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Kapitel 1

Vertieft blickte ich aus dem Fenster, welches zur Straße zeigte. Menschen hasteten nach Hause. Keiner wollte draußen sein, wenn die Bomben mal wieder vom Himmel fielen.

 

Es war Krieg und trotzdem wartete ich auf meinen Einsatz in der Hypnose Show meines alten Schulfreundes Erik. Sie war gut besucht doch trotzdem gingen ihm Leute aus, welche er hypnotisieren konnte. Zu groß war die Angst in Hypnose zu sterben, wenn der Saal von einer Bombe getroffen wurde. Irrwitzig das die Leute trotzdem so zahlreich im Publikum saßen. Dachten sie etwa, sie könnten so fliehen, wenn wirklich eine Bombe auf sie stürzen würde?

Ich blickte in den Spiegel. Meine langen blonden Haare waren zu einem hohen Dutt gebunden und einzelne Strähnen umspielten in zarten Wellen mein schmales Gesicht. An meinen Ohren befanden sich meine liebsten Perlen Ohrringe. Als ich mir in die Augen sah, hallten mir die Worte meines Vaters in den Ohren: ”Der Krieg stielt einem so viel, doch wenn ich in deine Augen sehe, sehe ich immer noch mein kleines Mädchen, welches mit großen Augen in die Welt blickt. Meine gesamte Hoffnung ziehe ich aus diesen Augen." Zwei Tage später starb er, als sein Büro von einer Bombe getroffen wurde. Unweigerlich musste ich schmunzeln. Die Welt hatte eine seltsame Art von Humor.

 

Mit einem Kopfschütteln vertrieb ich die Gedanken aus meinem Kopf. Im gleichen Moment hörte ich Schritte hinter mir. Gelassen drehte ich mich um und sah einen lächelnden Erik vor mir. Er lächelte immer und doch war es nie aufgesetzt. Ich lächelte ihn ebenfalls an. Gut sah er aus. Sportlich mit rotblondem Haar und blaugrünen Augen. Trotz seiner 24 Jahren legte er stets die Gelassenheit eines Seniors an den Tag. Wir waren schon ewig Freunde. Das war eines der wenigen Dinge, die uns der Krieg nicht nehmen konnte.

 

Kurz räusperte er sich, bevor er mit seiner melodischen Stimme sagte:"Du siehst bezaubernd aus Anna. Fast zu bezaubernd für eine so bescheidene Show wie die meine." Geschmeichelt schaute ich einen Moment lang an mir herunter, um sofort darauf ihn wieder angucken zu können. Mit einem leichten Grinsen erwiderte ich:"Deine Show ist alles andere als bescheiden. Es freut mich, dir helfen zu können."

Es stimmte seine Show war weder bescheiden noch billig. Der große Saal war mit Stuck verziert und mit feinstem Parkett ausgelegt. Nicht zu vergessen die erhöhte Bühne, auf welcher die Liege von Erik stand. Schwere rote Vorhänge schmückten die riesigen Fenster und die zwei goldenen Kronleuchter breiteten ein warmes Licht im ganzen Saal aus. Es passte einfach alles. Selbst die Stuhlpolster waren der Farbe der Vorhänge angeglichen.

Trotz allem zuckte er nur kurz mit den Schultern und antwortete schließlich mit einem grinsen:"Naja. Bist d bereit?" Lächelnd nickte ich. Er tat es mir gleich und erhob dann erneut seine Stimme:"Die Show beginnt in einer Minute. Ich begleite dich nach unten."

Ich harkte mich bei ihm ein und zusammen schritten wir eine der großen Holztreppen hinab, welche jeweils zur rechten und linken Seite der Bühne führten. Das Publikum wartete bereits auf uns und empfing uns mit tobendem Applaus. Mit einem breiten Lächeln begrüßten mein Begleiter und ich das Publikum. Als wir bei seiner Liege standen, löste er sich von mir mit einem Handkuss und trat zwei Schritte nach vorne. Innerhalb weniger Sekunden verstummte das Publikum und blickte ihn erwartungsfreudig an. Als es komplett still war, hob Erik seine Stimme und begann zu sprechen:"Seid gegrüßt Besucher und Besucherinnen aus allen Himmelsrichtungen! Es freut mich, dass sie hier sind. Ich möchte ihnen von der Kunst der Hypnose erzählen, sobald Fragen auftreten, dürfen sie die natürlich stellen..."

Während er redete betrachtete ich das Publikum. Alle waren schick angezogen und man sah ihnen ihren höheren Lebensstandard sofort an. Ein Mann stach mir besonders ins Gesicht. Nicht etwa weil er besonders hübsch oder besonders hässlich oder besonders reich aussah. Nein. Es war sein Blick, welcher sich von dem der anderen so deutlich Unterschied. Er schaute grimmig, ja fast schon empört zu Erik und man merkte, dass er keine Sympathien für ihn hegte. Als Erik mit seiner Rede pausierte, um Fragen zu ermöglichen, hob er seine Hand langsam aber selbstbewusst. Erik gab ihn ein Zeichen, dass er Anfängen könne, zu sprechen -was dieser auch sogleich tat:"Nun sie meinen also,dass sie DER Hypnotiseur sind?" Mit einem trotzigen Blick wartete er auf Eriks antwort. Erik schien etwas verwirrt zu sein, jedoch fing er sich sofort wieder und antwortete mit seiner üblichen Gelassenheit:"Es gibt viele auf meinem Gebiet die besser sind als ich. Ich habe nie behauptet, dass ich der Beste sei." Verächtlich schüttelte der Kerl seinen Kopf und konterte:"Und doch führen sie sich so auf! Nur um eins klarzustellen der wahre Meister der Hypnose bin ICH! Wilhelm von Bodensee!" Während er redete, stand er auf und ging mit bedrohlichen Schritten auf uns zu. Irgendwas stimmte mit den Typen nicht. Selbst Erik schien er nicht geheuer zu sein. Mit lauter Stimme die nur noch wenig Ähnlichkeit mit seiner sonst so melodischen Stimme hatte sagte er:"Setzen sie sich sofort auf ihren Platz zurück. Sonst werde ich das Sicherheitspersonal rufen. Denken sie, ich merke nicht, wie sie versuchen mich zu hypnotisieren?" Das Publikum blickte verängstigt von Erik zu Wilhelm, welcher nun lachte und herausfordernd konterte:"Sie haben Angst! Hat DER Hypnotiseur Angst, hypnotisiert zu werden? Lassen sie mich mein Können unter Beweis stellen und zunächst die junge Dame und dann sie zu hypnotisieren. Nur damit ich dem Publikum beweisen kann, dass ich der wahre Meister bin!" Nun lachte Erik kalt auf:"Versuchen sie es ruhig, aber mich kann man nicht hypnotisieren."

Der Kerl grinste böse, bevor er antwortete:"So soll es sein!"Er stellte sich direkt vor Erik und begann mit der Hypnose. Am Anfang schien es wirklich, als sei es unmöglich Erik zu hypnotisieren, doch auf einmal sackte er in sich zusammen, woraufhin das Publikum wie durch einem Mund nach Luft schnappte. In mir machte sich Angst breit: Wie würden wir wieder aufwachen können?

Nun drehte sich der Mann zu mir und hob meine Hand um sie küssen zu können. Es ekelte mich, dass er dies tat doch ich musste stark wirken. Ich durfte mir nicht meine wahre Gefühlslage anmerken lassen. Mit einer unbeschreiblich leichten Stimme, begann er auf mich einzureden. Ich merkte, wie ich begann abzudriften, doch irgendwas hielt mich fest, sodass ich nicht komplett hypnotisiert wurde. Dies merkte auch Wilhelm, denn er sagte auf einmal:"Ich werde nun deinen Freund aus der Hypnose zurückholen. FINITO. Als Erik die Augen aufschlug und sofort nach mir sah, merkte ich, dass ich das Bewusstsein verlor. Das Letzte was ich mit bekam, war das Aufheulen der Sirenen.

Kapitel 2

 "Veni, vidi, vici!" Wie von selbst schlug ich meine Augen auf. Es war als hätte ich tagelang geschlafen. Blinzelnd sah ich mich um. Ich befand mich in einem kleinem Raum, welcher von kalten Licht erleuchtet wurde. Es war totenstill, bis auf schweres Atmen direkt neben mir. Mein Kopf schnellte in die Richtung des Geräusches. Neben mir hockte...Erik! Ein gebrochener Erik mit rot aufgequollenen Augen und einer eingetrockneten Platzwunde. Mit besorgtem Blick sah er mich an. Sein allgegenwärtiges Lächeln war verschwunden und er hatte einen leichten drei Tage Bart. Aber es war immer noch MEIN Erik. Plötzlich fiel mir auch alles wieder ein, was passiert war! Als Erik sah, dass ich wach war, lächelte er erleichtert und für einen ganz kurzen Moment sah ich den eigentlichen Erik durch scheinen. Flüsternd, kaum hörbar fragte er: "Hey..Wie geht es dir?" Ein leichtes Lächeln huschte über mein Gesicht, bevor ich ihm antwortete: "Soweit gut, aber sag mir was ist mit dir passiert und wo sind wir hier?"Erik schaute kurz weg und schluckte. Man merkte deutlich, dass ihm mit dieser Frage unwohl war. Trotzdem begann er mit bemüht neutraler Stimme zu erzählen: "In dem Moment als du der Hypnose verfallen bist gingen die Sirenen los. Das Publikum rannte stürmisch zum Ausgang, mit unter ihnen auch Wilhelm. Ich wusste, dass ich auch nicht hier bleiben konnte, doch noch viel weniger konnte ich dich zurücklassen. Jedoch war mir bewusst, dass alle Öffentlichen Bunker schon völlig überfüllt sein würden. Also machte ich mich mit dir in den Armen auf den Weg zu den Gebäude eigenen Bunker. Immer wieder zitterte die Erde. Als ich kurz vorm Bunker war, traf mich ein herunterfallender Stein an der Stirn, sodass ich eine Menge blut verlor, aber ich musste dich in Sicherheit bringen. So schleppte ich mich mit letzter Kraft zusammen mit dir in den Bunker. Nachdem ich die Blutung stoppen konnte, erweckte ich dich aus deiner Hypnose."Nachdem Erik mir dies erzählt hatte, war ich völlig schockiert. Das merkte wohl auch Erik, denn er drehte sich sofort zu mir und zog mich in seine wunderbar starken Arme.

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Tag der Veröffentlichung: 02.12.2014

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