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"Am 15.12.2009 werden die Warmwasserzähler im gesamten Haus ausgetauscht. Bitte gewährleisten Sie den Eintritt in die Wohnung."

Ja, naja, da habe ich ja noch 4 Tage Zeit. Die Uhrzeit haut auch hin, 10.45 bis 12 Uhr.
Ich muss ja erst um 12 im Büro sein.

An besagtem Tage klingelte mein Wecker eine halbe Stunde früher, also um halb neun.
Frisch ans Werk!

Den Staubsauger zwang ich durch alle Zimmer.
Der regenbogenfarbene Staubfeudel huschte über sämtliche Einrichtungsgegenstände.
Dem Spiegel im Bad liess ich eine derartige Sorgfalt angedeihen, dass er nur so strahlte.

Nun zu mir.
Ich genehmigte mir ein halbes Brötchen mit Camembert.
Ja aber jetzt schnell Zahnpflege und dergleichen...

Es gibt doch da so einen Geheimtipp, wo die ganze Wohnung anheimelnd schnuppert...
Ach ja, frischer Kaffee!
Dazu tat ich drei mal so viel Pulver in die Maschine.
Das bedeutet nichts, denn ich koche sonst nur hellbraunes Wasser...

Noch mal überprüfen : Ja, der Spiegel, hinter welchem sich die Wasseruhr befindet, ist tippitoppi. Der Schlüssel zum Türchen steht auf dem blitzblanken Waschbeckenrand.
Die Toilettenpapierhalterung weist keinerlei Wasser- oder sonstige Flecken auf. Die Rolle hängt gut ausgerichtet darin.

Der Wasseruhrenmann soll ja schließlich eine angenehme Arbeitsumgebung vorfinden, nicht wahr.
Ein kleiner Spritzer Parfüm hinters Ohr. Im Bad ist es ja einigermaßen eng und falls ich ihm mal zur Hand gehen muss...

Hinein in meine Überlegungen schellte die Türglocke.

In blauer Uniform stand da in seiner ganzen Männlichkeit der Herr der Wasseruhren und lächelte freundlich.
"Guten Morgen Frau .....Sie sind die Erste."
Ja isses denn? Die Erste. Welch Ehre.
Ich gewährte ihm Einlass.

Während er im Bad hantierte und sicherlich die schöne Arbeitsumgebung genoss, war ich in der Küche dabei ihm einen Kaffee einzuschenken.

"Mit Milch und Zucker?", rief ich fröhlich durch den Korridor.
Da kam der junge Mann auch schon aus dem Bad und rieb sich die Hände.
"Wie? Milch und Zucker? Nee lassen Sie mal, ich habe keine Zeit für einen Kaffee, aber danke, nett von Ihnen."
Er schulterte seine Handwerkertasche und drehte sich zur Tür.
"Na dann wollen wir mal in Ihren Keller gehen. Gehen Sie bitte mal vor? Ich weiß ja nicht, welcher Ihrer ist."
.......
Ich hatte das Gefühl, dass meine sämtlichen Haupthaare auf den Schlag weiß wurden.
Bitte mal jemand sehr schnell einen anderen Film anstellen!!
"Mo.. Moment, habe ich Sie richtig verstanden? In MEINEN Keller? Warum denn dieses?"

"Weil dort von der Wohnungsgesellschaft seinerzeit der Hauptzähler installiert wurde.
Können wir dann? Ich muß noch in 15 Wohnungen."

"Ja. Ich muss Sie nur vorwarnen.", heulte ich beim Aufschließen der Kellertür, "Da steht noch schrecklich viel..."

"Ach du lieber Herr Gesangsverein!", entfuhr es dem Handwerker.
Er sah mich entsetzt an. Und ich schaute eben so entsetzt zurück.
Er setzte vorsichtig einen Fuß in den völlig zugestellten Keller.
"Wo finde ich denn hier den Hauptwasserzähler?", fragte er hoffnungslos.
Ich schnäuzte mich erstmal und griff mir an den Puls.
Am liebsten hätte ich ihm gesagt, er solle doch mal lieber an meinem Ohrläppchen schnuppern, schließlich hätte ich extra DKNY angelegt und dann könnten wir besser wieder in mein aufgeräumtes Wohnambiente zurückkehren.

Herr Wasserzähler trat beherzt über einen elefantengroßen Lautsprecher, um auf einer Hantel keinen Halt zu finden.
"Autsch!!!", rief er und ich wollte ihn noch stützen, verlor aber die Balance, da ich auf einer Radkappe stand.
"Autsch!!", rief ich und hielt mich an einer Hinterachse (Ford) fest.
Der Handwerker stützte sich tief ausatmend auf einen großen Karton, in dem es sofort verräterisch klirrte - und zwar nicht wie volle Weinflaschen. 

Das ging jetzt alles über mein erträgliches Maß hinaus. Definitiv.
Ich fasste einen verzweifelten Entschluss.
Ich drückte Herrn X meinen Kellerschlüssel in die freie Hand und sagte: "Ich muss jetzt leider los, zur Arbeit, ich komme ja schon zu spät! Werfen Sie einfach nachher den Schlüssel in mein Postfach."

Und ward nimmer gesehen...

Demnächst muss ich mal bei der Wohnungsgesellschaft nachfragen, ob ich irgendwo in den unendlichen Weiten meines Kellers einen neuen Wasserzähler habe, nur mal so, aus Neugier...

Impressum

Texte: Alle Rechte am Text liegen bei mir
Tag der Veröffentlichung: 29.12.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
..dem Herrn der die Wasseruhr austauschen wollte