Freunde bis zum Tod
Mein Name ist Kaici McCartney und ich bin 14. ich war in einen Jungen namens Jeremy Stuard verliebt, was ich aber vor jedem geheim hielt. Ich war immer für ihn da, doch er nie für mich. ich war trotzdem von ihm begeistert und schrieb mehrmals in mein Tagebuch: „Liebe macht süchtig, ich bin abhängig von Jeremy!“
Aber Dinge ändern sich....
„Kaici! Wach endlich auf! Du musst zur Schule!“, rief mein Dad die Treppe hinauf. Ich hatte nur noch ihn. Meine Mutter ist vor 3 Jahren an Krebs gestorben, deswegen ist mein Vater nun auch in die Rolle von meiner Mutter geschlüpft.
Es war Montag und ich war noch total erschöpft vom Wochenende-Party bei meiner besten Freundin Luna (Jeremy war auch da..). wenn es nach mir gegangen wäre, wäre ich jetzt in meinem kuscheligen Bett geblieben. Aber es ging ja nicht nach mir, sondern nach meinem jetzt schon wütenden Vater.
Also schwang ich mich aus meinen Bett-noch leicht wacklig auf den Beinen- und ging ins Bad mit den Worten: „Bin schon unterwegs, Dad!“
Als mein Vater bei der Schule hielt sagte er: „ Ok mein Schatz. Ich hol dich dann nach der Schule wieder ab. Viel Spaß! Und viel Glück bei der Mathearbeit!“
Mathearbeit. Ich stöhnte auf. Mathe liegt mir von allen Fächern am wenigsten und heute würden wir eine Arbeit schreiben, von einem Thema, von dem ich noch nicht mal den Namen kannte.
Mein Vater störte meine fürchterlichen Gedanken, als er sich zu mir herüberlehnte und mir einen Abschiedskuss verpassen wollte. Ich werte ihn mit meiner Hand ab.“ Dad! Ich bin kein Kleinkind! Außerdem sind hier schon voll viele Leute!“, sagte ich genervt. Mit diesen Worten machte ich die Autotür auf und stieg schwungvoll aus seinen Volvo. „Bis dann!“, rief ich noch, würdigte ihm aber keines Blickes, sondern schlug im gehen -zu Luna- die Tür zu. Ich war ganz erpicht darauf mit ihr zu sprechen. Über die Party. Über Jeremy. Ganz unauffällig über Jeremy(selbst sie weiß nicht das ich für ihn schwärme).
„Hey süße!“, rief ich ihr von weiten zu. „Hey Key!“, rief sie mir lächelnd zurück. Key. Ich hasste diesen Namen. Schlüssel. Na toll. Was ist das für ein Name? Ich stellte mir immer einen rostigen, alten, gammeligen Schlüssel vor, der auf dem Dachboden liegt und verstaubt, weil jemand ihn dort vergessen hatte. Und das wiederum erinnerte mich jedes Mal daran, dass mich alle vergessen würden, wenn ich einmal nicht mehr da war. Aber darauf wollte ich mich nicht konzentrieren, es gab im Moment wichtigeres als meinen ätzenden Spitznamen.
Als ich bei ihr war, nahm ich sie kurz in den Arm und dann sprudelten auch schon die Worte aus mir heraus.“ Wow. Die Party war der H a doppel m a! total tolle Music und total süße Typen. Chris hat dir ja ganz schöne Augen gemacht oder?” Ich zwinkerte. Natürlich wusste ich, dass sie total für ihn schwärmte und er schien auch nicht abgeneigt zu sein. Was für ein Glück sie doch hatte.. Sie lachte verschämt und nervös. „ Ach quatsch. Aber erzähl mal, wen fandest du am süßesten?“ Ich schwieg eine Weile. Dann sagte ich:“ Ach.. niemanden.. aber hast du Jeremy gesehen? Nicht das es mich interessiert, aber er sah eigentlich ganz...süß aus oder?“ Sie starrte mich an. Ich ging schnell noch mal alles durch was ich gesagt hatte. Ich suchte nach Anzeichen dafür mich verraten zu haben. Nach einer Weile sagte sie:“ Ich hoffe das sagst du nur zum Spaß. Wie kannst du diesen Typ süß finden, nach alldem was der dir angetan hat?! Ich meine als deine Mutter gestorben ist, hat er nur Witze darüber gemacht, obwohl du ihn davor jeden verdammten Tag getröstet hast!“ yich schaute nach unten. Diese beleidigenden Szenen, wo er sich über meine Mutter lustig machte, versuchte ich zu verdrängen. Die brachten mich immer wieder zum weinen. „Das ist schon 3 Jahre her..“, murmelte ich und hoffte sofort, dass sie es nicht gehört hatte. Doch das hatte sie und wurde rot vor Wut:“ Wie bitte?! Was macht das für einen Unterschied?! Er ist ein Ars-„ Ich unterbrach sie mit den Worten: „Lass uns zum Unterricht. Eh wir diese blöde Mathearbeit verpassen!“ Dann ging ich einfach los und merkte wie Luna mir schweigend hinterherlief. Ich wusste das sie auf das Thema Jeremy irgendwann in nächster Zeit zurückkommen wird und ich bereute es damit angefangen zu haben.
Nach der Schule ging ich schnell zum Parkplatz, um nicht in Lunas Fragen verwickelt zu werden. Und Gott sei dank stand da auch schon der Wagen meines Vaters. Er winkte mir zu ,ich schüttelte den Kopf ,stöhnte genervt und verdrehte die Augen. Als ich im Auto saß, war er fast wütend:“ Was soll das, Kaici?! Was hab ich dir getan?! Wie kannst du es wagen hier vor all den Leuten so eine Show abzulegen?!“, rief er. Ja, den Spruch hatte er von mir. Er dachte, wenn er mit der Jugendsprache ankam, würde ich mehr Respekt zeigen. Tja, Fehlanzeige. Ich schrie zurück: „ Das hat doch keiner gesehen! Reg dich ab!“ er wurde rot vor Zorn und brüllte mir genau ins Gesicht:“ Deine Mutter wäre nicht stolz auf dich!“ Ich verstummte, als er die Worte aussprach. Ich sah ihn lange an, doch als ich merkte, dass ich Tränen in den Augen hatte, blickte ich nach unten auf meine Beine. Aus meiner Wut wurde Traurigkeit ,die niemand hätte stoppen können. Er schwieg ein wenig, dann sprach er sanft: „ Es..es tut mir so Leid, mein Schatz! Das hätte ich nicht sagen sollen! Es tut mir so Leid! Weißt du, es ist nur ich habe heute die Rechnung für unsere Wohnung bekommen und.. sie ist so hoch.. und weißt du ich...-“ Er verstummte, als ich meinen Kopf so hoch riss, dass meine Tränen gegen die Windschutzscheibe prasselten. Nun nahm die Wut wieder überhand: „ Achso ne alles klar Dad, dann verstehe ich das natürlich! Bah! Du kotzt mich an!“ Mit den Worten riss ich die Autotür auf und rannte in Richtung Wald. Ich hörte noch wie mein Vater „Key! Komm wieder her!“ schrie, doch ich ignorierte ihn.
Als ich endlich aufhörte zu rennen, schmiss ich mich auf den kalten Waldboden und schluchzte. Wie konnte er mir so etwas als Vater sagen? Würde meine Mutter wirklich so entsetzt sein, wenn sie mich sehen würde? Würde sie sich für mein Verhalten schämen? War ich wirklich ein so schreckliches Mädchen geworden? Ich weinte immer doller. Doch dann verstummte ich, als ich ein Geräusch hörte sehr nah bei mir und ich wünschte mir von Herzen, dass es nicht mein Vater war. Auf einmal hörte ich etwas knistern, spürte etwas neben mir, dann bellte ein Hund. Ich schaute auf und sah wie zwei Polizisten zu mir rannten. „Kaici McCartney? Alles ok? Bist du verletzt?“ –„Nein, ich bin nicht verletzt“ Aber das stimmte nicht. Ich war verletzt. Seelisch. Mein Vater hatte mich verbal verletzt. Ich stand auf und sagte:“ Lassen sie mich raten. Mein Vater? Ohh das der mich nie einmal alleine lassen kann ohne die Polizei zu rufen!“ Der eine Polizist sah mir in die Augen und sagte: „Mr McCartney war besorgt um dich. Er hat sich Sorgen gemacht, Kaici! Das was er gesagt hat, hat er nicht so gemeint.“ Ich machte große Augen und wurde wütend.“ Ich dachte er hätte kein Geld. Oder machen sie das kostenlos, PR zu überbringen?!“ Der andere Polizist schnaubte.“ Also Kaici das ist aber nicht angemessen! Das ist ja unerhört! Das-“ Der erste unterbrach ihn mit einer kleinen Spur von Tadel: „Bitte ! Das ist ein Kind! Endschuldige Kaici, ich meinte ein Teenager! Lass es einfach sein. Also Kaici. Wir bringen dich jetzt zurück nach Hause und dann kannst du und dein Vater in Ruhe reden!“ – „Ich will nicht mit dem reden!“ protestierte ich leise, doch er tat so, als hätte er mich nicht gehört und schob mich in Richtung Parkplatz.
Als wir vor unseren Haus hielten, sah ich auch schon meinen Vater zum Polizeiwagen laufen. Ich stieg genervt aus und mein Vater nahm mich in den Arm. Obwohl ich mich werte und ihn wegdrückte, ließ er nicht los. Er schaute dankbar zu den Polizisten die nun auch vor uns standen.“Vielen Dank! Das war sehr schnell!“ –„Und total unnötig! Ich wollte allein sein Dad! Und dann hetzt du mir die Bullen auf den Hals!“, sagte ich gereizt. Mein Dad zog mich zum Haus und winkte noch schnell den Polizisten zu. Als er die Tür schloss, verschränkte ich die Arme und sprach auch schon los:“ Was sollte das? Ich versteh dich nicht! Ich wollte allein sein!“ - „Allein sein kannst du auch in deinen Zimmer, Kaici!“, sagte er ruhig.“ Ich war so besorgt um dich“, fuhr er nach einer Weile fort.“Ich wusste ja nicht wo du warst! Ich habe solche Angst dich zu verlieren, mein Schatz! Und es tut mir wie gesagt wahnsinnig leid, was ich gesagt habe! Es kam einfach so raus.. aber ich verspreche, nein, ich schwöre, ich werde das nie mehr sagen!“ Ich nahm meine Arme nach unten, ich wollte nur noch eine Frage beantwortet bekommen. Ich hätte ihn so viele Sachen an den Kopf knallen können, wie zum Beispiel: Verlieren? Ich wollte allein sein, nicht mich umbringen! Doch ich beließ es dabei und fragte ganz sanft und traurig:“ Meinst du wirklich Mum wäre nicht stolz auf mich?“ Er nahm mich in den Arm und diesmal werte ich mich nicht. „Natürlich wäre sie stolz auf dich, Kaici! Und es ist meine Schuld, dass du dich manchmal etwas ... unhöflich benimmst! Du bist in der Pubertät. Damit kenne ich mich nicht aus und na ja da muss man sich anders verhalten als Vater.. nicht gleich ausrasten.“ Ich schwieg. Nach ein paar Minuten befreite ich mich aus seiner Umarmung und ging nach oben in mein Zimmer. “Bringst du mich zum tanzen? Ich zieh mich nur schnell um.“ Ich wusste die Antwort bereits. Sie lautete wie immer:“ Ja natürlich“ –mein Vater verwöhnt mich in letzter Zeit sehr, weil er denkt, dass meine Traurigkeit vom Tod meiner Mutter wieder hochgekommen ist.
Also zog ich mir schnell meine bekäme Jogginghose und ein T-Shirt an und ging nach unten zum Wagen. Dort wartete auch schon mein Vater und ich stieg schweigend in das Auto. Er fuhr los. Tanzen ist mein Leben. Ohne Tanzen könnte ich nicht. Es befreit mich von meinen Sorgen. Ich erschrak. Luna. Luna ist auch in mein Tanzverein und sie stand direkt neben mir bei unseren neuen Tanz! Ich war mir sicher das sie irgendein Zeitpunkt finden würde um über Jeremys Fehler zu sprechen, auch wenn es mitten beim Tanzen ist. Sie ist so eine Labertasche.
Als mein Vater mich ansah, wusste ich, dass wir da waren und er schon seinen Volvo zum stehen gebracht hatte. Wenn ich in meinen Gedanken vertieft war, bemerkte ich alles um mich herum überhaupt nicht. Mein Vater wusste das und fing an zu schmunzeln.“ Na was wurmt dich jetzt wieder Key?“ Ich schaute ihn an. Was sollte ich ihm sagen? Das ich über Jeremy nachdachte, der über meine Mutter nach ihrem Tod, Witze gerissen hatte ,ich aber in ihn bedingungslos verliebt war? Und das meine beste Freundin mich jetzt ausfragen will? Nein, ganz sicher nicht. Aber was dann?
Mein Vater musste lachen:“ Key! Du musst es mir nicht erzählen! Nun geh schon!“ Ich freute mich innerlich. Keine Ausreden. Eins sagte ich aber trotzdem noch zu ihm, beim aussteigen: „ Dad. Eine Sache noch: Nenn mich bitte nicht Key. Schlüssel ist kein schönes Wort für mich.“ Er lachte aber auch halb verwundert was an Schlüssel so besonders schlimm war. Ich schlug die Tür zu und ging zum Haupteingang des Tanzvereins. Da wartete auch schon Luna. Als ich lächelte, sah sie mich immer noch ausdruckslos an. Sie hatte das Gespräch vor der Schule also immer noch im Kopf. Na super.
Aber was mich wunderte, sie schwieg die ganze Zeit und ich fragte mich was sie wohl für ein Spielchen spielte. Wollte sie mich nur mit Ignoranz bestrafen? Oder hatte sie andere Gründe so schweigsam zu sein?
Nach der Tanzstunde fragte ich sie dann, was los sei und sie fing an zu weinen.“ Meine Eltern haben sich getrennt, Kaici. Heute! Sie meinten es liefe bei ihnen schon lange nicht mehr so gut und sie stritten nur noch. Und dann sagten sie es wäre das beste, wenn sie sich scheiden ließen.“ Ich nahm sie in den Arm. Ich konnte ihren Schmerz verstehen. Schließlich wusste ich es, nur mit einem Elternteil zusammen leben zu müssen. Auch wenn die Gründe verschieden waren. Ich umarmte sie fester. So standen wir mindestens 10 Minuten und sie hörte trotzdem noch nicht auf zu weinen. Die Arme. Aber in letzter Zeit passiert ziemlich viel mit den Eltern der Schüler meines Jahrgangs. Viele trennten sich. Aber das ist bei allen Mitgefühl nicht so schlimm als einen Elternteil komplett zu verlieren. Nach einer Weile sagte sie:“ Eltern können so kompliziert sein! So scheiße! Mal gut, dass du so einen netten Vater hast!“ Sie nuschelte so sehr, dass ich sie fast nicht verstand. Ich antwortete von ganzem Herzen:“ Ja, obwohl mein Dad manchmal ziemlich überreagiert und so, ist er immer noch ein toller , lieber und netter Vater!“ Ich wartete eine Weile, bis sie mich prüfend ansah und dann lachte ich. „Ja, ich mein es ernst! Ich weiß meinen Vater wirklich zu schätzen! Aber deine Eltern sind mit Sicherheit genauso toll! Nur weil sie sich nicht mehr lieben, heißt das nicht, sie haben sich überall verändert! Und vor allem ändert sich nichts daran, dass sie dich lieben. Ich bin für dich da Luna, okay? Alles ist gut!“ Sie lächelte mit verheulten Augen und rief: „ Du bist die beste!“ Mit diesen Worten gingen wir zum Parkplatz. Ich staunte, als ich Lunas Dad winken sah und sie fröhlich zu ihm rannte. Ich winkte ihr kurz hinterher und ging dann stur geradeaus zum Volvo meines Vaters. Ich stieg lächelnd zu ihm ins Auto und wollte gerade:“ Hey Dad!“ sagen, doch diese Worte blieben mir im Halse stecken, als ich sein trauriges, verschämtes Gesicht sah. „Dad? Was ist denn los?“- „Nichts, mein Schatz. Ich erkläre es dir, wenn wir zu Hause sind..“ Das gefiel mir gar nicht. Ich wollte unbedingt JETZT wissen was los war. Was verheimlichte er mir, was so schlimm war? Ich war so voller Neugier, dass ich im Auto hin und her zappeln musste, um nicht auszurasten. Als wir endlich an unseren Haus hielten, sprang ich aus den Wagen. „Also Dad. Was ist los?“ – „Lass uns ins Haus gehen, Kaici!“, sagte er niedergeschlagen. Ich ging schnell ins Haus und wartete an den Küchentisch, wo immer noch 3 Stühle standen. Dann kam er endlich und ließ sich auf den Küchenstuhl fallen. Er nahm ein Arm vor sein Gesicht. Mein Gott. Was hatte er denn bloß? So hab ich ihn schon lange nicht mehr gesehen. Er tat mir sehr leid. Als ich nichts sagte, blickte er auf, um mir in die Augen zu sehen. Dann guckte er wieder auf seine Hände, die nun auf der Tischplatte lagen und fing an zu sprechen. „Kaici..mein Schatz.. weißt du manchmal im Leben funktioniert nicht alles nach Plan. Und ich weiß, dass du heute schon sehr viel durchgemacht hast aber.. es gibt noch etwas, was ich dir sagen muss.. Ich soll dir doch immer alles sagen.. „ –„ Dad! Was willst du mir sagen?“, unterbrach ich ihn aus seinen Stammelein. Er stockte und sah mich verschämt und niedergeschlagen an: „ Key.. ich habe kein Geld mehr um die Wohnung zu bezahlen und die einzige Möglichkeit ist,..dass du.. mit tanzen aufhörst. Die Kosten des Vereins sind zu hoch. Es tut mir leid, dass du unter etwas leiden musst, was ich..“ Ich unterbrach ihn wieder: „WAS?!“ Ich bereute alles, was ich über ihn zu Luna gesagt hatte. Er verlangte von mir, dass ich mein Traum aufgebe. Nun wurde ich wieder wütend: „ Was soll das heißen? Das meinst du doch nicht ernst! Du bist nicht so ein Egoist oder?!“ Nun schrie er auch ein wenig: „ Kaici! Wenn du lieber zum tanzen gehen möchtest und dafür auf der Straße leben möchtest, dann nenn mich einen Egoist! Aber ich glaube kaum, dass das dein Wunsch ist!“ Ich schwieg. Da hatte er recht. Ich hatte nichts mehr zu sagen. Nun rannte ich in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir zu. Ich wollte nur noch allein sein. Allein mit meinen Sorgen, die mich quälten. Alles an einen Tag. Das war eine Qual! Ich nahm mein Tagebuch und schrieb einfach drauf los:
Liebes Tagebuch,
es ist der schlimmste Tag seit..ich weiß nicht. Mein Vater war heute besonders drin verwickelt. Erst hat er mir ein schlechtes Gewissen gemacht, indem er sagte Mum wäre nicht stolz auf mich und dann verlangte er auch noch, dass ich mit tanzen aufhören solle. Das ist doch das Letzte! Ich wünschte Mum wäre hier. Wir könnten ein Mutter-Tochter-Gespräch führen. Sie würde es verstehen. Es wäre nicht dasselbe es mit Dad zu führen.. er hat keine Ahnung von Mädchenproblemen. Na ja.. eins würde meine Mutter bestimmt auch nicht verstehen.. wie ich einen Jungen wie Jeremy lieben kann. Aber er ist der coolste der Schule. Total beliebt. Er bekommt jedes Mädchen.
Ich geh jetzt schlafen -falls ich kann- und schreibe dir morgen vielleicht. Gute Nacht
Kaici
„Kaici! Steh jetzt auf! Ich verstehe nicht warum ich jeden Tag die Treppe hoch brüllen muss, weil du nie aufstehst!“, rief mein Dad. Ich lag wieder mal früh am morgen im Bett und hatte keine Lust aufzustehen. Ich war die halbe Nacht wach. Ich konnte einfach nicht schlafen. Warum aufstehen? Was habe ich davon? Es kann ja nur noch schlimmer werden. Mein Leben, alles vorbei. Aber dann fiel mir etwas ein, was mich dazu brachte aufzustehen. Luna. Ich hatte ihr versprochen für sie da zu sein. Und dieses Versprechen werde ich halten. Sie ist meine beste Freundin und als es mir schlecht ging, war sie auch immer für mich da. Und Jeremy wollte ich auch wiedersehen.
Wie jeden Tag brachte mich mein Vater zur Schule. Diesmal schweigend. Ganz untypisch für ihn, aber er hatte wohl immer noch ein schlechtes Gewissen wegen gestern. Zu recht. Ich stieg aus und ging ohne ein Wort zu Luna. Sie sah mir an, dass ich irgendetwas hatte und fragte mich gleich aus. Ich konnte mich nicht zurückhalten also erzählte ich ihr, dass ich mit tanzen aufhören musste. Sie erschrak und nahm mich fest in den Arm. Sie wusste was tanzen mir bedeutete. Nach einer Weile fragte ich sie nach ihren Eltern. Sie strahlte bis über beide Ohren. „Sie wollen es doch noch einmal probieren.“ Erzählte sie stolz. Na super. Dann bin ich also um sonst aufgestanden. Ich ließ mir meine Gereiztheit dennoch nicht anmerken und nahm sie lächelnd in den Arm. „Das freut mich, Luna!“ Und es freute mich wirklich für sie.
Plötzlich verkrampfte sich Luna in mein Arm und war wie eine Statur. „Was ist los?“, fragte ich sie. Aber sie antwortete nicht. Ich befreite mich aus ihrer Umarmung und sah sie an. Keine Reaktion. Also sah ich in die Richtung wo sie auch hinstarrte und als ich sah, was da war, war es ein Gefühl als hätte man mir mein Herz herausgerissen und zerquetscht. Dort stand Jeremy und die Schlampe der Schule, Sandy. Und das schlimmste war, dass sie knutschten. Mir wurde schwindelig und ich bemerkte, dass ich nicht atmete. Wäre ich bloß im Bett geblieben. Alles ist vorbei. Alles wurde mir genommen. Alles. Was habe ich bloß getan, dass ich das verdiente? Ich verstand die Welt nicht mehr. Mir liefen die Tränen über die Wangen und ich wischte sie mir schnell weg, als ich daran dachte, dass viele Schüler auf den Hof waren und niemand wissen sollte, dass ich ihn liebte und mir der Anblick Schmerzen bereitete.
„Na das passt ja super. Herr Arschloch und Frau Schlampe“, sagte Luna missbilligend.
Auf einmal spürte ich einen leichten Druck an meinen Arm. Luna zog mich am Arm und sagte:“ Komm, lass uns gehen.“ Ich ließ mich einfach mitziehen. Ich war vollkommen in Trance.
In der ersten Stunde hatten wir Geschichte. Ich setzte mich auf meinen Platz neben Luna und starrte auf die Tafel. Herr Fiete war schon da und erzählte irgendetwas über das Mittelalter. Ich konnte nicht zuhören. Ich war immer noch mit den Gedanken bei Jeremy und der Schlampe. Sie sind jetzt also zusammen. Ein Paar. Jeremy und Sandy. Es wird also niemals Jeremy und Kaici heißen. Was habe ich mir dabei gedacht? Er wird mich niemals wollen. Auf einmal spürte ich einen Schlag auf meinen Arm. Luna flüsterte meinen Namen. Sie holte mich aus meinen Gedanken und ich sah das Herr Fiete mich ansah. Er war wütend. Wie lange stand er schon so vor mir? Er sprach langsam. Beherrscht. „Kaici, würdest du jetzt bitte auf meine Frage antworten?“ Ich musste schlucken „Verzeihung. Was haben sie gefragt?“ Er schnaubte. Dann wiederholte er die Frage und ich antwortete. Er fuhr mit den Unterricht fort. Ich seufzte. Dann sah ich aus den Augenwinkeln wie Luna mich neugierig musterte. Dann seufzte ich noch einmal. Diesmal genervt. Ich wusste, dass sie mich diesmal nicht mit ihren Fragen davon kommen lassen würde. Ich konnte sie verstehen. Ich wäre wahrscheinlich auch so neugierig. Trotzdem wollte ich mit ihr darüber nicht reden. Sie könnte mich zu leicht durchschauen. Und ich will auf keinen Fall, dass sie weiß, das ich Jeremy liebe. Niemals.
Nach der Schule wollte ich schnell zum Parkplatz, doch Luna hielt mich am Arm fest und sagte:“ Kaici? Kann ich kurz mit dir reden?“ Na super. Ich musste einfach versuchen mich da rauszureden also sagte ich leise und mit gesenktem Kopf: „ Mein Vater wartet bestimmt schon..“ Doch sie fing schon an mit den Fragen: „ Was ist los mit dir? Du hast dich so verändert und das macht mir Angst! Du lebst in einer Traumwelt. Du vergisst alles um dich herum. Liegt es daran, dass du wieder an deine Mutter denkst? Ich verstehe dich nicht. Du bist so abweisend. Du willst nicht mehr mit mir reden. Oder liegt es daran, dass du nicht mehr meine Freundin sein willst?“ Jetzt klang sie schon verzweifelt. Sie tat mir leid. Sollte ich es ihr erzählen? Was würde sie zu mir sagen? Das ich verrückt war? Das wusste ich wahrscheinlich schon. Aber was – Luna unterbrach meine Gedanken indem sie mich rüttelte und mehrfach besorgt meinen Namen rief. Als ich sie wieder normal ansah, verschränkte sie ihre Arme vor der Brust. „Das meine ich, Kaici! Du bist nicht mehr bei uns!“ Ich konnte nicht mehr. Ich musste einfach die Wahrheit sagen: „ Okay, hör zu, Luna. Alles was du da gesagt hast, stimmt nicht im geringsten. Es ist-“ Sie unterbrach mich mit den Worten:“ Was ist es dann?“ Ich verdrehte die Augen. „ Das wollte ich dir doch gerade erklären. Aber eigentlich wollte ich es dir nie sagen. Niemanden.“ Ich stoppte, als sie mich mit großen Augen ansah. Dann sprach ich weiter: „ Also es ist so. oh Gott... okay.. also ich..ich.. liebe Jeremy. So jetzt ist es raus.“ Sie starrte mich an, bis ich mir total bescheuert vorkam, dann sprach sie. „Du tust was?! Hast du den Verstand verloren?!“ Ich schaute nach unten. Ich wusste das sie so reagieren würde. „Denk doch mal daran was er dir angetan hat? Was er über deine Mutter gesagt hat! Wie enttäuscht deine Mutter wäre!“ Ich blickte auf. Was hat sie da gesagt. Mir kribbelten die Hände, so sehr verlangten sie es meiner besten Freunden eine zu klatschen. Aber ich riss mich zusammen und schrie: „ DU MUSST ES JA WISSEN DU! DU KENNST MEINE MUTTER NICHT!“ Dann drehte ich mich um und rannte wieder mal in den Wald. Sie schrie hinter mir her „ Key! Komm wieder her!“ Doch genauso wie bei meinem Vater, ignorierte ich sie. Und wie am Vortag schmiss ich mich auf den kalten, harten Waldboden. Ich weinte. Ich hab kein Leben mehr. Warum nehmt ihr mir mein Leben?! Ist es nicht genug, dass ihr mir meine Mutter genommen habt?! Auf einmal fühlte ich einen unnatürlichen Windzug und blickte auf. Ich schrak zurück. Da saß doch tatsächlich plötzlich ein fremder Junge neben mir und musterte mich. „Ist das der Regen oder sind das deine Tränen die an deinen Wangen lang laufen?“ Jetzt erst realisierte ich, dass es wie verrückt regnete. Er hatte eine samtene Stimme, doch ich war immer noch zu sauer, um freundlich zu sein: „ Das geht dich nichts an! Verschwinde!“ Doch er beachtete meine Worte gar nicht. „Hallo. Ich heiße Mike“ Er hielt mir eine Hand hin, doch ich verschränkte meine Arme vor der Brust und guckte ihn bockig an. Das schien ihn zu amüsieren und ich guckte grimmig. „ Ich kenne deinen Namen sowieso schon.“ Ich schaute ihn genau in die Augen „Ach ja? Das glaube ich kaum. Ich kenne dich nicht und ich habe dich noch nie gesehen!“ Jetzt klang ich schon einwenig hysterisch. Er schaute ernst:“ Ich habe dich beobachtet. Du heißt Kaici McCartney, bist 14 und wohnst in der Kilkenstraße 12.“ Ich schaute ihn böse an und stand auf:“ Zieh deinen Psychoscheiß mit jemand anderen ab und lass mich in Ruhe! Ich brauche keinen verdammten Stalker!“ Ich wollte gehen, doch er hielt mich am Arm „Was fällt dir ein!“, stieß ich hervor. Er hörte die Panik in meinen Worten und sprach sanft: „Keine Angst Kaici! Ich werde dir nichts tun! Ich möchte bloß mit dir sprechen, wenn das möglich ist.“ Ich drehte mich von ihm weg „ Und worüber möchtest du mit mir reden?“ Er sprach immer noch sanft mit einer Spur von Ärger: „ Über Jeremy vor allem“ Ich drehte mich um und dachte sofort an Luna. Er kann es nur von Luna wissen. Wie ich sie in diesen Moment hasste. „Ich weiß es nicht von Luna“, sagte er plötzlich. Ich erschrak. Woher wusste er..? „Was willst du? Ich möchte nicht mit dir über Jeremy reden!“ Er kam auf mich zu und schaute mir direkt in die Augen, dann sprach er noch sanfter als zu vor:“ Und über deine Mutter?“ Ich schaute nach unten und murmelte „ Nein, danke..“ Er schien es zu hören, obwohl ich mir sicher war, dass er es eigentlich niemals hätte hören können, denn er sprach leise zu mir:“ Worüber möchtest du dann reden?“ Ich hätte mit ihm gerne über ihn geredet, wieso er mich beobachtete, warum er mit mir reden wollte, aber ich wollte mich nicht geschlagen geben also sagte ich „Über gar nichts mit dir!“ Er sprach schnell, als ob er meine Antwort bereits schon kannte: „Das glaube ich dir nicht! Du kannst mir ruhig sagen worüber du reden möchtest!“ Ich suchte nach einer Ausrede. „Mein Vater wartet sicher schon. Ich sollte gehen, damit er nicht wieder die Polizei ruft.“ Ich wandte mich zum gehen. „Er ist nicht auf den Parkplatz. Ich sagte ihm, dass ich mich mit dir unterhalten wollte und das ich dich zurückbringe sobald wir ein bisschen geplaudert haben!“ Ich drehte mich zu ihm um und schreckte sofort zurück, als er nur wenige Zentimeter von mir entfernt stand. Ich musste stottern. So nah war ich einem Jungen noch nie. „ Was...was..was ...willst ..du wissen?“ Er schmunzelte über die gestotterten Worte und sagte sanft „ Ich will alles über dich wissen, Kaici. Einfach alles. Du bist so anders. Nicht wie die anderen verrückten Mädchen die Jeremy lieben! Sie wollen ihn wegen seinen Aussehen. Aber du bist anders, du willst ihn nicht wegen seiner...Schönheit. Das sehe ich.“ Ich schluckte. „Du hast mir immer noch nicht erzählt woher du weißt, dass ich ihn liebe.. Ich habe es nur Luna erzählt und das ist erst ca. eine halbe Stunde her, aber du sagtest, dass sie es dir nicht erzählt hatte, dabei habe ich das gar nicht vermutet“, sagte ich daraufhin erstaunt. Er lächelte. Es war atemberaubend. So einen Jungen habe ich noch nie gesehen. Es gab auch niemanden, der etwas über mich wissen wollte. Ich war erstaunt. Als ich mit meinen Gedanken fertig war und bemerkte das er mir eine Antwort schuldig war, begann er endlich zu sprechen: „Du hast es vermutet, Key.“ Ich musste lachen. Mike guckte erstaunt. Damit hat er also nicht gerechnet. „Nenn mich bitte nicht Key. Weißt du ich möchte nicht wie ein Gegenstand benannt werden, der irgendwo auf einem Dachboden vergessen sein wird....“ – „Ich weiß. Aber Schlüssel. Das ist ein geheimnisvoller Name. Er steckt voller Geheimnisse, genauso wie du. Und außerdem, kann es auch bedeuten, dass du der Schlüssel bist, der die Herzen der Männer öffnet“, sagte er. Hörte ich da etwa eine Spur von Faszination heraus? Ich war jedenfalls fasziniert, von seiner Ansicht der Dinge. Ich sah ihn schweigend an. Ich versuchte etwas aus ihn heraus zu schmuggeln. Eine Antwort. Doch keine Chance. Sein Blick war zwar höflich, doch ausdruckslos, undurchdringlich. Nach einer Weile flüsterte er „Also Key. Warum liebst du Jeremy?“ Ich wunderte mich. Key war auf einmal ein toller Name für mich. So wie er ihn beschrieb war er atemberaubend. Fast so atemberaubend wie sein Lächeln, was sich jetzt auf sein Gesicht ausbreitete. Wenn es nicht unmöglich wäre hätte ich geglaubt, er könnte meine Gedanken lesen. Das wäre zu peinlich. Als er mich erwartungsvoll ansah, merkte ich, dass er ungeduldig auf eine Antwort wartete. „Nun ja.. ich spreche darüber mit niemanden.. und es wundert mich, dass ich es nun kann.. obwohl na ja, obwohl du ein Fremder für mich bist. Na ja Jeremy.. was liebe ich an Jeremy? Ich glaub es nicht .. ich weiß es...nicht“ Mike lachte „Das habe ich mir gedacht. An dem gibt es auch nichts was man lieben könnte..“ Ich sah ihn verärgert an: „Wieso? Kennst du ihn?“ Auf einmal war sein Blick eisig und kalt seine Stimme tonlos „Besser als du denkst! Wahrscheinlich besser als du! Obwohl er mich nur einmal sah, kenne ich ihn sehr gut“ Ich schaute auf meine Hände. Dann setzte ich mich auf den Waldboden. Das interessierte mich sehr. „Das musst du mir erklären“ Er setzte sich langsam neben mich und sah mir eine Weile in die Augen „Ich darf darüber mit niemanden sprechen, Kaici“ Nun war ich noch neugieriger. Ich lächelte „Ich kann Geheimnisse für mich behalten.“ Nun musterte er mich eindringlich „Ich weiß“, seufzte er. „Aber weißt du, es würde dich zu sehr erschrecken. Ich will ja nicht, dass du mir hier umkippst“ Er lachte. Mike sah befreit aus. Glücklich. „Ich bin nicht glücklich..“, sagte er niedergeschlagen. Ich runzelte die Stirn „Das habe ich doch gar nicht gesagt.“ – „Ja, aber mit Sicherheit hast du es dir gedacht!“, murmelte Mike. Er kam mir immer rätselhafter vor. Ich ging aber nicht weiter drauf ein und stellte ihn eine andere Frage „Du kennst ja meine Daten. Kannst du mir jetzt auch deine verraten?“ Plötzlich lächelte er wieder und hielt mir wieder sein Hand hin. Diesmal nahm ich sie und bereute es nicht. Sie war weich, aber ein wenig zu kalt. Ich sah die ganze Zeit auf unsere verschränkten Hände. „Ich heiße Mike Stanley und bin 15.“ Mike Stanley. Ein toller Name. Ein netter Junge. Ich hörte wie er in sich hinein lachte und blickte auf. Er schaute auf unsere Hände und ich bemerkte das wir sie schon viel zu lange ineinander verschränkten. Ich ließ sie los. „Okay. Danke. Aber sag mal woher weißt du das alles? Also nicht nur mit den Daten auch mit meiner Mutter und Jeremy.“ Er schwieg sehr lange. Je länger er schwieg, desto ungeduldiger wurde ich. Nach einer Zeit sah er mich endlich wieder an. „Na ja.. sagen wir mal so. Ich hab ein gutes Gehör.“ Ich verstand immer noch nichts. Schließlich entschloss ich mich aufzugeben und sprang auf meine Füße zurück. „Wir haben jetzt ein wenig geplaudert und jetzt sollte ich nach Hause gehen. Hat mich gefreut, Mike“ Er sprang auch auf, aber bei ihm sah es viel eleganter aus. Ohne Zweifel. Und schon wieder reichte er mir seine Hand. Und wie eben nahm ich sie ohne zu überlegen. „Es hat mich auch sehr gefreut, Kaici.“ Ich drehte mich um und ging schon ein paar Schritte, als ich wieder einen unnatürlichen Windzug im Rücken spürte und blickte über meine Schulter zurück. Dann blieb ich aber doch stehen und drehte mich ganz um. Mike war auf einmal nicht mehr da. Ich runzelte die Stirn und ging zurück zum Parkplatz. Vielleicht war Dad ja doch da. Ich überlegte auf den Weg dorthin, ob meine Fantasie mit mir durch gegangen war, aber ich bezweifelte es. Als er mich berührte, fühlte es sich so echt an und irgendwie habe ich mich zu ihm hingezogen gefühlt. Ich schüttelte den Kopf bei diesen Gedanken. Es ist ein Stalker. Ein Psychopath. Er hat dich beobachtet! Und weiß alles über dich obwohl er dich erst einmal gesehen hat, redete ich mir ein.
Als ich bei den Parkplatz angekommen war, stand da auch schon der Wagen meines Vaters. Ich flitzte hin und stieg schnell ein. „Wartest du schon lange, Dad? Tut mir leid!“ Er sah mein besorgtes Gesicht und schmunzelte „Ach quatsch. Ein netter Junge hat mich angerufen und sagte, dass du und Luna noch länger in der Schule bleiben musstet, wegen einen Projekt.“ Das kann ja wohl nicht wahr sein. Da ruft dieser Typ doch tatsächlich meinen Vater an. „Und wie ist es gelaufen? Habt ihr das Projekt fertig bekommen?“ Ich schluckte. Ich war eine schlechte Lügnerin „Ja, ja. War prima. Alles gut gelaufen. Sind auch schon fertig damit.“ Er dachte ein Moment über meine Worte nach, dann fuhr er aber doch los. Er merkte, dass ich hysterisch log, doch es schien ihm egal zu sein. Gott sei Dank..
In der Nacht dachte ich noch lange über Mike Stanley nach. Wie rätselhaft er war. Wie bedacht er darauf war, mich nicht zu kränken oder beängstigen. Wie süß er aussah. Wie weich seine Hände waren. Und ich versuchte mir zu erklären, wie er so schnell gekommen und gegangen war. So lange ich auch darüber nachdachte, mir fiel keine Lösung ein. Also beschloss ich einfach zu schlafen.
Am nächsten morgen musste mein Vater mal nicht zu mir hoch brüllen, denn ich stieg freiwillig beim ersten „riiiiing“ meines Weckers aus den Bett. Ich wollte unbedingt Luna von diesen sonderbaren Typen erzählen. ich wollte ihr verzeihen, schließlich war sie meine beste Freundin. Sie war völlig in Sorge. Und wenn ich meinen Vater verzeihen kann, dann auch meiner besten Freundin. Ich reckte mich kurz, dann ging ich ins Bad.
Am Frühstückstisch saß schon mein Dad und las wie immer seine Zeitung. Ich aß genüsslich mein Brot und fragte ihn „Was steht heute wieder sonderbares drin?“ Ich machte mich auf die Aussage: „Wie immer das gleiche“ gefasst, doch er antwortete etwas ganz anderes. „Ein Mörder läuft frei herum. Er tötet Kinder. Hier steht das er ausschließlich Kinder tötet, weil er selbst nie welche hatte. Spinner! Kaici, ich möchte nicht das du irgendwo alleine rumläufst!“ Ich schaute ihn ein wenig grimmig an: „ Du musst dir keine Sorgen machen. Ich bin ja kein Kind mehr und außerdem besteht die Chance das ich diesen Killer begegne bei eins zu einer Million!“ Er schaute missbilligend zurück. „Versprich es mir, Key!“ Ich verdrehte die Augen „Nur wenn du versprichst nicht mehr Key zu mir zu sagen!“ Er lachte über meine Bedingung und nickte.
Als wir an der Schule hielten, sprang ich aus den Wagen und rannte zu Luna. Sie schaute mich verschämt und voller Reue an und ich nahm sie als Zeichen, dass ich ihr verzeiht hatte in den Arm. Sie flüsterte nur: „Es tut mir leid“ dann als wir uns wieder entklammert hatten, redete ich auch schon los: „Mir ist gestern etwas merkwürdiges passiert. Kennst du einen Mike Stanley? Geht der vielleicht auf unsere Schule?“ Sie schaute mich verwirrt an. Nachdenklich. „Nein, noch nie von ihm gehört. Wieso merkwürdig?“ Ich schaute ihr in die Augen und erzählte ihr von den verrückten Nachmittag im Wald. Als ihr davon erzählte wie schnell er gekommen und gegangen war, verdrehte sie die Augen und unterbrach mich. „Kaici! Das glaubst du ja selber nicht! Ich mach mir langsam Sorgen.. geh doch einfach mal zum..Psychologen. er könnte dir helfen Key!“ Ich scharrte sie ungläubig an. Nach einer Zeit drehte ich mich einfach um und stakste in die Turnhalle. Sie kam mir schweigend hinterher.
Beim Sport dachte ich die ganze Zeit an diesen rätselhaften Mike. Jetzt bereute ich, dass ich mich auf den Heimweg gemacht hatte. Ich wollte nun so viel von ihm wissen. Am liebsten wäre ich jetzt in den Wald gelaufen und hätte nach ihm gesucht. Vielleicht nach der Schule.. Nein, das ist vollkommen ausgeschlossen. Ich habe es meinen Vater versprochen. Ich hatte ihm gesagt, dass ich mich nirgends allein herumtreiben sollte. Und in den Wald zu gehen, alleine, und auf einen fremden Jungen warten, dass war nun wirklich gegen die Abmachung. Und außerdem war Mike dort bestimmt sowieso nicht mehr. Als ich einen Ball am Kopf bekam, wurde ich wieder aus meiner Traumwelt geholt. Obwohl mich alle auslachten und Luna mal wieder besorgt zu mir herüber sah, war es mir in diesen Moment egal.
Nach der Schule verabschiedete ich mich schnell von Luna und ging zum Parkplatz, wo auch schon der Volvo meines Vaters stand. Ich hatte mir in der letzten Stunde eine Geschichte für meinen Dad ausgedacht, damit er wieder nach Hause fährt und ich in Ruhe im Wald nach Mike suchen konnte. Mir war schon etwas unwohl zu mute, weil ich ihn anlügen musste und dann auch noch mein Versprechen brechen musste. Naja eigentlich ja nicht, denn wenn ich Mike gefunden hatte, war ich ja nicht mehr allein. Aber ich beschloss ihn doch lieber anzulügen. Er schaltete den Motor an, als ich auf ihn zu kam. Ich machte bloß die Tür auf und sagte: „ Ich geh mit einer Freundin ein bisschen spazieren, Dad. Ihr geht’s nicht so gut. Ich ruf dich dann an, wenn du mich abholen kannst, okay?“ Er schaute mich verwundert an. „Na gut Kaici. Aber ihr bleibt zusammen und hier in der Gegend, okay?“ Ich nickte bloß und schlug die Autotür zu. Ich wartete bis ich das Surren des Volvos nicht mehr hörte, dann ging ich in Richtung Wald. Andere Schüler sahen mir noch hinterher.
Ich war mir ganz sicher, dass sich den Platz, wo ich Mike begegnet war, dort befand, wo ich jetzt stand. Aber er war nicht da. Ich schlug mir auf den Kopf. Was bin ich bloß für ein dummes Mädchen! Warum sollte Mike hier wieder herkommen? Es war sicher nur Zufall das er gestern hier war.
Nach einer Weile hörte ich etwas hinter mir rascheln und knistern. Jemand war hinter mir. Ich lächelte. Das war bestimmt Mike. Ich drehte mich um und mein Herz setzte aus. Ich wusste sofort wer das war. Ich brauchte ihn nie gesehen zu haben, um zu wissen, dass das der Mörder war, den die Polizei nicht schnappen konnte. Was sollte auch ein normaler Mann um diese Zeit im Wald wollen? Er war nicht sehr groß. Aber größer als ich. Er hatte eine schmutzige Wollmütze auf den Kopf. Er sah ein wenig aus wie ein Penner. Aber wo sollte sich ein Mörder auch waschen? In seiner Wohnung? Da könnte er ja den Bullen die Tür aufmachen. Und wer lässt einen Killer schon in sein Haus, damit er sich duschen konnte?
Als ich merkte, dass ich wieder mal in meinen Gedanken vertieft war, legte der Mann seinen Kopf schräg und musterte mich von oben bis unten. Mir war klar, dass ich sehr bald tot auf der Erde liegen würde. Er würde mich nicht verschonen. Also schloss ich die Augen, als ich sah, dass er ein Messer zuckte und auf mich zu kam. Plötzlich merkte ich wieder einen der unnatürlichen Windzüge im Gesicht und meine Augen schossen auf. Da stand doch tatsächlich Mike vor mir und ...knurrte. auch der Mörder erschrak, doch ehe er etwas anderes tun konnte, streckte Mike seinen Arm aus und der Mörder wurde gegen einen Baum geschleudert, als ob er mit voller Wucht gestoßen wurde. Dabei war ich mir hundertprozentig sicher, dass Mike ihn nicht angerührt hat. Und außerdem hatte ein fünfzehnjähriger bestimmt nicht so eine Kraft. Dann ging alles ganz schnell. Mike stürzte sich auf ihn und fesselte den Killer. Dann rief er die Polizei. Ich konnte nur da stehen und meine Augen aufreißen. Millionen von Fragen strömten mir wie Güterzüge durch den Kopf. Wie hatte er das gemacht? Wie konnte er so schnell bei mir sein? Ich wusste auf keine der Fragen eine Antwort. Nach ca. 5 Minuten kam die Polizei und nahmen den gefesselten Mörder Mike ab. Ich kannte zwei der Polizisten. Das waren die, die mich auch gesucht haben. Vorgestern. Mike stellte sich zu mir und sie kamen gleich angelaufen. „Ist alles okay, Kinder?“ ich konnte noch nicht reden und Mike beantwortete die Frage. „Ja Sir, alles in Ordnung.“ Nun schaute der eine Polizist auf mich: „ Wie kommt ihr auf diese dumme Idee in den Wald zu gehen, Kaici?“ Ich blickte nach unten. Was sollte ich bloß sagen? Aber Mike antwortete wieder für mich: „Wir sind nur einwenig spazieren gegangen.“ Ich starrte ihn reflexartig an, doch er sah immer noch zu den Polizisten. Er war ein sehr guter Lügner. Nicht wie ich. Wie erwartet glaubten sie ihn. „Na schön. Weiß dein Vater, dass du hier bist Kaici?“, fragte der eine jetzt streng. Ich nickte „Ja, ich sagte ihm, ich gehe spazieren.“ Und das war nicht einmal eine Lüge. Das hatte ich ihm erzählt. Die Polizisten nickten und gingen dann davon- mit dem Killer. Ich sah Mike an, der der Polizei noch lange hinterher blickte. Ich hatte das Bedürfnis ihn zu umarmen. Aber ich verdrang dieses Verlangen, aus Angst er könnte es nicht wollen. Jetzt sah er mich endlich an. Besorgt. Ich konnte nicht anderes, ich schlang die Arme um seine Mitte und legte den Kopf an seine Brust. Er erwiderte die Umarmung und ich fühlte mich in Sicherheit. Mir liefen die Tränen über die Wangen, als er mir ins Ohr flüsterte. Immer noch besorgt: „Was zum Teufel machst du hier allein im Wald, Kaici?“ Ich schluckte. Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Wenn ich sagen würde: ich habe dich gesucht, was würde er dann von mir halten? Das ich ein verrücktes, dummes Mädchen war?
Aber als er mich prüfend ansah, schoss die Wahrheit nur so aus mir heraus. „Ich habe dich gesucht, weil-“ Ich verstummte. „Weil?“, half er vorsichtig nach. „Weil ich mit dir reden will“, beendete ich meinen Satz. Ich kam mir selbst total bescheuert vor und ich merkte wie das Blut in meine Wangen schoss. Er lachte. „Na gut. Jetzt hast du mich ja gefunden.“ Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich hätte gedacht, dass er sich einfach davon machen würde, weil das so verrückt war, was ich sagte. Als wäre ich ein Stalker. Er schmunzelte. „ Also, was möchtest du wissen?“ Ich schluckte. Ich wusste genau was ich wissen wollte. Ich holte tief Luft und fing an. „Wie hast du das eben gemacht?“ Nun verstummte er zum ersten Mal.
Nach ein paar Minuten stille, war ich dann so ungeduldig, dass ich mich aus seiner Umarmung befreite und ihn musterte. Er sah weit in die Ferne.
„ Was ist los?“, flüsterte ich ihm besorgt zu.
Nun schaute Mike mich mit leeren Blick an. „Ich weiß nur nicht wie ich es dir erklären soll.“
Ich runzelte die Stirn. „Darfst du mir das auch nicht sagen?“ Ich konnte nichts dafür, dass es sich ein bisschen bockig anhörte. Doch er konnte sich nicht amüsieren, obwohl er es sonst mit Sicherheit getan hätte. Er sah mir ausdruckslos tief in die Augen und sprach sehr langsam. „Wenn.. wenn ich dir die Wahrheit sage,.. dann darfst du es NIEMANDEN sagen, Kaici! Niemanden! Verstanden?“ Nun sah ich ihn ernst an. „Ich schöre es Mike!“ Er lächelte. Es war kein glückliches lächeln. Es erreichte seine Augen nicht. Er holte tief Luft. Und ich zitterte. Mike schaute auf meine zitternde Hand. „Bist du sicher, dass du es aushältst ohne umzufallen? Sonst können wir uns auch hinsetzen!“ Ich nickte, doch setzte mich gleichzeitig auf den Waldboden. Er kniete sich ganz langsam hin. Dann schaute er mir lange in die Augen. „Also. Ich kenne deine Mutter.“ Ich starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Das wusste ich nicht.. woher denn? .. ist ja schon lange her. 3 Jahre..!“
Er schüttelte den Kopf. „Ich kenne sie seid 1 Jahr. Persönlich.“
Ich runzelte die Stirn und funkelte ihn böse an . „Willst du mich verarschen? Wie soll das gehen sie ist seid 3 Jahren tot?“ Er guckte kurz weg, dann wieder in meine Augen. „ Ich bin tot, Kaici. Ich bin vor einem Jahr gestorben.“ Ich schaute ihn ungläubig an. „Hältst du mich für bescheuert?“ Er blinzelte verwundert. Dann sprach er wieder mit echten lächeln. „Nein natürlich nicht. Hm. Denk mal an irgendetwas. Ich könnte dir sagen woran du denkst!“ Ich schaute ihn grimmig an. Ich verstand kein Wort. Er schmunzelte „Du verstehst kein Wort, Key!“ Ich schaute fasziniert. Verzog aber wieder mein Gesicht, um mir nichts anmerken zulassen. „ Es gibt viele Menschen die Gedanken lesen können, Mike. Diese Wahrsager, die du überall befragen kannst, was in der Zukunft alles passiert. Das beweist noch lange nicht, dass du TOT bist!“ Er lachte schallend und ich schaute grimmig drein. Dann verstummte er und schaute mich hochnäsig an. „ Und wie erklärst du dir das?“, rief Mike. Er schoss nach oben und war auf einmal verschwunden, dann war er plötzlich hinter mir auf den Boden. Ich erschrak und er fasste mich an die Hand. „Keine Angst, Kaici.“ Er sprach so sanft, wieder ganz bedacht darauf mich nicht zu beängstigen. Ich atmete unregelmäßig. „Alles .. okay!“ stieß ich hervor.
„Glaubst du mir jetzt?“, fragte er leise. Ich nickte heftig. So dumm es auch klang, aber Mike war wirklich tot. Ich konnte die Beweise nicht bei Seite schieben. Das was er mir zeigte, konnte kein Mensch auch nur ansatzweise. Ich erschrak. Er kannte meine Mutter. Meine TOTE Mutter. „Du sagtest du kennest meine Mum. Wie.. wie geht es ihr?“ Er lächelte sanft. „Kaici. Ihr geht es gut. Nur das sie in letzter Zeit besorgt um dich ist. Sonst erzählt sie immer von dir.“ Ich starrte ihn an. „Sie sieht mich?“ – „ Ja Key! Wir alle. Aber sie kann nicht so bei dir sein wie ich bei dir. Ich erkläre es dir. Also wenn wir tot sind, dürfen wir für ein halbes Jahr zu einen Menschen gehen und uns richtig verabschieden. Deine Mutter hat deinen Vater ausgesucht. Weil sie erstens meinte du warst noch zu jung und zweitens sie musste deinen Vater einweisen, was dich betrifft. Und ich hab dich gewählt.“ Ich hörte gespannt zu. „Aber warum..-“ Ehe ich aussprechen konnte, beantwortete er auch schon meine Frage. „Eigentlich hatte ich vor zu meiner Mutter zu gehen. Doch als ich das traurige Gesicht deiner Mutter sah und ich dich sah, wie du wegen Jeremy ärger hattest, musste ich einfach zu dir. Jeremy ist so ein..“ Er biss in rasender Wut seine Zähne zusammen. Jetzt wurde ich noch hellhöriger. „Wieso hasst du Jeremy so?“ Er schaute mir voller Zorn in die Augen. Der Zorn galt nicht mir. „Jeremy ist Schuld an meinen Tod“
Ich hielt den Atem an. „Wie..wie meinst du das Mike?“ stotterte ich flüsternd. Er sprach hasserfüllt. „Damals. Also vor einem Jahr hatte Jeremy noch eine Gang. Sie trennten sich jedoch nach meinen...Unfall. auf jeden Fall haben sie immer alle fertig gemacht und am Tag meines Todes, griffen sie meinen besten Freund an. Er fehlt mir so.. also jedenfalls.. wollte ich ihn aus der Gewalt der Gang befreien...also schubste ich Jeremy von meinen besten Freund weg. Er wurde sauer und stieß mich mit voller Wucht auf die Straße...- Kaici, atmen nicht vergessen!“ Jetzt erst bemerkte ich, dass ich die Luft anhielt und atmete tief durch. Er fuhr fort. „Naja.. und dann kam gerade in diesem Moment ein LKW... und Jeremy hat bei der Polizei gesagt, ich wäre ausgerutscht und hat den LKW Fahrer Geld gegeben, damit er das sagte, was Jeremy wollte.“ Seine Worte waren voller Hass. Was ich vollkommen verstand. In diesen Moment empfand ich ebenfalls Hass für Jeremy. Ich begann Mike wirklich zu mögen. Und desto weniger empfand ich für Jeremy. „Das tut mir wahnsinnig leid Mike! Das wusste ich alles nicht!“ Ohne nachzudenken, nahm ich ihn im Arm und er drückte mich fest an sich. Dann flüsterte er: „Deine Mutter hat nicht gelogen, als sie von dir erzählt hat. Kaici, du bist ein tolles Mädchen! Jeremy hat dich niemals verdient! Du bist viel zu gut für ihn!“ Ich lächelte. Darüber hatte ich nie nachgedacht. Das er nicht gut genug für mich war. Ich hatte es immer andersherum betrachtet. „Glaub mir Key! Du faszinierst mich immer aufs neue!“ Ich musste ein Lachen unterdrücken. „Nicht so sehr, wie du mich“ Wir beide lachten. Plötzlich vibrierte mein Handy. „Es ist dein Vater. Du solltest dran gehen“, sagte Mike und befreite sich aus der Umarmung. Ich seufzte genervt und er schmunzelte. Dann drückte ich auf den grünen Hörer.
„Hallo?“, sagte ich gelangweilt.
„Kaici? Wo bist du? Ich hab von Polizeimann Karl und Hans gehört, du und ein junger Mann haben den Killer überfallen und gefesselt. Bist du denn total verrückt geworden?“ So hießen also die beiden Polizisten, die mir heute zum zweiten Mal begegnet waren. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. „Ähm.. ja Dad. Aber uns geht es gut!“ Jetzt klang er richtig wütend. „Kaici McCartney du kommst jetzt sofort zum Parkplatz! Ich hole dich jetzt ab!“ Und schon war die Leitung unterbrochen und ich steckte das Handy in meine Hosentasche. „Du musst gehen“, sagte Mike niedergeschlagen. „Schade. Aber wenn du möchtest, können wir uns morgen hier wieder treffen.“ Ich lächelte über diesen Vorschlag. Ich wollte mich zu gerne mit ihm treffen. „Gerne Mike. Ich hoffe mein Dad erlaubt es..“ Er nahm mich in den Arm und ließ mich dann schnell wieder los. Ich winkte ihm zu und marschierte in Richtung Parkplatz.
Ich stieg schweigend in den Volvo meines Vaters und wusste, dass es gleich los gehen würde. Und weil ich meinen Dad so gut kannte, hatte ich recht. „Was hast du dir zum Teufel dabei gedacht?!“ Das hatte ich schon einmal gehört. Aber dieses Mal war es in Wut gesagt. „Und obwohl du es mir versprochen hast!“
Ich runzelte die Stirn. „Ich habe dir versprochen nicht ALLEINE irgendwo rum zu laufen, Dad!“ Er schnaubte. Darauf wusste er nichts zu kontern. Nach einer Weile sprach er wieder. Und ich stöhnte innerlich genervt auf. „Kaici, weißt du eigentlich was die beiden Polizisten jetzt von mir denken?! Was für ein schlechter Vater ich jetzt für sie darstelle? Ist dir das klar?“
„ Woher sollte ich wissen, dass die Bullen auftauchen? Denkst du ich habe damit gerechnet diesen Mörder über den Weg zu laufen! Denkst du wirklich ich wäre dann freiwillig und fröhlich in den Wald gehüpft? !Ganz sicher nicht! Und wenn Mike nicht gewesen wäre, wäre ich jetzt tot!“, schrie ich voller Wut.
Er fuhr los. „Wo wir beim Thema wären.“ Ich schaute auf meine Beine. „Woher kennst du diesen Jungen? Und wieso zum Teufel warst du mit ihm im Wald!? Und du hast mich auch noch angelogen und hast gesagt, dass du mit einer Freundin unterwegs bist!“
Ich schaute ihn grimmig an. „Genau deswegen habe ich dich angelogen, Dad! Um diese dummen Fragen zu vermeiden. Wir haben nur geredet, Dad. Mehr nicht!“
Er schnaubte „Ich will, dass du diesen Kerl nie wiedersiehst!“, brüllte er.
„Er hat mir das Leben gerettet, ist dir das klar? Und ich muss ihn wiedersehen!“ Ich klang hysterisch und verzweifelt.
Er runzelte die Stirn. „Du MUSST ihn wiedersehen, Kaici? Warum?“ Ich wusste nicht was ich darauf sagen sollte. Er wusste es ja mit den Toten. Er hatte es ja von Mum erfahren. Meine Mutter war schließlich auch bei ihm für ein halbes Jahr. Aber ich durfte mit keinem darüber reden. Was sollte ich bloß sagen? Auf einmal hatte ich eine Stimme im Kopf. Mikes Stimme. „ Sag es deinem Dad.“ Ich blinzelte. War er wirklich da? Oder war es nur Einbildung. „Ich bin wirklich da, Key! Sag es ihm“, antwortete Mike in meinem Kopf. Also sah ich wieder zu meinem Dad der ungeduldig wurde. „Dad. Als Mum gestorben ist.. da ist sie doch für ein halbes Jahr wiedergekommen. Zu dir. Sie durfte sich eine Person aussuchen. Und sie hat dich gewählt.“ Er machte die Augen so weit es ging auf. „Woher weißt du..?“, flüsterte er.
Ich erzählte einfach weiter. „Nun ja jetzt habe ich auch so einen Besucher.“ Er hielt vor unserem Haus. Dann sah er mich mit weit aufgerissenen Augen an. „Und wer ist es?“ Ich sah ihn mit gerunzelter Stirn an als hätte er etwas wichtiges übersehen. Dann begriff er. „Der Junge? Mike Stanley?“
„Woher kennst du seinen Namen?“, wollte ich wissen.
„Ich habe dir doch erzählt, dass er den einen Tag angerufen hat. Da hat er auch seinen Namen genannt. Aber.. woher kennst du ihn denn?“
Ich lächelte. „Ich habe ihn erst jetzt kennen gelernt. Er hat was gegen Jeremy und..“ Beinahe hätte ich mich verplappert. „Und er hat gesehen, dass wir so..gut....ähm...befreundet sind und meine Mutter war auch sehr besorgt um mich, da hat Mike beschlossen zu mir zukommen. Er ist ein toller Junge Dad. Sehr charmant und er ist immer bedacht darauf mich nicht zu ängstigen oder kränken.“
Er schaute aus den Fenster. „Na ja das wusste ich nicht Kaici. Ich nehme an du triffst dich morgen wieder mit ihm?“ Es hörte sich beleidigt an. Ich musste schmunzeln. „Ja Dad, das werde ich.“ Und dabei beließ er es dann.
Am nächsten morgen war ich eine halbe Stunde früher wach als ich musste. Das passte mir gut. Ich musste über den vorherigen Tag nach denken. Als erstes überlegte ich, ob das alles bloß Einbildung war oder das ich alles nur geträumt hatte. Aber wieder hat es sich zu real angefühlt als er mich berührte. Ich lächelte. Mike gab es wirklich. Ich war so glücklich das ich aus den Bett sprang und ins Bad lief.
Als ich in die Küche kam, saß mein Vater schon am Tisch. Er blickte kurz von seiner Zeitung auf und sah mich verwundert an. „Heute bist du aber früh dran Kaici. Das kennt man ja gar nicht von dir.“ Er schmunzelte. Er machte sich ohne Zweifel über mich lustig. Sonst wäre ich beleidigt gewesen aber heute konnte mir niemand den Tag verderben. Außer Mike käme nicht wie verabredet. Aber das würde er natürlich nicht tun. Obwohl ich ihn nur 2 mal gesehen hatte, war es so als würden wir uns schon unser ganzes Leben kennen. Er war jetzt schon ein sehr guter Freund für mich. Ich mochte ihn sogar viel lieber als meine beste Freundin die ich schon seit dem Kindergarten kannte.
„Willst du dich nicht setzten und frühstücken, Kaici?“ mein Dad unterbrach meine Gedanken und ich merkte das ich immer noch wie angewurzelt vor dem Küchentisch stand und zum Fenster herausstarrte. Ich nickte nur und setzte mich hin. „wie kommts?“ fragte mein Vater unerwartet. Ich biss gerade von meinem Brot ab. „Hm?“ er lächelte. „wie kommt es das du heute so früh dran bist?“ ich kaute zu ende ehe ich sprach. „ach so. weiß nicht. Bin nur früher aufgewacht.“ Er schaute mich mit gerunzelter Stirn an. „hat es nicht vielleicht ein bisschen mit Mike zu tun?“ ich schluckte geräuschvoll. „ähm.. ein bisschen.“ Gab ich zu. Ein GROßES bisschen hatte es mit ihm zu tun korrigierte ich in meinen Kopf. „Kaici..worüber ich noch mit dir reden wollte...“ ich stöhnte innerlich. Was jetzt schon wieder? „dieser Junge, ist tot das darfst du nicht vergessen.. ok?“ beendete er seine unverständlichen Stammeleien. Ich sah in sein verschmitztes Gesicht. „worauf willst du hinaus, Dad?“ harkte ich nach. Er sah wieder in seine Zeitung. Wahrscheinlich damit ich ihn nicht sehen konnte. „na ja.. ich meine nur, weil du gestern im Auto so von ihn geschwärmt hast, von wegen wie charmant er ist und so weiter.. er ist nichts für dich Key.“ Ich blickte auf meinen Teller. Damit hatte ich jetzt nicht unbedingt gerechnet. „Dad. Ich will gar nichts von ihm...und übrigens, du hast gerade dein versprechen gebrochen- du hast Key zu mir gesagt.“ Er ließ sich nicht ablenken. „versprich es mir Kaici! Du würdest es nur bereuen. Er wird ja sowieso in einen halben Jahr verschwinden, aber trotzdem möchte ich nicht..-„ ich unterbrach ihn. „ich verspreche es Dad und jetzt beruhige dich sonst schleppe ich dich bald zum Arzt! Du darfst dich nicht immer so aufregen.“ Er nuschelte noch etwas unverständliches aber er beließ es wieder dabei.
Als ich wie jeden Morgen aus den Volvo meines Vaters stieg lächelte ich. Mike. Ich werde ihn bald wiedersehen. Ich wiederstand der Versuchung jetzt schon in den Wald zu laufen, als ich daran dachte was mein Vater wieder für eine Szene abziehen würde. Also ging ich wie jeden morgen zu Luna und umarmte sie. Sie hatte mir etwas zu sagen. Und ausnahmsweise ging es mal nicht um mich. Oder eher um meine Probleme mit denen sie mich am liebsten zum Psychologen schicken würde. Sie sagte mir mit einen riesen lächeln auf den Lippen, dass sie mit Chris zusammen sei und sie darüber über glücklich ist. Ich freute mich für sie sagte dann aber, dass ich zum Unterricht müsse. Das ist der einzige Tag an dem wir mal nicht in den gleichen Kursen waren. Und darüber freute ich mich ein wenig. Ich hatte große Angst das sie mich wieder mit ihrer unnötigen Sorge um mich zu labern wollte.
Als ich allein zum Unterricht marschierte packte mich auf einmal jemand am Arm. Ich drehte mich genervt um. Und sofort atmete ich unregelmäßig. Jeremy stand vor mir in seiner ganzen Pracht. Seine Haare wie jeden Tag perfekt gestylt. In der Schule ging das Gerücht herum das er einen eigenen Stylisten hat, der ihm jeden morgen die Haare machte. Genug Geld hatte er ja..
„Hey Kaici.“ Hatte er grad meinen Namen gesagt? Er wusste meinen Namen noch. Plötzlich kam ich mir total dumm vor. Warum freute ich mich das er meinen Namen kannte? „Hey..Jeremy“ stammelte ich. Er lächelte ein wenig. „ich hab mich gefragt ob du zu meiner Party kommen möchtest. Dieses Wochenende.“ Mein Herz blieb stehen. Er lud mich zu seiner Party ein. Mich. Und ieder kam ich mir total bescheuert vor als ich das dachte. Es werden über 20 Leute kommen und ich freute mich das ich eine der vielen war.
„ähm.. ja klar“ stieß ich vor. „cool. Dann bis Samstag ab 19 Uhr.“ Er ging davon und ich strahlte.
Nach der Schule lief ich fast in den Wald. Ich freute mich so sehr auf Mike. Und da stand er auch schon. Seine braunen Haare wie die anderen Tage hochgestylt. Ich lief zu ihm und nahm in fest in den Arm. „wow. So sehr hat sich noch niemand über mich gefreut Key! Danke“ ich lachte. Es hörte sich richtig an. Sehr natürlich. „was hast du denn gedacht?“ er schaute mir in die Augen und lächelte. „jeder andere Mensch hätte Angst vor mir.“ Ich erwiderte seinen Blick und schaute ihn tief seine wunderschönen blauen Augen. Meine grünen Augen waren nichts dagegen. „soll das ein Witz sein Kaici? Deine Augen sind die schönsten der Welt. Und dort wo die Toten leben.“ Ich erschrak als ich merkte das er meine Gedanken lesen konnte. Dann schaute ich mit roten Wangen auf den Boden. So ein schönes Kompliment hat mir noch keiner gemacht. Ich suchte nach einer Frage, um abzulenken. „ äh.. „ – „ja?“ fragte er sanft mit einen schmunzeln in der Stimme. „wie heißt eigentlich dein bester Freund?“ fragte ich dann. Das war eine interessante Frage. Er lächelte. Aber wieder war es kein glückliches. „Chris.“ Ich schauderte. Diesen Namen habe ich heute schon mal gehört. Als Luna mir begeistert erzählte das sie mit Chris zusammen gekommen wäre. „Ja.. der Chris der jetzt mit Luna zusammen ist.“ Sagte er mit gesenkten Kopf.
Ich wollte weiter fragen doch dann hörte ich meinen Namen . Es war nicht Mike. Es war eine Mädchenstimme. Luna. Ich drehte mich um und sah das Luna mit Chris hinter mir standen. Was für ein Zufall. Chris. „Kaici, was machst du denn hier?“ ich verstand nicht warum Chris seinen alten besten Freund nicht erkannte. „Wir reden nur ein bisschen.“ Luna und Chris runzelten fast gleichzeitig die Stirn. „Wir?“ fragte Chris ungläubig. „mit wem denn?“ ich musste lachen. „na mit ihm!“ ich zeigte auf Mike. „Kaici..sag nicht s mehr..“ sagte Mike. „da ist doch niemand!“ lachte Chris. Ich sah zu Mike und wunderte mich warum sie ihn nicht hörten. „habt ihr das eben nicht gehört?“ flüsterte ich den beiden zu. Luna schaute mich wieder voller Sorge an „was denn, Key?“ ich verstand die Welt nicht mehr. „ich erzählte dir doch das andere mich nicht so sehen und hören können wie du mich. Für sie bin ich unsichtbar. Sie könnten mich zwar fühlen aber sehen und hören nicht“ sagte Mike zu mir. Ich schauderte. Na super. Was würden sie jetzt von mir denken. Und Luna macht sich jetzt natürlich noch mehr Sorgen. Ich versuchte abzulenken. „Was macht ihr hier?“ – „ wir wollen nur ein bisschen spazieren. Da die Polizei den Mörder gefasst hat kann man ja ohne bedenken in den Wald gehen. In der Zeitung stand nichts genaues wie und wer ihn gefasst hat. Total komisch.“ Antwortete Chris. Ich musste schmunzeln. „na ja.. ähm.. Chris kann ich mal mit dir alleine reden?“ fragte ich leise. Ich wollte Mike helfen. Ich würde Chris natürlich nichts erzählen das ich Mike sehen kann und alles aber ich wollte mit ihm über den Unfall reden. Luna und Chris guckten verwundert doch Chris sagte gleich „klar.“ Luna zog ein schmollmund und sah mir warnend in die Augen. Dann ging sie 10 meter weiter. Als sie außer Hörweite war fing Chris an zu reden. „ich dachte sie wäre deine beste Freundin? Warum darf sie dann nicht hier bleiben?“ –„ weil es sie nichts angeht.“ Sagte ich streng. Nach einer Weile fing ich an. „kannst du dich noch an deinen besten Freund Mike erinnern?“ er erschrak. „ja.. er ist vor einem Jahr gestorben.“ Ich wollte wissen ob auch er für Jeremy log. „woran denn?“ er schaute mich grimmig an. Mike stand immer noch neben mir und verfolgte gespannt das Gespräch. „warum willst du das wissen Kaici?“ ich schluckte. „aus Neugier, Chris. Denn ich hab da so was gehört..“ –„ was hast du gehört?“ unterbrach er mich. „das Jeremy Mike auf die Straße geschubst hat als Mike versucht hat dir zu helfen.“ Er schwieg. Die Wahrheit wussten wohl nur die beteiligten des Unfalls. Deswegen war er überrascht das ich die Wahrheit ebenso kannte. „das stimmt nicht.“ Sagte er nach einer Weile. Und Mike fluchte. Ich konnte es verstehen. Selbst sein bester Freund beschützte Jeremy. „ er ist ausgerutscht und auf die Straße gefallen.“ Fuhr Chris fort. Ich wurde so sauer das ich Chris am liebsten eine knallen wollte. Mir tat Mike wahnsinnig leid. Mike flüsterte. „wie gerne ich ihn jetzt anbrüllen möchte und ihn zu vernunft bringen würde. Aber lass es Kaici. Er soll das machen was er für richtig hält.“ Ich versuchte mich zu beherrschen. „ok Chris. Mehr wollte ich gar nicht wissen.“ –„woher die Neugier, Key?“ fragte er mit zusammengebissenen Zähnen. „ach. Nur so Chris.“ –„und woher hast du diese Lügengeschichte?“ Lügengeschichte? Innerlich schäumte ich vor Wut. Aber ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. „ich hab meine Quellen, Chris. Du würdest nie darauf kommen woher ich sie habe. Und du wirst es auch niemals erfahren das schwöre ich dir.“ Er sah mich verwundert an, winkte kurz und ging zurück zu Luna. Die beiden gingen zusammen weiter in den Wald hinein. Nun galt meine Aufmerksamkeit Mike. „warum hast du mir nicht früher gesagt das sie dich nicht sehen und hören können?“ stieß ich empört hervor. Ich war nicht sauer. Ich wusste nicht warum aber man konnte auf Mike nicht sauer sein. Ehe er antworten konnte nahm ich ihn in den Arm. Die Antwort interessierte mich plötzlich nicht mehr. „es tut mir so leid Mike!“ sagte ich von ganzen Herzen. Er küsste mich aufs Haar. Mein Herz setzte aus. „du kannst nichts dazu Key. Aber danke trotzdem. Ich hätte nicht gedacht das Chris so reagieren könnte aber es ist gut das ich es jetzt besser weiß. Danke.“ Ich musste die ganze Zeit an den Augenblick denken, an dem er seine weichen Lippen auf mein Haar drückte. Dann musste ich an die schreckliche Wahrheit denken das er meine Gedanken lesen konnte und ich mich gerade zum Volldeppen machte. Meine Wangen wurden rot. Doch Mike ging nicht auf meine Gedanken ein. Was mir auch sehr gelegen kam. Dann wollte ich eine andere Antwort von ihm bekommen. „du sagtest sie können dich nicht hören. Du hast doch mein Dad an den einen Tag angerufen und er konnte dich hören.“ Er sah mir ernst in die Augen. „ja weil er einer Toten bereits begegnet ist. Das Gehirn reagiert dann besser. Und Luna und Chris hatten noch nie so einen Besucher- wie du es nennst.“ Er schmunzelte über das Wort Besucher. „achso.“ Etwas anderes fiel mir darauf nicht zu sagen. Er streichelte meinen Rücken und mir wurde warm ums Herz. „du bist mein bester Freund, Mike.“ Sagte ich liebevoll. Das verschlug ihm die Sprache. „ein Toter Mensch ist dein bester Freund ?“ fragte er lachend. Ich ließ mich nicht in die irre führen. „ich hatte nie das Gefühl das du tot bist. Du fühlst dich nicht tot an. Du bist der tollste Mensch der mir je begegnet ist.“- „Danke. Du bist auch meine beste Freundin. Schon von Anfang an. Aber das liegt wahrscheinlich daran das ich vorher schon so viel über dich von deiner Mutter wusste.“ Sagte er sanft. Auf einmal hörte ich etwas hinter uns rascheln. Jemand räusperte sich. Ich drehte mich um und mein Vater stand mit verschmitzten, wütenden lächeln vor uns. „Dad? Hey. Das ist Mike wie du wahrscheinlich schon geahnt hast.“ Ich musste mir vorstellen wie es für Luna und Chris ausgesehen hätte als ich Mike umarmte. Sie hätten gedacht ich umarme die Luft. Aber mein Dad konnte Mike ja gott sei dank sehen. „Ja. Komm Kaici. Lass uns gehen.“ Sagte er streng. Ich schaute ihn grimmig in die Augen. „Guten Tag Mr McCartney.“ Sagte Mike höflich zu meinen Vater. Ich lächelte. Mike war so ein netter Junge. Doch mein Vater nuschelte nur „Hallo“ und zerte auch schon an mir rum , um mich dazu zu bewegen mit ihm mit zu gehen. Ich winkte nur noch Mike zu, dann ließ ich mich von meinen Vater ziehen.
Als wir beim Parkplatz waren und wir uns ins Auto geschmissen hatten fing ich auch schon an zu reden. „Was sollte das Dad! Er war total höflich!“
Er ging nicht darauf ein und fing gleich mit einen anderen Thema an. „ich wusste das du dein versprechen brechen wirst!“
Jetzt wurde ich so wütend es hätte niemand stoppen können. „ich hab es nicht gebrochen! Wir sind nur Freunde Dad!“ schrie ich ihn an. Er brüllte ebenso. „so sah das nicht aus!“- „ so ist es aber!“ jetzt war ich richtig wütend als ich verstand das mein Vater mir nach spioniert hat. „wie kannst du es wagen mir nach zu spionieren?!“ sein Gesicht wurde so rot das man ihn als Tomate verwechseln konnte. „wie ich es wagen kann? Jetzt hör mir mal zu Fräulein! Ich bin dein Vater. Und ich hab das recht zu wissen das du mit einen TOTEN rummachst!“ – „was ich nie getan habe. Also reg dich ab!“ er verstummte dann murmelte er noch. „das hoffe ich für ihn, wenn er nicht noch mal sterben möchte.“ Ich schäumte vor Zorn ließ mich aber nichts anmerken. Ich wollte ihn nicht noch wütender machen.
Am nächsten morgen sagte ich meinen Vater das ich diesmal mit den Bus fahren wollte. ich war immer noch wütend und ich wollte keine Minuten mit meinen ihm verbringen.
Als ich aus den Bus stieg sah ich auch schon Luna die mich erst verwundert dann wütend ansah. ich konnte mir kein Reim auf ihren Gesichtsausdruck machen. Verwundert sah sie hundertpro aus weil mein Dad mich nicht zur Schule brachte, doch warum sie wütend war, das wusste ich beim besten Willen nicht. Ich ging zu ihr und machte mich auf alles gefasst. „Kaici. Was um Himmels willen hast du gestern mit Chris beredet? Er ist wie verändert und er will mir nicht sagen worüber ihr geredet habt“ sagte sie voller Zorn. „das geht dich nichts an Luna“ sagte ich ruhig. Dann schossen ihre Worte wie Pistolen aus ihr heraus. „das kann doch nicht wahrsein! Du hast mit ihm geflirtet hab ich recht! Du mieses Miststück!“ schrie sie. Ich wollte ihr ruhig erklären das es nicht so sei aber als ich über ihre Worte nach dachte merkte ich plötzlich das sie mich aufs übelste beleidigt hatte. Eh ich etwas sagen konnte schrie sie weiter. „kein wunder das deine Mutter gestorben ist. Bei so einer Tochter hätte ich mich auch umgebracht!“ ich knallte ihr so eine das sie auf den Boden fiel. „meine Mutter ist an Krebs gestorben! Und übrigens ich habe mit deinen tollen Freund nicht geflirtet. Ich würde eher sterben. Er ist genauso ein Arschloch wie du!“ sagte ich so langsam das es sich bedrohlich an hörte. Ich fühlte mich überlegen. Mit diesen Worten ging ich stolz in Richtung Wald. Ich hatte nicht die Kraft zum Unterricht zu gehen, denn unter diesen stolz und dieser Wut steckte ungebändigte Traurigkeit.
Wie erwartet stand da auch schon Mike und nahm mich ohne Worte fest in den Arm. Die Tränen flossen über meine Wangen. „pssh.. es ist alles gut. Pssh..“ machte er tröstend und strich mir immer wieder übers Haar. Wir standen mit Sicherheit 10 Minuten arm in arm bis ich aufhörte zu weinen. Dann sah ich ihn an. Er sah so besorgt aus das es schon fast panisch aussah. „es ..tut..mir leid wegen gestern.“ Nuschelte ich mit verheulten Augen. „pssh.“ Machte er wieder. “es ist nicht deine Schuld, süße” dann nahm er mich wieder in den Arm. Auf einmal hob er mich hoch und drehte mich. Wir lachten. Dann kitzelte er mich. Er wollte mich ablenken. Und das hatte er geschafft. Wir blieben den ganzen Nachmittag dort als es spät wurde murmelte er. „du musst nach Hause. Eh dein Vater sich sorgen macht.“ Ich lehnte mich an seine Schulter. Ich wollte nicht von ihn weg. „ich will nicht nach Hause. Bitte lass mich bei dir bleiben. Ich kann doch hier schlafen.“ Meine Stimme klang voller Sehnsucht. Er runzelte die Stirn überlegte lange dann sagte er mit einen lächeln. „da dein Vater mich sowieso verachtet denke ich das das in Ordnung geht.“ Ich strahlte über beide Ohren. „ich bin gleich zurück.“ Sagte er und eh ich fragen konnte wo er hin wolle war er auch schon weg. Nach wenigen Sekunden tauchte er mit Kissen und Decken wieder auf. Ich schaute verwundert auf die Sachen. „woher hast du die denn.“ –„ich hab da meine Quellen.“ Lachte Mike. „schläfst du eigentlich auch?“ ich musste es einfach fragen. „na ja. Menschliche Bedürfnisse haben wir immer noch auch wenn wir tot sind. Aber wenn du möchtest kann ich auch die Nacht aufbleiben.“ Ich lächelte. „nein nicht nötig.“
Als es vollständig dunkel war und immer kälter wurde legte Mike mir eine der Decken über die Schulter. Ich legte mich auf ein Kissen und schlief an seiner Seite ein. Wir waren beste Freunde aber in diesen Moment empfand ich mehr für ihn außer Freundschaft.
Als ich den nächsten Morgen zu Hause ankam, lief mein Vater die Treppe herunter, hielt meine Arme fest und schüttelte mich. „wo warst du?! Und wieso warst du nicht in der Schule?!“ ich hatte mich auf so etwas gefasst gemacht also wurde ich diesmal nicht vom Zorn gepackt. „ich war mit Mike im Wald.“ Sagte ich wahrheitsgemäß. Und wieder wurde mein Vater rot wie eine Tomate. „ du hast was?!“ ich befreite mich aus seinen eisernen Griff und stolzierte zur Treppe. „ich gehe heute zur Party von Jeremy Stuard. Ich bin dann um Mitternacht wieder zu Hause.“ Er brüllte mir hinterher. „das wirst du nicht!“ ich verschwendete meine Kraft nicht um mich aufzuregen, denn ich wusste das mein Vater heute Männerabend mit seinen Kumpels hatte und das sie heute Bowlen gehen wollten. Mein Vater liebt Bowling also würde er es auch nicht abblasen.
Als er um 18 Uhr losfuhr ermarnte er mich nochmals das ich das Haus nicht verlassen sollte. Was dachte er sich bloß? Das ich brav zu Hause rum sitze dabei steigt bei Jeremy die geilste Party seit langem? Da kannte er mich schlecht also stylte ich mich schnell auf und fuhr mit den Bus zu Jeremy. Es waren schon viele Leute da. Oder sollte ich sagen viele Mädchen. Egal wo ich hinsah ich konnte nur Mädels sehen. Was Sandy wohl dazu sagte.
Die Party war zwar cool gestaltet aber ich musste zusehen wie Jeremy von einer Tussi zur nächsten stolzierte. Ich ging zur Bar und bestellte ein Getränk. Ich trank ein Schluck als plötzlich Jeremy vor mir auftauchte. Ich verschluckte mich und hustete laut. Es war so peinlich, ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Er wartete. Als ich aufhörte zu husten musterte er mich von oben bis unten als ob ich ein Museumsstück wäre. Es war schon fast unhöflich. „du siehst hübsch aus.“ Sagte er dann. Mein Herz setzte aus. „äh. Danke.“ Stieß ich hervor.
Wir unterhielten uns den ganzen Abend doch es ging nur um ihn. Wie immer. Aber da ich sowieso nichts interessantes- zumindest nichts was ich ihn sagen durfte- zu erzählen hatte, war es mir recht. Plötzlich beugte er sich herüber und küsste mich. Als er seine Lippen von meine löste atmete ich unregelmäßig. „was ist mit Sandy?“ er lachte. „ach die war nur zum Spaß. Und du und ich sind jetzt zusammen.“ Beschloss er. Nun sagte er mir worauf ich achten solle um ihn nicht zu blamieren. Ich konnte es verstehen. Er war ein wichtiger Junge. Ich war jetzt also mit Jeremy zusammen. Ich konnte es nicht fassen.
Als ich um Mitternacht das Haus betrat stand mein Vater im Flur mit verschränkten Armen sah er mich an. Ach du scheiße. „was habe ich gesagt?“ sagte er beherrscht. Ich wusste das unter der Gelassenheit ungeheurer Zorn brodelte. „ Sorry Dad, ich-„ er unterbrach mich. „sorry, dad? Du wirst diesen Mike nie mehr sehen! Er hat ein schlechten Einfluss auf dich!“ brüllte er. Ich starrte ihn ungläubig an. „er hat gar nichts damit zu tun!“ –„ach nein? Und was war das im Wald?!“ schrie er. Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte. Ich ging die Treppe hoch. „und übrigens: du hast Hausarrest für den Rest deines Lebens!“ rief er hinter mir her. Ich schlug die Tür hinter mir zu.
Am nächsten morgen fuhr ich wieder mit den Bus. Auf der Wiese vor der Schule stand auch schon Jeremy mit einer Tussi. Als er mich sah schob er sie von ihm weg. Sie zog empört von dannen. Als ich bei ihm ankam küsste er mich wild und ich sah die erstaunten und neidischen Blicke aus den Augenwinkeln.
Ich musste einfach Mike wiedersehen also schwänzte ich die letzten beiden Stunden, damit mein Vater nichts merkte. Als ich an der Stelle war wo wir uns beim ersten Mal auch begegnet waren, kam Mike langsam hinter einen Baum hervor. Er guckte mich mit leeren Blick an. Ich wusste warum. Natürlich wusste er das ich mit Jeremy zusammen war. Und ich konnte es ihm nach fühlen. Schließlich war seine beste Freundin mit seinen Mörder zusammen. „es tut mir leid, Mike“ er hob die Hand zum Zeichen das ich schweigen sollte. „ bei mir musst du dich nicht entschuldigen. Du tust mir nur selbst leid mit so einen Spinner zusammen zu sein.“ Ich nahm ihn in den Arm. „ es tut mir wirklich leid Mike.“ Sagte ich ernster. „ist schon gut. Ich wollte dir jetzt etwas zeigen!“ antwortete er. „was denn?“ fragte ich gespannt. „schließe die Augen und denk an gar nichts Kaici.“ Ich lächelte. „ich versuchs“ ich brauchte eine Zeit um wirklich von allen Gedanken befreit zu sein. Plötzlich hörte ich eine vertraute Stimme in mein Kopf. „meine Kleine. Ich bins. Ich liebe dich“ es war die Stimme meiner Mutter ohne Zweifel. Ich öffnete die Augen und die Stimme verschwand. „ich..ich hab sie gehört.“ Stammelte ich völlig perplex. „ja, hast du“ er lächelte. Ich sprang in sein Arm mit den Worten „ich hab sie gehört!“ etwas zu dolle denn er viel mit mir auf den Boden. Wir lachten. Dann nahm er eine Hand und legte sie an meine Wange. „du bist wunderschön.“ Sagte er sanft. Ich legte meine Hand auf seine und senkte meinen Kopf so weit hinunter bis unsere Lippen sich berührten. Seine Lippen waren sehr weich. Dieser Kuss war sehr gefühlvoll. Ich spürte das wir uns liebten. Ich hätte es vorher nie für möglich gehalten. Unsere Lippen verschmolzen ineinander als ob sie zusammengehörten. Als ob wir zusammen gehörten. Und ich hatte das Gefühl das wir das tun. Dieser Kuss war viel besser und viel gefühlvoller als der mit Jeremy.. Jeremy. Ich erschrak. Was tat ich da? Ich war doch mit Jeremy zusammen und knutschte hier mit einen anderen rum. Ich löste meine Lippen von seinen und wir öffneten die Augen. Ich stand auf und senkte den Blick. Auch er stand auf. Er strich sich mit seiner Hand durchs Haar. Ihm war es auch unangenehm. „tut mir leid.. ich weiß nicht was in mich gefahren ist.“ Sagte ich. „ja, das war komisch.“ Flüsterte Mike. „ich sollte jetzt gehen... eh mein Vater wieder ausrastet.“ Sagte ich schnell. „ja, das wäre besser.“ flüsterte er verschämt. Wir nahmen uns flüchtig in den Arm und ich ging mit schnellen Schritten zum Parkplatz.
Als ich im Volvo saß schossen auch schon meine Gedanken hoch. Was hatte ich da bloß getan? Ich habe doch tatsächlich meinen besten Freund geküsst. Und dann auch noch obwohl ich mit Jeremy zusammen war. Was bin ich nur für eine Schlampe! Aber als ich weiter darüber nach dachte merkte ich das ich Jeremy gar nicht liebte. Mir war es egal was ich ihn angetan hatte ich musste nur noch an Mike denken. Ich liebe Mike. Das war mir nun hundertprozentig klar. Ich hatte Schmetterlinge im Bauch. Jede Menge.
Mein Vater rüttelte mich plötzlich. „Hallo?“ ich war genervt als er mich aus meinen Gedanken holte. „ was denn?“ er guckte grimmig. „wie war die Schule?“ –„ ganz in Ordnung“ sagte ich genervt. Ich war ein bisschen wütend als er mich wegen dieser uninteressanten Frage aus meinen Gedanken holte.
Als er vor unseren Haus hielt sprang ich aus den Auto und ging mit schnellen Schritten in mein Zimmer. Ich hatte keine Lust in den Fragen und Vowürfen meines Vaters verwickelt zu werden.
Als ich am nächsten Tag aus den Bus stieg, ging ich sofort zu Jeremy der schon wieder mit einen Mädchen flirtete. Gestern Nacht hatte ich mir noch überlegt mit ihm Schluss zu machen. Ich verstand nicht wie ich in so einen Trottel verliebt sein konnte. Ich schämte mich fast dafür.
„Hey Kaici“ sagte er lässig und wollte mich gerade küssen. Ich werte ihn mit der Hand ab. Er schaute mich mit gerunzelter Stirn und grimmigen Gesichtsausdruck an. Ich schaute wütend zurück. „ich mache Schluss.“ Sagte ich dann. Ich merkte wie viele Schüler näher kamen und die Mädchen Freude ausstrahlten. „wie bitte? Du kannst nicht mit mir Schluss machen!“ flüsterte Jeremy mit zusammen gebissenen Zähnen. Ich lachte laut. „und ob ich das kann. Siehst du doch.“ Alle erstarrten. Plötzlich sah ich Luna die sich zwischen die anderen nach vorne quetschte. Sie war mir egal. „es hat noch niemand mit mir Schluss gemacht, Kaici.“ –„tja. Dann bin ich wohl die Erste“ sagte ich mit verschränkten Armen. Er schwieg eine Weile. „na gut. Ist mir egal.“ Dann sprach er zu den Mädchen. „wer will meine Freundin werden?“ viele Mädchen kamen zu ihm und redeten mit einen lächeln auf ihn ein. Ich verdrehte die Augen und ging zum Unterricht.
Wieder schwänzte ich die letzte Stunde und rannte fast in den Wald. Ich konnte es kaum noch erwarten, Mike in die Arme zu laufen. Als ich ankam war aber niemand dort. Ich wartete ein paar Minuten aber er tauchte nicht auf. „Mike?“ rief ich dann. Niemand antwortete. Als die Stunde vorbei war und Mike immer noch nicht zu sehen war ging ich traurig zum Parkplatz.
Ich stieg in den Volvo und mein Vater musterte mich besorgt. „was ist los, Kaici?“ –„ach nichts, Dad.“ Er startete den Motor. „ich habe über die letzten Tage nachgedacht und wollte mit dir reden.“ Na super. Was ist jetzt noch? „wenn du mir sagst da läuft nichts mit diesen Mike,“ fuhr er fort. „dann vertraue ich dir.“ Ich ließ es sacken. „Dad.. ich muss dir was gestehen.“ Seine Augen wurden schmal. „was denn?“ fragte er. Bemüht nicht auszuflippen. „ich.. ich habe Mike geküsst. Gestern. Ich liebe ihn.“ Er fuhr seinen Volvo an den Rand der Straße. „DU HAST WAS?!“ schrie er. „tut mir leid.“ Flüsterte ich verschämt. „du hast einen toten geküsst, hast die Schule geschwänzt und dich mir wiedersetzt! Bist du denn vollkommen verrückt geworden?!“ brüllte er mit roten Kopf. Seine Ader auf der Stirn pochte. „Dad, ich habe mich in ihn verliebt!“ er schnaubte. „ER IST TOT KAICI!“ –„ na und? Du liebst Mum doch auch. Und sie ist auch tot.“ Sagte ich. Ich hatte das Gefühl als könnte ich diese Auseinandersetzung gewinnen. „das ist was anderes. Ich war vor ihren Tot sehr lange mit ihr verheiratet. Ich kenne sie nicht seit ihren Tot so wie du diesen Jungen kennst!“ sagte er siegessicher. „es ändert die Sache nicht, Dad. Auch wenn er leben würde, wäre ich in ihn verliebt. Man ändert sich nicht vom Charakter!“ sagte ich laut. Ich fühlte mich so als hätte ich gewonnen als mein Vater schweigend den Motor es Volvos an ließ.
Ich beschloss nach der Schule in den Wald zu gehen. In der Hoffnung Mike würde auftauchen. (mein Vater erlaubte mir gestern das ich Mike wiedersehen dürfte)
Aber wie am Vortag war er nicht da. Ich rief mehrmals seinen Name aber keine Reaktion. Es war als hätte es ihn nie gegeben. Es war als wäre meine Fantasie wirklich mit mir durchgegangen und Luna hatte recht. Vielleicht sollte ich wirklich zum Psychologen. Aber nein. Ich habe mir das nicht eingebildet. Alles hat sich echt angefühlt und mein Vater hat ihn auch gesehen und gehört. Aber warum war er nicht mehr da? Das halbe Jahr war noch lange nicht um. Vielleicht wollte er das alles nicht. Vielleicht wollte er mich nicht. Ich war nicht gut genug für ihn. Ich senkte den Kopf. Mir stiegen Tränen in die Augen. Ich habe alles kaputt gemacht. Mit diesen Kuss. Genauso wie er war auch seine Freundschaft weg. Er mochte mich nicht mehr. Ich wollte nicht mehr darüber nachdenken. Ich wollte nicht mehr an diesen Ort sein wo so viele Erinnerungen dran hangen.
Ich lief so schnell es ging aus den Wald. Im Bus gafften mich alle Leuten an. Ich heulte wie ein Wasserfall aber es war mir total egal was sie dachten. ich hatte andere Probleme.
Als ich zu Hause ankam lief ich meinen Vater direkt in die Arme. Es musste einfach sein. Ich brauchte in diesen Moment Geborgenheit. „was ist den los mein Schatz?“ fragte er besorgt. Ich nuschelte in seine Brust. „Mike taucht einfach nicht mehr auf.“ –„ach mit Sicherheit ist er morgen wieder da. Mach dir keine Sorgen, Kaici.“ Damit war ich getröstet.
Jeden Tag lief ich in den Wald und wartete. Aber er kam nicht. Er tauchte nicht auf.
Als ich eines Nachmittags nach Hause kam hörte ich wie mein Vater telefonierte. Ganz untypisch für ihn. Nach Mums Tot hatte er die meiste Zeit das Telefon abgestellt um kein Mitleid von anderen zu hören.
Es war mir total egal mit wem er redete. Mir war alles egal.
Als er auflegte kam er zu mir in die Küche. „das war deine Lehrerin, Mrs Locknes.“- „und was wollte sie?“ fragte ich desinteressiert. Mir war es wirklich egal. „sie macht sich große Sorgen um dich, Kaici. Genauso wie ich. Du sagst nichts mehr, du schläfst nicht mehr, du isst nicht mehr..-„ –„Dad. Ich weiß was ich mache. Musst du mir nicht aufzählen.“ Er schaute mir tief in die Augen. „das tust du ja gerade alles NICHT. Ich habe Angst um dich mein Schatz.“ Ich blickte auf meine Füße. „musst du aber nicht.“ – „du musst diesen Jungen wirklich lieben.“ Sagte er nachdenklich. Ich schaute auf. Ich wollte nicht immer zu an diesen Jungen erinnert werden. Also rannte ich in mein Zimmer und hörte dabei noch einen seufzer meines Vaters.
„Viel Glück!“ sagte ich erschöpft zu meinen Vater. „danke mein Schatz. Ich bin so bald es geht wieder zurück.“ Er nahm mich noch in den Arm und fuhr dann weg. Mein Vater wollte sich in einer Stadt weit weg von zu Hause bewerben. Er sah so fröhlich aus als sie ihn zu einen Bewerbungsgespräch einluden. Fast war ich auch glücklich. Aber nur fast. Ich winkte ihn noch hinterher dann war er verschwunden. Ich hatte also einen Nachmittag für mich allein. Es war Samstag. Ein sonniger Tag aber ich hatte keine Lust raus zu gehen wozu auch? Dann fiel mir etwas ein. Ich schloss die Augen und dachte an nichts. Und plötzlich hörte ich eine vertraute Stimme. Aber nicht die meiner Mutter wie erwartet. Ich hörte die Stimme von Mike. „Hallo Key.“ Seufzte er. “was machst du bloß? Dir geht es ja noch schlechter als vorher. Als ich dich noch nicht belästigt habe.“ Belästigt? Fragte ich ihn in Gedanken. Du hast mich gerettet. Und es tut mir leid das ich dein ... Leben wenn man das sagen kann durcheinander gebracht habe. Aber bitte komm zurück. Selbst meine Gedanken waren voller Sehnsucht. „ich kann nicht Kaici. Ich darf nicht mehr zu dir.“ Antwortete er niedergeschlagen. „ich habe mich in einen Menschen verliebt und zugelassen das du dich auch in mich verliebst und das ist eine Regel die ich gebrochen habe. Es tut mir leid.“ Aber.. ich kann nicht ohne dich Mike. Du siehst doch was es mit mir macht. „ ja und das macht mir auch große Sorgen. Aber sie lassen mich nicht gehen.“ Ich schlug die Augen auf. Ich wusste man kann dagegen nichts tun. Sie werden ihn nicht gehen lassen und Punkt. Ich werde ihn nie wieder sehen. Aber ich habe seine Stimme gehört und das war wenigstens ein kleiner Trost.
Als es 16 Uhr war, klingelte das Telefon. Ich nahm ab. „Kaici McCartney.“ Sagte ich höflich in den Hörer. “Kaici! Ich hab den Job!” kreischte eine Stimme am anderen Hörer. Es war mein Dad. Er war überglücklich. „das freut mich für dich!“ sagte ich von ganzen Herzen. „ich komme jetzt nach Hause. Ich bin um 7 zu Hause. Ich hab dich lieb.“ – „ich dich auch. Bis dann.“ Ich legte auf und beschloss bis er da war alles zu schmücken. Wir mussten das feiern. Als ich damit fertig war legte ich mich auf das Sofa und schaltete den Fernseher an. Es klingelte. Ich schaute verwundert auf die Uhr. Es war 18 Uhr. Ist er so schnell gefahren das er eine Stunde früher da war als geplant. Mit einen lächeln machte ich die Tür auf. Und mein lächeln verschwand ganz schnell. Da standen Polizeimann Hans und Karl und sahen mich besorgt und niedergeschlagen an. Was wollten sie hier? „können wir reinkommen, Kaici?“ fragte der verständnisvollere von den Beiden auf sein Schild stand Karl Collin. Ich machte die Tür weiter auf und zeigte mit der Hand stumm in Richtung Küche. Sie nickten und betraten das Haus. Ich wusste nicht warum aber in mein Bauch zog sich alles zusammen. Es erinnerte mich zu sehr an den Tag als mein Vater vor mir stand und mir sagte das Mum tot sei. Ich folgte ihnen stumm und setzte mich wie die beiden auch ,auf einen Stuhl. „was ist los?“ stieß ich nach einer Weile hervor. „Kaici.. dein Vater..-„ –„was ist mit meinen Vater?“ unterbrach ich Karl Collin. „er ist auf den Weg nach Hause gegen einen Baum gefahren.“ Sagte er leise als wünschte er sich das ich es nicht hören konnte. „ist er...?“ fragte ich. Das letzte Wort bekam ich nicht heraus. Es schnürte mir die Kehle zu. „Ja, er ist tot, Kaici.“ Flüsterte Karl. Ich erschrak und merkte nichts mehr. Ich wusste nichts mehr. Ich spürte nichts mehr. Ich wusste auch nicht mehr wer ich war, wie ich hieß.
Als ich langsam aus der endlosen Trance erwachte hörte ich eine Frauenstimme wild flüstern. Und niemand hatte so eine Stimme als meine Tante Mona. Als sie merkte das ich wieder erwachte kam sie zu mir gerannt und umarmte mich. „was ist passiert?“ stieß ich hervor. „du hattest einen Schock.“ Sagte sie mit verheulten Augen. „Polizeimann Karl und Hans haben dich hierher gebracht.“ Einen Schock? Ich sah mich um und tatsächlich. Ich war im Krankenhaus. Ich lag in einen Bett mit Gittern davor. Also ist das wirklich passiert? Mein Vater..ist ..tot. ich schluckte und mir kamen die Tränen. „oh es tut mir so leid Kaici!“ schrie sie mir ins Ohr und umarmte mich fester. Ich konnte es nicht fassen.
Doch eh ich es richtig realisieren konnte, was passiert war, klopfte es an der Tür und Polizeimann Hans kam ins Zimmer. Was wollte er? Er und sein Kollege haben doch schon alles erzählt.
„Kaici? Kann ich kurz mit dir sprechen?“ fragte er streng. Polizeimann Karl war ohne Zweifel viel höflicher und zuvorkommender als er. „Das Kind ist gerade erst wieder erwacht!“ sagte meine Tante tadelnd. „das ist wirklich kein guter Augenblick um mit ihr über ihren Vater zu sprechen.“ Meinen Vater.. wieder schnürte es mir den Hals zu. Nie mehr werde ich seinen wütenden, strengen Blick sehen, wenn ich mal wieder gegen Regeln verstoße. Oder seine Ader auf der Stirn pochen, wenn ich mit Worten konterte. Nie mehr werde ich seinen besorgten, fast panischen Blick sehen, wenn ich wieder aus den Wald kam und Mike nicht aufgetaucht war. Nie mehr werde ich hören, wie er die Treppe hoch brüllt, wenn ich wieder mal nicht aufstehen wollte. und nie mehr werde ich sehen wie er schmunzeln musste, wenn er sieht das ich in Gedanken bin, genauso wie ich es jetzt war. Mir kam es vor als wäre das ganze Bett nass, so viel weinte ich.
„es tut mir leid, aber es muss sein.“ Sagte er dann. Es hörte sich an, als ob es ihm überhaupt nicht leid tat. „was wollen Sie wissen?“ fragte ich verheult. Meine Stimme klang eigenartig. Er lächelte ein wenig, als ich auf gab und mich seinen Fragen hingab. „wir wollen nur herausfinden, ob es Selbstmord war, Kaici. Also müssen wir dich einwenig über ihn ausfragen.“ Selbstmord? Warum sollte er Selbstmord begehen? „also. Warum ist er von zu Hause weg gefahren? So weit von dir entfernt.“ Fragte er. Es klang desinteressiert, als ob er es mich schon so oft gefragt hätte. dann holte er Stift und Block heraus. „er hatte ein Bewerbungsgespräch.“ Sagte ich heiser. Es kam mir vor wie ein Verhör im Krankenhaus. „ok. Und weißt du, ob er den Job bekommen hat?“ fragte Hans weiter. „ähm ja. Er hat mich angerufen. Er hat den Job bekommen.“ Als ich an seine glückliche Stimme am Hörer dachte, bekam ich Bauchschmerzen. „hm. Ok. Also das fällt als Motive zum Selbstmord raus, wenn er den Job bekommen hat.“ Murmelte er mehr zu sich selbst. „er hat überhaupt kein Grund sie umzubringen! Er war in Sorge um mich.. er hätte mich niemals jetzt allein gelassen.“ Sagte ich laut. Ein wenig wütend. Er blickte von seinen Block auf. „Sorgen um dich? Warum denn?“ ich schluckte. Wie sollte ich das denn jetzt erklären, ohne Mike zu verraten? Und ohne das er mich gleich in die Psychatrie einweist?
„ach. Mädchenkram halt. Ganz normal.“ Sagte ich und versuchte es gleichgültig klingen zu lassen. Er runzelte misstrauisch die Stirn, doch zu meiner Erleichterung fragte er etwas anderes. „was waren die letzten Worte deines Vaters? War er wütend?“ ich dachte nach. Ich wusste sofort was er gesagt hatte. Ich hab dich lieb waren seine letzten Worte. Er sagte sie ganz sanft am Telefon. Ich erschrak. Sollten das Abschiedswörter sein? Nein. Niemals. Er hatte keinen Grund sich umzubringen. „Kaici?“ sagte er als ich nicht antwortete. „ähm. Er sagte als letztes >ich hab dich lieb<“ ich war immer noch vertieft in Gedanken. „als er das sagte.. war er da besoffen?“ ich schnaubte. Nur weil er sagte er hätte mich lieb, muss er doch noch lange nicht besoffen sein. Aber es war einfach eine rutine Frage. Sie mussten ja herausfinden wie zu diesen Unfall kam. „Nein. Ganz und gar nicht. Er kam auch gerade vom Bewerbungsgespräch. Da kann er ja nicht gleich besoffen sein.“ Sagte ich als ob das jeder wüsste. „na gut, Kaici. Dann lass ich dich und deine Tante allein. Ihr habt sicher viel zu besprechen.“ Sagte Polizeimann Hans.
Aber diesen Satz hörte ich nur am Rande meines Gedächtnisses. Mir viel plötzlich etwas komisches ein. „ähm. Polizeimann Hans? Eine Frage. Als sie mich im Wald mit den Mörder aufgriffen, haben Sie da auch den Jungen neben mir gesehen?“ er runzelte verwundert die Stirn. „Ja,natürlich. Mike..Stanley richtig? Er hat doch den Mörder gefesselt. Warum?“ –„ach nur so.“ antwortete ich in meinen Gedanken vertieft. Mike erzählte mir das ihn nur Menschen sehen und hören können, die einen Toten bereits begegnet sind. Aber das glaubte ich jetzt nicht. Alle Polizisten die vor Ort waren und er Mörder müssten dann ja schon einen Toten begegnet gewesen sein. Ich fand den Gedanken merkwürdig. Als die Tür endlich ins Schloss fiel und ich mit meiner Tante allein war, fing sie gleich an mich besorgt und hysterisch auszufragen. So kannte ich meine durchgeknallte Tante. Sie war die Schwester meiner Mutter, aber sie sahen sich kein bisschen ähnlich. Meine Mum kam eher nach meiner Oma und sie nach meinen Opa. „was zum Teufel für ein Mörder?!“ ich versuchte sie zu beruhigen. „Mona. Bitte beruhige dich. Es war nichts schlimmes. Nichts passiert. Ist ne lange Geschichte, weißt du..“ es klappte. „na schön. Du kannst es mir ja auf den Weg nach Ölental erzählen.“ sagte sie munter. Ölental? Es dauerte bis ich schaltete. „wie meinst du das? Du nimmst mich mit zu dir?!“ ich war entsetzt. Ich hatte keine Lust bei meiner verrückten Tante und ihrem nervigen achtjährigen Sohn Cody zu wohnen. Das war der Horror. „natürlich, Kindchen. Du hast doch jetzt kein Zuhause mehr. Denkst du, du darfst allein in diesen großen Haus leben?“ fragte sie entsetzt. NEIN! Ich musste umziehen. Auf eine andere Schule. Keinen Wald mit Erinnerungen mehr. „aber ich..-„ fing ich an. „Kein aber, Liebes. Es wird dir bei mir gefallen. Und Cody ist auch schon ganz erpicht da drauf mit dir zu spielen.“ Na toll. Gerade hatte ich meinen Vater verloren und schon bestimmte sie über meine Zukunft. Das ich ALLES verliere.
Das war der schlimmste Tag, seit Mums Tot und Mikes verschwinden. Warum verlor ich nur alles was mir wichtig war?! Ich hatte niemanden mehr.
Außer meine durchgeknallte, hysterische Tante Mona. „morgen gehst du ein letztes Mal in die Schule, um dich zu verabschieden. Eigentlich solltest du nicht zur Schule, aber du musst dich schließlich von deinen Freunden verabschieden. Von Luna.“ Luna. Ja meine beste Freundin. Pff. Darauf pfeife ich.
Am nächsten Tag –ich hatte kein bisschen geschlafen, die ganze Zeit nur geheult- brachte mich meine Tante zur Schule. Ich sagte tschüss und stieg aus den Wagen.
Na super. Heute wird ein Tag voller Mitleid. Natürlich wussten bereits alle vom Tod meines Vaters. Mir schnürte der Hals zu , als ich an das Wort >Tod< dachte.
Wie erwartet kam Luna sofort angelaufen und umarmte mich. „es tut mir so leid, was mit deinen Vater passiert ist!“ ich stieß sie von mir weg. „erspar dir dein Mitleid. Du denkst bestimmt das mein Vater sich auch wegen mir umgebracht, hat was? Genauso wie du es bei meiner Mutter dachtest. Geh bloß weg!“
Sie verstummte. „tut mir leid ist mir rausgerutscht, das mit deiner Mutter. Ich habe dir übrigens verziehen wegen den einen Tag da.“ Ich wurde fuchsteufelswild. „DU hast MIR verziehen?!“ –„ja, wegen der Backpfeife.“ Sagte sie leise. Ich schwieg. Das war wirklich richtig heftig, mit der Backpfeife. Meine Wut verschwand und ich nahm sie in den Arm. „tut mir leid.“ Sagte ich. Ich weinte mich bei ihr aus. Obwohl ich die ganze Nacht und den ganzen Rest des letzten Tages geheult hatte, hatte ich immer noch jede Menge Tränen übrig.
Ich erzählte ihr das dies mein letzter Tag hier sein würde und sie nahm mich noch fester in den Arm.
Den ganzen Tag über kamen die Schüler zu mir und sagten, wie leid es ihnen taten. Jetzt verstand ich warum meine Dad, das Telefon nach Mums tot abstellte.
Nach der Schule holte Tante Mona mich ab und ich sah schon die vielen Koffer im Kofferraum durch die Fenster. Es waren meine Sachen. Ich nahm Luna in den Arm, sagte ihr ich würde mich melden und stieg in den Wagen.
Sie fuhr nicht schnell. Dann hatte ich wieder die Idee meine Augen zu schließen und an nichts zu denken und jetzt hörte ich die Stimme meiner Mutter. „es tut mir so leid, mein Schatz.“ Sagte sie besorgt und traurig. Es muss dir nicht leid tun Mum. Es war ja nicht deine Schuld. Ich hoffe Dad ist bei dir. Dachte ich. „ja , dein Vater ist hier aber er ist noch nicht erwacht. Weißt du es dauert ungefähr 2 Tage, bis der Prozess vom leben bis zum Tod vollständig überstanden ist. Aber mein Kind. Ich habe Schuld an den Tod deines Vaters.“ Sagte sie niedergeschlagen in mein Kopf. Was redest du da, Mum? Du bist Schuld an Dads Tod? Wie? „als er gerade Auto gefahren ist, bin ich in sein Kopf aufgetaucht um mit ihm über dich zu reden. Es war keine gute Idee, denn er erschrak und prellte gegen einen Baum.“
Jemand tickte mich am Arm und die Stimme verschwand. „Kaici? Was ist los? Du bist so still.“ Tante Mona. „ja, endschuldige ich war in Gedanken.“ Antwortete ich. Sie runzelte die Stirn. „ja früher, als deine Mutter noch lebte, hatte sie immer Sorgen um dich, weil du so oft in Gedanken vertieft warst.“ –„so komme ich besser mit meinen Gefühlen und Sorgen klar, weißt du?“ sagte ich daraufhin.
Als sie vor ihren Haus- was jetzt auch mein Haus war- hielt, stieg ich aus und half ihr beim tragen meiner Koffer. Als wir alle Koffer im Haus hatten und ich mein neues Zimmer begutachtet hatte, sprang mir auch schon Cody in den Arm. „Hallo Kaici!“ rief er. Ich seufzte. „Hey Cody. Man bist du schwer geworden.“ Mein Atem ging unregelmäßig. „Mama sagt, ich bin mindesten 2 Tonnen schwerer geworden. Stimmt das?“ fragte er. Er meinte es ernst. Hallo? Erde an Mona. Der Junge ist Acht und hat immer noch keine Ahnung wie viel Tonnen sind. So schwer wird wohl kaum ein achtjähriger, nervtötender, kleiner Junge wiegen. Trotzdem sagte ich „das kommt hin“ und setzte ihn ab.
Als ich ein bisschen mit Tante Mona geredet hatte – die meiste Zeit ging es um ihre Traurigkeit das Onkel Tito sich von ihr getrennt hatte- ließ sie mich dann endlich allein in mein Zimmer, weil sie das Abendessen machen musste. Ich atmete tief durch. So konnte ich auf keinen Fall weiter leben. Vielleicht sollte ich mich auch umbringen..
Auf einmal spürte ich einen der vertrauten unnatürlichen Windzüge und mein Herz setzte aus. Da stand Mike vor mir und besorgter und panischer als je zuvor. Er nahm mich sofort in den Arm. „Mike“ stieß ich hervor. „ja, ich bins wirklich, Key. Beruhige dich.“ Sagte er sanft, aber immer noch panisch. „warum bist du hier?“ fragte ich nach einer Weile. „soll ich gehen?“-„NEIN!“ ich musste meine Stimme kontrollieren, damit Mona nichts hörte. Er lachte leise und nahm mich fester in den Arm. „ich hab alles getan damit ich ein letztes Mal zu dir kann, Kaici. Und dies ist wirklich das letzte Mal.“ Er verkrampfte in seinen Arm. Meine Knochen fühlten sich steif an. „NEIN, Mike! DU WIRST MICH NICHT VERLASSEN! DU NICHT AUCH NOCH!“ schrie ich in seine Brust, damit Tante Mona nichts hörte. „ich liebe dich, Mike. Ich kann nicht ohne dich!“ er streichelte mein Haar dann küsste er mich auf den Kopf und befreite sich aus der Umarmung. „ich muss gehen, Key. Ich liebe dich auch. Und ich kenne deine Gedanken, dass du denkst das ich nicht so fühle wie du. Aber das stimmt nicht, Kaici. Ich liebe dich mehr als alles andere, aber ich muss gehen. Ich bin tot. Mein Leben ist vorbei, also darf ich hier auch nicht mehr sein.“ Ich kam näher und küsste mich ein letztes mal sanft auf den Mund. Eh ich etwas sagen konnte, war er auch schon weg.
NEIN! Schrie ich in Gedanken. Verlass mich nicht! Nicht du auch noch! Ich hab doch nichts mehr! Alles habe ich verloren! Alles was mir wichtig war! Ich weinte. Plötzlich fühlte ich mich zu meinen richtigen Zuhause hingezogen. Hier gehörte ich einfach nicht hin. Hier gab es einfach keine Erinnerungen an die Menschen die ich liebte. Es gab nichts was mich hier hätte halten können. Also beschloss ich, wenn Mona schlief, abzuhauen. Einen Bus zurück zu der Stadt zu nehmen, wo ich aufgewachsen bin, wo ich hingehörte. Niemals könnte ich hier glücklich werden. Egal wo ich war, ich könnte niemals mehr lachen ohne sie, trotzdem musste ich zurück. Es war ein Bedürfnis, eine Sucht.
Als es leise war und Cody und Mona schliefen, schlich ich zur Bushaltestelle und stieg in einen großen, schicken Bus ein. Der Fahrer runzelte die Stirn, was ich wohl um diese Zeit hier machte. Aber es war mir egal was er dachte. mir war alles egal.
Als ich dann endlich in unsere Stadt ankam und aus den Bus stieg war es schon fast morgens. Ich ging stur an den dunklen Gassen vorbei. Mir war es egal, auch wenn ein Mörder, ein Vergewaltiger oder sonst einer von diesen Spinner auftauchte. Was hatte ich noch zu verlieren? Nichts.
Ich musste ungefähr eine Stunde laufen. Dann war ich endlich da. Das Haus sah aus wie immer und ich schloss die Tür –ich hatte immer noch den Haustürschlüssel- auf und stolzierte in den Flur. Es war alles noch ganz genau so, wie ich es in meiner Trance verlassen hatte. Aus den Luftballons, die aufgehängt hatte, an den Tag, an dem ich vergeblich versuchte nicht mehr zu denken, war die Luft raus. Genauso wie bei mir. Bei mir wurde aber das Leben rausgesaugt. Unwiderruflich.
Plötzlich bekam ich eine Idee. Auch wenn die die ich liebe nicht zu mir konnten, ich konnte jederzeit zu ihnen. Ich nahm mir ein Messer aus den Messerblock und hielt es an meine Pulsader. Dann ließ ich es aber sinken und legte es zurück auf die Anrichte. Ich schloss die Augen und dachte an nichts. Es klappte schon viel besser. Ich hatte Übung. Mum? Ich weiß nicht was ich tun soll. Ob es richtig ist. Sagte ich in meinen Gedanken. Meine Mutter sagte nur „Hör einfach darauf was dein Herz dir sagt.“ Im ersten Moment dachte ich >natürlich will mein Herz weiterschlagen< , aber als ich länger überlegte, viel mir auf, das mein Herz zu mir gehört und das ich nicht weiterleben will.
Ich nahm mir Dads Schlaftabletten- er konnte seit Mums Tod nie richtig schlafen- aus der Schublade, Stift und Papier und rannte zur Tür heraus. Ich lief so schnell ich konnte zum Wald.
Als ich an der Stelle war, wo ich mich immer mit Mike traf ließ ich mich zu Boden sinken. Mein Dad hat weitergelebt, wegen mir. Doch ich hatte niemanden, für den ich weiterleben musste.
Ich nahm das Papier und schrieb los.
Liebe Freunde, Verwandte und Bekannte,
ich will nicht mehr weiterleben. Es ist meine Entscheidung und seit nicht traurig, denn da wo ich jetzt hinkomme, geht es mir besser. Ich möchte nun noch ein paar Leuten etwas sagen.
Luna: du bist und bleibst meine beste Freundin. Ich danke dir für alles, was du für mich getan hast und ich wünsche mir von Herzen, dass du glücklich bleibst.
Chris: du bist eigentlich ein ganz netter Typ. Und du machst Luna glücklich. Also enttäusch Luna nicht, so wie du Mike enttäuscht hättest. Wir wissen beide das du nicht die Wahrheit über den Unfall erzählt hast.
Jeremy: ich fass es nicht das ich in dich verliebt war! Du bist nichts weiter als ein Arschloch. Mach die Augen auf und stell das mit den Unfall vor einem Jahr richtig.
Danke. Bitte seid mir nicht böse, aber das ist die einzig richtige Entscheidung für mich. Ich liebe euch.
Kaici
Als ich die Zeilen fertig geschrieben hatte, war ich glücklich. Jetzt werde ich meine Liebsten wiedersehen. Und ich werde wieder so „leben“ , dass ich ich selbst sein kann.
Ich nahm viele Tabletten in die Hand und dachte ich komme! Dann schloss ich die Augen und nahm die Oberdosis. Nach einer Weile schlief ich ein.
Für immer.
Texte: Alle Rechte liegen bei mir
Tag der Veröffentlichung: 02.08.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für meine verstorbene Uroma