Der Rudi ist tot, glaub ich…
Düdeldüdeldüdel….machte mein Telefon am Dienstag Abend.
„Elke Lohmeier?“ , säuselte ich in den Hörer.
„Ja hier auch.“
„Nein Mama, du sollst das nicht immer sagen. Ich flippe noch aus. Du kannst nicht auch Elke Lohmeier sein. Hätte ich mich nur mit ´Lohmeier´ gemeldet, dann könntest du sagen : ´Ja, hier auch.` Was gibt’s denn, Schnuddelmutsch?“
„Ach du bringst einen ganz durcheinander! Was wollte ich denn. Ich wollte dir doch irgendwas erzählen…Achso. Du, der Rudi ist tot.“
Buff!!!!!!
Rudi – eine Seele von einem Wildmeerschwein. 8 Jahre alt.
Gelitten unter Pontius Felixus. Mein Sohn Felix kaufte sich das Tier, als er mit 16 Jahren in die Fremde zog, um das Arbeiten zu lernen.
Leider musste sich Rudi dort zeitweise auch mit eher ungewöhnlichem MS-Futter begnügen.
Auf seinem Käfig lagen immer irgendwelche Zeitungen…..
Als ich das spitz kriegte, eilte ich nach Hannover, um Rudi dort fort zu holen. Ich habe nichts gegen gebildete Meerschweine, wenn sie denn auch satt würden…
Rudi wurde dann in die Veranda meiner Eltern umgesiedelt und hatte fortan ein saugutes Leben.
Bis jetzt.
„Mama, bist du dir sicher, dass Rudi….richtig….tot ist?“, ich schluckte halbschwer, musste ich doch an den langen, unschönen Todeskampf meines eigenen letzten Meerschweinchens denken.
„Ich glaube schon.“, meinte meine Mutter. Ich verdrehte die Augen und mein Herz klopfte ziemlich wild.
„Was heißt, du glaubst schon? Atmet er nun oder nicht?“
„Ich denke nicht. Er liegt ganz platt im Käfig. Seit heute Nachmittag.“, versuchte meine Mama die richtigen Worte zu finden.
Ich wurde immer aufgeregter, wollte SIE aber nicht auch noch aufregen.
„Mama, ist er denn schon steif? Hast du ihm mal auf den Bauch gefasst, ob er vielleicht doch noch ein bisschen atmet?“ Ich fasse mir dabei selber an den Bauch und atme bewusst tief ein und aus.
Wir müssen beide ein kleines bisschen lächeln, so durch den Hörer.
„Nein, ich lasse ihn mal noch eine Stunde liegen, dann…dann…Der ist TOT, Elke.
Ich suche schon mal einen Karton.“
„MAMA!!! Hörst du mir überhaupt zu? Du sollst den Rudi bitte mal anfassen.“
„Komm her, und fass ihn selber an!“
„Nein, ich will das nicht noch mal mit ansehen, Mama. Du wirst ihn doch wohl mal anfassen können. Bitte, Mama.“
„Der sah heute früh schon so nach Tod aus. So struppig. Da habe ich schon geahnt, dass er sich nicht lange quälen wird. Ich warte jetzt noch eine Stunde.“
Ich gebe auf.
„Okay. Aber hole dir bitte unbedingt noch eine zweite Meinung ein. Frag Papa, oder Nachbars. Versprich mir das bitte. Du kriegst das fertig und verpackst den Rudi, obwohl er vielleicht….“ Ich mag gar nicht daran denken….
„Der ist tot, Elke!“
„Wirklich? Ganz tot, Mama?“
„Ich glaube schon.“
Jetzt werde ich gleich sehr, sehr unruhig und ich kratze mir schon die ganze Zeit auf dem Kopf rum.
Mit Tieren ist das bei mir wirklich sehr schlimm.
„Du sagst, du glaubst es, aber du weißt es eben doch nicht hundertprozentig! Hast du eine Feder? Zieh mal ´ne Feder aus dem Sofakissen und halte ihm die vor die ….“ Ich werde unterbrochen. „Kind, nun ist es aber gut. Rudi ist mausetot. Ich lege ihn nachher in den offenen Karton und wenn er morgen früh dann….steif ist, dann beerdige ich ihn auf dem Hof.“
„Okay Mama. Aber sag Felix noch nichts davon, falls er anruft. Oh Mann. Und du bist dir hundertprozentig sicher.“
„Ich glaube schon.“
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Tag der Veröffentlichung: 24.07.2010
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