"Gute Nacht Mama", verabschiedete May ihre Mutter. "Schlaf gut mein Schatz", antwortete sie darauf und gab May einen Kuss auf die Stirn, "Ich bring' jetzt noch deinen Bruder ins Bett."
Darauf verließ ihre Mutter das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Blitzschnell klappten Mays Augen zu und sie versank ins Traumland....
Schweißgebadet wachte May mitten in der Nacht wieder auf. Sie schrie, doch bemerken Tat sie es nicht.
Anscheinend hatte ihr Vater May gehört, denn er kam aufgebracht in das kleine Kinderzimmer hinein und fragte besorgt: "Was ist denn passiert? Hattest du wieder den schlimmen Albtraum?"
May nickte. "Warte kurz meine Liebe", antwortete er und lief die Treppe hinauf in die Küche.
"Wahrscheinlich holt er jetzt meine Lieblingsschockolade", dachte May, doch als er fast oben angekommen war, stieß Mays Vater selbst einen kurzen, aber schrillen Schrei aus.
"Was ist denn Papa?", rief sie nach oben. In den Moment fing Mays kleiner Bruder an, wie wild zu schreien. Sicherlich hatte er Papas und Mays Schrei vernommen. "Kümmern du dich bitte um deinen kleinen Bruder", bat ihr Vater. Er schien sich schon ein bisschen abgeregt zu haben, denn seine Stimme zitterte nicht mehr so. Also beschloss May zu ihrem Bruder zu gehen und ihn zu beruhigen. "Hoffentlich ist es nicht so schlimm!"
Mays Vater hingegen hatte dort oben ein großes Problem.
"Ist hier das Krankenhaus am Apparat?", fragte Mays Vater.
"Ja, das Hospital Relief. Was ist denn passiert?", meldete sich eine Stimme.
Mays Vater schaute verdutzt auf den blutverschmierten Boden. Auf dem Boden lag die Mutter von....
"Sind Sie noch am Apperat?", fragte die Stimme. "Ja. Meine Frau... Sie ist schwer verletzt. Können sie bitte schnell kommen?!?", stotterte Mays Vater, "In die Heinrich-Gerau-Strasse 5 in Lu (Amerika)."
Kurz darauf legte er auf. Lange Zeit starrte er auf seine Bleiche Frau. Sie atmete zwar noch, jedoch nur sehr schwach.
"May darf nicht mitbekommen was hier los ist."
"Geht es euch gut?", wollte Mays Vater wissen. "Ja ja, ich komme jetzt hoch zu dir!", erklang eine hohe Stimme von unten. "Nein mein Schatz", antwortete er, "Hier oben liegen überall noch Scherben, geh bitte wieder ins Bett."
Keine Antwort. Mays Vater vernahm ein leises Stöhnen und war sich somit sicher, dass sie nicht hochkommen würde. "Wann kommt bloß der Krankenwagen??", zerbrach er sich den Kopf.
Dieser Abend war nun fast 10 Jahre her. Ich, May Moon bin 14 Jahre alt. An jenem Tag starb meine Mutter und ich lebe mit meinem jetzt 11 jährigem Bruder und meinem Vater in Proomidet. Proomidet ist ein kleines Dorf in Australien, dass fast niemand kennt. Wir sind dort hingezogen, kurz nachdem meine Mutter gestorben ist; seitdem reden wir kaum noch über sie.
"Ja, das macht Spass!!", schrie ich in die Welt hinaus, als ich auf der Schaukel hin und her sauste. Mein Bruder stand hinter mir und schubste mich immer und immer wieder von neuem an. "Was wünschst du dir eigentlich zu deinem 15. Geburtstag May?", erkundigte er sich.
"Ach Luca, du brauchst mir doch nichts schenken", gab ich zurück und sprang von der Schaukel. Zusammen eilten wir gemeinsam zu unserer kleinen Hütte zurück, in der unser Vater gerade das Essen zubereitete.
"Mhhhh... Papa, dass riecht ja köstlich", bewunderte ich sein Essen.
"Danke mein Schatz!" Anscheinend freute er sich darüber. Darauf wollte Luca wissen: "Gehen wir nachher alle zusammen noch mal eine Runde spazieren?" "Ja Luca", antworteten mein Vater und ich zugleich. "Das haben wir dir doch gestern versprochen", fügte mein Vater hinzu.
Nachdem wir alle gemeinsam zu Abend gegessen hatten, räumten wir die "Küche", eher gesagt den Herd auf und spühlten unser Geschirr ab.
Gleich darauf zogen wir unsere Schuhe an und marschierten nach draußen in die noch warme Sommerluft.
Wir liefen in den Wald hinein und weiter hinein und weiter und weiter....
Doch als wir von unserem erlebnisreichen Ausflug wieder zurückkamen, erwartete uns dort eine Überraschung. Eine große Überraschung, und leider keine positive.
Von weitem konnte man dichte weiße Rauchwolken vernehmen, die auch nicht sehr angenehm rochen. Sofort rannten wir zu unserer Hütte und sahen nach dem Unglück. "Nein....", schrie ich mir meine Seele fast aus dem Leib, "Was sollen wir jetzt machen?" Mein Vater schien auch sehr überrascht, aber auch traurig zu sein. "Das erste was wir tun, ist versuchen, ruhig zu bleiben und dann Eimer mit Wasser zu holen", erklärte er meinem Bruder und mir mit zittriger Stimme. Wir alle schauten irgendwie verdutzt aus der Wäsche. Niemand hätte mit So etwas gerechnet. Unsere Hütte war abgebrannt, fast alles! Irgendjemand musste sie in Brand gesteckt haben. Aber wer? Und warum? Viele Gedanken schwirrten durch meinen im Moment hilflosen Kopf oder ehergesagt Körper und legten mein ganzes System lahm.
Schlagartig riss mich mein Vater aus meinen Gedanken. "Was stehst du noch hier herum May, wir müssen Wasser zum Löschen holen!!!", forderte er mich auf. Kurz darauf nahm ich Luca an die Hand und sauste mit ihm zu dem kleinen Brunnen hinter der Hütte, schnappte mir einen Holzeimer und füllte ihn mit Wasser. Mein Bruder tat darauf das selbe wie ich. Gemeinsam liefen wir wieder zurück und schütteten es an unsere Hütte. Leider gab es hier keine Feuerwehr in der Nähe. Diese würde dann ewig bis hier her brauchen. Also taten wir das wieder, wieder und wieder; natürlich mit unserem Vater. Langsam wurden meine Arme und Beine schlapp und ich konnte nicht mehr gut rennen. Die ganze Rennerei hatte mich schon fast ganz außer Gefecht gesetzt und machte mir das Atmen schwer. "Komm schon May", ermutigte mich meine Vater, "Wir brauchen nicht mehr lange!"
Nach knapp einer Stunde war der Brand fast vorbei und mein Vater, mein kleiner Bruder und ich liefen ein letztes Mal zum Brunnen und wieder zurück, Gossen es auf den Brand und brachten die Eimer zurück. Der Brand war nun endlich vorbei, das war positiv, doch jetzt das negative: Unsere Hütte war, bis auf kleine Ausnahmen, völlig Zerstört.
Es war bereits fast Nacht und wir standen immer noch da und grübelten.
Wo sollten wir jetzt schlafen? Und wie sollten wir unsere Hütte wieder erneuern?
Das war jetzt der dritte Tag, seitdem unsere Hütte zerstört wurde. Wir konnten sie nicht wieder aufstellen und das Geld für eine neue Hütte hatten wir auch nicht. "Und... Wie geht es jetzt weiter? Wo sollen wir die Nächte überstehen?", zischte mein Bruder, denn er hätte die Hütte ja wieder zum stehen gebracht, so behauptete er vorher.
"Ach Hör auf Luca, Papa kann auch nichts dafür!", motzte ich zurück, "Und es wird auch nicht..." Mehr konnte ich nicht sagen, denn mein Vater schlichtete das Gezanke: "Streiten bringt uns auch nicht in ein warmes Bett." Anscheinend hatte eine alte Frau diese Worte von Papa gehört, denn sie kam jetzt gekrümmt auf uns zu. "Wollt ihr ein warmes Bett? Bei mir sind noch genau drei Betten frei", krächzte sie. Hilflos schauten wir drei uns an. Schließlich hielt mein Vater ihr die Hand als Dankeschön hin. "Wo sin Ihre Sachen, Sir?", erkundigte die Dame sich. "Also, wir haben keine Sachen mehr, außer die die wir tragen. Die sind alle bei dem Brand abgebrannt", erzählte ich verärgert. "Oh, dann bekommt ihr ein paar Anziehsachen von meinem Verstorbenen Mann und du, Mädchen bekommst Kleider von mir", antwortete die Dame. "Vielen vielen Dank." Mein Vater war wieder fröhlicher, dass konnte man ihm richtig ansehen.
"Ist es denn weit bis zu ihrem Haus?", jetzt kam auch mein kleiner Bruder zu Wort, doch darauf gab sie keine Antwort. Wir folgten ihr alle, jedoch ging es mir so, als ob der Weg nur noch länger wurde. Wir gingen durch einen großen Wald, der mit dichten Fichten und Eichen bewachsen war und der so dunkel war, dass man fast nichts sehen konnte, sondern auf die zwitschernden Vögel vertrauen konnte, die einem den Weg nach draußen zeigten. In diesem Wald war ich früher schon ganz oft mit meinem Vater langgegangen, gerade als wir neu in diese Gegend gezogen sind, um sie kennen zu lernen. Nach dem Wald folgte ein langer Kieselsteinpfad, der sich auf den Wiesen herum schlängelte. Von diesem Pfad aus konnte man schon das kleine Haus sehen, so sagte die alte Frau. Nach ungefähr 15 gefühlte Minuten auf dem Pfad, kamen wir endlich an der Hütte der alten Frau an.
Beim öffnen knarrte die Holztür und die Scharniere hängten sich fast aus. "Willkommen in meinem Heim", weihte uns die Frau ein. "Wow....", stammelte ich, als wir über den Treppenabsatz traten. In dieser "Hütte" gab es mehr als zehn Zimmer und bestimmt eine ganz tolle, große Küche. Sofort rauschte mein Bruder an mir vorbei. "Ich nehm' dieses Bett!", begrüßte auch er das neue Heim, sobald er sich mit Freude auf das Bett schmiss'. "Ah ah ah", meinte die Frau, "Wir wollen doch nichts überstürzen. Wie heißt ihr drei überhaupt?" "Ich bin Luca", kam es aus dem anderen Zimmer von Luca hervor. "Mein Name ist Thomas, und das ist meine Tochter May und mein Sohn Luca, wie er bereits gesagt hat", erwähnte mein Vater. "Und wer sind Sie?", meldete ich mich auch. "Ich heiße Lamour Sonti." Dieser Satz kam sehr geheimnisvoll rüber, denn sie sagte es leise und langsam, "Ach ja Luca, das Bett ist für May!" Beleidigt stieg Luca von dem Bett runter und schlurfte in ein anderes Zimmer. "Euers ist da drüben", erklärte Lamour und zeigte mit ihren dreckigen, langen Fingern darauf. Auch mein Vater ging hinein und kam aus dem Staunen fast nicht mehr raus. Sogar in den Schlafgemächern befanden sich viel Schmuck, Himmelbetten und sogar eigene Schränke mit Kleidung und z.B Schuhen.
Kaum hatte ich mich in mein neues Bett gelegt, um es zu testen, fielen mir auch schon meine Augen zu und ich schlief tief und fest ein. Alles um mich herum war jetzt nur noch Hintergrund.
Mein Traum begann mit einer düsteren und kalten Nacht in genau diesem Haus.
»Du wirst mich mögen müssen«, fauchte eine Stimme. »Wieso«, ich wurde sehr misstrauisch. Diese gruselige Stimme, machte mir ziemlich Angst! Wer war sie überhaupt? Was wollte sie von mir?
Vielleicht war sie jemand, der in diesem Haus lebte?! Naja, Papa konnte es nicht sein und Luca auch nicht... Dann blieb nur eine Person übrig: Die alte Dame!
»Was willst du von mir, Lamour?«
»Kannst du sich noch erinnern? Dein Traum, als du 4 warst? Mit deiner Mutter?«, antwortete sie, doch ich verstand nur Bahnhof. »Ich war es, die Abends in das Haus deiner Familie gekrochen ist und deine liebreizende Mutter getöteter habe!« Sofort zog in mir ein Schrecken durch meinen Körper. Wie konnte das wahr sein? »Und jetzt habe ich das gleiche mit dir vor!«, schrie sie und lachte dabei höhnisch. "Neiiiiiinn.....", bat ich um Vergegbung, sie jedoch lachte weiter.
Bildmaterialien: Kapitelüberschriften: herminefan; Cover: fireflame
Tag der Veröffentlichung: 14.10.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Meiner lieben Schwester charissima.
Sie gab mir die Idee für dieses Buch xD