„… denn diese Welt existiert nur, um eine Geschichte zu sein
in den Ohren der kommenden Geschlechter.“
(William Butler Yeats)
Menschen
Eliad Sergain VI.: Graf von Dengist
Leela: Graf Sergains Tochter
Gwenda Berisha: Freischärlerin
Garwin, die Flinke Hand: Dieb
Asgliv Einauge: Piratenhäuptling
Sabian Maerland: Herzog von Kalenth
Elfen
Melunas II.: König von Amertharil
Feramon: Prinzregent von Amertharil
Gaudra Nachtschatten: Schwarzmagier
Halbelfen
Kirean Saliard
Zwerge
Greifax Goldfreund: König der Diebe
Bilfur Stahlklinge: Zwergenkönig
Götter
Tarkalos: Gott der Dunkelheit
Silghatara: Tarkalos´ Sohn
Erisan: Silghataras Gemahlin
Ramujel: Silghataras und Erisans Sohn
Malakhor: Meergott
Rania: Wettergöttin
Horat: Totengott
Llanshar: Herr der Täuschung
Ceridu: Königin der Nacht
Zu einer Zeit, als mächtige Magie noch ihre Wunder in der Welt Nuadien entfaltete, schworen die Götter einander die Treue und gelobten, die Sterblichen vor den dunklen Mächten zu beschützen.
Doch die göttliche Gemeinschaft zerbrach wie ein zarter Zweig in stürmischer Nacht. Missgunst, Neid und Hass führten zum Niedergang der Götter und entfachten einen der schrecklichsten Kriege, der Nuadien jemals heimsuchen sollte.
Eine Historie über jene Ereignisse zu schreiben, die der großen Katastrophe vorauseilten, ist kein leichtes Unterfangen, denn die Schriften sind zerstört oder unter den Ruinen der alten Zeit begraben. So bleiben mir, dem unwürdigen Verfasser dieser Chronik, nur die Lieder meiner Vorfahren, die mündlich von unzähligen Generationen überliefert, die Verwüstungen überdauerten und bis zu den Anfängen zurückführen.
Wenig wissen wir über die vormythische Zeit, als Nuadien noch eine trostlose Wüste mit trüben Sümpfen war und die große Mutter Anore ihre grünen Samen ausstreute, damit blühendes Leben und holde Schönheit gedeihen konnten.
Zunächst mussten die Götter allerdings die Erstgeborenen vertreiben, jene Geschöpfe der Nacht, die mit ihrem giftigen Odem Anores Samen zu ersticken drohten.
Chaos war ihr Name. Gewaltige Drachen und andere schreckliche Ungeheuer zählten zu ihren Gestalten. Wie lange die Kämpfe zwischen den Mächten des Chaos und der Ordnung währten, verliert sich im Dunkel der Zeit. Sicher ist nur, dass die Erstgeborenen schließlich wankten, nur wenige entkamen und verbargen sich in den kalten Albtraumlanden Nuadiens.
Nun konnte Anores Samen endlich gedeihen und wie ein weitverzweigter Baum zu allen Jahreszeiten Früchte tragen. Bald überzogen rauschende Wälder die Erde, in denen sich die verschiedensten Lebensformen entwickelten. Neue Inseln wuchsen aus dem Meer und bildeten Kontinente, die sich gemäß dem Gesetz des ewigen Wandels veränderten, bis sie jene Formen erlangten, wie wir sie heute in Nuadien kennen.
Ihr Werk hatte die Götter erschöpft. Sie zogen sich in ihre Paläste auf die himmlische Ebene Tar Belisan zurück, eine von vielen höheren Ebenen, die Nuadien umgeben, und nur für das geistige Auge sichtbar sind. Nachdem die Götter eine Weile geruht hatten, schufen sie magische Verbindungen zwischen den Ebenen, durch sie binnen Sekunden von Tar Belisan nach Nuadien gelangen konnten, ohne die Last mühsamer und gefährlicher Reisen auf sich nehmen zu müssen. Die Zauberpfade.
Doch wie die Sonne in der Nacht versinkt, stürzt jeder Baum erdwärts zuletzt - und so geschah es auch mit den Göttern. Sie teilten Nuadien unter sich auf und begannen über die besten Domänen zu streiten. Und wenn sie nicht miteinander stritten, schürften sie nach goldreichem Gestein, das sie zu kunstvollem Geschmeide verarbeiteten, um ihren Reichtum zu demonstrieren.
Tarkalos war der mächtigste Magier unter den Göttern, und manch ein Gelehrter glaubt bis auf den heutigen Tag, er sei Anores Lieblingssohn gewesen. Aber Weisheit gehörte nicht zu Tarkalos´ Gaben. Er wollte noch mehr Macht. Er wollte sich über seine Brüder und Schwestern erheben. Und wenn er sie erst beherrschte, würde ihm bald die ganze Welt gehören.
Heimlich reiste er durch die Zauberpfade in die Albtraumlande und frönte den schwarzen Künsten, um das Chaos für seinen Vorteil zu nützen, das geschlagen, aber nicht besiegt, noch immer in verborgenen Winkeln hauste. Immer wieder zwang er die Erstgeborenen mit dunkler Magie in andere Gestalten, bis sie seinem Zweck dienten.
Die anderen Götter merkten nicht, wie Tarkalos´ Kreaturen voller Hass und Mordlust in ihre Paläste aus Obsidian und Karfunkel starrten, weil sie viel zu sehr damit beschäftigt waren, ihre eigenen Schätze anzuhäufen.
Dies änderte sich schlagartig, als Horden von grässlichen Geschöpfen, halb Drache, halb Mensch, in den Westen Nuadiens einfielen und Tod und Verderben brachten.
Angesichts der Bedrohung begriffen selbst die Unbedarftesten unter Anores Getreuen, dass sich das Goldene Zeitalter seinem Ende neigte. Sie beschlossen, Tarkalos´ Verrat nicht länger zu dulden, womit die Spaltung in Licht und Dunkel unausweichlich war.
Unter der Regentschaft von König Belarion Vindhar I. war das Elfenreich Amertharil in jener Zeit zur vorherrschenden Macht in Nuadien aufgestiegen. Belarions Einfluss reichte vom westlichen Kontinent Andarell bis zur Insel Serai im Träumenden Meer und dem Südland Channea.
Tapfer und aufopferungsvoll kämpften Elfen und Götter Seite an Seite, bis es ihnen schließlich gelang, Tarkalos´ Höllenbrut vernichtend zu schlagen.
Das Goldene Zeitalter war unwiederbringlich verloren. In der dunklen Zeit danach bauten die Elfen ihre zerstörten Städte wieder auf. Neues Leben erwachte und mit ihnen die Zwerge und Menschen.
Der abtrünnige Tarkalos floh mit seinen Schergen vor dem Zorn der Lichtgötter nach Tar Keoma, eine düstere Ebene in den anderen Welten, in der er sein eigenes Reich gründete. Fortan nährten sich seine Anhänger von Tarkalos´ negativen Kräften, die im Laufe der Äonen Auswirkungen auf ihr Aussehen hatten.
Während die Götter des Lichts von überirdischer Schönheit waren und sich für die Mächte des Guten hielten, sanken die abtrünnigen Götter zu grausamen Wesen der Finsternis und des Chaos herab. Manche von ihnen besaßen wilde dämonische Züge, andere hatten sich ihre einstmals schöne Gestalt durch Zauber erhalten und waren den Lichtgöttern sehr ähnlich.
Obwohl Tarkalos das Band der Treue zerschnitten hatte, gab es Verbindungen zwischen beiden Seiten, aus denen so manches Kind hervorging, welches das Leben der Götter und der Menschen bestimmen sollte. Und so kam es, dass die sanftmütige Bridua, Tochter des Meergottes Malakhor und der Wettergöttin Rania, in Leidenschaft zu Tarkalos, dem Fürst der Dunkelheit, entbrannte, und ihm einen Sohn gebar.
Sein Name war Silghatara.
Hätte Bridua Tarkalos´ wahres Wesen erkannt, wäre ihr wohl das Blut in den Adern gefroren, doch er täuschte sie in Gestalt eines jungen Prinzen mit schwarzem Lockenhaar und feurigem Blick und nahm sie zur Frau. Wollte Bridua ihren Sohn nicht verlieren, blieb ihr nichts anderes übrig, als Tarkalos in sein Reich zu folgen, aus dem es kein Entkommen mehr für sie gab. Ihr einziger Trost war Silghatara, dem sie ihre ganze Liebe schenkte.
Silghatara wuchs heran, und Tarkalos lehrte ihn die schwarzen Künste und viele üble Dinge mehr, die ein Gott brauchte, um ein Verbündeter der Nacht zu werden. Doch Silghatara schlug nach seiner Mutter. Er verabscheute seinen heimtückischen Vater und sehnte sich nach Licht und Wärme. Eines Tages fand er bei seinen einsamen Streifzügen durch Tarkalos´ finstere Festung Drachennacht einen magischen Juwel von ungewisser Herkunft, funkelnd wie die Strahlen der Sonne an einem schönen Sommertag.
Der Lichtstein, wie Silghatara seinen Fund, geblendet von dessen Glanz hieß, enthielt die vier Grundelemente: Luft, Feuer, Stein und Wasser, aus denen die Welt bestand und andere Kräfte, zu fremd, als dass er in seinen jungen Jahren ihren Sinn begreifen konnte.
Und Tarkalos frohlockte ...
Er kannte den Lichtstein, wusste, dass er verflucht war und keineswegs nur Gutes bewirkte, wie Silghatara glaubte. Dem Lichtstein wohnte ein bitterer Kern inne, eine alles verzehrende Flamme, mit deren Hilfe er die dunkle Seite der Seelen beherrschen und die Menschen unter seine grausame Herrschaft zwingen wollte.
Als Silghatara von Tarkalos´ Plan hörte, floh er mit dem Lichtstein nach Tar Belisan zu seinen himmlischen Brüdern und Schwestern.
Außer sich über Silghataras Verrat, versuchte Tarkalos seinen Sohn zu töten, doch all seine Versuche schlugen fehl.
Die Götter des Lichts schützten Silghatara und mehr noch, sie ernannten ihn bald zu ihrem Anführer. Niemand schien ihnen für diese Aufgabe besser geeignet als Silghatara, denn er war aus der Dunkelheit gekommen, und hatte sich dem Licht zugewandt.
Tarkalos forderte den Lichtstein für sich, und als er ihn nicht bekam, ließ er zum Krieg rüsten.
Angesichts des göttlichen Machtkampfes, der in den höheren Ebenen tobte, blieb Silghatara und seinen Mitstreitern kaum Zeit, sich mit dem Schicksal der Menschen zu beschäftigen, die im Osten Nuadiens ein hartes Leben führten und täglich ums Überleben kämpfen mussten.
Ein Fehler, den Tarkalos zu seinem Vorteil nutze, indem er Furcht und Zweifel in die Herzen vieler Menschen streute und sie mit falschen Versprechungen zur dunklen Seite verführte.
Niemals in der Geschichte Nuadiens war das Menschengeschlecht dem Ende so nahe, wie im Krieg der Götter um den Lichtstein.
Schrecklich waren die Verwüstungen durch Tarkalos´ Drachen und Zauberwaffen. Das stolze Elfenreich Amertharil und die Städte der Menschen versanken in einem Meer aus Blut und Tränen und ließen nur geschwärzte Ruinen und gebleichte Knochen zurück. Gewaltige Beben erschütterten die Welt in ihren Grundfesten. Die kosmische Waagschale neigte sich gefährlich zu einer Seite und drohte zu kippen. Nuadien versank im Chaos, das immer neue Sensationen schuf, um seinen Sieg zu feiern.
Schon glaubte Tarkalos sich des Sieges gewiss, da richtete Silghatara die Macht des Lichtsteins gegen seinen Vater und verbannte ihn in die Schattenebene, auf das ihn seine Boshaftigkeit und Habgier bis zum Ende aller Zeiten zerfressen sollten.
Voller Zorn über Tarkalos´ Verbannung entfesselten die abtrünnigen Götter daraufhin Naturgewalten, die zu einer kosmischen Umwälzung führten, wobei Tarkalos´ Reich Tar Keoma in die himmlische Ebene krachte. In den anschließenden Wirren verlor Silghatara den Lichtstein.
Nicht nur Elfen, Menschen und Zwerge hatten einen hohen Blutzoll gezahlt, auch die Götter beklagten ihre Toten, denn in ihren Menschengestalten waren auch sie sterblich. Die Überlebenden kehrten geschwächt in ihre größtenteils zerstörten Paläste auf den höheren Ebenen zurück und überließen die Sterblichen ihrem Schicksal.
Die Zeit verging, und das zerstörte Nuadien geriet in Vergessenheit.
Erst viele Tausend Jahre später, als aus den Trümmern und Ruinen der alten Zeit eine neue menschliche Zivilisation entstanden war, begannen sich die Götter wieder für Nuadien zu interessieren, die meisten, weil es endlich wieder Domänen gab, über die es sich zu herrschen lohnte.
Auf dem westlichen Kontinent Andarell hatte Silghataras Glanz am hellsten gestrahlt. Nirgendwo sonst erinnerten sich seine treuen Diener aus dem alten Volk der Elfen mit so viel Ehrfurcht und Sehnsucht an die Zeit, als er noch mitten unter ihnen gelebt hatte.
Aber auch Silghataras Gegner in den vor Kälte starrenden Reichen hegten ihre Träume. Finstere Zauberer und Magier wünschten sich nichts sehnlicher, als die Rückkehr ihres tief gestürzten Herrn und Meisters.
Und mit jeder Sekunde, die Tarkalos in der ewigen Verdammnis verbrachte, wuchs sein Durst nach Rache und sein ohnmächtiger Zorn auf Silghatara ...
- Geschichte Nuadiens, unbekannter Chronist -
Im Jahr 3478 nach dem Lichtsteinkrieg
Die Schatten der Dämmerung hingen wie Spinnweben über den Schriftrollen und Büchersammlungen, die sich in den Regalen scheinbar endlos aneinanderreihten und den Geruch von altem Leder und Pergament verströmten.
Leise Schritte drangen an sein feines Gehör und verhallten in der Bibliothek wie flüsternde Echos aus längst vergangener Zeit.
Silghatara hielt im Lesen inne und hob den Blick. Draußen hatte es angefangen zu regnen. Ein leichtes Nieseln ließ die hochbogigen Fenster zu einem silbrigen Schleier verschwimmen.
Sein Leibdiener Desmari betrat in blauer und roter Livree die Bibliothek und verneigte sich ehrfürchtig. Der schmalgesichtige Elf diente ihm bereits seit über dreihundert Jahren, selbst für die langlebigen Elfen eine lange Zeit.
„Nun, was führt dich zu mir?“, fragte Silghatara wohlmeinend.
„Mein Gebieter, Eure Gemahlin ist eingetroffen“, entgegnete Desmari.
„Erisan ist hier?“ Silghatara zog überrascht die Brauen hoch. „Warum kommt sie nicht herein?“
„Ich weiß es nicht.“ Desmari, gewohnt alle Fragen zur Zufriedenheit seines Herrn zu beantworten, schaute unglücklich drein und verneigte sich noch ein wenig tiefer, um seiner Ehrerbietung Nachdruck zu verleihen. „Sie erwartet Euch auf der Terrasse hinter dem Westtor, mit einer dringenden Botschaft aus Eiswind.“
„Bei diesem Wetter?“ Silghatara bedeutete dem Bediensteten mit einer Handbewegung, sich zu entfernen. Erisan war mehrer Wochen in Nuadien gewesen. Er liebte sie von ganzem Herzen und freute sich darauf, sie bald wieder in seine Arme schließen zu können, wenngleich er wusste, dass Nachrichten aus Eiswind für gewöhnlich nichts Gutes bedeuteten. Vermutlich erwartete Erisan ihn trotz des schlechten Wetters draußen, weil die Wände manchmal Augen und Ohren hatten, ein Übel, von dem auch sein Palast nicht ganz frei war.
Er verließ die Bibliothek und durchquerte zwei weitere schattenhafte Räume. Vor einem Portal mit uralten Glyphen blieb er stehen und berührte ein magisches Siegel in der Form einer Sonnenscheibe.
Lautlos schwangen die Türflügel auf, und er betrat eine große Halle, die, vom Hauch unsichtbarer Zauberkräfte erfüllt, so düster und still wie ein Grab wirkte.
Manchmal wünschte er, seine himmlischen Brüder und Schwestern könnten den Schmerz in seiner Brust teilen, der ihn bei jedem Atemzug begleitete, seit er den verfluchten Lichtstein verloren hatte, doch seine einstigen Mitstreiter waren in die neuen Reiche der Sterblichen zurückgekehrt, wo sie ihre eigenen Welten beherrschten. Manche dieser Welten bestanden lediglich aus einem Fluss oder einem Haus, andere umfassten riesige Tempelkomplexe, ganze Städte und Länder. Nur wenige Götter waren zurückgeblieben, um die himmlische Ebene Tar Belisan vor Überfällen aus Tar Keoma zu schützen, in der sich noch immer Tarkalos´ ehemalige Festung Drachennacht befand. Nein, er wollte nicht weiter darüber nachdenken. Nicht jetzt. Erisan wartete auf ihn.
Die Einsamkeit, die Kälte und die Dunkelheit bedrückten Silghatara. Er hob eine Hand und malte ein Zeichen in die Luft.
Magische Lichter erhellten wie funkelnde Sterne die düstere Feierlichkeit des Saals und ließen die Gemälde an den Wänden in allen Farben des Regenbogens aufleuchten. Sein Blick fiel auf mehrere gezackte Risse in den perlweißen Säulen, die sich zur Kuppel emporschwangen. Es fiel ihm immer schwerer, den Palast mit Magie zu erhalten.
Wie jeder Magier bezog er seine arkane Macht aus dem Gewebe der Matrix, um die Wirklichkeit nach seinem Willen umzuformen. Die Matrix war das Gedächtnis des Planeten - eine Art Blaupause allen Lebens -, in das sich die Geschichte der Götter und aller verloschenen Reiche der Sterblichen eingeprägt hatte. Die gewaltigen Erschütterungen im Lichtsteinkrieg hatten zu Rissen in der Matrix geführt, sodass er immer mehr Magie aufbringen musste, um die Illusion einer Wirklichkeit aufrechtzuerhalten, selbst wenn es sich dabei um den vergleichsweise einfachen Zauber handelte, seinen Palast vor dem Zerfall der Zeit zu schützen.
Am anderen Ende der Halle sah er sein Bild in einem Spiegel. Es glich einem Edelmann aus den Reichen der Menschen im Westen Nuadiens und verriet nichts über seine göttliche Herkunft. Der blaue Umhang mit den bestickten Sonnen in Gold und Silber, seine Hose aus feinstem Leder und die hohen schwarzen Stiefel strahlten Eleganz aus.
Er brauchte diese unvollkommene Hülle aus Fleisch und Knochen nicht. Erst in Nuadien hatte er ein Avatar angenommen, denn der Anblick reiner Lebens- und Astralenergie hätte jeden Menschen auf der Stelle getötet. Er hatte sich verkleidet und eine Sprache ihres Verständnisses angenommen, damit sie sein wahres Wesen akzeptieren und verehren konnten. Anfangs hatte er sich unbehaglich in seiner menschlichen Hülle gefühlt, und dieses Unbehagen hatte ihn nie ganz verlassen. Doch mit der Zeit hatte er sich an sein selbst gewähltes Gefängnis gewöhnt und mochte es nicht mehr missen, gab es seinen Gedanken doch eine Stimme und Hände, die ein Schwert führen konnten. Abermals benutzte er seine göttliche Magie, und das magische Licht erlosch.
Eine Treppe führte ihn in das untere Stockwerk. Zwei Wächter öffneten das Tor des Westflügels. Ein eisiger Wind schlug ihm entgegen, der sein goldbraunes Haar flattern ließ.
Das Nieseln hatte aufgehört. Am Horizont türmten sich schmutzig graue Wolken. Leiser Donner grollte. In der Ferne zuckten Blitze und kündeten von einem nahen Unwetter.
Fröstelnd raffte er seinen Umhang über den Knöcheln zusammen und stieg die terrassenförmig angelegten Stufen zum Palastgarten hinab. Sein Weg führte ihn an rubinroten Lilien, Schwanenkraut und blühenden Nachtblumen vorbei, die nach Farben arrangiert in geometrischen Quadraten und Halbmonden einen Springbrunnen säumten. Von hier war es nicht mehr weit bis zur Terrasse.
Da erblickte er Erisan.
Die Göttin der Schönheit und der Treue lehnte an der Mauer, die sich um den Palast zog, und schenkte ihm ein wundervolles Lächeln, das ihren hellen Augen einen klaren Glanz verlieh. Ihr Haar schimmerte wie feingesponnene Fäden aus Silber und Gold und floss auf ihren mit Mondsteinen verzierten Mantel, der die Rüstung darunter verbarg.
Schön wie ein Engel war sie.
Aber ihre zarten Gesichtszüge wirkten erschöpft. Blut sickerte aus einer frischen Wunde an ihrem Arm. Anscheinend hatte es Probleme in Nuadien gegeben.
„Willkommen, meine Königin.“ Lächelnd umfasste er ihre Hand und zog sie an sich.
„Oh, Silghatara.“ Erisan barg ihren Kopf in vertrauter Zärtlichkeit an seinen Schultern. „Nuadien ist ein schrecklicher Ort. Sag mir, dass du mich liebst! Ich habe dich so sehr vermisst.“
Für einen Augenblick stand Silghatara einfach nur da und hielt sie fest, dann nahm er ihren Kopf in beide Hände und küsste ihre weichen Lippen. „Du siehst müde aus“, stellte er fest, „und …“, fügte er mit einem besorgten Blick auf die tiefe Schnittwunde an ihrem Arm hinzu, „du bist verletzt.“
„Ach, das ist nichts“, entgegnete Erisan mit einem matten Lächeln. „Nur ein Kratzer. Der Schmerz erinnert mich daran, dass ich noch lebe. Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit Borgars Kriegern, sie wollten mich nicht gehen lassen.“
Silghatara sprach einen Heilzauber, und die Wunde an ihrem Arm verblasste, bis sie nicht mehr zu sehen war. „Dieses Leben wie du es nennst, ist eine Illusion“, erinnerte er sie stirnrunzelnd.
Erisan schmiegte sich an ihn. „Du sprichst, als begehrtest du mich nicht mehr. Dabei warst du es, der mich einst die Wonnen der Liebe lehrte. Wie wäre das ohne menschliche Körper möglich gewesen?“
Silghatara spürte die Wärme ihres Körpers und drohte unter dem Ansturm ihrer Leidenschaft aus dem Gleichgewicht zu geraten. „Vergiss nicht, wer du wirklich bist“, mahnte er. „Manchmal musst du deinem Geist erlauben, sich frei zu bewegen, wie es unserer göttlichen Natur entspricht. Sonst wird es eines Tages nichts mehr geben, was uns von unseren sterblichen Freunden unterscheidet. Und wenn das geschieht, werden auch wir aufhören zu existieren.“
Tief unter ihnen breitete sich das Leuchtende Meer aus. Der unaufhörliche Klangwechsel zwischen Meereswellen, Wind, steinernen Echos und Vogelrufen hallte wie ein vielstimmiger Gesang zu Silghatara herauf, als er eine Gestalt bemerkte, die sich lautlos aus den Schatten löste. Sie war groß genug, um ein Mensch zu sein, doch vielleicht irrte er sich auch; im Dunkel und Grau des Zwielichts konnte er nur vage Umrisse erkennen.
Seine Nackenhaare richteten sich auf, als die Gestalt in einer mannshohen Hecke aus Sträuchern und Farnen verschwand. Das Leben in Tar Belisan war gefährlich, vor allem nachts, wenn Dämonen und andere trostlose Existenzen ihrer Rachgier nachspürten.
Alarmiert legte er eine Hand auf den Griff seines Schwertes und lauschte dem Knacken der Äste, die sich dem dumpfen Heulen des Windes beugten. Er versuchte, mit seinen Augen das Dickicht zu durchdringen, doch es verschwamm zu einer schwarzen formlosen Masse, die sich schnell und unheimlich veränderte. Faserige Umrisse bildeten sich in der Schwärze zu einem monströsen Etwas, das in atemberaubender Geschwindigkeit in die Höhe wuchs und die schattenhaften Umrisse eines gewaltigen Drachen enthüllte.
Entsetzt prallte Silghatara zurück. Noch wirkten die Konturen verschwommen, doch sie nahmen an Intensität zu, sodass er Einzelheiten erkennen konnte. Schildgroße glänzende Schuppen bedeckten den mächtigen Körper eines schwarzen Drachen. Dort, wo die magischen Ketten in sein Fleisch schnitten, zeigte die hornige Schuppenhaut Risse, und er konnte die bleichen Knochen und das von Würmern zerfressene Fleisch sehen.
Der gewaltige Schädel des Drachen pendelte züngelnd über Silghatara hin und her. Rubinrote Augen funkelten ihn hasserfüllt an, hielten seinen Blick fest und zogen ihn in seinen Bann.
Eine eisige Hand griff nach Silghataras Herz. Wie gelähmt kämpfte er gegen die Furcht an, die ihn zu überfluten drohte. Er sah dieses abscheuliche Ungeheuer heute nicht zum ersten Mal. Es gehörte zu seinen Alpträumen wie das Blut, das in seinen menschlichen Ohren pochte. Keine Macht der Welt konnte etwas gegen diesen Drachen ausrichten, denn er war nicht wirklich. Er konnte die himmlische Ebene nicht betreten, doch er würde nicht aufgeben, es zu versuchen.
Die gespenstischen Umrisse der Bestie flackerten, ihr tonnenschwerer Echsenleib bäumte sich auf. Wütend zerrte sie mit ihren Klauen an den Fesseln.
In diesem Moment spürte er, wie sich eine Hand auf seine Schulter legte und ihn rüttelte.
„Silghatara, was ist denn los?“ Erisans besorgte Stimme brach den Bann, der ihn gefangen hielt. Die grauenerregende Vision hatte nur wenige Sekunden gedauert und zerfloss, so schnell wie sie gekommen war. Aus dem Dickicht brach ein Tier mit kurzen Beinen und einem langen Schwanz und suchte hastig das Weite.
Mit aller Kraft zwang sich Silghatara dazu, seine Gedanken wieder auf das Hier und Jetzt zu richten. „Ich dachte, ich hätte etwas gesehen“, murmelte er. „Aber es war nur ... ein Wiesel.“ Er wollte seine Gemahlin nicht beunruhigen.
Erisan nahm ihren Platz an einem kleinen Tisch ein, flankiert von den Staturen kunstvoll gearbeiteter Einhörner.
Desmari betrat die Terrasse, und Silghatara trug ihm auf, erfrischende Getränke zu bringen.
Der Wind verstärkte sich und rüttelte an zwei mächtigen Faliah-Bäumen, deren zerbrechliche Zweige zu einer dichten filigranen Blätterkrone verwoben waren und ein Dach über ihren Köpfen bildeten. Die Faliah-Bäume waren den Lichtgöttern heilig, denn sie lebten von der Macht des Guten. Doch die guten Mächte waren bedroht. Das letzte Unwetter hatte viele Zweige abgerissen, die nun zerbrochen und mit schlaffen Blättern am Boden lagen.
Einen tiefen Seufzer unterdrückend, setzte sich Silghatara Erisan gegenüber und blickte sie an. „Ich hörte, du bringst dringende Botschaft aus Nuadien“, sagte er.
„So ist es, mein Liebster“, bestätigte die Göttin. „Im Norden Nuadiens braut sich etwas zusammen. Borgar der Jüngere hat sich mit Piraten von den Sturminseln verbündet. Sie werden mit ihren Schiffen die Küste Rivanoes angreifen.“
„Das bedeutet Krieg.“ Silghatara hätte noch viel mehr dazu sagen können, zum Beispiel, dass er über die Ereignisse in Eiswind und Rivanoe, einem Reich der Menschen im Nordosten Nuadiens, bestens im Bilde war, doch er beließ es dabei. Ein dumpfes Donnergrollen ließ ihn besorgt zum Leuchtenden Meer schauen. Dahinter erhob sich die schattenhafte Silhouette der Feuerberge. Schwefelgelber Rauch kräuselte sich aus gewaltigen schwarzen Klippen, der mit brodelnden schwarzen Wolken verschmolz. Ursprünglich waren die Feuerberge ein Teil von Tarkalos´ dunklem Reich gewesen, bis zu dem Moment, als ihre Gipfel im Lichtsteinkrieg die himmlische Ebene durchstoßen hatten. Seither war niemand mehr sicher in Tar Belisan, und die Gefahr wurde umso größer, je weiter sie vom sicheren Palast entfernt waren.
Erisan berührte Silghataras Hand und erinnerte ihn daran, dass er nicht allein war. „Rivanoes Verteidigung wird durch das Fehlen einer Seestreitmacht beeinträchtigt“, fuhr sie unbeirrt fort. „Das Land besitzt eine lange Küste mit Zugängen zum Norca-Meer. Die Clanfürsten sind zerstritten und bekämpfen sich lieber gegenseitig, anstatt die Küste zu sichern. Borgar und seine Räuberhorde sind für ihre Grausamkeit bekannt, sie werden Rivanoe plündern und brandschatzen, die Menschen niedermetzeln oder in die Sklaverei führen.“
Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann sagte Silghatara: „Ich hoffte, Borgar hätte sich nach seiner letzten Niederlage für immer in sein kaltes Reich zurückgezogen. Offenbar nützte er den Friedensvertrag dazu, seine Seestreitkräfte neu zu formieren.“
Erisan strich sich mit einer müden Geste über ihre Stirn. „Die Kräfte des Chaos werden stärker. Sie besitzen mächtige Magier unter den Sterblichen.“
„Auch wir haben Verbündete“, entgegnete Silghatara ungeduldig. Das Gespräch hatte gerade erst begonnen, doch er wünschte, es wäre schon vorbei. Er wollte mit Erisan so schnell wie möglich in den sicheren Palast zurück.
„Gewiss, aber unsere Verbündeten werden schwächer. In Prianos verkündet eine fanatische Sekte eine neue Religion, die jede Form von Magie ablehnt und Elfen für Dämonen hält. Unsere Freunde fürchten um ihr Leben. Sie erflehen deine Hilfe, warten auf ein Zeichen von dir.“
Silghatara schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, da müssen sie sich jemand anderen suchen. Ich muss die himmlische Ebene schützen und kann nicht überall zur gleichen Zeit sein.“
Ein greller Blitz, der sich in den Wolken verästelte, blendete ihn. Vielleicht machte ihn nur das nahende Unwetter nervös, doch er spürte, dass etwas in der Luft lag und es war nichts Gutes.
Desmari kehrte mit einem Tablett zurück, auf dem zwei Kristallkelche und eine Karaffe mit gewürztem Wein standen - die Erfrischungen hatte er vergessen. Fragend richtete der alte Elf den Blick zum pechschwarzen Himmel. Er brauchte nichts zu sagen, Silghatara verstand ihn auch ohne Worte. „Es wird bald regnen, Liebste“, sagte er zu Erisan. „Wir sollten besser reingehen.“
„Ich bin durstig“, wandte Erisan ein. „Lass mich schnell noch meinen Wein trinken, dann gehen wir, ja?“
Silghatara war es nicht gewohnt, dass Erisan ihm widersprach, mochte ihr den Wunsch aber nicht abschlagen. Auf ein Zeichen von ihm stellte Desmari die Kristallkelche auf den Tisch und schenkte ein, dann verließ er die Terrasse so lautlos, wie er gekommen war.
Erisan ergriff ihren Kelch mit beiden Händen und leerte ihn in einem Zug.
Silghatara war nicht durstig, wollte aber nicht unhöflich erscheinen und griff ebenfalls nach seinem Kelch, trank aber nicht daraus. „Hast du etwas von Ramujel gehört? Ich habe unseren Sohn schon lange nicht mehr gesehen. Wo treibt er sich herum?“
„Ich traf ihn in Eiswind.“
„Er ist dort? Das wusste ich nicht.“
„Du weißt so vieles nicht, seit du dich in deinem Palast verkriechst und mit Selbstvorwürfen quälst.“ Ein dröhnender Donner ließ die Erde erbeben und verschluckte Silghataras Antwort. Grüne und purpurne Blitze züngelten in den Wolkenmassen.
„Da ist er!“ Erisan sprang auf und zeigte mit ihrer schlanken Hand nach oben. „Tut mir leid.“ Sie warf ihrem Gemahl einen verzeihenden Blick zu. „Ich musste Ramujel versprechen, dir nicht zu verraten, dass er hier ist. Er wollte dich überraschen. Deshalb solltest du zur Terrasse kommen.“ Ihre Worte wurden von einem ohrenbetäubenden Donner untermalt und ließ beide zusammenzucken.
Silghatara, der solche Art von Überraschungen keineswegs schätzte und es lieber gesehen hätte, wenn Erisan und Ramujel gleich in den Palast gekommen wären, erhob sich nun ebenfalls, da ein Ast ihm die Sicht versperrte.
Über ihnen tobte ein Gewittersturm. Ramujel saß auf dem Rücken eines Greifen. Magische Blitze flackerten um ihn herum und ließen seine silbrig schimmernde Rüstung grell aufleuchten. Der Greif hatte Mühe, nicht abgetrieben zu werden, und kämpfte mit seinen riesigen Flügeln gegen die in Bewegung befindliche Schwärze an. Ramujel zog an den Zügeln und wendete das fremdartige Wesen, das sich zur Landung in den nahen Innenhof des Palastes herunterschraubte.
Eine Sturmböe riss Silghatara und Erisan beinahe von den Füßen und peitschte ihnen erste Regentropfen ins Gesicht.
„Schnell, zum Westtor!“, rief Silghatara über den heulenden Wind und rannte los, dicht gefolgt von Erisan.
Nach wenigen Schritten blieb Erisan plötzlich zurück, presste die Hände gegen ihren Leib und würgte. Krämpfe zogen ihren Körper zusammen.
„Erisan“, keuchte Silghatara. „Was ist passiert?“
„Der Wein ... es ist der Wein.“
Entgeistert starrte er auf den Kristallkelch, den sie bis auf den letzten Schluck ausgetrunken hatte.
Gift!
Silghatara sprach die Worte des mächtigsten Heilzaubers, den er kannte. Er wirkte nicht. Erisan wurde von weiteren Krämpfen geschüttelt.
Er erflehte die Hilfe von Inole, der Göttin der Heilkunst, doch sie schwieg - vielleicht hörte sie ihn nicht.
Voller Entsetzen sah er, wie eine schwarze Flüssigkeit aus Erisans Mundwinkeln sickerte und sich wie Säure durch ihre alabasterfarbene Haut fraß.
Welches Gift richtete solch schreckliche Verheerungen im menschlichen Körper an? Das Gift der Mandroga-Wurzel? Dagegen gab es kein Gegenmittel. Dann war sie verloren! Nur ein Wunder konnte Erisan jetzt noch retten, aber er glaubte schon lange an keine Wunder mehr. Noch kämpfte Erisan gegen das furchtbare Gift an, doch sie wurde mit jedem Atemzug schwächer.
Der Regen war jetzt so dicht, dass er kaum noch die Hand vor Augen sehen konnte, der Boden schlüpfrig vor Nässe, seine Kleidung bis auf die Haut durchnässt. Er fing Erisan in seinen Armen auf, als sie zusammenbrach, sank in die Knie und barg ihren Kopf an seiner Brust. „Erisan, verlass mich nicht!“, rief er verzweifelt. „Ruh dich aus, alles wird gut!“ Er wusste, es war eine barmherzige Lüge und Erisan wusste es auch.
Die Göttin der Schönheit und der Treue rang erstickend nach Atem. Ihre Finger krallten sich in seinen Umhang, ihre aufgesprungenen Lippen formten Worte, doch sie konnte nicht mehr sprechen. Er schob ihr die nassen Haare aus dem Gesicht und hielt ihre Hand, mehr konnte er nicht für sie tun. Hilflos musste er mit ansehen, wie sie sich stöhnend im Todeskampf krümmte.
Ramujel kam ihm entgegengerannt und rief etwas, aber das dröhnende Donnergrollen machte jede Verständigung unmöglich. Ein letzter krampfhafter Schauer erschütterte Erisans Körper, dann erschlaffte ihre Hand.
„Nein!“, schrie Silghatara mit tränenerstickter Stimme. „Neeiin!“
Der wütend brüllende Sturm trieb weitere tiefschwarze Wolkenbänke vor sich her. Der Donner grollte anhaltend, Regen trommelte auf ihn herab.
Ramujel breitete seinen Umhang auf dem nassen Boden aus. Behutsam nahm er Erisan aus Silghataras Armen und bettete sie darauf. Seine Hände zitterten wie Espenlaub, als er den Puls seiner Mutter fühlte und den Kopf schüttelte. Überwältigt von unaussprechlichem Schmerz starrten sie auf die Tote.
Ein Schemen, durchscheinend und unwirklich, schwebte über Erisans Leichnam, an den sie ihr göttliches Wesen vor langer Zeit gefesselt hatte. Dicht neben ihr nahm der Schemen erkennbar Erisans Gestalt an, die sie zu Lebzeiten besessen hatte. Doch der Schemen vermochte sich nicht vom Körper zu trennen, dem er entstammte. Das magische Gift der Mandroga fraß sich durch Erisans Gestalt und zerstörte sie, bis nichts mehr von ihm zu sehen war.
Silghatara versuchte sein Bewusstsein durch Geistkontakt mit Erisans Essenz zu verbinden, doch sein Ruf an sie verhallte ungehört. Er konnte Erisan nicht retten. Ihre Seele würde für immer verloren im Äther treiben.
Erisans Tod sorgte für Entsetzen und Bestürzung unter den Lichtgöttern. Viele waren bereits mit ihren Dienern in Tar Belisan eingetroffen und versammelten sich in Silghataras Palasthof, um Erisan die letzte Ehre zu erweisen. Unter ihnen befand sich Erisans Vater, der göttliche Schmied Thar. Heute war das Feuer in seinen Augen jedoch erloschen und seine Lippen vor Gram über den Tod seiner Tochter verschlossen.
Silghatara hatte in den letzten beiden Tagen und Nächten die Totenwache bei Erisan gehalten. Nun stand er vor dem großen Portal, das in den Hauptflügel des Palastes führte und blickte mit versteinerter Miene über den Innenhof.
Das Licht des frühen Morgens war grau und trüb. Wenigstens hatte es aufgehört zu regnen, doch was spielte das jetzt noch für eine Rolle?
Plötzlich flimmerte die Luft bläulich, und mit einem Mal stand der Meergott Malakhor vor Silghatara, ein wohlbeleibter Mann von stattlicher Größe.
Wie alle Götter hatte Malakhor im Laufe der Zeit eine Gestalt angenommen, die seinem Wesen und seinen Neigungen entsprach. Seine Kleidung war so grün wie seine Haut und seine verfilzten Haare. In seinem zotteligen Bart hingen Algen, und aus seinem weiten Umhang tropfte Wasser, als wäre er soeben dem Leuchtenden Meer entstiegen.
Für den Bruchteil einer Sekunde blickte Malakhor sich verwirrt um, dann entdeckte er Silghatara.
„Oh, dass ich das erleben muss!“, rief er mit meereswogender Stimme. „Die liebliche Erisan – tot! Und kein Zauber, der sie retten konnte. Wer hat das getan?“
Unter den Trauernden setzte beifälliges Gemurmel ein, viele nickten zustimmend.
Ehe sich Silghatara versah, breitete Malakhor seine kräftigen Arme aus und drückte ihn an sich.
„Ich danke dir, mein Freund, dass du gekommen bist“, sagte Silghatara gebrochen, während er sich aus Malakhors feuchter Umarmung befreite. „Aber heute ist nicht die Zeit für Rache.“
„Ich verstehe.“ Malakhor kratzte sich am Kopf, verfehlte aber die Krabbe, die hinter seinem Ohr in den triefend nassen Haaren hockte und verwirrt von der fremden Umgebung ihre Greifscheren öffnete.
Ramujel trat mit aschfahlem Gesicht zu ihnen, löste mit spitzen Fingern die Krabbe aus Malakhors verfilzten Haaren und reichte sie dem Meergott, der das Spinnentier hastig in eine Falte seines Umhangs steckte.
Im nächsten Augenblick erhob sich wie aus dem Nichts ein heulender Wind. Eine weitere Gestalt manifestierte sich und stellte sich neben Malakhor. Es war seine Gefährtin, die Wettergöttin Rania, eine alte rundgesichtige Frau mit zerzausten Haaren.
„Rania, musst du ausgerechnet heute so ein Getöse veranstalten?“, fragte Malakhor vorwurfsvoll.
Sie öffnete die Lippen und wollte etwas zu sagen, überlegte es sich aber anders und schloss sie wieder.
Das Erscheinen der Götter war nicht immer angenehm, und so war es auch bei Horat, dem Gott der Toten. Seine Ankunft wurde von eisiger Kälte begleitet und ließ die anderen Götter unbehaglich zurückweichen.
Schweigend schlug Horat die Kapuze seiner Kutte zurück, die sein schütteres Haar entblößte und seinem hageren Gesicht ein schwermütiges Aussehen verlieh. Hinter ihm erschienen seine Priester, ebenso grau gekleidet wie er.
Schaudernd verfolgte Silghatara, wie Horats Priester ausschwärmten, um letzte Vorbereitungen für die Beerdigungszeremonie zu treffen.
„Sieh dir bloß Horats Augen an“, flüsterte Rania hinter vorgehaltener Hand. „Sie sind so grau wie seine Kutte. Und dieser stechende Blick. Also, ich mag ihn nicht. Er riecht nach Verwesung. Deshalb hat er auch keine Frau abbekommen. Besser, er wäre in seinem Totenreich geblieben.“
„Ich mag Horat auch nicht besonders“, räumte Malakhor ein, „aber heute hat er wohl allen Grund hier zu sein. Schließlich ist es seine Aufgabe, die Toten in die anderen Welten zu begleiten. Und was ist der Dank dafür? Niemand will etwas mit ihm zu tun haben. Die Menschen fürchten ihn, weil sie den Tod fürchten. Die Götter fürchten ihn, weil auch sie in ihren sterblichen Verkleidungen dem Gesetz des Werdens und Vergehens unterworfen sind. Und du fürchtest ihn, weil du ihn nicht kennst. Aber eigentlich ist er ganz umgänglich, schließlich ist er mein Bruder, auch wenn wir sonst nicht viel gemeinsam haben.“
„Wenn ihr mich bitte entschuldigen wollt“, sagte Silghatara. „Ich muss mich um die anderen Trauergäste kümmern.“ In Wahrheit konnte er Malakhors und Ranias Geschwätz nicht mehr ertragen. Gut, sie sprachen leise miteinander, wie es sich bei Beerdigungen geziemte. Heute wünschte er allerdings, sie könnten einfach nur den Mund halten und in aller Stille um Erisan trauern. Hatten sie denn gar keinen Respekt? Er wollte mit seinem Schmerz allein sein. Nach einigen Schritten blieb er stehen und ließ seinen Tränen freien Lauf, aber der Wind trieb jedes Wort, auch die geflüsterten, zu ihm.
„Wo ist Horat?“ Malakhors Blick schweifte suchend über den Palasthof.
„Dort.“ Rania zeigte mit dem Daumen zur Seite.
Horat stand allein unter einem Baum mit roten und goldenen Früchten und starrte einer unsterblichen Dienerin hinterher, die hastig an ihm vorbeigelaufen war. Nun wandte er den Kopf, schaute in Ranias Richtung und nickte ihr zu.
Die Wettergöttin holte keuchend Atem. Sie ging Horat aus dem Weg, und versuchte ihn zu ignorieren, wann immer es möglich war. Jetzt konnte sie nicht länger so tun, als wäre er nicht anwesend, wollte sie nicht beleidigend wirken, weshalb sie den Gruß auf gleiche Weise erwiderte.
„Horat und seine Priester haben ihre Ohren überall“, raunte Malakhor ihr zu. „Vielleicht weiß er etwas über Erisans Tod, was wir noch nicht wissen. Lass uns gehen und ihn begrüßen.“
„Ohne mich“, protestierte Rania. „Ich bleibe hier.“
„Dann gehe ich eben allein.“ Malakhor kehrte ihr schwungvoll den Rücken und marschierte zu Horat.
Das bleiche Gesicht des Totengottes verströmte eine Kälte, die den Meergott frösteln ließ. „Bruder Horat“, sprach er ihn an. „Wir haben uns seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Wer hätte gedacht, dass uns Erisans Tod wieder zusammenführt?“ Er stieß einen tiefen Seufzer aus. „Arme Erisan, sie war mir die Liebste von Thars Töchtern.“
Horats Gesicht zeigte keinerlei Regung. „Ob Götter, Elfen, Zwerge oder Menschen ... das macht für mich keinen Unterschied. Im Tod sind alle gleich.“
„Aber Erisan wurde ermordet.“
„Ja, das hörte ich.“
„Und was hast du noch gehört?“
„Willst du mich ausfragen?“ Horat bedachte Malakhor mit einem misstrauischen Blick.
„Komm schon, ich weiß, du bist neutral und das bin ich auch, aber Erisans Tod geht uns alle an. Möglicherweise sind wir ja die Nächsten.“
„Was dich betrifft ... vielleicht.“ Der Totengott trat aus der Wasserlache, die sich um Malakhors Füße gebildet hatte. „Deine Sympathien für Silghatara sind offensichtlich. Langsam frage ich mich, ob du noch neutral bist?“
„An meiner Neutralität hat sich nichts geändert“, beteuerte Malakhor. „Aber Silghatara ist mein Freund, wie du sehr wohl weißt.“ Er zupfte eine Alge aus seinem Bart und ließ sie achtlos zu Boden fallen. „Es heißt, sein Leibdiener Desmari habe Erisan vergiftet.“
„Desmari wurde mit eingeschlagenem Schädel im Palastgarten gefunden“, erläuterte Horat. „Ein tödlich verletzter Wachtposten soll versucht haben, einen Jüngling in scharlachroter Robe daran zu hindern, in die Feuerberge zu fliehen. Vermutlich nahm der Jüngling Desmaris Gestalt an, um keinen Verdacht zu erwecken, bevor er den vergifteten Wein servierte.
„Wer war es? Ich werde ihm einen Mühlstein um den Hals hängen und ihn eigenhändig ertränken.“ Äußerlich bemühte sich Malakhor, gelassen zu bleiben, doch seine Stimme klang wie eine stürmische Meeresbrandung.
„Die Beschreibung passt zu Llanshars Lieblingsmanifestation. Aber Silghatara hat viele Feinde, es könnte jeder gewesen sein.“
„Llanshar …“ Malakhors Augen verengten sich. „Natürlich, warum bin ich nicht selbst darauf gekommen. Llanshar hasst Silghatara. Das würde erklären, warum Erisan mit der Mandroga vergiftet wurde; sie wächst nur in den Feuerbergen.“
„Heute werden alle mit ihm trauern“, sagte Horat nachdenklich. „Bald werden sich viele fragen, warum er nicht von dem vergifteten Wein getrunken hat.“
Malakhor starrte seinen Bruder an. „Du meinst, Silghatara ...? Warum sollte er das tun? Unmöglich! Er hat Erisan geliebt!“
„Der Wachtposten, der Silghataras Unschuld beweisen könnte, ist tot. Der Rat der Götter wird ihm Fragen stellen.“
Silghatara ballte die Fäuste, dass seine Gelenke knackten, und stürmte zum Palast. Er würde sich nicht dem göttlichen Rat stellen, nicht, bevor er Llanshar gefunden hatte und seine Unschuld beweisen konnte. Horat hatte recht, er hatte viele Feinde, und sein größter Feind war Llanshar, der Herr der Täuschung und der Zwietracht. Llanshar hasste ihn, weil er einst von seiner Hand gestorben war.
In der alten Zeit war Llanshar ein vielversprechender junger Menschenzauberer in seinen Diensten gewesen, bevor er sich heimlich Tarkalos´ Kult der Schwarzen Drachen angeschlossen hatte. Tarkalos hatte Llanshar mit der verbotenen Kunst wieder ins Leben zurückgeholt und ihn für seine Dienste in den Rang eines Halbgottes erhoben. Seitdem nützte Llanshar jede Gelegenheit, Silghatara und seine Anhänger zu vernichten. Erisan war nicht sein erstes Opfer und würde auch nicht sein Letztes sein.
Am Horizont tauchte ein schwarzer Fleck auf, der sich rasch näherte. Der Fleck verwandelte sich in eine pelzige Kreatur mit kräftigen Klauen und langen Zähnen.
Ceridu, die Königin der Nacht, saß im Sattel ihrer Wolfsfledermaus Drangur, die mit geiferndem Maul auf Ramujels Greif starrte, der in den Stallungen neben dem Palast untergebracht war und einen wilden Schrei ausstieß. Die Göttin lenkte Drangur in einem großen Bogen um den Greif, wobei das Scheusal Rania gefährlich nahe kam.
Rania, deren Furcht vor Wolfsfledermäusen noch größer war als die vor Horat, rannte zu Malakhor, stolperte über einen Stein und wäre gestürzt, hätte Malakhor sie nicht festgehalten.
Horat, der an solch spektakuläre Auftritte in seinem stillen Reich nicht gewöhnt war, verfolgte gebannt Drangurs Landung. Malakhor packte ihn mit einem gemurmelten Fluch am Arm und zerrte ihn zurück.
Kurze Zeit später glitt Ceridu mit den geschmeidigen Bewegungen einer Katze aus dem Sattel. Mehrere Knechte eilten herbei, um das schwer zu bändigende Ungeheuer in Empfang zu nehmen.
Die Königin der Nacht trug eine schwarze Pelzrobe mit hochstehendem Kragen, ihr Gesicht war von einem schwarzen Schleier bedeckt. Da sich niemand erinnern konnte, sie jemals in einer anderen Farbe, als Schwarz gesehen zu haben, fiel ihre Kleidung nicht weiter auf, sah man einmal von dem tief ausgeschnittenen Spitzendekolleté ab, das ihre weiblichen Reize betonte und dem traurigen Anlass keineswegs angemessen war.
„Sie ist eine Abtrünnige und dient den bösen Mächten“, empörte sich Malakhor. „Wie kann sie es wagen, an diesen heiligen Ort zu kommen?“
Horat befeuchtete seine schmalen Lippen, seine Augen waren auf Ceridu geheftet - offenbar genoss er den seltenen Anblick einer lebenden Frau. „Entsinne ich mich recht, teurer Bruder, ist sie Erisans Halbschwester. Wer wollte es ihr da verwehren, an ihrer Beerdigung teilzunehmen?“
Ceridu entblößte für einen kurzen Augenblick ihren Schleier und strich sich mit ihren langen Fingernägeln durch ihr Haar, das ungebunden über ihre Schultern fiel und so schwarz wie ihre Seele war. Ihr Blick streifte Horat mit dem Frosthauch gespielter Aufmerksamkeit.
Binnen weniger Augenblicke bildete sich ein Kreis von Neugierigen um Ceridu, die meisten von ihnen waren Männer.
„Welch eine Tragödie“, wisperte sie. Aufmerksamkeit heischend zog sie ein blütenweißes Taschentuch aus ihrem Ärmel und tupfte damit eine Träne von ihrer gepuderten Wange. „Als ich vom Tod meiner geliebten Schwester hörte, habe ich mich sofort auf den Weg gemacht.“ Sie breitete ihre Arme aus, als müsse sie Platz schaffen. „Wo ist Silghatara? Ich will ihm mein Beileid und meine Freundschaft in dieser schweren Stunde aussprechen.“
„Ich fürchte, du wirst dich noch etwas gedulden müssen“, brachte sich Horat in Erinnerung. „Silghatara ist beschäftigt. Die Beerdigungszeremonie beginnt in wenigen Minuten.“
Ein Funken von Ärger blitzte in Ceridus schwarzen Augen hinter dem Schleier auf. Sie holte tief Luft und setzte zu einer Antwort an, doch Horat war verschwunden.
Kurze Zeit später lenkte ein Priester Horats eine goldene Kutsche mit vier Einhörnern in den Palasthof.
Auf dem offenen Wagendeck des Gefährts stand der Kristallsarg mit Erisans Leichnam. Man hatte sie in ein weißes Gewand gekleidet. Ihr bleiches Gesicht wirkte gelöst, die Hände waren auf der Brust gekreuzt.
Erisans Anblick ließ die Götter vor Ehrfurcht verstummen, selbst Ceridu erbleichte. Eine Grabesstille breitete sich aus, nur die Blätter raschelten im Wind.
Fanfaren erklangen und entboten Erisan einen letzten Gruß. Auf ein Zeichen von Horat setzte der Priester die vier Einhörner in Bewegung.
Silghatara und Ramujel führten die Trauerprozession an. Hinter ihnen gingen Thar und Ceridu, dicht gefolgt von Malakhor, Rania und den anderen Göttern.
Die Kutsche holperte über einen Weg am Rand des Innenhofes in den Palastgarten und an der Terrasse vorbei. Der Tisch und die Stühle waren fortgeschafft worden. Nichts erinnerte mehr an die Tragödie, die sich hier abgespielt hatte.
Vor dem Grabmal der Götter an den Klippen des Leuchtenden Meeres standen die stolzen Einhörner still und keuchten vor Anstrengung. Ein undurchdringlicher Schleier hüllte die Mauern aus einstmals perlweißem Marmor ein und verbarg den Blick in den Innenraum.
Neben dem Grabmal stand eine uralte Kiefer in ihrem Nadelkleid. Aus ihrem Stamm schälten sich zwei goldbraun gesprenkelte Augen, die Anore gehörten. Alle Blicke waren auf sie gerichtet, alle hofften, Anore würde das Wort ergreifen, doch sie schwieg - zu groß war ihr Kummer über den heimtückischen Giftmord.
Da sich niemand regte, ging Malakhor zum Fußende des Sarges, um die Grabrede zu halten.
„Meine lieben Brüder und Schwestern“, begann er mit großem Ernst. „Erisans Anmut und Schönheit eroberte unser Herz. Ihr Mut und ihre Tapferkeit werden uns immer als leuchtendes Vorbild in Erinnerung bleiben. Meine Worte reichen nicht aus, um meinen Kummer über ihren Tod zu beschreiben.“ Er hielt inne und legte eine Hand auf sein Herz. „Ich weiß, wie es sich anfühlt, eine geliebte Seele zu verlieren. Niemand versteht diesen Schmerz besser als ich. Meine Tochter Bridua wurde mir einst durch Tarkalos´ dunkle List genommen, und es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an sie denke.“ Seine Stimme versagte, als er auf vielen Gesichtern Tränen sah, und er brauchte eine Weile, bis er seine Fassung wieder gewonnen hatte. „Und nun“, richtete er das Wort an Silghatara, „ist Horat gekommen, um Erisan in eine andere Welt zu begleiten, in eine glücklichere Welt, die weder Schmerz noch Niederlage kennt und in der die Sonne niemals untergeht. Wir können ihr dorthin nicht folgen, aber Bridua ist bereits dort und wird mit Erisan zu neuen Abenteuern in unbekannte Welten aufbrechen. Und am Ende aller Tage wirst auch du, Silghatara, wieder bei ihr sein, und dann kann euch nichts mehr trennen.“ Er wandte sich ab und blickte durch den Kristalldeckel auf die Tote. „Auf Wiedersehen, Erisan“, flüsterte er. „Mögen die guten Mächte dir Frieden schenken.“
Mit Malakhors Grabrede endete die offizielle Beerdigungszeremonie. Die Priester hoben den Sarg von der Kutsche und trugen ihn in die Grabstätte. Horat folgte ihnen gemessenen Schrittes und verschloss mit einem Zauber die Bronzetür hinter sich.
Nach einer Weile löste sich die Trauergesellschaft auf.
Malakhor verbeugte sich vor Silghatara, murmelte ein paar unverständliche Worte und verschwand. Rania tat es ihm nach und wurde vom Wind davon geblasen.
In der dunklen Stunde vor dem nächsten Morgengrauen ging Silghatara mit Ramujel durch die Palastbibliothek und
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Fiona White
Cover: Fiona White
Lektorat: Hans Peter Roentgen
Tag der Veröffentlichung: 03.07.2021
ISBN: 978-3-7487-8721-1
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