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Auch heute will Frieda nur das Allerbeste für ihren Alfred, will ihn wieder einmal überraschen. Er hat sie damals auf seinen Weg geholt, an seine Seite. Nun gut, es waren schlechte Zeiten gewesen und davon will heute keiner mehr etwas wissen. Aber sie, sie hat nichts vergessen. Sie sieht Alfred in Gedanken noch heute, wie er lächelnd auf sie zu kam. Er war sehr dünn gewesen, die Gefangenschaft hatte ihm zugesetzt, zulange hatte sie gedauert. Sein Lächeln war so herzerfrischend, dass sie die vielen Zahnlücken einfach übersehen hatte. Später hatte der Zahnarzt mit dem Zahnersatz sein Lächeln nur noch mehr verschönt. Frieda grinst wie ein junges Mädchen vor sich hin, als sie sich an Alfreds Verführungsversuche erinnert. Tja, er war beharrlich gewesen, sie aber auch, sie war gut erzogen. Aber dann, als es soweit war, da war es umso schöner. Und es hat nie aufgehört, das Klingen in ihrer Brust, wenn sie in seine Augen sieht.

Ihr Alfred ist der humorigste und galanteste Mann der Welt, da ist sie sich sicher. Es gibt Männer, die sind einfach nur toll! Und sie, die Frieda, deren Eltern vor dem Krieg ein kleines Gemischtwarengeschäft hatten, die ihre Schule abbrechen musste, um den Eltern im Laden zu helfen, und die nicht so gebildet war, wie viele andere Frauen – die sich im Beruf verwirklichten, sie hatte er sich vor so langer Zeit ausgesucht.
Alfred ist ihr Glück!
Mit geübten Händen stapelt sie die selbstgebackenen Marzipantörtchen in eine kleine Dose, um diese anschließend in buntes Blumenpapier einzupacken. Eine rote Schleife drum, fertig!

Ihre Marzipantörtchen sind sein Lieblingsgebäck und sie freut sich schon auf seine strahlenden Augen, wenn er sie auspackt. Alfred liegt noch im Krankenhaus. Er war gestürzt und hatte sich sein linkes Bein gebrochen. Sie besucht ihn täglich und genießt mit den anderen zwei Patienten, die mit ihm im Zimmer liegen, seine Späße. In einigen Tagen darf Alfred wieder nach hause und dann wird gefeiert. Heute aber, da ist ein besonderer Tag, heute ist ihr Hochzeitstag! Nur kurz erinnerte sie sich daran, dass es eine Zeit gab, da auch ihr Glück gefährdet war. Es war gut gegangen, damals. Und es war vorbei - die Vergangenheit soll ruhen. Frieda hat gelernt, das Leben positiv zu nehmen, einfach so, wie es ist, denn sie ist glücklich. Ein Blick auf die Uhr, schnell zieht sie ihren Mantel an, greift nach Handtasche, Geschenk und Blumen.
WAS FÜR EIN MANN ...!
Kurz nachdem die Wohnungstür ins Schloss gefallen ist, steigt sie eine Melodie summend die Treppe hinab. Dass Frieda inzwischen bereits dreiundachtzig Jahre alt ist und heute ihren fünfzigsten Hochzeitstag mit ihrem Alfred feiern wird, würde nie ein Mensch vermuten und auch sie kann es selbst kaum glauben.


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 02.01.2012

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Widmung:
... DER LIEBE!

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