Ein ganz normaler Tag…
Mann, Kinder, Arbeit, Haushalt …. Das klingt doch eigentlich alles so einfach, sowas bekommen viele unter einen Hut, warum tue ich mich damit nur so schwer? fragt mich mein Mann!
Morgens, 6.00 Uhr der Wecker klingelt, bevor er überhaupt in Wallung kommt, haue ich ihm eine rein. Umdrehen- Weiterschlafen…. Kaum 5 Minuten später beginnt er wieder zu Musizieren und das zieht sich mit dem drauf gehaue und umdrehen eine halbe Stunde hin. „ Oh Verschlafen“ kommt es mir dann gegen 6.30 Uhr in den Sinn. Ich krabbel aus dem Bett,ab ins Bad. Dusche aufdrehen, bis das Wasser Verbrennungshitze erreicht hat,zwischenzeitig der Toilettengang. Kein Papier, so typisch, der Handgriff ins Schränkchen gleich links daneben, ist Mann und Kind zu schwer. Die Personenwaage aus der Ecke gezogen, wenn ein Tag zum Scheitern verurteilt ist, dann mit dem Blick auf die Anzeige. Handtücher parat legen und ab ins Becken. Beim Umdrehen bleibt der Duschvorhang am Hintern kleben, die Seife fällt herunter, nach erfolgreichen Aufheben des guten Stückes, ein Schmerz in Kopfnähe, der Wasserharn im Wege. Turban um den Kopf, Handtuch doch außer Reichweite. Tröpfelnd zur anderen Ecke, auf dem Rückweg zur Dusche weitere Verletzungsgefahr durch den nassen Bodenbelag. Die Zahnpasta vertrocknet durch fehlendem Deckel, die eigene Schminke von der pubertierenden Tochter entführt. Das Kabel des Föhnes trägt Schleifen die Bürsten verklebt durch den neuen Style des Sohnes. „Haargel gehört ins Haar“ höre ich mich noch sagen… 40 Minuten später ein Blick in den Kleiderschrank, „Hurra“ auf Anhieb etwas gefunden, angezogen und der Familie präsentiert. Der Mann aus der Nachtschicht kommend hockend am Küchentisch, Zigarette im Mundwinkel, Zeitung vor der Nase. Tochter völlig aufgelöst, findet….ach wie wichtig…. Ihren Armreif nicht. Sohn ganz cool und entspannt kein Wunder von morgendlicher Hygiene hält er seit längerem nichts mehr. Mann ins Bett, Kinder aus der Tür gescheucht, selbst noch einen Schluck Tee und ab zur Arbeit. Mein Chef ein Kioskbesitzer auf dem Weg zum Großmarkt, etliche Kaffeekunden vor mir am Tisch. Unzählige Male reden übers Wetter, zu Kalt, zu Warm, zu Nass, zu Trocken…. Regale nicht aufgefüllt, Kunden stehen Schlange, „ eine Kopie?“… alle Anderen müssen nun warten, innerliche Unruhe breitet sich aus, Chef kommt zurück zieht Fresse über nicht bediente Kundschaft, Mittagspause…. Nachhause, Nudeln aufgesetzt, nebenbei Geschirrspüler entleeren, ein Gezische, Wasser übergekocht, Wut macht sich breit. Die Nudelsoße auf die Bluse gespritzt, umziehen, noch eine Maschine Wäsche angestellt, Benimmregeln und Arbeitsplan für die Kinder aufgestellt und zurück zum Job. Nachmittags ruhiger, Chef wieder guter Dinge, Regale geputzt, warten auf den Feierabend. Wieder zurück, der Sohn wie immer freundlich, sitzend vor seinem Pc, Tochter mit Telefonhörer am Ohr laufend an mir vorbei. Der Mann wieder sitzend bei seinem Kaffee. Die nasse Wäsche noch immer in der Maschine, die Katze kurz vorm Hungertod, Nudeln mit Soße bereits aufgegessen. Große innerliche Unruhe, Wut, Mordgedanken….. Alles runterschlucken…Schnell ein Brot geschmiert und in die Küche gesperrt weil Fußball im Fernsehen übertragen wird. Im Wohnzimmer wird Frau aus diesem Grund der Zutritt dorthin verweigert. Erschöpft ins Bett, Gedanken um den morgigen freien Tag der mit Fenster putzen, Staubwischen, Einkauf, Betten überziehen…. Ein ganz normaler Tag eben ist….sagt mein Mann….
ENDE
Tag der Veröffentlichung: 21.12.2010
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