Das Ritual
Dann und wann
Zahlt sie den Zoll
Trinkt Wermut
Aus wuchtigen Bechern
Und immer stets dann
Ist der Mond prall und voll
Schwarze Katzen tanzen
Auf silbernen Dächern
Sie huschen und schwinden
Verschluckt von der Wand
Entsprungen in eine andere Zeit
Delila
Sitzt lang so
Mit zittriger Hand
Die Augen
Sie glänzen
Und träumen noch weit
Drei Babies …
… in drei Wochen
in Hessen
tot aufgefunden.
Sondermüll.
Sonderbar.
Furchtbar tief
sind die Furchen,
die sich durch die Zeit zieh’n.
Viele Acker liegen brach.
Und das letzte Korn
wartet auf die Raben.
Exil
Scharf ergraute Bisamkatzen
geben sich ein Stelldichein.
Ihr wilder Schrei
will nicht verhallen
im alten Gemäuer
aus rotem Stein.
Blauweiß erstarrt das Neonlicht,
das die dunkle Bucht der Nacht
in ihrem schweren Samt durchsticht.
Was macht ihr dort - in dieser Halle?
Was mach ich hier
in meiner selbst gestellten Falle?
Ich grabe mich durch bis zur Schiebetür.
Ein offener Spind …
Niemand da …
außer Spinnen an den Wänden
und dieses kalte Röhrenlicht.
Wo sind sie, die Jungs
mit den schwarzen Händen?
Niemand da …
Nur dieses Aspirin von Licht,
das der sture Glasbaustein
in tausend gleiche
Bilder bricht.
Hide & Seek
du bist mein Grund
wegen dir bin ich hier
bin auf Reisen
schon so lang
seit das stille Herz der Zeit
in blütenweißem Lichterkleid
im Rhythmus des Alls
zu schlagen begann
wandle ich
auf alten Gleisen
folg dem Takt
der großen Uhr
falle über viele Steine
suche blind nach deiner Spur
blind
weil ich im Dunkeln weine
und wenn’s dämmert
manchmal meine
mein kühler Grund
sei auch der deine
und weiß doch
all das träum ich nur
Kismet
Groß und schwarz
war das Tier.
Und geschmeidig
zog es ein
in mein Leben -
gefolgt von Dir.
Du wunderbar falsche
Fata Morgana
hast mich erwischt,
als mein Blick leer
und weit war,
um matt zu erahnen,
was später nach Stürmen
wie lautlos erlischt.
Auch wenn Du es schlicht
nur Kismet nennst.
Meine Herzhand ist offen,
und hier steh’n zwei Linien
in Purpur geschrieben:
Ich will, daß du mich kennst.
Ich wünschte, du wärest geblieben.
Kurze Ewigkeit
Der Kuß der gläsernen Spinnenfrau
War nur sehr kurz
Doch traf er genau
In die sterbliche Mitte
Zerriß voll Genuß
Und nach uralter Sitte
Das seidig schillernde Gewand
Was von jeher die Welt
Mit der Welt verband
Sodaß das Bild aufs Neue sich füge
Aufs Neue das blinde Auge betrüge
Und nie ist gewesen
Was niemals wird sein
Letzter Tango
Dein Platz ist noch warm, mein Schatz
Unter den Linden singen die kleinen Mädchen das Lied
Sie fangen an Lügen zu binden
Hinein in den alten Reigen
Und keines tanzt aus der Reihe
Dein Platz ist noch warm, mein Schatz
Dort draußen läuft ein Hund vorbei
Der seinen Stammbaum sucht
Die Katze läßt das Mausen nicht
Und ich habe mein Blut verflucht
Noch ist er warm, dein Platz, mein Schatz
Die Spatzen pfeifen es vom Dach
Das blitzblank in der Sonne lacht
Warum nur hab ich das Tor zugemacht
Und den Schlüssel hinausgeworfen?
Es wird so langsam klamm, mein Schatz
In meiner Abstellkammer
My very best friend
Die Sonne scheint
auch ohne dich,
Sonnyboy!
Der Kaffee ist schon lange kalt,
und meine Füße
haben keine Blasen mehr,
seitdem ich
aus
dem Koffer
kleine Überraschungen
hervorzaubere.
Und
das weiße Kaninchen
ist
jetzt
mein bester Freund.
Nachtexpreß
Schneewittchen hat den Zug verpaßt
Friert traurig auf verwaistem Gleis
Der Wind zieht durch den Eispalast
Notausgang
Schwaches Licht zerreißt
Von Zeit zu Zeit
Fällt lauer Tau
Herab auf stumpfes Mosaik
Die schwarze Uhr
Zerhackt exakt
Beharrlich stur
Und sehr genau
Den Tag
Die Nacht
Den Traum vom Glück
Und müde kehrt der alte Mann
Den Rest von gestern
Stück für Stück
Mit Mühe und so gut er kann
In seinen Ascheimer
Zurück
Totensonntag
Herzzeitlose Herbstneurose
Schleicht wieder mal
Um Hof und Haus
Da draußen sind die Bäume kahl
Und in mir
sieht’s nicht besser aus
Die Hundehütte kalt und leer
Nie mehr
Ein Tier so warm und weich
Neben mir
Good News
Du kannst mich fragen,
ob noch Bier im Keller ist.
Du kannst mich fragen,
ob die Katze Mäuse frißt.
Ich kann dir sagen,
wo die Butter steht
und kann dir sagen,
wie spät es ist.
Doch frag’ mich niemals,
wie’s mir geht …
Denn dort,
wo ich bin,
ist die Luft dünn.
So dünn,
daß Geh’n wie Schweben ist,
die Welt nicht mehr
in Maßen mißt
und
die Maus
die Katze frißt.
SOLITÄR
Rau
war die Nacht
als du mir den kühlen
Reif
um die Fesseln legtest
dort
wo unsere Wurzeln
zusammengewachsen
sind
und sich unsere Arme
weit
in die Himmelskuppel
strecken
wo nur ein Stern
sein wahres Gesicht
zeigt
und tuschelndes Laub
silbrig glitzernd
das Herzblatt bedeckt
dort ruht die Glut
in alten Händen
Darling
Die Lämmer – sie schweigen noch immer.
Schauen hin und schauen weg …
Häuser brennen, und die Kirche steht still
mitten im Dorf.
„Nur mit dem Herzen sieht man gut.“
sagte der kleine Prinz.
Auch wenn Neuseeland am anderen Ende der Welt liegt.
„Ich seh dich. Ich seh dich ganz genau!“
sagte die kleine Prinzessin.
Auch wenn der Schimmer am Horizont von gestern war.
Dort stehn sie nun – bleich das Gesicht.
Sie trauern stumm.
Sie drehn sich um.
Und trauen sich nicht.
Ladenschluß
Zwischen Tür und Angel
Noch schnell
Das Leben
Kaufen
Eine kurze Pause
Und ein Stoßgebet
Wirres Suchen
Ausverkauf
Leere Blicke
Kassensturz
Pack Dich ein!
Das war‘s.
Tag der Veröffentlichung: 01.02.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
In homöopathischen Dosen verabreicht
sie uns die Medizin der Erkenntnis.
So zart wie schlagkräftig,
so erschütternd wie heilsam.
Poesie vom Feinsten - mit Gänsehaut-Garantie.
Anita Pavani