Ich hege keinen Zweifel an Wunder in der Liebe,
ich töte keine Träume mit der Vernunft
ich glaube an das kleine verträumte Glück
in den Sonnenblumen,
wenn sie sich nach der Sonne drehen,
in den Jahreszeiten
in den Augen,
auf den Lippen
in meinen Händen.
Den ganzen Tag schreibe ich dir über alle Worte hinweg, was ich für dich war.
Ich wusste nicht wohin der Weg uns führen wird, ich wusste nicht wohin unsere Herzen uns tragen werden
Fern vom Wissen, mit Gewissheit um das Werden lernte ich dich lieben.
In kleinen Schritten ging ich von Herausforderung zu Herausforderung, herzweise mit dem Herzwissen voran, dass Liebe unser Sein und Werden trägt.
Ich gehe den Weg nach innen, fühle mich zu dir, höre dich atmen, sehe dein Lächeln.
Wessen Brief blieb ungeschrieben oder unversendet, wessen Brief ging verloren?
Wartest du wie ich mit brennender Ungeduld, die Zeit in alten Träumen verbringend?
Man lernt, dass der eigentliche Sinn von Ebbe und Flut ist, sich zu wiederholen. So als hätte jemand ein Versprechen darin versteckt.
Ich werde jetzt an den Fluss gehen. Die untergehende Sonne wird die Wellen rot färben und der Himmel wird sich darin spiegeln, bis er zum Meer wird wie wir ein Meer waren.
Ich werde in deine Richtung schauen und werde die Briefe dem Fluss übergeben und werde mit den Augen und mit den Gedanken ihnen hinterher reisen.
Ich hoffe du fühlst es wie nahe ich dir bin.
Ich werde auf den Fluss blicken
und mich in Gedanken fragen:
"wer wird meine Briefe zu dir tragen?
Die Wellen, der Wind, die Tage und die Nächte?
Und in mir wird dann Leere sein?
Und ich werde tagtäglich auf den Fluss blicken
und mich nach dir sehnen.
Und wenn die Wellen sich am Ufer brechen,
werde ich mich fragen,
ob du mich denkst.
Und in mir wird dann Sehnsucht sein.
Wie eine Statue aus Fleisch und Blut und Herz
werde ich mit den Füßen im Sand stehen
und mich fragen:
"was wird die Zeit mit bringen,
Vergessen oder ewige Sehnsucht?"
Schicke mir ein Stückchen Meer von dir, ein Stückchen Himmel und ein Stückchen Sonne.
Etwas was der Augenblick halten kann bevor er unter geht.
Schicke mir etwas damit ich weiß wie es dir geht. Ein Zeichen .....
- Wann hast du das letzte Mal "Ich liebe dich" gesagt?
-Gestern
Anaëlle warf die Kasette in die reissenden Fluten. Immer kleiner werdende Kreise zog sie, bevor eine tosende Welle kam und sie mitriss. Weg war sie - die Liebe.
Irgendwo auf dem Fluss tanzte sie mit den Wellen nach der Melodie des Windes den Tanz der Gezeiten. Anaëlle fühlte ihr leeres Herz.
Eben lag noch der ganze Inhalt auf einem weissen Blatt sicht- und greifbar in ihren Händen und nun, von einem Augenblick auf den anderen lag er in einer kirschholzfarbenen Holzkasette, die sich von Ebbe und Flut auf dem Wasserpostweg zum Epfänger “Unbekannt” treiben ließ.
Ein langer Abschiedsbrief. Ein langer schmerzhafter Abschied. Annaig stand regungslos am Strand und schaute gedankenversunken auf den Fluss.
Die Flut kam, liebkoste ihre Beine, spielte mit ihrem regungslosen Körper und riss sie zu Boden. Sie presste ihren Körper, ihr Gesicht in den nassen Sand. Ihre heißen Tränen vermischten sich mit dem kühlen Nass des Wassers und sickerten in den weichen Sand.
Sie flüsterte seinen unzählige Male seinen Namen. Die Flut zog sich diskret zurück. Möwen kreischten unruhig umher. Still lag der Fluss in seinen Grenzen. Der Horizont schien greifbar nahe. Sehnsucht nach greifbarer Nähe umhüllte ihre Sinne. Gefangen in einem Netz aus Liebe und Begehren, unfähig sich zu bewegen, stand sie wie angewurzelt da. Die Nacht kam, legte einen abedrotfarbenen Schleier über den Fluss.
Ruhig lag er in seinem Bett als wäre nichts gewesen. Irgendwo auf dem Weg zum “Unbekannt” schwamm der Inhalt ihres Herzens - ihre Liebe.
Der Horizont eine vage Grenze, eine Täuschung für das menschliche Auge. So nahe, fast greifbar, aber streckt man die Hand aus um nach ihm zu greifen, ist er tatsächlich eine Ewigkeit entfernt.
Als sie sich entfernte, zeichneten sich ihre Füße in den Sand. Ein Band zwischen ihr und dem Inhalt ihres Herzens - der Liebe.
"Ich schreibe dir neue Briefe," flüsterte er an ihrem Ohr und streifte mit den Lippen ihr Ohrläppchen.
"Liam!" schrie sie erschrocken.
"Anaëlle!" lächelte er, aber in seinen Augen spiegelten sich Tränen.
Liam zieht sie an sich, seine Hände wanderten über ihren Rippenbogen, über ihre Schulterblätter, in ihre Haare. Seine Lippen liebkosen ihre, finden sich gegenseitig in einem innigen langen Kuss. "Ich lasse dich nicht mehr los Anaëlle," flüsterte er rau.
Er bettete sie in den von der Flut noch nassen Sand und legte sich neben sie.
"Ich fühlte es, dass du hier bist."
"Du bist ja bei uns der Superfühler!" rief Anaëlle aus.
"Nimm das zurück!"lachte er.
"Niemals!"
"Na warte!" grinst er und seine Hand kämmte durch ihre Haare und küsste sie stürmisch bis sie nach Luft schnappte.
Und die Welt scheint in diesem Augenblick still zu stehen.
"Das ist Liebe, "denkt sie. "Und Liebe schmerzt bis man sie nicht mehr haben will. Und ich weiß es tut weh, aber trotzdem möchte ich sie nicht mehr hergeben. Beängstigend. Vielleicht muss es so sein."
Anaëlle
Heute vor 4 Jahren sah ich diese Frühlingsflusslandschaft. Ich hatte das Bedürfnis alles festhalten zu müssen. Alles was mich umgab, jeden frühlingsfarbenen Moment wollte ich in mich aufnehmen, als hätten wir Menschen eine Herz-und Gedankenkamera im Ich eingbaut, wollte ich die pastellfarbene Flussnatur festhalten. Als ob die Natur eine Gedankenleserin wäre, öffnete sich vor mir der Himmel, gab alle Schäfchenwolken frei und die ersten Sonnenstrahlen der Morgensonne lagen mir zu Füßen. Die Weite dieses Stückchen Natur gehörte für einige Augenblicke... mir....mir allein.
Ich fotografierte alles um mich herum. Den Himmel, den Fluss, die Bäume, das Flussufer. Das Seerosen-Vivarium neben dem Fluss.
Ich trug schlichte dunkelblaue Jeans, einen milchkaffeefarbenen dicken Pullover, espressofarbene Sneakers und einen esspressofarbenen Trenchcoat. Ich war nicht geschminkt und mein mittelbraunes langes welliges Haar hatte ich zu einem schlichten Pferdeschwanz gebunden. Ein paar Strähnen befreien sich immer irgendwie und umrahmen mein Gesicht. Meine Augen sind groß und bernsteinfarben und meine dunklen Wimpern sind außergewöhnlich lang.
Ab und zu male ich meine Lippen mit einem transparenten Lipgloss an, an jenem Tag jedoch nicht.
Ich stand am Vivarium, betrachtete die ersten zarten pastellgrünen Seerosenblätter, die sich nur schüchtern auf der glatten Oberfläche des Wassers hin und her wiegten, als würden sie mit dem Frühlingswind tanzen.
Ich fühlte mich beobachtet und schaute zur Seite. Direkt in ein paar grünbraune Augen. Er stand etwa einen Meter von mir entfernt und starrte mich an.
Ich konnte nicht anders. ich starrte zurück. Sein Haar war blond, eher rotblond und leicht gelockt. Er trug es kurz, aber nicht so ganz kurz, so dass es etwas strubberlig wirkt. Seine Gesichtszüge waren weich, aber sehr männlich und sein Mund war zu einem leichten Lächeln geformt.
Ich stellte mir vor, wie dieser Mund meine Lippen und meine Haut berüht und mir wurde ganz warm.
"Hoffentlich ist mein Gesicht nicht tomatenrot," dachte ich.
Ich lächelte höflich zurück. Drehte mich um und ging einfach weiter.
Ich schaute nach einer Weile zurück und er starrte mir immer noch nach. Sein Blick hatte etwas in sich, was mich den ganzen Abend beschäftigte.
"Waren seine Augen tatsächlich grünbraun? Sie hatten aber auch einen goldbraunen Unterton. Abendrot am See. Grüngoldfarben.
Ja grüngoldfarben nenne ich seine Augenfarbe.
Liam
"Woran mag es liegen, dass das Leben nicht so verläuft wie man es sich wünscht, dass es nicht so leicht getan ist wie gesagt?"
-Wir sind Menschen und keine Engel. Menschen müssen ihre Fehler machen, um daraus zu lernen.
Während mein Blick schweigend auf dem See lag, atmete ich die Ruhe um mich herum ein. Mein Blick fiel auf ein paar winzige Seerosenblätter die friedlich auf der glatten Wasseroberfläche des Sees lagen und sich im glänzend schimmernden Wasser spiegelten. Ab und zu spielte der milde Frühlingswind mit den noch hauchzarten Blättern.
"Auch ein Leben das sich auf seine Art spiegelt." dachte ich und ich fühlte wie sich die Melancholie in mir ausbreiten wollte. "Ich lasse mich nicht die Ruhe des Augenblicks nehmen."
Der Blick verweilte auf dieser Schönheit, während die Gedanken lebendig in die Ferne zogen. Ich konnte ihn spüren, den Frühling. Ich konnte ihn riechen. Ich konnte ihn sehen. Die Sonne, die hell am schäfchenwolkenbemalten blauen Himmel stand. Kein Dunkelgrau, kein wütendes Blaugrau das ein Unwetter weckt, sondern helles Blau. mit weißen Wattewolken als würde sich augenblicklich ein Engel darauf setzen, der fröhliche Gedankenblitze auf die Erde wirft. Die ersten pastellgrünen zarten Knospen an Bäumen und Sträuchern.
Die Sehnsucht nach Liebe, nach Nähe, nach Geborgenheit war heute wieder meine Begleiterin. Meine Gefährtin die mich ab und zu in die Seite kneift, dass es schmerzt.
Die Sehnsucht einen Menschen wahrlich lieben zu können, keimte in meinem Ich. Nicht diese Art von Liebe, wenn dir ein symphatischer Mensch gegenüber steht und dein Herz einen Purzelbaum schlägt. Eher eine Art Liebe, die so tief in dich eindringt, die dich Freund werden lässt . Eine Liebe die dich zu schätzen lernen lässt, die dich beflügelt wenn du niedergeschlagen bist.
Es wirkt manchmal befremdlich, auf diese Art zu lieben, aber gerade dieses Kribbeln im Bauchbereich, auch wenn es einem akuten Magengeschwür sehr ähnelte, hoffte ich Wurzeln zu finden und irgendwann im Irgendwo bei irgendwem anzukommen.
"Das hier ist ein Postkartenmotiv aus dem Augenblick." dachte ich und lächelte vor mich hin.
Ich hielt meine Handykamera auf das atemberaubende Motiv. Ich knipste los. Einmal, zweimal, noch von der anderen Seite einmal, zweimal......
Dann sah ich sie. Sie stand neben mir. Ihr Anblick gefiel mir so sehr, dass ich es nicht lassen konnte meinen Blick von ihr zu lösen. Nahezu jede ihrer Handlungen, Bewegungen saugte ich auf. Sie war viel kleiner als ich. Schlank aber nicht dünn. Ihr langes welliges Haar ist zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ein paar freche mittelbraune wellige Strähnen umrahmten ihr Gesicht. Dieses eigentlich schon Voyeuristische beschämte mich ein wenig. Es war ein sonniger Frühlingstag da bekamen die Sonnenstrahlen und die Endorphine wieder Freigang durch den gesamten Körper und ließen mich meinen Grundsatz des Bedachts vergessen.
Wie Atlas der das Gewölbe des Himmels auf Händen trägt, stand ich da, sah sie an, wünschte, dass sie fühlt, dass ich sie ansehe. Ich fühlte wie ich mich für einen Moment vorlor. Sekundenliebe oder Endrophinrausch.
Sie blickte kurz auf, sah mich kurz an, oder eher an mir vorbei, konzentrierte sich auf ihr Kamera und drehte mir den Rücken zu.
"Sie sieht mich nicht." dachte ich leicht enttäuscht.
Ich brauchte eigentlich nur ein paar Schritte nach vorne zu machen und sie anzusprechen. Ich traute mich nie eine Frau anzusprechen.
"Du bist zu blöd zum Flirten," neckten mich meine Freunde. Mein Sexleben war nicht gerade das, worüber ich stolz sein konnte. Ein paar kurze Flirts, zwei One-night-stands, davon einer mit Folgen.
Traurigkeit umhüllte mein Herz. Und viel Liebe.
Plötzlich drehte sie sich um und unsere Blicke trafen sich. Ich weiß nicht mehr wie lange wir uns anstarrten. Vielleicht war es nur ein einziger Augenblick. Vielleicht war es eine kleine Ewigkeit. Das Zeitgefühl war weg. Ich sah in zwei große bernsteinfarbene lächelnde Augen.
Sie lächelte mich an. Es war das schönste Lächeln, das ich je gesehen habe. Ich konnte nicht anders, ich musste einfach zurücklächeln.
Dann drehte sie sich um und entfernte sich von mir.
Ich sah ihr nach in der Hoffnung sie würde stehen bleiben und warten dass ich sie einhole. Sie sah noch einmal zurück und dann verschwand sie unter der Menschenmenge.
"Das halte ich fest, dachte ich und lächelte vor mich hin. "Daran möchte ich mich ab und zu erinnern, wenn ich das Bedürfnis nach körperlicher Nähe habe."
Und dann berührt mich
das mir noch unbekannte Gefühl.
Spricht mit seinen sanften Farben:
“Komm. Komm genieße es.”
während es ganz langsam meine Arme
mit seinen warmen Strahlen bedeckt,
auf meinem Gesicht verweilen wollend,
um dann meine Augen mit Leben zu füllen.
“Komm. Komm lass deine Gedanken fliegen
hin zu ihr."
"Du Idiot!" schimpfte ich mit mir in Gedanken."Stellst dich an wie ein pubertierender Teenager. Hättest sie ansprechen müssen. Die ist es, aber du musst ja wieder alles vermasseln mit deiner Tolpatschigkeit."
Ich fischte mein Handy aus der Jackentasche und kramte aus der Handytasche nach meiner Visitenkarte und notierte das was ich an ihrem Rucksackanhänger las.
"Witzbold!" machte ich mich über mich selbst lustig. Ich steckte die Visitenkarte zurück. "Man weiß ja nie...." dachte ich.
Liam
Oft wenn es die Zeit und das Wetter erlaubte, fuhr ich zum Weiher, in der Hoffnung sie wieder zu sehen.
Ich setzte mich auf dem Sattel meines Fahrrads und jeder Weg wurde zu meinem. Und es gab diesen einen Zeitpunkt auf meinem Rad, an dem es mich auf eine ganz besondere Art und Weise verzaubert: Ich fuhr durch Felder, durch endlos weite Landstriche und hatte dabei das Gefühl nicht allein zu sein. Die Zeit die ich auf meinem Rad verbrachte war oftmals tröstlich, jenseits von Terminen und Verantwortung.
Ganz besonders in Momenten, in denen ich nicht mehr weiter wusste. Dann packte mich ganz plötzlich die Sehnsucht einfach nur Stille inmitten reinster Natur zu genießen. Oder Leuten auf den Wegen begegnen, neben ihnen herfahren, sich kleine Gespräche finden oder diese einfach nur überholen und ein Lächeln schenken. Der Gedanke war tröstlich, dass mein Rad im Keller stand, mir immer treu war, egal wohin ich wollte. - Und manchmal, da kam es mir vor, als wüsste es, wohin es gehen soll. Dann spürte ich die pure Freiheit, wenn die Kette durch die Schaltung rasselte und der Fahrtwind um die Nase zog.
Dieses Jetzt fühlt sich immer wieder neu und unerforscht an. Manchmal, wenn er mir ganz bewusst wird, dieser Zustand der Veränderung, fühle ich mich irgendwie voll mit Energie, voll mit Neugier.
Und seit langer Zeit spürte ich wieder die Mut, die Kraft und die Freude an der Erfüllung aller Herausforderungen des Alltags, die mich erwarteten.
Ich dachte oft an sie. An ihre Augen, an ihr Lächeln, an ihre Art wie sie sich bewegte.
Es gibt Dinge, die lassen sich scheinbar nicht in Worte fassen. Scheinbar unaussprechlich. Scheinbar unsagbar.
Ich hörte viel Musik um mich vom Alltag abzulenken. Doch seit dieser Begegnung am Weiher hörte ich eine andere Musik. Musik, die es schafft, sie in Form ihrer Melodik, ihres Taktes oder in treffenden Lyrics widerzuspiegeln. Sie legt sich auf mein Ohr. Drückt sich mit ihrer Melodik, getrieben von sanften, rhythmischen Bässen durch meine Adern bis hinein ins Herz. Bahnt sich ihren Weg durch alle Sinne. Musik die es schafft diese Gedanken zu lesen, diese zu entknoten, wenngleich sie weder Anfang noch Ende kennt. Diese Musik, die in mir das Bedürfnis erweckt, mit meinen Armen eine Umarmung zu formen, mich heiser schreien und zugleich in ihr schweigend und paralysiert versinken zu wollen.
Ich vermisste sie.
"Wie kann man jemanden vermissen, den man nicht kennt?" dachte ich und lachte über mein Verhalten. "Sie hat dich bestimmt schon längst vergessen, wenn sie dich überhaupt richtig wahrgenommen hat."
Ich drehte die Visitenkarte in meiner Hand. "Morgen werde ich ihr schreiben," sagte ich überzeugend. "Ich muss Briefpapier kaufen." Bis anhin hatte ich an solche Dinge keinen Gedanken verschwendet. Wer schreibt denn heutzutage noch privat Briefe? Man sendet Postkarten aus dem Urlaub und das war es schon. "Sie wird dich auslachen und den Brief ungelesen zerfetzen und und in die Papiertonne werfen oder in feine Streifen zerschreddern." Und ich habe ein Bild vor Augen: erstaunt öffnet sie den Brief mit dem Brieföffner, liest ihn kurz überfliegt die Zeilen, zerreißt den Brief und lässt ihn in den Papierkorb landen.
Ich ertappte mich Selbstgespräche zu führen. “Ich verliere mich. Verliere mich in der Zeit. Verliere mich im Leben. Verliere mich im Zweifel. Spüre jedoch, nah an meinem Herzen, wie ich immer wieder versuche zu meinem Ich zu gelangen und verliere mich weiterhin. Verliere mich in Träumen, verliere mich in Lieben, verliere mich in Hoffnungen. Ich verliere mich ständig und halte doch an dem fest, was mich hält. Halte mich ganz fest am Loslassen und falle in den nächsten Augenblick. Falle unwiderruflich in meine Zukunft und höre diese Melodien, während ich mich wieder in diesen verliere, gerade weil ich im “mich verlieren” grenzenlos zu leben scheine, die Musik mir erlaubt mich fallen zu lassen und sie mich im selben Augenblick wieder auffängt.
Ich hatte am 1. Tag im Mai Nachtdienst. Den Tag verbrachte ich zu Hause.
Nach dem Frühstück, das aus Cappuccino mit extra viel Milchschaum und 2 Rosinenbrötchen mit Butter und Himbeermarmelade bestand, setzte ich mich an den Schreibtisch.
Ich hatte himmelblaues Briefpapier und himmelblaue Umschläge gekauft. Ich legte eine neue Tintenpatone in den Füller, überprüfte ob er schreibt und nicht kleckst. Zufrieden mit dem Ergebnis legte ich los.
Wort für Wort reihte ich nebeneinander. Ich legte alle Hoffnung, alle Sehnsucht in die Worte.
Dann druckte ich noch das Bild mit den Seerosenblätter aus und legte es mit in den Umschlag.
"Heute Abend gehst du auf die Reise zu ihr," dachte ich und legte den Umschlag in meine Mappe und auf dem Weg zum Dienst warf ich ihn in den Briefkasten.
Anaëlle
Die nächste Zeit verging wie im Flug. Ich ging zu den Vorlesungen, lernte für Klausuren, traf mich mit Freunden. Ich verbrachte viel Zeit mit lernen. Wenn das Wetter es zuließ war ich am Fluss. Joggen, radfahren, fotographieren oder einfach nur spazieren.
Ich dachte nicht mehr an ihn. Die erste Zeit hatte ich Träume über Dinge die ich gar nicht nachgedacht habe. Ab und zu kamen seine Blicke und sein Lächeln darin vor. Irgendwann hatte keine schlaflosen Nächte mehr. Wozu denn auch? Menschen lächeln sich an. Normales zwischenmenschliches Verhalten
Am letzten Apriltag des Jahres 2013 war ich mit Freundinnen unterwegs. Ich war etwas aufgeregt und konzentriere mich au mein Aussehen.
Ich trug ein dunkelrotes Kleid unter meinem schwarzen Frühjahrstenchcoat. Es ist schlicht geschnitten aber es steht mir gut und betont meine Figur. Ich trage außerdem schwarze Schuhe mit zehn Zetimeter Absatz. Viel zu viel für eine Maifeier, aber ab und zu brauche auch ich diese Zusatzgröße.
Ich freute mich auf die Feier, auf die Freunde. Ich tanzte die halbe Nacht durch, schloss mich Unterhaltungen an, flirtete ein wenig, wenn man es so nennen darf, wenn man jemanden anlächelt, ein paar nette Worte mit ihnen wechselt. Ich redete viel mit Jan, dem Gastgeber der Schrebergartenlaube, half ihm bisschen beim aufräumen. Wir erzählten uns von der Uni, er studierte wo anders. Wir lachten viel Er mochte mich und ich ihn irgendwie auch. Ich redete mit meinen beiden Freundinnen und irgendwann am frühen Morgen des ersten Tages im Mai brachen wir auf. Und ich schaffte es durch den Abend ohne zu stolpern, oder umzuknicken mit den Schuhen. Ich war ausgetobt und freute mich auf mein Bett.
Ich machte mich bettfertig und schlief sofort ein. Den ersten Maitag verbrachte ich mit der Familie.
Am Nachmittag des 3. Mai als ich von der Uni nach Hause kam, öffnete ich routinemäßig den Briefkasten und zwischen den Briefen entdeckte ich seinen Brief.
Der Absender sagte mir nichts. Ich kannte niemanden der Liam hieß. Ich eilte ins Haus, ging in mein Lernzimmer, suchte nervös nach dem Brieföffner und neugierig öffnete ich den Brief.
Seinen Brief. Ich betrachtete lange das beiliegende Bild. Ich sah zartgrüne winzige Seerosenblätter. "Ich habe meine Bilder doch gar nicht ausgedruckt," dachte ich.
Ich roch am Briefpapier. "Es riecht irgendwie nach Wasser, so wie es am Fluss riecht. Frisch und erdig. Dann enfaltete ich seinen Brief und las;
Liebe Anaëlle,
schön Dich gesehen zu haben. Es waren die schönsten zehn Ferientage die ich bis anhin erlebt habe.
Ich sah Dich am Fluss. Mir fielen deine Augen auf. Sie sind schokoladenfarben. Und dein sanftes Lächeln. Nur Verliebte oder Liebende haben dieses Lächeln auf dem ganzen Gesicht. So lächeln nur liebende Augen.
“Sie ist es,” dachte ich. Ohne dich jemals gesehen oder gehört zu haben. Ohne dich näher zu kennen.
Du warst allein und hast fotografiert. Ich traute mich nicht dich anzusprechen. Ich stand irgendwann sogar neben dir. Du lächeltest mich kurz an. Ein kurzer bernsteinfarbener Blick konnte ich erhaschen . Eine kleine Ewigkeit ….
Und ein Blitzggedanke.
Die Adresse an deinem Rucksackband.
Liebe Anaëlle, lange habe ich darüber nachgedacht, ob ich Dir schreiben soll. Bestimmt hast Du mich schon aus deinen Gedanken gestrichen. Ich habe lange Zeit nichts von mir hören lassen, weil ich im Begriff war, dich aus meinen Gedanken zu streichen.
Zu spät, wie Du siehst! Du hast den Weg zu meinem Herzen eingeschlagen, während ich mich von einem heftigen Strudel, während ich im Fluss-Alltag schwamm, mitreißen ließ. Deshalb schicke ich dir diesen Brief und das Seerosenbild, das ich fotographiert habe.
Ja, du bist jetzt in meinen Gedanken auf dem Weg zu mir. Oder doch nicht? Ich warte auf deine Antwort.
Liebe Grüße Liam
P.S.
Erinnerst Dich daran? Diese winzigen Seerosenblätter am Weiher?
Ich hoffe, dass meinen Seerosengruß Dich an mich erinnert und mein Gruß dein Herz erreicht.
Liam
Ich träumte davon, dass ich sie umarme.
Das ist wirklich paradox, denn ich kannte sie nicht und hatte nicht damit gerechnet sie wieder zu sehen. Doch manchmal verfahre ich mich einfach in den Emotionen.
Ich träume gelegentlich. Ich denke über etwas oder jemanden nach un dann verlaufe ich mich ganz unbewusst in diesen Zustand. Ich träume aber auch ganz realistisch von meinen Zielen, die ich mir irgendwann einmal gesteckt habe, träume von meiner Zukunft. Von Zeit zu Zeit rückt alles immer weiter von mir weg und bleibt unerfüllt, aber ich versuche es mir immer wieder auf meiner Landkarte des Lebens vor Augen zu halten.
Doch ich träume oft von der Sehnsucht, dass ich eines Tages finde, wonach ich eigentlich mit tiefstem Herzen, , suche. Ich träume dann davon, sie zu finden, die ich lieben kann und die mich liebt. Sie, die mich liebt wie ich bin, die mich so annimmt mit allem was mich ausmacht.
Ich träumte von ihrem weichen Körper der sich leicht an mich schmiegt und von Armen die mich mich umhüllen, nicht einsperren oder beengen, sondern wärmend umfassen.
Ich lege meine Arme um ihre Mitte und drücke sie ganz fest an mich. Ich spüre ihren Herzschlag an meinen Rippenbogen pochen. Ich küsse sie. Sie ist so honigsüß und ich hätte schwören können, ich wäre im Paradies.
Ein weiterer Kuss der sich durch alle Adern bis ins Herz drückt, folgt dem ersten. "Sie bahnt sich ihren Weg durch alle Sinne." denke ich. Ich will dieses Gefühl zelebrieren und verliere scheinbar den Boden unter meinen Füßen. Ich möchte noch lange dieses Glück festhalten, es teilen. Jetzt will ich klar sein. Hier sein. Eins mit dem Moment. Ein Teil von ihr. Ein Liebe. Nur diese Minuten. Nur diese Stunden. Nur diese Nacht. Gemeinsam.
Ich fühle wie ich mich entfalte, ich fühle den heißen Samen über meinen Bauch und Schenkel pulsieren und schrecke auf.
Ich wollte schnell in den Traum zurück kehren, aber ich war wach. Hellwach.
Ich schloss die Augen um den Traum noch einmal in meine Gedanken zu rufen. Der Wecker riss mich brutal aus den Gedanken.
Ich duschte, trank einen Cappuccino und fuhr zum Dienst.
Am späten Nachmittag entdeckte ich in meinem Briefkasten einen orangefarbenen Umschlag. Ich öffnete ihn mit dem Taschenmesser an meinem Schlüsselbund.
Mein Herz schlug Purzelbäume.
Ich laß;
Annaig
Ich wachte auf. Nacht und Tag umarmten sich in einem Morgen. In diese Stille des neu geborenen Morgens lächelte ich hinein.
Verlorene Sonnenstrahlen der Morgensonne zeichneten orangefarbene Schatten auf die Wand. Ich schloss die Augen und träumte ihn. Seine grüngoldfarbenen Augen sehen mich an. Ich spiegele mich in ihnen. Ein sanftes Lächeln umspielt seinen Mund.
Ich lächele. Ich zeichne zärtlich mit den Fingern Kreise auf seine Brust. Ich berühre seine Lippen in einem ganz sanften Kuss, bis dunkelrot Liebe alle Sinne belebt. Mein Herz rennt mir fast davon.
"Frag’ mich nicht…….frag’ mich nichts in dieser Nacht." träume ich. Ich küsse ihn leidenschaftlich und umarme ihn ……Fühle seine warme Haut unter meinen Fingerkuppen knistern....Milch und Honig....Ich rieche Milch und Honig. Seine Haut duftet danach. Ich küsse sein Schlüsselbein, wandere küssend zu seinem Hals, küsse...
Der Handywecker riss mich gnadenlos aus dem Traum aus ich seine pochende Halsschlagader küssen wollte.
Es dauerte noch eine winzige Ewigkeit bis mein Puls sich normalisierte.
"Eule du!" schimpfte ich mit mir. "Da schreibt dir ein Mann den du ein einziges Mal flüchtig gesehen hast ein paar schnulzige Worte und du träumst ihn. Na und...." schimpfte ich in Gedanken weiter mit mir, "er hat dir geschrieben. Das ist auch schon alles. Hast sonst nichts zu denken? Denke an dein Studium und konzentriere dich darauf. "
Wieder spazierte er in meinen Gedanken. Ich widmete mich dem Papierberg, um ihn Stück für Stück abzutragen. Ich bemühte mich nicht an ihn zu denken und mich auf meine restliche Arbeitszeit zu konzentrieren. Aber er verschwand nicht aus meinen Gedanken.
Endlich habe ich die restlichen zwei Stunden geschafft und endlich konnte ich aufatmen.
Feierabend und er war immer noch in meinen Gedanken.
Draußen regnete es. Ich konnte es kaum erwarten nach Hause zu kommen. Ich freute mich auf ein warmes Bad, auf einen leckeren warmen Kakao und auf meine neue Couch.
"Soll ich auf seinen Brief antworten?" dachte ich. "Ich bin unsicher. Und ich bin neugierig auf ihn."
Zu Hause angekommen, in meiner vorstädtischen Gemütlichkeit, streifte ich meine Kleidung ab und legte mich in das warme nach Milch und Mandeln duftende Schaumbad.
Ich genoss es, nach einem langen und stressigen Arbeitsag ausgiebig zu baden. Ich wusch und kurte meine langen Haare. Wärend die Haarkur ihre Wirkung enfaltete dachte ich darüber nach, ob ich ihm schreiben sollte.
Ich stieg langsam aus der Badewanne, trocknete mich ab, wickelte einen Haartuch-Turban um meine Haare, schlüpfte in meinen himmelblauen Frotté-Bademantel.
"Kopf oder Zahl?" fragte ich mich. "Kopf bedeutet ja, Zahl bedeutet nein."
Ich nahm eine Münze und ließ sie auf die Tischplatte im Wohnzimmer fallen.
"Kopf! Aber ja, ich schreibe ihm." murmelte ich vor mich hin.
Lieber Liam,
ich danke dir recht herzlich für deinen Seerosengruß!
Du hast dich in meinem Gedankenlabyrinth verirrt, lieber Liam. Auch wenn mein Alltag die Zeit für sich gepachtet hat, muss ich manchmal an dich denken. Heißt das, dass ich auf den Weg zu dir bin? Zumindest gedanklich.
Du hast nur einen einzigen Augenblick der Seerose eingefangen.
Eines Morgens, als sich der Sonnenaufgang im See spiegelte und das Morgenrot die Seerose in ein wunderschönes purpurfarbenes Licht hüllte, schnappte ich meine Malsachen und lief ich so schnell ich konnte zur See.
Mit jedem Pinselstrich habe ich der Seerose auf meiner Leinwand auf meine Art ein Stück Leben gegeben.
Du brauchst vielleicht nur einen einzigen Augenblick aus der Zeit, um etwas Wunderbares für lange Zeit festzuhalten. Ich aber bin eine Augenblicksammlerin und brauche viel Zeit.
Ist das eine Antwort?
Liebe Grüße Anaëlle
P.S. Ich erzähle dir noch von der Legende der Seerose.
Nymphen sind anmutige weibliche Naturgeister aus der griechischen und römischen Mythologie. Eine solche Nymphe fiel in eine große, aber unerwiderte Liebe zu Herakles. Der Legende nach starb eine dieser Nymphen an unerfüllter Liebe. Die Götter hatten Mitleid mit ihr. Sie ließen sie als Seerose wieder auferstehen. Bei den Griechen heißt sie deshalb auch Herakleios. Seerosen werden von Nixen beschützt: Wer den Seerosen ein Leid tun will, der wird von den Nixen in die Tiefe gezogen, so heißt es in einer alten Sage.
Ich glaube nicht an Nixen und deren Magie. Es gibt aber Menschen, die eine enorme Anziehungskraft haben.
Liebe Anaëlle,
ich habe nicht mit deiner Antwort gerechnet. Ich freue ich nun umso mehr darauf. Worauf kommt es denn im Leben oder in der Liebe an, wie man einen Augenblick einfängt, oder wie lange man ihn festhält?
Ich habe diesen Augenblick eingefangen und halte dich darin fest.
Du solltest mich sehen, ich bin so froh wie ein Floh im Stroh, deinen Brief hier zu lesen. Bestimmt habe ich ihn schon zum zehnten Mal gelesen.
Ich bin sprachlos. Nun fängt es an zu regnen, während ich mich hier drinnen in der guten Stube freue.
Ich hoffe doch, dass ich mich auf weitere Post von dir freuen darf!?
Bevor ich mich hier aber noch verschreibe, schließe ich
Liam herzlich
P.S. Magst du Regenbogen? Ich fange für dich einen mit der Kamera ein.
Hier aber habe ich ein wunderschönes Bild für dich. Das wollte ich dir nicht vorenthalten. ich hoffe es gefällt dir.
Lieber Liam,
Das Leben ist wie ein Regenbogen. Um seine Farben zu sehen braucht es den Regen und die Sonne
La vie est comme un arc-en-ciel : il faut de la pluie et du soleil pour en voir les couleurs.
Ich danke dir für deine Worte! Und danke auch für das Bild. Es ist sehr gelungen und es gefällt mir sehr. Nach einem langen Arbeitstag, beeilte ich mich nach Hause. Es donnerte und blitzte und der Wind wirbelte die Regentropfen durch die Luft und jagte sie gnadenlos, bis sie an meinen Fensterscheiben aufprallten und zerplatzten. Wie winzige Bäche rinnen sie über meine blank geputzten Scheiben und hinterließen ihre Tränenspuren. Ich habe Angst wenn es donnert und blitzt.
Unwetter ist wie ein Streit. Reinigt die Luft und danach scheint die Sonne. Ich mag nur ungern streiten. Aber ich kenne das Zusammenleben mit drei Generationen unter einem Dach. Da ist Streit nicht unvereidbar. Beruhigend ist die Sonne - die Versöhnung.
Ich setzte mich in meinen kirschroten Lieblingssessel und las deinen Brief. Ja, ich liebe den Regenbogen. Bestimmt weißt du, dass jeder Mensch Farben individuell wahrnimmt. Sicherlich würde ich andere Farben sehen als du. Es liegt bestimmt nicht daran mit welcher Augenfarbe wir in die Welt blicken. Ich habe deine Augen grüngoldbraun in Erinnerung. Wir ein Sonnenuntergang im See. Sonne, Wasser und Erde. Bestimmt lachst du jetzt über mich.
Während ich die ersten Seiten eines neuen Sachbuches lese, das ich mir vor ein paar Tagen kaufte, muss ich an folgendes denken:
Ich sehe den Regenbogen mit anderen Farben leuchten als du und du behauptest: “nein das ist sonnengelb!” Und ich werde behaupten: “Nein, das ist ein sattes orange!”
Ich frage mich ob wir uns darüber auslassen werden, oder ob jeder von uns akzeptiert, dass jeder Mensch ein “anderes Auge” hat.
Brennend interessiert mich das!
So, nun werde ich mich meinem Buch widmen! Ich muss daraus lernen.
Anaëlle herzlich dir
P.S. Bevor du über die Handlung des Buches grübelst - es geht Multiple choice Fragen für mein Medizinstudium.
Wenn ich einen Regenbogen einfangen könnte,
würde ich ihn für dich einfangen
und an den melancholischen Tagen
würde ich mit dir seine Schönheit teilen.
Wenn ich könnte, würde ich einen Berg bauen,
den du dann als dein Eigentum betrachten könntest.
Eine einsame Stelle, wo um Ruhe zu finden,
eine Stelle, wo wir uns vom Rest der Welt verstecken.
Wenn ich alle Tränen einfangen könnte,
würde ich sie ins Meer werfen.
Sie würden sich mit dem Meer vereinen
und zu Wellen werden und mit dem Wind tanzen.
Aber ich weiß und es ist mir bewusst,
dass all' das für mich unmöglich ist.
Ich kann weder einen Berg bauen,
noch einen leuchtenden Regenbogen einfangen.
Ich kann für dich eine Freundin, eine Gefährtin
oder aber auch die große Liebe sein.
Das kann ich gut
Liebe Anaëlle,
diese Frage hättest du dir aber lieber sparen können. Du bist DU und ich bin ICH.
Du bist genauso wundervoll wie ein Sonnenuntergang, Ich lasse dich sein wie du bist. Ja, vielleicht bewundere ich einen Sonnenuntergang gerade deshalb, weil ich ihn nicht kontrollieren kann. Wenn ich einen Sonnenuntergang betrachte, höre ich mich nicht sagen: ‘Bitte das Orange etwas gedämpfter in der rechten Ecke und etwas mehr Violett am Horizont und ein bisschen mehr Rosa in den Wolken.’ Das mache ich nicht. Ich versuche nicht, einem Sonnenuntergang meinen Willen aufzuzwingen. Ich betrachte ihn mit Ehrfurcht Ich betrachte dich mit Liebe, als ein Freund, als ein Mensch der so perfekt ist wie er ist für mich.
Wenn wir aber unsere Regenbögen nebeneinander legen könnten, wäre die Welt für uns um ein paar Nuancen farbenfroher.
Wie ich mich erinnere, blickst du mit bernsteinfarbenen Augen in die Welt. Meine Augen sind grüngoldbraun, Erde, Sonne und Seewasser, wie sie du so schön beschreibst. Anaëlle, ich freue mich auf deine Farben, auf deine Sichtweisen. Sie bereichern mein Leben, solltest du wissen!
Mein Alltag hält mich oft gefangen, ich bin Arzt, seit 6 Monaten Facharzt für allgemeine Chirurgie. Ich denke so weit meine Zeit es zulässt oft an dich. Auch wenn der Alltag wie von Sinnen an mir zerrt und reißt, ich werde nicht mehr so müde wie bis anhin. Du beflügelst mich Anaëlle. Du gibst mir Kraft vieles durchzustehen.
Du bist wie eine kleine Schwester die ich mir schon immer gewünscht habe. Unbefangen nimmst mich an der Hand und lässt mich an deinem Leben teilnehmen. Bei dir lerne ich erst über das Leben mit mehreren Generationen unter einem Dach. So kenne ich es nicht. Die Seerosenlegende kannte ich bis anhin auch nicht.
Ich bin ein einsamer Reisender und bin auch sehr gerne allein. Ich ziehe mich sehr gern zurück, wenn es zu bunt und zu schrill um mich herum wird. Ich lebe allein.
Mit unseren Meinungen und Sichtweisen sollten wir es ebenso handhaben wie mit den Regenbögen. Wir legen sie einfach nebeneinander und somit erweitern wir unsere ICHS.
Ich versuche ebenso laut zu sein wie du. Gelingt mir nicht, wie du siehst.
Ich warte auf deine lauten Worte und Gedanken!
Liebe Grüße Liam
P.S. Du kannst laut schreiben Annaig, denn auf meinem ICH klebt nun mal keine Aufschrift “ Attention FRAGILE!”
Hier einen Regenbogen für dich:
Lieber Liam
Die Süße des Honigs reicht nicht mehr aus,
um die zum Himmel gerichteten traurigen Blicke zu heilen.
Welch' Ironie, den Regenbogen zu bewundern
und nicht lächeln zu können.
Regenbögen gibt es überall wo man sie nur sehen möchte.
Ich machte mir lange Zeit keine großen Gedanken darüber, ob ich laut denken kann oder darf. Ich dachte einfach. In meinem Nest tat es jeder und somit fällt es mir unheimlich schwer meine Gedanken zurückzuhalten, damit sie nicht laut über meine Lippen wandern.
Mein Seelenhaus hat mehrere Kammern, eine Küche und ein Bad. Es gibt Menschen mit denen rede ich nur vor der Tür, andere dürfen in die gute Stube und nur meine besonderen Menschen dürfen in die Küche über den Rand meines Kochtopfes blicken. Beim Seelenbad möchte ich aber allein sein. Meine Nacktheit gehört mir. Mit Tränenwasser wasche ich mir den Staub von der Seele und die Seife besteht aus Freude- und Lachperlen aus der Natur des Herzens und ist ohne Chemie.
Auch wenn ich mit zwei Generationen unter einem Dach lebe und es um mich herum laut ist, weil jeder mit lauten Gedanken, Meinungen, Fragen um sich wirft, hat doch jeder von uns sein eigenes Kämmerchen, in das er sich zurück ziehen kann, wann immer er es möchte. Ich ziehe mich oft zurück, denn ich habe ganz andere Ansichten als meine Familie.
Unsere Regenbögen nebeneinander zu legen finde ich super. Als Kind habe ich aber im Malunterricht gelernt, dass es eine Harmonie der Farben geben muss. Die Farben sollten harmonisch ineinander verlaufen. Starke Kontraste sind für den Augenblick interessant weil sie ins Auge fallen, neugierig machen.
Aber wenn die Harmonie der Farben ausbleibt, wird es immer eine Frage der Zeit bleiben, was auf Dauer dominiert, der Vorder-, oder der Hintergrund des Bildes.
Harte Arbeit ist es, beide Regenbögen ineinander zu einem Ganzen zu verflechten. Und eine Geduldsfrage. Und Geduld ist ein Faden aus dem Herzknäuel der nicht immer reißfest ist. Aber mit Sanftheit überlistet man die Fragilität.
Liebe Herzensgrüße Dir, Anaëlle
P.S.
Ich wollte dir noch vom Gott der kleinen Dinge aufschreiben, aber da ich es liebe im Kerzenschein zu schreiben, ist es heute nicht möglich. Ich stand am Fenster und habe das Gewitter beobachtet. Ein wunderbares Schauspiel der Natur. Das hat mich inspiriert Die Kerze ist heruntergebrannt und das ist ein Zeichen für mich, dass es für heute reichen muss. Danke für den Regenbogen!
Liebe Anaëlle,
so, so! Du hast bei Kerzenschein den Gott der kleinen Dinge beim Werkeln beobachtet. Ich liebe es auch im Kerzenschein zu lesen. Hat etwas Uriges an sich. Ich bin neugierig wie du diesen Gott beschrieben hast! Ich habe nur einen Gott und Er ist für alle Dinge zuständig. Ich bete auch.
Der Alltag nimmt mich zu sehr in die Mangel. Ich bin müde, brauche Durchblick. Ich zehre noch von der wundervollen farbenfrohen Zeit mit dir. Ich vermisse dich. Tagsüber lenkt mich meine Arbeit ab, aber Abends bin ich allein hier in meinen vier Wänden. Der Alltag zieht sich dann zurück und legt die Gefühle frei. Empfindlich sind sie wie freigelegte Nerven.
Meinst du dass es zu früh ist über Gefühle zu reden?
Ich halte mich dann zurück!
Frag’ doch deinen Gott der kleinen Dinge ….
liebe Grüße dir,
Liam
Hallo lieber Liam,
ich musste sehr lange über deine Frage nachdenken? Mein Gott der kleinen Dinge meint, “ Es gibt für Herzensdinge kein "zu früh” oder “zu spät”. Wir sollten lernen über alles reden zu können .“
Mein beruflicher Alltag ist auch nicht immer leicht. Oft gerate ich in Stresssituationen und hoffe auf Durchblick und auf Lösungen. Ich studiere Medizin und muss mir demnächst eine Stelle für mein Facharzstudium suchen. Ich habe mich im Umkreis beworben. Ich hoffe ich bekomme sehr bald ein Angebot.
Abens versuche ich mich zu entspannen. Ja, nun drehen sich meine Gedanken (und nicht nur meine Gedanken) um Dich. Ja wir sollten über Gefühle reden.
Ach, die Geschichte "Der Gott der kleinen Dinge” wollte ich nicht unterschlagen.
Der Gott der kleinen Dinge.
Auch an diesem Abend, wie jeden Abend zuvor, zündete sie eine Kerze an. Sie nahm ihr Lieblingsbuch von der Kommode, wo es immer lesebereit lag und begann zu lesen. Sie las wie immer ein paar Seiten, erhob sich aus dem Lieblingssessel und ging ans Fenster . Jeden Abend stand sie am Fenster und beobachtete den Sonnenuntergang.
„ Heute leuchtet das Abendrot aber intensiver,“ dachte sie. „ Der Sonnenball ist feuerrot und sein Bett ist orangefarbener denn je.“
Augenblick für Augenblick verschwand die Sonne hinter den Bäumen. Heute, wie schon lange nicht mehr, nahm sie jeden Augenblick wahr.
Als der Sonnenball nicht mehr zu sehen war und der Himmel sich langsam nachtblau färbte , setzte sie sich wieder in ihren Lieblingssessel.
Das Kerzenlicht tanzte vor sich hin und warf winzige Schatten an die Zimmerdecke.
„Die Tage rennen an mir vorbei. Wie viele Sonnenuntergänge habe ich nicht gesehen?“ sinnierte sie.
„Das alltägliche Neue und die vielen Veränderungen erwarten, dass wir uns beständig und schnell danach orientieren und darauf gut einstellen und schnell Entscheidungen treffen. Zum Selbstschutz entwickeln wir ein individuellen, Notfall- Aufmerksamkeitsraster, einen eingeschränkten Notfallblick. Der Alltag beschränkt sich auf das Wesentliche im alltäglichen “Überleben”. Gewohnheits- und Routinenomaden sind wir und durchstreifen die Alltagswüste.“
Sie legte das Lesezeichen zwischen zwei Buchseiten, klappte das Buch zu und legte es an seinen Platz auf die Kommode. Routine?
Nein! Heute ist es anders.
„ Wenn es den Gott der kleinen Dinge gibt, macht er heute besonders auf sich aufmerksam,“ sagte sie lautlos. „ Oder habe ich ihn in der Routine des Alltäglichen nur übersehen?
„Heute macht Er mich aufmerksam für die kleinen wertvollen Dinge und Begebenheiten. Er macht mir die Bedeutung der kleinen Besonderheiten und die besonderen Menschen um mich herum bewusst.
Er macht mir begreiflich, dass es nichts “Normales” im Leben gibt, keine Routine und auch keine Gewohnheit.
Von einem Augenblick auf den anderen ist alles auf einmal ganz anders, als man es gewohnt war. Es gibt andere Prioritäten, andere Fragen und andere Antworten.
Die kleinen Dinge, mögen nur die geschenkte alltägliche Ordnung des Lebens sein, ein immer wiederkehrender wohltuender Rhythmus der Zeit und doch ist jeder Augenblick anders. Routinelos.“
Mes cordiales salutations à toi
Anaëlle
P.S.
Wir sollten jeden Moment bewusst genießen. Wir sollten uns für die (un)scheinbaren Dinge freuen und diese Freude auch teilen. Denn die Freude ist das, was uns so individuell und unverwechselbar macht.
ICH freue mich anderes als DU.
den 20. Dezember
Liebe Annaig,
Ein unbeschreiblich schönes Gefühl habe ich im Bauch und Herzklopfen, für Dich diese leeren blütenweissen Blätter zu beschreiben. Ich habe keine schönen Schriftzüge, aber ich bemühe mich so zu schreiben, dass du mich lesen kannst.
Heute bin ich dreiunddreißig Jahre alt. Genauer gesagt, heute vor dreiundreißig Jahren um eine halbe Stunde nach Mitternacht wurde ich geboren.
Zum ersten Mal in meinem Leben werde ich meinen Geburtstag nicht mit Freunden feiern. Meine Mutter hat für mich eine Schokoladetorte gebacken. Sie sieht mich gerne die Kerzen auspusten. Ihr kann ich nicht widersprechen. Also feiere ich mit ihr Geburtstag.
Warum feiert man eigentlich Geburtstag? Um seine Lebenszyklen zu dokumentieren. Muss man sich denn ständig daran erinnern, dass die Zeit eine vergängliche Einheit ist?
Feiern ist Herzabenteuer für mich. Ich zelebriere die besonderen Momente, die ich als Freude, Glück, Liebe empfinde. Momente in denen ich mich innerlich wie neu geboren fühle. Ich zelebriere diese Momente mt dir. Ich freue mich auf deine Briefe, auf deine Nachrichten, ich freue mich dich zu lesen. Ab und zu ertappe ich mich dich anrufen zu wollen. Irgendwann werde ich dich anrufen.
Ich versuche es mal mit Romantik für dich.
Komm, lass uns LIEBE zusammenspielen! Wie Kinder in der Innocence des Lebens.
Die Liebe ist ein (un)heimliches Zusammenspiel des Lebens. Entweder gewinnen oder verlieren beide Liebenden die Liebe des anderen. Keiner von Beiden will verlieren, also ist LIEBE ein Spiel mit sich selbst. Mit seinem ICH.
Und wieso spielen wir LIEBE zusammen?
Weil wir die Schönheit der Liebe, deren unangetastete Innocence in unserer Seele behalten wollen. Weil wir die Liebe des anderen gewinnen wollen. Weil wir LIEBE lernen mit ihm neu wollen.
Jeder von uns spielt nach seinen eigenen Regeln. Der eine riskiert viel, der andere hat Angst. Manche geben bedenkenlos, manche nehmen bedenkenlos. Wie wäre es wenn wir beide alle Regeln, alle Naturgesetze brechen und die Liebe zusammenspielen?
Komm Liebling, lass uns LIEBE zusammenspielen. Lass uns mit Worten, mit Blicken, mit Berührungen, mit den Tränen, mit dem Lachen, mit uns zusammenspielenspielen. Lass uns LIEBE zusammenspielen bis wir uns selbst liebend gewinnen.
Gewinne ich jetzt damit deine Liebe?
Ich küsse dich Anaëlle
Liam
Hallo Liam,
siehe da ich lese Dich!
Du hast sehr schöne Schriftzüge. Das muss ich dir jetzt schreiben. Ich bin im Begriff mich darin zu verlieben.
Ja, nein! In in dich zuerst! Witzig sollte es ankommen!
Ich verstehe dich. Geburtstage sind ein Zeichen, dass man ein Jahr länger gelebt hat. Und geliebt.
Ganz gleich ob das Leben dir Sonnenschein oder Regen beschert, wachse und gedeihe. Gehe achtsam und aufnahmebereit durch die Tage, die Dir Liebe und Leben schenken.
Entdecke im Dunkeln immer irgendwo eine Kerze, erkenne immer einen kleinen Pfad der aus der Sackgasse führt, Irrungen und Umwege sind doch menschlich, schmecke Glück in dem was andere Pech nennen. Das und viel mehr wünsche ich Dir.
Danke dür dein Gedicht.
Ob du meine Liebe damit gewinnst? Das war bestimmt witzig geimeint! Oder?
Kann man denn Liebe gewinnen? Ich denke man bekommt sie geschenkt. Man liebt und wird geliebt.
Man erfühlt und fühlt Liebe für den anderen und man bringt sie eher unbewusst zum Ausdruck. Der geliebte Mensch ist dann in den Gedanken wie ein Lieblingslied, in der Sehnsucht wie Hintergrundmusik, in den Träumen, im Vermissen. Er ist überall. Er ist im Herzen wie ein Geschenk, dass man bei sich sich trägt.
Und Liebe kommt meistens irgendwie unbemerkt. Man weiß nicht genau ob das was man fühlt Liebe ist.
Ich fühle das alles für dich, aber ob ich dich liebe.....? Ich muss jetzt lachen.
Lass es uns gemeinsam herausfinden was wir für einander fühlen Liam.
P.S
Die ganze Zeit habe ich mich gefragt, woher du meine Telefonnummer haben könntest. Vom Anhänger an meinem Rucksack.
Je t' envoie mes cordiales salutations et ma reconnaissance pour le poème.
Ich schreibe für dich eine Antwort:
Ich möchte dir in die Augen sehen,
für eine Nacht und einen Morgen.
Und wenn dann
an einem Lichtfaden
ein kleiner Stern fließt,
behutsam wie die Hände
die Wangen berühren,
die Konturen der Lippen nachzeichnen
Wenn das geschieht
schließe die Augen
nehme mein Herz in deine Hände
und halte es ....
halte es ....für sehr lange.
Anaëlle
P.S 1. Aber ja, du bis bei mir...... Ich denke jetzt nicht über Liebe nach.
Ich träume Dich
Dein Atem streift meine nackte Haut,
ich atme dich liebevoll ein.
Deine Lippen wandern bis unter die Haut,
berühren alle Sinne.
Deine Finger gleiten zärtlich über über mein Ich.
Ich bin eine Geige
deren Saiten unter deinem Körperbogen klingen und beben,
du, eine Musikerin der eine Symphonie der Liebe komponiert.
Wie ein Sommerregen
regnet die Liebessymphonie über mein Ich.
Ein Tanz der Schmetterlinge
auf dem Parkett des Ichs.
Mit funkelnden Augen
suchen wir uns durch die Nacht.
In meinem ICH lodert ein Vulkan.
Jeder leidenschaftliche Kuss sprüht Liebesfunken
als Lava fließt mein Ich über alle Grenzen der Vernunft
alle Saiten beben und zittern.
Ich bin
eine Symphonie einer Nacht
eine Symbiose aller Herznoten.
Liam
P.S. Ich habe dich vermisst. Auch körperlich. Du würdest jetzt sagen: "Man kann nur das vermissen was man kennt." Ich weiß nicht wie du dich in meinen Armen anfühlst. Ich kenne den Duft deiner Haut nicht. Dein schüchternes Lächeln habe ich schon gesehen und es faszinierte mich, aber gehört habe ich es noch nicht. Du machst mich neugierig auf dich, Emilia. Ich habe dich ja gesehen. Wie du dich bewegst, wie du lächelst, wie du eine widerspemstige Haarsträhne hinter dein rechtes Ohr streichst. Deine verlegenen kurzen Blicke als du mich angesehen hast, liebe ich. Du hast Pünktchen in deinen bernsteinfarbenen Augen, Anaëlle.
When sunshine found its way through the room,
when the warmth danced on my skin,
with shut eyes,
I had wished that it was your warmth.
With gritted teeth and a longing heart,
I had wished it was you
Ich habe es irgendwann mal gelesen:
" Wenn ich die Farbe deiner Seele kenne, kann ich deine Augen malen."
Damit wir uns auch hören können, lasse ich dir meine Mobilphonenummer zukommen. Trau dich.
01.. .. ... .3
Sie klingt so warm, so liebevoll. Wie ein Nest in dem man sich geborgen fühlt.
Sie ist weich und samtig
wie ein sich langsam entkleidender Körper
Dein Schweigen ist wie eine tiefe Stille
in der Zeit
Jedes Lachen von dir ist ein zärtlicher Kuss
Und so reden wir dann Stunde um Stunde,
Moment um Moment
über das Alles und das und noch viel mehr.
über die Liebe.
Deine Stimme ist die Melodie, zu der meine Seele tanzt
Noch ein Wort von dir
und ich träume dich.
Der Kalender zeigt auf den vierzehnten Tag im April des Jahres 2014. Seit drei Wochen blieb seine Antwort aus. Ich denke die ganze Zeit nach, womit ich ihn verärgert haben könnte. Fühlte er sich von mir zurückgewiesen?
Hat er über mein Gedicht nachgedacht? Meine romantische Ader ist sehr fein. Meine Art Romantik. Liebe ist doch mehr, oder nicht? Schade.
Ich trete Morgen meine neue Facharzt-Stelle an. Ich habe mich so gefreut als die Zusage im Briefkasten lag.
Ich konzentriere mich kaum auf die Vorlesung an der Uni. Ich denke die ganze Zeit an Liam. Ich habe ihm vor drei Wochen eine SMS geschrieben, dass ich die neue Stelle antrete. Er hat nicht geantwortet. Ich habe ihm eben noch einmal geschrieben. Ich wollte ihn fragen, wieso er nicht mehr schreibt, aber ich habe das Gefühl ich laufe ihm hinter her, im übertragenen Sinne. Wieso sollte ich ihm nachlaufen, wenn er mich schon längst vergessen hat?
Hallo Liam, ich habe Morgen meinen ersten Arbeitstag im Klinikum .....Ich starte mit dem Frühdienst um 5:35 Uhr und freue mich schon sehr darauf. Lass mal von dir lesen, wie es dir so geht! Gruß Anaëlle
Keine Antwort .......
Ich fragte mich: "Was war es? Was war das, was an einem Punkt an der Kreuzung abrupt endete?
Und was bleibt?
Es liegt vielleicht in der Natur des Seins, dass man manchmal tausend Tode sterben muss, um neu leben und neu lieben zu lernen.
Es ist wieder Zeit, die Herzfenster zu öffnen, im Regal der Erinnerungen Staub zu wischen, Gedanken zu entstauben, Ordnung in die Herzkammern zu bringen, Reste vergangener Liebe(n) wegzufegen, Flecken aus den Herzhäuten zu entfernen, Narben auf der feinen Herzinnenhaut zu pflegen, zerknitterte Träume zu stärken und zu glätten, die Wände des Ichs bunt anstreichen.......Beginn einer neuen Herzzeit.....
Das Leben geht mit der Zeit weiter. Die Gedanken sind bei ihm stehen geblieben. Sie warten auf ihn, wie man auf jemanden wartet der sich verspätet. Irgendwann ist es sinnlos auf jemanden zu warten, der einem schon längst vergessen hat.
"Welche Herzfasern hängen noch an ihm?" denke ich. Ich ziehe an jeder einzelnen davon, um sie anzureißen. Und jede einzelne schmerzt. Der Schmerz ist so heftig, als würde ich mein Herz aus dem Brustkorb herausreißen wollen.
"Oh Gott, Ich darf jetzt nicht losweinen. Nicht hier in der Aula vor allen Kommilitonen, Professoren und Gästen," denke ich. Ich senke meinen tränenverschleierten Blick und starre auf die leeren Seiten meines Moleskines. "Ich muss mir Notizen machen, denn der heutige Vortrag ist sehr aufschlussreich und relevant vor das Examen."
Ich habe fast jedes Wort mitgeschrieben. Als die Mitstudentin neben mir sich erhebt um ihre Sachen zu packen, erhebe ich mich auch, packe meinen Rucksack und renne ohne zu grüßen an allen vorbei.
Meine Gedanke sind weg, das Fühlen überfühlt mein Herz. Ich fahre schnell ich kann nach Hause.
Meine Katze sitzt wie eine Sphinx vor der Eingangstür und blinzelt mir entgegen.
"Das Teufelchen freut sich auf mich," denke ich und die angesammelten Tränen suchen ihren Weg über meine Wangen, durchtränken das weiche schwarze Katzenfell. Teufelchen schmiegt sich in meine Arme und schnurrt als möchte sie mich trösten. Ich füttere die Katze und dusche ausgiebig und lange, als würde ich alles was mich an ihn erinnert wegwaschen wollen.
Ich leere den Nachrichtenspeicher. Ich lösche alles was mich an ihn erinnern könnte. Zuletzt lösche ich seine Telefonnummer. "Seine Nummer kenne ich doch auswendig," denke ich laut. "Ja nein! Den rufe ich nicht mehr an," sage ich laut.
Am frühen Nachmittag schwang ich mich heraus aus dieser Stadt. Hinaus aus diesem Alltag. Mit dem Fahrrad fahre ich am Flussufer entlang. Und der Weg gehört mir allein.
Es gibt Augenblicke, da bin ich vom Radfahren wie verzaubert. Die Natur breitete ihre Lebendigkeit vor mir aus. Pastellfarben, kraftvoll und wärmend. Der Wind auf meiner Haut war frisch. Am Fluss ist es frischer als in der Stadt, stellte ich fest. Lächelnd schloss ich die Augen und fühlte eine tiefe Sehnsucht in mir auf das Fahrrad zu steigen und loszufahren. Einfach ohne ein Ziel. Eine Sehnsucht die mich traurig und zugleich hoffnungsvoll sinnt. Ich fühle wie sich eine Träne aus dem Augenwinkel ihren Weg über meine Wange bahnte.
Ich lauschte das Rauschen des Flusses. Flussrauschen klingt wie eine enigmatische Ballade über Leben Liebe, eine Elegie die dem Leben gleicht, wie es ohne Pausen Episoden der Lebendigkeit erzählt. Der Duft dieses Augenblicks atmete ich tief ein. Roch den Prae - Frühling, schmeckte Salz in der Luft. Ich schenkte diesem Fluss meine Träne. Die ersten Wildenten flogen über meinem Kopf hinweg.
Die Sonnenstrahlen des Nachmittags legten sich auf meine Lider und kitzelten sie so stark, dass ich schnell die Augen öffnen musste. Ich blinzelte als die Sonnenstrahlen mit dem Wasser spielten und winzige Kristalle auf die Wasserhaut malten. Durch die Tränen die sich hinter den Lidern ansammelten malten meine Augen die Welt pastellfarben.weich.
Und auf einmal sah ich ihn. Noch war ich mir unsicher.
Ich dachte er hatte mich die ganze Zeit schon heimlich beobachtet.
Er kam mit schnellen Schritten und mit einem fröhlichen Lächeln auf mich zu und reichte mir seine Hand. Sie war warm und weich, schmal, aber doch sehr männlich. Er hielt meine Hand lange in seiner. Ich fühlte mich etwas unsicher und fühlte wie sich meine Wangen dunkelrot färbten."Tomatengesicht," dachte ich. Seine Hand berührte meinen Unterarm wie ein sanftes Streicheln. "Das ist mehr als Höflichkeit, " dachtee ich und mache einen hastigen Schritt zurück. Starr sah ich zu ihm hinüber, glaubte ein Funkeln in deinen Augen zu sehen.
Er lächelte mich an und an den äußeren Winkeln seiner grüngoldbraunen Augen bildeten sich winzige Lachfältchen. Er ist viel größer als ich. Mein Kopf reicht knapp bis zu seiner Achselhöhle. Neben ihm fühlte ich mich winzig. Seine rotblonden winzigen zerzausten Locken machten ihn besonders niedlich. Wie ein kleiner Junge, der sich vergessen hat zu kämmen.
"Freust du dich? Auf mich? Hast mir die ganze Zeit nicht mehr geschrieben. Keine SMS beantwortet:" dachte ich. "Freue ich mich auf dich? Du hast mich nicht einmal mehr zurückgerufen." fragte ich mich. "Kann ich in deinen Haaren wühlen?" dachte ich und fühlte wie meine Wangen sich dunkelrot färbten.
Ich war angenehm überrascht und schmelzte innerlich dahin. Er war auf seine Art schön.
Ich fühlte wie der Wind meine Augen trocknet, so dass ich wieder blinzeln musste. Doch ich wollte nicht blinzeln. Denn man weiß, dann wird dieser Augenblick zu Ende sein. Dieser Augenblick wird dann zum Vorhin, dann zum Gestern und irgendwann zum Vergessen.
Doch der kühle Wind kannte kein Erbarmen. Die Sonnenstrahlen verblassen gnadenlos die Farben. Ich musste blinzeln, denn der Schmerz ließ es nicht zu, ihn anzusehen und den Augenblick ins Endlose dehnen zu wollen. Sein Lächeln war immer noch da. Er stand neben mir.
Wir verloren unser Zeitgefühl und redeten über meinen Job und über mein Studium und sogar über das Wetter, Unbefangen wie Kinder auf dem Spielplatz ihre Sandförmchen tauschen, so tauschten wir unsere Berührungen, Immer wieder berührten sich unsere Hände, unsere Arme, unsere Schultern. Jeder war für den anderen neu und unerforscht. Diese Zeit wird uns geschenkt und jedes weitere Wort schien überflüssig, jeder weitere Gedanke wie ein lauter Donnerschlag inmitten dieser Stille.
Es gibt Momente, in denen bringt sogar nur Stille die Augen zum glänzen. Es gibt Momente, in denen scheint nur eine Berührung taktgebend für den Herzschlag zu sein. Es gibt Momente, in denen schließe ich meine Augen und lasse einfach nur geschehen.
"Wir sind.. was sind wir? Bekannte die sich mal schrieben.....Und was sind wir in diesen Momenten? Ein Mann und eine Frau....sonst nichts." dachte ich.
Es wurde langsam dunkel und nur das Rauschen des Flusses und unser Lachen war zu hören. Sie wurden zu Melodien die mich treiben ließen, ein bisschen näher ....zu was eigentlich und zu wem? Zu ihm? Wir machten uns auf den Nachhauseweg. Er bachte mich bis zur Haustür. Wir blieben noch eine gefühlte Ewigkeit auf der Hofbank sitzen, lachten und alben herum.
Ich fühlte auf einmal seinen warmen Atem auf meiner Wange. Seine Haut duftete nach Honig, nach warmer Milch mit Honig. Ich drehte mein Gesicht zu ihm und sah ihn erstaunt an. Er legte seine schmalen Hände auf meine Schultern.
"Darf ich dich küssen?" fragte er sehr leise.
Was hätte ich sagen sollen, müssen, können? Also küsste ich ihn zuerst. Einfach hauchzart sanft. Seine Lippen waren weich und sein Atem roch nach Mintkaugummi. Zärtlich fordernd und schön war der Kuss.
Er lachte laut auf. Ich fuhr erschrocken zusammen.
"Meine Götter, er lacht mich aus. Ich kann nicht küssen" dachtee ich und schämte mich für meine spontane Kussattacke.
Dann stand er auf, zog mich an den Händen hoch und zog mich heftig in seine Arme. Seine Fingerkuppen uhren über meine Wangen. Zärtlich, hauchfein und doch fest streichelte er über meinen Naserücken, über meine Wangen. Seine Finger strichen mein Haar hinter meine Ohren. Eine Haarsträne wickelte er um seinen Zeigefinger und roch daran. Es fühlte sich an, als würden seine Finger meine Haut verbrennen.
Er küsste mich innig, liebevoll, leidenschaftlich und wild. Ich küsste ihn herausfordernd, wild und frech. Er hielt mich so fest an sich gepresst, so dass ich fast ein Teil seines Körpers wurde. ich fühlte seine Erregung, sein Zittern. Ich zitterte am ganzen Körper und hoffte er würde es nicht merken. Ich hielt den Blick gesenkt, und hätte mich gerne in seiner Achselhöhle versteckt
Er merkte alles. Er fühlte mich, meine Verlegenheit. Sogar meine Gedanken ahnte er.
Sanft drückte er mein Kinn nach oben und sah mir in die Augen. Seine Augen sahen im Hoflicht dunkelgrünbraun aus, wie ein See bei Nacht.
Wir küssten uns lachend. Ich konnte die Hitze fühlen die sein Körper ausstrahlte. Sein Atem war warm, als seine Zunge mit meinen Lippen spielte, bis sie sich ihm öffneten. Er hielt mich immer noch fest an sich gedrückt. Ich schloss die Augen, genoss seine Zunge in meinem Mund, wie sich mich erforschte.
Ich legte meine Arme um seinen Nacken, spielte mit seinem Haaransatz und küsse ihn zurück. Feurig wild spielte meine Zunge mit seiner. Sie erkundete seinen Mund. Ich küsste ihn fordend, leidenschaftlich. An meinem Rippenbogen fühlte ich seine Erektion. Er presste mich an sich und hielt mich eisern fest, so dass ich kaum atmen konnte. Wir zitterten wie Espenlaub und wiegten uns wie Pappeln im Wind.
Dann riss er sich abrupt los.
"Oh! Ich muss los," sagte er, "du weißt Frühdienst kann gnadenlos schlauchen."
Ich küsste ihn auf die Wange. Seine Arme umschossen mich und drückten mich erneut fest an sich.
"Sehen wir uns Morgen nach dem Dienst?" fragte er heiser.
Ich nickte und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Ich möchte nichts freches sagen. Er kannte mein freches Mundwerk noch nicht und ich wollte ihn nicht erschrecken.
"Wieso hast du mir die ganze Zeit nicht mehr geschrieben?" frage ich leise. Ich hätte mir lieber auf die Lippen beißen sollen, anstatt ihm diese Frage zu stellen.
Er sah mich sehr ernst an. Seine Augen verdunkelten sich wie ein See bei Unwetter und ich fühlte seine Traurigkeit. "Ich erkläre dir Morgen alles, Anaëlle" Er umklammerte mich so fest, dass ich kaum atmen konnte. Dann küsste mich so intensiv, langsam und lange. Ich erwiderte seinen Kuss ebenso intensv und lange.
"Anaëlle,"flüstert er rauh und reißt sich abrupt los. Ich taumele leicht zurück. Er hält mich am linken Unterarm fest
"Jetzt bitte" sagte ich bestimmend.
Er sah mich erstaunt an. "Wir sind Kollegen, Anaëlle. Ich arbeite auch da. Wir sehen uns Morgen früh."
"Scheiße!" schreie ich. "Und deswegen hast du mir nicht mehr geschrieben?" fragte ich verärgert. "Wir haben uns ja nur geschrieben, mehr nicht!" schrie ich wütend. "Der Codex greift da nicht."
"Scheiß egal was der jetzt von mir denken mag, ich bin wütend also schreie ich" dachte ich.
"Du weckst deine Nachbarn, dear one," sagte er beruhigend, aber er wirkte innerlich angespannt.
"Mein Bruder wohnt nebenan," sagte ich patzig. "Der ist das von mir gewohnt."
"Ah," er wich einen Schritt zurück "Sei vernünftig Anaëlle."
"Nein, ich will es jetzt wissen!" sagte ich mit einem bestimmenden Unterton in der Stimme. "Jeeeetzt Liaaam, jeeetzt!" schrie ich.
"Es ist schon spät und wir müssen schlafen." Er wusste er würde mir so schnell nicht davonkommen. " Ich hatte einen One-night-stand und daraus resultierte eine Tochter. Es blieb auch bei diesem One-night-stand. Ich lebte nicht mit ihr zusammen, aber ich trug Verantwortung für mein Kind. Ich liebe Fionna, sie ist ein Teil von mir und an meinen freien Wochenenden war sie bei mir. Ich wollte ihr ein guter Vater sein und wollte sie aufwachsen sehen. Sie war sechs Monate alt und hatte spina bifida aperta und einen schweren Herzfehler. Sie ist vor neun Tagen verstorben und vorgestern war die Beerdigung."
Medizinisch gesehen, war das Kind schwerstbehindert. Emotional gesehen war sie sein Kind.
Ich wollte ihn umarmen, ihn trösten, ihm sagen, dass es mir nichts ausmacht. Ich konnte es nicht. Ich konnte nicht denken, ich konnte nicht fühlen. Ich war erstarrt. Ich konnte nicht einmal atmen.
Da blieb mir nur noch zu sagen: "Gute Nacht Liam. Und komm gut nach Hause. Wir sehen uns morgen und vergiss den Codex. Ich bringe dich nicht damit in Verlegenheit," in einen neuen Morgen, in einen neuen Tag hinein.
"Nicht so Anaëlle! Nicht so!" flüsterte er. "Es war nicht nur Schreiben, oder ein paar Telefonate für mich. Es ist mehr. Ich empfinde viel für dich, nicht nur Freundschaft oder Sympathie. Es ist mehr. Ich will dir alles persönlich erklären. Ich will dir dabei in die Augen sehen und sagen: hier bin ich für dich, so wie ich bin. Lass es werden, Anaëlle , lass es werden bitte!" flehte er und seine Wangen waren tränennass.
Ich umarmte ihn langsam wie man einen Freund umarmt und küsste ihn auf die Wange. Ich schmeckte das Tränensalz, das sich mit dem Duft seiner Haut vermischte. Salzhonigmilch. Ich möchte seine Tränen wegküssen, aber bei dem Gedanken war er denken könnte, zögerte ich.
Dann schmiegte ich mich in seine Arme und küsste seine Tränen weg. Alle die waren und alle die noch kamen. Meine küsste er ebenso weg. Alle. Wir standen eine kleine Ewigkeit so und küssten uns gegenseitig fast weg. Wir waren unsichtbar in einem Kuss. Wir waren ein Kuss. Ein gefühlt endloser Kuss.
Der Himmel färbte sich morgenrotfarben.
"Komm rein, ich mache uns einen starken Espresso," sagte ich.
Wir setzten uns in die Küche und der Espresso rannte bitter und bittersüß durch unsere Kehlen.
Ich blieb noch ein wenig wenig inmitten dieser Schönheit, in dieser Traurigkeit und Sentimentalität und dachte über meine Herzfarben nach. - Schweigen.
Während ich duschte und mich umzog, wartet er im Wohnzimmer auf mich.
Dann fuhren wir gemeinsam mit meinem Auto los.
"Deine Vergangenheit, so tragisch sie auch war und noch ist, stört mich nicht, sie gehört zu dir." sagte ich nur um die Stille zu durchbrechen. "Waaaaas?" dachte ich. "Was sage ich da? Sehr einfühlsam von mir." schimpfte ich in Gedanken weiter mit mir.
Er sah mich mit großen Augen an und schwieg.
Meine zärtlichen, beinahe zufälligen Berührungen drückten mehr aus, als Worte es vermocht hätten. Sie zeigten mein Eingeständnis und Zuneigung meiner anfänglichen Liebe zu ihm. Dessen war er sich jetzt sicher. Ein Schauer lief ihm als Gänsehaut den Rücken hinunter. So wie nebenbei, begann er meine Berührungen zu erwidern und streichelte über meine Hand, so als kleine Botschaft verstanden zu haben.
Ich gehe mit meinen Gedanken noch einmal den Weg zurück
als wir noch zwei Fremde waren.
Den ganzen Weg zurück,
bis dahin
wo ich auf deine Hände sah,
deine schmalen Finger
bemalt mit Sommersprossen.
Ich begann deine Sommersprossen zu zählen.
Deine Augen fanden den Weg meiner Augen.
Du sahst auf deine Hände,
erstaunt war dein Blick.
Die Farbe deiner Augen zu definieren
war meine zweite Aufgabe an mich.
Grünbraun wie ein See in der Dämmerung,
wenn das Ufer sich im smaragdgrünen Wasser spiegelt.
Dein Lächeln färbte meine Wangen abendrotfarben.
Dann lag meine Hand in deiner.
Mein Gesicht spiegelte sich in deinen Augen.
"Ich habe die Sommersprossen gezählt.
Neun sind es."
Dein Blick wie ein tiefer See vor dem Sturm.
Vor dem heftigen Lachen.
Mein abendrotfarbenes Gesicht ging in deinem Augensee unter.
"Wollen wir gemeinsam zählen," fragtest du leise.
"Ja nein, ein anderes mal. Ich bin weg." ich rannte weg.
"Wir beginnen Morgen damit!" riefst du mir nach.
"Du hast 12 auf der linken Hand!" sagte ich sehr leise für dich unhörbar.
Texte: Francine Émilia Rennart
Bildmaterialien: Francine Émilia Rennart
Tag der Veröffentlichung: 31.08.2016
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich danke dir für den besonderen Glanz in meinen Augen!
Ich liebe dich, weil du es bist den ich liebe.
Wie du bist? Du bist so wie ich mir dich in meinem Ich vorgestellt habe. Du bist so, wie ich mir als Frau einen Mann wünsche. Liebevoll, rücksichtsvoll, intelligent, naturverbunden, lebensfroh, authentisch……
Ich liebe deine Leidenschaft, dein inneres Feuer, die sündige Erotik, die tiefe Hingabe. Divine Intimität.
Ich liebe dich, weil du die Hieroglyphen meines Ich entziffern konntest.
Ich liebe dich, weil du das Leben mit dem Zeigefinger berührst und legst es tropfenweise auf die Zunge. Angstlos, zweifellos, vertrauensvoll.
Ich liebe dich, weil du bei mir bist. Mein Ich ist Knospe und Blüte, ist Himmel und Erde, Feuer und Wärme.
Dir herzlichst
Émilia