Ach, was hielten wir gerade den letzten Ton von „ Nada te turbe“ so schön!
25 Mädchen, im Alter von 22 bis 55, zwei Jungs, um die Vierzig und der brandneue Chorleiter Jeremias (sehr jung und sehr liebenswert).
Nein, so stimmt es ja nicht ganz. Jeremias gehört zu Sabine und Paula. Und zusammen sind sie die Familie Hackbeil. Und genau in dieser Konstellation leiten sie seit einiger Zeit auch unseren Chor.
Meistens dirigiert dat Sabinschen (sehr jung und sehr liebenswert) und sie ist auch offiziell unsere Chorleiterin - und Jeremias, mit Baby Paula im Tragetuch vorm Bauch, singt entweder bei den Jungs mit (Bo wat hat der ne Engelsstimme vor dem Herrn!), oder ist mit dem kleinen Beuteltier draußen unterwegs.
Wenn aber Sabine auch mal bei den Mädels mitsingen möchte, (Bo wat hat die ne Engelsstimme vor dem Herrn! *) dann dirigiert eben Jeremias, mit Klein Paula als Schwungmasse vorm Bauch.
* Anmerkung: Ja, ich wiederhole mich, aber erstens sind die beiden wirklich süß und zweitens muss ich ein bisschen aufpassen, nicht dass es Eifersüchteleien unter den Beiden gibt, sollten diese Zeilen aus Versehen in Hände geraten, die Familie Hackbeil kennen... Das fehlte mir noch, dass die sich wegen meiner Beurteilungen in ihre eigenen Haare kriegen!
Und der Jeremias, ja , deeeer hat Haare! Sooo lang sind die. Fast bis zum ...
Sagt mal, schweife ich hier etwa vom Thema ab???
Und wie wir so schön den letzten Ton hielten, fiel uns das Geräusch zum ersten Mal auf .
Klein-Anja saß der Tür am nähes...am dichtes..., also sie saß genau vor der Tür. „Pscht, seid doch mal still, da ist wer im Gemeindehaus!“
Wär mir ja Wurscht, wenn nicht auch wir gerade im Gemeindehaus gewesen wären und es nicht bereits stockrabenfinster wäre..
Anja aber machte einfach die Tür auf und setzte sich wieder. „Vielleicht sucht uns ja jemand und findet uns in dem dunklen Haus nicht. Lasst uns weiter singen.“
Wir sangen also weiter und zwar so schön, das es einen jeden hätte zu uns eilen lassen, wenn er in der Nähe gewesen wäre.
Es eilte aber keiner zu uns.
Statt dessen hörten wir wieder so Kram- und Kratzgeräusche aus den hinteren Räumen des Gebäudes.
Als wir dann aber auch noch einen langen Schatten sahen, welcher sich langsam bewegte,
waren zumindest unsere beiden großen Jungs zum Äußersten bereit : Sie machten große Augen.
Fünfundzwanzig Mädchen und drei Jungs und zum Glück kein Baby, denn heute waren Mutter und Kind nicht dabei. (So würden wenigstens die beiden das Massaker überleben.)
Wir sahen uns alle an – eine eingeschworene Gemeinschaft.
Da! Wieder ein Geräusch!
Und noch ehe wir uns auf einen tauglichen Schlachtruf einigen konnten, schmiss sich unser junger Freund Jeremias mit wehendem Haar durch die Tür – dem Feind entgegen.
Er wurde von der Dunkelheit verschluckt.
Nun stand auch der ein oder andere langsam auf und eine ganz mutige Sängerin näherte sich vorsichtig der offenen Tür.
Zurück ! Du rettest den Freund nicht mehr ! So rette das eigene Leben !
Wir hielten, was wir gerade in den Händen hatten fest – bereit zuzuschlagen, wenn es denn nötig wäre.
Da! Unser Held kehrte mit fröhlicher Miene zu uns zurück.
Und wir, wie aus einem Munde : „Und????“
„Nur ein arbeitsamer Pfarrer auf abendlicher Erkundung.“
Uff! Ein Aufatmen ging durch die Reihen. Und dann lang anhaltendes Gelächter.
Unser nagelneuer Pfarrer kannte sich noch nicht so gut aus mit den Gepflogenheiten.
Sein Vorgänger hat stets, wenn es ihn doch mal zu später Stunde ins Gemeindehaus trieb, die Tür zum Probenraum auf gemacht und freundlich „Guten Abend.“ gesagt. Er erfreut sich daher auch noch bester Gesundheit.
Mann, da hat der Neue seinen Jodelschäfchen aber einen ganz schönen Schrecken eingejagt!
Ich sach euch... ;-)
Texte: Alle Rechte am Text liegen bei mir
Tag der Veröffentlichung: 15.10.2009
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