Die Stille war unheimlich, fast bedrohend.
Claudia konnte sich nicht im geringsten daran erinnern wie sie, bekleidet nur mit einem leichten Flanellnachthemd und Barfuß, hier her gekommen war in den dunklen, tiefen Wald.
Die Nacht war eisig kalt gewesen und nun stieg dampfend der Frühnebel eines neuen Sommertages auf.
Sie hatte verzweifelt versucht sich mit Laub etwas Wärme zu verschaffen doch vergebens.
Claudia rieb sich die Arme und schlotterte.
Orientierungslos schweifte ihr Blick in die Ferne.
Sie hatte keine blasse Ahnung wo sie sich befand.
James Conelly warf den Hörer genervt auf die Gabel.
Irittiert schaute er noch einmal auf seine teure Armdbanduhr ein Geschenk seiner Freundin Claudia zum letzten Jahrestag.
Es war 12 Uhr mittags, Lunchzeit und eigentlich waren er und Claudia zu einem Telefonat verabredet.
Dass sie sich nun gar nicht meldete passte nicht zu der jungen, dynamischen und sportlichen Frau die James vor zwei Jahren auf einer Party gemeinsamer Freunde kennen und lieben gelernt hatte.
Claudia hatte sein Leben komplett auf den Kopf gestellt und das gefiel dem smarten Mittvierziger der eine üble Ehe hinter sich hatte.
Keine Sekunde mit der zwanzig Jahre jüngeren Frau war langweilig, es gab immer Action.
Sei es eine ausdauernde Sporteinlage, Kinobesuch oder Vernissagen, das Vorzeigepaar der New Yorker Society war überall dabei.
Man munkelte schon dass bald die Hochzeitsglocken läuten sollten, doch James steckte noch inmitten eines nicht enden wollenden Scheidungskrieges.
Claudia ihrerseits, fieberte einer baldigen Hochzeit freudig entgegen war sie doch schon achtundzwanzig und spürte ihre biologische Uhr immer lauter ticken.
Auch wenn James schon zwei Kinder hatte mit denen sie sich blendend verstand, so wünschte sich die junge Frau nichts sehnlichster als ein gemeinsames mit ihrer großen Liebe.
James widerrum blickte einer erneuten Hochzeit skeptisdch und einer neuerlichen Vaterschaft, negativ entgegen.
Er genoss seine Freiheit, er und Claudia lebten nicht zusammen, und wollte diese behalten.
Ihrer beider gegensätzliche Vorstellung einer weiteren gemeinsamen Zukunft, hatte im letzten viertel Jahr zu häufigen Streitereien geführt.
Claudia wußte noch immer nicht wo genau sie sich befand.
Ein Blick auf ihr Handy verriet der jungen Frau dass es in dem dichten Kiefernwald kein Netz gab.
Entmütigt gab sie einen Seufzer von sich.
Am Stand der Sonne musste es wohl schon mittag sein, James machte sich bestimmt Sorgen, waren sie doch telefonisch verabredet.
Nachdem er nun wohl das zwangzigste Mal vergeblicg versucht hatte seine Freundin telefonisch zu erreichen, wählte James Conelly die Nummer seines Kumpels Fritz Ryman, einem Kriminalbeamten.
- "Hallo Fritz, ich habe da ein Problem. Ich erreiche Claudia nicht, seit Stunden. Eigentlich müsste sie zu Hause sein, wir waren telefonisch verabredet. Könntest du mir den Gefallen machen und nach Long Island rausfahren um nach ihr zu sehen ?"
- " Ok, ich schwing fdie Kufen Kumpel. Aber mach dir mal keine Sorgen, sicherlich erledigt sie gerade ihr Beauty Programm und hat sich in der Zeit verschätzt. Ich melde mich dann. "
Beruhigt legte James auf.
Beauty Programm, ja daran könnte was wahres sein.
Claudia liebte es sich hübsch und fein zu machen, stundenlang konnte sie in der Marmorbadewanne die sie erst letztes Jahr für viel Geld hatte einbauen lassen liegen, danach sich mit Cremes und Parfums verwöhnen bevor sie in ihre betörenden Flanellhemden schlüpfte.
Fritz Ryman hielt etwas abseits des architektonisch ausgefallenen Bungalows um keine neugierigen Blicke auf sich zu lenken.
In gekonnter Manier inspizierte der Polizist zunächst die Einfahrt sowie die angrenzenden tadellos gepflegten Vorgarten samt Veranda.
Nichts auffälliges was auf ein eventuelles Verbrechen hindeutete.
Das war schon einmal gut.
Mit Handschuh an der rechten Hand betätigte er die Klingel, erst einmal und dann noch zweimal.
Keine Reaktion.
Mit einer Scheckkarte verschaffte er sich letzendlich zutritt in Claudias Domizil.
Die Mittagssonne brannte, Claudia hatte einen riesen Durst und ihre Füße schmerzten als sei sie erst kürzlich den New York Marathon gelaufen.
Ohne Plan, war sie ziellos durch den Wald gelaufen ehe sie eine Lichtung entdeckt hatte an deren Ende sich eine Blockhütte befand auf deren Veranda sie nun erst einmal verschnaufte.
Als sie sich etwas gefangen hatte, versuchte sich Claudia Zutritt zur Hütte zu verschaffen was ihr schließlich auch gelang.
Im inneren kam ihr ein beißender, modriger Geruch entgegen der ihr ein ekliges Würgen entrang.
Hier hatte sich wohl schon seit Jahren niemand mehr aufgehalten wie man auch unschwer an den unzähligen Spinnweben und der Staubschicht auf den Holzmöbeln erkennen konnte.
Die Hütte war zweckmäßig eingerichtet: ein langer Holztisch, vier Holzstühle, großer Bauernschrank, Bett, Küchenzeile.
Hier war es wohl zwecklos nach etwas zum Trinken und Verzehr geeigntem zu suchen entschied Claudia nachdem sie die auf dem Tisch liegenden verfaulten Überreste eines Essens entdeckte.
Wieder seufzte die junge Frau.
Fritz arbeitete sich von Zimmer zu Zimmer ohne etwas auffälliges zu entdecken.
So langsam wußte er nicht mehr nach was er suchen sollte, denn alles hier erweckte den Anschein als hätte Claudia das Haus spurlos verlassen ohne Kleider, ohne alles.
Fritz war ratlos was er seinem Freund James Conelly berichten sollte der sich sichtlich große Sorgen um den Verbleib seiner Freundin machte.
Gerade als er gehen wollte, fiel Fritz Blick auf eine mit alten Fotos geschmückte Wand in der Diele.
Als er näher heranttrat entdeckte er ein Bild von Claudia wohl aus Kindheitstagen mit Cowboyhut knieend vor einer Blockhütte in einem Wald.
Rein instinktiv wählte Fritz James Nummer.
James Conelly mußte Fritz mit Bedauern gestehen nie nach Claudias Vergangenheit gefragt zu haben, auch habe ihm die junge Frau nie von ihrer Kindheit erzählt.
Das Bild kannte er auch nicht obwohl sein Blick in den letzten zwei Jahren etliche Male diese Wand gestreift haben musste.
So blieb Fritz nichts anderes übrig als den Wald auf dem Bild zu bestimmen wo er Claudia vermutete.
Dem Förster kam es ungewöhnlich vor dass die Türe der Bryanschen Hütte halb offen stand.
Seit Jahren hatte sich hier keines der Familienmitglieder, weder die Witwe noch die zwei Söhne, blicken lassen.
Zu groß war wohl der Schmerz über den schrecklichen Überfall dem Ehemann und Vater sowie Tochter und Schwester zum Opfer gefallen waren, gerade als sie zu Abend gegessen hatten.
Indess blickte Fritz Ryman völlig apathisch und unter Schock auf ein Bild zu einem Artikel aus dem Jahre 2001, den er gerade aufgerufen hatte:
VATER UND TOCHTER ERMORDET.
Das Bild zeigte die 16 jährige Schülerin Claudia Bryan, James Conellys Freundin und deren Vater Colin Bryan, Opfer irrer Jugendlicher.
Texte: Catherine Stephanny
Bildmaterialien: BookRix
Lektorat: Catherine Stephanny
Übersetzung: Catherine Stephanny
Tag der Veröffentlichung: 09.03.2014
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme dieses Buch meinen beiden wundervollen Töchtern Rebecc Madeleine Herrmann und Amélie Luana Akira Stephanny.
Veröffentlicht am 09.03.2014