Schreie. Laute qualvolle gepeinigte Schreie. Ohne jemals inne zu halten, hallen sie über die Weite Ebene der Ewigkeit. Bestrafte gequälte, gefolterte Seelen, die bis zum jüngsten Gericht verdammt sind zu leiden. Ein grausamer Ort für Seelen. Jedoch nicht nur Menschliche Seelen ist es ein grausamer Ort. Auch für manch andere Geschöpfe ist es ein Ort solch unbeschreiblicher qualvoller Pein.
Wenn man an einer bestimmten Stelle der Ebene der Ewigkeit steht, kann man Ihre immer wiederkommenden Schreie hören. Anders als die Schreie der menschlichen Seelen, sind die Schreie dieses Weiblichen Geschöpfes von solch einer schmerzvollen gepeinigten Urkraft gefüllt, das es vielen Wächtern der Hölle, angstvolle Schauer über ihre Rücken jagen lässt.
Tief in den Verliesen der Schattendämonen. Gekettet mit Alptraum Höllen Eisen. Blut überströmt mit tiefen Wunden übersät. Die Ausdruckslosen leeren Augen auf den Steinboden gerichtet. Verwahrlost und Abgemagert, hängt Sie nur noch in den Eisen, die sie ketten. Seit ihrer Geburt hat sie diese Zelle nie verlassen.
Nicht einmal das scharende Geräusch der Verlies Tür, lässt Sie aufblicken. Die einzigen Geräusche die man hört, bevor ihre Schreie beginnen sind, ein Atemgeräusch, und das fast lautlose Geräusch der Schattenklingen-Peitsche, die wieder tiefe Wunden in ihr Fleisch schlagen. Kaum verheilte Wunden reisen wieder auf. Glutrotes Blut tropft zuerst langsam, und dann immer schneller auf den dreckigen von Unrat übersäten Steinplatten Boden. Langsam fließt es durch die die Ritzen der Steine und schafft somit ein grausames Glutrotes Muster. Ihre Knie zittern immer mehr. Ein hieb nach dem anderen trieft ihren Wunden schwachen Körper, bis ihre Knie nachgeben. Die Schreie verstummen, als ihr misshandelter Körper nach vorne kippt. Doch die Eisen halten sie fest. Ihre Lieder schließen sich über ihren Flammen farbenen Augen.
Dem Folterknecht ist dies jedoch nicht genug. Er löst die Eisen aus ihren Verankerungen. Ohne ihren Halt, fällt sie nach vorne. Die Feuerroten verdreckten Haare breiten sich wie ein Feuer Kranz um ihren Kopf herum, am dreckigen Boden aus um sich mit ihrem Glutroten Blut voll zu saugen. Obwohl sie bewusstlos am Boden liegt, tritt und schlägt ihr Folterknecht weiter auf sie ein. Plötzlich jedoch hören die Schläge auf. Er zieht sie am Kopfhaar nach oben, und schlägt ihr solange in ihr Gesicht, bis sie die Augen wieder öffnet.
An ihrem Ohr vernimmt sie seine Stimme:“ Eine Schande bist du. Ausradiert gehörst du. Das so eine Missgeburt mir als Tochter geboren wurde. Ich hätte dich schon im Leib deiner Mutter töten sollen.“
Nach diesen Worten lässt er ihr Haar los. Ihr Kopf prallt hart auf den Steinboden auf. Glutrotes Blut fließt ihr heiß über die rechte Gesichtshälfte. Mit hasserfülltem kaltem Blick schaut ihr Vater auf sie hinab. „ Eine Schande“, spricht er, bevor er ihr in das blutüberströmte Gesicht spuckt. Noch einen letzten angewiderten Blick auf ihre am Boden liegende Gestalt, danach dreht er sich um und verlässt ihre Zelle.
Das einzige was dieses arme Geschöpf verbrochen hatte, war in den falschen Clan geboren worden zu sein. Mit den falschen Genen geboren worden zu sein. Sie die nicht einmal einen Namen besaß
Vor längst vergangener Zeit, war die Verpaarung verschiedener Dämonenrassen gewünscht. Als jedoch ein neuer Herrscher den Thron bestieg, zog ein neues Zeitalter mit ein. Reinrassiges Denken. Verpaarungen die vorher noch erwünscht waren, wurden verboten und mit dem sofortigen Tot bestraft. Kinder aus diesen Verbindungen, die nicht die Eigenschaften ihres Geburtsclans hatten, wurden getötet. Ausnahmen gab es nur, wenn diese Kinder große Stärke innehatten.
Der Schatten-Dämonen-Clan war immer sehr stolz auf seine Jahrhunderte lange Reinrassigkeit. Bis Sie geboren wurde.
Feuerrotes Haar, statt schwarzem. Rote flammen farbige Augen, statt schwarzen glänzenden. Glutrotes Blut statt schwarzem. Gargoyle ähnliche Flügel, statt aus geballten Schatten gestaltete Flügel. Ein langer eleganter Schwanz der in einer Dreieckspitze mündet, statt einem Reptilienschwanz mit giftiger Spitze. Drei nach vorne gerichtete Fuß klauen, anstatt fünf. Flüssige Lava farbene ähnliche Linien die sich über ihren ganzen Körper zogen und die Höllenfeuermagie, statt Schattenmagie. Das Erbe einer längst vergangenen Verbindung, hatte sie geerbt.
Höllen-Feuer-Dämonin. Eine Rasse die schon längst nicht mehr in der Hölle wandelte. Ausgestorben…. Ausgerottet. Wegen ihrer Stärke.
Deswegen durfte man Sie nicht töten. Das Los das ihr anstatt dem Tod zugeteilt worden war, ist weitaus schlimmer als der Tot.
Sie konnte sich nicht bewegen. Immer noch tränkte ihr Glutrotes Blut den Unrat übersäten Boden, auf dem sie lag. Ihre Ausdruckslosen leeren Augen, starrten die Kalte Zellenwand, ihr gegenüber an. Sie spürte langsam wie die wohltuende schwärze der Bewusstlosigkeit heranzog. Langsam schloss Sie ihre Augen. Die Bewusstlosigkeit schenkte ihr kurzzeitig Ruhe und Schmerzlosigkeit, die sie schon ihr ganzes Dasein begleiteten.
Etwas kaltes nassen traf ihre Gestalt. Abgestandenes übelriechendes Wasser. Man weckte Sie immer so aus ihrer Bewusstlosigkeit. Das ekelerregende Wasser brannte in ihren offenen Wunden. Der Schmerz hatte Sie wieder. Diesmal jedoch trat kein Schmerzenslaut über Ihre aufgeschlagenen, blutenden offenen Lippen. Sie besaß nicht mehr die Kraft um vor Schmerz aufzuschreien. Nur ihre Augen öffneten sich.
Immer noch lag sie auf den von Unrat übersäten dreckigen Boden. In ihrem Blickwinkel traten Füße. Ihr Kopf wurde mit einem harten Ruck nah hinten und zugleich nach oben gezogen. Ein ihr bekanntes Gesicht schob sich vor ihr Gesicht.
„Du lebst ja immer noch,“ sprach die angewiderte Stimme ihres Bruders. „Tu uns allen einen Gefallen und Verrecke einfach.“ Sie sah ihn nur aus Ausdruckslosen leeren Augen an. „Verdammtes Drecksstück, sieh mich nicht so an,“ schrie ihr älterer Bruder. Der harte Schlag traf sie unerwartet. Es steckte so viel Kraft in ihm, dass es ihren Wunden übersäten Körper, gegen die gegenüberliegende Zellenwand schleuderte. Ein grässliches knacken ertönte. Sie konnte ihre linke Körperhälfte nicht mehr spüren. Kurz schlossen sich Ihre Augenlider über ihren flammen farbigen Augen. Doch auf die Schläge, die wie immer kommen sollten, blieben aus. Es wurde immer lauter in den Gängen des Verlieses. So laut wurde es hier nie. Nicht einmal wenn ihre gepeinigten Schreie die unheimliche Stille durchschnitten.
Ungewohnte laute drangen an ihre Ohren, und ließen ein schmerzhaftes Klingeln entstehen. Langsam öffneten Sie die Augen. Ihr ausdrucksloser leerer Blick traf eine offenstehende Verlies Tür. Ein Hauch von frischer Luft drang sachte zu ihrer Nase. Dieser Hauch frischer Luft, ließ sie die verpestete Luft, die nach Unrat und Exkrementen und noch viel schlimmeren roch, erst richtig wahrnehmen. Noch nie war Ihr der Gestank dieser Ihren Zelle so erdrücken vorgekommen. Er erschlug sie fast. Kaum noch bekam sie Luft. Ein vager Ausdruck von Verzweiflung, erschien in ihren sonst so leeren Augen.
Auf die immer lauter werdenden Geräusche achtete sie nicht mehr, als Sie all ihre verbliebene Kräfte sammelte. Langsam kroch sie Richtung offenstehende Kerkertüre. Das rasseln der Kettenglieder die Sie hinter sich her schleifte, kam ihr unnatürlich laut vor. Immer schlimmer wurden Ihre Schmerzen. Umso größer ihre Schmerzen wurden, umso mehr verließ sie ihre kaum vorhandene Kraft. Als sie Ihre Kräfte endgültig verließ, hatte sie es bis zur Schwelle geschafft. Ihr Kopf befand sich nun genau auf der Türschwelle. Sie hatte es nicht geschafft, ihren Kopf über die Schwelle zu bringen, um endlich frische Luft zu atmen. Ihre Kraft reichte einfach nicht mehr dazu aus. Mit letzter Anstrengung brachte sie ihren Kopf in eine Position, damit ihre Nase den Frischen Hauch auffangen konnte. Ihre Hand, die sich in den Kerkertür rahmen festgekrallt hatte, verlor ihren Halt. Ein dumpfes Geräusch versuchter ihre Hand, als sie am Steinboden, des Verlies Ganges aufschlug.
Ihr Blick fing an sich zu verschleiern. Die Geräusche um sie herum, verschwammen ebenfalls. Es war egal ob Sie noch etwas sah oder hörte. Das wichtigste und zugleich schönste, war für Sie nur dieser Augenblick. Der Augenblick indem sie den Hauch der Frischen Luft einatmen konnte. Sie nahm nur noch den Hauch der Frische wahr, der fast liebevoll ihr abgemagertes geschundenes Gesicht umspielte.
Ein unförmiger schwarzer Fleck tauchte in ihrem Sichtfeld auf. Sie spürte wie etwas sich sachte um ihr Handgelenk schloss. Leise stöhnte sie auf, denn sie erwartete den Schmerz der wie immer kommen sollte. Jedoch kam kein Schmerz. Etwas tastete sie ab. Sie begann unkontrolliert zu zittern. Etwas Kaltes sowie weiches berührte ihre Stirn. Eine tiefe Müdigkeit ergriff von ihr Besitzt. Langsam schlossen sich ihre Augenlider über ihren flammen farbigen Augen. Das letzte was sie spürte, war wie sie hochgehoben wurde. Und etwas was sie schon sehr sehr lange nicht mehr verspürt hatte. Wärme.
Ein paar Stunden zuvor. In der Festung Trendorin auf der Ebene der Gefallenen.
Der Rat tagte jetzt schon seit Stunden. Die Obersten gefallenen Engel diskutierten immer noch. Azrael schritt vor der großen Flügeltür ungeduldig auf und ab. Wieder war es vorgekommen, das die Schattendämonen ein gefallenes Kind, geschändet und dann ermordet hatten. Er konnte die Bilder nicht vergessen. Bei einem Rundgang hatte man die verstümmelte Leiche des Mädchens gefunden. Noch keine Dreihundert Jahre war sie gewesen. Es herrschte schon länger Krieg zwischen den Gefallenen und den Schattendämonen. Diese Tat jedoch, war einfach unnötig und nur dazu da, um sie zu demütigen. Wütend ballte Azrael seine Hand zur Faust. Der Tot der jungen Gefallenen, war lang und schmerzvoll gewesen.
Endlich öffneten sich die Flügeltüren. Erwartungsvoll blickte Azrael in das unsterbliche Gesicht von Sephirandels. Dieser sprach;“ Versammelt die Krieger. Wir greifen an.“
Drandoril und Azrael führten ihre Krieger zu einem alten verschütteten Eingang, der sie direkt in die Festung der Schattendämonen führte. An Drandoril gewandt sprach Azrael:“ Erschreckend einfach war es schon hier ein zu dringen.“ Drandoril nickte. „Dieser Weg führt durch die Verliese nach oben in die Hauptfestung. Hier werden sie kaum viele Wachen positionieren.“ Ihre Unterhaltung wurde jedoch recht schnell unterbrochen, da sie doch auf mehr Wachen stießen wie vermutet. Die beiden gaben den Befehl aus zu schwärmen. In Fünfer Gruppen. Während von den anderen Gängen Waffenlärm und laute Kampfschreie erklangen, lief Drandorils Fünfer Gruppe in einen Stillen Seitengang. Unberührt lag dieser vor Azrael und Drandoril. Als sie an eine Kreuzung kamen, hielt Azrael seine vier Waffenbrüder zurück. Ihnen kam ein Schattendämon entgegen geeilt. Ein Dämon der gerade erst über die Schwelle der Unsterblichkeit getreten war. Knappe Achthundert Jahre musste er zählen. Als der Schattendämon die Eindringlinge erblickte, entbrannte ein kurzer jedoch brutaler Kampf. Lange dauerte dieser jedoch nicht. Tödlich getroffen von Himmlischen Eisen lag der Schattendämon schließlich tot am Boden. Die Gruppe wandte sich in die Richtung aus der der Dämon gekommen war. Umso weiter sie in den Gang vordrangen, umso schlimmer wurde der abartige Gestank. Es stank Bestialisch nach Exkrementen. Als würden hier Kadaver von Tausenden Höllenhunden verrotten. Die Gruppe kam wieder an eine Kreuzung. Der Bestialische Gestank kam aus dem Linken Gang. Ein frischer Lufthauch aus dem Rechten. Kurz beriet sich die Gruppe. Am Ende teilten sie sich auf. Drandoril und Azrael wollten den Ursprung des Gestankes auf den Grund gehen.
„Was meinst du Drandoril. Warum stinkt es hier so,“ fragte Azrael. „Ich weiß es nicht. Wir werden es aber gleich erfahren.“
Sie waren noch nicht weit gegangen, als sie ein dumpfes Geräusch hörten. Der Ursprung des Geräusches war schnell geklärt. Eine zierliche fünf klauige helle Hand, lag dort auf den Boden. Leise schlichen die Beiden gefallenen Engel, zu dem Verlies. Was sie dort jedoch sahen, ließ aus ihren Mägen verkrampfte Klumpen werden. „Mein gütiger Gott, das arme Wesen,“ sprach Drandoril. Azrael schluckte ein paar Mal leer. Eine zierliche übel zugerichtete Dämonin lag dort an der Türschwelle.
Dicke Ringe aus Alptraum Eisen, lagen um ihren Hals und um ihre Handgelenke. Drandoril hockte sich neben der anscheinend totgeprügelten Dämonin, um ihren Puls an ihrem Handgelenk zu fühlen. Beide zuckten erschreckt zusammen, als die Dämonin ein schwaches stöhnen von sich gab.
„Sie lebt noch“, sprach Azrael ungläubig. Drandoril nickte nur, während er ihr vorsichtig die Hand auf die Stirn legte. Azrael wusste das Drandoril jetzt nicht ansprechbar war. Er durchsah die Erinnerungen der Dämonin. Azrael betrachtete sich in der Zeit genauer die Zelle.
Der Boden war Zentimeter dick übersäht im Unrat und Exkrementen. Darunter konnte man auch sehr viel glutrotes getrocknetes Blut ausmachen. Es hatte grausame Muster auf den Steinboden gezeichnet. Anscheinend hatte sich das arme Geschöpf von der gegenüberliegenden Zellenwand, bis zur Türe gezogen. Die Schneise die ihr Körper durch den Unrat gezogen hatte, war unschwer zu übersehen. Angewidert wandte er seinen Blick ab. Als Azrael sich wieder zu seinen Begleiter drehte, zog dieser immer wieder scharf die Luft ein. Immer wieder zuckte er zusammen. Als er die Augen wieder öffnete war er leichenblass. „Das sie überhaupt noch lebt ist ein pures Wunder, “ sprach er leise zu Azrael. „Ich lasse sie jetzt schlafen, dann spürt sie keine Schmerzen, wenn ich sie hochhebe.“ Azrael sah entsetzt zu seinen Waffenbruder“ Du willst sie mitnehmen. Warum.“
Drandoril hob die Dämonin vorsichtig hoch. Dann legte er seine großen schwarzen Flügel vorsichtig um sich. Die Dämonin verschwand hinter seinen Flügeln. „Ganz einfach. Sie ist die jüngste Tochter des Anführers. Und wie du schon bemerkt haben müsstest, sie ist keine Schattendämonin. Also eine Schande für den Clan. Anscheinend wissen die anderen Clans über sie nicht Bescheid, “ schloss Drandoril. Azrael verstand was er damit meinte. Wenn sie die Dämonin retten, und dann ihre Existenz bekannt geben, würde es den Schattendämonen Clan weitaus mehr Schaden zufügen, als alles andere. Azrael nickte seinen Kampfbruder zu. „Außerdem habe ich Mitleid mit diesem Geschöpf“, schloss Drandoril. Ob gefallener Engel oder nicht. Sie waren einst Gottes Boten. Dies konnten sie nun mal nicht verleugnen.
Texte: @ larkhyn
Bildmaterialien: google
Tag der Veröffentlichung: 06.05.2012
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