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1.Kapitel: Das Casting ( Die schlimmsten Typen der Welt!)


Genervt ließ ich meinen Blick durch den völlig überfüllten Raum schweifen.
Das mussten ja hunderte von Teenagerinnen sein, darunter leider auch meine Beste Freundin Chris, die natürlich alle aus nur einem Grund hier waren.
Alle wollten sie sich als Privatassistentin einer Boyband bewerben, dessen Name mir sofort wieder entfallen war.
„Ich kann nicht glauben, dass ich mich tatsächlich hab von dir hier hin schleppen lassen“,  sagte ich mürrisch und ließ mich auf eine der unzähligen Sitze fallen. „Ach komm, sei nicht so. Du weißt wie viel mir das bedeutet“, schmollte Chris, nachdem sie sich neben mich gesetzt hatte. „Es wäre einfach der Hammer, wenn ich die neue Privatassistentin von One Direction werden würde.“
„Ich zerstöre deine Illusion ja nur ungern, aber hast du dich mal umgesehen? Hier sind bestimmt  an die zweitausend andere Mädchen, wenn nicht noch mehr, die sich alle das selbe erhoffen wie du!“.
Ich stieß einen Seufzer aus. „ Was ist überhaupt so toll an dieser blöden Band?!“.
Vielleicht hätte ich mir den Kommentar besser gespart, denn plötzlich überfiel mich das Gefühl, mir von allen Seiten Mörderische Blicke eingefangen zu haben.
„Ist das´n Witz? One Direction ist die coolste Band überhaupt...die Jungs sind allesamt so süß und haben Talent und sind...!“- „Mir egal“, unterbrach ich  Chris, bevor sie zu einer neuen Schwärmerei ansetzen konnte, denn sie schien heute gar nicht mehr damit aufhören zu wollen.

Gerade als sie zu einer neuen Antwort ansetzen wollte, erklang erst ein Ton, der alle Aufmerksamkeit auf sich zog , dann folgte eine Stimme durch den Lautsprecher, die den Namen meiner Freundin aufrief.
„Christina Hathaway“, wiederholte die Stimme.
Da Chris bis jetzt keine Anstalten gemacht hatte, sich aufzurichten, stieß ich sie leicht an der Seite, um darauf hinzuweisen, dass sie gemeint war.
„Oh Mann, ich glaub ich mach mir gleich in die Hose...“, sagte Chris schwer schluckend. „Du schaffst das schon. Ich warte hier auf dich“, versicherte ich ihr und umarmte sie zum Abschied kurz. Zum Gespräch konnte ich sie natürlich nicht begleiten. Da jede Bewerberin mindestens eine Viertelstunde Zeit hatte, sich ausführlich vorzustellen, ließ ich die Gelegenheit nicht ungenutzt und ging nach draußen an die frische Luft, da mir die Fülle des Raumes so langsam unerträglich wurde.

Doch kaum hatte ich einen Fuß nach draußen gesetzt, wurde ich auch schon so heftig von etwas hartem an den Kopf getroffen, dass ich quer über den Boden flog.
„TOUCH-DOWN!“,rief der Strohblonde Typ, der mich scheinbar eben mit einem Football getroffen hatte. Wütend musterte ich die vier Gestalten vor mir, die mich jedoch gekonnt ignorierten. Sie mussten alle ungefähr in meinem Alter sein, vielleicht aber auch etwas älter.
„Gut getroffen, Digger!“, sagte ein weiterer braunhaariger Kerl und gab seinem Freund ein High-Five. „Los und jetzt noch einer aus 20 Metern!“ .
Ich konnte es nicht glauben. Sie taten wirklich so, als wäre ich überhaupt nicht da.
“Sag mal geht’s noch, ihr Penner?!“, rief ich so laut, sodass sie sich schließlich doch überrascht zu mir drehten. Dass sie mich einfach sitzen ließen und sich noch nicht mal entschuldigten, hatte mir echt den Rest gegeben.

Nun trat auch noch ein fünfter aus dem Gebäude nach draußen zu ihnen. Es war ein Kerl mit pechschwarzem Haar und tief braunen Augen, mit denen er mich desinteressiert betrachtete. Dann wendete er sich an seine Freunde.
„Was ist los, Jungs?“, fragte er in die Runde. „Ich kann dir sagen was los ist!  Diese Idioten hier haben mir gerade ´nen Football an den Kopf geschmissen und sich nicht mal dafür entschuldigt.“, gab ich ihm zu wissen. Ich erwartete irgendeine Reaktion, doch sein Gesicht blieb weiterhin ausdruckslos. Eine Weile lang starrten wir uns gegenseitig an, was mir langsam aber sicher unangenehm wurde.
„Und?!“, fragte der Schwarzhaarige schließlich. „Wie und?! Ich warte immer noch auf die Entschuldigung“, erwiderte ich ungläubig. Die hatten vielleicht Nerven!
„Eh...tut mir leid?!“, sagte der blonde Typ nun unsicher.
„Siehst du,war das denn jetzt wirklich so schwer? Pass beim nächsten Mal besser auf, klar!“, meinte ich noch gereizt und ließ sie mit irritierten Gesichtern zurück, da mir eingefallen war, dass Chris inzwischen schon fertig mit ihrem Gespräch sein musste.

Glücklicherweise lag ich richtig mit meiner Annahme und sie schien mich bereits zu suchen.
„Hey, wo warst du denn? Ich hab überall nach dir gesucht“. „Sorry, eigentlich wollte ich nur kurz frische Luft schnappen, aber mir ist da was zwischen gekommen!“,sagte ich mies gelaunt.
„Was ist denn passiert?“, wollte Chris wissen.
„Ach nichts. Ich bin eben ein paar Idioten begegnet, das ist alles“.
„Typen? Was haben Jungs bei ´nem Casting für Mädchen zu suchen?“, fragte sie überrascht.
Dann trat blanke Fassungslosigkeit in ihr Gesicht.
„Warte, waren´s zufällig fünf Jungs? Etwa in unserem Alter, vielleicht auch ein wenig älter?“, hakte sie aufgewühlt nach und schüttelte mich dabei so heftig an den Schultern, dass mir schlecht wurde.
„Ja?“, antwortete ich verständnislos und befreite mich aus ihrem unbequemen Griff. „War einer von ihnen zufällig blond und ein anderer vielleicht schwarzhaarig?“, fuhr sie fort. „Eh..ja, woher weißt du das denn? Kennst du die Typen vielleicht?“, wollte ich erstaunt wissen.
Chris starrte mich völlig entsetzt an. „Hallo? Hast du´s immer noch nicht gecheckt? Die Typen, die du getroffen hast, waren One Direction!“, erklärte sie nervös. Mir klappte das Kinn herunter. Das war die super coole Band, auf die jedes Mädchen abfuhr? Klar, das erklärte natürlich auch ihre extreme Überheblichkeit!

„Ich kanns immer noch nicht fassen, dass du One Direction getroffen hast“, sagte Chris noch immer begeistert. „Tss...ja ich weiß auch nicht, warum´ s immer mich treffen muss!“, sagte ich sarkastisch. Ich musste irgendwie das Thema ablenken. „Wie war dein Gespräch?“. „Ging...die erwarten echt viel. Ich rechne eher mit ´ner Absage“, meinte sie betrübt. „Ist vielleicht besser so, glaub mir! Die Typen sind das letzte!“.
Mittlerweile waren wir wieder in der Eingangshalle des riesigen Gebäudes, in der die Gewinnerin oder meiner Meinung nach eher die Unglückliche bekannt gegeben werden würde.
Na endlich, es war also gleich vorbei und wir konnten endlich nach Hause fahren.
Plötzlich flog eine Seitentür auf und es ertönte ohrenbetäubendes Gekreische von allen Seiten, sodass ich zusammenzucken musste. Die fünf Typen, die sich offenbar auch One Direction nannten, betraten einer nach dem anderen die Halle und genossen sichtlich den Beifall.
Der Schwarzhaarige Kerl war der letzte. Als er an mir vorbei lief merkte ich, wie er einen  unterkühlten Blick auf mich warf. Ich schaute unsicher zurück.
Chris rüttelte aufgeregt an meinem Arm, sodass ich aus meiner Starre gelöst wurde.
„Oh Gott, Zayn Malik hat zu dir rüber geschaut. Du weißt ja gar nicht, was du für´n Glück hast!“, flüsterte sie mir grinsend zu. Ich zog eine Braue hoch. Von Glück konnte hier wohl nicht die Rede sein, denn wie es aussah, war der Kerl gar nicht begeistert von meiner vorherigen Aktion gewesen.

Dann betraten sie die Bühne und es wurde totenstill im Raum. Ich konnte fast schon Chris´ Herz neben mir schlagen hören. Dann meldete sich ein ca. 40 Järiger Mann , der von der PR-Agentur stammen musste, zu Wort.
„Liebe Teilnehmerinnen. Ich möchte mich bei euch allen bedanken, dass ihr euch heute die Zeit genommen habt und zum Casting erschienen seid.“, er legte eine kurze Redepause ein, um die Spannung zu steigern,was ihm allerdings auch gelang, denn Chris drückte meine Hand so fest, dass ich fast aufgeschrien hätte. Dann fuhr er fort.
„Leider ist euch ebenso wie mir klar, dass es nur Gewinnerin geben kann. Deshalb möchte ich mich  so kurz wie möglich fassen und die Gewinnerin gleich verkünden. Gewonnen hat...“.

Plötzlich wurde der Sprecher vom Blonden unterbrochen, der zu ihm getreten war und ihm nun etwas ins Ohr flüsterte. Chris und ich tauschten irritierte Blicke miteinander.
„Sicher? Immerhin hat sie sich nicht einmal beworben“, fragte der Mann.
Der Blonde zeigte ihm grinsend ein Daumen-Hoch als Zeichen für seine Zustimmung.
“ Ok...wie es aussieht gibt es eine Planänderung. Die Band hat beschlossen ihre Assistentin selbst auszusuchen “, sprach er ins Mikro.
„Niall, zeig uns bitte eure Favoritin“. Der Blonde ließ seinen Blick durch die Menge schweifen, bis er scheinbar sein Ziel gefunden hatte. Grinsend hob er den Finger und deutete dann...auf mich!

2. Kapitel: " Einverstanden!" (Hilfe, worauf hab ich mich eingelassen?!)



Chris und ich starrten uns völlig fassungslos an. Nein, das musste ein Irrtum sein! Ich hatte mich sicher vertan und er zeigte auf jemand anderes. Nervös warf ich einen Blick über meine Schulter hinweg um zu prüfen, ob sich irgendjemand, der sich hinter mir befand, angesprochen fühlte. Leider schien es nicht so.
Also deutete ich fragend mit dem Finger auf mich selbst, um sicher zu stellen, ob er wirklich mich meinte. Der Blonde nickte lächelnd.
War das möglicherweise ein Scherz oder etwas in die Art? Wieso wollten diese Typen denn ausgerechnet mich als Assistentin? Ich hatte mich ja nicht einmal dafür beworben. Ich verstand die Welt nicht mehr.

Dann sagte er: „ Na los, komm schon hoch!“,und winkte mich zu sich rüber, doch ich war noch immer zu viel zu perplex, um mich auch nur einen Schritt vorwärts zu bewegen.
Darum sprang er von der Bühne herunter, kam auf mich zu, griff nach meiner Hand und zog mich hinter sich her, noch bevor ich etwas einwenden konnte.Ich errötete leicht, als wir durch die staunende Menge hindurchliefen.
Er wollte meine Hand selbst dann nicht loslassen, als wir die Bühne schon erreicht hatten, also räusperte ich mich kurz, sodass er es sofort beschämt nachholte.

„ Nur nicht so schüchtern.“, sprach der Sprecher ins Mikro. „Könntest du uns bitte deinen Namen verraten?“. „..Lia“, sagte ich zögernd. „Ein schöner Name. Also Lia, die Band hat dich als ihre Assistentin ausgesucht. Was sagst du dazu?“.
Ich blickte auf die Menge vor mir. Wie kam es, dass diese Typen bei all den hier anwesenden Mädchen, gerade mich aussuchten? Und das obwohl sie wussten, dass sie mir nicht besonders sympathisch waren. Das musste also ein Trick sein. Bestimmt wollten sie sich mit dieser Aktion über mich lustig machen. Bei dem Gedanken wurde ich sauer.

„Also?“, fragte der ältere Kerl ein weiteres Mal. „Meine Antwort lautet nein!“. Wenn sie unbedingt jemanden zum spielen brauchten, sollten sie sich doch bitteschön eine andere suchen.
Eine Mischung aus Entsetzen und Erleichterung lag in der Luft. Einerseits konnte es wohl niemand so recht glauben, dass ich das Angebot eben abgelehnt hatte und andererseits waren alle Bewerberinnen  im Raum sichtlich froh über meine Antwort, da somit für sie selbst noch eine Chance bestand, ausgewählt zu werden.

„Wenn ihr sonst nichts zu sagen habt, würde ich jetzt gerne gehen“, meinte ich bissig. Ohne ein weiteres Wort lief ich zurück durch die Menge zu Chris, die heute Abend bereits ihr zweites Trauma erlebt haben musste und zog sie aus dem Gebäude.
Chris Mutter hatte uns nach dem Casting mit dem Auto abgeholt und ich beschloss spontan die Nacht bei ihr zu verbringen.
Der Tag hatte uns beide stark mitgenommen und ich konnte eine ruhige Nacht mit meiner Besten Freundin gut gebrauchen.

Chris` Bett war glücklicherweise groß genug für uns beide, also warfen wir uns rein und plauderten ein wenig. „Wieso ist dein Bett eigentlich so groß?“, fragte ich neugierig.
„Nur für den Fall, wenn ich ganz besondere Gesellschaft habe“, antwortete sie und zwinkerte vielsagend. „Ok...Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob ich da mit drin pennen will!“, meinte ich gespielt abgeneigt und sie lachte auf. Dann wurde sie auf einmal furchtbar ernst.
„Weißt du, dass du von der Band selbst ausgesucht wurdest, obwohl du dich nicht einmal dafür beworben hast war ja schon ganz schön krass. Aber dass du dann auch noch abgelehnt hast...Mal im ernst, warum hast du eigentlich nein gesagt?“, wollte sie  schließlich wissen.
„Ich kann die Typen nicht ab, das weißt du doch.“, antwortete ich mit mieser Stimmung, da sie mich wieder an das Casting erinnert hatte. Inzwischen hatte ich mir eine alte Zeitschrift von ihrem Schreibtisch geschnappt und blätterte jetzt darin ein wenig rum.

„. Dann haben sie halt einen kleinen Fehler begangen, das ist doch wirklich kein Grund, so zu überreagieren “. „Ach so ist das? Jetzt bin ich also schuld an allem?!“, sagte ich aufgebracht. „Komm Lia, du weißt, dass ich das nicht so meinte. Wie wär´s, wenn du´s dir einfach noch mal durch den Kopf gehen lassen würdest?.“,schlug sie vor. „Übrigens könntest du einen Job zurzeit gut gebrauchen und `nen besseren als den wirst du ja wohl kaum finden“.
In dem Punkt hatte sie allerdings Recht. Ich war nämlich gerade ziemlich knapp bei Kasse. „Außerdem, wie schwer kann´s wohl sein, als Assistentin für eine Boyband zu arbeiten? Wahrscheinlich musst du einfach nur ihre Fanpost für sie beantworten oder sowas!“. „Trotzdem. Ich mach´s nicht!“. Damit war das Gespräch für mich beendet und ich legte mich zum Schlafen nieder. Doch Chris dachte nicht im Entferntesten dran, mich schlafen zu lassen.
„Bitte!“, flehte sie. „Nein! Lass mich schlafen!“, erwiderte ich.
„BITTE!“.- „NEIN!“- „BITTTÖÖÖ!“.- „NEI-EN!“. „Bitte, bitte mit Kirsche oben drauf“, sagte sie mit Hundeaugen, wofür ich aber nur ein genervtes „HÖR ENDLICH AUF!“ übrig hatte.

So ging das die ganze Nacht über weiter, weshalb ich nicht ein Auge zu gekriegt hatte. Und auch am Morgen, als wir uns für die Schule fertig machten, ließ sie mich nicht in Ruhe. Selbst als wir gerade den Schulweg antreten wollten, versuchte sie mich weiterhin zu überreden. Langsam riss mir der Geduldsfaden.
Ich öffnete die Haustür schnell, da ich Chris` Folter entgehen wollte, rannte aber versehentlich in jemanden hinein, der vermutlich davor gestanden hatte um anzuklopfen.
„Entschuldige...“, sagte ich verlegen und schaute zu dem Jungen hinauf, da er fast einen ganzen Kopf größer war als ich. Unglücklicherweise handelte es sich bei ihm wieder um den blonden Kerl von der Band. Was hatte der denn hier verloren?
„Hi!“, grüßte er uns mit einem breiten Lächeln, das seine glänzenden blauen Augen und seine strahlend weißen Zähne nur noch mehr zur Geltung brachte.
„Was, du schon wieder?!“, stellte ich ungläubig fest. „OMG! Niall Horan von One Direction steht direkt vor meiner Haustür!“, kreischte Chris überwältigt . Er fuhr sich nervös durch den blonden Schopf. „Können wir vielleicht reden?“. „Ich sagte doch schon nein! Wir müssen wir leider zur Schule, komm Chris“. Ich wollte an ihm vorbei, doch er fasste meinen Arm und hielt mich zurück. Dann sagte er überraschend sanft: „Bitte Lia! Es dauert wirklich nicht lang“, wodurch seine großen blauen Augen noch schöner wirkten. Plötzlich kam er mir nicht mehr so grob vor und ich willigte schließlich doch ein. Wir gingen zurück ins Haus. Das Thema Schule war für heute somit ebenfalls erledigt.

„Woher wusstest du überhaupt, wo du uns findest?“, fragte ich verwundert. „Das war leicht. Deine Freundin hatte sich beim Casting beworben, daher hatten wir ihre Adresse. Ich dachte, ich fahr da einfach mal hin und versuche mein Glück“, erzählte er verlegen. Offen gesagt schien er doch irgendwie ganz nett zu sein. Vielleicht hatte Chris ja recht und ich hatte sie falsch eingeschätzt? . „Ihr wisst sicher, warum ich hier bin..“. Doch ich unterbrach ihn, ehe er weitersprechen konnte. „Hör zu. Anfangs konnte ich euch Typen nicht besonders ausstehen...“, sagte ich, worauf sich sein Gesichtsausdruck betrübte. „...Aber jetzt denke ich, dass ich euch möglicherweise falsch eingeschätzt habe. Tut mir wirklich Leid...dennoch bin ich nicht an eurem Angebot interessiert“.

„ACH KOMM SCHON!“, platzte es plötzlich aus Chris heraus, die bis jetzt die ganze Zeit über damit beschäftigt war, Niall verträumt zu mustern. „ Sag doch einfach ja! Mir zu Liebe“. Jetzt fing das wieder an. „Der Job ist nicht schwer und wir würden dich auch angemessen bezahlen“, warf Niall ein. „Was genau heißt denn bitte angemessen?“, fragte Chris interessiert, worauf ich die Augen verdrehte und  Niall lachen musste. Er holte einen Scheck aus seiner Tasche und drückte es mir in die Hand. „Ich hoffe das reicht für den Anfang!“. Unsere Augen weiteten sich beim Anblick auf die Summe. „Z-ZEHNTAUSEND POUNDS?!“-“PRO MONAT?!“. Uns klappte das Kinn vor Entsetzen runter. „Ok, Lia. Wenn du diesen Job nicht annimmst, werd ich kein einziges Wort mehr mit dir wechseln“, meinte Chris noch immer schockiert. „Das mein ich ernst!“. „Das ist viel zu viel“, sagte ich prompt, woraufhin Chris mir sofort den Mund zuhielt. „Das war natürlich nur ein Scherz“. Letztendlich wusste ich, dass ich ihm, vor allem aber auch Chris nicht entkommen würde. Er starrte mich hoffnungsvoll an. Es schien mir wirklich nichts  übrig zu bleiben. Ich seufzte. „...Is ja gut. Ihr habt gewonnen. Ich werde eure Assistentin“. So hatte ich letztendlich doch zugesagt...worauf hatte ich mich nur da wieder eingelassen?  

3.Kapitel: Das "Mädchen-für-Alles" (Jetzt reichts!)


Gleich am nächsten Tag kam Niall mit dem offiziellen Arbeitsvertrag vorbei, den ich offen gesagt mit Bedenken unterschrieb und schon am darauffolgenden holte er mich mit seiner Limousine ab.
Der Wagen fuhr eine ganze Weile, bis er schließlich vor einer riesigen Villa in einer mir unbekannten Gegend anhielt. Chris pfiff begeistert, nachdem sie das Anwesen erblickt hatte. Auch ich musste staunen, denn es war mit nichts mir bis dahin bekanntem vergleichbar.
„Wenn euch das schon beeindruckt hat, wartet erstmal, bis wir drin sind!“, meinte Niall belustigt, nachdem er zwischen uns getreten war und lässig seine Arme über unsere Schultern gelegt hatte.

Als wir hinein gingen, kamen sofort mehrere Personen in Dienstkleidung auf uns zu.
„Willkommen zurück, Sir!“, sagten sie fast wie im Chor. „Hallo.“, erwiderte Niall die Begrüßung. „Sind alle nötigen Vorbereitungen getroffen worden?“, wollte er anschließend wissen. „ Selbstverständlich. Es ist alles fertig eingerichtet“, antwortete einer. „Dürfte ich der Dame ihren Koffer entnehmen?“. „...Oh, vielen Dank!“, sagte ich verwirrt. An so viel Aufmerksamkeit musste ich mich erst noch gewöhnen. Dann sahen wir, wie drei der anderen aus der Gruppe die breite Treppe herunterliefen. Sie unterhielten sich über ihren Tagesplan, soweit ich das mitbekam. Als sie uns bemerkten, steuerten sie auf uns zu und ich befürchtete, dass Chris kurz vor einem Herzversagen stand.
„Heey. Ist das unsere neue Assistentin?“, fragte der Kerl, auf den Chris ganz besonders abfuhr. Er musste dieser Harry sein.
„Cool, dass du dich doch umentschieden hast!“, sagte ein anderer breit grinsend. „Soweit ich weiß, haben wir uns noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Harry, das ist Liam und er hier heißt Louis!“, erklärte er und deutete dabei auf sich und seine Freunde. Die beiden anderen begrüßten uns ebenfalls mit einem „Hi“. Ich konnte es nicht glauben, aber bis jetzt schienen sie wirklich ok zu sein.

„Jetzt kann ich auch verstehen, wieso du sie unbedingt für den Job haben wolltest, Niall...“, meinte Harry in einem ganz plötzlichen verführerischen Ton. Er stand plötzlich direkt vor mir und hatte sich runtergebückt, sodass sich nur noch ein winziger Abstand zwischen unseren Gesichtern befand. Ich wich instinktiv einen Schritt zurück. Was sollte das jetzt?
„Hey, ganz ruhig...ich wollte mir nur deine Augen genauer ansehen. Die sind echt schön.“ Und wieder kam er näher, was mir echt unangenehm wurde.
In dem Moment trat Niall vor mich und sagte in einem ernsten Tonfall: „Das reicht jetzt, Harry!“. Der besagte verzerrte genervt das Gesicht, setzte dann aber wieder sein gewohntes Lächeln auf. „Hey, bleibt cool!“. „Vielleicht solltet ihr besser schon mal zum Studio fahren. Ich und Zayn kommen dann nach.“, schlug Niall vor. So machten sie sich auf. Ich musste wirklich aufpassen, vielleicht waren sie doch nicht so harmlos, wie ich zunächst gedacht hatte.

Niall führte mich zu meinem Zimmer und meinte, ich könne schon mal anfangen einzuziehen. Da ich als Privatassistentin theoretisch immer und überall „gebraucht“ werden könne, was immer das auch heißen mochte, sollte ich am besten bei ihnen mit im Haus wohnen. Und auch die Schule sei kein Problem, da ich, genauso wie sie auch, zuhause unterrichtet werden könne. Also tat ich das mir befohlene. Chris war inzwischen wieder gegangen, da sie im Gegensatz zu mir bedauerlicherweise an dem Tag noch die Schule besuchen musste.
Als ich alles fertig ausgepackt und eingeräumt hatte, wollte ich Niall suchen, um ihn nach dem weiteren Tagesablauf auszufragen. Doch ich konnte niemanden ausfindig machen. Selbst das Personal schien auf einmal verschwunden zu sein.
Also lief ich zum nächstgelegenen Zimmer, um nach ihm zu schauen. Leise klopfte ich an, doch ich bekam keine Antwort, weshalb ich die Türklinke langsam herunter drückte und anschließend das Zimmer schweigend betrat.
Es war ein großes Zimmer, eingerichtet mit dem neuesten LCD - Fernseher, der an der Wand angebracht wurde, vielen Musikinstrumenten bzw. technischen Ausstattungen, einem Doppelbett und einer riesigen Couch genau in der Mitte des Raumes. Außerdem standen an den Seiten noch Regale und Glasvitrinen, in denen eine Menge Auszeichnungen und auch Fotos standen, die ganz besonders mein Interesse geweckt hatten.

Es musste sich um alte Familienfotos handeln. Auf dem einen war eine junge hübsche Frau mit dunklem Haar zu sehen, die einen kleinen Jungen in den Armen hielt. Neben ihr stand ein Mann, auch mit dunklen Haaren und leicht gebräunter Haut. Ich nahm den Fotorahmen vorsichtig in die Hand, um es besser betrachten zu können. Das Foto war wirklich schön. Sie sahen sehr glücklich aus. Aber aus irgendeinem Grund kam mir der kleine Junge bekannt vor.
„Was soll das denn werden?“, fragte plötzlich eine kühle tiefe Stimme hinter mir. Ich erschrak so sehr, dass ich fast das Foto hatte fallen lassen. Der Schwarzhaarige Kerl stand mit nur einem Handtuch bekleidet vor mir, während er sich mit einem anderen gerade die Haare abtrocknete. Vermutlich war er aus dem Bad gekommen und ich hatte es nicht bemerkt. Das war also sein Zimmer.
„Ich...Ich suche Niall“, sagte ich verlegen und stellte das Foto schnell an seinen Platz zurück. „Deshalb musst du unbedingt in fremde Räume platzen und die Sachen anderer durchwühlen?“, fragte er ironisch. „Tut mir Leid“, brachte ich nur hervor. Normalerweise wäre mir sicher eine passende Antwort für ihn eingefallen, aber zum einen hatte er leider recht und zum anderen wurde mir Tatsache, dass er halbnackt vor mir stand langsam unangenehm. Ich musste andauernd versuchen, nicht auf sein Sixpack zu schauen. „War ja klar, dass es ne blöde Idee, dich in dieses Haus zu lassen!“, meinte er voller Arroganz, sodass ich begann wütend zu werden.„Wie bitte?!“. „Du bist jetzt schon furchtbar lästig!“ . Er wagte es tatsächlich noch einen drauf zu setzen. Von all den Idioten in dieser Band war er meiner Meinung nach mit Abstand der schlimmste!
„Entschuldige mal, ihr wart es doch,die mich bis nach Hause verfolgt und angebettelt haben, damit ich zusage. Und jetzt führst du dich so auf, als hätte ich unbedingt darauf bestanden, hier zu sein!“.

Gerade als er zu einer Gegenantwort ansetzten wollte, ging die Tür auf und Niall kam rein.
„Hey Zayn! Weißt du wo Li-..“, fragte er, stockte jedoch, noch bevor zu Ende sprechen konnte.
Scheiße! So wie wir hier standen und vor allem weil der Typ halbnackt war, konnte man das sicher falsch verstehen. „Niall. Hier bist du also“, sagte ich erleichtert und hoffte, mich irgendwie aus der Sache rausreden zu können . „Ich wusste nicht, wo du bist und bin dann versehentlich in dieses Zimmer gegangen“. Er zog skeptisch eine Braue hoch. „Wie auch immer. Du solltest das Zimmer jetzt besser verlassen.“. „Gut.“, sagte ich. Und folgte ihm in den Flur. Den Rest des Tages sollte ich einfach nur chillen, während sie zum Studio fuhren und Aufnahmen für ihre neue Single aufzeichneten.
Wie es aussah, war das wirklich kein aufwendiger Job. Umso besser für mich, dachte ich. Aber das sollte sich bald ändern.

Am Abend waren sie alle fünf wieder daheim. Ich saß noch immer in meinem Zimmer und hörte friedlich ein wenig Musik, als plötzlich ein ohrenbetäubender Alarm losging. Panisch richtete ich mich auf, da ich dachte, dass es brannte oder sowas. Ich lief schnell die Treppe runter und suchte nach den anderen, aber als ich sie vorfand, saßen Harry, Louis und Liam gemütlich im Wohnzimmer und quatschten.

Komischerweise war sogar ich diejenige, die befremdlich angestarrtwurde.
„Ihr...dieser Alarm...habt ihr den etwa nicht gehört?!“, stammelte ich aufgewühlt, da ich nichts mehr verstand. „Oh ja. Das war dein „Einsatz-Alarm“.“, erklärte Louis. „ Was bitte ist ein Einsatz-Alarm?!“, fragte ich verwirrt. „Na ja...wenn wir deine Dienste benötigen, ertönt er“,fügte Liam hinzu und nahm einen kräftigen Schluck von seiner Cola. Wollten die mich verarschen?!
„ Soll das´n Witz sein?“, fragte ich entnervt. „Ganz und gar nicht.“, warf Harry ein. „Du hast einen Vertrag unterschrieben, schon vergessen? Und der besagt, dass du als unser „Mädchen-für-alles“ tun musst, was wir dir sagen“. Unglücklicherweise hatte er recht und das allerschlimmste war, dass ich mir das auch noch selbst eingebrockt hatte.
„Gut...was soll ich machen?“, fragte ich lustlos. „Mein Nacken ist so verspannt. Massier ihn mir!“, befahl Harry und rieb sich demonstrativ am Nacken. „Was?! Aber das kann doch einer von euren Bediensteten machen“. „Ich will, dass du´s machst!“, verlangte er, also machte ich mich seufzend an die Arbeit.

„Oh ja...tiefer,tiefer...so ist es gut!“, stöhnte er, während ich ihn leise fluchend massierte.
„Hey, Lia. Meine Cola ist leer. Sei so gut und füll den am Automaten für mich nach“, meinte Liam und hielt mir seinen Becher unter die Nase. „ Und wo steht dieser Automat?“, fragte ich gereizt. „Im Freizeitraum. Wenn du aus dem Raum gehst die zweite Tür links“.
Nachdem ich mich mehrmals im riesigen Anwesen verlaufen hatte, da mich ein gewisser Blödmann in die Irre geführt hatte und es sich nicht um die zweite Tür links sondern um vierte von rechts handelte, fand ich endlich den Raum und den Getränkefüller.
Es war so ein Ding, wie es ihn in jeder Bürgerbude gab, nur viel komplizierter.
Verzweifelt drückte ich gleich mehrere Knöpfe, doch das Mistding wollte kein Getränk abfüllen.
Langsam wurde ich rasend und verpasste der Maschine einen Fußtritt. Doch anstatt, dass sie den Becher nachfüllte, spritzte sie mich mit Flüssigkeit voll. Egal, was ich auch versuchte, sie ließ sich nicht abstellen, bis es mir endlich gelang, den Stecker zu finden und ihn herauszuziehen. Ich war völlig durchnässt und kurz vorm Durchdrehen. Auf einmal ertönte wieder dieser schreckliche Alarm und ich rannte die Finger in die Ohren gestopft ins Wohnzimmer zurück. „Hey wo ist meine Cola?“- „Wo bleibst du denn so lange, mein Massage war noch gar nicht fertig!“- „Kann ich etwas Obst haben?“. Dies brachte das Fass endgültig zum Überlaufen.

„MAUL HALTEN!“     , rief ich völlig entnervt. „WENN EINER VON EUCH AFFEN AUCH NUR EIN EINZIGES WORT SAGT, BRING ICH IHN UM, ICH SCHWÖRS!!“. Geschockt sahen sie mich an. „Ihr seid die arrogantesten, nervtötendsten und schlimmstenTypen, denen ich je begegnet bin!!!“, fuhr ich fort. „Machts euch Spaß, andere Leiden zu sehen? Ihr seid vielleicht reich und habt viele Fans, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass ihr im wahren Leben viele Freunde habt!“. So hatte ich Dampf abgelassen. Aber jetzt plagten mich Schuldgefühle, da ich ihnen an ihren betrübten Gesichter ansah, wie sehr sie meine Worte gekränkt hatten.

4.Kapitel:


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 03.01.2013

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