Wegen dem Tod meines Freundes
1. Die Liebe die niemals zerbricht
„Jessica? Telefon für dich!“ , rief meine genervte Mutter, die sich wahrscheinlich wieder aufregte, dass ich nicht ans Telefon ging, obwohl ich ganz genau wusste, dass am anderen Hörer mein über alles geliebter Freund Dennis dran war. Wir waren schon 2 Jahre zusammen. Ich war 14, er 15 als wir ganz romantisch, an einen Sonnenuntergang an der alten Marktkirche in Kolleburg zusammen kamen. Damals waren wir noch in Kolleburg aber ein Jahr nachdem wir zusammen gekommen waren, mussten wir umziehen, und Dennis kam mit seiner Familie hinterher. Meine Eltern und seine Mutter wussten, dass uns niemand trennen sollte. Wir waren sozusagen füreinander bestimmt.
Ich riss den Hörer aus der Hand meiner Mutter und lief in mein Zimmer wo ich ungestört war. „Hallo mein Schatz“ sagte ich erleichtert als ich sein stilles lachen hörte. „Hallo meine Süße.“ Sagte er liebevoll. Mein Herz fing an richtig zu schlagen. Ich fühlte es immer erst wenn er bei mir war oder ich seine Stimme hören konnte. Es war befreiend und ich fühlte mich komplett. Niemals hätte ich gedacht das diese schöne Zeit enden wird. Nach dem langen Telefonat rannte ich die Treppe zur Küche hinunter. Ich stolperte fast über meine eigenen Füße. „Mama, Dennis kommt gleich.“ Ich strahlte. Meine Mutter zog ihre Augenbrauen nach oben und sagte streng.“ Musst du nicht noch Mathe lernen? Und warum habt ihr telefoniert wenn er doch sowieso gleich kommt?“ ich schmunzelte als ich antwortete. „ also Dennis ist doch, wie du weißt sehr gut in Mathe. Er hilft mir. Und um deine 2. Frage zu beantworten, hmm.. weißt du? Du hast anscheinend keine Ahnung von wahrer Liebe.“ Ich lachte und hüpfte ins Bad. Meine Mutter fand das gar nicht witzig und rief hinterher: „mehr Ahnung als du. Und wehe du schreibst eine 5 in der Arbeit!“ als ich gerade fertig war mich etwas hübsch zu machen, klingelte es. Ich war überglücklich sein supersüßes grinsen zu sehen. Ich legte ihm meine beiden Arme um die Mitte und er umarmte mich ebenfalls. „ich hab dich vermisst“ sagte ich in seine Brust. Er küsste mich auf das Haar. „ich dich auch.“ Dennis verkrampfte sich in meinen Armen. Ich wusste warum. Meine Mutter stand mit Sicherheit im Flur und beobachtete uns. Wie immer. Dennis wollte immer eine gute Figur machen, immer ein perfektes Benehmen vorweisen, was er auch hatte. „Hallo Kassandra.“ Sagte er zu meiner Mutter. „Hallo Dennis.“
Ich nahm seine Hand und schleppte ihn hoch in mein Zimmer.
Natürlich lernten wir nicht ausgiebig für die Arbeit. Es gab wichtigeres im Leben. Wir setzten uns nach einer halben Stunde lernen zusammen auf mein kuscheliges Sofa und schmiedeten uns aneinander. Er nahm eine Locke meiner Haare und spielte damit. „weißt du Jessi? Ich weiß gar nicht wie ich ohne dich leben soll.“ –„ich auch nicht ohne dich.“ Sagte ich. Und das war die Wahrheit. Jedes mal spürte ich die Leere wenn er nicht bei mir war. Bei diesen Gedanken musste ich etwas los werden. „versprich mir, dass du immer bei mir bleibst. Für immer und ewig.“ Er lächelte und küsste mich. „ja, ich verspreche es.“ sagte er an meinem Mund. Nie hätte ich gedacht, dass für immer und ewig so kurz war. Aber damals wusste ich es noch nicht und ich war überglücklich. Wir redeten sehr lange über unsere Gefühle. Viele Paare fürchten sich offen über deren Gefühle zu sprechen, aber bei uns war das anders. Er war nicht nur mein geliebter Freund sondern auch mein allerbester Freund . er war alles für mich.
2. Mordbesessen
Plötzlich hörte er auf über Liebesgeständnissen zu reden. Er wurde ernster und grimmig. „ich habe Angst, dass du Schwierigkeiten bekommst, aber ich muss das jetzt einfach los werden. Du musst mir versprechen, dass du niemanden davon erzählst, zu deiner eigenen Sicherheit ok?“ ich hatte nicht die leiseste Ahnung wovon er da eigentlich sprach, doch ich nickte. „ich habe in den Sachen meines Stiefvaters herumgewühlt. Du glaubst echt nicht was ich da gefunden habe.“ Er schüttelte sich und bekam Gänsehaut. Ich hörte gespannt zu. Er hatte nie sonderlich gut über seinen Stiefvater geredet aber diesmal schien er wirklich Angst zu haben. Dennis holte tief Luft. „da waren Pläne und Waffen.“ Ich verstand das nicht so genau. „was für Pläne?“ fragte ich vorsichtig als ich merkte wie ängstlich und schmerzerfüllt er war. Er sah mir mit leeren Blick in die Augen. „Mordpläne.“ Ich riss meine braunen Augen auf und starrte ihn an. Ich machte meinen Mund auf doch es kam kein Ton heraus. „er ist MordBESESSEN. Er hat schon mehrere Leute umgebracht. Ich habe im Internet nachgesehen. Genau diese Pläne passen genau zu den Morden die nie aufgedeckt worden waren. Verstehst du das? Er ist ein Mörder, ein eiskaltes Monster.“ Ich berührte sein Gesicht um ihn zu trösten. Doch sie zitterte so heftig das er mich besorgt ansah. er nahm sie von seinem Gesicht und drückte sie ganz fest. „keine Sorge, mein Schatz, er wird dir nichts tun, dafür werde ich sorgen.“ Dann küsste er meine Hand. Ich konnte das einfach nicht glauben. Sein Stiefvater Mordsüchtig?! Ich habe immer gemerkt das er seltsam und geheimnisvoll war, aber DAS hätte ich niemals gedacht. Wer rechnet denn auch schon damit?. „bist du sicher?“ flüsterte ich nach ein paar Minuten stille. Er nickte. „ganz sicher. Aber ich werde verhindern, dass er noch ein Mord begeht!“ sagte er hasserfüllt. Ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke. „wie bitte? Nein, Dennis, dass wirst du ganz sicher nicht!!!“ ich konnte nicht fassen was er da gesagt hatte. Er wollte sich in Gefahr begeben und das konnte ich nicht zu lassen. „wir schalten die Polizei ein.“ Sagte ich stotternd. Er sah meine furchtbare Angst und antwortete sanft: „du musst keine Angst haben. Ich werde mich nicht in Gefahr begeben ok?“ ich lächelte ein wenig um zu zeigen das ich einverstanden war. Doch eigentlich war mir überhaupt nicht zum lächeln zu mute immerhin musste mein ein und alles in ein Haus mit einem Mordbesessenen Stiefvater leben. Ich hatte schon immer mehr angst um Dennis als um mich selbst. Deshalb nahm ich sein Gesicht in meine Hände und sah ihm genau in seine grün-blauen Augen. „versprich mir, dass du dich nicht in Gefahr bringst!“ –„ ich verspreche es.“ Als er diese Worte ausgesprochen hatte, küsste ich ihn sanft dann ließ ich ihn frei.
3. Ein Strich durch die Rechnung
Um 22 Uhr brüllte meine Mutter dann von der Küche nach oben: „Jessica, jetzt ist schluss für heute du hast morgen Schule!“ ich stöhnte auf. Dann stand Dennis mit mir auf und gingen aus meiner Zimmertür Hand in Hand hinaus. Und da stand auch schon meine kleine , 14 Jährige Schwester Susan im Schlafanzug und schaute uns sauer an. Dann brüllte sie nach unten: „nächstes Mal komm hoch in Jessis Zimmer und brüll hier nicht so rum, Mama. Manch andere Leute wollen schlafen.“ Dann wandte sie sich zu uns und sagte zu Dennis:“ Hey und ciao.“ Sie drehte sich um und ging mit tapsigen Schritten zurück in ihr Zimmer. Ich schaute ihn endschuldigend an, dann nahm ich seine Hand und zog ihn die Treppe hinunter. Dort unten verabschiedete ich mich von Dennis- unter Aufsicht meiner Mutter sollte man dazu sagen- und schloss die Tür sanft hinter ihm zu. Dann drehte ich mich zu meiner Mutter um, um mal wieder einen Vortrag zu hören was mich zu Tode nervte. Doch sie fing mit einer ganz anderen Sache an: „dein Vater und ich wollen morgen Essen gehen und du passt auf Susan auf.“ Sagte sie und ging zurück in die Küche, um dort den Abwasch zu erledigen. „wie bitte?!“ schrie ich und rannte in die Küche. „du willst das ich auf Susan aufpasse? Hallo die ist 14!“ meine Mutter drehte sich schwungvoll zu mir um. „deswegen ja. Wenn man auf Susan nicht aufpasst, geht sie womöglich zu einer Party wo es haufenweise Alkohol gibt, und dann muss ich meine sturzbesoffene 14 JÄHRIGE Tochter abholen, nein danke.“ –„ lass ihr doch mal ihren Spaß und außerdem habe ich morgen auch was vor. Ich gehe mit Dennis zum Bowlen.“ Meine Mutter drehte sich wieder um, um sich einen weiteren Teller zu nehmen. „dann macht das wann anders.“ Ich platzte fast vor Wut. „dann mach du das wann anders! Susan ist deine Tochter nicht meine!“ jetzt war es mit der Geduld meiner Mutter endgültig vorbei sie drehte sich so schnell um das ich mit Seife bespritzt wurde. „aber sie ist deine Schwester! Und ich bin deine Mutter als hörst du auf mich und fertig. Keine Wiederrede.“ Ich war so sauer das ich die Treppe zu meinen Zimmer hoch polterte, so laut das ich mich darauf gefasst machte das Susan sich gleich wieder beschwerte. Doch es war falsche Alarm und so ging ich mit schlechter Laune ins Bett.
Am nächsten morgen war wieder alles gut. Ich hatte mich seelisch darauf gefasst gemacht, dass ich heute keinen tollen Tag mit meinem Schatz haben werden sondern auf meine pubertierende Schwester aufpassen müsste. Das war schon schlimm genug, denn einen Tag ohne Dennis halte ich sonst eigentlich nie aus, doch heute musste das mal gehen. Also ging ich zum Telefon und wählte seine Nummer, die ich schon im Schlaf hätte aufsagen können. Ich musste schon aufpassen, dass ich unsere nicht mit seiner verwechselte. Aber das wird bald auch kein Thema mehr sein, wenn wir uns unsere eigene Wohnung suchen und für immer zusammen sein werden. Aber das erzählte ich lieber nicht meiner Mutter, sie würde förmlich ausrasten und darauf hatte ich wirklich keine Lust, also warten wir bis ich 18 bin- das dauert nur noch 2 Jahre- und dann darf ich sowieso machen was ich will.
„Hallo mein Schatz“ sagte Dennis in den Hörer. Und wieder fing mein Herz heftig zu schlagen an. „Hallo Denni. Ich habe schlechte Neuigkeiten. Meine Eltern gehen heute Abend essen und ich muss auf Susan aufpassen. Ich kann es auch nicht fassen. Tut mir so leid.“ Er schwieg eine lange Sekunde. „ja ist nicht schlimm.“ Und das hörte sich fast so an als ob er sich freute das ich keine Zeit hatte. Ich war beinahe beleidigt. So viel dann auch meine Antwort aus. „na ja ok. Wir sehen uns.“ –„ ok ich liebe dich.“ Ich senkte den Kopf. „ich dich auch.“ Und die Leitung war tot. Das Gespräch verlief nicht so gut wie ich es gehofft hatte und das machte mich einwenig traurig. Nie hätte ich gedacht das er glücklich darüber war, dass wir nichts zusammen machen konnten.
„ok Jessi. Wir gehen jetzt. Pass gut auf Susan auf.“ Sagte mein Vater zu mir als meine Schwester und ich im Flur standen, fast wie Soldaten. Ich nickte bloß und somit verließen meine Eltern das Haus. Ich hatte immer noch das Gespräch von Dennis und mir im Kopf. Und diese Niedergeschlagenheit fiel auch jemand anderen auf„was ist denn los, Jessi?“ fragte mich Susan als ich ihr ein Teller mit einen belegten Brot hinstellte. „nichts vorüber DU dir Gedanken machen müsstest!“ sagte ich patzig. Susan sah nur nach unten und fing an still zu essen. Ich haute mir innerlich auf den Kopf. Sie war ganz lieb zu mir und ich war so dreist und gemein. „tut mir leid Susi. Ich hatte ja was mit Dennis geplant. Wir wollten Bowlen, aber jetzt muss ich halt auf dich aufpassen und ich musste Denni absagen. Na ja und da hat er sich fast gefreut als ich ihm sagte ich habe keine Zeit.“ Ich senkte den Kopf. Susi aber lachte was mich wütend und erstaunt erscheinen ließ. Ich riss den Kopf wieder hoch. „was ist daran so witzig? “-„ wegen so einer scheiße, geht’s dir beschissen? Das ist nicht dein ernst.“ Wieder lachte sie schallend. Ich ging zur Spüle und wusch ein Glas von mir ab. „du verstehst das noch nicht. Du bist einfach noch zu jung.“ –„ zu jung? Jessi, ich bin 14. also mal ganz ruhig. Ich find es einfach nur komisch. Ihr habt euch doch noch nicht einmal gestritten.“ Ich verdrehte die Augen. „tja ich mag es trotzdem nicht wenn er so redet. Das ist der Anfang einer Trennung, bei den meisten Teenies.“ Es schüttelte mich bei diesen Gedanken. Und dabei beließen wir das Schwester-Schwester Gespräch. Ich war froh das ich mit Susan reden konnte, doch das sie so reagierte fand ich dann doch nicht so angemessen zu meiner Laune. Ich nahm es ihr nicht übel. Sie wusste immerhin nicht wie viel ich für Dennis empfinde. Niemand konnte sich das vorstellen. Manche Leute würden vielleicht sagen, dass diese Liebe an Wahnsinn grenzt, weil ich mir über die dümmsten Sachen Gedanken gemacht hatte. Nur nicht über die wirklich wichtigen Dinge....
4. Das Verschwinden
am nächsten Tag rief jemand in aller frühe an. Ich rannte die Treppen runter und kam noch rechtzeitig zum Hörer. „Hallo?“ sagte ich noch völlig aus der puste.
„Hey Jessi. Ich bin es Dennis. Hab ich dich geweckt?“ dann erst registrierte ich das Dennis nicht wusste das ich etwas deprimiert wegen seines freudigen Ton gestern war und ich war ganz froh darüber. „nein, schon gut.“ –„ ok ich muss dir unbedingt was erzählen und zwar wegen meinem Stiefvater..“ ich unterbrach ihn sofort. „ist er Zuhause?“ –„ nein ich glaube nicht. Mach dir keine Gedanken. Also folgendes, ich habe gestern einen Plan gemacht, wie ich ihn eine Falle stelle. Ich bin nur noch nicht ganz fertig. Deswegen war ich einwenig erfreut, als du keine Zeit hattest. Tut mir leid. Ich habe den ganzen Abend daran gesessen.“ Ich stockte. Dann fragte ich:. „was für ein Plan?“ er lachte ein wenig. „Liebste, natürlich werde ich ihn nicht umbringen aber ich werde ihn der Polizei aussetzen. Ich erzähle dir morgen alles in der Schule okay?“ ich schluckte. Er wird sich in Gefahr begeben das war mir klar und ich hatte jetzt schon Gänsehaut davor, wenn das böse ausgeht. Aber daran durfte ich nicht denken. Ich werde ihn morgen ganz in Ruhe ausfragen. „Okay, Schatz. Wir sehen uns morgen. Ich liebe dich.“ Ich hörte ein schmunzeln in der Stimme. „ich liebe dich mehr als mein Leben.“ Dann war die Leitung unterbrochen. Ich hätte es nie für möglich gehalten, was diese Worte für einen Sinn beinhalten konnten....
als ich am nächsten morgen aufstand war mir wirklich komisch zu mute. Als ob mein Herz nicht mehr da wäre. Aber ich freute mich schon auf den Moment wo ich Dennis sehe und mein Herz wieder wie verrückt anfängt zu schlagen. Ich stopfte mir schnell mein Frühstück rein, dann ging ich gemütlich mir Susi zur Bushaltestelle, wo wir auch nicht lange warten mussten.
Als wir dann an der Schule ankamen, suchte ich vergeblich nach Dennis. Wo war er denn bloß? Ich verstand nichts mehr. Er hatte mir gestern noch gesagt, er wolle mir hier in der Schule etwas erzählen und dann schlägt er hier nicht auf. Ich wartete und wartete doch er kam einfach nicht. Nach einer halben Stunde kam mein Direktor und bat mich doch bitte in mein Klassenzimmer zu gehen, die Stunde hätte schon längst angefangen. Ich sah noch einmal zur Bushaltestelle, dann ging ich Richtung Klassenzimmer.
Als ich dann endlich auf meinen Platz saß, allein denn Dennis saß eigentlich immer neben mir, aber er war nicht da. Und das verstand ich überhaupt nicht. Eine Zeit lang war ich wütend das er mich anscheinend versetzt hatte , doch am Schluss machte ich mir große Sorgen. Berechtigt...
Nach der Schule ging ich mit schnellen Schritten nach draußen um Dennis so schnell wie möglich anzurufen doch bis ich auch nur einen schritt zur Bushaltestelle machen konnte, hielt mich ein Polizist mit einen Foto in der Hand auf. „Hallo, sind Sie das Mädchen auf diesen Foto?“ fragte er mit nervösen Unterton. Ich sah mir das Foto an. Das war ohne Zweifel ich. Ich erinnerte mich das ich davon viele Bilder ausgedruckt hatte für jede Freundin und jeden Freund. Für Dennis hatte ich noch drunter geschrieben „ich liebe dich“. Und als ich daran dachte, sah ich auch schon meine saubere Schrift mit genau diesen Worten auf dem Foto. „Ja, das bin ich. Woher haben Sie das?“ –„ in welchen Bezug standen Sie zu Dennis Tamler?“ ich wollte gerade antworten als mir auffiel das er in Vergangenheit sprach.also war meine Antwort misstrauisch und scharf formuliert. „ich BIN seine Freundin. Was ist denn los?“ der Polizist senkte den Blick. „Würden Sie bitte mitkommen? Es gibt da ein paar Fragen.“ Ich nickte. Ich verstand es in diesen Augenblick nicht. Vielleicht wusste ich es schon, aber konnte es mir nicht vorstellen, wollte es mir nicht vorstellen.
5. Das schmerzvolle Erwachen
Als wir bei der Polizeistation angekommen waren, wurde mir immer mulmiger. Ich hatte bereits meine Eltern erreicht, die sich richtige Sorgen machten und sofort beschlossen auch dort hin zu fahren. Ich wurde behandelt, als hätte ich eine Straftat begangen, ich kam mir zumindest so vor, als ich in den kleinen Raum geführt wurde, wo zu meinen erschrecken 3 weitere Personen drin saßen.
Ich musste schlucken. Was machten die hier? Ohne Frage kannte ich diese Personen schon sehr gut. Sie waren schon fast wie eine Familie. Die Frau weinte wie ein Wasserfall wohingegen der Mann und der Sohn keine Träne vergossen. Diese Leute waren die Familie von Dennis. Seine Mutter, sein Stiefvater, dem ich nicht in die Augen schauen konnte, weil ich so angst vor ihm hatte und sein 22 jähriger Halbbruder Felix. Alle versammelt. Der Polizist der mich in der Schule eingesammelt hatte bat mich ebenfalls platz zu nehmen. Ich riss meine Augen auf. Was kam um Himmelswillen jetzt? Was war passiert? Wo war Dennis? Ich war so gespannt, dass ich kaum auf meinen Stuhl sitzen konnte. Als Frau Tamler, seine Mutter, meinen erschrockenen Gesichtsausdruck sah, kam sie zu mir gelaufen und umarmte mich weinend. Sie war schon fast wie eine 2 Mutter für mich. „was ist denn los?“ wiederholte ich immer wieder. Der Polizist bat Frau Tamler stumm wieder platz zu nehmen, was sie umgehend tat. Er sah mir tief in die Augen als er die Worte sprach die ich schon die ganze Zeit in meine Gehirn verbuddelt hatte, weil ich sie nicht wissen wollte. „Dennis ist tot.“ Und von da an hörte ich nur noch ein summen. Der Polizist erzählte mehr, aber ich konnte nicht zu hören. Dennis, mein ein und alles, mein überalles geliebter und bester Freund, mit dem ich die besten Jahren meines ganzen Lebens hatte, sollte jetzt tot sein? Nein, das kann ich nicht sein. Das konnte er mir nicht antun. Ich bildete mir ein das ich träumte, doch das tat ich nicht und das wusste ich auch. Ich befand mich in der schmerzvollen Realität. Als ich das verstand fiel ich endgültig in Ohnmacht.
Und erwachte erst wieder im Krankenhaus, in dem ich auch geboren wurde. Als ich meine Augen öffnete spürte ich auch schon Tränen auf meiner Wange. Es waren meine und es hörte nicht auf, auf meiner eiskalten Haut zu fließen. Jede einzelne Träne fühlte sich auf meinen Wangen wie Feuer an und niemand befreite mich. Niemand war für mich da.
Dann hörte ich schließlich eine Tür die zufiel und gleich darauf meine Mutter die mir wild meine Tränen wegwischten, doch es liefen immer mehr und immer mehr. „Manuel, sie ist wach!“ rief meine Mutter meinen Vater. Ich hörte es ganz am Rande meines Bewusstseins. Ich war mir nicht sicher ob ich gleich wieder in dieses Loch fiel von dem ich gerade erst erwacht war. Ich fühlte mich so schwach. Nur ein einziges Wort hätte mich zerstört. Ich konnte noch nicht mal richtig atmen und mein Herz war endgültig verschwunden. Meine Trauer vergrub mich immer tiefer. Ich hatte kein Sauerstoff.
Dann hörte ich wieder Schritte und eine andere Hand war an meinem Gesicht. „alles wird gut, meine Kleine, alles wird gut.“ Flüsterte mir mein Vater ins Ohr. Was hätte ich gegeben um die Stimme von.. IHM zu hören. Ich konnte nicht an diesen Namen denken. es schmerzte allein daran zu denken. was sollte ich nur tun? Mein Leben war vorbei, ehe es richtig angefangen hatte, was noch schlimmer war, SEIN Leben war vorbei. „Jessi? Kannst du mich hören?“ meine Mutter riss mich aus den Gedanken. Ich hörte, dass sie besorgt war und öffnete weiter meine Augen um sie anzusehen. Aber da war ein Schleier vor meinen Augen. Ein Schleier aus Tränen. Sie umarmte mich und ich spürte andere Tränen auf meiner Haut. Tränen meiner Mutter. Ich musste ihr riesige Sorgen machen und das tat mir furchtbar leid doch ich konnte nicht daran denken wie es anderen ging. Ich war zu schwach um zu tun als ob es mir gut ginge. Mein Leben war zerstört, ohne Zweifel. Man konnte sagen ich wäre ein brennendes Wrack, denn so fühlte ich mich. Ich konnte die Realität nicht ändern. Alle Gefühle, alle Zeichen sprachen dafür, dass der Polizist recht hatte und.....Dennis gestorben war. Ich wusste es war nicht der richtige Zeitpunkt dafür, um zu fragen wie mein ein und alles.....gestorben ist. Aber meine Neugier war fast so groß wie meine Trauer und das konnte schon was heißen. „wie ist er.....gestorben?“ ich schreckte vor meiner eigenen Stimme zurück. Sie war so schwach so anders. Als ob sie jeden Augenblick wegbrach. Meine Mutter räusperte sich, als sie auch den klang meiner Stimme hörte der so fremd war. „er..er .. wurde ermordet, Jessi.“ Ich schluckte geräuschvoll. Ermordet? „wo..?“ noch ehe ich aussprechen konnte, nahm mir meine Mutter die Last meiner Frage ab. Sie wusste das mich das alles in der Seele schmerzte. „er wurde im Wald in der Nähe der Schule aufgefunden. Er war heute früh, als du aufgestanden warst, schon tot.“ Deswegen konnte ich also heute morgen so schlecht mein Herz spüren. Wieder fing ich an zu weinen. Und ich hörte mich schreien doch ich konnte es nicht aufhalten. „hast du Schmerzen?“ fragte mein Vater verzweifelt. Ja die hatte ich. Seelisch. Immerhin hatte ich gerade meinen Freund verloren, mit dem ich alt werden wollte. und nun ist er weg. Einfach so. und ich bin allein. Es fühlte sich an als wenn ich in ein großes Loch fiel, anders als ich in Ohnmacht gefallen war. Das Loch zog mich regelrecht und ich war zu schwach es daran zu hindern mich weg zu ziehen. Weg zu ziehen von meinem Leben. Alles war vorbei.
Plötzlich hörte ich Schritte im Raum. Ich blickte zum ersten Mal vom Kissen auf. Ich weiß nicht warum, wahrscheinlich weil ich dachte, dass es doch noch ein Wunder gab und mein geliebter Dennis wieder vor mir stand. Es war eine Krankenschwester die mich besorgt ansah. hinter ihr tauchte meine traurige Schwester Susan auf. Sie hatte die Krankenschwester anscheinend alamiert. Ich bekam eine Spritze und schon war ich wieder müde und schlief nach ein paar Sekunden ein. Sie wollten mich also ruhigstellen?! Damit ich nicht so ein Lärm machte. Als ich einschlief war ich fast sauer deswegen.
Eine Woche war ich im Krankenhaus, jede Menge Tabletten und jede Menge Taschentücher waren genommen und verbraucht und trotzdem ging es mir immer noch überhaupt nicht gut. Alle fragten sich, wie man so viele Tränen vergießen konnte, doch ich fragte mich gar nichts mehr. Mir war es egal. Mir war einfach alles egal.
Dann kam ich endlich nach Hause. Ich wusste nicht ob alles so war, wie ich es verlassen hatte, ob irgendetwas anders war, geschweige denn was, ich ging einfach schlendernd die Treppe hinauf und legte mich dort auf mein Bett. Es hätten Steine oder Messer drauf liegen können, ich hätte es nicht gemerkt. Denn der Schmerz in meinen Körper den Dennis zurückließ war viel stärker. Es zerschmetterte mich regelrecht. Dann plötzlich hörte ich eine leise, ängstliche Stimme, bei der ich wusste das sie darauf Bedacht war, mich nicht zu kränken oder zu verletzen. „Jessi? Wollen wir vielleicht ein bisschen in die Stadt? Bummeln? Es ist so schönes Wetter draußen.“ Sagte Susan. Vielleicht haben sie meine Eltern geschickt, vielleicht hat sie aber selbst entschlossen mich ablenken zu wollen. Aber ich war kein bisschen in Stimmung. Ich wollte einfach da liegen. „nein, danke Susi.“ Meine Stimme klang immer noch zerbrechlich und fremd. Ich redete nicht oft, nur wenn es sein musste und deswegen hatte ich mich noch nicht an meine neue Stimme gewöhnt. Dann hörte ich endlich wie die Tür wieder geschlossen wurde und ich wusste ich war allein.
Ich konnte nicht essen, nicht trinken, nicht schlafen. Meine Eltern machten sich Tag für Tag mehr Sorgen. Sie wussten einfach nicht was sie machen sollten, dass wusste ich. Aber ich hatte einfach nicht die Kraft darauf einzugehen und mit ihnen zu reden. Jeden Tag brachten mir meine Eltern Essen und Trinken und jedes mal zwangen sie mich wenigstens ein bisschen davon zu essen, was ich dann auch tat. Die restliche Zeit lag ich auf meinen Bett und saß vor meinem Fenster. Ich dachte an nichts. Das konnte mich nicht verletzen
6. Die Familie zerbricht
„so jetzt reicht es, Jessi.“ Sagte meine Mutter als sie in mein Zimmer kam. Ich schaute zu ihr und vom Fenster weg, erstaunt von ihrem Tonfall, der nun sehr streng klang. In den letzten Wochen war sie bedacht sehr liebevoll und leise zu sprechen, deswegen wunderte ich mich. „ 4 Wochen. Ich verstehe wenn du trauerst,...“ ich schluckte die Tränen herunter. „..aber Jessica, das ist nicht normal. Du wirst in eine Psychatrische Klinik gehen und dort deine Trauer überwinden.“ Ich starrte sie erschrocken an. Sie wollte mich in die Klapse bringen? „denkst du ich kann ......Dennis..“ ich vermied an den Namen zu denken. „...vergessen wenn ich ein paar Wochen in der Klapse bin?!“ sagte ich schwach. Früher hätte ich das geschrieen, aber es hatte sich alles geändert. Meine Mutter sah meine Tränen und kam zu mir gelaufen. Sie nahm meine Handgelenke in ihre Hände und schüttelte mich. „Lass ihn endlich los!“ ich weinte nur noch mehr. „ich kann nicht!“ sagte ich mit zusammengekniffenen Augen. Nun kam mein Vater dazu. „Kassandra, lass sie los.“ Sofort ließ sie meine Handgelenke los und ich fiel in die Arme meines Vaters. Wenn er nicht da gewesen wäre, wäre ich auf den Boden geknallt. Ich wusste, dass meine Mutter das nicht böse meinte, aber weiß sie überhaupt wie ich mich fühle? Hat sie die leiseste Ahnung was in mir vorgeht? Alle sagen immer, dass sie z.B wissen, wie sich die fühlen die beleidigt werden, bloßgestellt werden, verprügelt werden und so weiter. Aber wissen sie das wirklich? Alle sind mit sich selbst beschäftigt auf dieser Welt. Alle wollen nur das es der eigenen Person gut geht. Wie können sie dann wissen wie sich diese Opfer fühlen? Meine Mutter hat keine Ahnung, weil sie noch nie so etwas erlebt hat. Und so ist das mit diesen anderen Dingen auch. Wenn man es selbst nie erlebt hat, weiß man nicht wie sich diese Menschen fühlen. Das alles habe ich jetzt endlich eingesehen.
Meine Eltern gingen aus meinen Zimmer und sahen sich schon böse in die Augen. Ich drehte mich zum Fenster und sah in den Himmel hinauf als ich aus der Küche ein lautes Geschrei hörte. „wie kannst du deiner schwachen Tochter so wehtun?!“ schrie mein Vater. Ich wusste genau wie meine Mutter jetzt aussah. „Mein Lieber Manuel. Unsere Tochter hat keine Ahnung was in ihr los ist. Ich möchte nicht mehr so ein Wrack in mein Haus haben. Sie wird Hilfe bekommen, aber sie muss ihn verdammt noch mal endlich los lassen!“ schrie sie. Mein Vater wurde nun noch lauter. „unsere Tochter ist noch nicht stark genug dazu. Und wenn du sie nicht ertragen kannst, dann geh doch einfach!“ ich traute meinen Ohren nicht. Ein paar Sekunden war es still dann hörte ich meine Mutter noch schreien: „schön!“ und die Tür wurde zugeschlagen. Ich ging zu meiner Zimmertür- zum ersten Mal nach 4 Wochen- und machte sie auf. Susan kniete am Gitter von der Treppe und weinte. In dem Moment merkte ich, dass ich meine ganze Familie kaputt machte. meine arme Susi weinte so sehr es tat so weh sie zu sehen, vor allem weil ich wusste das ich an allem Schuld war. Ich kniete mich zu ihr auf den Boden und umarmte sie. Erst sah sie mich an, dann sprang sie mir in die Arme. So saßen wir eine Weile dann befreite ich mich aus der Umarmung, strich ihr die Tränen aus dem Gesicht und ging die Treppe hinunter zur Küche. Mein Vater saß am Küchentisch. So habe ich ihn noch nie gesehen. Er hatte sein Gesicht in seinen Händen vergruben und stutzte sich mit den Ellenbogen auf den Tisch ab. Ich weinte fast, als ich ihn so sah. „es tut mir so leid. Das ist alles meine Schuld.“ Sagte ich leise. Dann erst blickte er überrascht zu mir, dass ich mich außerhalb meines Zimmers bewegte. Als er registrierte das ich wirklich da war, stand er auf und umarmte mich. „nichts ist deine Schuld, Kleine. Jetzt mach dir nicht noch darüber Gedanken.“ Natürlich hatte ich Schuld. Ohne mein Verhalten, wäre dieser Streit niemals entstanden. Das alles war zu viel für mich und ich wurde wieder langsam in das Loch gezogen wie in dem auf der Polizeistation. Ich konnte nur noch „ich muss mich hinlegen“ sagen und schon war ich ohnmächtig. Schon wieder. Ich war so schwach, ich konnte es kaum glauben.
Ich erwachte diesmal nicht im Krankenhaus, sondern in meinem Bett. Meine Augen öffneten sich langsam und ich sah in die Augen eines fremden Mannes. Ich wich vor Schreck zurück. „keine Sorge, Jessica. Ich bin ein Notarzt. Sie sind ohnmächtig geworden. Es war aber sagen wir mal NUR ein Schwächeanfall. Es dürfte wieder als in Ordnung sein. Wenn dennoch Probleme entstehen, rufen Sie mich bitte an. Die Nummer hat Ihr Vater.“ Er sprach wie ein Wasserfall, sodass ich mich konzentrieren musste, um alles mitzubekommen. Ich nickte bloß und der Arzt ging aus mein Zimmer. Ich hörte noch wie mein Vater sich von ihm verabschiedete dann ging die Haustür zu. Dann waren auch schon Schritte zuhören. Die Treppe knarrte. Nach ein paar Sekunden war dann auch schon eine kalte Hand an meinem Gesicht. „Ist alles in Ordnung, Jessi?“ fragte mein besorgter Vater. Dann erst bemerkte ich eine andere Person an meiner Seite. Susi saß ich die ganze Zeit neben mir und ich hatte es nicht bemerkt. Sie strich mir die Haare aus dem Gesicht nach hinten. Ich schaute ihr in die Augen und versuchte ein halbwegs ehrliches lächeln hinzubekommen. Sie konnte das viel besser und strahlte mich mit ihren Engelslächeln an. Mein Vater sah anscheinend unser Mienenspiel und beschloss uns alleine zu lassen. Als die Tür geschlossen wurde fragte ich: „für dich muss das alles ziemlich schwer sein. Es tut mir so leid, dass Mama und Papa dich so sehr vernachlässigen. Das ist alles meine Schuld und-„ sie lächelte nicht mehr als sie mich unterbrach: „ hör auf. Ich weiß was du durchmachst. Ich gebe es zu, ich weiß nicht wie du dich fühlst, was in dir vorgeht. Ich weiß nur das es dir sehr, sehr schlecht geht. Mir macht das nichts aus, dass unsere Eltern nicht mehr viel Zeit für mich hat.“ Ich richtete mich auf und umarmte sie. „danke“ flüsterte ich. Ich hatte das Gefühl, obwohl sie erst 14 ist, dass sie mich von allen am besten versteht. Und ich war überglücklich das ich sie habe. „versprich mir das du keinen Mist baust, Susi. Bleib so wie du bist.“ Sie lächelte. „versprochen.“ So saßen wir lange dann ging sie schlafen. Und ich schlenderte zum Fenster um dort zur Nacht herauszusehen. Ich nahm meine Kreuzkette, die mir Dennis zu einem Weihnachtsfest geschenkt hatte, hielt sie ganz fest und flehte wie jeden Abend zu Gott, er solle mir Dennis wiedergeben. Wie immer vergeblich. Denn ich war allein und meine Trauer war immer noch da. Ich weinte aber ich nahm mir vor, wieder zu leben. Durch Susan ist mir klar geworden das meine ganze Familie unter meinen Zustand litt und das musste ich wieder gut machen. Außerdem wollte ich nicht in Psychatrischer Behandlung. Meine Mutter hatte recht, ich muss los lassen. Für immer.
Am nächsten Tag ging ich die Treppe hinunter um meinen Plan in Wirklichkeit zu verwandeln. Meine Mutter war wieder da, was mich sehr freute. Zu dritt saßen sie beim Frühstück und sahen mich mit großen Augen an. Ich holte mir nur einen Teller und setzte mich dazu. Immer noch starrten mich alle an. „was ist?“ fragte ich und wollte meine Stimme normal klingen lassen, was mir wirklich gut gelang.
Dann endlich aßen sie weiter ohne etwas zu sagen. Ich lächelte ein wenig.
7. Ablenkungen
Jeden Tag versuchte ich ein bisschen glücklicher zu werden, was mir nicht wirklich geling, aber ich ließ mir nichts anmerken. Alles was ich wollte war meine Familie wieder glücklich zu sehen. Nie mehr wollte ich sehen wie meine Schwester weinte oder meine Eltern stritten. Und um diesen Preis zu bekommen musste ich so tun als ob es mir gut ginge. Was nicht so war. Die Leere in mir, die Dennis hinterließ wurde immer größer und zerfraß mich. Mein Herz war kein bisschen zu spüren oder zu hören und alles schien mir zu entgleiten. Mein Leben schien mir zu entgleiten. Eines war mir klar. Ich musste mich ablenken um das zu überstehen. Aber was gab es denn schon um mich derartig dolle abzulenken.
Als erstes kaufte ich mir um die zehn Bücher und versuchte dadurch abgelenkt zu werden. Aber jedes verdammte Buch, und sei es ein Thriller, hatte Liebesszenen und die zerfleischten mich jedes Mal aufs neue.
Dann versuchte ich es mit Haus putzen, doch damit erweckte ich so viele Erinnerungen. Alles schien mit Dennis in Verbindung zu stehen. Nur ich nicht.
Nach einer Woche beschloss ich dann vor die Tür zu gehen. Es war als ob ich in die Menschen sehen konnte. All die traurigen Leute waren mir nie aufgefallen. Ich fühlte ihren Schmerz. Wie konnte ich früher so blind gewesen sein? Wenn ich früher mal einen traurigen Mensch sah, dachte ich mir oh Gott wie kann man so erbärmlich sein. Das Leben geht weiter. Aber bei manchen Dingen kann man nun mal nicht einfach weiter machen. Der Tod von Dennis hatte wenigstens eine positive Sache: mir wurden die Augen geöffnet.
8. Die Gang: Schmerzen und Verständnis
Nach ein paar Minuten sah ich dann eine Gang. Sie nannten sich die Killerdogs. Natürlich hatte ich schon von ihnen gehört. Sie sind sehr kriminell und sind die größten Junkies die ich je in meinem Leben gesehen hatte. Mit ihren Motorrädern sahen sie auch ziemlich cool aus, doch dieser Look , schwarze Haare und schwarz geschminkte Augen, gefiel mir überhaupt nicht. Ich nahm all mein Mut zusammen und ging an ihnen vorbei. Wie schon im Unterbewusstsein geahnt, sprach mich ein Typ von denen an und brachte mich zum stoppen. „Hey Süße. Hast du Bock mit uns abzuhängen?“ es gab kein Zweifel das der Kerl voll auf Droge war, seiner Stimme nach zu urteilen, doch ich war nicht ängstlich. Das einzige wovor ich Angst hatte war, dass ich das was ich in den letzten Monaten erlebt hatte, wieder durchmachen müsste. So eine Gang kann mir gar nichts anhaben, dachte ich. Keine Ahnung was mich dazu getrieben hat, wahrscheinlich weil ich sowieso wusste, dass das eine rein rhetorische Frage war, ich ging zu dem Kerl und setzte mich mit auf seine Bike. Kaum das ich saß fragte er mich „wollen wir eine Runde fahren?“ ich war mir nicht sicher ob ich das wirklich wollte, doch ich nickte einfach. Ich klammerte mich an den fremden, ca. 20 jährigen Kerl und schon fuhr er los. Adrenalin sprang mir in die Adern und das fühlte sich toll an. Noch nie hatte ich so ein Gefühl. Es war befreiend für mich. Meine Haare flogen zurück und ich schreite mit dem Typ einen Freudenschrei aus. In diesen Moment fühlte ich mich zum ersten Mal wieder lebendig und das war das schönste Gefühl was ich seit dem Tod meines geliebten Freundes hatte.
Als er hielt fragte er mich sofort: „und was hast du schlimmes erlebt?“ er drehte sich um damit ich ihn in die Augen schauen konnte. „wie kommst du darauf das ich etwas schlimmes erlebt habe?“ beim letzten Wort brach meine Stimme. Wir waren wieder bei seinen Freunden angelangt. „dieser Blick als du kamst, diese Traurigkeit die du uns allen zeigst, dieser befreiende Freudenschrei auf dem Bike.“ Sagte er sanft. Ich versuchte meine Stimme wieder hart klingen zu lassen. „ich habe nichts schlimmes erlebt und punkt.“ Die anderen sahen mich an bis ein Mädchen sagte: „ Verleugnung. Sie ist immer noch beim ersten Schritt.“ Ich musste total verständnislos ausgesehen haben denn sofort sagte der Typ der mit mir als erstes sprach: „ ich sag dir mal was, wir alle kennen das. Wir haben das alles auch durchgemacht, also wissen wir bestens bescheid. Ich zum Beispiel habe ich meine Mutter bei einen Autounfall verloren. Wir alle helfen uns gegenseitig und nun kann ich endlich offen darüber reden.“ Ich schluckte. Alle sahen mich erwartungsvoll an. Ich nahm mein ganzen Mut zusammen und sprach mit Tränen in den Augen die schreckliche Wahrheit aus. „mein Freund wurde vor ein paar Monaten oder Wochen, ich weiß nicht genau, ich will es auch nicht wissen, ermordet.“ Noch nie konnte ich so offen darüber sprechen. Dann fing ich an zu weinen und zu meiner Überraschung nahm mich der Typ in den Arm. Als ich mich beruhigt hatte, hielt er mir die Hand hin und sagte: „ich bin Tyler und das sind Jill, sie wurde Zuhause geschlagen.. „ er zeigte auf ein blondes, zierliches Mädchen was allen Anschein nach die Jüngste der Gang war. „.. und das ist Georg, unser ältester, er wurde ins Heim gebracht,...“ er zeigte auf einen sehr muskulösen Mann, der mir zu lächelte. „das ist Robin, seine ganze Familie ist bei einem großen Feuer gestorben“ Robin sah sehr traurig aus aber vielleicht lag das auch an den Drogen. „und das ist Gina, sie hat ebenfalls wie du ihren Freund verloren, allerdings an Krebs.“ Er zeigte auf das Mädchen was auch vorhin gesprochen hatte. Sie hatte schwarze Haare, wie alle außer Jill und ihre braunen Augen kam mit den schwarzen Kajal besonders gut zur Geltung. Sie nickte mir einmal zu. Gina sah überhaupt nicht traurig aus, eigentlich ganz glücklich und ich fragte mich ob es für sie wirklich wahre Liebe war. Als ich merkte das alle mich –schon wieder-erwartungsvoll ansahen sagte ich schnell. „ich bin Jessica, aber ihr könnt mich ruhig Jessi nennen.“ Alle lächelten mich an und ich kam mir richtig geborgen vor. Wir unterhielten uns sehr lange über die schlimmen Todesfolgen von deren geliebten Personen. Als alle erzählt hatten fragten sie mich aus. „und du hast echt überhaupt keine Ahnung, wer Dennis ermordet haben könnte?“ fragte Georg als ich ihnen die Geschichte über seinen Tod berichtete. Ich antwortete locker. Zumindest dafür das es mir richtig schlecht ging. „ ich habe nie richtig darüber nachgedacht. Ich denke nicht an die Zeit mit der ich mit Dennis verbracht habe. Es schmerzt zu sehr.“ Alle nickten als ob sie das Problem verstanden und kennen. „Trotzdem“ sagte Jill. „ich würde darüber nachdenken, denn der Mörder sollte seine gerechte Strafe bekommen.“ Sagte sie aus voller Überzeugung. „du hast recht, ich sollte endlich zurück in die Vergangenheit sehen. Dort wo ich noch gelebt habe. Also richtig gelebt habe.“ Sagte ich dann schmerzerfüllt. Gina strich mir über den Arm. „Hey, ich kenne das. Zwar ist mein ein und alles an Krebs gestorben, trotzdem war es für mich als wurde mein Herz herausgerissen, obwohl ich wusste das er sterben wird. Ich kann mir vorstellen, dass der Tod von deinen Freund noch schlimmer war, weil es so plötzlich war und du dich nicht von ihm verabschieden konntest.“ Mir kamen die Tränen. Tyler sah sie böse an und Gina machte eine Unschuldsmiene. „was denn?“ Tyler aber verdrehte nur die Augen, dann sprach er zu mir. „jeder versteht dein Schmerz, Jessi. Und wir werden dir helfen das alles zu überstehen. Wenn du möchtest können wir dir helfen, herauszufinden wer der Mörder ist.“ Ich lächelte halb. Sie waren schon jetzt wie eine zweite Familie. Es war nicht zu vergleichen. Sie wussten wie ich mich fühlte, weil sie auch jemanden verloren hatten, den sie liebten. „ich werde erst mal selbst überlegen. Aber danke.“ Der einzige der sich aus den Gespräch heraushielt war Robin, was mich ziemlich verwunderte. Alle anderen fragten mich aus, doch er sprach nur, wenn es nicht um Dennis ging. Dann aber sprach Georg und das was er fragte, erschreckte mich so sehr das ich den Kopf nach oben riss. „Kanntest du nicht diesen Dennis? Er war doch in dein Kickboxverein oder?“ Dennis hat wirklich Kickboxen gemacht. Ich sah Robin ganz genau an, als sein Mienenspiel von erschrocken zu wütend und zu letzt zu nervös nicht aufhörte. „Ja, kann schon sein.“ Murmelte er schließlich. Für mich kam das sehr komisch rüber und verspürte Neugier. Niemand sagte etwas und um mich nicht länger in meinen unschönen Gedanken befinden zu müssen sprach ich ein sehr unschönes Thema an- für sie zumindest. „warum nehmt ihr eigentlich Drogen wenn ihr euch gegenseitig so gut helfen könnt?“ alle lachten und ich kam mir vor alles, hätte ich mich eben noch blamiert. Als Tyler meinen verdutzten Gesichtsausdruck sah sagte er: „die Drogen haben nichts mit dem Erlebten zu tun. Es gehört zu unserer Gang.“ Jetzt lachte ich. Ich wartete nur darauf das sie sagten, dass es ihr Markenzeichen war. Dann wäre es das dümmste was ich je in meinem Leben gehört hätte. Alle sahen mich verwirrt an. Ein wenig ärger war in jedem Blick drin, also schluckte ich mein Humor hinunter. Ich war mir nicht ganz sicher ob ich ins Fettnäpfchen getreten war, doch zu meiner Erleichterung hellten sich die Blicke der Gangmitglieder wieder auf.
Wir saßen den ganzen Tag da und unterhielten uns über mein Leben. Bis Susan herauskam. Zuerst bemerkte ich sie nicht, da ich mit den Rücken zu ihr saß. „wer ist die Kleine, die uns angafft?! Hat die n Problem?!“ sagte Georg zynisch. Alle die ihm gegenüber saßen, inklusive ich, drehten sich um und da stand sie. Arme verschränkt und wütenden Blick. „oh das ist meine kleine Schwester. Ist schon gut. Wir sehen uns.“ Und schon stand ich auf. Alle sagten mir schnell tschüss und dann ging ich zu Susi, die immer noch wütend war. als wir zurück zum Haus gingen, spürte ich ihren Blick auf mir ruhen. Als ich sie ignorierte sprach sie endlich. „warum warst du bei den Junkies?“ sie sprach es so angewidert , als ob die Gang der letzte Dreck wäre. Eigentlich hatte ich in diesen Augenblick keine Lust mich mit Susan zu streiten aber ich musste natürlich wieder antworten. „Tyler, Gina, Georg, Jill und Robin scheinen ganz nett zu sein. Sie haben auch schlimmes durchgemacht.“ ich zog die Schulter gleichgültig nach oben. Sie sah mich mit gerunzelter Stirn an. „und deshalb seid ihr jetzt alle die besten Freunde oder was?“ ich seufzte genervt. Ich hatte echt keinen Nerv mich mit meiner kleinen Schwester auseinander zu setzten also schwieg ich. Sie beließ es ebenfalls dabei und wir gingen zurück zum Haus. Ich wusste , dass meine kleine, manchmal nervige Schwester auf diese Sache zurückkommen würde, doch ich ließ mir meine genervte Stimmung nicht ansehen.
9. Ein Eintrag der alles veränderte und die jagt auf den Mörder begann
Als es Abend war, schrie meine Mutter Susan und mich zum Abendessen hinunter. Es war schon wieder alles wie früher, denn meine Eltern dachten ich sei über den Tod von Dennis fast vollständig hinweg, aber das war ich nicht ansatzweise. Wie stellten sie sich das vor? Ich solle ihn vergessen. Sehr witzig.
Ich setzte mich auf einen der Küchenstühle und bald darauf kam auch meine Schwester mit einen unerklärlichen Ausdruck zum Tisch und setzte sich. Sie sah traurig aus aber auch irgendwie schockiert. Sie konnte kaum atmen. „was ist denn los?“ flüsterte ich zu ihr damit unsere Eltern, die noch nicht am Tisch saßen nichts mitbekamen. Sie sah mich mit angsterfüllten Augen an und ich zuckte zusammen als ich sie so sah. Sie antwortete langsam, doch sie wollte , dass ich die Wahrheit weiß. „ich habe im Internet über diese Gang nachgesehen.“ Ich verdrehte die Augen. „und ich habe etwas unglaubliches herausgefunden, dass glaubst du nicht.“ Sie stoppte. Ich wartete bis sie endlich weiter erzählte doch Susan sah weg und wieder entstand dieser Schock auf ihren Gesicht. Ich wollte gerade fragen, was sie herausgefunden hatte als sie wieder den Faden aufnahm und weitererzählte. „einer dieser Gang, Robin Dobrenski, hatte mit Dennis Kickboxen.“ Ich unterbrach sie mit den Worten „ich weiß. Das hatten die mir schon erzählt. Na und?“ und sie verdrehte die Augen, immer noch mit einem schockierten Gesichtsausdruck. „das ist ja auch noch nichts neues. Ich habe dann auf die Homepage von diesen Kickboxverein geguckt und da gibt es so eine Seite, wo alle aus dem Verein einen Eintrag machen können und sich unterhalten können. Die letzten Einträge waren natürlich über den Tod von Dennis. Alle waren schockiert, doch einer schrieb etwas heftiges.“ Sie zog einen Zettel aus ihrer Hosentasche und legte es vor mir auf den Tisch. Sie hatte die Seite ausgedruckt und das was ich lesen sollte gelb markiert. Der Eintrag war von Jason Piers und ich hielt den Atem an, als ich es las. Der Arme Dennis. Er wurde ermordet und keiner weiß, wer ihm das angetan hat. Aber ich bin mir sicher, wer es war. ihr werdet es nicht glauben aber Robin hat ihm nach dem Unterricht gedroht, er wird ihn umbringen. Wenn das mal kein Beweis ist.
Ich lehnte mich auf den Stuhl zurück. Deswegen war Robin so schweigsam als wir über Dennis’ Tod gesprochen hatten. Ich konnte es nicht glauben. Ich saß den ganzen Tag bei den Mörder meines geliebten Freundes. Ich stockte, bei diesen fiesen Gedanken. Ich musste mich stoppen, nur wegen so einen Eintrag muss es noch lange nicht heißen ,dass Robin ihn getötet hat. Ich musste einfach mehr erfahren. „danke Susan. Morgen haben die wieder Training.” Das wusste ich noch von Dennis, weil er jeden Mittwoch zum Kickboxen ging. „ich werde diesen Jason Piers ausfindig machen und mit ihm sprechen.“ Sie nickte bloß und flüsterte mir noch schnell zu bevor Mama und Papa sich an den Tisch setzten. „pass auf dich auf!“ dann war DIESES Gespräch beendet. Doch ein anderes begann und zwar mit meinen Eltern. „was hast du denn heute so lange draußen gemacht?“ fragte meine Mutter kauend. Mein Blick huschte ganz schnell zu Susan um sicher zugehen das sie mich nicht verpetzte. Sie sah auf ihren Teller und aß weiter während sie auf meine Antwort lauschte. „ich war...ich habe..ich bin ein bisschen spazieren gegangen.“ Brachte ich heraus. Mein Vater sah mich misstrauisch an. Sonst konnte ich mich immer sehr gut ausdrücken. Das es mir diesmal so schwer gelang, machte ihn skeptisch. Ich lächelte bloß dann stopfte ich mir ein Stück Gurke in den Mund um nicht aufzufallen. „so lange?“ fragte mein Vater mit gerunzelter Stirn. Für ihn war das Thema noch nicht erledigt.
„Ähm ja. Ich habe mich natürlich auch mal hingesetzt und die Sonne genossen.“ Sagte ich mit vollem Mund. Er sah mich noch einmal misstrauisch an, dann beließ er es dabei und aß weiter. Nie hätte ich ihnen erzählen können, dass ich mit den größten Junkies der Erde rumgesessen hatte und mit einem der Gang auf ein Motorrad gefahren war. sie hätten mich innerlich getötet. Meinen Eltern war es immer wichtig, dass ich gut ausgewählte, anständige Freunde hatte, so wie ich auch war. anständig und brav. Aber so wollte ich nicht mehr sein. Keine Ahnung warum. Ich wollte so sein wie die Gang. Ich wollte dazugehören.
10. Die Suche beginnt: Jason Piers
Am nächsten morgen wachte ich früh auf und machte mich sofort fertig. Ich musste schließlich wieder zur Schule. Ich schaufelte mir mein Frühstück herein und ging dann mit Susan zum Bus. Die ganzen Zeit schwiegen wir bis wir im Bus saßen. Dann brach Susi das Schweigen. „also du wirst heute zum Kickboxverein fahren. Bist du dir sicher?“ ich sah sie nicht an sondern schaute aus den Fenster als ich antwortete. „ich will endlich wissen, wer mir Dennis genommen hat. Also ja, ich bin mir sicher. Ich war mir noch nie so sicher.“ Darauf sagte sie nichts mehr. Als ich zu ihr sah, merkte ich das sie mich musterte. Ich schaute sie auch an und fragte „was ist?“ dann lächelte und sie sah entschlossen aus. „ich werde dir helfen, den Mörder zu finden. Denn erstens du bist die beste Schwester der Welt und zweitens ich mochte Dennis auch.“ Ich nahm sie in den Arm. Susan konnte ich vertrauen und das brauchte ich. Einen Menschen den ich vertrauen kann. Ich war froh, dass ich sie hatte. Ich konnte mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen.
Dieser Schultag war nicht anders als alle anderen Tage nach Dennis’ Tod. Jeder kam zu mir und teilte mir mit wie leid es allen täte. Ich fragte mich, wann mir das wohl endlich alle gesagt haben. Es war schrecklich für mich über die Ermordung zu reden oder allein schon zu denken, doch alle anderen erwarteten das von mir. Mir fiel etwas ein, was ich tun konnte um schneller an die Wahrheit von seinem Mörder zu kommen. Ich ging zu dem Sekretariat, auch wenn es total schwachsinnig war, weil ich Jason Piers ja sowieso heute sehen werde, aber ich war trotzdem gespannt, ob er wohl auf meine Schule ging. Natürlich war das nicht der Fall, also schlenderte ich aus dem Sekretariat. Seit Dennis’ Ermordung konnte ich nicht mehr mit meinen Freunden reden und zusammen sein. Ich wollte allein sein. Einfach allein. Alles was mir wichtig war, war nun für mich völlig egal und sinnlos, deshalb gab ich auch die AG Theater auf. Früher war mir schauspielern total wichtig und ich wollte das auch als Beruf ausüben, doch nun war es für mich wie Zeitverschwendung. Jetzt war für mich lesen wichtig. Natürlich nur Horrorbücher, dort sind wenigstens keine Liebesszenen drin.
Nach der Schule wollte ich schnell nach Hause um meine Schulsachen abzuladen und dann schnell zum Verein zu gehen. Susan umarmte mich noch einmal und wünschte mir Glück, dann verließ ich das Haus. Die ganze Fahrt über hatte ich ein komisches Gefühl, denn in dieses Haus, wo ich jetzt hinwollte, waren wieder so viele Erinnerungen mit verknüpft. Ohne es zu wollen erinnerte ich mich an einen Tag. Dennis hatte einen Wettkampf und ich war da um ihn anzufeuern. Er war sehr gut. Nach dem er gewonnen hatte, zog er mich hinten in den Garten, wo die Wasserfontänen über den ganzen Garten an waren. Wir tollten die ganze Zeit im „Regen“ herum und damals war es uns egal, was die anderen sagten.
Ganz schnell vergrub ich die Erinnerung und versuchte mit aller Kraft im Jetzt zu bleiben. An die gemeinsame Zeit mit Dennis zu denken, ist jedes Mal ein Dolchstoß in mein Herz, was meiner Ansicht nach nicht mehr da war. es tat so weh, weil ich wusste, dass ich niemals so etwas erleben werde, dass ich nie wieder glücklich sein werde. Ich musste mich sammeln, damit ich bei der richtigen Haltestelle ausstieg.
Alles sah noch genauso aus wie vor seinem Tod- kein Wunder, als ob sich etwas verändern würde „nur“ weil einer gestorben war. aber trotzdem hatte ich damit gerechnet. Ich hatte keine Ahnung wer dieser Jason Piers war. ich schaute mich um auch wenn das total bescheuert war, denn ich wusste wohl kaum, wer von diesen vielen Möchtegernboxern, Jason war, denn ich hatte ihn noch nie gesehen. Der Trainer stand da und alle taten etwas anderes. Ich ging schnurstracks zu dem Trainer, der gerade irgendeinen Jungen von weiten anschrie, er solle sich mehr anstrengen. Ich versuchte sehr höflich herüber zu kommen, doch er machte es mir sehr schwer. „Endschuldigen Sie. Ich bin Jessica Thomsan. Ich war die Freundin von Dennis Tamler.“ Er sah mich nicht einmal an. „aha. Und was willst du?“ er war so desinteressiert wie es nur ging und das ärgerte mich maßlos. „ich suche einen Jungen namens Jason Piers.“ Sagte ich mit mühsam angestrengter freundlicher Stimme. „der ist da drüber!“ er zeigte auf einen Jungen der gerade mit einen anderen Jungen pause machte. er sah nett aus. Blonde Haare, blaue Augen und ein lächeln auf den Lippen. Mich wunderte es das ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Aber ich hatte nun mal nur Augen für Dennis. Deswegen hatte ich den Trainer auch nur einmal flüchtig gesehen. Ich nickte einmal dann ging ich zu den beiden Typen herüber. Als sie mich sahen bekamen sie große Augen, stoppten ihr Gespräch und sahen zu mir herüber. Ich war schüchtern. „Hallo, ich bin Jessica Thomsan. Sind Sie Jason Piers?“ fragte ich den blonden Jungen. „ähm ja, der bin ich.“ Er sah neugierig aus und fragte sie bestimmt, was ich wohl von ihm wollte. „kann ich mit Ihnen reden? Ich bin ..ich meine ich war die Freundin von Dennis Tamler.“ Jetzt wurde er aufmerksamer. Der andere Junge ging weg und fing wieder an zu trainieren. „ du warst die Freundin von Dennis? Er hat viel von dir erzählt.“ Sagte Jason. Ich wurde rot. „ja, ich wollte mich über deinen einen Eintrag auf eurer Homepage unterhalten.“ Ich holte den Zettel, den Susan mir gestern gab heraus. Bevor ich ihn das zeigen konnte, lachte er ein wenig, was mich ein wenig sauer machte, denn dieses Thema war wirklich nichts zum lachen. „du guckst auf unsere Homepage und liest dir Einträge durch?“ ich kam mir auch völlig bescheuert vor, wenn er das so feststellte. „nein, meine Schwester hat das zufällig entdeckt. Ist aber ne andere Geschichte.“ Er runzelte die Stirn. Dann lehnte er sich zurück. „okay. Was willst du wissen?“ ich lächelte einwenig, dass er sich darauf einließ. „also, du hast geschrieben, dass du glaubst, dass Robin ihn umgebracht hat. Ich kenne Robin... einwenig und eigentlich kam er ganz nett rüber.“ Er kniff die Augen zusammen. „es geht mich zwar nichts an, aber ich rate dir, dich von ihm fernzuhalten. Aber ok. Ich weiß das er es war. schließlich hat er Dennis gedroht, er würde ihn umbringen.“ –„hat das noch jemand anders mitbekommen? Und warum hat er ihn gedroht?“ Jason lächelte nicht mehr. Er war eiskalt. „nein, keiner hat es mitbekommen. Keine Ahnung. Robin ist total crazy. Auf Drogen halt.” Er zuckte die Achseln. Ich stutzte. „und du traust ihm das wirklich zu, dass er Dennis ERMORDET hat?“ ich konnte es mir einfach nicht vorstellen. „ja bin ich. Aber mehr kann ich dir dazu auch nicht sagen. Doch eines rate ich dir: du solltest dich daraus halten. Mit Robin ist nicht zu spaßen. Zeig ihn an und fertig. Nur ein Rat.“ Er zwinkerte. Er war wirklich nett. Er machte sich Sorgen um mich. Echt lieb. Ich nickte bloß, was nicht hieß das ich nicht weiter nach dem Mörder suchte, doch er sollte es denken. er sah besorgt aus aber auch einwenig wütend. Die Wut konnte ich mir einfach nicht erklären. Ich lächelte noch einmal, winkte ihm zu und ging zur Bushaltestelle. Ich hatte mit Jason geredet, doch ich hatte noch nicht das Gefühl, weitergekommen zu sein. Ich stehe immer noch am Anfang. Ich wusste nur, dass niemand weiß, was es für die Morddrohung für eine Begründung gab. Ich konnte mir nicht vorstellen, was mein liebster und netterster Schatz Dennis getan haben sollte. Nun ja, ich hatte auch keine Erklärung dafür, dass irgendjemand einen Grund hatte ihn umzubringen. Bis jetzt, wusste ich es noch nicht. Alles was ich bereits wusste, waren Spekulationen mit keinen Ansatzpunkten. Ich wusste nicht wie ich weiter vorgehen sollte. Mir war klar das ich mich auf den Holzweg befand. Ich beschloss, auch wenn es noch so weh tun wird, über meinen Schatten springen und in die Vergangenheit reisen werde. Gleich heute Abend. Obwohl ich Panik davor hatte, war ich es Dennis schuldig.
11. Zurück in die Vergangenheit
Da saß ich nun mit meiner Schwester Susan – sie hat sich bereiterklärt mir zu helfen, in die Vergangenheit zu reisen – auf meinem Bett und überlegten wie wir anfangen sollten. Ein Moment war stille, dann sprach Susi langsam und vorsichtig. „bist du dir sicher, du willst dir das antun?“ – „ich bin es ihm schuldig. Also fangen wir an. Also fang ICH jetzt an.“ Sie nickte kurz und sah mich traurig an. „was war das letzte was er zu dir gesagt hat?“ ich überlegte. Alles kam mir vor als ob es gerade wirklich passierte. Alles Vergangene flog an mir vorbei, als ich zurückspulte. Und dann war ich an den Zeitpunkt angelangt, als ich zum letzten Mal seine Stimme hörte. Es war unser Telefonat. Er hatte einen Plan. Ich wusste nicht mehr genau für was. Sofort wusste ich was er zum Schluss zu mir sagte. Diese Worte hatte er öfter gesagt: ich liebe dich mehr als mein Leben. ich musste schlucken um meine Tränen verschwinden zu lassen. Susan sah mich an und sprach: „okay, lassen wir das. Es gibt bestimmt noch eine andere Möglichkeiten, wie wir den Mörder finden. Du brauchst dich nicht zu quälen.“ Ich blickte sie nicht an doch schüttelte den Kopf. Ich achtete nicht auf ihre Worte. „als letztes sagte er, das er mich mehr liebt als sein Leben.“ wieder unterdrückte ich meine Tränen. „vielleicht hatte er irgendetwas vor, was dich beschützen sollte. Und er wusste das dass böse enden wird?“ flüsterte sie gedankenverloren. Wieder schüttelte ich den Kopf. „das hat er schon oft gesagt. Schon seit 2 Jahren gab es diesen Spruch. Das hat damit nichts zutun.“ Sie dachte nach. „was hat er denn davor gesagt?“ – „irgendetwas von Plänen. Aber ich krieg es nicht mehr zusammen.“ Sie zog die Augenbrauen zusammen. „Pläne?“ ich nickte gedankenverloren um herauszufinden was es mit den Plänen auf sich hatte. „ja,..“ plötzlich stockte ich. Ich hielt den Atem an und Susan riss ihren Kopf nach oben um mich panisch anzusehen. „was ist los?“ wieder durchzuckte mich die Angst, die ich jedes Mal spürte wenn ich den Stiefvater von Dennis sah. Ich schaute Susan an und sah ihre Angst. Ich atmete tief durch, dann erzählte ich ihr was mir eben wieder ins Gedächtnis gerufen wurde. „als Dennis einen Tag hier war, da erzählte er mir, dass..dass sein Stiefvater...“ ich atmete tief durch. „Mordbesessen ist. er hat schon mehrere Morde begangen, die nicht aufgedeckt worden waren. Und Dennis wollte ihn der Polizei ausliefern. Ich hatte dir doch erzählt, das ich traurig war, weil Dennis freudig war, dass ich auf dich aufpassen musste und ich deshalb keine Zeit für ihn hatte. Er sagte mir den nächsten Tag, dass er deshalb so glücklich darüber war, weil er dadurch Zeit hatte einen Plan zu erstellen, wie er seinen Stiefvater reinlegen konnte.“ Susan saß wie erstarrt da, als ich ihr das erklärte. Sie atmete heftig. Meine arme kleine Schwester. Sie war noch so jung. „vielleicht wusste Dennis zu viel und sein Stiefvater hat das mitbekommen.“ Flüsterte sie und schüttelte sich. Jetzt fiel mir eine Frage ein, die ich noch nie gestellt hatte, obwohl sie relativ wichtig war. „weißt du wie..wie er ermordet wurde?“ sie nickte langsam. „er wurde erstochen.“ Wenigstens wurde er nicht verbrannt oder ertränkt, beruhigte ich mich innerlich immer wieder. Das waren nämlich qualvollere Tode. Ich beruhigte mich wieder und kurze Zeit später war ich entschlossen MEINEN Plan zu verwirklichen. Und den teilte ich Susan nun mit. „Jetzt habe ICH einen Plan, Susi. Aber ich möchte nicht, dass du dich da einmischst. Es ist zu gefährlich.“ – „dann mische ich mich erst recht ein. Ich helfe dir. Wie ist der Plan?“ ich sah ihr tief in die Augen. Sollte ich wirklich meine kleine, 14 jährige Schwester mit reinziehen? Sie wollte, doch ich würde es mir niemals verzeihen, wenn ihr meinetwegen irgendetwas passieren würde. Ich überlegte lange. „Na gut ok. Aber Susi, du musst mir SCHWÖREN, dass dir nichts passiert.“ Sie nickte und wartete gespannt auf meinen Plan. Ich holte tief Luft. „Also. Du kannst immer noch aussteigen, wenn dir das zu heikel ist. ok. Also. Ich will erst einmal ein Blick in die Sachen seines Stiefvaters machen. Ich weiß genau, wo der Entspannungsraum nur für diesen Arsch ist. Dennis hatte sich furchtbar darüber aufgeregt, weil er das Zimmer mal bekommen sollte. Na ja, auf jeden Fall werde ich auf die Garage klettern und von da aus die Sprosse hinaufklettern, wo Efeu und so wächst, durchs Fenster. Das Problem mit dem Fenster ist auch leicht. Es lehnt immer auf kipp, weil Dennis’ Stiefvater immer so viel raucht. Ich weiß wie man das aufbekommt.“ Susan sah mich stirnrunzelnd an. „guck nicht so. ich hab aus dem Fernsehen abgeguckt. Da zeigen die so was andauernd.“ Sagte ich einwenig nervös, obwohl das der Wahrheit entsprach. Susi straffte sich. „und welche Rolle spiele ich dabei?“ –„ du bist sozusagen meine Wache. Du guckst ob die Luft rein ist. du klingelst mich einfach an, wenn irgendjemand kommt.“ Sie stutzte einwenig. „hm. Und woher wissen wir wann alle weg sind?“ ich lächelte halb. „jeden Donnerstag ist die ganze Familie im Stadion. Da ist so ein Fest. Keine Ahnung. Auf jeden Fall ist das jeden Donnerstag und dieses Mal werden sie keine Ausnahme machen.“ Wieder dachte Susan nach. „Aber Jessi, vielleicht trauern sie noch, schließlich haben sie ihren Sohn und Bruder verloren, sodass sie nicht gleich feiern wollen.“ Ich überlegte einen Moment. Wieder überflog ich die Vergangenheit. Diesmal stoppte ich etwas früher. In der Polizeistation als ich alle drei ansah.
Ich nickte. „also der Bruder hat keine Träne vergossen und natürlich auch nicht sein Stiefvater“ ich verdrehte die Augen als wäre das offensichtlich. „doch seine Mutter, Miriam. Aber ich bin mir sicher, dass Dennis Stiefvater Ralf“ ich sprach zum ersten Mal seinen Namen aus. „wird sie so oder so mitschleifen, auch wenn sie ins Koma abgesunken wäre“ sie kicherte hysterisch und ich merkte das sie Angst hatte. „Hey Susan, du musst das nicht machen! Ich kann es auch alleine machen.“ Sagte ich beschwichtigend. Sie schüttelte sofort den Kopf. „Kommt nicht in Frage. Ich werde morgen mitkommen und dir helfen.“ Ich lächelte und umarmte sie.
12. Einbruch mit Folgen
Als ich aufwachte hatte ich einen steifen Rücken. Meine Knochen taten mir weh. Und als ich mein Bett machte, merkte ich warum. Ich habe die ganze Nacht auf mein Tagebuch gelegen. Ich schrieb seit Dennis’ Tod nicht mehr ins Tagebuch. Ich kam mir erbärmlich vor. Doch gestern Nacht, als ich nicht schlafen konnte, las ich mir die Seite über mein glückliches Leben mit Dennis durch. Jetzt kam ich mir noch erbärmlicher vor, dass ich der Vergangenheit hinterher trauerte. Aber es war nun mal die schönste Zeit in meinem Leben. und die war vorbei. Heute werde ich mich in Gefahr begeben, dessen war ich mir bewusst, doch trotz dieses Wissens, war ich fest entschlossen es darauf ankommen zu lassen. Ich wollte endlich den Mörder in die Finger bekommen und ihn zerquetschen und zu quälen. Aber dafür brauchte ich Beweise. Und die wollte ich mir heute holen.
Nach der Schule ging es los. Susan und ich tischten meinen Eltern eine Geschichte auf, dass wir zwei auf den Jahrmarkt gehen wollten und verschwanden mit akkuvollen Handys nach draußen. Als wir zum Haus von Dennis und seiner Familie gingen, hielt ich die Hand meiner Schwester. Sie war eiskalt und bei jeden Schritt den wir machten, bekam ich ein größeres schlechtes Gewissen, dass ich meine 14 jährige Susan damit reinziehe. Doch sie wollte es so und das beruhigte mich einwenig. Schließlich habe ich sie nicht gezwungen. Dann endlich nach einer geschätzten halben Stunde standen wir vor dem Haus, wo ich schon tausendmal drin war. aber wie ich diesmal da rein gehen wollte, so hatte ich das noch nicht gemacht. Deswegen war mir ein bisschen mulmig zu mute. Das Auto war weg. (ich verstand zwar nicht wieso sie mit den Auto fuhren, denn das Stadion war nur 10 Minuten von hier entfernt.) ich lächelte dann drehte ich mich zu Susi, die jetzt nicht mehr ganz so zuversichtlich ist. „ok. Denk daran. Wenn jemand kommt, klingel mich an.“ Sie nickte und ich sah mich noch einmal um, um sicherzugehen, dass niemand uns beobachtete. Noch einmal holte ich tief Luft dann fing ich an die Garage hoch zuklettern. Es war schwerer als ich dachte. ich hatte lange keinen Sport gemacht und ich bin auf jeden Fall schwächer geworden. Doch ich schaffte es und ich war stolz. Doch als ich die Sprosse sah verschwand mein Stolz ganz schnell wieder. Es könnte zusammenbrechen, obwohl ich ziemlich dünn war, und das wäre echt übel. Doch ich rief mir den Gedanken in den Kopf, dass ich es Dennis schuldig war. ich krallte mich an jede einzelne Stufe fest und versuchte mich mühsam nach oben zu bringen. Schließlich schaffte ich es und blieb vor dem Fenster in meiner angespannten Haltung stehen. Jetzt ist nur noch das Problem mit dem beschmierten, dreckigen Fenster im Weg. Wie ich es erwartet hatte, war es auf kipp und ich konnte meinen Trick mühelos bewältigen. Meine dünnen Ärmchen passten prima durch den Schlitz. Und schließlich war das Fenster offen. Ich lächelte kurz winkte noch schnell Susan zu, die nun voll und ganz auf ihren Job konzentriert war, und stieg ins Fenster ein. Eigentlich war ich ein anständiges Mädchen, aber wenn es um die Ermordung von Dennis ging, wurde ich zum bösen Teufel. Das ganze Zimmer war vernebelt vor Zigarettenqualm und ich hatte ein bisschen das Gefühl, dass ich gleich nicht mehr atmen konnte. Ich musste mich zusammenreißen. Sei kein Weichei, Jessi. Sagte ich mir jedes Mal und es schien zu helfen, denn plötzlich wurde ich mutig. Ich ging zum Schrank und öffnete ihn.
Zuerst sah ich nur sehr viele Blätter und Briefe. Man würde denken es seinen irgendwelche Schulden die zu bezahlen waren, doch bei den unteren Blättern blieb ich hängen. Ich zog eines heraus. Diese Schrift hatte ich noch nie gesehen. Ich hatte auch noch nie die Schrift von Ralf gesehen. Perfekt. Es sah schmierig aus und an manchen Stellen wurde sehr hart auf das Papier gedrückt. Ich wollte es gerade lesen, als mein Handy vibrierte. Ich erschreckte fast zu Tode. Ich sah auf das Display und Susan rief mich an. Es dauerte ein bisschen bis ich schaltete. Irgendwer war da. oh mein Gott. Was soll ich denn jetzt tun? Wenn ich aus den Fenster springe, wird das derjenige merken. Oh mein Gott. Ich war panisch und wusste nicht was ich tun sollte. Aus meiner Panik heraus suchte ich ein Versteck. Ich sah mich um und beschloss mich schließlich in den Spalt zwischen Schrank und Fenster zu quetschen. Draußen hörte ich dann die Stimme meiner Schwester und Ralf. „oh Hallo Herr Tamler. Was machen Sie denn hier?“ fragte sie nervös um ein bisschen Zeit für mich herauszuschlagen. Er war genervt und unfreundlich. „das ist mein Haus. Was machst du hier?“ – „ich... ich mache einen Spaziergang. Schönes Wetter.“ Er schniefte nur. „ ja, ich geh auch gleich zurück zum Stadion. Hab nur mein Feuerzeug vergessen.“ Ich riss die Augen auf. Ganz schnell sah ich um die Ecke und auf den Tisch in der Mitte des Raumes, lag das Feuerzeug. Die erste Zeit dachte ich in meiner Panik, dass ich es am besten herauswerfen sollte, damit er nicht hochkam, aber im nächsten Augenblick merkte ich das dass total bescheuert war. ich hatte schreckliche Angst und Susan versuchte vergeblich noch ein bisschen Zeit herauszuschlagen. Ich hörte nicht mehr dem Gespräch zu, ich war zu sehr damit beschäftigt mein Panikschrei zu unterdrücken. Dann hörte ich die Tür zu schlagen und spürte und wusste er war im Haus. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor als die Treppe knarrte und er langsam die Treppe hinaufkam. Ich kam mir vor, als wäre ich im Horrorfilm. Ein Mädchen das wartete bis sein Mörder sie tötete. Aber das war kein Film, sondern die eiskalte Realität. Ich fragte mich schon, ob ich die nächste sei, die sterben wird, verdrängte diesen Gedanken aber schnell wieder, weil ich merkte, dass mein Atem lauter wurde. Dann plötzlich hörte ich jeden Schritt. Er war im Zimmer. Der Boden knarrte. Ich kniff die Augen zusammen und atmete so flach wie es ging. Er bleib stehen und ich riss meine Augen wieder auf, um sicher zustellen das er nicht vor mir stand. Ich hörte etwas klimpern und ich wusste er hatte sein Feuerzeug. Ich wollte gerade aufatmen als ich hörte das er gehen wollte. doch dann knarrte der Boden. er ging wieder in meine Richtung und ich hatte Angst das ich aufgeflogen war. aber er hörte mich nicht sondern wollte das Fenster schließen, was eigentlich auf kipp war. ich quetschte mich noch mehr nach hinten als er langsam zum Fenster ging. Er schloss es und ich konnte ihn sehen, doch er bemerkte mich Gott sei Dank nicht. Seine schmierigen, fettigen Haare waren so zusammen geklebt, ich habe mich heftig Als das Fenster geschlossen war, verließ er mit schnellen Schritten das Zimmer und ging die Treppe hinunter.
Ich war zu voreilig. Ich hätte es wissen müssen, aber ich wollte so schnell wie möglich aus diesen Haus. Ich machte ohne zu überlegen das Fenster auf. Das klacken und rasten erschreckte mich. Einen Moment war es unten ganz still dann hörte ich wie er rannte. Er rannte die Treppe hinauf. Ich war so in Panik. Ich riss das Fenster richtig auf und sprang einfach heraus. Dabei verknackste ich mir mein Fuß. Ich achtete nicht auf meinen Schmerz. Ich befand mich im Garten, hinter der Garage. Dort angekommen versteckte ich mich schnell direkt unter dem Fenster. Ich spürte das er herausschaute, doch ich war mir sicher, dass er mich nicht sehen konnte. Diesmal wartete ich länger und als Susan endlich schrie: „er ist weg.“ War ich so erleichtert, dass ich Freudensprünge machen könnte. Ich hatte den Zettel immer noch in der Hand. Ich steckte ihn mir in die Hosentasche. Keine zehn Pferde würden mich noch einmal in dieses Haus bringen. Als ich die Gerade hinauf und wieder auf der anderen Seite wieder hinunter kletterte merkte ich, wie sehr ich zitterte. Als ich drüben war und meine Schwester mich in ihre Arme schloss, wusste ich, ich war in Sicherheit. Wir gingen mit schnellen Schritten nach Hause. Sie stützte mich dabei, denn ich humpelte stark. Im Unterbewusstsein überlegte ich verzweifelt, was ich meinen Eltern erzählen sollte, wenn sie mein Bein sahen. Ich hatte so eine Panik. Ich dachte schon ich wäre die Nächste die er umbringt weil ich zu viel wusste.
13. Wer war der wahre Mörder
?
Den ganzen Weg nach Hause, sprachen Susan und ich kein Wort und ich spürte, dass sie geschockt war. ich hatte ein solches schlechtes Gewissen, ich hatte nie ein vergleichbares. Wie konnte ich sie da nur mit hineinziehen? Ich war ihre große Schwester und brachte sie trotzdem in Gefahr. Ich fragte mich die ganze Zeit wie ich das zulassen konnte, dass sie dermaßen in Gefahr war.
Wie erwartet fiel es meinem Vater sofort auf, dass ich humpelte und ich stöhnte genervt. Er sah erschrocken aus und kam sofort zu mir gerannt um mich Susan abzunehmen und selbst zu stützen. „was ist passiert, Susan?“ er tat so als ob ich nicht selbst reden könnte und das nervte mich noch mehr. „wir haben ein bisschen herumgeblödelt und dann bin ich umgeknickt.“ Ich hatte mir den Weg über schon etwas ausgedacht um nun sicher zu wirken. Trotzdem sah er mich misstrauisch an. Ich verzog keine Miene. Dann nickte er und brachte mich in mein Zimmer. Nach ein paar Minuten kam dann auch schon Susan herein. Meine Eltern redeten unten wieder, über mein Bein. Susi machte die Tür zu und schmiss sich auf mein Bett. „ okay, kommen wir zum Punkt. Hast du was gefunden?“ das war mein Stichwort und ich zog das Blatt aus meiner Hosentasche. Wortlos las sie ihn durch und da merkte ich das ich selbst nicht wusste, was darauf stand. Also fragte ich nach. Sie sah sehr geschockt aus. Ich sah ihr an das sie im Moment nicht reden konnte, also nahm ich ihr den Zettel aus der Hand und las selbst. Ich überflog ihn und mir traten diese Begriffe in die Augen: hereinlocken, Maske aufsetzen, erwürgen, im Wald am Griessee vergraben
Das war ohne Zweifel ein Mordplan und ich bekam Gänsehaut. „dieses Schwein“ flüsterte ich. Dann plötzlich erschrak sie. Bevor ich sie fragen konnte, was sie hat, war sie auch schon aus dem Zimmer verschwunden und kam nach einer geschätzten Minute wieder. Wenn ich nicht so ein verknackstes Bein hätte, wäre ich ihr hinterher gerannt, weil ich dachte sie war in Panik ausgebrochen. Sie hatte einen Brief in der Hand und ich wunderte mich. Als sie saß hielt sie mir den Brief hin. Und ich nahm ihn ihr wortlos ab: Liebe Familie Thomsan,
hiermit laden wir euch zu der Beerdigung von unseren geliebten Sohn und Bruder ein.
Ich überflog die Angaben zu der „Feier“ und las nur den Schluss des Briefes. Da hat jeder eigenhändig unterschrieben. Daher konnte man erkennen das Felix den Brief geschrieben haben musste.:
Miriam, Felix und Ralf
ich wunderte mich. Na und? Die Beerdigung ist schon lange zurück und ich wusste nicht was meine stille Schwester mir mitteilen wollte. verwundert sah ich sie an. Und sie verdrehte die Augen. „sieh dir die Schriften an. Das ist genau die gleiche Schrift wie die auf der Einladung. Und die hat Felix geschrieben und nicht Ralf.“ Ich sah ein paar Mal hin und her auf den beiden Blättern und sie hatte recht. Felix, Dennis’ Stiefbruder war der Mörder und nicht sein Stiefvater? Oh Gott. Ich musste schlucken. Damit hatte ich nicht gerechnet. Felix, der unscheinbare, zurückhaltende Felix war ein Mörder. Aber war es auch der Mörder von Dennis? Das musste ich herausfinden und zwar schnell.
Susan und ich saßen noch lange zusammen bis sie dann schließlich ins Bett ging.
Am nächsten Tag, tat mein Bein immer noch weh und ich humpelte aus mein Zimmer in die Küche. Mein Vater sah mich mit gerunzelter Stirn an was mir natürlich nicht entging. Alle 3 saßen schon am Tisch und verspeisten ihre Cornflakes. Als ich saß fragte meine Mutter wie es meinen Bein ginge. „ganz gut.“ Antwortete ich. Sie nickte bloß und das Gespräch war vorbei. „ich hole euch beide heute von der Schule ab.“ Sagte mein Vater nach einer Weile zu Susan und mir. Wir bedankten uns und standen auf, um zum Bus zu gehen. In letzter Zeit waren Susan und ich noch viel unzertrennlicher als jemals zuvor. Wir waren sozusagen aneinander geschweißt. Es war toll jemanden zu haben, den man vertrauen konnte.
Als wir bei der Bushaltestelle angekommen waren, hatten wir noch Zeit. Wir sind extra früher los gegangen, weil ich dachte, ich könne nicht so gut laufen. Doch ich war fast so schnell wie immer. Plötzlich rief jemand meinen Namen und ich drehte mich um. 5 Motorräder flitzten an uns vorbei. Es waren Tyler, Gina, Georg, Jill und Robin. Ich winkte ihnen zu, obwohl ich wusste, dass ein Tatverdächtiger dabei war. Robin. Nach der Aussage, von Jason Piers, war er der Mörder. Aber natürlich wusste ich es nicht und ich konnte es mir auch nicht vorstellen. Es war undenkbar, dass einer dieser netten Menschen, so etwas tun könnten, immerhin wussten alle, wie das ist jemanden zu verlieren. Aber vielleicht könnte das genau der Grund sein. Robin wollte, dass andere das erleiden was er erlitten hat. Der Gedanke daran ließ mich erschüttern. Aber irgendwie glaubte ich nicht, dass Robin oder irgendein anderer damit etwas zu tun hatte. Ich musste mehr von Felix herausbekommen. Ich wusste nur noch nicht wie.
14. „Du hast etwas was mir gehört!“
Nach der Schule war alles wie immer. Auf den ersten Blick zumindest. Ich schlenderte zum Auto meines Vaters und stieg schwungvoll ein. „Hey Dad.“ Er lehnte sich nach hinten. “wo ist Susi?“- „keine Ahnung, die kommt bestimmt gleich.“ Er nickte bloß und wir warteten. Aus 5 Minuten wurden 10, aus 10 wurden 15 und schließlich 20. ich wurde stutzig. „ich geh noch mal kurz in die Schule und guck nach ihr.“ Sagte ich dann mit schmalen Augen. Es kam mir komisch vor, dass Susan noch nicht da war, denn sie war eine pünktliche Person. Als ich ausstieg, war keine Menschenseele mehr auf den Parkplatz. Auch als ich den Hof betrat, war niemand zu sehen. Ich ging schlendernd durch die Gänge der Klassen, bis ich schließlich zur Klasse kam, in die Susan ging. Ich öffnete die nicht verschlossene Tür und ging hinein. Alles sah ganz normal aus. Niemand war da. ich wurde immer misstrauischer. Ich ging durch den Raum. Es war mir alles einfach viel zu still. Ich bekam Angst. Mir fiel auf, dass die Klasse Schließfächer hatten. Für jede Person einen. Ich erinnerte mich schwach an den Tag, als Susan stolz davon berichtete. Dann merkte ich, dass in eines der Schließfächer, ein Schlüssel steckte. Ich stolzierte zum Schrank und machte das Schließfach auf. Darin war ein Zettel, das auf den ganzen Büchern lag. Adressiert an mich selber. Ich riss die Augen auf. Diese Schrift kannte ich, doch es war nicht die meiner Schwester. Diese Schrift würde ich in 10 Meter Entfernung noch erkennen. Felix. Ich klappte ihn auf und las mit zitternden Fingern.
Hallo du Schnüfflerin.
Mit mir hättest du nicht gerechnet, habe ich recht?
Ich wusste du würdest nach deiner kleinen, süßen Schwester suchen.
Du solltest vorsichtiger sein. Mein Vater hat Susan vor unseren Haus gesehen und irgendwer war in unseren Haus und ist aus den Fenster gesprungen, hatte er gesagt. Er hat es nämlich gehört. Und komischerweise hast DU ein verletzten Fuß. Du hast etwas was mir gehört, Jessica. Und das will ich wieder haben!
Ich rate dir, dass du niemanden diesen Zettel zeigst oder davon erzählst. Sonst ist Susan tot. Und das meine ich bitter ernst. Wir treffen uns heute um 16 Uhr bei der alten Bushaltestelle vor dem Park. Und denk an das Wohl deiner Schwester. Sie hat Angst.
Ich warte auf dich.
Ich zitterte so heftig, dass ich den Zettel zweimal lesen musste um alles zu verstehen. Felix hatte Susan. Und er würde sie umbringen wenn er diesen Mordplan nicht bekommen wird, den ich ihm geklaut hatte. An der Bushaltestelle am Park. Dort war nie jemand. Also hatte er noch etwas anderes vor. Vielleicht würde er mich töten. Aber davor hatte ich nicht so viel Angst, wie davor das meine Schwester sterben würde. Ich hatte immer noch die Hoffnung, dass wenn ich sterbe, Dennis wiedersehe. Aber Susan, war nicht bereit zu sterben und ich war auch nicht bereit dafür, schuld an den Tod meiner eigenen Schwester zu sein. Dafür würde ich nie bereit sein. Mir war bewusst, dass ich auf seine Forderung eingehen musste, auch wenn es vergeblich war, weil er Susan bereits umgebracht hatte oder sie umbringen wird. Bei diesen Gedanken liefen mir Tränen über die Wangen. Was habe ich da bloß getan? Fragte ich mich immer wieder. Ich war das aller letzte.
Als ich realisierte, dass mein Vater auf Susan und mich wartete, bekam ich einen Kloß im Hals. Ich steckte mir den Brief ganz tief in meine Hosentasche um nicht in die Versuchung zu kommen, es meinen Vater zu zeigen. Als ich wieder ins Auto stieg, sah er mich erwartungsvoll an. Auf den Weg aus der Schule hatte ich mir meine Tränen weg gewischt und versucht normal zu gucken. Ich hatte Angst, dass er mir die Niedergeschlagenheit, die Verzweiflung und die Panik ansah, doch er sah nur wütend aus. „wo ist verdammt noch mal Susan, Jessica?“ ich überlegte ein bisschen, was ich sagen sollte. „Sie.. sie hat vielleicht vergessen, dass du uns heute abholst. Wahrscheinlich ist sie längst zu Hause.“ Ich schluckte, in diesen Moment hatte ich meinen Vater beruhigt, doch was sollte ich zu Hause erzählen? es war alles sehr schwer. Bei der Heimfahrt überlegte ich mir irgendeine sinnvolle Erklärung. Und mir fiel eine ein. Ich schaltete den Alarm meines Handys ein. Ein paar Minuten später sollte es klingeln. Und tatsächlich, der Alarm ging los und ich tat so als ob ich einen Anruf bekam. Ich drückte aber nicht die grüne Taste, sondern die rote um den Alarm auszuschalten. Doch das konnte er nicht sehen. Ich tat so als ob ich telefoniere. „oh Hallo Susan. Wir haben uns Sorgen gemacht…..aha….achso. ok wann bist du wieder da?..... nach 16 Uhr auf jeden Fall? ...hmm.. ok sag ich ihnen... ja ok..... bis dann. Tschüss.“ Und ich tat so als ob ich wieder auf den roten Hörer drückte. „ war das Susan?“ fragte mein Vater sofort. Ich schaute aus den Seitenfenster. „Ja, sie ist bei einer Freundin. Sie wird vor 16 Uhr nicht zu Hause sein.“ Es war erstaunlich leicht, zu lügen. Auch wenn es mir für ihn leid tat. Er wusste nicht das seine Tochter entführt wurde und seine andere sich in Gefahr bringen wollte um sie zu retten. Ich überlegte. Es war doch besser, dass er die Wahrheit nicht wusste. Er sah mich kurz an. „warum hast du mir sie nicht gegeben?“ ich wurde etwas nervöser als ich seinen misstrauischen Unterton bemerkte. „öhm. Warum wolltest du sie sprechen? Sie wollte mir nur schnell bescheid sagen, weil ich mir am schnellsten Sorgen um sie mache, und das weiß sie. Und ich soll euch sagen, dass sie erst nach 16 Uhr zu Hause ist, weil sie bei einer Freundin ist und mehr hat sie nicht gesagt.“ Er schaute wieder auf die Straße. „hm. Okay.“ Und damit war das Gespräch zu meiner Erleichterung vorüber.
Zu Hause angekommen flitzte ich in mein Zimmer und holte den Brief aus meiner Hosentasche, um ihn noch mal zu lesen. Als ich damit fertig war, ging ich zu meiner Kommode, um den Mordplan, den ich am Donnerstag gestohlen hatte, herauszunehmen. Ich atmete tief durch, als ich ihn mir durchlas. Es war eklig und furchterregend, was der Halbbruder von Dennis für Ideen hatte, einen Menschen umzubringen. Es war ein Mordplan für einer gewissen Malina Schubert. Ich kannte sie nicht, doch sie tat mir jetzt schon leid, ebenfalls die Tatsache, dass ich ihren Mörder den Plan zurückgeben werde, falls sie nicht schon tot war. ich bekam Gänsehaut. Dieser Mensch, dieses eiskalte Monster, was Dennis dazu gesagt hätte, hatte meine Schwester in die Finger bekommen und wer weiß, was er in diesen Augenblick mit ihr tat. Aus voller Wut bei diesen Gedanken, schmiss ich meinen Schminkkoffer mit voller Wucht gegen die Wand. Dann hielt ich inne und sah auf den Platz, wo eben noch mein Schminkkoffer stand. Ich hatte ihn schon vor Dennis Tod nicht angefasst. Es lag ein Brief dort. Ich schluckte. Was kam jetzt? War Felix jetzt schon in mein Zimmer gewesen. Ich hob ihn auf und sah die Schrift auf den Briefumschlag. Auch diese Schrift kannte ich und ich hielt die Luft an und bekam Tränen in die Augen die mir in strömen hinüberliefen. Dort stand: an mein Schatz Jessica, von Dennis.
Wieder musste ich schlucken. Ein Abschiedsbrief? Nein, das konnte nicht sein. Ich drückte ihn an mein Herz, dann legte ich ihn behutsam in meine Kommode, wo eben noch der Mordplan lag hinein. Ich wollte ihn später lesen. Und ich wusste auch schon wo ich ihn lesen wollte. doch jetzt hatte ich erst einmal etwas anderes zu tun. Ich musste meine Schwester aus den Fängen dieses Psychopaten retten. Und das war bestimmt kein Zuckerschlecken. Ich schaute auf die Uhr: 15.30 Uhr. Ich musste los. Schnell rannte ich die Treppe hinunter, zog schnell meine Schuhe und meine Jacke an und flitzte an der Küche vorbei. Ich hatte schon die Haustür auf, als ich meine Mutter hörte. „Moment mal, Jessica.“ Ich drehte mich unwillig um und meine Mutter sah mich mit schmalen Augen an. „ wo willst du hin?“ ich wurde sauer. Warum mussten mir meine Eltern immer im Weg stehen?! Es war ätzend. Sie riskierten immer wieder, dass sie angelogen wurden. Ich sah sie genervt an. „ich geh zu Linda. Wir wollen einen Film gucken.“ Gerade wollte ich hinausgehen, weil ich dachte das meine Mutter das schluckte und mich in Ruhe ließ. Doch sie ließ nicht locker. „du machst was mit Freunden?“ sie sah überrascht und misstrauisch zugleich aus. „Ja, Mom, stell dir vor. Ich kann es auch kaum glauben.“ Mein Sarkasmus war schneidend. Sie sah mich wütend an und ich schlug die Tür zu. Draußen holte ich tief Luft, dann ging ich in Richtung Park.
Es war merkwürdig an diesen verlassen Ort auf einen Mörder und Entführer zu warten. Ich kannte das aus Krimis, doch nie hätte ich gedacht das ich in so eine Situation komme. Aber irgendwie war es auch meine eigene Schuld. Ich hatte schließlich Diebstahl begangen. Ich schaute auf und dann auf einmal stand er da. etwa 10 Meter von mir entfernt. Mir stockte der Atem und ich starrte ihn an, um jede Bewegung zu realisieren. Susan war nicht dabei. „wo ist meine Schwester?“ fragte ich. Meine Stimme war überraschend scharf und wütend. Er sah mich schräg an. „wen meinst du?“ er machte mir Angst, in dem er warm und langsam sprach, doch ich ließ mir nichts anmerken und antwortete immer noch wütend. „lass deinen Psychoscheiß! Der beeindruckt mich nicht!“ ich kam mir vor wie in Western als wir uns so gegenüber standen. Er sah mich mit unergründlichen Blick an. Nein, er starrte mich an. „ ich dachte mir, ich möchte erst einmal sichergehen, ob du meinen Zettel dabeihast oder nicht.“ Ich wurde immer wütender. Ich stellte mir vor wie ich aussehen musste. Wie ein Stier der gleich loslegte. Und Felix war das rote Tuch. „und ich möchte sichergehen, ob meine Schwester heil und ganz hier ist.“ sagte ich und hielt dabei seinen Mordplan hoch. Er lächelte, dann ging er zu seinem Auto. Ich fixierte ihn wie die Maus eine Schlange. Er holte Susan heraus. Ihr Mund war zu geklebt, die Arme gefesselt und ihre Schminke verwischt. Ich schrie ihren Namen und hörte selbst meinen Kummer heraus. „ ok Jessica, komm her und gib mir das Blatt. Und dann gebe ich dir Susan.“ Ich dachte nach. Dabei sah ich Susan an und war entschlossen. ich ging zu ihm. Als ich ein Meter vor ihm stand reichte ich ihm den Zettel. Er lächelte wieder und ich sah ihn böse an. Felix sah kurz drauf, um sicherzugehen, dass es wirklich der Mordplan war, dann schleuderte er mir Susan in die Arme. Sie weinte so sehr ich konnte Felix’ Worte fast nicht verstehen. „ ich hoffe du hast keine Kopien gemacht, Jessica. Wenn doch, werde ich es herausfinden. Und wenn irgendjemand von den Morden oder der Entführung erfährt, dann ist eure Familie nicht mehr sicher.“ Ich schaute ihn an mit meiner weinenden Schwester in den Armen und nickte bloß. Dann platzten die Worte nur so aus mir heraus. „ Hast du Dennis auch ermordet?!“ er schaute mich grimmig und schmerzerfüllt an. „ich würde niemals mein Familienmitglied töten. Und wenn ihr nicht zu Dennis gehört hättet, wärt ihr jetzt auch schon tot. Auch wenn Dennis und ich ein paar Probleme hatten, ich hätte ihn nie ermordet. Ich töte nur die, die es verdient haben und die zuviel wissen. Aber euch verschone ich. Doch denkt daran, dass ich euch immer noch töten kann, wenn ihr euch nicht an die Absprache haltet.“ Mit diesen Sätzen ging er schnurstracks in sein Auto und fuhr mit quietschenden Reifen davon. Ich brauchte eine Weile um mich selbst zu beruhigen, dann machte ich Susan das Klebeband vom Mund ab und die Fesseln ebenfalls. Ich wischte ihr mit der Hand über das Gesicht um die verschmierte Schminke zu entfernen. Dann erst sprach ich. „es tut mir so leid, Susi, so leid“ und nahm sie in die Arme. Sie schluchzte. „mach dir keine Gedanken. Mir geht es gut. Ich möchte nur noch nach Hause.“ Ich nickte und ging mit ihr zusammen wieder zu unseren Haus. Vor der Tür atmeten wir beide noch einmal durch und gingen hinein. Sofort kam unser Vater in den Flur. „was macht ihr denn hier? Kassandra sagte, du gehst zu Linda, Jessica.“ Ich versuchte normal zu sprechen, doch ich hatte immer noch einen Kloß im Hals. „ja, wollte ich auch..... Aber Linda hat mich angerufen, dass sie noch ...lernen muss. Und auf den Weg nach Hause, hab ich dann Susi getroffen.“ Mal wieder sah mich mein Vater misstrauisch an und ich suchte nach weiteren Ausreden. Er runzelte die Stirn. „warum hat sie dir das nicht früher gesagt?“- „sie hatte es vergessen.“ Er ließ nicht locker. „für was muss sie denn lernen? Ihr seid doch in einer Klasse. Dann musst du doch auch lernen, oder nicht?“ die Worte platzten aus mir heraus ohne das ich nachdachte. Ich nahm das erste Fach was mir einfiel. Ein Fehler. „Mathe. Ich muss dafür nicht lernen, ich kann das schon.“ Susan starrte mich an. Auch ihr war klar, dass es nicht schlau war was ich sagte. Mein Vater lachte unerwartet. „Du? Du musst nicht für Mathe lernen?“ ich sah mit Sicherheit beleidigt aus, weil er sich so über mich lustig machte. ich wollte gerade mir Susan die Treppe hoch marschieren, als unser Vater uns wieder aufhielt. „Susan, sag mal. Warum hast du MICH denn nicht angerufen? Nach der Schule, habe ich auf die gewartet. Und ich bin schließlich dein Vater.“ Mir stockte der Atem. Ich wusste nicht ob Susan schon reden konnte. Normal reden konnte. Also sprach ich. „Dad, ich hatte dir doch erklärt,-„ er unterbrach mich. Die Skepsis war ihm anzusehen. „ich rede mit Susan.“ Ich schaute ihr ins Gesicht um ihr die Ausrede zu vermitteln. Natürlich vergeblich. „ich...ich hatte Jessicas Nummer zu erst auf den Handy gefunden.“ Sagte sie mit schwacher Stimme. Das war keine wirklich gute Lüge, also zog ich sie einfach mit nach oben, damit Dad nicht wieder fragen kann. In letzter Zeit nervten meine Eltern sehr. Vielleicht lag es aber auch daran, dass wir so ungewöhnlich viele Geheimnisse vor ihnen hatten und es uns nur so vorkam, als würden sie uns wie in einem Verhör behandeln. Als wir in ihrem Zimmer waren, zog ich sie aufs Bett und nahm sie fest in die Arme. Sie sah meine Sorge in den Augen. „Hey, Jessica, mach dir bitte, bitte keine Gedanken. Felix hat mich eigentlich ganz gut behandelt, bis auf die Fesseln und das Klebeband. Er hatte mir in der Fabrik, wo er mich hingeschleppt hatte, sogar Essen und Trinken gegeben. Er war wirklich nett. Ich glaube nicht das er was mit Dennis’ Tod zu tun hat.“ Ich schaute nach unten. Das glaubte ich auch nicht mehr. Aber wer war es dann?
15. letzte Bitten
Endlich Wochenende, dachte ich als ich aufwachte. Ich schaute auf meinen Wecker: halb zehn. Ich streckte mich und stieg aus meinen Bett. Als ich die Gardinen auf zog, bemerkte ich, dass wunderschönes Wetter draußen war. ich lächelte ein wenig. Ich liebte die Sonne. Sie strahlte. Und Lebensfreude wurde geweckt. Als ich mich bewegte, stieß ich mit den Fuß gegen einen Gegenstand. Ich sah auf den Boden. Mein Schminkkoffer, den ich gegen die Wand geschmissen hatte. Bei diesen Gedanken, fiel mir wieder etwas anderes ein. Schnell ging ich zur Kommode und öffnete die Schublade. Der Brief von Dennis für mich. Er war immer noch verschlossen. Doch ich beschloss ihn heute zu öffnen. Ich war so neugierig. Ich wollte einen passenden Ort dafür suchen und wusste auch sofort, wo dieser Ort war. an der alten Marktkirche in Kolleburg. Dort wo wir zusammen gekommen waren. Es war der richtige Platz und das wusste ich auch.
Nach dem Frühstück zog ich mich schnell an und flitzte, mit Brief, die Treppe hinunter. Ich sagte meinen Eltern schnell was ich vor hatte und ging aus der Tür. Diesmal ohne Lügen. Sie konnten ja wissen, dass ich einen Brief bekommen hatte. Ich lächelte wieder, als ich in den Bus einstieg. Es war befreiend, nicht mehr zu weinen, wenn ich an Dennis dachte. ich musste zwar eine Stunde fahren, doch das war es mir Wert. Was sollte ich sonst machen? Mit der Mördersuche musste ich erst einmal aufhören, ehe ich noch total verrückt werde und mich wieder in Lebensgefahr brachte. Doch eines war mich klar, meine Schwester war ab jetzt, suspendiert. Ich werde sie nicht noch einmal so eine Gefahr aussetzen, auch wenn der Entführer nett war. ich verdrehte die Augen, als ich daran dachte, wie Susan über Felix geredet hatte. Sie hat ihn lieb und nett dargestellt.
Ich musste mich zusammenreißen, damit ich den Brief nicht jetzt schon aufmachte, so groß war meine Neugier. Sie war nicht zu bremsen , doch ich schaffte es und ich stieg aus dem Bus. Jetzt musste ich nur noch ungefähr zehn Minuten gehen. Es war noch genau wie früher. Jeder einzige Fleck hier, war wie vor Dennis’ Tod und das freute mich. Kolleburg war schon immer wunderschön es gab Blumen in vielen Farben und nette, lächelnde Leute die dich grüßen. Wären wir doch bloß hier geblieben. Dann wäre Dennis wahrscheinlich noch am Leben. mich schüttelte der Gedanke und ich musste mich wieder beruhigen. Als ich an der Marktkirche ankam, fühlte ich zum ersten Mal wieder mein Herz schlagen. Es kam mir so laut vor, dass ich dachte, andere könnten ihn hören. Hier spürte ich Dennis. Ganz unerwartet wurde ich wieder von einer Erinnerung überschüttet:
Es war vor einem Jahr und ein paar Monaten. Wir waren genau hier. Ich sah alles noch ganz klar. Dennis lächelte und atmete tief ein. „ist die Luft nicht faszinierend?“ ich sah ihn verwirrt an, doch er achtete gar nicht darauf und erklärte. „du kannst sie nicht sehen oder spüren, doch du weißt, dass sie um dich herum ist und du sie brauchst.“ Damals hatte ich es nicht verstanden, doch nun wurde es mir etwas klarer, was er damit meinte. Als ich die Bilder aus meinem Kopf wischte, nahm ich den Brief aus der Tasche und begann ihn zu öffnen.
Es war so schön seine klare, wunderschöne Schrift zu sehen. Ich versuchte, diesen Moment etwas herauszuzögern, doch ich war einfach zu gespannt darauf, was dort drin stand. Ich las langsam.
Liebe Jessica,
ich liebe dich über alles und ich hoffe du weißt das auch.
Ich habe dir versprochen, dass ich mich nicht in Gefahr bringen werde, doch das kann ich vielleicht nicht halten. Ich weiß jetzt, dass der Mörder der ganzen ungeklärten Ermordungen nicht mein Stiefvater, sondern Felix war. ich kann es kaum glauben. Doch es macht kein Unterschied. Denn er wird ins Gefängnis kommen. Ich weiß nicht, ob mich Felix umbringen wird. Ich dachte wir verstehen uns gut, doch ich hätte auch nie gedacht, dass er Morde begangen hat.
Mein Schatz, falls ich nicht überlebe, möchte ich das du für mich ein paar Sachen erledigst, wenn es nicht zu viel verlangt ist, natürlich.
- pass auf dich auf!
- Lebe dein Leben so gut es geht weiter
- Werde mit jemanden anderen glücklich, wenn die Zeit kommt
- Sage meiner Mutter, dass es mir leid tut
- Jason Piers springt für mich bei der Weltmeisterschaft am 06.06. ein, also wünsch ihm Glück. Ich mag ihn.
- Komm nicht auf die schiefe Bahn
- Und denk an mich.
Bitte tu das für mich. Es ist mir wirklich wichtig. Und bitte denk immer daran, dass ich dich mehr liebe als alles andere auf dieser Welt. Du bist das beste und wichtigste. Also pass für mich, auf dich auf.
Ich Liebe Dich.
Dein Dennis
Es war so schön, es zu lesen und erst später viel mir auf das ich weinte. Ich weinte vor Freude und vor Trauer. Er liebte mich so sehr. Doch er ist gestorben, weil er sich in Gefahr brachte. Auch er glaubt nicht, dass Felix ihn töten könnte. Aber wer war es dann verflixt?! Dennis, du bist alles für mich und deswegen werde ich es herausfinden, wer dich getötet hat. Der erste Punkt war „pass auf dich auf!“ ja Liebster, ich passe auf mich auf und achte auch darauf das mein Atem weitergeht. Sobald ich deinen Mörder gefunden habe, versprochen, aber davor kann ich es dir nicht versprechen. Der zweite Punkt: „lebe dein Leben so gut es geht weiter“ als ob das so leicht wäre, aber ich verspreche, ich werde es versuchen. Den 3. Punkt kann ich dir nicht versprechen. Ich kann mir nicht vorstellen mit jemanden anderes glücklich zu werden. Ich werde deiner Mutter sagen, dass es dir leid tut, versprochen, aber im Moment kann ich einfach nicht zu deiner Familie. Das ist zu gefährlich. Ich habe Jason Piers schon kennen gelernt und werde ihm Glück wünschen. Wenn ich an deinen 6. Punkt denke, denke ich an die Gang mit der ich einen Tag abgehangen habe. Aber ich verspreche dir, dass ich keine Drogen nehme. Wirklich. Ich möchte einfach nur ein bisschen mit ihnen reden, weil sie auch Personen verloren haben, die sie liebten. Und um auf deinen letzten Punkt zu antworten, ich denke sowieso in jeder Sekunde an dich, weil ich dich über alles liebe! Für immer und ewig.
Das alles spielte ich in meinen Gedanken ab. Ich wusste nur nicht wieso. Vielleicht war es einfach die Hoffnung, Dennis könnte meine Gedanken hören. Es war bescheuert und erbärmlich, doch ich fand es normal und befreiend. Ich nahm mir ganz fest vor, seine Punkte abzuarbeiten. Oder einzuhalten. Das würde mir nicht schwer fallen. Das dachte ich zumindest.
Als ich nach Hause fuhr, packte ich den Brief sorgfältig zurück in meine Tasche. Ich würde ihn niemals wegwerfen. Immer dabei haben. Denn ich spürte das der Brief mir Kraft gab, neue Lebenskraft. Und wieder Kraft um endlich den Mörder zu finden, den ich so gerne leiden sehen wollte. ich wusste es war falsch, an Rache zu denken, doch ich konnte mich nicht beherrschen. Für mich gab es einfach keine andere Möglichkeit damit klar zu kommen, dass Dennis getötet wurde. Es war wie ein Dolchstoß in mein Herz. Jedes Mal, wenn ich daran dachte. es war alles verflixt ärgerlich. Und das ist harmlos ausgedrückt.
Als ich zu Hause angekommen war zog ich mich in mein Zimmer zurück. Es war so still dort, sodass ich nur die laute Uhr an der Wand hörte. Es war 15.30 Uhr. Ich wusste nicht was ich jetzt machen sollte, also beschloss ich nach draußen zu gehen. Es war immer noch schönes Wetter, optimal für einen Spaziergang.
16. Die Suche verläuft in eine andere Richtung
Ich war kaum draußen, schon sah ich die 5 Gangmitglieder, die ich bereits kennen gelernt hatte. Ich schlenderte zu ihnen herüber. Tyler sah mich zuerst. „ Jessi! Hey!“ er winkte mir mit strahlenden lächeln zu und die anderen drehten sich ebenfalls in meine Richtung. Ich ging zu ihnen und umarmte jeden. Auch Robin. Ich war mir fast sicher, dass er nichts mit der Ermordung zu tun hatte. Gina sah mich forschend an, als ich mich auf das Motorrad von Tyler setzte. „wo warst du? Wir haben dich nur an der Bushaltestelle gesehen. Warum hast du uns nicht besucht?“ alle schauten mich beleidigt an. Ich lachte verschmitzt. „ich habe den Mörder von Dennis gesucht. Das war ganz schön aufwendig.“ Die Blicke der 5 versteinerten. Nach langer stille, ergriff Georg das Wort. „und hast du ihn gefunden?“ – „Nein, leider noch nicht. Aber ich habe einen anderen Mörder aufgedeckt, der schon mehrere Ermordungen getätigt hat.“ Alle sahen mich erwartungsvoll an und ich erzählte die ganze Geschichte mit den Hauseinbruch, als Ralf mich fast erwischt hätte, die Entführung von Susan und den Abschiedsbrief von Dennis. Alle hörten gespannt zu während ich die Geschichte bis ins kleinste Detail erzählte. Es war schön mit jemanden darüber zu reden. Diesmal redete Robin, als ich fertig war. das erste Mal, dass er zum Thema Dennis’ Tod etwas sagte. „hör mal, Jessica. Ich weiß was Jason überall herum erzählt. Ich bin mir sicher, du weißt von was ich rede. Aber das stimmt nicht im geringsten. Ich habe mich sogar ..na ja nicht gut.. aber es ging eigentlich. Wir waren zwar keine Freunde, aber auch keine Feinde. Ich weiß nicht warum Jason das erzählt. Ich würde niemanden drohen oder sogar umbringen, dass kannst du mir glauben.“ Ich lächelte ihn halb an. „ich hatte von Anfang an gewusst, dass du es nicht warst. Natürlich glaube ich dir. Ich weiß auch nicht. Jason möchte bestimmt nur Aufmerksamkeit.“
Alle nickten bloß, doch ich sahen ihnen an, dass sie mehr darüber wussten, als ich es tat. „Hab ich recht?“ fragte ich nach langer Stille. „Jessica, ich will jetzt niemanden verdächtigen, aber Jason war nicht gut auf Dennis zu sprechen.“ Sagte Robin. Ich schaute ihn Verständnislos an. „nein, Jason und Dennis waren gute Freunde. Das sagte Jason zu mir und auch im Abschiedsbrief von Dennis stand, dass er ihn mag.“ Robin lachte hart und grimmig. „Die und Freunde? Dennis war einfach zu starrsinnig.“ Ich funkelte ihn an, doch er sprach weiter. Ich mochte es nicht das irgendetwas schlechtes über meinen Liebsten erzählt wurde, doch ihm schien mein Blick nicht zu beirren. „Jason und er waren niemals gute Freunde. Vielleicht war Jason ganz nett, doch im Grunde ist für ihn das wichtigste die Meisterschaft. An dem hätte eigentlich Dennis teilnehmen müssen, doch es war abgemacht, dass Jason für Dennis einspringt, wenn er krank ist oder so.“ von der Meisterschaft am 06.06. hatte Dennis auch in seinen Abschiedsbrief geschrieben. Auch das Jason für ihn einspringen würde, wenn ihm was passieren sollte. Doch ich sollte Jason viel Glück wünschen. Ich verstand die Welt nicht. Wollte Robin etwa andeuten, dass Jason, Dennis aus den Weg räumen wollte, nur um an der Meisterschaft teil zu nehmen? Nein, niemals. Er war sehr freundlich und zuvorkommend als ich ihn kennen lernte. Ich war mir sicher, dass Robin sich rausreden wollte. denn ich traute das dann sogar eher Robin als Jason zu. Ich sprach mit tonloser Stimme. „ Robin, kann es sein, dass du bloß eine Ausrede brauchst?“ er sah mich grimmig an. „dazu hab ich keinen Grund. Ich will dir helfen, mehr nicht. Für Jason war und ist das wichtigste, an dieser Meisterschaft teilzunehmen. In seiner Familie ist das Tradition. Und wenn er nicht daran teilnimmt, zerstört er dieses Band. Sein Vater hat auch daran teilgenommen vor vielen, vielen Jahren und ist extra Trainer geworden, um Jason zu unterstützen.“ Ich ließ mir das durch den Kopf gehen. Den Trainer hatte ich bereits gesehen. Der unfreundliche Mann, den ich nach Jason gefragt hab, war also sein Vater. „der Trainer kam mir viel unfreundlicher, und eiskalter vor, als Jason es ist. vielleicht war.... er es.“ Meine Kehle wurde trocken und ich merkte das ich mit offenen Mund da stand und mir der Wind hinein stieß. Ich war so geschockt. Es würde alles zusammen passen. Immerhin wollte er mit mir nicht über Dennis reden. So kam es mir zumindest vor und er wollte das Jason der Tradition nachging und an dieser Meisterschaft teilnimmt. Würde er deswegen so weit gehen? Ich schüttelte den Kopf. Nein, nein, nein nur deswegen konnte mein armer Schatz nicht getötet worden sein. Nein. Ich wollte es mir nicht vorstellen. Und obwohl ich das nicht glauben wollte, hatte ich einen Plan.
17. Der Plan
„Also. Wir werden sehen wer der Mörder ist, WENN es einer von den beiden Piers war.“ – „und wie willst du das herausbekommen?!“ fragte Georg skeptisch. Ich ließ mir meinen Plan noch einmal durch den Kopf gehen, denn ich wusste er war sehr, sehr gefährlich. Aber ich war es Dennis einfach schuldig. Ohne Zweifel. „ich werde mit dem Vereinschef reden und sagen, dass Dennis wollte das ICH an dieser Meisterschaft teilnehmen werde, statt Jason. Und dann werden wir sehen, ob mich einer von den beiden abschlachten will, und wenn ja, wer.“ Alle hatten so erschrockene Gesichter, sodass ich laut schlucken musste. „bist du vollkommen verrückt geworden?!“ flüsterte Tyler. Es war beleidigend, also setzte ich eine grimmige Miene auf. „ das ist meine Entscheidung.“ Alle waren wie erstarrt- immer noch. Und ich kam mir langsam ziemlich verblödet vor. Dann ergriff Jill das Wort. „ und wie willst du bitteschön den Chef überzeugen, dass das Dennis Wunsch war, dass du an der Meisterschaft teilnimmst?!“ darüber musste ich einen Moment nachdenken. Ehe ich antworten konnte, fragte Gina weiter. „und kannst du denn überhaupt Kickboxen?!“ ich verdrehte die Augen. „also um Jill zu antworten: ich werde einen Brief fälschen. Es wird so aussehen, als ob Dennis einen „Abschiedsbrief“ an den Chef geschrieben hat. Der weiß doch mit Sicherheit nicht, wie Dennis´ Schrift aussieht, also wird das nicht auffallen. Und um auf Ginas Frage zurückzukommen: ich muss gar nicht Kickboxen. Wenn es die Piers waren, dann werden sie es gar nicht so weit kommen lassen. Sie würden mich so schnell wie möglich abmurksen. Denkst du etwa, die würden erst warten bis die Meisterschaft vorüber ist?!“ Ich lächelte über meinen perfekten Plan, wohingegen die anderen nicht ganz so optimistisch an die Sache herangingen. In diesen Moment sah es sogar so aus, dass sie zum Teil desinteressiert sind zum anderen einen Schock erleiden. Es war als ob ich da allein herumstand, ich hörte nicht einen Atemzug so erstarrt waren alle. Dann ergriff Tyler das Wort. „du hast glaube ich keine Ahnung, in welche Gefahr du dich da bringst.“ Ich verdrehte wieder die Augen. „ach kommt schon Leute. Mir wird schon nichts passieren. Das wird ein richtiges Abenteuer.“ Jetzt sahen alle wütend aus und Georg schrie mich an. „hast du irgendwas genommen, man?! Du hast doch nicht mehr alle Latten am Zaun! Ich glaube du musst mal zum Psychologen! Oh mein Gott. Wie kann man so lebensmüde sein?!“ ich fühlte mich total hintergangen und im Stich gelassen, sodass ich einfach nur umdrehen konnte und ins Haus zurück gehen konnte. Ich hörte hinter mir noch Tyler wütend sagen: „super gemacht!“ und danach Georg rufen. „Hey Jessi! Komm wieder her!“ aber ich hörte nicht und ging schnurstracks ins Haus hinein. Ich schlug die Tür so heftig zu, sodass meine Schwester die Treppe hinunter lief, um zu sehen ob alles in Ordnung war. „Jessica. Was ist denn los?“ ich schenkte ihr keinerlei Aufmerksamkeit. Ich war zu wütend. Sie ergriff mein Arm, als ich die Treppe hinauf gehen wollte. sie zog mich zurück. Früher als Dennis noch lebte wäre ich stark genug gewesen, um mich loszureißen. Doch nun war ich so schwach, dass ich mich dem Konflikt stellen musste. „was ist?!“ pflaumte ich sie an. Sie wich erschrocken von meinem Ton zurück. „äh. Mom und Dad sind im Garten, falls du sie suchst. und..“ –„ super!“ unterbrach ich sie genervt. „und jetzt lass mich los!“ sie ließ mein Arm los, doch dann rannte sie schnell ein Stück die Treppe hinauf um mir den Weg zu versperren. Ich sah sie stirnrunzelnd und wütend an. „was soll der Scheiß, Susan?!“ sie zuckte nicht mit der Wimper. „ich will wissen was passiert ist. das bist du mir schuldig und das weißt du auch!“ ich drehte mich um und ging mit den Worten. „ich bin dir gar nichts schuldig.“ In die Küche. Sie rannte hinter mir her. „wie bitte?! Falls du es vergessen hast: ich war wegen dir zweimal in Gefahr!“ ich setzte mich mit Stift und Papier an den Tisch und versuchte mich zu konzentrieren um den gefälschten Brief für meinen Plan zu schreiben. Trotzdem antwortete ich in normaler Lautstärke. „du hast alles freiwillig gemacht. Hätte ich gewusst, dass du mich jetzt damit erpressen willst, hätte ich dem niemals zugestimmt.“ Sie stützte sich mit den Händen am Tisch ab und schaute mich mit ihren hellblauen Augen an. „ich hab mich freiwillig entführen lassen?“ ich schluckte. Warum tat sie mir das an? Sie hatte recht. Es war meine Schuld. Ich hatte sie in Gefahr gebracht. Und daran erinnerte sie mich, was mir wehtat. Ihr verheultes Gesicht, ihre wunden Arme von den Fesseln, alles hatte ich vor meinen Augen. Es war so schlimm. Und die Tatsache, dass ich daran Schuld war, war noch viel schlimmer und schmerzhafter. Ich schluckte laut. „nein natürlich nicht, und du kannst dir nicht vorstellen wie sehr es mir leid tut, Susi.“ Ich legte den Stift beiseite und schaute sie ernsthaft an. „ich werde es mir nie, niemals verzeihen, in welche Gefahr ich dich brachte.“ Sie sah nachdenklich aus und wollte etwas sagen, doch dann traf ihr Blick den Zettel, wo ich schon Lieber Herr draufgeschrieben hatte. Als sie wieder aufblickte, sah sie mich forschend an. „wem schreibst du?“ sollte ich es ihr erzählen und sie wieder in Gefahr bringen? Oder sollte ich ihr eiskalt ins Gesicht lügen. Die Auswahl war nicht gerade positiv. So oder so würde ich ihr weh tun. Ich überlegte lange und sah ihr die Ungeduld förmlich an. Ich entschied mich dafür, ihr die Wahrheit zu sagen. Doch ich schwor mir, dass ich sie da nicht mit hinein ziehen werde. Auch wenn sie es wollen würde. „ich habe einen Plan um den Mörder von Dennis zu finden.“ Sie sah mich gespannt an. Und ich redete weiter. „Jason Piers springt für Dennis bei der Meisterschaft ein. Und der Trainer ist Jasons Vater. Es ist in der Familie Tradition, an der Kickbox Meisterschaft anzutreten. Und wenn Dennis noch am ...Leben wäre, würde Dennis an der Meisterschaft teilnehmen und nicht Jason. Und jetzt ....denke ich, dass entweder Jason oder sein Vater, Dennis ermordet hat. Ich möchte einen Brief an den Vereinschef schreiben, der von „Dennis“ geschrieben wurde, dass ICH für ihn einspringen soll und nicht Jason. Und dann mal sehen wer mich davon abhalten will, an der Meisterschaft teilzunehmen.“ Sie sah jetzt genauso geschockt wie die 5 Killerdogs aus und ich dachte darüber nach, ob ich nicht wirklich verrückt geworden war. ohne etwas zu sagen ging ich schnell die Treppe hinauf und suchte nach meiner Hose die ich an dem Tag anhatte, an dem ich Jason auf den Eintrag auf der Homepage aufmerksam machen wollte. Und dann fand ich die Hose mit dem ausgedruckten Zettel den Susan mir gegeben hatte. Oben stand der Link von der Homepage. Schnell machte ich den Computer an. „das kannst du doch nicht machen“ flüsterte Susan hinter mir. Obwohl sie leise gesprochen hatte, drehte ich mich erschrocken um. Als ich wieder zu Atem kam, antwortete ich sachlich und bestimmt. „Susan, das ist meine Entscheidung und diese habe ich gewählt. Ich bin es Dennis schuldig und habe auch keine Angst.“ Ich drehte mich wieder zum PC, als ich die Melodie hörte, dass er hochgefahren war. sofort machte ich das Internet an und gab den Link der Homepage ein. „was hast du jetzt vor?“ ich antwortete abwesend. „ich brauche den Namen des Vereinschefs.“ Sie schnaubte und schmiss sich auf mein Bett. „ich sag dir mal was. Dennis hätte bestimmt nicht gewollt, dass du dich in Gefahr bringst. Das hier ist der Job der Polizei und nicht deiner! Du hast echt keine Ahnung was du deiner Familie antust, wenn dir etwas passiert! Das kannst du nicht verantworten! Der Mörder wird schon gefunden werden, Jessica. Ganz gewiss. aber nicht DU findest ihn, sondern die POLIZEI. Wie kannst du das-„ ich unterbrach sie mit lauter Stimme. „ich hab jetzt kein Bock auf deine Predigt. Die Polizei macht nichts. Und wenn die nichts machen, muss ich es machen. Und jetzt lass mich in Ruhe!“ ich konzentrierte mich wieder auf den Computer, der bereits die Seite geöffnet hatte. Anstatt das Susan aus mein Zimmer marschierte blieb sie seelenruhig auf mein Bett liegen. Ich überging diese Tatsache und suchte nach Daten. Ich brauchte nicht lange, um diese zu finden. „Herr James Wilhelm Krämer.“ Murmelte ich und schrieb mir den Namen auf ein Schmierblatt. Dann fuhr ich den Computer wieder herunter und ging aus mein Zimmer, ohne Susan eines Blickes zu würdigen. Unten in der Küche breitete ich mich auf den Tisch aus. Wieder merkte ich das Susan sich auf die andere Seite des Tisches setzte und mich beobachtete. Ich blickte auf. „hast du keine Hobbys?!“ sie zuckte wieder nicht mit der Wimper. „mein Hobby ist, dich zu beschützen und dich von allem dummen abzuhalten, was dir in dein Kopf herumschwiert. Ich habe noch niemanden gesehen, der so viel Phantasie hat, wie du.“ Ich sah sie stirnrunzelnd und grimmig an, dann wandte ich den Blick ab und schrieb. Lieber Herr James Wilhelm Krämer
Ich weiß es klingt sehr, sehr komisch. Aber ich hätte eine Bitte. Falls mir irgendetwas passieren sollte, dann lassen Sie bitte meine Freundin Jessica für mich an der Meisterschaft einspringen. Das würde mir sehr viel bedeuten. Ich gebe Jessica diesen Brief und werde ihr sagen , dass wenn irgendetwas passieren sollte, sie zu Ihnen gehen soll. Vielen, vielen Dank für ihr Verständnis.
Mit freundlichen Grüßen Dennis
Fertig. Ich verschloss den Brief und stand auf. Morgen würde ich zum Verein gehen und zu diesen Chef marschieren. Meine Entscheidung war von Anfang an gefallen und es gab nie Zweifel daran, dass ich das nicht tun werde. Ich schaute noch kurz in Susans resigniertes Gesicht, dann stand ich auf und ging in mein Zimmer.
Um 21 Uhr stand meine Mutter in der Tür. Ich sah gerade Fernsehen und war überrascht als sie sich auf mein Bett setzte und den Fernseher auf Stumm stellte. Ich sah sie erwartungsvoll an. Eine Zeit lang dachte ich, Susan hätte mich verpetzt, aber das würde sie natürlich niemals tun. Und wenn meine Mutter das jetzt wüsste würde sie wie ein Stier hier rein stürmen und mein Zimmer verriegeln für den Rest meines Lebens. Meine Mutter erwiderte meinen Blick lächelnd. „ich bin so glücklich dich so zu sehen. Du bist zwar noch nicht ganz normal, aber auf jeden Fall bist du schon viel normaler als vor.. ein paar Wochen. Ich hab die Polizei angerufen. Sie hat keine neuen Erkenntnisse über das Thema Dennis Ermordung. Tut mir leid. Es wird alles gut werden mein Schatz. Und wenn es etwas Neues gibt, werde ich es dir sofort erzählen. Versprochen. Aber schlaf jetzt mein Schatz. Ich hab dich lieb“ – „ich dich auch.“ Sagte ich nur und wartete bis sie aus mein Zimmer war. ich machte noch einmal die Schublade auf, wo der gefälschte Brief drin lag, dann machte ich sie zu und schlief mit den Gedanken ich schaffe das. Ich tue das für dich Liebster. Ich liebe dich. ein.
18. Der Plan wird in die Tat umgesetzt
Und erwachte früh am Morgen. Ich konnte nicht richtig gut schlafen. Es war gut zu wissen, dass man einen Plan hatte und vielleicht bald wissen würde, wer der Mörder war und was noch wichtiger ist, er seine gerechte Strafe bekommt. Ich richtete mich sofort auf und reckte mich noch mal sitzend auf dem Bett. Es war noch ganz dunkel draußen als ich die Gardinen aufzog. Das war mir egal. Es war eigentlich jeden Tag für mich dunkel, seit mein ein und alles gestorben war. Aber daran wollte ich nicht denken. Ich nahm mein Waschzeug und meine Kleidung die ich abends noch herausgesucht hatte und verschwand ins Bad. Zum ersten Mal nach vielen, vielen Wochen sah ich mir mein Gesicht richtig an. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich noch schlimmer ausgesehen haben konnte, aber ich wusste das es mal schlimmer gewesen sein musste. Ich war so blass, ich sah aus wie ein Gespenst. Ich musste schlucken als ich das sah. Früher war ich meist braun gebrannt, weil ich so oft draußen war mit Dennis. Doch nun gab es keinen Grund mehr nach draußen zu gehen. Außer heute. Und dann bemerkte ich, dass ich ja heute meinen Plan richtig verwirklichen wollte und strich mir Zahnpasta auf die Zahnbürste. Was mich nicht davon abhielt mein Gesicht weiter zu betrachten. Um meine Augen hatten sich kleine Fältchen gebildet und meine Augen sahen sehr traurig aus. Das ich wirklich so gewirkt habe, hätte ich nicht gedacht. Ich sah so aus, wie ich mich fühlte. Tyler hatte mal gesagt, dass er sehen würde, dass ich ein Problem hatte oder etwas schlimmes erlebt hatte. Damals hatte ich es nicht verstanden, doch nun, als ich mein Gesicht sah, wusste ich was er meinte. Man sah es so deutlich, dass ich mich wunderte, dass mich meine Mutter nicht in die Klapse gebracht hatte. Sie war zwar einmal kurz davor, doch das sie das nicht wirklich getan hatte, war mir schleierhaft. Ich war zwar glücklich, dass ich nicht dahin musste, - keine zehn Pferde hätten mich dort hin gebracht- doch ich verstand wirklich nicht warum sie es nicht durchgezogen hatte, obwohl ich so verstört aussah. Ich beschloss anders auszusehen. Ich ging in mein Zimmer und nahm meinen Schminkkoffer, unter dem der Abschiedsbrief von Dennis lag. Ich zog ihn an mich und ging zurück ins Bad. Dort machte ich mir besonders viel Mascara auf die Wimpern, um von meinen Tränensäckchen abzulenken. Und es funktionierte. Ich sah als ich fertig war, fast- aber auch nur fast- so aus wie früher. Wie in den schönen Teil meines Lebens. heute darfst du nicht weinen, Jessi. Heute ist ein besonderer Tag, bald werde ich den Mörder von Dennis finden. Und es wäre nicht so toll wenn ich vor dem Vereinschef mit verheulten Augen stehen würde. Obwohl.. vielleicht würde er mich dann eher als Ersatzfrau nehmen, wenn ich ein auf trauriges Mädchen machen würde. Mal sehen. Ich lächelte. Es sah aus wie ein natürliches Lächeln und das machte mich glücklich.
Als ich dann endlich –alleine – gefrühstückt hatte, schrieb ich einen Zettel auf dem Hey Mom, Hey Dad, ich bin ein bisschen draußen. Komme spätestens heute Abend zurück.. bis dann Jessica. stand und ging aus dem Haus. Ich fuhr einfach drauf los, obwohl ich nicht wusste, ob der VEREINSCHEF in dem Stadion war, wo die Kickboxer Training hatten. ich nahm den Bus und fuhr wie an dem Tag an dem ich Jason Piers kennen lernte dorthin. Diesmal hatte ich wieder Erinnerungen im Kopf. Es war einerseits schmerzhaft, andererseits sehr schön diese guten Zeiten wieder abzuspielen.
Ich sah uns mit unseren alten Freunden. Wir redeten alle auf einer schönen Wiese und ich lag in den Armen von Dennis. Das war meistens so. früher war ich eigentlich immer in seinen Armen. Es war für mich der schönste Moment. Immer wenn es sonnig war – und das war es oft- gingen Dennis und ich mit unseren Freunden zu dieser Wiese und zum See. Es war immer lustig. Bei dieser Erinnerung, fiel mir ein, dass ich doch mal meine alte beste Freundin Natascha besuchen könnte. Ich vermisste sie plötzlich wahnsinnig. Und ihren festen Freund Matze, habe ich auch lange nicht mehr gesehen. Ich beschloss nach dem Gespräch mit dem Vereinschef zu ihnen zu fahren. Matze war bestimmt bei Natascha- da war er früher immer- also musste ich zu ihr, um beide anzutreffen. Aber erst mal die Pflichten und das wichtigste. Ich stieg aus dem Bus und ging zum Kickboxstadion. Komisch, dass ich dachte, es hätte sich dort irgendetwas verändert, nach meinem letzten Besuch. Es war wie immer. Ich ging ein Stück hinein und schon sah ich den Trainer- von dem ich jetzt weiß, dass er der Vater von Jason war- und seinen Sohn trainieren. Sie waren glücklich, kein Zweifel, aber der Trainer kam so eiskalt rüber, ich dachte meine Augen täuschten mich. Ich nahm all meinen Mut zusammen und ging zu den beiden. Als Jason mich sah, brach er das Training ab und winkte mir zu. „Hey Jessica. was führt dich hierher?“ es tat mir weh, dass sein Traum gleich wie eine Seifenblase zerplatzen wird. Ich schüttelte den Kopf. Nein, nein, nein, Jessi. Kein Mitleid. Vielleicht war er es der Dennis umbrachte! Ich sagte nur flüchtig „Hey“ und wandte mich zum Trainer. „Endschuldigen sie bitte. Ich suche den Vereinschef Herrn ...“ ich versuchte mich verzweifelt an den Namen zu erinnern. Jason lächelte. „James Wilhelm Krämer?“ ich lächelte ein bisschen, dankbar, dass er mich aus diesen Ratespielchen befreite. Ich nickte. Bevor Jason antworten konnte, sprach sein Vater. „was willst du denn von dem?“ er sah mich forschend und misstrauisch an. „ähm. Ehrlich gesagt weiß ich nicht was Sie das angeht.“ Sagte ich selbstgefällig. Er kam auf mich zu und ich wich zurück. Jason sah nervös aus und sagte schnell. „da vorne rechts ist eine Tür, da ist das Büro.“ Ich nickte bloß, schaute seinem Vater noch einmal ganz genau in die Augen und ging dann mit schnellen Schritten ins Büro. Und dort saß er. Ich hatte mir den Vereinschef ein wenig anders vorgestellt. Er war dick und verschlang gerade einen Döner. Ich musste schmunzeln. Nein, nicht gut. Ich will doch meinen Willen bekommen. Wenn ich ihn auslache, habe ich schlechtere Karten, als wenn ich ein auf brav tue. „Guten Tag Herr Krämer.“ Sagte ich höflich und versuchte einen Hundeblick aufzusetzen. Er lächelte mich ein wenig an. „was kann ich für Sie tun, junge Lady?“ ich holte den gefälschten Brief hinaus. „Sie wissen doch bestimmt, dass mein Freund, Dennis Tamler gestorben ist. er sagte mir, wenn ihm was passieren sollte, soll ich Ihnen diesen Brief geben.“ Ich reichte es ihm. Er legte seinen Döner beiseite und wischte sich mit einem Taschentuch die Finger ab. „Dennis war Ihr Freund? Oh, das tut mir leid. Mein Beileid. Ein schreckliches Ereignis.“ Er nahm ihn mir ab und las für sich. Als er fertig war richtete er seine Augen auf mich. Er sah misstrauisch aus.
„ wusstest du was drin stand?“- „Ja, Herr Krämer“ platzte es mir heraus. Er dachte nach. Ich überlegte mir alle Möglichkeiten, was daran hätte komisch sein können. Die Skepsis in seinem Blick war erschütternd. „warum bist du dann nicht früher gekommen? Die Piers trainieren schon hart. Soll ich denen jetzt sagen, dass sie doch nicht an der Meisterschaft teilnehmen dürfen?“ ich machte einen Hundeblick. Aber der schien nicht zu helfen. Ich versuchte zu weinen- was so schnell funktionierte, dass ich den Gedanken kaum gedacht hatte. „aber das war doch sein letzter Wunsch, Herr Krämer.“ Er war hin und hergerissen. Es tat mir schon fast leid. „Bitte?“, half ich nach. Er nickte und kam von seinen Tisch weg. „Folgen Sie mir bitte.“ Ich tat was er sagte und wir gingen schnurstracks zu den Piers, die wieder voll in ihrem Element waren. „Herr Piers!“ rief Herr Krämer von weiten. Sofort hörten die beiden auf zu trainieren und sahen uns misstrauisch und verwirrt an. Doch da war auch noch etwas anderes in den Blicken. Nervosität? Verzweiflung? Ich war mir nicht sicher. Als wir bei ihnen waren fing Herr Krämer auch schon an. Er war schon völlig aus der Puste nur wegen den paar Metern, die er zu laufen hatte. „Es tut mir furchtbar leid Ihnen das mitteilen zu müssen. Aber leider kann ihr Sohn nicht an der Meisterschaft teilnehmen.“ – „was?!“ schrie Jason sofort doch der Vater legte ihm eine Hand auf die Schulter. „lass mich das regeln.“ Flüsterte er ihm so laut zu, sodass ich jedes einzelne Wort mitbekam. Dann sprach er lauter zu Herrn Krämer mit dem Kopf, halb zu mir gerichtet. „ wie ist das möglich? Sie haben meinem Sohn zugesagt. Wie begründen Sie diesen Rückzug?“ Herr Krämer räusperte sich, als er den zynischen Ton hörte. „ das Fräulein hier, hat einen Brief von Dennis bekommen und in dem steht, dass er gerne möchte, dass sie für ihn einspringt.“ Bei dem seinem Namen zogen sie die Augen der beiden ein ganz kleines bisschen zusammen. Herr Piers schreite jetzt schon fast. „na schön. Wie Sie wollen. Aber glauben Sie nicht, dass ich dieses Gör trainiere. Machen Sie was sie wollen.“ Dann sprach er zu Jason der fassungslos zu schaute. „pack deine Sachen, wir verschwinden.“ Und nach ein paar Sekunden waren sie auch schon mit schnellen Schritten verschwunden.
19. Horrorgeschichten. Wirklich nur Märchen?
Ich drehte mich zu Herrn Krämer. „tut mir wirklich leid.“ Er lächelte mich an. „ ist schon gut. Es ist sowieso besser so. Die Piers haben das alles hier immer zu ernst genommen.“ Er wollte gerade zurück in sein Büro, als ich nachharkte. „inwiefern alles zu ernst genommen?“ –„ na ja. Also seit keine Ahnung wie vielen Jahren sind die Piers die Besten. Zumindest nehmen sie an jeder Meisterschaft teil, obwohl sie nur die Zweitwahl wären. Doch immer verschwinden die Leute, für die die Piers einspringen sollten. Meist schreiben die Briefe in denen steht, dass sie umziehen. Ich denke die Piers bestechen die oder ekeln sie aus der Stadt. Doch das ist alles nur Spekulation. Man erzählte sich auch Horrorgeschichten. Total lächerlich. 1960 soll ein kleiner Junge in deren Trainingsraum gewesen sein und dort in den Schränken sollen überall Leichen sein. Aber das sind alles bloß alberne Märchen.“ Ich schluckte. „was für ein Trainingsraum?“ –„alle Piers waren Trainer und so bekamen sie immer einen extra Trainingsraum, wo sie alles mögliche hineinstellen können, was sie wollen. Und bei einem Spiel hier im Stadion ist das auch ganz praktisch. Die Piers hatten schon immer diesen Raum, also ist er sozusagen ihrer.“ Ich zog die Augenbrauen hoch. „und hat da niemand nachgeharkt als diese.... Märchen erzählt wurden?“ er lachte. „das wäre ein Vertrauensbruch. Und das würde ich nicht riskieren. Die würden nie so etwas machen. Oder denkst du das etwa?“ wieder lachte er. Ich lachte einwenig mit, obwohl das ein falsches Lachen war. ich log überzeugend. „nein, natürlich nicht.“ Ich verabschiedete mich und ging aus dem Stadion. Wir hatten uns noch geeinigt, dass ich jeden zweiten Tag trainieren sollte, damit ich den Verein nicht total blamierte. Ich musste mir nur noch überlegen, was ich meinen Eltern erzählen würde.
Man will einen Mord aufdecken und schon findet man noch mehr. Dachte ich.. Ich muss der Sache auf den Grund gehen. Vielleicht haben die Piers wirklich noch mehr Morde begangen. Ich schüttelte den Kopf. Das wollte ich mir einfach nicht vorstellen. Ich beschloss an etwas anderes zu denken.
20. Das Wiedersehen
Natascha und Matze. Zu denen würde ich fahren. Ich stieg auch schon in den Bus ein und fuhr los. Es war ein tolles Gefühl, wieder in die schöne, bunte Stadt zu kommen, in der ich einmal gelebt hatte. Ich war so aufgeregt meine alte beste Freundin zu sehen, dass ich auf dem Platz hin und herwackelte. Und dann war ich endlich da. ich stieg aus und atmete sofort die klare, warme Luft ein. Es war, als wäre die Luft hier ganz anders. Ich trödelte nicht lange und ging zu Nataschas Haus. Hier hatte sich rein gar nichts verändert und das war mir auch nur recht. Ich schaute auf die Klingel. Zalanda. Gut, sie sind also nicht umgezogen. Ich klingelte. Nach ein paar Sekunden ging die Haustür auf und die Mutter von Natascha stand mir gegenüber. Doch als ich sie so sah verschwand mein Lächeln. Sie sah besoffen aus, verwuscheltes Haar und dreckige Kleidung. „Nora?“ ich sprach ihren Namen aus, wie eine Frage. „Jessica? bist du das? Wow hast du dich verändert.“ Sie hatte sich dennoch kaum verändert- von der Art her. „ja,.du auch... Ich bin hier um Natascha zu besuchen.“ Erklärte ich. Sie nickte bloß. „ die ist nicht da. vermutlich auf den alten Spielplatz.“ Ich war verwirrt. „okay.“ Ich verabschiedete mich und marschierte zum besagten alten Spielplatz. Und dort sah ich sie. Total verstört und mit einer Bierpulle in der Hand. Ich hatte mir ganz anders unsere Wiedervereinigung vorgestellt. „Ahcsatan!“ rief ich. Wir sprachen unsere Namen immer Rückwärts. Sofort drehte sie sich zu mir und als sie mich erkannte sprang sie auf und kam auf mich zugerannt. „Acissej!“ wir fielen uns in die Arme und sie küsste mich auf die Stirn. „ich glaub es nicht! Wie lange das schon her ist!“ ich spürte ihre Tränen auf meinen Wangen. „Wo hast du Dennis gelassen?“ ich spürte einen ganz üblen, schmerzhaften Stich in mein scheinbar nicht mehr vorhandenen Herz. Darauf war ich nicht vorbereitet. Ich sah nach unten und wartete wie die Tränen in strömen hinunterliefen. Ich wusste, ich konnte sie nicht bremsen, obwohl ich das so gerne getan hätte. So hatte ich mir DEFINITIV nicht unsere Wiedervereinigung vorgestellt. Das ich gleich heulen musste. Warum musste sie mich auch jetzt an meinen Schatz erinnern?! Und dann war auch schon wieder ein Schleier vor meinen Augen. Ein Schleier aus Tränen. Sofort merkte Natascha, dass etwas nicht stimmte und wich ein Stück zurück, um mich zu betrachten. Durch den Schleier sah ich sie ganz verschwommen, trotzdem konnte ich ihre erschrockenen Blicke gut erkennen. „was ist denn los? Hat er Schluss gemacht?“ flüsterte sie vorsichtig. Ich schüttelte den Kopf und meine Tränen wurden aus meinem Gesicht geschleudert. „Er...er“ es fiel mir so wahnsinnig schwer die Wahrheit auszusprechen, wie noch nie. Ich konnte es einfach nicht. Ich wollte nicht wieder daran denken, wieder darüber sprechen. NIEMEHR. Nicht hier, nicht ihr das erzählen, niemanden das erzählen, nirgends darüber sprechen. „was..? Jessi, was ist denn bloß los?“ in diesen Moment fiel ich in die Knie. Ich konnte mich nicht mehr halten. Dennis fehlte mir hier mehr als sonst irgendwo anders. Ich würde ihn nie wiedersehen, dass war mir klar. Natascha ließ sich neben mir sinken. „es ist schlimm, verlassen zu werden, Jessica. doch das Leben geht doch weiter. Es muss schließlich weiter gehen. Und warum heulst du einen Jungen nach, der dich nicht liebt?! Er ist es nicht wert also bitte-„ ich unterbrach sie, als sie anfing Dennis schlecht zu machen. Ich schrie es fasst. „Dennis ist tot!“ meine Stimme brach bei dem letzten Wort, doch man konnte es dennoch gut verstehen und wieder weinte ich so sehr das ich nichts mehr sehen konnte. Ich hörte nur noch ein leises „was?!“ und schon war nichts mehr als stille. Ich merkte wie sie erstarrt war. Ich schlug mir innerlich auf den Kopf. Ich wollte es ihr schonend beibringen, schließlich waren die beiden auch befreundet. Ich schaute sie an und erzählte ihr alles von seinem Tod. Doch ich ließ den Teil von der Suche nach seinem Mörder aus. Dann würde ich sowieso gleich unten durch sein. Sie hasste es wenn ich irgendwelche Dummheiten machte. Und das was ich vorhatte, kann man nicht als Dummheit bezeichnen. Blödsinn, Irrsinn, lebensmüde, verrückt. Und diese Wörter waren noch milde ausgedrückt. Als ich mit erzählen fertig war, schwiegen wir lange, lange Zeit. Ich schenkte einen Blick der halbvollen Bierflasche und dann schaute ich wieder in Nataschas resigniertes Gesicht. „wo ist Matze? Ich dachte er wäre bei dir.“ Sie sah mir tief in die Augen ehe sie antwortete. „ich sehe ihn nur ganz, ganz selten - zufällig. Er meldet sich nicht mehr und wir sprechen nicht miteinander.“ Sie senkte den Kopf. Ich war verblüfft. „was war denn passiert?“ – „nichts. Ich verstehe es einfach nicht. Auf einmal will er nichts mehr von mir wissen. Er hängt jetzt bestimmt mit seinen ach so tollen Kumpeln im Spielcasino ab.“ Ihre Wut war ihr anzumerken. „komm lass uns zu ihn gehen und das klären.“, sagte ich aufmunternd. Sie lächelte und umarmte mich. „danke!“ wir gingen vom Spielplatz hinunter und schlenderten die lange Straße hinunter. Ich nutze diese Zeit um Fragen zu stellen. „Was ist eigentlich mit deiner Mutter los? Ich war bei deinem Haus, weil ich dachte du wärst da und da hat sie mir die Tür aufgemacht. So habe ich sie ja noch nie gesehen.“ Sie schluckte geräuschvoll. „Mein Vater hat uns sitzen lassen. Er meldet sich nur alle paar Monate. Er ist mit seiner neuen Freundin auf Mallorca und macht sich ein schönes Leben. Meine Mutter ist total fertig.“ Ich schaute auf den Boden und legte einen Arm um ihre Schulter. „wie geht’s dir eigentlich?“ lenkte sie ab. Das war für mich eine schwierige Frage. Ich musste überlegen. „ich denke... es geht mir besser als vor ein paar Wochen.“ Sie nickte. Und somit war das Gespräch vorbei.
Und da waren wir auch schon da. Spielcasino Sunshine in a other life. Ein wirklich schönes Gebäude. „na, dann komm.“, sagte ich noch einmal. Wir gingen in das gut besuchte Casino und sahen uns nach Matze um. Wir gingen um die Ecke, wo viele Sessel standen und dann hatten wir ihn auch schon gefunden. Mit 4 anderen Jungs. Alle ziemlich gutaussehend. Natascha ging voran und ich ging hinter ihr her. „Hey Matze.“ Sagte sie, als wäre nichts passiert. Er reagierte nicht und ich guckte hinter Natascha hervor. Sofort erkannte mich Matze und sprang auf. Er strahlte förmlich und kam angelaufen um mich hochzuheben. „Jeeeeessi!“, schrie er. Ich lachte bloß. Doch dann merkte ich wie das alles auf Natascha wirkte und deute ihn daraufhin mich herunter zulassen. „wir sind hier, um etwas mit dir zu klären. Was ist mit dir und Natascha los?“ er schniefte nur. „als ob sie das nicht weiß!“ ich sah sie verwirrt an. Sie wurde knallrot vor Wut. „ich habe nichts gemacht!! Erzähl mir jetzt bitte was ich getan habe!“ die Kerle lachten. Matze sah ihr tief in die Augen. „du hast mit meinem besten Kumpel rumgemacht!“ mir stockte der Atem. „was?!“, flüsterte ich zu Natascha. Die zuckte nicht mit der Wimper. „Hör auf so eine scheiße zu erzählen! das hätte ich nie getan und das weißt du auch!“ er schaute sie verwirrt an. Plötzlich klingelte mein Handy und ich erkannte den Klingelton Release me. Ich schaute auf das Display. Meine Mutter. Ich seufzte genervt. „ich muss kurz telefonieren. Ich komme gleich wieder.“ Ich ging mit schnellen Schritten aus dem Casino und drückte auf den grünen Hörer. „Ja?“ – „Jessica? wo bist du verdammt?! Ich mache mir Sorgen!“ ich verdrehte die Augen. „Mom, ich habe dir doch einen Zettel auf den Tisch gelegt.“ Meine Mutter war total aufgebracht, was mich mächtig nervte. „Jessica, nur weil du schreibst, dass du weg bist, weiß ich noch lange nicht WO du dich rumtreibst! Ich möchte, dass du jetzt nach Hause kommst.“ Ich stöhnte genervt. „Mom, ich bin mit Natascha und Matze zusammen. Ich habe sie besucht.“ Es war einen Moment still. „deine alten Freunde?“ ich machte bloß „mhm.“ Ich hörte durch den Hörer, dass sie glücklich war. Totale Stimmungsschwankung. „das ist ja super, mein Schatz. Möchtest du bei Natascha schlafen? Ich bringe dir deine Sachen vorbei.“ Ich war mir nicht sicher. Ich würde es sehr gerne, doch ich dachte an ihre Mutter, wie schlimm es ihr ging. Ich wollte ihr nicht zur Last fallen. Ich wollte aber auch nicht das Natascha bei mir schläft- viel zu unsicher. Und außerdem hatte ich noch eine Menge zu tun, um den Mörder zu finden. „ein andermal.“ – „ok, Liebling. Wann kommst du denn nach Hause?“ ich überlegte. „spätestens um 9 Uhr.“ Ich wollte nicht so lange draußen rumlaufen- nicht wenn mir ein potenzieller Mörder auf den Fersen war. „es ist schon viertel vor 9.“ Sagte meine Mutter belustigt. Ich konnte es nicht fassen und sah auf meine Armbanduhr. Sie hatte Recht. Hier wo das Wetter so schön war, fiel es nicht auf, wenn es schon spät war. es war wie Magie. Als wenn ein Tag nie zu Ende geht. „oh ok. Dann komme ich jetzt. Bis gleich.“ – „Ok. Bis dann.“ Und die Leitung war unterbrochen.
Als ich zurück im Casino war, war es als ob jemand auf Pause gedrückt hätte und jetzt als ich wieder da war, wieder auf Play gedrückt hatte. Sie waren nicht weiter gekommen. Ich war peinlich berührt, als ich mich in die Diskussion einmischen musste, um mich zu verabschieden. „ähm. Tut mir leid, wenn ich störe. Aber ich muss nach Hause.“ Matze und Natascha sahen mich wehmütig an. Matze sprach als erstes. „wann kommst du wieder?“ – „sobald ich kann.“ Und schon lächelte er. Natascha nahm mich in den Arm. „danke für alles. Und es tut mir leid, was mit Dennis passiert ist. ich werde dir meine Kraft schenken.“ Ich drückte sie noch fester und meine Augen füllten sich mit Tränen. „danke. Tschüss ihr beide.“ Und dann ging ich. ich sah noch den verwunderten Ausdruck von Matze, der sofort fragte „ was ist mit Dennis?“ aber ich wollte es nicht hören. Nicht noch mal wollte ich hören, dass ich Dennis verloren hatte.
21. Eine intensive Unterhaltung
Als ich vor unseren Haus stand, fühlte ich mich übertrieben beobachtet. Ich schaute mich schnell und blitzartig um, doch es war nichts zu sehen. Allerdings war es schon dunkel und außer der vagen Umrisse der Bäume war kaum etwas zu erkennen. Ich beschloss so schnell wie möglich ins Haus zu kommen, als mich plötzlich jemand von hinten an die Schulter packte und ich mich so schnell wie es nur ging umdrehte. Ich hatte einen Schreckenslaut abgeben. „pscht. Ich bin es.“ Flüsterte die Geschalt. Es war auf jeden Fall ein Junge. „wer ist ich?“ – „Robin.“ Ich beruhigte mich. „mein Gott, hast du mich erschrocken.“ Meckerte ich ihn an. „Endschuldige. Ich wollte mich und auch im Interesse der anderen Gangmitglieder erkundigen, ob du das wirklich durchziehen möchtest. Ich meine deinen Plan, den du uns gestern erzählt hast.“ Ich wurde zickig, als ich mich an die beleidigenden Gesichtsausdrücke erinnerte. „Ja. Ich hab es sogar schon durchgezogen. Ich warte nur noch bis der Mörder anbeißt.“ Ich hörte ihn seufzen. „na gut. Also ich will dir sagen, dass wir dich rund um dir Uhr bewachen. Wir werden aufpassen, dass dir nichts passiert.“ Ich schaute ihn verwirrt an, was er nicht sehen konnte, also musste ich nachfragen. „Wieso?“ er umarmte mich, was mich viel mehr verwirrte und ich nur stocksteif dort stehen konnte. „du gehörst jetzt zu uns auch wenn du dich nicht so anziehst oder immer bei uns bist.“ Erklärte er. „Du brauchst Hilfe. Und wir helfen dir. Wir lassen dich nicht alleine. Wir versprechen es.“ Zum ersten Mal schien Robin ein sehr, sehr freundlicher Junge zu sein. Ich sagte liebevoll „danke. Ich danke euch so sehr.“ Und verabschiedete mich. Er verschwand wieder hinter den Bäumen.
Als ich die Tür aufschloss, brannte im Wohnzimmer das Licht. Ich ging hinein und sah meine Mutter eingemummt in eine Decke auf dem Sofa liegen. Sie guckte Fernsehen. „Hey Mom.“ Sagte ich. Sie blickte auf, doch daran, dass sie nicht erschreckt war, wusste sie das ich schon da war. sie stellte den Fernseher auf stumm und breitete die Decke aus, damit ich mich zu ihr setzen konnte. Ich nahm diese Einladung an und schmiegte mich an sie. „Wie bist du auf die tolle Idee gekommen, deine Freunde zu besuchen?“ fragte sie ohne Ironie. Ich lächelte. „Es war so ein Impuls. Es war schön sie wiederzusehen. Sie haben sich verändert, doch ich würde sie immer erkennen.“ Wir beide lachten. „das glaube ich dir.“ Dann schwiegen wir eine Weile. „und..“ fing meine Mutter an. Sie wusste nicht genau, ob sie das wirklich fragen sollte. „und hast du ihr von...Dennis erzählt?“ ich verbarg das Gesicht. „Ja.“ Und damit war das Thema beendet. Meine Mutter merkte, dass ich darüber nicht in der Lage war zu sprechen, also beließ sie es dabei. „ und was hast du morgen vor?“ fragte sie nach einer Weile. Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Ich sollte so schnell wie möglich, herausbekommen, was in diesen Schränken in dem Trainingsraum der Piers ist, bevor sie Gelegenheit haben, diese auszuräumen. Aber war ich mutig genug? Ich hatte ja noch die Gang. Ich würde sie um Hilfe bitten. Ganz gewiss würden sie mir auch helfen. Und dann werden wir irgendwie herausfinden, was sie verbargen. Meine Mutter störte meine Gedanken indem sie mich leicht rüttelte. „Jessica?“ – „ich denke ich fahre wieder zu Natascha.“ Besser konnte es gar nicht laufen. Ich hatte eine neue Notlüge parat. „oh wie schön. Das freut mich.“ Sagte sie. Und ich musste mir ein Lachen verkneifen, weil sich diese Aussage auch gut mit meinem Gedachten verbinden ließ. Sie merkte dies aber anscheinend nicht, denn sie ging nicht darauf ein. Ich wartete, bis sie wieder etwas sagte. Sie sah mich an und ich erwiderte ihren Blick. „wie geht es Natascha, Nora und Jens?“ ich musste kurz überlegen, was ich sagen sollte. Ich entschied mich wieder für die Wahrheit. „also.. Natascha hat mir erzählt, dass sich Jens aus den Staub gemacht hat und sich jetzt mit seiner neuen Freundin ein schönes Leben macht. Nora geht es total beschissen. Ich hätte sie kaum wiedererkannt. Sie war doch immer so eine gepflegte Frau. Jetzt sieht sie einfach nur unhygienisch aus. Natascha geht es auch nicht sonderlich gut. Erst mal wegen ihren Vater, was sie aber nicht zugeben wird, aber man sieht es ihr an. Und wegen Matze. Er unterstellt ihr, dass sie mit seinem besten Freund rumgemacht hat. Ich weiß nicht, wer die Wahrheit sagt. Auf jeden Fall sind sie jetzt getrennt, obwohl das niemand so deutlich gesagt hat. Aber ich denke, dass sieht wohl jeder.“ Meine Mutter hörte die ganze Zeit gespannt zu, als ich ihr meine Ansicht der Dinge erläuterte. Ich war froh mit ihr offen sprechen zu können. Sie sah ein wenig geschockt aus, als ich ihr das alles erzählte. Genauso wie ich, hätte sie so etwas niemals erwartet. „warum hat Nora sich denn nicht bei mir gemeldet? Wir waren doch früher so gute Freundinnen.“ Sagte meine Mutter so, als ob sie Schuld hätte. Ich räusperte mich. „Natascha hat mich auch nicht angerufen, obwohl wir mal beste Freunde waren.“ Sie schaute mich an und merkte, wie es mich verletzte, dass sich meine alte beste Freundin nicht gemeldet hat, um mir das zu erzählen. sie nahm mich in den Arm. „Schatz, du hast sie doch auch nicht angerufen, als das mit Dennis passiert war. verstehst du was ich dir damit sagen möchte? Warum hast du sie dann nicht angerufen?“ ich überlegte nicht lange, um eine Antwort zu wissen. Ich KONNTE nicht darüber reden. Und ich wollte auch nicht. Anstatt das meiner Mutter zu sagen, murmelte ich nur. „hmm.“ Und auch sie merkte wieder, dass ich nicht in der Lage war, darüber zu sprechen, und dafür war ich ihr sehr dankbar. Nach einer Weile ging ich dann in mein Zimmer und versuchte zu schlafen. Aber ich konnte nicht. Ich hatte angst. Angst davor, was mir passieren wird, wenn die Piers beschließen, mich zu töten. Ich versuchte mich zu beruhigen. Ganz ruhig. Ich weiß doch noch nicht mal, ob die Piers die Mörder sind. Solange es nicht klar ist, sollte ich tief Luft holen und schlafen. Es half, und ich schlief nach wenigen Minuten ein.
22. Die Ausrede die ich bereute
Meine Rücken tat weh, als ich erwachte. Zu versteinert hatte ich geschlafen. Es war ein unerklärliches Gefühl. Als ob meine Knochen aus den Gelenken waren. Und als ich mich aufrichtete, entstand ein ekliges, lautes Knacken. Ich zog mir mein Bademantel über und stieg die Treppe zur Küche hinunter, wo zu meiner Überraschung, meine ganze Familie bereits saß. Ich nahm verwirrt platz. „was sagt der Bauer, wenn er in den Stall kommt?“ tadelte mein Vater. Ich schniefte. „ich bin kein Bauer und ihr seid doch auch keine Schweine oder Kühe oder so was, oder?“ mein Vater sah mich grimmig an. Ich seufzte. „Morgen.“ –„Guten Morgen, Jessica.“ antwortete er selbstgefällig. Ich wartete nicht, bis er aussprach. „warum seid ihr schon so früh wach?“ diesmal redete meine Mutter. „wir hatten uns gedacht, da du ja sowieso heute zu Natascha möchtest, dass wir mitkommen. Wir wollen mal mit Nora reden.“ Mist. Das hat mir auch noch gefehlt. „ähhm.. ich fahr heute nicht zu Natascha.“ Eigentor. Ich musste mir etwas einfallen lassen. Meine Mutter war die Skepsis stark anzusehen. „aber du sagtest doch gestern, dass du zu ihr willst.“ Denk nach, denk nach. Ich musste mir etwas einfallen lassen und zwar schnell. „ich äh.. ich ..“ stammelte ich. meine Mutter wurde immer misstrauischer und ungeduldiger. „Ja?“ – „ich ähm ich wollte heute ein wenig mit einen neuen Kumpel abhängen.“ Das war das einzige, was mir einfiel. „in dem Kickboxstadion wo.. wo Dennis auch drin war. Er ist sehr nett.“ Sie sah mich mit großen Augen an. „Wieso warst du in den Verein?“ – „ich.. ich wollte einfach mal wieder da sein, wo .. Dennis auch sehr oft war.“ Das war die einzig logische Erklärung, wobei sie NICHT an die Decke gehen würde. Und so ganz war diese Antwort nicht gelogen. Mein Vater redete nun auch mit. Nur meine Schwester saß stumm da und löffelte ihre Müslis. „wie heißt denn der Bengel?“ ich durchforstete mein Hirn, nach irgendwelchen Namen. „Jason Piers.“ Platzte es mir heraus und Susans Kopf wirbelte hoch. Sie sah mich verwirrt an. Ich wusste, dass war ein ganz falscher Name. Mit diesen Jungen würde ich NIEMALS befreundet sein. Aber mir fiel kein anderer ein. Mein Vater sagte nur „aha.“ Meine Mutter aber. „ist es was ernstes?“ ich machte große Augen. WAS?! Niemals würde ich an einen anderen Jungen denken, den potenziellen Mörder meines geliebten Dennis! Auch Susan fand diese Idee so erschreckend, dass sie sich an ihrer Milch verschluckte. Meine Mutter wurde wieder misstrauisch und verwirrt. Reiß dich jetzt zusammen, Susan. Dachte ich und schaute demonstrativ zu Susi.
erschreckend, dass sie sich an ihrer Milch verschluckte. Meine Mutter wurde wieder misstrauisch und verwirrt. Reiß dich jetzt zusammen, Susan. Dachte ich und schaute demonstrativ zu Susi. Ich geriet in Panik und sagte deshalb schnell „Nein, natürlich nicht.“ Ich schluckte, als sie mir tief in die Augen sah. „Warum willst du dich mit dem Jungen treffen?“ – „na, weil... weil ich mich mit ihm angefreundet habe... und ich mit ihm ...über Dennis sprechen kann. Schließlich... kannte er ihn ja...“ Diese Ausrede war nicht gerade effektiv. Sie klang eher panisch und wacklig. Man hörte aus meiner Stimme heraus, dass ich wahnsinnig nervös war. Ich hoffte, dass meine Eltern das nicht bemerkten. Ich sah nach unten und ärgerte mich, als mein Vater wieder redete. Aber er sprach nicht mit mir, sondern mit Susan. „Kennst du diesen wie war sein Name? Jackson auch?“ – „Jason.“ Korrigierte ich leise. Ich blickte zu Susi, um zu erahnen, ob sie mich verraten würde. Sie sah zu meinem Vater. Ihr Blick verriet nichts. „Nein, nicht wirklich.“ Sie wandte ihren Kopf zu mir. Sie sah ärgerlich und selbstgefällig aus. „Jessica hat mir nur einiges von ihm erzählt. Mehr nicht.“ Ich blickte nach unten und nickte. Wie blöd konnte ich sein? Wieso sagte ich ausgerechnet diesen Namen?!
23. Die nervige Schwester
Nach dem Frühstück machte ich mich schnell fertig um so schnell wie möglich in den Verein zu kommen. Meine Eltern hörten mit der Fragerei auf und beschlossen sich allein auf den Weg zu Nora zumachen. Es war still, als die beiden fort waren. Ich schminkte mich wieder und packte meine Sportsachen, die ich nur als Tarnung dabei hatte, als Susan plötzlich in der Tür stand. „was hast du vor?“ sie nervte mich langsam. Ich drehte ihr den Rücken zu, als ich die Sporttasche zumachte und nuschelte nur: „das geht dich gar nichts an.“ Sie schniefte und verließ das Zimmer. Ich sah ihr verwirrt hinterher. Ich hätte mit einer ärgerlichen Antwort gerechnet, doch anscheinend hatte sie es aufgegeben weiter nachzuharken. Doch ich irrte mich. Als ich nach unten in den Flur ging um meine Schuhe anzuziehen, stand sie schon Startbereit da. „was hast du vor?“ fragte ich misstrauisch. Sie zuckte die Schultern. „ich gehe dahin, wo du auch hingehst.“ Ich machte große Augen und sah sie argwöhnisch an. „Kommt nicht in Frage. Ich werde dich nicht mitnehmen.“ – „wer hat gesagt, dass ich mit dir gehe? Ich gehe bloß zufällig dorthin, wo du auch hingehst.“ Ich verdrehte die Augen. „na schön“ zischte ich. Ich ging mit schnellen Schritten zum Bus, den ich sogar fast verpasste, doch zu meiner Verzweiflung kletterte auch Susan hinter mir in den Bus und setzte sich neben mich. Warum machte sie mir alles so schwer? Ich wollte sie nicht wieder in Gefahr bringen. Nie mehr wollte ich das. Doch sie ließ mir keine Wahl. Sie entschied. Ich hatte bedenken, dass sie wirklich in der Lage war, so eine Sache zu entscheiden, wo mal sie doch überhaupt nicht wusste, worauf sie sich da ein ließ. Sie folgte mir blind, ohne zu wissen WO ich hinwollte. Es war zum verrückt werden. Ja, es war dumm, dass ich es einfach zuließ, dass sie sich ebenfalls und schon wieder in Gefahr begab. Da fiel mir etwas ein. Die Gang. Sie wollten mir helfen. Und dies war der perfekte Augenblick. Ich brauchte jede Menge Hilfe, um diese Schränke aufzubekommen. Ich wühlte in meinen Taschen. Mist. Ich hatte mein Handy zu Hause vergessen. Schnell blinzelte ich zu Susan, dann aber schnell wieder zurück, weil ich so schnell nicht nachlassen wollte und außerdem kannte ich eine Nummer, geschweige denn alle Nummern der Gang. Ich seufzte. Na schön, dann musste ich es eben selbst in die Hand nehmen. So schwer würde mir dies nicht fallen.
Wir stiegen an dem Verein aus. Ich war genervt, dass Susan immer noch an mir klebte. Ich wurde fast wahnsinnig. Plötzlich hörte ich laute Motoren. Dann waren alles leise und ich drehte mich um. 5 Personen standen vor mir und lächelten. Ich strahlte. „Hey Jessi. Ich sagte doch, wir lassen dich nicht aus den Augen.“ Sagte Robin und zwinkerte. Die anderen lachten. „ich dachte es wäre nur eine dieser leeren Versprechungen.“ Sagte ich und lachte ebenfalls. Dann wurde Tyler ernst. „was hast du vor?“ ich erzählte ihnen alles über die Schränke und deren Legenden. Ich hatte erwartet, dass sie mich wieder grimmig ansahen doch sie waren gefasst. Georg sagte bloß „ na dann los.“ Und wir gingen hinein. Susan, die aufgebracht über meine Erzählung war, folgte uns. Es war unmöglich sie NICHT aus den Augen zulassen. Ich wollte, dass sie in Sicherheit war, aber das war sie bei mir im Moment ganz sicher nicht. Schließlich hege ich viele waghalsige Dinge. Es war schon fast bescheuert. Vielleicht war es das schon, doch es war mir egal. Hauptsache ich fand endlich den Mörder von Dennis. Es war so beschämend für mich, ihn noch nicht gefasst zu haben, dass ich einen Moment lang meinen Kopf senkte und seufzte. Tyler musterte mich, sagte jedoch nichts dazu und wir gingen durch die Tür.
24. Die Suche
Alles war leer, was mich im ersten Moment wunderte. Doch dann dachte ich daran, dass jetzt alle Kickboxer keinen Trainer mehr hatten. ich hatte ein schlechtes Gewissen, dass sie ihren Traum aufgeben mussten oder wo anders anfangen mussten zu trainieren. Doch dann dachte ich daran, dass es umso besser wäre, wenn die Erzählungen von Herrn Krämer stimmten. Einen Trainer als Mörder zu haben ist alles andere als sinnvoll. Ich schreckte auf und blickte nach hinten. Gina und Georg neckten sich und alberten herum. Ich seufzte. Sie waren einfach viel zu laut und was noch nerviger für mich war, sie nahmen das hier einfach nicht ernst. Es war verflixt ernst ohne Frage. Schließlich kam ich immer näher an den Mörder heran. Immer näher. Und sie empfanden das als Witz? DAS sollte doch ein Witz sein.
Plötzlich hörte ich ein Geräusch aus der anderen Richtung. Ich blickte mich wieder um. Herr Krämer stand mit einem Döner in der Hand vor mir und beachtete mich argwöhnisch. Ich musste mich sammeln. „Oh guten Tag Herr Krämer.“ Er schniefte. „ich dachte du wolltest öfters trainieren?“ ich sah mich zu den anderen um. „möchte ich auch.“ Er sah mich misstrauisch an. „mit all deinen ....Freunden?“ fragte er stirnrunzelnd als er die Gang begutachtete. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, also ergriff Robin das Wort. „Ja, Herr Krämer und da sie keinen Trainer hat, habe ich mich dafür bereit erklärt. Wie Sie vielleicht wissen, bin ich in den Verein. Und meine Freunde und ihre Schwester sind ebenfalls mitgekommen, um uns zu zusehen.“ Er log perfekt. Ich schenkte ihn einen dankbaren Blick. Doch den sah er nicht, weil er zu sehr damit beschäftigt war, einen ernsten und ehrlichen Blick in Richtung Herr Krämer schickte. Der sah nun nicht mehr misstrauisch aus. „na gut. Dann gutes Gelingen.“ Mit diesen Worten ging er wieder in sein Büro. „Danke“ sagte ich zu Robin. „Wollen wir jetzt anfangen?“ alle nickten also fuhr ich fort. „Also am besten... Georg, Robin und Tyler kommen mit mir mit und Gina, Jill und Susan werden Wache stehen. Wenn Herr Krämer herauskommt, klingelt mich an. Susan, du kennst das ja schon..“ fügte ich trocken hinzu. Alle nickten wieder und somit gingen wir los. Robin ging neben mir. ich sah ihm ernst in die Augen. „weißt du, wo dieser Raum ist?“ Er dachte kurz nach, eher er antwortete. „nicht wirklich. Ich weiß nur das er irgendwo im Keller ist.“ – „na das ist doch gut! Das wird nicht zu schwer zu finden sein.“ Sagte ich optimistisch. Doch Robin sah nicht gerade so aus, als ob er meiner Stimmung zu stimmen würde. „Du hast keine Ahnung, wie viele Räume da unten sind.“ Alle seufzten, doch ich ließ mir nichts anmerken. Als wir im Keller waren, wurde mir dann doch etwas mulmig. Ich hatte mir gut überlegt, die Mädchen oben zu lassen, doch ich musste dadurch, schließlich war es meine Idee und ich wollte den Mörder finden. Es war sehr kalt und auch sehr, sehr dunkel. Die kleinen Lämpchen, die wir einschalteten, waren nicht sehr effektiv. Robin sah, dass ich zitterte und gab mir seine Jacke. Ich nickte dankbar. Ich konnte nicht sprechen. Es war so eine gruselige Horrorfilmatmosphäre, man konnte es sich nicht vorstellen, wäre man nicht dabei gewesen. Viele Räume waren unverschlossen und wir blickten in jeden hinein. Keine Schränke, nur leere Räume. Ich wunderte mich, warum der Verein so viele unbenutzte Räume hatte. Es war mühsam jeden einzelnen Raum zu erkunden. Ich wusste nicht wie viele es waren, vielleicht um die 40. Viel zu viele und alle nah beieinander. Ich hatte noch nie so einen großen Keller gesehen. Nun lag der letzte Raum vor uns, im hintersten und schmutzigsten Bereich des Kellers. Uns kamen 2 Mäuse entgegen, was mich nicht weiter interessierte. Langsam gingen wir auf die Tür zu und als wir da waren, sahen wir das mehrere Schlösser an der Tür waren. Zu viele. Die würden wir niemals aufbekommen, dessen war ich mir sicher. Aber was sollten wir tun? War alles um sonst? „Mist.“ Fluchte ich. Tylers lautere Stimme ließ mich zusammenzucken. Wir hatten die ganze Zeit nichts gesagt. Und mein Wort war geflüstert. „Das bekommen wir niemals auf. Am besten.. wir reden mal mit diesen Mann der in diesen Raum war. vielleicht kann er uns einen Tipp geben, wie wir hier hineinkommen.“ Ich sah ihn an und strahlte. Georg pruste los. “ und wie willst du herausbekommen, wie der heißt und wo der ist?!“ ich dachte eine Weile darüber nach. „Mit Sicherheit, gibt es eine Akte über ihn. Das musste doch aufgenommen werden. Bestimmt gibt es irgendein Hinweis im Büro.“ – „Wo der Vereinschef drin sitzt.“ Fügte Georg skeptisch hinzu. Robin sah ihn an. „wir werden den da schon irgendwie herauslocken.“ – „Ja womöglich mit Essen. Kommt wir gehen jetzt wieder nach oben.“ Sagte Tyler und ging voran. Ich hatte das Gefühl auch die anderen starken Jungs neben mir, wollten so schnell wie möglich aus dem Keller. Und das war mir nur recht. Ich wollte nicht wie ein Angsthase dastehen. Als wir oben waren, gab ich Robin seine Lederjacke zurück. Sie stank fürchterlich nach Rauch, was mich sehr störte, doch ich ließ mir nichts anmerken, denn ich war ihm sehr dankbar für diese liebe Geste. Susan kam gleich angerannt. „Und habt ihr den Raum gefunden?“ Ich legte einen Arm um die Schulter und führte sie weiter zu den anderen beiden Mädels, um es nicht zweimal erzählen zu müssen. Jill sah ziemlich gespannt aus, wohingegen Gina sehr gelangweilt und desinteressiert aussah. Es war sehr merkwürdig, doch auf eine gewissen Weise glich ihre Art der von Georg. Er war ebenfalls sehr schweigsam und sein Gesichtsausdruck war abwesend. Als wir alle zusammen in eine Art Kreis standen erzählte ich. „Alle Räume waren unverschlossen und leer- außer einer. Der ist so dolle verriegelt, sodass man wahrscheinlich Sprengstoff verwenden müsste, um die Tür aufzubekommen.“ Ich verdrehte die Augen. Doch riss mich zusammen und erzählte weiter. „Dieser Vereinschef hat mir ja von diesen Jungen erzählt. Und den wollen wir jetzt ausfindig machen, um ihn auszufragen. Und wir wissen auch schon wie. Mit Sicherheit gibt es irgendwo eine Akte im Büro des Chefs. Und die werde ich finden.“ Alle sahen mich skeptisch an, sodass ich einfach zum Büro ging und um die Ecke spähte. Mist. Herr Krämer sitzt wieder da und isst einen Döner. Warum ist er hier? Kann er nicht woanders essen?! Ich nahm mich zusammen und wollte gerade wieder zurück gehen. Ich drehte mich um und erschrak fast zu Tode. Da standen bereits alle aufgereiht und schauten mich aufmerksam an. Ich flüsterte so leise wie ich konnte. „okay. Ihr müsst ihn ablenken. Ähm. Georg und Robin, könnt ihr das übernehmen? Blödelt ein bisschen rum und wenn er kommt dann werde ich ins Büro gehen und ihr anderen gebt mir Deckung, okay?“ alle nickten. Georg und Robin gingen in Startposition und warteten bis wir hinter den Turnmatten verschwunden sind. Dann fingen sie an. Georg schmiss sich auf Robin und zusammen schrieen sie sich beleidigende Sachen zu. Und da kam auch schon Herr Krämer herausgestürmt. Sichtlich ärgerlich über die Störung und von den paar Schritten aus der puste. Sobald er wenige Meter von der Bürotür verschwunden war, schlich ich mich schnell hinein. Ich hörte sie von draußen klar und deutlich. Sie unterhielten sich lautstark. Aber darauf konnte ich mich jetzt nicht konzentrieren. Ich suchte nach Akten, doch überall wo ich hin sah waren nur Süßigkeiten. Doch plötzlich sah ich einen hellbraunen Umschlag, ziemlich schmierig. Ich machte ihn auf und las eine Weile. Volltreffer. Der Junge hieß Collin Schneider und er müsste bereits um die 50 sein. Ich suchte Stift und Zettel und schrieb mir seine damalige Adresse auf. Vielleicht wohnte dort jemand der mir sagen kann, wo er momentan lebte. Es war wenigstens ein Versuch wert. Als ich fertig war steckte ich mir den Zettel in die Hosentasche. Als ich hochblickte, rutschte mir das Herz in die Hose. Herr Krämer stand mit hochrotem Kopf vor mir. Wie lange stand er da schon? Vermutlich nicht lange denn er sah mich fragend an. „Jessica. was machen Sie denn hier?“ –„ ich äh ich habe Sie gesucht.“ Er lächelte ein wenig und setzte sich auf seinen Stuhl, der unter seinem Gewicht zusammensackte. „na jetzt haben Sie mich ja gefunden. Tut mir Leid ich musste zwei Rebellen zeigen wie man sich benimmt.“ Ich lachte unecht. Hörte aber sofort auf, denn man hörte meine Nervosität. Er schaute mich verwirrt an. „also Jessica, was kann ich für Sie tun?“ Mist. Ich suchte verzweifelt nach einer Notlüge. „Wie.. wie war Dennis denn? Ein guter Kickboxer?“ dämlich. Als seine Freundin müsste ich das ja wohl wissen, vor allem weil ich bei jeden Kampf dabei gewesen war. zum Glück fiel es Herrn Krämer nicht auf und er antwortete. „ich weiß es nicht genau, ich war nicht sein Trainer. Aber so wie ich das gesehen habe, war er super.“ Ich nickte. „okay, mehr wollte ich nicht wissen. Vielen Dank.“ Er schaute wieder verwirrt, doch nickte bloß und holte seinen Döner heraus. Die Akte lag immer noch auf den Tisch als ich hinaus ging, doch ich hoffte, dass er es nicht bemerken würde, da sein Tisch sowieso voller Schreibkram und Süßigkeiten voll lag.
Als ich draußen war winkte ich die Gang und meine Schwester zu mir und wir machten uns auf den Weg zur Bushaltestelle. Susan wollte mir erklären wie es kam, dass sie mir nicht bescheid sagen konnte, das Krämer zurückkam aber ich blockte sie ab. Es gab wichtigeres. „ ich weiß ungefähr wo die Straße von dem Typen ist. kommt.“ Mit diesen Worten stapften wir in den Bus und fuhren bis nach Masonstaße 23. genau dort hielt der Bus. „perfekt.“ Sagte ich freudig. „und er wohnt Masonstraße 21.also nach links.“ Wir gingen ein paar Meter und schon standen wir vor dem riesigen Haus von Collin Schneider. Ohne zu zögern klingelte ich. Endlich wollte ich den Mörder schnappen. Und dieser Mann wird mir hoffentlich helfen.
25. Das Geheimnis des Raumes
Die Tür ging auf und vor mir stand ein angetrunkener älterer Mann. „was wollt ihr?“ sehr unhöflich. „Sind Sie Collin Schneider?“ fragte ich ruhig. Er sah mich misstrauisch an. „wer will das wissen?“ – „ich. ich bin Jessica. und ich suche den Mörder meines Freundes. Sie könnten mir dabei behilflich sein. Hätten Sie kurz Zeit für uns?“ Er schien neugierig zu sein und winkte uns hinein. Drinnen angekommen bot er uns Sitzplätze an und stellte sich mit verschränkten Armen vor uns. „Also? Wie kann ich dir schon helfen, Mädchen?“ ich sah ihn genau an. „Sie waren vor vielen, vielen Jahren in den Raum des Trainers Piers. Richtig?“ Er ließ die Arme sinken und starrte mich an. „Warum bist du hier?“ –„ ganz einfach, Herr Schneider. Ich möchte wissen was Sie gesehen haben.“ Er ließ sich auf den Sofa sinken. „Du weißt des bereits. Oder?“ – „mir wurde gesagt, dort sind Leichen.“ Jetzt sah er wütend aus. „hast du eine Ahnung was du tust?! Ich war lange Zeit in Therapie deswegen! Ich konnte wochenlang nicht schlafen!“ – „und ich werde in Therapie gehen müssen, wenn ich nicht den Mörder meines Freundes finde! Ich bitte Sie. Alles was ich möchte ist, dass Sie mit mir zu der Polizei gehen. Mir glauben die sowieso nicht. Aber mit Ihrer Hilfe wird Piers gestellt.“ Er sah mich lange Zeit schweigend an. „na schön. Dann komm.“ Er stand auf und ging schon zur Tür. Wir rannten hinter ihm her. Er saß bereits in seinem großen Van und wir stiegen alle ein. Es war genug Platz, was kaum zu glauben war. Er fuhr los und ich schaute ihn an. „vielen Dank.“ – „ich mache das nicht nur wegen dir, glaub mir. ich will das dieses Schwein endlich hinter Gitter kommt.“ Ich lächelte. Hinter mir bekam Susan gerade Panik. „Sie haben getrunken! Sie dürfen nicht fahren!“ ich hörte Tyler „beruhig dich, es wird nichts passieren“ sagen. Als wir an der Polizeistation ankamen stolzierte Herr Schneider auch schon schnell aus dem Auto. Als ich die Tür des Vans aufmachte, war er schon fast an der Tür der Polizeistation. „Hey! Warum haben Sie es denn so eilig?!“ er schrie zurück: „weil ich sonst den Mut verliere.“ Ich lief hinter ihm her und merkte wie die anderen mir folgten.
Drinnen waren mehrere Sitzmöglichkeiten in bunten Farben und eine Menge Pflanzen. Die Fliesen sahen dagegen kalt aus. Zwei Polizisten unterhielten sich gerade als Herr Schneider mit mir im Schlepptau ihre Aufmerksamkeit beanspruchen wollten. „Guten Tag. Was können wir für Sie tun?“ fragte einer der beiden höflich. „ich möchte das sie sich einen Raum in dem Trainingsraum von Herrn Piers ansehen. In den Kickboxverein von Herrn Krämer. Ich war dort schon einmal drin. Als Kind. Dort sind Leichen.“ Die beiden Polizisten sahen uns zutiefst skeptisch an. „aha. Und warum sind Sie nicht schon als Kind zu uns gekommen?“ – „weil ich nicht den Mut hatte.“ Antwortete Schneider. „sagen Sie mal, haben Sie was getrunken?“ fragt der andere und lehnt sich vor um den Alkoholgestank einzufangen. Herr Schneider wirkte ein wenig benebelt. „äh ja. Aber..“ seine Stimme wurde fester. „aber das hat damit nichts zu tun. Wenn Sie mir nicht glauben, dann sollten Sie nach sehen. Sofort!“ ich zuckte beim letzten Wort zusammen. Die beiden Polizisten sahen sich eine Weile an. „na schön. Aber wenn sie unsere wertvolle Zeit missbraucht haben sollten, wird es teuer.“ Herr Schneider nickte bloß und wir warteten auf 4 Polizisten die mit uns nach draußen gingen. Ich stieg mit der Gang und Susan in den Van, während Herr Schneider den Polizisten die Adresse des Vereins übergibt. Dann kam er zum Auto und setzte sich wieder neben mich. Als er den Motor startete sagte er leise. „okay. Ich bring euch jetzt nach Hause. Ich hoffe ihr wohnt in der Nähe.“ – „Was? Nein, ich möchte mitkommen. In den Verein. Den Raum angucken.“ Sagte ich. Herr Schneider guckte mich einen kurzen Moment wütend an, ehe er sich wieder auf die Straße konzentrierte. „nein, das lasse ich nicht zu.“ Ich schrie: „wieso nicht?!“ seine Stimme war nicht weniger leiser. „Weil ich nicht will das du dir das antust!“ da war das Gefühl wieder. Schlechtes Gewissen. Er wollte bloß nicht, dass ich das mitansehen muss. Die Leichen. Als er weitersprach war seine Stimme samten. „ich.. ich weiß wie das ist. so etwas zu sehen. Und ich möchte nicht, dass ihr das auch noch sehen müsst. Keine Diskussion. Also wo wohnt ihr jetzt genau.“ Ich hielt meine Klappe für den Rest der Fahrt. Die anderen schilderten Herrn Schneider genau, wo sie wohnten und er setzte einen nach den anderen ab. Susan und ich waren die letzten und als wir ausstiegen, sagte er noch zu mir. „ich melde mich, wenn es Neuigkeiten gibt. Versprochen.“ Ich nickte und ging mit Susan ins Haus. Meine Mutter war stocksauer, dass wir erst so spät nach Hause kamen, fragte jedoch nicht wo wir waren.
Herr Schneider hielt sein Versprechen und rief noch am selben Abend an. Ich ran zum Telefon. „Hallo?“ – „Jessica? Hier spricht Herr Schneider.“
Ich lächelte. „Hallo. Was gibt’s?“ es blieb lange still. „Herr Piers wurde festgenommen. Es wurden 19 Leichen gefunden.“ Ich schluckte. Gott sei Dank haben wir den Raum nicht aufbekommen. „also ist der Mörder von Dennis endlich geschnappt worden? Wow.“ Ich lachte. „vielen, vielen Dank.“ Ehe er noch etwas erwidern konnte, legte ich auf. Ich schrie durchs ganze Haus. „Mom, Dad, Susan. Wir haben was zu feiern! Dennis Mörder wurde gefasst!“
26. viele Mörder, aber immer noch nicht der richtige
die nächsten Tage waren schön. Wir lachten viel, weil endlich der Mörder von Dennis hinter Gittern saß. Es war zu schön um wahr zu sein. Und das war wortwörtlich. Denn nach einer Woche rief die Polizei bei uns an. Meine Mutter ging jedoch ans Telefon. Wir saßen gerade alle am Küchentisch und lauschten. „Guten Tag.“ Hörte ich meine Mutter. „was?.. wie ist das möglich? Okay. Ja.. vielen Dank.“ Und sie legte auf. Verwirrt drehte sie sich zu uns um. „was ist los?“ wollte mein Vater wissen. Meine Mutter machte große Augen, sah aber nirgends hin. „ das war die Polizei. Herr Piers hat alle Morde gestanden, doch den Mord von Dennis gesteht er nicht. Außerdem hat er ein Motiv für die Tatzeit. Er ist nicht der Mörder von Dennis.“ Sofort war meine gute Stimmung verloren und ich haute auf den Tisch. Danach ging ich die Treppe hinauf in mein Zimmer. Wie konnte das sein? So viele Mörder konnte es doch nicht geben. Ich glaubte endlich das ich den Mörder von Dennis gefunden hatte und nun war er es doch nicht. Aber wer konnte es sonst sein?
An diesen Abend ging ich früh ins Bett um meine Erkenntnisse zu überprüfen. Doch ich stand wieder auf null. Ich hatte keinerlei Ansatzpunkte. Also beschloss ich einfach zu schlafen und träumte. Mein Traum war so real. Ich fiel in ein schwarzes Loch, ähnlich wie an dem Tag als Dennis starb. Und unten angekommen, fing mich niemand auf und ich zersplitterte in tausend Teile. Ich fühlte den Schmerz. Als ich früh morgens aufwachte war ich voller Schweiß und ich ging ins Bad um mich abzuduschen. Als ich fertig war zog ich mir frische Kleidung an- eine Jeanshose und eine weiße Bluse und frühstückte ausgiebig. Alleine. Meine Eltern waren unterwegs auf den Markt, um frisches Obst zu besorgen und das gab es nur ganz früh. Susi schlief wahrscheinlich noch. Also beschloss ich ein wenig spazieren zu gehen. Es war noch dunkel und ich fragte mich wie spät es sei, weil ich nicht auf die Uhr gesehen hatte. Auf einmal hörte ich Geräusche hinter mir. nur Einbildung, Jessi. Nicht real. Doch diese Gedanken beruhigten mich nicht. Ich ging immer schnell. Doch die Geräusche hinter mir wurden auch immer lauter und plötzlich sah ich nichts mehr. Ich wusste nicht wo ich war. ich wurde auf den Boden gedrückt und eine Art kleiner Kartoffelsack wurde über meinen Kopf gezogen. Ich schrie wie am Spieß, doch niemand hörte mich. Ich war so voller Panik, sodass ich wild um mich schlug. Aber schon nach einen paar Sekunden, packten zwei starke Hände meine Handgelenke. Er war nicht allein oder er hatte vier Hände, was völlig unsinnig war, denn mir wurden Fesseln angelegt während mich die anderen Hände festhielten. Erst dann wurde ich hochgehoben. Ich schrie wieder. Diesmal lauter. Und schon war ich bewusstlos. Ich musste einen Gegenstand gegen den Kopf geschlagen bekommen haben oder einfach nur eine harte Faust.
Als ich erwachte, war ich in einen dunklen, leeren, großen Raum und auf einen Stuhl gefesselt. Mein Kopf war völlig frei, doch ich spürte die klaffende Wunde. Ich versuchte mich vergeblich von den Fesseln zu befreien, bis ich Schritte hörte. Ich blickte auf und meine Augen fielen mir fast aus den Kopf. ich konnte es nicht fassen. Diese Person. Damit hätte ich nicht gerechnet. Schließlich hatte ich ihr vertraut. „Guten Morgen. Gut geschlafen?“ sagte Gina selbstgefällig. Ich schaute sie wütend an. „was hat das zu bedeuten, Gina?“ „es bedeutet, dass wir die Mörder deines geliebten Freundes sind.“ Sagte eine andere Person die sich langsam näherte. Als er ins Licht kam sah ich sein Gesicht. Georg. „WAS?!“ schrie ich und versuchte mich zu befreien. Ich war definitiv in Gefahr. Denn nun wusste ich zu viel. Viel zu viel.. „du hast schon richtig gehört, meine Liebe.“ Sagte Gina giftig. Ich holte tief Luft. Das wollte ich wissen. Das war mein Wunsch. Zu wissen wer Dennis tötete. Das war ich ihm schuldig. „Wieso?“ fragte ich. Georg kniete sich vor mich hin. „weil er zu viel wusste. Genauso wie du.“ Das war eine Morddrohung, ohne Zweifel. Doch ich wollte mehr wissen. „und was wusste er, was euch so wütend machte?“ Gina setzte sich auf den Boden. Ganz lässig, als ob wir uns unter Freunden unterhielten. Im Grunde waren wir sogar Freunde. Doch nun sind wir Feinde und es ekelte mich, mit den Mördern meines Freundes rumgehangen zu haben. Gina sah mich freundlich an. „Er wollte uns bei den Bullen verpfeifen. Er hat mitbekommen, dass wir dir Drogen verkaufen wollten, als wir darüber sprachen, hat er gelauscht.“ Ich war perplex. „ihr wolltet mir Drogen verkaufen?!“ Georg lächelte grimmig. „ja, weil wir wussten, dass deine Eltern viel Geld haben.“ Das stimmte. Meine Eltern waren sehr wohlhabend. Und daraus machten sie auch kein Geheimnis. Georg sprach laut und hasserfüllt weiter. „aber wegen diesem Jungen saßen wir ganz schön in der Scheiße! Nur weil er dich beschützen wollte!“ ich wurde wütend. Nein, nein das konnte nicht sein. Nicht deswegen. Ich platzte fasst vor Wut. „sagt mir nicht, ihr habt ihn umgebracht nur weil er zur Polizei wollte, euch wegen euren Drogen anzeigen wollte!“ Gina zog die Augenbrauen hoch, als sie meinen Wutausbruch erfasste. „tja, aber wir sind beide vorgestraft. Und dann hätten wir ganz schön lange im Knast rumsitzen müssen.“ Ich schrie ihr so laut ins Gesicht wie ich nur konnte. „NA UND?! Ist das Dennis Schuld nur weil ihr dumm seid und irgendeine Scheiße baut! Und außerdem werdet ihr nun wegen Mordes in den Bau gehen!“ Georg stand auf. „wegen zweifachen.“ Verbesserte er. Dann summte er. „gleich wegen zweifachen.“ Gina war sehr wütend. „wir gehen nicht in den Bau! Das kann ich dir versprechen. Der Mörder deines dummen Freundes wird niemals gefasst werden- wir werden niemals gefasst werden!“ ich spuckte ihr ins Gesicht. Und damit habe ich meine Lebenszeit verkürzt. Sie warf sich auf mich, sodass der Stuhl samt uns beiden zu Boden geht. „GIB MIR DAS MESSER!“ schrie sie Georg zu. Doch der antwortete nicht, gab ihr auch nicht das, wonach sie verlangte. „Georg?!“ sie drehte sich um. Und dann wurde sie auch schon weggezogen. Ich hatte Panik. Was ist passiert? Wurde sie etwa von Georg weggezogen. „Scheiße lass mich los!!“ schrie Georg. Weiterweg schrie Gina. „oh na super!“ ich hielt ganz still und dann stand auf einmal Herr Schneider über mir. „Hey Jessica.“ ich musste lächeln über diese Begrüßung. Er machte mich los und endlich konnte ich aufsehen. Viele Polizisten standen da. Gina und Georg wurden gerade hinausgeführt. Auf der anderen Seite stand die Gang, die nun nur noch aus 3 Personen bestand und meine Familie die nun zu mir gerannt kommt. Ehe sie da waren, konnte Schneider noch zu mir sagen: „tut mir leid, dass wir erst ein wenig später eingegriffen haben. Wir wollten ihr Geständnis hören, dass sie dich umbringen wollte, als sie das Messer wollte. Georg haben wir geschnappt als Gina von dem Knall auf den Boden abgelenkt war. wir haben ihm dann den Mund zugehalten.“ Er erzählte dies so schnell, dass ich Schwierigkeiten hatte, ihm zu folgen. Dann kam meine Familie und sie nahmen mich in den Arm. Ich versicherte ihnen, dass es mir gut ginge und sie sich keine Sorgen machen müssten. „Wie habt ihr das gewusst? Das ich entführt wurde?“ Susan lächelte mich an. „sagte Robin nicht, dass die Gang auf dich aufpasst?“ sie kicherte kurz. „na ja. Robin, Tyler und Jill sind Georg und Gina gefolgt als sie meinten sie machen sich auf die Suche nach ein bisschen Alkohol. Keiner hat ihnen getraut und so haben sie gesehen wie sie dich überfallen haben. Tyler und Robin sind euch dann gefolgt und Jill hat mich geholt damit ich Mom, Dad und die Polizei anrufen konnte. Danach haben wir Tyler und Robin angerufen, damit sie uns sagen konnten, wohin sie dich gebracht haben.“ Ich lächelte nahm sie in den Arm und ging dann zu den drei Gangmitgliedern. „Hey. Geht es dir gut, Jessi?“ fragte mich Tyler sofort. Ich nahm sie alle gleichzeitig in den Arm und sagte: „Ja, danke euch. Ohne euch wäre ich jetzt...“ – „bist du ja Gott sei Dank nicht.“ Sagte Robin.
27. Happy End mit bitteren Nachgeschmack
alles hatte sich zum guten gewendet. Herr Piers, Felix und natürlich auch Georg und Gina waren im Gefängnis und ich besuchte regelmäßig die Mutter von Dennis. Sein Stiefvater war komischerweise nett zu mir, obwohl ich seinen Sohn ins Gefängnis brachte. Er war sehr dankbar, dass er nicht mehr töten konnte. Auch Jason Piers besuchte ich. Dennis mochte ihn wirklich. Und er konnte wirklich nichts für das Vergehen von seinem Vater. Natürlich nahm ich nicht an den Wettkampf teil und somit konnte Jason seinen ersten Platz mit seinem neuen Trainer machen. Ich freute mich für ihn und ich hatte alle Sachen auf Dennis Liste an mich abgearbeitet, außer das mit der neuen Liebe. Herrn Schneider besuchte ich auch sehr oft und ich hing viel mit Jill, Robin und Tyler ab. Ab und zu kam Susan zu diesen Treffen mit, aber sie hing lieber mit ihren Freundeskreis rum. Natascha und Matze, die nun wieder zusammen waren, kamen auch regelmäßig vorbei.Am meisten machte ich mit meiner Familie, ganz besonders Susi. Wir waren so innig. Wir wussten alles von einander. Ich fühlte mich nicht mehr so gefesselt. Ich war frei, weil ich den Fall gelöst hatte.
„Jessica? Kommst du rein , es gibt gleich Abendessen.“ Rief meine Mutter nach draußen. Ich stand auf der Terrasse und beobachtete den Sonnenuntergang. „gleich Mom!“ ich ließ den leisen Wind durch mein Haar sausen und dachte wieder an den Tag in Kolleburg. Ich holte tief Luft und lächelte. Dennis. Er ist wie die Luft. Ich kann ihn nicht sehen oder spüren, aber ich weiß das ich ihn brauche und er um mich herum existiert. Deswegen wird er in meinem Herzen sein.
Für immer.
Texte: Alle Rechte liegen bei mir, das Cover wurde von meiner netten Freundin zu Verfügung gestellt.
Tag der Veröffentlichung: 03.08.2010
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