Cover

Das große Wiedersehen

 

oder

Ergreife deine Chance

 

 

 


Ich sah noch einmal auf das Bild, dass vor drei Jahren bei meinen Großeltern in Schweden gemacht worden war. 
Da waren wir noch alle zusammen. Doch als wir dann wieder zu Hause in Deutschland waren, ging alles den Bach runter. Meine Mutter bekam ein Angebot aus ihrer Heimatstadt Stockholm und nahm dieses natürlich an. Allerdings wollte mein Vater seinen Job nicht aufgeben und es kam zu immer mehr Streitereien. Zum Ende hin ließen sich meine Eltern scheiden und meine Mutter zog mit meinen Schwestern Emily und Sara und mit meinem Bruder Ben nach Stockholm. Ich blieb mit meinem Vater in Deutschland.
Jetzt, nach zweieinhalb Jahren werde ich meine Mutter und meine Geschwister wiedersehen. Ich hab mein Abi gemacht und möchte erst mal eine Zeit lang in Schweden leben.
Ein letztes Mal schaute ich auf das Bild, dann legte ich es in meinen Koffer.
"Ich bin fertig, wir können jetzt los Papa!", brüllte ich durch die kleine Wohnung. Mein Vater erschien in der Tür und schaute sich in meinem Zimmer um.
"Bist du dir sicher, dass du alles hast? Wie ich dich kenne hast du die Hälfte vergessen!", fragend sah er mich an.
"Ja ich bin mir sicher, dass ich alles habe. Aber wir sollten jetzt wirklich los, sonst verpass ich noch meinen Flug!", hektisch nahm ich meine drei Koffer, was sich dann als eine nicht-mögliche-Sache herausstellte. Lachend kam mein Vater auf mich zu und nahm mir zwei meiner Koffer ab.
"Dann lass uns mal losfahren.", sagte er und ging aus meinem Zimmer. Schnell schnappte ich mir noch meine Tasche und meine Jacke von der Garderobe und folgte ihm zum Auto.

Zwanzig Minuten später standen wir vor dem Check-in-Schalter, wo ich meine Koffer abgab. Nachdem ich das hinter mich gebracht habe, machten wir uns schweigend auf den Weg zur Passkontrolle.
"Ich wünsche dir viel Spaß in Schweden und pass bitte gut auf dich auf!", sagte mein Vater, während er mich in den Arm nahm. Tränen rollten mir über die Wangen. Ich wollte meinen Vater nicht alleine lassen, aber ich habe schon immer gesagt, dass ich nach meinem Abi nach Schweden gehen will.
"Ach Papa, du kennst mich doch. Ich bin erst mal froh darüber, dass ich schon Schwedisch kann. Also kann mir schon nicht allzu viel passieren!", brachte ich leise, schluchzend heraus. Mit einer Hand wischte ich mir schnell über mein Gesicht.
"Deswegen ja!", lachte er. Jetzt musste ich auch anfangen zu lachen.
"OK, dann pass ich eben auf!"
"Und grüß bitte deine Mutter von mir!"
"Ja mach ich." Ein letztes Mal nahmen wir uns noch in den Arm, dann ging ich zur Passkontrolle.
Die restliche Zeit verbrachte ich damit, durch die Duty Free Shop´s zu bummeln.
Als mein Flug dann zum Boarding aufgerufen wurde, ging ich zum Schalter und suchte meinen Platz. Er war mal wieder direkt über dem Flügel. Jedes Mal wenn ich fliege, habe ich den Platz über den Flügel. Ich machte mir nichts weiter daraus und schaute mir die Boardzeitung an. Bei dem Musikteil blieb ich hängen und suchte meinen iPod in meiner Tasche.
Ah, Mist. Ich hab ihn doch heute Morgen noch schnell in den Koffer gepackt.

genervt schaute ich wieder in die Zeitung und schaute was sie auf dem Flug alles abspielen würden.
Wer zum Teufel ist Nick Holm?

fragte ich mich, als ich beim vorletzten Lied ankam.
Das Flugzeug setzte sich in Bewegung und ich klemmte die Zeitung wieder vor mir am Sitz fest. Ich kaufte mir die Kopfhörer und steckte sie in die Armlehne, wo sich der Anschluss befand.

Zweieinhalb Jahre habe ich meine Mutter nicht mehr gesehen. Nachdem sie nach Stockholm gezogen ist hab ich mich auf die Schule konzentriert. In den Ferien bin ich nicht nach Schweden geflogen um sie zu besuchen. Ich war damals einfach zu enttäuscht von ihr. Sie hat das Angebot angenommen, bevor sie mit uns darüber gesprochen hat.
Ich konnte sie verstehen, dass sie wieder in ihr Heimatland wollte, doch sie hätte wenigstens mit uns darüber sprechen können.
Aber bist du nicht genau so wie sie?

Ja, das stimmt! Genau genommen bin ich auch nicht besser. Schließlich habe ich meinem Vater nicht alles erzählt. Ich habe ihm nicht erzählt, dass ich ebenfalls ein Angebot bekommen habe.
Vor einem Monat habe ich über meine Tanzgruppe ein Angebot bekommen, in Schweden als Tänzerin zu ´arbeiten´. Natürlich habe ich angenommen.

Ich hing noch ein wenig meinen Gedanken nach, als ich merkte, dass wir uns im Landeanflug befanden.
Verwirrt schaute ich auf meine Uhr.
13.45 Uhr.
Tatsächlich, der Flug geht schon ca. zwei Stunden.

Fünfzehn Minuten später stand ich dann mit einem schmerzenden Bein vor dem Kofferband.
Rammt der mir einfach sein Koffer ans Bein und entschuldigt sich nicht einmal!

regte ich mich gedanklich über einen, etwas älteren Herrn auf.
Suchend sah ich mich nach meinen Koffern um.
Nach weiteren zehn Minuten hatte ich dann alle meine Koffer zusammen und suchte mir ein Taxi, da mir meine Mutter heute Morgen noch eine SMS geschrieben hatte, dass sie mich nicht vom Flughafen abholen konnte, weil das Auto mal wieder in der Werkstatt war. Nachdem ich dann auch ein freies Taxi gefunden hatte, stieg ich ein und sagte dem Fahrer die Adresse.
Die ganze Fahrt über schaute ich aus dem Fenster.
Ach wie sehr hatte ich Schweden doch vermisst!

Für mich war Schweden immer noch das schönste Land auf der Welt. Was wahrscheinlich daher kommt, dass ich, dank meiner Mutter, halb Schwedin bin. Früher war ich in den Ferien immer in Schweden, meist sind wir zu meinen Großeltern nach Helsingborg gefahren. Aber wir waren auch oft in Stockholm, sodass ich mich hier einigermaßen gut auskannte.
Das Taxi hielt vor dem weißen Altbau an, ich bezahlte und stieg aus.
Nun stand ich vor dem Haus und suchte die richtige Klingel. Kurz bevor ich auf diese drücken konnte, wurde die Tür aufgerissen. Vor mir stand ein circa sechzehnjähriges Mädchen mit langen blonden Haaren. Sie musterte mich und sprang mir auf einmal in die Arme.
"Svea! Endlich hab ich meine große Schwester wieder!", schluchzte sie. Ich war so vor dem Kopf geschlagen, dass ich jetzt erst mitbekam, dass ich meine kleine Schwester Emily in meinen Armen hielt.
"Oh Gott, Emily! Ich hab dich ja gar nicht wieder erkannt! Du hast dich so verändert!", brachte ich unter Tränen hervor.
"Du dich aber auch. Wir haben uns einfach zu lange nicht mehr gesehen!", nuschelte sie in meine Haare. Ich löste mich aus ihrer Umarmung und hielt sie an den Schultern ein wenig von mir entfernt um sie genauer zu betrachten. Sie muss um die zehn Zentimeter gewachsen sein und ihre Haare sind nicht mehr schulterlang, sondern gehen ihr jetzt bis über die Brust.
Nachdem wir uns noch einmal umarmt hatten, nahm Emily zwei der Koffer und schleppte sie die drei Stockwerke zu der Wohnung hoch.
Wie kann man, mit zwei schweren Koffern, so viele Treppen, so schnell überwältigen?

fragte ich mich gedanklich, während ich noch im zweiten Stock war.
Und ich hab nur einen Koffer.


Oben angekommen wartete Emily schon mit hochgezogenen Augenbrauen und verschränkten Armen auf mich.
"Ich dachte du tanzt. Musst du da nicht ein wenig Ausdauer haben?"
"Glaub mir Treppensteigen gehört eindeutig nicht zu meinem täglichen Training.", sagte ich und schnappte nach Luft.
"Hmm. Naja, ist ja auch egal. Komm erst mal rein.", lächelte sie mich an. Ach, war es schön wieder das Lächeln von Emily zu sehen.
Emily schloss hinter mir die Tür. Ich stellte meinen Koffer zu den anderen und Emily nahm mich an der Hand und führte mich in das Wohnzimmer, wo auch schon meine restliche Familie auf mich wartete.
"Svea! Ich hab dich so vermisst!", weinte meine Bruder Ben, der sich auch von dem niedlich kleinen Jungen mit kurzen blonden Haaren, in einen Jungen mit Wuschelkopf verwandelt hatte.
Er ist mindestens um einen Kopf gewachsen!

Ich küsste ihn auf seinem Kopf.
"Ich dich auch Ben.", flüsterte ich. Als er zu mir hochsah, lächelte ich ihn an und wischte ihm seine Tränen aus dem Gesicht.
"Svea.", lachte eine kleine Stimme. Ich drehte mich zur Seite und sah Sara, die mich angrinste und sich an mein Bein klammerte. Ben ließ mich los und ich hob Sara hoch.
"Kannst du dich überhaupt noch an mich erinnern, Sara?", fragte ich lachend unter Tränen.
"Ja.", quiekte diese nur. Lachend stellte ich sie wieder auf dem Boden. Sie hatte sich wie meine beiden anderen Geschwister ebenfalls verändert. Wie Ben ist sie um einen Kopf gewachsen und ihre Haare gehen ihr jetzt bis zu den Schultern.
"Svea, es ist schön das du wieder da bist.", hörte ich meine Mutter sprechen und schaute von Sara auf. Als ich sie sah, kamen mir schon wieder die Tränen und ich musste schluchzen. Sie kam auf mich zu und nahm mich in den Arm.
"Ich hab dich so vermisst, Mama!", flüsterte ich. Meine Mutter nahm meinen Kopf in ihre Hände und küsste mir auf die Stirn.
"Jetzt bist du ja wieder hier. Wie geht es Papa?", fragte sie mich, während wir uns auf das Ledersofa setzten.
"Papa geht es gut. Ich soll euch von ihm grüßen.", sagte ich an alle gewandt.
Wir sprachen noch ziemlich lange, bis Ben und Sara um 18.00 Uhr ins Bett mussten. Langsam spürte ich auch die Müdigkeit von dem Flug.
"Ich glaub ich geh auch langsam ins Bett. Ich bin noch ziemlich erschöpft von dem Flug.", sagte ich zu meiner Mutter und Emily. Meine Mutter wünschte mir eine gute Nacht und Emily zeigte mir ihr Zimmer, was wir uns, bis ich eine eigene Wohnung gefunden habe, teilen werden.
"Schlaf gut Svea."
"Du auch, Emily.", konnte ich noch sagen, bevor ich auch schon einschlief.

Stadtbummel




oder

Hallo Nutella




Am nächsten Morgen wachte ich, dank Ben, schon um 8.30 Uhr auf, da er meinte er müsste sich auf mich schmeißen.
"Man Ben, da siehst du deine Schwester nach Jahren wieder und dir fällt nichts Besseres ein als mich so früh zu wecken?", fragte ich genervt und versuchte irgendwie mir meine Bettdecke über den Kopf zu ziehen.
"Mama hat gesagt ich soll dich wecken. Du sollst dir Stockholm noch einmal ansehen.", ärgerte mich Ben weiter, indem er mir die Bettdecke wieder wegzog und anfing auf meinem Bett herumzuhüpfen.
"Aber ich kenn Stockholm doch schon. Ben jetzt hör aber mal auf!" böse sah ich meinen kleinen Bruder an.
"Jetzt komm endlich!", er zog mich aus dem Bett und schleppte mich in die Küche, wo auch schon meine Mutter und Emily saßen.
"Morgen.", kam es nur grummelnd von mir.
"Und du bist immer noch so ein Morgenmuffel, mein Schatz.", lachte meine Mutter, während sie mir einen Kuss auf die Stirn gab.
"Es ist ja auch noch mitten in der Nacht.", ich setzte mich auf einen Stuhl und fing an mir ein Brötchen aufzuschneiden.
"Also Schwesterchen, ich habe mir gedacht das wir gleich erst mal in die Stadt fahren und etwas shoppen gehen." Emily sah mich erwartungsvoll an, doch ich schmierte mir einfach weiter mein Brötchen.
"Und dann gehen wir heut Abend in die Disco.", jetzt wurde ich aufmerksam.
"Disco?", fragte ich meine Schwester noch mal. Diese sprang vom Stuhl auf und hüpfte durch die Küche. Meine Mutter ging lachend aus der Küche.
"Jaa! Ist das nicht cool! Aber ich hab nichts zum Anziehen, deswegen müssen wir ja noch in die Stadt!"
"Emily, beruhig dich!"
"Aber das wird so genial! Endlich kann ich mit meiner Schwester in die Disco!", sie kam auf mich zugerannt und umarmte mich. Das war allerdings keine gute Idee. Ich wollte gerade von meinem Brötchen abbeißen, als sie es mir auch schon, mithilfe ihres Armes, in mein Gesicht beförderte. Jetzt klebte mir, mein so sorgfältig bestrichenes Nutellabrötchen im Gesicht.
"Ups, tut mir leid.", sie ging vorsichtig ein paar Schritte zurück. Ich nahm mir das Brötchen aus dem Gesicht, welches wahrscheinlich nicht so schön aussah mit Nutella beschmiert. Langsam stand ich auf, sah meiner Schwester in die Augen und ging in Richtung Badezimmer.
"Ich geh mir dann mal meine Nutellamaske abduschen.", erwiderte ich dann nur noch in ihre Richtung.

Nachdem ich geduscht und mich angezogen hatte, stellte ich mich vor dem Spiegel und betrachtete mich. Ich bin die Einzige, unter meinen Geschwister, die keine blonde Haare hat. Meine waren hellbraun, schulterlang und leicht gewellt; Und ich habe auch nicht wie meine Geschwister blaue Augen, sondern braun-grüne. Ich kam eindeutig nach meinem Vater.
Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken.
"Svea bist du endlich fertig? Es ist schon nach zehn! Wenn wir noch in die Stadt wollen, müssten wir langsam mal los!", brüllte mir Emily durch die Tür zu.
"Ich bin ja schon fertig.", ich machte die Tür auf und baute mich vor meine kleine Schwester auf.
"Wer von uns ist noch mal die Ältere?"
"Ach jetzt zieh nicht wieder die Nummer ab! Nur weil du neunzehn bist, heißt das noch lange nicht, dass du dir alle Zeit der Welt nehmen kannst!", sie baute sich ebenfalls vor mir auf und marschierte jetzt, mit ihrer Tasche in der einen und ihrer Jacke in der anderen Hand, auf die Haustür zu.
"Manchmal fühl ich mich, als wäre ich Jüngere!", sagte ich noch leise zu mir, als ich mich ebenfalls auf den Weg zur Tür machte.
"Bis nachher Mama!", verabschiedete ich mich noch schnell von meiner Mutter. Ich rannte die Treppen runter und trat aus dem Haus.
"Na endlich!" Die Sonne schien so stark, dass ich mir meinen Arm über die Augen hielt, um Emily überhaupt sehen zu können. Diese stand mit einer Sonnenbrille vor mir.
"Ich hab meine Sonnenbrille zu Hause vergessen! So ein Mist aber auch!"
"Wir kaufen dir einfach eine Neue.", Zusammen gingen wir ein Stück, bis wir die Bushaltestelle erreichten. Während wir auf den Bus warteten, holte Emily ihren iPod aus der Tasche, ich hatte meinen immer noch nicht ausgepackt, und gab mir einen ihrer Kopfhörer.
Die meisten Lieder, die sie sich anhörte, kannte ich, aber dann gab es wieder welche die ich noch nie gehört hatte.
Wahrscheinlich irgendwas von hier!

dachte ich mir.
Als das nächste Lied anfing, fragte ich dann doch mal nach.
Irgendwoher kenn ich das.

überlegte ich in Gedanken weiter.
"Wer ist das?"
"Was?! Du weißt nicht wer das ist?!", fragte sie mich vollkommen empört.
"Ähm, dass sagte ich doch bereits. Ich kenn das Lied irgendwoher, aber mir fällt nicht mehr ein woher.", versuchte ich mich zu verteidigen.
"Ich glaub es nicht!", sagte sie leise und schüttelte den Kopf.
"Das ist Nick Holm! Er ist hier DER Star! Du müsstest ihn eigentlich aus The Battle

kennen. Er ist letztes Jahr mit diesem Lied für Schweden angetreten. Ist dritter geworden."
Nick Holm? Hab ich nicht schon im Flugzeug von dem gehört?

Ich kramte weiter in meinem Gehirn herum und versuchte mich an The Battle 2011

zu erinnern.
"War das nicht der mit den Spiegeln?" fragte ich Emily wieder, nachdem ich mir sicher war den richtigen Auftritt gefunden zu haben.
"Ja genau! War er nicht einfach klasse?!", verträumt sah sie die Straße entlang.
"Ich glaub ich fand die Choreo ganz gut.", sagte ich zu ihr und versuchte sie mit Handwedeln vor dem Gesicht wieder in die jetzige Welt zu bringen.
"GANZ GUT?? Sag mal geht es DIR noch ganz gut?!", jetzt sah sie mich wieder verständnislos an.
"Emily jetzt komm mal wieder runter." Zum Glück musste ich mir nicht weiter ihre Beschuldigungen anhören, da gerade in dem Moment der Bus um die Ecke fuhr.

Nach unserem Shoppingmarathon kamen wir vollbeladen zu Hause an. Zögernd stand ich vor der Treppe, die ich noch bezwingen musste, um auf das wohlverdiente Sofa zu gelangen. Die schweren Tüten drückten sich in meine Handflächen.
„Emily, kannst du mich nicht hochtragen?“, rief ich ihr hinterher, da sie wahrscheinlich schon längst oben angekommen war.
„Nein!“, brüllte sie nur über das Geländer nach unten. Seufzend ließ ich meinen Kopf hängen, als mich plötzlich das Klingeln meines Handys aufschrecken ließ.
Oh Nein, nicht auch noch das!

hektisch versuchte ich an meinem Handy zu gelangen, dass fröhlich weiter in meiner Handtasche Glow

von Madcon

spielte. Die Tüten, die ich in der linken Hand hielt, fielen mir runter und der gesamte Inhalt verteilte sich auf dem Boden.
„Scheiße!“, zischte ich.
Jedenfalls habe ich jetzt eine Hand frei!

ich wühlte in meine Handtasche rum bis ich endlich das Handy gefunden hatte. Genervt ging ich ran.
„Ja!“, meine Stimme klang gereizter als ich es beabsichtigt hatte.
„Svea, bist du das? Hier ist Bea, deine Arbeitgeberin! Ok, nicht ganz, aber ich bin für dich verantwortlich!“
Oh, Mist! Hoffentlich ist ihr meine ´Stimmung´ nicht aufgefallen!


„Hallo Bea! Ja ich bin dran. Gibt es irgendein Problem, wegen dem Job?“, fragte ich, während ich mich auf den Boden kniete und die Sachen wieder in die einzelnen Tüten verstaute.
„Nein, nein, keine Sorge mit der Arbeit hat es nichts zu tun! Ich wollte dich nur fragen, ob du gut in Schweden angekommen bist?“, langsam atmete ich aus.
„Ja bin ich, danke der Nachfrage. Es ist toll zu wissen, dass man jetzt erst mal für länger hier bleibt!“, ich freute mich wirklich wieder hier zu sein.
„Das ist doch schön. Du ich muss auch schon wieder Schluss machen! Wir sehen uns, tschüss!“, ich konnte mich nicht einmal von ihr verabschieden, schon hatte sie aufgelegt. Lächelnd schüttele ich meinen Kopf und verstaute mein Handy wieder in die Tasche.
„Svea! Wo bleibst du denn?“, brüllte Emily von oben.
„Ich komm doch schon!“, erwiderte ich, nahm meine Tüten wieder auf und machte mich an den Anstieg.


Discobesuch Teil 1




oder

"Hey, krieg ich deine Nummer Baby?!"




"Oh man, dass wird so cool!", quietschte Emily schon wieder. Das ging jetzt schon die ganze Zeit so. Seit dem wir von unserer Shoppingtour gekommen sind, höre ich immer den gleichen Satz von ihr.
"Ich weiß! Aber du solltest langsam mal aus dem Bad kommen! Ich muss mich schließlich auch noch duschen! Ich hab immer noch das Gefühl, Nutella im Gesicht zu haben.", redete ich auf die geschlossene Badezimmertür ein. Emily war da ein jetzt einen gefühlten Tag drinnen, auch wenn es nur

fünf Stunden sind.
Die Tür öffnete sich ein Spalt und meine Schwester lugte mit dem Kopf heraus.
"Ne, da ist nichts mehr.", und schon war die Tür wieder zu. Was geht denn jetzt ab?


"Emily jetzt beeil dich mal! Du hast ja noch nicht einmal die Lockenwickler aus den Haaren! Wann wolltest du eigentlich in der Disco sein? Morgen um sechs? Wenn du so weiter machst dann schaffen wir das!", ich schlug gegen die Tür. Jetzt wurde ich langsam echt wütend.
"Bin ja schon fertig!", sagte sie und öffnete die Tür. Mir blieb der Mund offen stehen.
Sie sah absolut toll aus. Emily´s Haare sind richtig schön lockig geworden, sie hat sich für Röhrenjeans, ein schlichtes weißes Top mit einem hellrosanen Blazer und braune Peeptoes entschieden. Es passte einfach perfekt zu ihren Haaren.
"Wow!", mehr brachte ich einfach nicht heraus. Ich musste wieder an die Zeit denken, wo sie mit Zöpfen und Pferdepulli rumgelaufen ist.
Die Zeit ist dann wohl offiziell vorbei!


"Danke, aber würdest du dich jetzt bitte mal beeilen?!", sagte sie und ging in das Wohnzimmer.
"Geht´s noch? Ich musste doch die ganze Zeit auf dich warten!"
"Jaja!"
Ich ignorierte sie einfach und machte mich fertig.

Nach einer halben Stunde war ich dann auch fertig. Ein letztes Mal betrachtete ich mein Werk noch einmal im Spiegel. Ich hatte mich für eine Lederleggins, ein beiges Nietentop und schwarze High Heels entschieden. Meine Haare hingen mir einfach locker über die Schultern.
"So, ich bin fertig." Ich konnte gar nicht richtig zu Ende sprechen, als mich Emily auch schon mit sich zog.
Das wird allmählich Standard.


Wir schnappten noch unsere Handtaschen und schon waren wir, ein zweites Mal an diesem Tag, aus dem Haus.

Weitere dreißig Minuten später stellten wir uns dann in einer Schlange, von circa hundert Leuten, vor einer Disco an.
Ich habe jetzt echt keine Lust mir eine Stunde lang die Beine in den Bauch zu stehen!


"Emily gibt es nicht noch andere Discos in Stockholm?", fragte ich sie.
"Ja schon, aber in die hier geht Nick Holm immer feiern!", als sie seinen Namen sagte, ging ihre Stimme um mehrere Tonlagen höher.
"Das glaub ich jetzt einfach nicht! Was ist denn bitte so besonders an dem Typen?"
"Oh man, Svea! Du musst ihn einfach gesehen haben, dann weißt du was an ihm so besonders ist.", sie seufzte: "Wie er tanzt, wie er singt, wie er spricht, wie er..."
"Ok Emily, dass reicht jetzt! Ich muss mir doch keine Sorgen um dich machen, oder?" Ich runzelte meine Stirn und sah sie an. Emily wurde rot und schaute schnell wieder nach vorne um zu sehen ob sich schon was geändert hat. Was natürlich nicht der Fall war, da die Türsteher entweder sehr gründlich vorgingen oder eingeschlafen waren.
Auf einmal wurde mir eine Hand auf die Hüfte gelegt und man(n) drehte mich um. Geschockt sah ich in das Gesicht eines Mannes. Er fühlte sich anscheinend sehr cool mit seinen vielen Bling-Bling Ketten und der Jogginghose, ich bezweifle jedoch das der so in die Disco gelassen wird.
Dreckig grinste er mich an. Meine Faust war schon zum Schlag bereit.
Junge, wenn du nicht ganz plötzlich deine Hand von mir lässt, mach ich dir deine Nase deinem Gesicht gleich!


"Hey, krieg ich deine Nummer Baby!?" Klatsch! In seinem Gesicht leuchtete nun eine rote Hand.
"Nein tut mir Leid, die hab ich irgendwie verloren!", lächelte ich ihn angewidert an. Emily hat sich an meinen Arm geklammert.
"Gibt es hier Probleme?", auf einmal stand einer der Türsteher vor uns.
Ist wohl doch nicht eingeschlafen!

war mein erster Gedanke.
Oh mein Gott, was für ein Schrank!

war mein zweiter Gedanke.
Ich musste mein Kopf in den Nacken legen um überhaupt sein Gesicht sehen zu können.
"Nein, Alter! Zisch ab! Ich unterhalte mich gerade mit der Lady hier!", meinte unser Cool-Boy. Das dieser den Schrank allerdings ´Alter´ genannt hat, schien ihm nicht so gut zu gefallen.
Keine zwei Sekunden später hatte Cool-Boy eine Hand im Nacken und wurde vom Geländer der Disco getragen.
"Entschuldigt bitte die Belästigung. Wenn sie mir bitte zum VIP-Eingang folgen würden! Als Entschädigung.", sagte der Türsteher, den ich, dank seines Namensschildes, als Ralf identifizierte.
Ich sah meine Schwester verwundert an und wir folgten Ralf grinsend zum VIP-Eingang.


Discobesuch Teil 2



oder

"Oh mein Gott! Das ist Nick Holm!"




Ralf führte uns, entlang der wartenden Masse, zum VIP-Eingang. Ich schaute mir die Leute genauer an und stellte fest, dass alle irgendwie etwas Reiches an sich hatten. Natürlich waren auch welche darunter, die genauso normal aussahen wie wir, aber das war nur eine kleine Menge.
Wir passen hier nicht wirklich rein!

Während wir also an diesen Reich-aussehenden-Leuten

vorbei gingen, musterte uns jeder, wirklich jeder

 

.
Wahrscheinlich denken die wir wären irgendjemand besonderes!

dieser Gedanken freute mich ein wenig und ich musste noch breiter grinsen als ich es eh schon tat.
Im Nachhinein war es ja dann doch ganz gut, dass mich dieser Typ nach meiner Nummer ´gefragt´ hatte.
Wir gingen durch den VIP-Eingang. Dort wurden uns unsere Jacken abgenommen und mir wurde ein rotes Band um das Handgelenk gelegt, welches zeigte, dass ich schon mindestens achtzehn Jahre war. Emily bekam ein gelbes Band, welches wiederum zeigte, dass sie noch unter achtzehn Jahre war.
Wir mussten noch nicht einmal Eintritt bezahlen. Eine weitere Entschädigung für die Unannehmlichkeiten vor dem Club, meinte Ralf.
Mein Gott, sie haben doch gar nichts gemacht! Wieso müssen sie sich denn bitte für diesen Typen rechtfertigen?

dachte ich mir, während wir die Disco betraten.
Mich traf fast der Schlag, als wir in die Menschenmasse gingen. Es war total voll, aber es sah einfach nur fantastisch aus. Links von uns führte eine Treppe nach oben, wo Sitznischen in der Wand eingelassen worden waren. Leider schienen diese alle besetzt zu seien.
Weiter vor uns, gingen drei Stufen runter zu der großen Tanzfläche. Aus den vielen Boxen dröhnte gerade das Lied Ma Chérie

von DJ Antoine und die ganzen Leute, welche sich hauptsächlich im Alter von sechzehn bis fünfundzwanzig befanden, bewegten sich im Rhythmus zu der Musik.
Nun ja, die meisten zumindest. Die anderen bewegten sich halt … etwas eigen!
Auf unserer Ebene befand sich rechts der DJ-Pult und links ging es außerdem weiter zu der Bar und einigen Stehtischen.
Mein Blick glitt wieder zu dem DJ, dieser unterhielt sich gerade lachend mit vier jungen Männern. Sie mussten so um die zwanzig sein.
Irgendwie kommen die mir bekannt vor.

ich schaute sie mir noch einmal genauer an. Plötzlich drehte sich einer der Männer um und schaute mich grinsend an. Ich spürte wie ich rot anlief und drehte mich schnell zu Emily.
Oh man, was mach ich hier denn bitte! Starr die wie eine Verrückte an! Jetzt denkt der sich wahrscheinlich sonst was über mich. Und ich werd auch noch rot wie eine Tomate! Oh Gott, wie peinlich!

ich schüttelte den Kopf, als wenn ich meine Gedanken damit vertreiben könnte. Emily sah mich derweil fragend an. Wieder schüttelte ich nur den Kopf, um ihr zu verstehen zu geben, dass ich nicht darüber sprechen möchte. Doch ihre Augen musterten schon suchend die Leute hinter mir. Ich konnte nur hoffen, dass der Typ nicht weiter meinen Rücken oder Hinterkopf musterte.
"Soll ich uns was zu trinken holen?“, fragte ich meine Schwester, damit sie wieder zu mir schaute.
"Ja, aber für mich nur eine Cola, bitte. Ich geh mal nach oben und guck ob dort vielleicht doch noch was frei ist." Emily ging die Treppe hoch und ich machte mich auf den Weg zur Bar.
Ich quetschte mich durch die Leute um an die Bar zu kommen. Dort bestellte ich dann die Cola für Emily und für mich ein Beck´s ICE.
Emily stand am Geländer gelehnt, da die Sitzplätze schon alle, wie ich schon beim Reingehen vermutet hatte, belegt waren. Man konnte die komplette Tanzfläche von hier oben sehen.
"Hier!"
"Danke. Wow, das ist echt cool hier.", sagte meine kleine Schwester und ließ ihren Blick nochmals durch den Raum schweifen. Die nächsten zehn Minuten unterhielten wir uns über alles Mögliche und verfolgten weiterhin das Geschehen. Als gerade eines meiner Lieblingslieder gespielt wurde, stellte ich meine leere Flasche auf einen Tisch und zog Emily mit auf die Tanzfläche.
Ich versank in der Musik und ließ mich von ihr leiten.
"Es ist echt nervig eine Tänzerin als Schwester zu haben!“, rief meine Schwester, aufgrund der lauten Musik, zu mir rüber.
"Da fühl ich mich wie der letzte Idiot, wenn ich neben dir tanze.“, lachte sie mich an.
"Tja. Pech gehabt! Man kann sich seine Familie eben nicht aussuchen!"
Ich merkte gar nicht dass uns die Männer, die mir so bekannt vorkamen, während des Liedes antanzten.
Als das Lied dann vorbei war. Schaute ich völlig verwirrt in das Gesicht des Mannes der mich vorhin schon angelächelt hatte. Und ich musste feststellen, dass ich wieder anfing rot zu werden.
Hoffentlich erkennt er mich nicht!

betete ich stumm in den Himmel.
Ich stand mit meiner Schwester und den ´Jungs´ etwas abseits von der Tanzfläche.
"Gibt es denn einen Grund schon wieder rot anzulaufen?“, fragte er mich lachend.
Oh nein, er hat mich erkannt!

ich fing an ihn zu mustern.
Er sah gut aus, musste ich feststellen. Unter seinem engen T-Shirt zeichneten sich seine Bauchmuskeln ab und seine braunen Haare passten gut zu seinen strahlenden grünen Augen.
Jedoch sahen die anderen auch nicht schlecht aus. Man konnte bei ihnen ebenfalls sehen, dass sie gut trainiert waren.
"Du hast wirklich gut getanzt.", riss er mich aus meiner Musterung. Die röte breitete sich schon wieder, über meinem Gesicht aus.
"Gut? Du warst Mega! Das war einfach Spitze!", mischte sich nun der ´Blonde´ ein.
"Ach, ich bin übrigens Lars.“, stellte er sich uns vor und gab Emily und mir die Hand.
"Und das da ist Mark," er zeigte auf den braunhaarigen Mann.
"Dean," ein weiterer blonder Mann, der allerdings der Größte in der Gruppe zu sein schien.
"Und dann noch Jake." Jake hat leicht rötliche Haare, was aber wahrscheinlich nur durch das Licht der Disco kommt.
"Hey, ich heiße Svea und das hier," ich zog Emily in meinen Arm.
"ist meine kleine Schwester Emily.“ Emily stach mir mit ihren Ellenbogen in die Seite und schaute mich böse an.
"Was?", gab ich fragend zu ihr.
Wir unterhielten uns noch ein wenig mit den Vieren, als auf einmal dieses Lied von Nick Holm gespielt wurde. Jake, Dean, Mark und Lars sahen sich kurz an, entschuldigten sich bei uns und liefen auf die Tanzfläche. Dort legten sie während des gesamten Liedes eine so geniale Performance hin, dass sich ein Kreis um sie herum bildete und die Leute sie an jubelten.
Ich stand einfach nur mit offenem Mund da und wusste nicht so recht, was ich jetzt tun, geschweige denn sagen sollte.
Und zu mir sagen sie, ich würde gut tanzen!


Nach ihrem Auftritt verbeugten sie sich vor ihrem Publikum, klatschten sich ab und kamen lachend auf uns zu.
"Und? Wie waren wir?", fragte Dean uns und schaute erst zu Emily und dann zu mir. Da ich immer noch völlig baff war, überließ ich Emily das Reden.
"Wow, ihr ward grandios! Einfach nur genial! Aber ich weiß immer noch nicht woher ich euch kenne?", erschrocken sah ich Emily an.
Dann ist sie also auch der Meinung die Vier schon einmal gesehen zu haben!

Als Emily ihre Frage gestellt hatte, schauten sie sich wieder an. Gerade wollte Mark etwas sagen, als er von hinten auf die Schultern geklopft wurde. Ich schaute mir den Mann, der hinter Mark hervortrat genauer an. Er war braun gebrannt und hatte braune, fast schwarze Haare. Seine Augenfarbe konnte ich nicht erkennen, dafür war es einfach zu dunkel in der Disco. Er hatte einen schwarzen Hut auf, ein weißes T-Shirt und darüber eine dunkelblaue Kapuzenjacke.
"Musstet ihr wieder angeben?!“, fragte er nun lachend Mark und die anderen drei. Anscheinend kannten sie sich gut, denn sie klatschten sich alle ab und umarmten ihn kumpelhaft.
Plötzlich quietschte es neben mir und wir drehten uns alle zu Emily um. Diese biss sich auf die Lippen und schaute den neu dazugekommenen jungen Mann, mit großen Augen an.
"Was um Himmels willen ist denn mit dir los?“, fragte ich sie.
"Oh mein Gott! Das ist Nick Holm!" quietschte sie nur.

Und dann ging das ganze Spektakel los!

Misslungener Überraschungsauftritt




oder

„Das ist doch jetzt aber nicht meine Schuld, oder?“




01:23 Uhr zeigten mir die leuchtenden, roten Zahlen des Weckers auf meinem Nachtschrank an.
Ich saß auf meinem Bett und schaute zu Emily, die ganz ruhig schlief.
Nach fast einer Stunde hab ich es dann schließlich geschafft sie so ruhig zu bekommen, dass sie einschlafen konnte.
Na gut, es war eine Beruhigungstablette nötig!
Oh man, was für ein Abend!


Ich musste wieder an Nick denken.
Ich hätte nie erwartet, dass er so nett ist!


Wieder ließ ich den Abend Revue passieren.

* * * * * Rückblick * * * * *
Nachdem Emily, in den jungen Mann, Nick Holm erkannt hatte und er ihr die Hand gab und sich bei uns persönlich vorstellte, ist sie total hysterisch geworden.
Und damit meine ich nicht nur einfach umkippen!
Nein!
Erst hat Emily kein Wort herausbekommen! Sie stand einfach nur da und hat ihn mit offenem Mund angestarrt! Selbst das übliche Hand–vor–dem–Gesicht–wedeln hat nichts gebracht.
Ab da, wurde mir Emily echt peinlich und ich fragte mich mal wieder, was ich nur für eine Familie habe.
Was wird er nur von uns denken?

war mein erster Gedanke.
Ich meine, da trifft man einmal einen Star, auch wenn ich ihn nicht kenne, und meine Schwester bekommt wieder einen ihrer Anfälle!

verzweifelt und peinlich berührt, ließ ich meine Hand sinken.
Dann hat sie auf einmal angefangen, wie wild rum zu quietschen und hat irgendetwas vor sich her gebrabbelt. Wahrscheinlich konnte sie nicht glauben, dass er vor ihr stand, denn sie hat sich ganz nah zu seinem Gesicht gebeugt, wieder irgendwas gesagt, ist dann wieder ein Schritt zurückgegangen und hat nur den Kopf geschüttelt.
Da war bei mir dann die Grenze des Fremdschämens erreicht und ich legte meinen Kopf in meine Hände und schüttelte diesen ebenfalls.
Oh, das kann doch nicht wahr sein! Jetzt ruft er sicherlich gleich seine Bodyguards und Ralf muss sich wieder für die Unannehmlichkeiten entschuldigen!

dachte ich mir.
Ich frag mich sowieso warum er das nicht schon längst getan hat?!


Als ich wieder nach oben schaute, da ich kein Quietschen, Flüstern oder sonstiges von Emily hörte, sah ich, dass sie rot angelaufen ist.
Dann ist ihr wohl auch mal aufgefallen, wie peinlich diese Aktion gerade war!

dachte ich nur und wollte mich gerade bei diesem Eric, für das Verhalten meiner Schwester entschuldigen, als diese plötzlich neben mir umkippte.
Tja, und danach bin dann auch ich hysterisch geworden!
Mark und Dean haben versucht mich zu beruhigen, was ihnen, ehrlich gesagt, auch sehr gut gelungen ist. In der zwischen Zeit rief Nick Holm einen seiner Bodyguards an, die in der Tiefgarage am Auto auf ihn warteten und sagte ihm, dass sie den Wagen vor dem Eingang fahren sollten. Lars trug meine Schwester aus der Disco und ich beeilte mich hinter ihm herzukommen. Dean legte einen Arm um mich und führte mich durch die Massen hinter Nick und Lars her, da ich durch die tanzenden Menschen immer wieder abgedrängt wurde und Lars auch schon bald aus den Augen verloren hatte.
Draußen angekommen, stand ein weißer Opel Zafira tourer vor der Tür. Neben der Autotür stand ein Mann in einem schwarzen Anzug. Wahrscheinlich einer der Bodyguards.
Der kann Ralf echt Konkurrenz machen!

Nick ging auf diesen zu und besprach irgendetwas mit ihm. In der Zwischenzeit hatte Lars Emily schon ins Auto gelegt und deutete mir nun an, dass ich ebenfalls einsteigen sollte.
„Ich hoffe deiner Schwester geht es bald wieder besser!“, sagte Dean an mich gewandt.
„Fährst du nicht mit?“
„Nein, ich werde mit Mike, “, er zeigte auf den Bodyguard.
„und Jake mitfahren.“ Ich nickte und umarmte ihn kurz zum Abschied, dann beeilte ich mich schnell wieder zu Emily zu kommen. Ich setzte mich so hin, dass ich Emilys Kopf auf den Schoß nehmen konnte, Mark setzte sich hinter das Steuer, Lars nahm auf den Beifahrersitz platz und Nick setzte sich zu mir und nahm Emilys Beine auf den Schoß.
„Wo soll ich euch denn hinfahren?“, fragte Lars und sah mich im Rückspiegel an. Ich nannte ihm unsere Adresse und er fuhr los. Die ganze Fahrt über schwiegen wir.
Nach dreißig Minuten hielt Lars am Bürgersteig an und er und Mark drehten sich zu uns nach hinten um und verabschiedeten sich von mir. Nick trug meine Schwester zu unserer Wohnung und ich schloss die Haustür auf.
Zum Glück war meine Mutter mit Sara und Ben zu unseren Großeltern nach Helsingborg gefahren. Ich zeigte ihm unser Zimmer und er legte sie auf das Bett.
„Das ist doch jetzt aber nicht meine Schuld, oder?“, fragte er mich.
„Ach was, nein!“, sagte ich zu ihm.
Oh mein Gott! Was für Augen!

ich versank regelrecht in ihnen.
Er nickte und verabschiedete sich von mir.
Gerade als er gehen wollte, fiel mir ein, dass ich mich noch für die Aktion von Emily entschuldigen musste.
OK, ich gebe es zu! Eigentlich wollte ich nur nicht, dass er schon geht, da ich nicht so recht wusste was ich mit Emily anstellen sollte!


„Ach ich wollte mich noch für Emilys Aktion von vorhin entschuldigen!“, er lächelte nur.
Was für ein Lächeln!


„Ist doch nicht so schlimm. Ich hoffe nur das es ihr bald wieder besser geht!“
„Und danke!“
„Das ist doch selbstverständlich!“ Er verabschiedete sich noch einmal und schloss dann die Tür hinter sich.
* * * * * Rückblick zu Ende * * * * *

Ich legte mich in mein Bett und schlief auch gleich ein.

Erster Arbeitstag




oder

„Du hättest mich auch letztens schon nach einem Autogramm fragen können!“




„Hallo?“, verschlafen rieb ich mir die Augen und hielt mein Handy ans Ohr.
„Hallo? Svea? Hier ist Bea!“ Kerzengerade saß ich in meinem Bett und sah hektisch auf meine Uhr.
Puh, doch nicht zu spät!

Bea ist die Managerin, die mir das Angebot als Tänzerin gemacht hat.
Irgendwie ist sie ja jetzt auch meine Managerin, oder?

und schon war ich wieder in meiner Traumwelt gelandet.
„Oh, guten Morgen Bea! Ich bin doch nicht zu spät, oder?“, vielleicht hab ich ja eine falsche Uhrzeit verstanden.
Ich sollte unbedingt mal mein Schwedisch aufbessern!


„Nein, nein, du liegst noch komplett im Zeitplan!“, lachte sie mich durch den Kopfhörer an.
Moment! Woher weiß sie bitte ob ich in meinem Zeitplan liege, oder nicht?!

ich schüttelte meinen Kopf und konzentrierte mich wieder auf Bea.
„Ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass du doch bitte um zwölf Uhr noch einmal bei mir ins Büro kommen sollst, damit ich dir alles weitere erklären kann. Ach und die Wegbeschreibung zu dem Tanzstudio muss ich dir ja auch noch geben.“ Ich hörte wie es im Hintergrund raschelte. Wahrscheinlich sucht sie gerade die ganzen Papiere für mich zusammen.
„Ja ok, dann bin ich um zwölf Uhr bei dir! Gibst du mir noch die Adresse?“, fragte ich sie, da mir gerade einfiel, dass ich noch nicht einmal die Adresse von ihrem Büro wusste.
„Sicher!“, sie nannte mir die Adresse, die ich schnell auf einem Zettel schrieb, den ich von Emilys Schreibtisch fischte.
Sie sollte hier dringend mal wieder aufräumen

Ich verabschiedete mich von Bea und legte auf.
Es war Montag, zwei Tage nach meinem Zusammentreffen mit Nick Holm. Emily war schon in der Schule und ich schaute mir nochmal das Chaos in unserem/ihrem Zimmer an. Ich war noch gar nicht dazu gekommen, mir überhaupt ihr Zimmer anzusehen.
Das Schreibtischchaos war schon ein kleiner Schock, doch was ich dann sah, ließ mich erst mal ein paar Schritte zurück taumeln.
Oh. Mein. Gott. Wieso ist mir das denn nicht schon früher aufgefallen?


Geschockt und mit angehaltenem Atem, drehte ich mich einmal im Kreis. Überall, aber auch wirklich überall, starrten mich die braunen Augen von Nick Holm an! Es gab keine freie Fläche ohne sein Gesicht.
Ok, er sieht ja wirklich gut aus, aber das ist eindeutig zu viel!

langsam ging ich aus dem Zimmer, bevor ich noch einen Schlaganfall, aufgrund zu vieler schöner brauner Augen, erleiden konnte.
Ach was denk ich denn da! Er ist nur einer unter vielen Männern! Und außerdem kenne ich ihn doch gerade mal dreißig, nicht gerade spaßige, Minuten und das waren auch mit Sicherheit die einzigen!

verwirrt über meinen eigenen Gedankengang, ließ ich mich in der Küche auf einen Stuhl fallen und frühstückte erst einmal ausgiebig. Schließlich wird das heute mein erster Arbeitstag!

Als ich dann zufällig einen Blick auf die Küchenuhr warf, verschluckte ich mich an meinem Saft.
11.03 Uhr.
„Scheiße!“, schrie ich auf und räumte die Sachen in Windeseile weg. Danach sprintete ich unter die Dusche, band mir meine Haare zu einem Pferdeschwanz und packte schnell meine Sachen für das erste Training.
11.42 Uhr.
Zum Glück habe ich Samstag noch ein Auto gefunden!


Ich überwältigte die Treppen in einen neuen Highscore und schloss meinen neuen, weißen Opel Astra auf.

Pünktlich um zwölf Uhr klopfte ich, völlig außer Atem an Beas Tür.
„Ja bitte?“
„Hallo Bea.“ Leise machte ich die Tür hinter mir zu und trat in den Raum ein. Bea sprang sofort auf und umarmte mich.
„Ah, schön dich mal wieder zusehen Svea! Setz dich doch bitte.“ Ich setzte mich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch.
Die nächsten zehn Minuten ging es um meine Arbeitszeiten und das diese nicht immer einhaltbar sein werden können, dann gab sie mir die Wegbeschreibung zu dem Tanzstudio und wir verabschiedeten uns voneinander, damit ich nicht zu spät zu meinem ersten Arbeitstag kommen würde.

Weitere zehn Minuten später parkte ich meinen Wagen vor dem Tanzstudio und stieg aus.
Jetzt bin ich aber mal gespannt!

dachte ich und öffnete die Tür zum Trainingsraum und blieb auch gleich wie angewurzelt stehen.
„Du hättest mich auch letztens nach einem Autogramm fragen können!“, sagte gerade Nick und kam auf mich zu. Ich brachte natürlich keinen Ton heraus.
„Woher weißt du eigentlich wo ich trainiere?“
„Ähh…“
Ich bin jetzt nicht wirklich eine Tänzerin für Nick Holm, oder?

Ich muss zum falschen Tanzstudio gefahren sein. Also holte ich nochmal den Zettel von Bea raus und schaute mir die Adresse an. Nein, ich war hier richtig!
„Also am Freitag warst du nicht so … sprachlos!“, lachte Dean und kam auf uns zu, die anderen folgten ihm.
Nick sah mich weiter mit diesen unbeschreiblich schönen braunen Augen an.
„Äh, nein ich möchte ganz sicher kein Autogramm von dir“, erst da wurde mir richtig bewusst, wie eingebildet das doch von ihm war.
„und ich hab die Adresse von Bea bekommen.“
Stille.
„Na dann, willkommen ihm Team.“, sagte Lars und klopfte mir auf die Schultern. Die anderen taten es ihm gleich. Nur Nick blieb stehen und schaute mich an. Seinen Blick konnte ich jedoch nicht deuten.
Na das kann ja was werden!



Holpriger Start




oder

“Mein Chef ist ein Arsch! Oder vielleicht doch nicht?“




„Ist es etwa so schlimm, dass ich die neue Tänzerin bin?“, fragte ich etwas zu zickig, den großen Star.
„Hm. Ich hab mir ehrlich gesagt was anderes vorgestellt, als Bea meinte sie hätte eine neue Tänzerin!“
Ich hab mich jetzt wohl verhört, oder? Was glaubt der eigentlich wer er ist?! Ich nehme alles zurück, was ich je über ihn gesagt, beziehungsweise gedacht habe!

Das Blut schoss mir vor Wut bis in die Ohren. Ich musste leuchten wie eine Glühbirne, so warm wurde mein Gesicht.
Ich stapfte, die paar Schritte auf ihn zu und tippte ihn mit meinem Zeigefinger gegen die Brust.
Hoffentlich bekommt er blaue Flecken davon!


„Ach, der werte Herr stellt also auch noch Forderungen!“, mein Zeigefinger klopfte weiter auf seine Brust, bis er meine Hand unangenehm festhielt. Wahrscheinlich hatte ich mir selber mehr Schmerzen zugefügt, als ihn.
Der hat aber auch ein Oberkörper aus Stahl!


Er schaute mich mit Funken sprühenden Augen an.
Er machte mir Angst.
„Ja weißt du, auf so einer Nervensäge wie dich kann ich gerne verzichten!“
„Sag mal, was hab ich dir eigentlich getan?“ Langsam wurde ich echt frustriert. Er spielt sich hier auf, als wenn er der Größte wäre! Dabei kennt er mich noch nicht einmal!
„Man Nick, du hast sie nicht tanzen gesehen! Sie tanzt wirklich super gut.“, mischte sich nun auch Mark mit ein.
„Sicher!“, sagte Nick mit so viel Spott, dass sich ein Kloß in meinem Hals bildete und sich Tränen in meinen Augen sammelten. Nick drehte sich derweilen um und ging zu seiner Sporttasche.
„Svea, er meint das nicht so.“, meinte Jake und legte eine Hand auf meinen Arm.
„Ich meine dass genauso, wie ich es gesagt habe!“, rief Nick uns von seiner Tasche aus zu. Oder eher gesagt zu mir. Nun konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalte und die Tränen kullerten heiß über meine Wangen.
Das reicht mir jetzt!


„Dann erkläre du das Bea! Ich werde mir dann mal einen Job suchen, wo ich mehr respektiert werde und mein Chef nicht so ein Arsch ist!“, meine Stimme brach ab. Ich drehte mich um und rannte aus dem Tanzstudio.
„Svea! Warte!“, rief noch jemand, aber ich konnte die Stimme nicht zuordnen. Weinend lief ich zu meinem Wagen und stieg ein. Schluchzend startete ich das Auto, doch ich fuhr nicht los.
Warum heul ich hier eigentlich rum? Was interessiert es mich, was dieser Typ von mir denkt?

Ich legte meinen Kopf auf das Lenkrad und versuchte mich zu beruhigen.
Plötzlich wurde die Tür der Beifahrerseite geöffnet und jemand setzte sich zu mir in den Wagen. Mein Kopf schoss nach oben und ich schaute in Deans Gesicht. Er hatte sich zu mir gedreht und schaute mir in die Augen.
„Du musst ihn verstehen, Svea.“, sagte er zu mir.
„Jetzt nimm ihn nicht auch noch in Schutz! Mir ist wirklich total egal was er über mich denkt, aber ich kann nicht mit ihm zusammenarbeiten, wenn er mich wie Müll behandelt!“ In meiner Stimme waren immer noch die Tränen zu hören.
„Svea ich versteh dich ja, aber Nick hat auch seine Gründe.“ Ich schaute ihn böse an.
Wollte er mir jetzt etwa einreden, dass ich mir mein ganzes Leben lang diese Beleidigungen anhören sollte!? Nein, danke!


„Ach und was wäre das für ein Grund?“, fragte ich in patzig.
Was pflaume ich eigentlich Dean an? Er hat schließlich nichts gemacht.


„Ich glaub das sagt dir Nick besser irgendwann selber. Aber glaube mir, normalerweise ist er nicht so!“ Dean sah mich fragend an.
„Kommst du?“, er ist ausgestiegen und fragte mich durch die offene Beifahrertür. Ich kaute auf meine Unterlippe rum und wusste mal wieder nicht so recht was ich machen sollte. Vor was hatte ich eigentlich Angst? Ich konnte Dean doch schließlich vertrauen, oder?
Wahrscheinlich habe ich einfach nur davor Angst, dass das Nicks wahres Gesicht sein könnte und der Nick am Freitag war nur eine Maske!

ich schüttelte leicht meinen Kopf und stieg wieder aus dem Wagen aus.
Ach, was mach ich mir eigentlich solche Gedanken? Und wenn habe ich schließlich immer noch die Jungs.


Entschlossen ging ich auf die Eingangstür zu, die Dean mir grinsend aufhielt.
Als ich ein zweites Mal in den Tanzraum trat, warteten die Anderen schon. Nick kam auf mich zu und Dean ging zu Lars, Jake und Mark am anderen Ende des Raumes.
Oh nein, kommt jetzt etwa noch eine Hassattacke!

Gespannt, aber auch mit etwas Angst schaute ich Nick an. Dieser schaute bedrückt auf den Boden. Als er mich dann nach einer halben Ewigkeit wieder anschaute, konnte ich da drinnen keinen Funken Hass oder Wut erkennen. Nein, er sah mich eher traurig an.
„Svea es tut mir leid! Ich hätte dich nicht so anschreien sollen! Du hast damit nichts zu tun! Es ist nur …“, er stockte und sah wieder auf den Boden. Wenn mich nicht alles täuscht, konnte man in seinen Augen Tränen erkennen. Jetzt hatte ich Mitleid mit ihm.
Oh man Svea, reiß dich zusammen!


„Ist schon in Ordnung, du musst mir nichts erklären.“, flüsterte ich
Wieso um Himmelswillen flüstere ich!?

Jetzt schaute er mich wieder an.
„Hat Dean dir…“
„Nein. Er meinte das du es mir irgendwann selber erzählen würdest.“ Ein Nicken.
„Ich bin dir wohl eine Erklärung schuldig, was?“, er versuchte zu lächeln, doch es verrutschte in einer Grimasse.
„Die hab ich doch schon bekommen! Du sollst dich nicht gezwungen fühlen, es mir zu erklären.“
Wow. Was für eine Antwort!


Diesmal lächelte er mich richtig an. Keine Grimasse! Keine Wut! Kein Hass!
„Danke.“ Nun lächelte ich ihn auch an.
„Ey, können wir dann mal anfangen?!“, brüllte Mark zu uns rüber.
Lachend gingen wir zu dem CD-Player und der Spiegelwand, wovor meine neuen Mittänzer auch schon warteten.
Wir starteten mit einem Song, den ich aus Emilys Musiksammlung schon einmal gehört hatte, an und sie zeigte mir erst einmal die ganzen Choreo. Danach wiederholten sie sie noch zweimal, bis ich der Meinung war, mir die Schritte einigermaßen eingeprägt zu haben.
Ich stellte mich neben Nick und wir gingen alle zusammen die Choreo durch. Zwischendurch hatte ich ein paar Hänger, die mir Nick dann ausführlich erklärte. Nach circa zwei Stunden saßen die Schritte erstaunlicher Weise.
Erschöpft und völlig verschwitzt ließen wir sechs uns auf die Bank nieder.
Ich kramte in meiner Tasche und holte mein Wasser heraus. Gleichzeitig holte ich mein Handy heraus.
10 entgangene Anrufe.
3 SMS.
Alles von Emily.
Ich schaute auf die Uhrzeit.
16.00 Uhr
„Oh Nein.“, schrie ich auf. Alle Blicke waren auf mich gerichtet.
„Ist was passiert?“, fragte Nick mich besorgt.
„Ich sollte meine Schwester von der Schule abholen! Aah, Mist!“ Ich wollte sie gerade anrufen, um ihr Bescheid zu sagen, dass sie doch mit dem Bus fahren sollte, da das Training noch bis um 18.00 Uhr gehen sollte.
Als ich eine Hand auf meine Schulter spürte schaute ich nach oben, direkt in Nick wunderschönen Augen.
Nein, hör auf Svea! Denk gar nicht daran!


„Lass! Fahr nach Hause, dass reicht für heute.“
„Oh, danke!“, ich sprang auf und verstaute hektisch meine Sachen in die Tasche.
„Emily reißt mir den Kopf ab!“
Ich verabschiedete mich noch schnell von ihnen und lief wieder zu meinem Auto.


Wohnungssuche á la Emily und Nick




oder

„Warum steht noch einmal Nick Holm vor unserer Tür?“




„Emily jetzt komm doch endlich! Der Makler wartet nicht ewig auf uns!“, schrie ich durch die Wohnung. Ich stand an der offenen Haustür und wartete schon gefühlte Stunden auf Emily. Sie meinte ja, dass ich sie unbedingt bei der Wohnungssuche bräuchte.
Wenn sie nicht bald mal ihren Hintern hier her schwingt, bekomme ich nie eine Wohnung!

Ungeduldig klapperte ich mit meinem Autoschlüssel, bis Emily endlich aus der Küche kam.
„Ich bin ja schon fertig. Ich sag dir die Wohnung ist der Ham…“, drei Schritte von mir entfernt blieb sie stehen und schaute mich mit offenem Mund und aufgerissenen Augen an.
Was hat sie denn nun schon wieder! Passt ihr etwa mein Outfit nicht?!

Ich legte meinen Kopf schräg und hielt meinen Schlüssel fest.
„Ist was?!“, fragte ich sie genervt, doch sie machte keine Anstalt sich zu bewegen. Langsam begriff ich, dass Emily nicht mich anstarrte sondern das, was hinter mir war. Als sich jemand hinter mir räusperte, zuckte ich erschrocken zusammen und stolperte nach vorne aus der Tür. Mit klopfendem Herzen drehte ich mich zu der Haustür und den Unbekannten um.
„Hej!“ Nick stand grinsend in der Tür und fuhr sich gerade mit der Hand durch die Haare. Er hatte Jeans an und ein schlichtes graues Hemd, welches seine Bauchmuskeln betonten. Darüber trug er eine schwarze Lederjacke.
„Willst du mich umbringen?!“, mein Herz raste. Und das nicht nur durch den Schreck.
Jetzt glotz ihn nicht so an, Svea!

Mein Blick huschte von seinen Haaren, zum Gesicht, zum Oberkörper und wieder zum Gesicht. Dort blieb ich bei seinen Augen hängen, die mich schon bis in meine Träume verfolgten. Allerdings lag das hauptsächlich an den Postern in Emilys Zimmer die mich tagtäglich anstarrten. Ein weiterer Grund, warum ich unbedingt eine eigene Wohnung brauchte.
Die letzten zwei Tage habe ich versucht Emily zu überreden doch wenigstens ein paar von ihnen abzuhängen, da ich sonst noch verrückt werde. Oder gleich paranoid.
Ohne Erfolg! Emily blieb stur bei ihren Postern und meinte das man so was nicht einfach abhängen kann. Es ist schon ein Wunder, dass sie die Posters nicht eingerahmt hat!
„Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken!“, sagte Nick, immer noch mit der Hand im Haar.
Seit drei Tagen bin ich nun die Tänzerin von Nick und es machte wirklich Spaß. Es ist zwar ziemlich anstrengend die Choreo´s alle zu behalten, und ich hab vielleicht gerade mal fünf gelernt, aber ich kam ganz gut voran. Mit den Jungs und Nick verstand ich mich auch sehr gut und der Vorfall mit Nick kam nicht nochmal vor. Jedoch merkte ich, dass ihn irgendetwas bedrückte, doch er versuchte es so gut wie es ging zu verstecken und ich weiß dass er seine Freundlichkeit mir gegenüber nicht nur vorspielt.
Emily hatte sich immer noch nicht bewegt und starrte Nick weiter fassungslos an. Ich hatte ihr auch noch nicht erzählt, dass ich eine Tänzerin von Nick bin, da ich weiß dass sie damit überhaupt nicht klar kommen würde.
Wer weiß was sie machen würde?! Wer weiß was sie mit ihm machen würde!?


„Was machst du überhaupt hier?“, ich ignorierte Emily jetzt einfach mal. Er kam auf mich zu und umarmte mich kurz zur Begrüßung.
„Du suchst doch eine Wohnung, oder?“
„Ja schon, wir wollten gerade zu einer Besichtigung. Wieso fragst du?“, ich war leicht verwirrt.
„Ein guter Freund von mir, sucht zurzeit einen Nachmieter für seine Wohnung und da ist mir eingefallen, dass du ja gestern gesagt hast dass du eine Wohnung suchen würdest. Wir könnten gleich nach der anderen Besichtigung dort hinfahren.“ Er wedelte mit einem Schlüssel vor meinem Gesicht herum und grinste mich dabei an. Ich drehte mich wieder zu Emily um, weil ich wissen wollte was sie von der ganzen Sache hält, doch sie stand noch genauso da, wie vor fünf Minuten.
„Emily was hältst du davon?“ Nichts!
„Emily!“, meine Stimme wurde lauter, damit ich sie irgendwie aus dieser Starre herausholen konnte.
„Hä?“, sie schüttelte ihren Kopf und rieb sich dann über die Augen.
Na was für ein Glück, dass sie wasserfesten Mascara trägt!


„Warum steht Nick Holm vor unserer Haustür?“, sie schaute mich fragend und ein wenig wütend an.
„Und warum kennt ihr euch so gut?“
„Na Svea ist eine meiner Tänzer! Also gehört sie sozusagen mit zur Familie!“, jetzt schaute ich verdutzt an.
Aah … Willkommen in der großen Holm Familie!


„Ähm ja, weißt du, dass wollte ich dir ja eigentlich noch sagen.“ Ertappt schaute ich auf den Boden.
„Was?!Dein neuer Chef ist Nick Holm?!“, schrie sie mich fast an.
„ … Ja, so könnte man das auch sagen.“
Oh man, dass kann ja was werden!

Ich dachte sie würde mir jetzt die Hölle heiß machen, von wegen warum ich ihr das nicht erzählt habe

oder warum ich ihr so etwas Überlebenswichtiges nicht erzähle

. Aber nein! Sie schaute mich nur einmal böse an, nahm dann ihre Tasche und sagte nur: „Wir sollten dann langsam mal los! Sonst ist der Makler weg!“ Dann ging sie an mir und Nick vorbei und die Treppe hinunter. Völlig überrumpelt blickte ich ihr nach.
„Na der ist sowieso schon weg.“, flüsterte ich noch leise vor mich hin.
„Alles in Ordnung mit dir?“ Nick schaute mich besorgt an.
„Ja ja, alles bestens. Komm lass uns gehen!“, ich schloss die Haustür hinter mir und ging dann zusammen mit Nick die Treppe hinunter.

Wie sich herausstellte sollte ich Recht behalten! Der Makler war schon über alle Berge und wir standen vor der verschlossenen Tür, irgendwo am Rande von Stockholm.
„Tja, das war dann wohl nichts! Ich würde mal sagen, dass die erste Wohnung schon einmal nichts ist.“ Ich hielt mir die Hand über die Augen, weil ich wieder meine Sonnenbrille vergessen hatte und schaute das Gebäude hoch.
„Und was machen wir jetzt?“, blickte ich nun meine beiden Begleiter an. Nick trat hinter mich und legte mir seine Hände auf die Schulter. Er beugte sich vor.
„Jetzt, meine Liebe, zeig ich euch die andere Wohnung.“
„Ich könnte auch erst den Makler anrufen. Vielleicht würde er ja nochmal kommen.“ Emily kramte in ihre Tasche herum.
Wahrscheinlich kann sie nur nicht das Bild ertragen das Nick und ich abgeben.

Bei dem Gedanken musste ich schmunzeln.
„Ach lass sein Emily! Der kommt eh nicht mehr!“ Nick nahm seine Hände von meinen Schultern und hinterließ dort eine kribbelnde Spur.
„Dann lasst uns fahren.

Nach fünfzehn Minuten Fahrt waren wir wieder innerhalb Stockholms und Nick hielt vor einem roten Altbau an. Wir stiegen aus und er hielt uns, ganz Gentleman–like die Tür des Gebäudes auf. Dann ging es an das Treppen steigen. Ich hatte ja gehofft dass es nicht so viele Treppen wären, aber Nick führte uns bis zum letzten Stockwerk. Ich hielt tapfer durch, da ich vor Nick nicht so eine schlechte Figur machen wollte. Er schloss die Tür auf und ließ uns eintreten. Der Flur war schmal, in einem hellen Beigeton gestrichen und mit einem hellen Dielenboden ausgelegt. Oben an der Decke befand sich ein Fenster, wodurch die warme Nachmittagssonne in den Flur schien. Links führte eine Tür in das Badezimmer. Es hatte einen etwas dunkleren Laminatboden und die Wände waren weiß befliest. Des Weiteren gab es eine große Dusche und eine Badewanne, es war richtig gemütlich. Dann zeigte Nick uns das Schlafzimmer, welches den gleichen Holzboden wie im Flur besaß und auch relativ groß war. Jedoch wusste ich nicht wo ich meinen Schrank hinstellen sollte. Als ich Nick fragend anschaute und meine Gedanken gerade laut wieder geben wollte, zog Nick mich nur zu einer weiteren Tür im Schlafzimmer.
„Ich denke deine Frage ist beantwortet, oder?!“, er grinste mich schief an.
Woher weiß er bitte was ich denke? Oooh, aber ein begehbarer Kleiderschrank ist doch mal wirklich cool!

Emily hat nur den Mund aufgerissen.
„So, dann zeig ich dir mal die Küche.“ Er führte uns wieder auf den Flur und dann zu einer weiteren Tür auf der rechten Seite des Ganges.
Die Küche war in einem ländlichen Stil gehalten, mit hellen Holzmöbeln. Sie war einfach nur schön. Zum Schluss zeigte Eric mir noch das Wohnzimmer. Er war ebenfalls mit dem gleichen Dielenboden verlegt wie im Flur. An der linken Wand war ein Bücherregal, beziehungsweise Schrankwand, eingelassen, auf der rechten Seite hatte man Platz für ein großes Sofa. Gerade gegenüber bestand die Wand hauptsächlich aus Glas und man konnte auf einen kleinen Balkon gehen. Nick zog mich auf den kleinen Balkon.
„Geh mal die Leiter hoch.“ Forderte er mich auf und zeigte auf eine kleine Leite an der rechten Seite, die zuerst gar nicht gesehen habe. Vorsichtig kletterte ich sie hinauf und hielt gleich meinen Atem an.
„Gehört die Dachterrasse mit zur Wohnung?“, fragte ich ihn fassungslos und sah das Emily auch am Staunen war.
„Ja, die gehört mit dazu. Die würde dir dann alleine gehören.“ Er lächelte mich wieder an.
Sein Lächeln ist sogar besser als diese geniale Aussicht.

Ich merkte wie ich ihn anstarrte und schaute schnell weg. Dann ging ich am Rand der Dachterrasse und konnte über ganz Stockholm blicken.
„Das ist einfach unglaublich!“, ich kam gar nicht mehr aus dem Staunen heraus. Nick erzählte mir noch die wichtigsten Dinge und den Preis, der erstaunlicher Weise sehr niedrig war. Was mich allerdings noch mehr ins Staunen brachte, war, dass Nick sogar den Mietvertrag dabei hatte.
„Hast du den Beruf auf Immobilienmakler gewechselt?!“
„Nein, ich war mir nur irgendwie sicher, dass du die Wohnung nehmen wirst.“, antwortete er lachend.
„Svea du nimmst die Wohnung doch hoffentlich?“, fragte mich nun auch meine Schwester. Ich blickte noch einmal über Stockholm.
Mein Gott, die Aussicht ist wirklich der Hammer! Und dann ist der Preis auch noch so niedrig.

Ich drehte mich zu Nick um.
„Hast du ein Stift dabei?“, er übergab mir grinsend den Kugelschreiber.

Einweihungsparty Teil 1




oder

Rache ist Böse und hat den Namen Svea!“




Seit genau einer Woche wohne ich nun in dieser Wohnung. Nachdem ich den Mietvertrag unterschrieben hatte, habe ich mich mit Nicks Freund, dem die Wohnung gehörte, in Verbindung gesetzt und mich mit ihm getroffen. Jens ist wirklich total nett und er hat mir noch einmal alles Wichtige über die Wohnung, über meine neuen Nachbarn und über die Umgebung erzählt. Außerdem hat er mir beschrieben wie ich von hier am besten zum Tanzstudio komme.
Meine Mutter und Emily haben mir bei dem Einrichten von dem Schlafzimmer und der Küche geholfen, danach konnten sie nicht mehr, da meine Mutter die ganze Woche über arbeiten musste und Emily viel für die Schule machen musste.
Vor drei Tagen kamen dann noch Nick, Jake, Mark, Lars und Dean vorbei und halfen mir dabei die restlichen Räume einzurichten. Jedoch noch nicht die Dachterrasse .
- Ich glaube ich hatte seit langem nicht mehr so viel gelacht!



Heute würde es eine kleine Einweihungsparty geben. Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt eine zu machen, aber die Jungs haben es irgendwie geschafft mich zu überreden.
Das nächste Mal darf ich Nick auf keinen Fall in die Augen gucken. Sonst lass ich mich noch dazu überreden von dem Dach zu springen!

Stirnrunzelnd stoppte ich mit dem Paprika schneiden.
Na gut, dass ist etwas übertrieben! Aber dennoch nicht ganz falsch. Ich würde wahrscheinlich fast alles tun, nur weil ich ihm aus Versehen in diese wunderbaren Augen gesehen habe!

Kopfschüttelnd machte ich mich wieder an die Arbeit.
Ich hatte vor eine kleine Grillparty zu machen.
Und zwar auf der Dachterrasse.
Heute Morgen standen die Jungs in Reih und Glied vor meiner Haustür und wollten mir bei den Vorbereitungen helfen.
Jedoch dachten sie erst gar nicht daran, mir in der Küche zu helfen.
Nein!
Die Jungs waren der Meinung, dass sie die Dachterrasse einrichten

sollten, da das angeblich Männersache wäre. Irgendwie bezweifelte ich ja das Gartenarbeit Männersache war, aber ich bin ihren Wunsch, wie so oft, nachgekommen und war damit einverstanden.
Und nur steh ich hier in der Küche und mach die ganzen Vorbereitungen, während die Jungs sich an der Dachterrasse austobten.
Ach ja, und ich bin hier eingeschlossen! Damit ich nicht sehe was sie alles nach oben tragen.
Man kann es auch echt übertreiben!



Nachdem ich die letzte Schüssel mit dem Salat in den Kühlschrank stellte, setzte ich mich an den Küchentisch um darauf zu warten, dass man mich aus meiner Gefangenschaft entlässt.
Als ich dann auch keine zwei Minuten später Schritte und das Umdrehen des Schlüssels hörte, stand ich wieder auf. Ich stellte mich, meine Hände an der Hüfte gestützt, direkt vor der Tür und wartete darauf, dass diese geöffnet wurde. Nick öffnete die Tür und erschrak so sehr, dass er bis an die gegenüberliegende Wand des Flurs taumelte. Lachend hielt ich mir meinen Bauch.
„Was machst du vor der Tür?“, fragte mich Nick immer noch total entsetzt.
„Weißt du, ich hab die ganze Zeit auf diesen Moment gewartet!“, lachte ich.
„Das war die Rache dafür, dass du mich letztens vor der Wohnungsbesichtigung so erschreckt hast!“, ich kicherte noch immer und hatte langsam schon Bauchschmerzen.
„Mach das nie wieder!“, sagte Nick, nachdem er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte und stand er nun direkt vor mir. Ich schaute ihm lächelnd in die Augen.
„Das kann ich nicht versprechen!“, grinste ich ihn weiter an.
Nicht in die Augen schauen!


„Dann bin ich ab jetzt immer vorsichtig!“, sagte er und es bildete sich ein schiefes Lächeln. Er kam noch ein Schritt näher und schaute mich an.
Mir stockte der Atem.
Was hat er vor? Er will doch nicht …


Nach einer kleinen Ewigkeit, die er mich anschaute, beugte er sich langsam zu mir. Mit aufgerissenen Augen sah ich zu, wie sich Nicks Gesicht sich meinem immer weiter näherte.
Nein! Das darf nicht passieren. Aber …


Eine Hand legte sich auf meine Wange.
Mein Atem setzt aus und mein Gehirn schaltete sich ab.


Einweihungsparty Teil 2




oder

„Oh man, dass ist soo krass! Ich habe gerade mit Nick Holm gesprochen!“




Sein Gesicht war nun so nah, dass sich unsere Nasenspitzen berührten und ich seinen warmen Atem auf meinen Lippen spürte. Ich wusste nicht wo ich hinsehen sollte. Ich konnte seinen Blick nicht entziffern und so huschte ich von den Augen zu seinem Mund. Ein leichtes Lächeln hatte sich um seinen Mund gelegt.
Die lassen sich bestimmt wundervoll küssen!

Ich nahm meinen Blick wieder von seinen Lippen und schaute wieder in Nicks Augen.
Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich konnte nicht mehr klar denken.
Er sah mich leicht fragend an und schloss die letzten paar Zentimeter. Seine Hand lag immer noch warm auf meiner Wange und hinterließ ein Kribbeln.
Dies ließ mich begreifen was Nick vorhatte. Ich erwachte aus meiner Starre und drehte, kurz bevor Nick mich küssen konnte, mein Gesicht zur Seite. Nick stoppte.
„Wir…Wir sollten uns beeilen! Die anderen kommen bald.“ Vor lauter Nervosität verhaspelte ich mich. Ich schaute zum Boden, knetete meine Hände und wartete auf eine Antwort von Nick.
Nick räusperte sich und ich schaute vom Boden auf.
„Ja, ja, dass sollten wir. Ähm, du sollst mit nach oben kommen! Wir sind fertig!“ Er schaute mich noch einmal an, drehte sich dann um und ging aus der Küche.
Ich spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss.
Oh nein, was mach ich bitte! Dreh meinen Kopf weg!! Ich glaub es einfach nicht! Er wollte mich küssen und ich drehe meinen Kopf weg? AAAH!

Völlig in Gedanken, haute ich mit der Faust auf den Küchentisch, was sich natürlich gleich schmerzhaft bemerkbar machte. Ich versuchte mich wieder zu beruhigen und ging dann mit einer pochenden Hand auf die Dachterrasse. Dort warteten schon gespannt die anderen. Nick schaute in die andere Richtung.
„Und? Wie gefällt es dir?“ Lars, Dean, Mark und Jake kamen auf mich zu.
Ach ja! Die Dachterrasse!

Ich versuchte mich zu konzentrieren und nicht mehr an den Vorfall von eben zu denken.
Ich schaute mich um und konnte kaum glauben was die Jungs hier erschaffen haben. Sie haben die Terrasse mit Pflanzen in zwei Teile geteilt

. In der einen Hälfte haben sie eine kleine Sonnenoase

erschaffen. Sie haben dort zwei von diesen total bequemen Liegen mit den dicken Matratzen hingestellt.
In der anderen Hälfte stand ein großes Sofa , ein kleiner Tisch und ein Grill. Und überall standen Blumen.
„ Wie habt ihr das in dieser kurzen Zeit geschafft?“, fragte ich sie völlig baff.
„Tja, das bleibt unser Geheimnis!“, grinste mich Jake an.
„So, ich schmeiß dann mal den Grill an.“, meinte Dean und drehte sich zu dem Grill um. Ich schaute wieder zu Nick, nur um festzustellen das er immer noch auf der gleichen Stelle stand, mit dem Rücken zu mir. Irgendwie versetzte mir das ein Stich.
Ach ich bin doch selber schuld! Wie konnte ich mich nur wegdrehen!

Kopfschüttelnde drehte ich mich zu der Leiter um.
„Ich geh das Fleisch holen.“, sagte ich noch über meiner Schulter hinweg und stieg die Leiter hinunter.

Zwei Stunden später waren dann alle Gäste da. Ok, viele waren das nicht, schließlich kannte ich noch nicht viele hier.
Meine Mutter konnte nicht kommen, da sie auf Ben und Sara aufpassen musste. Jedoch war Emily da, was mir allerdings ein wenig Sorgen bereitete. Ich meine schließlich ist Nick Holm

auch da. Außerdem sind noch Jens und Bea gekommen. Wie gesagt, es ist eine kleine lustige Runde.
Nick hatte jedoch immer noch nicht mit mir gesprochen und ich hatte Angst ihn auf die Sache in der Küche anzusprechen.
Wie soll ich mich jetzt ihn gegenüber verhalten?

Die Frage quälte mich schon die ganze Zeit und eine Antwort darauf hab ich immer noch nicht gefunden.
Als ich gerade das Geschirr in die Spülmaschine kam Emily ganz aufgeregt in die Küche gerannt und stolperte erst einmal über ihre eigenen Füße.
„Emily, ist alles in Ordnung?“, lachend musterte ich meine Schwester.
„Oh man, dass ist soo krass! Ich habe gerade mit Nick Holm gesprochen!“, sagte sie mit großen Augen.
Nicht daran denken, Svea!

Ich versuchte gelassen zu wirken.
„ Ja und?“ Irgendwie wusste ich nicht so ganz, was sie mir damit sagen wollte. Ich rede schließlich auch gerade mit ihr und sie macht deshalb auch nicht gleich so einen Aufstand.
„Und?! Hallo! Dafür würde jedes Mädchen in Schweden töten! Nur um einmal mit ihm reden zu können!“ Aah ok, das geht jetzt wieder los!
„Ähm jaa. Dann geh doch einfach wieder nach oben und rede weiter mit ihm.“ Und weg war sie. Kopfschüttelnd räumte ich weiter das Geschirr ein.

Ich weiß nicht mehr wie lange die Party noch ging. Ich hatte so viel getrunken, dass ich einfach oben eingeschlafen bin.
Ich spürte wie mich jemand sanft auf meinem Bett ablegte, hatte jedoch nicht mehr die Kraft um die Augen zu öffnen und zu gucken wer mein Träger war.
Dann fiel ich in einen traumlosen Schlaf.


Das böse Erwachen




Oh Gott! Mein Kopf explodiert gleich!

Stöhnend richtete ich mich auf und hielt mir gleich meinen Kopf, da sich alles zu drehen anfing. Ich fing an, mir mit den Fingerspitzen die Schläfe zu massieren. Nachdem das Schwindelgefühl langsam zurückging, kam das Pochen und das Dröhnen nur noch deutlicher zum Vorschein.
Ich trinke nie wieder etwas!!

Langsam stand ich auf, um wenigstens einen weiteren Schwindelanfall verhindern zu können.
Kopfschmerztablette! Wo bist du wenn man dich braucht?!

Schlurfend ging ich zur Schlafzimmertür, als ich plötzlich ein lautes Poltern hörte und dann ein Fluchen. Geschockt blieb ich stehen.
Was ist gestern eigentlich passiert?! Oh Gott, ich kann mich an rein gar nichts mehr erinnern!

Mit zusammengepressten Mund machte ich leise die Tür auf. Die Kopfschmerzen waren vorerst vergessen.
Ich schlich mich auf den Flur in Richtung Küche, wo ich erneutes Fluchen vernahm. Die Stimme konnte ich nicht zuordnen, da mein Gehirn anscheinend noch nicht ganz rekonstruiert war. Mein Herz hämmerte wie ein Presslufthammer. Vorsichtig spähte ich um die Ecke und versuchte in die Küche zu gucken. Auf einmal wurde ich umgerannt und ich viel unsanft auf meinen Hintern. Sofort meldeten sich die Kopfschmerzen zurück.
„Aua … !“ Schnell schloss ich wieder die Augen und hielt mir wieder den Kopf.
„Oh man, Svea! Ich hab dich gar nicht gesehen! Tut mir Leid! Geht es dir gut?“ Die Person mit der hallenden Stimme hatte sich zu mir gehockt und legte eine Hand auf meine Schulter und mit der anderen Hand fasste er mich am Kinn und hob es ein wenig in seine Richtung. Langsam machte ich die Augen auf und sah in wunderschöne braune Augen.
Nick!!


„Was machst du in meiner Wohnung?“, fragte ich ihn entsetzt, was aber ein schmerzendes Ziehen auslöste. Stöhnend rieb ich mir über den Kopf. Nick half mir aufzustehen, jedoch nahm er, nachdem ich wieder sicher auf den Beinen stand, immer noch nicht seine Hand von meiner Schulter.
Was ist denn jetzt los? Beziehungsweise: Was ist gestern passiert??

Ich sah ihn fragend an.
„Du bist gestern während der Party eingeschlafen und dann hab ich dich ins Bett getragen. Ich hab die andern nach Hause geschickt und mir deinen Ersatzschlüssel genommen, um heute Morgen schon einmal mit dem Aufräumen anzufangen.“ Während Nick sprach wurden meine Augen immer größer und ich merkte wie mein Gesicht immer mehr einer Tomate glich.
„Alles in Ordnung, Svea?“, besorgt sah Nick mich an.
Was ist gestern nur passiert?


„Ich kann mich nicht an gestern erinnern.“ Ich versuchte mich an gestern zu erinnern, aber das letzte was ich noch weiß, ist das Nick und die Jungs zu mir gekommen sind um mir mit den Vorbereitungen zu helfen. Danach weiß ich nichts mehr.
„An gar nichts?“ Nick sah mir in die Augen und ließ seine Hand von meiner Schulter fallen.
Wieso guckt er nur so traurig?

Er schaute mich nicht mehr an, sondern musterte den Dielenboden.
„Nick … ?“ Nick sah wieder auf und lachte leise, aber in seinen Augen konnte ich nur Trauer sehen.
Was um Himmels willen ist gestern nur passiert!?


„Kannst du dich an überhaupt gar nichts erinnern?“, es war nur ein Flüstern.
„Ich weiß noch dass ihr vorbei gekommen seid um mir mit den Vorbereitungen zu helfen. Aber mehr auch nicht. Oh Gott, habe ich so viel getrunken? Bitte sag mir dass ich keinen Mist gebaut habe!?“
Irgendetwas ist passiert!

Hoffnungsvoll sah ich ihn an.
Bitte sag Nein!


„Nein, du hast keinen Mist gebaut. Aber du hast einen Kurzen nach dem anderen getrunken. Ich habe dir die ganze Zeit gesagt, dass es reicht! Aber du wolltest ja nicht auf mich hören.“, schulterzuckend lachte er mich an, doch die Traurigkeit ist immer noch nicht aus seinen Augen gewichen.
„Oh man.“
Da ist doch noch was!


„Du, ich muss jetzt auch wieder los. Soweit habe ich alles aufgeräumt. Nur du müsstest noch die Spülmaschine ausräumen.“ Er drehte sich schon zur Tür um und wollte gehen.
„Nick.. !“ Nick drehte sich wieder zu mir um.
„Danke.“ Einmal sah er mich noch an, dann ging er.
Was habe ich nur getan?



Gegenspielerin: ON




oder

„Darf ich vorstellen: Blöde Tussi, der Nick eindeutig zu viel Aufmerksamkeit schenkt und mir meinen Platz versucht wegzunehmen!“




Nick verhielt sich, mir gegenüber, die ganze Woche komisch. Er redete nur mit mir wenn er es für nötig hielt. Das heißt, hauptsächlich wenn er mir sagen wollte dass ich einen Schritt in der Choreo falsch gemacht hatte.
Und selbst dabei hat er mich nicht einmal angesehen. Und wenn doch, konnte ich nur die Traurigkeit und etwas Verletzliches in seinen Augen sehen.
Was ist nur am Samstag passiert, dass er mir so aus dem Weg geht und mich nicht einmal mehr ansehen kann? Was habe ich nur falsch gemacht?

Ich stieg aus meinem Auto, schloss ab und machte mich dann auf den Weg Richtung Tanzstudio.
Die Frage schwirrt mir schon die ganze Zeit im Kopf rum, doch ich habe Angst ihn darauf anzusprechen. Es muss irgendetwas passiert sein, sonst würde er mich nicht so behandeln. Ich kam beim Tanzstudio an und trat ein, dann ging ich zu unserem Tanzraum.
„Guten Morgen.“ Meine Stimme hallte durch den Raum.
„Ähm … Hallo?“, suchend blickte ich mich um.
Wo sind die denn? Oder bin ich zu früh?

Ich schaute auf meine Uhr.
Hmm … Nein, zu früh bin ich nicht.

Der falsche Raum war es eigentlich auch nicht. Trotzdem ging ich noch einmal die anderen Räume ab, aber auch dort war keiner von den Jungs oder Nick zu finden. Als ich wieder in unserem Tanzraum stand, wusste ich nicht so recht was ich machen sollte und beschloss erst einmal zu warten.
Sie würden sicherlich gleich kommen.

Ich setzte mich auf die Bank.
Nach zehn Minuten war mir dann so langweilig, dass ich den Fernseher anschaltete.
Wenn sie in fünf Minuten nicht da sind, rufe ich sie an! Sie haben sich doch noch nie verspätet.

Langsam wurde ich unruhig.
Wo konnten sie nur bleiben?


Ich schaltete lustlos durch das Programm, als mir auf einmal ein bekanntes Lied entgegenspielte.
Das glaub ich jetzt nicht!

Geschockt sah ich auf den Fernseher, wo Nick gerade eines seiner Lieder siang und mit Dean, Lars, Jake, Mark und irgendeinem blonden Mädchen die Choreo tanzt.
Das muss eine alte Aufzeichnung sein!


Doch es war keine alte Aufzeichnung. Tränen liefen mir über das Gesicht und ich ließ mich wieder auf die Bank fallen, von der ich vorher aufgesprungen war.
Sie ersetzen mich? Aber …


Zwei Minuten saß ich einfach nur da und schaute mir weinend den restlichen Auftritt an. Nachdem dieser dann vorbei war, holte ich, mit zitternden Händen, mein Handy aus der Tasche und tippte Lars Nummer ein.
Tut … Tut … Tut … Tut …


„ Ja?“
„Lars? Hier ist Svea.“ Ich musste mich anstrengen normal zu klingen.
„Hej du.“
„Sag mal, wo seid ihr eigentlich? Ich steh mir hier jetzt schon fast fünfzehn Minuten die Beine in den Bauch!“, ich schaffte es, dass man nicht die Tränen aus meiner Stimme hören konnte.
„Wir hatten doch gerade einen Auftritt im Einkaufscenter. Nick hatte dir doch Bescheid gesagt, aber du meintest das du nicht könntest!“
Bitte was?! Auftritt?! Einkaufscenter?!

Meine Hand fing an zu schmerzen, so fest umklammerte ich mein Handy.
„Ich weiß nichts von einem Auftritt. Wann soll Nick mir das den gesagt haben?“
Wieso weiß ich nichts davon?


„Gestern!“
„Nein! Nick hat mir nichts gesagt.“
Was soll das? Wieso sagt er mir nichts und wieso sagt er, er hätte

es mir gesagt?

Wir schwiegen beide. Die Tränen sammelten sich schon wieder in meinen Augen
„Du Svea, wir kommen gleich noch zum Tanzstudio. Dann können wir das ja kläre. OK?“
„Ja klar, bis gleich.“ Ich hörte nicht mehr was er noch sagte, sondern legte einfach auf.

Als die Jungs den Tanzraum betraten hatte ich mich schon wieder einigermaßen beruhigt.
„Hej!“ Die Jungs kamen direkt auf mich zu und umarmten mich zur Begrüßung.
Ich zwang mich zu lächeln.
Nick stand etwas weiter von mir entfernt und schaute mich an. Neben ihm stand dieses blonde Mädchen. Sie standen für meinen Geschmack eindeutig zu dicht beisammen.
„Und du bist dir sicher das Nick dir nicht Bescheid gesagt hat?“, ich riss mich von Nick los und schaute Mark an.
„Ich wusste nichts von diesem Auftritt!“, meine Stimme klang brüchig.
„Dann muss ich wohl vergessen haben es dir zu sagen.“ Geschockt sah ich Nick an.
Da war er wieder! Der kalte und herzlose Nick von meinem ersten Arbeitstag.
„Ach übrigens, das ist Klara. Sie ist die neue Tänzerin und gehört ab sofort wieder mit zum Team.“ Diese Klara klammerte sich, als Nick ihren Namen sagte, an seinen Arm.
Neue Tänzerin? Warum werde ich eigentlich über gar nichts mehr informiert?!

Auch wenn mir diese Klara schon tierisch auf die Nerven ging, hielt ich mir meine Hand hin. Die sie allerdings völlig außer Acht ließ.
„Hej, ich bin Svea.“ Mein aufgesetztes Lächeln bröckelte langsam ab. Sie nickte mir nur zu.

Die restlichen zwei Stunden Training waren die Hölle. Nick meckerte mich die ganze Zeit nur an und Klara erklärte er zuckersüß die einzelnen Schritte. Ich musste mich zusammenreißen um nicht einfach heulend aus dem Tanzraum zu rennen.
Was habe ich ihm denn nur angetan?




Aussprache



oder

„ Ein Kuss zu viel ist besser als ein Kuss zu wenig! “

 




Verheult saß ich im Wohnzimmer auf dem Sofa. Rechts neben mir ein Berg aus Taschentücher, links Emily, die gerade etwas überfordert mit ihrer großen Schwester ist.
„Svea, wieso sagst du mir nicht einfach was los ist, dann könnte ich dir vielleicht auch helfen!“, ein lautes Aufschluchzen meinerseits. Emily legte ihren Arm um meine Schulter und lehnte sich an mich. Schniefend zückte ich ein neues Taschentuch aus der, nun leeren, Verpackung.
„Ich hab doch selbst keine Ahnung!“, meine Stimme klang viel zu hoch.
Klara ist jetzt seit zweieinhalb Wochen mit im Team Holm. Und in dieser Zeit hat sie sich bei mir richtig unbeliebt gemacht. Sie ist zickig, arrogant und sie versucht die ganze Zeit mir meinen Platz im Team streitig zu machen. Außerdem kann sie nicht ihre Finger von Nick lassen.
Ach es kann mir doch eigentlich egal sein, was sie mit Nick macht!

Ein weiterer Schluchzer entfuhr mir, als ich an Nick denken musste.
Nick ...! Was habe ich denn nur getan, dass du mir so wehtust?

Nick behandelte mich die ganze Zeit über gleich. Kalt, Gemein oder Abweisend! Wieso kann er mir nicht einfach sagen, was ihm an mir nicht gefällt oder was ich getan habe, dass er mich so behandelt.
Ich halte das alles nicht mehr aus!


„Ach Svea, es muss doch einen Grund geben, warum ich nicht mehr normal mit meiner Schwester reden kann!“ Emily setzte ein kleines Lächeln auf. Wahrscheinlich war sie nicht sicher ob es gerade passend war zu Lachen.
„Das musst du gerade sagen!“, ich musste an ihr zugepostertes Zimmer denken und fing automatisch an zu lachen. Jedoch musste ich dann auch automatisch an Nick denken und ich fing wieder an zu weinen. Weinen und Lachen zusammen ist allerdings nicht so gut und ich verschluckte mich und musste erst einmal husten. Das wiederum brachte mich wieder zum Lachen. Emily schaute mich nur fassungslos an.
„Dir geht es aber noch gut, oder?“
„Ja, ja, alles in Ordnung!“, langsam beruhigte ich mich wieder und die Tränen versiegten erst mal.
Ich habe sowieso schon zu viel geweint!

Und Taschentücher habe ich auch keine mehr!
„Ein Glück, du weinst nicht mehr!“ Emily lächelte mich nun ganz an.
„Zwei Tage durchheulen ist eindeutig zu viel!“, ich brachte nur ein schmunzeln zu Stande.
„Kannst du mir denn jetzt wenigstens sagen was mit dir los ist?“, sie schaute fragend aus ihren blauen Augen an.
Was soll ich nur sagen? Wenn ich ihr sage, dass es was mit Nick zu tun hat wird sie doch total ausflippen.

Ich entschloss mich letztendlich doch dafür ihr alles zu erzählen und so fing ich mit dem Tag nach der Einweihungsparty an.
Nachdem ich ihr alles ganz genau erzählt hatte, schwieg Emily. Als sie plötzlich vom Sofa aufsprang, war ich so überrascht, dass ich ebenfalls aufstand.
„Wenn ich diese Klara zu Gesicht bekomme, kann sie aber was von mir hören!“, rief sie und schaute böse aus dem Fenster. Verdutzt schaute ich sie an.
Ok, damit habe ich jetzt nicht gerechnet!


„Was glaubt sie eigentlich wer sie ist! Sie kann sich doch nicht einfach an Nick ranmachen!“ Ich schüttelte, leicht lächelnd, meinen Kopf.
Aah, da haben wir es ja!


„Und was lächelst du eigentlich? Es ist doch ganz klar, dass Nick auf dich steht!“ Schlagartig fuhr ich mit meinen Kopf hoch und schaute sie wütend an.
„Bitte was?! Emily, er behandelt mich wie den letzten Dreck! Ich bin ihm so wichtig wie die Putzfrau im Kaufhaus!“
„Ja, vielleicht! Aber, wie du schon gesagt hast, erst nach der Einweihungsparty und an die kannst du dich nicht mehr erinnern! Also musst du irgendwas getan haben was ihn verletzt hat!“ Ich musste mich anstrengen alles zu verstehen, weil sie so schnell sprach.
„Und wie kommst du bitte darauf dass er auf mich stehen würde?“ Meine Augenbrauen mussten bald schon den Haaransatz berühren.
Auf die Antwort bin ich ja jetzt mal gespannt!


„Na ich habe euch doch bei der Wohnungssuche gesehen. Und da hat er dich die ganze Zeit nur angesehen. Oh man, dass sah so süß aus.“ Ungläubig starrte ich Emily mit offenem Mund an.
Hat er das wirklich?!

Betrübt schaute ich auf den Boden.
„Svea, du solltest unbedingt mit ihm reden! Am besten jetzt sofort.“
„Was?“, sie schob mich in den Flur und drückte mir meine Jacke, Tasche und den Autoschlüssel in die Hand.
„Ich kann doch jetzt nicht zu Nick fahren. Schau mich doch mal an! Ich sehe aus als wenn ich zwei Tage durchgeheult hätte!“
Ja ok, das war jetzt eine blöde Aussage!


„Hast du ja auch! Aber glaub mir, so schlimm ist es gar nicht!“, und schon schob sie mich aus der Tür und zog mich die Treppen runter, bis zu meinem Auto.
„So und du fährst jetzt sofort zu Nick, hast du mich verstanden!?“, und wieder einmal fragte ich mich, wer eigentlich die ältere von uns beiden ist.
„Du musst wissen, warum er so ist!“ Ich schloss meine Augen und atmete erst einmal tief durch.
„Ja, du hast Recht. Ich halt das sonst nicht mehr aus!“ Zwei strahlende Augen lächelten mich durch die Tür an, dann machte ich die Autotür zu und fuhr los.

Fünfzehn Minuten später hielt ich vor Nicks Wohnung an und atmete noch einmal tief durch.
Du schaffst das Svea!


Als ich vor Nicks Haustür stand, zögerte ich mit dem klingeln, doch letztendlich sprang ich über meinen Schatten und drückte drauf. Ich hörte ein poltern.
Und dann machte er die Tür auf und schaute mich überrascht an.
„Hej Nick.“ Nichts.
„Darf … darf ich reinkommen?“ Ich hatte Angst davor ihm in die Augen zu schauen. Doch als ich ihn ansah, konnte ich keine Wut mehr erkenne. Es war die reinste Traurigkeit in seinen Augen. Doch er nickte und machte die Tür weiter auf. Ich trat langsam ein und ging ihm in das Wohnzimmer hinterher. Dort blieb er abrupt stehen, drehte sich um und ich wäre fast in ihm reingerannt, wenn er mich nicht an den Schultern festgehalten hätte.
„Was willst du, Svea?“ In seiner Stimme konnte ich Tränen hören, doch er weinte nicht.
„Was ich will? Ich will wissen warum du mich wie den letzten Dreck behandelst und was bei der Einweihungsparty passiert ist, dass du mich so behandelst!“ Ich redete total verwirrend, doch das war mir egal, da ich Probleme hatte meine Tränen zurückzuhalten. Ich schaffte es nicht und die erste Träne ran meine Wange hinab.
„Du kannst dich immer noch nicht erinnern?“ Nicks Stimme war wieder weich. Ich konnte nur meinen Kopf schütteln, da ich meiner Stimme nicht traute. Auf einmal nahm Nick mich in den Arm und ich klammerte mich an sein T-Shirt.
„Ich dachte du könntest dich wieder erinnern und würdest mich deswegen ignorieren.“ Er flüsterte nur.
Ich ihn ignorieren? Wann denn bitte?!


„An was soll ich mich denn erinnern?“ Nick schwieg, doch dann erzählte er.
„Als wir zu dir gekommen sind um dir bei den Vorbereitungen zu helfen …“, plötzlich viel mir alles wieder ein. Die ganzen Erinnerungen schlugen mit einem Mal auf mich ein.
„Du wolltest mich küssen.“ Flüsterte ich und schaute ihn an. Mein Herz schlug mir wieder so heftig, dass ich Angst hatte er könnte es hören.
„Du kannst dich wieder erinnern?“, er lächelte mich leicht an.
„Anscheint.“ Auch ich lächelte jetzt.
„Ich muss da aber noch was klar stellen.“, Sagte ich und Nick runzelte die Stirn. Ich stellte mich auf die Zehnspitzen, legte meine Hände in seinen Nacken und zog ihn langsam zu mir runter. Kurz bevor sich unsere Lippen berührten hielt ich an.
„Ich bereue es meinen Kopf weggedreht zu haben!“
„Dann bin ich ja froh.“, flüsterte Nick und unsere Lippen legten sich aufeinander.
Wieso hatte ich nur damals meinen Kopf weggedreht?

Ich vergrub meine Hände in seine Haare und Nick hob mich leicht hoch.
Ich musste lächeln.


Alte Erinnerungen




oder

„ Diese blöde Schnepfe!“




Als wir uns, nach einer gefühlten Ewigkeit, voneinander trennten, prickelten meine Lippen und ich fühlte mich als wenn ich in Flammen stehen würde. Nick hielt mich immer noch leicht in der Luft und lachte mich an. Langsam ließ er mich wieder auf den Boden zurück und lehnte seine Stirn an meine an. Nick guckte mich an und fing auf einmal an zu lachen.
Was ist denn jetzt schon wieder los? Hab ich was im Gesicht? Oder wieso lacht er mich aus?!


„Warum lachst du?“, fragte ich ihn. Ich wollte böse klingen, aber man hörte leider heraus, dass es nur gespielt war.
„Ach ich musste gerade daran denken wie du bei der Einweihungsparty total betrunken auf den Tisch eingeschlafen bist.“ Und wieder fing er an zu lachen.
Oh nein! Wie peinlich!

Ich merkte wie ich wieder einmal rot anlief. Nick strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.
„Hej, du musst gar nicht so rot werden. Du sahst total niedlich aus. Und außerdem konnte ich dich so ins Bett tragen.“, er beugte sich weiter vor und wollte mich wieder küssen. Doch ich drehte beleidigt meinen Kopf weg.
„Pah!“, ich drehte mich aus seinen Armen und setzte mich auf die Couch. Nick stand immer noch, wie vor dem Kopf geschlagen, an der Stelle, wo ich ihn zurückgelassen hatte und ich musste, auf Grund seines Gesichtsausdruck, laut loslassen.
„Du bist gemein, weißt du das!?“
„Tja, selber schuld!“, grinste ich ihn an. Er kam zu mir und setzte sich ebenfalls auf die Couch. Ich kuschelte mich in seine Arme, jedoch plagten mich die Gedanken an Klara.
Wieso hat mir keiner von ihr erzählt? Und was hat Nick mit ihr zu tun?

Ich schüttelte leicht den Kopf um die Gedanken zu vertreiben.
„An was denkst du?“, fragte mich Nick und küsste mir auf meinen Scheitel.
„Hmm …, ach an gar nichts!“, flüsterte ich und schloss die Augen.
Hoffentlich ist Klara nur vorübergehend im Team! Ich kann sie einfach nicht ausstehen!


„Sag schon. Du hast doch irgendwas! Irgendwas ist mit dir los!“, er beugte sich weiter vor und strich mir wieder die Haare aus dem Gesicht um meinen Gesichtsaustruck besser sehen zu können.
„Hmm … als du uns letztens Klara vorgestellt hast, meintest du das sie wieder

zum Team gehört.“ Ich musste mich räuspern um meine Stimme wieder zu bekommen. Nick schwieg.
„War sie die Tänzerin vor mir?“
„Ja!“, seine Stimme wurde härter und seine Arme krampften sich um meinen Körper.
Mist! Das hat nichts Gutes zu bedeuten!


„Nick?“, ich drehte mich in seinen Armen zu ihm und schaute ihn an. Er guckte stur an die Decke.
„Kannst du dich noch an deinen ersten Arbeitstag erinnern?“, ich nickte leicht.
Keine schöne Erinnerung!


„Du hast mich nicht gerade nett behandelt!“, er guckte schlagartig zu mir und streichelte mir mit seiner Hand über die Wange. Er hinterließ damit ein Kribbeln.
„Das hatte nichts mit dir zu tun! Aber das weißt du ja!“ Wieder ein nicken von mir. Nick gab mir einen kurzen Kuss auf die Stirn.
„Du sagtest du hättest deine Gründe dafür und das du sie mir irgendwann erzählst!“
„Ja und ich glaube es ist an der Zeit dir diese zu sagen!“ Ich schaute ihn erwartungsvoll an.
Nick richtete sich auf und knetete seine Hände.
„Also, ich kenne Klara jetzt schon seit der Grundschule und wir haben wirklich alles zusammen gemacht. Als ich sechzehn war und Klara fünfzehn sind wir dann auch zusammen gekommen.“ Nick schluckte schwer und ich schaute verlegen auf seine Hände.
Wusste ich es doch!


„Jedenfalls waren wir bis vor gut einem Jahr zusammen.“, er stockte. Ich konnte in seinen Augen tiefe Trauer, aber auch starken Hass erkennen. Und Wut.
Ein Jahr! Nur ein Jahr!


Vorsichtig nahm ich seine Hände in meine und forderte ihn somit auf weiterzuerzählen. Er schaute mich mit einem gequälten Lächeln an.
„Du musst wissen, dass Jake noch nicht so lange bei uns im Team ist! Er ist zu uns gekommen nachdem ich Mike, dem Tänzer vor ihm, und Klara rausgeschmissen habe!“, sein Blick ging nach draußen.
„Warum hast du sie aus dem Team geschmissen?“, ich konnte nur flüstern, weil ich nicht wusste ob ich ihm diese Frage jetzt schon stellen durfte.
Doch sein Blick galt wieder meinen Augen.
Und in diesen konnte ich langsam Tränen glitzern sehen.
„Es war kurz vor dem ersten Konzert meiner zweiten Tour, als ich sie zusammen in der Garderobe fand!“ Sein Blick wurde hart und kalt.
„Ich denke du weißt was ich meine!“, ich konnte nur nicken.
„Und Mike war mein bester Freund!“, sagte er lauter, stand auf und stellte sich total verkrampft an das Fenster. Ich blieb auf dem Sofa zurück.
Diese...!

Ich war wütend auf Klara und diesen Mike, aber ich fühlte mich auch … Ach, ich weiß auch nicht.
Er scheint noch sehr an sie zu hängen!

Ich wusste das ich so nicht denken durfte, aber es gab mir ein Stich, dass sie ihm noch so wichtig ist. Ich schaute auf meine Füße mit denen ich Kreise auf dem Boden zeichnete.


Neuanfang




oder

„Hoffentlich geht nicht alles in die Hose!“




Nicks Sicht



Ich stand an meinem Wohnzimmerfenster, die Hand an die kühle Scheibe gelehnt und starrte auf die Lichter Stockholms.
Wieso hast du mir das damals nur angetan, Klara? Wieso nur?

Meine Stirn glitt auf die Fensterscheibe.
In meinem Kopf spielte sich noch einmal alles ab, was sich vor gut einem Jahr ereignet hatte.

____ Rückblick ____


Es war noch ungefähr eine Stunde vor dem ersten Konzert meiner zweiten Schwedentour. Ich war total aufgeregt und bin die ganze Zeit durch die verschiedenen Räume gegangen und bin auch immer mal wieder zu der Bühne gegangen, um zu sehen wie voll es war. Ich wusste zwar, dass all meine Konzerte komplett ausverkauft waren, aber es selbst vor einem zu sehen war eindeutig etwas anderes als es von seiner Managerin zu hören. Mike, Dean, Lars, Mark und Klara waren schon in der Maske und mussten sich bereits umkleiden.
Nick Holm bitte in die Maske!

Dröhnte es aus den Lautsprechern und ich machte mich ebenfalls auf den Weg in die Maske.
„Da bist du ja endlich, Nick! Die anderen sind schon längst vor der Bühne und proben noch einmal die Choreo! Wir müssen uns echt beeilen!“ Die Visagistin zog mich auf einen Stuhl und ließ mich gar nicht mehr zu Wort kommen.
Nach gut fünfzehn Minuten war ich fertig und man schickte mich zur Garderobe, damit ich mich umziehen konnte.
Schnell lief ich zu dem Raum, der für uns als Garderobe herhalten musste. Ich merkte wie ich immer nervöser wurde, aber ich konnte musste auch Lächeln.
Ich freute mich auf das Konzert! Ich freute mich auf meine Fans!
Doch als ich die Tür zur Garderobe öffnete, war das Lächeln und die ganze Freude auf einen Schlag weg. Ich wollte einfach nur weg!
Klara war halb ausgezogen und saß auf Mikes Schoß, ihr Rock war halb hochgerutscht und Mikes Hose lag vor mir auf den Boden. Mike machte sich gerade daran Klaras Hals zu küssen, diese stöhnte dabei leise auf, als er aufschaute und mich direkt anstarrte. Hastig stieß er Klara von sich runter und zog verzweifelt seine Boxershorts hoch. Klara hatte schnell ihren Rock zurechtgezogen und kam nun hastig auf mich zu.
„Nick, es ist nicht so wie es aussieht!“ Ich weiß nicht mehr welches Gefühl in diesem Moment überwiegte. Ich spürte Hass, Wut, Trauer, Verzweiflung und Enttäuschung.
„Wie sieht es denn bitte aus?!“, meine Stimme war nur ein Zischen. Ich wusste in diesem Moment nicht wie ich dieses Konzert, wie ich die restlichen Konzerte, überstehen sollte.
„Nick, bitte!“, mischte sich nun auch Mike ein.
„Ich möchte das ihr nach diesem Konzert verschwindet! Für immer!“ Ich musste an meine Fans denken.
„Nick ... !“ In Klaras Stimme konnte ich die Verzweiflung hören, doch es war mir egal.
„Verschwindet! Ich muss mich jetzt umziehen!“
Nach dem Konzert hatte Bea die beiden gefeuert und Jake wurde eingestellt.
Meine Freundin hatte mich mit meinem besten Freund betrogen!
____ Rückblick ____



Mir tropfte eine Träne aus den Augen die ich schnell wieder wegwischte. Ich hörte ein Schleifen hinter mir und ich drehte mich ruckartig um. Als ich Svea sah, wie sie dort verlassen auf dem Sofa saß und traurig Kreise auf dem Boden zeichnete, fühlte ich mich noch mieser. Sie muss das Gefühl bekommen haben, dass mir Klara wichtiger als sie ist. Langsam ging ich wieder zu der Couch und ließ mich neben Svea nieder. Diese schaute nicht von ihren Füßen auf, sondern zeichnete weiter unsichtbare Kreise. Ich nahm sie in meine Arme und küsste sie auf den Kopf. Svea legte ihren Kopf in meine Halsbeuge. Etwas Kaltes lief meine Brust hinab.
Sie weint!

Ich nahm ihren Kopf in meine Hände, damit sie mich ansehen musste. Mit meinem Daumen wischte ich ihr eine Träne aus dem rechten Augenwinkel und lächelte sie an.
„ Heey, was ist los?“, auch wenn ich wusste was mit ihr los war, stellte ich ihr die Frage.
„I…Ich dachte mir schon, dass du sie liebst.“ Ich musste mich anstrengen sie zu verstehen, da sie nur flüsterte.
„Svea, hör mir zu! Ich habe zwar wirkliche lange gebraucht um meine Gefühle für sie vergessen zu können. Und ich muss auch zugeben, dass mir das nicht wirklich gelungen ist. Doch als du gekommen bist …“ Ich wusste nicht wie ich weiter reden sollte.
„Ich weiß endlich wieder wie es ist jemanden zu lieben!“, flüsterte ich und Svea schaute mich nur mit großen Augen an. Langsam beugte ich mich vor und küsste sie. Ich hatte Angst, dass sie meinen Kuss nicht erwidert, doch sie tat es.
Ihre Lippen sind so unglaublich weich!

Sie löste sich von mir und schaute mich an.
„Meinst du das ernst?“, fragte sie mich und ich konnte ihr ansehen, dass sie Angst hatte, dass ich es nicht so meinen könnte. Vorsichtig strich ich ihr eine Haarsträhne zurück, die ihr ins Gesicht gefallen war.
„Ich habe noch nie etwas so ernst gemeint!“, flüsterte ich. Svea lächelte mich an und küsste mich dann wieder.
Wie soll ich ihr nur sagen, dass Klara mir nicht egal ist? Wie soll ich ihr nur sagen, dass mein Herz auch bei Klara schneller schlägt? Wie?




Nervositätsausbruch vs. Nick




oder

„Gedankenverlorenes umher rennen und Frühstück mit Nick! “




Sveas Sicht



Hektisch lief ich durch die Räume meiner Wohnung.
Ich habe doch irgendwas vergessen! Nur was?

Ich lief gerade, zum bestimmt hundertsten Mal, in die Küche und raufte mir meine Haare.
„Jetzt beruhige dich doch mal, Süße!“ Nick saß immer noch in Boxershorts am Küchentisch und aß friedlich sein Brötchen. Er hat gestern spontan beschlossen hier zu übernachten, worüber ich sehr froh bin, er gibt mir Halt und verhindert somit, dass ich mich komplett verrückt mache.
„Wie kannst du jetzt noch was essen?“, fragte ich ihn. Seit einer Woche sind wir jetzt zusammen und diese Woche war bislang eindeutig die schönste in meinem ganzen Leben. Nick ist immer so fürsorglich und einfach nur süß. Nur Klara war der schwarze Fleck in dieser Woche. Sie klammerte sich weiter an Nick, auch wenn er ihr immer sagte, dass sie ihn in Ruhe lassen sollte. Jeden Tag beim Training merkte ich wie sie um seine Aufmerksamkeit kämpfte.
„Ich habe nun mal Hunger! Möchtest du nicht auch noch was essen!“, schräg sah ich ihn an.
„Wie um Himmels Willen kannst du jetzt noch so ruhig bleiben?“, fragend sah ich ihn an, während in mir mein Herz ein Rennen veranstaltete.
„Es ist nun mal nicht mein erster Auftritt!“, sagte er gelassen, legte sein Brötchen beiseite und kam auf mich zu. Lächelnd sah er mich an.
Es beruhigte mich!
Heute würde mein erster öffentlicher Auftritt stattfinden und ich war richtig nervös. Nick sollte zwar nur einen seiner Songs singen, beziehungsweise aufführen, doch ich hatte riesige Angst vor diesen einen Auftritt.
„Süße, es wird alles gut! Du kannst die Choreo und das Publikum schaltest du einfach aus.“ Er nahm mich in den Arm.
„Ich weiß, dass du das kannst!“ Mein Herz beruhigte sich kein bisschen, aber jetzt hat es nichts mehr mit der Nervosität zu tun, sondern einfach nur mit Nicks Nähe. Und der Tatsache das er nur in Boxershorts vor mir stand und ich an seinem durchtrainierten Bauch klebte

.
„Hmm…!“, sprechen war gerade einfach nicht möglich. Nick legte seine Hand unter mein Kinn und hob es sanft, aber bestimmt an.
„Vertrau mir!“, flüsterte er und ich spürte seinen warmen Atem auf meinen Lippen.
Diese Augen …!

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und legte meine Lippen vorsichtig auf seine.


Erics Sicht




Ich zog ihr wunderschönes Gesicht näher zu mich ran. Svea vergrub ihre Hände in meine Haare. Der Kuss wurde immer intensiver und ich drückte Svea leicht gegen die Küchenwand.
Sie ist so verdammt süß, wenn sie nervös ist!

Ich fing an ihren Hals zu küssen und Svea fing dabei leise an zu stöhnen. Sie zog meinen Kopf wieder zu sich hoch und wir küssten uns gierig. Als ich meine Hand unter ihrem T-Shirt schob, hielt sie diese fest und beendete langsam den Kuss.
„Nicht jetzt!“, flüsterte sie völlig außer Atem. Ich legte meine Stirn an ihre und zog, gespielt beleidigt, einen Schollmund.
„Das klappt bei mir nicht, mein Lieber!“, lachte sie und schubste mich ein wenig von sich weg. Und dann fing sie auch schon wieder an wie ein wildgewordenes Huhn durch die Gegend zu laufen.
Einfach zu süß!

Ich lachte als sie Haare raufend an der Küche vorbei lief und über ihre eigenen Füße stolperte. Svea rappelte sich wieder auf und kam mit zusammengezogenen Augenbrauen auf mich zu.
„Willst du dich nicht auch mal endlich fertig machen!“
„Wir haben doch noch Zeit!“, fragend sah sie mich an.
„Eine halbe Stunde nennst du Zeit haben?!“, lachend gab ich ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Du solltest dich erst einmal fertig machen, Süße!“, sagte ich und schaute sie von oben bis unten an. In dem ganzen Stress

hatte Svea vergessen die Boxershorts von mir, gegen eine richtige Hose einzutauschen. Ihre Schuhe hatte sie allerdings schon längst an. Lächelnd sah ich wieder zu ihren wunderschönen grünen Augen hoch.
„Ich bin doch schon fertig … Oh! Vielleicht doch nicht! Oh Gott, wir kommen bestimmt zu spät!“ Wieder verschwand sie aus der Küche, wahrscheinlich um sich ihre richtige Hose anzuziehen.
Ich sollte mich auch langsam mal anziehen!

Beschloss ich nach weiteren fünf Minuten und ging ebenfalls in das Schlafzimmer, wo meine restlichen Sachen überall auf den Boden verteilt lagen. Svea war gerade dabei ihre Hose zuzumachen, als plötzlich ihr Handy anfing zu klingeln.


Sveas Sicht




Hektisch griff ich nach meinem Handy, das auf dem Nachtisch neben meinem Bett lag.
„Ja, Svea hier!“
Wer kann das denn jetzt schon wieder sein?


„Svea, hier ist Bea! Wo um Himmels Willen bleibst du? Und hast du vielleicht eine Ahnung wo Nick stecken könnte?“ Ich konnte heraushören das Bea kurz vor dem Verzweifeln war. Schnell schaute ich zu Nick rüber, der sich gerade sein T-Shirt anzog und ich war für eine kurze Zeit wieder abgelenkt. Ich riss mich von Nicks Anblick los und überlegte mir schnell was ich Bea sagen könnte.
„Nick wollte mich gleich abholen!“, log ich schnell.
„Ok! Warte, er holt dich ab? Aber das ist doch ein totaler Umweg für ihn!“ Mist, was sag ich denn jetzt.
„Ich weiß, aber er hat darauf bestanden!“ Ich kniff meine Augen zusammen.
Bitte, glaub es! Bitte!


„Hmm … naja egal, Hauptsache ihr kommt!“ und schon hörte ich ein Tuten. Sie hatte aufgelegt.
Oh man!

Erleichtert atmete ich aus.
„Wer war das?“, ertönte Nicks samte Stimme hinter mir und ich drehte mich erschrocken zu ihm um.
„Bea! Sie hat gefragt wo ich bleibe und ob ich wüsste wo du steckst!“ Ich gab ihm noch einen schnellen Kuss, dann hetzte ich auch schon an ihm vorbei zur Haustür.
„Nick, jetzt komm endlich! Wir müssen uns beeilen!“, rief ich durch die Wohnung, während ich mir meine Jacke anzog.
„Bin ja schon da!“, und schon liefen wir die Treppen herunter und stiegen dann in seinem Wagen ein.

Erster Auftritt




oder

„ Soll Klara doch dahin gehen wo der Pfeffer wächst!“




„Mensch Nick, jetzt fahr doch mal schneller! Wir kommen so was von zu spät! Bea wird mir den Kopf abreißen!“ Ich zappelte auf dem Beifahrersitz herum und schaute immer wieder nervös auf die Uhr im Armaturenbrett.
Nur noch dreizehn Minuten! Dass schaffen wir nie!

Ich sah mich schon wieder im Flieger Richtung Deutschland sitzen. Nick fing laut an zu lachen und riss mich somit aus meinen Schockgedanken.
„Was ist denn jetzt schon wieder so lustig?“, fragte ich ihn leicht eingeschnappt und schaute zu ihm.
„Du bist nur einfach verdammt süß aus, wenn du so nervös bist!“, er guckte kurz zu mir rüber und fing wieder an laut zu lachen. Ich sah in mit gerunzelter Stirn, hochgezogenen Augenbrauen und aufgerissenen Augen an, was wahrscheinlich der Auslöser für seinen zweiten Lachanfall war.
„Mein Lieber Nick! Wenn du einmal auf die Uhr schauen würdest, würdest du auch bemerken, dass wir nur noch ganze zehn Minuten haben um zu dem TV – Studio zu gelangen, uns umzuziehen und alles weitere! Wie um Himmels Willen willst du das schaffen?“, zum Ende hin, rutschte meine Stimme um eine Tonlage höher und ich musste erst einmal Luft holen.
„Mein Liebe Svea! Wenn du einmal aus dem Fenster schauen würdest, würdest du auch bemerken, dass wir seit ungefähr zwei Minuten vor dem Studio stehen!“, sagte Nick grinsend. Mein Blick wanderte aus dem Fenster.
Wir sind tatsächlich da!

Ich drehte mich wieder zu Nick und schaute ihn böse an.
„Worauf warten wir dann noch!?“, zischte ich und stieg dann schnell aus dem Wagen aus. Nick kam zu mir und legte einen Arm um meine Hüfte. Plötzlich blitzte es von allen Seiten und ich blieb vor Schreck stehen. Tausende, na gut tausende waren es vielleicht nicht

, von Fotografen hatten uns umringt und schossen gierig ihre Fotos. Ich bekam nur am Rande mit, wie Nick mich bestimmt durch die Masse führte und mich dabei schützend im Arm hielt.
„Nick, wer ist diese Hübsche an ihrer Seite?“, brüllte uns auf einmal einer der Fotografen ins Ohr. Nick zog mich weiter und sagte kein Wort.
„Nick, was ist mit ihnen und Klara?“
„Stimmt es, dass sie und Klara heiraten wollen?“, wie angewurzelt blieb ich stehen! Nicht in der Lage weiter zugehen! Doch Nick schaffte es, mich weiter zu ziehen.
Hatte ich mich verhört? Er wollte, oder vielleicht will er noch, Klara heiraten? Wieso hat er mir das nicht erzählt? Ist Klara deswegen wieder mit im Team? Hat er mich angelogen? War alles was er getan und gesagt hat gelogen?

Die Fragen schwirrten in meinem Kopf herum, wie ein Schwarm nerviger, fetter Hummeln. Ich merkte wie sich die Tränen in meinen Augen sammelten und wie sich die erste salzige Träne einen Weg zu meinem Kinn bahnte. Um mich herum verschwamm alles. Ich sah nur noch das helle aufleuchten der Fotoapparate. Eine Tür wurde geöffnet und Nick schob mich durch diese hindurch. Sein Arm verschwand von meiner Hüfte, seine Wärme verschwand und ich realisierte das er nicht mehr neben mir stand. Wieder wurde eine Tür geöffnet. Die Schreie und Rufe der Fotografen wurden wieder lauter, dann schloss sich wieder die Tür und ich konnte die Stimmen nur noch gedämpft hören. Schnell wischte ich mir die Tränen aus den Augen und konnte endlich wieder klar sehen. Ich stand ich der Eingangshalle des TV – Studios. Allein! Keiner war hier!
Mein Blick ging nach draußen vor Tür. Durch die Glastür und der Fensterwand konnte ich sehen wie Nick vor den ganzen Fotografen stand und mit ihnen redete.
Nach zwei Minuten kam er wieder rein. Bevor ich ihn fragen konnte, was er den Leuten erzählt hat, kam Bea um die Ecke und lief auf uns zu.
„Da seid ihr ja endlich! Wir mussten deinen Auftritt nach hinten verschieben, Nick! Warum seid ihr denn nur so spät?“, jedoch ging ihr Blick zu den Fotografen, die sich langsam auf den Weg zum nächsten Promi machte, und sie nickte uns nur wissend zu.
„Ist jetzt auch egal! Wir konnten ja noch alles retten!“, aufmunternd lächelte mich Bea an. Sie kam auf mich zu und hakte sie bei mir unter, um mich gleich darauf zur Maske zu ziehen. Nick folgte uns schweigend.

Nachdem wir alle fertig waren, was Maske und Garderobe betrifft und Nick jedem erklärte das wir von Paparazzos aufgehalten wurden, sammelten wir uns hinter der Bühne und stellten uns eng in einem Kreis. Klara hatte sich natürlich gleich zu Nick gestellt.
„Ok Leute! Ihr wisst alle, dass wir das perfekt können! Jeder Schritt sitzt und das Lied sitzt auch perfekt!“, fing Nick mit seiner Standartrede an.
„Wir werden jetzt auf diese Bühne gehen und das Ding rocken, klar!“ Laut stimmten wir mit ein und liefen auf die Bühne. Im ersten Moment war ich von dieser Masse von Leuten geschockt.
Du kannst das Svea! Vergiss was du über Nick und Klara gehört hast!


Ich stellte mich auf meine Position und wartete mit klopfendem Herzen darauf, dass die Musik einsetzte.
Als sie startete konnte ich auf einmal alles um mich herum vergessen! Es gab nur noch die Musik, Nick, Dean, Jake, Lars, Mark und mich!
Ach ja und Klara!
Es war einfach unglaublich!
Leider war der Auftritt auch schon wieder sehr schnell vorbei und hinter der Bühne vielen wir uns alle, glücklich über den gelungenen Auftritt, in Arme.
Nun ja, fast alle!
Klara ließ mich aus, worüber ich, ehrlichgesagt, auch echt froh drüber war. Nick umarmte mich nur flüchtig und Klara dafür umso länger.
Das heißt wohl, dass ich mit meiner Vermutung ganz richtig lag! Er hat mich angelogen! Er liebt nicht mich, sondern Klara! Seine Worte waren nur so daher gesagt!

Ich spürte den Stich in meinem Herzen! Und er wollte einfach nicht verschwinden!
Die nächsten zehn Minuten bekam ich kaum mit. Wir zogen wieder unsere normalen Sachen an und ich wusch mir das ganze Makeup aus dem Gesicht. In der Zwischenzeit kam Bea noch einmal zu uns und lobte uns für den tollen Auftritt. Dann besprach sie noch irgendetwas mit Nick und verabschiedete sich kurzdarauf von uns.
Nachdem wir alle fertig waren, machten wir uns auf den Weg zu den Autos, als mir einfiel das ich ja gar nicht mit meinem eigenen Wagen hierher gefahren bin.
Ich muss mich sowieso noch mit Nick unterhalten!

Gerade wollte ich mich an Nick wenden, als Klara sich plötzlich umdrehte und jeden einzelnen, außer mich natürlich, ansah.
„Habt ihr noch Lust mit zu mir zu kommen? Ein wenig auf den gelungenen Auftritt und das Team feiern?“, fragte sie zuckersüß in die Runde.
Ich glaub mir wird gleich schlecht!


„Ja klar!“, warf Mark ein und die anderen stimmten begeistert zu.
Ich wollte doch mit Eric reden, aber ich fahre ganz bestimmt nicht zu dieser … diesem Tuschkasten nach Hause! Nein, danke!

Die anderes sahen mich fragend an.
„Ne, ich komme nicht mit! Mir geht es nicht so gut! Ich werde mich ein wenig ausruhen!“
„Och, wie schade! Dann ruh dich besser aus, damit es nicht was Ernstes wird!“, meinte Klara mit gespielter Sorge.
„Hmm … Dann fahrt ihr schon mal vor! Ich werde Svea noch nach Hause fahren!“ Nick kam auf mich zu und sah mich an. Schnell sah ich auf meine Hände und dann zu den anderen Jungs.
„Ach quatsch, ich werde mir ein Taxi nehmen! Du brauchst mich nicht fahren!“ Mein Blick huschte wieder zu Nicks Augen hoch. Dieser sah mich schräg und mit leicht zusammengezogenen Augenbrauen an.
Oh nein, nicht seine Augen! Nicht dieser Blick!


„Bist du dir sicher?“, flüsterte er und legte seine Hand auf meinen Arm. Ich konnte nur nicken.
„Na gut.“ Ein letztes Mal sah er mich an, dann drehte er sich zu seinem Wagen, stieg ein und fuhr los. Die anderen taten es ihm gleich.
Dann war ich alleine!
Alleine stand ich auf dem großen Parkplatz vor dem Studio!
Es dauerte nicht lange bis weinend und schluchzend in mich zusammensackte.



Schlechtes Gewissen




oder

„Lass mich endlich in Ruhe, Klara!“




Nicks Sicht




„Na gut.“ Ich schaute Svea nochmal an.
Ich möchte sie nicht alleine nach Hause fahren lassen! Ihr geht es nicht gut, ich sollte mich um sie kümmern! Aber ich muss noch mit Klara sprechen! Alleine! Sie hat mir einiges zu erklären!

Svea sah mir in die Augen. Schnell drehte ich mich weg und ging zu meinem Wagen.
Ich muss das jetzt mit Klara klären!


Nach einer zehnminütigen Fahrt, fuhr ich als letzter in Klaras Einfahrt, damit ich so schnell wie möglich wieder zu Svea konnte.
Klara stieg mit ihrer übermütigen und selbstsicheren Art aus dem Wagen und schloss ihre Wohnungstür auf. Seufzend stieg ich ebenfalls aus meinem Wagen aus.
„So, alle rein mit euch!“, bat sie uns mit einer solch quietschenden Stimme herein, dass man sich am liebsten die Ohren zuhalten würde.
Wie konnte ich diese Person nur lieben? Allein schon bei der Stimme platzt mir ja der Kopf.

Den anderen ging es wohl genauso, denn Mark drehte sich zu mir um und verzog schmerzhaft das Gesicht. Jake hielt sich ein wenig zurück, er kannte Klara halt noch nicht so gut wie wir.
Ich hätte es dir ja gern erspart, Jake!



Die Zeit bei Klara verstrich quälend langsam und ich musste die ganze Zeit an Svea denken.
Hoffentlich geht es ihr wieder besser!


Klara versuchte jede Sekunde meine Aufmerksam auf sich zu ziehen. Zuerst wollte sie sich auf meinen Schoss setzten, als das nicht klappte versuchte sie sich in meinen Arm zu schmiegen, den ich jedoch demonstrativ an meinem Körper presste. Zum Schluss blieb ihr nicht mehr viel übrig und sie lehnte ihren Kopf an meine Schulter, leider konnte ich den nicht so leicht abschüttelt und ließ es über mich ergehen. Die anderen Jungs sahen das ganze Spektakel zu und ich merkte wie in Lars, meinem besten Kumpel unter den Vieren, langsam die Wut hochkam. Ich hatte ihm als einzigem den Grund erzählt, warum Klara und Mike gefeuert wurden. Ich sah ihn mit zusammengekniffenen Augenbrauen an.
Nicht jetzt Lars!


Irgendwann verabschiedete sich dann Jake, der sich die ganze Zeit etwas zurückgehalten hatte. Nach ihm gingen dann auch Mark, Dean und Lars. Lars sah mich noch einmal mit einem vielsagenden Blick an. Ich verstand und nickte ihm zu.
Am liebsten würde ich jetzt auch gehen, aber ich musste mit Klara sprechen. Da führte kein Weg dran vorbei.
„Hmm … Jetzt sind wir endlich allein!“, säuselte Klara und fing an, an meinem Ohr zu knabbern.
„Klara, lass das!“ Ich schob sie von mir und stand auf. Klara stand ebenfalls auf und klammerte sich um meinen Nacken und versuchte mich zu küssen.
„Klara!“ Ich wurde wütend und schrie sie schon beinahe an.
„Nick, bitte! Es tut mir leid! Das weißt du!“, sie griff nach meinem T-Shirt.
„Es ist mir verdammt nochmal egal ob es dir Leid tut oder nicht! Es ist passiert! Und das reicht mir! Ich möchte nichts mehr mit dir zu tun haben! Du hast mir mein Herz gebrochen!“, ihre Fingernägel krallten sich schmerzhaft in meine Brust.
„Nick!“
„Nein, Klara! Du hörst mir jetzt zu! Ich weiß nicht wieso Bea dich wieder eingestellt hat, es ist mir auch egal! Du sollst endlich damit aufhören mich anzufassen und zu versuchen mich zu "verführen"! Hör auf, ok! Ich habe nur noch eine Frage; Woher weiß die Presse von der Hochzeit!“, fragend und wütend sah ich sie an. Geschockt ließ Klara ihre Hände fallen und schaute beschämt auf den Boden.
„Ich hab da vielleicht etwas von erwähnt…!“ Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich stieß hörbar zischend die Luft heraus.
Ich wusste es!


„Du …. Du hast es ihnen gesagt?! Du hast ihnen gesagt, dass wir heiraten wollten?!“ Ich war zu wütend um noch irgendetwas zu sagen.
„Nein, ich habe gesagt das wir heiraten werden

.“, flüsterte sie und ich musste mich anstrengen um sie überhaupt zu verstehen.
„Sag mal, tickst du noch ganz sauber?!“
Ich schnappte mir meine Jacke und lief zur Tür.
„Nick! Warte!“, ihre Hand legte sich auf meine Schulter und ich drehte mich ruckartig zu ihr um.
„Lass mich endlich in Ruhe, Klara!“, warf ich ihr wütend gegen den Kopf und stieg in mein Auto ein.
Ich will jetzt einfach nur zu Svea!




Vermisst




oder

„Svea, ich kann nicht mehr ohne dich!“




Sveas Sicht



Während ich so weinend auf dem Parkplatz saß, rasten mir einige Gedanken durch den Kopf.
Was ist, wenn er Klara wirklich immer noch liebt? Von was für einer Hochzeit hatte der eine Fotograf gesprochen?

Immer wieder schwirrten mir die Fragen durch den Kopf, aber ich fand keine Antworten.
Doch eine Frage schmerzte besonders und vor der Antwort hatte ich unendliche Angst.
Hat Nick mich die ganze Zeit angelogen? War ich nur ein Zeitvertreib für ihn? Ohne Bedeutung?

Ich vertrieb die Gedanken so gut es ging und versuchte, wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
Nach einiger Zeit stand ich dann vom Boden auf und schaute auf mein Handy.
19.46 Uhr
16 entgangene Anrufe!
10 SMS


Erschrocken zog ich die Luft zwischen den Zähnen ein.
Zwei Sunden! Ich hatte hier doch tatsächlich zwei Stunden auf dem Boden gesessen!?

Erst da merkte ich, dass es schon dämmrig war und dass es langsam kalt wurde.
Mit zittrigen Händen rief ich die Nachrichten auf. In jeder SMS stand das gleiche drin.
Wo bist du, Svea???


Und alle waren von Nick, auch die Anrufe waren von ihm.


Nicks Sicht



Svea, geh ran!!

Verzweifelt wartete ich auf ihre Stimme, doch wieder einmal ging nur die Mailbox ran. Ich schlug mit meiner Faust auf das Lenkrad. Seit eineinhalb Stunden versuchte ich sie nun schon zu erreichen. Sie war weder in ihrer Wohnung, noch bei ihrer Familie zu Hause und dann ging sie auch nicht an ihr Handy.
Ihr ist bestimmt etwas passiert! Das wäre nicht passiert, wenn ich sie einfach gefahren hätte!

Ich schmiss mein Handy auf den Beifahrersitz.
Wo kann ich denn noch suchen?

Mir fiel einfach nicht mehr ein, wo ich noch nach Svea suchen könnte, also beschloss ich, Lars anzurufen.
„Hej Nick, was gibt es?!“, begrüßte mich Lars gleich.
„Lars, ich finde Svea nicht!“ Ich hoffte, dass er mir meine Panik nicht heraushörte, aber dafür kannte mich Lars einfach zu gut.
„Nein, wieso? Ist sie nicht in ihrer Wohnung?“
„Nein und sie ist auch nicht bei ihrer Familie und an ihr Handy geht sie auch nicht! Ich weiß nicht wo ich noch suchen soll!“ Ich klang immer verzweifelter, aber es war mir egal!
Lars ist mein bester Freund! Ich hätte ihm eh bald erzählt, dass Svea und ich zusammen sind!


„Hmm. Vielleicht ist sie bei Bea?! Die beiden verstehen sich doch richtig gut!“
Bea!

Mein Herz raste schneller.
„Ich werde sie gleich mal anrufen! Danke man!“, und schon legte ich auf und drückte die Kurzwahl für Bea.
„Bea hier!“
„Bea! Ich bin es Nick! Ist Svea vielleicht bei dir?“
Bitte, bitte lass sie bei Bea sein!

Ich umklammerte schmerzhaft mein Handy.
„Nein, wieso sollte sie hier sein?“
„Egal! Danke!“, sagte ich ins Handy, dann fiel es mir aus der Hand. Ich legte meine Stirn an das Lenkrad und spürte wie sich eine Träne aus meinen Augenwinkel schlich.
„Svea, wo bist du?“, meine Stimme war nur ein Flüstern. Ich konnte mich selbst kaum verstehen.
Was mach ich denn jetzt nur?!


Nach einer Ewigkeit, die ich einfach so dasaß, klingelte mein Handy. Ein wenig benebelt richtete ich mich wieder auf und fing an mein Handy zu suchen, dass mir unter dem Sitz gerutscht war.
Ich schaute erst gar nicht darauf wer anrief. Entweder Lars ruft an, um zu fragen ob ich Svea gefunden habe, oder aber es ist Klara die mich einfach nicht in Ruhe lassen will.
„Ja?“, fragte ich lustlos in den Hörer.
„Nick? Bist du schon in deiner Wohnung?“, fragte Svea mit schwacher Stimme. Mit einem Schlag saß ich kerzengrade in meinem Wagen.
„Nein, nein ich bin noch im Auto! Svea, wo verdammt nochmal bist du?“
„I … Ich bin noch vor dem Fernsehstudio.“
„Was? Wieso bist du noch vor dem Studio?“, meine Stimme wurde ein wenig härter.
Wieso, verdammt nochmal, steht sie immer noch vor dem Fernsehstudio?!


„ Das ist jetzt egal! Kannst du mich abholen, Nick? Wir müssen reden!“ Ich startete den Wagen und fuhr los.
„Ich bin gleich bei dir!“
Nach einer zehnminütigen Fahrt hielt ich vor Svea auf dem Parkplatz des Fernsehstudios ein. Ich riss die Tür auf, stieg aus und rannte das kleine Stück zu Svea. Froh darüber sie wieder zu sehen, schloss ich sie erst mal in meine Arme und verteilte Küsse auf ihren Kopf.
„Oh Gott, Svea! Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“ Ich nahm ihren Kopf in meine Hände und wollte sie küssen, doch dann sah ich ihre roten Augen.
„Süße, was ist passiert?“, geschockt sah ich ihr in die Augen.
„Nick, wir … wir müssen reden!“ Sie sah mir ebenfalls in die Augen und nahm meine Hände von ihrem Gesicht, behielt sie aber umschlossen. Ich schaute auf unsere verschränkten Hände und dann wieder in ihr Gesicht.
„Ich verstehe ja, dass du noch an Klara hängst.“ Fragend runzelte ich meine Stirn.
Auf was möchte sie hinaus?!


„Was ich eigentlich fragen wollte: Meintest du ernst, was du gesagt hattest?“ Mit traurigen Augen sah sie mich an.
„Ich versteh nicht! Was meinst du?“
„Meintest du es ernst, als du sagtest …“, sie stockte.
„ … das du mich liebst!“, flüsterte sie und sah auf unsere Finger. Ich löste eine Hand aus ihre und legte sie wieder an ihre Wange.
„Natürlich meinte ich das ernst! Ich dachte das wüsstest du!?“, sagte ich sanft.
„Von was für einer Hochzeit hat der Fotograf dann erzählt?“ Svea sah mich nicht an. Ich verspannte mich.
Ich will es doch einfach nur vergessen!


„Ich hatte Klara, kurz bevor sich mich betrogen hatte, einen Heiratsantrag gemacht. Der Fotograf muss das irgendwie aufgeschnappt haben.“ Sie sah mich immer noch nicht an.
„Hmm.“
„Sieh mich an!“, leicht hob ich ihren Kopf Richtung meinem. Erst sah sie auf meinen Mund, doch dann schaute sie mich mit ihren wundervollen Augen an.
„Svea, ich kann nicht mehr ohne dich leben!“, flüsterte ich. Eine Träne floss Svea über die Wange. Ich küsste sie weg und wanderte weiter zu ihrem Mund. Erst zögerte sie, doch dann erwiderte sie ihn.
Ich wünschte dieser Moment würde für immer anhalten!




Alles vorbei?


oder

„Fußbruch inklusive Herzbruch!“

 




Sveas Sicht

 



Die Wochen nachdem ich mich mit Nick ausgesprochen habe, waren ziemlich stressig. Wir mussten uns auf Nicks Schwedentour vorbereiten und hatten somit wirklich jeden Tag Training. Auch wenn Nick mal nicht anwesend war, um Interviews oder sonstige Sachen zu erledigen, trainierten wir täglich. Zeit hatten Nick und ich somit auch nicht viel, doch die Zeit die wir gemeinsam hatten, war wunderschön. Er ist einfach nur unbeschreiblich süß. 
Nur Klara machte mal wieder Ärger. Noch an dem Abend, an dem Nick und ich uns ausgesprochen haben in Sache Klara, erzählte er mir, dass er auch mit Klara geredet hatte und ihr gesagt hat, dass sie ihn in Ruhe lassen soll. Jedoch war das Klara anscheinend total egal.
Sie baggerte Nick noch mehr an und versuchte mich immer mehr auszugrenzen. Während die anderen dabei waren, ließ ich mir so gut es ging nichts anmerken. Schließlich wusste immer noch niemand, dass Nick und ich zusammen waren. Jedes Gespräch das ich mit Nick anfing ging um Klara oder darum, wann er es endlich öffentlich machen möchte, dass wir zusammen sind. Das war die schlimmste Zeit die wir zusammen hatten! Ich wurde immer Wütend, da sich die Wut auf Klara in mir aufstaute und ich die dann leider an Nick ausließ, doch zum Ende hin wurde wieder alles gut.

Nun war es soweit und morgen würden wir uns auf den Weg nach Helsingborg machen. Nicks Heimatstadt und die erste Stadt in der die Tour anfängt.
Meine erste Tour! Und dann lerne ich auch noch Nicks Familie kennen!

Aufgeregt dachte ich über morgen nach und schob mir meine Sonnenbrille auf der Nase zurecht. Die Sonne prallte auf mich hinab und es war einfach unerträglich heiß. Wir hatten uns heute alle mal eine Pause gegönnt und sind in das Freibad gefahren. Dass einzige Problem dabei … Klara!
„Nick! Kannst du mir mal den Rücken eincremen?“, quietschte es laut aus ihrer Richtung. Nick stöhnte leise, genervt neben mir auf und meine Stimmung war wieder auf dem Tiefpunkt. Natürlich war Nick gleich wieder Gentleman und cremte ihr den Rücken ein.
Warum kann er nicht einmal Nein

 

sagen?!

Genervt setzte ich mich auf und packte meine Sachen zusammen.
„Svea, was machst du da?“, fragte mich Dean erstaunt und setzte sich ebenfalls auf. Die anderen taten es ihm gleich. Nick sah mich nur geschockt an und Klara …, tja, die grinste fröhlich vor sich hin.
„Ich … Ich muss noch zu Emily!“, stotterte ich kurz und packte dann schnell weiter meine Sachen ein.
Hoffentlich hat niemand mein Zögern gemerkt, aber wenn ich hier noch eine Sekunde länger bleibe und Nick und Klara zusammen sehen muss, tick ich aus!

Ich zog mir noch schnell meine Sachen über den Bikini.
„Tschüss, wir sehen uns morgen!“, verabschiedete ich mich noch schnell und ging zum Ausgang.
Ich wollte gerade in mein Auto steigen, als ich hinter mir Nick rufen hörte.
„Svea, warte!“, langsam drehte ich mich um.
„Was?“
Ok, so zickig wollte ich dann doch nicht klingen!

Verletzt sah Nick mich an.
Oh nein, nicht dieser Blick!


„Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?“
„Ach, es ist nur … ich werde das Gefühl einfach nicht los, dass dir Klara nicht egal ist!“, betreten sah ich zu Boden.
„Natürlich ist Klara mir nicht vollkommen egal! Und du weißt auch wieso! Du weißt aber auch, dass ich sie nicht mehr liebe, sondern nur dich!“ Ich konnte ihn einfach nicht ansehen. Ja, ich wusste, dass er sie nicht mehr liebte und ja, ich wusste auch, dass er mich liebt!
„Das ist mir schon klar, aber ich würde es besser finden, wenn du nicht immer gleich losspringst, wenn sie was haben will!“, sagte ich, nur das komisch war, ich war nicht wütend, sondern verletzt.
„Ich war ja auch schließlich fünf Jahre mit ihr zusammen!“
„Aber sie hat dir dein Herz gebrochen!“ Ich schrie ihn an, wieso wusste ich nicht.
„Ich habe jetzt echt nicht den Nerv mich mit dir darüber zu streiten!“ Nick drehte sich um und ging wieder zum Freibad.
„Dann geh doch!“, murmelte ich traurig, verzweifelt und wütend zu mir selber. Weinend fuhr ich zu meiner Familie, um mich schon einmal von ihnen zu verabschieden. Schließlich würde ich sie einen Monat nicht sehen.

Ausgepowert kam ich vor der Wohnungstür an.
„Sveaaa!“, rief Emily und zerquetschte mich fast mit ihrer Umarmung.
„Heej, ich bekomme zwar keine Luft mehr, aber egal!“, lachte ich, während ich irgendwie dabei noch nach Luft schnappte.
„Oh, tut mir Leid!“ Ich ging in die Wohnung und schaute mich suchend nach Ben, Sara und meiner Mutter um.
„Sind die anderen gar nicht da?“, fragte ich Emily, nachdem ich mich auf die Couch gesetzt hatte.
„Ne, die sind bei Ben auf dem Abschlusstreffen und sie wollte mir Sara nicht anvertrauen.“
„Hmm … würde ich auch nicht!“, mit zusammengekniffenen Augen musterte sie mich.
„Sag mal hast du geweint?“ Ich schaute auf meine Hände.
„Svea, was ist passiert?“
Ich muss ihr endlich sagen, dass ich mit Nick zusammen bin! Falls wir das noch sind!


„Ich muss dir was sagen, Emily!“, gespannt sah sie mich an.
„Ähm, also …“, ich atmete noch einmal tief durch.
Sag es einfach gerade raus! Sie wird dir schon nicht den Kopf abreißen!


„Ich bin mit Nick zusammen!“, mit aufgerissenem Mund sah sie mich an, doch plötzlich lächelte sie mich an.
Was ist denn nun schon wieder?! Ich versteh Emily einfach nicht!


„Ich hab es doch gewusst! Ich wusste es!“, sagte sie und umarmte mich.
Ok, ich hätte jetzt was anderes erwartet!


„Aber das beantwortet nicht meine Frage! Du hast doch nicht geweint, weil du mit Nick zusammen bist?!“
„Nein, nein. Ach wir hatten einen Streit, ist aber halb so wild!“ Ich versuchte zu lächeln.
„Hmm …“
„Ich wollte mich eigentlich von euch verabschieden, aber Mom muss ich wohl morgen noch einmal anrufen!“
„Oh mein Gott! Du gehst auf Tour!“, kreischte Emily plötzlich.
„Naja, eigentlich geht Nick auf Tour, aber trotzdem!“
Wir quatschten noch eine Weile bis ich auch schon wieder los musste. Ich verabschiedete mich von Emily und hastete die Treppe hinunter, da ich noch meinen Koffer packen musste und es schon wirklich spät war. Doch das schnelle runter rennen war keine so gute Idee. Ich stolperte über meine Füße und fiel die restlichen Stufen runter.
„Svea!“, hörte ich Emily von oben schreien, doch das schmerzen in meinem rechten Fuß lenkte mich ab.
„Scheiße!“


Eine Woche später saß ich immer noch mit einem dicken Gipsverband in meiner Wohnung. Ich konnte, dank meines tollen

Unfalls, nicht mit auf die Tour fahren. Nick wollte die Tour absagen, doch ich habe es irgendwie geschafft es ihm auszureden.
Seufzend stand ich auf und holte mir die Tageszeitung. Doch was ich da auf der Titelseite sah, zerbrach mein Herz. Ein riesengroßes Bild von Nick und Klara war zu sehen! Während sie sich küssten!

Mein Herz setzte aus und zerbrach in tausend Teile!

ENDE

– des ersten Teils!

 


Impressum

Texte: Laura Heiber
Lektorat: Imke S., Svea G., Vanessa F.
Tag der Veröffentlichung: 01.12.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine Familie, Imke, Svea, Vanessa und Leonie

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