Cover

Sie hat mit einem Schlag Herzklopfen, Schmetterlinge im Bauch und ihre Beine werden schwach. Schaut noch mal genau hin. Tatsächlich, er lacht sie an. Sie und nicht eine Andere, denn hinter ihr steht niemand. In seiner Hand hält der die Mehltüte, die ihr runter gefallen war. Sie bedankt sich, nimmt ihm die Tüte aus der Hand ohne sein lachendes Gesicht aus den Augen zu lassen, fasst daneben und schon fällt sie wieder. Fällt ohne ein spektakuläres Geräusch auf den Boden, platzt und schickt eine große Mehlwolke nach oben. Sie hatte sich aus dem Reflex wohl ebenso schnell gebückt wie er, und als sie beide wieder stehen müssen sie laut lachen. Er sieht aus wie der Weihnachtsmann, denn sein Bart ist weiß. Wie sie aussieht, weiß sie nicht, aber sein herzliches Lachen ist ihr ein Spiegel, also lacht sie mit. Ihr Lachen ist so ansteckend, dass zwei andere Kundinnen herzlich mitlachen.

Während eine Frau vom Verkaufspersonal mit dem Besen das Mehl aufkehrt, bemühen sie sich gegenseitig das Mehl zu entfernen. Als ob sie sich schon Jahre kennen, vertraut und fast schon selbstverständlich, klopfen sie sich gegenseitig die Mehlreste von der Kleidung. Erst als er Mehl aus ihrem Gesicht streicht, weicht sie einen kleinen Schritt zurück. Sie hat Herzklopfen bekommen, schon bei seinem Blick, doch nun, als er sie berührt, schlägt es wie wild.
„Das gibt es nicht, so was gibt es nicht… nur im Film“, stammelt sie und schaut ihn immer noch an. Wie konnte sie solch eine Vertrautheit zu ihm spüren? Ihm ging es scheinbar ebenso, denn er schaute sie fröhlich an, gerade so, als ob sie sich schon lange bekannt sind.
„Warum nicht? Mir ist, als ob wir uns schon seit Jahren kennen und endlich auch einmal wieder gegenüber stehen.“

Seine Stimme ist nicht spektakulär. Er sieht ganz normal aus, nicht wie ein Märchenprinz, ganz normal. Seine Haare hatten ihn wohl schon vor langer Zeit verlassen und deshalb können seine brauen Augen so wunderbar sein Gesicht dominieren. Nichts lenkt von ihnen ab. Sein Lachen ist einfach so was von wunderbar natürlich und gilt im Augenblick ausschließlich ihr. Wie aus weiter Ferne hört sie das Flüstern der Kundinnen, die eben noch mit ihnen lachten. Lange schon wünschte sie sich einen besonderen Augenblick, sehnte ihn sich förmlich herbei. Herrlich fühlt es sich an, wie ein Schokoladenpudding des Lebens mit Sahnehäubchen.

Irgendwie geschieht etwas mit ihr, vielleicht ist sie nicht richtig bei sich oder einfach nur von der Situation überrumpelt. Auf alle Fälle möchte sie nicht, dass er wieder geht. Sie wünscht sich sofort, ihn noch näher kennen zu lernen, obgleich auch sie bereits Vertrautheit fühlt. Mehl ist schon lange nicht mehr an ihrer Kleidung, dennoch sind sie beide versucht auch weiterhin imaginäre Mehlstäubchen voneinander zu entfernen. Streichen sich über die Schultern und Arme. Seine Hand wandert an ihrem Ellenbogen nach unten, bis sich ihre Finger berühren. Ihre Finger verschlingen sich ineinander ebenso wie die Blicke.
“Mir geht es wie Dir, als ob wir uns schon lange kennen”, flüstert sie ihm ins Ohr, “und ich habe Herzklopfen!”
Er streicht ihr wieder behutsam über die Wangen. Diese Berührung ist zart und leicht wie ein Hauch, nicht bestimmend, einfach nur schön.
“Komm, wir gehen einen Kaffee trinken”, sagt er ebenso leise zu ihr und zieht sie an der Kasse vorbei nach draußen. Keiner von beiden hörte die Frau vom Verkaufspersonal fragen, ob alles in Ordnung sei und was mit den Einkaufswagen sei. Mit einem unspektakulären Zischlaut schließt sich die Tür hinter ihnen.


Später:
...wie Schokoladenpudding mit Sahne schmeckt sein Kuss, der mit weichen Lippen und wie selbstverständlich immer wieder ihre Lippen öffnet.... süß und lecker!

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Texte: Coverbild bei http://www.zeno.org
Tag der Veröffentlichung: 09.02.2011

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