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Prolog




Sie lief!


Immer tiefer in den Wald hinein. Die Dunkelheit der Nacht umfing Sie. Nahmen Sie in sich auf. Sie schaute über ihre nackte Schulter hinweg zu den Männern, die unerbittlich näher kamen. Sie stolperte und rappelte sich wieder auf. Ihr langes Kleid blieb an einem Ast hängen und riss, als Sie hektisch daran zog.
Panik ergriff Sie! Hielt Sie fest und lies Sie nicht mehr los. Die Männer kamen immer näher. Nicht mehr lange und sie hätten Sie erreicht. Tränen liefen über ihr Gesicht. Doch Sie gab nicht auf und lief weiter. Immer weiter. Steine rissen ihre Fußsohlen auf und der plötzliche Schmerz ließ sie zusammenzucken. Sie hatte ihre Schuhe bei dem Sturz verloren. Wieder schaute Sie zurück und erschrak. Die Männer hatten Sie nun fast erreicht. Jetzt konnte Sie ihre Stimmen hören die immer wieder ihren Namen riefen. Sie ignorierte es und lief weiter. Immer weiter und tiefer in den Wald hinein. Doch Sie kam nur langsam voran. Es war, als liefe Sie gegen etwas an, dass Sie zurückdrängte. Wieder blickte Sie zurück und stellte fest, dass Sie sich getäuscht hatte. Es war nur ein Mann hinter ihr her. Und er hatte sie fast erreicht. Sie lief weiter. Doch Sie lief gegen Hände die Sie nicht vorwärts lassen wollten.
Hände die aus Gefühlen bestanden!


I




Schreiend wachte ich auf und blickte mich panisch in meinem Zimmer um. Heiße Tränen tropften auf meine Hände. Zittrig wischte ich sie mir aus dem Gesicht. Mein Mund war trocken und ich hatte Schweiß auf der Stirn. Langsam richtete ich mich weiter auf und setzte mich auf die Bettkante. Die Zimmertür fiel mit einem lauten Knall gegen die Wand, als meine Mutter mit schnellen Schritten zu mir kam.
"Valerie! Ist alles in Ordnung, Liebling?", die reinste Sorge war in ihrer Stimme zu hören. Sie kniete sich vor mir hin und strich mir sanft die Haare aus dem Gesicht.
"Ja Mum, mir geht's gut. Es war nur wieder einmal dieser Albtraum. Du kannst wieder ins Bett gehen.", krächzte ich heiser und versuchte mich dabei an einem Lächeln, was jedoch leider eher in eine Grimasse endete. Mum schien das allerdings zu reichen, denn sie entspannte sich und richtete sich wieder auf.
"Na gut. Ich hol dir nur noch schnell ein Glas Wasser."
"Ich werde mir gleich selber etwas zu trinken holen, Mum. Du musst wieder ins Bett, sonst schläfst du noch auf der Arbeit ein!" Meine Mutter ist Krankenschwester im städtischen Krankenhaus, und seitdem ich immer wieder diesen Albtraum habe und das ganze Haus nachts zusammenschreie, läuft sie jeden Tag mit dunklen Augenringen und krausen Haaren durch die Gegend.
"Dann versuch aber auch bald wieder einzuschlafen, ok?"
"Ja, ich werde es versuchen. Gute Nacht."
"Gute Nacht, mein Schatz!", seufzend gab sie mir noch einen Kuss auf die Stirn und verschwand dann in ihr Schlafzimmer.
Seit einigen Monaten hatte ich den Traum nun schon und ich wachte immer an der gleichen Stelle auf. Erst lief ich um mein Leben und dann, wenn ich das Gefühl hatte, nur noch quälend langsam vorwärtszukommen und mich der Mann, der mich verfolgte, fast berühren konnte, wachte ich auf. Ich habe keine Ahnung, vor wem ich in dem Traum weglaufe. Geschweige denn, warum ich solche Angst habe und warum ich überhaupt von diesem Mann verfolgt werde.
Ich strich mir durch mein Haar und band es zu einem Pferdeschwanz, während ich aufstand und zur Küche ging. Als ich mir dort dann ein Glas Wasser einschenkte viel mein Blick auf meine Hände, die, immer noch leicht zittrig, das Glas festhielten. Netze aus feinen, roten Striemen überzogen meine beiden Handrücken. Entsetzt stellte ich das Glas ab, damit es mir nicht gleich aus den Händen rutschen konnte und ich meine Mutter nicht schon wieder aus dem Bett reiße. Mit den Fingerspitzen fuhr ich über die Lienen auf meiner rechten Hand. Woher um Himmelswillen kommen die? Das sieht aus, als hätte ich mal eben in einen Rosenbusch reingefasst! Wie kann den so etwas passieren? Ich schlafwandle doch nicht!

Ich drehte den Wasserhahn auf und hielt meine Hände unter dem kühlen Nass. Als es plötzlich hinter mir knackte, drehte ich mich mit rasendem Herzen um.
"Ach Gott Mausi, hast du mich erschreckt!", erleichtert atmete ich auf und ging in die Hocke um unseren Golden Retriever Welpen Mausi zu streicheln. Mit einer quietschenden Art des Bellens tapste die Kleine auf mich zu.
"Was machst du denn hier noch, hmm?", ein Lächeln stahl sich um meinen Mund. Es ist unglaublich wie schnell ein Tier es schafft mich beruhigen kann. Wahrscheinlich habe ich mir das alles nur eingebildet.

Um mein Gefühl dessen zu verstärken, schaute ich ein weiteres Mal auf meine Hände und sah ...
"Nichts! Hmm ... ich werde wohl doch langsam verrückt.", ich stand auf und nahm mein Glas Wasser.
"Komm, Mausi. Gehen wir schlafen."
Erschöpft ging ich, mit Mausi im Schlepptau, zurück in meinem Zimmer und viel in einen traumlosen Schlaf.

Impressum

Texte: Alle Rechte liegen bei der Autorin.
Bildmaterialien: Verwendete Motive: http://mateuszpisarski.deviantart.com/ ; http://cvet04ek.deviantart.com/
Tag der Veröffentlichung: 02.03.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Euch

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