Cover

„Melde dich doch einmal im Internet an. Du bist viel zu viel allein und immer zuhause. Da gibt es Portale wo sich viele Leute treffen, auch aus deiner Stadt,“ sagte ihr eine Kollegin.
Für Lisa war dieser Satz wie ein Fingerzeig, der genau auf sie deutete. Und weil Lisa solche Hinweise immer schon sehr ernst nahm, ging sie auch diesem nach.
Eigentlich war sie nur neugierig. Wollte einmal wieder nach draußen, ins Kino, Leute kennen lernen. Allein mochte sie nicht gehen. Was sollte sie sich auch allein irgendwo hinstellen. Deshalb meldete sie sich in einer Community an. Solche Plattformen gab es inzwischen ja viele im Internet.
Sofort lernte sie viele Menschen kennen. Ihr Mailfach war immer gut gefüllt. Nach einigen Wochen hatte sie sich bereits auch mit zwei Frauen getroffen. Vorher wurde telefoniert, miteinander gelacht. Schließlich wollte Lisa achtsam mit sich sein. Sie hatte bereits auch schon viele Geschichten über Internetbekanntschaften gehört.

Aber bei Lisa ging alles glatt. Man traf sich inzwischen regelmäßig und Lisa hatte richtig Freude. Schließlich lernte sie auch einen Mann kennen. Sie schrieben sich und irgendwann ging auch das Telefon. Als sie sich das erste Mal trafen, war es schon sehr besonders, jedenfalls für Lisa war das so. Wer an einen Zufall glaubt, für den wird es auch einer sein. Für Lisa gab es keine Zufälle. Alles kam ins Leben zu seiner Zeit und hatte auch eine Bedeutung. Er war ihr vom ersten Blick sympatisch und sie freute sich. Von da an wurde Lisas Leben sehr bewegt. Mit ihrem neuen Bekannten und auch den anderen Freunden kamen immer mehr Ereignisse in ihr Leben. Die Erinnerungen an das, was sie zurück gelassen hatte, verblassten und dafür war Lisa wirklich sehr dankbar.
Eines der schönsten Ereignisse war für sie aber das Tanzen mit ihm. Er war ein sehr guter Tänzer und sie lernte schnell. Am liebsten tanzte sie Tango mit ihm. Ein Tanz, der sie verführte sich anmutig an ihn anzuschmiegen, ihm zu vertrauen und ganz und gar die Führung zu überlassen. Viele Jahre musste Lisa immer Verantwortung tragen, nun war es anders, zumindest beim Tango. Sie konnte sich hingeben, im Innen fallen lassen und sich in der Musik verlieren. Oft kam es ihr vor, als wäre sie so leicht wie ein Schmetterling. Die kleinste und zarteste Bewegung ihres Tänzers lies sie tanzen. In seinen Armen war es leicht, sich der Musik und den Schritten hinzugeben. Selbst im Innehalten mancher Tanzschritte empfand sie die Schönheit des Tanzes.

Inzwischen hat sich im Leben von Lisa wieder vieles verändert. Er tanzt nun mit einer anderen Frau. Wieder eine Neue, wieder eine Andere, diesmal eine zuviel. Endlich hat sie Abschied genommen von ihm, der Preis den sie zahlte um mit ihm tanzen zu können, war ihr zu schmerzlich. Nun gut. -Leben ist wachsen-, sagt der Volksmund. Vielleicht geht sie später einmal wieder tanzen. Sie hat den Tanz und auch die Freude, die mit jedem Tanz verbunden ist, kennen gelernt.

Mit geschlossenen Augen
tanzen wie ein Schmetterling...




...sie hat es erlebt und hat sie entdeckt, die Tänzerin, die in ihr ist. Für sie wird der Tango immer ihr Lieblingstanz bleiben.

Impressum

Texte: Cover by Gabriele Ende
Tag der Veröffentlichung: 10.01.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
MIT GESCHLOSSENEN AUGEN Das Tangopaar habe ich gemalt, als ich den Tango lieben lernte.

Nächste Seite
Seite 1 /