnd und wendet sich von Sam ab um Cyril zu begrüssen. Schliesslich haben die beiden sich immer gut verstanden. Durch die Trennung mit Sam wurde ihr Kontakt aufs Minimum reduziert da Cyril nicht die Freundschaft zu Sam verlieren wollte. Damals musste Cyril sich entscheiden welche Freundschaft ihm wichtiger war. Samantha war die glückliche Gewinnerin.
Dann dreht sich Philipp wieder Sam zu und sieht sie fragend an. Allerdings sieht Sam nicht wirklich glücklich aus. Mürrisch möchte sie genauer wissen: „Was beinhaltet dieser Waffenstillstand?“ Irgendwie hat sie das Gefühl dass er mehr von ihr möchte.
„Cleveres Mädchen“, grins Philipp und erklärte weiter, „ich hole dich morgen Abend ab. Lass uns zusammen die Gegend unsicher machen. Sagen wir so um die zwanzig Uhr?“
„Cool, dann gehen wir doch alle zusammen!“ Scheint Cyril sofort begeistert zu sein von der Idee.
Auch das noch! Samantha sucht ihr inneres Chi!
„Wie bitte!“ Stöhnt sie laut. „Du, Philipp, Markus und ich? Nicht dein Ernst.“ Sieht Sam ihren Freund mit grossen Augen direkt an. Was er immer für Ideen hat!
„Schatz, immer noch besser als wenn du mit Philipp allein abhängen musst. Ich wollte nur helfen.“ Winkt er mit einer weiblichen Geste ab. Sam schliesst ihre Augen und hat das Gefühl der Boden rutsche gerade unter ihren Füssen weg. Doch auf eine verdrehte Art und Weise hat Cyrill nicht einmal Unrecht. Sie muss sich entscheiden. Scheisse! Sie gibt sich geschlagen. „Deal! Also dann bis Morgen.“
Philipp grinst breit, frech und siegessicher übers ganze Gesicht und verabschiedet sich von den beiden. Zum Abschluss gibt er ihr einen sanften Kuss auf ihre Stirn. Seine Lippen fühlen sich gut an und Sam spürt dass sie nicht abgeneigt wäre sich einem Mann hin zu geben. Morgens neben einem Mann zu erwachen hat was! Eigentlich wickelt Philippp sie jedes Mal um den Finger und irgendwann landen sie sowieso zusammen im Bett. Sie kann nicht mit ihm aber auch nicht ganz ohne ihn. Vielleicht hat es gar keinen Sinn sich so sehr dagegen zu wehren. Sie schüttelt ihre Gedanken weg und sieht zu wie beschwingt sich Philippp von ihnen entfernt. Nachdem Philippp weg ist fällt Sam ziemlich erledigt ihrem Cyril in die Arme und stänkert: „Ich schaufel mir gleich ein Grab. Hol mich da erst raus wenn alles vorbei ist.“
Unweigerlich muss Cyril kurz auflachen und fragte nach: „Was ist denn so schlimm daran.“
Sam blickte auf und sieht ihrem Freund direkt in die Augen als sie antwortet. „Du hast schon bemerkt dass dieser Markus was von mir will. Und dann noch Philipp der sicherlich auch nicht abgeneigt wäre…“
„Solchen Stress möchte ich auch mal…“, fantasiert Cyril so sehr dass Sam wieder lächeln muss. Dann beschliesst Cyril: „Das Thema des Abends wird sein einen Mann für mich zu finden. Das lenkt dich hoffentlich von deinen kleinen Problemen ab.“
„Abgemacht.“
„Denk dran, lieber zwei am Hals als gar keinen.“
Sie verzieht ihr Gesicht und verabschiedet sich ohne ihren Standpunkt zu erläutern. Sie hätte im Moment lieber gar keinen oder nur einen an der Angel. Sie braucht definitiv Ferien und etwas Abschtand.
Männer…
Früh am nächsten Morgen öffnet Sam die Gardienen und freut sich über die Sonnenstrahlen die bereits erscheinen. Sie lächelt der Sonne entgegen und freute sich dass es heute schönes Wetter gibt. Samstage sind einfach wunderbar. Es scheint ein schöner Tag zu werden. Schliesslich gehörte sie nicht zu den Langschläfern. Ausser - sie hat einen Freund. Dann kann sie auch etwas liegen bleiben und kuscheln. Aber genau genommen fehlt es ihr an nichts.
Im Prinzip ist sie ohne Mann viel besser dran. Keine Streitigkeiten, kein Hintergehen und keine Endtäuschungen.
Vor allem hat sie nicht das Gefühl sich ständig ihrem Freund anpassen zu müssen. Im Moment kann sie tun und lassen was sie will. Ohne jemandem Rechenschaft abzuliefern. Seit längerer Zeit schon hat Sam für sich beschlossen dass es so bleiben soll. An eine Liebe die ein ganzes Leben lang hält glaubte sie schon lange nicht mehr. Obwohl bei ihren Freundinnen die Karten gut liegen. Also hüpfte sie rasch unter die Dusche und zieht sich etwas legeres, eher Sportliches über. Dann geht sie in ihr Wohnzimmer und lässt das Radio laufen. Leise summt sie das Lied mit. Sam ist gerne auf dem Laufenden was in der Region und in der Welt so passiert. Darum hört sie gerne den Lokalen Radio Sender in der Region. Leicht beschwingt und tanzend ist sie dann unterwegs in die Küche. Heute hat sie ausgesprochen gute Laune. Und bei guter Laune ist sie meistens, unbewusst am singen und tanzend in der Wohnung anzutreffen. Ab und an sucht sie Musik aus bei der sie bewusst mitsingen kann. Nicht dass sie eine begnadete Sängerin ist. Sie ist ja alleine und da stören die falschen Töne auch nicht. Die einen singen unter der Dusche und sie macht es vorwiegend bei der Hausarbeit. Vorausgesetzt sie ist glücklich. Ein Kaffee und etwas Essbares kann nun wirklich auch nicht schaden... Also öffnete Sam ihren Kühlschrank und wird sich schlagartig bewusst dass sie heute noch dringend einkaufen muss. Gähnende Leere findet sie wieder mal im Kühlschrank vor. Sie seufzt kurz auf doch da klingelt es an ihrer Türe. Automatisch muss sie lächeln weil sie denkt es könnte Cyril sein der sie mit einem Frühstück überraschen möchte.
Wie schön! Das kommt definitiv gelegen.
Vielleicht sollten sie wirklich zusammen ziehen!
Also geht sie immer noch lächelnd zur Tür und öffnete diese gut gelaunt. Kaum geöffnet schlägt sie die Türe auch wieder zu.
Die gute Laune ist dahin!
Daraufhin klopfte es und eine raue Männerstimme spricht: „Guten Morgen Sonnenschein. Lass mich bitte rein.“ Nochmal ein leises klopfen. „Ich habe Frühstück mitgebracht. Bit-te.“
Sam rollt ihre Augen und seufzt laut. Langsam öffnet sie die Haustür wieder und ist leicht verärgert: „Du kannst von Glück reden dass du Frühstück mitgebracht hast. Ansonsten könntest du da draussen schmoren bis du schwarz wirst.“
Philipp weiss wie bissig sie sein kann. Also reagiert er schlauer Weise nicht darauf. Das Beste was er in dieser Situation tun kann. Er tritt einfach hinein und geht zielstrebig in die Küche direkt an Ihr vorbei. Sie schlägt die Eingangstür eher unsanft hinter ihm zu. Ihr Lächeln wirkt künstlich. Eigentlich hat sie keine Lust ihn zu bewirten. Schliesslich kannte er sich in ihrer Wohnung gut genug aus. An alte Gedanken geheftet zieht sich ihr Magen zusammen. Als Philipp die Tasche ausgepackt hat spricht er ziemlich sanft: „Hey, setzt dich ruhig hin. Ich mache das Frühstück. Noch Kaffee?“
Sie nickt ihm wortlos zu und setzt sich hin. Dabei stellt sie ihre Ellenbogen auf den Tisch und legt ihren Kopf in die Hände als sie ihm zusieht bei dem was er tut. Irgendwie seltsam dass er so nett zu ihr ist. Wobei…, eigentlich ist er ja immer nett.
So ist er eigentlich zu allen Frauen.
Philippp ist gerade dabei die Eier in die Pfanne zu hauen für ein leckeres Omelett. Automatisch mustert sie ihn. Er hat sich nicht gross verändert. Etwas längere Haare hat er die ihm ausgesprochen gut stehen. Ja, da ist er wieder dieser nette gut aussehende Kerl in den sie sich einmal so unsterblich verliebt hat. Der braungebrannte, sportliche Typ Mann mit einem Lächeln das fast jede Frau zum Schmelzen bringt. Sein Lächeln verrät ihr das er es geniesst von ihr gemustert zu werden. Er ist unverbesserlich!
Doch mittlerweile kennt sie seine andere Seite. Er ist das lebende Beispiel dafür dass man sich nie vom äusseren blenden lassen durfte. Die ganze Sache damals mit ihm hat Sam so verletzt dass sie keinen Partner mehr will. Philippp reicht also für den Restlichen Teil ihres Lebens. Automatisch seufzt sie leise auf als ihr auffällt dass sie seinen knackigen Hintern mustert!
„Gefällt dir was du siehst?“ Stellt er die belanglose Frage und sie schmunzelt ertappt: „Ganz nett.“
Als Philippp breit grinsend die Teller mit den Rühreiern mit Speck auf den Tisch gelegt hat bringt er zum Schluss noch den wohlschmeckenden Kaffee. Als er absitzt holt er Sam aus ihren Gedanken: „Du wirkst nachdenklich. Geht es immer noch um mich?“ Sein Lächeln ist Siegessicher.
„Du hast gerade im Lotto gewonnen. Glückwunsch“, ist ihre schnippische Reaktion darauf.
„Dachte ich mir schon. Wollen wir uns mal in Ruhe darüber aussprechen?“
„Ich denke ich habe dir schon alles wörtlich an den Kopf geschossen was es damals zu sagen gab. Und beim einten Mal Sex“, „Entschuldige es waren mindestens drei Mal.“ Unterbricht er sie schelmisch grinsend und sie stöhnt auf. „Ach, ich war so blau. Du hast es ausgenutzt und ich habe nicht vor daraus eine Regelmässigkeit daraus zu machen.“
Nun sieht Philipp ihr direkt in die Augen als er versucht zu erklären: „Samantha, es tut mir so unsagbar Leid das ich dich betrogen habe.“
Sam rollt ihre Augen und fragt: „Was genau tut dir leid. Dass du mich heiraten wolltest oder mich belogen und betrogen hast über Jahre hinweg?“
„Ich vermisse dich. Und ehrlich ich hätte dich auf jeden Fall geheiratet. Ich habe dich auch geliebt“, fügt Philipp an und streicht sich ein Stück Brot mit Butter das bereits auf dem Tisch stand.
„Betonung auf Auch! Auf deine kranke Art und Weise bestimmt. Philipp ganz im Ernst: ohne dich bin ich wieder mehr mich selbst. Es geht mir gut.“ Sam möchte diesem Gespräch ein Ende machen doch da sieht Philippp sie mit seinen klaren braunen Augen direkt an.
„Hat nicht jeder eine zweite Chance verdient?“
„Jeder, aber nicht du“, ist ihre Antwort und er reagierte mit einem: „Autsch…“
„Weisst du, ich bin da ja eher für Monogame Beziehung zwischen Mann und Frau. Ich akzeptiere nun mal keine anderen Frauen neben mir. Ich möchte einen Partner für mich alleine. Du hingegen bist Bigamist und das wird sich nicht von heute auf Morgen verändern. Vermutlich wäre ich gar keine Beziehung mit dir eingegangen wenn du mit offenen Karten gespielt hättest.“
„Nun, vielleicht schaffe ich das ja doch irgendwann … Monogam und so.“ Seine Schulter zuckt auf. Nun muss Sam sich ein Lächeln verkneifen: „Niemals! Was für ein lahmer Versuch.“
„Vielleicht habe ich mich geändert.“ Funkeln seine Augen zu ihr hinüber.
„Nur weil du nicht allein sein kannst brauchst du nicht zu denken ich fall wieder auf dich rein. Altes wieder auffrischen, davon halte ich auch nichts.“
„Du kennst mich wirklich gut.“ Ein schmunzeln. „Allein sein macht keinen Spass. Ich mag dich immer noch unheimlich gut. Unseren Sex mochte ich auch. Das wird sich nie ändern“, schmollte Philipp. Wenigstens ist er ehrlich, schiebt ihr Gedanke nach. Sie nimmt einen Schluck Kaffee.
„Such doch eine Selbsthilfe Gruppe. Dann bist du nicht mehr allein…“ Schiebt sie dann keck nach.
„Und habe plötzlich noch mehr Probleme als mir lieb ist“, scherzte Philipp und Sam muss auch kurz auf lachen. Die Stimmung ist nun locker. Sam ist im Grunde genommen recht stolz auf sich so sachlich mit ihrem Ex diskutieren zu können. Im Prinzip fühlt es sich ganz gut an. Die beiden kennen sich ja schon lange und aus diesem Grund sind sie wohl noch so vertraut mit einander. Langsam muss sie wohl etwas Gras darüber wachsen lassen. Natürlich ist sie sich bewusst dass Philipp sie in nächster Zeit mehr besuchen wird in der Hoffnung doch mal zum Schuss zu kommen. Gegen gemeinsamen Spass inklusive Bettgeschichten hätte er bestimmt nichts einzuwenden. Auch sie streicht ein Brot. Als sie in ihr Brot beisst sieht sie ihn an und er erwidert ihren Blick. Die Luft wird heiss! Himmel, er sieht immer noch verdammt gut aus. Gesteht sie sich!
Doch Sam wird sich hüten, sich auf etwas Romantisches mit ihm einzulassen. Das hofft sie zumindest. Denn wen Philipp will kann er ein ganz netter zuvorkommender Mann sein. Einen den jede Frau gern an ihrer Seite hätte. Liebevoll sieht Philipp erneut zu Sam und erklärte ihr: „Hey…, ich werde immer für dich da sein. Versprochen. Auch als Freund.“
„Gut zu wissen. Danke.“
„Und wenn du doch mit mir ins Bett möchtest… nur ein Wort und ich stehe meinen Mann.“
Sam muss kichern. „Denkst du das wäre so einfach?“
„Wir wissen was wir aneinander haben und erleben keine Überraschung. Warum also nicht zwanglosen Sex ohne gleich von Beziehung zu reden.“
Sie sieht ihn an und überlegt ihre nächsten Worte.
„Guten Sex unter Kollegen das nicht als Beziehung endet? So wie in Freundschaft Plus.“ Was sie nicht erwähnt ist ihre Angst davor sich ihm hin zu geben und eines Tages damit zu erwachen sich wieder in ihn verliebt zu haben. Da er nicht Monogam leben kann wäre diese Beziehung wieder zum Scheitern verurteilt. Jetzt ist es keine Liebe die sie zu ihm hinzieht und das möchte sie gerne so beibehalten. Sie mag ihn irgendwie als Kollegen.
„Solange es sich, in Anführungszeichen, nur um Sex handelt und wir daraus keine Beziehung machen wäre das für mich einfach.“ Er macht eine Pause um einen Schluck Kaffee zu trinken und fügt an. „Du hast Recht, ich werde nie treu sein und vielleicht arbeite ich demnächst als Call Boy.“
„Echt?“ Ihre Augen weiten sich. Sie stellt ihren Kaffee wieder hin sonst verschluckt sie sich noch. Dann schiebt sie sich ihren letzten bissen vom Rührei in den mund.
„Ja, warum nicht.“ Er sieht ihr tief in die Augen. „Übrigens kann ich auch mit dir befreundet sein ohne Sexuelle Absichten. Abgeneigt werde ich jedoch nie sein.“
Seine Augen funkeln belustigt auf.
„Ich bezahle dich nie…!“
„Abgemacht, du bekommst es gratis.“
Lustiger Weise bekommt Sam gerade eine Hitzewelle und spürt ihre Lust auf Sex. Als würde er ihre Gedanken lesen verengen sich seine Augen und er mustert sie. Philippp kennt sie nur zu gut. Nun beisst sie sich auf die Unterlippe und lächelt anschliessend.
„Heute benötige ich deine Dienste nicht.“ Flunkert sie gekonnt und er schiebt nach: „Der Tag ist noch nicht gelaufen.“
Nun muss sie laut auflachen und geniesst den Rest des Frühstückes in vollen Zügen. Eigentlich ist Philippp eine gelungene Abwechslung. Ausserdem ist es nett dass er auch noch die Küche sauber macht. Er verwöhnt sie. Ein nettes Friedensangebot.
Nach diesem gemütlichen Frühstück wäre Philipp natürlich gerne etwas länger da geblieben. Doch Sam schiebt ihn sprichwörtlich aus ihrer Wohnung und betont dass sie ihn ja am Abend bereits wieder ertragen muss. Also drückt Philipp ihr einen Kuss auf ihre Stirn und geht beschwingt davon.
Was Sam von alledem halten soll, ist ihr im Moment noch nicht so ganz klar. Sie weiss nur dass es eigentlich für heute schon genug Philipp ertragen hat. Mehr Mann wollte sie im Prinzip heute nicht mehr ertragen. Sie weiss genau dass ihr noch der Abend bevor steht. Aber daran will sie im Moment lieber nicht denken. Also macht sie sich kurzerhand eine Einkaufsliste parat und zieht los um ihre Besorgungen zu machen. Dabei trägt sie ihre bequemsten Jeans und einen dicken dunkelblauen Pulli. Natürlich nimmt sie wieder die öffentlichen Verkehrsmittel und beobachtet die verschiedenen Menschen. Die Stimmung heute ist ruhig, ohne Hektik. Schön!
Aus dem vermeintlich kleinen Einkauf wird ein richtiger Einkaufsbummel. Heute ist beim Marktplatz der Markt. Das rege Treiben geniesst sie jedes Mal. Darum flaniert sie gemütlich von Stand zu Stand. Sie liebt es zwischen den Ständen zu schlendern. Ohne Hast und ohne Hektik. Doch langsam ist sie etwas erschöpft und braucht eine Pause. Also geht sie in der Nähe in ein kleines Kaffee und trinkt in Ruhe ihren Chai Latte. Dabei sitzt sie so hin dass sie das rege Treiben auf dem Markt beobachten kann. Sie liebt es die verschiedenen Situationen in der Menschenmenge zu beobachten. Da gibt es die gestressten Menschen, während andere alle Zeit der Welt zu haben scheinen. Mütter und Väter die mit ihren Kinder versuchen sich durch den Markt zu schlängeln. Tobende und streitende Kinder. Gestresste Eltern und Grosseltern die das Ganze etwas lockerer nehmen. Auch mal verliebte die sich zwischendurch küssen und einander liebevolle Blicke schenken. Dann noch Jugendliche die nicht so genau wissen was sie mit ihrer Zeit anfangen sollen und einfach in Gruppen da stehen etwas smal Talk machen und nebenbei beschäftigt mit ihren I-Phons SMS schreiben. Tatsächlich ist so einiges los auf dem Markt. Zufrieden seufzt Sam bei diesem Anblick unbeabsichtigt auf. Da es heute ein so sonniger herrlicher Tag ist, ist wirklich reges Treiben auf dem Markt. Auch Sam lässt sich anschliessend noch mal durch den Markt treiben und kauft viele frische Früchte ein. An den frischen Früchten zu riechen ist einfach herrlich! Zufrieden kommt sie dann einige Zeit später wieder bei sich zu Hause an und beisst in einen der saftigen Apfel vom Markt. Göttlich!
Durch das Frühstücken mit Philipp und dem Marktbesuch geht die Zeit ziemlich rasch vorbei. Also räumt sie ihren Einkauf zu Hause rasch weg und als sie auf die antike Pendeluhr sieht die im Wohnzimmer steht wird ihr bewusst dass sie sich langsam auf den Abend einstimmen sollte. Normalerweise ist sie sehr selbstbewusst und hat keine grossen Schwierigkeiten was sie anziehen soll. Doch heute Abend scheint das etwas anders zu sein. Schliesslich ist sie mit drei gut aussehenden Männern zusammen. Einer schöner als der andere. Das gibt es ja nicht aller Tage. Eigentlich kann sie sich glücklich schätzen. Schliesslich will sie heute gut aussehen.
Für wen genau? Dann sieht sie sich in ihrer Wohnung um ob es auch ordentlich aussieht. Nur für den Fall dass einer doch bei ihr übernachten sollte. Nicht dass sie darauf hofft, aber für alle Fälle.
Sie weiss genau dass Cyril sich für heute Abend auch zu Recht macht. Er ist ja auf der Suche nach einem Partner. Aber sie muss aufpassen dass sie nicht zu sexy wirkt, sonst weicht Philippp ihr nicht mehr von der Seite. Sie will nicht ausstrahlen: leicht zu haben. Ne! Unbewusst scheint sie sich zu fragen ob denn gegen etwas Spass mit Philipp etwas einzuwenden sei. Aber wen sie mit ihm in der Kiste landet bedeutet es ihm sicherlich nicht dasselbe wie ihr. Hat sie überhaupt noch Gefühle für Philippp?
Eigentlich nicht! Genau genommen fühlt sie sich nur durch den Umstand dass Philippp mit ihr in die Kiste will: Sexy!
Jedoch ist sie eine Frau die Sex und Liebe nicht gut trennen kann. Oder doch? Für sie gab es nur Sex im Zusammenhang mit Liebe. Im Prinzip hielt sie das immer für eine ihrer stärken. Manchmal wäre sie aber gerne über ihren Schatten gesprungen um sich mal zu amüsieren. Aber dann wäre sie sich selbst nicht treu gewesen. Nun schüttelt sie ihren Kopf leicht und fragt sich selbst wohin dass heute Abend wohl führen soll. Aber worüber sich Gedanken machen wenn es sowieso ganz anders kommen kann. Aber weshalb macht sie sich auch so viele Gedanken, schliesslich konzentriert sich am besten den ganzen Abend auf Cyrill und hält Ausschau nach einem geeigneten Partner für ihren Freund. Ihre Sexuellen Absichten mal zurückgestellt. Genau!
Das ist die Beste Idee.
Dann hat sie ihr Outfit für den Abend!
Sie entscheidet sich für eine gelungene Mischung aus schlicht, eine Prise sexy und einem Tatsch elegant. Als sie sich im Spiel betrachtete ist sie sehr zufrieden mit ihrer Wahl der Kleidung. Das Gesamtpacket scheint zu stimmen. Schwarze hohe Schuhe, ein Knielanges schwarzes Kleid dessen Ausschnitt gerade richtig ist und tollen farbigen Schmuck der dem Ganzen die besondere Note gibt. Dann noch etwas Schminke und es kann losgehen. Damit fühlt sie sich rundum wohl. Und das ist ihr immer wichtig. Nicht dass etwas an der falschen Stelle kniff oder die ganze Zeit hin und her rutscht. Dann kann man den Abend nämlich nicht geniessen und Frau macht den ganzen Abend nur Schadensbegrenzung an der eigenen Kleidung. Nein, heute will sie bei vollem Bewusstsein sein. Denn sie weiss ja nicht genau wie der Abend wirklich verläuft. Nach einem gelungenem Rundumstyling klingelte es auch schon an ihrer Türe und Cyril ruft: „Kann ich rein?“ Sam ruft lächelnd zurück: „Ist offen.“ Sie ist gerade dabei ihren Blaser anzuziehen als sie Cyril durch die Tür kommen sieht. Bewundernd spricht sie: „Wau…, sehr chic.“
Da steht der perfekte Mann in blue Jeans und einem modisch farbigen Hemd. Er lächelt süffisant. „Schatz, das Kompliment gebe ich gerne zurück. Doch im Gegensatz zu mir siehst du noch Sexy dabei aus. Und deine grossen blauen Augen rauben mir fast den Verstand.“
Sam kichert. „Das liegt an der Schminke.“
„Na hör mal, auch ich hab etwas schminke im Gesicht. Doch mit der Oberweite muss ich echt passen. Dein Busen sieht toll aus in diesem Kleid.“
Sam muss kichern. Schliesslich bekommt Cyril einen leichten Klaps auf seinen Oberarm. Bei jedem anderen wäre sie vermutlich hoch rot angelaufen, doch bei ihm ist das nicht nötig. Natürlich tut er so als wäre der Klapps etwas schmerzvoll gewesen. Schlussendlich gibt es eine kleine Umarmung und beide sind abmarschbereit. Sam findet Cyril heute sehr attraktiv. Aber das ist er ja meistens. Wäre er nicht Schwul wäre er genau ihr Typ Mann. Er ist zwar nicht mittelgross und vielleicht etwas schlaksig das jedoch super zu ihm passt. Cyril trägt seine Haare abwechselnd mal Halblang – das ihm ausgesprochen gut steht und manchmal wieder kurz. Zurzeit trägt er sie modisch Kurz! Wenn er keine weiblichen Gesten fabriziert merkt man ihm nicht an dass er Schwul ist. Cyril ist rundum perfekt! Kein Wunder dass die Frauen so auf ihn abfahren. Für Sam ist Cyril der beste Freund den es gibt. Das gelungene daran ist dass er ihre Probleme versteht und ihr doch auch mal die Sicht aus Männlicher perspektive zeigen kann. Gerade als sie ihre Tür hinter sich verschliesst kommt ihr noch in den Sinn: „Oh Schitt, wollte nicht Philippp mich abholen?“
Fragt sie wohl mehr sich selbst als Cyril. Doch Cyrils Mundwinkel zucken schon und er erklärt breit lächelnd: „Ja du Spätzünder. Philipp hat zuerst mich abgeholt. Er wartet im Wagen. Und Markus treffen wir in der Stadt.“
Beim Namen Markus rollt sie automatisch ihre Augen. Sam staunt dass die Jungs schon alles durchgeplant haben. Heute ist ihr das Recht, sie hat nichts einzuwenden. Anscheinend kann sie sich heute Abend einfach mit ziehen lassen und abwarten was der Abend so mit sich bringt. Denken muss sie wohl nicht. Natürlich wartet Philipp nicht im Wagen sondern vor dem Wagen. Mit einem schiefen Lächeln und einem amüsierten Blick sieht er Sam an: „Du siehst wie immer umwerfend aus.“
Da Sam solche Komplimente für übertrieben hält rollte sie wieder kurz ihre Augen. Cyril steigt hinten im Wagen ein. Philipp nimmt sie trotzdem kurz in den Arm und drückte sie rasch an sich. Eine Hand landet in ihrem Genick und er führt sie ganz nah an sein Gesicht. Langsam legt er seine Lippen auf die ihren küsst sie sanft. Sie kann ihn schmecken und er riecht wie immer sehr männlich. Zu ihrer Überraschung verliert sie nach dem flüchtigen Kuss nicht den Boden unter den Füssen. Dann öffnet er ihr, zuvorkommend, die Autotür und sie steigt dankend ein. Genau wie sie es sich bereits dachte, heute Abend wird Philipp sich als Gentlemen zeigen. Eine seiner Vorzüge.
Die Jungs im Auto quatschten über dies und das. Sam ist nicht so gut im Unterhalten. Eigentlich ist sie eine bessere Zuhörerin. Sie bleibt eher Unbeachtet und beobachtet umso lieber. Was nicht heissen soll dass es ihr langweilig ist oder sie sich nicht amüsiert. Sie bleibt einfach lieber im Hintergrund. Aus diesem Grund sieht sie aus dem Wagen und beobachtete das treiben auf der Strasse und die Dinge an denen sie vorbei fahren. Da heute Philipp der Chauffeur ist, sitzt Sam natürlich vorne neben Philipp. Daher scheint es für Philipp wohl nur logisch dass er seine Hand auf ihrem Schoss legt. Nur weil er sie kurz geküsst hat ist das noch lange keine Eintrittskarte. Ihre Augenbrauen schnellen sofort in die Höhe und sie sieht nun nett aber ziemlich ernst zu Philipp hinüber. Leise aber bestimmend spricht sie dann ihre Worte aus.
„Wenn du nicht möchtest dass ich gleich hier und jetzt aussteige würde ich für deine Hand einen anderen Platz wählen.“
„Oh…, entschuldige wohl ein Reflex.“
„Ich zeig dir gleich meine Reflexe…“
„Ist das eine Drohung?“ Will Philipp genau wissen. Wieder lächelt er verschmitzt. Er scheint sie heraus zu Vordern.
„Idiot.“
Natürlich nimmt Philipp seine Hand weg und natürlich können sie Cyril hinten im Auto kichern hören. Sam verdreht wieder ihre Augen. Doch auch ihre Mundwinkel zucken leicht. Ein wenig ist auch sie auch amüsiert. Etwas Spass kann ja nicht schaden. Doch das muss Philipp nicht so genau wissen. Auch sie kann Spiele spielen. Denn irgendwie ist diese Situation so wie sie im Moment ist- in Ordnung. Wenn es so weiter geht wird das noch ein ganz lustiger Abend werden. Philipp parkiert in der zentral gelegenen Parkgarage. Nicht unbedingt die billigste, dafür Zentral. Doch Sam macht sich darüber keine Gedanken. Denn Philipp kann sich das leisten und ansonsten teilten sie die Gebühren einfach. Das ist kein Ding, das taten sie in der Regel schon früher immer so. Sam nimmt nicht an dass sich die Regeln gross geändert hätten.
Heute möchte sie alle Vorzüge geniessen die ihr der Abend bringen kann. Also bleibt sie im Auto sitzen bis Philipp ihr die Tür aufhält. Natürlich ist das wieder so eine kleine Geste von Philipp die Sam genau kennt. Sie nimmt seine Hand die er ihr zum Aussteigen entgegenhält dankend an. Als Philipp ihr dabei noch zu zwinkerte, muss selbst sie offen grinsen.
Meine Güte ist der heute Charmant.
Danach nimmt er ihren Arm damit sie bei ihm einhängt. Seltsamer Weise muss sie nicht lange überlegen und willigt ein. Auf der anderen Seite gesellte sich Cyril hin und bietet auch seinen Arm an. Diesmal lachte Sam kurz laut auf und hängt auch dort ein. So zu dritt ziehen sie weiter. Sie wissen genau dass sie zusammen gut aussehen. Da sie augenscheinlich noch etwas Zeit haben bis sie auf Markus stossen, will Sam zuerst eine Kleinigkeit essen. Sie hat ein kleines Hungergefühl. Ausserdem ist es immer Sinnvoll etwas zu essen bevor sie Alkohol trinkt.
Sie landen am Imbiss an der Ecke. Der Imbiss ist wirklich an bester Lage. An diesem Treffpunkt trifft man sich einfach. Viele nehmen den Imbiss als Treffpunkt weil man von hier gut zu Fuss weiterkommt. Man kann diesen doch eher grossen, knalligen roten Imbiss einfach nicht verfehlen. Auch Cyril hat den Treffpunkt ausgewählt um Markus an zu treffen. Kaum haben sie ihre Sandwiches und Burger fast fertig gegessen kommt auch schon Markus daher geschlendert. Doch zu ihrem Erstaunen ist Markus nicht allein. Zuerst dachte sie dass es wieder jemand aus seiner Firma sei. Das hätte ihr gerade noch gefehlt! Doch dann stellt Markus – den neuen - als Valentin, seinen Bruder, vor.
Noch ein Mann mehr in ihrer Truppe! Tja, warum auch nicht. Auch Valentin und Markus gönnen sich rasch ein Sandwich. Dann unterhalten sie sich alle zwanglos. Und Sam nützt die Gelegenheit um Valentin zu mustern. Er ist etwa gleich gross wie Markus aber das genaue Gegenteil. Blond und blaue Augen. Dass die beiden miteinander Verwandt sind - darauf kommt man nicht auf Anhieb! Schliesslich wendet sich Sam Valentin zu: „Arbeitest du auch in der Gegend?“
„Nö. Wollte Markus etwas beim Umzug helfen und nütze dabei die Gelegenheit seine neuen Freunde kennen zu lernen.“ Valentin grinst breit und Markus nimmt seinen Bruder in den Schwitzkasten und scherzt: „Er wollte nur die Lage hier in der Stadt abchecken…“
„Geb‘s ja zu.“ Keucht Valentin und Markus lässt seinen Bruder los der dann seine Haare sortieren muss. Auch Sam muss lächeln da die beiden wirklich so vertraut sind. Man hat das Gefühl sie mögen einander gut leiden. Schön! So ungezwungen kennt sie Markus noch gar nicht. Bis anhin war ihre Begegnung immer geschäftlich. Er sieht gut aus in seinen schwarzen Jeans und dem grünen Hemd. Dann wird Valentin von Cyril und Philipp mit Fragen in Beschlag genommen. Markus wendet sich also zu Sam und fragt: „Ich hoffe es ist in Ordnung wenn ich meinen Bruder mitgebracht habe.“
„Kein Stress.“
„Hoffentlich fühlst du dich nicht wie das fünfte Rad am Wagen.“ Holt Marcus weiter aus und geht neben ihr her.
Dann platzt es einfach so aus ihr heraus: „Jetzt lass mal die fünf gerade stehen. Die fünf steht zwischen der Zahl vier und der sechs. Also in der Mitte. Ausserdem ist die Zahl fünf, die Zahl der Liebesgöttin Venus. Und in der Chinesischen Zahlenbibliothek gibt es weiteres sehr interessantes zu dieser Zahl. Doch das musst du schon selbst Googeln. Noch Fragen?“
Markus scheint fasziniert von ihrer Antwort. Er weiss noch nicht genau ob er Belustigt oder überrumpelt sein soll. Doch er kommt nicht dazu eine Antwort zu geben denn Philipp hat wohl einen Teil mitbekommen und lässt sich zu ihnen zurückfallen um nun seinen Arm locker auf Sam Schulter ruhen zu lassen als er mitfühlend zu ihr spricht: „Schatz, heute etwas bissig. Bekommst du deine Tage…“
Sofort bekommt Philipp Sams Ellenbogen in den Magen gerammt. Vielleicht ist der Stoss auch für das Ablegen seines Armes auf ihrer Schulter.
Da alle beteiligten ein Lächeln auf den Lippen haben kann es nichts Ernstes zu bedeuten haben. So viel hat Markus gerade mal mitbekommen. Cyril unterbricht, indem er Sam seinen Arm anbietet um ein zu henken und in die Runde wirft: „Wollen wir weiter?“
Stimmt in der Zwischenzeit sind sie einfach stehen geblieben.
Also machen sich die fünft auf zu ihrem nächsten Domizil. Sie landeten im Twenti-Fife. Das 25 ist eine Diskothek ab 25 Jahren auf drei Ebenen. Auf einer Ebene gibt es Techno. Eine Ebene mit Rock und Pop. Und zu guter Letzt die Ebene mit einem Tatsch Schlagermusik für die Standard Tänzer. Das ist zwischendurch auch mal ganz witzig. Von Vorteil ist es wenn man ein zwei Standarttänze beherrscht. Ansonsten ist es eher langweilig. Mit Philipp wäre Sam damals gerne in einen Tanzkurs gegangen um die gängigsten Tänze zu lernen. Doch Philipp hielt nichts davon. Also liessen sie es sein. Sam besuchte trotzdem mal einen Grundkurs im Disco Fox und Standard Tanz. Aber ohne Freund machte ihr es damals keinen richtigen Spass. Also liess sie es nach den Grundkursen bleiben. Wenigstens beherrscht sie die Grundelemente. Darauf ist sie ein bisschen stolz. Philipp hielt sich früher am liebsten auf der Techno Ebene auf, daher nimmt Sam an dass es heute nicht anders ist. Es ist nicht so dass die Musik ihm so besonders gefällt. Nein es hat einen anderen Grund; die Mädchen und Frauen sind dort am freizügigsten bekleidet.
Darauf hätte sie ja wirklich früher kommen können!
Anstandslos kommen die fünf hinein. Nachdem sie ihre Jacken an der Garderobe gegen ein Ticket abgegeben haben ist eine Lagebesprechung nötig. Zuerst erklärt Cyril den beiden Neuzugängen wie der Laden hier aufgeteilt ist. Philipp erwähnt natürlich dass die Frauen in der Techno ebene am wenigsten Kleider am Körper tragen. Das bringt Sams Augen wieder zum rollen. Wenigstens spielt er mit offenen Karten!
„Männer und ihre Hormone!“ Spricht sie leise aus und Markus sieht kurz zu ihr rüber. Sam lächelt aufgesetzt. Zum ersten Mal wäre sie froh eine Frau an ihrer Seite zu wissen!
Die Gruppe beschliesst zuerst die goldene Mitte zu besuchen: den Bereich Rock und Pop. Kaum sind sie durch die schwingende Tür und betreten den schillernden Raum sorgt die Musik für die Richtige Stimmung. Hier fühlt Sam sich wohl. Dieser Raum hat das Flair der 80er Jahre! Auch Valentin und Markus gefällt es auf Anhieb. Als nächstes bieten Philipp und Markus an die erste Runde zu holen und nehmen die Bestellungen auf.
Markus ist etwas erstaunt darüber dass Sam Bier trinken möchte und dann noch dunkles. Er findet sie ist heute Abend mal lockerer als sonst. Sie ist nicht so angespannt wie sonst und lächelte viel. Er hätte es ihr gerne auf die Nase gebunden, fand jedoch nicht den Mut ihr das zu sagen und mustert sie aus diesem Grund nur. Er hat Angst ihre Ausgelassenheit könnte verschwunden wenn er etwas zu ihr sagt. Schliesslich möchte sie nicht mit ihm Privat befreundet sein, das hat sie klipp und klar verdeutlicht! Cyril scheint da andere Pläne für sie zu haben und das bringt ihm ein zucken in die Mundwinkel. Welche Rolle Philippp da genau hat muss Markus jedoch noch zuerst herausfinden. Er hätte gerne ein paar Worte mit Philippp an der Theke gewechselt. Doch es blieb bei der Getränkebestellung keine Zeit dazu. Dass Philippp auf Samantha steht sieht ein blinder. Eigentlich ist er eh erstaunt dass sie, gemäss Aussage von Cyril, keinen Freund hat. Sie ist zwar klein aber wirklich hübsch und alles sitzt dort wo es hingehört. Vermutlich ist sie sich nicht mal bewusst wie sie auf Männer wirkt und das macht sie noch interessanter. Warum sie allerdings so in Abwehrstellung geht wenn es ums kennen lernen geht versteht er nicht da sie ja nicht in einer Beziehung steckt.
Kaum sind sie mit den Getränken zurück, stossen sie heiter auf ihren gemeinsamen Abend an. Markus sieht in die Runde und findet ihre Gruppe irgendwie gelungen. Er beobachtet wie sich Sam etwas zurück nimmt um im Hintergrund das Geschehen um sie herum zu beobachten. Sie wippt leicht im Takt der Musik. Schliesslich beschliesst er sich mit jemanden zu unterhalten und Cyril bietet sich an. Markus mag Cyril da er ihn an Valentin, seinen Bruder erinnert. Zwar scheint es als wäre Cyril erfahrener und seiner selbst bewusster. Vielleicht hofft Markus ja auch nur dass Valentin in Cyril einen guten Kameraden findet. Er für seinen Teil geniesst den Abend bereits jetzt schon.
Sams Blick fällt auf Markus der sich ausgesprochen gut mit Cyril unterhält während Philipp und Valentin nun ihre Tanzkünste unter Beweis stellen. Sie ist noch nicht in Stimmung die Bühne zu erobern. Lieber beobachtete sie Valentin ein wenig. Er ist echt das pure Gegenteil von Markus. Er trägt die Haare ziemlich lang und irgendwie schmeicheln sie eigentlich seinem Gesicht. Obwohl Sam nicht viele Männer mit langen Haaren kennt muss sie gestehen es hat was für sich. Ein hübscher gut gebauter Kerl. Seine blaugrauen Augen passen zu seinem sehr maskulinen Gesichtszügen. Markus hingegen hat schwarzes kurzes Haar und braune Augen. Markus hat breite Schultern und Valentin ist im Vergleich zu Markus recht drahtig. Sam würde Markus Charakter als sehr gradlinigen einstufen. Was vermutlich seine Stärke ist.
Valentin hingegen sieht aus wie ein Abenteurer mit dem man viel Spass haben kann. Die Frage ist nur für wie lange. Sie seufzt leise auf und schmeisst Valentin in dieselbe Schublade wie Philippp. Ob es der Wahrheit entspricht weiss sie jedoch nicht. Das ist lediglich der erste Eindruck den sie hat.
Philipp bemerkt dass sie die beiden mustert und winkte ihr breit lächelnd kurz zu. Sie kichert in sich hinein. Obwohl sie gestehen muss: auf den ersten Blick ist Philipp der schönste Mann in dieser Runde. Ausserdem der grösste Mann. Sie beobachtet wie Philipp auf Frauen wirkt, er ist nicht lange alleine auf der Tanzfläche. Genauso wenig wie Valentin. Sie nimmt erneut einen Schluck vom Bier. Etwas später kommen die zwei von der Tanzfläche zurück um ihren Durst zu löschen. Markus sieht zu Sam hinüber möchte von ihr wissen: „Lust zu tanzen?“
„Fall es unter meinen Sohlen kitzeln sollte, schaffe ich das ganz gut alleine.“ Kommt ihre Antwort schroffer als sie eigentlich wollte. Entschuldigung, schieben ihre Gedanken nach.
„Ich sag’s ja, sie bekommt ihre Tage“, ist Philipp der jetzt gegen ihre Gehässigkeit spottet. Dabei grinst er sie schief an. Dafür erntet er einen bösen Blick von ihr da alle auf ihre Kosten kichern.
Im Prinzip versteht Markus vermutlich ihre Ablehnung nicht. Doch näher darauf eingehen will sie im Moment definitiv nicht. Vermutlich hat Cyril ihm berichtet dass sie keine Beziehung hat.
Da Samantha wieder auf Abstand schaltet beschliesst Markus Nachschub an Getränken zu holen. Cyril hat ihm gegenüber was von einem Exfreund berichtet der ihr dermassen zugesetzt hat dass sie im Moment keinen Mann an ihrer Seite wünscht.
Da Sam auch schon leer getrunken hat scheint seine Frage nur logisch dass er für Nachschub sorgt.
„Kann ich dir auch noch etwas holen?“
„Gerne.“ Zur Abwechslung lächelt sie mal offen: „Brauche aber was Stärkeres…“
„Ramazotti? Martini?“
„Appenzeller“, ist sie viel netter zu Markus als vorhin. Ihm kann es nur Recht sein. Sie scheint selbst bemerkt zu haben dass ihre Antwort zuvor etwas schroff gewesen ist. Also zieht er diesmal mit Cyril los um die Getränke zu holen.
„Ist Samantha immer so gut drauf wenn ihr im Ausgang seid?“ Muss er Cyril jetzt doch fragen.
„Nein, sie steht sich heute selbst im Weg. Sie mag dich das sehe ich.“
Jetzt lacht Markus laut auf. „Aber klar.“
Cyril bleibt stehen. „Nein ehrlich, sonst wäre sie nicht so schroff zu dir. Klingt blöd ich weiss aber so tickt sie nun mal.“
„Versteh einer mal die Frauen.“
„Also ich versteh die Frauen sehr gut“, lächelt Cyril und Markus muss auch grinsen. Bevor sie weitergehen und die Bestellung aufgeben nimmt Cyril nun Markus am Arm und hackt nach: „Eine Frage zu deinem Bruder. Ich bin mir nicht hundert pro sicher aber könnte es sein dass er…“ – „Ja“, ist die einfache Antwort von Markus. „Ich dachte es ist schön wenn ihr euch kennen lernt. Er kann noch nicht so offen damit umgehen wie du. Vielleicht kannst du ihm diesbezüglich etwas helfen.“
„Jetzt verstehe ich warum du so unkompliziert mir gegenüber bist. Weisst du viele Männer wissen nicht was sie mit mir anfangen sollen. Als hätten sie Angst ich bespringe sie.“
Wieder muss Markus grinsen. Dann meint Cyril ernst: „Wenn ich versuche bei deinen super gut aussehenden Bruder zu landen. Wäre das ein Problem für dich?“
„Ehrlich?“
„Ich mag dich und frag lieber nach bevor es Probleme gibt.“ Ist Cyril nur ehrlich und Markus schmunzelt. „Du hast meinen Segen“, dann winkt er ab, „Ich will nur keine Details von eurer Beziehung erfahren. So offen bin ich dann auch wieder nicht.“
„Sofern sich was entwickeln sollte und ich einen Gesprächspartner brache habe ich dafür Samantha“, lächelt Cyril zufrieden. Dann stehen sie an der Theke und geben die Bestellung auf. Als sie warten fragt Makrus nach: „Welche Rolle spielt Philippp?“
„Uh…, da halte ich mich raus. Sag nur so viel du musst an Boden gewinnen wenn du nicht willst dass Sam mit ihm in der Kiste landet.“
Dabei hatte Markus gar nicht das Gefühl das sie so angetan von ihm ist. Aber wie erwähnt, sie ist ja auch nicht von ihm angetan. Nach Cyrils Logik ist sie also auch nicht von Philippp abgeneigt. Nun ja, selbst er muss zugeben dass Philippp ausgesprochen gut aussieht. Ausserdem hat er eine sehr lockere Art und Weise mit Menschen umgehen zu können. Er kann sich gut vorstellen dass Philippp leicht neue Bekanntschaften schliesst. Dann erhalten sie die Getränke und gehen zurück.
Als Sam ihr Getränk bekommt kippt sie es so rasch als möglich hinunter. Sie ist angespannt und braucht Alkohol um lockerer zu werden. Markus geht ihr immer noch unter die Haut. Dabei ist er gar nicht aufdringlich. Es sind seine Blicke die sie verwirren. Cyril scheint Gedanken zu lesen und stellte Sam gleich den nächsten hin. Endlich kommt von ihr wieder ein herzliches Lachen zum Vorschein.
„Du solltet öfter Lächeln, es steht dir“, platzt es aus Markus und sie sieht in stirnrunzelnd an und erwidert lediglich: „Danke.“
Etwas später kommt eine zierliche Frau so um die dreissig auf Philipp zu und scherzte etwas mit ihm. Tatsächlich kann Sam beobachten dass Philipp etwas röte im Gesicht aufsteigt. Als wäre ihm diese Situation hier peinlich! Das kommt ja eher selten vor.
Als die Frau weg ist fragt Sam neugierig: „Eine Bekannte?“
„Nichts Ernstes. Nur eine Bettgeschichte…“ Gibt er wenigstens ehrlich zur Antwort.
„Davor, mitten drin oder nach unserer Beziehung?“, ist Sam angespannt da sie nun begreift warum es ihm peinlich war die Frau zu treffen. Sie ist ja nicht blöd!
Es sieht aus als wollte sich Philipp aus dieser Frage herauswinden. Dieses Grab hat er sich selbst geschaufelt. Sein Unbehagen sieht man ihm auch an und Sam geniesst diesen einen Augenblick. Was für ein Idiot, schieben ihre Gedanken nach. Ziemlich kleinlaut und verkniffen kommt seine Antwort: „Das willst du gar nicht wissen.“
„Du verd…“ Eine kurze Pause. „Scheisskerl“, spricht sie bestimmt aber doch sehr ruhig. Dann kippt sie das nächste Getränk hinunter und erklärt dass sie auf die Toilette muss. Zackig und stolz schreitet sie davon.
Markus Blick fällt auf Philipp da spricht Markus trocken seine Gedanken aus: „Du bist dann wohl: der Ex.“
„Du darfst ihr das nicht übel nehmen. Ich habe ihr das Leben wohl richtig versaut. Ist nie meine Absicht gewesen. Ich bin einfach nicht monogam veranlagt.“ Ein Schulterzucken. Markus versteht jetzt die Beziehung zwischen Philippp und ihr. So ganz scheint die Sache noch nicht vom Tisch zu sein. Eigentlich ist er neugierig auf die Geschichte, doch hier ist nicht der Ort um nach zu fragen.
„Versuch es doch mal mit einem Swinger Club oder so ähnlichem.“ Versucht Valentin jetzt Hilfestellung zu geben, der das Gespräch mit verfolgte. Die Idee an einen Swinger Club bringt alle vier wieder zum grinsen. Und sie scherzen wieder etwas. Das Thema ist schon vom Tisch.
Bevor Valentin los ziehen kann um neue Getränke zu organisieren möchte Markus rasch erklären: „Hört zu, ich versuch Sam etwas abzulenken damit sich ihre Laune bessert. Treffen wir uns in einer Stunde hier am selben Platz?“
Die anderen stimmten gerne zu. Cyril scheint die ganze Sache am meisten zu amüsieren. Fast scheint es als schmunzelt er in sich hinein. Was das auch immer bedeuten mag!
Die Idee dass jeder von ihnen eine Stunde machen kann auf was er Lust hat kommt auf jedenfalls gut an.
„So ein Freipass kommt mir eigentlich gerade gelegen.“ Ist Philippp ehrlich. Also schlendert Markus zu den Damen - Toiletten und wartet. Er musste nicht lange warten. Sam kommt gerade heraus und sieht ihn legere an der gegenüberliegenden Wand stehen. Sie sieht ihn fragend an: „Es geht mir gut! Ich nehme an du wurdest schon aufgeklärt dass Philipp und ich…“
„Ja. Lassen wir das Thema.“ Er winkt ab. „Wollte nur fragen ob du mich begleitest.“
„Wohin?“
Entschlossen nimmt Markus sie einfach bei der Hand und geht zu der Ebene mit der Schlagermusik. Erstaunt bleibt Sam stehen und sieht Markus immer noch fragend an. Markus lächelt und erklärt: „Ich wollte dich fragen ob du mir einen Tanz schenkst? Alleine siehe es echt etwas doof aus.“
„Du kannst Standard?“
„Recht akzeptabel. Tanzt du?“
„Nicht annähernd akzeptabel.“ Schüttelte sie ihren Kopf um ihrer Aussage etwas an Kraft zu verleihen.
„Lass dich führen dann klappt das schon.“
Sam weiss nicht genau was sie noch sagen soll. Er lächelt sie so offen und ehrlich an. In seinen Schoko braunen Augen könnte sie sich verlieren. Allerdings kommt sie auch gar nicht mehr dazu ihm zu antworten da Markus sie bereits wieder an der Hand nimmt und auf die Tanzfläche führt. Etwas unsicher geht sie mit. Schliesslich nehmen sie Position ein und er beginnt sicher zu führen. Automatisch sieht sie zuerst nach unten. Ganz leise zählt Sam die Schritte.
Markus bleibt kurz stehen und Sam sieht verdutzt nach oben. Direkt in seine Augen.
„Habe ich was falsch gemacht?“
Misstrauisch sieht sie ihn immer noch direkt an. Sie bewegt sich auf unsicheren Terrain. Dann beginnt Markus sachlich zu erklären: „Schau mir einfach nur in die Augen und lass dich führen.“
„Das ist nicht so einfach…“ Ihr Magen zieht sich zusammen. Ausserdem ist Vertrauen nicht ihre Stärke.
„Machen wir ein kleines Spiel daraus; wer den Blick nicht standhalten kann hat verloren und bezahlt die nächste Runde.“
Ein Wettstreit also.
Das will sie versuchen.
Ihr Ehrgeiz ist geweckt.
Also beginnen sie wieder von vorne. Tatsächlich konzentriert sich Sam jetzt mehr darauf seinem Blick Stand zu halten als sich auf die Schritte zu konzentrieren. Was nicht ganz so einfach ist da er ab und an mal Grimassen zieht.
Sam lacht herzlich. „Du spielst unfair.“
„Du hast verloren“, schmunzelt er ihr entgegen und sein Blick wirkt so unsagbar weich.
„Ich verlange Revanche.“
„Abgemacht.“ Grinst er dieses Mal breit.
Also tanzen sie weiter und spielen ihr Spiel. So viel Spass hatte sie wirklich schon lange nicht mehr. Zu ihrem grossen Erstaunen tanzen sie sehr gut zusammen. Als wäre es nicht wirklich das aller erste Mal. Mit ihm hier ist es so ungezwungen. Nach zwei weiteren Tänzen braucht Sam aber eine Pause und möchte etwas Flüssiges. Gemeinsam gehen sie zur nächstgelegenen Bar und bestellten sich wieder ein helles und dunkles Bier. Sam schaut sich etwas um und kann Cyril am Eingang zur Ebene sehen. Ihre Augen treffen kurz aufeinander. Sie sieht wie er ihr lächelnd zunickt und wieder hinausgeht. Automatisch muss Sam schmunzeln und meint zu Markus als sie mit ihm anstösst: „Recht akzeptabel trifft es bei weitem nicht.“
„Danke. Aber du machst dich ebenfalls gut.“
„Wo hast du das gelernt?“
„Die Wahrheit?“
„Wenn möglich…“
„Aus Spass habe ich das Tanzen mit meiner Ex angefangen. Wir waren gut und haben aus lauter Freude zum Sport am einen oder anderen Wettkampf teilgenommen. Wir waren wirklich ziemlich gut.“
Sein Blick wirkt leer.
„Und dann?“
„Hat sie mich gegen einen besseren Tänzer ausgetauscht da sie Profi werden wollte oder ist. Keine Ahnung…“
„Du hast nicht weiter gemacht?“
„Nein.“ Er seufzt auf. „Solange ich Spass dabei habe ist es für mich in Ordnung. Aber wenn ich unter Druck tanzen muss war es für mich bei weitem nicht mehr dasselbe. Wir stritten aus diesem verrückten, blöden Grund ziemlich viel.“
„Verstehe. Es hat wirklich richtig Spass gemacht. Danke.“
Nett dass er von sich erzählt. Er macht es ihr einfach ihn zu mögen. Obwohl sie genau das eigentlich nicht möchte. Wie soll man ihn denn nicht mögen. Er ist nett und ehrlich. Für ihn gibt es keinen Grund ihr einen Bären auf zu binden und das macht ihn super sympathisch.
„Sinn der Sache, sonst soll man es besser sein lassen.“
„Oder den Partner wechseln.“
„Haha, wirklich witzig.“ Lächelt Markus und stupste sie leicht an.
„Entschuldige, das kam einfach so aus mir heraus.“ Hat Sam schon fast ein schlechtes Gewissen. Sie selbst hätte den Witz nicht ertragen und ihm eine Szene gemacht. Hut ab!
„Kein Problem. Ich bin darüber hinweg. Wollen wir später noch mal?“
„Mh… Denke einer geht noch.“
„Was hältst du von drei?“
„Sagen wir zwei.“
„Du bist eine harte Verhandlungspartnerin.“
Sam kann nicht anders, sie muss einfach lächeln. Auch Markus lächelt aufrichtig. Ihr gefällt das Lächeln von Markus. Oder ist es sein warmer Blick? Seine Augen mit den langen Wimpern gehen ihr durch Mark und Bein. Er ist so offen und ehrlich. Alles an ihm ist so ehrlich. Er scheint nicht der Typ zu sein der etwas beschönigt oder ausschmückt. So etwas hat er einfach nicht nötig. Er ist sehr bodenständig. Zumindest scheint er so. Sam ist, in diesem Moment, wirklich glücklich und findet es sehr angenehm mit Markus im hier und jetzt. Sie fühlte sich richtig sicher. Schon fast geborgen ohne dass er sie anfasst.
Also tanzten sie weiter. Dabei zeigt Markus ihr den einen oder anderen neuen Schritt. Sie hört aufmerksam zu und kann den neuen Schritt gleich in die Tat umsetzten. Beide sind sehr ausgelassen und haben zusammen einfach nur Spass. Tatsächlich albern sie sogar etwas rum.
Plötzlich sieht Markus auf seine Uhr und zieht seine Augenbraue hoch als er erklärt: „Oh, wir müssen los. Ich hab den anderen gesagt wir treffen uns wieder in einer Stunde unten. Wir liegen schon eine viertel Stunde darüber.“
Sam hat nichts dagegen. Also schlendern sie wieder hinunter und Markus lässt Sam voraus gehen. Auf halben Weg kommt ihnen Cyril entgegen der den beiden zulächelt.
„Wollte nur nachsehen wo ihr beiden denn fest steckt.“
Erklärt Cyril und nimmt Sam an seine Hand. Er sieht sie verheissungsvoll an.
„Steckt…“, wiederholt sie belustigt und so leise dass es nur Cyril verstehen kann. Genauso leise kommt seine kichernde Antwort: „Nicht sprichwörtlich. Wo du deine Gedanken hast…“
„Liegt am Alkohol“, ist ihre kichernde Antwort.
Cyrill drückt liebevoll kurz ihre Hand. Sam spürt sofort dass Cyril etwas auf der Seele brennt was er demnächst loswerden muss. Bei der nächsten Gelegenheit wird er ihr dann schon erklären wo es brennt. Das weiss sie ganz genau und ist schon neugierig auf seine Information. Hoffentlich wird er ihr sein Anliegen nicht vor den anderen darlegen. Sie nimmt automatisch an dass es sich dabei um einen Mann handelt.
Wohl kaum um eine Frau. Das wäre neu!
Insgeheim muss sie zugeben dass sie ihren Fokus auf der Suche nach einem geeigneten Partner für Cyril vollkommen aus den Augen verloren hat. Zum Glück ist er selbständig und weiss genau nach was sprich wem er Ausschau halten muss.
Wobei, - beim letzten Partner hat es so gut für ihn ausgesehen und war dann doch nicht für die Ewigkeit. Im Prinzip kann man wirklich nie sicher sein ob die Liebe beständig ist. Sie ist gerade so in Gedanken versunken und läuft einfach mit bis Philipp sie seitlich anstösst und ihr einen Drink hinhält. Das holt sie aus ihren Gedanken und automatisch nimmt sie den Drink lächelnd entgegen. Danach gibt es noch ein paar weitere Drinks. Sam beginnt den Fehler dass sie durcheinander trinkt. Sie wird immer ausgelassener und bekommt ihr Lächeln fast nicht mehr aus dem Gesicht. Tatsächlich haben sie alle richtig Spass und tanzen ziemlich ausgelassen. Die Freunde tanzten sich quer durch Pop Rock bis hin zu Techno.
Sam trinkt, für ihre Verhältnisse, ausgesprochen viel. Zu viel!
Sie muss aber auch nicht fahren. Philipp und Markus bleiben irgendwann bei Softgetränken oder Cola. Dass Markus nicht viel trinkt erstaunte Sam etwas. Ist ihr jedoch genau genommen so was von - egal! Da Markus ja neu mitten in der Stadt wohnt kann er ja machen was er will. Er braucht also nicht mehr zu fahren. Doch prinzipiell geht sie das ja gar nichts an. Sam ist so ausgelassen dass sie selbst mit Philipp schäkert. Philipp ist ihr heute so vertraut. Heute Abend ist es für Aussenstehende sicherlich nicht ganz klar festzulegen ob die beiden ein Paar sind oder nicht. Genau genommen ist Sam kurz davor Philipp um Sex zu bitten. Gerade noch rechtzeitig schnappte Cyril sich Sam und zieht sie etwas abseits. Sam schwankt schon etwas. Doch sie reisst sich zusammen und möchte ehrlich von Cyril wissen:
„Wo brennt es denn?“
„Ach Sam, dieser Valentin ist so süss. Stört es dich wenn ich mit ihm noch etwas weiter ziehe?“
„Hä…“ Versucht sie wirklich zu verstehen. Spricht ihr Freund von Markus Bruder? Sie versucht ihr Gehirn zu aktivieren und reibt sich an der Schläfe.
Hat sie etwas verpasst?
Seit wann braucht Cyril ihr Einverständnis?
Das ist ihr jetzt doch etwas zu viel und Blick wirkt ratlos. Ihr Gesichtsausdruck scheint wie versteinert. Cyril hat keine Zeit für lange Erklärungen und kürzt deswegen ab mit: „Danke. Erklär es dir ein anderes Mal wenn du aufnahmefähiger bist. Ich liebe dich.“ Er küsst sie auf ihre Wange und fügt an: „Schatz, hör auf zu trinken. Bewahre deine Contenance.“
„Jederzeit.“ Lächelt sie und fällt ihm zum Abschied in die Arme. Nun versucht sie ihre Gedanken zu ordnen. Was mit einem gewissen Pegel von Alkohol im Moment gar nicht so einfach ist. Ihr Gehirn scheint hin und her zu schlingern. Bestimmt hat sie Morgen Kopfschmerzen. Als sie sich gefangen hat meinte sie ganz ernst: „Viel Spass.“
„Danke“, dann bekommt sie nochmal einen Kuss und Cyril rauscht beschwingt mit Valentin davon. Valentin winkt kurz zum Abschied. Langsam schleicht sie sich wieder zu den anderen und ist plötzlich müde. Anscheinend ist nur sie so erledigt, die anderen – nur noch bestehend aus Philipp und Markus - wollen eigentlich noch etwas weiter ziehen.
Ausser Sie selbst! Im Prinzip wäre Sam schon gerne weitergezogen, sie fürchtet bloss dass sie bald getragen werden muss und diese Pein möchte sie sich ersparen. Wenigstens eine Gehirnhälfte funktioniert noch und das beruhigt sie. Bevor die Sache hier ein schlechtes Ende nimmt bricht sie lieber ab. Gewissermassen Vernunftsache. Ihre Augen sehen auch nicht mehr klar. Doch sie ist zuversichtlich und erklärt den beiden, als sie bereits alle im Freien stehen: „Geht ihr nur. Ich nehm - den Bus. Kein Problem.“
Die beiden schmunzeln und Philipp erklärt: „Süsse, da fährt keiner mehr.“
Sam hat sich, zur Sicherheit, bei Philipp eingehakt und findet das nicht so tragisch. „Dann nehm ich eben ein Taxi.“
„Ich gehe auch nach Hause. Am besten fahre ich dich.“ Hört sie Markus sprechen.
Nun schwankt Sam etwas und staunt. „Du hast ein Auto?“
„Aber sicher. Wir müssen es nur zuerst aus der Tiefgarage holen.“
„Mach dir doch nicht so viele Umständ Markus.“
Sie gluckste kurz. Dann hat sie auch schon einen Schluckauf. „Tschuldigung.“ Fügt sie an.
„Oder möchtest du bei mir übernachten?“, lächelt Philipp schief. Schon fast Siegessicher.
„Nie im Leben!“ Ist ihre rasche Antwort. Sie Lächelt aufgesetzt. Sie hätte nicht gedacht dass sie ihn in ihrem Zustand noch abwehren kann. Respekt, schiebt ihr Gedanke nach.
„Na dann ist ja alles klar, verabschiede dich brav und halte dich an Markus fest.“ Spricht Philipp indem er sie an Markus übergibt. Danach folgen zur Verabschiedung wieder Küsschen hier und Küsschen da. Philipps weiche Lippen empfindet sie sehr angenehm und bereut es schon fast sein Angebot ausgeschlagen zu haben. Schliesslich sieht Sam vorsichtig zu Markus hinauf und erklärt: „Du darfst mich führen und ich folge dir auf Schritt und Tritt.“
„Kein Problem.“
„Sei ehrlich, bin ich peinlich?“
„Bis jetzt noch nicht.“
„Also hat das keinen Einfluss auf meine Arbeit bei euch?“
„Im Gegenteil. Dein Lächeln steht dir gut. Normalerweise bist du eher verkrampft. Etwas Streif.“
„Oh…“ Ihr Stirn zieht falten. Markus ist belustigt und hält sie gut fest. Sam kommt der Weg bis zu seinem Auto so unendlich lang vor. Sie sprechen kein Wort. In ihrem angeheiterten Zustand versucht sie sich Punkte zu merken wo der Weg entlang führt. Warum sie das tut weiss sie allerdings auch nicht. Manchmal zählt sie leise die Schritte. Irgendwann sind sie dann in der Tiefgarage angekommen. Sam kneift ihr Gesicht etwas zusammen da es hier ausgesprochen hell ist. Aus diesem Grund möchte Markus wissen: „Alles in Ordnung?“
„Ja klar, schickes kleines Auto dass du da fährst. Ich habe nur gedacht du zeigst mir zuerst deine Wohnung.“
Diese Worte bringen ihn zum Schmunzeln. Er geht einen Schritt näher auf sie zu. Sodass er ihr gefährlich nah kommt und streicht ihr, mit der rechten Hand, über die Wange bevor er versucht zu erklären: „Ich will dich nicht wirklich schon zu dir nach Hause bringen. Du faszinierst mich schon lange. Unter anderen Umständen werde ich dir gerne die Wohnung zeigen. Weiss nur nicht ob ich dich dann so rasch wieder gehen lassen möchte... Du bist eine unglaubliche Frau.“
Im nächsten Moment stehen sie Stirn an Stirn. Sie kann ihn riechen und er schmeckt verführerisch. Bei seinen Worten zieht sich ihr Magen eng zusammen. Sie spürt dass er es ernst meint und es nicht einfach so daher gesagt ist. Ausserdem scheint durch seinen innigen warmen Blick ihr Alkohol im Blut direkt zu verdampfen. Was für ein Blick! Was für ein Mann!
Was soll sie jetzt bloss darauf antworten. Richtig, am besten gar nichts. Also steigt sie kommentarlos in den Wagen als er ihr die Tür öffnet. Als er einsteigt fragt er nach ihrer Adresse. Dann gibt er die Daten kurz in sein Navi ein und es kann losgehen. Während der kurzen fahrt sprechen sie wieder kein Wort. Egal was sie jetzt sagen würde, es wäre falsch. Markus parkiert direkt vor ihrem Hauseingang. Das findet sie ausgesprochen praktisch da sie nicht mehr weit zu gehen braucht. Etwas unbeholfen steigt sie aus dem Auto. In diesem Moment verflucht sie ihr Kleid, Hosen wären da praktischer gewesen.
„Contenance“, mahnt sie sich leise.
Auch Markus steigt aus dem Wagen um ihr zu helfen und sich zu verabschieden.
„Nette Gegend.“
Sam antwortet nicht darauf. Sie schaut ihn nur eingehend an. Markus unterbricht die Stille: „Hast du deinen Schlüssel?“
„Ja, hier“, hält sie ihm den Schlüssel unbeholfen und sehr nah vor Augen. Er weicht lächelnd einen Schritt zurück. Dann öffnet sie ihre Haustür und dreht sich nochmals zu Markus um. Sie geht etwas schwankend wieder einen Schritt auf Markus zu. Er nimmt an sie wolle sich verabschieden.
„Danke fürs nach Hause bringen.“ Lächelt sie ihn an. „Wäre es zu dreist wenn ich dich jetzt und hier küsse?“
Erstaunt aber auch belustigt sieht er sie eingehend an. Für Sam sieht es aus als mustert er sie kurz. Schon ist ihr ihre Frage irgendwie peinlich. Scheisse!
Markus seufzt leise auf und beginnt mit: „Hmm… Ja, in diesem einen Moment es wär zu dreist weil du es morgen bereuen würdest. Nicht hier, nicht jetzt, nicht unter diesen Umständen.“
„Wieso?“
„In deinem Zustand ist das nicht ganz so einfach zu erklären.“ Er machte eine Pause und strich sich durch die Haare. „Ich bin nicht Philipp.“
Klatsch - und Markus bekommt ihre rechte Hand auf seiner linken Wange zu spüren. Da sie ziemlich Doll zu schlägt schmerzt die Ohrfeige ziemlich. Überrascht sieht Markus nun Sam an. Genau genommen hat er mit einer Reaktion gerechnet, jedoch nicht mit dieser. Von ihr kommt nicht mal mehr ein Tschüss. Sam geht hinein und schliesst die Türe hinter sich ab. Immer noch verwundert, mit hochgezogenen Augenbrauen streicht er sich über die Wange. Er wollte es für heute gut sein lassen und geht mit Kopfschütteln davon.
Nachdem Sam die Haustüre hinter sich zuschliesst, zieht sie ihre Schuhe aus und schmeisst sie in die nächste Ecke. Sie ist verärgert. Mit einer solchen Abfuhr hat sie nicht gerechnet.
Er sei nicht Philipp! Das wusste sie ja selbst. Wenn sie Philipp gewollt hätte, hätte sie nur seine Einladung mit der Übernachtung annehmen müssen. Alles Weitere hätte sich von selbst ergeben. Das wäre ein Kinderspiel gewesen. Beleidigt, müde und alkoholisiert fällt sie angezogen ins Bett. Mit den Kleidern die sie gerade an hat.
Schulungstage
Der nächste Tag kommt bestimmt.
Ziemlich zerknittert und verkatert erwacht Sam am nächsten Morgen. Als sie sieht, dass sie allein im Bett liegt und dabei noch angezogen ist, rollte sie ihre Augen. Darüber dass sie allein im Bett liegt, ist sie froh und seufzt vor Erleichterung auf. Gottseidank! Ihr fällt auf dass sie ziemlich übel riecht. Sie stinkt nach Alkohol und Schweiss. Igitt! Ehrfürchtig rümpft sie ihre Nase. Sofort ist ihr klar dass sie eine ausgiebige, langanhaltende Dusche braucht. Also steht sie langsam auf. Dabei bemerkt sie dass ihr Gehirn immer noch etwas am schlingern ist. Es fühlt sich an als würde es immer noch hin und her schwappen. Nebenbei hörte sie ihr Herz an ihren Schläfen pochen.
„Autsch.“ Das Pochen an ihren Schläfen ist alles andere als angenehm. Ein stechender Schmerz. Sie stöhnt kurz auf und hält sich kurz den Kopf fest. Der Weg zur Dusche ist definitiv länger als an anderen Tagen.
Mit nassen Haaren und frisch geduscht kommt sie mit ihrem Morgenmantel aus dem Badezimmer. Der nächste Weg geht direkt in die Küche. Sie brauchte jetzt Wasser, viel Wasser. Vergeblich suchte sie nach einem Alca Selzer. Leider ist da nichts zu machen. Ihre Suche endete erfolglos.
Ihrem Gesichtsausdruck zu folge, ist sie nicht gerade begeistert von dem Umstand den ganzen Tag mit diesen Kopfschmerzen rum laufen zu müssen. Scheisse, geistert durch ihre Gedanken, das hat sie nun davon und den Sex hat sie auch verpasst. Also beschliesst sie sich zuerst mal etwas an zu ziehen. Danach wieder der staksige Gang zur Küche um noch ein Glas Wasser zu kippen. Nach dem ersten grossen Schluck klingelte es an ihrer Haustür. Die Klingel scheint heute viel lauter als an anderen Tagen. Sam kneift ihr Gesicht zusammen und spricht leise: „Ja, ja schon gut, bin gleich da.“
Wieder rechnet sie mit Cyril. Zu ihrer Überraschung steht Melissa mit einer Schachtel Selzer und etwas essbarem vor ihrer Türe. Mit grossen Augen spricht Sam: „Mit dir habe ich nicht gerechnet. Komm rein, du bist meine Rettung. Woher weisst du…“
„Philipp hat mich angerufen und meint du könntest heute Morgen allenfalls etwas Hilfe brauchen.“ Spricht Melissa während sie eintritt und die Türe hinter sich ins Schloss fallen lässt. Sofort nimmt Sam ihrer Freundin die Selzer ab und schmeisst gleich zwei aus der Packung. Mit viel Wasser spülte sie diese runter. Sie kann heute wirklich nicht genug Wasser zu sich nehmen.
„Setzt dich hin und Esse etwas“, befiehlt Melissa.
Sam tat wie befohlen. Ihr fehlt die Kraft für lange Debatten. Als Melissa ihr dann die Spaghetti Bolognese auf den Tisch knallt fragt Sam: „Wie spät ist es denn überhaupt?“
„Schätzchen, es ist bereits vierzehn Uhr.“
„Oh…“
Sam beginnt zu essen.
„Himmel die sind ja vielleicht köstlich. Dich schickt Gott höchstpersönlich. Danke.“
„Gern geschehen.“
Melissa setzt sich, mit einem Kaffee in der Hand, zu ihr hin. Melissa wartet einen Moment und fragt dann bei nächster Gelegenheit: „Hast du mit Philipp Zoff?“
„Ne, warum?“
„Nur weil er mir gesagt hat ich soll besser vorbei kommen. Er sei wohl nicht der richtige für diesen Job.“
„Ah, so. Das kommt daher dass ich ihn in den letzten Tagen etwas viel gesehen habe. Ich meine für einen Ex Freund. Verstehst du?“
„Nein, ich wusste ja nicht dass ihr euch so viel getroffen habt seit er wieder zurück ist.“
„Es war aufschlussreich.“
„Wie?“
Melissa möchte mehr wissen doch Sam winkt ab. Am Gesichtsausdruck von Melissa sieht sie genau dass sie sich noch nicht geschlagen gibt. Schliesslich ist ihre Freundin nicht dumm. Sam seufzt kurz auf.
„Melissa, er ist dein Bruder.“ Sie legt die Gabel hin. „Ich werde jetzt nicht mit dir über deinen Bruder sprechen. Dazu brummt mein Schädel sowieso noch zu sehr.“
„Ich krieg dich schon noch. Irgendwann wird mir jemand von euch verraten was mit euch beiden los ist.“
„Ja ich weiss“, seufzt Sam ihre Worte mit zusammen gekniffenen Augen und nimmt eine Gabel Spaghetti.
„War es denn ein guter Ausgang? Ich meine hat sich dein Kater gelohnt?“
„Hm“, schluckt sie das Essen runter, „Eine Frau mit vier Männern. Konnte nicht klagen.“
„Ich bin endtäuscht.“ Melissas Mine ist sehr ernst.
„Wieso?“, fragt Sam verwundert während sie dann weiter kaut.
„Ihr hättet mich ruhig fragen können ob ich auch mit auf die Piste komme. Nur weil ich Kinder habe bin ich nicht ganz weg vom Fenster. Ich konnte ja immer noch ablehnen oder annehmen. Aber fragen kostet nichts.“
Sofort legt Sam ihre Gabel hin und schaut Melissa ernst an. So hat sie das noch gar nie gesehen. Ehrlich gesagt ist es ihr nicht mal in den Sinn gekommen ihre Freundin zu fragen.
„Du hast Recht. Entschuldige.“
Ihre Entschuldigung ist wirklich ernst gemeint und kommt von Herzen.
„Angenommen. Aber ehrlich, es wäre mal schön wenn du mich auch mal mitnehmen würdest.“
„Daran habe ich noch nie gedacht.“
„Weisst du“, packt Melissa aus, „Ich bin jetzt 33 Jahre alt. Du hast mich kennen gelernt und kurz danach habe ich geheiratet und habe die Zwillinge bekommen. Sam, ich wollte mit 22 Jahren noch nicht Mutter werden.“ Sie seufzt leise auf. „Ich meine ich wollte immer Kinder. Aber vermutlich nicht so früh. Jedoch halte ich es für Gottes Geschenk den Kindersegen so zwanglos zu bekommen. Aber ich habe noch ein ganzes Leben vor mir und da soll doch auch mal Spass drin vorkommen. Neben meiner ernsten Aufgabe als Mutter bin ich immer noch ich!“
Nun lächelt Sam liebevoll. „Ihr Mütter seit so grossartig in dem was ihr tut. Aber du hast Recht, du hast auch noch ein Privatleben. Wir müssen mal an eine Ü30 Party, da nehmen wir Esra auch mit und machen uns einen Weiber Abend!“
„Genau“, nickt Melissa aber fragt dann wieder ernst: „Sam was ist mit dir und Philipp?“
„Nichts. Was soll sein?“
Melissa stöhnt auf: „Für wie dämlich haltet ihr mich. Ihr habt euch nicht aus Freundschaft getrennt. Ihr spielt mir da seid Jahren was vor. Hab ich Recht?“
Sam setzt gerade ein Glas Wasser an das sie trinken will. Über den Glas Rand sieht sie wieder den ernsten Blick von Melissa. Also stellt sie das Glas wieder hin und stürzt ihre Lippe.
„Melissa, wir sind wirklich Freunde geworden.“
„Betonung auf ge-wor-den?“
„So meine ich das nicht. Klar ist eine Trennung nicht immer einfach. Ich denke wir haben das Beste daraus gemacht.“
„Du wirst es mir also nicht erzählen.“
„Wie gesagt, ich spreche nicht mit dir über deinen Bruder…Über jeden anderen, aber nicht über Philipp.“
„Na dann leg los.“
„Womit?“
„Jeden anderen. Wer sich eine Grube gräbt…“
„Fällt selbst herein“, vervollständigt Sam den Satz. Doch es ist schon richtig dieses Grab hat sie sich selbst geschaufelt.
„Wir waren zu fünft.“ Lächelt Sam die das Gefühl hat die Selzer wirken bereits, „Philipp, Cyril, Markus, Valentin und ich.“
„Markus und Valentin…“ Diese Namen hat Melissa noch nie gehört und ist neugierig.
„Markus ist der aus dem Kaufhaus und Valentin ist sein Bruder. Ich bin nicht scharf auf diesen Kontakt da es mein Geschäft betrifft. Privates und geschäftliches Tenne ich in der Regel. Doch Cyril hat Freundschaft mit Markus geschlossen… Du kennst ihn ja.“
„Oha.“ Melissa nimmt einen Schluck Kaffee.
Sam nimmt gerade den letzten bissen von der Spaghetti. Genüsslich beisst sie auf der letzten Gabel Spaghetti herum und überlegte sich was sie ihrer Freundin denn nun erzählen soll. Sie isst langsamer als sonst. Melissa lässt ihren Blick nicht von Sam los. Als Sam ihren Mund endlich wieder frei hat beginnt sie zu erklären: „So viel weiss ich nicht mehr vom gestrigen Abend. Irgendwie hatten wir es – nach einigen Drinks - sehr lustig. Das letzte an was ich mich erinnern kann ist das Cyril mir gesagt hat das ihm Valentin gefällt.“
„Ist der auch Schwul?“
„Keine Ahnung. Vermutlich. Ich habe leider nicht darauf geachtet. Habe eine Zeitlang mit Markus Standard getanzt.“
In Erinnerung daran muss Sam einfach wieder lächeln.
Melissa reagiert auf Sams lächeln mit: „So, so.“
„Nicht so, so. Es war wirklich toll und als er mich nach Hause gebracht hat fragte ich ihn ob er mich küssen möchte.“
Melissa sieht Sam direkt in die Augen aber spricht kein Wort, ihr Mund steht offen. Also erklärt Sam weiter: „Er lehnte ab mit den Worten: nicht hier oder jetzt oder unter diesen Umständen. Egal, ich habe ihm dann eine geklatscht und bin schlafen gegangen. Und nun sitzt du vor mir. Das ist es in etwa.“
Melissa grinst frech und meint beleidigt: „Da habe ich ja einiges verpasst. Gibst du Markus noch eine Chance?“
„N-E-I-N. Ich war alkoholisiert. Sonst hätte ich ihn doch niemals danach gefragt. Und ehrlich, ich war froh dass ich allein im Bett lag. Alles andere wäre zu kompliziert da ich geschäftlich mit ihm zu tun habe.“
„Das ist‘s dann schon?“
„Von meiner Seite aus, ja. Da gehe ich lieber wieder mit deinem Bruder in die Kiste.“
„Interessant. Warst du in Versuchung?“
„Ehrlich?“ Melissas Blick sagt alles und Sam seufzt auf. „Ja ich war in der Versuchung. Trotz Alkohol konnte ich wiederstehen und darauf bin ich stolz.“
„So, so.“ Lächelt Melissa wohl in sich hinein. Weiter darauf herum zu hacken hat keinen Wert. Das weiss Melissa nur zu gut. Wenn ihre Freundin einen Entschluss gefasst hat ist sie konsequent. Auch wenn das nicht immer zu Sam‘s Gunsten ausfiel. Melissa fand eh dass Sam zu hart mit sich ins Gericht geht wenn es sich um Männer handelt. Und irgendwie weiss Melissa genau dass ihr Bruder daran nicht ganz unschuldig ist. Denn seit ihrer Trennung flüchtete sich Samantha vermehrt in ihre Arbeit. Angeblich keine Zeit für Beziehungen. Melissa und Esra haben ihr längst mal vorgeschlagen sich an ein Partnervermittlungsbüro zu wenden. Doch für so alt hielt sich Sam noch nicht dass sie einen solchen Dienst in Anspruch nehmen wollte. Mit dem einten oder anderen Typen haben Melissa und Esra auch schon Bekanntschaft gemacht. Doch tatsächlich war nie ein interessanter Mann dabei. Entweder sucht Sam nicht richtig oder angelt sich ab und an einfach einen bei dem sie wusste das hält höchstens ein, zwei Tage. Allerhöchstens eine Woche. So genau bekamen das die Freundinnen nicht aus Sam heraus. Im Moment ist Melissa einfach nur froh dass sich Sam und Philipp wieder verstehen. Mehr kann sie nicht wünschen. So langsam war es Zeit Sam von ihrem eigentlichen Anliegen zu erzählen.
„Ich habe eine Bitte an dich.“ Melissa hat nun die ganze Aufmerksamkeit von Samantha. „In einer Woche, also nächsten Sonntag, ist die Geburtstagsfeier der Zwillinge.“
„Ich weiss.“
„Nun, die beiden wünschen sich so sehr Zwergkaninchen. Benedikt ist vehement dagegen. Aber - wenn sie welche geschenkt kriegen…“
„Wäre das was anderes“, beendet Sam den Satz und schmunzelt. „Du bist ja richtig hinterhältig.“
„Genau.“ Grinst Melissa.
„Kein Problem. Wissen Philipp und die Paten von Jo schon Bescheid?“
„Ja, Philipp kümmert sich um den Stall für draussen, das Futter und was sonst noch alles dazu gehört kommt von Jo’s Paten. Also wären da noch die Zwergkaninchen offen…“
Ein feines Lächeln umspielt Sams Gesicht: „So süss. Das übernehme ich gerne. Und Benedict reisst mir wirklich nicht den Kopf ab?“
„Dir bestimmt nicht. Aber da wäre noch etwas?“
„Leg los.“
„Du arbeitest viel, gehst selten in die Ferien und bist überzeugender Single. Würdest du auf die Kaninchen aufpassen wenn wir mal in den Ferien sind?“
„Das krieg ich hin.“ Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. „Sind wir nicht hinterhältige kleine Hexen.“
„Ich weiss nicht wovon du sprichst. Doch vermutlich steckt in jeder Frau eine klitzekleine Hexe“, spricht Melissa so ernst wie möglich.
„Und Männer sind Schweine“, platzt es aus Sam und Melissa sieht sie eingehend an. „Willst du jetzt über Philipp reden?“
„Ne, danke.“
Beide Lächeln.
Melissa bleibt noch eine Weile und sie plaudern über Dies und Das. Auf jeden Fall sind sie sich einig dass sie sich auf Esra’s Baby freuen. Ausserdem freuen sich die beiden bereits auf das morgige Spinning Training. Ob Esra noch regelmässig dabei sein wird war jedoch noch unklar. Also beschliessen sie Esra davon zu überzeugen dass sie sich einmal im Monat fix treffen sollten. Dann ist der Nachmittag auch schon um und ihre Verabschiedung fällt sehr warmherzig aus. Schön mal so ungezwungen miteinander zu reden. Das haben sie schon lange nicht mehr gemacht.
Als Sam wieder alleine ist nimmt sie zur Sicherheit noch ein Selzer. Denn so ganz sind die Kopfschmerzen noch nicht vorbei. Nie mehr wollte sie so viel Alkohol zu sich nehmen. Niemals! Genau genommen schwor sie sich das jedes Mal aufs Neue und brach ihr Abkommen ab und zu wieder.
Ein Teufelskreislauf! Aber in gewissen Situationen ist Alkohol wohl die letzte Rettung. Als sie auf die Uhr sieht staunt sie dass es bereits achtzehn Uhr ist. Der heutige Tag geht viel zu rasch vorbei. Etwas später klingelte ihr Handy.
Natürlich wirft sie sogleich einen Blick darauf.
Natürlich, das ist Cyril.
Sam stöhnte auf und beschliesst heute nicht für Cyril da zu sein. Sie hat einfach keine Lust seinen Liebesproblemen zu zuhören. Irgendwie hat sie selbst genug um die Ohren mit Philipp und diesem Markus. Ob sie sich für die Ohrfeige zu entschuldigen hat? Mit dem Gedanken an Markus geheftet wird ihr schlagartig klar dass sie am Mittwoch mit den drei Schulungstagen beginnt. Da stöhnt sie auf. Zum Glück ist sie gut vorbereitet. Morgen ist zuerst mal die übliche Sitzung in ihrem Geschäft angesagt. Da soweit das nötigste erledigt ist könnte sie vielleicht den Rest des Tages gemütlich nehmen. Heute will sie keinen Gedanken mehr an das Geschäftliche verschwenden. Also schnappt sie sich ein Buch dass sie schon längst mal lesen wollte und machte es sich gemütlich auf dem Sofa. Sie lümmelt sich wieder in ihre Patchwork Decke von Melissa und beginnt zu lesen.
Um zwei Uhr in der Nacht erwacht sie dann auf dem Sofa mit dem Buch das auf ihr drauf liegt. Irritiert sieht sie dass sie mit lesen nur bis Seite 25 gekommen ist. Da sie nicht vor hat auf dem Sofa zu übernachten schlendert sie noch müde ins Bett.
Viel geschlafen hat sie allerdings nicht mehr viel in dieser Nacht. Ihre Gedanken kreisen um das Kaufhaus. Sie weiss dass sie an dieser unangenehmen Situation etwas ändern muss. Sie muss von Markus weg, er tut ihr nicht gut. Und nun weiss sie auch wie sie ihr Problem lösen muss. Also macht sie sich am nächsten Morgen so rasch wie möglich auf in ihr Büro da sie ein, zwei Dinge zu überprüfen hat. Ihre Haare hat sie wieder hübsch hoch gesteckt und trägt einen hellen Hosenanzug.
Heute ist sie ausnahmsweise mal die erste im Büro. Kurze Zeit später kommt auch Paula an. Paula ist sehr erstaunt sie schon an zu treffen, spricht ihre Chefin jedoch nicht darauf an.
Denn wenn Sam diesen strengen Gesichtsausdruck hat, lässt man sie für gewöhnlich vorerst erst mal in Ruhe. Nachdem Paula den Kaffeeautomaten eingestellt hat lässt sie zwei Kaffee heraus. Kommentarlos stellte sie Sam einen hin. Endlich sieht Sam kurz auf.
„Danke…, Morgen Paula“, begrüsst sie endlich lächelnd ihre Mitarbeiterin.
„Gute Morgen. Alles in Ordnung?“
„Soweit ja. Kannst du mal die Termine von Marco durchgehen. Müsste wissen wie er verplant ist. Ich habe da ein Paar Änderungen.“
Also setzte sich Paula hin und gibt ihr die Termine von Marco. Sam rümpft ihre Nase und bittet Paula noch um die Termine von Steffi. Somit hat sie einen Anhaltspunkt mit dem sie in einem späteren Zeitpunkt arbeiten kann.
„Was hast du denn vor?“ ist Paula neugierig.
„Nach den drei Schulungstagen im Kaufhaus für die TA ist eine MA Schulung dran. Ich schieb das zu Marco, er wollte sowieso den Auftrag. Und ich habe ja bald Ferien.“ Ihr Lächeln wirkt schelmisch.
„Wie du meinst“, winkt Paula ab und macht sich an ihre Arbeit.
Am späteren Nachmittag gleicht Sam die Termine für das Kaufhaus telefonisch mit Marco ab und er ist wie erwartet sofort einverstanden. Was sie Marcus verschwiegen hat ist der Umstand dass nicht sie selbst diese Schulung geben wird. War ja auch nie Bedingung. Sam’s Tag ist für heute gerettet.
Sie hat ihr Problem in den Griff bekommen. Genau genommen ist sie nicht sicher ob sie das richtige tut aber wenn sie daran denkt dass Cyril wohl Markus ins Herz geschlossen hat wird sie Markus wohl oder übel doch noch mehr zu Gesicht bekommen als sie sich das wünscht. Also Katalogisiert sie ihn in den Bereich: Privat und nicht mehr Geschäft.
Eigentlich stände jetzt auch nichts mehr im Weg ihn etwas näher kennen zu lernen da er zurzeit anscheinend keine Freundin hat. Aber nein, sie hat keine Zeit. Am Schluss ist ihre Arbeit rascher beendet als angenommen und sie nimmt ihre Trainingssachen, die sie vorgängig mitgenommen hat, und macht sich auf den Weg ins Trainingsstudio. Vom Geschäft aus ist es näher. Da Sam allerdings noch etwas früh dran ist will sie zuerst ins kleine Kaffee um die Ecke um vielleicht noch die Zeitung via Ap auf dem Handy an zu sehen. Doch so weit kommt sie nicht. Kaum tritt sie aus der Tür prallt sie auf Cyril.
„Grosser Gott!“, ruft sie aus da er sie erschreckt hat.
„Ne, ich bin’s nur“, sieht er sie ernst an und zieht sie etwas unsanft am Unterarm aus dem Haus. Schliesslich stehen sie im Freien und Sam bemerkt zum ersten Mal dass es regnet. Automatisch duckt sie sich doch Cyril hat schon einen Schirm über ihnen aufgespannt.
„Du bist eine Nervensäge“, schmeisst er ihr an den Kopf und sie reagiert mit: „Warum?“
„Ich habe dich bestimmt schon 100 Mal angerufen.“
„Nö.“
„Bestimmt!“
„Ach komm das waren vielleicht an die zehn Anrufe. Mehr nicht.“
„Und warum nimmst du nicht ab?“
„Weil ich vielleicht keine Zeit hatte.“
„Bin ich ansteckend?“
„Nö.“
Cyril stöhnt laut auf und Sam’s Nase kräuselt sich. „Also gut, ich hatte keine Lust mit dir zu plaudern da ich mich am Samstag ziemlich dämlich benommen habe und gestern sowieso den ganzen Tag mit Kopfschmerzen zu kämpfen hatte.“
„Hab ich da was verpasst? Mit wem warst du in der Kiste?“
Ist Cyril neugierig und ein Hauch von einem Lächeln bildet sich in seinen Mundwinkel. Sam geht etwas näher an ihn heran da sie bereits nasse Füsse bekommt.
„Philipp war nicht abgeneigt aber Markus hat mich schlussendlich nach Hause gebraucht und ich wollte dass er mich küsst.“ Cyril sieht sie fragend an. „Er hat abgelehnt mit dem Grund er sei nicht Philipp. Da habe ich ihm eine geklatscht.“
„Dumme Nuss!“ Schüttelt er sie kurz. „Da findest du mal einen anständigen Kerl und zeigst dich schon von deiner besten Seite.“
Sie schiebt ihre Unterlippe vor, so bekommt sie einen Schmollmund. „Aber was gibt es denn bei dir so dringendes?“
„Valentin.“
„Was ist mit dem?“
„Wir wollen uns näher kennen lernen.“
„Hä?“ Weitet Sam ihre Augen und Cyril holt aus indem er eine weibliche Geste voraus schickt: „Ach komm, bei mir sieht man auch nicht auf Anhieb dass ich Schwul bin.“
Nun prustet Sam los und freut sich für ihren Freund wirklich sehr. Das sagt sie ihm auch. Kein Wunder dass er sie ein paar Mal versuchte an zu rufen. Die beiden schlendern eingehängt weiter und Cyril schwärmt von Valentin. Cyril bietet ihr sogar an sie ins Spinning zu fahren. Dabei können die beiden sich noch weiter austauschen. Mittlerweile hat Sam ein schlechtes Gewissen dass sie nicht auf seine Anrufe geantwortet hat.
„Tut mir leid dass ich nicht für dich da war.“
„Stimmt das war nicht nett. Also hau in die Pedale.“
Damit verabschieden sich die beiden voneinander.
Gut gelaunt landet sie schliesslich im Spinning und freut sich darüber dass Melissa und Esra mit von der Partie sind. Das Training ist wie üblich schweisstreibend. Doch es tut gut mal den ganzen angestauten Frust oder Ballast – je nachdem wie man es nennen will – los zu werden.
Anschliessend haben heute Abend sogar alle drei Zeit um im Trixie’s noch etwas zu quatschen und Sam erzählt auch Esra von ihrem Ausgang.
Schmollend sieht Esra zu Melissa. „Melissa unsere Freundin hat ja vielleicht Stress.“ Kichernd gibt Melissa Antwort. „Habe ich ihr auch schon gesagt.“
„Hört zu, ich hab’s ja verstanden. Das nächste Mal gehen wir drei zusammen aus und begutachten die Männliche Spezies.“
„Ja, wir brauchen dich als Vorwand.“ Lächelt Esra geheimnisvoll und Sam fragt: „Warum Vorwand?“
Melissa rollt die Augen. „Wir suchen eben nach einem Mann für dich. Uns interessieren die Männer ja nicht mehr.“
„Wir haben ja schon unsere Prachtstücke!“, kichert Esra wieder.
„Mal Spass bei Seite, warum seid ihr so versessen auf einen Ausgang mit mir?“
„Wir sind nicht versessen. Aber du hast so viel Spass und wir zwei wollen uns auch mal wieder amüsieren ohne andauernd die strenge Mutter sein zu müssen.“ Holt Melissa aus.
„Genau“, unterstreicht Esra und erklärt weiter: „Ausserdem stelle ich mir die Männer mit denen du dich abgibst so gut aussehend vor.“ Esra räuspert sich als sie sieht wie fragend ihre Freundinnen sie ansehen also erklärt Esra. „Nun ja, mein Emilio scheint nach der Devise zu leben: Waschbrettbauch hatte ich schon, steht mir nicht! Ausserdem legt er bei meiner Schwangerschaft auch zu und dann specken wir zusammen ab.“
Nun prustet Melissa los. „Das kenne ich.“ Sie sieht zu Sam. „Weisst du, nach einer Schwangerschaft versuchen wir Frauen uns so gut wie möglich mit Diäten, FDH, Fitness oder am besten alles mit einander in Bewegung zu setzten um unsere Ehemalige Figur wieder zu erlangen.“
„Genau“, schiebt Esra nach und ist froh dass Melissa sie wenigstens versteht. Dann erklärt Melissa weiter: „Und als Dank für unsere Kochdienste legen die Männer zu. Ihre Ausrede besteht aus: „Ein guter Ficker wird immer dicker.“
„Oder einer meiner Lieblingssprüche“, erläutert Melissa, „Ich akzeptiere dich ja auch mit ein paar Pfunden mehr.“
Sam rümpft breit lächelnd ihre Nase. „Seht ihr, aus diesem Grund bleibe ich ohne beständigen Partner.“
„So gesehen hast du natürlich nicht Unrecht.“ Schmunzelt Esra. „Doch die positiven Eigenschaften unseren Göttergatten überwiegen zum Glück.“ Und Melissa pflichtet bei: „Ja, ich fühle mich bei ihm zu Hause – einfach angekommen.“
„Na dann ist ja alles wie es sein soll.“ Prostet Sam ihren Freundinnen zu die mittlerweile alle ein Prosecco in der Hand halten. „Genau“, sind sie sich alle einig. Der Abend war lustig und zufrieden gehen alle wieder in ihr Heim.
Die nächsten Tage bis zur Schulung im Kaufhaus bei Markus gehen rasch vorbei. Ausserdem muss sich Sam ran halten um nach geeigneten Kaninchen Ausschau zu halten für die Zwillinge. Sie will Melissa sowie die Kids nicht endtäuschen. Unglaublich wie viele Angebote sie auf Gratis Inseraten im Internet gefunden hat. So viele Anbieter zu extrem verschiedenen Preisen. Es gibt sogar Kaninchen mit Stammbaum, die haben dann jedoch ihren Preis!
Doch Sam sucht gezielt nach Häschen aus der Region. Das schränkt das Angebot wieder ein. Nichts desto trotz hat sie nach einiger Zeit zwei süsse Zwergwidder gefunden. Sie sind beide grau und sehen praktisch gleich aus. Die Züchterin hat versprochen dass sie die Rammler zum Frühkastrieren bringt damit die Mädels keine Probleme mit den Hasen bekommen. Sam möchte auf Nimmer sicher gehen und freut sich schon die Häsli bald ab zu holen um die Kinder zu überraschen.
Schon steht der Schulungstermin vor der Tür. Also steht sie gut gelaunt am Vereinbarten Termin im Kaufhaus und meldet sich um neun Uhr beim Pförtner. Anschliessend marschiert sie direkt in den Schulungsraum und freut sich das schon alles für sie bereit steht. Zielstrebig legt sie ihre Unterlagen zu Recht und richtet sich ein. Gerade als sie fertig ist steht Markus legere im Türrahmen und sieht sie warm lächelnd an. „Guten Morgen Sonnenschein, noch Zeit für einen Kaffee?“
„Klar.“
Also machen sie sich auf den Weg zur Kantine und Markus beginnt das Gespräch mit: „Wie ich bei deinem letzten E-Mail mitbekommen habe stehen die nächsten Termine für die Mitarbeiter schon.“
„Genau. Eure MA werden gut geschult sein.“
„Davon gehe ich aus.“
Eigentlich ist sie froh dass er nicht ihre Ohrfeige erwähnt, so beschliesst sie sich nicht zu entschuldigen. Sie bleiben oberflächlich. Schliesslich mustert sie ihn von der Seite und erwähnt: „Find ich gut dass ihr eure Kleidung den Mitarbeitern angepasst habt.“
Markus zwinkert ihr zu. „Wir haben da einen anonymen Tipp bekommen.“
„So, so“, lächelt Sam vergnügt in sich hinein. Schliesslich bittet Markus sie in der Personalkantine Platz zu nehmen und organisiert zwei Kaffee. Nun hat sie kurz Zeit sich um zu sehen. Denn sie wird das Gefühl nicht los von jemand gemustert zu werden. Die Blicke kann sie förmlich fühlen. Voila…, Rosa schenkt ihr einen strengen vielleicht von oben herabsehenden Blick und ihr Lächeln bei der Begrüssung ist Abgrund falsch. Sam erwidert dieselbe Freundlichkeit und Markus sitzt schliesslich gut gelaunt zu Sam. Anscheinend sind ihm die Blicke nicht entgangen.
„Wie ich sehe verstehen Rosa und du euch prächtig.“ In seinen Mundwinkel zuckt es vergnügt.
„Ja, ich denke sie mag mich.“
Er schüttelt leicht seinen Kopf und flüstert: „Sie verteidigt bloss ihr Revier.“
Nun kommt Sam nicht umhin um Rosa kurz näher in Augenschein zu nehmen. Sie schielt verstohlen hinüber als Markus einen Schluck vom Kaffee trinkt. Rosa hat wunderschönes rotbraun gelocktes langes Haar und ihre grünen Augen hat sie so gut geschminkt dass sie einfach umwerfend aussieht. Es scheint als macht die gute keinen Unterschied ob sie in den Ausgang geht oder zur Arbeit. Genau genommen ist sie wunderschön. Respekt, schiesst es durch Sam’s Gedanken. Die steht bestimmt früh auf um jeden Tag so gut aus zu sehen. Das schafft sie nicht oder es wäre ihr zu unwichtig.
„Meine Glückwünsche für dich und Rosa“, zickt nun Sam unbeabsichtigt.
„Ich wusste doch du hast Humor. Leider bin ich nicht ihr Typ.“ Zwinkert er ihr gelassen zu.
„Weiss sie schon davon?“ gluckst Sam, doch danach haben Markus uns sie keine Zeit mehr um Nettigkeiten aus zu tauschen. Andere Mitarbeiter nehmen Markus mit ihren Fragen in Beschlag und Sam zieht sich in den Schulungsraum zurück. Sie ist äusserst gespannt auf Rosa. Wenn sie Pech hat werden es mit Rosa drei äusserst strenge Schulungstage geben. Da sie die Situation nicht ändern kann beschliesst sie einfach ab zu warten wie die Stimmung wird.
Wie erwartet waren alle zehn Teamleiter rechtzeitig da und Sam beginnt mit der Begrüssung um dann mit der Schulung zu beginnen. Am meisten hat sie Rosa erstaunt. Sie ist eine gute Zuhörerin und zieht sich alles rein, wie ein Schwamm der sich vollsaugt. Rosa hat biss und ist bestimmt gut in ihrem Job und will in der Karriereleiter höher steigen. Das bewundert Sam tatsächlich. Die Teamleiter bestehen aus sieben Männer und drei Frauen und so wie Sam das beurteilen kann ist Rosa die interessierteste von allen Teilnehmern. Lars den sie auch schon mal kurz im Kino zu Gesicht bekommen hat ist ihr jedoch der unsympathischste Teilnehmer. Er ist lasch und uninteressiert, einer der das Gefühl hat er kann schon alles. Oder er hat einfach keine Lust von einer Frau geschult zu werden. Es wirkt fast so als wäre das unter seiner Würde. Sam weiss, mit dieser Einstellung wird er nicht weit kommen. Doch ihr kann es egal sein, nicht ihr Problem.
Am zweiten Tag ist sie sich sicher dass Lars mehr Interesse an ihrer Person zeigt als an der Schulung. Sam geniesst den kleinen unbedeutenden Flirt mit Lars. Es amüsiert sie. Doch sie muss gestehen sie findet ihn – schleimig. Ein anderer Teilnehmer mit Namen Rolf, scheint sehr an Rosa interessiert zu sein und Rosa hat das noch nicht mal mitbekommen da sie nur Augen für Markus hat. Auch davon ist Sam amüsiert. So gesehen sind die drei Schulungstage rasch um und sie muss eingestehen es hat sogar mehr Spass gemacht als angenommen. Auch mit Rosa hat sie sich am Schluss gut vertragen. Sie ist eigentlich ganz nett und wie erwartet macht sie ihre Sache gut. Ausserdem war es Interessant die Stimmungen hinter einem Kaufhaus mal mitzubekommen. Spannend.
Wie vermutet zeigt sich am Ende der drei Schulungstagen auch Paul Jori rasch um sich zu bedanken und ist gespannt ist auf die MA Schulungen. Natürlich bedankt sie sich gebührend für den Auftrag und wird anschliessend von Markus hinaus begleitet. Die übliche Prozedere eben.
Markus kommt ein paar Schritte mit hinaus um ungestört mit ihr plaudern zu können. Auch das noch.
„Sehen wir uns am Wochenende?“ Möchte er wissen.
„Nicht das ich wüsste, wie kommst du darauf?“
„Dachte nur weil ich mit Cyril und Valentin um die Häuser streife.“
„Ah…, nein keine Zeit bin noch eingeladen.“ Dass es sich dabei am Samstag um einen Kindergeburtstag handelt erwähnt sie jedoch nicht. „Nimm doch Rosa mit.“
Er verneint es kopfschüttelnd. „Geschäftliches sollte man ja nicht mit privatem mischen.“
„Genau“, pflichtet sie ihm bei.
„Sam…, ich würde dich gerne persönlicher kennen lernen.“
Automatisch versteift sie sich etwas. „Da Cyril beschlossen hat mit dir befreundet zu sein werden wir uns wohl ab und an mal treffen. Aber ich bin nicht auf der Suche nach einem Freund.“
„Wir müssen ja nicht gleich heiraten, ich will dich nur mal kennen lernen.“
„Versteh mich nicht falsch. Ich bin nicht auf der Suche nach einer solchen Partnerschaft wie du sie suchst.“ Ist ihre ehrliche Meinung.
„Klär mich auf. Was suche ich denn?“
Anscheinend hat sie sein Interesse geweckt. „Du bist der Typ der die eine Frau für’s Leben sucht um mit ihr zusammen Kinder zu haben um für die Familie da zu sein. Ich sehe dich glücklich und zufrieden mit einer Familie vor dem Kamin sitzen.“
Seine Hände wandern in die Hosentaschen und sein Blick wird sanft. „Das trifft es ziemlich genau. Was ist so falsch daran?“
Sie seufzt auf. „Nichts. Nur bin ich die falsche Frau. Ich bin glücklich und selbständig und will keine Kinder.“
„So, so. Hätt nicht gedacht dass du nur eine Frau für einen
One Night Stand bist.“
Angespannt reckt sie ihr Kinn und ist versucht ihm wieder eine zu klatschen. Was sie natürlich nicht tut. Noch nicht!
„Wenn du nicht willst dass ich dir gleich hier nochmal eine knalle würde ich sagen wir verabschieden uns hier und jetzt.“
Anscheinend geniesst es Markus bei ihr auf einen wunden Punkt getroffen zu haben. Er presst nämlich den Kiefer zusammen um ein grinsen zu unterdrücken.
„Also doch keine Lady für einen One Night Stand.“ Holt er aus und Sam sieht sich gezwungen noch etwas dazu zu sagen.
„Kein One Night Stand. Keine Kinder und da die meisten Männer so ticken wie du: kein Freund.“
„Was spricht gegen Liebe“, sieht er sie eingehend mit seinen braunen Augen an. Sein Blick zwingt sie fast in die Knie.
„Nichts, sie ist mir leider nur noch nicht begegnet.“ Zuckt ihre Schulter auf. Zielstrebig hält sie ihm dann zum Abschied ihre freie rechte Hand hin und er nimmt sie mit den Worten: „Freue mich auf die kommenden Schulungstage“, in seine. Er drückt sie sanft und sein Blick ist offen und direkt. Wieder empfindet sie seinen Blick als umwerfend, erwidert jedoch nur: „Bestens. Wir sehen uns bei Gelegenheit.“
„Bei Gelegenheit.“ Lächelt er warm.
Als sie ihre Hände von einander lösen geht Sam lächelnd davon und hat schon ein schlechtes Gewissen dass sie ihm im Glauben gelassen hat sie selbst übernehmen die kommenden Schulungstage. Mit dem Wissen dass auch sie eine kleine Hexe sein kann geht sie Beschwingt in das Wochenende. Morgen, Samstag, ist die Geburtstagsfeier der Zwillinge und danach geht sie in die wohl verdienten Ferien. Also rechnet sie nicht damit Markus demnächst wieder unter die Augen zu treten. Eventuell muss sie in Betracht ziehen mit Philipp oberflächlich etwas an zu pendeln damit Markus sie in Ruhe lässt. So schlimm empfindet sie den Gedanken gar nicht mehr. Vielleicht wäre auch Melissa darüber erfreut.
Gut gelaunt holt Sam am Samstagmorgen die Frühkastrierten Zwergwidder ab und findet die Häschen richtig putzig. Sie sind noch so jung, erst 11 Wochen alt und sehen daher noch so tollpatschig aus. Dadurch dass ihre Mutter sie nicht bis am Schluss gesäugt hat und der Wurf Häschen von Hand aufgezogen wurde sind die Häschen zahmer als andere. Das kommt den Mädchen bestimmt zugute und darüber freut sich Sam sehr, diese Auswahl hat sie gut getroffen. Sie ist stolz auf sich. Als sie die Häschen bezahlt hat geht sie wieder zu sich nach Hause und stellt den Karton mit den Häschen vorsichtig auf den Küchentisch. Da die beiden bestimmt ängstlich sind lässt sie die Babys vorerst lieber in Ruhe und macht sich noch etwas zu Recht für den Nachmittag.
Zuerst trinkt sie jedoch noch ein Glas Wasser und studiert ob sie sich umziehen soll. Schliesslich beschliesst sie ihre Jeans und die weisse Bluse an zu behalten. Jetzt im Frühling kann es gut sein dass es trotzdem noch ziemlich kalt wird. Daher wird für alle Fälle einfach einen Pullover mitnehmen. Im Badezimmer bürstet sie ihre Haare nochmal und steckt sie anschliessend wieder hoch. Sie denkt darüber nach ob sie ihre Haare vielleicht doch mal abschneiden lassen soll. Eigentlich steckt sie ihre Haare immer hoch. Gerade als sie ihre Wimperntusche nachstreicht klingelt es an der Türe und Sam weiss dass es sich dabei um Philippp handelt. Er hat sie gestern angerufen und gefragt ob er sie mitnehmen soll. Schliesslich sind die Parkplätze bei Melissa und Benedict begrenzt. Daher hat sie sein Angebot dankend angenommen. Mit einer Hand in den Haaren öffnet sie die Türe und spricht: „Komm rein, mach mich fertig. Die Häschen stehen in der Küche.“
Wie erwartet schliesst Philipp die Tür hinter sich und geht in die Küche. Sam hört wie er den Karton öffnet und als sie sich fertig geschminkt hat gesellt sie sich zu ihm hin. Philipp hat eines der Häschen in die Arme genommen und sieht lächelnd zu ihr hin.
„Die sind echt süss. Die beiden werden bestimmt Freude haben.“
„Naja, abgesehen von Benedikt. Denkst du er reisst uns den Kopf ab?“ Verzieht sie ihr Gesicht und er lächelt sanft als er das Tier zurücklegt. „Nein, ich habe ihn schon mal darauf vorbereitet und ihn beschwichtigt dass genügend Leute da sind die diese Häschen in den Ferien zu sich nehmen.“
„Du bist Clever.“
„Ben ist nicht begeistert, doch so lange er damit nichts zu tun hat will er uns den Spass nicht verderben.“
„Schön, danke. Und du hast den Stall organisiert?“
Er geht mit den Worten: „Alles bereits im Auto“, auf sie zu.
Sofort streckt sie ihre Arme aus und mahnt: „Diesen Blick kenne ich. Keinen Schritt weiter in meine Richtung.“
„Weshalb, angst schwach zu werden?“ Presst er seinen Kiefer zusammen und sie rollt ihre Augen.
„Vielleicht. Mal sehen.“ Ein seufzen. „Nicht heute. Wir müssen los.“
Philipp gibt sich geschlagen und holt den Karton mit den Häsli drin. Ohne ein weiteres Wort mit einander zu wechseln schliesst sie die Haustüre hinter sich und steigt ins Auto das ziemlich vollgestopft ist mit Kaninchen Stall, Einstreu und Futter. Sie staunt nicht schlecht wie gewissenhaft er sich der Sache angenommen hat.
„Du hast ja an alles gedacht“, das soll so was wie ein Kompliment gemeint sein und Philipp lächelt. „Die Paten von Joy bringen Futternapf, Trinkflasche und sonstigen Schnickschnack was man für Häschen alles so brauchen kann.“
„Da hatten wir den interessanteren Teil“, schmunzelt sie.
„Genau.“
Auch dieses Mal legt Philipp seine Hand auf ihr Bein und heute lässt sie es zu. Schliesslich bekommt sie davon ja keinen Hautausschlag und es fühlt sich ganz O.K an. Soweit so gut.
Rasch sind sie bei den Geburtstagskindern angekommen. Da Melissa genau weiss dass ihr Bruder etwas schwereres aus zu laden hat wurde für ihn ein Parkplatz frei gehalten. Die zehnjährigen Mädchen hüpfen aufgeregt zu ihnen und umarmen sie herzlich. Sam hat noch nie einen Unterschied gemacht ob sie von Lena die Patin ist. Schliesslich mag sie Jo genauso. Aus diesem Grund ist sie froh dass sie ein Geschenk für beide organisieren konnte. Nach der herzlichen Begrüssung möchten die Mädchen die Häschen sehen und Sam übergibt sie ihnen mit den Worten: „Hey, sie sind noch ängstlich. Also lasst ihnen bitte etwas Zeit.“
„Zuerst müssen wir eh den Stall aufbauen“, ergänzt Philipp und aus reiner alter Gewohnheit gibt er Sam einen Kuss auf ihre Wange als er mit dem Stall ins Haus geht um die anderen zu begrüssen. Samantha stutzt was den Mädchen ebenfalls auffällt. Die Mädchen sehen fragend zu ihr hin. Joy ist die mutigere und fragt direkt: „Seit ihr wieder verliebt?“
„Nein, wir sind kein Liebespaar. Wir mögen uns als Freunde.“
„Auch gut“, kichert Lena und dann verschwinden die Schwestern auch um allen Anwesenden ihr tolles Geschenk zu zeigen. Vermutlich das Beste Geschenk aller Zeiten!
Der nächste Teil der Sam noch bevorsteht mag sie nicht sonderlich. Sie muss alle begrüssen. Nicht dass sie gegen die Grosseltern von den Mädchen und Paten und Freunde was hat. Eigentlich kann Sam einfach nicht auf Anhieb so belanglose, oberflächliche Gespräche führen wie Philipp es kann. Dafür bewundert sie ihn. Aber sie sind die letzten die angekommen sind und da muss sie jetzt einfach durch. Also macht sie sich auf und lächelt Charmant. Beide Grosseltern (Franz und Margaretha) sind nett. Melissa und Philipps Eltern sind ziemlich jung geblieben für ihre 70 Jahre. Kleiden sich meistens legere und sportlich. Die beiden sind viel Unterwegs und teilen die Liebe zur Natur. Aus diesem Grund sind sie viel am Wandern. Natürlich nur die leichten Routen. Man sieht schon dass die beiden bestimmt mal sehr sportlich waren und heute auch noch ziemlich fit sind. Von da stammen die guten Gene! Die beiden hatten Sam selbst auch so sehr ins Herz geschlossen und freuen sich auch heute sie zu sehen. Vermutlich hätten auch die beiden nichts dagegen wenn sie wieder zusammen finden würden.
Die Eltern von Benedikt (Rosemarie und Johannes) sind schon etwas älter und mögen den Lärm nur eine bedingte Zeit aushalten. Aus diesem Grund sind die Freunde der Mädchen erst eine Stunde später eingeladen. Ausserdem klagen sie gerne über ihre Wehwehchen. Was ab und an etwas mühsam sein kann. Aber wenn man sich für die beiden Zeit nimmt schätzen sie es sehr und Sam findet sie ebenfalls nett.
Die Paten von Jo (Robert und Natalie) sind ein Paar so wie Philipp und sie es waren. Robert ist der jüngere Bruder von Benedikt. Ein lustiger etwas stämmiger Kerl und Natalie trifft man eigentlich nur gut gelaunt an. In ein paar Wochen erwarten sie ihr erstes Baby. Samantha bewundert den überdimensionalen Bauch und Natalie stöhnt bei dem Gedanken die ganzen Pfunde wieder abspecken zu müssen.
Nach getaner Begrüssungsrunde kommt sie am Schluss zu Benedikt. Nach Küsschen hier und Küsschen dort schiebt sie nach: „Ben, du reisst mir also nicht den Kopf ab? Philipp behauptet es zumindest.“
Sie sieht ihn misstrauisch an.
„Wenn ihr Frauen zusammen haltet habe ich keine Chance. Da beuge ich mich der höheren Gewalt.“ Seine Brille rutscht etwas von der Nase und er sieht oben drüber und schmunzelt. Die Brille steht ihm gut. Er sieht zwar immer aus wie ein Gelehrter oder Akademiker aber das macht ihn vielleicht auch so speziell. Mit ihm ist Samantha schon immer gut klar gekommen. Auch sie muss schmunzeln und er hackt nach. „Was möchtest du trinken?“
„Was habt ihr denn an zu bieten?“
Da rauscht Melissa an und drückt ihr ein Gläschen Prosecco in die Hand. Abwehrend jedoch mit einem Lächeln, macht sich Benedikt vom Acker und lässt die beiden alleine. Die Freundinnen prosten sich zu und Melissa bedankt sich für die süssen Häschen und Sam erwähnt: „Eure Mädels sind schon so gross. Bald bekommen sie vielleicht ihre Tage und dann die Pubertät.“
„Hör bloss auf.“ Melissa schmunzelt. „Es waren doch eben erst noch so winzige Babys und jetzt sind sie schon so selbständig und haben ihre eigene Meinung.“
„Das liegt an euch, ihr erzieht sie zu Selbstständigkeit. Trotzdem gibt es bei euch klare Regeln und Strukturen. Ausserdem stimmt eure Beziehung. Das macht ihr wirklich gut.“
„War das gerade ein Beurteilung‘s Gespräch“, kichert Melissa, „danke.“ Auch Sam schmunzelt und fügt an: „Ja du bist wirklich gut in deinem Job.“
Also stossen sie nochmal kurz darauf an.
Die zwei sehen dann zu Philipp hinüber der mit der Hilfe von Robert versucht den Stall zusammen zu kriegen. Es scheint als hätten die beiden grossen Spass an dem was sie tun. Daneben steht ihr Bier.
„Vielleicht solltest du den Männern zur Hand gehen, du bist ziemlich gut in diesen Dingen“, meint Melissa, Sam verengt ihre Augen und kontert: „Ach was. Philipp kriegt das schon hin. Er kriegt alles irgendwie hin.“
„Läuft da wieder was zwischen euch?“
Sofort rollt Sam ihre Augen.
„Im Moment nicht. Aber ich überlege ob ich sein Angebot zu Freundschaft Plus annehmen soll.“
„Oh.“
„Nur ein Oh… Da habe ich schon etwas mehr erwartet.“ Stutz Sam und ihre Freundin sieht zu ihrem Bruder bevor sie erklärt: „Ich liebe euch beide. Nur tu dir das nicht an. Plötzlich entwickelst du Gefühle und dann wird’s unschön.“
„Unschön.“
„Versteh mich nicht falsch. Aber er war der Mann den du im Begriff warst zu heiraten. Er war deine grosse Liebe. Irgendwas hat er getan dass ihr euch getrennt habt.“
„So was habe ich nie behauptet“, entrüstet nimmt Sam einen grossen Schluck und Melissa sieht sie liebevoll an.
„Brauchst du auch nicht. Ich reime mir da selbst etwas zusammen. Mein Bruder war nie ein heiliger. Eure Beziehung war die längste die er je hatte und ich bin mir sicher dass ihm immer noch viel an dir liegt. Aber er wird dir das Herz erneut brechen. So ist er nun mal.“
Nun sieht auch Sam zu Philipp hinüber. Es stimmt schon was ihre Freundin da so entspannt über ihren Bruder erzählt. Natürlich würde er erneut ihr Herz brechen. Sie ist ja noch kaum über ihn hinweg und reagiert immer noch auf andere Frauen im Zusammenhang mit ihm. Eigentlich sollte es ihr jedoch egal sein. Wenn er doch nur nicht so verdammt gut aussehen würde, es erschwert die Sache einfach unnötig ihn weg zu stossen.
„Du hast Recht“ ein leises seufzen. „Darf ich trotzdem mit ihm Flirten?“
„Egal was er tut, er ist mein Bruder. Aber solange du ihm dabei nicht das Herz brichst hast du meine Zustimmung.“
„Du sitzt zwischen den Fronten. Das ist anstrengend. Komm wir nehmen noch einen Prosecco“
Die Freundinnen schmunzeln und holen Nachschub. Der restliche Nachmittag wird gemütlich und Sam hält es länger aus als erwartet. Als der Stall dann endlich im Garten steht und die Häschen zum ersten Mal darin hüpfen ist es für einen Moment ganz ruhig. Sam sieht in die zufriedenen Gesichter der Zwillinge. Dann trudeln die Freunde von den Geburtstagskindern an und Rosemarie und Josef verabschieden sich. Natürlich gibt es weitere Geschenke und leckeren Kuchen den Melissa natürlich selbst gebacken hat. Die Geburtstagskinder müssen die Kerzen zuerst noch auspusten. Dann fällt Sam‘s Blick auf ihre Freundin Melissa die bei Ben steht. Ben legt liebevoll seinen Arm um ihre Schulter und küsst sie aus reiner Gewohnheit auf den Kopf. Ein hübsches Bild. Einfach eine tolle Familie. Früher wollte sie auch so etwas für sich beanspruchen. Eigentlich hatte sie gedacht sie hätte es mit Philipp gefunden. Heute noch könnte sie mit ihm glücklich sein, müsste einfach akzeptieren dass er nebenbei noch andere Frauen vögelt. Doch das ist definitiv nicht Sam’s Welt. Melissa hat Recht, er würde ihr Herz erneut in Stücke brechen. Sie hat sich ihre Finger schon mal verbrannt, einmal ist genug. Also beschliesst sie auch auf zu brechen. Gerade als sie sich von Melissa verabschieden möchte hat ihre Freundin eine andere Idee: „Heute ist Samstag und ich bin erschöpft von dem Geburtstagsstress. Würdest du mit mir heute Abend Italienisch Essen gehen? Ich brauch mal ne Pause. Eine Auszeit.“
„Hmpf“, überlegt Sam, „ eigentlich gehe ich Morgen in die Ferien und wollte packen. Aus diesem Grund gehe ich schon nicht mit Cyril und seiner Gruppe weg.“
„Ach komm. Mir zuliebe.“ Als Melissa ihre Unterlippe vor schiebt und ihren Dackelblick aufsetzt grinst Sam.
Ein lautes stöhnen. „Also gut. Nur kurz.“
Melissa ist begeistert und klatscht kurz in die Hände.
„Hole dich also um 20 Uhr ab.“
„Dann muss ich jetzt aber los.“ Mit diesen Worten verabschiedet sich Sam schliesslich. Das Angebot von Philipp sie nach Hause zu fahren schlägt sie aus da sie keine Mühe hat alleine nach Hause zu finden. Es ist mit dem Bus ja nicht weit. Eigentlich ist sie froh noch etwas Zeit für sich alleine zu haben. Sie hat sich den Samstag zwar etwas ruhiger vorgestellt, freut sich jedoch auch auf den Weiber Abend. Wird bestimmt lustig. Bevor sie zu Hause ankommt zückt sie ihr Handy und ruft Esra an um nachzufragen ob sie heute Abend auch Lust hat mit ihnen Essen zu gehen. Leider ist Esra schon verplant. Schade. Sie verabschieden sich und Esra wünscht ihr schöne Ferien. Das holt Sam wieder zurück zu Morgen und sie geht, zu Hause angekommen, kurz an ihren Computer um die Wetterverhältnisse für nächste Woche ab checken. Es bleibt warm und sonnig. Das sind schöne Aussichten. Dann stellt sie die Kaffeemaschine an und überlegt was sie anziehen soll. Eigentlich kann sie die Kleider an behalten. Schliesslich hauen sie heute ja nicht auf den Putz und gehen gemütlich Essen. Doch ihre Haare wäscht sie trotzdem und beschliesst die Haare offen zu tragen. Eigentlich macht sie das eh viel zu selten. Heute nimmt sie sogar ihren Fön zur Hand um sich schön zu frisieren. Ihre langen blonden Haare sehen schön aus wenn sie frisch gewaschen und geföhnt sind. Dann kommen noch ein paar schöne weisse Ohrenringe an die Ohren und etwas Schminke um die Augen. Zufrieden sieht sie ihr Endergebnis an. Als sie auf die Uhr sieht ist es schon 19.30 Uhr. Da sie genau weiss das Melissa chronischer Weise immer zu früh auftaucht zieht sie schon mal ihre Jacke an und hängt sich ihre kleine bunte Desigual Handtasche um.
Fast wie bestellt klingelt es bereits an der Türe. Gut gelaunt öffnet sie diese und sieht verwundert in Philipps lächelndes Gesicht. Damit hat Sam nun gar nicht gerechnet. Melissa steht daneben und spricht entschuldigend: „Er hat mich gefragt ob er mit kann. Ist das in Ordnung?“
Sam verengt ihre Augen.
„Dachte wir machen einen Weiber Abend.“
„Ach komm, ich klau euch eure Geheimnisse schon nicht. Ausserdem trinke ich keinen Alkohol da ich fahre.“
„Hmpf“, rollt sie ihre Augen, „also lasst uns gehen.“
„Als hätte ich eine Wahl“, stürzt sie ihre Lippe und rollt nochmal mit den Augen bevor sie ihre Haustüre zu schliesst und möchte von Melissa schliesslich wissen: „Hast du reserviert? Weiss ja nicht ob es zufälligerweise einen Tisch für drei hat.“
Ein Kopfnicken von Melissa reicht aus und sie gehen zum Auto. Der silberne Audi Q5 von Philipp gefällt Sam sehr gut, früher fuhr er einen schwarzen Audi S5 Cabriolet. Das ist zwar schon etwas länger her, jedoch blieb er Audi treu. Dann fällt Sam der verstohlene Blick zwischen den Geschwister auf. Was das wohl wieder zu bedeuten hat? Sie beschliesst nicht danach zu fragen. Wie gewöhnlich ist Philipp der Gentleman und hält den beiden die Tür auf. Die Freundinnen beschliessen beide hinten ein zu steigen. So können sie besser quatschen. Die drei sprechen über den Nachmittag und das die Häschen vermutlich das ultimativste beste Geschenk aller Zeiten war das sie nie wieder toppen können. Melissa erzählt wie glücklich die beiden Mädchen sind. Ausserdem soll Benedikt auch schon eines im Arm gehalten haben und spricht davon dass die Häschen im Winter dann eventuell ins Haus ziehen müssen.
„Dabei haben wir noch nicht mal Sommer“, scherzt Melissa und die anderen müssen auch schmunzeln. Schön dass es so gut geklappt hat und alle zufrieden sind. Rasch sind sie in der Stadt. Philipp fährt in das Parkhaus und sie machen sich auf den Weg ins Restaurant. Wenn die Freundinnen Lust auf Italienisch haben kann es auch mal vorkommen dass sie zusammen kochen. Jeder ist dann für einen Gang verantwortlich. Das hat immer riesigen Spass gemacht. Doch seitdem Samantha und Philipp getrennt haben ist es bedeutend weniger vorgekommen. Ausser Sam hat einen neuen an der Angel den sie so gleich ihren Freunden vorstellen kann. Ab und an nimmt sie einfach Cyril mit als Begleitung und diese Abende sind meistens die lustigsten. Die Frauen hängen sich links und rechts von Philipp ein. Philipp geniesst es sichtlich. Kurz bevor sie ins Restaurant treten erwähnt Melissa beiläufig: „Ach ja, da Esra keine Zeit hatte uns zu begleiten habe ich Cyril angerufen. Er und seine Freunde Essen noch mit uns bevor sie weiter ziehen.“
Das bringt Sam sofort zum Stehen und sie sieht ihre Freundin eingehend an. Philipp geht einen Schritt auf die Seite und erwähnt: „Sie mich nicht so an, davon wusste ich wirklich nichts.“
„Du bist hinterhältig“, faucht Sam und Melissa verneint es mit: „Es hat sich eben einfach so ergeben. Konnte ja schlecht sagen nur Cyril darf mit uns Essen gehen. Das geht doch nicht.“
„Einfach so“, schmollt Sam.
„Ach jetzt sei mal etwas relaxt, du gehst Morgen in die Ferien.“
Da Sam eine Vorahnung hat das Valentin und Markus auch im Restaurant sind erwähnt sie schliesslich: „Hey, kein Wort darüber dass ich in die Ferien fahre. Verstanden!“
Sie sieht von Melissa zu Philipp. Beide gehen nicht darauf ein warum sie darauf besteht. Also öffnet Philipp netter Weise die Eingangstür und lässt den Damen den Vortritt. Rasch sehen sie den Tisch mit Cyril und Valentin. Die beiden sitzen neben einander. Cyril winkt ihnen sofort zu als er sie erspäht. So hat sich Sam den Abend nicht vorgestellt. Vermutlich war Philipp eingeweiht, ihr können sie zwar viel erzählen aber abnehmen tut sie es ihnen nicht. Aber es ist nun wie es ist. Also setzt sich Philipp gegenüber von Valentin hin. Sam vermutet er will ihr etwas aus dem Weg gehen. Aus irgendeinem Grund hält er etwas Abstand. Er weiss genau wann sie gereizt ist und man besser dran ist ihr nicht zu nahe zu kommen.
Melissa sitzt dann gegenüber von Cyril ab und lächelt die beiden Männer zur Begrüssung an. Zuvorkommend stellt Cyril schliesslich Valentin vor.
Sam sitzt zwar allein, das ist ihr aber auch so was von egal. Es kommt ihr so was von entgegen dass Markus nicht mit dabei ist der Abend ist gerettet. Just in dem Moment als sie ihre Gedanken sortiert hat tritt Markus ins Restaurant. Sein Lächeln geht quer über das Gesicht. Es ist offen und warm. Auch er begrüsst alle und setzt sich dann ihr Gegenüber.
„Wir treffen uns rascher als angenommen“, säuselt er lächelnd und Sam setzt ihr Tausendwatt Lächeln auf. „Scheint so.“
Dann sieht sie tief in die Speisekarte. Eigentlich weiss sie genau was sie bestellen möchte, nichts desto trotz ist die Speisekarte heute irgendwie anders. Interessanter.
„Du bist also Markus, schon viel von dir gehört“, schmalzt Melissa neben ihr.
„Du hast von mir gehört. Hoffentlich nur Gutes.“ Markus scheint neugierig. „Darf ich fragen von wem?“
„Cyril und Philipp haben echt nur positives von dir zu berichten.“ Lächelt Melissa.
„Ach, ich dachte Samantha hat dir von mir erzählt. Sie hat am Freitag gerade ihren ersten Schulung Block bei uns erfolgreich abgeschlossen.“
Melissa sieht vorwurfsvoll zu ihrer Freundin. „Das hat sie nicht erwähnt.“
Sam legt ihre Speisekarte auf die Seite und lächelt süffisant als sie Melissa ansieht: „Wollen wir vielleicht den Platz wechseln? Dann könntet ihr euch besser unterhalten.“
Melissa staunt geht jedoch darauf ein und sie tauschen die Plätze. Nun sitzt sie Cyril gegenüber der sie Vorwurfsvoll ansieht und Philipp scheint ihren Wechsel mittlerweile zu geniessen. Melissa und Markus unterhalten sich prächtig. Verstohlen mustert sie ihn. Sie weiss nicht was es ist aber er sprüht so eine Gemütlichkeit aus. Irgendwie macht er sie nervös und das passt ihr nicht. Darum sitzt sie gut dort wo sie jetzt ist. Sam spürt dass sie ihre Ferien dringend nötig hat.
Für sie hat es hier zu viel Männliches Testosteron am Tisch!
Schliesslich geben sie ihre Bestellung auf. Gemeinsam entschliessen sie sich noch für einen feinen Rotwein.
Die kleine Gruppe unterhält sich gut. Auch Philipp und Valentin scheinen einander Sympathisch. Süss an zu sehen sind die verliebten Blicke zwischen Valentin und Cyril. Ob die beiden schon ein Paar sind? Sie würde es ihrem Freund gönnen.
Sam hat sich rasch im Griff und beteiligt sich an allen Diskussionen. Melissa und Philipp schwärmen von der Auswahl der Häsli die Sam gemacht hat und sie winkt ab.
Auch das Essen schmeckt vorzüglich. Philipp hat wie üblich eine Galzone bestellt. Das hat sich Sam gedacht und ist nicht erstaunt. Cyril und Melissa haben Spaghetti Carbonara als Auswahl getroffen. Valentin mag scharf und hat eine scharfe Pizza vor sich liegen. Sam fällt auf dass sie und Markus wohl dieselbe Vorliebe für Pizza Gorgonzola haben. Er lächelt sie liebevoll an und sie kann seinem Blick nicht standhalten. Peinlich. Aber ausser ihm dürfte es niemanden aufgefallen sein. Auch der ausgesuchte Wein schmeckt vorzüglich.
Die Stimmung ist locker. Eigentlich gar keine Schlechte Idee sich mit allen hier zu treffen. Ausserdem ist Sam froh Cyril vor ihren Ferien zu begegnen. Vielleicht kommt sie dazu es ihm noch zu erzählen ohne dass es Markus mitbekommt. Wobei…, wenn sie es Cyril erzählt weiss es Valentin auch und dann bekommt es Markus doch mit. Also verwirft sie den Gedanken Cyril ein zu weihen. Er wird’s dann schon merken wenn er vor verschlossener Tür steht. Er kann sie ja dann anrufen.
„Wo geht ihr noch hin?“ Wirft Melissa die Frage in die Runde. Sam kann sich gut vorstellen dass Philipp es bereits bereut den Fahrer zu spielen. Er wäre bestimmt gerne mit den Jungs noch weiter gezogen. Sie schmunzelt in sich hinein. Ist sie gerade Schaden freudig.
Die drei wissen eigentlich noch gar nicht so genau wo es sie hin zieht. Sie wollten sich einfach treiben lassen.
„Ich hätte Lust zu tanzen. Würdet ihr mich mitnehmen?“ Möchte Melissa von den Männern wissen. Natürlich hat keiner von ihnen einen Einwand, im Gegenteil; Markus freut sich eine Frau im Team zu haben. Schliesslich sieht Melissa zu ihrem Bruder und ihr hinüber.
„Entschuldigt aber da ich schon mal in der Stadt bin. Philipp kann dich ja nach Hause fahren.“ Ein Dackelblick. „Es macht dir doch nichts aus dass ich noch bleiben will.“
„Was bist du doch bloss für ein Biest“, haucht Sam ihrer Freundin ins Ohr. Natürlich weiss Melissa genau dass sie ihre Freundin nicht alleine ziehen lassen wird. Sam ist ein Kontrolle Freak, sie muss einfach wissen was heute Abend noch so vor sich geht. Sonst macht sie kein Auge zu. Wieder setzt Sam ihr Tausendwatt Lächeln auf und sieht Philipp an. Dabei legt sie ihre Hand.
„Wollen wir mit?“
Zufrieden lächelt auch Philippp und gibt ihr überraschender Weise einen flüchtigen Kuss auf den Mund, steht auf und geht auf die Toilette. Sam reisst ihre Augen auf. Was war das denn? Markus dehnt seinen Nacken, er scheint etwas angespannt als hätte ihm dieser kleine nichts aussagende Kuss gestört. Cyril muss ein lautes Lachen unterdrücken weil er die Situation einfach köstlich findet. Und Valentin entzieht sich jeglicher Art von Reaktion was ihn nur noch sympathischer macht.
Sam hat‘s gewusst: zu viel Männliches Testosteron!
Nach gelungener Bezahlung machen sie die fünf auf und Melissa hängt bei ihrer Freundin ein. Sie gehen hinter den vier Männern her und Melissa flüstert: „Habt ihr jedes Mal so viel Spass wenn ihr Unterwegs seid?“
„Eigentlich schon. Ausser eine Freundin versucht mich zu verkuppeln.“ Da die beiden ein gutes Stück hinter den Männern her laufen kann sie das ja ihrer Freundin sagen.
„Ach ich war so neugierig auf den Markus und den Valentin. Verzeih.“
Aha, Melissa hat es endlich zu gegeben. Also kann Sam ihrem Instinkt immer noch trauen.
Schliesslich gibt sie klein bei. „Sie sind ganz nett.“
„Na hör mal. Markus mag dich. Das sieht ja jeder blinder. Und du magst ihn auch.“
„Er sucht nach einer Frau mit der er Kinder kriegen kann. Hab ihm schon erklärt dass ich die falsche bin.“
Melissa drückt sie energisch. „Hör mal wenn du in diesem Alter einen einigermassen ansprechenden Mann findest der keine Altlasten mit sich trägt wäre ich da nicht so wählerisch. Bist du denn so blind.“
„Nein, aber wenn sein Kinderwunsch durch bricht gibt das nur Probleme und dem gehe ich lieber aus dem Weg. Keine Lust auf Komplikationen wenn ich sie schon voraussehe.“
„Meine Güte, du musst schon mal ins kalte Wasser springen. Wenn ich noch solo wäre würd ich es wagen. Immer noch besser als mit Philipp rum zu machen. Wenn du nicht aufpasst krallt er dich wieder und ich muss euch dann beide aufpäppeln wenn es wieder in die Hose geht.“
„Wie gesagt, ich denke immer noch über sein Angebot nach. Vielleicht kann ich ja nur Sex mit ihm haben ohne Gefühlsduselei“, schmunzelt Sam und ihre Freundin kichert.
„Nie im Leben.“
Auch Sam schmunzelt und dann holt Melissa sie aus den Gedanken indem sie über Männer Ärsche philosophiert.
„Guck mal die vier vor uns an. Wer hat den süssesten Arsch. Deine Meinung.“ Beide müssen kichern. Die beiden werden sich einfach nicht einig und müssen erneut kichern. Da lässt Cyril sich zu ihnen zurückfallen und möchte wissen: „Was gibt es denn so komisches?“
„Nichts, wir sind uns nur nicht einig wer von euch den süssesten Arsch besitzt.“ Erklärt Sam bereitwillig und Cyril mahnt: „Ihr habt ja Probleme.“ Doch auch er lächelt. Sam mag sein Lächeln, er hat die perfekten Zähne. Diese Zahnspange als Kind hat sich gelohnt, auch wenn er damals vermutlich gehänselt wurde. Sein Lächeln ist einfach perfekt!
Interessanter Weise ist Valentin der einzige der raucht und Sam will von Cyril wissen: „Stört es dich nicht dass er raucht?“
„Nein, er ist schliesslich keine Kettenraucher.“
„Seid ihr ein Paar?“, schiebt Melissa interessiert hinter her und hängt nun auch bei Cyril ein der jetzt in der Mitte läuft.
„Sagen wir mal so: wir mögen uns gut leiden. Vielleicht entwickelt sich was, mal sehen. Es knistert.“
„Er ist nett“, erklärt Melissa und Cyril kann das so nicht stehen lassen: „Nur nett?“
„Klingt verrucht, für dich besser“, flüstert Sam und erst jetzt fällt ihr auf dass Valentin eigentlich ein Typischer Frauenschwarm sein muss. Gross, breite Schulter und seine Halblangen Haare. Schon fast ein Brad Pitt Typ!
„Verrucht! Nö, das passt nicht annähernd.“ Ist Cyril immer noch nicht zufrieden und Melissa schiebt nach: „Er ist definitiv heiss!“
Damit scheint Cyril zufrieden zu sein, doch bevor er zum Antworten kommt dreht sich Philipp mit den Worten: „Wer von uns wird gerade durch den Kakao gezogen“, um.
„Valentin“, gibt Melissa zu und Cyrill rollt die Augen. Das interessiert jetzt auch die anderen. Also gehen sie jetzt in einer Linie neben einander und Valentin ist interessiert: „Wie lautet euer Urteil?“
„Du bist definitiv: heiss!“, ist Melissa bereit eine Antwort zu geben. Bewundernd nicken die anderen einstimmig. Demonstrativ und mit einem Siegessicheren Lächeln fährt sich Valentin durch die Haare. „Das kann ich gelten lassen.“
Schon sind sie an ihrem Ziel angekommen. Wieder zieht es sie in das Twenti-Fife.
Markus sieht zu Sam hin. Er bemerkt sehr wohl dass sie unsicher auf seine Blicke reagiert. Was er getan hat damit sie so reagiert weiss er allerdings nicht. Er ist sich keiner Schuld bewusst. Schliesslich wagt er seine Frage: „Schenkst du mir heute wieder einen Tanz?“
„Drei“, schmunzelt sie vergnügt und überrascht mit ihrer Antwort nun Markus völlig. Anscheinend hat sie die Tänze das letzte Mal genauso genossen wie er. Sie war so aufgestellt und er hofft diese Samantha nochmal sehen zu dürfen.
„Hoho, heute hat sie ihren grosszügigen Tag“, wirft Philipp in die Runde der die Frage mitverfolgt hat. Markus hofft dass Philipp keinen Wettstreit um Sam beginnt. Natürlich mag er es nicht dass Philipp sich so um sie bemüht. Vor allem nicht da er ihr Ex-Freund ist. Das bedeutet nicht dass Philipp ihm unsympathisch ist, im Gegenteil. Aber mit dem Ex an zu bandeln bringt nichts. Das weiss Markus aus Erfahrung.
Die fünf beschliessen heute gleich mit der Regel zu beginnen sich eine Stunde lang frei bewegen zu können um sich dann auf der Rock Ebene wieder zu treffen und Spass zusammen zu haben. Markus beschliesst Sam gleich an der Hand zu nehmen und führt sie zu der Ebene mit Standard Tänzen. Anstaltslos geht sie mit. Wieder ist Markus überrascht.
Philipp und Melissa beschliessen den beiden nach zu gehen. Melissa ist eh neugierig. Eigentlich nimmt‘s beide wunder wie sich die beiden auf der Tanzfläche machen.
Philipp verschränkt seine Arme und sieht zu. Markus weiss was er tut und sieht dabei noch gut aus. Sam ist noch unsicher aber Markus weiss wie er sie unterstützen kann. Auf dieser Ebene ist Philipp verloren da er keinen einzigen Standard tanzt. Melissa lehnt sich an ihren Bruder an und seufzt.
„Die machen sich richtig gut.“
„Habe Sam schon lange nicht mehr so zufrieden gesehen.“ Gibt er seiner Schwester offen zu. Er hat nicht viele Geheimnisse vor ihr.
„Lass sie doch ihren Weg machen ohne dich.“ Nun sieht sie ihren Bruder an und dieser erwidert sanft: „Ich liebe sie immer noch.“
„Aber?“
„Ich kann nicht treu sein, ich schaff das einfach nicht. Weisst du, Sex hat bei mir nicht zwangsläufig was mit Liebe zu tun.“
„Hast du sie betrogen?“
„In ihren Augen schon.“ Er sieht seine Schwester an und zuckt mit der Schulter auf.
„Dann lass sie los. Sonst brichst du ihr Herz noch einmal und dann seid ihr nicht mal mehr befreundet. Das wäre wirklich schade.“
„Das wäre es in der Tat.“
Melissa ist froh dass ihr Bruder heute mit offenen Karten spielt. Sie kennt ihn gut genug und hat sich schon gedacht dass die Trennung in diese Richtung ging. Er lächelt sie an.
„Komm wir gehen runter und schmeissen uns auf die Tanzfläche bei Rock und Pop.“
„Ich bleibe einen Moment und hoffe Markus schenkt mir auch noch einen Tanz. Da du jetzt in der Nähe bist musst du unbedingt mal die Mädchen hüten damit ich und Ben wieder mal Raus kommen.“
„Jederzeit Schwesterherz.“ Sanft küsst er seine Schwester auf die Wange und verlässt diesen Raum. Melissa sieht wieder zu Sam, und ja…, ihr Bruder hat Recht. In Markus Gegenwart sieht ihre Freundin sehr zufrieden aus. Sie will es einfach nicht wahr haben.
Nach zwei Tänzen kommen die beide Hand in Hand Lächelnd von der Tanzfläche auf Melissa zu. Beide strahlen und Melissa kommt gleich zur Sache: „Markus, schenkst du mir auch einen Tanz. Ihr habt wundervoll ausgesehen.“
„Mit Vergnügen“, dann nimmt er Melissa an der Hand und führt sie auf die Tanzfläche. Melissa sieht über ihre Schulter zu Sam und grinst über das ganze Gesicht. Melissa hat Spass.
Zum ersten Mal kann Sam nun Markus auf der Tanzfläche zu sehen. Er hat eine sichere Präsenz ohne Arrogant zu wirken. Auch ihrer Freundin gibt er ein sicheres Gefühl. Als Tanzpartnerin von Markus fühlt man sich aus Frau einfach gut da er jede Frau an dem Punkt abholt wo sie es braucht. Ein Mann mit Feingefühl. Auch Melissa fühlt sich bei ihm gut aufgehoben, das sieht sie auf den ersten Blick. Ihre Gedanken hängen bei Markus und sie hofft dass er die richtige Frau für sich findet.
Im nächsten Augenblick erscheint Philipp neben ihr und er flüstert ihr zu: „Möchtest du was trinken oder kommst du runter tanzen?“
„Tanzen.“ Sie hat keine Ahnung warum sie heute so gut gelaunt ist. Am Alkohol liegt es nicht. Vermutlich liegt es daran dass sie morgen aufs Land in die Ferien fährt. Heute Nacht will sie tanzen und einfach nur Spass haben. Hand in Hand geht sie mit Philipp auf die Techno Ebene. Dort sind auch Valentin und Cyril an zu treffen. Also gehen sie zu viert auf die Tanzfläche und lassen sich im Rhythmus zur Musik treiben.
Etwas später treffen sie wieder auf Melissa und Markus. Natürlich schwärmt Melissa in den höchsten Tönen von ihrem Tanzpartner. Wie könnte es auch anders sein.
Die Nacht neigt sich dem Ende zu und die Freundinnen sind viel länger auf der Tanzfläche zu finden als angenommen.
Wie sich herausgestellt hat kann man es mit Valentin richtig lustig haben. Er macht jeden Schabernack mit und gibt einem ein gutes Gefühl. Sarah und Melissa haben ihn rasch ins Herz geschlossen. Man kann gar nicht anders.
Die Stimmung ist locker!
Sarah geniesst es mit ihrer Freundin so ungezwungen zusammen zu sein. Viel zu lange haben sie darauf verzichtet. Beide sind der Meinung dass sie es bald wiederholen müssen. Die Gruppe verlässt das Twenti-Fife bereits am Sonntag früh und sie beschliessen nach Hause zu gehen. Valentin sieht zu seinem Bruder und gesteht: „Würde es dir was ausmachen wenn ich bei Cyril übernachte?“
Natürlich macht es Markus nichts aus. Sein Blick ist so warm das Sarah genau zeigt dass er es seinem Bruder gönnt. Also verabschieden sie sich von den beiden. Sam fällt Cyril um den Hals und flüstert liebevoll: „Halt ihn diesmal fest.“
„Tu mein bestes“, dann küsst er sie auf die Wange und zieht Händehaltend mit Valentin davon. Sam ist so gerührt und freut sich so für ihren Freund. Auch wenn das bedeutet, ihn weniger zu sehen. Danach will sie sich von Markus verabschieden als Philipp rein wirft: „Markus, könntest du Sam nach Hause fahren. Ich übernachte heute bei Melissa und müsste keinen Umweg machen.“ Sofort Unterbricht Sam: „Markus wohnt in der Stadt, da macht es doch gar keinen Sinn dass er mich fährt.“
Ganz ruhig sieht Markus zu Philipp und es sieht aus als würden die beiden sich wortlos unterhalten als Markus erklärt indem er sie direkt ansieht: „Hey, kein Ding. Natürlich fahre ich dich nach Hause.“
„Ich kann mir auch ein Taxi leisten.“
„Kommt nicht in Frage.“
Also gibt sich Sam geschlagen und seufzt leise auf. Passen tut es ihr nicht. Melissa sieht ihre Freundin jedenfalls vergnügt an. Es scheint als hätte Sam gar nicht mehr mitzureden. Also fügt sie sich und verabschiedet sich zuerst von ihrer Freundin.
„Blödsinn! Als würde er bei dir übernachten. Für wie dämlich haltet ihr mich.“
„Nein ehrlich, heute bleibt er bei uns“, Zwinkert Melissa und nimmt ihre Freundin in den Arm und wünscht ihr flüsternd schöne Ferien.
In dieser Zeit verabschiedet sich Markus bei Philipp. Doch Philipp muss zuerst noch was loswerden und spricht ebenfalls leise: „Geh nicht gleich einen Leasingvertrag mit ihr ein. Pass auf was du tust. Sie bedeutet mir immer noch etwas.“
Markus schmunzelt und geht einen Schritt näher an sein Gegenüber heran und flüstert ebenfalls: „Solange ich nicht gleich einen Kaufvertrag unterschreiben muss, ist alles im grünen Bereich. Leasing ist in Ordnung.“
Diesmal Lacht Philipp laut und verabschiedet sich mit einem Handschlag von seinem neuen Bekannten.
„Von was spricht ihr da“, ist Sam neugierig da sie was von Leasing gehört hat.
„Autos“, lenkt Philipp ab und nimmt Sam in die Arme. Danach küsst er sie sanft auf die Stirn und lässt sie mit Markus ziehen. Seine Schwester hackt bei ihrem Bruder ein und ist sichtlich stolz auf ihren grossen Bruder! Und Sam schlendert, mit verschränkten Armen, neben Markus durch die Gassen bis sie in der Tiefgarage ankommen wo sein Auto steht. Gelassen fragt er sie: „Willst du meine Wohnung noch besichtigen?“
„Netter Versuch“, ihr Lächeln ist offen und er schiebt nach: „Hab nur gedacht ich biete es dir an da du es mir das letzte Mal vorgeworfen hast versäumt zu haben.“
„Sei doch nicht so nachtragend“, mahnt sie ihn mit ihrem Tausendwatt Lächeln. Also schliesst er den Wagen auf sodass sie einsteigen kann. Da er den Weg bereits kennt fährt er zielsicher los.
„Wie kamst du auf die Idee dass es mit Cyril und Valentin klappen könnte?“ Muss sie jetzt doch etwas genauer wissen. Ausserdem ist es blöd schweigend im Auto zu sitzten.
„Ehrlich gesagt war ich eigentlich nur froh dass ich jemanden gefunden habe der auf der gleichen Wellenlänge wie mein Bruder ist. Wie es sich entwickelt wusste ich nicht. Ich freue mich für die beiden.“ Er lächelt kurz zu ihr hinüber. „Cyril ist sehr nett. Wie der Rest deiner Freunde.“
„Wo sind deine Freunde?“
„Ich hatte nicht so grosses Glück wie du, nach der Trennung mit Meiner Freundin. Viele verstanden nicht aus welchem Grund ich mich getrennt hatte und sie haben sich auf die Seite von Fiona geschlagen.“
Zum ersten Mal nennt er ihren Namen.
„Oh. Ist immer blöd wenn sich die Freunde auf eine Seite schlagen. Aus diesem Grund haben Philipp und ich auch nicht erzählt was der Trennungsgrund war. Wir haben uns quasi in Freundschaft getrennt. War zu Beginn schwierig, doch mittlerweile läuft es ganz gut.“
„Was war der wirkliche Trennungsgrund?“ Er sieht kurz zu ihr hinüber.
„Hat es dir Cyril nicht erzählt?“ Automatisch ging sie davon aus, er zuckt mit den Schultern auf.
„Ich weiss dass er dein Ex ist. Ich weiss dass er immer noch scharf auf dich ist und ich nehme an…, aber es ist nur eine Annahme: er hat dich Betrogen.“
Aus einem unerklärlichen Grund seufzt sie leise auf. In diesem einen Moment ist sie so stolz auf ihren Freund Cyril. Schön auf eine solche Freundschaft zurückgreifen zu können.
„Du hast eine gute Beobachtungsgabe.“ Gibt sie zu. „Wir waren verlobt und standen eigentlich kurz vor der Hochzeit als ich ihn erwischt habe. Da hat er mir gebeichtet dass er mich zwar liebt aber nicht treu sein kann.“
„Ou! Also kein Sofa Pantoffel Held mit Kind und Familie vor dem Kamin – so wie ich.“
„Eher nicht.“ Sie rümpft die Nase die sich kräuselt.
Und schon stehen sie quasi vor ihrer Haustüre. Sam steigt aus und Markus tut es auch. Sam findet es niedlich dass er sie bis zur Haustür bringt und erwähnt: „Ich nehme dich nicht mit hinein, falls du darauf hoffst.“ Dabei steckt sie ihren Schlüssel in das Schloss und schliesst auf. Die Türe steht einen Spalt breit offen als sie sich wieder zu ihm hin dreht.
„Du bist ziemlich direkt.“
„Mag sein.“
„Find ich gut.“ Lächelt er sie an und Sam erwidert: „Gut.“
Dann erklärt er sachlich. „Ich bin dir nur noch was schuldig vom letzten Mal. Nicht dass das irgendwann zwischen uns steht.“
Gerade als sie versucht sich an das letzte Mal zu erinnern nimmt er liebevoll ihren Kopf zwischen seine starken jedoch sanften Hände und legt seine Lippen auf ihre. Nach dem kurzen, flüchtigen Kuss sieht er sie fragend an und sie kontert keck: „War das alles?“
„Wie war es denn?“
„Ganz O.K, aber es Haut mich nicht aus den Schuhen.“
„Kein Wunder wenn du dich nicht richtig bemühst.“ Schiebt er direkt nach und sie schlägt ihm mit einem Lächeln auf die Brust. Sie sieht sein siegessicheres Leuchten in seinen wundervollen schokobraunen Augen. Dass ihre Knie weich geworden sind vor Aufregung hat sie nicht erwähnt. Jedenfalls kann sie dass, das sie sich nicht bemüht haben soll nicht so auf sich stehen lassen. Sie geht einen Schritt auf ihn zu und stellt sich auf die Zehenspitze. Sofort hält er sie um die Taille fest und ein verschmitztes Lächeln huscht über seine Lippen. Ihr Magen zieht sich zusammen und sie ist seltsam nervös. Ihr Herz schlägt bis zum Hals als sie ihre Lippen auf seine Legt. Mit so einem heissen darauf folgenden Kuss hat sie nicht gerechnet. Ihre Knie versuchen nach zu geben und ihr Verstand setzt aus. Er schiebt sie durch die Eingangstür und schlägt diese mit seinem Fuss zu. Sam versucht Luft zu kriegen als seine Hände schon wieder Besitzt von ihr ergreifen und seine Lippen fordernd nehmen was sie zu bieten hat. Wenn das zum Vorspiel gehört muss das Finale einfach grossartig sein. Dann wird ihr bewusst dass sie sich nicht auf ihn einlassen kann. Auch wenn alles an ihm so verführerisch ist und sie wirklich eine brennende Lust verspürt schiebt sie sich von ihm ab und sieht ihn eindringlich an.
„Moment, wir können nicht.“
„Bleib bei mir“, spricht er mit belegter Stimme und zieht sie wieder an sich.
„Lass uns vernünftig sein.“
„Ich bin vernünftig und sag jetzt nicht es gefällt dir nicht.“
Dann fahren seine Lippen ihren Hals hinab und ein Schauer der Begierde fliesst durch ihren Körper. Trotzdem versucht sie ihn ab zu wehren und Markus bittet: „Lass dich doch gehen und lass uns sehen wohin es mit uns führt.“
„Beschränken wir uns auf zwanglosen Sex. Gefühle lassen wie vorerst bei Seite.“
„Ich mag dich.“ Küsst er nochmal ihren Hals und fasst an ihre Taille. Sam keucht: „Kein Händchenhalten und keine Küsse vor den anderen.“
„Kein Händchenhalten“, murmelt er einverstanden und seine Hände wandern in ihren Nacken. Sanft zieht er sie näher als sie noch erwähnen muss: „Thema Verhütung?“
„Lass mich machen, ich weiss was ich tu.“
Das bringt sie zum Lächeln und trotzdem fügt sie an: „Geschlechtskrankheiten?“
„Hab ich keine. Zur Sicherheit habe Kondome bei mir.“
„Macho.“
„Zu ihren Diensten“, seine Augen blitzen auf und sie geht Rückwärts. Dabei zieht sie ihn an seinem Hemd mit. Sein Blick ist erregt und sie weiss immer noch nicht was genau sie da tut. Vermutlich liegt es daran dass sie über ein halbes Jahr keinen Sex mehr hatte. Ihre Lenden stehen sprichwörtlich in Flammen. Schliesslich kommen sie in ihrem Schlafzimmer an und ihre Hände beginnen erregt sein Hemd auf zu knöpfen. Auch er beginnt sie Stück für Stück zu entblättern. Er ist sanft und doch eine Spur fordernd. Schliesslich stehen sie nur noch in der Unterwäsche vor einander und er presst sie an sich um wieder Besitzt von ihrem Mund zu ergreifen. Er gibt ihr so viel Sicherheit dass sie sich gehen lassen kann und sich in keiner Weise dumm vorkommt. Als er sie schliesslich sanft auf ihr Bett schmeisst und sich zu ihr legt sind plötzlich seine Hände überall und eine Hitzewelle geht durch ihren Körper. Auch sie beginnt seinen Körper zu erforschen und stellt mit Entzücken fest dass er ihre Berührungen genauso geniesst wie umgekehrt.
Irgendwann schlingt sie ihre Beine um seine Hüften und lässt ihn ein. Sie geben sich dem natürlichen Rhythmus hin bis sie im Einklang eine fast schmerzliche Erfüllung finden.
Beide brauchen einen Moment und ringen um Fassung. Genau wie Sam geahnt hat war das Finale grandios. Sie wird sich hüten ihm das jedoch gleich unter die Nase zu reiben. Er liegt immer noch auf ihr und stützt sich auf dem Bett ab. Dabei sieht er sie lächelnd an. Sie mag diese Position und geniesst es.
„Der Abend ist völlig anders gelaufen als ich dachte“, gibt sie schliesslich zu und er lacht laut auf indem er sich neben sie legt. Das Kondom hat er im Griff und Sam schmunzelt.
„Du hast mich überrascht.“
„Ebenfalls.“ Gibt sie offen zu. Sein Blick ist so warm dass sie gar nicht mehr weiss was sie jetzt dazu sagen soll. Er küsst sie sanft auf die Stirn und hackt nach: „Kann ich dein Bad kurz benutzen?“
„Klar, Gang hinunter – ach du wirst es finden.“
„Bestimmt.“ Lächelt er wieder umwerfend und macht sich, immer noch nackt, auf den Weg. Dabei begutachtet sie seinen knackigen Hintern und muss schmunzeln. Als sie mit Melissa die Ärsche begutachtet hat war sie weit davon entfernt an diesen Schlussakt zu denken. Was hat sie sich bloss dabei gedacht. Doch eigentlich bereut sie es in keiner Weise. Sie beschliesst ihr schwarz weis getupftes Nachthemd über zu streifen. Dann steht auch schon Markus wieder nackt in der Türe.
„Süss“, ist seine Anspielung auf ihr Nachthemd. Er nimmt seine schwarzen Shorts vom Boden auf und streift sie über. Schliesslich steht Sam nun etwas verloren im Raum da beschliesst er auf sie zu zukommen. Wieder hält er sie um die Taille fest und spricht sanft.
„Du bist toll.“
„Danke, du auch.“ Ist sie jetzt etwas verlegen und möchte weiter von ihm wissen: „Was machen wir jetzt.“
„Ich bin in der Regel nicht der Typ der nach dem Sex das Weite sucht. Ehrlich gesagt würde ich gerne bleiben. Doch ich denke du bist noch nicht so weit.“
„Möchtest du noch was Trinken bevor du gehst.“
„Kaffee wär nicht schlecht.“
„Kannst du danach schlafen?“
„Mir macht das nichts aus. Zwei Zucker wenig Milch“, ergänzt er und küsst sie sanft auf ihren Mund. Dann lässt er sie gehen. Zum Weg zur Küche bemerkt sie dass ihre Knie immer noch drohen nach zu geben. Automatisch muss sie lächeln. Es war wirklich schön. Als der Kaffee durch die Maschine rinnt steht er auch schon wieder angezogen da und nimmt den Kaffee dankend an sich. In diesem Moment sprechen sie nicht. Was soll sie ihm denn sagen. Als würde er spüren dass es ihr irgendwie unbehaglich zu Mute ist zieht er sie an sich und lächelt. Dabei lehnt er lässig an der Theke als er erwähnt: „Hübsche Wohnung.“
„Danke.“
„Also wenn du dich bemühst küsst du unwahrscheinlich gut. Damit kann ich arbeiten.“
„Hey“, schlägt sie ihm auf die Brust und er lacht laut auf. Wenn er Lacht bekommt er Grübchen auf seinen Wangen die richtig niedlich aussehen. Findet sie zumindest. Das ist ihr bis anhin noch gar nicht aufgefallen.
Als er den Kaffee fertig hat stellt er die Tasse hin und geht zur Haustür. Dabei hält er sie an der Hand und als er die Tür geöffnet hat zieht er sie nochmals ganz nah an sich heran. Sie geniesst es aus einem unerklärlichen Grund.
„Samantha, ich hoffe du schläfst gut.“
„Gebe mein bestens.“ Erwidert sie sein Lächeln und stellt sich wieder auf die Zehenspitze um ihn zum Abschied zu küssen. Es ist ein sanfter Kuss der nach Abschied schmeckt.
Sie sieht ihm nicht nach sondern schliesst sofort die Tür und lehnt mit dem Rücken dagegen. Himmel, konnte sie denn nicht wiederstehen. Sie hat ihm gegenüber nicht mal erwähnt dass sie heute in die Ferien fährt. Schon hat sie ein schlechtes Gewissen. Doch sie denkt es ist besser. Abstand muss nicht schlecht sein.
Ziemlich müde fällt sie dann ins Bett und schläft ein.
Abfahrt
Nach nur gefühlten zwei Stunden Schlaf klingelt es an ihrer Haustüre und sie sieht auf die Uhr die auf ihrem Nachttischchen steht. Dabei ist es schon 14 Uhr. Also hat sie doch an die sechs Stunden geschlafen. Zerknittert wirft sie sich zusätzlich einen Morgenmantel um.
Dann klingelt es nochmal bei ihr und sie ruft: „Ja, komme ja.“
Als sie die Tür öffnet stehen Melissa und Esra da mit einem breiten Lächeln und Frühstück! Sam sieht sich kurz um da sie eigentlich davon ausging es handle sich um Cyril.
„Wo ist Cyril?“, fragt sie aus diesem Grund nach und Melissa antwortet: „Er geniesst die Zeit mit Valentin da dieser heute nach Hause fährt. Du weisst schon, er wohnt nicht gleich um die Ecke.“
„Stimmt und Cyril hat Mühe mit Abschied nehmen“, das tut Sam jetzt auch leid für Cyril. Wieder wird Cyril Vertrauen in seinen Partner haben müssen. Ob er das nach den schlechten Erfahrungen kann sei mal dahin gestellt. Sam geht davon aus dass sie es demnächst erfahren wird.
„Lässt und uns nun rein?“ Hackt Esra nach und Sam öffnet die Türe. Klar dürfen ihre Freundinnen hinein. Wortlos gehen sie in die Küche und decken den Tisch. Auch die fein duftenden Croissants kommen auf den Tisch. Da ihre Freundinnen genau wissen dass sie Vollkorn am liebsten mag haben sie welche für sie besorgt.
„Womit habe ich das verdient?“, fragt sie als alle drei mit Kaffee am Tisch sitzen.
„Wir müssen mal mit dir ein ernstes Wörtchen reden.“ Spricht Melissa und Sam kommt nicht dazu etwas zu sagen da Esra beifügt: „Melissa hat mir von eurem gestrigen Abend berichtet. Ausserdem sei Markus ganz toll und du schiebst ihn einfach bei Seite.“
Sam beisst in ihr Frühstück, sie ahnt dass Melissa gleich weiter ausholen wird. Also wartet die erst mal ab.
„Markus ist völlig in Ordnung und ich sehe keinen Grund warum du ihn nicht näher kennen lernen solltest. Bau doch deine Mauer um dich herum mal ein Stück ab.“
Esra seufzt auf: „Melissa meint er gefällt dir auch. Also warum wagst du es nicht einfach.“
„Wir haben uns geküsst.“ Erklärt sie ihren Freundinnen lächelnd und hat das Gefühl sie läuft rot an nur alleine bei dem Gedanken daran was danach geschah. Melissa klatscht kurz erfreut in die Hände und Esra möchte wissen: „Und, wie war’s?“
„Alle details bitte“, schiebt Melissa nach.
Sam schlägt ihre Hände vor das Gesicht und gesteht kleinlaut ihren Freundinnen: „Es war so gut dass wir im Bett gelandet sind.“
„Und warum bist du alleine?“ Staunt Esra und Melissa versteht: „Weil sie noch nicht so weit ist.“
Einen kleinen Moment lang ist es ganz still bis Esra in ihr Essen beisst und meint: „Details bitte.“
Alle lächeln breit und Sam muss es jetzt jemandem beichten.
„Es war unglaublich schön und er hat einen echt knackigen Arsch“, Nach diesen Worten kichert Melissa laut auf und fragt:
„Wiederholt ihr das bei Gelegenheit?“
„Vermutlich.“ Ein Schulterzucken. „Aber eigentlich war es keine gute Idee.“
„Warum?“, versteht Esra nicht.
„Er ist der Typ zum heiraten und Familie wird voll sein Ding sein. Das bringt nichts und am Ende breche ich ihm noch das Herz. Das will ich eigentlich nicht.“
Melissa seufzt auf. „Ich sehe schon, Philipp und du passen eigentlich gar nicht so schlecht zu einander.“
„Gestern hast du mir noch dazu geraten Abstand von ihm zu haben.“
Esra sieht dem Schlagabtausch zu und geniesst ihr Frühstück.
„Schon, aber da war mir noch nicht so bewusst dass ihr beide nur auf Sex ausseid und keine Beziehung sucht. Also passt es eigentlich ganz gut zwischen euch zwei.“
„Ich suche nicht nur nach Sex!“
„Was willst du denn eigentlich?“
„Eine Beziehung aber ohne Kinder. Beide arbeiten und sind selbständig. Ferien, Sonne…“, Sam weiss nicht weiter.
Nun beteiligt Esra sich wieder am Gespräch: „Samantha, du musst dir bewusst werden dass der nächste Mann den du kennen lernst eventuell geschieden ist und Kinder im Gepäck hat. Wir sind in einem alter da sind Kinder nun mal irgendwie – logisch.“
„Ich habe ja nichts gegen Kinder, ich will bloss keine eigenen.“
Melissa steht auf um sich nochmal einen Kaffe zu holen. Esra bittet sie dabei um ein Glas Wasser. Als Melissa zurück kommt spricht sie lächelnd: „Aha jetzt wissen wir wenigstens nach was für einem Mann wir für dich suchen müssen.“
„Das wäre?“, ist Sam neugierig.
„Das muss ein Typ man sein der geschieden ist, bereits Kinder hat und sich keine weiteren mehr leisten kann.“
Esra kichert. „Genau, einer der stress hat mit der Ex und die Kinder leiden unter der neuen Beziehung ihres Vaters und machen Sam die Hölle heiss. Ausserdem drückt er seiner Familie so viel ab dass er kein Geld mehr hat um mit dir grossartig in die Ferien zu gehen.“
„Ihr seid doof“, schüttelt Sam ihren Kopf und Esra wehrt ab: „Sind wir nicht, klar wäre das der schlechteste Fall und es müsste nicht so laufen. Aber ehrlich, da ist Markus doch gerade ein Sonnenschein.“
„Öffne dein Herz und lass es einfach laufen.“ Ist die Bitte von Melissa. „Es gibt nie eine Garantie, auch wenn du verheiratet bist nicht.“ Melissa seufzt. „Auch ich habe ab und an bedenken wenn Philipp auf Geschäftsreise muss, aber ich will an uns glauben und schiebe diese fürchterlichen Gedanken auf die Seite. Sie bringen nix.“
„Ich habe Markus noch nicht mal erzählt dass ich in die Ferien fahre!“
„Was!“ Platzt es aus ihren Freundinnen gleichzeitig heraus und Sam zuckt entschuldigend mit der Schulter.
„Dann ruf ihn an und sag es ihm.“ Erklärt Melissa.
„Wir haben keine Nummern ausgetauscht.“
Melissa rauft sich die Haare und weiss nicht weiter. Da möchte Esra nun wissen: „Wohin rennst du denn?“
„Ich renne nicht, ich fahre.“ Als sie die Blicke ihrer Freundinnen sieht erklärt sie weiter: „Eigentlich wollte ich an die Sonne da Christian jedoch seinen dreissigsten gross feiert und ich ihn fast vergessen hätte“ – „Gehst du nach Hause“, versteht Melissa.
„Dann informieren wir Cyril der es dann streut und so weiss Markus dann auch Bescheid.“ Kommentiert Esra und Sam winkt ab. „Nein das tut ihr nicht, das ist meine Angelegenheit. Sonst erzähle ich euch nie mehr was!“ Dann sieht sie in die Gesichter ihrer Freundinnen und lächelt: „Klein Finger Ehrenwort.“
Die drei kichern und hacken sich mit dem kleinen Finger ein um zu versprechen dass sie alle artig schweigen. Doch dann muss Melissa wissen: „Also gut wir schweigen. Aber jetzt erzähl uns Details von deinem Sexuellen Abenteuer.“
„Es war toll.“
Mit dieser Antwort geben sich die Freundinnen nicht zufrieden. Bekommen jedoch nicht so viel von Sam heraus wie sie gerne hätten. Schliesslich bedankt sich Sam für das gelungene Frühstück und muss die beiden nach Hause schicken da sie ja eigentlich bald fahren möchte. Als die Freudinnen weg sind bringt sie ihr grinsen einfach nicht aus dem Gesicht. Zum ersten Mal seit langem fühlt sie sich richtig gut. Sogar richtig Sexy! Gestern war so ein schöner Abend mit einem tollen Abschluss. Dennoch ist sie über die Massen froh jetzt aufs Land zu fahren. Sie braucht Abstand. Abstand von Philipp und Markus!
Definitiv zwei Männer die ihr unter die Haut gehen.
Also schmeisst sie ihren kleinen gepackten Koffer in ihr Auto und fährt los. Zum Glück hat sie gestern Nacht praktisch keinen Alkohol getrunken. Sie ist völlig klar. Und gut gefrühstückt hat sie ja jetzt auch. Sie ist ausgesprochen gut gelaunt.
Dass sie nur etwa dreissig Minuten zu fahren hat kommt ihr auch entgegen. Sie ist keine Leidenschaftliche Fahrerin.
Sie freut sich so sehr auf ihre wohl verdienten Ferien! Obwohl sie gestehen muss sie wäre lieber mit dem Flieger in den Süden geflogen. Aber den Geburtstag ihres Bruders ist nun mal wichtiger. Ausserdem ist sie nicht mehr viel zu Hause, zu viele Erinnerungen!
Während der Fahrt geht sie die verschiedenen Termine im Geschäft durch und hofft sie habe an alles gedacht. Doch ihre Mitarbeiter können sie jederzeit erreichen falls der Laden brennen sollte. Also verwirft sie ihre Gedanken und konzentriert sich auf die Fahrt. Ein Pack M&M liegt auf dem Sitz nebenan. Damit fährt es sich besser. Für längere Fahrten braucht sie immer etwas süssen zum reinlangen. Dann stellt sie die Musik laut und singt, so gut sie kann, mit. Genauso fühlen sich Ferien an!
Das Weekend ist vorbei und Markus schmeisst sich wieder in die Arbeitswelt. Sein Bruder ist auch gut bei sich zu Hause angekommen und nun hat er selbst Cyril am Hals! Aus irgendeinem Grund verbringt Cyril gerne Zeit mit ihm und seltsamerweise mag er den lustigen Kerl auch gut leiden. Egal wie lange dass die Geschichte mit ihm und seinem Bruder dauert, vermag er nicht voraus zu sehen. Es ist ihm egal. Er mag Cyril als Menschen und nicht als „Freund“ von seinem Bruder.
Auch im Geschäft ist Markus gut drauf und er freut sich auf die kommenden Schulungstage von Mittwoch bis Freitag und das drei Wochen lang. Auch wenn er es Sam nicht erzählt hat, aber die letzte Schulung hat viel bewirkt. Die Teamleiter sind motivierter. Das freut Markus. Auch Rosa hängt nicht mehr so an ihm wie auch schon. Nicht dass es ihn gestört hat aber es war schon etwas auffällig und da muss Markus gestehen, er trennt wenn möglich Privates und Geschäftliches auch voneinander. Diese Gemeinsamkeit teilt er mit Sam. Dann schweifen seine Gedanken an die gemeinsame Nacht und er schmunzelt. Es war unglaublich schön. Aber er weiss dass sie Zeit braucht um es sich selbst ein zu gestehen. Schliesslich haben sie sich auf eine Sexbeziehung ohne Gefühle geeinigt. Er sollte der glücklichste Mann sein denn es gibt. Doch er weiss selbst dass sie richtig liegt dass er sich nach einer richtigen Beziehung sehnt. Da hatte sie den richtigen Riecher. Also wird auch er vorsichtig sein was sie aus ihrem Abenteuer machen werden. Er ist jederzeit bereit die Stopp Taste zu drücken. Eigentlich müssten sie eh noch einige Regeln diesbezüglich aufstellen.
Die Tage vergehen rasch und Mittwoch steht vor der Türe. Als Robert, ein Angestellter vom Empfang, Markus telefonisch bekannt gibt dass der Herr von der Schulung da ist, stutzt Markus bereits am Telefon. Neugierig geht er an den Empfang und trifft auf einen schlanken gutaussehenden jungen Mann der ihm seine Hand hinhält. Die er natürlich annimmt. Der Mann stellt sich als Marco Meier vor, also sagt er auch seinen Namen und lächelt. Markus versucht sich die Überraschung nicht anmerken zu lassen. Doch vermutlich gelingt es ihm nicht ganz so gut.
Schliesslich bleibt ihm nichts anderes übrig und er führt den Neuling durch die Nebenräume. Als sie in dem Schulungszimmer ankommen fragt Markus jedoch doch noch nach: „Ich muss ehrlich gestehen ich bin etwas überrascht. Ich dachte ihre Chefin gibt diese Schulung.“
Marco bleibt cool und gelassen. „War auch so vorgesehen, sie ging jedoch kurzfristig in die Ferien.“ Dann schiebt Marco nach. „Ich hoffe es ist ihnen Recht.“
„Kein Problem, ich gehe davon aus dass sie qualifiziert sind.“
„Natürlich.“
„Dann sehen wir uns später, viel Erfolg.“ Mit diesen Worten geht Markus aus dem Schulungszimmer und nimmt sein Handy hervor. Sofort wählt er Cyrils Nummer. Nach kurzem klingeln nimmt dieser ab: „Hey was gibt’s.“
„Wusstest du davon dass Sam in den Ferien ist?“
„Bitte?“ Eine kurze Pause, „Ne, wusste ich echt nicht.“
„Wie krieg ich heraus wie lange und wohin sie in die Ferien gegangen ist.“
Einen Moment ist es in der Leitung ruhig. Es scheint als würde Cyril überlegen.
„Ich kann versuchen sie zu erreichen wenn du das möchtest.“
„Nein, es ist nicht so dringend. Und wenn du sie anrufst erzähl nicht dass ich nach ihr gesucht habe.“ Ausserdem wäre ihm das peinlich.
„O.K. Dann versuche es doch bei ihr im Geschäft. Oder bei Melissa und Esra.“
„Esra kenne ich nicht und von Melissa habe ich keine Nummer.“ Schiebt Markus schlagartig nach.
„Möchtest du Melissas Nummer? Ich kann sie dir durchgeben.“ Doch Melissa anzurufen damit er mehr über Sam herausfinden wird kommt für Markus genau so wenig in die Frage. Da muss er sich selbst durch kämpfen.
„Danke für deine Auskunft. Ich sehe mal was ihre Angestellten wissen. Tschüss, sehen uns.“
„Tschü…“ Dann hat Markus bereits aufgehängt. Natürlich hat Samantha ein Recht einen ihren Angestellten die Schulung zu überlassen. Die Tatsache dass sie es bewusst vor ihm verheimlicht hat stinkt ihm. Tatsächlich versucht sie ihn mit allen Mitteln auf Abstand zu halten. Sie ist unmöglich! Statt sich seiner zu stellen Haut sie einfach ab. Dabei schiebt sie die Dinge nur unnötig von sich ab. Kurzerhand beschliesst Markus ihr Büro auf zu suchen. Dafür nützt er seine Pause da ihr Büro, genau genommen, nicht mal weit von seinem Arbeitsplatz entfernt liegt.
Als er schliesslich ankommt klingelt er, so wie es beschrieben steht kurz, und tritt dann ein. Eine Nette Dame begrüsst ihn höflich und möchte sein Anliegen wissen. Also stellt er sich kurz vor und es scheint als wüsste die Person sofort in welche Firma sie ihn zuweisen muss. Eine Aufmerksame Mitarbeiterin. Sie fragt sofort nach: „Sind sie mit Herrn Meier nicht zufrieden?“
„Alles bestens, ich hätte ihre Chefin nur gerne kurz Privat gesprochen.“
„Das tut mir leid, sie ist in den Ferien.“
Er Lächelt adrett. „Wie lange wird sie denn weg sein?“
„Diese und nächste Woche.“
„Haben sie eine Ahnung wo sie ihre Ferien verbringt?“
Einen Moment lang hadert die Frau bis sie schliesslich ehrlich erwähnt: „Ja, aber das darf ich ihnen nicht sagen.“
„Verstehe. Was machen wir jetzt?“ Er beisst sich auf die Unterlippe und überlegt.
„Keine Ahnung.“
Automatisch seufzt Markus laut auf und flüstert: „Samantha kann ziemlich anstrengend sein.“ Wobei er das wohl mehr zu sich selber gesagt hat.
„Dazu sage ich besser nichts“, lächelt die Angestellte und Markus muss laut auflachen.
„Natürlich, bitte entschuldigen sie.“
„Darf ich Fragen um was es sich bei ihrem Anliegen handelt?“ Ist die nette Empfangsdame wohl doch ein klitzekleines bisschen neugierig geworden. Er kratzt sich am Hinterkopf und überlegt. Wie soll er ihr denn sein Anliegen jetzt plausibel erklären. Gar nicht so einfach. Schliesslich handelt es sich nicht um Leben und Tod. Er beschliesst bei der Wahrheit zu bleiben.
„Wir haben uns gerade Privat näher kennen gelernt und sie geht dem Ganzen Gefühlschaos indem sie Ferien macht aus dem Weg. Ich mag es nicht die ganze Sache so hin zu schieben“, die Schulter zuckt auf, „denke nicht dass dies die Beste Lösung ist.“
„Vermutlich nicht, aber das ist Samanthas Königsdisziplin.“ Gibt die Angestellte zu und nun muss selbst er schmunzeln.
„Danke für ihr Verständnis und das Zuhören.“ Mit diesen Worten will er sich eigentlich verabschieden als die Angestellte ihn mit den Worten: „warten sie“, aufhält, etwas aufschreibt und ihm einen Zettel in die Hand drückt. „Diese Adresse haben sie nicht von mir. Auch nicht ihre Telefonnummer.“
Aus lauter Freude küsst er sie auf die Wange und nimmt den Zettel dankend an sich. Kaum steht er wieder im Freien wirft er einen Blick darauf. Es ist eine Adresse nicht weit von hier auf dem Land! Das erstaunt ihn etwas. Dort will sie ihre Ferien verbringen? Da er seine Pause eh schon überzogen hat geht er Zielstrebig zurück an seine Arbeit. Nebenbei versucht er sich vor zu stellen wie er die nächste Woche frei schaufeln kann. Es gelingt ihm nicht ganz. Doch ein verlängertes Wochenende liegt diese Woche drin. Nachdem sein Chef seinem kurzfristigen Wochenende zugestimmt hat muss er nur noch bis übermorgen, also Freitag, durchhalten. Mit Rosa will er auch noch sprechen da sie diejenige sein wird die sich am Freitag Herrn Meier von der Schulung annehmen soll. Natürlich war Rosa hell begeistert diese kleine Verantwortung zu übernehmen. Sein Chef hat mal erwähnt Markus soll abgeben, ausnahmsweise viel es ihm diesmal nicht schwer! Schliesslich ist Rosa seine fleissigste Mitarbeiterin und wenn sie nicht ausfällt weil sie Mutter wird steht ihr eine gute Karriere bevor. Natürlich könnte sie auch Teilzeit bei ihm arbeiten, jedoch wäre die Karriere vermutlich nicht mehr so präsent. Er selbst hat zwar die Erfahrung gemacht dass Frauen unglaubliches Leisten wenn sie Kinder und Karriere unter einen Hut bringen. Darin sind sie richtig gut wenn man sie unterstützt und an sie glaubt. Der einzige Unterschied, für ihn, besteht zwischen Männer und Frauen darin dass Frauen vielleicht ein Mü mehr Streicheleinheiten brauchen. Genau genommen stehen sie den Männern in keiner Weise nach. Auf dem Bau ist das vielleicht wieder eine andere Angelegenheit.
Aber ihr ist es das Gegenteil, Markus findet Frauen belastbarer. Vielleicht liegt es auch nur daran dass er gerne mit Frauen zusammen arbeitet. Wer weiss.
Dann schmeisst er sich an den Computer um die Adresse zu googeln. Am Anfang ging er davon aus dass Sam in einem Hotel abgestiegen ist. Doch das Dorf ist so klein, es besitzt nur ein Hotel und das ist nicht dieselbe Adresse wie die, die er in der Hand hält. Dabei handelt es sich um ein kleines Weingut mit dem Namen: zum Wartberg. Anscheinend ist sie Privat abgestiegen. Seltsam!
Nichts desto trotz reserviert er in dem Hotel, das ihm google anzeigt, schliesslich ein Zimmer mit Frühstück für Freitag bis Sonntag. Wenn er deplatziert ist kann er ja immer noch früher abreisen. Er hat beschlossen sie zur Rede zu stellen. Sie kann doch nicht einfach davon laufen. Das ist doch keine Lösung. Er erwartet schon dass sie ihm ins Gesicht sagt dass sie die Nacht mit ihm bereut. So viel Anstand müsste sie besitzen.
Doch er ist kein Idiot, er weiss genau dass sie die Ferien überstürzt angetreten ist. Vermutlich nur um ihm auch während der Schulung aus dem Weg zu gehen. Sie ist definitiv etwas impulsiv!
Donnerstagabend nach der Arbeit, packt er seine Wenigkeit und geht etwas später noch ins Fitness Studio. Während er seine Kilometer auf dem Fahrrad abstrampelt überlegt er ob er wirklich das richtige tut. Mit welchem Vorwand soll er ihr denn begegnen. Vermutlich hat er es nicht ganz durchgedacht und war auch zu impulsiv. Trotzdem wird er auf ihren Gesichtsausdruck gespannt sein. Eigentlich hat er ihre Telefonnummer und könnte sie anrufen. Aus Erfahrung weiss er dass diese Dinge besser persönlich geregelt werden unter vier Augen. Samantha ist nicht seine Freundin er empfindet sie jedoch bereits jetzt schon sehr anstrengend. Das kann ja heiter werden.
Am nächsten Morgen fährt er früh los um genügend Zeit zu haben sich ein Bild von der Gegend zu machen. Hoffentlich hat es irgendwas das sich zum Anschauen lohnt oder ein kleines Wandergebiet würde ihm schon ausrechen. Nach etwas mehr als einer Stunde ist er am Ziel angekommen. Sein Auto parkiert er auf einem der Parkplätze. Das Hotel selbst ist klein sieht aber extrem gemütlich aus. Ein freistehendes Landhaus umgeben von grüner Fläche. Er überlegt ob es dieses ältere Haus, das neu renoviert aussieht, aus der Zeit des Späthistorismus stammt. Doch so genau kann er das nicht beurteilen. Ihm gefällt es.
Bevor er ins Hotel geht nimmt er den Koffer aus dem Auto und sieht sich kurz die Gegend an. Es ist sehr ländlich und lädt zum Spazieren ein. Ihm gefällt es auf den ersten Blick ganz gut. Er ist gespannt auf das kleine Weingut wo Samantha abgestiegen ist. Vielleicht hat er Zeit mal dort vorbei zu gehen. Muss er ja, wie will er sie sonst zur Rede stellen.
Nach dem Einchecken bezieht er das Zimmer. Er hat ein 1.20m grosses Bett, einen kleinen holzfurnierten Schreibtisch – passend zum Bett – einen dazu passenden Kleiderschrank und einen TV. Im Kleiderschrank findet er einen kleinen Safe. Die Minibar fehlt. Ist für ihn jedoch nicht wichtig da es im gleichen Haus ein kleines Restaurant hat. Im Badezimmer findet er Dusche/WC mit Lavabo. Klein aber es hat das nötigste. Mehr braucht er für die Tage nicht. Nach dem verstauen seiner Habseligkeit nimmt er die Infobroschüre in die Hand und legt sich auf das Bett. Erst jetzt merkt er dass er etwas müde ist. Vermutlich tut ihm dieser Kurztrip auch sehr gut. Der ganze Stress mit Wohnungssuche und Umziehen war schon Mühsam und ging an seine Substanz. Er fühlt sich am neuen Ort ganz wohl. Schade dass seine Familie nun drei Stunden entfernt wohnt. Doch ein Umzug war unumgänglich. Da es noch früh am Nachmittag ist beschliesst er seine Wanderschuhe an zu ziehen und die Gegend hier zu Fuss zu erkunden. Am Empfang unten bekommt er eine kleine Karte mit Wanderwegen darauf. Es ist kein riesiges Wandergebiet aber für ihn reicht es allemal. Die nette, ältere Rothaarige – oder ist es Bordeaux (?)- zeigt ihm auf der Karte wo er das kleine Weingut zum Wartberg findet. Gut gelaunt läuft er los. Zum Teil muss er ziemlich nah an Bauernhöfen vorbei. Die meisten besitzen einen Hofhund. Die einen bellen und kommen verdammt nah heran, sodass auch er etwas ins Schwitzen kommt. Zum Glück sind die Zähnefletschenden Tiere an einer Kette festgebunden. Andere Hunde bemühen sich nicht mal um auf zu stehen weil er vorbei läuft. Das ist schon viel angenehmer. Markus holt tief Luft und geniesst der frische klare, etwas ländliche Duft. Er mag das Landleben, es ist so ursprünglich. Das Wetter spielt auch mit und er geniesst seinen Spaziergang vollends. Schliesslich steht er vor einem hübschen grossen Landhaus auf dem steht Wartberg. Das Landhaus ist umzäunt und hat ein grosses altes Holztor. Auf dem Schild liest er: Familie Lauber. Da Samanthas Nachname Frei ist fragt er sich schon was sie hier genau macht. Neugierig tritt er zwei drei Schritte hinein und will sich umsehen als ein Sennenhundmix auf ihn zugeschossen kommt und ihn ankläfft. Dieser Hund ist nicht an der Leine und Markus bleibt ruhig stehen.
„Susi, hör auf“, Kommt Markus die Männerstimme bekannt vor und tatsächlich kommt Philipp um die Ecke. Der Hund lässt von ihm ab und Philipp kommt mit einem breiten Lächeln auf ihn zu. Per Handschlag begrüssen sie sich und Philipp hackt nach: „Was tust du denn hier?“
„Drei Tage ausspannen.“ Ist ja eigentlich nicht gelogen. „Und du? Baust du Wein an?“
„Nein, Samantha lässt mich wieder in ihr Bett.“
Markus presst seinen Kiefer zusammen und überlegt ob er Philipp eine rein hauen soll. Natürlich tut er es nicht und Philipp nimmt ihn in den Schwitzkasten als er ausholt: „War nur ein Witz! Christian feiert seinen dreissigsten und da bin ich eingeladen.“ Dann lässt er ihn wieder los.
„Wer ist Christian?“
„Du weisst es gar nicht?“
„Was wissen?“ So langsam verliert Markus seine Ungeduld.
„Hier ist Samantha aufgewachsen, also einen Teil ihrer Jugend und Christian ist ihr jüngerer Bruder.“
„Ah, so. Nein das wusste ich nicht“, was soll Markus denn darauf zur Antwort geben. Eigentlich ist er im Moment mit der ganzen Sache hier etwas überfordert. Trotzdem stört es ihn dass Philipp die ganze Zeit so präsent ist. Dann hören sie eine Frauenstimme: „Philipp könntest du noch etwas Bier holen? Christian befürchtet wir haben zu wenig.“
Dann fällt Markus Blick auf Samantha die in dreckigen Jeans mit schwarzen Gummistiefel und einem viel zulangen Pullover vor ihnen steht. Gar nicht so aufgemotzt wie sonst. Und Markus findet das steht ihr ebenso.
Samantha stutzt als sie Markus bei Philipp stehen sieht. Für einen Moment vergisst sie zu atmen. Wollte sie nicht Abstand von den beiden?
„Markus was willst du denn hier?“, platzt es aus ihr heraus.
Bevor er dazu kommt etwas zu erwidern spricht Philipp amüsiert: „Ich habe ihn gebeten her zu kommen, dann habe ich auch einen Gesprächspartner und hänge nicht so an dir. Christian wird nichts dagegen haben.“
„Gewiss. Holst du uns das Bier?“
„Schon unterwegs.“ Zum Abschied klopft er freundlich Christian auf die Schulter. „Sehen uns. Bist du auch im Hotel abgestiegen?“
Verdattert nickt Markus und muss sich zuerst mal sammeln. Etwas viel das er hier zu verdauen hat. Als er auf Samantha zu geht verschränkt sie ihre Arme. Susi scheint ihn zu mögen und drückt sich an ihn heran damit er sie streichelt. Was er auch tut und Sam dabei fragt: „Ist diese ältere Lady ein Sennenhund, Bergamasker mix?“
„Genau. Susi ist bereits 11 Jahre alt. Was tust du hier?“ Ihre Arme sind immer noch verschränkt und sie sieht ihn missmutig an.
„Entspannen und Philipp nebenbei Gesellschaft leisten.“
„So, so.“
„Schön dich zu sehen, Samantha.“
„Erwartest du jetzt dass ich dir um den Hals falle und dich mit küssen überdecke.“
„Gewiss nicht. Aber dein Abwehrverhalten irritiert mich schon. Ausser die Nacht mit mir war dir so schräg reingekommen dass du darum so schlecht drauf bist.“
„Ich bereue diese Nacht nicht“, sie wird weicher, „Ich bin nur etwas im Schuss mit der Feier.“
„Kann ich dir helfen?“
„Wir haben ein paar Pferde im Stall die gemistet werden müssen. Wenn du denkst du kriegst das hin. Gerne.“ Mit diesen Worten hat sie ihn bestimmt in die Flucht geschlagen. Sie lächelt fast Siegessicher. Sein Blick wird jedoch weich und warm als er erklärt: „Krieg ich hin.“
Also marschieren sie neben einander zu den Pferdeställen. Sie besitzen 6 Pferde. Es sind nicht viele, trotzdem geben sie Arbeit. Als sie an einer hübsch geschwungenen weissen Kutsche vorbei laufen fragt Markus: „Macht ihr auch Fahrten für Hochzeiten?“
„Christian mein Bruder, ich habe damit nichts mehr zu tun.“
Sam ist froh dass Markus nicht nachfragt warum. Sie hat nämlich keine Lust auf Erklärungen und drückt ihm eine Mistgabel hin. Doch Markus stellt die Mistgabel hin und holt zuerst die Schubkarre um den Mist darin zu laden.
Dann sieht sie ihm bei der Arbeit zu. Die Pferde stören ihn nicht im Geringsten. Er hat keine Angst vor den grossen Tieren. Im Gegenteil, er scheint sich damit aus zu kennen. Wie er da steht und die Arbeit macht ist sehr ungewohnt und doch steht es ihm. Das macht er wohl nicht zum ersten Mal. Dann rauft sie sich zusammen und geht in die gegenüber liegende Box und macht sich ebenfalls an die Arbeit. Markus lächelt sie durch die Gitterstäbe an. Ab und zu fallen ihre Blicke auf einander und sie weiss nicht was sie von alledem halten soll. Er überrascht sie. Natürlich kommen sie zu zweit rasch voran. Als sie mit der letzten Box fertig sind und die Boxentüre verschliessen spricht sie viel sanfter: „Danke.“
„Gern geschehen.“ Als er die Mistgabel zur Seite legt kommt er auf sie zu und drückt sie gegen die Box. Ihr Magen zieht sich zusammen. In ihrem Blick liest sie seine Absichten. Leise haucht sie: „Du mistest nicht zum ersten Mal.“
„Nein, ich bin eigentlich ein Bauernjunge und bin mir harte Arbeit gewohnt.“
„Das erklärt natürlich weshalb du die Arbeit so einfach gemeistert hast.“
Seine Augen blitzen auf und Sam wäre froh er würde sie endlich küssen. Stattdessen sieht er sie nur mit seinen schokobraunen Augen an. Als würde er nach Antworten suchen. Also zieht sie ihn zu sich und dann folgt der Kuss der die ganze Zeit schon im Raum stand. Seine Hände platziert er auf ihrer Taille während sie ihm um den Hals fällt. Eigentlich kann sie kaum genug von seinen Lippen bekommen reisst sich jedoch zusammen und beendet es wieder. Schliesslich hat sie ja auch damit angefangen.
„Hat wirklich Philipp dich mitgeschleppt?“
„Nein, ich war sauer dass du einfach abgehauen bist. Wollte dich zur Rede stellen.“ Gibt er offen zu. Es macht keinen Sinn nicht ehrlich zu sein, das führt höchstens zu weiteren Missverständnissen.
„Ich wollte Abstand von dir und – Philipp. Aber das hat nicht lange hingehalten.“ Schmunzelt sie und möchte wissen: „Woher hast du denn gewusst wo ich stecke?“
„Ich habe da eine Quelle die ich dir nicht preisgeben kann. Solche Quellen behält man für sich.“ Ein süffisantes Lächeln huscht über sein Gesicht.
„Sag es mir“, kitzelt sie ihn aus und er rennt einfach aus den Ställen. Sie folgt ihm natürlich. Lachend bleiben sie stehen und wieder fallen ihr seine Grübchen auf den Wangen auf wen er Lacht.
„Ich gehe dann mal wieder“, lächelt er immer noch offen.
„Um zwanzig Uhr geht die Party los. Wir sehen uns dann.“ Lächelt sie ihm koket zu. Er geht einen Schritt wieder auf sie zu und stemmt seine Arme dabei in die Hüften.
„Mir ist nicht nach feiern zu mute. Ausserdem geh ich nicht davon aus dass du tief in dir drinnen möchtest dass ich deine Familie kennen lerne. Sonst hättest du mir ja erzählt wo du steckst.“
„Bist du sauer auf mich?“
„Nach deinem Kuss kann ich nicht mehr sauer auf dich sein. Wir haben schliesslich keine Beziehung. Und trotzdem ist da was zwischen uns. Ich möchte Regeln zwischen uns aufstellen.“
„Regeln?“
„ Solange du mit mir schläfst bitte ich dich ansonsten mit keinem anderen Mann das Bett zu teilen.“
„Du denkst ich tu so was? Ich bin nicht Philipp.“ Sie zieht die Stirn hoch.
„Philipp will dich immer noch und du weisst nicht was du eigentlich suchst oder willst. Du bist kompliziert.“
„Danke.“
„Vielleicht wirst du sogar nochmal mit Philipp schlafen um fest zustellen was du brauchst, was du suchst. Nur bitte Teil mir das mit. Eine offene sexuelle Beziehung ist für mich in Ordnung. Doch lass uns mit fairen Regeln spielen.“
Mittlerweile hat er seine Arme verschränkt und sieht sie eingehend an, sie entschliesst ihn an zu motzen: „Vielleicht sollten wir es auch besser beenden bevor ich dir das Herz breche.“
„Es liegt in deiner Hand. Ich bin bis Sonntag im Hotel. Zimmernummer 5, du weisst wo du mich findest.“ Liebevoll streift er über ihre Wange und spaziert davon. Im selben Moment fährt Philipp vor und Markus winkt ihm kurz zu. Sam sieht Markus nach und weiss nicht was sie davon halten soll. Mit den Worten: „Hattet ihr streit?“, stellt sich Philipp neben sie hin.
„Ja, du hast gelogen. Du hast Markus nicht her bestellt.“
„Ich wünschte ich hätte, dann wäre ich deiner Familie nicht so ausgeliefert. Es ist auch für mich nicht immer einfach den lustigen Kerl zu spielen seid wir nicht mehr zusammen sind. Aber ich mag Christian und er hat mich eingeladen. Also will ich mal nicht so sein.“
„Ich wollte Abstand von dir, aber egal wo ich bin da tauchst du auf. Meine Ferien habe ich mir anders vorgestellt.“ Ist sie zur Abwechslung mal ehrlich zu ihm.
„Läuft eigentlich zwischen Markus und dir etwas?“
„Das wüsste ich auch gerne“, sie ist nicht sicher ob da noch was läuft, oder ob sie überhaupt will, das da mehr läuft. Sie hängt gerade in einer Spirale fest.
„Ich mag ihn. Hast du ihn für heute eingeladen oder ausgeladen?“ Schmunzelt Philipp als er die Autotür öffnet um das Bier heraus zu holen. Auch Sam muss schmunzeln und gesteht: „Er selbst hat sich ausgeladen. Zu viele Verwandte.“
„Kann ich verstehen.“
Dann hilft sie Philipp und sie bringen das Bier gemeinsam ins Haus. Dort ist ihre Mutter und Fiona – Christians langjährige Freundin – die fleissig am Canapès richten sind. Sie lächeln einander kurz an. Ja es gibt noch einiges zu tun. Wenigstens spielt das Wetter mit und sie können den grössten Teil draussen im Garten hinten feiern. Trotzdem hat Christian beschlossen ein grosses Zelt auf zu stellen. Es kann im Frühling abends schon noch recht kalt werden. Christian und Manuel, sein Vater, sind draussen mit ein paar Freunden bereits am Aufstellen.
Nachdem alles bereit steht für das gemütliche Fest in kleiner Runde mit Familie und Freunde zieht sich Sam zurück um zu duschen. Sie muss die stinkenden Klamotten definitiv ausziehen. Obwohl sie den Pferdegeruch eigentlich ganz gern mag.
Susi folgt ihr ins Zimmer und legt sich auf den rosa Teppich vor dem 1.20 Meter Bett. Die ältere Hündin weicht ihr selten von der Seite wenn Sam ihre Familie besucht. Früher sind die beiden quasi durch dick und dünn gegangen. Ausserdem ist Susi eine exzellente Zuhörerin wenn es einem mal nicht so gut geht. Also wuschelt Sam der Hündin kurz übers Fell.
Ihr Zimmer sieht immer noch so aus wie sie es verlassen hat. Etwas kitschig und kindlich. Aber eigentlich ist es lieb von ihrer Mutter das Zimmer für sie hergerichtet zu lassen. Vielleicht sollte Sam mal mit dem Gedanken spielen alle alten Möbel hinaus zu schmeissen um ein hübsches Gästezimmer daraus zu machen. Schliesslich ist sie hier immer noch mit einem Bein zu Hause und kann kommen und gehen wie sie will. Leider kommt sie zu selten. Zum Verdruss ihrer Mutter und das tut ihr leid.
Als sie endlich unter der Dusche steht wandern ihre Gedanken wieder zu Markus. Hat er wirklich recht und sie möchte nochmal mit Philipp in die Kiste? Vielleicht sieht Markus etwas was ihr selbst noch gar nicht aufgefallen ist. Darüber sollte sie wirklich mal nachdenken. Frisch geduscht zieht sie sich eine frische enge Bluejeans über und einen weissen leichten Pulli. Dazu hübsche weisse Ohrenringe und einen blauen leichten Schal. Dazu hochhackige Stiefeletten. Die Schminke lässt sie weg, hier wird nicht so darauf geachtet was man im Gesicht trägt. Hier kann man sein wie man will.
Gut gelaunt gesellt sie sich schliesslich zu ihrer Familie. Mitten drin Philipp der vermutlich schon ein, zwei Bier intus hat. Sarah geniesst den ungezwungenen Abend im Familienkreis mehr als sie zugeben kann. Ihre Mutter hat etwas abgenommen was ihr ausgezeichnet steht. Natürlich bringt sie sicherlich noch etwas zu viel auf die Waage aber das spielt keine Rolle. Auch die Freunde von Christian und Fiona kennt Sam schon eine Weile und unterhält sich gut mit ihnen. Schliesslich sitzt sie zu ihrer Mutter hin die ihr graumeliertes Haar hübsch hoch gesteckt hat.
Nach der Vorspeise essen sie Spaghetti in allen möglichen Varianten. Carbonare, Pesto, Polonaise oder einfach nur ohne alles oder nur mit Käse überstreut. Es schmeckt vorzüglich und der Wein vom letzten Jahr passt auch gut dazu. Etwas später bringt Fiona, die heute auch Jeans an hat und einen Orangen Pulli der gut zu ihren dunklen Haaren steht, mit dem Geburtstagskuchen – wohl eher riesengrosse Torte – hinein. Darauf hat es eine Kerze in Form einer Dreissig. Natürlich muss Christian diese ausblasen und danach küsst er seine Fiona. Die beiden sind süss und schon seit 7 Jahren zusammen. Man kann sich die zwei gar nicht mehr ohne einander vorstellen. Was schon selten ist in diesem Alter. Ausserdem bewunderte Sam immer die Geduld die Fiona für ihren Bruder aufbrachte. Sie stand ihm immer an der Seite.
Sam schmunzelt und sieht zu Philipp hinüber der bei Manuel sitzt und ebenfalls zusieht. Gemeinsam stimmen sie das Lied Happy Birthday an. Danach sollten die Geschenke ausgepackt werden. Doch Christian winkt ab und geht vor Fiona in die Knie. Plötzlich wird es ganz leise im Raum und alle hören Christians Worte zu. Er bezeugt seine grosse Liebe zu ihr und packt dann eine Schachtel hervor mit der bitte dass sie ihn doch heiraten möge. Samantha zieht es ihr Herz zusammen, am Gesichtsausdruck von ihrer Mutter sieht sie ebenfalls wie überrascht sie ist. Christian hat das alles ganz heimlich durch gezogen. Für so romantisch hat sie ihn nie gehalten.
Einfach wunderbar! Selbst Sam ist so gerührt dass sie mit den Tränen kämpft.
Schluchzend nimmt Fiona seinen Heiratsantrag an und fällt ihm um den Hals. Wie schön. Hoffentlich einen Trost für ihre Mutter, wenn sie selbst schon nicht heiratet und Kinder kriegt dann eben ihr Bruder. Wenigstens einer in der Familie der normal tickt. Schliesslich steckt ihr Bruder seiner Verlobten den Ring an und die beiden werden mit Glückwünschen übersäht. Sam wartet damit, sie kann das später wenn die beiden etwas Luft haben immer noch tun. Sie sitzt immer noch gerührt da und beobachtet als Philipp sich zu ihr gesellt, sich hin setzt und schmunzelt: „Die beiden sind ein hübsches Paar.“
„Ich freue mich auch für die beiden. Wenn es bei uns schon nicht geklappt hat dann hoffentlich für ihn.“
„Komm mal mit hinaus“, steht Philipp auf und hält seine Hand hin damit sie ihm folgt. Sie hat gerade nichts Besseres vor und tut worum er sie bittet. Sie spazieren ein Stück durch den Hof und Philipp möchte genauer wissen: „Möchtest du mich zurück?“
Abrupt bleibt sie stehen. „Wie in Herrgottes Namen kommst du auf diese Idee.“
„Du hast gesagt du wolltest Abstand von mir. Das lässt mich irgendwie hoffen.“
Automatisch muss Sam laut auflachen und erwähnt: „Wie soll den so eine Beziehung aussehen. Ich als deine Ehefrau und du hältst dir noch ein zwei Mätressen?“
„Vielleicht kann ich ja auch enthaltsam sein.“
„Ach komm, ich hab doch gesehen wie du Fiona’s Freundin bezirzt hast. Ich denke die kriegst du rum.“
„Du hast das also gesehen.“
„Ich bin doch nicht doof.“
„Wäre es so schlimm wenn ich dich Lieben würde und es sich bei anderen Frauen nur um Sex handelt.“
Ein aufseufzten und sie gesteht.
„Natürlich ist es nicht schlimm. Aber ich bin die falsche Frau dafür. Ich beanspruche meinen Mann für mich alleine.“
„Vielleicht irrst du dich. Versuche es einfach und ich werde immer ehrlich sein.“
„Dann nehme ich lieber die Rolle der geliebten“, schmunzelt sie und fügt an: „Dann kann ich immer noch das Weite suchen wenn es brenzlig wird.“
„Du bleibst bei deiner Meinung?“
„Du wirst die passende Frau für deine aussergewöhnlichen Vorlieben schon noch finden. Du musst nur ehrlich sein von Anfang an.“
Genau genommen sieht er einfach umwerfend aus wie er da vor ihr steht. Auch auf sie haben diese braunen Augen und die blonden Haare eine Wirkung. Er ist ein hin Gucker schlecht weg hin. Ausserdem ist er auch gut im Bett, das weiss sie ganz genau. Er ist der Typ dem man irgendwie nie lange böse sein kann, er kann alle um den Finger wickeln.
Dann zieht er sie ruckartig an sich heran und vergräbt seine Hände in ihren Haaren und küsst sie leidenschaftlich. Damit hat sie nicht gerechnet aber ist aus irgendeinem Grund nicht abgeneigt. Doch seltsamer Weise haut es sie nicht vom Sockel und erstaunt sieht sie ihn an. Natürlich könnte sie mit ihm ins Bett und es wäre bestimmt ganz nett und auf eine Art angenehm. Tatsächlich kann sie sich mit ihrem Philipp eine heisse Nacht vorstellen ohne dass er später dabei ihr Herz bricht. Das ist neu! Es gefällt ihr sogar und für einen kleinen Moment ist sie geneigt es in Betracht zu ziehen.
„Überleg es dir“, schmunzelt er wieder und nimmt sie an der Hand. So laufen sie zurück und gratulieren den frisch verlobten. Danach sieht Sam in die Runde und beobachtet das rege Treiben bis sie beschliesst auf zu brechen. Sie sollte nicht mehr Autofahren trotzdem sie in ihren kleinen Wagen steigt und zum Hotel fährt. Genau genommen weiss sie nicht ob Markus im Zimmer ist. Eigentlich weiss sie auch nicht was sie bei ihm zu suchen hat. Zielstrebig marschiert sie zum Hoteleingang und trifft auf eine Angestellte die sie kennt.
„Hallo Samantha, lange nicht mehr gesehen. Wie geht es dir?“
Dabei hat sie gar keine Lust auf einen Smal Talk, doch so einfach kann sie die Frau nicht stehen lassen.
„Hey Lisa, gut danke.“
„Möchtest du was trinken?“
„Nein, danke ich bin nur kurz auf Besuch“, sie winkt ab, „Ich muss weiter. Tschü.“
Liesa sieht ihr erstaunt nach wie sie die Treppe hinauf läuft. Sam hat das Gefühl ihr Herz schlagt ihr bis zum Hals. Wieder benimmt sie sich wie ein Teenager. Was soll das, sie ist doch eine erwachsene Frau die weiss wie es läuft. Sie braucht nicht nervös zu sein. Der nächste Gedanke der ihr durch den Kopf geht ist dass er vielleicht gar nicht im Zimmer ist und sie sich dann einfach nur peinlich benimmt. Vor der Zimmernummer fünf bleibt sie dann stehen und schluckt leer.
Soll sie das jetzt wirklich tun? Zweifel steigen hoch und trotzdem steht sie immer noch da. Soll sie sich auf dieses Sexuelle Abenteuer einlassen, ohne Verpflichtung. Sie dehnt ihren Nacken kurz und klopft an. Kurz danach hört sie einen Stuhl zurückrutschen und Schritte.
Er ist da! Er wird die Türe gleich öffnen.
Am liebsten würde sie im Erdboden verschwinden. Cyril würde sie mit den Worten: Contenance mahnen. Also reisst sie sich zusammen und probiert zu Lächeln was ihr nicht auf Anhieb gelingen will.
Dann geht die Türe auf und Markus steht in einem blauen bequemen Trainingsanzug vor ihr. Legere lehnt er mit einem Arm am Türrahmen mit der anderen Hand hält er die Tür fest. Sein Blick geht ihr wieder unter die Haut. Endlich findet sie ihr Lächeln wieder.
„Philipp hat mich geküsst und erklärt dass er mich zurück möchte. Du hattest Recht.“ Fällt ihr wirklich kein besserer Smal Talk ein? Sie benimmt sich idiotisch.
„Und du bist gekommen um mir das mit zu teilen?“
„Du hast von Regeln gesprochen und ich dachte ich sag dir das gleich zu beginn.“
Amüsiert schüttelt er seinen Kopf und zieht sie rein. Nachdem er die Tür hinter sich zugeschlossen hat drückt er sie dagegen und sieht sie immer noch eingehend an. Genau genommen mustert er sie.
„Bist du nervös?“ Ist seine einfache jedoch direkte Frage an sie gerichtet und sie bestätigt es mit einem einfach: „Ja.“
„Du bist süss. Wir müssen nicht miteinander schlafen. Wir können uns unterhalten.“ Ein schulterzucken. „Ich kann mich auch anziehen und wir können unten etwas zusammen trinken.“
Wie unkompliziert er doch ist, schiesst es ihr durch den Kopf. Wieder versteht er es ihr ein Wohlgefühl zu geben. Und sie schüttelt leicht ihren Kopf.
„Nein keine Date, nur Sex.“
Dann tut er etwas womit sie nicht gerechnet hat. Er zieht ihre Ohrringe ab und legt sie auf den kleinen Bürotisch im Raum. Sie sieht ein Buch darauf liegen und fragt: „Du liest?“
„Warum nicht?“
„Habe noch keinen Mann gefunden der gerne Bücher liest? Dafür gibt es heute doch die Kindle dann musst du keine Bücher mitschleppen.“
Er kommt zu ihr zurück und schmunzelt immer noch.
„Halt mich altmodisch, ich steh darauf ein richtiges Buch in den Händen zu halten.“ Seine Augen blitzen kur auf. „Ich halte ja auch lieber eine Frau in meinen Händen als eine Gummipupe.“
Sam kichert, was für ein Vergleich. Dann fährt er mit seinen Händen unter ihren Pulli und sie muss sich zusammen reissen da sie etwas kitzlig ist.
„Was liest du denn?“
„Einen Triller, wenn du möchtest lehn ich ihn dir gerne mal aus.“
Als er beginnt mit seinen Lippen an ihrem Hals entlang zu fahren haucht sie ein: „O.K.“
Auch sie fährt unter sein Oberteil und streift es ihm über seinen Kopf ab. Ihr gefällt was sie zu sehen bekommt und seine Küsse werden noch Leidenschaftlicher und fordernder. Sie stöhnt vor entzücken als er sie langsam entblättert. Als sie wieder nur in ihrer Unterwäsche da steht streift sanft er mit der Hand über ihren Spitzen BH.
„Du weisst genau wie man einen Mann verführt.“
„Ich tue doch gar nichts“, schmunzelt sie verlegen und er ergänzt: „Du bist sehr verführerisch und trägst hübsche Reizwäsche.“
„Das so viel heissen soll wie: es gefällt dir.“
„Genau.“
Dann packt sie ihn und er hält sie fest in seinen starken Armen. Sanft legt er sie aufs Bett und beginnt ihren Körper zu erforschen. Ihre Sinne vernebeln sich. Ein körperliches Verlangen gleitet durch ihren ganzen Körper und er treibt sie im Einklang an bis sie vor Erleichterung leise aufschrie. Ihr Körper erschlafft und er zieht sie sanft an sich. Dieses Mal kuschelt sie sich an seine Brust und spürt auch seine abklingende Erregung. Es gibt keine Worte für das was sie hier gerade erleben. Sie kennen sich nur oberflächlich und das was sie im Bett teilen ist einfach grossartig. Sam fühlt sich müde und erlöst.
Nach einer Weile fragt Markus. „Nimmst du Philipps Angebot an?“
Nun stemmt sich San mit dem Ellenbogen ab und sieht ihm ins Gesicht.
„Nein, ich dachte das wäre klar.“
„Also akzeptierst du meine Regel?“
Sie seufzt auf. „Keine Dates. Kein Händchen halten, wir beschränken uns auf guten ehrlichen Sex.“
„Damit kann ich arbeiten“, schmunzelt er vergnügt und Sam gesteht: „Solange darfst aber auch du nicht mit einer anderen ins Bett hüpfen.“
„Geht klar.“ Wieder ein schmuzeln. „Falls du jemanden kennen lernst und dich verliebst verlange ich von dir dass du mit mir darüber sprichst. Es wäre schön wenn wir danach immer noch Freunde wären.“
Sie liegt, immer noch nackt, auf ihn drauf und lächelt ihn an.
„Das wäre schön.“ Ja das wäre es, gesteht sie sich.
„Bleibst du hier liegen oder gehst du wieder zur Feier?“
Nach dieser Frage rollt sie sich von ihm hinunter.
„Ich würde ja gerne gehen.“ Dann sieht sie ihn an und trifft auf seinen ehrlichen warmen Blick. Egal was sie tut, er akzeptiert es. „Aber ich denke du bist noch nicht so weit dass ich mich schon davon schleiche.“ Sein Blick wirkt überrascht. „Hat es im Badezimmer eine Zahnbürste und darf ich deine Zahnpasta benutzen.“
Er nickt und spricht kein Wort.
Markus sieht wie sie nackt ins Badezimmer geht und die Türe hinter sich zu zieht. Dass sie heute bei ihm übernachtet, damit hat er nicht gerechnet und weiss ehrlich gesagt auch nicht so genau was er davon halten soll. Was ist das bloss zwischen ihnen. Es scheint als scheinen beide diese Unabhängigkeit zu geniessen. Wenn sie beisammen sind ist es unglaublich. Trotzdem muss er sich etwas abschirmen von ihr und beschliesst doch Morgen schon nach Hause zu fahren. Als sie zurückkommt kriecht sie zu ihm ins Bett. Eine ganz neue Situation. Dann noch in einem Hotelzimmer liegend in einem ziemlich kleinen Bett. Ob er so ein Auge zu tun kann weiss er noch nicht. Trotzdem kann er nicht anders und zieht sie zu sich. So liegen sie in der Löffel Stellung da und er beobachtet sie regelmässig sie atmet. Sie schläft rasch ein. Es sieht so aus als fühlt sie sich bei ihm wohl. Doch dann packt es auch ihn und er schläft ein. Am Morgen erwacht er als die ersten Sonnenstrahlen durch die Gardienen scheinen. Leise steht er auf und geht unter die Dusche. Ausserdem hat er Lust auf das Frühstück, sein Magen knurrt nämlich schon ziemlich laut und ohne Kaffee ist er nicht wirklich ansprechbar. Als er zurück ins Zimmer kommt sieht er Sam wie sie sich anzieht. Für einen Moment überlegt er ob er sie nicht wieder auspacken soll. Doch er kann sich gerade noch so zurück halten.
„Guten Morgen“, Lächelt er und Sam erwidert sein Lächeln. Als er sein Handtuch, das um seine Hüfte hängt, einfach fallen lässt lacht sie kurz auf.
„Ich sollte gehen.“
„Weiss, ich ziehe mich ja nur an“, schmunzelt er schief und sie lächelt immer noch breit. Sie hat ein hübsches lächeln und ist heute nicht so steif wie sonst. Sex scheint ihr zu bekommen.
Als beide angezogen sind kommt sie auf ihn zu und mustert ihn kurz bevor sie fragt: „Kannst du reiten?“
„Ganz akzeptabel.“
„Wenn du so reitest wie du Tanzt ist das bestimmt wieder mehr als akzeptabel.“ Schüttelt sie amüsiert ihren Kopf und er zuckt mit der Schulter.
„Ansichtssache. Warum fragst du?“
„Lust heute mit mir aus zu reiten?“
Wieder erstaunt er sie und für einen Moment ist er sprachlos. Das gibt es selten. Seine nächsten Worte müssen gut überlegt sein. Er hält sie um die Taille fest.
„Keine Dates.“ Mit diesen einfachen Worten lehnt er ihr Angebot ab. Obwohl es ihn schon sehr reizen würde wieder mal ein Pferd unter sich zu haben. Ausserdem einen Ausritt in netter Begleitung. Aber nein, es geht nicht. Dann fügt er an: „Ausserdem fahre ich heute nach Hause.“
„Warum? Ich dachte du hast ein verlängertes Weekend.“
„Ich habe dich gefunden und wir haben die Dinge geklärt. Und zu Hause habe ich auch genügend Arbeit die auf mich wartet.“
„Oh“, staunt sie und in ihrem Kopf scheinen sich die Gedanken zu überschlagen. Das amüsiert ihn etwas und er fügt an: „Du hast ja noch Ferien. Geniesse es und wenn du zurück kommst weisst du ja wo ich wohne.“
Sie kneift ihr Gesicht zusammen. „Weiss ich das?“
„Multergasse 17, oberster Stock.“
Sie schmunzelt.
„Du weisst ja wann meine Ferien enden und weisst genau wo ich zu Hause bin. Also“, ein Schulterzucken.
„Verstehe“, dann küsst er sie sanft auf ihre wundervollen weichen Lippen. Wie erwartet öffnet sich ihr Mund und ihre Zungen treffen auf einander.
„Ich muss gehen“, seufzt sie leise und er haucht: „Ich brauche dringend ein Frühstück und einen Kaffee.“ Als er sich umdreht um die Tür zu öffnen dreht er sich nochmal um und zieht sie zu sich um sie nochmal zu küssen. Dann sobald sie diesen Raum verlassen werden sie sich nicht näher kommen. Dann hat sie wieder ihre Sperre aufgebaut. Und hier mit ihm im selben Raum ist sie so gelöst. Er will diesen Moment noch einmal auskosten. Grinsend löst sie sich von ihm und er lässt sie vor ihm hinaus treten. Natürlich begleitet er sie bis zu ihrem Auto. Dann stehen sie einen Moment da und es scheint als suche sie nach passenden Worten. Naürlich hat sie ihre Arme wieder verschränkt und er steckt seine Hände in die Hosentaschen.
Dann hören sie hinter sich eine bekannte Stimme.
„Hey Leute, was treibt ihr so früh hier draussen.“
„Ich wollte Marcus besuchen.“
„So früh“, staunt Philipp nicht schlecht und begrüsst Markus mit einem Handschlag. Sam gibt er Küsschen hier und Küsschen dort.
„Morgenstunde hat Gold im Munde.“ Argumentiert sie.
„Was habt ihr hübschen denn noch vor?“ Möchte Philipp wissen und Markus beschliesst ihm die Wahrheit zu sagen: „Ich geniesse ein Frühstück und dann fahre ich nach Hause. Du?“
„Gut“, sieht Philipp ihn mit einem durchdringenden Blick an. „Dann hat Sam sicherlich etwas Zeit für mich.“
„Bestimmt“, pflichtet Markus bei und verabschiedet sich von den beiden. Bei Philipp mit einem Handschlag und dem Spruch: „Sehen uns.“ Bei Sam kann er nicht anders er küsst sie zum Abschied auf die Stirn ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Dafür schenkt sie ihm ein zaghaftes Lächeln. Sie haben sich das wesentlichste gesagt. Er weiss wann es Zeit ist sich zu verdrücken bevor es peinlich wird. Sein nächster Gedanke gilt dem Frühstück und einem oder besser gleich zwei Kaffees.
Philipp verschränkt seine Arme und sieht Sam schief an.
„Da läuft wirklich nichts mit euch beiden?“
„Kommt darauf an was du darunter verstehst“, kontert sie und Philipp kichert. „Wusste ich es doch! Dieser Halunke, darum gehst du nicht auf mich ein.“
Darauf gibt sie ihm keine Antwort, er soll denken was er will. Stattdessen fragt sie ihn: „Kommst du mit ausreiten? Markus hat abgesagt.“
Er verzieht sein Gesicht. „Da fall ich bestimmt wieder runter.“
„Ich werde dich pflegen, versprochen.“ Sie schmunzelt da sie genau weiss er ist kein begnadeter Reiter.
„Na dann lass uns los.“ Also steigt er bei ihr ins Auto und fügt an: „Krieg ich bei euch auch noch ein Frühstück oder habt ihr schon gefrühstückt?“
„Keine Ahnung.“
„Ah erwischt, du hast die Nacht bei Markus verbracht. Wusste ich es doch.“
„Du wiederholst dich“, schmunzelt sie siegessicher. Eigentlich fühlt es sich gut an wenn Philipp weiss dass sie mit einem anderen Mann Sex hat. Genau genommen ist sie in diesem Moment gar nicht so anders wie Philipp. Es geht ja nur um Sex und nicht um Liebe. So langsam versteht sie Philipp. Eigentlich hat sie kein Recht darauf ihm Vorwürfe zu machen. Tatsächlich schämt sie sich jetzt fast etwas dafür.
Der Ausritt im Schritt mit Philipp war lustig. Er versuchte etwas über sie und Markus heraus zu finden. Doch sie ging nicht auf dieses Gespräch ein und das amüsierte ihn hingegen wieder. Nach dem Ausritt verbrachte er noch etwas Zeit mit Christian bevor er die Heimreise antrat.
Sam selbst half ihrer Mutter etwas im Haushalt.
„Hat Christian eigentlich schon einen Termin für die Heirat?“
Möchte sie von ihrer Mutter wissen die gerade die Karotten für das Mittagessen schält.
„Nein, die zwei haben sicher noch einiges zusammen zu besprechen. Ich freu mich.“
„Ja ich mich auch“, dann geht Sam an den Kühlschrank weil sie Lust auf was Süsses hat. Doch leider befinden sich darin nur noch „gesunde“ dachen. Also nimmt sie einen Apfel und beisst hinein als ihre Mutter sie liebevoll ansieht.
„Hast du eigentlich einen Freund? Mal von Philipp abgesehen.“
Da sie gerade einen Bissen Apfel kaut kann sie nicht direkt antworten. Mit ihrer Mutter über ihr Liebesleben zu reden war noch nie ihre Lieblingsdisziplin.
„Mam, ich rede doch nicht mit dir über Männergeschichten.“
„Warum nicht, es interessiert mich.“ Dann schnetzelt ihre Mutter die Karotten ganz klein und bittet sie: „Schneid du doch die Zwiebeln.“ Sam rümpft ihre Nase.
Warum auch immer, sie muss nie weinen wenn sie Zwiebeln hackt im Gegensatz zu ihrer Mutter. Also tut sie worum sie gebeten wird. Da das Schweigen zwischen ihnen auch blöd ist beschliesst sie ihrer Mutter doch reinen Wein ein zu schenken.
„Ich hab da jemanden kennen gelernt. Wir haben zwar keine Richtige Beziehung“, eine kurze Pause. „Der Sex ist toll.“ Vorsichtig schielt sie zu ihrer Mutter und weiss jetzt nicht so genau ob sie gleich eine Stammpauke erhalten wird weil sie ein „Lotterleben“ führt. Stattdessen schmunzelt ihre Mutter und erklärt sachlich: „Na das ist ja schon wenigstens was. Wenn der Sex nicht stimmt kann man es eh gleich vergessen.“
Ihre Mutter bringt das so trocken dass Sam verdutzt in ihr Gesicht schaut, dann beginnen beide zu kichern.
„Ich find es beginnt schon mit dem ersten Kuss, wenn der nicht passt geht der Rest schon gar nicht.“ Ergänzt dann Sam und ihre Mutter lächelt vergnügt.
„Willst du wirklich die nächste Woche deine Ferien wirklich immer noch bei uns verbringen?“ Ist ihre Mutter neugierig.
„Warum nicht?“
„Hier steht Arbeit an und das sind doch keine Ferien. Buch einen Last Minute Flug und geniesse irgendwo die Sonne.“
„Kann ich mir im Moment nicht leisten. Kannst du dir nicht mal einen oder zwei Tage frei Schaufeln.“
„Vermutlich schon. Wozu?“
„Shopping“, lächelt Sam ihre Mutter an und sie überlegt bevor sie leise spricht: „Abgemacht.“
Das Anschliessende Essen ist wunderbar und Sam geniesst es bei ihrer Familie zu sein. Ihr Bruder geht ihr zwar manchmal ziemlich auf die Nerven, aber so sind nun mal kleine Brüder. Aber er verspricht sich auch Zeit für sie zu nehmen sodass sie zusammen ausreiten können. Darauf freut sich Sam da ihr Bruder ein ausgezeichneter Reiter ist. Dabei hofft sie etwas mehr über seine bevorstehende Hochzeit zu erfahren. Auch wenn es bei ihr nicht geklappt hat, vielleicht hat sie den einen oder anderen Rat den sie ihm geben kann.
So gehen ihre Ferien rasch vorbei. Die zwei Tage mit ihrer Mutter waren lustig. Sie haben viel gelacht und viel gekauft. Mit ihrer Mutter Dessous einkaufen war die Krönung des Ganzen. Aber ihre Mutter brauchte ihren Rat und am Schluss war es so lustig wie schon lange nicht mehr. Ebenfalls hat sie sich ein, hoffentlich, interessantes Buch gekauft. Ausnahmsweise ein Liebes - Schmöker von Nora Roberts. Eigentlich steht sie mehr auf Mystisches Zeug ohne Realität. Vielleicht lag es auch an ihrer jetzigen Lebenssituation dass sie sich ein solches Buch gekauft hat. Sie weiss es nicht und hofft Zeit zu finden das Buch zu lesen. Auch der Ausritt mit ihrem Bruder war toll. Christian sowie sie selbst sind nicht so gross, dafür hat ihr Bruder einen tollen Body. Man sieht ihm schon an dass er Handwerklich arbeitet. Da ihr Bruder in seiner Freizeit gerne mal an einem Springturniert mitreitet verspricht sie mal zu zusehen. Auch er quetscht sie über ihr Liebesleben aus. Dabei ist er mehr daran interessiert was zwischen ihr und Philipp läuft. Genau genommen läuft es darauf hinaus dass er es schade findet dass sie nicht mehr zusammen sind. Er rät ihr ihn warm zu behalten, was wiederum sie zum Lachen bringt. Dann fragt er sie ganz offiziell ob sie gerne seine Trauzeugin wäre. Das ehrt sie so sehr dass sie fast zu weinen beginnt. Natürlich sagt sie zu, wie käme sie dazu diese Ehre ab zu schlagen. Dann jagen sie in einem herrlichen Galopp durch die Wiesen.
So gesehen ist die Woche vorbei und sie steht am späteren Freitagnachmittag wieder in ihrer Wohnung. Sie fühlt sich ausgeruht und gut. Sie beschliesst Cyril an zu rufen. Doch er geht nicht an das Telefon und das wurmt sie. Natürlich geht sie davon aus dass er sauer auf sie ist, weil sie ihm nicht gestanden hat dass sie in die Ferien geht. Super! Cyril kann sehr Nachtragend sein wenn es sein muss. Also ruft sie ihre Freundinnen Esra und Melissa an um ihnen Mitzuteilen dass sie wieder zurück ist und sie ab nächster Woche beim Spinning wieder dabei sein wird.
Alle freuen sich darauf.
Sie beschliesst in die Stadt zu fahren, ausnahmsweise mal mit Auto und einige Essenseinkäufe zu tätigen. Dabei will sie bei Cyril vorbei schauen. Da sie genau weiss das ihr Freund auf Fingerringe steht hat sie bei ihrem Shoppingtrip, mit ihrer Mutter, etwas für Cyril gefunden. Sie hofft er gefällt ihm.
Also geht sie von der Tiefgarage zuerst in Cyrily Wohnung. Auch er wohnt direkt im Stadtzentrum. Es ist eine zwei Zimmer Wohnung mit allem Schnickschnack. Sie könnte sich diese teure Wohnung nicht leisten, obwohl sie kleiner ist als die ihre ist sie viel moderner. Etwas kühl aber so sind die modernen Wohnungen heute. Sie klingelt drei Mal kurz hinter einander. Das tut sie immer sodass er weiss wer vor der Türe steht. Zaghaft öffnet er die Türe und schielt hinaus.
„Aha, zurück.“ Blafft er sie an.
„Geschenke?“
Die Türe geht auf. „Ah…, dann komm halt rein.“ Dann drückt sie ihm den dicken Ring in die Hand und er bedankt sich: „Hübsch, du kennst mich wirklich gut. Aber ich bin nicht käuflich. Bin sauer auf dich.“ Dabei steckt er sich den Ring an seinen linken Mittelfinger. Passt!
„Wie lange gedenkst du auf mich sauer zu sein?“
Er stürzt die Unterlippe als würde er überlegen, dann folgt ein unheimlich reizendes Lächeln das seine schönen weissen Zähne zum Vorschein bringt.
„Schon vorbei. Markus hat dich mal gesucht. Hat er dich gefunden?“ Beide sitzen auf das Sofa. Dabei zieht Sam ihre Schuhe aus und lehnt an ihre Freund.
„Hast du ihn denn seither nicht mehr gesprochen?“
„Ne, diese Woche hatte ich echt viel um die Ohren und Markus auch. Wir haben mal kurze SMS verschickt und uns auf heute Abend verabredet. Wenn Valentin kann kommt er auch schon heute Abend. Aber versprechen konnte er nix. Vielleicht kommt er auch erst Morgen.“
„Oh. Also er hat mich letztes Wochenende besucht.“
„Läuft da was zwischen euch?“ Ist Cyril neugierig.
„Seltsam, in letzter Zeit fragen alle danach.“ Sie schmunzelt und hängt an: „Wir haben Sex, sonst ist da nix.“
„Und Philipp?“
„Nur geküsst.“
„Du süsse kleine bitch. So was traut man dir gar nicht zu. Du musst heute Abend unbedingt mit uns kommen.“
„Wer ist denn alles dabei?“ Fragt sie vorsichtshalber.
„Markus und eventuell Valentin. Philipp konnte ich noch nicht erreichen aber das wird schon klappen wenn er hört dass du mitkommst.“
„Wenn du Esra und Melissa auch noch dazu überredest bin ich dabei.“
„Gebe mein bestes. Chinesisch oder Pizzeria? Ich reserviere dann gleich.“
„Gebratene Ente. Zeit?“
„Ich oder Philipp“ er macht eine Pause und sieht ihr direkt in die Augen, „oder sonst wer kommen dich zwischen neunzehn und zwanzig Uhr abholen.“
„Gebongt.“
Dann verabschiedet sie sich auch schon von Cyril und weiss nicht ob sie Markus nicht noch einen Besuch abstatten soll. Eigentlich ist es durchaus möglich dass er arbeitet. Ihre Chance ist also fünfzig zu fünfzig. Wieder flattern ihre Knie wenn sie an ihn denkt. Also wagt sie es und sie stapft Mutig in die Multergasse und sucht die siebzehn. Wie vermutet gibt es hier keinen Lift und sie muss die vier Stöcke hinauf laufen. Als sie sein Namensschild: Markus Frischknecht, liest klingelt sie und hat das Gefühl ihr Herz rutscht ihr in die Hose. Wie kann man sich nur so dämlich anstellen.
Tatsächlich tut sich da was in seiner Wohnung. Zu ihrer grossen Überraschung steht eine wirklich gut aussehende Frau mit schwarzen, glänzenden geraden Haaren vor ihr. Deren grüne Augen belustigt aufblitzen als sie nachfragt: „Kann ich ihnen helfen?“
„Ich wollte zu Markus.“
„Das tut mir leid, er muss heute arbeiten.“ Die beiden Frauen mustern sich gegenseitig bis die Frau in schwarz nachfragt: „Kann ich ihm etwas ausrichten?“
„Nein, ich weiss ja jetzt wo ich ihn finde. Danke.“
„Gern geschehen, auf wiedersehen.“
„Wiedersehen.“ Lächelt Sam ihr Tausendwatt Lächeln.
Was für ein peinlicher Auftritt!
Als die Tür sich wieder schliesst reisst sie die Augen auf. Wer war diese wunderschöne Frau! Eine Augenweide! Tausend und eine Möglichkeit geht ihr durch den Kopf um wen es sich hier gehandelt haben könnte. Sie befürchtet das schlimmste, mahnt sich jedoch logisch zu denken und sich daran zu erinnern dass er sich auch an die Regeln zu halten hat und ihr mitteilen muss wenn er sein Bett mit jemand anderem teilt.
Plötzlich überkommt sie eine Wut!
Wie dumm dass sie Cyril schon zugesagt hat. Am liebsten würde sie sich im Bett verkriechen um niemanden sehen zu müssen. Doch sie kann Cyril für heute keine Abfuhr geben, sonst muss sie ihn wieder mit einem Geschenk besänftigen und dazu hat sie keine Lust. Also stapft sie schnurstracks in das nächste Einkaufszentrum und kauft die nötigsten Lebensmittel ein. Diesmal ist ziemlich viel Schokolade dabei. Schokolade hilft in Gewissen dingen und kann bei ihr sozusagen Wunder bewirken. Natürlich verzeiht ihr das die Waage am nächsten Tag nicht. Aber heute kann sie nicht wiederstehen. Sie ist viel zu aufgebracht. Ansonsten achtet sie auf ihr Gewicht da sie durch ihre Verwandtschaft, die alle etwas rundlich sind, vorbelastet ist. Obwohl sie sehr schlank ist, ein oder zwei Kilo mehr auf den Rippen würden vermutlich nicht schaden. Schliesslich fährt sie mit ihrem Auto wieder nach Hause und stellt die Einkäufe weg. Dabei macht sie ihr Radio an und singt zur Musik. Das Pack Malteser ist auch rasch weg gefuttert. Was muss das muss. Im Radio hört sie das neue Lied von Celine Dion: Loved me back to Live. Sie liebt dieses Lied und beschliesst bei Gelegenheit die CD zu kaufen. Klar könnte sie die Lieder auf iTunes kaufen aber für sie ist das nicht dasselbe. Als sie auf die Uhr sieht wird es Zeit unter die Dusche zu hüpfen und sich zu überlegen was sie heute anziehen will. Heute ist Sexy angesagt.
Markus hat um achtzehn Uhr dreissig Feierabend und muss sagen dass Samanthas Mitarbeiter, also Marco seine Arbeit gut macht. Die Resonanz der Mitarbeiter ist ausgezeichnet. Er kommt bei den Mitarbeitern, die etwas Frauen lastig sind, fast besser an als Samantha. Kein Wunder, in seinen Augen ist Samantha schon ein hin Gucker und da kommt rasch eine Art Eifersucht der Frauen ins Spiel. Das war bei Rosa ja auch der Fall. Zum Glück hat Rosa seit neuestem einen Freund und lässt ihm etwas Luft. Er kennt sie schon lange und ist eigentlich durch ihre Empfehlung an diesen Job gekommen. Er freut sich heute Abend auf Cyril und hofft dass Valentin es auch Zeitlich einrichten kann.
Als er zur Haustüre rein kommt begrüsst ihn Alexandra lächelnd. Sie sitzt im Wohnzimmer auf dem kleinen schwarzen Sofa und liest ein Heft.
„Wie war dein Tag?“ Fragt sie ihn interessiert als er seine Tasche weglegt und die Jacke in der Garderobe anhängt.
„Gut. Nein heute war wirklich ein guter Tag. Die Sonne hat die Kunden angesteckt und gut Laune verbreiten lassen. Heute waren alle irgendwie gut drauf.“
„Das freut mich für dich. Magst du heute überhaupt mit Valentin und seinem Freund Essen gehen? Du siehst müde aus.“
„Darauf freue ich mich schon die ganze Woche.“ Ein warmes Lächen huscht über sein Gesicht. „Weisst du ob Valentin es Zeitlich überhaupt einrichten konnte? Als ich mit Cyril telefoniert habe wusste er es noch nicht“
„Nein, keine Ahnung“, schüttelt sie ihren Kopf und legt ihr Heft hin. Dann steht sie auf stellt eine Tasse unter den Automaten und lässt sich einen Kaffee raus. „Willst du auch einen?“ Fragt sie ihn und er nickt dankend. Dann mustert sie ihn etwas und verschränkt dabei ihre Arme. Markus sieht an sich herunter und fragt ob etwas mit ihm nicht stimmt.
„Ist was?“ Will er nun genauer wissen und sie lächelt adrett.
„Du hattest heute weiblichen Besuch.“
Seine Braue zuckt auf. „Name?“
Alexandra zuckt mit der Schulter. „Den hat sie mir nicht genannt.“ Dann drückt sie ihm seinen Kaffee in die Hand. Er legt noch zwei Stück Zucker rein und gibt etwas Milch dazu.
Vorwurfsvoll sieht er sie an.
„War es Samantha?“
Nun huscht ein Lächeln über ihr Gesicht als sie sich an den kleinen schwarzen vierer Tisch setzt der bei ihm in der Küche steht.
„Deiner Erzählung nach denke ich schon. Klein, ansprechende Figur, blond und hübsch.“
„Samantha.“ Er stöhnt auf. „Und du hast es nicht für nötig befunden ihr Mitzuteilen wer du bist.“ Dann setzt er sich Alexandra gegenüber.
Ein Schulterzucken. „Sie hat nicht nachgefragt.“
„Frauen und ihre Spiele“, schüttelt er den Kopf.
„Also mir hat es Spass gemacht.“
„Kann ich mir vorstellen und sie überlegt sich vermutlich krankhaft was du in meiner Wohnung zu suchen hast.“
„Dabei hat sie doch gar keinen Anspruch auf dich wenn ich dich richtig verstanden habe.“ Dabei sieht sie ihm tief in die Augen.
„Wir haben Regeln.“
„Oh, bitte entschuldige. Das wusste ich nicht.“
Jetzt müssen sie beide kichern. Dann erzählt sie ihm was sie heute alles erlebt hat. Sie hat die Stadt besichtigt und hat mittlerweile einen Bärenhunger.
„Ach ja, übrigens wir gehen heute Abend zum Chinesen. Ich geh davon aus das ist für dich in Ordnung.“
„Super.“
„Übrigens sind wir heute ziemlich viele Personen, kenne selbst noch nicht alle. Bin gespannt.“
„Ich erst“, rollt Alexandra die Augen. Doch dann muss Markus sich langsam beeilen und hüpft unter die Dusche.
Als es an der Türe klingelt ist Sam bereits schon angezogen. Sie öffnet kurz die Tür und blickt in Philipps Augen. Automatisch muss sie grinsen und nimmt die schwarze Jacke mit falls es noch kühl werden sollte. Sie begrüsst ihren Chauffeur mit Küsschen hier und Küsschen dort. Und er hält sie, danach eine Armlänge von sich weg.
„Wau, heute das kleine schwarze. Wenn ich es nicht besser wüsste würde ich davon ausgehen dass du mich verführen möchtest.“
„Sieht‘s gut aus?“
„Unglaublich. Komm mit.“ Also hängt sie sich bei ihm ein und ist überrascht als auch noch Melissa und Benedikt im Auto sitzen.
„Hey, wie schön dass ihr auch da seid.“ Spricht sie lächelnd als sie vorne einsteigt und Philipp die Beifahrertür schliesst.
„Wir konnten meine Eltern überreden auf die Mädels auf zu passen“, ist Melissa Happy wieder mal mit ihrem Mann weg zu können. Ben sieht sie über seinen Brillenrand an was lustig aussieht und Sam schmunzeln muss.
„Wie waren die Ferien?“ Ist Melissa interessiert als Philipp los fährt.
„Schön. Wirklich schön, kann nicht klagen.“
„Wusstet ihr dass sie mit Markus ins Bett steigt?“ Platzt es aus Philipp heraus und Sam protestiert: „Häng es doch gleich an die Pinnwand!“ Dann bekommt er noch einen Hieb auf seinen Oberschenkel.
„Oh, interessant. Nein das wussten wir nicht. Was ernstes?“ Hackt Melissa nach.
„Nein, nicht nennenswert und ich wäre froh wenn ihr daraus kein grosses Thema macht.“
„Ou“, stöhnt Philipp, „schon wieder vorbei. Entschuldige ich sag nix mehr.“
„Danke.“ Schmollend sieht sie zum Fenster hinaus. Sie hat keine Ahnung ob da noch was läuft und findet es wirklich blöd wenn Philipp sich auf ihre Kosten amüsiert. Aber so ist er nun mal, das muss sie eigentlich wissen. Dann erwähnt Melissa das Esra mit einer Freundin auch mitkommt. Es scheint als seien sie heute ein ziemlicher Haufen. Das kommt Sam eigentlich sehr entgegen. Als sie im Restaurant China Maroon ankommen sitzt Esra mit ihrer Freundin Lara schon dort. Sam erinnert sich an die kleine rothaarige Frau mit den kurzen Haaren. Wenn sie sich recht erinnert ist sie für jeden Spass zu haben. Da die beiden fast in der Mitte sitzen schliessen sie rechts und links einfach auf. Melissa sitzt links von Esra und Sam rechts. Melissa gegenüber ist natürlich Ben abgesessen und Philipp sitzt Sam gegenüber und somit ist Lara in der Mitte. Sie bestellen einen Aperitif. Sam nimmt einen weissen Martini. Obwohl noch ein Teil fehlt stossen sie zusammen an. Dann kommt schon Cyril gut gelaunt mit Valentin und Markus mit der unbekannten. Zur Begrüssung stehen sie rasch auf. Sam fällt Cyril um den Hals und er macht ihr ebenfalls ein Kompliment zu ihrem Outfit.
Markus begrüsst sie wieder mit einem Kuss auf die Stirn und setzt sich direkt neben sich nachdem er allen Anwesenden Alexandra vorgestellt hat die Valentins und seine Schwester ist. Sie ist seit ein paar Tagen sein Gast. Und Sam muss gedanklich gestehen an diese Variante hat sie nicht gedacht. Auf so eine einfache Idee ist sie tatsächlich nicht gekommen. So langsam fragt sie sich wie viele Geschwister Markus noch hat. Alexandra setzt sich ausgerechnet neben Philipp der es sichtlich geniesst neben zwei wunderhübschen, jedoch völlig verschiedenen Frauen zu sitzen. Heute sind sie ausnahmsweise mal Frauen in der Überzahl.
„Du bist wunderhübsch“, macht Markus nun Sam ebenfalls ein Kompliment.
„Danke. Wie seid ihr mit der Schulung zufrieden“, lenkt sie vom Thema ab und bleibt sachlich. Er stutzt aber geht darauf ein. „Gut, Marco kommt gut an und macht seine Arbeit einwandfrei.“
„Danke ich gebe ihm das Kompliment gerne weiter.“
„Warte bitte noch, wer weiss wie es nächste Woche aussieht. Die Dinge können sich rasch ändern.“
Nun stutzt sie etwas und ist nicht sicher ob er noch von der Arbeit spricht. Auch egal, sie geht auf Abstand. Was ist bloss mit ihr los!
Rasch geben sie ihre Bestellungen auf und freuen sich auf das gute Essen. Einige haben sogar eine Vorspeise bestellt. Doch Sam lässt die weg sonst mag sie den Hauptgang: Ente süss sauer mit gebratenem Reis nicht. Die meisten haben Ente bestellt. Markus teilt eine scharfe Ente mit seiner Schwestern. Sam mustert sie etwas als sie sich mit Philipp unterhält. Dann fällt ihr auf dass Philipp sich echt um sie bemüht und das belustigt sie jetzt doch etwas. Er macht das so offensichtlich. Vermutlich will er dass sie darauf aufmerksam wird. Also fragt sie Markus leise und im Vertrauen: „Du hast Alexandra schon über Philipp aufgeklärt?“
Er nickt: „Natürlich. Ausserdem ist sie glücklich verheiratet und hat 2 kleine Kinder. Sie gönnt sich gerade eine Auszeit da unsere Eltern auch ein Auge auf die Kinder werfen.“
„Schön.“ Plötzlich ist ihr Alexandra äusserst sympathisch. Dann unterhält sich Markus mit Cyril und Valentin. Dann kommt auch schon das Essen und Sam bestellt sich noch einen warmen Pflaumenwein. Sie mag den Pflaumen Wein äusserst gern und geniesst es sehr. Sie beginnen zu essen und Esra ist neugierig: „Wie war es zu hause?“
„Schön, Christian hatte ja Geburtstag und hat seiner Freundin dabei einen Heiratsantrag gemacht. Sie werden im September heiraten und ich bin Trauzeugin.“ Sam strahlt.
„Wie aufregend.“ Gibt Esra zu und Sam möchte von ihrer Freundin wissen: „Wie geht es dir, dein Bauch ist schon ziemlich weit fortgeschritten.“
„Eigentlich ganz gut, aber ich muss langsam mit dem Gewicht schauen. Das kann so nicht weitergehen. Bis jetzt ist jedoch alles im grünen Bereich und die Frauenärztin ist zufrieden.“
„Das ist die Hauptsache. Ich finde die Schwangerschaft steht dir gut.“
„Danke“, lächelt ihre Freundin und widmet sich wieder dem Essen. Dann fragt Esra ihre Freundinnen ob sie Lust hätten Morgen mit ihr einen Einkaufsbummel zu unternehmen. Von Schwangerschaftskleidern bis Babykleidchen sind gesucht.
Lara ist neugierig: „Wisst ihr denn schon was da in deinem Bauch heran wächst?“
Plötzlich wird es ganz still und alle sehen zu Esra die tatsächlich rot anläuft. „Ja es wird ein Mädchen.“
Die Freundinnen umarmen sich und freuen sich mit ihr. Auch Sam freut sich so sehr für ihre Freundin da sie weiss sie hat sich ein Mädchen zu ihrem Jungen gewünscht. Dann erfahren sie das Alexandra zwei Buben im Alter von 5 und 3 Jahren zu Hause hat und es ziemlich anstrengend sein kann. Dann sind die Frauen voll beim Thema, nur Sam nicht und wie ihr auffällt auch Lara nicht. Also hören sie dem Geschnatter einfach zu und Essen gemütlich.
Ausserdem fällt Sam auf dass Philipp etwas später von Alexandra eine Abfuhr bekommt, doch Lara stupst ihn an und flüstert sie wäre für etwas Spass zu haben. Auch Esra ist es aufgefallen und lächelt Sam zu. Leise flüstert sie Sam zu: „Das könnte zusammen passen.“
Mehr erfährt Sam nicht da sie ja nicht lautstark am Tisch über Lara her ziehen kann. Lara ist sympathisch und wenn sie zu Philipp passt, warum nicht. Irgendjemand wird seine sexuellen Neigungen ja teilen. Es gibt wirklich Paare die gehen zusammen in Swinger Clubs. Jedem das seine. Bis anhin kennt sie noch niemanden, das kann sich ja ändern. Schliesslich hat sie ja auch keine Vorurteile gegenüber Cyril und Valentin. So was mass sie sich nicht an.
Langsam neigt sich der Abend dem Ende zu und ihre Bäuche sind auch voll. Da Philipp seine Schwester und Ben nach Hause fährt aber dann noch mit Lara um die Häuser ziehen will ist sein Auto schon voll. Schliesslich quetschen sie Esra auch noch dazwischen. Sam beschliesst mit dem Bus nach Hause zu gehen. Für sie kein Stress, im Gegenteil. Also verabschieden sie sich voneinander. Esra freut sich auf den spontanen Einkaufsbummel Morgen um vierzehn Uhr. Als Markus schliesslich bei Sam steht gesteht er: „Ich fahre dich wirklich gern nach Hause, kein Problem.“
„Ein anderes Mal gerne. Heute nicht.“ Dann küsst sie ihn sanft auf die Wange und marschiert davon.
Da Philipp mit seiner Gruppe bereits gegangen ist bleiben Markus mit seinen Geschwister und Cyril zurück. Cyril hackt bei Markus nach: „Komm geh ihr nach.“
„Nein sie will alleine sein“, schüttelt er seinen Kopf und Cyril meint: „Keine Frau will alleine sein.“
„Samantha schon.“
„Was hat sie denn. Sie wirkt heute so nachdenklich.“
Markus dehnt sich den Hals, dann laufen die vier los und Markus erklärt sachlich: „Vermutlich spürt sie Veränderungen.“
„Welche Veränderungen?“ Schiebt Valentin nach der Händehaltend mit Cyril läuft.
„Philipp“, Markus seufzt auf, „Ist euch nicht aufgefallen dass er nicht mehr um Sam buhlt. Er zieht mit Lara weiter. Irgendwie hat Sam in ihren Ferien mit Philipp abgeschlossen oder umgekehrt.“
„Das ist jetzt etwas weit her geholt.“ Verneint Cyril. „Ich frage mich eher ob es nicht mit dir zu tun hat.“
„Nö, bei unserem letzten treffen war es ziemlich…, privat.“
„Privat, dieses Wort gefällt mir“, schmunzelt Cyril sowie die anderen auch.
„Sie mag dich, das sieht man“, sagt Alexandra sanft und hängt bei ihm ein, „Schön dass ihr etwas Spass zusammen habt. Ich mag sie.“
„Das steht noch in den Sternen ob wir uns noch vergnügen werden.“
„Ach komm, der Abschiedskuss auf deine Wange war süss. Du siehst die banalen Dinge nicht mehr.“ Argumentiert Alexandra und die anderen beiden nicken. Sie sehen das genauso wie Alexandra.
Markus ist wirklich nicht sicher ob sie noch irgendwas mit ihm zu tun haben möchte. Sie war ziemlich kaltherzig und war nicht mal offen für ein einfaches Gespräch. Vielleicht hätte er die Sache mit Alexandra früher erklären müssen. Vertrauen ist wohl keine ihrer Stärken. Es tut ihm leid dass sie schlechte Laune hat und kann es nicht ändern. Vielleicht wäre es geschickt gewesen ihr nach zu gehen und zu sehen wo ihr Schuh drückt. Doch er wird sich hüten sich in Dinge ein zu mischen die ihn gar nichts angehen. Eigentlich hat er selbst geschäftlich genug um die Ohren und kann keine Komplikation brauchen. Irgendwie platzt es dann einfach so aus Markus heraus: „Samantha hat heute verdammt heiss ausgesehen in ihrem kleinen Schwarzen.“
Genau in diesem einen Moment bereut er es dass er ihr nicht nachgegangen ist. Was ist er doch bloss für ein Idiot!
Samantha ist müde und geht zu Bett. Ausserdem ist sie zu viel gegessen. Wie jedes Mal wenn sie beim Chinesen sind. Das sollte sie doch langsam wissen. Sie mag diese grossen Portionen eh nie ganz. Zum Glück haben alle probiert und es war dann schlussendlich nicht mehr all zu viel. Sie fand es einen gelungenen Abschluss ihrer Ferien. Schön wieder im eigenen Heim zu sein. Da ihre Uhr dreiundzwanzig Uhr anzeigt schmeisst sie sich wieder in ihr getupftes Nachthemd, kuschelt sich mit der Decke von Melissa wieder vor den TV und schaltet das Programm rauf und runter. Sie schaltet Wahl los, ohne ein Ziel zu verfolgen. Sie wird bald 38 Jahre alt und fragt sich wirklich ob sie wirklich so einsam leben will. Philipp lebt nicht einsam er findet immer jemanden zum Spass haben, ausserdem ist es nur eine Frage Zeit bis er jemanden findet der seine Neigung teilt. Doch was ist mit ihr? Findet sie jemanden der so leben will wie sie? Dass ihr Bruder heiratet ist schön und doch wirft das bei ihr alte Wunden auf. Das hat sie nicht vermutet. Am liebsten möchte sie jetzt Philipp um sich haben, er wird sie am besten verstehen. Aber das geht nicht. Im Moment haben sie es so gut miteinander dass sie nicht gewillt ist dies zu ändern. So in Gedanken versunken schläft sie tatsächlich vor dem Fernseher ein.
Sie erwacht als die Sonnenstrahlen auf ihr Gesicht scheinen. Sie reibt sich automatisch in den Augen und sieht auf ihre Antike Uhr. Bereits zwölf Uhr. Kann das sein, sie hat so lange geschlafen. Verschlafen steht sie auf und stellt die Kaffeemaschine an. Dann klingelt es an ihrer Türe und sie öffnet sie. Automatisch lächelt sie und lässt Cyril hinein.
„Wo ist denn Valentin? Kaffee?“
„Kaffee ja gerne. Valentin ist mit Alexandra in der Stadt um ein paar Besorgungen für ihre Kinder und Familie zu machen. Danach fahren sie direkt nach Hause. Stehe zu deiner Verfügung.“
Sam schmunzelt und lässt zwei Kaffee aus der Maschine laufen. Danach sitzt sie zu Cyril der bereits am Tisch sitzt und die Croissant auf den Tisch legt. Für sie natürlich zwei Vollkorn.
„Danke das ist lieb.“
„Geht es dir gut?“ Möchte Cyril etwas genauer von ihr erfahren. Nachdem sie einen Schluck Kaffee getrunken hat gibt sie schliesslich Antwort. „Ja, die Hochzeit von Christian hat alte Wunden aufgerissen. Das habe ich nicht erwartet.“
„Vielleicht weil du Trauzeugin wirst.“
„Vielleicht“, ein Schulterzucken, „keine Ahnung.“
„Schätzchen du musst aus diesem Loch raus. Die Hochzeit ist noch nicht vorüber und da kommen noch einige Dinge auf dich zu die dich erneut einholen werden.“
„Soll ich zum Psychiater?“ Scherzt sie und beisst in ihr Croissant.
„Stets zu ihren diensten. Sofern sie sich mich leisten können.“ Ist auch Cyril für einen Spass zu haben.
„Was ist mit Valentin los? Gestern habe ich ihn gar nicht mit einer Zigharette im Mund gesehen.“ Ist Sam neugierig und Cyril erklärt es ihr: „Er versucht damit auf zu hören. Aber das ist ein langer harter Weg. Wegen mir muss er nicht aufhören. Wenn dann seinetwillen.“
„Dann machst du ihm also auch keine Vorwürfe.“
„Bestimmt nicht, habe ihn schliesslich so kennen gelernt und irgendwie gewöhnt man sich dran. Aber aus gesundheitlichen Gründen ist es erstrebenswert mal damit aufzuhören oder zu reduzieren.“
Das sieht Samantha auch so. Dann unterhalten sie sich über belanglose Dinge. Sam ist erstaunt dass Cyril kein Wort über Markus fallen lässt. Sie schätzt es unheimlich dass er so diskret ist. Ihn muss sie auch nicht fragen wie es mit Valentin läuft, man sieht es ihm an dass er verliebt ist und die Beziehung intakt scheint. Als Sam auf die Uhr sieht erschrickt sie und meint: „Ach du Scheisse, ich muss mich noch anziehen. Muss los. Schmeiss dich raus, tut mir leid.“
„Nix da mit rausschmeissen. Zieh dich an ich nehme dich nachher gleich mit.“
Für diese Worte fällt sie ihrem Freund um den Hals.
„Beeile mich.“
Mit einer Jeans und einem dünnen Lila Pulli und ihrem Schal steht sie dann in den Startlöchern. Heut hat sie mal keine hohen Hacken angezogen sondern flache Lila Schuhe. Natürlich darf ihre Desigual Handtasche nicht fehlen. Ihre Haare hat sie wieder zusammen gebunden. Gut gelaunt setzt Cyril schliesslich Sam ab und sie läuft die letzten Meter. Dann stösst sie auf Esra, Emilio und Melissa mit Benedikt. Nur Lara hat es nicht geschafft und wird wohl auch nicht auftauchen. Die Männer nützen die Chance um etwas für sich zu sein und die Frauen ziehen los.
„Kommt wir beginnen im Kielmanns“, ist Esra euphorisch und Sam bleibt abrupt stehen.
„Sagst du das weil du hoffst dass ich Markus dort begegne?“
Esra stöhnt auf und ist nicht erfreut über ihre Frage. „So berechnend bin ich nicht, du weisst selbst dass es dort eine grosse Baby Abteilung hat zu guten Konditionen.“
„Tschuldige“, stürzt Sam entschuldigend ihre Lippen und Melissa verneint: „Ne du, das mit dem Dackelblick habe ich definitiv besser drauf.“
Also gibt Melissa eine Kostprobe und die drei lachen herzlich. Also machen sie sich auf ins Kielmanns. Auf dem Weg in die Baby Abteilung begegnet Sam Rosa die sie kurz begrüsst. Danach vermutet Sam wird das Busch Telefon funktionieren und Markus wird auf der Bildfläche erscheinen.
Gefühlschaos
Natürlich hat Rosa ihrem Chef die Neuigkeit unter die Nase gerieben dass Samantha im Geschäft aufgetaucht ist. Rosa denkt sich da eine fantastische Geschichte aus: Sie ist gekommen und die Angestellten zu testen. Eigentlich eine gute Idee, doch nicht gerade am Samstag. Diese Meinung amüsiert ihn über die Massen, wird sich jedoch hüten auf zu decken dass sie lediglich mit ihren Freundinnen unterwegs ist wie Frauen das ebenso tun.
Etwas später geht er in die Abteilung wo die Mädels sich aufhalten müssten. Es geht nicht lange und er kann die drei sehen. Er schmunzelt aber hält sich im Hintergrund. Er sieht keinen Grund die drei bei ihrem Shopping Trip zu stören. Sie sehen glücklich aus. Er gibt es nicht gerne zu. Aber Samantha fehlt ihm auf unerklärliche Weise. Es ist gut etwas Abstand zu halten. Sonst bricht sie ihm wirklich noch das Herz. Er wusste dass es passieren kann und hat es in Kauf genommen. Dann fällt Samanthas Blick auf seinen und sie lächelt ihm zu. Er tut es ebenfalls aber geht nicht in ihre Richtung. Ihr Lächeln ist offen und ihm gefällt ihr Lächeln weil ihre Augen dabei so strahlen. Vermutlich weiss sie gar nicht wie sie auf Männer wirkt. Sie ist klein, hat aber eine unglaubliche Ausstrahlung. Eigentlich kann man sich ihrer gar nicht entziehen. Wenn sie die Haare offen trägt ist sie noch atemberaubender. Auch fällt ihm auf dass sie heute gar keine hohen Absätze trägt. Normalerweise trägt sie diese unheimlichen High Heels. Vermutlich nur damit sie grösser wirkt. Dabei hat die es gar nicht nötig, vielleicht sagt er ihr das Mal.
Auch Alexandra war von ihr angetan obwohl sie gar nicht viel miteinander geredet haben. Und Alexandra ist alles andere als nett zu fremden. Gestern hatte seine Schwester wohl einen guten Tag und hat sich zurückgehalten. Ansonsten ist sie ziemlich zickig und kaum aus zu halten. Er selbst hat sich schon ziemlich geschämt mit seiner Schwester als Begleiterin. Vielleicht war es gut dass Valentin mit dabei war.
Kurze Zeit später klingelt sein Internes Telefon und er darf zu einem Mitarbeiter der einen wütenden Kunden auf der Abteilung hat. Manche Dinge kann nur ein Chef lösen. Meistens dann wenn es um Prozent oder sonstige Abschreibungen geht. Vermutlich ist es eine Aktion und der Kunde möchte den Artikel noch günstiger erwerben oder es handelt sich um ein Ausstellungsstück dass der Kunde – natürlich mit Preissenkung – günstig erwerben kann. Ihre Kunden sind da sehr kreativ. Samstags ist das die Regel, nichts spektakuläres. Nur nervenaufreibend. Das gehört nun mal zu seinem Job.
Der Kunde ist König!
Also schnauft er kurz durch und geht lächelnd los. Er hat schon jedes Problem gemeistert.
Sam ist stolz darauf dass Markus- also die Geschäftsleitung- immer noch dieselben Kleider tragen wie die Angestellten. Anscheinend sind sie dabei geblieben. Schön. Das muss sie ihm bei Gelegenheit sagen. Als sie ihn gesehen hat war sie überrascht dass er nicht zu ihnen herüber gekommen ist. Sie fand er sieht irgendwie melancholisch aus.
Als er gegangen ist hat sich ihr Magen beruhigt und sie widmet sich voll und ganz ihrer Freundin Esra zu die so ihre Ideen hat. Dann marschieren sie weiter zum Marktplatz und laufen hin und her von Geschäft zu Geschäft. Auch Sam findet die Babykleidchen richtig süss. Bei so viel verschiedenen Kleidern kann man sich doch fast nicht entscheiden. Doch irgendwann ist bei Esra die Puste aus und Melissa hängt sich ans Handy um die Männer an zu rufen. Schliesslich treffen sie sich in einem kleinen Kaffee etwas abseits vom Trudel. Stolz übergibt Esra nun Emilio die Taschen die er ab nun tragen darf. Rasch haben sie einen kleinen Tisch gefunden an dem sie Platz haben. Sie bestellen Kaffee, Limonade und Sam einen Tee. Dabei hört Sam den vieren zu wie sie sich über ihre Kinder, die Schule oder Kinderhort unterhalten. Wieder ein Gesprächsthema das Sam zwar interessant findet jedoch nicht mitreden kann. Immer wieder stösst sie auf solche Momente. Das wird sich auch nicht ändern wenn sie einen Partner hat. Vielleicht bekommt ja ihr Bruder auch bald Kinder und macht ihre Mutter glücklich. Als sie begreift in welche Richtung ihre Gedanken abschweifen trinkt sie den letzten Schluck ihres Tee’s. Plötzlich wird es ernst und Emilio und Esra nehmen sich bei der Hand.
„Also wir zwei haben uns Gedanken gemacht wer die nächsten Paten unseres neuen Sonnenscheins sein könnten.“ Lächelt Esra in die Runde und Sam tippt gedanklich spontan auf Benedikt und Melissa. Die beiden sind perfekt.
„Benedikt und Samantha, würdet ihr euch das zu trauen?“ Spricht jetzt Emilio und lächelt die beiden an. Wie erwartet ist Ben nicht so überrascht wie sie selbst.
„Natürlich könnt ihr darüber in Ruhe nachdenken, ihr müsst uns nicht jetzt eine Antwort darauf geben.“
Benedikt bedankt sich für diese Ehre und möchte sich gerne die Zeit nehmen um in Ruhe darüber nach zu denken. Schliesslich ist er schon zwei Mal Pate. Aus diesem Grund schliesst sich Sam seiner Meinung an und wünscht sich diese Auszeit um sich ein Paar Gedanken darüber zu machen. Dann ist es Zeit nach Hause zu gehen da die Geschäfte auch bald schliessen. Sie verabschieden sich herzlich und die Freundinnen umarmen sich.
„Hey süsse, lass dir so viel Zeit wie du willst um dich zu entscheiden. Und wenn es für dich zu viel ist noch ein Patenkind zu haben, sag‘s ruhig ich versteh das.“ Nimmt Esra ihr etwas druck weg. Denn tatsächlich weiss sie nicht so genau ob das für sie stimmt. Ohne eine Einkaufstasche schlendert sie zur Bushaltestelle und trifft überraschender Weise auf Valentin und Alexandra.
„Oh, hallo. Ich dachte ihr seid schon weg.“ So hat ihr es Cyril zumal erzählt.
„Wären wir auch aber wir haben die Zeit vergessen und nun sind wir so weit“, lächelt Valentin und zückt die Autoschlüssel.
„Wir haben uns verlaufen“, kontert Alexandra und Valentin schmeisst nach: „Vielleicht verzettelt.“
„Wie auch immer, jetzt sind wir auf dem richtigen Weg.“
Sam spürt dass die zwei etwas genervt sind und will sich verabschieden. Dann zieht Alexandra, Sam am Oberarm etwas auf die Seite und flüstert: „Falls es dich interessiert ist Markus heute Abend allein zu Hause.“
„Danke aber ich hab schon Pläne“, flunkert Sam und Alexandra rollt mit den Augen.
„Falls es dich interessiert ist die Gorgonzola seine Lieblings Pizza. Er mag dich, sei nett dann bin auch ich nett zu dir.“
„Das ist jetzt ein Scherz“, Sam ist sich nicht sicher aber anders kann sie sich das ganze Theater nicht vorstellen. Sie kneift unsicher ihre Augen zusammen. Dann Lächelt Alexandra über das ganze Gesicht.
„Du bist Klever. Entschuldige. Wollte nur dass du es weisst. Ausserdem entschuldige den Empfang in seiner Wohnung.“
„Wieso, du wusstest ja nicht dass ich eine Freundin von ihm bin. So lange wohnt er ja noch gar nicht hier.“
Alexandra schmunzelt und schüttelt leicht ihren Kopf.
„Er hat mir von seiner Bettgeschichte erzählt und da er dich beschrieben hat war ich vielleicht etwas im Vorteil und habe dich auflaufen lassen.“
Da fällt es Sam wie von den Schuppen. Alexandra hat sie absichtlich so behandelt damit sie sich so dumme Hintergedanken macht. So ein Biest!
„Entschuldigung angenommen“, sieht sie Alexandra misstrauisch an und Valentin legt seine Arme auf ihren Schultern ab und hackt nach: „Sind die Mädels fertig. Alles geklärt. Ich möchte noch los fahren wenn es hell ist. Falls das nicht in Frage kommt geh ich lieber wieder zu Cyril und mach dort unanständige Dinge.“
„Phu… keine Details“, bittet Alexandra.
Das bringt Sam auch zum Lachen und sie verabschiedet sich. Eigentlich muss sie sich beeilen und steigt lächelnd ein.
Was für eine Verrückte Familie!
So sind Familien einfach.
Jeder für jeden, alle für alle.
Zu Hause überlegt sie ob sie Cyril anrufen soll um mit ihm ab zuhängen. Dann kommt ihr Philipp in den Sinn aber den schliesst sie vorsichtshalber aus. Vermutlich würde er ihr die ganze Zeit von Lara vorschwärmen. Das muss nicht sein.
Ihre Freundinnen hat sie bereits gesehen und kann sich nicht vorstellen dass sie nochmal mit ihr Zeit verbringen wollen. Genau genommen kann sie sich da aber gehörig täuschen. Trotzdem fällt es auf Markus zurück.
Plan A: Pizza Grogonzola bestellen und zu Markus gehen.
Plan B: Wenn A nicht funktioniert, dann Cyril.
Einen Plan C hat sie nicht und hofft dass einer der Pläne für sie aufgeht. Umziehen macht keinen Sinn, also bestellt sie die Pizza zum Abholen und macht sich auf den Weg zum Bus. Eigentlich hätte sie genau genommen auch gleich in der Stadt bleiben können. Heute macht sie sozusagen einen Leerlauf.
Was soll’s!
Zielstrebig geht sie zur Pizzeria, bezahlt und macht sich zu Fuss auf den Weg. Wieder ertappt sie sich dabei dass sie seltsam nervös ist. Sie weiss nicht warum aber in ihrer Handtasche hat sie ihre Reisezahnbürste eingepackt. Nur so für den Fall dass sie bei Markus übernachten kann. Rasch steht sie in der Multergasse siebzehn und sieht hinauf. Bei ihm brennt Licht, also ist er zu Hause! Wieder hat sie das Gefühl, während sie die Treppen hoch steigt, ihr Herz rutscht ihr in die Hose. Ist sie feige?
Dann steht sie erneut vor seiner Haustüre und klingelt. Dabei schliesst sie ihre Augen. Kurze Zeit später hört sie wie jemand den Schlüssel dreht und dann geht die Türe auf.
Markus! Er steht etwas zerzaust vor ihr in seinen legeren Trainingsanzug der zum kuscheln einlädt.
„Hey, hab Pizza dabei.“ Was für eine Lahme Begrüssung aber etwas anderes wollte nicht über die Lippen.
„Belag?“ Sieht er sie herausfordernd an und sie argumentiert: „Gorgonzola!“
„Du darfst herein kommen.“
„Sehr grosszügig.“
„So bin ich eben“, schmunzelt er und dann steht Sam in seiner Wohnung. Die Diele ist sehr klein und von dort kommt man direkt in die offene Wohnküche mit Wohnzimmer. Er hat vorwiegend schwarze Möbel. Doch auch er hat wohl eine Vorliebe für antike Dinge wie Uhren oder Sessel. Aus diesem Grund schmunzelt sie in sich hinein. Ob es ihm bei ihr genau so ergangen ist. Schliesslich legt sie die Pizza auf den Tisch und er hilft ihr aus der Jacke.
„Gorgonzola ist meine Lieblingspizza.“
„Ich weiss.“
„Woher?“ Ist seine Frage dann zeigt er auf den Stuhl auf den sie sich setzen soll. Dann holt er ein Messer und setzt sich auch hin.
„Ich habe meine Quellen, die ich dir nicht preisgeben kann. Ausserdem hast du das letzte Mal dieselbe bestellt wie ich.“ Grinst sie in seine Richtung.
„Verstehe.“ Nickt Markus anerkennend und beginnt die Pizza zu schneiden. Sam ist froh dass er so unkompliziert ist. Es fühlt sich so angenehm an ohne Druck und ohne Erwartung. Gemeinsam Essen sie die Pizza bis Markus fragt: „Was möchtest du gerne trinken.“
„Hast du Wein da?“
„Shira oder Primitivo?“
„Hm…, ich bin für Shira aber mag sein dass ich dann rasch einschlafe.“
Also holt er zwei wunderschöne gebauchte Weingläser und seinen Shira den er zuvor geöffnet hat und schenkt ein. Im Hintergrund läuft noch der Fernseher und Sam fragt nach: „Was siehst du dir an?“
„Bin eigentlich noch am durch zeppen.“ Er grinst und möchte jetzt wissen: „Was tust du hier?“
„Pizzakurier.“ Ihr Tausendwatt Lächeln.
„Kuriere gehen nach der Bezahlung.“
Ihre Schulter zuckt auf. Was soll sie ihm bloss als Antwort geben. „Ich weiss es nicht so genau. Ich hatte Plan A, das bist du und Plan B wäre Cyril gewesen.“
„Aha und was machen wir jetzt?“
„Mein Plan ist nicht durchdacht.“
„Ich bin ziemlich K.O, hatte einen strengen Tag, wenn du möchtest können wir zusammen TV sehen.“
„Also kein Ausgang?“
„Kein Date.“
„Kein Sex.“
Er lächelt warm. „Heute nicht.“
„Und wenn ich vor dem Fernseher einschlafe?“
Er reibt sich die Augen steht auf und geht um den Tisch bis er bei ihr steht und sie bittet: „Steh mal auf.“
Also legt sie ihr Stück Pizza hin und tut worum er sie bittet dann nimmt er sie einfach in den Arm und sie schlingt ihre Arme um seine Taille. Es tut so gut! Genau das was sie braucht.
„Willst du reden?“ Ist seine Frage einfach aber direkt und sie schüttelt ihren Kopf. „Nein, lieber nicht.“
Dann nimmt er ihren Kopf in seine Hände und mahnt sie: „Du kannst auf dem Sofa einschlafen oder im Bett. Egal, du bist jederzeit willkommen.“
„Gilt das für jede deiner Freundinnen?“
„Hätte ich mehrere Freundinnen wie dich vermutlich ja.“
Wieder ist er ehrlich und Sam schätzt das so an ihm. Er hat es einfach nicht nötig etwas zu beschönigen. Dann küsst er sie sanft auf ihre Lippen und sie erwidert seinen sanften Kuss.
Plan A war genau richtig, schiesst es ihr durch den Kopf.
Dann nimmt er seinen Wein und bittet sie mit zu kommen. Doch zuerst muss sie ihre Schuhe ausziehen und geht danach mit dem letzten Stück Pizza zu ihm auf das Sofa. Er sieht wirklich müde aus.
„Hattest du einen strengen Tag?“
„Eher eine strenge Woche, wenn meine Schwester auf Besuch ist, ist immer was los.“
„Ich hab sie nochmal gesehen und sie hat mich gemahnt nett zu dir zu sein sonst sei sie nett zu mir.“
Markus rollt seine Augen. „Ja sie ist manchmal etwas speziell, meint es in der Regel jedoch nur gut.“
„Kein Ding, wir haben uns ausgesprochen. Ausserdem ist sie meine Quelle betreffend Gorgonzola.“
Sofort hält er seinen Zeigefinger auf ihren Mund und mahnt: „Man gibt seine Quelle nicht preis. Unter keinen Umständen.“
„Oh, entschuldige. Bin noch neu im Geschäft.“
Das bringt auch ihn zum Lachen und er erzählt etwas von seinem Tag mit den aufreibenden Kunden. Ausserdem erzählt er ihr auch dass Rosa dachte sie sei da um das Personal zu prüfen. Das bringt dann auch sie zum Lachen.
„Aber doch nicht an einem Samstag.“
„Habe ich mir auch gedacht, wollte ihr jedoch die Illusion nicht nehmen. Sie hat sie so sehr bemüht.“
Die beiden kichern und er sieht ihr tief in die Augen, sodass es ihr den Magen zusammen zieht. Er streichelt ihr Gesicht und gesteht: „Es tut mir leid. Ich muss ins Bett. Willst du bleiben oder gehst du nach Hause.“
„Ich bleibe.“ Dann ein leises aufstöhnen. „ Jedoch gestehe ich dir dass ich an eine Zahnbürste gedacht habe aber nicht an ein Nachthemd. Hast du mir was an zu ziehen?“
Er findet sie so süss, sagt es ihr jedoch nicht.
„Von mir aus darfst du nackt schlafen.“
Sie kichert. „Da hätte ich lieber ein Shirt.“
Er stellt seinen Fernseher ab da sie eh nur geredet haben und gar nicht in die Glotze geguckt haben. Als nimmt er sie einfach an die Hand und führt sie in sein kleines Schlafzimmer. Seine Wohnung ist nicht gross, für ihn reicht sie allemal und ist super Central. Dann kramt er in seinem Schrank nach einem Shirt das er nicht so oft anzieht. Das ist rasch gefunden und er streckt es ihr hin. Eigentlich hat er nicht damit gerechnet dass sie sich vor ihm auszieht, doch sie tut es. Wieder überrascht sie ihn. Langsam streift sie ihre Klamotten ab und bittet ihn ihren BH zu öffnen. Fast wie hypnotisiert tut er worum er gebeten wird. Dann zieht sie sein Shirt lächelnd an. Wäre er nicht so müde würde er sie einfach hier auf der Stelle nehmen. Sie bringt ihn noch um seinen Verstand.
Zusammen gehen sie zurück in das Wohnzimmer und er schenkt Wein nach. Nach diesem Glas Wein putzt er seine Zähne und möchte ins Bett. Sie wartet bis er im Badezimmer fertig ist und putzt dann ihre Zähne. Dann schleicht sie sich in sein Zimmer. Er schmunzelt. Dabei schlägt sie ihr Bein an und das eine oder andere „Au“, ist zu hören. Als sie sich in sein Bett kuschelt zieht er sie an sich und schnuppert in ihren Haaren. Ja, das ist Sam, diesen Geruch kennt er. Seiner Meinung nach riecht sie sehr weiblich.
Rasch schläft er ein.
Als er erwacht liegt er allein im Bett. Tatsächlich ist er fast etwas endtäuscht. Sein Shirt hat sie brav zusammengelegt und auf ihr Kopfkissen gelegt. Gähnend steht er auf, streift sich seine bequemen Hosen über und geht ins Badezimmer. Da stellt er fest dass sie auch ihre Zahnbürste bei ihm liegen gelassen hat. Amüsiert schmunzelt er. Doch wo ist sie hin? Gerade als er ins Wohnzimmer gehen möchte um aus dem Fenster zu sehen klingelt es an seiner Haustür. Neugierig öffnet er und Sam steht strahlend da mit frischen Brötchen.
„Du brauchst doch nicht zu klingeln“, lässt er sie herein und versteht gar nicht warum sie immer noch so unsicher ist. Ohne einen Kommentar geht sie in die Küche und legt die Brötchen auf den Tisch. Nachdem er die Haustür geschlossen hat zieht er sich kurz ins Badezimmer zurück. Er muss mal.
Als er zurückkommt steht sie da mit verschränkten Armen und fragt nach: „Gibt’s bei dir Kaffee.“
„Klar“, dann macht er seine kleine Kaffeemaschine an und sieht zu ihr hinüber. Er muss erwähnen: „Du kannst dich in Meiner Wohnung frei bewegen und darfst einfach nehmen was du braust.“
„Das fällt mir schwer“, ein Schulterzucken.
Er muss fast darüber grinsen dass sie beide heute Morgen so steif sind. Also geht er auf sie zu und hält sie fest. Wie vermutet schmiegt sie sich an ihn.
Er will sie, hier und jetzt!
Seine Lippen fahren ihren Hals hinunter und sie stöhnt kurz auf. Langsam schält er sie aus ihrer Kleidung bis sie wieder in ihrer hübschen Unterwäsche da steht. Dann nimmt sie ihn an der Hand und läuft ins Schlafzimmer. Sie hat Recht, sie haben Zeit und im Bett ist es einiges bequemer. Heute will er sich Zeit lassen um sie an zu sehen und zu geniessen. Ihr Blick wirkt träumerisch als wäre sie in einer anderen Welt. Er bedeckt sie mit seinen Küssen und sie biegt sich ihm entgegen. Zwischendurch pellt er das Kondom raus und streift es sich über. Auch ihre Hände sind überall und dann sitzt sie auf ihn drauf. Anscheinend kann sie nicht warten und zusammen geben sie sich ihrem Rhythmus hin bis sie Erlösung finden.
Noch bebend liegt sie auf ihr und er hält sie fest. Dabei streichelt er über ihr Haar und küsst sie auf die Stirn. Auch er ist schlaff und möchte sich einen Moment lang nicht bewegen.
Trotzdem ist er neugierig.
„Bleiben wir bei den Kondomen oder nimmst du die Pille?“
Also rollt sie sich von ihm runter und sieht ihn an mit ihrem noch etwas verklärtem Blick.
„Macht es dir etwas aus wenn wir bei den Kondomen bleiben?“
„Nein, aber aus welchem Grund?“
Sie überlegt ob sie ehrlich sein soll. Das was sie ihm zu sagen hat klingt vermutlich doof.
„Dann hab ich nicht die Sauerei.“
Wie erwartet sieht er sie erstaunt an und grinst dann breit.
„Du bist ja vielleicht bequem.“
„Sozusagen. Schliesslich wissen wir nicht wie lange wir uns Sexuell noch anziehend finden und extra mit der Pille an zu fangen lohnt sich für mich nicht.“
Dazu sagt er nichts sondern steht auf, nimmt seinen Trainingsanzug und geht ins Badezimmer. Sie sieht ihm nach und guckt wieder auf seinen knackigen Arsch. Dann hört sie die Dusche und fragt sich ob sie auch darunter soll. Doch sie lässt es bleiben und zieht sich wieder an. Jetzt hat sie Hunger und möchte Essen. Also geht sie in die Küche und überlegt wo er die Kaffeetassen versteckt hat.
Doch schon steht Markus hinter ihr und öffnet einen Schrank und hält ihr die zwei Tassen hin. Sie lächelt und geht zur kleinen Kaffeemaschine um die Tassen darunter zu stellen. Markus stellt sich hinter sie und hält sie um den Bauch fest. Dann bekommt sie wieder einige Küsse am Hals und es kribbelt an ihrem ganzen Körper. Himmel ist das schön!
Ein klingeln unterbricht die Idylle. Es ist ihr Handy das klingelt, also löst sie sich von Markus und kramt es aus ihrer Desigual Handtasche und nimmt ab.
Es ist Philipp der heute den Abend mit ihr verbringen möchte. Einen Augenblick fällt ihr Blick auf Markus und sie weiss nicht so recht was sie antworten soll. Als Philipp jedoch erwähnt er würde gerne mit ihr zusammen bei ihr Kochen gibt sie nach und sagt zu. Sie mag das wenn man zusammen kocht.
„Wer war das?“, fragt Markus nach und stellt den Kaffee auf den Tisch. Mittlerweile hat er den ganzen Tisch gedeckt und sie kann sich nur noch hinsetzten.
„Philipp, wir kochen heute Abend zusammen.“
Den Blick den Markus jetzt drauf hat kann Sam echt nicht beurteilen. Er mustert sie einfach und sagt nichts dazu. Dann nimmt er ein Brötchen und beisst rein. Wortlos Frühstücken sie bis Sam nachfragt: „Was hast du heute noch vor?“
„Vermutlich gehe ich noch ins Fitnessstudio.“
„Du machst also Sport.“
„Wenn es die Zeit erlaubt schon. Ausserdem hilft es mir wenn ich mich bei der Arbeit zu sehr aufrege, dann kann ich mich abreagieren.“ Dann sieht er ihr tief in die Augen und ihr Magen meldet sich sofort wieder. Dann schmunzelt er. „Obwohl ich heute ja schon Fitness hatte.“
Eigentlich wissen sie nicht viel voneinander. Ausser dass sie im Bett gut zu einander passen. Sie weiss nicht was seine Vorlieben sind und wie viel Geschwister er hat. Seltsamer Weise fragt er auch nie nach. Er hält eine gewisse Distanz und trotzdem gibt er ehrlich Antwort wenn sie ihn etwas fragt. Ein seltsames Abkommen dass sie miteinander haben.
„Wollen wir eigentlich mal unsere Telefonnummern austauschen?“
Er schmunzelt. „Können wir.“
Nach dem späten Frühstück räumen sie zusammen den Tisch ab und er drückt sie plötzlich gegen die Küchenkombination. Sein Kuss ist fordernd, doch dann lässt er von ihr ab und gibt ihr einen Klapps auf ihren Hintern. Als die Küche wieder glänzt und sie ihre Nummern ausgetauscht haben zieht Sam ihre Schuhe an.
„Ich mache mich dann mal wieder auf den Weg.“
„Tu das.“ Dann nimmt er sie wieder an der Taille und küsst sie auf die Stirn.
„Möchtest du heute Abend auch zu mir und mit uns kochen? Ich mag das wenn man zusammen kocht.“
Ein Lächeln huscht über seine Lippen. „Danke, aber ich bin verabredet für ins Kino.“
„Oh“, ist sie überrascht und überlegt ob sie ihn fragen soll mit wem er den heute den Abend verbringt. Doch eigentlich hat sie kein Anrecht darauf. Stattdessen fragt sie nach: „was guckt ihr euch an?“
„Wissen wir noch nicht so genau. Das entscheiden wir spontan.“
„Oh.“ Mehr fällt ihr nicht dazu ein? Also hält sie den Schnabel und Markus erwähnt: „Bestell Philipp Grüsse und sieht zu dass er seine Finger von dir lässt.“
„Verstehe, unsere Regeln.“
„Genau“, schmunzelt er erneut.
„Wie steht es mit küssen? Darüber haben wir noch nicht gesprochen.“
Ein Schulterzucken und er lässt sie los. „Das musst du selbst wissen.“
„Keine Regeln?“
„Doch, aber ich habe das Gefühl du schwimmst gegen den Strom wenn ich zu viele Regeln aufstelle.“
Kennt er sie wirklich schon so gut? Kann das sein?
Also zieht sie sich die Jacke an und nimmt die Handtasche. Währendem sucht Markus nach etwas und kommt dann nochmal auf sie zu mit einem Schlüssel.
„Hier, damit kannst du jederzeit zu mir wenn es dir nach mir verlangt.“
„Gehst du jetzt damit nicht etwas zu weit?“
Ganz ehrlich, sie weiss nicht was sie davon halten soll.
„Warum?“
„Ich meine, du fragst mich nie nach persönlichen Dingen. Unsere Sexbeziehung ist ziemlich oberflächlich und jetzt willst du mir, deinen Schlüssel geben. Erwartet du mich jetzt jeden Abend bei dir? Ich bin doch keine Maitresse!“
„Warum bist du jetzt so aufgebracht.“ Er scheint sie wirklich nicht zu verstehen. „Ich habe es nicht gerne kompliziert. Habe dir ja auch gesagt du kannst dich frei in meiner Wohnung bewegen. So bin ich nun mal. Und du musst den Schlüssel ja nicht nehmen wenn es dir zu früh ist. Kein Ding, es war nur ein Angebot.“
Es zeigt ihr wie gut sie daran tun ihre Beziehung oberflächlich zu halten. Sie mag nicht streiten, trotzdem nervt er sie gerade gehörig. Natürlich kann er sie nicht verstehen, er wohnt als Mann ja auch auf einem anderen Planeten. Er dreht das Ganze jetzt so dass sie sich schlecht fühlen soll. Nicht mit ihr. Ohne ein Wort zu sagen nimmt sie den Schlüssel an sich und steckt ihn ein. Dann folgt ihr Tausendwatt Lächeln und sie geht einfach. Doch Markus reagiert rasch und hält sie am Arm fest.
„Du bist echt etwas schwierig.“ Dann zieht er sie an sich und sie blickt in diese wunderschönen Schoko braune Augen.
„Natürlich bist du keine Maitresse, ich mag dich echt gut leiden. Vielleicht sogar etwas zu sehr und wenn du bereit bist können wir uns gerne näher kennen lernen. Aber die Distanz schützt mich - uns“, ein Schulterzucken, „vielleicht etwas bevor einer von beiden im Begriff ist sich bis über die Ohren zu verlieben.“
Dann folgt ein sanfter Kuss und er lässt sie los. Gedanken versunken geht sie langsam die Treppen herunter. Hat er ihr jetzt gerade durch die Blumen erklärt dass er im Begriff ist sich in sie zu verlieben. Sie hat es gewusst, sie wird ihm das Herz brechen. Nicht heute, nicht jetzt – aber eines Tages!
Genau das wollte sie doch nicht.
Wie konnte sie nur den Schlüssel annehmen.
Wie konnte sie sich überhaupt nur auf ihn einlassen.
Wie kommt sie jetzt am besten da wieder heraus ohne dass es blutende Herzen hinterlässt?
Zielstrebig geht sie zur Bushaltestellt und wartet bis der Bus kommt. Dabei beobachtet sie die anderen Personen die warten. Heute scheinen nur Pärchen unterwegs zu sein. Sie rollt ihre Augen und ist froh in den Bus einsteigen zu können der sie fast vor die Haustür bringt. Die letzten Meter geht sie zu Fuss.
Als sie in der Wohnung steht und ihre Jacke aufhängt nimmt sie ihre Tasche und holt Markus Schlüssel raus.
Was soll sie jetzt damit?
Sie beschliesst seinen Schlüssel an ihrem Schlüsselbunt fest zu machen. Nicht dass sie ihn noch verliert. Dabei stellt sie überrascht fest dass sie noch einen Schlüssel zu Philipps Wohnung hat. Also löst sie diesen vom Schlüsselbunt und legt ihn auf die Küchenkombination damit sie nicht vergisst ihn Philipp heute Abend zu übergeben.
Da Philipp sich um die Esswaren kümmert und sie gebeten hat einen guten Wein auf zu treifen sieht sie mal nach was sie denn da noch hat. Zufrieden stellt sie fest dass sie noch drei Flaschen da hat. Da Morgen wieder gearbeitet wird geht sie nicht davon aus dass sie alle Flaschen killen.
Eigentlich hätte sie Zeit zu Joggen. Darauf hat sie jedoch keine Lust und beschliesst ein Bad einlaufen zu lassen. Schliesslich ist es ja erst dreizehn Uhr und bis Philipp um achtzehn Uhr kommt hat sie noch etwas Zeit. Sie geniesst das Bad in vollen Zügen, tatsächlich döst sie dabei etwas ein. Das war sehr entspannend. Ihre Gedanken kreisen um ihr Geschäft. Ausserdem ist sie gespannt wie viel Arbeit auf sie zu kommt nach zwei Wochen Ferien. Das hat sie sich schon lange nicht mehr gegönnt und sie muss gestehen sie ist richtig erholt. Das Marco seine Arbeit im Kielmann’s gut macht, davon war sie überzeugt. Es jedoch mit Gewissheit zu wissen ist was anderes. Auch wenn Markus sie gebeten hat Marco nichts davon zu erzählen beschliesst sie ihren Mitarbeiter vielleicht doch schon mal vorgängig zu loben. Schaden tut es bestimmt nicht.
Nach dem entspannenden Bad putzt sie ihre Wohnung. Da sie nicht viel zu Hause war gab es auch nicht viel Dreck und sie ist rasch damit durch. Dann stellt sie den Radio ein und hört den Lokalen Radiosender. Sie bringen gerade die Wetter Voraussichten. Die nächste Woche soll verregnet sein. Wie schade! Wieder so ein verregneter Frühling. Darauf hat sie keinen Bock. Zum Glück hatte sie traumhaftes Wetter in den Ferien.
Punkt achtzehn Uhr klingelt es an ihrer Haustür und sie lässt Philipp eintreten. Er hat gute Laune und grüsst sie auf die Wange zur Begrüssung. Dann stellt er die Einkaufstüte auf den Tisch und erklärt: „Vorspeise frischer knackiger Salat an selbst gemachtem Dressing und dann Lasagne.“
„Gute Idee, willst du vorab ein Bier? Habe gerade noch zwei da. Danach gibt’s roten.“
Fragt sie ihn als er seine Schuhe und die Jacke in ihrer Garderobe versorgt.
„Gern.“
Strahlend kommt er zurück stosst mit ihr an.
Dann packen sie seine Einkaufstüte aus und er meint: „Was übernimmst du?“
„Egal, sag du es mir.“
„Ich beginn mit der Salatsauce, schneid du mal den Salat.“
„Abgemacht.“
Da Philipp sich in ihrer Küche auskennt beginnen sie mit der Arbeit. Mit Philipp zusammen zu sein ist leicht, sie kennen sich ja auch schon einige Jahre. Als er an ihr vorbei schleicht um etwas zu holen küsst er sie auf den Kopf. Sie schmunzelt.
„Mach uns doch etwas Musik“, bittet er und sie überlegt. Da die beiden nicht den gleichen Musik Geschmack haben fragt sie nach: „Lokalradio?“
„Super.“, Er lächelt frech.
Im Lokal Sender läuft gerade ein Hardrock Musik und Philipp ist im Element. Den Eisbergsalat schneidet Sam mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Als das Lied fertig ist fragt Philipp nach: „Wie läuft deine Bettgeschichte?“
„Wie war es mit Lara?“
„Du weichst aus, erzähl.“
Da stöhnt sie kurz auf. „Ganz gut aber ich habe bedenken ob er sich nicht verliebt.“
Dann lacht Philipp laut auf und rührt mit dem Schwingbesen. Sam findet es zwar nicht so lustig. „Warum Lachst du so doof?“
„Lass mich raten, du spielst mit dem Gedanken ihn weniger zu sehen damit du ihm nicht das Herz brichst.“
„Woher weisst du das?“ Stellt sie die leere Bierbüchse zu Seite und nimmt einen Wein in die Hand den sie schon mal öffnet damit er atmen kann.
„Dass Markus dich mag war uns allen schon länger klar und jetzt wo du als Spätzünder es auch bemerkst, krebst du zurück. Das ist so Typisch für dich.“
„Ist es nicht“, steht sie direkt vor ihm und reckt ihr Kinn.
„Ist es wohl“, küsst er sie auf die Stirn. „Aber gut für mich, so habe ich vielleicht wieder eine Chance. Jetzt wo du die Vorzüge entdeckt hast von Freundschaft Plus.“
Sie schlägt ihm mit ihren Händen ein wenig auf die Brust: „Idiot!“
Er war gerade dabei Teller aus dem oberen Schrank zu nehmen und legt sie hin als er sie an sich zieht.
„Lass uns doch ins Schlafzimmer wechseln und dann einen Happen Essen.“
„Nö“, dann gibt sie ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und er lässt sie los. Dann beginnen sie mit der Vorbereitung zur Lasagne und trinken dabei schon etwas Rotwein. Ab und an jodeln sie zur Musik oder tanzen danach. Die beiden lachen viel und der Wein steigt ihnen zu Kopf. Irgendwann fragt Sam wieder nach Lara und Philipp erklärt: „Wir haben Spass und sehen mal wohin es führt. Wir gehen vielleicht zusammen mal an ein Swinger Treffen.“
„So, so. Scheint als hätte Esra recht behalten.“
„Womit?“
„Sie hat mir zugeflüstert dass sie denkt das mit euch könnte passen.“
Dann schieben sie die Lasagne in den Ofen und er sieht sie an.
„Eifersüchtig?“
„Nein.“ Schmunzelt sie ihn an und ihm kommt ein: „Scheisse“, über die Lippen. Dann nimmt Sam den Rotwein und er den Salat und sie sitzen an den Tisch. Denn solange die Lasagne im Ofen ist können sie ja mit dem Salat beginnen. Dann muss Sam wissen: „Warum Scheisse?“
„Du bist über mich hinweg und bis über beide Ohren verliebt.“
Wieder schmunzelt sie ihn an. „Über dich Hinweg, vermutlich. Verliebt“, eine kleine Denkerpose, „eher nicht.“
„Himmel, du belügst dich.“
„Nein.“
Er weiss wie hartnäckig sie sein kann darum sagt er lediglich: „Wir werden sehen. Ich mag Markus also gib etwas sorge zu ihm und brich ihm nicht gleich das Herz.“
„Ich bin im Gegensatz zu dir keine Herzensbrecherin.“
„Stimmt, ich bin eher ein Herzensbrech-er.“
Sam schüttelt ihren Kopf und geniesst ihren Salat.
Als er Sam die Lasagne aus dem Ofen holt und sie auf den Tisch stellt holt er die nächste Flasche Wein und schenkt ein. Mittlerweile hat Sam das Gefühl sie hat schon einen im Gesicht. Bevor sie die Gabel mit Lasagne in den Mund schiebt fragt sie bei Philipp nach: „Willst du eigentlich keine Kinder?“
Fast Fassungslos sieht er sie an. Er braucht einen Moment bis er erklärt: „Doch natürlich und du wärst diejenige gewesen mit der ich mir eine Familie gewünscht hätte.“
Nun folgt ein seltsames Schweigen und sie könnte sich selbst in ihren Allerwertesten beissen ihm diese Frage gestellt zu haben.
Er bricht das Schweigen. „Wie kommst du auf die Idee?“
„Mit deinem Lebenswandel stelle ich mir das schwierig vor.“
„Nicht wenn beide es akzeptieren können. Und daran sind wir zerbrochen.“ Er zuckt mit der Schulter auf.
„Entschuldige, ich versau uns die gute Stimmung.“
„Nein, gewisse Dinge sind besser auszusprechen als Jahrelang in sich hinein zu fressen.“
„Bist du über mich hinweg?“
Diese Frage hat sie ihm noch nie gestellt. Da er jedoch in letzter Zeit viel darüber gesprochen hat sie wäre die EINE gewesen muss sie es ansprechen.
„Ich weiss es nicht so genau.“ Gibt er ehrlich zu und lächelt sie liebevoll an. „Es braucht Zeit und ich bin froh wenn wir so freundschaftlichen Kontakt beibehalten können. Ich brauch das.“
Wie schön dass Philipp heute nicht alles ins Lächerliche zieht und mal ehrlich ist. Es scheint fast so als hätten sie diesen Abend gebraucht.
„Ich geniesse es auch mit dir zusammen zu sein. Wenn auch nicht als Liebespaar.“
Er schmunzelt. „Reizt es dich noch mit mir Sex zu haben?“
Sam kichert. „Ab und an, heute nicht.“
Dann Essen sie ihre Lasagne und befinden sie als vorzüglich. Dann ist die zweite Flasche Wein auch schon zu Ende.
Gemeinsam machen sie noch die Küche bis dann alles wieder an ihrem Platz verstaut ist. Die Musik ist auch schon seit einer Weile abgestellt. Als Sam zu Philipp aufsieht zieht er sie zu sich und flüstert: „Jetzt habe ich ein Problem.“
„Erzähl.“
„Ich sollte nicht mehr Autofahren und da ich morgen frei habe…, könnte ich nicht bei dir übernachen?“
Sam lacht leise auf. Was für ein gerissenes Schlitzohr. Sie sieht jedoch ein dass er nicht mehr in sein Auto sitzen soll. Das wäre unverantwortlich und sie wird es sich nie verzeihen wenn ihm etwas geschieht. Also erklärt sie ihm: „Du nimmst das Sofa.“
Er zieht sie noch etwas näher und küsst sie auf die Stirn.
„Siehst du, du bist verliebt. Sonst hätte ich in dein Bett hüpfen dürfen.“
Automatisch schüttelt sie ihren Kopf und er lächelt sanft, schon fast zufrieden. Dieses Lächeln steht ihm ausgezeichnet. Zusammen gehen sie ins Badezimmer und sie drückt ihm eine Notfall Zahnbürste in die Hand. Mit ihm zusammen im Badezimmer ist ihr nichts peinlich. Sie kennt ihn und er kenn sie. Zusammen die Zähne putzen befindet sie als ziemlich persönlich. Mit Philipp zusammen ist es kein Problem, doch mit Markus kann sie das noch nicht. Da würde sie sich unwohl fühlen. Aber warum ist das so? Wieder sind ihre Gedanken bei Markus obwohl bei ihr einer der schönsten Männer steht den sie kennt. Vielleicht hat Philipp Recht und sie ist verliebt. Scheisse, das war nicht ihr Plan. Das kann doch gar nicht sein, sie will keinen Sofa, Kamin Hocker Pantoffelheld wie Markus! In Zukunft wird sie achtsamer sein.
Danach übergibt sie ihrem Freund ein Kissen und eine Decke damit er sich zudecken kann.
Als sie ihn da liegen sieht wird sie sich klar dass er keine gute Nach haben wird. Denn eigentlich ist das Sofa für ihn zu klein. Er wollte es ja nicht anders. Kopfschüttelnd kuschelt sie sich in ihr Bett. Sie ist so müde dass sie rasch ihren Schlaf findet.
Geburtstag
Am nächsten Morgen findet sie Philipp, schnarchend auf ihrem Sofa. Sie schmunzelt. Da er heute frei hat lässt sie ihn liegen und macht sich leise zu Rech. Dann legt sie ihm einen Hausschlüssel hin damit er abschliesst. Dazu schreibt sie ein paar Zeilen und legt ihm zusätzlich seinen Hausschlüssel hin. Dann geht sie schmunzelt und auf Zehenspitzen aus dem Haus.
Gut gelaunt kommt sie in ihrem Geschäft als erste an und sieht nach dem Rechten. Dann sieht sie die Notizblätter von Paula durch, dann sind die E-Mails dran. Plötzlich erhält sie eine SMS und sie sieht kurz darauf: Guten Morgen. Besteht die Möglichkeit dich heute Mittag kurz zu treffen, Gruss Markus.
Also überlegt sie kurz und schreibt zurück: „Ja, hol mich ab. Ich kann mich richten.
Sie wartet einen Moment da erscheint seine Antwort: Abgemacht.
Was er wohl von ihr möchte? Doch sie hat keine Zeit sich darüber den Kopf zu zerbrechen, sie muss an die Arbeit. Paula erscheint mit einem Chai Latte aus dem Starbucks und stellt ihn ihr mit den Worten: „Alles Gute“, auf den Tisch. Sofort erhellt sich Sam’s Mine, sie liebt den Chai Latte aus dem Starbucks.
„Vielen Dank.“
Dann tauschen sie die wesentlichsten Dinge aus und gegen Mittag hat Sam das Gefühl sie ist wieder a jour. Punkt zwölf Uhr klingelt es an der Bürotür und Markus erscheint. Er begrüsst die beiden höflich und Sam zieht ihre schwarze Jacke an und geht mit ihm mit.
„Was gibt es denn so dringendes“, fragt sie ihn als sie auf der Strasse stehen und sie endtäuscht feststellt dass es bald zu regnen beginnt. Der Himmel ist mit schwarzen Wolken bedekt.
Markus zückt ein kleines Geschenk hervor und drückt es ihr in die Hand. „Alles Gute zum Geburtstag.“
„Woher weisst du?“, ist sie irritiert und nimmt es verdattert an.
„Meine Quelle“, zwinkert er und Sam bleibt einen Moment die Sprache weg. Wie aufmerksam! Dann öffnet die ihr Geschenk und darin liegt die neueste CD von Celine Dion.
Das Album: Loved Me Back To Live.
Sie weiss gar nicht wie sie sich bei ihm bedanken soll. Sie hat sich diese CD so sehr gewünscht. Woher er seine Quelle hat ist im Moment egal. Dass er ihr diesen Gefallen macht berührt sie zu tiefst und sie fällt ihm um den Hals.
„Vielen Dank.“
„Gern geschehen. Erzählst du mir mal warum du deinen Geburtstag nicht feierst.“
„Vielleicht eines Tages. Nicht heute.“
Dann sieht sie noch mal auf die CD und kann es immer noch nicht fassen. Da erklingt plötzlich Philipps Stimme: „Ah da ist ja unser Geburtstagskind.“ Er umarmt sie und drückt sie an sich. Danach übergibt er ihr eine Geschenkpackung ihrer Lieblings Pralinen. Wieder bedankt sie sich und fragt sich was bloss mit den Männern heute los ist. Doch ihre gute Stimmung ist nicht von Dauer da Philipp ihr zusätzlich ihren Hausschlüssel mit den Worten: „Ich habe die letzte Nacht sehr genossen“, in die Hand drückt. Siegessicher grinst Philipp quer über sein Gesicht und verabschiedet sich so rasch dass Sam kurz zu Markus sieht der das Ganze Geschehen mit ansieht ohne ein Wort darüber zu verlieren. Auch er küsst sie zum Abschied flüchtig, wünscht ihr einen schönen Tag und geht davon.
Sam rollt mit ihren Augen. Philipp hat heute echt sein Bestes gegeben und dafür könnte sie ihn ungespritzt in den Boden rammen. Toller Geburtstag! Also zückt sie ihr Handy und schreibt Markus ein SMS: Zieh keine falschen Schlüsse. Zwischen Philipp und mir lief nichts.
Prompt kommt seine Antwort: O.K.
Sie steht immer noch etwas verloren auf der Strasse und fragt sie wie er das jetzt mein.
Ist das ein O.K wie; danke für deine Info.
Ein O.K für; bin froh dass da nix lief.
Ein O.K für; ist deine Sache oder ist mir egal!
Dieses kurze Wort versaut ihr noch den ganzen Tag. Sie schaut in ihre Tüte von Philipp und beschliesst dass das ihr Mittagessen sein soll. Also geht sie wieder in ihr Büro hoch wo Paula sie erstaunt ansieht und Sam erwidert: „Frag nicht!“
Zum Glück sind Marco und Stefi auswärtig tätig, vermutlich würde sie die beiden nicht auch noch ertragen. Also arbeitet sie und Paula den Mittag durch und an Feierabend sind die Pralinen weggefuttert. Da sie heute etwas länger gearbeitet hat und viele Geburtstagsglückwünsche beantwortet hat und ihr ausserdem das O.K von Markus nicht aus dem Kopf gehen will geht sie nach Feierabend in die Multergasse siebzehn. Mutig stapft sie die Treppen hoch, was sie schon fast als Fitness empfindet, hoch und verschnauft dann zuerst einmal. Vorsichtshalber klingelt sie an der Haustür, doch niemand öffnet.
Soll sie jetzt wirklich einfach hinein und dann?
Da sie schon mal da ist nimmt sie seinen Schlüssel und tritt ein. Überrascht stellt sie fest dass es ihr gar nicht so unangenehm ist wie angenommen bei ihr einfach so rein zu platzen.
Markus Tag war ganz in Ordnung. Nicht so streng wie am Samstag und er ist ziemlich ausgeruht. Ausserdem freut es ihn dass sich Sam so sehr über sein Geschenk gefreut hat.
Er hat sie Überrascht!
Das ist ihm gelungen!
Gut gelaunt schlendert er mit seinen Einkäufen die er am Mittag noch kurz getätigt hat nach Hause. Er weiss nicht was der Tag noch bringt, er spielt mit dem Gedanken noch ins Fitnessstudio hinüber zu gehen. Schliesslich steht er dann schon vor seinem Haus und geht die Treppenstufen hoch. Vor seiner Eingangstür stellt er erstaunt fest dass aus seiner Wohnung Celine Dion zu hören ist. Neugierig geht er hinein und entledigt sich seinen Schuhen und seiner Jacke. Dann nimmt er seine Tasche und stellt sie auf den Küchentisch.
„Samantha?“
Im selben Moment hört er die WC Spülung und sie erscheint kurz danach in der Küche. Sie sieht ihn durchringend an. Diesen Blick von ihr hat er noch nicht gesehen. Das ist neu. Ihre wunderschönen, grossen und klaren Augen blitzen ihn an. Ob sie ihn aus Erregung oder Ärger anblitzen ist ihm noch unklar. Also mustert er sie zunächst einmal.
Im nächsten Moment packt sie ihn und er hält sie um die Taille fest. Ihr Kuss ist fordernd und begierig. Nichts Zärtliches findet er darin und passt sich ihr an. Sie zerrt ihn sprichwörtlich in sein Schlafzimmer, als hätte sie Angst man würde ihnen durch das grosse Wohnzimmer fester zusehen können. Das amüsiert ihn doch dann fasst er ihn ihre Haare um sie erneut kräftig zu Küssen. Sie zerrt an seinen Kleidern und er reisst sie ihr auch fast ab, doch alles bleibt heil. Es bleibt keine Zeit für ein Vorspiel, sie will ihn, sie will ihn jetzt.
Also nimmt er sie ohne Rücksicht rücklings und dringt tief in sie ein. Sie stöhnt leidenschaftlich auf und dann dreht er sie um und sieht ihr in die Augen. Mittlerweile sind ihre Augen verhangen und sie gibt sich der gemeinsamen Leidenschaft hin. Erneut zeigt sie ihm dass er weitermachen soll. Er Lächelt und sie legt Sam sanft auf sein Bett während er sich ein Kondom überzieht. Die Pause ist lästig – jedoch notwendig.
Ihrer Stimmung tut es keinen Abbruch und sie geben sich ihrer Leidenschaft hin. Ohne sich gegenseitig etwas zu schenken bis sie ihren Höhepunkt erreichen und erlöst erschlaffen. Schliesslich liegt er auf ihr und stützt sich mit den Armen ab. Heue hält sie ihn fest umschlungen, das ist neu. Etwas hat sich verändert, er weiss nur noch nicht was.
Lächelnd sieht er in ihr Gesicht und sie spricht mit belegter Stimme: „Danke, das war ein nettes Geburtstagsgeschenk.“
„Jederzeit wieder.“ Dann küsst er sie auf die Stirn und zieht sich mit seinem Trainingsanzug in das Badezimmer zurück. Er weiss nicht genau aus welchem Grund sie ihn eigentlich besucht hat. Aber er will sich nicht beklagen, er freut sich dass sie heute aufgetaucht ist. Aber die Idee mit dem Fitnessstudio verwirft er heute. Mal sehen wie der Abend noch verläuft.
Sie bleibt erschöpft liegen, steckt sich und fragt sich wie sie sich jetzt verhalten soll.
Soll sie aufstehen und nach Hause gehen?
Oder soll sie noch etwas bleiben?
Warum stellt sie sich auch so blöd an. Dann hört sie Markus in der Küche hantieren. Er wird vermutlich seinen Einkauf einräumen. Also bleibt sie einfach liegen und kuschelt sich ein. Nachdem er bei Celine Dion, die im Wohnzimmer immer noch singt, die Stopp taste gedruckt hat ruft Markus aus der Küche: „Möchtest du was essen?“
„Was hast du denn zu bieten?“
„Kalte Küche. Brot und Aufschnitt, Käse.“
„Wenn ich dazu noch einen Tee kriegen kann wäre das toll.“
„Kein Problem.“
Sie dreht sich noch einmal und beschliesst dann sich wieder an zu ziehen. Wie einfach er es ihr jedes Mal macht sich wohl zu fühlen. Als sie in der Küche steht sieht sie dass er bereits alles gedeckt hat. Also sitzt sie ihm Gegenüber und erwähnt: „Das mit Philipp heute Mittag war blöd.“ Sie stöhnt auf. „Er bei mir auf dem Sofa übernachtet, wollte nur dass du…“ – „Du brauchst mir nichts zu erklären.“ Winkt er ab.
„Nein?“
„Ihr Frauen wollt immer alles ausdiskutieren. Aber da gibt’s nicht. Ich versteh Philipp.“
„Ach ja, klär mich auf.“ Bestreicht sie ihr Brötchen mit Butter und sieht ihn neugierig an. In seinem Gesicht sieht sie sehr wohl dass er keine Lust hat darüber zu sprechen. Schliesslich beugt er sich jedoch.
„Das ist Philipps Art damit um zu gehen. Gönn ihm doch den Spass.“
Ist das wirklich so einfach, fragt sie sich in diesem Moment. Und sie hat sich den ganzen Tag so über Philipps auftreten aufgeregt und Markus hat so überhaupt kein Problem damit.
„Ich versteh das nicht.“ Ist das einzige was sie darauf antworten kann und ihr Gegenüber schmunzelt.
„Kannst du auch nicht. Männer und Frauen sprechen nicht immer die gleiche Sprache. Habe da mal was von Venus und Mrs gehört“, er schüttelt amüsiert seinen Kopf, „egal. Meiner Meinung nach ist das auch gut so dass wir unterschiedlich ticken. Sonst wäre es nicht so interessant.“
„Naja, dann bist du vielleicht ab heute auch mein Dolmetscher in Sachen: rund um den Mann.“
Das bringt ihn wieder zum Schmunzeln.
„Ist heute nicht dein Spinning Abend?“, fragt er interessiert nach und sie gibt zu: „Doch, aber da ich Geburtstag habe und etwas anderes vor hatte habe ich abgesagt.“
„Das andere bin wohl ich.“
„Genau genommen haben wir uns ja auch körperlich betätigt. Das war Fitness genug.“ Sein Lächeln ist offen und er hackt nach: „Gehst du zu dir oder bleibst du über Nacht?“
Ein Schulterzucken bevor sie einen Schluck ihres Tees nimmt.
„Ich weiss nicht. Stör ich dich bei etwas?“
„Nein, ich seh meine Post durch. Schau mal was meine E-Mail Box meint und dann hau ich mich vor den Fernseher. Wenn du willst können wir uns einen Film zusammen ansehen.“
„Darf ich mir zuvor bei dir ein warmes Bad einlassen während du deinen Dingen nachgehst?“
„Natürlich.“
„Welchen Film möchtest du dir dann ansehen?“
Nun zuckt er mit der Schulter auf und sieht sie mit seinen schönen Augen an. Er hat ein breites Gesicht, hohe Wangenknochen, schmale Augen und einen sinnlichen Mund. Sein blick ist stechend und ihr Magen zieht sich zusammen.
Dann macht er eine Handbewegung und sie sieht hinüber.
„Dort habe ich meine DVD Sammlung. Such dir etwas aus, mir gefallen alle Filme.“
„Für welchen Film habt ihr euch gestern entschieden?“ Möchte Sam dann noch in Erfahrung bringen. Schliesslich ist sie schon etwas neugierig.
„Keinen, Rosa hat abgesagt, sie liegt kranke im Bett.“
Tusche, jetzt hat sie ihre Information die Sam haben wollte. Er war mit Rosa verabredet. Gut zu wissen.
Als die Küche wieder sauber ist lässt sich Sam das Badewasser laufen und legt sich in das warme Bad. Es tut gut und sie döst ein kleinwenig ein. Dabei hört sie Markus seinen privaten Dingen nachgehen und ertappt sich wie wohl sie sich fühlt. Schliesslich stellt er den Fernseher an und sieht sich die Tagesschau an. Da sie selbst keine grosse Zeitungsleserin ist schaut sie sich am Abend auch meistens die Tagesschau an. Da haben sie was gemeinsam. Als sie aus dem Bad steigt zieht sie wieder ihre Kleider an da sie keine bequemen Sachen da hat. Vielleicht sollte sie das nächste Mal etwas Bequemes mitnehmen. Doch die Aktion heute war ziemlich spontan.
Schliesslich sehen sie sich zusammen Fast & Forious Teil 1 an. Sieh sieht Vin Disel gerne, ausserdem ist es ein Film bei dem sie nicht studieren muss. Sie kann sich einfach berieseln lassen. Dass Markus der Film gefällt ist so was von logisch. Irgendwie scheinen alle Männer auf rasche Autos, Autorennen und Muskeln zu stehen.
Sam kuschelt sich zu Markus und er lässt sie gewähren. Ab und an streift er über ihre Haare. Und Sam findet es voll in Ordnung. Nach dem Film werden die Zähne geputzt, wobei Sam wieder darauf achtet dass sie dabei alleine ist und sie machen sich bereit für das Bett. Also zieht sie wieder ein Shirt an und legt sich hin.
Dann zieht er sie an sich und wünscht ihr eine gute Nacht.
Morgens um sechs klingelt sein Wecker und Sam schreckt auf!
Dann wirkt Markus ziemlich mechanisch. Er steht auf, hüpft unter die Dusche und sie bleibt noch einen Moment liegen. Schliesslich hat sie noch etwas Zeit. Als er zurück kommt grinst er sie an und wünscht ihr einen guten Morgen. Dabei lässt er sich nackt nochmal ins Bett fallen und kuschelt sich bei ihr unter die Decke. Dabei spürt sie seine Manneskraft und er seufzt auf als er sie zärtlich küsst.
„Leider habe ich keine Zeit meine Lust zu stillen. Das nächste Mal stelle ich den Wecker Früher.“
„Unterseht dich. Ich brauche meinen Schönheitsschlaf!“
Sie grinst breit und er zieht sich an. Doch Sam hält ihn auf Distanz. Es ist auch für sie an der Zeit sich zu richten. Leider hat sie keine Haarbürste dabei, aus diesem Grund bindet sie ihre Haare wieder zusammen. Als sie sich im Badezimmer im Spiegel betrachtet bemerkt sie dass sie nicht ganz so gut aussieht wie sonst. Ihr fehlt es an Haarbürste und Schminke. Da fällt ihr ein dass sie heute auch noch einen Termin beim Buchhalter hat. Auch das noch!
Plötzlich bekommen sie beide gleichzeitig ein SMS, verwundert sehen sie einander an und Sam liest ihres von Philipp: Muss geschäftlich und ziemlich kurzfristig heute noch ins Ausland. Bin für ca. vier Wochen in Barcelona. Besuch erwünscht. Bis bald. Euer Philipp.
Markus liest sein SMS auch und schmunzelt also fragt sie nach: „Du hast Philipps Nummer?“
„Ja, habe dir ja gesagt dass wir uns verstehen.“
Damit hat sie nicht gerechnet. Aber nun gut, sei es wie es sei. Schliesslich gehen sie zusammen aus seiner Wohnung und laufen neben einander her. Sie halten einander nicht an der Hand. Markus ist immer distanziert sobald sie seine oder ihre Wohnung verlassen. Schliesslich haben sie ja auch keine Dates. Beim Verabschieden erklärt er sachlich: „Ich habe diese Woche ziemlich viel um die Ohren. Wenn ich es einrichten kann komm ich mal vorbei.“
„In Ordnung, das geht mir genauso. Treffe gleich meinen Buchhalter und ich muss mir ernsthaft überlegen ob ich noch mehr angestellte einstellen soll.“
„Darüber können wir uns gern mal unterhalten. Übrigens bin ich am nächsten Weekend nicht da ich fahre nach Hause und nehme Cyril mit.“
Sie stürzt ihre Lippen. Wie wunderbar, alle sind ausgeflogen. Danach bekommt sie einen sanften Kuss auf ihre Stirn und er geht weiter in Richtung Kielmanns. Sie staunt wie einfach es mit ihm ist.
In den nächsten Tagen hat sie tatsächlich viel um die Ohren und weiss nicht genau wo ihr der Kopf steht. Am Mittwochabend, schon ziemlich spät, bekommt sie spontanen Besuch von Markus. Diesmal landen sie nicht im Bett sondern unterhalten sich etwas über ihr Geschäft. Sie geniesst es sich mit ihm aus zu tauschen. Er gibt ihr Denkanstösse auf die sie noch gar nicht gekommen ist. Sie unterhalten sich wie zwei Freunde und haben einen guten Abend. Ausserdem bleibt er nicht über Nacht und fährt wieder zu sich nach Hause.
Am Donnerstagabend beschliesst sie bei ihm zu übernachten. Doch dieses Mal ist sie darauf vorbereitet und nimmt einen bequemen Hausanzug mit und etwas Schminke. Wie erwartet ist er bei sich zu Hause viel lockerer und sie geben sich ihrer Lust hin. Danach sind sie so K.O dass Sam gleich liegen bleibt und einschläft. Sie fühlt sich wohl. Zu wohl!
Überlegungen
Dann steht auch schon der Freitag vor der Türe und die erste Woche nach den Ferien ist überstanden. So langsam ist sie wieder in ihrem Alltagstrott.
Dennoch, Geschäftlich muss sie etwas um strukturieren. Eigentlich bräuchten sie noch eine Büroangestellte doch Samantha weigert sich diese Kosten aus zu geben. Vielleicht hat sie Angst davor noch jemanden ein zu stellen. Und mit Temporär Mitarbeitern will sie noch nicht zusammen arbeiten. Obwohl sie so eigentlich die Verpflichtung einer Festanstellung umgehen kann. Ausgerechnet jetzt wo sie gerne mit Markus, Cyril oder Philipp darüber reden möchte ist niemand da. Also hat sie sich vorgenommen am Wochenende eine Pro und Kontra liste auf zu stellen. In ihren Überlegungen mit dabei ist die Variante dass sie selbst mehr Büroarbeit annimmt. Vielleicht kann sie die Zeit überbrücken indem sie weniger Schulungen gibt und mehr im Büro tätig ist. Vielleicht ein Versuch Wert bevor sie jemanden einstellt der zuerst wieder eingearbeitet werden muss. Ausserdem hat sie keine Mühe damit mal länger zu arbeiten, es ist ja ihr Geschäft. Das Thema mit dem Lehrling ist auch noch nicht vom Tisch.
Ausserdem nutzt sie die freue Zeit des Wochenendes mit Hausarbeit. Sie beginnt ihre Fensterscheiben zu reinigen. Wäscht ihr Bettwäsche und hört dabei Celine Dion. So gründlich hat sie ihre Wohnung schon lange nicht mehr geputzt. Sie hat sozusagen einen Frühlingsputz durchgeführt. Es ist gut mal ein Wochenende zu haben ohne Ausgang und Kater!
Das Wochenende rasch überstanden und der Montag hat bereits wieder begonnen. Sie sitzt gerade im Büro als sie eine SMS von Markus bekommt: Bin zurück. Gehst du heute ins Spinning?
Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. Sie hat nicht vor das Spinning ab zu sagen da sie sich auf ihre Freudinnen freut die sie schon eine geraume Zeit nicht gesehen hat. Also gibt sie ihm Antwort: Ja
Dann wieder Markus: Sehen wir uns in der Woche?
Ihre Antwort: Bestimmt
Wieder huscht ein Lächeln über ihr Gesicht und sie findet ihn irgendwie süss. Natürlich gibt er auf ihr letztes SMS keine Antwort. Sie lassen es offen ob er sie besucht oder sie sich spontan bei ihm einquartiert. Genau genommen ist es für sie einfacher bei ihm zu übernachten da sie dann bereits schon in der Stadt ist und etwas länger liegen bleiben kann. Daher spielt sie mit dem Gedanken eventuell Morgen bei ihm zu übernachten. Mal sehen.
Ausserdem gibt es heute im Büro etwas zu feiern. Marco’s Baby ist da! Es ist ein Junge und bekommt den wunderschönen Namen: Gabriel! Ausserdem erfahren sie dass es eine gute Geburt gewesen sei, dass er 3720 Gramm wiegt und stramme 52 cm gross ist. Ein richtiger Wonneproppen. Das Freut Sam so sehr dass sie sich freut Esra heute Abend zu treffen.
Also geht sie nach getaner Arbeit ins Spinning und trifft aus Melissa.
„Wo ist Esra?“
„Spinning ist zu anstrengend, sie kommt nachher ins Trixies.“
„Gute Idee.“
Dann kontrolliert Sam ob sie ihre Haare gut zusammen gebunden hat, nicht dass sich die Haare selbständig machen und sie ablenken. Ihr schwarzes Outfit sitzt auch, nur noch die pinken Sneakers muss sie noch rasch zu schnüren. Dann kann es losgehen und sie treten was das Zeug hält.
Nach der guten Trainingsstunde wischt sich Sam die Stirn erneut ab mit ihrem Tuch. Heute hat sie sehr geschwitzt und kommt nicht darum herum eine Dusche zu nehmen.
Danach freut sie sich auf Esra die schon mit Melissa bei ihrem Mineral sitzt. Freundschaftlich umarmen sie sich und Sam erwähnt: „Dein Bäuchlein sieht jedes Mal anders aus wenn ich dich sehe. Oder kommt nur mir das vor?“
„Hat was, die kleine will gross werden“, lächelt Esra zufrieden und Melissa ist neugierig: „Habt ihr denn schon einen Namen?“
„Nein, wir können uns einfach nicht einigen. Ausserdem ist Emilio eh nervös. Er hat jetzt entschieden Sport zu treiben und geht wenn immer die Zeit es erlaubt Joggen.“
„Das ist doch toll“, meint Sam und bestellt ein Bier. Dann rollt Esra mit ihren Augen: „Ja schon. Aber wie ich euch schon mal erwähnt habe hat mein Göttergatte nach der Devise gelebt: Waschbrett hatte ich schon“
„steht mir nicht!“, Ergänzen Melissa und Sam gleichzeitig. Dabei müssen alle schmunzeln. Und Sam nimmt einen Schluck Bier als Esra weiter erklärt: „Und jetzt macht er das umgekehrt. Wampe geht nicht mehr, Waschbrett muss wieder her.“
Da muss Melissa kichern und erwähnt. „Das sind die Alltagsprobleme einer Frau.“
„Und wie läuft dein Liebesleben?“ Möchte Esra von Samantha wissen und sie zuckt mit der Schulter. „Kein Liebesleben einfach nur Sex.“
Melissa und Esra sehen einander an und rollen mit den Augen. Sagen aber nicht was ihr Blick zu bedeuten hat, Sam kann sich‘s ja denken und erwähnt. „Ganz ehrlich so langsam klingt es zwischen uns ab. Die Anziehung ist nicht mehr so stark. Weiss nicht wie lange es noch dauert.“
Melissa sieht zu Esra und bricht dann das Schweigen: „Meiner Meinung nach bist du bis über die Ohren in Markus verschossen und jetzt da ihr euch vermutlich näher seid schiebst du einen Grund vor um dich von ihm zu lösen.“
„Quatsch.“ Nochmal ein Schluck Bier.
„Melissa hat nicht Unrecht. Das bist Typisch du.“ Esra seufzt auf. „Warum lässt du nicht mal deine Steinmauer um dein Herz fallen.“
„Weil Markus eine Familie möchte und da kommen wir zwangsläufig mal an den Punkt wo wir uns trennen werden. Also warum sich auf grosse Gefühle einlassen wenn es eh zum Scheitern verurteilt ist.“
Wieder sehen sich ihre Freundinnen an und ziehen die Augen hoch ohne ihr ihre Meinung zu sagen.
„Was seht ihr euch denn so seltsam an“, ist Sam langsam gereizt und befindet den Abend nicht so schön wie sie sich es vorgestellt hat. Melissa sieht sie liebevoll an.
„Esra und ich wissen wenn es keinen Sinn mehr hat mit dir über etwas zu Diskutieren. Wir haben dir unsere Meinung gesagt.“ Dann strahlt Melissa ihre Freundin Esra an. „Zu was erfreulicherem. Benedikt nimmt euer Angebot an Pate sein zu dürfen.“
Die beiden umarmen sich und Sam sitzt da und verflucht in diesem Moment ihre Freundin. Auch das noch, sie sollte sich doch auch entscheiden und hat noch keinen Gedanken daran verschwendet.
Sie ist eine schleicht Freundin.
Doch wie könnte sie die Bitte von Esra und Emilio abschlagen also lächelt sie sanft. „Ich freue mich auch auf die Aufgabe.“
Euphorisch kreist Esra auf und umarmt Sam. Als Esra sie wieder los lässt sieht sie sie direkt an und erwähnt: „Ehrlich gesagt hatte ich schon Angst du schlägst es aus. Oh, ich bin soooooo glücklich.“
„Ich war in letzter Zeit eine schlechte Freundin“, argumentiert Sam nachdenklich.
„Ach was, bei gutem Sex drücken wir ein Auge zu“, Zwinkert Melissa und Esra möchte genauer wissen: „Ist er denn gut?“
„Ohne Kommentar“, winkt Sam ab und die drei Lachen auf.
Ja, Sam muss kürzer treten was Markus anbelangt. Genau genommen hat sie auch Cyril vernachlässigt. Schliesslich hat er ihr auch heute eine SMS geschickt und Sam hat sie noch nicht mal beantwortet. Das geht so nicht weiter.
Die nächsten drei Monate laufen wie gehabt. Zwar hat Sam ihr Sexualleben etwas zurückgestellt und es Markus erklärt. Tatsächlich hat er es verstanden.
Aber trotzdem, es läuft immer wieder darauf hinaus dass sie bei ihm zu Hause landet. Irgendwie ist er für Samantha wie ein Magnet. Mittlerweile ist sie bei ihm zu Hause mit dem nötigsten eingerichtet. Sie hat einen Schlafanzug bei ihm auf dem Bett platziert. Ein Nessessär mit ihrem nötigsten Dingen darin steht auch im Badezimmer. Ausserdem liebt sie Nature Joghurt mit Honig zum Frühstück. Da steht nun auch immer Nature Joghurt bei ihm im Kühlschrank sowie ihr Lieblingstee Rooibos ist auch im Regal zu finden. Markus lässt sie gewähren und hat keine Reklamationen.
Hanke rum beschränkt sich Markus immer noch darauf nicht bei ihr über Nacht zu bleiben. Es sind ganz seltene Momente wenn er bei ihr Übernachtet. Samantha ist zufrieden wie es läuft und kann sich nicht beklagen.
Im Geschäft ist sie vorerst schon mal so verblieben dass sie mehr Büroarbeit macht. Das bedeutet dass Marco zu ihrem Stellvertretet aufgestiegen ist was die Schulungen anbelangt. Er und sie terminieren und teilen die Schulungen gemeinsam auf. Es stellt sich heraus dass er ein ausgezeichneter Mitarbeiter ist der bei Druck noch besser arbeitet. Marco überrascht sie über die Massen da sie damit gerechnet hat er wird sich mit dem Nachwuchs zu Hause verändern. Ausserdem hat Stefi ihr Teilzeitpensum aufgestockt dass sie so wunderbar über die Runden kommen. Dann hat Sam sich für einen Lehrling entschieden und sieht sich jetzt stapelweise die Bewerbungen an. Sie ist damit ziemlich beschäftigt da es für sie das erste Mal ist einen Lehrling bei sich aus zu bilden.
Heute beschliesst sie einen Stapel Bewerbungen mit nach Hause zu nehmen und durch zu sehen. Sie sitzt etwas erschöpft an ihrem Küchentisch. Als es dann an der Haustüre klingelt lächelt sie und geht zur Haustüre. Überraschender Weise ist es Philipp der sie heute besucht.
„Komm rein.“
„Geht es dir nicht gut?“
„Doch aber ich sehe mir gerade einen Stapel Bewerbungen durch.“
„Schatz es ist Freitagabend, wir sind verabredet.“
Sam stürzt die Lippen, vor lauter Arbeit hat sie gar nicht mehr darauf geachtet welcher Tag heute ist. Stimmt, eigentlich hat sie mit Philipp und Cyril abgemacht. Und tatsächlich, hinter dem Hünen Philipp steht auch Cyril mit einem breiten Lächeln im Gesicht.
„Jungs ich passe! Tut mir leid.“
Dann schiebt sich Cyril an Philipp vorbei und nimmt sie erst mal in den Arm mit den Worten: „Süsse du bist etwas bleich um die Nase. Geht es dir wirklich gut.“
„Es ist nur die Arbeit und ein bisschen Kopfschmerzen vielleicht.“ Dann gähnt sie auf und das unbeabsichtigt. Schliesslich stehen beide bei ihr in der Diele und Philipp entscheidet: „O.K, dann bleiben wir hier und unterstützen dich.“
„Genau und ich ruf Markus an er soll Pizza vorbei bringen.“
„Gute Idee. Aber sag ihm er soll noch einen Sechser Pack Bier mitbringen“, pflichtet Philipp bei und Sam hat noch gar nichts dazu gesagt. Die Jungs fühlen sich bei ihr anscheinend wie zu Hause. Cyril hängt sich an sein Handy und Philipp entledigt sich seiner Regenjacke da es draussen regnet. Dann nimmt er sie in den Arm und geht mir ihr in die Küche und staunt: „Wow, das sind mindestens drei Stabel!“
„Sag ja ich habe zu viel zu tun.“
Dann schneit Cyril dazu und eint: „Kurrier schon im an marsch.“
„Super“, keucht sie leise und sieht auf ihren Tisch mit Arbeit.
„Ich brauch zuerst einen Kaffee“, erklärt Philipp und macht sich an der Kaffeemaschine zu schaffen.
Eigentlich hatte Markus für heute Abend etwas anderes geplant. Eine seiner Schwestern wollte über’s Wochenende vorbei kommen, doch leider viel es ins Wasser da er die nächste Woche eh nach Hause geht zu seinen Eltern um ihnen etwas unter die Arme zu greifen. Aus diesem Grund kommt es ihm das Telefon von Cyril gerade recht. Er hat Zeit und holt die Pizzas. Ausserdem ist er gespannt auf die Bewerbungen die Samantha hat. Vermutlich sind einige dieselben die auch sie bekommen haben. Dabei haben sie sich schon länger für einen netten jungen Mann entschieden. Schon erstaunlich dass trotzdem noch Bewerbungen hinein schneien. Als er die Pizzas in der Hand hat geht er in die Parkgarage zu seinem Auto und fährt zu Sam, er war schon länger nicht mehr bei ihr. Dass sie mehr Zeit mit ihren Freunden verbringen wollte ist für ihn kein Problem. Doch seltsamer Weise distanziert sie sich von ihm. Er weiss zwar nicht ob es nur mit ihrer Arbeit zu tun hat, aber er wird es schon noch herausfinden. So gesehen haben sie beide die perfekte Beziehung und er geniesst es sehr. Es ist ja nicht so dass er keine anderen Frauen kennen lernt. Doch Lust eine Frau näher kennen zu lernen hat er in letzter Zeit nicht verspürt.
Dann steht er mit seinem Regenschirm vor Samanthas Haustüre und klingelt. Sie ruft so laut dass er sie hören kann er soll hinein kommen. Was er gerne tut. Also entledigt er sich seiner Schuhe und seiner Jacke geht zu den anderen mit den Worten: „Pizzakurier.“
Per Handschlag begrüssen ihn die Jungs und er stellt die Pizza’s auf die Küchenkombination. Sam steht von ihrem Platz auf und geht zu ihm hin. Zur Begrüssung bekommt sie einen sanften Kuss auf ihre Stirn und sie lächelt. Sie sieht in seinen Augen sehr müde aus, fast so als würde sie demnächst krank das Bett hüten.
Schliesslich nimmt Sam Teller aus dem Küchenschrank und sie beschliessen, da der Küchentisch belegt ist, ihre Pizzapause ins Wohnzimmer zu verlegen. Dabei überrascht Samantha jetzt Markus. Sie teilen sich einen Teller zusammen da sie sich eine Gorgonzola teilen. Samantha sitzt aus diesem Grund neben ihn hin und lehnt genüsslich an ihn an. Als er sie ansieht küsst sie ihn flüchtig auf den Mund.
Die verstohlenen Blicke zwischen Philipp und Cyril sind ihr vielleicht entgangen. Ihm jedoch nicht. Er muss sich auf die Unterlippe beissen um nicht quer über sein Gesicht zu grinsen. Das würde nur bewirken dass sie ihre Tat sofort bereuen wird. Also sagt keiner der Männer ein Wort.
„Habt ihr schon Favoriten?“ Fragt Markus interessiert nach und Sam schüttelt ihren Kopf.
„Nein wir sortieren noch nach: kommt nicht in Frage und vielleicht.“ Erklärt Philipp.
„Der Haufen mit kommt nicht in Frage überwiegt“, stänkert Sam und Markus erklärt sachlich: „Sei froh sonst kannst du dich nie entscheiden.“
Bevor Sam ein weiteres Stück nimmt fragt sie Markus: „Wollte nicht Alexandra zu Besuch kommen dieses Wochenende?“
„Nein“, er schüttelt seinen Kopf, „Nicht Alexandra, Jolanda.“
„Wer ist Jolanda?“, versteht Sam nicht und Markus lächelt und erklärt: „Mein Schwester.“
„Wie viele Schwestern hast du eigentlich? Ist da was für mich dabei?“ Ist natürlich Philipp der sich gerade brennend dafür interessiert. Markus ist amüsiert dass Sam so staunt.
„Wir sind fünf Geschwister“, beginnt Markus zu erklären, „Ich bin der älteste, dann kommt Alexandra, Cyril, Jolanda und Fabienne ist die jüngste.“
„Wusste gar nicht dass du so viele Geschwister hast?“ Staunt Sam und er schiesst direkt nach: „Hast ja nie gefragt.“
Sofort sieht Sam ihn seltsam an. Anscheinend hat er einen wunden Punkt getroffen. Bevor die Stimmung eisig wird möchte Philipp nachhacken: „Welche passt zu mir?“
Cyril kichert, er kenn ja die Familienverhältnisse bei Markus durch Valentin. Aus diesem Grund erklärt Cyril: „Fabienne ist noch zu jung. Alexandra kennst du schon und da wissen wir dass es nicht passt.“
„Ne, passt nicht“, schmunzelt Philipp.
„Tja und Jolanda ist auch schon verheiratet. Also bleibt nur noch Valentin übrig.“
Die Stimmung ist wieder heiter und alle schmunzeln.
„Danke, da lasse ich dir den Vortritt“, grinst Philipp breit und Sam fragt nach: „Wie läuft es mit Lara?“
„Es läuft gar nicht mal so schlecht“, Philipps Augen blitzten kurz auf und niemand der Anwesenden möchte auf dieses Thema eingehen. Also Essen zu zu Ende, nehmen ihr Bier und machen sich an die Arbeit.
Markus stellt fest dass die Freunde schon gut gearbeitet haben. Er und Philipp philosophieren darüber auf was man bei den Bewerbungen zu beachten hat. Cyril, ihr EDV-Support experte kann dazu nichts sagen da er noch nie mit einem Lehrling zusammen gearbeitet hat. Wobei er Samantha erklärt dass es bestimmt sehr aufregend sein kann. Irgendwann stellt Sam ihr Bier auf die Seite und macht sich einen Tee. Markus sieht ihr dabei zu und macht sich schon fast etwas sorgen um sie, sie wirkt so verletzlich, nein eher kränklich.
„Du siehst aus als wäre es besser du würdest ins Bett liegen“, spricht er sie sanft an als sie wieder neben ihm sitzt. Sie lächelt ihn an und meint: „Geht schon wieder, bin nur müde.“
Nach geschlagenen zwei ein halb Stunden durchsuchen und debattieren haben sie vier Bewerbungen auserkoren. Diese vier Bewerber/innen lädt Samantha demnächst zum Schnuppern ein.
Hundemüde bedankt sich Samantha bei ihren Freunden. Sie ist so glücklich dass sie ihr dabei geholfen haben. Ausserdem hat sie dabei viel gelernt von Markus und Philipp für die es zum Alltag gehört Bewerbungen durch zu sehen. Sie verabschiedet sich von Philipp der sie auf die Wange küsst und ihr eine gute Nacht wünscht. Dann fällt sie Cyril um den Hals zum Abschied und Markus will Cyril mitnehmen da sie eh fast denselben nach Hause haben. Dieses Mal ist Samantha froh dass Markus nicht mit dem Gedanken spielt bei ihr zu übernachten.
Sie braucht Ruhe, sie braucht Schlaf!
Auch ihn umarmt sie bei der Verabschiedung und Markus hängt an, nachdem er sie auf die Stirn geküsst hat: „Vergiss nicht dass ich nächste Woche gar nicht da bin.“
Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht und sie zieht ihn kurz zu sich herunter um ihn zu küssen. Er geniesst es und sie spricht leise: „Schönes Arbeitslager.“
Markus lacht kurz auf und wünscht ihr. „Gute Besserung.“
Danach sind die Jungs weg und Samantha geht ins Badezimmer um sich die Zähne zu putzen. Dabei sieht sie in den Spiegel und versteht nun was die Jungs meinten. Sie ist ganz blass um die Nase und irgendwie ist es ihr etwas schlecht. Krank sein kann sie sich im Moment gar nicht leisten. Also beschliesst sie Morgen so lange liegen zu bleiben wie es nötig ist.
Am nächsten Morgen geht es ihr dann bedeutend besser. Ausschlafen hat gut getan. Als ihr Blick auf ihren Küchentisch fällt rollt sie die Augen. Der morgendliche Kaffee schmeckt ihr nicht und sie macht sich einen Tee den sie genüsslich auf dem Sofa trinkt. Was soll sie mit dem heutigen Tag bloss anfangen. Als ihr Blick wieder auf die vielen Bewerbungen fallen beschliesst sie diese heute rasch ins Geschäft zu bringen. Ausserdem will sie danach zu Markus. Sie hat keinen Grund, aber eine innere Stimme lässt sie wissen dass sie ihre Sachen bei Markus mit nach Hause nehmen will. Sie wird eh nicht in der nächsten Woche bei ihm vorbei schauen wenn er nicht zu Hause ist.
Nachdem sie angezogen ist nimmt sie die Bewerbungsunterlagen und steckt sie, schön sortiert, in die Taschen. Danach fährt sie mit dem Auto, das spart ihr Heute etwas Zeit. Ausserdem sind die Bewerbungen etwas schwer. Als sie ihr Auto geparkt hat geht sie direkt ins Geschäft. Die Bewerbungen für die Absagen legt sie Paula hin mit einem Vermerk. Die anderen vier landen auf ihrem Schreibtisch. Also schliesst sie wieder ab und macht sich auf den Weg zu Markus. Die vielen Treppen hinauf zu steigen bereiten ihr etwas Mühe. Wie gewöhnlich klingelt sie zuerst an der Tür, da anscheinend niemand zu Hause ist nimmt sie den Schlüssel und geht staunend hinein. Tatsächlich, Markus ist nicht da. Vermutlich ist er im Training. Im Schlafzimmer liegt ein kleiner Koffer der schon gepackt scheint für seine Ferien bei seinen Eltern. Da Sam weiss er geht auf den Hof arbeiten ist es bestimmt eine anstrengende Woche für ihn. Jedoch schön dass er das auf sich nimmt. Sie ist da nicht so grosszügig, sie überlässt es Christian der alles übernehmen wird.
Dann nimmt sie ihren Schlafanzug und legt ihn mal auf den Küchentisch. Dann schlendert sie ins Badezimmer um ihr Nessessär einzuräumen. Das legt sie anschliessend auf den Schlafanzug in der Küche. Gerade als sie überlegt den Nature Joghurt mit nach Hause zu nehmen und in den Kühlschrank sieht geht die Haustüre auf und Markus steht da im Trainingsanzug. Sie schliesst den Kühlschrank und lächelt ihn an. Doch Markus sieht verwundert aus und fragt nach: „Was tust du da?“
„Ich nehme nur meine Sachen mal mit nach Hause.“
„Warum?“
„Einfach so“, ein Schulterzucken, „es gibt keinen Grund sie nicht mit zu nehmen.“
„Es gibt auch keinen Grund sie mitzunehmen.“ Dann legt er seine Tasche ins Schlafzimmer und kommt mit verschränkten Armen auf sie zu.
„Du bist immer noch blass.“
„Geht mir heute schon besser“, empfindet sie als die reine Wahrheit.
„Und warum das Theater?“
„Willst du dich mit mir streiten?“ Fordert sie ihn heraus und er argumentiert immer noch mit verschränkten Armen: „Vielleicht wird es mal an der Zeit uns zu unterhalten, wenn du schliesslich schon da bist.“
„Na dann leg los.“ Verschränkt sie ebenfalls ihre Arme. So stehen die beiden etwas befangen in seiner kleinen Wohnung.
„Du benimmst dich seit einiger Zeit seltsam. Bist du mich leid oder bekommst du einfach deine Tage?“
„Was willst du von mir?“
„Dich.“ Sein Blick ist durchdringend.
„Ich kann dir nicht das geben nach was du in deinem innersten suchst.“
„Lügnerin.“
„Wenn es dir nicht genügt was ich an zu bieten habe dann musst du dich vielleicht fragen ob es für dich noch ausreicht.“
„Eine Pause scheint angebracht.“ Platzt es aus ihm heraus und Sam ist erleichtert: „Das könnten meine Worte sein.“
Er nickt und seufzt laut auf, dann geht er ins Schlafzimmer um seine Tasche aus zu packen. Im Gegensatz zu ihr die gerade ihre Sachen einpackt. Als er dann wieder vor ihr steht sieht sie seinen strengen Blick und sie fragt doch etwas sanfter nach: „Sind wir noch Freunde?“
Mit einem sanften Lächeln und den Worten: „Natürlich“, zieht er sie an sich und Samantha geniesst die Umarmung.
„Soll ich dich nach Hause fahren?“, sieht er sie an als er die Umarmung gelöst hat.
„Danke, nicht nötig mit meinem Wagen da.“
„Na dann eine gute Woche.“
„Schöne Ferien“, ist sie plötzlich so unpersönlich. Dann drückt sie ihm seinen Hausschlüssel in die Hand und bemerkt keine Regung in seinem Gesicht. Als hätte er mit dieser Reaktion von ihr gerechnet. Er kennt sie wohl schon gut. Dann verlässt sie seine Wohnung und als sie die Türe hinter sich schliesst stöhnt sie kurz auf. Es tut ihr leid doch es ist für beide das Beste. Davon ist sie überzeugt.
Erleichtert kommt sie zu Hause an und legt ihre Habe an den eigentlichen Platz zurück. Es geht ihr gut. Dann beginnt sie ihren Wochenplan zu studieren was die nächste Woche so für sie bereithält. Als wäre das mit Markus nicht genug, stellt sie fest das sie den Jährlichen Check beim Frauenarzt hat und dann noch den Zahnarztbesuch Dentalhygiene! Schlimmer kann es kaum noch kommen. Sie hasst Zahnarztbesuche! Es gibt keinen Grund aber sie hat noch keinen Zahnarzt gefunden bei dem sie sich wohl fühlt. Es wird schon gut gehen.
Wenigstens kann sie sich auf das morgige Spinning freuen. Ein Lichtblick! Etwas später sieht sie auf ihr Handy und bemerkt ein SMS von Cyril. Er erkundigt sich nach ihrer Gesundheit und fragt ob er noch vorbei kommen soll. Sie schreibt ihm dass es ihr besser geht aber ihr nicht nach Besuch sei. Sie möchte heute einen auf gemütlich machen. Da es bereits Nachmittag ist macht sie sich drei Lachs Toast Brot. Die hat sie verdienst. Dann kuschelt sie sich auf ihr Sofa mit der Decke und liest an ihrem Roman weiter. Eigentlich ist es eine spannende Geschichte und sie will auch unbedingt wissen was es mit dieser einen Person auf sich hat die im Koma liegt. Aber bis anhin ist sie nie weit gekommen da sie immer eingeschlafen ist. Also beginnt sie zu lesen – und erwacht um zwei Uhr Nacht!
„Scheisse“, flüstert sie leise zu sich selbst als sie aufsteht und das Licht an macht um nach zu sehen wie spät es eigentlich ist. Als sie die Uhrzeit sieht rollt sie die Augen und Hunger hat sie auch. Also geht sie an den Kühlschrank und überlegt was sie Essen soll. Schliesslich entscheidet sie sich noch für den restlichen Lachs auf Toast mit Butter. Damit sitzt sie wieder auf ihr Sofa und bemerkt wie wach sie eigentlich ist. Das ist blöd! Sie ist so ausgeruht wie schon lange nicht mehr. Aber wenn sie nicht nochmal etwas Schlaf findet wird sie einen harten Montag vor sich haben.
Nach einigen Bemühungen ein zu schlafen gibt sie irgendwann mal auf. Dabei ist es erst vier Uhr. Leider kreisen ihre Gedanken um Markus. Sie ist gespannt ob sie wirklich noch befreundet sein können. Aber mit Philipp ging es ja auch also wird es mit Markus auch möglich sein. Dass sie im Ausgang nie Händchen gehalten haben hilft dabei bestimmt. Irgendwann landet sie wieder auf dem Sofa und beginnt wieder mit ihrem Roman. Dieses Mal kommt sie sogar soweit dass sie ihren Wecker schrillen hören kann. Lächelnd steht sie auf, geht in das Schlafzimmer und stellt ihn ab. Es ist Zeit sich zu duschen und parat zu machen für den heutigen Tag. Ausgerechnet jetzt bekommt sie schwere Augen und muss sich zusammen reissen. Darum duscht sie kälter als normal. Ansonsten beginnt der Tag wie jeder andere auch. Als sie im Bus sitzt macht sie sich Gedanken was im Geschäft alles ansteht. Diesmal ist Paula die erste im Geschäft und hat sogar die Kaffee Maschine angestellt. Super! Als holt sich Sam einen und erklärt Paula dass sie die vielen Bewerbungen absagen soll. Sie selbst versucht die vier Bewerbern auf ihrem Tisch zu erreichen und ein zu laden. Aber es ist noch zu früh am Morgen, sie beschliesst die Telefonate am Nachmittag zu erledigen.
Kurze Zeit später treffen auch Steffi und Marco ein. Zusammen gehen sie ihre Termine durch und sprechen noch über die Sommerferienplanung. Am Mittag ist sie sehr Müde und hofft den Nachmittag gut über die Runden zu bringen. Sie beschliesst einen Salat zu holen. Dabei läuft sie an Markus Wohnung vorbei. Es ist seltsam! Automatisch sieht sie in den vierten Stock hoch, obwohl sie genau weiss dass er gar nicht anwesend ist. Zum Glück macht das Wetter wieder mit und die Sonne scheint, so hat er wenigstens keine verregneten Ferien.
Machen sie jetzt nur eine Pause oder war es das zwischen ihnen? Sie wird seine Körperliche Nähe vermissen. Dann ertappt sie sich sogar bei dem Gedanken: „Hätte ich noch seinen Schlüssel könnte ich mich bei ihm etwas auf’s Ohr hauen.“
Mit ihrem Salat einem Brötchen und einer Flasche Mineral schlendert zurück ins Geschäft und sitzt ins Sitzungszimmer. Es ist dort bequemer zum Essen. Sie isst gerade am Tisch ein Stück Brot als ihr Handy eine Erinnerung anmeldet. Automatisch greift sie nach ihrem Handy und sieht darauf: Frauenarzt 14 Uhr, stehen. „Scheisse“, den hat sie schon wieder fast vergessen. Das Essen schlingt sie herunter und wirft den Abfall weg. Dann erscheint auch schon wieder Paula und Sam erwähnt: „Ich habe einen Termin vergessen.“ Sie übergibt ihr die vier Bewerber für eine Lehrstelle, „bitte versuche diese vier zu erreichen und sie zum Schnuppern ein zu laden.“
„In Ordnung“, lächelt Paula, „sehen wir dich nachher nochmal?“
„Eher nicht.“ Sie muss nach Hause, sie braucht Schlaf!
Nach der kurzen Verabschiedung hetzt sie zur Frauenärztin. Da sie sich jetzt den Nachmittag frei geschaufelt hat kommt sie gerade noch Rechtzeitig und gut gelaunt bei der Frauenärztin an.
Die Empfangsdame, Frau Müller eine rundliche liebenswerte Person, empfängt sie nett. Dann geht sie Wasserlösen und stellt das kleine Bächerchen Urin in den dafür vorgesehenen Ort. Anschliessend bekommt sie noch den Blutruckgemessen und einen Fingerpicks um ein kleinwenig Blut ab zu nehmen. Danach darf sie einen Moment in das Wartezimmer und freut sich schon auf die Zeitschriften dort. Wenn sie schon warten muss dann hält sie sich mit GALA gerne auf dem Laufenden was die Promis so zu tun haben. Klar hat es auch viele Informationsbroschüren über das Kinderkriegen oder sonstigen Frauen anliegen. Doch sie schnappt sich jedes Mal ein Promi Heft. Als die Frauenärztin, Frau Hauser, sie mit einem Händedrück begrüsst folgt sie ihr ins Zimmer. Die beiden setzten sich hin und Frau Hauser möchte wissen wie sie sich fühlt und wie es ihr geht. Frau Hauser ist eine sehr sympathische, hochgewachsene schlanke Frau mit kurzen schwarzen Haaren.
Vertrauensvoll erzählt ihr Sam dass sie zurzeit etwas kränkelnd ist aber es ihr ansonsten sehr gut geht. Dann sind wohl oder übel die Untersuchung und der Krebsabstrich an der Reihe. Samantha lässt es über sich ergehen, es ist nicht schlimm aber super angenehm nun auch wieder nicht.
Schwere Tage
Nach einiger Zeit steht sie wieder auf der Strasse und kann den nach Hause Weg antreten. Was ihr die Frauenärztin alles erzählt hat kommt ihr unwirklich vor. Sie steckt in einem Traum fest, genau das muss es sein. Sie muss sich einfach hinlegen, genügend schlafen und Morgen sieht der Tag wieder besser aus.
Das tut sie auch, geht schnurstracks nach Hause und kuschelt sich in ihr Bett.
Am nächsten Morgen erwacht sie dafür auch schon wieder um vier Uhr und schreibt Paula eine E-Mail dass sie nicht zur Arbeit erscheint da sie krank ist.
Dann wird ihr erst klar dass sie ihre Freundinnen versetzt hat im Spinning!
Wie konnte sie nur!
Sie sucht nach ihrem Handy und findet es – wie auch eine Packung Eisenpräparat – in der Handtasche. Sam sieht ob sie Nachrichten hat. Aber klar, Melissa hat sie drei Mal versucht an zu rufen. Dass Sam ihr Handy nicht gehört hat geht sie davon aus dass sie echt tief geschlafen hat. Entschuldigend schreibt sie ihrer Freundin dass sie krank zu Hause liegt und ihr Handy nicht gehört hat.
Dann fällt ihr Blick auf die Packung und sie beginnt leise vor sich hin zu weinen. Dabei zieht es ihr das Herz zusammen. Weinend kuschelt sie sich mit einem warmen Tee, ihrem Handy auf ihr Sofa, nimmt ein Kissen und heult sich richtig aus. Dabei schläft sie nochmal ein und erwacht als ihr Telefon klingelt. Verschlafen nimmt sie es ab und spricht leise: „Hallo Cyril.“
„Geht es dir gut, im Geschäft haben sie gesagt du liegst krank im Bett.“
„Geht schon“, muss sie sich zusammen reissen dass sie nicht wieder beginnt zu weinen.
„Brauchst du was?“
„Nein, danke. Tschüss.“ Dann legt sie auch schon wieder auf. Sam hat keine Lust auf grosse Diskussionen. Schliesslich sucht sie nach einem Fiebermeter da sie schwören könnte Fieber zu haben. Als der Thermometer dann piept die Überraschung: kein Fieber! Sie muss gesund sein, fühlt sich jedoch nicht danach an.
Sie muss sich zusammen reissen.
Sie braucht Frühstück!
Es ist ja auch schon zehn Uhr, deswegen knurrt ihr Magen. Also geht sie in die Küche und entscheidet sich für eine Packung Paprika Zweifel Chips. Dann holt sie ihren Laptop in die Küche und startet ihn auf.
Doch dann klingelt es an der Tür und sie stöhnt auf.
„Heute bitte keinen Besuch, lass es der Postbote sein.“
Gefehlt, Cyril steht da und sie fällt ihm um den Hals. Wieder kommen die Tränen einfach so aus ihr heraus geschossen. Er tritt in die Wohnung während er sie immer noch liebevoll hält und sich wohl fragt was mit ihr denn los ist. Also reisst sie sich zusammen und lässt ihn mal hinein kommen. Er sieht sie an ohne ein Wort zu sagen, geht in die Küche und stellt die Kaffeemaschine an. Danach mustert er sie eingehend und erwähnt: „Du bist nie im Leben krank. Das gibt es gar nicht.“
„Gibt es wohl.“ Setzt sie sich auf einen Stuhl und sieht ihm zu wie er seinen Kaffee heraus lässt und etwas Milch aus dem Kühlschrank holt. Schliessich sitzt er ihr Gegenüber und sieht sie eingehend an.
„Süsse wo drückt der Schuh. Lass uns mal von Mädel zu Mädel reden.“
Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht.
„Ja, du bist wahrlich meine beste Freundin.“
Er macht zum Spass ein paar Typisch weibliche Bewegungen die sie wieder zum Lachen bringen. Sie liebt ihn. Doch danach möchte er genauer wissen: „Zoff mit Markus?“
Ein stöhnen.
„Wir machen gerade eine Pause.“
„Hä?“ Er versteht nicht und sie zuckt mit der Schulter. Dann steht sie auf um ihren Tee aus dem Wohnzimmer zu holen um dann wieder Cyril gegenüber zu sitzten.
„Ich dachte es läuft so gut zwischen euch? Warum das denn?“
„Es gibt keinen besonderen Grund. Ich denke unsere Sexbeziehung ist ihm zu wenig geworden.“
„Hast du ihn das auch gefragt oder gehst du einfach davon aus.“
Samantha stürzt ihre Unterlippe und überlegt einen Moment.
„Ich gehe davon aus.“
Ihr Freund schüttelt seinen Kopf. „Du doofe Nuss. Er ist nicht Philipp.“
„Das weiss ich selbst.“
„Warum deine Panik, jetzt schieb ihn doch nicht von dir weg. Ihr seid für einander bestimmt.“
Daraufhin sagt sie nichts mehr.
„Ich stecke in einem Gefühlschaos fest. Es gibt da zur Zeit gerade viele Überlegungen die ich mir mache.“
„Zum Bleistift?“
„Das kann ich dir leider im Moment nicht mitteilen“, ihre Augen füllen sich bereits wieder mit Wasser und er mustert sie eingehend. Dann steht er auf, geht um den Tisch und nimmt sie in seine Arme. Genau das braucht sie im Moment anscheinend. Einen Freund der für sie da ist auch wenn er nicht weiss wo der Schuh genau drückt.
Kurze Zeit später lösen sie sich und er sieht sie sanft an als er erklärt: „Nächste Woche feire ich meinen Geburtstag bei mir zu Hause. Bitte komm auch.“
„Wie könnte ich nicht. Deine Parys in deiner riesigen Wohnung mit dieser unglaublichen Dachterrasse sind legendär.“
„Genau. Was machst du heute noch?“
„Faulenzen und mir den Kopf zerbrechen.“
„Bringt‘s denn was?“
Ein Schulterzucken. „Keine Ahnung.“
„Lass uns einen Shopping Nachmittag einlegen.“
„Geht nicht, bin doch krank“, ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. Auch Cyril schmunzelt und überlegt mit zusammen gekniffenem Gesicht.
„Scheisse ja, auweia wenn du dabei erwischt wirst wird dir die Chefin die Ohren lang ziehen.“
„Bestimmt“, pflichtet sie ihm bei.
Da stehen die beiden nun.
Dann fällt Sam auf: „Musst du nicht zur Arbeit?“
„Nö, habe heute Frei. Also stehe ich dir den ganzen Tag zu Diensten oder geh dir auf die Nerven.“
„Schöne Bescherung.“
Dann gibt sie sich geschlagen und zieht sich in ihr Schlafzimmer zurück um sich an zu ziehen. In einer Jeans und einem legeren Türkis färbenden Sweatshirt steht sie dann vor ihm und er lächelt. Die beschliessen etwas zu Essen. Also führt Cyril seine Begleitung in ein Restaurant das gut bürgerliche Küche bietet aus. Auch Sam geniesst die Zeit mit ihrem Freund und als sie danach etwas durch die Gassen ziehen geht es ihr schon viel besser als am Morgen. Egal was das Leben für sie bereit hat, sie kann es meistern. Sie ist selbständig genug.
Als Cyril sie gegen Abend bei ihr zu Hause absetzt verabschiedet er sich mit den Worten: „Egal wo dein Schuh drückt, sprich mit jemanden darüber. Friss nicht alles in dich hinein. Und wenn du meine persönliche Meinung hören wisst sprich mit Marcus.“
„Danke für deinen Vortrag“, lächelt sie ihn an und küsst ihn auf die Wange.
Dann ist sie wieder alleine in der Wohnung und beschliesst ihre Sorgen auf die Seite zu stellen. Im Moment dreht sie sich eh im Kreis. Sie verdrängt es einfach!
Nach diesem Tag geht sie wieder ihrer Arbeit nach. Sie hängt sich voll rein und einer der Lehrstellen Bewerber lernt sie auch kennen. Es ist ein gutes Gespräch und er scheint geeignet. Dennoch möchte sie die anderen drei auch noch kennen lernen. Das hat sie ihm auch ehrlicher Weise erzählt und muss ihn jetzt bitten noch etwas ab zu warten.
Samantha ist distanzierter und weist auch ihre Freundinnen ab. Auch am kommenden Montag erscheint sie nicht beim Spinning und hat ihre Freundinnen eine geraume Zeit schon nicht mehr gesehen. Ein schlechtes Gewissen hat sie nicht. Immer noch besser als ihren Freundinnen direkt ins Gesicht zu sagen dass sie die beiden im Moment nicht erträgt. Auch die Anrufe von Melissa und Esra sind immer knapp und auf die SMS antwortet sie auch nicht immer. Genau genommen ist sie zurzeit eine ganz schreckliche Freundin.
Jedes Mal wenn sie bei Markus im Geschäft oder bei seiner Wohnung vorbei läuft ist sie versucht zu ihm zu gehen. Sie tut es nicht obwohl sie genau weiss sie muss sich mit ihm treffen. Ein SMS von ihm mit: Wie geht es dir? , beantwortet sie nicht. Sie kann nicht sonst beginnt sie wieder zu weinen und jetzt hat sie sich im Griff. Ihre Schutzmauer steht noch fest verankert.
Dann steht Freitag vor der Tür und sie macht sich zu Hause zu Recht für Cyrils Geburtstagsparty. Sie rechnet mit Markus und Valentin. Als sie in den Spiegel sieht ist sie sichtlich angetan von ihrem Ergebnis. Sam trägt ein dunkelrotes Kleid das ihr bis zu den Knien reicht. Ausserdem hat es bei der Brustpartie eine kleine dreieckige Öffnung das einen flüchtigen Blick auf ihren Busen erhaschen lässt ohne wirklich etwas zu sehen. Sie findet ihr Kleid gelungen und sehr sexy.
Dazu noch hohe Hacken und sie ist perfekt!
Dann schnappt sie sich ihre Desigual Tasche und fährt los. Mit diesem Kleid will sie nicht in den Bus steigen. Auf die Blicke kann sie verzichten.
Bevor sie bei Cyril eintritt schnauft sie durch und reckt ihr Kinn. Dann noch ihr Tausendwatt Lächeln und es kann losgehen. Cyril kommt ihr gerade entgegen und sie umarmt ihn herzlich und wünscht ihm alles Gute zum Geburtstag.
„Wau Samantha, du siehst bezaubernd aus. Willst du mich verführen?“
„Habe ich denn eine Chance?“ Sie zwinkert koket.
„Leider nein, aber mein Herz gehört dir.“
Ein Geschenk hat sie nicht für ihn da er wunschlos glücklich ist. Trotzdem weiss Sam dass er sicher nicht abgeneigt ist von:
„Wenn du Zeit hast machen wir uns demnächst einen Shopping Tag.“
„Suchen wir was bestimmte‘s?“ Freut er sich anscheinend schon darauf und sie schmunzelt verheissungsvoll: „Für dich wird es eine Überraschung sein nach was ich suche.“
Sie hat sich entschieden und ihre Entscheidung fühlt sich gut an.
Cyril geht los und drückt ihr einen Prosecco in die Hand den sie lächelnd annimmt. Dann Begrüsst sie einige seiner Geschäftsfreunde. Ein paar kennt sie schon, einige andere sind neu dazugekommen. Sam sieht sich um und findet Cyrils Wohnung bezaubernd. Es ist ein riesiges Loft mit den allerneusten technischen Schnickschnack. Da er die Dachwohnung besitzt ist das Besondere an dieser Wohnung seien riesige Dachterrasse. Von ihr aus sieht er über die Stadt. Eine Wohnung die sicherlich ein Vermögen kostet. So genau wollte sie es auch nie wissen, es ist einfach schön und seine Einrichtung ist ebenso modern.
Dann fällt ihr Blick auf Valentin der ihr zu prostet, also geht sie auf ihn zu und sie begrüssen sich mit Küsschen hier und Küsschen dort. Auch Valentin sieht heute umwerfend aus in seinem Anzug. Dabei hat er seine Haare zusammen gebunden, im Gegensatz zu ihr die sie heute ausnahmsweise offen trägt.
Dann hört sie ihre Freundinnen auf sie zukommen und sie entschuldigt sich bei Valentin um sich den beiden zu Widmen. Die Freudinnen umarmen sich so gut es geht mit ihren Getränken in den Händen. Esra trägt ein Luftiges Schwangerschaftskleid und Melissa ist ebenfalls in einem blumigen, ziemlich farbiges Kleid an zu treffen. Es liegt wohl an diesem heissen Wetter dass sie sich alle für Kleider entschlossen haben.
„So schön dich endlich wieder zu sehen“, sind Esras Worte zu hören als sie sich an den Bauch fasst und Melissa nachfragt: „Alles in Ordnung.“
„Ja, da tritt nur jemand und freut sich ihre Patin zu sehen.“
Dann mustern sich die Freundinnen und machen sich Komplimente über ihr aussehen als Melissa schliesslich Sam fragt: „Hast du zugenommen?“
Sam lacht auf: „Ein klein wenig und das fällt dir auf?“
„Das kommt daher wenn du das Spinning sausen lässt“, mahnt Melissa und wieder muss Sam grinsen. „Bestimmt.“
Samanthas Blick ist suchend. Doch sie sieht Markus nicht.
Dann stossen die Freundinnen an. Sam und Melissa mit ihrem Prosecco und Esra mit ihrem Mineral. Sam nippt daran und entschuldigt sich bei ihren Freundinnen da sie auf die Dachterrasse möchte. Doch Melissa hält sie am Oberarm fest als Esra zu Emilio hinüber schlendert. Sam dreht sich ihrer Freundin entgegen und Melissa hackt nach: „Samantha was ist mit dir los?“
„Mein Leben ist gerade etwas aus den Fugen geraten“, ihr Blick wird schwermütig, „Lass mir nur noch etwas Zeit dann quatschen wir darüber.“
„Versprochen“, scheint Melissa sich Sorgen um sie zu machen. Was Melissa nur noch sympathischer macht.
„Versprochen.“
Danach schlendert Sam auf die Dachterrasse und begrüsst den einen oder die andere dabei mit ihrem Tausendwatt Lächeln. Auf der Dachterrasse ist sie praktisch alleine und sieht Gedanken versunken über die Stadt. Sie hat keine Lust den ganzen Abend nach Markus zu suchen. Er wird sie schon finden. Ihren Prosecco hat sie immer noch in der Hand und das Glas ist immer noch voll. Sie überlegt sich gerade ob sie ein Glas Wasser holen- oder beim Essen zuschlagen soll als sie Markus hinter sich hören kann.
„Du siehst unglaublich aus.“
Sie dreht sich um und muss sich zusammen reissen dass sie nicht hier auf der Stelle weinend um seinen Hals fällt. „Dein Anzug steht dir auch.“
„Ist alles in Ordnung?“ Er muss fragen da ihr Blick traurig wirkt. Dabei nickt sie ihm ohne ein Wort zu und begutachtet wieder die Aussicht. Das ist nicht die Samantha die er kennen gelernt hat. Sie ist in sich gekehrt.
„Du hast auf meine SMS nicht geantwortet.“
„Stimmt.“
Das Gespräch mit ihr ist zäh. Dann gibt sie nach und fragt ihn mit dem Blick auf die Stadt: „Wie waren die Ferien?“
„Wie erwartet anstrengend.“
Wieder keine Reaktion von ihr und Markus weiss wann es Zeit ist sich zu verdrücken. „Wünsche dir einen angenehmen Abend.“
Dann dreht sie sich um und ihr Blick scheint flehend. „Bleib.“
„Ist alles in Ordnung?“, muss auch er sie einfach danach fragen.
„Ich muss mit dir reden.“
„Wollen wir uns hin setzten“, zeigt Markus auf die Sitzgelegenheit weiter hinten und sie stimmt zu. Dabei stellt sie ihr Glas auf das kleine Tischlein davor und seufzt laut auf. Markus versteht rein gar nichts und lässt ihr Zeit bis sie ihre Worte gefunden hat. Dann sieht sie ihn mit ihren grossen blauen Augen traurig an.
„Ich stecke zurzeit in einem Rosamunde Pilchner oder meinetwegen Linda Lindström Film fest.“
„Das verstehe ich nicht“, gibt er offen zu und ist versucht ihre Hand zu halten. Lässt es dann doch bleiben.
„Wie solltest du auch“, sie sieht wieder in die Weite: „Ich bin schon vielen Menschen begegnet doch da gibt es tatsächlich nur einen einzigen der mich auf eine Weise berührt die ich nicht wahr haben wollte. Und jetzt habe ich Angst davor was auf mich zukommt.“
„Versuchst du mir auf eine sehr seltsame Art ein Liebesgeständnis zu machen.“
Sie schmunzelt: „Vielleicht.“
Dann sucht sie wieder nach Worten und er erklärt schmunzelnd und doch etwas vorsichtig: „Ich vermisse dich auch.“
Ihr stecken die nächsten Worte im Hals fest und ihre Augen beginnen sich mit Wasser zu füllen. Sam schluckt schwer.
„Was empfindest du für mich?“
„Das weisst du genau. Du bist diejenige die nicht mehr zu lässt zwischen uns.“
„Keine Dates…“, erinnert sie sich und er stöhnt auf: „Ich will Dates mit dir. Ich möchte mit dir streiten, mich versöhnen und all das was dazu gehört.“
Sie blickt in seine Augen und weiss immer noch nicht wie sie es ihm klar machen soll. Auch wenn sie es nicht wollte, ihre Tränen finden den Weg und sie steht auf. Er hält sie fest da er Angst hat sie läuft ihm davon. Sein Blick ist fragend und sie erklärt: „Bist du bereit meine Unausstehlichen Launen Tag täglich zu ertragen?“
„Krieg ich hin.“
„Bist du bereit mit mir zusammen zu ziehen?“
Jetzt hält er seinen Kopf leicht schief und mustert sie bevor er ehrlich nachschiebt: „Wen du mit mir als Pantoffelheld leben kannst dann ja.“
Ihre Tränen laufen ihr über die Wange und sie lächelt.
„Wirst du mich heiraten?“ Ist ihr Blick auf seinen geheftet und er sucht nach Worten. Diesmal sucht er etwas länger nach den geeigneten Worten und mustert sie. Dann gibt er ihr eine Antwort mit der sie nicht gerechnet hat: „Das muss dir ja jetzt schwer gefallen sein mich das zu fragen.“
Sie schlägt ihm auf die Brust und ertappt ihn dabei dass er breit über sein Gesicht strahlt. Das ist jetzt zu viel für sie und sie möchte die Party verlassen doch er hält sie immer noch Lachend fest und schliesst sie in seine Arme. Wie sehr sie ihn vermisst hat erzählt sie ihm nicht. Er hat es nicht verdienst!
Also reckt sie ihr Kinn und ist gespannt was er zu sagen hat.
„Samantha, sind wir schwanger?“
In diesem Moment hat sie das Gefühl ihr Herzschlag setzt einen Moment aus und nickt ihm zu. Er presst belustigt seinen Kiefer zusammen und stellt die nächste Frage: „Du hast dich gegen deine Überzeugung gestellt und wirst es behalten?“
Wieder ein nicken.
„Du hast dich entschieden das Kind notfalls auch ohne mich auf zu ziehen nicht wahr?“
„Ich krieg das hin“, reckt sie erneut ihr Kind und er lacht laut auf: „Bestimmt. Meiner Meinung nach kriegst du alles hin wenn es dein Kopf zulässt.“
„Willst du dich jetzt mit mir streiten?“ Sie versteht ihn nicht.
„Nein, heute nicht“, er lässt sie los und hält seine Hände an ihren Kopf: „Samantha ich liebe dich.“
Dann küsst er sie so sanft und sie gibt sich ihm hin. Er ist so vertraut und genau genommen fühlt sie sich wie zu Hause. Er ist ihr zu Hause. Als er von ihr ablässt möchte er wissen.
„Wie weit sind wir schon?“
„Genau in der elften Woche.“
„Also darf man es noch nicht erzählen?“
„Weiss nicht, wollte nur dass du es als erster erfährt.“
Dann wischt er mit seinem Daumen über ihr Gesicht die Tränen weg und erwähnt amüsiert: „Du hast mir gerade einen Heiratsantrag gemacht. Darüber bist du dir schon im Klaren.“
„Das war nur eine Frage, kein Antrag.“
Die beiden stehen immer noch da und haben einander bestimmt noch viel zu erzählen doch Philipp schlendert gut gelaunt auf die beiden zu und möchte wissen: „Was ist denn mit euch beiden los?“
Markus hält Sam um die Taille und erklärt breit grinsend: „Sie hat mir gerade einen Heiratsantrag gemacht.“
„Hab ich nicht“, reckt sie ihr Kinn.
„Find ich gut, darauf sollten wir anstossen“, argumentiert Philipp. Also nimmt Markus seine Zukünftige an die Hand und flüstert: „Ich bin da, entspann dich.“
Er hat Recht, sie ist verkrampft. Also lockert sie ihre Schultern und geht brav mit ihm mit. Wie normal es sich mit ihm anfühlt. Die beiden gehen mit Philipp zu ihren Freunden. Als sie bei ihnen ankommen stellt sich Markus hinter sie und umschlingt sie mit seinen Armen. Es fühlt sich gut an, sie fühlt sich geborgen.
„Das wurde ja auch Zeit“, erklärt Cyril und drückt Sam erneut einen Prosecco in die Hand als Markus erwähnt.
„Kein Alkohol, sie trinkt nur noch Wasser.
Automatisch rammt Sam ihren Ellenbogen in seine Taille. Er kann ihr ja auch gleich ein Aushängeschild um den Hals binden mit den Worten: Baby on Bord!
Natürlich verstehen ihre Freundinnen die Anspielung und wollen alles ganz genau wissen. Für Sam fühlt sich alles so neu an, aber geht mit ihren Freundinnen etwas abseits und ertappt sich dabei dass es ihr gut tut mal über alles sprechen zu können.
Philipp klopft auf Markus Schulter: „Na das wird ein Spass.“
„Ich denke in nächster Zeit fliegen die Fetzten“, schmunzelt Markus.
„Da gibt es einiges zu klären.“
„Bestimmt. Bier?“
„Zwei.“ Markus Blick ist immer noch auf Sam gerichtet und Philipp erklärt: „Mal im ernst, bitte gib mir Bescheid wann du aus deiner Wohnung gehst, ich habe grosses Interesse daran.“
„Geht klar“, dann stossen die beiden an und Valentin kommt auch dazu. „Wenn unsere Schwestern davon erfahren ist die Hölle los.“
„Bitte erzähl es ihnen noch nicht. Samantha und ich haben noch einiges zu klären.“
Da Philipp nun Lea entdeckt hat und die Brüder alleine stehen möchte Valentin wissen: „Geht es dir gut?“
„Könnte nicht besser sein.“
„Willst du das Baby denn überhaupt? Ich meine es war ja nicht geplant.“
Markus fällt den mitfühlenden Blick seines Bruders auf und er beschwichtigt: „Ich liebe Samantha und will sie mit oder ohne Kind.“
„Na dann.“
„Na dann.“ Grinsen die Brüder sich zu.
Etwas später hat Markus die Gelegenheit Sam an sich zu ziehen und er sieht ihr direkt in die Augen.
„Dann können wir ab sofort auf ein Kondom verzichten.“
„Die Dinger halten eh nicht was sie versprechen.“
Markus lacht lauf auf und sie hat noch was auf dem Herzen.
„Du bezweifelst nicht dass dieses Baby nicht von dir sein könnte?“
„Nein, ich weiss dass du mich die ganze Zeit über auch geliebt hast. Du hast nur eine seltsame Art es zu zeigen.“ Er rümpft seine Nase und küsst sie auf die Stirn.
Sie ist glücklich, für den Moment.
Zwei Jahre später
Es ist Sommer und die Freundinnen sitzen mit ihren Männern und Kindern bei Samantha und Markus zu Hause.
Esras dunkelhaariges Mädchen mit dem wunderschönen Namen Anna ist das pure Gegenteil von ihrer blonden Magdalena. Jo und Lena geniessen es mit den kleinen zu spielen. Auch der Wirbelwind Lorenzo – Esras und Emilios Sohn – ist ruhiger geworden und liebt seine Schwester. Die beiden können zwar gut streiten und klein Anna steht ihm im nichts entgegen.
Es hat sich so ergeben dass die drei Freundinnen mit ihren Familien mittlerweile an derselben Strasse wohnen.
Heute fehlen eigentlich nur noch die Paten von Magdalena und ihr Brunch wäre komplett. Markus und Sam haben sich als Paten natürlich Cyril und Philipp ausgesucht. Sie konnten nicht anders und haben zugesagt. Es ist perfekt!
Ausserdem arbeitet Sam immer noch in ihrem Geschäft. Jedoch nur noch Teilzeit. Dafür musste sie noch jemanden einstellen, aber es läuft ganz gut. Sie kann sich nicht beklagen. In den Tagen wo sie arbeitet passt Melissa auf ihr Sonnenschein Magdalena auf. Die kleine bringt ihr so viel Glück und sie bereut es mit keinem Tag sich für das Geschenk entschieden zu haben. Ihr Blick fällt auf Markus der sie wirklich auf Trapp hält. Er kann sie so wunderbar von 0 auf 100 auf die Palme bringen. Und dennoch, wenn sie ihn ansieht ist er ihr zu Hause. Er ist ihr Ehemann, Freund und geliebter zu gleich. Wie sehr sie sich gegen so ein Leben, wie sie es jetzt führt, doch gewehrt hat. Dennoch ist es genau dieses Leben dass ihr so viel Zufriedenheit beschert. Sie dankt Gott dafür dass sie schwanger wurde und sich mit sich selbst auseinander setzten musste. Es ermöglichte ihr sich neu zu finden. Ihre Gedanken wandern zu der Hochzeit die es in sich hatte. Markus wollte eine kleine Standesamtliche Feier doch sie wollte ihre, wenn schon denn schon, Prinzessinnen Hochzeit mit allem Drum und Dran. Nach einigen Debatten und Cyrils Hilfe hat sie schliesslich gesiegt. Ohne Unterstützung von Melissa, Esra und Cyril wäre es bestimmt nicht so einfach über die Bühne gegangen. Schliesslich war sie hoch schwanger! Doch die drei haben es so gut gemacht. Zwar waren sie danach Ferienreif froh als es vorüber war.
Die grosse Kunst für Sam bestand darin dass Christian zuerst dran war mit heiraten. Schliesslich hat er zuerst den Heiratsantrag gemacht. Kinder haben sie noch keine.
Natürlich waren beide Familien aus dem Häuschen als sie von dem Baby erfahren haben und Sam lernte auch Markus komplette Familie kennen. Seine Eltern waren zuvor zwar nicht so begeistert weil sie noch nie was von Samantha gehört hatten und fanden das Ganze etwas seltsam. Seine Eltern sind sehr konservativ und sie kann sich gut vorstellen wie lange es gedauert hat bis Valentin sich outen konnte. Markus hat ihr erzählt dass es eine ganz schwere Zeit für seinen Bruder war und er ihm so gut half wie es ging. Heute haben sie sich damit abgefunden aber glücklich seien sie nicht.
Ihre Familie selbst war hell begeistert als sie von dem Nachwuchs erfuhren und für Samantha war es an der Zeit ihre Familienverhältnisse ihrem Zukünftigen Mann zu erklären. Da gab es diesen einen Unfall bei dem ihre Zwillingsschwester Sarah und ihr Vater ums Leben kamen und sie aus diesem Grund ihren Geburtstag nicht feiert. Christian ist also ihr halb Bruder. Es gab einige Dinge die Markus und sie noch von einander kennen lernen mussten. Doch wie Versprochen hielt Markus auch zu ihr wenn sie sich mal in die Haare bekamen. Es waren zwei sehr anstrengende Jahre in die sie viel hinein gepackt hatten.
Doch jetzt sitzt sie hier und geniesst die Sonnenstrahlen, bei einem Glas Wasser, die auf ihren Babybauch fallen. In wenigen Wochen bekommen sie ihr zweites, diesmal geplantes Baby. Ob es ein Junge oder ein Mädchen wird ist ihr egal. Sie möchte es nicht wissen und freut sich darauf welche Überraschungen ihr das Leben noch so zu bieten hat.
Tag der Veröffentlichung: 12.12.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für alle die noch an so etwas wie die Liebe glauben können ;-)