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When the dawn comes…!


Kapitel 1
Violets Sicht

Toskana. Mein Chef möchte, dass ich dort als Reporterin einen Bericht über Pienza schreibe. „ Bist du dir sicher das du soweit reisen möchtest?“, fragte mich mein über vorsichtiger Vater. Ich konnte ihn gut verstehen, seit Mom tot ist, machte er sich Sorgen, dass auch ich eines Tages im Sarg unter geweihter Erde liegen würde. Selbstverständlich ging auch mir meine Mutter ab, ich konnte mich noch erinnern, dass sie jeden Abend ,,Memory“ aus ,,Cats“ für mich als Schlaflied sang. Und auch so, an jeden Tag, an dem ich am Morgen aufwachte, dachte ich an sie, aber auch an den Tod und an das Leben und wie kurz es doch ist.
Für mich war es anfangs schwierig, doch das Leben muss weiter gehen, mit fünf Jahren dachte ich noch nicht an Suizid, aber mit fünfzehn wollte ich mich in London in der Nacht vor eine U-Bahn werfen. Doch dann dachte ich an Dad und habe den Mordversuch abgebrochen, denn ich weiß selbst, wie unerträglich es ist wenn eine geliebte Person stirbt, nein, dass konnte und wollte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Also bin ich mit dem Fahrrad wieder zurück in unsere Wohnung in England gefahren. Ein Jahr danach sind wir dann nach Southhampton in ein kleines Haus gezogen, um nicht mehr dieses seltsam unangenehme Gefühl zu bekommen, sobald man in die Wohnung ging, weil dort, im Wohnzimmer, meine Mom von meinem Onkel erstochen wurde. Sie hatte eine Affäre mit ihm, doch letztendlich entschied sie sich für Dad oder besser gesagt für uns. Dad verzieh ihr sogar doch Jack, meinen Onkel, passte unser Glück nicht. Es waren zwölf Messerstiche, doch beim vierten war sie schon tot, solch einen Hass hatte er auf sie. Doch, dass schlimmste war, dass ich sah wie sie starb, Thomas war in der Arbeit, als ich mit Joan alleine war. Panisch rief ich die Polizei und die Rettung, doch die kamen zu spät. ,,Joan Ilen Stevens, you are the greatest bitch at the whole wihle world“ stand mit Moms Blut an allen Wänden und ich saß, zusammen gekauert, die Arme um meine Beine geschlungen und hin und her wippend, unter unserm Tisch und wimmerte leise.
Bei diesen Erinnerungen lief es mir eiskalt den Rücken herunter. „ Violet, du nickst nur die ganze Zeit und jetzt fängst du auch noch an zu zittern, du fliegst sicher nicht nach Pienza und ich will jetzt keine Diskussion hören!“, rief mich mein Vater entsetzt in die Gegenwart zurück. Sofort erwiderte ich ruhig:,, Dad, mir passiert schon nichts ich kann nicht ewig dein kleines Mädchen sein, du musst mich gehen lassen. Außerdem meinte Mr Springgston, dass ich bereit wäre im Ausland zu arbeiten, er sagt ich bin eben eine richtig gute Reporterin.“ „Aber dein Chef denkt doch nur ans Geld und der Flug dauert mehrere Stunden.“, sagte Thomas in einem strengen und tadelnden Ton. Schön langsam aber sicher wurde ich gereizt und meinte: ,, Also wirklich, ich bin 18 Jahre alt, ich möchte diesen Job unbedingt und ich habe Mr. Springgston auch schon versichert, dass ich es machen werde. Und wenn du mich so sehr vermisst, es gibt heut zu tage Skybe, Facebook und Twitter. Weil ich aber weiß, dass du von so etwas nicht viel hältst, habe ich mein Handy immer bei mir.“ Nach etlichen Minuten seufzte er und brach das Schweigen:,, Du hast recht aber du musst heute noch ein paar sommerliche Anziehsachen einkaufen, damit du morgen mit gutem Gewissen im Flugzeug sitzt und dir nicht den Kopf zerbrichst, wie du die Woche mit deinen langen Jeans und T-Shirts in der Toskana überstehst.“ Ich nickte nur und musste grinsen, dass er diese überfürsorgliche Art nie ablegt, aber es war schon ein Fortschritt, dass Thomas zu dieser Reise überhaupt zustimmte.


Kapitel 2
Violets Sicht

Nach einer halben Stunde endete mein Shopping-Trip. Zufrieden schaute ich meine volle Tasche an. Fünf T-Shirts, drei Tops und vier kurze Hosen, das reichte für eine Woche, immerhin hatte ich zu Hause auch noch Kleidung, die für wärmere Länder perfekt sind. Wenn wir Glück haben, kommt es hier in England zu zwei sehr heißen Tagen im Jahr. Nicht nur wegen meinem Auftrag in der Toskana, sondern auch wegen der Hitze freute ich mich schon so sehr. Hier ist es meist kühl und dort scheint die Sonne jeden Tag fast gleich stark. „Wahrscheinlich werde ich wegen meiner weißen Porzellan Haut bald einen Sonnenbrand bekommen.“, dachte ich. Deswegen nahm ich auf alle Fälle meinen Sonnenhut und Sonnencreme mit.
Schnellen Schrittes ging ich die Einkaufs-Meile entlang bis ich mein blaues Fahrrad sah, mehr oder weniger elegant schwang ich mich rauf und fuhr die Straße entlang. Baumalleen, Häuser, Autos, Verkehrsschilder, alles zog an mir vorbei, schließlich blieb mein Rad quietschend vor einem Bauernhof stehen. Langsamer als sonst stieg ich ab. Als ich festen Boden unter meinen Füßen spürte, sog ich die gute Landluft ein. Heu, Graß, Tiermist und Pferde, eines davon gehörte mir Pferd. Thomas und Joan haben es mir an meinen dritten Geburtstag geschenkt, seither konnte ich reiten. Doch es starb als ich elf Jahre alt war, nach einiger Zeit bekam ich ein Fohlen, er war auch schon sieben Jahre. Behutsam ging ich zu Tyler und strich über seinen Rücken. Der braun-weiß gefleckte Wallach mit der Kastanienbraunen Mähne wieherte leise. „ Ist schon gut mein großer. Weißt du, ich fliege schon morgen nach Italien aber deswegen sehen wir uns eine Woche nicht. Aus diesem Grund wollte ich heute noch unbedingt zu dir, Tyler. Vage kann ich mich noch an den Urlaub mit Mom und Dad erinnern. Es war unser erster und letzter gemeinsamer Urlaub, der Urlaubsort war Florida. Ein Monat danach wurde Mom …, um-umgebracht“, erklärte ich Tyler als ob er wüsste, wovon ich rede. Aber es half mir immer mit ihm zu sprechen, immerhin konnte ich weder mit Dad noch mit meiner Freundin über meine Sorgen reden. Ich wollte denen nicht auch noch zur Last fallen. Sanft striegelte ich den Wallach und erzählte ihm von meiner liebreizenden Mom.

Thomas´ Sicht

,, Wo bleibt sie nur? Immer muss man sich sorgen um das Kind. So Engels gleich sie auch aussieht mit ihren Smaragdgrünen, Katzenhaften Augen und ihren glatten bis zur Brust gehenden hellblonden gestuften Haaren, in ihr schlummert ein liebestolle junge Frau. Setzt sie diesen albernen Dackel-Blick auf und fragt ob sie noch ganz kurz zu Tyler darf. Selbstverständlich habe ich ja gesagt. Ich gebe ihr noch eine halbe Stunde sonst nimm ich ganz Southhampton unter die Lupe und gehe in jedes Caffe`. Wahrscheinlich werde ich sie auf den Schoß von so einem Muttersöhnchen sehen oder noch schlimmer einen Macho der sie weiß ich wo berührt und an ihr herumfummelt.“, dachte ich. Grässliche Gedanken, vergebens versuchte ich denn Nachgeschmack dieser Gedanken mit einem Schluck Bier hinunter zu spülen.
„ Ihr Engelhaftes Aussehen hat sie von ihrer Mom. Oh, Joan Ilen, der Schmerz in meinem Herzen wurde wieder unerträglich. Dafür hasste ich meinen Bruder, aber für mich ist er seit diesem Tag nur noch ein wahnsinniger Mörder namens Jack, der mir meinen größten Liebling genommen hat und meine Tochter musste alles mit ansehen.“, dachte ich erzürnt. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, doch dann lockerten sie sich wieder. „ Fünf Monate nach ihren Tod erhängte er sich in Dover in seiner Zelle.“, dachte ich und nahm einen weitern Schluck von dem, mittler weile lauwarmen Bier.


Violets Sicht

Beim Reiten vergas ich immer Raum und Zeit, also kehrte ich schleunigst um, bevor Thomas zu sehr erzürnt. Ich ritt schnell zurück so schnell, dass ich fast hinunter
fiel. Ich striegelte Tyler und verpflegte ihn mit Futter und Wasser.


„ Wo in Gottes Namen warst du?“, fragte mich mein Vater zornig. Jetzt ging die Predigt wieder los. ,, Bei Tyler, wo sonst? Ich hatte die Zeit vergessen.“, gab ich ihm zur Antwort. „ Da gibt es so eine tolle Erfindung, ihr Name lautet Uhr.“, sagte er erzürnt. Seufzend erklärte ich ihm die Geschichte und ganz unerwartet nahm er mich in den Arm. So standen wir ca. zwanzig Minuten da, bis Dad meinte wir reden darüber, wenn ich wieder in Southhampton bin. „ Du bist genauso Engelhaft wie deine Mutter, sie wäre stolz auf dich, wenn sie sehen würde, dass du nicht nur bildhübsch sondern auch, dass du jetzt schon einen tollen Beruf mit Zukunft hast. Ich bin stolz auf dich und Joan wäre es sicher auch.“, sagt er mit Tränen in den Augen. Ich dankte ihm, doch er winkte ab und meinte, dass er es als Tatsache und nicht als Kompliment sagte, ich nickte nur, wünschte ihm eine gute Nacht und ging bzw. fiel ins Bett.

Kapitel 3
Violets Sicht

Gähnend wälzte ich mich in meinem Bett. Stülpte mir mein Kissen über den Kopf und gähnte noch einmal laut und kräftig. Schließlich schaute ich schlaftrunken auf die Uhr auf meinen Nachttisch. Verdammt! Ich hatte tatsächlich eine viertel Stunde verschlafen. Schnell sprang ich aus dem Bett und begab mich ins Bad und zog mich um. Zum frühstücken blieb keine Zeit. Mit etwas unleserlicher Schrift schrieb ich Dad ein paar Zeilen:

Lieber Dad,
Ich habe eine viertel Stunde verschlafen und muss mich beeilen. Hätte gerne mit dir gefrühstückt doch leider habe ich keine Zeit mehr! Hoffentlich verstehst du es.
In Liebe und Dankbarkeit Vio
P.S.: Keine Sorge ich fahre nicht wie eine Irre. Danke noch mal für dein Verständnis!

Eifrig riss ich den Zettel aus dem Block und klebte ihn mit einem Klebestreifen an den Kühlschrank. Das wir heute nicht frühstücken konnten ist für mich nicht schlimm, mit fünfzehn wurde ich Magersüchtig und bis heute habe ich diese Krankheit noch nicht überwunden. Meine Freundin fragte mich fast jedes mal, wenn wir uns trafen, ob ich schon gegessen habe, außerdem meinte sie, dass ich sowieso viel zu dürr bin, selbstverständlich sah ich wenn ich in den Spiegel sehe nicht die Realität. Aber ich bemühte mich ich normal essen zu können, obwohl es mir nie gelang. Mit meinen Koffer rannte ich zum Auto, stieg ein und startete den Motor.

Endlich hatte ich mehr als die halbe Strecke geschafft. Ja, der alte Ford Focus tat seine Dienste. Weil Dad den Radiosender immer verstellte, hörte ich meine Lieblingslieder viva MP3-Player.
Plötzlich dachte ich an,, Memory“ und musste anfangen zu weinen. ,, Dummkopf, hör auf zu heulen wie ein Baby, du bist erwachsen. Außerdem wird durch das weinen auch nichts besser. Ach, wenn ich die Tränendrüse doch nur kontrollieren könnte…Ahhhh! Oh, Gott jetzt baust du auch noch fast einen Unfall du Idiot!“, ermahnte ich mich selber und musste mir dabei auf die Stirn greifen.
Nach einer halben Stunde war ich noch rechtzeitig am Flughafen angekommen. Meine Freundin hat, als ihre Mutter mit ihr hergefahren ist meinen Ford geholt und ihre Mutter ist natürlich mit ihrem Auto zurückgefahren. „ Kein Problem Vio, du hast uns damals sehr geholfen als wir diese Griese hatten.“, sagten Annie und ihre Mom. Ich dankte ihnen und ging mit dem Kameramann zum Flugzeug. Als wir schon drei Stunden geflogen sind fing Jonathan mit einen hirnrissigen Gespräch an. ,, Springgston wird mein Talent bald erkennen. Hey, Violet, Violet Dawn Stevens? Hallo, hörst du mir überhaupt zu?“, fragte mich Jonathan Clark, der lästige, gut 120 Kilo schwere, Kameramann. ,, Jonathan, ich höre dir zu.“, hörte ich mich genervt sagen. ,,Wie wäre es mit uns zwei? Du bist zwar, für meinen Geschmack zu dürr, aber trotzdem, deinen Augen kann man einfach nicht wiederstehen.“, sagte Jonathan. „ Spinnt der jetzt komplett erstens hat er eine Freundin, zweitens stimmt die Chemie zwischen uns nicht und drittens mit ihm könnte ich nicht reiten, weil Jonathan Tiere hasst und sehr unsportlich ist.“, dachte ich. ,, Jonathan, du bist vergeben und auch wenn du es nicht wärst, würde ich keine Beziehung mit dir eingehen. Wir sind nicht einmal befreundet. Ich breche hiermit das Gespräch ab.“, sagte ich an ihn gewandt. Seufzend lehnte er sich zurück aß Chips und schüttelte immer wieder seinen Kopf.
Währenddessen hörte ich ,,Memory“ und flüstere die erste Strophe ganz leise:

„ Midnight not a sound from the pavement. Has the moon last her memory? She is smiling alone. In the lamplight the withered leavs collect at my feet and the wind begins to moan. Every streetlamp seems to beat a fatalistic warning. Someone mutters and a streetlamp gutters and soon it will be morning. Daylight I must wait for the sunrise, I must think of a new life and I mustn`t give in. When the dawn comes tonight will be a memory too and a new day will begin…“

Plötzlich fiel ich in einen tiefen Schlaf.

Kapitel 4
Thomas`s Sicht

Lieber Dad,
Ich habe eine viertel Stunde verschlafen und muss mich beeilen. Hätte gerne mit dir gefrühstückt doch leider habe ich keine Zeit mehr! Hoffentlich verstehst du es.
In Liebe und Dankbarkeit Vio
P.S.: Keine Sorge ich fahre nicht wie eine Irre. Danke noch mal für dein Verständnis!

Immer und immer wieder las ich Violets Brief. Diese Frau war einfach unfassbar, höchst wahrscheinlich hat sie nicht einmal etwas gegessen. Selbstverständlich verstand ich, dass sie nicht mehr essen konnte, aber wegen dem ganzen Stress hätte sie vielleicht einen Unfall gehabt. „ Ich bin so naiv, jetzt habe ich sie auch noch nach Pienza fahren lassen, ich kann nur hoffen, dass sie heil wieder zurück kommt.“, fluchte ich herum.
Weil ich diese Stille nicht gewohnt war, ging ich in mein Stammlokal doch ich hatte keine Gewissheit was mit Violet war, also konnte ich nicht mal mein Bier genießen. Nach drei Stunden wurde es mir zu langweilig und ich ging. ,, Was Vio wohl macht?“, fragte ich mich die ganze Zeit.

Violets Sicht

Nachdem wir landeten, waren wir in der Vatikanstadt Rom. ,, Wow, Rom ist in natura noch viel faszinierender und brächtiger als auf den Urlaubsfotos von Annie!“, rief ich entzückt. ,, Bah, weit nicht so faszinierend wie Fastfood.“, sagte Jonathan gelangweilt. ,, Du bist wirklich so etwas von unkultiviert. Warum hast du dann diesen Job angenommen?“, fragte ich ihn obwohl ich glaubte, die Antwort zu kennen. „ Na wegen der Kohle und weil Italien wegen gutem Essen und noch besseren, größeren Portionen bekannt ist und weil ich gerne Zeit mit dir verbringe.“, gab er mir zur Antwort. „ Das kann ja heiter werden.“, dachte ich mir, griff mir auf die Stirn und setzte mich einen Platz weiter von ihm weg, damit er mich nicht die ganze Zeit ärgern konnte.
„ Endlich sind wir in Pienza.“, seufze ich erleichtert als der Zug anhielt und wir ausstiegen. Nach einem Fußmarsch von ca. 10-15 Minuten kamen wir in dem Hotel Antica Locanda an. Die freundliche, etwas ältere Dame am Empfang gab uns unsere Schlüssel. Natürlich hatte jeder ein separates Zimmer. Es war schon ein nachts Uhr, als ich meine Klamotten auspackte und dann, fiel ich todmüde ins Bett. In dieser Nacht träumte ich etwas ganz Seltsames:

Irgendwo in Volterra ist ein Wald, wo sich eine Lichtung befindet an der kein einziger Sonnenstrahl schien. Und dort war er!
Ein junger bildhübscher Mann mit dunkel braun-brünetten Haaren, mit diesen andauernden undurchdringlichen Blick, dieser wunderschönen und blassen Haut, die einerseits hart wie ein Stein wirkte, aber auch so hell wie Porzellan und trotz allem weich und zart wie Seide und sein Körperbau wirkte sportlich und trainiert. Obwohl er nicht so groß war, wirkte dieser sehr männlich. Er stand mit verschränkten Armen da, und seine dunkelgrauen Wolfsaugen schauten auf den Horizont.
Plötzlich starrte er mich an und dieser Blick glich nicht mehr einer uneinnehmbaren Burg, sondern er ließ mich in seine Seele schauen. Und ich sah Jahrhunderte Jahre Erfahrung, dabei erschrak ich und Schweiß rann mir über die Stirn, ich wurde nicht feucht sondern nass und dieser kalte Schweiß war unangenehm und trotzdem herrlich. Ein Lächeln umspielt sein perfektes Antlitz, als er meine Reaktion sah, als er mir sein Wissen zeigte. Er kam auf mich zu, immer näher und näher, hätte ich meine Hände ausgestreckt, hätte ich ihn berühren können. Doch auf einmal war er verschwunden. Nein, da, auf einem Moos bewachsenen, dicken und mächtigen Ast saß er in der Hocke, die Hände auf seinen angewinkelten Beinen liegend, musterte er mich amüsiert. Mit einem Wort wie schön konnte man ihn nicht vergleichen, es wäre eine Beleidigung für ihn. Unbeschreiblich schön traf es schon eher, aber man musste für ihn ein eigenes Wort erfinden um sein Aussehen den nötigen Respekt zu erweisen. Wie wenn er meine Gedanken gelesen hätte, sprang er vom Baum und rannte so schnell die Lichtung entlang, dass meine Augen ihn nicht verfolgen konnten. Er war kein Mensch, sonst hätte ich ihn beim Laufen beobachten können. Aber was war er dann? Ein Wunder, eine Illusion, oder von einem anderen Stern? Auch wenn ich nicht mehr bei klarem Verstand war, wusste ich eines genau, dass die Chemie zwischen uns stimmte.
Doch dann spürte ich einen kalten Atem in meinem Nacken, so dass ich am ganzen Körper eine Gänsehaut bekam, als wäre der vom Tod persönlich. Mein Körper fühlte sich angezogen, von seinem Atem und verlangte mehr. Dieser Mann wirkte auf mich wie eine der intensivsten Drogen, ich wurde sofort von ihm abhängig. Wie in Zeitlupe drehte ich mich um und sah in sein atemberaubendes Gesicht. Von neuen kam er näher, sagte aber die ganze Zeit kein einziges Wort, er war genauso still wie ich. Wir verständigten uns per Blickkontakt, bis er bei meinem Gesicht so nahe war, dass er seinen Handrücken an meine Wange lag, nun kam er mit dem Kopf näher, legte den anderen Arm um mich und spitzte seine Lippen, weswegen auch ich die meinen spitzte. Kurz bevor sich unsere Münder trafen, läutete mein Wecker und der Traum, zusammen mit diesen wunderbaren Mann, verschwammen und zurück blieb ich in der Dunkelheit von meinem Kissen.

Mit einen unverständlichen brummen, stellte ich den Wecker ab und stand auf den genau jetzt begann mein Arbeitstag. Die Träumerei musste ich leider verschieben, denn wenn wir keinen interessanten Bericht abliefern, kann ich meine Ausbildung bei ,,Hello London“ vergessen. Mr Springgston würde meine Ausbildung abbrechen und dann könnte ich irgendwo anders neu anfangen. Vorausgesetzt, mich würde dann noch jemand nehmen. ,, Nur weil ich von einen fiktiven Jungen träume gefährde ich meinen Ausbildungsplatz, erstens will ich das nicht und zweitens will Thomas das nicht und drittens gibt es diesen Mann gar nicht!“, schalte ich mich selber. Schnell stieg ich aus dem Bett und ging ins Bad. Danach klopfte ich bei Jonathans Tür und hoffte, dass er nicht verschlafen hatte.

Kapitel 5
Jonathans Sicht

„ Jetzt stört mich Violet auch noch bei meinem Schönheitsschlaf!“ , dachte ich wutentbrannt und riss die Tür auf. ,, Waaaas?“, fuhr ich sie lautstark an. Ganz ruhig, als wäre nichts gewesen sagte sie nur: ,, Morgenstund` hat Gold im Mund. Unser Arbeitstag fängt an. Nimm deine Schreibutensilien und begib dich hinunter zum Büffet, dort erkläre ich dir alles.“ Bevor ich ihr antworten konnte, war sie auch schon bei der Treppe und sprintete hinunter.
„ Diese Frau bringt mich noch um den Verstand. Morgenstund` hat Gold im Mund. Unser Arbeitstag fängt an. Nimm deine Schreibutensilien und begib dich hinunter zum Büffet, dort erkläre ich dir alles. Blablabla, wenn interessiert es ob wir verschlafen oder nicht? Springgston ist eh nicht dabei, mein Gott typisch Frauen. Immer hetzen und Stress machen.“, fing ich an mit mir selbst zu reden. „ Na warte, das wird sie mir büßen, nachdem ich meine zweite Socke wieder finde!“, dachte ich und grinste.

Violets Sicht

„ Wo bleibt diese Schlaftablette so lange? Wenigstens bin ich mit dem Layout schon fertig. Meine Güte, bin ich dumm, der Kerl will die ganze Arbeit mir überlassen, als Rache, weil ich ihn geweckt habe. Ich kenne Jonathan schon sehr lange und ich kann nur sagen, dass Rache seine Spezialität ist. Nun ja, die Retourkutsche kommt schon angefahren, denn die Kellner räumen das Buffet schon weck.“, bei diesen Gedanken, nahm ich genüsslich einen schluck frisch gepressten Zitronensaft. Weil der Entwurf schon fertig war, beschloss ich, gütig wie ich bin ihm drei Portionen Speck mit Rührei und Toast zu holen. Selbstverständlich habe ich auch heute nichts gegessen, immerhin musste ich mich auf die Arbeit konzentrieren weil Mr Clark seine vier Buchstaben nicht her schwang. Kurze Hand beschloss ich Jonathan zur rede zu stellen, denn mit jemanden, der sich nichts schert, konnte ich nicht zusammen arbeiten.

Jonathans Sicht

„ Jetzt hält sie mir auch noch eine Standpauke! Also, das müsste auch nicht sein! Seit wann ist sie der Boss?“, dachte ich und ließ ihre Worte an mir vorbei prasseln. „ Also gut, komm, wir schauen uns jetzt einmal die sehenswerten Dinge an, informieren uns darüber und schreiben Texte.“, sagte Violet. ,, Na toll, ich hasse Kunst und so eine Kram, aber Mr Springgston wollte ja, dass wir über alles, was diese Stadt zu bieten hat berichten. Wenigstens auch über das Essen. Mhmmm, diese Eierspeise war köstlich!“, dachte ich und folgte ihr.

,, Oh Mann, diese Kunstausstellung ist bis jetzt das Beste, hoffentlich schauen wir uns noch mehr Museen an. Schaut eh keiner? Wie wäre es, wenn ich dieses Gemälde von Leonardo da` Vinci berühre, ich möchte wissen, wie es sich anfühlt.“, dachte ich und war dabei, es zu berühren. ,, Please don` t touch the painting Sir!“, rief die Museumswärterin mir hinterher. Aus Panik rannte ich aus dem Gebäude. ,, Oh Gott! Jetzt ist die italienische Mafia hinter mir her!“, dachte ich und sprintete davon.

Violets Sicht


,, Also wirklich! Die Dame hat ihn doch nur höflich aufgefordert, dass Gemälde nicht zu berühren und der Kerl lauft gleich weg. Und ich habe den noch nie so schnell rennen sehen, was sich der wohl gedacht hat? Das er gleich verhaftet wird?“, dachte ich, entschuldigte mich bei der Dame für sein benehmen und lief ihm hinterher.
Kleine, mittelalterliche Gassen, Menschen und Stände mit Kleidung, Obst und vielem mehr, zogen an mir vorbei. Endlich entdeckte ich ihn in einer Gasse. „ Jonathan, bleib stehen! Die hetzt dir nicht die Polizei oder Mafia auf, sie hat dich nur gebeten, da` Vincis Gemälde in Ruhe zu lassen! Außerdem habe ich dich entschuldigt. Komm jetzt, wir fangen im Wald an zu drehen.“, rief ich ihm hinterher. Auf Geheiß kam er sofort angewatschelt und folgte mir in den Pinien und Zypressen reichen Wald.

„ Bist du bereit?“, fragte ich Jonathan, um sicher zu gehen, dass er tatsächlich soweit ist, dabei legte ich meine Haarsträhnen, die mir wegen dem Wind im Gesicht hängten, hinter meine Ohren. „ Kamera läuft in drei, zwei, eins!“, sagte Jonathan und deutete mir, während er zählte mit drei Fingern, immer wenn er eine Zahl aussprach, war logischerweise ein Finger weniger. Das machten wir immer so, weil wir Kollegen hatten, die sich ohne dem Zählen, oft vertan. Als der Countdown abgelaufen war, wusste ich, dass der Rest ein Kinderspiel war, reine Routine. „ Die Toskana. Besser bekannt als das „ Herz Italiens“ ist eines der schönsten Reiseziele der Welt. Mit seinen reichen antiken Erben ist es das perfekte Reiseziel für jung und alt. Lassen sie sich verzaubern von Ausgrabungsstätten, Klöstern, Museen mittelalterlichen Gassen, Mauern Türmen und vielem mehr. Für jeden ist etwas dabei, sein es romantische Spaziergänge in den Wäldern, die reich an Pinien und Zypressen sind, interessante Ruinen Erkundungen oder für einen Aktiv-Urlaub, eine Radtour z.b. in Populonia. Bei unseren heutigen Bericht geht es jedoch um eine der interessantesten Städte Italiens, nämlich um keine andere als Pienza. Diese Stadt liegt am Rand von Crete, also in süd-östlicher Lage in der Toskana.
Ein paar Kilometer weiter wäre das beschauliche Monte Oliveto Maggiore, eine sehr beschauliche Sehenswürdigkeit, die gut und gerne besucht wird. Wenn man auf der A1 fährt sind es 121 km, man fährt also ca. ein ein halb Stunden.
Außerdem ist Pienza der Geburtsort von Papst Pius dem II., der, das damalige Corsignano zu einer Idealstadt machen ließ. Deutlich erkennt man bei den Gebäuden die Merkmale der Renaissance. Enea Silvio Piccolomini wurde 1458 zum Papst der katholischen Kirche gewählt, daraufhin nannte sich Piccolomini Papst Pius der II., vorher war er Jahre lang als Diplomat unterwegs. Im Jahre 1459 kehrte er ins heutige Pienza zurück, um aus ihr eine Idealstadt zu machen. Eine neue Kirche und ein päpstlicher Palast waren erst der Anfang. Corsignano wurde 1462 in Pienza, was so viel wie Piusstadt heißt, umbenannt. Seine Ideen schrieb er in ein Buch nieder. Was ihm persönlich sehr am Herzen lag, war, dass sein Palast einen Rundblick auf die Landschaft bildet. Im damaligen Corsignano, waren jedoch nicht alle für den Umbau, jedoch konnten sich Papst Pius der II. und die Einwohner einigen, dass für sie eine Häuserzeile von zwölf Gebäuden gebaut wird. Weil Papst Pius der II. schon im Jahre 1464 starb, wurde die heutige Piusstadt wieder unbeachtet.
Mit der Zeit gewann sie wieder mehr Aufmerksamkeit weil z.b. das 50 Grad Celsius warme Thermalbad Bagno Vignoni, im Zentrum von Pienza, als Filmkulisse für „Romeo und Julia“, aus dem Jahr 1986 diente. Andrew Tarkowskij machte sich auch seinen Nutzen aus dem „ Nostalghia“ erkennen kann.
Das Hotel Corsignano, das wie sie sicher schon bemerkt haben, denselben Namen hat wie die heutige Piusstadt, wäre eine exzellente Unterkunft. Aber auch das Tenuta Santa Pietro wäre ein wunderbarer Bauernhof, mit fabelhaftem Ruf. Für weitere Informationen über diese und andere Unterkünfte besuchen sie Googlemaps und geben sie Pienza in das Suchfeld ein.
Auch für das leibliche Wohl wird in ganz Toskana sehr gut gesorgt. Weinverkostung in urigen
Weinkellern ist auch ein Highlight. Und zum essen gibt es sowieso weit mehr als Pizza und Pasta, Pasta…“, in meinem eigentlich ganz gut gelungenen Bericht, musste ich plötzlich stocken, weil ich ihn sah!

Kapitel 6
Violets Sicht

Dort stand er, genau wie in meinem Traum, die Arme vor der Brust verschränkt, starrte er mit seinen Wolfsaugen auf den Horizont. Seine kurzen braun-brünetten Haare, die nach links gescheitelt sind, sein undurchdringlicher Blick, seine wunderbare Haut, die Stein, Porzellan und Seide zu eins machte, seine stattliche Statur und erst in der Realität bemerkte ich diese wundervollen Lippen, mit die er mich im Traum geküsst hätte. Die Betonung liegt auf hätte, wenn der verdammte Wecker nicht geklingelt hätte.
Plötzlich starrte er mit seinen dunkelgrauen Augen auf mich und die unnahbare Fassade bröckelte und er ließ mich tatsächlich an seiner Auto-Biographie teilhaben. Und tatsächlich! In der Seele dieses höchst attraktiven Mannes lagen Jahrhunderte Jahre Erfahrung! Ich erschauerte unwillkürlich. Wie im Traum machte sich ein Lächeln auf sein unfassbar schönes Antlitz bemerkbar. Ich sah an seinem rechten Handgelenk ein schwarzes Lederband, mit einem Zypressenzweig abgebildet, dasselbe trug er in meinem Traum, fiel mir plötzlich ein. Er neigte respektvoll den Kopf, weshalb ich seine höfliche Geste nachmachte. Plötzlich rannte er wie von einer Tarantel gestochen davon und ließ mich alleine.

Daniels Sicht

„Das konnte nicht sein? War sie die Frau aus seinen Traum? Unmöglich, oder vielleicht nicht? Diese Engels gleiche Frau hat mir ganz schön den Kopf verdreht. Mit ihren Smaragd-grünen Augen und diesen blonden Haaren und ihre zarte Haut, die ich am liebsten mit meinen Zähnen durchdringen würden…!“, gerade als ich davon träumte, musste ich mich sofort schämen. „Wieso habe ich auch nur eine Sekunde daran gedacht? Künftig werde ich mich von ihr fern halten, denn was man liebt, das tötet man nicht! Aber war das wirklich die Liebe? Fühlten Menschen dies genauso? Fühlte sie so für ihn? Wie hieß sie? Für mich ist sie meine Angel, ganz gleich wie sie in echt heißt.“, dachte ich, während ich spürte, dass meine Zähne wuchsen. Da! Ein Reh, das ganz alleine auf der Lichtung steht. „ Das schnappe ich mir.“, flüsterte ich so leise, dass das Tier mein Geflüster nicht einmal wahrnahm.
Ganz langsam näherte ich mich, meine Opfer waren immer wehrlos, bei diesem dürfte es auch nicht anders sein. Immer näher kam ich meiner Lebensquelle und sie bemerkte mich nicht mal, es fraß noch immer weiter. „ Gleich bin ich der Konsument.“, dachte ich und leckte mir bei den Gedanken über die Lippen. Doch plötzlich schrie ein Kuckuck und das Reh blickte auf und wollte weg laufen! Doch ich war schneller als der Gejagte und sprang mit einem Satz aus meinem Versteck zur Beute. Das Reh hetzte natürlich durch das Unterholz, weil es wusste, dass Gefahr lauerte. So schnell ich konnte rannte ich ihm nach. Es wollte mich austricksen, doch ich kannte alle Tricks. Dann ging die Verfolgung weiter und ich war immer dichter bei meiner Beute. Aber bevor ich sie hatte, sprang sie über einen Bach. Sofort sprang ich hinterher rannte nicht mehr hinter ihm her, sondern machte einen Bogen und sprintete eine Minute um das Reh wieder ein zu hohlen. Es kam wie es kommen musste. Gerade als meine Lebensquelle über eine riesige Baumwurzel sprang und dann am Boden landete, rannte ich von der Seite zu ihr packte sie beim Hals und biss ihr in die Kehle. Dabei dachte ich nur an eines:,, An meine Angel und, dass sie statt dem Reh in meine Arme lag. Und sie zu dem mache, was ich bin. Ein Vampir!“

Kapitel 7
Violets Sicht

„ T-tut mir leid Jonathan. Ich war ein bisschen neben mir! Das mit den kulinarischen Köstlichkeiten müssen wir wiederholen!“ , sagte ich zu ihm. „ Ein bisschen neben dir? Du hast das Wort Pasta mindestens viermal wiederholt! Uhhh, und wie du diesen Kerl angehimmelt hast, ist da jemand verliebt? Oh sch, sag nichts, Amors Pfeil hat die mitten ins Herz getroffen!“, rief Jonathan entzückt und sprang herum wie ein kleines Kind. Ich ignorierte ihn, worauf er sich noch kindischer benahm. ,,Verliebt, verlobt, verheiratet, morgen wird geheiratet! Ei, ei, ei, was sehe ich da, ein verliebtes Ehepaar! Violet und der Unbekannte sitzen auf dem Baum, knutschen herum, man glaubt es kaum!“, rief Jonathan, riss ein paar Blumen aus, tanzte um mich herum und schmiss die Blumen in die Luft. „ Jonathan, wenn du nicht auf der Stelle aufhörst, kann ich ganz ungemütlich werden. Oh, und glaub mir, ganz ungemütlich möchtest du mich bestimmt nicht kennen lernen!“, warnte ich ihn und er hörte tatsächlich auf.
,, Bist du bereit?“ , fragte ich ihn. „ Kamera läuft in drei, zwei, eins!“, sagte er und hielt dabei wieder seine Finger hoch. „Auch für das leibliche Wohl wird in ganz Toskana sehr gut gesorgt. Weinverkostung in urigen
Weinkellern ist auch ein Highlight. Und zum essen gibt es sowieso weit mehr als Pizza und Pasta. Wie wäre es mit einem Bistecca Fiorentina T-Bone –Steak vom China-Rind. Gewürzt mit Salz, Pfeffer und Olivenöl. Oder ein Cinghiale in dolce e forte, das wäre ein Wildschweinragout, mit Rosmarin, Pinienkernen und gelegentlich Rosinen. Typisch für die Toskana wäre auch Crostini neri, dies ist nichts anderes als ein geröstetes Toastbrot mit Leber und bzw. oder Milzaufstrich. Und wem das zu viel Fleisch ist, sollte das Fagioli all` uccelletto probieren. Zubereitet wird dieser vegetarische Eintopf mit, Bohnen, Tomaten und Salbei.
Sie sehen, dass es auch an der Verpflegung nicht scheitert. Selbstverständlich waren dies nur einige Beispiele aus der Küche der Toskana.
Buchen sie heute noch, denn die Hotels sind überfüllt. Aber nicht nur im Sommer, hier kann man das ganze Jahr über Urlaub machen. Das sie z.b im Locanda Vesuna buchen, werden sie nicht bereuen.
Diese Reportage war eine von unseren diesjährigen „Special-Holiday-Reports“, die anderen vier wären: Spanien, Ungarn, Griechenland und Frankreich. Wir vom „Hello London“ –Journalismusunternehmen hoffen, das Sie vielleicht schon ihren perfekten Urlaubsort für dieses Jahr, durch unsere Hilfe, vielleicht leichter und schneller gefunden haben. Ihr Kameramann Jonathan Clark und Ihre Reporterin Violet Dawn Stevens, life in Pienza, danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Und jetzt zu unserer Kollegin Annie Winters, die für sie das Wetter für die kommende Woche berichtet.“, sagte ich.


Thomas` Sicht

„ Ich glaube ich rufe sie jetzt an, nicht das ihr etwas zu gestoßen ist!“, dachte ich besorgt, also zog ich mein Handy aus der Hosentasche und wählte ihre Nummer. Tüt tüüt tüüüüt. „ Dad, hye! Wir sind gerade mit dem Bericht fertig geworden und haben den Chef angerufen, der hat gemeint, dass…!“ , sagte sie, doch ich unterbrach sie. „ Toll, dann kannst du ja morgen schon Heim kommen.“ , sagte ich erfreut. Eine Zeit lang sagte sie nichts, doch dann, meinte sie: „ Dad, Mr Springgston hat gemeint, dass wir uns dafür in Pienza eine Woche Urlaub nehmen können, weil wir so, oder so eine Woche frei bekämen. Also hat er gemeint, dass er mit unseren Urlaubsgeld den Urlaub bezahlt und wir haben zugestimmt ist das nicht toll?“ Mir fiel von dem Schock das Handy aus der Hand und die Verbindung brach ab.

Violets Sicht


„ Das es ihm nicht passte war ja klar, aber mit so einer Reaktion hätte ich nicht gerechnet. Wahrscheinlich wird Thomas noch immer denken, er wäre in einem schlechten Film, ich verstand ihn, aber er muss lernen, mich zu verstehen. Gott, bin ich wirklich so rücksichtslos“, überlegte ich mir und wurde so traurig, dass ich anfing zu weinen und wieder begann, die erste Strophe von „Memory“ aus „Cats“ leise zu singen:

,, Midnight not a sound from the pavement. Has the moon last her memory? She is smiling alone. In the lamplight the withered leavs collect at my feet and the wind begins to moan. Every streetlamp seems to beat a fatalistic warning. Someone mutters and a streetlamp gutters and soon it will be morning. Daylight I must wait for the sunrise, I must think of a new life and I mustn`t give in. When the dawn comes tonight will be a memory too and a new day will begin…“

,, Hör sofort auf zu weinen! Wenn du weinst zeigst du deine Schwächen!“, schalte ich mich ernst und wischte mir dabei meine letzte Träne weg. Ich ging ein bisschen durch mein Hotelzimmer und durchsuchte die Kästen und Schränke, obwohl ich nicht wusste wieso, bis ich einen Foyer fand, auf dem Taxiunternehmen standen. Ich las sie alle durch, auf einmal blieben meine Augenpaare bei einem Namen hängen. Cattaruca. Bei diesen Namen war ein Foto, von einem Zypressenzweig. Denselben Zweig hatte dieser umwerfende Mann auf seinem Lederband abgebildet! „ Hör auf an ihn zu denken, du spinnst ja! Den würdest du erstens nie wieder sehen und zweitens würdest du niemals eine Chance haben mit ihm zu reden, weil er sicher viel zu eingebildet ist und drittens selbst wenn er mit dir reden würde und eventuell er mit mir eine Beziehung eingehen würde, würde es trotzdem zum Scheitern verurteilt sein!“, redete ich in Gedanken mit mir selbst, während ich die Telefonnummer von dem Taxiunternehmen eintippte. ,, Pronto!“, rief mich eine männliche Stimme in die Gegenwart zurück. ,, Do you understand English? A taxi at the hotel Antica Locanda, please.“, sagte ich. „ Si!“, rief die Stimme zurück.
Als das Taxi vor dem Hoteleingang stand, ging ich schnellen Schrittes zu ihm. Mein Herz raste, obwohl ich mich bemühte meinen Puls wieder unter Kontrolle zu bringen, jedoch vergebens. „ Vielleicht ist er es? Immerhin kenne ich seine Stimme nicht. Sei kein weich Ei öffne die Tür, der hat nicht ewig Zeit“ , dachte ich nach. Entschlossen öffnete ich die Tür und am Lenkrad saß…

Kapitel 8
Violets Sicht

… leider nicht der den ich erhofft und ersehnt hatte. „ Mist! Nun, jetzt hast du ihn gerufen, also musst du auch fahren, sonst wäre das nicht gerade die feine Englische Art!“, schalte ich mich selbst und stieg in das Auto ein. „ To the curch, please.“, sagte ich zu dem Mann mit den dunkelbraunen Haaren, die er sich mit Stylinggel aufgestellt hat. Besser gesagt, hatte er auch Kaminrote Strähnen, aber das verblüffende war, er hatte dieselbe dunkelbraun-Kaminrote Haar-, wie Augenfarbe. „ Wahrscheinlich trägt er Kontaktlinsen, die auf die gleichen Farben, wie die Haare, abgestimmt sind.“, dachte ich mir und fuhr mir dabei durch meine Haare.
„Er wirkt richtig durchtrainiert, was mir ehrlich gesagt nicht mehr gefiel als die Statur von diesem umwerfenden Mann. Nun ja, eben wie so ein Superheld, aus einer Science-Fiction-Serie. Und er hat sehr breite Schultern, vielleicht arbeitet er auch als Türsteher vor Diskotheken oder ähnlichen.“, dachte ich. Warum ich allerdings zur Kirche wollte, blieb mir ein Rätsel, ich sagte es, aus meinem Bauchgefühl heraus.
Auf den Straßen von Pienza war nicht mehr so viel los wie am Vor- und Nachmittag, weil es schon zu dämmern begann. Die Wolken verschoben sich und der Himmel verfärbte sich von orange-rosa zu violett-blau. Für mich war die Bedeutung, dass es dämmrig wird eine andere, als das, dass es Abend wurde. Es bedeutet für mich, das der Tag und somit die Chancen sein Leben zu ändern, vorbei sind und man warten musste, bis es wieder morgen wurde.
Doch wer weiß, ob man bis dahin nicht schon tot ist? Immerhin sterben am ganzen Tag, auf der ganzen Welt täglich 150 000 Menschen. Und vielleicht gehört man an dem Tag, an dem man sein Leben ändern wollte, aber es auf morgen verschiebt dazu? Deshalb fand ich, dass man jeden Tag seines Lebens nutzen sollte, als wäre es der letzte. Wie James Cameron, Der Regiesure von „Titanic“ schon in einem Gespräch einbaute: „ Weil jeder Tag zählt!“
Plötzlich blieben wir vor der mächtigen, gerade zu erdrückenden, Kirche stehen. Schnell öffnete ich meine Börse, nahm, einen Fünf Euro Geldschein heraus und fragte: „ Grazie. How much does it cost?“ ,, Three pounds, eighty.“ , sagte der muskulöse Taxifahrer. ,, Here you are.“, sagte ich und gab ihm den Schein. Als er mir den Rest zurückgeben wollte, winkte ich ab. ,, Molto Grazie, Seniorina!“, sagte er erfreut, worauf ich ausstieg und zur Kirche schritt.

Meine Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Nur die Opferstockkerzen brannten und im Schein von ihnen sah ich ihn! Ich wollte zu ihm, doch er war wieder so schnell weg. „ Na super! Jetzt bekommst du auch noch Halluzinationen, weil du enttäuscht bist, da der Taxifahrer nicht der war, für den du ihn gehalten hast!“, fuhr ich mich selber in Gedanken an und griff mir dabei auf die Stirn.
„ So sieht man sich wieder. Daniel Smith Cattaruca, und wie lautet dein Name?“, fragte er mich und hielt mir seine rechte Hand hin. Verwundert und perplex schüttelte ich sie und antwortete: „ Violet Dawn Stevens. Freut mich sehr Sie kennen zulernen.“ Er fing an zu lächeln, jedoch wurde aus dem schnell ein erfreutes lachen, das laut in der leeren Kirche wieder hallte. „ Oh, Verzeihung. Aber könnten wir diese konventionelle Art lassen, und uns lieber mit du ansprechen?“, fragte er mich, worauf ich nur nickte.
Als er eine Weile schwieg, sagte ich interessiert in die Stille: „ Letztens, im Wald. Warum bist du da so schnell weggelaufen?“ Er runzelte seine Stirn, weshalb ich dachte, ihm passte die Frage nicht, jedoch war ich einfach zu neugierig um sie nicht zu stellen. „ Ich musste noch etwas erledigen.“, gab er schlicht zur Antwort, weshalb ich ihm noch mehr Löcher in den Bauch bohrte. In einem etwas gereizten Tonfall sagte er: „ Ein Gentleman genießt und schweigt. Außerdem kenne ich dich kaum, warum sollte ich dir alles verraten?“ „ Nun ja, weil du zu mir gekommen bist, und mich gefragt hast wie ich heiße, dachte ich, du wolltest mit mir reden. Ich wollte das ewige Schweigen brechen und stellte dir deshalb diese Frage. Aber wie es scheint, muss es ein zu großes Geheimnis sein.“, sagte ich ihm, was ihn verlockte, mir die Wahrheit zu sagen. „ Ich musste noch etwas Geschäftliches erledigen und dann heim zu meiner Familie.“, gestand Daniel. „ Eine Frage würde mich noch auf der Seele brennen. Bist du verheiratet, weil du einen doppelten Familiennamen hast?“, fragte ich ihn und abermals bracher in ein Gelächter aus, das nicht nur dieses alt erwürdige Gemäuer erschauern ließ.
Nachdem er sich wieder gefasst hat, antwortete er: „ Nein. Meine Eltern sind bei einem Brand in London umgekommen, also zog ich mit meiner Schwester in die Toskana, zu unseren einzigen lebenden Verwandten. Wir wurden herzlich von ihnen aufgenommen und adoptiert. Meine Schwester heiratete den Jungen von unserer Stief-Tante.“, sagte er sachlich. Beschämt schaute ich zu Boden. Ich wollte ihn wirklich nicht an die schrecklichsten Ereignisse seines Lebens erinnern. „ Das tut mir wirklich außer ordentlich leid, ich wollte nicht noch Salz in die Wunden streuen. Ich weiß selbst wie es ist, jemanden den man liebt zu verlieren.“, sagte ich zu Daniel und schaute ihm mitfühlend in die Augen. „ Wenn hast du verloren?“, fragte er mich nach einer Weile. „ Als ich fünf Jahre alt war und Thomas, mein Dad, in der Arbeit war, war ich alleine mit meiner Mom. Jack, mein Onkel, hatte eine Affäre mit ihr, doch sie entschied sich für ihre Familie. Zwölf Messerstiche, doch beim vierten starb sie und ich, saß zusammengekauert in einer Ecke und musste mit ansehen wie dieses Monster meine Mom tötete. Jack erhängte sich ein paar Monate danach in seiner Zelle in Dover.“, sagte ich und zuckte zusammen. „ Warum erzähle ich ihm alles? Weil du ihm vertrauen kannst, Dummkopf!“, diskutierte ich mit mir selbst in Gedanken. Daniel näherte sich drei Schritte und fragte, ob alles in Ordnung sei, ich konnte nur nicken, aber innerlich schrie ich vor Schmerz, was er scheinbar bemerkte. „ Du siehst blass aus. Ich bringe dich wohin du willst, aber hier bleibst du nicht alleine.“, meinte er fürsorglich und streng zugleich.
„ Ich kann schon alleine zum Hotel, du musst dir um mich keine Sorgen machen. Ich komm schon klar, wirklich! Das letzte, was ich möchte, ist das sich jemand um mich sorgen muss.“, sagte ich und wand mich zum gehen. „ Ach und, danke für das Gespräch, endlich konnte ich mit jemandem sprechen, der ziemlich ähnliches durchgemacht hat. So weiß ich, dass ich nicht unverstanden von der ganzen Welt bin.“, sagte ich und wollte gerade gehen, als sich Daniel elegant vor mich stellte. „ Mich würde es freuen, wenn wir uns wieder sehen könnten. Und ich muss mir nun mal Sorgen machen, wenn sie jetzt wo es dunkel ist, noch hinausgehen. Jedenfalls gebe ich dir meine Handynummer. Dann muss ich mir keine Sorgen mehr machen.“, sprach Daniel und zog eine Visitenkarte aus seiner schwarzen Jeanshosentasche. „ Danke!“, sagte ich und schenkte ihm ein kleines Lächeln. Bevor ich beim Eingangstor war, meinte Daniel noch: „ Das Lächeln steht dir gut, ich finde du solltest es mehr einsetzen. Ach und bevor ich es vergesse. Die Welt ist voller Schurken und Übeltäter, halte dich von ihnen fern, Violet Dawn Stevens!“

„Was Daniel wohl meinte mit:“ Die Welt ist voller Schurken und Übeltäter, halte dich von ihnen fern, Violet Dawn Stevens!“. Nun ja, so wie er es gesagt hat.“, dachte ich und überquerte gerade die Straße. „ Aber er hat mir ein süßes Kompliment über mein Lächeln gemacht. War das überhaupt ein Kompliment? Oder hat er es sarkastisch gemeint?“, überlegte ich.
Als ich in eine kleine und muffige Gasse einbog, sah ich plötzlich einen alten, dreckigen, dicken und krummen Obdachlosen. Der Bucklige zeigte mit dem Zeigefinger auf mich und lachte mich höhnisch aus. „ I`m afraid for the distrub. Can I help you, Sir?“, fragte ich den alten Mann mit grauen zerzausten Haaren, die ihm in fettigen Strähnen herunterhingen. Keine Reaktion. „ Ahhhh!“, musste ich schreien, als dieser mich aus heiterem Himmel angriff!

Kapitel 9
Daniels Sicht

Durch den Abend zog sich ein gellender Schrei. Ich blieb abrupt stehen und wusste, dass sie in großen Schwierigkeiten steckte. „ Wusste ich es doch, dass es keine gute Idee war, Violet alleine gehen zu lassen. Was ist sie auch nur so stur, diese Frau weiß, dass man ihr keinen Wunsch abschlagen kann. Oder?“ , überlegte ich, als ich zu ihr sauste. Es gab Momente in meinem langen Leben, da war ich sehr froh ein Vampir zu sein und dieser war einer von wenigen.
Da sah ich den Übeltäter, der Hand an meine Violet anlegt. „ Meine? Nein, sie war nicht mein und wäre sie es, wäre es ihr sicherer Tod. Wenn ich eine Beziehung mit ihr hätte, würde ich sie früher oder später unwillkürlich töten. Außerdem wäre meine Familie ganz und gar nicht davon beeindruckt. Sie würden mich aus den Clan verbannen. Einzelgänger von unserer Rasse überleben nicht lange. Es bräuchte nur einen Konflikt zwischen einen anderen Clan geben und man war so gut wie geliefert.“, dachte ich und mir wurde von dem Gedanken schlecht. Zorn stieg in mir auf, weil er Violet mit einem Messer droht! Ich flitzte hin, schlug ihm das verdammte Messer aus der Hand und stellte mich mutig vor Violet. Ich wartete bis der Alte angriff und zählte die Sekunden. Eins…, zwei, …, drei…, vier, fünf, …..und flink bin ich seinem Fausthieb ausgewichen. Schnell stürzte ich mich auf diesen Dreckskerl und verdrehte ihm sein rechtes Handgelenk. Sein linkes brach ich ganz langsam. „ Leide, du obdachloser Verbrecher! Du sollst dich wie ein Wurm winden vor Schmerz! Du sollst um Gnade winseln!“, solche Gedanken hatte ich in dem Moment. Meine Hände packten ihn beim Hals und würgten ihn. „ Ich werde dich erwürgen, du Ratte!“, stieß ich hervor, während mein Griff immer fester wurde und der Mann panisch zum Luft schnappen begann.

Violets Sicht

„ Oh Gott! Daniel würde diesen Obdachlosen wirklich töten, nur weil er mich beschützen möchte! Aber das kann ich nicht zu lassen! Sonst kommt er Lebenslänglich ins Gefängnis! Nur wegen mir! Ich muss versuchen, beruhigend auf ihn ein zu reden.“, dachte ich panisch. „ Daniel, ich weiß es wirklich zu schätzen, wenn du mich verteidigst, aber damit verbockst du dir deine ganze Zukunft!“, versuchte ich beruhigend zu reden, obwohl meine Stimme zitterte. Ich ging näher zu ihm, um meine Hände auf seine zu legen. Ich schaute ihm tief in die Augen und sein eiserner Griff löste sich etwas. Ich merkte es an dem, dass sich seine Muskeln entspannten. Weiterhin schaute ich ihm in die Augen und dachte dabei: „ Wenn du es schon nicht für dich tust, dann tu es für deine Familie und mich.“ Als ob er wirklich meine Gedanken gelesen hätte, löste er seine Hände vom Hals des Mannes. „ Molto Grazie!“, stieß der Obdachlose gepresst und röchelnd hervor, gab mir meine Geldbörse wieder und verschwand in eine kleine schäbige Hütte. „ Nicht, dass er noch seine Kumpanen holt. Danke Daniel, aber ich will nicht das du wegen mir Schwierigkeiten bekommst.“, sagte ich zu ihm. Worauf dieser nur abwinkte und meinte: „ Gern geschehen. Ich will nicht, dass dir jemand etwas antut. Hätte ich es zu gelassen, hätte ich es mir nie verziehen, außerdem wäre ich ein ziemlich feiger Idiot.“ „ Aber wieso solltest du mich beschützen, obwohl du nicht einmal weißt, wer ich wirklich bin?“, fragte ich Daniel. „ Auch wenn du meinst, dass ich dich nicht kenne, doch, das tue ich. Es ist mir selbst noch ein Rätsel, du bist mir ein Rätsel. Ich frage mich, warum du mich nicht angerufen hast? Entweder, weil du mich nie wieder sehen wolltest, oder, weil du mir nicht zur Last fallen möchtest?“, fragte er mich und musterte mich dabei. „ Du kennst mich ja wirklich! Ja es stimmt, ich will dir nicht zur Last fallen. Ich will niemanden zur Last fallen. Warum sollen sich andere auch noch um mich und meine Nöte sorgen? Themenwechsel, wir reden zu viel über mich. Bist du verletzt?“, fragte ich ihn besorgt. Daniel musste lächeln und meinte sarkastisch: „ Nein, aber mein Stolz, weil ich für dich wie jeder andere bin. So jetzt bringe ich dich eigenhändig zu deinem Zimmer und ich dulde keinerlei Widerreden, absolut alles was du als Ausrede verwendest ist ausgeschlossen.“ „ Das stimmt nicht, für mich bist du nicht jeder andere, für mich bist du ein guter …“, doch ich wusste nicht wie ich diesen Satz beenden sollte, ohne ihm zu viel oder zu wenig intim zu sein. „ Hoffentlich ein guter Freund. Mir wäre Freundschaft nur recht.“, sagte er und ein Lächeln breitete sich über sein Antlitz aus, was mich sofort ansteckte. „ Nach allem was du für mich getan hast, bist du mein bester und einziger männlicher Freund. Ich wusste nur nicht wie du bei dem Wort reagieren würdest.“, sagte ich. „ Also, wenn ich wirklich dein bester Freund bin, hättest du meine Reaktion gekannt.“, sagte Daniel in einem sarkastischen Tonfall und fing an zu lachen, dass ich einfach mit lachen musste. So begleitete mich Daniel bis zu meinem Zimmer, wo ich ihm auch meine Handynummer und E-Mailadresse gab.

Kapitel 10
Violets Sicht

Liebe Violet,

hattest du einen erholsamen Schlaf und angenehme Träume? Es tut mir außer ordentlich leid, weil mein benehmen gegenüber dem Bettler (vielleicht) etwas übertrieben war, aber du warst nun mal in Lebensgefahr! Du hättest an meiner Stelle sicher dasselbe für mich getan, oder? Es würde mich freuen, wenn wir über „Gott und die Welt“ bei einem gemütlichen Spaziergang unterhalten können. Bei dir fühle ich mich so verstanden. Hoffentlich habe ich dich, als ich an deiner Tür klopfte, nicht geweckt. Um drei Uhr Nachmittag werde ich dich vor deiner Tür erwarten.
G.L.G. Daniel Smith Cattaruca
P.S.: Nimm viel Humor und Sarkasmus mit. Mit Verlaub, dass macht dich noch attraktiver!

Als ich Daniels Zeilen las, wurde mir ganz warm ums Herz. „ Vielleicht könnte er mich auch einmal in Southhampton besuchen kommen?“, dachte ich, als ich mit Jonathan beim Frühstück saß. Der Kellner brachte ihm gerade ein Omelett, wie mir auffiel, dass auf dem Brief ein Wappen abgebildet war: ein Zypressenzweig. „ Den gleichen Zweig hat Daniel auch auf seinem Leberarmband, das er immer trägt. Möglicherweise das „Erkennungszeichen“ der Familie Cattaruca? Aber für was brauchen sie ein „Idifizierungszeichen“?“, fragte ich mich in Gedanken. „ Would you like some more Tea?“, fragte mich der Kellner, während ich in Gedanken vertieft war. Weil ich aus meinen Gedanken gerissen wurde, fuhr ich unwillkürlich hoch und schmiss dabei mein Glas Orangensaft um. „ Oh, I`m afraid, sorry!“, sagte ich zum Kellner gewand und half ihm, so gut es mit meinem Papiertaschentuch ging, die Sauerei weg zu machen. „ Violet also wirklich! Hast du nicht gelernt, wie man sich zu benehmen hat? Das alles wahrscheinlich nur, weil du wieder an den mysteriösen Unbekannten denkst. Violet, das wäre genauso wie wenn du mit dem „Phantom der Oper“ ein Date hättest.“, stachelte mich Jonathan lästig an und schob sich einen Keks rein. Genervt antwortete ich ihm: „ Ich dachte dich interessieren keine Musicals. Ein gutes Zeichen das du doch nicht so unkultiviert bist!“
„ He, ich träume wenigstens von keiner Einbildung.“, schnauzte er zurück. „Na warte jetzt komme ich erst richtig in Fahrt!“, dachte ich erzürnt. „ Oh, aber du hast diese Einbildung auch gesehen, wenn ich mich recht erinnere. Immerhin habe ich nichts von einer Einbildung, noch von einem Mann erzählt! Außerdem musst du dir dann auch etwas eingebildet haben!“, schnauzte ich wütend zurück und ging ohne einem weiteren Wort in mein Zimmer.

In meinen vier Wänden angekommen, beschloss ich, Dad einen Brief zu schreiben. „ Ich hätte auch gerne so eine schöne Handschrift wie Daniel. Das Hotelbriefpapier wird seine Dienste tun.“, dachte ich und begann zu schreiben.

Lieber Dad!

Keineswegs wollte ich dich so schockieren. Bitte sei mir nicht böse, aber ich wollte schon lange wieder Urlaub machen. Keine Sorge, mir ist bis jetzt nichts passiert und das wird auch so bleiben! Ich habe jemand ganz netten kennen gelernt, sein Name ist Daniel Smith Cattaruca. Stell dir vor, er hat auch einmal in London gelebt. Dürfte er uns vielleicht einmal besuchen? Er ist wirklich ein guter Freund von mir geworden (Keine Panik, nicht so ein Freund, was du denkst!).
Wie geht es dir? Hattest du schon ein Date mit deiner Internet-Bekanntschaft Lori? Ich finde sie sehr nett, aber wir wissen beide, dass sie Joan niemals ersetzen kann, oder? Grüße Lori lieb von mir und bitte gratuliere ihr von mir, wegen ihrem 30. Geburtstag!
Hast du eh nicht vergessen, Tyler zu füttern und zu striegeln? Du weißt noch, was mit meinem Hamster Charlie passiert ist, oder? Während meiner Abwesenheit hast du vergessen ihn zu füttern. Damit halte ich dir nichts vor, ich will nur nicht, dass dasselbe Schicksal Tyler wieder fährt!
Das Wetter in der Pinusstadt ist herrlich! Von einem Sonnenbrand wurde ich bis jetzt noch verschont, mal sehen, wie lange ich noch Gnade erhalte. Die Landschaft ist wunderschön und die Kunstausstellung war sehr lehrreich und interessant.
Grüße bitte auch Annie und ihre Mom von mir.
In Liebe Vio
P.S.: Bitte vergiss nicht, mein Pferd zu füttern. Und danke für dein Verständnis, immerhin bin ich schon erwachsen!

„ Das mir noch nichts passiert ist, stimmt zwar nicht, aber was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß! Und dann sieht er, dass ich auf eigenen Beinen stehen kann und lässt mich endlich ausziehen!“, dachte ich und las mir dabei meinen Brief noch einmal durch, als es plötzlich klopfte. Und dann fiel mir ein, dass ich mich um drei mit Daniel treffen sollte! „ Mist!“, dachte ich, schaute auf meine Armband Uhr und diese zeigte drei Uhr nachmittags an.
„ Sofort!“, rief ich zur Tür gewand, während ich mir mein Smaragdgrünes Top und die dunkel blaue Jeans anzog und die verschwitzte Kleidung in meinen Schrank legte. Schnell kämmte ich mir meine Haare und trug sie offen.
Als ich bei der Türe ankam und sie öffnete, stand, wie erhofft, Daniel vor mir und lächelte mich an. „ Es tut mir leid, ich habe einen Brief an meinen Dad geschrieben und musste die Wörter mit Sorgfalt wählen, also vergaß ich völlig die Zeit.“, gab ich den, wie nicht anders erwartet, fabelhaft aussehenden Daniel zur Antwort. „ Kein Problem, ich habe eh nicht lange warten müssen. Wenn ich es mir erlauben darf, das Smaragdgrüne Top betont deine hübschen Augen.“, sagte er schmeichelhaft. „ Danke für das Kompliment. Deine Kleidung steht dir auch wie an gegossen. Aber wird dir in der langen schwarzen Jeans und mit der schwarzen dünnen Jacke nicht etwas heiß?“, fragte ich Daniel etwas verwirrt. „ Nein, mir ist immer sehr kalt. Ich habe Geoshielmius, eine unheilbare Krankheit. Ich bin Wärme und Licht empfindlich, weshalb mir immer kalt ist.“, sagte Daniel. „ Deshalb die lange Hose und die dünne Stoffjacke, als Schutz vor der Sonne. Das tut mir leid, ich kann die Sonne leider auch nur in Maßen genießen, weil ich allergisch gegen zu viel bin. Dann bekomme ich immer so einen argen Sonnenbrand. Ehrlich gesagt gehe ich hier immer nur hinaus, wenn es dämmert und dann gehe ich meistens joggen. Apropos, was haben wir heute vor?“ , fragte ich Daniel, während wir zu einem schwarzen Toyota gingen. „ Ich wollte gerne mit dir wandern gehen. Ich kenne einen Weg, der sehr schön ist.“, meinte er geheimnisvoll und machte mir die Beifahrertür auf. „ Danke sehr.“, sagte ich, doch er war schon auf der anderen Seite des Autos.
„ Wie konnte er so schnell sein?“, fragte ich mich eine ganze Weile.

Daniels Sicht

„ An was sie wohl die ganze Zeit denkt?“, fragte ich mich, während ich links abbog. „ Was bedrückt dich, Violet? Du runzelst die ganze Zeit über die Stirn.“, sagte ich zu ihr. Nach ein paar Minuten antwortete sie zögernd: „ Wie kann es sein, als du mir die Autotür für mich aufgemacht hast, du wie durch ein Wunder plötzlich auf der anderen Seite standest?“
„ Ich bin über die Motorhaube gesprungen, wie Johnny Depp, in einer seiner ersten Filme. Seither wollte ich das auch ausprobieren, hatte aber nie eine günstige Gelegenheit.“, log ich sie an. Wenn sie wüsste, dass ich binnen einer hundertstel Sekunde rüber gelaufen bin, würde sie kreischend vor mir davonlaufen. Ich musste lachen über diese Ironie und dachte mir: „Wieso unternimmst du so viel mit einer menschlichen Frau? Das kann nicht gut gehen. Sie ist sehr intelligent, früher oder später wird sie merken das ich anders bin und dann wird mir keine andere Wahl bleiben, als sie zu töten oder ihr Gedächtnis zu manipulieren, so wie bei dem Obdachlosen. Als ich seine Gedanken gelesen habe, als er schon in der Hütte war, konnte er sich an gar nichts mehr erinnern. So sehr habe ich diesem Tropf zu gesetzt.“
„ Warum lachst du?“, fragte mich plötzlich Violet und musterte mich amüsiert dabei. Zur Antwort gab ich ihr, weil ich an einen komischen Witz dachte, denn ich ihr erzählte. Sofort begann sie Hals über Kopf zu lachen. Es war jedoch kein künstliches Lachen, da waren alle Frauen gleich, egal ob Mensch oder Vampir, sie alle lachten künstlich. Aber Violet lachte von Herzen, was nur wenige konnten und hätte ihr der Witz nicht gefallen, dann hätte sie auch nicht gelacht. Sie war nicht nur besonders hübsch und intelligent, nein sie war auch ehrlich, auch wenn sie manchmal stur und leichtsinnig war, war sie trotzdem ein Traum von einer Frau. „ Violet ist etwas ganz besonderes. Sie ist herzlich, was die meisten nicht sind. Und ich liebe es wenn sie herzlich lacht, wie sie mich beruhigt hat, als ich den Versager fast ins Jenseits geschickt hätte und ihre Wortgewandtheit, mit der sie jeden Politiker in den Schatten stellen würde. Kurz gesagt: Ich liebe sie!“, dachte ich, lächelte und brachte das Auto zum stehen.

Violets Sicht

Als wir schon ein Stück die Pinienalle durchquerten, fiel mir plötzlich eine, für mich sehr wichtige Frage ein. „ Am rechten Handgelenk trägst du ein Lederarmband, mit einer Zypresse abgebildet. Ein Taxiunternehmen, in Pienza, trägt den gleichen Namen wie du, also deinen zweiten Familiennamen und die haben auch diesen Zweig, neben der Telefonnummer, abgebildet. Gibt es zwischen euch eine Verbindung?“, fragte ich ihn neugierig. Daniel blieb stehen, wies auf einen gefällten Baum, auf den wir uns setzten und begann seine Erzählung: „Das Taxiunternehmen gehört meiner Familie. Jeder von der Familie arbeitet dort und trägt deshalb irgendein Schmuckstück. Die Frau von meinem Onkel trägt zum Beispiel eine Anstecknadel mit dem Zweig. Hier siehst du noch ein C für Cattaruca.“, sagte er und zeigte mir sein Band. Tatsächlich war ebenfalls ein C, wenn auch nicht ganz so gut sichtbar platziert, abgebildet. „ Vielleicht lernst du sie einmal kennen, wenn sie Zeit haben. Komm, gehen wir weiter, ich muss dir unbedingt noch etwas zeigen.“, meinte Daniel und erhob sich.
Seine Krankheit machte mich etwas nachdenklich, warum ziehen sie dann nicht um.
Als wir wieder ein Stück gegangen sind fragte ich ihn: „ Ist Geoshielmius vererbbar? Und wenn ja, haben es auch Familienangehörige von dir? „ In der Tat ist es vererblich. Was bei meiner Familie zu trifft. Komm laufen wir ein Stück!“, meinte er und sprintete los.
Weil er sehr schnell war, musste ich mich bemühen mithalten zu können. „ Wow! Der ist schneller wie der Blitz.“, dachte ich und röte machte sich, wegen dem Lauf, an meinen Wangen bemerkbar. Wir liefen ca. 20 Minuten ununterbrochen.
Als ich keuchend ankam, stand er lässig an einem riesigen Stein, musterte mich und musste an sich halten, um nicht gleich los zu gackern.
Kapitel 11
Daniels Sicht

„ Beherrsche dich Daniel! Ich bin es nicht gewohnt, dass mir meine Begleiterin nicht nachkommt. Bis jetzt hatte ich nur etwas mit Vampiren unternommen. Weil sie durch das Laufen ganz außer Atem war, konnte ich nicht anders als herum zu lachen.“, dachte ich.
„ Sehr witzig Daniel. Glaub jetzt bloß nicht, dass ich unsportlich bin. Zu deiner Info ich reite jeden Tag und gehe fast jeden Tag joggen.“, sagte sie zu mir, worauf ich nur noch mehr lachen musste. „ Im Schneckentempo joggen kann jeder! Sogar dein Kollege.“, meinte ich verächtlich. „ Nicht gerade die feine Englische-Art!“, meinte sie sarkastisch, worauf ich ihr tief in die Augen schaute und sagte: „Violet Dawn Stevens es tut mir wirklich sehr leid. Ehrlich, das war wirklich unangebracht. Und für das, dass du ein Men- äh… ich meine eine Frau bist, bist du für mich die schnellste, die ich bis jetzt in meinem Leben gesehen habe.“ Das stimmte, ich sah noch nie einen Menschen, der so schnell rannte und so rot war sie auch wieder nicht. Violet sah mich an und sagte nur Danke.
Plötzlich kam sie her und hielt mir ihre Hand hin. „ Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn. Ich war und bin nicht über deinen Sieg wütend, weil ich wusste, dass ich keine Chance gegen dich gehabt hätte. Ich war wütend weil du mich ausgelacht hast und mich Respektlos behandelt hast. Das einzige was ich will ist Respekt, aber den hast du mir gezeigt, als du dich entschuldigt hast. Danke noch mal! Seit dem Tod meiner Mom ist Respekt das einzige, was mir noch geblieben ist. Du bist anders als andere Männer, du behandelst uns Frauen respektvoll. Ich kann mich noch an unsere erste Begegnung erinnern, du hast mir gegenüber respektvoll den Kopf geneigt.“, sagte sie sanft, gab ihr meine Hand und sie schüttelte die meine.
Sie war eine Frau wie keine andere. Andere wollten Geld, Gold, Schmuck, teure Kleidung und Reichtum, aber sie wollte nur eines: Respekt. Sie war eben anders. „ Möglicherweise ist es das was mich so an ihr fasziniert?“, dachte ich als ich sie wieder zum Hotel brachte.

Violets Sich

Nachdem wir vor der Tür standen, fragte ich ihn, ob er noch reinkommen möchte. „ Nein, danke. Ich muss noch etwas erledigen.“, winkte er ab. „ Vielleicht können wir Morgen wieder etwas unternehmen. Es würde mich freuen, dich bald wieder zu sehen, weil es mit Morgen schon mein vierter von sieben Urlaubstagen ist.“, meinte ich zu ihm. „ Da wird sich schon etwas einrichten lassen. Bis Morgen!“, antwortete Daniel. „ Ja, bis Morgen!“, sagte ich und wir umarmten uns freundschaftlich.
Neugierig fragte ich mich, was Annie so macht, also schrieb ich mit ihr auf Facebook.

Violet: He, Annie, wie läuft es so in Southhampton?
Annie: Gut. Nur ich vermisse dich soooo und beneide dich wegen dem Urlaub.
Violet: Ich vermisse dich auch!  Du musst mich doch nicht beneiden, du machst doch auch bald Urlaub.
Annie: Da freue ich mich auch schon voll. Blöd nur, dass wir nicht gemeinsam nach Malle fahren können.
Violet: Ja, schon. Andererseits weißt du genau, dass mir die Partystimmung nicht gefällt. Aber ich habe gelesen, dass man dort herrliche Radtouren machen kann.
Annie : Sicher! Und dann gehen wir auch noch in eine Kunstausstellung…. DU schon wieder… Ich möchte feiern und Party machen… mit Jungs flirten…;) UND MIT DIR HÄTTE ICH EINEN PENSIONNISTENURLAUB! Nicht böse gemeint, aber es ist nun mal so…
Violet: Würde Party nicht gleich Techtelmechtel, Drogen und soviel Alkohol sein würde man es tolerieren können. Solange Drogen und Techtelmechtel nicht wäre… Und Alkohol, nun ja wer ein bisschen mag, meins ist es nicht.
Kannst du dich noch an das Abschlussjahr von unserer Klasse erinnern? Du hattest das erste mal Bier getrunken, es mit zwei Flaschen übertrieben und konntest an dem Tag nicht mal mehr bis zehn zählen. Außerdem sind Alkoholvergiftungen total gefährlich und sie kommen sehr häufig bei Partys vor. Drei Wörter: Kenn dein Limit! Was schwer wird, wenn man alkoholisiert ist. Da hat man eben Höhenflüge. Außerdem habe ich noch nie einen Schluck getrunken.
Annie: Ok, ich werde es mir hinter den Ohren schreiben. Hast du schon Urlaubsbekanntschaften gemacht?

Einen Moment zögerte ich, doch dann entschied ich mich, ihr noch nicht die Wahrheit zu schreiben.

Violet: Ja, eine Bekanntschaft habe ich gemacht.
Annie: Willst du mich auf die Folter spannen? Erzähl schon, wie ist er?
Violet: Das du gleich immer an Männer denkst…!
Annie:  Also kein Italiener der dich „mio Amore“ nennen darf? Schade! Oh, ich muss jetzt off gehen… Bye, Süße!
Violet: Chiao, Bella! <3
Annie: <3

„ Es war nicht Richtig, dass ich sie belogen habe, wir haben uns immer alles erzählt, schon als wir im Kindergarten waren. Sobald ich in Southhampton bin, werde ich Annie alles erzählen.“, dachte ich Schuld bewusst und schaltete den Fernseher, der leise lief, während ich mit Annie schrieb, aus. Ich erhob mich von meinem Doppelbett und ging zu meiner Kommode, in der der Brief an Dad lag. Am etwas veralteten, hölzernen Knauf öffnete ich die Schublade, nahm den Brief und las ihn mir nochmals in Ruhe durch.
„ Ich sollte mal eine Briefmarke kaufen gehen, sonst kann ich Thomas den Brief nicht schicken.
Als ich den Brief in den Briefkasten warf, fiel mir plötzlich ein, dass Jonathan den ganzen Tag nicht im Hotel war. „ Wahrscheinlich ist er einkaufen. Für das, das er ein Mann ist, ist er ärger als jede Frau auf der Welt beim shoppen. Er hat sich mit achtzehn Jahren schon einen Schuldenberg von 300 000 Euro angehäuft!“, dachte ich schockiert und ging zurück in mein Zimmer, um mich für das joggen um zu ziehen.

Betas Sicht

„ Bist du dir sicher, dass wir das durch ziehen sollten?“, fragte er mich. Bei so viel Unentschlossenheit muss ich mir wirklich auf die Stirn greifen. „ Wieso denn bitte nicht? Die Biester sind gefährlich, hinterlistig und gemein. Sie nehmen Menschenleben und nehmen von uns übrigen Menschen die Arbeits- Ausbildungs- und Schulplätze.“, sagte ich und seufzte, wegen seiner Begriffsstutzigkeit. Nach etlichen Minuten des Schweigens meinte er: „ Ich bin dabei. Wir brauchen Codenamen, so etwas wie: Eins, zwei, drei, vier.“, sagte er. Nachdem ich mir wieder auf die Stirn griff, meinte ich schließlich: „ Am besten nehmen wir Namen, weil ich nicht will, das wir solche lächerlichen Zahlen als Namen tragen.“ „ Dann eben coole wie griechische Namen.“, gab er als Vorschlag. „ Das ist es! Ich bin ab sofort Beta und du Gamma. Gamma überrede Epsilon mitzumachen. Währenddessen überzeuge ich Eta bei uns mit zu machen. Alpha fragt Delta. Zeta ist sicher schon dabei. Noch Fragen?“, fragte ich ihn gelangweilt. „ Oh ja! Warum sollen wir wie Buchstaben heißen?“, fragte mich Gamma. „ Wahhh! Das ist ja nicht zum aushalten! Und du solltest Vampire töten können? Mit solchen Milchbubis wie mit dir kann man höchstens ein Teekränzchen abhalten!“, rief ich genervt in den Hörer. „ Wenn du mich noch einmal beleidigst, kannst du mit Alpha und Epsilon die Monster alleine abschlachten! Wer ist überhaupt Alpha?“, fragte dieser aufgeblasene Gamma mich. „ Okay, machen wir einen Kompromiss, du bist mit Epsilon ab sofort unwiderruflich dabei, komme was da wolle und im Gegenzug erfährst du bald wer Alpha ist. Alpha ist uns allen überlegen, weil Alpha sich mit ihnen am besten auskennt.“, sagte ich mysteriös. „ Ich bin dabei. Epsilon muss ich aber noch fragen, aber ich glaube die Antwort wird ja lauten.“, sagte er. „ Gut, beim nächsten Vollmond konstruieren wir einen Plan. Und wenn Epsilon nicht mit macht, müssen wir Epsilon dazu zwingen. Uns bleibt keine andere Wahl, es sind immerhin sechs Vampire und bei Gott unterschätze sie nicht Gamma. Sie sind klüger, schneller, stärker und geschicklicher als wir alle zusammen. Deshalb brauchen wir noch mehr Leute, frage aber niemanden, bevor du nicht mich gefragt hast, ob der jenige geeignet ist! Sonst kannst du den sch*** Rest deines Lebens in einer ollen miefigen Zelle verbringen. Willst du das?“, fragte ich ihn schroff.
Auf einmal fing Gamma an zu heulen wie ein Baby und meinte schluchzend: „ Nein! Natürlich will ich das nicht!“ „ Dann reiß dich zusammen. Als erster rotten wir sie in Europa aus und dann in der ganzen Welt! Auf uns und auf das Ende der listigen Blutsaugerbanden.“, rief ich. „ Auf uns Lievers und auf das Ende der listigen Blutsaugerbanden!“, bestätigte Gamma meinen Ruf. „ Bis zum Vollmond, du wirst per Brief benachrichtigt.“, sagte ich, legte auf und fing an, wie verrückt zu lachen.
„ Wir Lievers werden das Zeitalter der Blutsauger beenden!“, rief ich Hals über Kopf und musste erneut anfangen zu lachen.

Violets Sicht

„ Geoshielmius. Von dieser Krankheit habe ich zwar noch nie etwas gehört, aber Daniel wird mich nicht anlügen. Wahrscheinlich ist sie sehr selten und wird deshalb nicht oft oder eher gar nicht angesprochen.“, dachte ich, während ich am Straßenrand von Pienza schneller als gewöhnlich joggte. Beim joggen konnte ich die aufgestauten Aggressionen und andere Emotionen gut heraus lassen. Und es war still was einerseits für mich immer angenehm war, aber an diesem Tag war es unangenehm still. „Zu still für meinen Geschmack. Möglicherweise, weil mir Daniel fehlt? Aber wenn ich ihn jetzt schon vermisse, wie wird es dann, wenn ich wieder in England bin?“, fragte ich mich selber, als ich gerade rechts einbog.
„Die Welt ist voller Schurken und Übeltäter, halte dich von ihnen fern, Violet Dawn Stevens!“, zitierte ich Daniel leise. „ Warum er das wirklich gesagt hat? Schließlich bin ich für ihn nicht mehr als eine Urlaubsbekanntschaft, oder? Nein, ich glaube er möchte den Kontakt aufrechterhalten. Außerdem sieht er nicht nur so gut aus, sondern hat auch einen guten Charakter und er ist sarkastisch. Wenn es eines gibt, was ich mehr liebe, als alles andere ist es definitiv Sarkasmus. Das Aussehen ist nebensächlich, aber Daniel Smith Cattaruca sieht nun mal verdammt heiß aus.“, dachte ich und musste lächeln. Abrupt blieb ich stehen, als ich plötzlich Jonathan sah.
„ Was macht Jonathan am Straßenrand?“, fragte ich mich, wie mich Jonathan erblickte. „ He, Violet! Ich habe mich ganz schön verlaufen, könntest du mich eventuell begleiten?“, fragte mich Jonathan Clark. „ Sicher, wieso auch nicht.“, antwortete ich ihm und wies ihm den Weg.
Nach einer gewissen Zeit meinte Jonathan schließlich: „ Verbringst du eigentlich viel Zeit mit diesem Typen?“, fragte er mich neugierig. „ Jonathan Clark. Vermischen wir berufliches nicht mit privatem. Ich zeige dir nun wie du wieder zurück kommst und dann trennen sich unsere Wege.“, stellte ich klar. Jonathan schwieg.
Was ich wirklich sehr hasste war, mit Kollegen privates von mir zu tratschen. „Der Beruf und das Privatleben gehören eindeutig getrennt! So viel Neugier muss auch nicht sein!“, dachte ich genervt. Als Jonathan und ich vor dem Hotel standen, verabschiedeten wir uns und jeder ging in sein Hotelzimmer. „ Das Jonathan immer etwas neugierig ist, ist ja nichts neues, aber soviel Neugier bin ich von ihm nicht gewöhnt. Vielleicht ist es die Hitze, die ihm so zumutet? Krebsrot ist er immerhin schon vom sonnen. Er wird einen Hitzestich haben.“, dachte ich und musste kichern, während ich mich duschte.

Kapitel 12
Loris Sicht

„ Ihr geht es sicher gut Thomas, mach dir keine Sorgen. Genieße den Abend mit mir. Immerhin habe ich meinen 30.Geburtstag und du weißt, was ich mir wünsche, eine Massage.“, sagte ich bedrückt. „ Ja ich weiß Lori. Tut mir leid.“, meinte Thomas und schenkte mir noch ein Glas Rotwein ein. Genüsslich nahm ich einen Schluck und schlug meine grauen, katzenhaften Augen verführerisch auf. Das klappte bei allen Männern, doch heute war Thomas so anders. „ Alles Gute zum Geburtstag auch von Violet.“, sagte Thomas und zeigte mir ihren Brief.


Lieber Dad!

Keineswegs wollte ich dich so schockieren. Bitte sei mir nicht böse, aber ich wollte schon lange wieder Urlaub machen. Keine Sorge, mir ist bis jetzt nichts passiert und das wird auch so bleiben! Ich habe jemand ganz netten kennen gelernt, sein Name ist Daniel Smith Cattaruca. Stell dir vor, er hat auch einmal in London gelebt. Dürfte er uns vielleicht einmal besuchen? Er ist wirklich ein guter Freund von mir geworden (Keine Panik, nicht so ein Freund, was du denkst!).
Wie geht es dir? Hattest du schon ein Date mit deiner Internet-Bekanntschaft Lori? Ich finde sie sehr nett, aber wir wissen beide, dass sie Joan niemals ersetzen kann, oder? Grüße Lori lieb von mir und bitte gratuliere ihr von mir, wegen ihrem 30. Geburtstag!
Hast du eh nicht vergessen, Tyler zu füttern und zu striegeln? Du weißt noch, was mit meinem Hamster Charlie passiert ist, oder? Während meiner Abwesenheit hast du vergessen ihn zu füttern. Damit halte ich dir nichts vor, ich will nur nicht, dass dasselbe Schicksal Tyler wieder fährt!
Das Wetter in der Pinusstadt ist herrlich! Von einem Sonnenbrand wurde ich bis jetzt noch verschont, mal sehen, wie lange ich noch Gnade erhalte. Die Landschaft ist wunderschön und die Kunstausstellung war sehr lehrreich und interessant.
Grüße bitte auch Annie und ihre Mom von mir.
In Liebe Vio
P.S.: Bitte vergiss nicht, mein Pferd zu füttern. Und danke für dein Verständnis, immerhin bin ich schon erwachsen!

Um ihn von seiner traurigen Art abzubringen, schmiss ich meine gelockten, kurzen und blond gefärbten Haare elegant zurück und meinte gespielt: „ Danke. Sag ihr meine herzlichsten Grüße, wenn du mit ihr telefonierst.“ „ Es ist so nett von dir, dass du Vio akzeptierst. Sie mag dich sicher auch sehr.“, sagte er und küsste meine Hand. Theatralisch und ebenfalls gespielt meinte ich: „ Aber ich kann Joan nie ersetzen, genauso wie sie geschrieben hat. Nicht einmal für dich kann ich sie ersetzen. Liebst du mich überhaupt Darling!“ Dann drückte ich auf die Tränendrüse, um alles echter wirken zu lassen. „ Baby, du bist die einzige für mich.“, antwortete Thomas und küsste mich zum Beweis auf den Hals. Um auch ihn haben zu können, ließ ich es mir gefallen und tat so als würde ich es für gut empfinden. „ Darling, ich muss dich etwas fragen. Würdest du mir bei einer Kleinigkeit helfen?“, fragte ich ihn. „ Ja, bei allem was in meiner Macht steht.“, antwortete er und knöpfte nebenbei sein Hemd auf. „ Gut.“, sagte ich nur und ließ mich von ihm ins Schlafzimmer bringen.

Violets Sicht

Am vierten Urlaubstag stand Daniel am Nachmittag gleich vor meiner Tür. Noch bevor er klopfen konnte, öffnete ich ihm die Hotelzimmertüre. „ Hallo, Violet! Könntest du heute eventuell auf das Abendessen verzichten? Ich wollte, nachdem wir den Palast besichtigt haben, mit dir gerne picknicken.“, meinte er und hielt zum Beweis einen Picknickkorb in die Höhe. „ Hi, Daniel! Sicher kann ich darauf verzichten.“, sagte ich zu ihm.

„ Weil du eine sehr zierliche Statur hast, dachte ich du bevorzugst Obst.“, sagte er, während ich mit ihm zum Palast schritt. „ Der ist einfach atemberaubend. Papst Pius der II. hat den rundum Panoramablick auf die toskanische Landschaft beauftragt.“, sagte ich zu ihm, während nur wir beide am Balkon des Palastes standen. „ Du interessierst dich für Geschichte?“, fragte mich Daniel beinahe ungläubig. „ Durch die Reportage habe ich mich informieren müssen. Aber ja, ich interessiere mich sehr für Geschichte. Als kleines Mädchen wollte ich immer schon Archäologie studieren. Leider wollte mein Dad das nicht, also bin ich Reporterin geworden. Thomas wollte nicht einmal, dass ich diesen spezial Auftrag übernehme, hatte aber zum Schluss doch noch wieder willig nachgegeben.“, erzählte ich ihm, worauf er lächelte und meinte: „ Eltern können sehr übervorsichtig sein, was ich in deinem Fall einerseits nicht wäre.“ Ich musterte ihn und fragte: „ Und andererseits?“ „ Andererseits weil ich gesehen habe, wie gut du mit diesem alten Bettler fertig geworden bist.“, gab er sarkastisch als Antwort. „ Danke noch mal. Aber irgendwie wäre ich alleine sicher auch klar gekommen. Das bin ich bis jetzt immer.“, sagte ich worauf er mich an meinem Armgelenk fasste. Ungespielt ernst sagte er: „ Und was wenn nicht? Dann hätte ich dich irgendwo als Leichnam gefunden. Glaub mir dann wäre der Kerl wirklich elendig gestorben. Bis heute ist es mir allerdings ein Rätsel, wie du mich so beruhigen hast können. Nicht mal meine Schwester kann das.“ Sarkastisch gab ich ihm zur Antwort: „ Irgendetwas muss ich ja auch beherrschen. Wenn ich schon nicht so schnell laufen kann, dann wenigstens dich beruhigen.“
„ Du kannst viel mehr als das.“, sagte er glaubwürdig und sah mir mit seinen Wolfsaugen in die meinen. „ Und du magst zwar eine harte Schale haben, aber wenn man dich kennt, sieht man den weichen Kern in dir.“, meinte ich darauf.

Daniels Sicht

„ Ich würde sie gerne lachen hören, das macht sie noch attraktiver. Zu gerne möchte ich wissen, ob sie kitzlig ist?“, fragte ich mich und begann sie am Bauch zu kitzeln. Sofort begann sie hysterisch zu lachen, worauf ich mir auch mein Lachen nicht verkneifen konnte. „ He, das genügt! Aufhören, ich kriege vom lachen fast keine Luft mehr! Aufhören!“, schrie sie und gackerte. „ Erst das Zauberwort.“, sagte ich ganz ruhig, als ob nichts wäre. „ Daniel, das mit dem Zauberwort ist doch aus der Kindergartenzeit.“, meinte sie sarkastisch und lachte nebenbei. Sie lachte und wehrte sich, doch gegen mich hatte sie keine Chance. „ Na gut. Dann kann ich auch nicht aufhören.“, meinte ich und kitzelte sie weiter. Immer höher schrie und lachte sie, bis sie nicht mehr konnte und rief: „ Stopp! Bitte aufhören, bitte! Stopp!“ „ Dein Wunsch ist mir befehl, Mylady.“, meinte ich sarkastisch und hörte auf der Stelle auf. „ Danke, noch eine Minute und ich wäre vor lauter lachen umgekommen. Warum hast du das gemacht?“, fragte mich Violet. „ Weil ich dich gerne lachen höre und weil ich gerne gewusst hätte, ob du kitzelig bist.“, gab ich ihr zur Antwort. „ Na jetzt kennst du ja die Antwort.“, meinte ich sarkastisch. Wir gingen einen langen Korridor entlang, der brachtvoll verziert war. Dann gelangten wir zu einer schmalen Wendelltreppe. „ Gib mir deine Hand, nicht das du noch hinunter fällst, es gibt kein Gellender an dem man sich festhalten könnte.“, sagte ich warnend zu Violet gewandt und streckte ihr meine Hand aus. Dankend und sanft nahm sie sie und ging mit mir die Treppe hinunter. Ich war sehr glücklich, dass sie mir, einem Monster vertraute. Aber sie kannte auch nicht meine wahre Identität und hätte sie mein wahres Gesicht gesehen, wäre sie ohne zu zögern fort gerannt. „Wer würde das nicht tun? Ich täte es an ihrer Stelle doch auch. Aber Violet war anders. Mutig und neugierig. Dennoch, auch wenn sie keine Angst hätte, würde sie es vielleicht weiter erzählen, einen Bericht über mich und meines Gleichen machen. Dann würden die andern Clans uns jagen, bis die Cattarucas tot sind. Nein, das konnte ich meiner Familie nicht antun.“, dachte ich, als wir das Ende der langen Wendelltreppe erreichten.
Noch immer hielt ich ihre zarte Hand und meinte: „ Jetzt müssen wir nur noch durch diese alte Holztüre und schon sind wir in der Natur.“ Auch nach diesem Satz hielt ich sie noch immer, allerdings etwas fester verschlossen. Ihr schien es nichts zu machen, im Gegenteil.
Mit einem Ruck stieß ich die Wurmstichige Tür auf. Und dann blickten wir beide auf dem großen Hügel, wo die Sonne am Horizont begann unter zu gehen.

Violets Sicht

Dieser Sonnenuntergang war einfach unbeschreiblich schön. Ohne zu zögern fragte ich Daniel, ob wir uns den Sonnenuntergang auf dem Hügel ansehen könnten. „ Das ist eine tolle Idee. Komm laufen wir Hand in Hand. Aber öffne nicht die Augen! Vertrau mir wie zuvor bei der Treppe.“, meinte er. Das tat ich auch. Ich schloss meine Augen und wir rasten in einer enorm beachtlichen Geschwindigkeit den Hügel hinauf und das Hand in Hand.
Es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Das erste mal in meinem Leben fühlte ich mich frei wie ein Vogel und doch geborgen wie ein Kind bei seinen Eltern. Leider war es so schnell wieder vorbei und doch hat es so lange gedauert, wie die Ewigkeit.
„ Und hat es dir gefallen?“, fragte mich Daniel, als ich ganz langsam meine Augen öffnete und die Landschaft vom höchsten Punkt sah. Als wir uns gegenseitig in die Augen sahen, bemerkte ich ein funkeln in den seinen. „ Es war atemberaubend schön. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Ich war frei und doch so geborgen. Es war wie fliegen, nur viel schöner.“, flüsterte ich ehrlich und meine Tränendrüsen gaben meinen Emotionen nach. Ohne ein Wort kam er näher und wir hielten uns an den Händen. Wir standen einfach nur dort und genossen den Augenblick, das hier und jetzt. Ohne Sorgen, Ängste und Nöte. Niemand sprach ein Wort, wir verständigten uns per Blickkontakt. Behutsam nahm er mich in seine starken Arme und auch meine Arme hielten ihn umschlungen bei seiner Taille. Auch Daniel hielt mich dort.
Eine Ewigkeit später saßen wir auf der Decke, die er mitgebracht hat. „ Violet, antworte bitte ehrlich, das ist wichtig für mich. Hast du Probleme mit dem Essen?“, fragte mich der Mann, der mich kurz zuvor noch in seinen Armen hielt. Den Blick beschämt zum Boden gerichtet nickte ich und antwortete: „ Seit meinem fünfzehnten Lebensjahr verweigere ich die Nahrungsaufnahme. Damals aß ich auch nie viel, aber irgendwann wurde mir der Druck von außen zu viel.“ Er sah mir tief in meine Smaragdgrünen Augen und antwortete liebevoll: „ Jetzt hast du mich. Komm ich füttere dich ein bisschen und ich will kein nein hören. Du bist wirklich sehr dürr, da muss man ja Angst haben, dass man dir etwas bricht. Aber trotzdem bist du so wunderschön. In Worten kann man deine Schönheit nicht ausdrücken.“ „ Danke, dass du mich akzeptierst so wie ich bin. Aber schön bin ich wirklich nicht“, antwortete ich Daniel ehrlich und etwas verlegen, nachdem er mich mit dem ersten Bissen Obst fütterte.
„ Du brauchst dich doch nicht zu bedanken. Wer würde dich nicht akzeptieren? Wer würde dich nicht hübsch finden? Und ich liebe dein Lächeln, ehrlich. Ich meine es ernst.“, sagte er, worauf ich ihm eines schenkte.
Nachdem er mich gefüttert hat, meinte ich: „ Jetzt darf aber ich dich füttern. Du sagst zu mir das ich hübsch bin, schaust du dich den nie in den Spiegel? Was ich auch noch an dir liebe ist deine ehrliche Art und deinen Sarkasmus. Und denke bitte nicht, dass ich dir Honig um den Mund schmiere. Ich bin nämlich auch ehrlich. Was würde es mir nützen, dich an zu lügen, denn du würdest es sowieso sofort merken. Außerdem hasse ich eines am meisten Lügner.“ Dann gab ich ihm ein Stück Melone. Nachdem er den letzten Bissen hinunter schluckte, meinte Daniel: „ Danke. Deine Komplimente weiß ich zu schätzen.“ Nachdem er zu Ende sprach, fütterte ich ihn weiter und schauten auf den verfärbten Horizont.
„ Vio, tut mir leid, ich habe noch eine Familienbesprechung hinter mich zu bringen. Wir müssen leider zurück zum „Antica Locanda“.“, meinte Daniel verärgert, als er auf seine schwarze Armbanduhr schaute.

Kapitel 13
Daniels Sicht

„ Jetzt verspätest du dich auch noch an unseren Familientreffen. Wie weit soll das noch gehen, mit dieser menschlichen Frau? Willst du uns alle ins Verderben stürzen?“, fragte mich Antonio, mein Onkel mit den rabenschwarzen kurzen Haaren. Was Menschen betrifft konnte er sehr ernst werden. Noch bevor ich für ihm antworten konnte, tat meine zierliche Schwester es für mich: „ Wahrscheinlich wird er so weit gehen, dass er diesen Mensch heiratet und verwandelt.“ „ Danke Bess, dass ich nicht einmal mein Kommentar abgeben kann. Vielleicht solltest du künftig das Reden für uns alle übernehmen.“, schnauzte ich sie an, worauf ihr Verlobter, Alfredo, mich giftig anfauchte.
Als die Situation fast eskalierte, meinte die weibliche, rosenblond haarige Lucrezia sanft: „ Hört sofort auf euch an zu fauchen und zu streiten. Ist den keiner von euch neugierig, wer diese Frau ist? Und ich persönlich glaube, dass Daniel einen Freund gut gebrauchen könnte. Außerdem glaube ich auch, dass Daniel niemals auf eine Liever hereinfallen würde. Er ist aufmerksamer und intelligenter als die meisten in unserer Familie. Er weiß mit wem er sprachen kann und mit wem nicht.“ Dankend und respektvoll neigte ich den Kopf und das nicht nur, weil sie die Frau des Clanführers ist, sondern weil sie die einzige in der Familie ist, die von mir etwas hält. Lucrezia bemerkte meine Geste und erwiderte sie.
Nach langem schweigen, meldete sich auch Giuseppe, der älteste, zu Wort: „ Lucrezia, ich gebe dir Recht. Lasst uns abstimmen, wer für den Besuch der jungen Dame ist. Ich bin dafür.“
„ Dito.“, meinte Alfredo, mein Cousin ganz cool. „ Zu gerne möchte ich sie kennen lernen. Das heißt ja, ich bin dafür.“, meinte Lucrezia und stieß ihren Mann mit dem Ellbogen an. „ Ich bin strikt dagegen.“, meinte Antonio kühl. Auch Bess hob ihre Braue und meinte hasserfüllt: „ Seid ihr alle so naiv, bis auf den Clanführer? Wenn sie eine Lieverin ist, wird sie uns umbringen. Nein, ich bin absolut dagegen, tut mir leid Daniel. Kurzes schweigen erfüllte den Raum, worauf Lucrezia es brach: „ Also steht die Entscheidung fest, sie wird uns kennen lernen, aber bitte von der besten Seite, meine Dame und die Herren. Wir wollen doch keinen schlechten Eindruck hinterlassen, oder? Morgen wird sie uns besuchen können, wir nehmen uns den Tag frei. Ach und Bess, du musst nicht gleich ihre beste Freundin werden, aber benimm dich und sprich ein wenig mit ihr. So schlimm wird sie schon nicht sein, sonst müssten wir sie leider bitten zu gehen. Außerdem glaube ich, könntet ihr möglicherweise die gleichen Interessen haben, immerhin seid du und Daniel euch doch auch ähnlich.“ Genervt verlies Bess den Raum. Ihr Verlobter wollte hinterher, worauf ich ihn beim Oberarm festhielt und ihn beschwichtigte, dass ich zu Bess gehen würde. Alfredo nickte nur und ging in den Beschäftigungsraum, wo er jeden Tag fünf Stunden trainierte. Vom Konferenzraum ging ich durch die Küche und gelangte in das Wohnzimmer. Dort ging ich die breite Treppe hinauf und bog links ab. Zwei Zimmer weiter war ich vor Bess` s Tür angelangt. Einen Moment zögerte ich, doch dann drückte ich den Türknauf entschlossen hinunter. Nachdem ich eintrat fragte ich sie höflich, ob ich sie störe. Kalt und völlig unberührt meinte die braun-brünett haarige Frau: „ Nein, mich stört es überhaupt nicht, das du einfach hier hereinstürzt und dann auf höflich spielst wie eine falsche Schlange. Selbstverständlich störst du mich. Komm heirate deine menschliche Frau und lass uns in Ruhe.“ Meinen Ärger schluckte ich herunter und fragte sie, so einfühlsam es ging: „ Hast du etwa Angst, das ich meine einzige Schwester alleine lasse? Glaubst du ich bin so egoistisch und denke nur an mich? Außerdem kann meine Schwester niemand ersetzen, auch nicht sie.“ Sie lächelte sauer und gab mir zur Antwort: „ Das sagst du nur so, damit ich nicht mehr wütend bin.“ Ich schüttelte den Kopf und sah ihr tief in die Augen, damit wir gegenseitig unsere Gedanken austauschten. Alle Vampire können Gedankenlesen, manche besser als andere. Darauf sprang sie mir in die Arme und fing an Blut zu weinen. Das war auch völlig normal, wir konnten kein Wasser weinen, weil wir mehr Blut als Wasser aufnehmen müssen. Aber irgendwann werden wir immer menschlicher und können bald „normal“ weinen. Aber die bösen Vampyre werden nie menschlich werden, weil sie sich weigern, mit den Menschen Kinder zu bekommen. Sie wollen, dass die Menschen sich unterwerfen und nicht friedlich mit ihnen leben. Leider werden bei Vampyrjagden auch immer viele Vampire ermordet.
„ Bess, lass uns in den Beschäftigungsraum gehen. Alfredo wartet schon auf dich.“, sagte ich zu ihr gewandt. Sie nickte, wischte sich die letzte Träne ab und folgte mir nach unten.

Lucrezias Sicht

Langsam ging ich unseren privaten Botanischen Garten entlang, vorbei an den Zypressen und Pinien. Ich blieb stehen und sog die angenehme Abendluft ein. Es war so schön herrlich ruhig und ich war ganz entspannt. Selten war ich so beruhigt wie an diesem einen Abend. Es gab so viele Probleme und die Lösungen von diesen erforderte oft Opfer. Apropos Opfer, jeder Vampir musste sich dem klar sein, das er Opfer bringen musste. Es fängt an mit dem, das alle Menschen, die man liebt, man selbst überlebt. Dabei musste ich an meine Schwester denken. Sie war gerade einmal 32 Jahre alt, als sie ermordet wurde.
Es war das Jahr 1833 am 20. Augusttag, als sie in Frankreich von He`le`ne Je`gado umgebracht wurde.
Ausgeweidet lag sie am Dielenboden. Alles war Blut verschmiert, ihre Gedärme lagen am Boden verstreut und es bildete sich eine riesige Blutlache um meine leblose Schwester, als ich sie fand. Dieser Tag war mit Abstand einer der schlimmsten in meinem langen ganzen Leben. Ich machte mir Vorwürfe, weil ich sie an diesem Zeitpunkt nicht beschützt habe. Aber was hätte ich wirklich für sie tun können, wenn ich damals dort gewesen wäre? Wahrscheinlich nichts! Und das, ist das tragischste, die Einsicht, dass ich damals noch kein Vampir war. Deshalb, hätte mich Je`gado auch umgebracht, ohne das ich Loredana helfen hätte können.
Das einzige, was mich am Leben erhielt, war Loredanas Töchterchen Mirabella die am 22.5.1832 das Licht der Welt erblickte, ein Jahr, vor dem Tod meiner Schwester. Weil ihr Vater auch schon vor einem Jahr gestorben war, kümmerte ich mich um sie und entwickelte starke Muttergefühle. Mir kam öfter vor, als wäre ein Teil von meiner Schwester in Mirabella, jedoch wurde mir auch dieser Teil im Jahre 1833 im November genommen. Sie starb an einer Grippe und wieder konnte ich nicht helfen, sondern musste zusehen, wie das herzallerliebste Töchterchen von Loredana starb.
Am 15.12.1833, meinem 30.Geburtstag, beschloss ich meinem tristen und schmerzerfüllten Dasein ein Ende zu bereiten. Mitten in der Nacht ging ich in die Küche, um mir ein Messer zu holen. Als ich ein passendes gefunden habe, verließ ich mein bescheidenes Haus und schritt dahin in die kalte, finstere und grausame Nacht. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Tränen rollten mir über die Wangen, aber nicht weil ich traurig war, sondern weil ich glücklich war, dass ich endlich mit meiner Schwester und ihrer Tochter wieder vereint bin.
Im langen weißen Nachthemd schritt ich dahin, der festen Überzeugung, dass ich das einzig Richtige tue, immerhin war meine Ehe kinderlos und mein Mann ließ mich am 4.12.1833 alleine in unserem Haus zurück. Mit seinen angehäuften Schulden hat er mich sitzen gelassen und ich konnte diese einfach nicht bezahlen, weil ich nicht so viel besaß. Mein Entschluss stand also fest und niemand konnte mich aufhalten.
Als ich in eine alte und kleine Gasse einbog, blieb ich stehen. Langsam hob ich das lange Küchenmesser mit der linken Hand. Als es über den Adern, beim rechten Handgelenk, war, schnitt ich mir tief in den Pulsadern! Blut spritzte und befleckte mein reines und unschuldig wirkendes, weißes Gewand. Es tat weh, aber der Schmerz in meinem Herzen war unendlich mal heftiger. Gerade als ich bei der anderen Hand meine Pulsadern aufritzte, sah ich wie aus dem Nichts erschienen, eine männliche Gestalt! Sie kam näher und näher. Als die Gestalt direkt vor mir stand erkannte ich, dass es ein muskulöser, recht großer Herr war. Kein Sterbens Wort sagte er, der Mysteriöse stand nur dort und beobachtete mich kurz.
Plötzlich wurde mir durch den Blutverlust so schwindelig, das ich in Ohnmacht fiel, das letzte was ich sah, war sein Gesicht und das letzte was ich bemerkte, war, dass der Mann mich geschickt auffing. Schnell wurde ich aus meiner Ohnmacht gerissen, als ich einen stechenden Schmerz spürte. Der Fremde hatte seine Zähne in meinen Hals gesteckt! Er war ein Vampir! Das Gift breitete sich langsam über meinen Körper aus. Als erstes dachte ich, ich brenne und mein Herz schlug so schnell, dass ich nicht einmal die Schläge zählen konnte. Ich wollte schreien, bekam jedoch nur ein leises wimmern heraus. Vorsichtig nahm der Vampir seine langen, spitzen und Tier ähnlichen, Zähne aus meinen Hals. Dann wurde mein Herzschlag wieder normal und ich dachte, alles sei vorbei, doch falsch gedacht. Meine Wahrnehmung wurde immer schlechter und ich fühlte mich, als ob ich so betrunken wäre, wie mein Mann jeden Tag gewesen war, als er von seiner Stamm-Kneipe Heim kam.
Der Mann blieb die ganze Zeit über bei mir, er war wie ein Wachhund, der treu bei seinen Herren bleibt und ihn beschützt. Doch als ich dachte, dass es schier nicht mehr schlimmer geht, habe ich mich wohl sehr vertan. Auf einmal wurde mir so kalt, so eiskalt, dass es wiederum brannte. Es war wie tausende Stiche, auf jeden Millimeter meiner Haut.
Immer kälter wurde ich und immer langsamer ging mein Pulsschlag. Die Zeit schien stehen zu bleiben, ich dachte ich hatte diese unvorstellbaren Schmerzen eine Ewigkeit, obwohl es, wie ich nachher erfahren habe, nur Minuten waren. Aber bei jedem langsameren Herzschlag wurden die Schmerzen erträglicher. Bis mein Herz aufhörte zu schlagen und dann war alles vorbei. Ich schaute in die Augen des Mannes und mir wurde klar, dass ich ihn liebe! Benohmen versuchte ich auf zu stehen. Er half mir hoch, als er bemerkte, dass ich es nicht alleine schaffe und brachte mich in einer enorm unmenschlichen Geschwindigkeit in sein Landhaus in Frankreich.
Am nächsten Morgen kam er mit einer roten Flüssigkeit zu mir. Der Mann, der Antonio hieß, erklärte mir alles über Vampire. Gemeinsam tranken wir das Blut, diskutierten darüber, dass meine komplette Verwandlung erst nach einigen Tagen eintritt und küssten uns schließlich.
„ Lucrezia, mein Abendstern, sitz dich doch zu mir und trink mit mir ein Gläschen. Ich bringe dich auf andere Gedanken.“, meinte Antonio, der in diesem Moment meine Gedanken gelesen haben muss. Elegant schritt ich zu ihm und setzte mich zu ihm, auf den Baumstamm. Antonio hielt mir ein Glas mit Blut hin, was ich dankend annahm. „ Antonio, die letzten Gedanken die ich gehabt habe, waren von unserer ersten Begegnung.“, beteuerte ich ihm süß. Er zog seine Augenbrauen hoch und meinte ernst: „ So, wirklich. Liebes ich meine die, die du davor hattest. Über deine Schwester, ihr Kind, deinem schrecklichen Mann, kurz: deinem Leben als Mensch. Abendstern, ich will nur, dass du weißt, dass du mit mir über solche Dinge immer reden kannst. Wenn ich sehe, dass du dich kremst, dann tut mir das in meiner unsterblichen Seele verdammt weh.“ Genüsslich nahm ich einen Schluck und sah ihm dann tief in die Augen. „ Ich habe nur überlegt, Schatz. Ich weiß deine Art sehr zu schätzen, aber bei unserem ersten „Date“ haben wir uns doch auch ohne Worte verstanden. Du hast mein Leben und meine Psycheverfassung gerettet, aber nicht nur deshalb gehört dir mein Herz. Küss mich, so wie damals am Morgen nach dem Biss.“, sagte ich leidenschaftlich, worauf er meinen Wunsch erfüllte. Tatsächlich war der Kuss so, wie damals. Dann wanderte sein Mund zu der Stelle, an der Antonio mich vor 209 Jahren zu seines Gleichen gemacht hat. Dort küsste er mich intensiv. Es tat gut, wieder einmal Zeit mit meinem Liebsten zu verbringen.
„ In Budapest haben die Lievers schon zu geschlagen. Julika kommt doch früher, sie wird heute um drei Uhr in der Früh hier sein. Wir müssen das geplante früher starten. Außerdem müssen wir die Internationalen Lievers stoppen. Sie haben Julikas Clan komplett ausgerottet, nur sie ist knapp dem Tode entkommen.“, rief Alfredo, als er den Kopf aus der Verandatüre streckte. „ Nichts als Ärger!“, dachte ich, löste mich aus Antonios Umarmung und ging schnellen Schrittes gemeinsam mit ihm in das Haus zurück.

Daniels Sicht

Als ich mit Bess noch eine Weile geredet habe, kam plötzlich Alfredo, der die schlechte Nachricht verkündete. Mir wurde übel, als er uns schilderte, wie schlimm die Lage nun wirklich ist. Eines stand fest, wir mussten den Lievers das Handwerk legen, oder es wird weder Vampire, noch Vampyre geben. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und dachte an den armen Perezthegy-Clan, der so früh von uns ging. Nur Julika, die 207 Jahre alte Vampirin überlebte und das auch nur knapp. Auch wenn ich Julika nicht besonders mochte, wegen ihrer aufdringlichen Art, tat sie mir trotzdem leid. Da sie jetzt eine Einzelgängerin ist, wird sie so lange bei uns bleiben, bis Julika einen Mann gefunden hat. Einzelgänger überleben meist nicht lange, vorausgesetzt es sind Urvampyre. Diese Urvampyre sind die erste Form von uns Vampire und Vampyre. Eigentlich trinken sie nicht nur Blut, sondern ernähren sich auch von Fleisch, können nicht einmal Blut weinen, können keine Nahrungsmittel außer Fleisch aufnehmen, sind schneller, stärker, geschicklicher und widerstandsfähiger als wir und die Vampyre. Kurz um, sie sind wie Dämonen und gehören auch zu denen. Im Prinzip stammen wir von ihnen ab, doch vor hunderten von Jahren, wollten nicht nur die Vampire sondern auch die Vampyre menschlicher werden. Irgendwann wurde es den Vampyren aber zu Menschen ähnlich und weigerten sich, weiterhin mit Menschen Kinder zu bekommen. Wir jedoch wollten so menschlich wie möglich werden und zeugten fortan mit den Menschen Kinder, in der Hoffnung, dass wir eines Tages Menschen sind. Wir wurden schwächer, langsamer, ungeschicklicher und unser Widerstand kleiner. Die roten Augen gingen mehr oder weniger zurück und wir bekamen sie nur noch, wenn wir Blut tranken. Also konnten wir eigentlich friedlich unter den Menschen leben, wären da nicht die Vampyre gewesen. Sie jagten die Menschen auffällig und beseitigten nicht die Kadaver und sie verweigerten mit Menschen Kinder zu bekommen, weshalb sie wieder Urvampyr ähnlicher wurden.
Mit der Zeit jagten die Menschen sie und kamen so auch auf unsere Fährte. Gleichzeitig bekriegten uns die Vampyre. Die Zahl der Vampire sank immer tiefer, bis es beinahe keine mehr gab. Mit den Jahren verbesserte sich unsere Situation.
Doch mit den Lievers wird die Anzahl wieder sinken. Die Jäger sind schon wieder International verbreitet. In jedem Land gibt es schon wieder etliche Gruppen von ihnen. Deshalb müssen wir heute, statt morgen handeln. Am Anfang wollten wir nur ihr Gedächtnis manipulieren, doch wir haben uns entschieden, dass wir sie für die vielen Opfer vernichten werden, koste es was es wolle. Außer frischgebackene Mütter, Babys, Kleinkinder und Kinder, musste jeder Vampir aus jeden Clan gegen den Feind kämpfen. Weil sich, dass hoffen wir zumindest, alle Clans zusammen tun und sie vernichten. Allerdings wissen wir nicht viel über sie, deshalb müssen wir sie noch eine Weile im Auge haben, meinte Antonio. Ich verstand wieso, aber dennoch wurde mir unwohl, denn je mehr Zeit wir investieren, desto mehr werden die Lievers Vampir leben nehmen. „ Was wenn sie in der Zeit noch mehr Clans ausrotten. Dann haben wir noch weniger Krieger und sie werden möglicherweise ihr Ziel erreichen.“, dachte ich nervös und wurde wütend.
Wild sprang ich von unserer schwarzen Lederwohnzimmercouch auf und rannte bis zum Beschäftigungsraum. Wutentbrannt schmiss ich die Tür auf, die natürlich wieder beim zu Fliegen war. Aus Wut riss ich die Tür aus und fünf entsetzte Augenpaare waren auf mich gerichtet. „ Bist du jetzt schon wütend auf das Haus?“, fragte mich mein Onkel ernst und spie die Worte förmlich heraus. „ Nein, über die Lage schon.“, sagte ich und hielt seinen Blick stand. Eine Weile wechselte sein Blick von der Tür zu mir hin und her. Dann meinte er, in einem halb so strengen Ton wie vorher: „ Daniel. Ich verstehe deinen Ärger, auch ich muss mich beherrschen, nicht irgendetwas Idiotisches an zu stellen. Nachdem du mit den Hanteln deine Wut heraus gelassen hast, kümmerst du dich um die Türe.“ Darauf nickte ich nur dankbar und ging zu den Hanteln um zu trainieren. Während ich das tat, sagte mein Cousin, der ebenfalls mit den Hanteln übte, aufmunternd: „ Irgendwie war es eh cool, denn jetzt weiß er, wie ernst du die Sache mit den Lievern nimmst. Mir ist das auch schon passiert, nur eben mit der Haustüre.“ Lächelnd meinte ich: „ Na wenigstens verstehst auch du mich. Erzählst du mir den Zwischenfall, der dich so rasend vor Wut gemacht hat? Hat es etwas mit den Lievers zu tun gehabt? Und so erzählte mir Alfredo seine Geschichte, während wir stundenlanges Krafttraining praktizierten.

Violets Sicht

Das Wasser im Hotelpool war selbstverständlich sehr warm, um die 30 Grad Celsius. Ich kam mir vor wie in der Badewanne. Nachdem ich lange schwamm und die danach am Liegestuhl die Sonne genoss, ging ich wieder in mein Zimmer. Diese Hitze war ich nicht gewohnt, weil es in Großbritannien nie so warm wurde, wie hier in der Toskana.
Als ich unter der Dusche war, fiel mir ein, dass ich Daniel noch anrufen muss! Ich schrubbte wie wild an meiner Kopfhaut, spülte das Shampoo von den Haaren, griff mir mein Handtuch, wickelte es um meinen, immer noch blassen, Körper und ging aus dem Badezimmer. Ich wählte seine Nummer, doch er meldete sich nicht, also beschloss ich zwanzig Minuten zu warten, um dann nochmals anzurufen. Da mir in der zwischen Zeit langweilig wurde, nahm ich meinen Skizzenblock und begann, herum zu kritzeln. Am Anfang erkannte man noch nicht, was die Skizze darstellen sollte. Mit den Minuten wurde sie immer deutlicher. Schließlich konnte man, mit etwas Fantasie, erkennen, dass ich versuchte Daniel zu zeichnen. „ Eine Künstlerin war ich noch nie, aber das ist sicherlich die meist beleidigende Zeichnung, die von ihm je gemacht wurde.“, dachte ich, zerknüllte diese und warf sie in den kleinen Müllkorb, der unter dem Tisch stand.
Ich ließ mich auf das Bett fallen und probierte noch einmal, Daniel zu erreichen. Dieses mal allerdings mit Erfolg. „ Violet, Hi! Wie geht es dir? Tut mir leid, dass es heute nicht ging mit dem Treffen. Morgen holen es wir nach, versprochen. Und morgen lernst du auch meine Familie kennen. Sie sind einverstanden und meine Stieftante brennt schon darauf dich persönlich zu sehen. Na, was sagst du dazu?“, hörte ich seine Stimme aus meinem Handy sagen. „ Hi. Danke, muss gehen. Wie geht` s dir? Das mit dem Treffen morgen finde ich gut, nur glaubst du wirklich, dass das eine gute Idee ist, mich deiner Familie vor zu stellen? Auf einmal denken sie noch, wir haben eine Beziehung. Außerdem möchte ich sie nicht stören.“, gab ich ihm zur Antwort. Daniel fing an zu lachen und meinte sarkastisch: „ Violet, du wirst sie sicher sehr stören. Spaß bei Seite, nein du störst nicht. Sie wissen, dass wir befreundet sind, nicht mehr und nicht weniger.“ „ Okay, dann freue ich mich selbstverständlich auch, sie kennen zu lernen ohne einfach rein zu platzen.“, sagte ich. „ Gut. Um fünfzehn Uhr hole ich dich ab. Keine Sorge, sie beißen nicht.“, meinte Daniel, worauf ich lachte und mich von ihm verabschiedete.
Während ich meinen Posteingang von meinem E-Mailkonto durch checke, überlegte ich, wie Daniels Familie sein könnte. Plötzlich wurde ich so schläfrig, dass ich vor meinem Laptop einschlief.

Betas Sicht

„ Gamma, das ist Alpha, unsere Anführerin. Geschätzte Alpha, das ist Gamma, dein Krieger, der dir auch Epsilon, als Kriegerin gab.“, meinte ich in einem würdevollen Ton. „ Beta, hast du auch Eta und Zeta überzeugen können?“, fragte mich unsere Anführerin. „ Ehrbürtige Alpha, sie sind dabei.“, antwortete ich. „ Das ist gut. Auch ich habe Delta eingeweiht und er ist begeistert. Der Plan ist wie folgt: Gamma reist zurück und ich bleibe hier. Beta, du reist nicht zurück. Dich brauche ich hier. Währenddessen sind Gamma, Delta, Epsilon, Zeta und Eta dort, um das Opfer zu überfallen. Auch wenn sie es nicht in dem zu Hause vom Opfer schaffen, bleibt immer noch der Job in dem sie es schaffen müssen. So ist der Plan und so wird es in die Tat umgesetzt. Auf uns und auf das Ende der listigen Blutsaugerbanden.“, schrie Alpha. „ Auf uns Lievers und auf das Ende der listigen Blutsaugerbanden!“, bestätigten Gamma und ich. „ Hier mit ist das Treffen an diesem Vollmondabend beendet.“, sagte Alpha. Ich ging und musste grinsen, denn bald würde es keine Vampire mehr geben.

Violets Sicht

Länger als sonst, stand ich vor den Ganzkörperspiegel in meinem Hotelzimmer. Damit ich keinen schlechten Eindruck gab, zog ich meinen Knielangen Jeansrock und meine kurzärmelige weiße Bluse an. Meine Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden. Die schwarzen Ballerinas rundeten mein Outfit ab. Skeptisch begutachtete ich mich in dem Spiegel. „ Ob ich Daniel so gefalle? Und was wird sich die Familie von mir denken? Wahrscheinlich denken sie, ich bin nur auf einen Urlaubsflirt aus, obwohl er für mich mein bester Freund geworden ist.“, dachte ich und wurde schön langsam aber sicher nervös. Meine Mundwinkel sanken nach unten und ich hatte den letzten Schimmer Hoffnung beinahe aufgegeben. „ Was du auch jemals tust, gib niemals auf. Weder deine Hoffnung noch deine Träume!“, meinte Joan immer, als ich noch klein war und immer vom Pferd fiel. Teils musste ich ihr Recht geben, die Hoffnung auf zu geben ist der größte Fehler, denn man in seinem Leben machen konnte. Träume sind teilweise unerfüllbar, da war ich schon immer realistischer, als Mom. Trotzdem liebte ich sie natürlich über alles. Sie war nie böse zu mir, manchmal streng, aber das muss nun einmal bei Kindern so sein.
Ein letzter brüffender Blick auf mein Spiegelbild und dann schloss ich die Türe hinter mir zu, stieg die Treppen hinab und blieb in der Hotellobby. Gespannt wartete ich auf Daniel, der jeden Moment durch den Haupteingang, durch das Hotel, kommen würde.

Kapitel 13
Daniels Sicht

Das lange Schweigen, als ich sie in der Lobby sah, hielt auch noch im Auto an. Ich staunte nicht schlecht, wie ich sie das erste und hoffentlich nicht letzte mal, einen Rock trug.
Ich fuhr die Hauptstraße entlang, als ich das Schweigen brach. „ Und bist du schon nervös? Du zitterst am ganzen Körper.“, bemerkte ich. Sie schmunzelte und meinte: „ Ein bisschen, aber du sagtest schon, dass ich keine Panik haben sollte. Es ist nur…“, und dann brach Violet ab. Instinktiv schaute ich zu ihr herüber und fragte sie: „ Was, Vio?“ Irritiert drehte sie ihren Kopf zu mir. Sie runzelte ihre Stirn und erwiderte: „ Nichts. Aber der Kosename bringt mich ein wenig in Verlegenheit. Meine Mom nannte mich immer Vio, außer, wenn ich nicht artig war, dann nannte sie mich Violet Dawn Stevens. Als sie starb, schrie sie auch Vio. Seit dem darf mich niemand mehr so nennen, nur Dad. Aber bei dir ist es auch anders. Wenn du mich Vio nennst, fühle ich mich großartig, wenn es Annie tut, wird mir schlecht und bei meinem Vater fühle ich mich, nun ja, nichts. Weshalb das so ist weiß ich nicht. Vielleicht bin ich schon wahnsinnig geworden.“ Auf diese Antwort stieß ich ein kräftiges Lachen aus. Abermals schaute sie mich irritiert an. Als ich mich sammelte, meinte ich: „ Du meinst du bist verrückt? Glaub mir, ich schwöre dir, du bist intelligenter als manche Professoren, die Antonio kennt. Die einzige, möglicherweise, wahre, Erklärung wäre, dass du dich einfach nur sehr gut, wenn nicht sogar blendend, mit mir verstehst. Wenn ich darf, nenne ich dich Vio.“ Violet sah mich an und nickte zustimmend.
Ich bog links ein und schon waren wir abgeschieden von Pienza. Wir fuhren durch Wälder und Täler, bei winzigen Lagunen und Bächen vorbei. Wie gewohnt kamen keine anderen Häuser, immerhin ist es schwer, wenn man als Vampir neugierige Nachbarn hat, die das Wort Privatsphäre nicht kapieren. Wieder bog ich links ab und schon stand ich in der Einfahrt, von unserem Grundstück. Elegant stieg ich aus und öffnete Violet die Tür. „ Danke.“, sagte diese und ich wusste an ihren Augen, dass Vio es ernst meinte, wenn als sie sich bedankte. Ich lächelte sie an und hoffte inständig, dass sich meine Familie und Julika höflich ihr gegenüber benehmen. Irgendwie, hatte ich allerdings meine Zweifel.

Violets Sicht

Was mir von Anfang an auffiel war, dass Daniel immer so höflich war, als wäre er aus einer anderen Zeit entsprungen. Das Haus war riesig, aber schließlich wusste ich nicht, wie viele Verwandte er tatsächlich hatte. Außerdem war es mit sehr wenigen Fenstern versehen. Es hatte ein Erdgeschoß und zwei weitere Etagen. Das Haus war alt, aber gut erhalten und wirte hier und dort renoviert. Der Stile des Hauses war nicht schwer zu erkennen, toskanisches Landhaus mit viel Gotik eingebaut, wobei man an manchen Stellen die Renaissance, Barock und Rokoko nicht ausschließen kann. Man erkannte auch, dass sich hinter dem Haus ein gepflegter Garten befand. Die Fassade war ein schönes und modernes Türkis, allerdings sehr dezent aufgetragen. Nebenan war gleich eine riesige Garage, was ganz logisch war, immerhin führten sie ein Taxiunternehmen. Den Schluss bildete ein großes, braunes Dach, welches Ornamente trug. Das gleiche Dach, nur viel kleiner, war auf der Garage gebaut worden. Ich kam nur schwer aus dem staunen heraus.
Daniel zögerte nicht lange und schritt entschlossen zu der gewaltigen Haustüre. Er räusperte sich, blickte zu mir und fragte mich den entscheidenden Satz: „ Bist du bereit, Violet Dawn?“
Nur halb so entschlossen wie Daniel nickte ich und gab zur Antwort: „ Ja, ich bin bereit.“
Als ich über die Schwelle ging, sagte ich zu Daniel: „ Euer Haus ist wirklich atemberaubend. Da wirst du dich bei mir in Southhampton unwohl fühlen.“ Mit einem Schmunzeln meinte er: „ Danke für das ehrliche Statement, aber ich glaube ich würde mich überall Wohlfühlen, Hauptsache ich kann bei dir sein.“ Er führte mich in einem Raum, der verdächtig nach einem Wohnzimmer aussah. Daniel wies mir einen Platz auf der langen, schwarzen und eleganten Ledercouch zu. „ Ich hole die anderen, mache es dir gemütlich.“, sagte er und schon war er verschwunden. Ich stand auf und schaute mich um. Sehr viele Gemälde hingen an der hellgelben Wand. Ich wollte sie mir näher ansehen und ging hinüber. Einige waren von der toskanischen Landschaft, manche aber von Rom, Genua, Florenz oder sogar Venedig. Beeindruckt blickte ich auf die Signatur, musste aber erkennen, dass ich diese weder lesen konnte, noch wusste welcher Künstler so unterschrieb. Enttäuscht setzte ich meine Besichtigung fort. Ein schwarzer Kamin, der gegenüber von der Sitzgarnitur war, fiel mir erst jetzt auf. Dieser hatte ebenfalls das Wappen der Cattarucas, der Zypressenzweig mit dem verschnörkelten C. Wohlmöglich stammte dieser Kamin noch aus dem achtzehnten Jahrhundert. Vorsichtig, als wäre es chinesisches Porzellan, strich ich darüber. Der Stein war kühl und das beruhigte mein erhitztes Gemüt ein wenig. Ich schloss die Augen und genoss die Stille. „ Schwarzer Obsidian. Auch bekannt als Blutstein. Er reinigt das Blut und die Nieren, wenn man ihn als Schmuck trägt.“, meinte eine weiche, melodische Stimme sachlich, worauf ich zusammen zuckte. Diese Stimme war definitiv von einer Frau, um die dreißig Jahre. Langsam drehte ich mich um und erblickte tatsächlich eine junge Frau. Ich betrachtete die Schönheit mit dem rosenblonden, in großen Locken, bis zur Brust gehenden Haaren, den schlanken, sportlichen, aber dennoch weiblichen Körperbau. Jedoch waren ihre bernsteinfarbenen Augen am meisten umwerfend. Diese Frau umgab ein Glanz, der unbeschreiblich war. Sie erinnerte mich an die Liebesgöttin Aphrodite, allerdings wirkte sie auch erfahren und klug wie die Göttermutter Hera. „ Wie unhöfflich von mir, mein Name ist Lucrezia Cattaruca. Freut mich sehr dich kennen zu lernen.“ Ich schaute sie schüchtern an und antwortete höflich: „ Das Vergnügen liegt ganz auf meiner Seite. Ich bin Violet Dawn Stevens. Tut mir Leid, dass ich mich hier auf eigene Faust umgeschaut habe, aber ich versichere Ihnen, dass ich nur im Wohnzimmer war. Selbstverständlich nur mit der Erlaubnis von Daniel.“ Lucrezia kam näher heran, lächelte mich amüsiert an und meinte schließlich: „ Könnten wir bei du sein. Ich weiß ich bin unkonventionell, aber ich war schon immer so. Und Violet, wir sind hier nicht bei einem Polizeiverhör, fühl dich wie zu Hause. Die anderen müssen noch etwas erledigen und auch Daniel kommt später, also könnten wir es uns gemütlich machen.“ Darauf erwiderte ich dankend: „ Gerne.“
Als wir schon eine Weile redeten, fragte Lucrezia mich schließlich nach der Geschichte, wie es zu meinen Namen kam. „ Mein Name hat zwei Bedeutungen. Zumal die, dass meine Mom das Lied „Memory“ aus „Cats“ so gut gefällt, an dem es an einer Stelle „ When the dawn comes to night will be a memory to.“ heißt. Und weil ich während der Morgendämmerung geboren worden bin.“, erklärte ich ihr. Die ganze Zeit hörte sie mir bis zum Ende dieser Erzählung gespannt, wenn nicht gebannt zu. „ Violet Dawn Stevens. Der Name ist so schön und hat so eine wundervolle Bedeutung. Er passt hervorragend zu dir. Oh, ich muss schleunigst in die Küche, der Truthahn brennt sonst an. Möchtest du auch ein Stück, Violet Dawn?“, meinte die Schönheit und sprang graziös auf. Dankend winkte ich ab, während Lucrezia in die Küche eilte. „ Komisch, ich rieche das Essen erst jetzt. Na ja, vielleicht hat sie einen feineren Geruchsinn als ich.“, dachte ich. Plötzlich ging eine andere Tür auf und vier weitere Familienmitglieder traten herein, allerdings ohne Daniel. „ Guten Tag, ich bin Violet Dawn Stevens. Mit wem, von Daniels Familie, habe ich das Vergnügen?“, fragte ich die mir damals noch unbekannten Vier. „ Antonio Cattaruca, Familienoberhaupt. Wegen Ihnen spinnt Daniel immer herum. Ich hoffe das legt sich wieder, sonst muss ich harte Maßnahmen gegen sie setzen!“, sagte der zwei Meter große Antonio distanziert und gleichzeitig gehässig. Er wirkte durch die breiten Schultern und seiner sportlichen Statur sehr bedrohlich. Er hatte dunkelgrau-schwarze Augen, die mich bedrohlich anfunkelten. Einzelne, rabenschwarze und spitze Haarsträhnen hängen ihm fast bis zu die Augenbrauen in die Stirn. Dieser Riese hätte mich, wenn ich in der Nacht, alleine durch die Stadt gehe, sicher zu Tode erschreckt. Er marschierte zornig in Richtung Küche. Etwas verdutzt starrte ich ihm nach. Plötzlich erblickte ich den einen Taxifahrer, der mich zur Kirche fuhr. „ Wir kennen uns doch. Sie sind die, die ich zur Kirche fuhr und mir so viel Trinkgeld spendierte. Die Welt ist echt klein. Alfredo, freut mich.“, sagte der ebenfalls muskulöse Kerl. Natürlich hatte Alfredo seine kurzen, dunkelbraunen mit kaminroten Strähnen versehenen Haare mit Gel aufgestellt. Seine Augen waren ebenfalls dunkelbraun mit kaminroten Schimmer, was sicherlich Kontaktlinsen waren. Bevor ich noch antworten konnte, redete die kleine, zierliche junge Frau, in meinem Alter dazwischen. „ Du glaubst wohl, dass dich Daniel mag, oder? Dann erkläre ich dir mal dass er nur mich und Julika mag. Als seine Schwester werde ich das wohl wissen.“ Ihre dunkelgrauen Wolfsaugen starrten mich feindselig an. Sie hatte glatte, dunkelbraune, im Nacken ganz kurze, bis zum Haaransatz gehende Haare, die gestuft vorne immer länger wurden und schließlich beim Schlüsselbein endeten. Sie war, wie schon beschrieben, sehr zierlich, hatte aber dennoch weibliche Rundungen, außerdem hatte sie wie die anderen einen sportlichen Körperbau. „ Wer ist Julika und woher weiß sie, dass ich mich verliebt habe?“, fragte ich mich in Gedanken. „ Es tut mir leid, aber dein Bruder und ich werden unsere Freundschaft nicht beenden. Trotzdem freut es mich dich kennen lernen zu dürfen. Daniel hat mir schon sehr viel von dir erzählt.“, antwortete ich ihr höflich. „ Ach ja? Befreundet, wer`s glaubt! Komm Alfredo, wir verschwinden, es riecht hier nach „Verzweifeltem Mädchen- das ihren Prinzen nicht haben kann-Duft“, eklig, oder?“, zischte sie verächtlich und ging mit ihm ebenfalls in die selbe Richtung, wie Antonio zuvor. Alfredo antwortete ihr allerdings nicht.
„ Mach dir keine Gedanken, Bess ist meistens schlecht gelaunt. Mein Name ist Giuseppe, ehemaliger Familienvorstand, jetzt in Rente und Großvater.“, meinte ein kleinerer Mann, mit kohlschwarzen Augen, bis zu den ersten Wirbeln gehenden, kohlschwarze, mit grauen Strähnen versetzten Haaren, die als Pferdeschwanz zusammengebunden sind. Er wirkte hager und schmächtig, aber man sah ihm an, dass er damals viel Sport getrieben hat. „ Freut mich, Sie kennen zu…“, und dann wurde ich durch einen hysterischen Schrei unterbrochen. „ Da bist du ja du Flittchen, dass hier hätte meine und Daniels Verlobungsparty werden sollen, aber du hast alles kaputt gemacht! Ich bring dich um!“, schrie mich eine kleine Frau, die, höflich ausgedrückt sehr weiblich und ehrlich ausgedrückt, sehr mollig war. Sie hatte hellbraune Augen, mit dunkeln Unterriesen. Ihr Haar ging ihr bis zum Becken, die in kleinen Locken kunstvoll hochgesteckt sind. Ihre Stirnfransen waren ungelockt, aber leicht gewellt. Düster starrte sie mich an und rannte in einer enormen Geschwindigkeit zu mir her! Ich schloss meine Augen und stellte mich auf einen heftigen Schlag ein.


Kapitel 14
Violets Sicht

„ Julika! Ich warne dich, komm Violet nicht zu nahe! Das mit der Verlobungsfeier wusste ich gar nicht! Ich würde dich niemals heiraten! Wir sind zwar Bekannte, aber ich hege keinerlei intimere Gefühle für dich!“, rief Daniel. Ich öffnete meine Augen und sah wie Julika kehrt machte und auf Daniel zulief. „ Deswegen waren einige so feindselig, weil heute die Verlobungsfeier von Daniel und Julika wäre!“, schoss es mir. Daniel und Julika wechselten kein Wort, sie funkelten sich nur zornig an. Die Spannung stieg ins unermessliche. Was würde passieren? Würde Daniel wirklich so weit gehen und eine Frau schlagen? Oder würde sie ihm eine verpassen? Nach einer halben Ewigkeit meinte Julika an uns alle gewandt: „ Ihr werdet mich noch kennen lernen. Versprecht mir eine grandiose Verlobungsfeier und dabei wusste der Tölpel nicht einmal etwas von seinem Glück. Und dann sagt dieser Idiot auch noch eiskalt ab. Ihr werdet das noch bitter büßen! Auch du, du Schlampe!“ Dann ging sie und niemand hielt sie auf. Lucrezia schaute mich mitfühlend an und meinte: „ Es tut mir leid, Violet.“ Was hätte ich schon darauf sagen sollen? „ Nein, es tut mir leid. Ich wusste nichts von der Verlobungsfeier. Ich bin einfach herein geplatzt und habe alles auf den Kopf gestellt. Lucrezia, Antonio, Giuseppe, Bess, Alfredo“, ich machte eine kurze Pause und schaute in diese vertrauten Wolfsaugen, „ Daniel, es tut mir leid. Danke für die Einladung, ich werde mich jetzt auf den Weg machen. Auf Wiedersehen!“, sagte ich und schritt zur Haustüre. Mein Herz zerriss mir, immerhin konnte ich mit dem Mann, den ich wirklich liebe nicht zusammen sein, weil er Julika versprochen war. „ Wie konntest du nur so bescheuert sein? So einen wie Daniel hast du doch nicht verdient! Auch wenn er gesagt hat, er würde sie nie heiraten, seine Familie besteht darauf, dass er es tut. Außerdem ist Julika wunderhübsch, Daniel würde sich bald in sie verlieben.“, schalte ich mich selbst, als ich in der Einfahrt stand. Ein letztes mal blickte ich zurück und dann ging ich.

Daniels Sicht

Als Violet ging, wurde mir schlecht und mein Herz zersprang in tausende Stücke. „ Versteht ihr den nicht? Ich liebe sie, ich gebe es zu! Aber nur sie und ich werde Julika nicht heiraten. Ich gehe und werde Violet suchen.“, sagte ich und machte kehrt, als mich plötzlich eine kräftige Hand festhielt. Als ich mich umdrehte erblickte ich Antonio der mich mit einer bestimmenden Miene musterte. „ Du rennst ihr auch noch nach wie ein Straßenhund? Du wirst dies Frau niemals mehr treffen!“, schrie er mich an. Ich ballte meine Hände zu Fäuste, schlug ihm seine Hand weg und schrie zurück: „ Du hast seit 189 Jahren über mich bestimmt, jetzt ist Schluss! Bei allem musste ich um Erlaubnis bitten, durfte nie über deinen Dickschädel hinweg Entscheidungen treffen. Du meinst du bist ein grandioses Familienvorbild, aber das bist du nicht. Und nicht nur mich hältst du an der kurzen Leine, sondern auch Bess und Alfredo! Wir wissen schon selbst was gut für uns ist, schließlich haben wir schon die Lebenserfahrung von ungefähr fünf erwachsenen Menschen. Ich gehe jetzt chiao!“ Wütend packte er seine Hände um meinen Oberkörper und hielt mich fest. Es artete in einen Kampf aus. Wir schlugen uns, packten uns und schmissen uns gegenseitig durch das ganze Wohnzimmer. Schließlich ging Lucrezia dazwischen und Antonio musste an sich halten, um nicht auch noch seine Geliebte zu erwischen. „ Hört auf, alle beide. Ihr führt euch auf wie im Kindergarten. Daniel geh und suche Violet. Und Antonio, was war damals mit mir? War ich für dich auch nur irgendeine dumme, menschliche Frau?“, fragte Lucrezia scharf und doch mit einem gewissen Charme. Antonio ließ von mir ab, ging zu seiner Geliebten und küsste sie. „ War das Beweis genug? Ich würde das gerne wiederholen“, hauchte Antonio ihr ins Ohr, worauf sie erschauerte. „ Ja, du hast es mir bewiesen, trotzdem, komm, ziehen wir uns zurück.“, meinte sie mit melodischer Stimme, in der ein gewaltiger Hauch von Sehnsucht lag. Diese Sehnsucht kannte ich nur zu gut. Ich stürmte raus und flitzte in Vampirgeschwindigkeit zu meiner geliebten Violet.

Violets Sich

Wie aus heiterem Himmel stand plötzlich er neben mir. Sachte umfing er mein Handgelenk und schaute mir tief in die Augen. Dabei dachte ich mir, dass Daniel vielleicht wirklich in mich verliebt ist. Ich spielte mit dem Gedanken, ihn zu umarmen. Ich ring förmlich mit mir, doch letztendlich gab ich meinen Gefühlen nach und setzte zu einer Umarmung an. Er hielt mich ebenfalls, sanft, aber doch auch fest. Behütet von der Außenwelt wie damals am Hügel, während wir uns ebenfalls in die Arme fielen. Ich wusste nicht, wie lange wir so dort standen, ich spürte nur Daniels Körper und meinen, eng zusammen gepresst. Eigentlich wollten wir gar nicht loslassen, doch schließlich meinte er: „ Violet, ich würde dich gerne zu einer Verabredung einladen.“ Dabei strich er mir eine Haarsträhne, die durch den sanften Wind herum wehte, aus meinem Gesicht. Mit einem Glanz in meinen Augen, blickte ich ihn an und er wusste, dass ich zustimmte. Er konnte nicht anders und lächelte mich dankend an, worauf ich sein Lächeln erwiderte.
Während irgendjemand ein Lied trällerte, unterhielt ich mich mit Daniel. „ Wieso bist du mir eigentlich hinterher gekommen, wenn du genauso gut das Model Julika nehmen hättest können?“, fragte ich ihn. Er zog seine rechte Augenbraue hoch, was bei ihm verdammt verführerisch aussah, beugte sich mit seinem Gesicht herüber und hielt bei meinem Ohr an. „ Keine ist so wie du, Vio. Du bist die Einzige, die mein Herz im Sturm erobert hat.“, hauchte mir Daniel ins Ohr, wobei mich ein Schauer liebkoste. Dieses erschauern war wie in meinem Traum, nur viel intensiver, realer. Ich bemerkte, wie mir eine Röte aufstieg und er zärtlich meine Wange streichelte. Unwillkürlich führ ich mit meiner Hand zu seiner und strich liebevoll über diese. Er kam immer näher, bis unsere Lippen sich fast berührten und die Spannung zwischen uns beinahe explodierte. „ Darf ich, Violet?“, fragte er mich mit seiner tiefen und dennoch melodischen Stimme. Ich wollte ja sagen, aber vor lauter Aufregung versagte meine Stimme. Kein Wunder! Immerhin war ich dabei, zum ersten Mal einen Mann zu küssen. Damit er eine Antwort erhielt nickte ich und Daniel kam noch ein Stück näher. Als sich unsere Lippen beinahe trafen, wurden wir leider unterbrochen. „ Seniorina, sing for your love! Come on at the stage!“, rief der Typ, der die Karraokebar leitete. Zu meinem Pech feuerten mich alle an, auch Daniel, von dem ich mir das Gegenteil erhofft hatte. Also wurde ich auf die Bühne gezerrt. „ What do you want to sing?“, fragte mich der Typ. Da musste ich nicht lange überlegen. „ I would like to sing „Memory“ from „Cats“, please.“, gab ich ihm zur Antwort. Natürlich stieg meine Nervosität, aber ich versuchte, so gut es ging, diese zu überspielen.

„ Midnight not a sound from the pavement. Has the moon last her memory? She is smiling alone. In the lamplight the withered leavs collect at my feet and the wind begins to moan.
Memory all alone in the moonlight. I can smile at the old days I was beautiful than. I remember the time I knew what happiness was. Let the memory live again.
Every streetlamp seems to beat a fatalistic warning. Someone mutters and a streetlamp gutters and soon it will be morning.
Daylight I must wait for the sunrise I must think of a new life and I mustn`t give in. When the dawn comes tonight will be a memory too and a new day will begin.
Burn out ends of smokey days, the stale cold smeel of morning. The streetlamp dies another night is over, another day is dawning.
Touch me, it’s so easy to leave me, all alone in the memory, of the days in the sun. If you touch me, you will understand what happiness is. Look, a new day has begun.“

Meine Stimme war nicht schlecht, vielleicht ein bisschen zu hoch, aber die Leute haben applaudiert, vor allem Daniel. „ Du warst unglaublich, Vio! Jetzt habe ich einen neuen Kosenamen: „mein Engel der Lieder“, na, wie gefällt er dir?“, fragte er mich neckisch. „ Eine Engelsstimme habe ich nicht, aber danke für das Kompliment.“, meinte ich und zuckte mit den Achseln. Er verdrehte die Augen, hielt mir seine rechte Hand hin und fragte ganz altmodisch: „ Erlauben Sie mir den nächsten Tanz?“ Ich antwortete galant: „ Gerne würde ich mit Ihnen tanzen. Der nächste Tanz gehört Ihnen.“ Ehe ich mich versah, war ich eng umschlungen auf der Tanzfläche, mit Daniel. „ Du führst gut.“, sagte ich, worauf er schelmisch grinste. Er wirbelte mich herum, doch dann blieb Daniel stehen. Wieder kam er mit seinem Gesicht näher und sein Atem strich die Haut meines ganzen Körpers. Und wieder erschauerte ich. „ Dieses mal kommt aber hoffentlich nichts und niemand dazwischen. Und falls doch, dann ignorieren wir die Situation, bzw. die Person.“, flüsterte er mir zu. Er strich mir über mein Haar und zärtlich berührten sich unsere Lippen. In dem Moment brodelten die Gefühle über, wie Lava bei einem Vulkan. Mein ganzer Körper stand wie unter Strom, aber es tat so gut. Leider entfernte er sich, nach dieser Berührung ein wenig. Daniel lächelte mich kokett an. Doch ehe ein paar Sekunden verstrichen, küssten wir uns erneut. Allerdings war er dieses mal fordernder, jedoch behielt er seine Zunge in seinem Mund. Noch! Als er mich verschnaufen ließ, fuhr ich ihm durch seine samtigen Haare und strich mit meinem Zeigefinger über seine wundervollen Lippen, die zum Küssen einladen. Diesmal begann ich, ihn zu küssen, sanft und zärtlich. Daniel ließ es sich gefallen, doch dann packte er mich enger an sich, ließ mich mit dem Oberkörper nach hinten und küsste mich leidenschaftlich. Das Feuer in uns brannte auf und wurde immerzu geschürt. „ Mhmmm, Daniel!“, stöhnte ich und er stieß ein amüsiertes Lachen aus. Bald drängte er mit seiner Zunge und ich gebot ihm Einlass. Am Anfang war er noch sanft, aber er wurde immer wilder. In meiner Bauchhöhle schlugen die Schmetterlinge Purzelbäume. Ich spürte die Sehnsucht die er nach mir hatte und das betörte mich noch mehr. Er zog seine Zunge zurück und bot mir an, ihn zu küssen. Sofort begann ich, seine Mundhöhle zärtlich zu durchforschen und seine Zunge liebevoll zu umkreisen. Nach einer Weile fing auch er wieder an und gemeinsam bestritten wir unser Kuss Duett. Daniel leidenschaftlich, heftig und drängend und ich zärtlich, schüchtern und Verständnisvoll. Gewinnen konnte keiner und verlieren konnte auch niemand, wir konnten nur gemeinsam Triumphieren. Schließlich lösten wir uns und ich legte meine Hände auf seine Brust. „ Vio! Jetzt haben wir uns gefunden und schon müssen wir uns morgen wieder trennen! Ich möchte den Kontakt um jeden Preis aufrechterhalten.“, meinte er keuchend. Sanft strich ich ihm über sein Haar und gab ihm zur Antwort: „ Bei mir steht für dich die Türe immer offen!“ Und abermals beugte er sich zu mir vor, um mich zu küssen. Diese Nacht wurde noch lange und ich wünschte mir, das die Sonnenstrahlen nie mehr wieder die Erde küssen, sondern, dass es ewig dunkel bleibt.

Kapitel 15
Violets Sicht

Leider wurde mein Traum nicht wahr, sondern es wurde noch schneller in der früh als ich geglaubt hatte. „ Wo bleibt denn nur Daniel? Er hat versprochen, das er sich noch verabschiedet.“, sagte ich leider laut genug, das es Jonathan gehört hat. Er rümpfte die Nase, haute sich eine handvoll Kartoffelchips rein und kaute laut. Schmatzend mischte er sich in meine Angelegenheiten ein: „ He, du bist doch verliebt! Verliebt, verlobt, verheiratet, morgen wird geheiratet! Violet und der Unbekannte sitzen auf dem Baum, knutschen herum, man glaubt es kaum! Ei, ei, ei, was seh’ ich da? Ein verliebtes Ehepaar!“ Seufzend und genervt antwortete ich ihm: „ Erstens, mische dich nicht in meine Privatsphäre ein und zweitens, ja, wir haben uns geküsst und drittens, es war unglaublich schön und unvergesslich! Zufrieden?“ „Das höre ich gerne.“, hörte ich eine bekannte Stimme sagen. „ Daniel!“, rief ich und warf mich in seine Arme, während er spitzbübisch lachte. Er wirbelte mich in der Luft herum und ich fühlte mich wieder so frei und unbeschwert. Jonathan blieb die Kinnlade unten und man sah die matschigen Chips. Wäre Daniel nicht hier gewesen, hätte ich wohlmöglich „ihh“ geschrieen, oder eine fiese Bemerkung gemacht. Aber mit ihm vergaß ich die Welt um mich völlig! „ Ich habe dir noch Blumen mitgebracht.“, sagte er, als er mich wieder herunterließ. „ Danke! Das sind sogar meine Lieblingsblumen, Orchideen!“, meinte ich überrascht. Daniel lächelte. Als Jonathan seine Sprache wieder fand sagte er: „ I-ich will eure Liebschaft ja nicht stören aber, das Flugzeug fliegt in zwei Minuten.“ Wir nickten nur traurig, doch Daniel nahm mein Kinn hoch und meinte: „ Wir sehen uns bald wieder, außerdem rufe ich dich heute noch an, um sicher zu gehen, das du gut angekommen bist.“ Mit Tränen in den Augen legte ich meinen Kopf an seine Schulter. „ He, Violet, das Flugzeug…“, plapperte Jonathan dahin. Daniel brachte mich noch bis zum Flugzeug. „ So, ab hier kann ich leider nicht mehr weiter. Aber wie gesagt, wir sehen uns bald wieder!“, meinte Daniel mit aufmunternder Stimme, in der allerdings ein starker Unterton von Trauer lag. Er strich mir die Haare aus dem Gesicht, wie er es immer tat, während ich schluchzte. „ Danke für die schöne gemeinsame Zeit. Auf Wiedersehen, Daniel.“, flüsterte ich Daniel ins Ohr. „ Ich danke! Du hast mich erweckt, aus meinem eintönigen Leben. Meine Vio, du musst jetzt gehen!“, schluchzte er und ich strich ihm über sein wunderschönes Gesicht. „ Wir fliegen los Miss, kommen sie bitte herein und begeben Sie sich auf ihren Platz!“, befahl mir eine Stewardess. Das letzte mal küssten wir uns, bevor wir uns wieder trafen. „ Auf Wiedersehen, Daniel Smith Cattaruca! Bis zum baldigen Treffen. Ich liebe dich so sehr.“, sagte ich. „ Auf Wiedersehen, Violet Dawn Stevens! Ich liebe dich auch so sehr.“, erwiderte er. Dann stieg ich ein und ich sah wie er winkte und zum zweiten mal, in diesem Urlaub zerriss mir mein Herz.

Violets Sicht

„ Hallo? Dad? Ich bin wieder da!“, rief ich in das scheinbar leere Haus hinein, als ich bei der offenen Tür stand. Der Abschied von Daniel war so schwer, dass mir so schlecht wurde und zu hause eine Tablette dagegen nahm. Während ich auspackte dachte ich an Daniel und die schöne, aber zu kurze Zeit, die wir gemeinsam verbrachten. „ Der Tag, an dem ich das Taxiunternehmen anrief, war der beste Tag, der mir je hätte passieren können, denn so habe ich ihn kennen und lieben gelernt.“, dachte ich zurück, als das Telefon läutete. Ich eilte in die Küche und nahm den Hörer ab. „ Hier bei den Stevens.“, sagte ich in den Hörer. Glücklicherweise war am anderen Ende Daniel, allerdings war die Verbindung sehr schlecht: „ Vio, du bist in…, meine Schwester wird…, Hallo?“, hörte ich Daniel sehr schlecht. „ Was, Daniel? Hallo kannst du mich noch hören?“, doch es half nichts, die Verbindung brach gnadenlos ab. „ Merkwürdig, was wollte Daniel dringendes über seine Schwester sagen? Er hat doch am Flughafen gesagt, dass er anruft, was ist daran eigenartig?“, schalte ich mich selber. So Gedankenverloren wie ich war, schreckte ich mich, als es an der Haustür läutete. Ich ging hin um sie zu öffnen und erlebte meinen größten Schrecken! „ Bess! Du bist ganz blutverschmiert! Was ist passiert?“, fragte ich Daniels geliebte Schwester. Aber sie wirkte fast wie tot und hat sich mit alle viere hier her gerappelt. Mit viel mühe brachte ich sie auf unser Sofa im Wohnzimmer. Als ich ihre Wunden versorgte, plapperte sie immer etwas Unverständliches vor sich hin. „ Das wird vom Schock sein.“, dachte ich als ich neben ihr Platz nahm. Ihre feinen Hände waren aufgeschürft und ihre Füße und Beine voller Blutergüsse. An ihrem Kopf prangte auf der Seite eine kleine Platzwunde, auf der ich einen Eispickel legte. Ich nahm mitfühlend eine Hand als sie etwas sagte wie: „ Lauter Gestalten…, jagten mich! So viele…, war auf mich gestellt! Antonio wollte mich in Southhampton stationieren, wegen den…, hab aber versagt.“, flüsterte Bess. „ Sch, ist ja gut. Niemand wird dir jetzt etwas antun können.“, versuchte ich beruhigend auf sie ein zu reden. „ Violet, Vorsicht! Da ist ein Mann, ganz in Schwarz…“, schrie Bess erstickt. Ich unterbrach sieh: „ Bess, hier ist niemand außer du und ich. Keine Gestalt in…“ Peng! Ich spürte einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf, die Welt um mich herum verblasste und die Dunkelheit verschluckte mich.
Ende von Teil 1
In Liebe gewidmet für meine hinreißende Mutter, Andrea.


Impressum

Texte: Sarah Stadler
Bildmaterialien: Bookrix
Tag der Veröffentlichung: 07.10.2012

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