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Ich muss ihn endlich aus der Wohnung bekommen.
Was soll er jetzt noch da?

Wenn ich an diese Plage denke...
Es ist ja noch früher Vormittag. Die Zeit drängt ja nicht wirklich.
Ich kann ihn nur einfach nicht mehr sehen!
Ich mache mir gemütlich Radio SAW an und höre irgendwas von Elvis. Weshalb spielen die denn neuerdings Elvis?
Schön isses ja.
Nun wollen wir aber mal.
Flugs einen alten Bettbezug geholt, damit die Nadeln nicht auf den Teppich fallen.
Sodele, jetzetle.
Gott, habe ich diese Kugeln nicht erst gestern drangehängt? Wie die Zeit vergeht.
Autsch!! Schön, wenn der Schmerz nachlässt. So kleine Nadeln, aber pieken wie Große !!
„Laemmchen mit den Nadelhänden“. Sieht das bescheuert aus. Mir stehen die Nadeln von den freien Hautflächen ab, wie kleine Borsten.
So, schmuckfrei isser schon mal.
Wenn ich jetzt meinen Sohn wecke, könnte er die noch unangenehmere Arbeit des Ästeschneidens, verpacken und in den Garten schleppen übernehmen.
Ich krieche vorsichtig aus den Ästen hervor und schleiche zur Tür von Felix´s Zimmer. Isser vielleicht schon wach?
Die Tür wird aufgerissen.
„Haaa!“
„Haaa!“
Beiderseitiges Erschrecken.
Hübschen Pyjama hat er da an. Die Haare vom Schlaf noch verwuschelt, fragt er :“Wie siehst du denn aus?!“
„Grün, nehme ich mal an. Interessiert es dich, wo diese grünen Dinger herkommen? Du kennst sie. Sie hingen vorhin noch an den Ästen dieses Monstrums.“
Vorsichtig sieht er in das Wohnzimmer.
„Ahja. Und was willst du jetzt damit machen?“ Es kommt ihm irgendwie nicht in den Sinn, das ER vielleicht etwas damit machen könnte. Soll ich ihm mal helfen?
„Ja ich dachte, du könntest das vielleicht mal machen. Äste kürzen, in den Bezug einwickeln und in den Garten bringen.“
???????
„Mama, geht das schon wieder los. Du weißt doch, das du mir sowas immer rechtzeitig sagen mußt. Das habe ich jetzt so nicht eingeplant.“
„Ich auch nicht. Weihnachten war so plötzlich vorbei. Tja, dann werde ich mal selber…“
„Du mit deinem Sarkasmus. Lass es doch so stehen. Wenn ich heute abend wieder hier bin, mache ich es ja.“ Und schlurft ins Bad.
Tolle Idee.
Ich setze mich in den Sessel und sehe den entnadelten Baum an.
Bo, das geht gar nicht!
Und schon bin ich mit dem Imitat einer Astschere zugange.
Aber Holla die Waldfee! Das piekt und harzt und strengt an und ist eine grottenblöde Arbeit.
Ich möchte fluchen. Und tu es auch. „So eine bengalische Riesenscheiße!!!“
Im Bad geht die Dusche und gute Düfte entströmen ihr.
„So, das muss reichen.“, beschließe ich.
Der „Baum“ wird nun längsseits auf den Bezug gelegt. Ach, ich muss ja noch den Ständer abmachen!
Oh, die Schrauben sind aber fest angezogen. Oh, die sind aber sehr, sehr fest angezogen!
Aua, verflixte Hacke!
Die Dusche verstummt. Der Fön summt nun. Es riecht weiterhin köstlich aus dem Bad.
Zack ! Ab isser. Na nun aber.
Bezwungen will er sein. Jetzt muss ich, aua, autsch, nur noch…oh Mann!... die Äste runter drücken…mein Kniehiehie !..und dann das Ding drüber.
Wo ist denn nur das Paketband?
Außerdem klingelt es an der Wohnungstür. Das passt mir gerade sehr, sehr gut.
Doch. Ich sehe Klasse aus und muss nun den eingewickelten Baum loslassen. Oder?
Ich probiere es einfach mal.
„Felix? Felix? Gehst du bitte mal an die Tür?“
Die Badtür öffnet sich. Wusste ich´s doch : Im Moment größter Not hält ein Sohn zu seiner Mutter.
„Wuff!“, auf einmal steht der Nachbarschäferhund hinter mir.
„Rexi, komm da raus!“, schreit die Nachbarin, und :“Ich weiß gar nicht, was den geritten hat.“
Ich schon. Ein Rudel Flöhe. Das sage ich aber nicht laut. „Wie kann ich denn helfen, Frau Schulz?“
„Wenn sie mal eine Zwiebel für mich hätten?“
Ich kauere auf meinem erlegten Baum und werde ums Verrecken nicht aufstehen. Ob ich nochmal…?
„Felix, die Zwiebeln sind im Steintopf auf dem Küchenschrank. Zwiebel ist das, was so aussieht wie ein Apfel, nur mit einem Schnibbel dran, der Küchenschrank steht in der Küche, wenn du rein kommst, links am Fenster. Der Steintopf..“
„Ist das braune Gefäß, in dem keine Zwiebeln mehr sind.“ Ergänzt Felix.
Die Nachbarin geht mit Rexi wieder ihrer Wege, wahrscheinlich zum nächsten Nachbarn.
„Ich bin gegen 18 Uhr zurück, Mutter. Dann mach ich das alles mit dem Baum. Also schön stehen lassen!“ Schwupp, weg isser.
Habe ich irgendwas nicht gemerkt?
Sitze ich nicht rittlings auf einem halb eingewickelten Baum? Nein?
Da guckt der mich an, erzählt mit mir und dann sagt er mir, ich solle den Baum so stehen lassen?
Langsam tun mir die Knie doch weh.
Ich fasse in meinen Hausstiefel, um mir eine Tannennadel aus dem Knöchel zu ziehen.
„Na da ist ja das Sackband!“
Nun verschnüre ich unter Aufbietung aller Nerven den Baum im Bettbezug und betrachte mir mein Werk.
„Das sieht ja komisch aus. Als wenn ich ´ne Leiche verpackt habe.“
Ich nehme die Baumleiche am Gängelband und mache vorsichtig die Wohnungstür auf.
Die Luft ist rein. (Vom Duft meines Nachbarhundes mal abgesehen.)
Ich bringe das Bündel in den Keller. Da liegt es nun.
Vielleicht kann Felix das Ding ja morgen in den Garten bringen?
Achso, nun habe ich gar nicht in seinen Terminplaner gesehen…

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Texte: Rechte an Bild und Text liegen bei mir
Tag der Veröffentlichung: 10.01.2010

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