Kapitel 1
Es war ein lauter Kinderschrei, der mich aus meinen Gedanken holte. Wie kann man nur so eine innere Bewunderung für Clowns und andere fragewürdige Wesen eines Circus aufweisen?
Was ist daran so besonders, wenn bunt geschminkte Menschen im Kreis rennen und sich gegenseitig mit Torten beschmeißen oder SEHR unauffällig auf den Boden fallen? Nichts wenn man mich fragt. Aber das würde für mich wohl immer ein Rätsel bleiben.
So, und nun zu dem Hier und Jetzt:
1. Mein Vater sitzt gerade neben unserer neuen Nachbarin die mit ihren 22 Jahren noch glatt als meine Schwester durchgehen könnte.
2. Diese Person war der einzige Grund warum ich nun schon tagelang mörderische Pläne schmiedete.
3. Sie war verdammt hübsch. Das musste sogar ich zugeben.
4. Sie hatte meinen Dad unglaublich gut in der Hand. Das würde meine Pläne zwar um einiges erschweren aber einen Versuch war es wert.
Und fragt mich bitte nicht was so eine Anti-Zirkus-Person wie ich hier machte. Das weiß ich selber nicht so genau. Das einzige was ich weiß ist das Natascha verdammt gut im Überreden ist. Sie hatte mich so zu sagen dazu gezwungen mit zu gehen!
Böse schaute ich Natascha von der Seite an. Vielleicht hatte ich ja so einen Killerblick von dem ich noch nichts wusste und wenn ich sie so anschauen würde, würde sie umkippen, ins Komma fallen und nie wieder aufwachen?
Leider misslang mir der Versuch.
Fuck diese kleine Ratte war einfach nicht tot zu kriegen… Naja, wenn ich sie schon nicht tot kriege, werde ich alles dran setzen um sie aus unserer Familie raus zu kriegen.
Sie hatte sich einfach so zu uns dazugesellt, ohne Wen und Aber hatte sie alles auf den Kopf gestellt und das im negativen Sinne. Ich hatte eigentlich nichts gegen Veränderungen, aber sie machte es immer so, das mir schon fast schlecht wurde.
So wie jetzt zum Beispiel, sie wusste das ich solche Veranstaltungen hasste.
So böse ich sie auch anschaute, ihre schwarzen Haare schienen mich provozieren zu wollen, denn sie schlängelten sich weiterhin wunderschön ihren Rücken hinab. Ihre blauen Augen schauten erwartungsvoll zur Tribüne um gleich darauf mit meinem Dad zu flirten. Man oh man das kann doch nicht wahr sein! Was findet der an ihr? Denn dafür, dass sie verdammt hübsch ist, ist sie nicht gerade die Hellste.
Aber ich fange am besten ganz von vorne an.
Es war ein wunderschöner Sommertag, ungefähr vor zwei Monaten. Die Sonne brannte vom Himmel hinab und versuchte auch den größten Mof aus dem Haus zu holen. Was ihr auch einiger Maßen gelang. Die Schmetterlinge umkreisten die Wiesen und führten die verrücktesten Tänze auf, genauso wie diejenigen die ihre Haustür gefunden hatten und nun ihr Unwesen entweder auf dem Hauptplatz oder sonst irgendwo trieben.
Auf dem Hauptplatz erfuhr man immer den neuesten Klatsch und Tratsch der Woche. Wir wohnen in einem kleinen Dorf in Norwegen in der Nähe vom Meer. Dieses Dörfchen hat 3500 Einwohner, was ich damit sagen will ist, dass ich die hälfte davon kenne und zwar namentlich.
Lassen wir dieses Thema lieber, so spannend ist es auch wieder nicht.
Denn unser Ziel, also das von Dad und mir war der Supermarkt. So spontan wie wir waren, beschlossen wir von einem Tag auf den anderen Vegetarier zu werden.
Solche Aktionen hatten echt nur ich und mein Dad drauf.
Ich fand das Töten von Tieren ziemlich sinnlos. Ich weiß, es klingt bescheuert, aber so bin ich nun mal. Und Walter teilte meine Meinung. Und so kam es das wir nun vor einem Lebensmittelgeschäft standen.
Dort kauften wir einen ziemlich bunten Vorrat an Gemüse und Obst. Als wir uns auf die Suche nach Tofu machten und ich vergeblich versuchte meinem Zeuger klarzumachen das dieses Produkt hauptsächlich aus Soja bestand, wurde unsere Diskussion durch einen Ruck unterbrochen. Und da sah ich sie zum ersten Mal und wusste gleich, dass ich sie niemals mögen werde. Vor uns stand eine 1.70 Schönheit deren Gang eine verblüffende Ähnlichkeit mit der Gangart eines Pferdes hatte.
Und so konnte man sich wirklich fortbewegen ohne umzukippen oder einen komplizierten Knöchelbruch zu erleiden? Und die Antwort war: ja. Sie schaffte das, leider.
„Oh Verzeihung, ich bin in letzter Zeit so unkonzentriert“
Oh, sie konnte sich konzentrieren? Wer´s glaubt.
„Das … Das macht doch nichts. Passiert doch ständig“ antwortete mein Vater mit einer Bewunderung in den Augen die ich schon lange bei ihm nicht mehr gesehen hatte.
„Sie sind doch … Walter und Maya nicht wahr? Hallo ich bin Natascha Adelar, ihre neue Nachbarin.“ Sie streckte ihre Hand zuerst mir und dann Walter entgegen. Mein Vater schüttelte diese begeistert und ich … weniger begeistert.
„Wie ihr beide es wahrscheinlich schon wisst, bin ich ja heute in das Haus nebenan eingezogen. Und ich würde mich wirklich freuen wenn ihr morgen am Nachmittag kommen würdet. Es wird sozusagen eine kleine Willkommensparty werden.“ Sagte sie mit einem unehrlichen Lächeln.
„Morgen Nachmittag…. Hmm.“ Mein Dad überlegte.
„Ja das hört sich gut an. Wir kommen gerne, nicht wahr Maya?“
Ich schaute ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an.
„Nicht wahr Maya?!“ wiederholte er noch mal schärfer.
„Von mir aus.“ War meine kurz gebrummte Antwort.
Wenn ich damals doch nur wusste was jetzt auf mich zukommt, würde ich irgendetwas tun, ich wüsste bloß nicht was, aber irgendetwas wäre mir sicher in den Sinn gekommen. Zum Beispiel in Ohnmacht fallen, oder ein so blödes Kommentar lassen, dass sie uns nicht mal mehr anschauen würde. Denn so etwas konnte ich verdammt gut. Man könne sogar meinen, dass mir diese „Sprüche klopfen“ im Blut lag.
Doch ich hatte natürlich nichts unternommen.
Und so verabschiedeten wir uns von Natascha, um genau zu sein verabschiedete sich mein Vater, ich ging wortlos vorbei.
Als wir uns ins Auto setzten, platzte aus meinem Dad alles raus, doch ich war darauf schon vorbereitet: „Maya was fällt dir eigentlich ein, mit Natascha so zu reden? Ich meine Sie ist ein ganzes Stück älter als du!
Glaubst du ich hatte es nicht bemerkt wie wütend du sie angestarrt hast? Ich hoffe für dich, dass sie es nicht bemerkt hat!
Sonst...!´´
Das war eigentlich das einzige was mich an ihm immer genervt hat: seine überdimensionalen Reden, in denen es meistens darum ging wie unhöflich ich war. Dabei war ich gar nicht frech, sondern einfach noch ein pubertierender Jugendlicher.
Muss man verstehen.
Ansonsten war er aber ziemlich in Ordnung. Naja, soweit in Ordnung wie ein Vater einer pubertierenden, weiblichen, nervenraubenden Jugendlichen sein kann.
„Sonst was Dad? Willst du etwa wieder mein Taschengeld streichen? Du weist wie ich auf Personen reagiere die ich nicht mag.“
„Diese „Person“ hat auch einen Namen Maya. Ich will mich nicht mit dir streiten. Außerdem scheint sie ziemlich nett zu sein.“
„Ich finde sie aber nicht nett!“ sagte ich mit einer Stimme die sich ungefähr so anhöret wie bei einem Kleinkind dem man den Lolli weggenommen hat.
„Weist du eigentlich wie alt sie ist? Sie könnte meine Schwester sein!“ setzte ich noch hinzu.
„Ach was... Lassen wir doch dieses Thema.“ Meinte Walter nun schon ruhiger. Während er das Auto startete meinte er noch:
„Ich werde dort hin gehen. Du musst nicht mit wenn du nicht willst. Aber bitte sei nicht so unhöflich zu ihr.“
„Ich werd´s versuchen.“ Brummte ich.
Er räusperte sich...und das war kein gutes Zeichen.
Von mir aus, soll er sie halt besuchen. Aber meine Familie besteht nur aus meinem Dad und mir und niemand wird uns trennen können, dacht ich damals.
Kapitel 2
Wie besprochen, besuchte er Natascha und verabredete sich mit ihr auf einen Kaffee, und aus dem „Kaffee-Trinken“ wurde ein Date und aus dem Date wurde eine große Liebe.
Seiner Meinung nach.
Und ich glaube kaum, dass sie dasselbe für ihn empfand wie er für sie.
Jetzt sitzen wir hier, zwischen durchgeknalltem Publikum und bekloppten Wesen einer unerklärlichen Rasse.
Und ich frage mich, wie ich mich bloß dazu überreden habe können. Wäre ich ein Tier, wäre ich wahrscheinlich eine doofe Kuh und könnte bei dem Circus gleich mitmachen.
Walter sitzt neben Natascha und hat einen weniger gespannten Gesichtsausdruck wie sie. Und ich? Ich sitze auf der anderen Seite des Zeltes. Bloß weg von denen.
Nach einer Stunde Pferde-, Clown- und andere- Vorstellungen die mir wunderlicherweise unglaublich lang vorkam, erklang die Stimme des Direktors, der das Publikum aufforderte das Zelt zu verlassen, mit der Begründung das die Artisten nun eine kleine Pause brauchen. Doch ich hörte dem älteren Mann nicht zu, sondern sprintete raus, auf der Suche nach Dad und Natascha.
Ich durfte keinen Moment verpassen in dem ich sie irgendwie hätte blamieren können. Ja ich weis ich bin böse. Aber wer es nicht so versteht, der muss es am eigenen Leib spüren.
Diese Person… Seit sie sich bei uns eingenistet hat, krieg ich keine Luft mehr zu Hause. Das ist doch nicht normal, oder? Daheim ist ein Ort wo man sich wohlfühlen muss, aber teilweise will ich nicht mehr hingehen!
Entweder sie verzieht sich in ihr Haus, oder ich werde noch an irgendwelchen psychischen Krankheiten durchdrehen.
So Maya Nowak, du beruhigst dich jetzt sofort! Oh man!! In letzter Zeit hatte ich mich schon zu viel aufgeregt.
Egal, ich muss da jetzt durch.
Außerdem müssen Walter und ich wieder einmal ein Vater-Tochter-Gespräch führen. Das würde uns beiden bestimmt nicht schaden. Jetzt wäre zwar nicht gerade der richtige Zeitpunkt, aber was soll’s? Ich muss die beiden zuerst einmal finden.
Ääähhhmmm... ja. So viel dazu.
Der Hof auf dem das Zelt aufgebaut ist, ist nicht recht groß, also sind meine Chancen sie zu finden recht hoch.
Ich rannte los. Verdammt wo sind die beiden denn nur hin? Wie vom Erdboden verschluckt. Ich lief das erste Mal beim Eingang vorbei. Dann ging ich wieder zurück und schaute ins Zelt hinein. Hmm… Da waren sie auch nicht.
Ich machte mich auf den Weg zu den Verkaufsständen. Insgesamt waren es vier bunte Tische mit einem Dach aus bunt gestreiftem Stoff drüber. Ich umrundete jedes einzelne, und ging fluchend wieder davon. Das war doch zum Haare raufen! Wo sind sie bloß hin?!
Ein letztes Mal rannte ich um das Zelt herum. Doch leider: Fehlversuch. Hier waren sie auch nicht.
Ohh man! Jetzt bin ich auch noch total fertig von der ganzen Rennerei. Nicht das ich unsportlich bin, aber es macht mir einfach keinen Spaß, Sport zu treiben. "Sport ist Mord" lautet mein Motto.
Da die Pause schon langsam ihrem Ende zuneigte verschwanden immer mehr Besucher im Zelt.
Fantastisch. Besser hätte es gar nicht werden können! Mein Vater ist gerade mit einer Auserirdischen unterwegs und außerdem ist er ALLEINE mit ihr …. Ich will gar nicht wissen was sie wahrscheinlich gerade tun! Igitt!
Ok lassen wir es lieber, ich und meine kranken Fantasien sind nicht gerade ein tolles Duo. Ein ziemlich einfallsreiches vielleicht, aber kein gutes.
Wo sind die ganzen Leute den hin?
Ich hasse es irgendwo zu sein wo ich alleine bin! Und genau jetzt, zwischen diesen ganzen Zelten ist es ziemlich gruselig. Schließlich ist es schon nach acht Uhr Abends.
Welcher normale Mensch veranstaltet so etwas mitten in der Nacht? Die meisten die so etwas besuchen sind Kleinkinder, und diese schlafen normalerweise um diese Uhrzeit. Ich hasse mich dafür, dass ich mitgegangen bin.
Meine Glieder zittern. Ich weis nicht genau ob es von rennen kommt, oder weil ich gerade ziemlichen schiss habe. Wobei ich eher des zweite glaube. So Maya Nowak, du beruhigst dich sofort! Es ist doch nicht passiert, oder? Du stehst einfach nur zwischen ein paar Zelten, wobei man erwähnen muss, dass in ihnen komische Gestalten herumlungern. Es wird schon dunkel und es ist kalt. Kein Grund zur Panik also.
Und spätestens nach sechsmaligem Wiederholen ging es mir einiger Maßen wieder gut. Zumindest so gut, dass ich es bis zur nächsten Ecke schaffte ohne umzukippen oder anfangen hysterisch herum zu schreien.
Ich lehnte mich an der Wand an und atmete ein paar Mal ein und aus. Immer schön gleichmäßig…
Plötzlich hörte ich einen Ast knacken. AHHHHHH!! Immer schön gleichmäßig ein und aus. Fuck ich hals hier nicht mehr aus! So ich renn jetzt ins Zelt und dann… ja und dann... keine Ahnung! Hauptsache ins Zelt!
Schon wollte ich los rennen als ich gegen etwas Hartes prallte.
„Verdammt was zum Teufel soll denn das?!“ schrie ich aufgebracht und schaute gleichzeitig hoch. Und was sah ich da?
„Wie bist du denn so schnell hergekommen?“ fragte ich den Unbekannten vor mir.
„Schnell? Was ist das für ne` Frage?“ er hob eine Augenbraue.
„Du stehst hier schon ziemlich lange. Was machst du hier überhaupt alleine?“ fügte er noch hinzu.
„Wer hat dir gesagt, dass ich alleine bin. Außerdem suche ich gerade jemanden.“ Erwiderte ich skeptisch. Was bildet sich der Trottel eigentlich ein? Nur weil er … ähm gut ausschaut heißt es nicht gleich das er so angeben soll! Ja vielleicht schaut er ja ziemlich gut aus…
Trotzdem ist er ein Arschloch denn sein ganzes Aussehen vermittelt sein übergroßes Ego. Allein schon der Unterton in seiner Stimme bringt mich auf 180! Wie kann man nur so … naja eben so sein?!
„Ich werde jetzt weiter suchen.“ Ich versuchte meine Stimme einen festen Unterton herbei zu jubeln, was mir auch recht gut gelang. Danach richtete ich mich auf, wischte theatralisch den Dreck von meinen Klamotten, warf mister Unbekannt noch einen bösen Blick zu und ging mit selbstsicherem Schritt auf den Eingang des Zeltes zu.
Wenigstens hatte ich es nun geschafft zum Zelt zu kommen. Doch als ich nach rechts schaute ging auf einmal der Typ neben mir! Das war ja kaum zu fassen!
„Was machst DU den hier?!“ Man, der konnte einem auf die Nerven gehen.
„Ich schätze mal dasselbe was du auch gerade tust.“ Er setzte siegesreiches Casanova-Lächeln auf.
„Aaaaaaha. Und woher weißt du was ich gerade mache?“
„Na ins Zelt gehen und dort jemanden suchen, oder irre ich mich da?“
„Nö. stimmt schon: ICH gehe ins Zelt und ICH suche dort meinen Dad.“ Antwortete ich gereizt.
„Findest du es nicht gruselig?“ plapperte er weiter.
„Keinesfalls. Ich bin nicht so ein Hosenscheißer wie du es dir denkst.“ Ich gib`s zu, ich hatte wirklich Schiss, aber ich würde es niemals zugeben und schon gar nicht vor so einem Macho-Junkie wie ihm.
Er atmete theatralisch beleidigt aus.
„Kann ich dir wenigstens helfen deinen Dad zu suchen?“
„Warum willst du mir helfen?“ Einerseits ist es recht angenehm zu wissen, dass man jemanden hat, hinter dem man sich verstecken kann falls etwas passiert, andererseits könnte er der jenige sein vor dem ich mich verstecken sollte.
Ach fuck! Warum muss ausgerechnet mein Leben so kompliziert sein?
„Keine Ahnung… Du bist so…“ er schaute mich von oben nach unten an „...anders.“
Na toll. Jetzt bin ich auch noch anders. Danke Mister Arschloch.
Kapitel 3
Mittlerweile habe ich die Suche nach meinem Dad aufgegeben und wusste über den ganzen Lebensinhalt von Draco bescheid. Ja, so heiß der Typ der mich gerade in ein kleines Café führ. Um genau zu sein heißt er Draco Clinton. Man wie konnte ich mich bloß überreden lassen?
Ich könnte mir jetzt echt in den Hintern treten.
„Warum so traurig?“ kommt es rechts von mir.
„Nicht traurig, sondern böse.“ Kläffe ich zurück.
„Uii… wir haben hier wohl ein böses Kätzchen! Soll ich dich mal streicheln?“
Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um. Was redet der eigentlich für einen Scheiß?! Soll ich dich mal streicheln? Nee, der kann mich mal!
„Weiß du was? Deine Streicheleinheiten kannste sonst wohin schieben kapiert?! Ich geh jetzt nach Hause.“ Ich wollte schon gehen aber er schnappte sich meinen Ärmel.
„Du kannst doch nicht einfach so gehen! Wir wollten doch noch…“ er brach den Satz ab weil ich ihm dazwischen redete.
„Nee, DU wolltest dahin, und MICH hast du sozusagen erpresst!“ Und das hatte er wirklich getan. Ich verkreuzte meine Hände vor der Brust.
„Ich weiß wo du wohnst.“ Sagte Draco mit geheimnisvoller Stimme und hob eine Augenbraue. Der will mich herausfordern? Gut kann er haben.
„Und ich weiß wo die nächste Psychiatrie ist.“ Antwortete ich siegessicher.
„Ach echt? Bist du oft dort?“ er grinste mittlerweile auch.
Doch ich änderte mein Strategie. Ich machte ein unbeeindrucktes Gesicht.
„Clinton, es wäre geil, wenn du auch wirklich so geil wärst, wie du denkst, dass du es bist.“ Das saß.
Nun konnte ich mich umdrehen und mit erhobenem Haupt davon spazieren und einen verblüfften Draco zurücklassen.
Kapitel 4
„Die hat´s drauf, die Kleine.“ Erklang eine Stimme hinter mir. Es war Jack, mein Halbbruder.
„Ja ich weiß.“ antwortete ich ihm ohne jegliche Gefühlsregung.
„Und ich hätte schon fast gedacht ich verliere die Wette.“ Fuhr Jack fort. „Also ich würde mich da rein hängen was das Zeug hält. So ein hübsches Ding trifft man nicht jeden Tag, findest du nicht?“
„Halt die Klappe Jack!“ Wie konnte man nur so gefühlstod sein? Ich weiß, wer unserer Rasse angehört darf sich so benehmen. Aber er? Der, der mir das Leben gerettet hatte? Nein, in Wirklichkeit war er nicht so. Es war nur eine Maske die sein wahres „ich“ verbarg. Ich frage mich nur wie lange diese Maske wohl nur halten wird.
„Sind ihre Eltern schon zu Hause?“ fragte ich ihn schon etwas ruhiger.
„Ja mach dir keine Sorgen Bruderherz. Übrigens, weißt du wer sich mit ihrem Vater trifft?“ fragte Jack während er meine Autoschlüssel rausholte und sie vor meiner Nase baumeln ließ. Ich schnappte mir sie und machte mich auf den Weg zu meinem Jaguar. Wie sehr er dieses Auto doch liebte. Gekauft hatte es zwar ich, aber er verbrachte jede freie Minute die er hatte mit dieser Blechkiste, und freie Minuten hatte er sehr viele. Wenn er sich nicht gerade an eine Schlampe ranmacht, sie gerade flachlegt, aussaugt, fernsieht, oder trainiert dann ist er in der Garage.
Eine sehr fragewürdige Mischung von Freizeitbeschäftigungen wenn ihr mich fragt. Aber was soll’s? So ist er nun mal: ein großer Frauenheld mit Reißzähnen. Um ehrlich zu sein würde ich mir nie einen anderen Bruder wünschen.
„Hallo-o?! Sag mal schläfst du?“ fragte er mich empört.
Ich seufzte. Manchmal führte Jack sich wie ein Kleinkind auf.
„Nein. Und mit wem trifft er sich?“ meinte ich gelangweilt.
Es war mir ehrlich gesagt scheiß egal mit wem sich ihr Vater traf. Mich interessierte nur sie.
„Mit Natascha.“ Sagte er ruhig.
„Mit DER Natascha?“ Nein das ist unmöglich! Ich hatte sie doch umgebracht! Aber es war eigentlich von Anfang an klar, dass sie es überleben würde.
„Bingo. Mit der Frau die du vor 60 Jahren umgebracht hast. Oder sagen wir es mal so: Die du fast umgebracht hast.“ Kicherte er, obwohl ich es gar nicht lustig fand.
„Also können wir jetzt wieder von vorne beginnen.“ Schimpfte ich vor mich hin. Verdammt! Das hatte mir gerade noch gefehlt.
„Clinton, weil ich so ein herziger Bruder bin, verlängere ich hiermit die Länge der Wette. Es wäre wirklich schade so einen Leckerbissen gehen zu lassen.“ Teilte Jack mir mit.
Ich nickte ihm zu, stieg in meinen Jaguar.
„Kommst du mit?“ fragte ich noch zum Schluss.
„Nee, lass mal gut sein. Ich hab noch Hunger.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand in der Dunkelheit.
Tag der Veröffentlichung: 29.05.2010
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