Gern sitzt mein Cousinchen in ihrer Infrarot-Kabine.
Die hat se sich verdient. Im wahrsten Sinne.
Sie hat einen verantwortungsvollen "Rundumdieuhrjob" in der Chefetage einer bekannten Gesellschaft.
Gern sitzt mein angeheirateter Cousin in seiner Infrarot-Kabine.
Die hat er sich verdient. Im wahrsten Sinne.
Er ist, wann immer er gerufen wird, für seine Kunden da.
Es begab sich im Sommer letzten Jahres.
Ginusch (eigentlich Regina = meine Cousine) saß, der Zeit entrückt in der kleinen, schnuckeligen Kabine und lauschte entspannt der Musik.
Denn Musik kann sie da auch hören, nicht wahr.
Sie entspannte sich also so richtig.
Nichts, gar nichts könnte sie gerade aus ihrer Abspannphase reissen.
Nichts? Haha.
Nobi erschien in seiner ganzen Pracht und setzte sich zu ihr in die Kabine.
Er streckte seine, zugegeben, noch immer knackigen, Gliedmaßen aus und sah an sich hinunter.
An seinem Bein kam ihm ein klitzekleiner Punkt spanisch vor - und er kratzte etwas daran herum.
"Guck doch mal Schatz, was ist das denn?"
Sein Schatz guckte und sah eben einen klitzekleinen Fleck - und empfand das Ganze nicht als ernstes Problem.
Ginusch lehnte sich wieder zurück.
Endlich mal wieder an nichts denken. Dumdidum...
Nobi kratzte an dem kleinen "Irgendwas" herum, aber es ging nicht ab.
Plötzlich, im Moment der schrecklichen Erkenntnis, sprang er auf.
"Regina! Das ist eine Zecke!"
In höchster Panik hielt er das Bein mit dem klitzekleinen Fleck von sich ab.
"Achje, eine Zecke?"
Ginusch streckte ihre schlanken Beine von sich und träumte weiter.
Hier muss ich erklären :
Ginusch ist auch Homöopathin oberster Kajüte - und hat natürlich allen Familienmitgliedern, einschließlich Mischlingshund, vorsorglich ein wirksames Mittel gegen die Folgen von Zeckenbissen verabreicht.
So auch ihrem lieben Mann, dem Nobi.
Dieser war auch bei vollem Bewußtsein beim Einnehmen des Mittels.
Aber dieses Wissen war ihm im Moment, entschuldigen Sie bitte, scheißegal.
"Willst du mir denn nicht helfen? Halloooo! Ich habe eine Zecke im Bein!!!", jammerte er männlich.
Regina sah sich genötigt, mal nach dem Bein zu sehen.
"Ja, da hast du wohl Recht. Ne ganz kleine Zecke. Nimm mal die Zeckenzange und zieh sie raus."
Ende der Durchsage.
Nobi verließ fluchtartig die Kabine.
Die Zeckenzange! Wo lag die gleich noch?
"Reginaaaa! Willst du mir nicht endlich helfen?!"
Einige Minuten vergingen, da kam Nobi in die Kabine zurück.
Der klitzekleine Zeckenfleck war nun nicht mehr zu sehen.
Dafür aber ein äußerst fremdartiges, ja verstümmeltes Mal an entsprechender Stelle.
Nun war auch Ginusch´s Interesse geweckt.
Das sah schließlich aus wie eine Wunde...
"Was hast du denn da gemacht? Bist du mit der Zange abgerutscht?"
Schmerzverzerrt sahen die Augen ihres Mannes in die Ihren.
"Ich habe die Zecke entfernt. Aber ich möchte doch auf Nummer Sicher gehen. Ich habe mit dem neuen scharfen Küchenmesser diese Stelle ausgebrannt. Oh, diese Schmerzen!"
Das konnte Ginusch jetzt fast nicht glauben.
Nobi sah sie immer noch sehr wehleidig an.
"Was kann ich denn jetzt noch tun? Nun sag doch mal was!!!"
Ginusch lehnte sich wieder zurück und sagte :
"Weißt du Schatz, du gehst jetzt ins Bad."
"Ja?", fragte Nobi.
"Ja. Da duschst du ausgiebig."
"Ja?", fragte Nobi.
"Ja. Dann gehst du ins Schlafzimmer."
"Ja?", fragte Nobi.
"Ja. Und dann machst du deinen Kleiderschrank auf und nimmst das gute weiße Hemd raus."
"Das weiße Hemd??", fragte Nobi.
"Ja. Und dann ziehst du es sorgfältig an, legst dich schön hin - und bereitest dich auf deinen Tod vor!!!"
Texte: Alle Rechte am Text liegen bei mir
Tag der Veröffentlichung: 07.01.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Meinem Cousinchen