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2+3=5
„Schulze ist mein Name, wir hatten eine Familienkarte reservieren lassen,“ hörte ich meine Freundin Bea zu der Frau im Glaskasten sagen als ich damit beschäftigt war die vielen Menschen um mich herum zu Beobachten die nun alle mit uns nach Helgoland fahren wollten.
Das Schiff erschien mir nicht sehr groß und ich überlegte ob wir wohl die nächsten Stunden Stehen müssten. Meine Tochter Lisa fast 12 Jahre alt stand neben mir. Ihr war schon schlecht obwohl wir noch nicht mal an Bord waren. Ihr gefiel diese Art von Reisen nicht, sowie längere Autofahrten und das Fahren mit der Bahn wurde auch strikt abgelehnt. Ihr etwas recht zu machen erwies sich immer als schwer, somit schoben wir ihr Verhalten auf die Pubertät. Der einfachste Weg mit ihr fertig zu werden ohne sie direkt hier und jetzt ins Wasser werfen zu wollen.
Bea stand neben mir, im Schlepptau ihre 11jährige Tochter Johanna und dem Bruder Marcel mit 13 Jahren. Also dann………….Volle Kraft voraus…………
Lisa zwang uns draußen zu sitzen, die stickige Luft würde ihre ankommende Übelkeit nur noch verstärken hörten wir sie sagen und suchten uns einen Platz am Außendeck. Bei 16 Grad Temperatur und bedeckten Himmel eine erfrischende Abwechslung. Wir hatten den Hafen noch nicht mal verlassen da spürte ich schon die aufkommende Kälte in meinen Knochen. „Geht euch doch mal umschauen“, schlugen wir den Kindern vor, doch diese fanden alles langweilig und doof. Also kramte Bea als fürsorgliche Mutter Brötchen und Käsewürfel, Kekse und Getränke hervor. Mir und Lisa stopfte sie noch eine Reisetablette in den Mund, damit nun wirklich nichts mehr passieren konnte. So hatte sie sich das gedacht! Der erste Käse flog über Bord, kaum später Kekskrümmel die 25 Cent Pfandflaschen konnten wir noch gerade so zurück halten. Mit an Bord eine Gruppe junger Männer die einen Junggesellenabschied feierten. Nach 30 Minuten und etlichen Bieren fingen diese Lauthals an zu Grölen. Die Kinder vertrieben sich die Zeit mit einem Quartett und waren für kurze Zeit beschäftigt. Bea und ich hingegen marschierten zu meinem Koffer um nach einer Decke zu kramen die ich, bei gewünschten 25 Grad am Strand ausbreiten wollte, mitgenommen hatte. Diese erwies sich jetzt als Sinnvoll und so deckten wir zu mindestens alle unsere Beine damit zu. Bea und ich hielten einander die Hand damit unsere Finger weiterhin durchblutet wurden. Umso weiter wir aufs offene Wasser kamen umso mehr fing das Schiff an zu schaukeln. Der Kapitän entschuldigte sich für das Wetter, doch dieses sprang deshalb auch nicht um. So schipperten wir bei Windstärke 6 übers Meer. Die Kinder standen mittlerweile an der Reling, hüpften bei jeder Welle mit hoch und duckten sich als das Wasser ihnen entgegenkam. Ich fand das alles gar nicht mehr so lustig. Ich fühlte mich als säße ich auf einem Rummel in der Schiffsschaukel. Der Weg zur Toilette erwies sich für die sitzenden Passagiere als sehr amüsant, mein Schritt wäre nach 4 Flaschen Sekt an Land noch immer grader gewesen als das was ich nun von mir gab. Ich bestückte mich mit 5 Spucktüten und schaukelte mich zurück zum Platz. Lisa den Kopf zwischen den Armen verschränkt fing das Jammern an, die Wellen immer höher, das Wasser was uns entgegen klatschte ließ die Frisur nun endgültig versauen, die Brillen vernebeln und die Kleidung verkleben. In meinem Bauch spielten sich verrückte Dinge ab und ich wurde ruhiger um mich aufs Aus und Einatmen zu konzentrieren. Bea hatte Lisa fest im Arm als diese die erste Tüte fühlte, sie fing zu weinen und als der Motor auf einmal seinen Geist aufgab und wir einsam über die Wellen trieben, bat sie mich das Schiff sofort zu verlassen.“Ich will hier sofort weg!“schnauzte sich mich an. Die Crew lief an uns vorbei, der Junggesellenabschied verstummte. „ Hier spricht der Kapitän, ein Triebwerk hat uns verlassen, doch nennen wir es Glück, wir haben noch ein zweites!“ Männer mit Humor, sowas wünschen wir Frauen uns doch…. der fand sich ja wirklich lustig. Dieses kaum ausgesprochen verließ nun auch weitere 75 % der Reisenden sich Tüten zu suchen, sich über Mülleimer oder direkt über Board zu übergeben. Ich hielt mir meine Kapuze so tief es ging übers Gesicht, Lisa schlief friedlich auf Bea´s Beinen ein. Marcel fand das alles spannend und lustig, Johanna überlegte noch ob ihr nun auch schlecht werden sollte oder nicht! „Land in Sicht“ ….was hörte sich das gut, ich fühlte mich als hatte sich ein Teil meines Ichs schon von mir verabschiedet. Wollte nicht mehr denken, noch fühlen, wollte einfach nur festen Boden unter meinen Füßen spüren.
Nach 1,5 Stunden Verspätung erreichten wir die Insel. Gut das wir eine Nacht blieben…!
Mit unseren Trollis und den Kindern machten wir uns auf die Suche nach unserer Unterkunft. Die genaue Adresse klebte zuhause an der Pinnwand, da gehörte sich ja auch hin. So machte das Suchen doppelt Spaß. Ich weiß nicht wie oft wir an dem Haus vorbeigelaufen waren, als ich Hilfe bei einem Einheimischen suchte. Eine ältere Dame empfing uns gleich mit den Worten „ich dachte sie kommen nicht mehr“, juchhe dachte ich, das konnte ja Heiter werden. In diesem kleinen muffigen Haus erklimmten wir mit dem Gepäck die Treppe zur ersten Etage. Ein Zimmer für die Kinder, eins für mich und Bea. „Die Kinder schlafen allein?“ zischte die Alte „ hier herrscht aber Ruhe im Haus!“ tönte sie noch hinterher.
„ Die Toilette befindet sich dort im Gang und die Dusche am anderen Ende. Das Duschen kostet im übrigen 2 ¤ Extra und Frühstück gibt es bis 9 Uhr, noch fragen?“ Oh nein, diese hatten wir nicht, hätten wir auch nicht gewagt weitere zu stellen. Der Hauptfeldwebel ließ uns allein.
Die Kinder machten sich in ihrem Zimmer breit, füllten Schränke und Schubladen, breiteten eine Isomatte für den Marcel aus der nun wirklich kein Interesse zeigte mit zwei Zicken in einem Bett zu Schlafen. Ich konnte es verstehen! Die Zimmer waren einfach. Ein Bett, ein Schrank der wie es schien aus der Zeit stammte als Helgoland noch zu England gehörte und ein Waschbecken um reiht von Fliesen aus der Vorkriegszeit.
Aber, wir blieben ja nur eine Nacht!
Wir zogen uns um, machten uns auf den Weg zur Dünenfähre. Auf den Weg dorthin noch schnell in ein Geschäft um Parfüm zu Tanken. Wer Douglas toll findet, wird diese Insel Lieben. Irgendwie vergriff ich mich mit der Flasche und miefte die nächsten Stunden vor mich hin. Meine liebe Tochter gab das auch alle paar Schritte mir wieder zu Verstehen. Rauf auf die Fähre und rüber zur Düne. Wo wenn nicht hier konnte man den Seerobben direkt in die Augen sehen. Wie herrlich anzusehen, ach wie sind die doch süß dachte ich mir, als ein „Ja, ganz niedlich“ mich aus meinen Gedanken riss. „Kenn ich aus dem Internet“ ertönte es hinterher. Würden den Tieren ein Kabel aus dem Hintern hängen wären sie sicherlich interessanter gewesen. Da denkt man, man tut ihnen was Gutes und dabei bestraft man sie nur mit Internet und Fernsehentzug. Dennoch zogen sie ihre Schuhe aus und marschierten durchs Wasser den Strand entlang. Bea fröstelte so langsam dahin und ihre Stimmung ließ ein Tief erahnen. Somit schnappte ich sie mir und wir marschierten Richtung Flughafen. Sowas sieht man ja nun auch nicht alle Tage, Kinder stehen auf Flieger. Ich vergaß, die mit Fernbedienung waren aufregender. So kauften wir ihnen ein Eis und setzten uns in einen Strandkorb. Windgeschützt gönnten wir uns eine Raucherpause. Vor uns quietschten kleine Kinder an Plastikspielgeräten und anstatt die kleine Insel zu Umrunden schnitten wir sie querfeldein zurück zur Fähre. Drüben angekommen teilten wir uns auf. Die Kinder wollten Geschäfte erkunden wir gingen entgegengesetzt um innere Ruhe zu schöpfen. „ Hier treffen wir uns wieder“ mit Fingerzeig auf eine Bank, auf denen auch Zwei unserer Kinder auf dem Rückweg auf uns warteten. Johanna hatte aufs Warten keine Lust gehabt, zog siegesmutig ihren Weg weiter durch die Passagen.
Irgendwie war ich nur damit beschäftigt Bea aus ihren immer wieder neu aufkommenden Stimmungstiefs zuziehen. Aber was tut man nicht alles für seine beste Freundin. Hatten ich eines im Griff kam das nächste schon um die Ecke. Wir teilten uns auf und suchten nach der ausgebüchsten Johanna. Kaum später lief sie mir seelenruhig entgegen. Unsere Aufregung konnte sie nicht verstehen, immerhin sei sie auf dieser Insel gefangen.
Wir kauften noch paar Getränke, bestückten die Kinder mit ihren Waveboards um die lange Anna zu erklimmen. Nach gefühlten 3000 Stufen und kilometerlangem Fußmarsch gegen den Wind erreichten wir diese etwas später als die Kinder. Diese schon völlig aufgeregt hatten sich doch die einheimischen Schafe hinter den Sperrbereich geschlichen und turnten nun die Klippenhänge entlang. Es dauerte einen Moment bis sie begriffen, dass wir die ansässige Feuerwehr den Schafen zu Liebe nicht holen mussten. Also ging es weiter wieder Berg hinab. Das brennen der Füße ließ den Rest des Körpers leider nicht erwärmen und wie liefen stramm weiter. Druck auf der Blase, so typisch für mich, hielt mich nicht davon ab ein Gebüsch zu suchen. Ich weiß nicht was das für ein Gestrüpp dort unter mir gewesen war, doch fühlte es sich an als würden mir meine Po backen zusammen wachsen. Das sollte später erst mal genauer untersucht werden. Doch davor stand das Wort „Hunger“ an erster Stelle. Um weiteren Auseinandersetzungen zu entgehen, steuerten wir ein Fastfood Restaurant an. Cheeseburger und Pommes, ja wie lecker. Ausgehungert von dem anstrengenden Tag wurden gleich Doppelte Portionen bestellt. Hätten wir es nicht vorher wissen müssen… Kaum stand das Essen auf dem Tisch hörten wir ein „ Ihh da ist ja Senf drauf, der Käse ist ekelig, die Pommes gar nicht knusprig“… In dem Moment fängt das Herz an schneller zu schlagen und als sparsame Mutter, isst man all die Reste der Kinder selbstverständlich mit auf. Kurz vor dem Platzen suchten Bea und ich uns ein Plätzchen an einer Cocktailbar, die Kinder verabschiedeten sich zum Strand. Jawohl, nun ging es zum gemütlichen Teil, das wurde ja auch mal Zeit. Wir schlürften durch die Strohhalme unsere Leckerei, belauschten Frauen am Nebentisch die sich über Hin und Rückflüge unterhielten, über das 5te Parfüm was sie sich gekauft hatten über den Flatscreen Fernsehern in ihren Ferienwohnungen…. Was hatten sie doch langweilige Tage, dachten wir uns!!!
War das Glas nun halb leer oder doch noch halb voll, die Kids standen schon wieder neben uns. Bea´s Zwei hatten sich ziemlich nass gemacht wurden aufs Zimmer zum umziehen geschickt, Lisa blieb bei uns und seufzte als sie Facebook Verbundende Smartphones auf dem Nachbarstisch liegen sah. Der Abend sollte noch nicht vorüber sein. In meiner Tasche befand sich noch immer eine Papierlaterne die wir mit vielen Wünschen in die Luft schicken wollten. Als wir diese holten stellte Bea fest das der Inhalt ihres Koffers diesen schon einmal verlassen hat. Ein Berg von Wäsche schaute uns traurig entgegen. Johanna zuckte mit der Schulter, „ich habe mein Zeug gesucht“ sagte sie „ konnte ja nicht wissen dass es in meinem Schrank lag“ fügte sie hinzu. 21...22..23…Zeit genug um den Raum zu verlassen, „ Wir warten unten“ brachte ich noch hervor als Bea ganz rot um die Nase wurde…
Etwas später kam sie zu uns, die Gemüter erregt, die Laune in ein tiefes Loch gefallen. Ich verhielt mich erst mal ruhig. Schweigend gingen wir zum Berg hinauf. Mit meinen letzten Reserven wollte ich vermitteln und kitten, doch vergeblich. Nichts ging mehr und als die Laterne kein Feuer fing und im Wind zerplatzte war es nun auch für mich zu spät. Der Abend lief dann auf getrenntem Wege weiter. Lisa und ich in die eine Richtung, Bea und die Kinder in die Andere. Zurück an der Pension, Tür verschlossen, Schlüssel bei Bea. Dank Handy dauerte es nicht so lang bis wir in unsere Zimmer kamen. Dann ging alles sehr schnell, Lisa räumte ihre Schubladen aus und warf gefundene Sachen auf mein Bett, Bea nahm ihre und zog hinüber. Ja, so stellte ich mir einen gelungenen Abend vor, dachte ich im Stillen. Zum Heulen war ich zu Müde und schlief ganz schnell ein. Am nächsten Morgen klingelte der Wecker um halb Acht. Ich meckerte vor mich hin, Sonntag- so früh hoch- wären wir nur zuhause geblieben-, ich putzte mir die Zähne, suchte nach einem Badehandtuch was sich allerdings nicht finden ließ. Somit kramte ich meine Klamotten zusammen und ging den Flur hinunter zur Dusche. Keine Ablage, kein Nichts, also auf den Boden geschmissen und unters Wasser. Auf was bezogen sich nun die 2 Euro überlegte ich, Minuten- oder doch Festpreis? Ich entschied mich für die schnelle Wäsche, es scheiterte aber beim öffnen meiner Probepackung Shampoo. Vorhang beiseite, Hände wieder abtrocknen, feste dran reißen, mit den Zähnen ziehen, jaaaaa!!!! Ich hatte sie offen, sie fiel herunter der Inhalt breitete sich aus. Also ducken und abkratzen was noch übrig geblieben war. Erschöpft von soviel Einsatz meinerseits trocknete ich mich mit einem Handtuch ab, ärgerte mich über Probepackung Nummer 2 der Hautcreme. Als diese dann Körper beschmierte stellte ich beim Anziehen fest das ich meinen Schlüpfer hatte im Zimmer vergessen. Ich betrachtete das kleine Handtuch, konnte es schon erahnen, hielt es trotzdem um meine Hüfte. Das ging ja nun mal gar nicht. Auch ginge es nicht so halbnackt über den Flur zu huschen, wer weiß welchen Herzinfarkt ich danach auf dem Gewissen hatte. So zog ich meine Jeans ohne was an. Bah….manche Frauen machen sowas freiwillig? Ich hübschte mich auf als Bea bei mir klopfte. „Darf ich deinen Föhn?“ fragte sie mich leise. Warum nur kann ich dieser Frau nicht böse sein? Überlegte ich als ich ihn ihr gab. Zu Fünft gingen wir zum Frühstück. Daran gab es nichts auszusetzen. Brot und Brötchen, Käse und Wurst, Marmelade. Lisa entschied sich nichts zu Essen, denn was nicht rein kommt, kommt schon gar nicht wieder raus. 6 Stunden bis zur Abfahrt und sie saß gedanklich schon wieder auf dem wackelnden Schiff. Wir packten unsere Koffer zusammen, durften diese netterweise bis zur Abfahrt im Flur stehen lassen und gingen Shoppen. Zigaretten, Parfüm, Alkohol ein Muss auf Helgoland. Doch wer machte nun die besten Angebote? So steuerten wir ein Geschäft nach dem Anderen an, immer mit der Frage was kostet dieses und was jenes. Auf dauer sehr ermüdend und hielt man das gehörte nicht schriftlich fest, stand man an dem nächsten Tresen wieder blöde da. Irgendwann kauften wir ohne weitere Fragen zu stellen einfach ein. Hatte ich eh zu viel auf diese Reise mitgenommen wurde das Platzproblem in meinem Koffer nun zur Herausforderung. Bea setzte sich letztendlich oben drauf damit wir den Reißverschluss noch bändigen konnten. Lisa hatte zwischenzeitig großen Hunger bekommen, gönnte sich Kekse und Matjesbrötchen, trank Apfelschorle und kaute Bonbons. Tolle Zusammensetzung, doch ich schwieg. Die letzten Minuten vergingen wie im Flug und wir gingen wieder an Deck. Noch immer die fröstelnde Hinfahrt im Kopf entschieden wir uns nun doch drinnen zu sitzen. Wir spielten Kniffel und genossen eine ruhige Rückfahrt…. ENDE

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Tag der Veröffentlichung: 03.08.2011

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