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Sie steht auf einem langen Flur und schaut in den leeren Gang. Im Augenblick sind alle Türen geschlossen, auch die, aus der er eines Tages auf sie zutrat. Gerne hatte sie mit ihm seinen Raum betreten, wenn er sie einlud. Hatte gut gewählt, denn auch in anderen Fluren gab es viele Türen. Sie hatte den Flur betreten, auf dessen Tür sein Name stand. Das Licht aus seinem Raum leuchtete ihr sanft. Wohl hatte sie hier und da auf dem Weg zu ihm auch andere schön gearbeitete Türen betrachtet, aber ohne deren Namen zu lesen. War immer sofort und mit klopfenden Herzen in seinem langen Flur auf die offene Tür zugesteuert. Und sie wusste, es war das sanfte Licht gewesen, das sie ermutigte seinen Raum zu betreten. Sie erinnert sich an das erste Mal als sie eintrat, in seinen Seelenraum.



Er war nah bei ihr, ohne sie zu bedrängen. Seine Nähe war wunderbar und tat ihr gut. Vertraut war das Gefühl und sie erinnert sich gerne an diesen ersten Augenblick als sie in seinem Raum innehielt. Vertraut war ihr alles. So, wie sie es sich immer gewünscht hatte.
Innen war es warm und hell und sie fühlte sich sofort wohl.
Gut, es gab da noch eine kleine Ecke im Raum, in der noch die Dunkelheit lauerte, aber diese Ecke machte ihr keine Angst, denn sie sah genau hin. Und mit dem Hinschauen erkannte sie, dass noch etwas diese Ecke verdunkelte. Sie würde ihm sagen, dass da noch ein dunkler Vorhang ist, der das sanfte Licht hinderte auch in diese Ecke zu leuchten. Aber nicht sofort, erst wollte sie ihn noch näher kennenlernen. Ja, so hatte es angefangen.

Inzwischen ist eine lange Zeit mit vielen Besuchen vergangen. Und als sie ihm eines Tages sagte, dass der dunkle Vorhang die Ecke dunkel hielt, nahm er ihn ab. Sofort flutete das Licht den ganzen Raum und sie fühlt sich nun noch wohler. Es war gerade so, als habe sein Raum schon lange auf ihren Besuch gewartet. Sie lachten miteinander wie Kinder, fühlten beide, wie gut es tat, zusammen zu sein. Und dann war da noch sein Blick. Er löste in ihr ein tiefes Gefühl der Zuneigung aus und sie waren beide sofort erhitzt. Doch sie war schüchtern, wollte noch warten, sich seiner sicherer fühlen und sie wartete auf ihn. Wartete auf genau das, wovon sie wusste, dass es noch fehlte, denn das war ganz wichtig. Und er, er wartete auf eine Botschaft, so sagte er ihr eines Tages. Ein Brief würde kommen und ihm diese Botschaft bringen. Für ihn war diese Botschaft sehr bedeutsam, wie etwas sehr Wichtiges fühlte es sich an, wenn er ihr davon erzählte. Sie wollte gerne mit ihm warten, ganz gleich, wie lange es dauerte, da war sie sich ganz sicher, denn ihre Zuneigung zu ihm war tief und groß. Einfach war es nie für sie, denn sein Blick suchte sie oft. Auch er hatte sie schon oft besucht. Hatte auch ihren Raum betreten und sich dort in ihrem Licht gebadet. Aufmerksam hatte er sich umgeschaut und sich an den kleinesten Details erfreut, die ihren Raum schmückten.
So viele Besuche, so viel Gemeinsamkeiten fühlten und entdeckten sie. Doch eines fehlte noch. ..

...der Brief mit seiner Botschaft



Es kamen schwierige Tage. Sie besuchten sich wie immer, doch er sah nicht mehr in ihre Augen. Schaute an ihr vorbei, sah nicht mehr ihre Sehnsucht. Sie fühlte sich hilflos, wusste nicht was sie tun konnte. Wartete…
Eines Tages, sie war bei ihm in seinem Raum, klopfte es an die Tür. „Endlich, der Brief!“ rief sie glücklich und blickte zur Tür. Doch er stand groß davor und sie konnte nicht erkennen, wer ihn brachte. Er nahm ihn ohne ihn zu öffnen und trat dann zur Seite. Nun sah sie die Frau und wusste, warum er ihren Blick nicht mehr erwidert hatte. Wusste, warum sein Lachen starb und weinte.
Die Tür blieb auf und sie war allein in seinem Raum. Er war fort mit ihr… Auf dem Boden lag der Brief.
Nur eine kleine Weile blieb sie noch, dann verließ auch sie seinen Raum und schloss die Tür. Auf ihr stand sein Name. Langsam ging sie zur Ausgangstür. Zurückschauen konnte sie nicht, denn das war zu schmerzlich. Sie trat hinaus und schloss auch diese Tür hinter sich, dann erst weinte sie bitterlich.

Geduld hatte sie gezeigt und sie wäre noch länger geduldig gewesen. Hätte gewartet auf ihn.
Nun ist daraus ein Abschied geworden mit all seinem Schmerz. Hinter dem Haus liegt ihr Garten und in ihm ein Stein mit einer Aufschrift: Das Alte ist Teil des Neuen

. Sie kniet sich vor den Stein und legt ihn nun langsam und achtsam zwischen die Blumen.
Tief in sich spürt sie ein Wissen, dass sie nur verlieren kann, was nicht wirklich zu ihr gehört. Jetzt kann sie ganz und gar loslassen. Sie ist nun frei.

In ihrer Brust fühlt sie die Liebe heilend strömen. Sie fließt....
Diese Liebe zu fühlen, will sie sich bewahren, denn sie ist ein großes Geschenk!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 13.07.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch gehört zur Reihe: "Aus meiner Seele"

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