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Prolog



Viele Leute sagen, es gibt eine Liebe, bei der es egal ist, was die Liebenden sind. Naja.. Zumindest so ähnlich sagen sie es. Aber das entscheidende ist doch eigentlich, ob dies wirklich der Fall ist. Kann die Liebe bestehen, auch wenn man unterschiedlich ist? Wenn ein Mensch in ein Tier verliebt ist, ist das ja auch total bekloppt und hat keine Zukunft. Wie steht es dann zu einem Menschen und einem Vampir?
Warum verdammt noch mal musste ich mich damit überhaupt auseinandersetzen?! Brendan war zu einem Menschen geworden und wir dachten beide, nun konnten wir endlich normal leben. Warum wurde diese Hoffnung wieder zerstört?
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Samtweiche Sonnenstrahlen streichelten meinen Rücken. Nein. Es waren nicht die Sonnenstrahlen, es war Brendan, der seinen Arm um mich geschlungen hatte und mir zärtlich über den Rücken strich. Ich kuschelte mich noch enger an seine Brust. Sanft spürte ich seine Lippen auf mein Haar. Ich schaute auf und sofort lagen unsere Lippen aufeinander. Es war fast so, als würden wir uns nur noch küssen.
„Hast du gut geschlafen, Schatz?“, fragte er mich schließlich und umarmte mich fester.
Ich schlang meine Arme um seinen Hals. „Sehr gut sogar. Und du?“
„Prima.“
Ich stieß ein wohliges Geräusch aus und kuschelte mich noch dichter an ihn- falls das überhaupt noch ging. Aber ich konnte ihm nicht nah genug sein.
„Kitty, du weißt schon, dass ich kein Vampir mehr bin und somit Luft brauche? Du klammerst dich an mich, als ginge es um dein Leben“, sagte er kichernd.
Ich lockerte ein wenig den Griff. „Ach Puppy. Sei nicht so!”, erwiderte ich lachend. Ich wusste, dass er diesen Spitznamen hasste und deshalb bereitete es mir große Freude ihn zu benutzen. Denn ärgern mochte ich ihn sehr gerne. Er konnte sowieso nie lange auf mich sauer sein, das wusste ich. Brendan liebte mich und ich ihn. Also ein paar Neckereien gehörten schließlich dazu. Und diesmal war es wieder soweit.
„Du weißt ganz genau, dass du mich nicht so nennen sollst!“, sagte er genervt.
Ich lachte auf und küsste ihn abermals sanft auf seine vollen Lippen. Sofort war er wieder entspannt. Ich wusste es. Es waren nur wenige Sekunden, an denen er ein bisschen wütend auf mich war. Ich war einfach unwiderstehlich. Ich grinste.
Plötzlich klingelte Brendans Handy und wir fuhren beide zusammen. Er fasste sich schneller und griff auf den Nachttisch. Meine Eltern hatten mir nach einer langen, anstrengenden Diskussion erlaubt, dass ich bei Brendan leben durfte. Sein Haus war ja auch viel geräumiger und moderner.
„Ja?“, sagte Brendan in den Hörer, als er den Anruf entgegennahm.
Der Mann an der anderen Hörerseite schrie so laut, dass ich alles verstehen konnte.
„Hey Brendan. Wie geht’s dir?“, fragte eine bekannte Stimme. Keneth.
„Gut und dir?“
„Alles paletti“, meinte Keneth. Seitdem Brendan Keneth mitgeteilt hatte, dass er nun ein Mensch war, meldete er sich wirklich sehr oft. Wahrscheinlich machte er sich bloß Sorgen um seinen besten Freund. Schließlich war er ein Vampir und musste sich erst mal wieder daran gewöhnen, weniger Fähigkeiten zu haben und mehr auf sich aufzupassen. Ich verstand nicht wie man so selbstlos durch das Leben gehen konnte, wie er es die erste Zeit getan hatte. Und ich hätte nie gedacht, dass ich ihn erst mal beibringen musste, wie er sich schützen und auf sich aufpassen konnte. Unglaublich aber wahr.
„Ich möchte vorbeikommen. Heute noch. Nuri hat bald seinen hundertsten Geburtstag. Das müssen wir feiern. Und zwar bei euch“, meinte Keneth.
Er wollte eine Party für einen guten Freund organisieren. So etwas fiele vielen nicht ein. Weil Engel ohne Flügel keine Engel sind, nennt man sich Freunde. Ja, Keneth war ein Engel. Genauso wie Inka.
„Ja, klar. Mach das“, antwortete Brendan gelassen. Er hatte offenbar wirklich Freude daran, dass sein bester Freund kommen würde, so sah zumindest sein strahlendes Gesicht aus.
„Okay, bis dann. Grüß Hope von mir“, sagte er dann.
Ehe Brendan antworten konnte, schrie ich noch, sodass Keneth es am anderen Ende hören konnte: „Grüße zurück!“, und kicherte dann.
Stille. Dann hörte ich wieder seine schockierte Stimme. „Ist sie ein Vampir oder warum hat sie so gute Ohren?“
Brendan und ich lachten gleichzeitig auf. Lächerlich, dass er das wirklich dachte. Geschauspielert war das jedenfalls nicht, dessen war ich mir ganz sicher.
Er schnaubte. „Okay, ich höre ihr habt eine Menge Spaß. Dann störe ich nicht länger. Bis dann.“ Mit diesen Worten legte er auf.
„Jetzt ist er sauer“, brummte Brendan.
Ich knuffte ihn spielerisch an. „Quatsch, der kriegt sich- genauso wie du dich- gleich wieder ein.“
Er streckte mir die Zunge raus und ich nahm ihn lächelnd in die Arme. Sofort erwiderte er die Umarmung und küsste mich sanft aufs Haar.
„Ich liebe dich“, sagte er.
„Ich dich auch.“

Gerade kam ich aus der Dusche, schon hatte es an der Haustür geklingelt. Rasch zog ich mich an, föhnte mir die Haare und schminkte mich dezent. Dann stürmte ich in die Küche. Brendan saß Keneth gegenüber und sie sahen sich lächelnd an. Sie unterhielten sich wohl gerade, aber das war mir egal; ich umarmte Keneth und setzte mich anschließend auf Brendans Schoß.
„Okay, ich bin erleichtert. Du bist doch kein Vampir, Hope. Das wäre ja auch wirklich eine Tragödie, wobei Brendan doch jetzt ein Mensch ist“, sagte Keneth ernst.
Ich lachte. „Das du das auch nur eine Sekunde lang geglaubt hast. Das wäre doch vollkommen bekloppt. Einfach absurd.“
Er schaute stur zur Decke, sodass ich noch lauter lachen musste und Brendan mit einstimmte.
„So witzig ist das jetzt auch nicht“, meinte Keneth bockig. „Lasst uns jetzt besprechen, was wir an Nuris Party machen wollen.“
„Was hältst du von Trinkspielen? Oder wir machen ihn eine große Badewanne voll mit Blut. Manche Menschen baden ja auch gerne in Champagner. Also?“, fragte ich gespielt Ernsthaft.
„Sei nicht so albern, Hope“, erwiderte Keneth.
So kannte ich ihn gar nicht. Sonst war er immer für einen Spaß zu haben, dass er diesmal bei jeder Sache so abwehrend und ärgerlich war, erstaunte mich. Ich dachte ein Mensch konnte sich nicht über Nacht verändern? Naja.. er war ja auch kein Mensch.. Aber trotzdem, das war doch nicht normal. Wahrscheinlich hatte er nicht genug Blut getrunken oder einfach ohne Grund einen schlechten Tag.
Auch Brendan sah Keneth misstrauisch an, doch dieser wich unseren Blicken geschickt aus. Brendan seufzte und lehnte sich auf seinen Stuhl zurück.
„Wir kennen uns schon so lange. Du musst langsam wissen, dass ich merke, wenn du anders bist, auch wenn ich jetzt kein Vampir mehr bin“, sagte er.
Keneth schaute aus den Fenster. „Na gut. Es geht um Jeff. Er ernährt sich jetzt wieder von Menschen und seine Blutgier ist wirklich sehr stark gewachsen seitdem. Wenn er jetzt auch zu der Party kommt und ihr dabei seid... Ich mache mir nur Gedanken, ob das nicht ein bisschen zu gefährlich ist.“
Jeff. Dieser arrogante Schnösel, der sich immer mal wieder einbildete, er sei der Chef. Ohja, den Freund von Brendan hatte ich noch in Erinnerung. Jetzt also nicht mehr nur Schnösel, sondern auch noch Monster. Für mich waren nämlich nur Monster, die unschuldige, hilflose Menschen umbrachten. So wie Keneth und Brendan gelebt hatten als Vampir, waren sie keine Monster. Bluttransfusionen waren eine gute Alternative zu waschechten Menschen.
„Ach komm schon. Jeff ist mein Freund. Er würde mir und Hope niemals etwas antun“, wehrte Brendan genervt ab.
Keneths Gesichtsausdruck war nun wütend. „Du hast gesehen, wie sehr er Hope verachtet. Wenn er sie riecht, sie nicht mag UND sein Kopf nur noch das Signal Blutgier gibt, dann wird er kein Halt vor ihr machen.“
Brendan schwieg. Seine Arme verkrampften sich um meinen Bauch und hielten mich somit fester. Er schien besorgt und in Rage zu sein und mir war klar, dass ich etwas sagen musste, um ihn zu besänftigen.
„Jeff wird uns nichts antun. Wir schnüren uns einfach Knoblauch um und schon ist das Problem gelöst.“
Keneth und Brendan schauten mich beide genervt an und ich wusste, dass es nicht der Zeitpunkt für humorlose Witze war.
„Lasst uns das jetzt eben vergessen. Ich werde Nuris Party mit Sicherheit nicht vermasseln, nur weil es sein könnte, dass Jeffs Augen sich für einen kurzen Augenblick färben. Er wird uns nichts tun. Ich würde sagen wir machen eine Party hier im Haus. Es ist schließlich groß genug. Mit allen drum und dran. Ihr könnt das besser entscheiden, ihr seid schließlich mit Nuri befreundet. Ihr müsstet wissen, was er mag“, sagte ich dann.
Keneth nickte. „Wir bereiten das alles vor.“

Nach ein paar Stunden diskutieren, fuhr Keneth wieder nach Hause. Nuris Party war geplant, um die Vorbereitungen würden wir uns auch kümmern und die Sache mit Jeff.. sagen wir mal so, wenn das Böse endet, würde ich daran Schuld sein, denn Brendan wollte nicht, dass Jeff dabei sein würde. Es wäre mir natürlich recht gewesen, diesen eingebildeten Schnösel draußen zu lassen, aber er war Nuris Freund und als dieser, durfte er einfach nicht fehlen.
Brendan und ich hatten uns in das Schlafzimmer zurück gezogen und redeten dummerweise über alte Zeiten. Es war hohl von uns, diese ganzen schrecklichen Erinnerungen wieder hoch sprudeln zu lassen. Die ganze Sache mit Josh, Dean und meinen armen Bruder hatte ich immer noch nicht abgeharkt und ganz ehrlich: Das würde noch einige Zeit dauern.
Brendan kam auf mich zu und strich über meine Wange. „Ich habe Angst, dass Jeff dir wehtut. Ich bin ein Mensch. Ich kann dir dann nicht viel helfen.“
Schnell küsste ich ihn auf den Mund. „Schatz, uns wird nichts passieren, wie oft noch?“
Mit diesen Worten nahm er mich in den Arm und führte mich zum Bett. Dort angekommen legte er sich sanft auf mich, sodass er mich nicht erdrückte und unsre Lippen lagen aufeinander. Leidenschaftlich. Ich wühlte meine Hände in sein braunes Haar und er küsste mich noch verführerischer als ohnehin es schon war. Kurz blickte ich ihm in die Augen und im ersten Moment verstand ich es gar nicht. Ich kannte diese Augenfarbe schon so gut, sodass es mir erst nicht auffiel. Doch im zweiten Augenblick merkte ich dann, dass Brendan ein Mensch war und deshalb konnten sich seine Augen doch eigentlich gar nicht orange färben?!
Ich zuckte zurück und traute meinen Augen nicht. Das war keine Einbildung. Brendan sah mich schockiert an und als er es anscheinend merkte, dass er seine Augenfarbe gewechselt hatte, flitzte er aus dem Bett und stand im Bruchteil einer Sekunde an der Wand mir gegenüber. Was zur Hölle..?! Ich konnte ihn nur anstarren und hoffen, dass das alles nur ein absurder, dämlicher Traum war. Das konnte doch nicht wahr sein?!
„Brendan..? Was..?“, stotterte ich leise und sah ihn immer noch mit geweiteten Augen an.
„Oh mein Gott!“, schrie er auf einmal und stürmte aus dem Zimmer.
Ich konnte mich immer noch nicht bewegen. Ich saß einfach halb da und konnte keinen zusammenhängenden Gedanken fassen, zu schockiert von dem Erlebten. Den Anblick von der Fassade, die eigentlich mit seiner Unsterblichkeit schwinden sollte.
Als ich wieder klar denken konnte, griff ich nach Brendans Handy, welches auf dem Nachtisch lag, und wählte Keneths Nummer. Er ging beim ersten Klingeln dran.
„Ja?“
„Hey. Hier ist Hope. Sag mir jetzt die Wahrheit: Hast du Brendan zum Vampir gemacht?!“, rief ich ins Handy.
„Beruhige dich. Das habe ich doch gesagt. Ja, es war sein Wunsch damals. Er wollte den Vergewaltiger von seiner-“, erklärte er, doch ich unterbrach ihn, als ich merkte, dass er es falsch verstanden hatte.
„Nein, Keneth. Ich meinte, ob du ihn JETZT also heute wieder zum Vampir gemacht hast!“, korrigierte ich ungeduldig.
Es war eine Zeitlang ruhig am anderen Ende der Leitung. „Hope, was ist los?“
Ich war vollkommen hysterisch. „Naja, also Brendan und ich haben ein bisschen geknutscht und dann gucke ich ihm in die Augen und er hatte diese verdammten orangefarbenen Augen. Als er es dann auch registriert hatte, ist er wie ein Vampir durchs Zimmer geflitzt. Verdammt! Hilf mir!“ Gott, war ich armselig. Ich klang so verzweifelt und bekloppt, sodass meine Mutter mich bestimmt aufgefordert hätte, mich ihrer Behandlung zu unterziehen.
„Bleib ruhig. Das sind bestimmt nur Erinnerungen, die bei dir Verwirrung auslösen. Es ist vollkommen unmöglich, dass Brendan ein Vampir ist. Deine Fantasie hat dir einen Streich gespielt“, meinte Keneth ernsthaft.
„Sag mal bist du bescheuert?! Brendan ist wieder ein Vampir! Auf einmal! Und du glaubst, ich hätte mir den ganzen Mist nur eingebildet?! Deine Unterstellungen sind sogar schlimmer, als die meiner Mutter!“, rief ich wütend ins Handy und legte dann wutentbrannt auf.
Wie konnte er es wagen seinen Freund einfach so gleichgültig gegenüber zu treten und dann auch noch die Dreistigkeit besitzen mich als beklopptes Gör hinzustellen?! Ich war nie eine Diva oder Ghettobraut, aber bei so einer Geste, könnte ich glatt zu einer werden, auch wenn es Keneth war, den ich eigentlich mochte.
Deswegen war es wohl wirklich besser, dass ich aufgelegt hatte.
Langsam öffnete sich die Tür und ich versteifte mich, als ich Brendans resigniertes Gesicht sah.
„Schatz, was...war das?“, fragte ich ihn und kam auf ihn zu.
Er schaute mich mit ausdrucksloser Miene an und ich wusste, dass es schlimmer sein würde, als ich es mir ausgemalt hatte.
„Du musst gehen“, meinte er mit angespannter Stimme. Sein Gesicht war eiskalt und es erinnerte mich an früher, als er mich trainiert hatte und mich mit solch einem Gesichtsausdruck angesehen hatte.
„Was?“, flüsterte ich irritiert.
„GEH!“, schrie er plötzlich und seine Augen loderten orange auf. Verdammt, was war hier los?! Völlig erschrocken stand ich da und als ich spürte, dass er kurz vorm ausrasten war, verließ ich schnell das Zimmer nachdem ich ihm einen weiteren besorgten Blick zugeworfen hatte. War das ein dummer Scherz, den mir das Schicksal spielen wollte? Es sah verdammt noch mal so aus, als wäre Brendan wieder ein Vampir. Aber nicht der Vampir, den ich kannte und lieben gelernt hatte. Ein Blutsauger, der ganz nah dran war, ein Monster zu werden.
Unkontrollierbare Tränen liefen über meine Wangen als ich über die eiskalten Straßen lief und es kümmerte mich auch nicht, dass mir mehrere Leute verwirrte Blicke zuwarfen. Ich ging einfach weiter bis zu meinem Elternhaus. Als ich die Tür aufhatte, stand auch schon meine Mutter vor mir und schaute mich besorgt an. Als sie meine Tränen sah, nahm sie mich in den Arm und ließ ihre Hand beruhigend und tröstend über meinen Rücken streichen.
„Was ist passiert?“, fragte sie mich schließlich.
„Brendan hat mich rausgeschmissen“, antwortete ich schluchzend. Mehr durfte sie nicht wissen.
„Ach Hope. Er ist es nicht wert. Hör auf ihm hinterher zu weinen. Wenn er nicht sieht, was für ein tolles Mädchen du bist, dann hat er dich nicht verdient.“
Auf ihre psychologischen Predigten hatte ich überhaupt keine Lust, wobei sie den wichtigsten Grund für meine Heulattacke gar nicht kannte. Ich befreite mich aus der Umarmung und ging ohne eine Erwiderung in mein Zimmer.
Ich setzte mich auf mein Bett und schaute hinaus in die Kälte. Wie war das möglich? Wieso war Brendan wieder ein Vampir ohne das er eine Chance dazu gehabt hatte? Und dann auch noch so unkontrolliert. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich meinen schrillen Klingelton hörte. Schnell schaute ich auf das Display, dann nahm ich den Anruf entgegen.
„Ja?“, fragte ich in den Hörer.
„Hope.. es tut mir leid, dass ich so.. so zornig war. Ich weiß nicht was mit mir los ist. Bitte komm in der nächsten Zeit nicht mehr. Ich muss erst herausfinden, was mit mir los ist“, sagte Brendan ehrlich.
„Aber..? Warum warst du so zornig und warum darf ich nicht mehr kommen?“
„Weil ich ein verdammtes Verlangen nach deinem Blut verspüre, Hope! Also bitte halte dich erst mal von mir fern, bis ich weiß, was mit mir passiert ist“, meinte Brendan.
„Okay...“, sagte ich bloß und war schon wieder den Tränen nah.
„Ich liebe dich. Bitte vergiss das nie“, flüsterte Brendan niedergeschlagen.
„Ich liebe dich auch“, meinte ich und er legte auf.

5 Tage später..

Wie lange soll das zur Hölle noch andauern? Es waren nur wenige Tage, an den ich von Brendan getrennt war, doch diese trieben mich in den Wahnsinn. Ich wusste rein gar nichts mit mir anzufangen und ich fragte mich jedes Mal, was ich getan hatte, als Brendan noch nicht in mein Leben getreten war. Wie konnte ich damals bloß glücklich sein?
Heute war die Geburtstagsparty von Nuri und den Worten von Brendan zu urteilen, war ich dort nicht willkommen. Erstens wegen Jeffs unkontrollierbarer Gier nach menschlichen Blut und zweitens weil Brendan selbst ein Verlangen verspürt, dessen er sich selbst noch nicht bewusst war. Aber ich wollte es riskieren. Ich MUSSTE Brendan wiedersehen und Nuri wollte ich auch gratulieren. Also zog ich mir ein modisches Kleid an und lockte meine Haare. Nachdem ich wie aus dem Ei gepellt bereit stand, musste ich lächeln. Wenn Brendan mich wegschicken sollte, würde ich wenigstens hübsch das Haus verlassen. Aber eigentlich war es genauso schlimm. Schnell ging ich die Straßen entlang, vollkommen in Gedanken vertieft, wie Brendan wohl reagieren würde, wenn ich kam.
Vor seinem Haus atmete ich noch mal tief durch und klingelte dann.
Brendans schockiertes Gesicht hielt nur für wenige Sekunden an, dann nahm er mich so fest in den Arm, wobei ich mir ganz sicher wurde, dass das niemals die Kraft eines Menschen war. Dann küsste er mich stürmisch auf den Mund und ließ mich dann los. Er hatte mich vermisst. Ja, das war eine schöne Tatsache.
Ich lächelte ihn an und er führte mich ins Haus. Anschließend streifte er mir die Jacke ab. „Ich habe dich vermisst“, meinte er. Oh ja, ich hatte richtig getippt.
„Ich dich auch“, erwiderte ich wahrheitsgemäß. Und das war noch untertrieben. Ich wäre fast gestorben vor Sehnsucht nach Brendan. Er nahm meine Hand und auch die war zwar vertraut, aber eher aus den Erinnerungen, die weiter in der Vergangenheit lagen. Sie war eiskalt. Langsam gingen wir in den Raum, indem auch die Party stattfand und ich spürte, dass Brendan ungewöhnlich angespannt vorwärts ging. Auch wenn es mir sonst nie aufgefallen war, als er noch ein Vampir war, er nahm nicht einen Luftzug und mein Unbehagen wuchs. Dann endlich öffnete sich eine Tür und vor uns standen die ganzen Blutsauger, die ich noch allzu gut in meiner Erinnerung hatte. Keneth, Goldo, Jeff, Landon und Nuri. Sofort stürmte ich zu Nuri und umarmte ihn mit einer Handvoll Gratulationsrufen. Er bedankte sich bei mir und ließ mich los. Als wir uns lösten, schnitt ich mich aus versehen an seinen Gürtel, an dem spitze Nägel zur Verzierung angebracht waren und fing an zu bluten. Blöder, hässlicher, unmodischer Gürtel!, fluchte ich in meinen Gedanken und betrachtete mein blutendes Handgelenk. Als mir endlich klar wurde, dass dieser Schnitt noch viel schlimmer werden konnte, blickte ich in das fremde Gesicht von Brendan. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Es spiegelte augenblicklich sein unbändiges Verlangen wider und ich wusste, dass es nicht gut für mich aussah. Auch Jeff stand regungslos da und schaute mich mit gebleckten Zähnen an. Sofort waren Nuri und Goldo bei ihm und zogen ihn aus den Raum. Keneth legte leicht die Hand auf Brendans Schulter. „Hey, ganz ruhig.“
Brendans Augen glühten förmlich orange und seine Zähne waren gefletscht. Ich schüttelte geschockt den Kopf und machte einen Schritt zurück. Das war ein Fehler, denn Brendan stürzte auf mich los um mich zu schnappen. Mir stockte der Atem und ich wünschte mir, dass er doch noch vorher zu Besinnung kam, bevor er mich aussaugen würde. Doch Keneth und Landon gaben ihm dazu keine Chance. Bevor er mich erreichen konnte, packten sie ihn und zerrten ihn mit all ihren Kräften von mir weg. Ich hätte nicht herkommen sollen. Ich hätte Brendans Warnung ernstnehmen sollen und einfach dort bleiben sollen, wo ich war. Ich hätte besser aufpassen sollen. Dann würde ich jetzt nicht voller Angst dastehen und den Mann, den ich über alles liebte, nachsehen müssen, der ein solches Verlangen verspürte, dass er sich überhaupt nicht mehr kontrollieren konnte. Aber das war doch sonst nie so? Er hatte mich früher nie angreifen können, wenn ich verletzt war. Warum konnte er sich diesmal nicht beherrschen? Als ich seinem hasserfüllten, vor Blut durstigen Blick hinterher schaute und zusah, wie Keneth und Landon gewaltsam versuchten seinen Körper von meinem wegzuhieven, sprudelte ein Satz in mein Gedächtnis, den ich einmal zu meiner guten Freundin gesagt hatte, weil ihr Freund für ein Jahr nach Australien auswanderte. Manchmal muss man den Menschen, den man liebt loslassen, damit er glücklich wird. Auch wenn du dadurch selbst zerbrichst.

Es hatte einen Grund, warum ich an diesen Satz dachte. Ich hätte mir einen Spiegel nehmen können und ihn dann noch einmal sprechen können. Ich musste Brendan Luft lassen. Er war nicht mehr der, der er sonst immer war. Er ist nun ein Monster. Ein waschechter Blutsauger. Und ich musste mich von ihm fernhalten, denn sollte er mir etwas antun, würde er sich das niemals verzeihen, dessen war ich mir ganz sicher. Denn irgendwo tief drinnen, war er immer noch mein Brendan, den ich liebte und schätzte. Und diesen Brendan hatte er mir am Telefon gezeigt, als er mich nach seinem Ausraster anrief.

Fortsetzung folgt..

Impressum

Texte: Alle Rechte liegen bei mir. Das Cover wurde mir von einer lieben Freundin zu Verfügung gestellt.
Tag der Veröffentlichung: 29.11.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch allen treuen Lesern :)

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